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Wie auch das Leben so geht das Spiel weiter, tiefer hinab, in schwierigere Aufgaben, wie auf dem Weg zu Gott gewinne ich neue Sicherheit durch bestandene und gewonnene Kämpfe. Ich beuge das Knie, neige das Haupt vor Gott. In ihm und mit ihm auf dem Weg durch dieses Leben, im Spiel auf dem Weg die Welt ein Stück besser zu machen. Und was könnte diese Welt hier besser machen als schon einmal aus mir all jenen Schmutz zu entfernen, der wie aus einer Quelle aus mir immer nachzusprudeln scheint. Und Gott zu vertrauen, dass er die Macht hat jene Quelle zu säubern bis auch der letzte Gedanke auf ihn gerichtet ist, wie es angemessen ist.

Barbie steht in der Festung des Wahnsinns mit zwei wahnsinnigen Aufgaben: Den ehemaligen Engel Izual zu besiegen und somit zu befreien und Mephistos Seelenstein in der Höllenschmiede zu zerschmettern. Beides Aufträge, die eigentlich kein Mensch je auf sich nehmen sollte, außer er verspürt Lust auf sofortigen Tod. Oder er geht in Gottes Namen und weiß um die Gefahren des Scheiterns. Die Festung des Wahnsinns erinnert erneut an ein Kloster, graue Steine in mittelalterliche Formen gebracht und zu einem eindrucksvollen Ganzen zusammengefügt. Tyrael, mein Erzengel, steht in einer Ecke, Barbies Kiste steht an der Rückwand und unser alter Freund Deckard Cain wacht. Barbie hat inzwischen so viele Sachen, dass ich einen Teil neben die Kiste lege in der Hoffnung dass der Server es nicht frisst. Es gibt nur wenige Menschen hier, Jamella verkauft Zauberstäbe und Tränke und Halbar Waffen und Rüstungen aller Art. Hasien, der Söldner, ist noch bei uns, mal sehen wie er mit dem vierten Kapitel klar kommt. Es gibt hier zwar nur drei Aufträge, der letzte ist Diablo zu besiegen, doch diese sind schwer.
Aus der Festung des Wahnsinns führt eine sich wie unter Schmerzen windende Treppe auf die äußere Steppe und von dort über eine weitere Treppe in die Ebene der Verzweiflung. Sie sind sehr schmal, die Treppen, die einzigen Übergänge, daher gut zu verteidigen. Über den schwarzen Abgrund hinweg reichen sie, Abgrund der tief nach unten reicht, mit Wasser gefüllt. Felsen ragen von dort auf, aus dem schwarzen Wasser, das den Abgrund füllt, auf ihnen leuchten Feuer mit flackerndem Schein auf den schmalen, gewundenen und steilen Weg. Wir gehen hinab in die Ebene, ich denke an den umgekehrten Weg, an den Weg aus der Ebene der Verzweiflung bis an die Tore des Himmels, an die gewundenen Wege und steile Treppen und an Gottes gütiges Licht, dass den Weg immer so weit erhellt, wie es sinnvoll scheint, ihm sinnvoll scheint. Auf diesem Weg bin ich unterwegs so gut ich vermag und gehe im Vertrauen, dass er mir Weisheit und Licht gibt, Kraft und Geschicklichkeit, dass er in meiner Schwachheit stark ist.
Wir gelangen in die äußere Steppe und zunächst ist da niemand. Niemand außer gefangenen Seelen, die, aneinander gekettet miserabel auf dem Boden hocken und sich hin und her wiegen in Schmerz. Sie sind die Unerlösten, manchmal frage ich mich ob sie Unerlösbare sind. Ob sie durch ihre Ketten anderen so sehr Schrecken waren, dass es für sie keine Gnade mehr gibt, ja, dass sie bei dem Wort Gnade Blut spucken würden, so verdreht sind ihre Seelen, verdreht wie jene Treppe. Ob dies der für sie gnädigste Aufenthalt ist, fähig zu klagen, gemeinsam zu klagen, ohne die Last der Entscheidung oder des Tuns. Ich betrachte sie lange, sehe in ihnen einen Teil meiner selbst, einen Teil vieler Menschen, die sich bewusst gegen Gott entschieden haben und nicht mal bemerken, dass sie damit nur dem Ruck ihrer Kette nachgeben. Sie halten jenen für gefangen, der an Gott glaubt, der jedoch frei, freier zumindest durch dieses Leben geht um Gott zu dienen. Doch dienen ist nicht unbedingt Modewort. Und so sitzen sie, gequälte Seelen, anderen zur Warnung und zur Qual, aneinander gefesselt, bewegungslos, es verstört sie so zu sehen. Zu begreifen, wie tief die Qualen mancher Menschen sind, Qualen, die ihm vielleicht nicht einmal bewusst sind. Denn würden wir uns jener Qualen, die diese Form der Gesellschaft uns abverlangt, bewusst werden, wir würde schreien und uns die Stirne einschlagen, oder eben verzweifelt auf dem Boden kauern und uns in stummem Wahnsinn hin und her wiegen. Aber jene Qualen machen einen Menschen für andere zur Gefahr, wie ein verwundeter Bär eine große Gefahr ist gerade durch seinen Schmerz. Und der Versuch andere mit hinab zu ziehen in das gleiche Unglück ist groß. Es ist schnell vergessen, jene tiefe Wahrheit, dass wir alle dienen, die Frage ist an welchem Altar und um welchen Preis.
Mitten in meine Überlegungen platzen drei Fanatische Ritter der Verdammnis, Ausführung Champion und Barbie stirbt erst einmal. Denn diese Ritter sind immun gegen Feuer. Erst erledigen sie Hasien und dann ist Barbie ein leichtes Opfer. Ich flüchte mit ihr die Treppe hinauf, doch nicht weit genug, nicht schnell genug und Barbie liegt tot am Boden, ein leuchtendes Bündel in der grauen Öde. Wir starten neu, Barbie mit einer Armbrust ausgerüstet und das erledigt den Ersten, der alleine auf der Treppe stand. Doch was mache ich mit den anderen? Barbie hat ja nur Feuerzauber um anzugreifen. Ich gehe an meine Kiste und tausche ihre beiden Ringe, die ihr helfen wertvolle Gegenstände zu finden, gegen zwei Ringe die pro Treffer Lebenskraft absaugen. Zusammen saugen sie pro Treffer 10 % Lebenskraft ab. Damit sind die beiden Ritter rasch besiegt, doch sie verlieren dafür keine wertvollen Gegenstände. Gerade als sie besiegt sind, kommt eine ganze Gruppe Giftfürsten, prächtig düster anzusehen, mit einer neuen Gruppe der feuerimmunen Ritter der Verdammnis. Und Hasien stirbt gleich bei der ersten Attacke. Sie sehen grauenhaft prächtig aus, diese Kreaturen, dass macht es schwer und leicht sie zu bekämpfen. Sie sehen ehrfurchtgebietend und furchteinflößend mächtig aus und sie sind auf ihre Art mächtig, mächtig zu zerstören was ihnen in die Quere kommt. Ich denke wieder an Sandburgen, die so liebevoll und langsam gebaut werden und so schnell zerstört sind. Wie leicht scheint es zu zerstören, was ein anderer in langer Arbeit aufgebaut hat. Wie einfach scheint solch ein Sieg und ist doch großer Verlust, große Niederlage für die Menschheit. Der Triumph des Zerstörers kann für die Menschheit nur Niederlage sein, mag jener noch so gefeiert sein. Ich gehe zurück zu Tyrael, Hasien wieder ins Leben zu holen.

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Tag der Veröffentlichung: 08.01.2010

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