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Vorgeschichte
 
Wieder zu spielen
 
Ich spiele wieder. Ich bin froh darum. Ich spiele wieder Diablo II©, ein Spiel, das mich schon nächte-lang vor dem Computer gehalten hat, so spannend waren mir die Abenteuer, die mir dort begegnet sind. Es war ein Abenteuer, alleine nur bis hierher zu gelangen, da ich keinen Computer habe, der die Vorraussetzungen erfüllt. Fieberhaftes Suchen also. Doch ebay, jener geliebt-gehasste Internetladen, der wirklich alles versteigert oder verkauft, was man haben oder nicht haben möchte, macht’s möglich. Auch für jemanden, der nicht gerade viel Geld flüssig hat. Dort habe ich den Computer ersteigert. Und da liegt er jetzt. Er hat nur 1,5 GB, kann ich damit Diablo spielen? Ich installiere das Spiel, es geht. Langsam, fast widerwillig, doch es geht. Große Freude in meinem Herzen. Es hat mir gefehlt, das Spiel. Ich glaube, es erlaubt meinem geist sich zu erholen, oder Dinge des Tages zu verarbeiten, weil er nichts anderes zu tun hat während des Spieles. Außerdem ist es eine schöne Umgebung, sehr liebevoll gestaltet, jeder Charakter, jedes Monster ein kleines Kunstwerk. Dann denke ich, die wirkliche moderne Kunst ist dies, jene Monster so zu zeihnen, ihnen Bewegungsabläufe zu geben, den Spielverlauf zu gestalten. Außerdem macht es einfach Spaß. Die Umgebung hat mir gefehlt, manchmal fühle ich mich in ihr mehr zu hause, als in meiner „wirklichen“ Umgebung, vielleicht weil diese nicht so ästhetisch ist, vielleicht weil niemand rumschimpft, vielleicht, weil sie nicht jedem zugänglich ist. Es nährt meine Seele, meinen Sinn für Spiel und Sinn zugleich, ich kann gefühle verarbeiten, ausleben oder einfach zulassen und niemand richtet. Ich spiele alleine, ich habe mich mit der beliebten Art der Multi-Player Internet Spiele nicht anfreunden können, ich bin froh alleine mit meinen Abenteuern zu sein, nur abhängig vom Zufallsfaktor des Spiels, der mir gleiche Aufgaben neu vormischt, wie in einem Kartenspiel beim Skat oder ähnlichem die immer gleichen Karten neue und niemals ganz gleiche Blätter ergeben. So auch hier, in einem komplexeren Maßstab natürlich. Ich bin ganz aufgeregt, es ruckelt, nervt, hängt, aber es geht.
Das Extension Pack, die Erweiterung, geht nicht mehr. Kein 5. Kapitel also. Alleine schon bis hierher Spannung, bekomme ich beim Steigern den Zuschlag? Kommt er dann wirklich? Ist er heil? Er ist. Ich baue ihn auf, schließe fast wie eine heilige Handlung Maus und Tastatur und Moitor an und schalte ihn ein.
Diablo. Es ist der Kampf gegen das Böse, das Böse in Gestalt Diablos, der eine Spur der Verwüstung zieht. Es ist eine Art Rollenspiel und Kampfspiel zugleich. Wenn es installiert ist, ist eine komplett fertige Welt installiert, durch die mein Charakter wandert und Abenteuer erlebt. Es gibt vier große Abschnitte, die Kapitel. Durch diese führe ich einen Charakter, der Dinge tun oder nicht tun kann und versuche, die gestellten Aufgaben zu lösen. Im Ende Diablo zu besiegen. Diablo ist in diesem Spiel das personi-fizierte Böse, ein Wesen, das von einem Menschen Besitz ergriffen hat, wie es das Böse gerne tut, und durch diesen wirkt.
Es gibt eine Vorgeschichte, in der Diablo von einem Helden besiegt und unter der Stadt Tristram gefangen gesetzt wurde, mächtige Magie hielt ihn dort lange, doch der Orden der Magier, die ihn gefangen setzten, die Horadrim, ist zerfallen und so hat er sich befreien können. Ausgerechnet jener Held, der Diablo damals besiegt und in einen unterirdischen Kerker unter der Stadt Tristram schloss, ist jetzt der verführenden Macht Diablos erlegen. So konnte Diablo entkommen und versucht jetzt, seine Macht wieder her zu stellen und sich an jenen zu rächen, die die Macht hatten ihn zu binden. Dabei helfen ihm viele untote Wesen, die er zum Teil schafft, die sich ihm aber auch zum Teil anschließen, weil seine Macht sie zieht, sie in den Bann zwingt oder weil sie seine Dunkelheit teilen. Der dunkle Wanderer sucht nach Macht diese Welt und alle Wesen in ihr zu beherrschen, ich spiele den Helden, der versucht ihn daran zu hindern. Denn Diablo ist den Menschen nicht gerade freundlich gesinnt, er ist der Herr des Schreckens, Zerstörung und Unheil folgen ihm auf dem Fuß, es gibt Blutbad auf Blutbad. Wo immer er war, bleiben Blut und Leichen zurück. Glaubst du, er würde zusehen, wie wir in aller Ruhe am Computer sitzen um zu spielen? Wenn er etwas hasst, jener alte Feind des Menschen, so ist es Glück, Glück des Menschen. Gibt es ein solches Wesen in unserer Welt, außerhalb meines Computers, als eigenständiges wesen? Es gibt viele Stimmen, die dies bejahen. Die ihn kennen gelernt haben und die begriffen haben, dass jener Kampf vom Bildschirm in unsere Welt getragen ist – oder eher umgekehrt von unserer Welt auf den Bildschirm abgebildet wurde - und hier wie dort ständig neu zu bestehen ist. Es ist der alte Kampf - gut gegen böse also. Der Kampf, der heute so aktuell ist wie vor Zeiten, der jeden Tag neu stattfindet, wie er auf dem Computer ständig neu da ist, wie die Monster nach jedem neuen Laden wieder da sind, wie ich ständig von vorne anfangen kann und doch nie fertig werde alle Monster besiegt zu haben, wie dort so auch hier. In meiner Seele und in der Seele eines jeden Menschen, der versucht gut zu sein, der versucht Gott zu finden und zu folgen. Denn Gott ist jenes Wesen, obwohl selten erwähnt, dem wir den Impuls verdanken aufzustehen gegen Übles und zu denken, dass es sich zu kämpfen lohnt, jenes Wesen, dass hinter und in allem verborgen ist, jenes Wesen, dass, weichgespült und verharmlost bis zur Unkenntlichkeit, in unseren Augen alle Majestät und Größe verloren hat und der doch der Herr ist, denn dies sagt nichts über ihn und sein Wesen aus sondern über uns und unsere Unkenntnis oder unseren Unwillen ihm zu dienen. Er ist hauptsächlich durch seine Diener so in Verruf geraten, dass ihm kaum noch jemand zuhören mag, doch ist es gerade er, der dazu treibt, die Fehler der unwilligen und faulen Diener aufzudecken um hinter ihnen einen strahlenden, mächtigen Gott zu finden.
 
Luzifers Erben
 
Diablo steht natürlich für Satan, den alten Ankläger der Menschen, den, der ihnen von Anbeginn an nicht freundlich gesinnt ist und versucht sie zu verderben oder zu vernichten. Satan ist in der Bibel, jenem Buch das von den Werken Gottes in dieser Welt berichtet, zunächst der schönste und mächtigste Engel Gottes, Luzifer, an der Seite seines Herrn. Doch dann wendet er sich von seinem Herrn ab, will selbst Gott sein und verliert so alles, die Schönheit, das Aufenthaltsrecht, die Freundschaft Gottes. Es scheint, als sei ihm ein Drittel der Engel gefolgt. Engel sind, soweit ich es weiß, mächtige Wesen, die keinen physischen Körper haben, (aber annehmen können) doch über große Kraft verfügen. Sie alle leben in einer Welt, die dem Auge unsichtbar ist, die aber dennoch erfahren werden kann. Auch Satan mit seinen nun Dämonen genannten Gefolgsleuten lebt in dieser Welt. Hier im Spiel hat er noch zwei Brüder, er ist Diablo, der Herr des Schreckens, die Brüder sind Mephisto, Herr des Hasses und Baal, der Herr der Zerstörung. Dazu hat er unzählige Diener, Geister, Untote, Menschen, seltsame Tierwesen, seine Gefolgschaft ist sehr vielfältig. (Das ist die Gefolgschaft Gottes auch, nur scheint das noch weniger bekannt als die Wesen, die den Menschen feindlich gesinnt sind.) Es scheint, als sei Diablo mit seinen Brüdern einer der Erben Luzifers, oder seiner Untertanen, ranghohe Dämonen mit sehr viel Autorität und Macht. Sie aufzuhalten ist die Aufgabe des Helden.
Dann ist es auf der Bildschirmoberfläche, das Icon des Spieles, und ich klicke es an. Es dauert, dauert, dauert, doch dann geht es auf, lädt und da stehen sie vor mir, am Lagerfeuer in der Wagenburg, die Sterne leuchten am Himmel und die Nacht ist tiefblau. Das Feuer flackert leise. Ich kann mir aussuchen, mit wem ich spielen möchte, alle Charaktere beherrschen verschiedene Waffen oder Zauber. Die Amazone, gut mit Speer oder Bogen, der Totenbeschwörer, der die Untoten für sich kämpfen lässt, der Barbar, der so gut zuschlagen kann mit Beil oder Hammer, die Zauberin, die mit Feuer oder Eis oder Blitz kämpft und der Paladin, der mit Zaubern und Schwert kämpft.
Ich mag keinen Nahkampf, es fließt eh schon genug Blut. Und ich mag Magie. Also will ich eine Zauberin spielen.
 
Moira
 
Es ist irgendwie elegant, wie sie mit den Elementen um sich wirft, sie rein aus ihrem Inneren hervorruft und immer bessere Zauber lernen kann. Ich habe schon einmal mit ihr gespielt und es macht wirklich Spaß ihr zuzuschauen.
Damals hat mir jemand, der viel erfahrener ist als ich, gesagt, dass es das Schwierigste ist, mit der Zauberin am Ende siegreich zu bleiben, weil sie ziemlich empfindlich ist, sie hat nicht sehr viel Widerstandskraft, wenn sie direkt angegriffen wird. Dann ist sie recht schnell tot und das ist immer wieder ätzend. Doch da die Figur nicht weg ist oder untergeht oder endgültig stirbt, wie das ja leider in diesem Leben passiert, ist es nicht so schlimm.
Ich wähle die Zauberin. Wie soll sie heißen? Es ist schwierig so einen Charakter zu benennen, weil er fast wie ein Freund wird, er entwickelt eigene Züge mit der Zeit und so etwas wie einen eigenen Charakter, auch wenn man sagen mag, es ist nur eine computeranimierte Figur. Manchmal scheint er einen eigenen Willen zu entwickeln und eigene Bewegungen oder Strategien. Es gibt in der Wissenschaft neuere Aufsätze zu dem Thema, ob Computer auch ein Bewusstsein haben, in ihrer Art scheinen sie tatsächlich so etwas zu haben. Wahrscheinlich hat es jeder, der viel Computer spielt, schon immer so gedacht. Wie also benennt man einen Gefährten? Ich beschließe sie Moira zu nennen. Klingt gut.
Ein weiterer Klick und das Spiel wird geladen. Die Wand des Klosters, wie die Wand eines Klosters eben aussehen sollte, große Steinquader, gotisch angehauchte Figuren, Spitzbögen, ein großes Holztor. Der Pilger davor sieht natürlich auch so aus, wie ein Pilger eben aussehen sollte. Graue Kutte, die die gesamte Figur bedeckt, mit Kapuze über dem Haupt, klein vor den riesigen Ausmaßen des Klosters. So klein wie ein Mensch vor Gott nur sein kann, der Einlass begehrt, vielleicht ist er dann noch einmal ein gutes Stück kleiner. Hier begehrt er Einlass in das Heiligtum, das Tor geht auf und Licht strömt heraus. Es strahlt heller und heller und dann steht Moira im Lager der Jägerinnen, dem ersten Kapitel des Spiels.
Das Lager der Jägerinnen besteht nur aus wenigen Wagen, ein paar Zelten, ein paar Kriegerinnen, Händlern, Abenteurern, das ist alles. Eine Palisade schützt das Lager gegen Angriffe, ein kleiner Fluss liefert Wasser. Moira hat eine Schatzkiste, die noch völlig leer ist.
Warriv, die erste Person, die in Moiras Nähe auftaucht, leitet Karawanen nach Osten, wenn der Weg frei ist, doch gerade das ist er nicht. Warriv grüßt Moira, wenig überrascht jemanden zu finden, von dem er denkt, er sei nur auf ein paar Abenteuer aus. Seit der jüngste Ärger anfing, sagt er, seinen viele Abenteurer durch das Lager gekommen. Er denkt, Moira habe schon von der Tragödie gehört, die über Tristram kam. Warriv sagt, Diablo, der Herr des Schreckens, wandele wieder auf der Erde. Er ist nicht sicher, ob er das glauben soll. Vor wenigen Wochen kam ein dunkler Wanderer durch das Lager, er wollte zum Gebirgspass, der vom Kloster der Jägerinnen bewacht wird. Vielleicht ist es Einbildung, sagt er, aber das Böse scheint ihm auf den Fersen gefolgt zu sein. Kurz nachdem der Wanderer die Klosterpforte passierte, wurde der Pass geschlossen und seltsame Kreaturen suchen seitdem das Land heim. Bis es wieder sicher ist, bleibe er im Lager mit seiner Karawane, hoffend, dass der Schatten, der auf Tristram fiel, nicht alle verschlingt. Wenn es vorbei ist, wird er nach Lut Gholein ziehen. Warriv bietet an, Moira mitzunehmen, wenn es soweit ist.
 
Der dunkle Wanderer
 
Ein dunkler Wanderer, der hier lang kam, der eine Spur der Verwüstung hinter sich her zieht, dem Dämonen folgen und schlimmere Schrecken? Diablo in Person, der gefallene Engel Luzifer, der eine neue Heimat sucht, zumindest steht es so in der Vorgeschichte, doch wie schon gesagt möchte ich eher annehmen, dass es sich um einen der „Offiziere“ oder Cousins handelt, selbst in seiner verstoßenen Gestalt muss man annehmen, dass Luzifer noch über sehr, sehr viel Macht verfügt und über Schönheit und Anziehungskraft. Schließlich ist er auch intelligent, nur so ist er zum Herrscher dieser Welt geworden.
Es scheint, als sei Luzifer vollkommenste Kreatur unter Gottes Kreaturen gewesen. Bis er anfing, sich selbst schön zu finden und zu denken, was der kann, kann ich auch. Augustinus hat es, soweit ich mich erinnere, so beschrieben. Da es in dem Sinn keine Schuld gab, bevor Eva von dem Apfel der Erkenntnis aß, (Geschichte folgt später) konnte Luzifer sich nur mehr und mehr um sich selbst drehen, denken, dass er derjenige sei, der Anbetung und Lob verdiene. Da begann sein Fall. Da begann sein Abstieg. Er fing an, um sich selbst zu kreisen, statt um Gott, der ihn doch geschaffen hatte und der ihn begabt hatte und überhäuft hatte mit Gaben und Talenten und Schönheit und Weisheit und ihm einen solch hohen Platz gegeben hatte. Es hat ja keinen Sinn sich aufzulehnen dagegen, der „Macher“ hat genau dies, die Macht. Wenn ich einen Text schreibe, mag er noch so schön sein, schöner als ich vielleicht, weil ich mich so in ihn entleert habe, so bleibe ich nichtsdestotrotz der Macher, der ihn löschen kann. Ähnlich alle Kreatur vor Gott. Luzifer verlor durch seine Rebellion den Zugang zu Gott, den Zugang zum Paradies, zu all der Herrlichkeit, die Gott umgibt. Ich glaube, das hatte er sich so nicht vorgestellt und hasst seither jene, die diesen Zugang haben, der ihm auf immer verwehrt ist. Gott hat in den Menschen neue Freunde gefunden und dementsprechend hasst Luzifer sie mit verzehrender Eifersucht, mit Neid, und versucht, zwischen sie und Gott zu kommen. Was ihm leider nur zu gut gelungen ist. Seitdem hören die Seelen der Menschen auf Luzifer, außer jenen, die gerettet sind vor seiner Macht, und diese Seelen zerbricht er und zerstört, wo er nur kann, immer bemüht, Unfrieden zu säen zwischen Gott und den Menschen. Den Menschen gilt sein besonderer Hass, nicht den Engeln, die treu Gott dienen. Die Engel, die ihm damals gefolgt sind, helfen ihm seither, die Menschen fortzuziehen von Gott.
Und Diablo, als Untertan des Prinzen der Unterwelt, es scheint nicht, als könne ein Mensch Satan einfach so unter eine Stadt sperren, nachdem er besiegt und eingekerkert war, ist er von mehr Hass denn je getrieben, sucht mehr denn je neue Macht. Wahrscheinlich auch von der Angst vor seinem Herrn getrieben, denn Gnade kennt er nicht, Luzifer, nur auf Gottes Seite kann man für Versagen Vergebung finden. Also bringt Diablo Tod und Zerstörung, Schmerz und Verderben. Warriv erzählt davon, wie Tristram, die Stadt in der Diablo gefangen war, erobert wurde von den Dämonen und auch von dem großen Kloster, an dem der Weg nach Osten startet, dass dort jetzt überall dunkle, blutgierige Kreaturen hausen. Dass sie viele einfach abgeschlachtet haben, Grauen und Schrecken verbreiten. Von den seltsamen Kreaturen, die durchs Land streifen, Untote, die sich vermehren und dass alle fort gegangen sind, sofern sie es konnten und sofern sie nicht unter den Fluch gefallen sind, den Fluch der Finsternis dienen zu müssen.
Im Spiel liest sich die Vorgeschichte so: Während der Sünden-Kriege waren die Horadrim, ein alter Magierorden, damit beauftragt die drei großen Übel, Diablo, Mephisto und Baal, die in die Welt der Sterblichen verbannt worden waren, zu jagen und zu besiegen. Dazu hatte ihnen der Erzengel Tyrael die Seelensteine gegeben, die die Macht besaßen, den Geist eines der Drei zu binden und einzuschließen. Zunächst waren die Horadrim erfolgreich. Mephisto, der Herr des Hasses, wurde zuerst gefangen und unter der Kirche der Zakarum in Kurast eingekerkert.
Baal, der Herr der Zerstörung, wurde nahe der Stadt Lut Gholein in der östlichen Wüste von einer Gruppe Kämpfern unter der Leitung von Tal Rasha, einem der führenden Horadrim, gefangen. Baal hatte seinen Seelenstein zerschlagen, doch Tal Rasha nahm es auf sich, Baals Gefängnis zu vervollkommnen, indem er sich den übrig gebliebenen Splitter ins Herz trieb und so Baal in sich einschloss. Tal Rasha wurde in ein Grab eingeschlossen und vom Rest der Welt abgeschnitten. Obwohl seine beiden Brüder gefangen waren, gelang es Diablo, dem Herrn des Schreckens, zu entkommen. Einigen Horadrim Mönchen gelang es, in den westlichen Ländern von Khanduras seine Spur zu finden. Dort haben ihn der Magier Jered Cain und die Horadrim gefangen und gebunden. Diablos Seelenstein wurde in Khanduras begraben und ein großes Kloster über der Stelle erbaut, damit die Horadrim den Stein bewachen konnten. Während der folgenden Zeit schrumpfte der Orden jedoch und zerfiel und es gelang Diablo sich zu befreien. Die Horadrim, die dies vielleicht vorausgeahnt hatten, hatten auch Möglichkeiten geschaffen, wie dieser Bedrohung der Menschen, wie Diablo besiegt werden kann. Deckard Cain, ein Nachkomme jenes Jered Cains, ist nun der letzte Horadrim, der den Helden in seiner schwierigen Aufgabe unterstützt und berät.
 
Khanduras, das Lager der Jägerinnen
 
Das Spiel beginnt im Lager der Jägerinnen, in Khanduras, einer Wald – und Wiesenlandschaft. Und es regnet im Lager der Jägerinnen, in Khanduras. Warriv, der Karawanenführer, hat Moira zu Akara geschickt. Doch bis dahin ist es Nacht geworden, es ist dunkel geworden als Moira zu Akara geht. Akara erklärt, dass sie die Hohepriesterin vom Orden des verborgenen Auges ist, die Letzte. Sie ist das geistige Oberhaupt der kleinen Schar Kämpferinnen hier, war einst das geistige Oberhaupt des Klosters. Andariel, eine Dämonin, ein niederes Übel, hat, nachdem der dunkle Wanderer die Klosterpforte passiert hat, die Schwesternschaft aus dem Kloster vertrieben. Der Orden, die Schwesternschaft vom verborgenen Auge, ist ein uralter Orden, der einst mächtig und reich war, doch Andariel hat viele Schwestern getötet oder auf ihre Seite gezogen. Nur eine kleine Schar treuer Kämpferinnen ist geblieben. Akara kann es kaum glauben, dass das Kloster verloren ist, die mächtige Zitadelle hat seit Generationen die Pforten zum Osten, den Gebirgspass bewacht. Die Schwesternschaft ist Opfer des Fluches geworden, jene, die treu blieben, sind entweder tot oder in der Wildnis zerstreut. Ist es heute viel anders? Wie viele nehmen ihren Glauben an einen guten und gütigen Gott noch ernst und stehen treu zu ihm? Niemand außer Gott kennt die Herzen, doch scheint es oft, als seien die Wege Gottes nicht in sonderlich hoher Beliebtheit. Sie sind seltsam, wunderschön, bizarr bisweilen, und weitestgehend unbekannt. Nur wenige scheinen noch die Mühe auf sich zu nehmen, nach der verborgenen Pforte zu suchen, nach den Wegen, auf denen man Gott näher kommt.
Akara, vor ihrem Zelt stehend, in dunkle Gewänder gekleidet, die sie ganz einhüllen, ein violetter Schleier bedeckt Kopf und Schultern, violett als Farbe der Trauer vielleicht, hat jedoch auch ein dringendes Anliegen. Ganz in der Nähe gibt es eine Höhle, in der sich böse Kreaturen sammeln, viele Schwestern sind schon gestorben bei dem Versuch, diesen Ort zu reinigen. Sie bittet Moira diesen Ort zu reinigen, den unmittelbaren Frieden zu sichern, denn sie befürchten im Lager einen Angriff der Kreaturen. Doch Moira muss alleine gehen, der Dank der Schwesternschaft ist gewiss, wenn sie es schafft die Höhle von den Ungeheuern zu befreien.
Moira hört ihr zu, während sie für meine Begriffe ziemlich nackig im strömenden Regen vor ihr steht, ein grünes Blüschen, wie ein Bolero ungefähr und ein kurzer Rock mit Zipfeln. Zum Glück scheint ihr das nicht viel auszumachen. Ich würde ihr am liebsten eine ordentliche Rüstung anziehen, doch dafür hat sie nicht die Kraft, die Stärke, noch nicht, da sie ja mit jedem Aufstieg mehr kann. Auch das Geld um so etwas zu kaufen hat sie noch nicht.
 
Stufen
 
In diesem Spiel kann der Charakter am Anfang recht wenig, er lernt dazu, je weiter das Spiel fortschreitet, je mehr Erfahrung er sammelt in Kämpfen. Für diese Erfahrung steigt er dann eine Stufe auf, in unregelmäßigen Intervallen, die immer größer werden, je höher der Charakter kommt. Das ist wie überall im Leben, zuerst lernt man laufen, sprechen, dann schreiben, rechnen, wann immer eine Aufgabe, ein Abschnitt gemeistert ist, kommt der Aufstieg und die nächste, schwierigere Aufgabe.
Doch solch ein Aufstieg gibt die Möglichkeit, fünf Punkte dem Charakter zuzuordnen, einen Punkt um eine Fähigkeit zu erlernen. Moira wird also einen Level aufsteigen, wenn sie eine entsprechende Anzahl von Monstern vernichtet, eine Anzahl von Aufgaben gelöst hat. Für jedes gibt es Erfahrungspunkte. Moira kann zwischen Feuer-, Eis- und Blitzzaubern wählen und davon je nach der Stufe, auf der sie gerade ist, bessere Versionen lernen. Ich beschließe, mit Moira nur Feuerzauber zu lernen. Das ist gefährlich, weil manche Monster immun gegen Feuer sind, doch Eis und Blitz habe ich schon einmal gespielt und es sieht schön aus, wie Moira in ihrem eigenen Feuer steht. Es gibt auch die Möglichkeit, indem sie so spezialisiert ist, auf ihrem Gebiet sehr stark zu werden. Moira trägt einen riesigen Zauberstab, er ist so groß, dass sie ihn mit beiden Händen halten muss. Den hat sie als Ausrüstung mitbekommen. Er gibt ihr die Möglichkeit, mit einfachen Feuerblitzen zu werfen. Sie ist eher klein, schmal, mit einer dunkleren Haut und langen dunklen Haaren auf denen sie ein kleines Käppi trägt. Im Spiel gibt es so was wie Duschen oder Toiletten nicht, sie wird auch nicht richtig müde, kann also sowohl tags wie auch nachts losziehen. Die einzige Ermüdungserscheinung, die es gibt, ist, wenn sie entweder keine Lebenspunkte oder keine geistige Kraft, Mana genannt, mehr hat. Dann muss ich es über Heiltränke nachladen, warten bis es sich erholt oder eine Quelle suchen, es wird Schein oder Schrein genannt, wohl in Anlehnung an heilige Schreine, so was wie besonders für speziellen Gebrauch bestimmte Aufbewahrungsbehälter, dort bekommt man Hilfe.
Bei jedem Aufstieg gibt es außer dem Fähigkeitspunkt noch fünf Punkte, die ich auf Stärke, Geschicklichkeit, Lebenskraft oder geistige Energie verteilen kann. So wird Moira mit der Zeit stärker, aber auch individueller. Natürlich versuche ich die Punkte so zu verteilen, dass Moira die besten Chancen hat ihre Aufgaben zu bewältigen.
Der Zauberstab kann noch nicht sehr viel, auch Moira kann noch nichts außer diesem Feuerblitz, doch für den Anfang reicht es. Und es muss reichen, da ich kein Geld habe um Ausrüstung oder ähnliches zu kaufen. So lernt man sofort, dass man auch für den Kampf gegen das Böse nicht allzu arm sein darf, dass auch dies viel Geld kostet. Die Geldbeschaffung, über Dinge, die man unterwegs findet und verkauft, ist ein wesentlicher Bestandteil des Spieles und es macht Spaß, immer neue Dinge zu finden, Waffen, Rüstungen, Tränke und vieles mehr. Wie in diesem Leben ist die Geldbeschaffung mit Arbeit verbunden und mühsam.
Vielleicht mag ich dieses Spiel, weil ich selbst früh beschlossen habe, zu suchen, zu suchen wie das Gute siegen kann, wie man das Böse, die Schrecken dieser Welt, bekämpfen kann. Es steht wie ein Motto über meinem ganzen Leben. Die Tatsache, dass ich dadurch öfters in Schwierigkeiten geraten bin und nicht wirklich geschafft habe, mich mit der Lebensart dieser Welt zu befreunden, legt vielleicht und hoffentlich eines Tages eher ein gutes Zeugnis für mich ab. Ich glaube nämlich, dass man nach diesem Leben nicht friedlich im Grab liegen bleibt, sondern weiter geht und dass das, was man hier in den 60 oder 80 Jahren getan hat, die 6000 oder 8000 Jahre und mehr, die danach kommen, entscheidend beeinflusst. Man kann sich halt recht bequem für die Zeit hier einrichten oder sich Mühe geben, an die große Zukunft zu denken und dafür etwas zu tun. Das Böse sehe ich auch nicht so sehr in diesem oder jenem, da draußen, obwohl natürlich jeden Tag viel Böses geschieht, das Übel sitzt in der menschlichen Seele und eigentlich alle großen Religionen, die mir bekannt sind, versuchen auf ihre Art das Übel zu lösen, zu klären. Es ist ein seltsames Gefühl, dass ausgerechnet wir in der westlichen Welt anscheinend jeden Maßstab dazu verloren haben, dass es außer dem Kampf um das tägliche Brot, den jährlichen Urlaub, und mehr, auch einen täglichen Kampf um das Wohl der Seele gibt.
 
Akara
 
Das Lager der Jägerinnen ist einfach eingerichtet, es gibt nicht mehr als unbedingt notwendig, wie es ja in Krisenzeiten und Krisengebieten schnell passiert. Akara hat eine Kuh und ein paar Hühner laufen herum, obwohl die Charaktere nicht essen müssen, ist es nett, sie zu sehen, diese Erinnerungen daran, dass man üblicherweise essen muss, um kämpfen zu können.
Das Lager ermutigt nicht, faul herum zu liegen, es ist zu sehen, wie viel fehlt, wie viel Not herrscht. Selbst Akara als Hohepriesterin sieht keineswegs so aus, als würde sie Zeit haben es zu genießen oder in Ruhe den Orden wieder aufzubauen. Not und Armut haben ihre Finger durch die Zerstörungen bis in alle Bereiche dieses Lebens dort gestreckt. Ich denke, dass man aus einer Situation der Not als bestes aufbrechen kann. C.S. Lewis, Oxford Professor für Literatur, hat einmal geschrieben, dass seiner Meinung nach Leid der einzige Motor ist, um etwas zu verändern, um aufzustehen und gegen etwas anzukämpfen. Wenn es allen gut geht, ist diese Bereitschaft nicht vorhanden. Ob diese Not, dieses Leid innen oder außen existiert, ob es nachmessbares oder empfundenes Leid ist, ist zweitrangig, das für diesen Menschen entstandene Leid macht seine Motivation aus, aufzubrechen um nach neuen Ufern zu suchen.
Und es ist viel schwieriger zu tun, was getan werden muss, wenn es viel Ablenkung gibt, viele Dinge, an denen das Herz hängen kann.
Einer meiner Lehrer sagte, der einzige Weg, diese Welt dauerhaft zu verändern sei, sich selbst zu verändern, sein eigenes Herz zu erkennen und frei zu machen von dem, was darin an Bösem schlummert. Ich glaube, es ist das Schwierigste überhaupt, sich selbst realistisch zu sehen, zu begreifen, wozu man selbst fähig ist. Man kann es lernen, doch es braucht immer wieder erfahrene Lehrer, die weiter helfen. Ich habe viel lernen dürfen und bin den vielen Menschen, die mich gelehrt haben zu Dank verbunden, sei es durch die Bücher, die sie geschrieben haben, sei es durch das, was sie lehrten, oft auch wie sie es lehrten und lebten.
Dieser Weg des Erkennens und natürlich daran anschließend der Versuch, aus der Erkenntnis etwas Gutes zu gewinnen, ist nicht leicht. Vielleicht hat er die Form eines Kreuzes, dieser Weg, der lange Weg nach innen, der kurze Weg, wie ausgebreitete Arme, um für andere da zu sein. Denn es muss verstanden sein, dass dies zwei grundverschiedene Dinge sind, die Erkenntnis mag für gut und böse nahezu die Gleiche sein, doch die daraus folgende Konsequenz zeigt erst, was im Herzen des Menschen ist. Das, was man dann daraus macht, ist das vielleicht noch Wichtigere, gegenüber der Erkenntnis an sich, auch wenn diese natürlich zu Grunde liegt.
Akara, unter ihrem lilafarbenen Schleier, sieht nicht so aus, als wäre sie die Chefin hier. Doch sie ist es und verkauft zusätzlich Zauberstäbe und Heiltränke. Ich knipse die automatische Karte an, in ihr zeichnen sich die Wege ein, die ich mit Moira gegangen bin, damit ich den Weg für Moira finde.
Nach Akaras Einführung darüber, was in diesem Lager passiert ist, darüber, dass es gut ist, wenn auch Frauen aufstehen um gegen den großen Schatten zu kämpfen, überlege ich, wie viele Menschen heute wohl noch an einen großen Schatten glauben. So, dass es einen Unterschied macht, wie sie ihr Leben leben. Genauso wie Engel oder Dämonen, Gott oder Teufel, der mit dem großen Schatten gemeint ist. Gibt es sie in dieser Welt? Haben sie Einfluss auf das tägliche Leben eines jeden hier? Gibt es diese Mächte jenseits dessen, was man berühren, festhalten, kaufen kann? Ich glaube schon. Und wie oben, wenn man es denn weiß, auf welche Seite schlage ich mich? Wieder muss der Erkenntnis eine angemessene Reaktion folgen.
Im antiken Griechenland, Hunderte von Jahren vor der Geburt von Jesus Christus, da gab es einen Mann namens Platon, der hat gesagt, die unsichtbaren Dinge seien die wesentlichen Dinge. Die in dieser Welt, im Greifbaren, Materiellen nachgebildeten Dinge und Wesen wären unvollkommene Abbilder. In seinem Höhlengleichnis hat Platon davon geschrieben, dass wir diese Welt nur wie einen Schatten wahrnehmen und nicht fähig sind, die realen, wirklichen Dinge wahrzunehmen und zu ertragen, wie der Mensch unfähig ist, direkt in die Sonne zu schauen. Doch es bedeutet ja nicht, dass es keine Sonne gibt.
Akara hat vor Andariel, der Dämonin die das Kloster erobert und zu einem Ort des Schreckens gemacht hat, gewarnt. Auch sie erzählt von dem dunklen Wanderer. Mit dem der Schrecken angefangen hat, darum geht ja dieses ganze Spiel. Ein dunkler Wanderer, Schrecken und Zerstörung im Gepäck, Dämonen, die auf seinem Pfad folgen. War dieser dunkle Wanderer wirklich Diablo? Akara glaubt es, sie spricht voller Sorge und Schrecken von dem, was er anrichtet, nennt ihn den Herrn des Schreckens, der eingekerkert war, doch ausgebrochen ist, in einem Mann ein neues Zuhause gefunden hat und jetzt unterwegs ist, seine Herrschaft wieder aufzubauen.
 
1. Abenteuer: Die Höhle des Bösen
 
Zunächst hat Moira weder die Kraft noch das Wissen sich Diablo, oder auch nur Andariel entgegen zu stellen. Mögen sie böse sein wie sie wollen, es bleiben mächtige, teils Ehrfurcht gebietende Gestalten, die es da zu besiegen gilt. Moira muss noch weit gehen, bis sie erst dem einen, dann dem anderen gegenüber steht, um mit ihnen zu kämpfen. Das Kloster zu reinigen, zu befreien, das Böse zu bannen und in Ketten zu legen ist eine gefährliche Aufgabe, der man gewachsen sein muss. Diesem Ziel dient alles im Spiel, Moira fähig zu machen, dem Herrn des Schreckens gegenüber zu treten und zu siegen. Und wer wünscht sich nicht, das Böse in dieser Welt könne besiegt werden, wenn sich nur jemand fände, der tapfer genug, klug genug, stark genug wäre es zu tun. Wie viele würden sich nicht über eine Welt freuen, die frei wäre vom Bösen. Und würden sie, würden wir das wirklich oder würden wir uns dann langweilen, wenn der Kick, den der Hauch der Verderbtheit zu verleihen scheint, in den Augen mancher zumindest, nicht mehr ist? Aber wie viele würden in den Kampf ziehen, würden ihr Leben dafür geben, zu versuchen, zumindest das Böse in sich selbst zu besiegen, zumindest das eigene Leben aus seiner Umklammerung zu lösen, wem ist überhaupt bewusst, dass sein Leben in einer solchen Umklammerung sein könnte? Allein der Gedanke an ein personifiziertes Böses ist in vielen Gegenden abhanden gekommen, eingeschlafen, kaum jemand vermag sich vorzustellen, dass es Wesen gibt, die Freude an der Qual anderer haben, die sich weiden an Zerstörung, an Tränen, an Schmerz. Noch weniger mag man sich eingestehen, dass man selbst dem nicht abgeneigt sein mag, die Illusionen, die das eigene Ich betreffen, sind teils gigantisch. Es gibt jedoch viele solcher Wesen, es gibt sie sichtbar, unter Menschen, doch es gibt noch mehr davon im unsichtbaren Bereich dieses Lebens. Und es gibt wenige Möglichkeiten, ihnen zu entkommen. Auch wenn sie hier in unseren westlichen Ländern nicht so sehr mit Folter, Blut, Tod regieren, es gibt Schlimmeres als den Tod hat jemand anderes gesagt, und es gibt namenlose Qual, ohne einen Spritzer Blut oder Schweiß.
Aufzustehen gegen dieses Böse ist die wahrscheinlich mutigste Tat, die ein Mensch je vollbringen kann, auch die Gefährlichste und Schwierigste und am wenigsten verstandene.
Wir richten uns ein, in diesem Leben, würgen die Qual hinunter oder ertränken sie und lassen die Gewissensbisse verstummen, bis wir selbst glauben, dass wir gerecht und gut sind, bis wir die stinkenden Elendshaufen, die wir sind, unter eleganten Mänteln begraben haben. Bis wir auch die Großartigkeit des Menschseins unter Mänteln begraben haben, es ist schwer, das nicht zu tun, es ist schwer, es nicht gut sein zu lassen, es ist schwer, sich aufzumachen, gegen etwas Unsichtbares, Ungreifbares, etwas, das den Quell allen Lebens langsam vergiftet.
Ich bilde mir ein, aufgebrochen zu sein, doch ich merke jeden Tag, wie selbst meine anscheinend edelste Anstrengung gut und freundlich zu sein verfärbt ist von Stolz und von Unsicherheiten und Ängsten und von all den anderen Übeln, die da noch immer in meiner Seele hausen. Meine Jagd gilt hauptsächlich diesem inneren Übel, dem Schrecken, der in mir wohnt, der ich sein kann, wenn ich dem, was in mir wohnt freien Lauf lasse, meine Sehnsucht gilt dem beglückenden Licht, den berauschenden Farben, die dieses Leben so reich machen, ungreifbare Bilder von Dingen, die sein könnten, die gegen die Nacht aufstehen, gegen das Vergessen, die manchmal wie ein Vorgeschmack auf ein Paradies sein mögen. Mit dem Frust, dass es nicht zu halten ist, dass die Kraft nie ausreicht, dass es nie gut genug scheint, um die Schatten beiseite zu drücken, um wirklich ein bisschen mehr Licht zu schaffen in diesem Leben. Lebenskraft zu geben, für Momente, in denen es ein bisschen sichtbar wird, magische Momente, die einen Hunger erwecken, eine tiefe Sehnsucht.
Ein steiniger Weg mit vielen Missverständnissen und dunklen sowie leuchtenden Geheimnissen, ich suche ihn mit all der Kraft, dem Wissen, dass mir dafür zur Verfügung steht, doch zu sagen, dass dieser Weg mich sucht und mit aller Kraft an mir zieht, wäre ebenso richtig. Dieser Weg, diesen Gott zu dem er führt, ihn zu suchen und gleichzeitig auf ihm unterwegs zu sein, vielleicht eher entlang zu stolpern, zu humpeln, oft frustriert, weil ich so wenig Kraft habe, so wenig Möglichkeit, seine Geheimnisse zu ergründen, festzuhalten, weiter zu geben. Oft frustriert, weil nichts zu geschehen scheint, niemand zu bemerken scheint, keiner je ein Wort darüber sagt und doch fest entschlossen, wie verwöhnt von Speisen, die mancher nicht kennt, Getränken, gegen die Champagner schaler Aufguss ist, weinend, klagend, einsam, und doch geborgen in der Unendlichkeit, in der Fülle, nichts, oder kaum etwas besitzend und doch teilhabend an allem, und mit dem Gefühl lebend, mehr zu haben, als mancher, der große Reichtümer sein eigen nennt. Das Gefühl, manchmal der reichste Mensch dieser Welt zu sein, in der Bedürfnislosigkeit eines Mönches, eines Pilgers, der vom ewigen Wasser gekostet hat und den Geschmack an irdischem Wasser mehr und mehr verliert. Manchmal scheint es gegen die Tabus zu laufen, zu zerbrechen, was gefangen hält, denn manchem mag die Gefängnismauer auch Schutz geben. Der Wahnsinn ist oft nicht weit.
Der dunkle Wanderer bringt Schrecken der vielfältigsten Art, Ängste, Verzweiflung, Not, und die Angst, sich ihm zu stellen, sich ihm zu widersetzen. Doch genau dies scheint der edelste Zweig des Menschseins, die nobelste Natur eines Menschen, sich immer bewusst bleibend, wie unzulänglich jeder Versuch ist und wie notwendig, wie schmerzhaft und wie befreiend, voller Schrecken und doch auch bereichernd auf seltsame Arten. Es warten unbekannte Qualen auf den, der diesen Weg beschreitet, doch ebenso unerwartetes Glück, Segen, Fülle.
Bis Moira Andariel gegenübersteht werden noch viele Tage vergehen, vieles bleibt zu lernen, bis sie Diablo, dem dunklen Wanderer, gegenüber steht, vergeht noch einiges an Zeit. Inzwischen sind kleinere Aufträge zu erledigen, die das Rüstzeug geben für die größeren Aufträge.
Akara hat Moira ihren ersten Auftrag gegeben: Die nahe gelegene Höhle von Monstern und Untoten zu befreien. Meine erste Aufgabe!
 
Erste Feinde
 
Ich verlasse das Lager mit Moira. Dahinter liegt eine große Wiese, Blutmoor geheißen, mit Steinmauern, ein kleiner Fluss, der Weg führt vom Lager fort. Die automatische Landkarte, in der sich die Gegend einzeichnet, wenn Moira sie erkundet hat ist wichtig. Sie hilft, den Weg zu finden, ansonsten würde sich Moira oft verirren. Oder ich mich, immer wieder der Doppelklang, genau genommen kann Moira nur jene Wege gehen, die ich für sie weiß und wähle.
Da ist ein erstes Ungeheuer, ein Zombie. Hier sehen Zombies blass aus, wie Menschen, die sich sehr eckig bewegen, mit Blut an den Gelenken, nackt. Unschön sehen sie aus, das macht es leichter. Ich brauche drei Feuerblitze und er fällt.
Ich habe einmal zugeschaut, wie eine Hündin zehn Junge bekommen hat, die alle groß zu werden versprachen. Der Besitzer hat sieben davon gleich eingeschläfert, solange sie noch wie Ratten aussahen ging es relativ leicht. Wenn sie erst flauschig trocken und süß aussehen, ist es viel schwerer. Schönheit schützt das Leben unter Umständen, außer natürlich gerade diese Schönheit weckt Hass und Neid. Doch trotzdem ein Gedanke, der sich durch dieses ganze Spiel windet, Feinde sehen fast immer ekelig aus, während Verbündete recht gut aussehen. Das macht es leicht sie zu unterscheiden und es senkt die Hemmschwelle, diese computeranimierten Dinger umzubringen. Es gibt da tatsächlich in mir eine Hemmschwelle auf dieses Dings da vor mir Feuerblitze zu werfen. Doch das ist ja das Spiel. Der oder ich heißt es bei jedem Monster neu.
Gleich nach dem Zombie kommt eine Stachelratte und verschießt Stacheln, zwei Feuerblitze und sie liegt zermatscht auf dem Bildschirm. Der Zombie hat einen Heiltrank fallen gelassen, Moira sammelt ihn auf, sie hat eine Art Rucksack in den manche Dinge hinein passen, symbolisiert durch eine Anzahl Kästchen und einen Gürtel, in den Heiltränke passen. Es sieht ein bisschen aus wie die Kleiderbogen für Anziehpuppen, die ich als Kind einmal hatte, die Rüstung, die Waffen und alles weitere.
Wieder die Hemmung etwas, das kaum mehr als eine Zeichentrickfigur ist zu erledigen, zu töten, als ob selbst diese Figuren einen Hauch von Bewusstsein hätten und es spüren, wie auch meine Seele es spürt, wenn ich etwas töte. Diese Figuren haben da nicht so ein offensichtliches Problem, sie versuchen anzugreifen, sobald sie gewahr werden, dass da jemand ist, der für sie Feind ist. Weil ja für alle diese Monster ich, Moira, der Feind bin, der zerstört, um Ordnung wieder herzustellen. Frage mich, ob das so geht.
Das muss ich lernen, mit Monstern, solchen, denen es egal ist, ob sie jemandem weh tun, nicht zu lieb mit ihnen umzugehen, sie erwidern es ja nicht, sondern würden es nur ausnutzen um mir zu schaden. Oder kann nur Liebe, Freundlichkeit, hier im Leben Hass und Angst überwinden?
Hier ist der Unterschied echt leicht, Zombies sehen hässlich aus und es ist ganz offensichtlich, dass sie Moira nichts Gutes wünschen. Ich wünschte, im wirklichen Leben wäre es auch so einfach, die Zombies zu erkennen. Es ist hier wie so oft, die größten Ungeheuer beherrschen die größten Schätze. Je stärker ein Monster, desto eher besitzt er, es, etwas, dass einen Wert hat. Zumindest meistens.
 
Im Blutmoor
 
Im Blutmoor, über das ich gerade mit Moira gehe, ist es dunkel geworden und es regnet leicht. Zum Glück macht es Moira nichts aus, mit so wenig Kleidung und so. Und noch nicht mehr getan als zwei kleine Monster zu erledigen.
Mancher meint heutzutage das Wort Feind abgeschafft zu haben. Es ist eben eine Herausforderung oder eine Aufgabe, die es zu bewältigen gilt. Manchmal ist das sogar richtig. Manchmal ist man sich selbst auch der ärgste Feind. Trotzdem darf man nicht außer Acht lassen, dass manchmal Menschen oder Umstände einfach feindselig sind. Wiederum ist es natürlich eine Aufgabe des Lebens, zu lernen damit zu leben. Wenn ich neben einem Tiger aufwache, klar, dass ich dann anders reagiere, als wenn es ein Kaninchen ist. Und manchmal muss man neben vielen Tigern aufwachen, bevor man gelernt hat, dass sie nicht sicher sind. Ich meine es jetzt auch auf Menschen übertragen. Es ist wichtig die Unterscheidung zu lernen, wichtig zu lernen, wer will mir wohl und wer will mein Wohl (haben). Da liegt ein feiner Unterschied. Auch hier im Spiel ist es überlebenswichtig zu wissen, wer ein Feind ist, na gut, nicht so schwer, einfach alle anderen. Manchmal frage ich mich, ob das im Leben auch so ist, ob wir uns so grundsätzlich feindlich gegenüberstehen, da ja jeder auf das eigene Leben bedacht ist. Da scheint es manchmal eine sehr zerbrechliche Konvention, das menschliche Leben, das Zusammenleben überhaupt.
Das Wichtigste im Spiel, neben der Geld - und Ausrüstungsbeschaffung, ist nämlich Erfahrung zu sammeln. Dazu muss man entsprechend viele Monster finden und besiegen, für jedes gibt es Punkte und wenn man genügend beisammen hat, steigt man auf. Nur Erfahrung ermöglicht es auf Dauer, neue Fähigkeiten zu erlernen und damit etwas besser im Stande zu sein, für das Gute zu kämpfen, gegen immer schwierigere Monster dann allerdings auch. Mit jeder Erfahrungsstufe wächst der Schwierigkeitsgrad. Auch Charakterpunkte, die man für jeden Level, jedes Niveau bekommt, sind wichtig, damit wird der Charakter besser fähig, Rüstungen zu tragen, schneller zu agieren, Lebenspunkte oder Energievorräte zu vermehren. Und wieder der Vergleich, das Leben behandelt uns ganz genau so. Und es gibt einen Punkt, an dem sitzt man wieder in seiner Hütte um nach Gott zu fragen. Das Märchen vom Fischer und seiner Frau ist ein schönes Beispiel dafür. Beide klettern höher und höher auf der sozialen Leiter bis sie am Ende hinten überfallen, wieder in ihrer alten Hütte sitzen beim Versuch, Gott zu sein, Gott nahe zu sein. Von Isaac Asimov gibt es ein Buch, in dem der beste Computer der Welt, hergestellt und gezüchtet um eine Kriegsmaschine zu sein, überkippt sozusagen und um Frieden bittet. Wenn wir alles haben, bleibt die Frage nach Gott immer noch unbeantwortet. Besser also, zu versuchen sie gleich zu beantworten, ehe es nicht mehr anders geht. Doch oft muss es so weit kommen, oft braucht es eine Situation, in der nichts mehr geht, bevor eine ernsthafte Suche nach Gott beginnt, nach dem, der eigentlich am Anfang allen Fragens stehen sollte.
Im Blutmoor sucht Moira nach der Höhle, Höhle des Bösen genannt, um ihre Aufgabe zu erledigen. Der nächste Zombie, der ihr entgegen kommt, ist schnell besiegt, er verliert etwas Geld, das ich aufsammle während ich darüber nachdenke, wo ein Zombie wohl Geld hinsteckt und ob es auf dieser Welt Zombies gibt.
Ich gehe mit Moira den Fluss entlang, das mache ich gerne, einfach nur so rumgehen, eine Weile passiert gar nichts und ich schaue zu wie ein sauberer kleiner Fluss über dicke, graue, runde Steine fließt.
Dann zwei Zombies und eine Stachelratte, sie greifen gleichzeitig an, doch sie sind leicht zu besiegen, obwohl noch keine Fähigkeit besonders ausgeprägt ist.
In einer Truhe, die einfach so auf der Wiese steht und auch noch offen ist, finde ich einen alten Gürtel, das ist praktisch, weil ich jetzt Heil- und Manatränke in zwei Reihen einstecken kann, dann kann ich sie über die Zahlen der Tastatur einsetzen, dadurch helfen sie auch mitten im Kampf. Das bedeutet, wenn ich auf der Computertastatur die Eins drücke, wirkt der Heiltrank, der im ersten, untersten Feld des Gürtels steckt.
Eine Stachelratte kreuzt auf und ihre Stacheln kosten mich Gesundheit, ein Heiltrank hilft und freundlicherweise verliert sie einen als sie wortwörtlich ins Gras beißt.
Eine Schäferhütte aus behauenen groben Steinen auf der Wiese, anscheinend eine Unterstellmöglichkeit für die nicht mehr vorhandenen Kühe oder Schafe. Ich gehe hinein, finde dort einen Bogen und noch eine Schärpe. Ist das stehlen, wie im Leben, wenn man es einfach nimmt? Hier im Spiel wird so dafür gesorgt, dass man weiter kommt, Provisionen findet und Ausrüstung, die Frage bleibt, ob es stehlen ist, wenn ich es hier einfach nehme, wie ja auch die Frage, ob es töten ist, wenn ich einen Zombie erledige, in mir unbeantwortet liegt.
Ein paar Zombies und Stachelratten später habe ich kein Mana mehr, meine geistige Kampfkraft, Moiras natürlich, ist alle und muss sich regenerieren. Man braucht sie um Zauber auszusprechen, sie ist blau und man sieht genau in einer hübschen Kugel, die am unteren Bildrand gehalten ist, wie viel man noch hat. Auch meine Lebenskraft ist ziemlich angeschlagen, sie ist in einer anderen hübschen Kugel, blutrot gefärbt, am linken unteren Bildrand.
Nicht weit ist ein Brunnen zu sehen, Brunnen stellen beides wieder her, geistige und körperliche Gesundheit. Also nichts wie hin. Moira erfrischt sich am Brunnen, beide Kugeln sind wieder randvoll, und es kann weiter gehen.
Da taucht wieder ein Zombie auf und als er erledigt ist, habe ich endlich genügend Erfahrung gesammelt um ein Level aufzusteigen. Ich darf also eine neue Fähigkeit lernen oder eine Bestehende verbessern und habe fünf Charakterpunkte, die ich verteilen kann. Als Fähigkeit stärke ich den Feuerblitz, jetzt auf Level zwei, macht er mehr Schaden, die Charakter-Punkte tue ich auf Stärke, ich würde sie lieber auf Energie geben, doch Moira braucht jetzt eine Rüstung und um sie tragen zu können braucht sie diese Stärke. Sie hatte schon, als Grundausstattung sozusagen, zehn Stärkepunkte, doch das reicht nicht um eine gute Rüstung zu tragen. Moira kämpft zwar nicht im Nahkampf, braucht die Stärkepunkte also nicht, um zuschlagen zu können, aber ich werde noch einiges an Punkten dorthin geben müssen, damit sie eine Rüstung, Helm, Gürtel, Stiefel und Handschuhe tragen kann, die sie vor den Angriffen schützen..
Es ist ein cooles Gefühl, den ersten Level geschafft zu haben. Es ist ein richtiges Gefühl von – boh, da habe ich etwas geschafft, etwas, das mir nicht so leicht fällt, auch wenn hier im Anfang noch keine richtig schweren Gegner gewartet haben. Doch mir fällt überhaupt schon das Schießen mit den Feuerblitzen auf andere Wesen schwer, auch wenn es nur auf dem Computer ist mit gezeichneten, animierten Figuren, die mir übel wollen.
 
In der Höhle des Bösen
 
Und dann kann ich das Zeichen für eine Höhle auf der Karte erkennen, das ist sie, die Höhle des Bösen. Ich bin schon angespannt, nervös, wegen der Monster, die dort auf Moira warten. Es ist aufregend für mich, wieder zu spielen. Moira geht hinein, meine Blicke folgen ihr und die Karte zeigt die noch unentdeckte Höhle, also nur den Eingangsbereich. Das Logbuch meldet sich. Die Quest, d.h. der neue Auftrag, heißt: Vernichten Sie alle Monster in der Höhle. Gleich am Eingang kommen zwei große, bärenartige Geschöpfe gelaufen, Gargantua geheißen, sie greifen an bevor mir was dazu einfällt. Doch es ist noch immer relativ einfach, bald liegen die beiden flach und eklige rote Farbe sickert aus ihnen heraus, es spritzt auch wenn man sie trifft. Das ist ziemlich gruselig, etwas weiter zu beschießen, das schon blutet, alles in mir will aufhören, noch so ein Reflex, das, was blutet, schützen zu wollen. Doch ich mache tapfer weiter und erledige sie.
Dann kommt ein ganzer Trupp Gefallener auf Moira zu. Sie sind klein, rot und mit riesigen Säbeln oder ähnlichem bewaffnet, hinter ihnen ein Schamane. Ich erledige den ersten Gefallenen und er steht doch glatt wieder auf! Zunächst bin ich verdutzt, auf die Art kann man stundenlang kämpfen und niemals fertig werden. Dann entdecke ich das Geheimnis. Der Schamane gibt ihnen Lebenskraft, ich muss also zuerst mit dem Schamanen fertig werden, der hinter ihnen gut geschützt einen seltsamen Tanz tanzt, in der Hand einen Stab, Hörner auf dem Kopf.
Sie verletzten Moira, die Gefallenen mit ihren Säbeln und der Schamane mit seinem Feuerzauber, sie hat fast das halbe Leben verloren, die rote Kugel leert sich bedenklich. Ein Lebensquell, Schein genannt, ist in der Nähe, er heilt Moira.
Dann schnell durch die Gefallenen hindurch rennen, den Schamanen angreifen, wenn er fort ist, sind die Gefallenen nicht mehr so schwierig, solange sie nicht nahe heran kommen, Moira hat ja immer noch keine Rüstung. Ich habe noch keine gefunden und auch nicht genug Geld oder Gerätschaften gefunden um eine zu kaufen.
Ein paar Monster, Zombies und Gefallene und Gargantuas später ist der zweite Level geschafft und ich genieße das Gefühl, dass ich es zumindest ein bisschen hinbekomme, dieses Spiel. Ich erhöhe die Energiemenge, die Moira zur Verfügung steht und die Fähigkeit, Energie wieder zu gewinnen. Den Feuerblitz erhöhe ich nicht, es gibt später noch bessere Zauber, die allerdings erst auf höheren Leveln möglich werden, jetzt viel in die Feuerblitze zu legen ist dann Verlust und wenn ich kein Mana regeneriere, schaffe ich keinen Kampf. Dorthin werden auch die nächsten Fähigkeitspunkte gehen, es dauert sonst ewig lange bis das Mana wieder gewonnen ist, am besten wäre es, es so schnell zu regenerieren wie ich es verbrauche, doch dafür würde ich bestimmt elf oder zwölf Punkte für die Energiegewinnung verwenden müssen. Eine Möglichkeit zu finden, seine Energien wieder aufzufüllen ist äußerst wichtig.
Das ist ja in diesem Leben nicht anders. Jeder hat eigene Wege, auf denen er seine Lebenskraft, Lebensfreude wieder herstellen kann. Es ist wichtig, dies nicht zu vernachlässigen, doch es ist auch wichtig, diese Energie für Dinge zu verbrauchen, die sinnvoll sind, die Bestand haben werden. Damit meine ich, dass sie vor der ewigen, majestätischen, unveränderbaren Welt Gottes Bestand haben müssen.
 
Fundstücke
 
Da die meisten Wesen, die besiegt werden, etwas fallen lassen, ist jetzt der Rucksack endlich voll. Es macht Spaß, Dinge zu finden, auch wenn die Frage nach der Moral bleibt, schließlich krepiert jedes Mal ein Monster oder ich nehme es aus einer Truhe die herum steht, die Frage nach der Moral bleibt aktuell. Wie schon gesagt, es macht Spaß Sachen aufzusammeln. Ich frage mich, ob so ein Spiel auf Dauer das Tabu, anderen etwas wegzunehmen auflockert. Es gibt ja Untersuchungen, dass diese Spiele die Gewaltbereitschaft angeblich fördern, vielleicht, indem die Hemmschwelle sinkt, jemanden bluten, leiden zu sehen und zu denken, dass man ihm dann etwas wegnehmen kann, doch es lässt auch nachdenken darüber, wie das Leben beschaffen ist, ob wirklich so viele Feinde sind, die mir schaden wollen, die zu bekämpfen sind. Das Leben, so eine Art Spiel? Jeder auf seinen eigenen Vorteil bedacht? Wer kämpft da für das Gute? Wer traut sich allen Ernstes, diese Frage uneingeschränkt zu bejahen? Seltsamerweise scheinen es eher die Monster, die steif und fest meinen für das Gute, das Rechte zu kämpfen. Und wie schnell unterliegt der Zweifel ihrer Sicherheit, bevor die Zeit bleibt, selbst Sicherheit zu gewinnen, auf wie dünnem Boden tanzt diese Gesellschaft? Andererseits, ich habe Bilder gesehen, vom Irak, Saddam Husseins Gefängnisse, das viele Blut, das dort nach Zeugenaussagen vergossen wurde, als ich das erste Mal hier in diesem Spiel im Kloster war, da gibt es Folterinstrumente und so, da musste ich daran denken, wie einige geäußert haben, wie froh sie wären, dass dies vorbei sei, und wie ist es, wenn man jemandem gegenübersteht, der so gefoltert hat. Gehen dann die Emotionen mit einem durch? Ich frage mich, wie es für einen Soldaten wohl sein mag, auf einmal vor so einem Ausmaß an Realität zu stehen, dass es die Sprache verschlägt. Dass es Menschen gibt, die Vergnügen daran empfinden, andere zu foltern, zu quälen, auf viele Arten, die körperliche Folter ist die Sichtbarste und vielleicht darum so erschreckend, doch es gibt ja genügend raffinierte Methoden unter Menschen, einander zu quälen, die keine oder keine sichtbaren Spuren hinterlassen.
Für einen Menschen, der relativ harmlos sein Leben lebt, sind schon diese Computerbilder erschreckend, erschreckender noch das Wissen, das solches jetzt an anderen Stellen dieser Erde geschieht und der noch dringendere Wunsch, etwas bewirken zu können, zumindest in mir selbst die Wurzeln auszureißen, zu vernichten was dort in irgendeiner Form ruhen mag, das Schmerz zufügt.
Und dann denke ich an Gott, an diesen Gott der Christenheit, der seinen einzigen Sohn gegeben hat um zu leiden, ihn ganz bewusst in den Schmerz gegeben hat. Ist das grausam gewesen? Macht es einen Unterschied, dass er zugestimmt hat, dass Jesus dieses Leid freiwillig getragen hat? War es Liebe für uns seltsame Wesen Mensch, die Gott veranlasst hat, so etwas zu tun? Und was ist dann mit seinen Kindern, Dienern, zu denen wir ja werden, wenn wir zu ihm gehören? Jesus hat einmal geschrieben, im besten Fall wäre der Diener nicht mehr als der Herr. Kein Wunder, dass heute so wenig von diesem Christengott wissen wollen? Wer lebt so? Wer möchte so leben? Und wer hat den Mut, dem eigenen Anteil daran ins Auge zu sehen? Zu begreifen, zu was ein Mensch fähig sein mag, manchmal nicht einmal durch seine eigene Schuld, denn es gibt Mittel und Wege, einen Menschen das Zivilisierte vergessen zu lassen.
Wer nur alleine erlebt hat, wie ein ständig tropfender Wasserhahn alle im Umkreis gereizt macht, der mag sich ausdenken, was Schlaflosigkeit, Hunger, Trommeln und ähnliches mit einem Menschen machen, die Psychologie hat da ein ganzes Arsenal an bewusstseinsverändernden Möglichkeiten, Brot und Spiele, das haben schon die Römer postuliert, halten die Menschen ruhig. Härtere Maßnahmen zerbrechen das Gefüge eines Menschen, zerbrechen was er ist oder sein könnte und lassen ihn offen sein für bewusstseinsverändernde, eher unfeine Methoden. Unsicher, was wir hier wären, gäbe es nicht genug zu Essen und kein Dach über dem Kopf und keinen Fernseher, noch ohne an Krieg oder Schlimmeres zu denken.
 
Gier
 
Erschreckend, wozu Menschen imstande sind um des Vorteils willen, selbst da, wo keine materielle Not offensichtlich ist. Doch sind die immateriellen Nöte oft die Größeren, vielleicht Tieferen, auch weil sie so schwer zu entdecken sind, und wer weiß schon, dass die inneren Nöte, Zwänge, durch den Zugewinn an Materiellem wahrscheinlich nur größer werden, da viele Menschen ein Stückchen ihrer Seele abgeben für den ersehnten Wohlstand.
Ich wünschte manchmal, man könnte dies an Länder weiter geben als Warnung, Länder voller Menschen. die dieses Westeuropa als Schlaraffenland betrachten. Wie viele hier ihre Seele auf das grausamste misshandeln oder misshandeln lassen müssen, ist völlig unbekannt. Auch die Auswirkungen. Vielleicht fällt mir später mehr dazu ein. Manchmal scheint es, als wären wir hier fast alle nur noch „Dummies“, wenn die vielen Reize wegfallen würden, die uns am Funktionieren halten. Eine ganze Gesellschaft von krabbelnden Wesen, die vergessen hat, wer sie ist. Manchmal frage ich mich sogar, ob Menschen in Krisengebieten, in Notstandsgebieten deshalb zufriedener wirken, weil sie näher an der Realität sind und auch, weil sie vielleicht das Gefühl haben, dies ist vor Gott, was sie verdienen. Das macht zufrieden, wenn ich das Gefühl habe, mir geschieht Recht. Auch wenn dies ein schrecklicher Gedanke ist. Doch dass wir hier so oft unglücklich und depressiv sind, lässt nachdenklich werden. Eigentlich hätten praktisch alle, die hier leben, Grund genug, jeden Tag zu feiern, wenn man nur die materiellen Umstände bedenkt. Das kann ja durchaus freundlich sein, Kaffee und Kuchen oder so, es muss nichts mit Alkohol oder ähnlichen zu tun haben, da scheint schon wieder Verzweiflung und der Wunsch alles zu betäuben größer, schon seltsam, wie viele gerade junge Menschen so Wege suchen, einer Wirklichkeit zu entfliehen, die in anderen Teilen der Welt das Nonplusultra scheint.
Fausts Drama von Mephisto bleibt von immerwährender Aktualität. Solange der Mensch begehrt, was ihm nicht bestimmt ist und was er nicht haben kann, ist er leicht angreifbar. Das Wissen um solche Abhängigkeiten schwindet anscheinend zusehends. Wieso auch, scheint mancher zu fragen, da es ja anscheinend keine Auswirkungen hat. Doch der eigenen Seele verlustig zu gehen ist für einen Menschen vielleicht das Schrecklichste, weil er damit sein Mensch-Sein aufgibt und mehr und mehr zu einem Tier wird, das sich um die Befriedigung seiner Instinkte kümmert. Wen kümmert es, solange man drei Urlaube im Jahr macht und keinen Hunger leidet und ein schickes Auto fährt? Doch ist dies ein neuer Zwang geworden? Ist das Privileg jetzt eine Falle? Ein „Du musst besser, größer, schöner sein“? Diese Gesellschaft hat es geschafft, selbst aus dem „Spaß haben“ noch einen Zwang zu machen, denn wir sind ja alle so entspannt und cool und relaxt, der, der das nicht sein kann, ist schon gehandikapt im sozialen Leben, in der Jagd nach Anerkennung und im Kampf um sein Leben. Wer lebt schon noch „sein Leben“?
Ich denke, dass ein Gutteil der Unzufriedenheit hier daher rührt, die tiefe Gier nach einem Mehr an Leben, die eher noch größer wird, ich habe in der Jugend von Siddharta gelesen, Hermann Hesse hat ein Buch darüber geschrieben, wenn auch nicht alle an einem Fluss sitzen können um Menschen hin und her zu fahren, so denke ich, dass diese Grundhaltung des inneren Friedens genau das ist, was uns hier fehlt, Zufriedenheit kann man, denke ich, nur innen finden und nicht außen in den Umständen, sowie natürlich ein bisschen Überlebensmöglichkeit gegeben ist, doch wenn ich Bilder sehe von Menschen, die echte Gräuel überlebt haben, so scheinen sie um vieles dankbarer als Menschen, denen solches erspart geblieben ist, obwohl diese doch eigentlich zutiefst dankbar sein müssten, dass sie solches nicht erleben müssen. Und manchmal frage ich mich, ob es nicht besser wäre zu sterben, bevor man seine Seele aufgibt, denn die Seele ist es, die den Menschen ausmacht, der Körper ist ihr Haus. Wir Menschen sind Seelen, die in Körpern leben.
Im alten Testament ist die Gier, der Wunsch besser zu sein, mehr zu haben, die Ursache aller Übel, vom Fall Luzifers, über den Augustinus schreibt, dass er begann, sich selbst als ebenso schön wie Gott zu empfinden, der, indem er so um sich selbst kreiste, den Abgrund öffnete, den des „ich bin besser als.....“ Abgrund des Neides und des Hasses, und ich denke an Adam und Eva, die so sein wollten wie Gott, auch sie scheinen gedacht zu haben, warum nicht auch wir, warum kann ich nicht Gott sein, warum kann ich nicht sein wie Gott. Das ist die Geschichte von zwei Figuren, geschaffen, wie wir Comic Figuren schaffen mögen, wundervoll und voller Geschichten und Möglichkeiten und doch wollten sie die Schöpfer sein, anstatt zu versuchen, alles rauszuholen, was zu entdecken war in ihrer eigenen Natur, wollten sie eine andere Natur. Das Gras schien grüner auf der anderen Seite. Ich habe mich oft gefragt, ob Gott deshalb später im alten Testament so „brutal“ oder grausam gegen Völker vorgeht, so, wie ich eine schlechte Zeichnung einfach fort radiere. Adam und Eva jedoch waren für einander geschaffen und für Gott. Statt „danke“ zu sagen rebellierten sie gegen ihn. Und – jeder würde es tun. Jeder. So sind wir eben. Fähig zu wunderschönen Gedanken und Taten und doch genau den, der uns am meisten liebt, grausam zu verletzen und zu vernichten. Die Furcht vor der Macht dessen, der liebt? Der Wunsch, die Macht zu besitzen zu verletzen? Wer bin ich, ich, wenn ich diesen Gott verletzen kann? Und - jeder kann es, jeder tut es, immer wieder. Wir erfreuen ihn, doch wir verletzen ihn auch. Tagtäglich, stündlich, minütlich. Adam und Eva war die ganze Welt gegeben, eine wunderschöne neue Welt, die völlig intakt war. Doch sie waren es nicht.
Ist es - wie so oft - Gottes Schuld, weil er sie nicht als Marionetten erschaffen hat, sondern ihnen die freie Wahl lassen wollte, ihn zu lieben?
Vielleicht waren sie aufgestachelt, doch die Wurzeln dieser Unzufriedenheit gehen tief. Sie auszurotten und zufrieden in sein Schicksal einzuwilligen, wer hat die Größe dies zu ertragen? Wer hat die Größe, gegen die eigene Gier aufzustehen und zu sagen: das reicht jetzt? Es gibt immer wieder Menschen, die es tun, versuchen, heutzutage landen viele von ihnen in der Psychiatrie, glaube ich, weil sie an dieses Leben hier völlig unangepasst sind. Und dann kann es selbst Gier sein, die Gier zu besiegen, Stolz den Stolz zu besiegen, Stolz darauf, gut zu sein oder zumindest versuchen zu sein, das menschliche Herz ist zu höchstem Gut fähig, aber auch zu gemeinster Niedertracht und dies nicht nur anderswo, sondern gleich hier, bei mir, in mir drin. Diese Dämonen in mir zu bekämpfen, kein Schrecken für andere zu sein, zumindest in mir für Frieden zu sorgen ist eine Aufgabe, der ich oft nicht gewachsen bin, so viel scheint nachzuquellen wie von einer unermesslichen Flut gespeist. Wann immer ein winziger Teil geschafft wurde, wächst manches andere nach, wie Unkraut, das diesen Garten als den Seinen betrachtet und alle Blumen oder Kohlköpfe, die da wachsen mögen, als unerwünschte Eindringlinge betrachtet. Und so muss man Tag für Tag neu beginnen und doch fortführen. Das Geflecht ist so dick, das es unmöglich scheint selbst von Gutem zu sagen es je gut, wo jeder Gedanke die Möglichkeit eines Besser Seins enthält, wo sich nach innen ebensolche Abgründe auftun, wie nach außen. Im Römerbrief, einem Teil der Bibel, steht, dass wen immer man verurteilt, man sei fähig das Gleiche zu tun, ja habe Teil an dieser Tat, indem man sie so verfolgt und betrachtet, im eigenen Herzen sind die gleichen Wurzeln dessen, was wir aufs Tiefste verdammen, aktiv. Zudem steht es einem Menschen nicht gut an, Richter zu sein und doch ist es wieder auch ein Auftrag für Ordnung zu sorgen, dem Guten so weit wie möglich zum Sieg zu verhelfen; was für ein schier unentwirrbares Geflecht von Schuld und Verstrickung um unsere Seelen engmaschig geflochten ist, durch sie hindurch, aus ihnen heraus quillt, es ist zutiefst traurig.
 
Gut zu sein
 
Ich habe schon ein bisschen über das Gut-Sein geschrieben, welches Gut-Sein fragt man sich vielleicht sofort. Doch das Gewissen weiß es schon. Im Menschen selbst wohnt eine Art Richtschnur, die anzeigt wo es lang geht. Und sosehr mancher auch nichts anerkennt, was als Maßstab dienen könnte, wenn er selbst betroffen ist, weiß er es sofort wieder, keine Frage. Wenn jemand das Portemonnaie stiehlt, weiß man sofort wieder, was gut ist. Und es gibt anscheinend in allen Zeiten, in allen Gesellschaften Grundlagen, die sich sehr, sehr ähnlich sehen. Dass es etwas Gutes gibt, scheint unbenommen, doch damit muss es auch einen höchsten Maßstab geben, ein höchstes Gut, von dem alles Gute seinen Maßstab herleitet. Von dem jeder, der sich darum bemüht, seinen Maßstab herleitet. Schon allein zu denken, dass Frieden besser ist als Krieg impliziert einen solchen Maßstab, es scheint ja lächerlich, eine solche Frage überhaupt zu stellen. Und doch gibt es genügend Menschen, die vom Krieg profitieren. Doch selbst diese würden lieber selbst im Frieden leben, den Krieg, der sie reich macht, betrachten sie eher von weitem. Sie wissen genau, was besser ist, besser für sie jedenfalls. So ist es für fast jeden. Zu entdecken, dass das Beste für einen Menschen sein mag, vor dem ewig Guten unfehlbar dazustehen, oder gereinigt dazustehen, das ist ein schwerer Weg. Ich denke, jeder weiß irgendwie, dass er dorthin unterwegs sein sollte, jeder weiß irgendwie, dass es das einzig Richtige ist, doch wie schon Adam Eva beschuldigte, als das Übel dann getan war, so findet jeder seine Ausrede, warum gerade er diesen Weg nicht gehen kann oder warum gerade er so gestolpert ist. Auch wenn es unzeitgemäß erscheint, zu versuchen, gut zu sein und mit den Konsequenzen dessen zu leben, es ist das, was in diesem Leben wirklich zählt. Jedes Scheitern, jeder Fehler, der tagtäglich passiert, soll nicht entmutigen zu sagen – hat ja eh keinen Sinn - sondern noch mehr dazu drängen sich gegen den zu werfen, in dessen Hand es liegt, das Gute, und die Fähigkeit es zu erkennen und zu tun.
Doch dazu braucht es Demut. Und Demut und tiefe Liebe zu lernen ist vielleicht das Schwerste überhaupt, das ein Mensch je vollbringen kann. Wobei Demut nicht gerade zu den angesagtesten Tugenden zu gehört in diesen Zeiten. Jesus hat gesagt, im Ende werden die Demütigen die Erde besitzen, die, die das eigentlich nie gewollt haben. Sich vor ihm zu verneigen ist die wahrlich edle Tat.
Ich habe einmal von Schloss Salem, einer Internatsschule der besonderen Güte, gelesen, dass sie dort versuchen, auch Charaktereigenschaften zu formen, es hat mich sehr beeindruckt zu lesen, dass Erfolge im Unterricht nur eines von vielen Zielen sind. Es fehlt daran, es fehlt aber selbst an Menschen, die genügend darüber wissen, und wenn sie endlich genügend darüber wissen, sind sie von sich selbst so angeekelt, nehme ich jedenfalls an, dass sie nicht mehr lehren mögen, das ist glaube ich eines der großen Probleme damit. Ich denke jedoch, dass es manchmal ganze Schübe von Aufbrüchen gibt, Menschen, die sich neu darauf besinnen zu suchen, zu fragen, nicht unbedingt laut, nicht unbedingt in Zeitungen gedruckt, sondern in aller Stille oftmals. Das Beste, was ich dazu sagen kann, ist, dass es einen Weg gibt, heraus aus der Unzufriedenheit. Er ist nicht besonders einfach, wie alles, was man wirklich von Herzen zu lernen versucht, doch es gibt ihn. Dass es ihn gibt ist eine gute Neuigkeiten für alle, die schier verzweifeln wollen an diesem Leben oder an sich selbst. Allerdings würde ich wahrscheinlich meinem größten Feind, so ich denn einen hätte, zwar wünschen dort unterwegs zu sein, nicht aber auf die Schwierigkeiten zu treffen, die da so rumlauern. Die Gefahren, auf die man trifft, sind um vieles größer als alles, was man sich ausdenken kann, es ist ganz leicht, dabei wahnsinnig zu werden, vor Schmerz, vor Enttäuschung, vor Qual, vor Einsamkeit. Nein, so habe ich es mir nicht vorgestellt, als ich in meiner Jugend aufbrach, um diesen Weg zu finden. Andererseits habe ich mir auch nicht vorgestellt, jemals so viel Frieden oder innere Ruhe zu finden, nein, auch das war nicht einmal ansatzweise denkbar. Nicht einmal, dass es so etwas gibt konnte ich denken. Und doch bin ich bei weitem nicht weit auf diesem Weg, habe nicht das Gefühl, wirklich schon etwas erreicht zu haben in dieser Hinsicht. Erst die Gegenüberstellung bringt an den Tag, wie viel mehr Gelassenheit ich inzwischen habe, aber auch, dass dies von der Umwelt nicht unbedingt mit Wohlwollen aufgenommen wird. Und wie im Spiel scheinen die Aufgaben schwerer zu werden, je weiter man kommt.
 
Charsi, die Schmiedin
 
Moira ist inzwischen wieder im Lager der Jägerinnen um alle Fundstücke zu verkaufen. Es gibt zwei Händler um Ausrüstungsgegenstände zu kaufen, drei wenn ich Akara mit einrechne, die allerdings nur Zauberstäbe und Tränke verkauft. Es gibt eine Schmiedin, die gleichzeitig auch verkauft, Charsi. Da Gegenstände, wenn sie repariert sind, mehr einbringen, gehe ich zu Charsi, erst alles reparieren, dann verkaufen. Man kann auch zu Gheed gehen, er verkauft auch, allerdings repariert er nicht, dafür kann man bei ihm um magische Gegenstände spielen, dort kann man echt Gutes finden, doch man kann auch viel Geld dort lassen für nichts und wieder nichts. Da ich sowieso kaum Geld habe, bleibt also Charsi. Auch sie erzählt in einer Einführung von sich, von den Kriegerinnen, die gegen Andariel gekämpft haben und ihr später verfallen sind.
Das ist, glaube ich, oft eine Verlockung, eine Gefahr, wenn man etwas sehr bekämpft, bekommt es Macht über einen, man lernt es so gut kennen, dass es anfängt Faszination zu versprühen, auch das Böse kann eine ganz eigene Faszination entwickeln, oft sogar weit schneller als das Gute, das dagegen langweilig scheinen mag und gegen den schnellen Ruhm langsames Wachsen von Frieden und Gnade verspricht. Mit der Zeit saugt das, was man bekämpft, die Kraft aus einem heraus, so dass man ihm am Ende unter Umständen näher steht als dem, wofür man gekämpft hat. So verfallen Menschen den Dämonen, die sie bekämpft haben. Zusätzlich habe Dämonen natürlich eigene Mittel um sich Menschen, Geist und Seele eines Menschen, untertan zu machen, andere in ihren Bann zu ziehen, zu verderben, zu zerstören. Und es ist schwierig, ihre Ränke zu durchschauen, sich dem subtilen Einfluss zu widersetzen, da, wo man ihn bemerkt, wenn man ihn bemerkt und wenn man sich widersetzen will, denn oft warten dort recht interessante Verlockungen, Verlockungen, die hier und jetzt ansprechend sind.
Es ist schwer zu erklären. Ich habe ein bisschen über das Prinzip des Familien-Stellens gelesen, in der Psychologie. Anscheinend funktioniert es. Man stellt dabei für seine Familie Menschen, die gerade da sind, so auf, wie man seine Familie empfindet. Also Herrn F. Für den Vater, Frau K. für die Mutter oder Herrn S. für den Ehemann und so weiter. Wenn diese nun im Raum stehen, zueinander gewendet, wie man sie stellen mag oder es fühlt, so gibt diese Konstellation Auskunft über Dinge, die bei den wirklichen Menschen, bei denen, für die diese anderen symbolhaft stehen, wirklich passiert sind. Man soll es tief intuitiv und mit dem gebotenen Ernst tun, das ist wichtig. Doch alleine nur, dass dies funktioniert, dass wirklich Aussagen über die betreffenden Menschen zustande kommen, ist zutiefst beunruhigend. Was für Kräfte sind da am Werk? Man hat über Felder gesprochen, in anderem Zusammenhang, doch es erscheint, als gäbe es Abhängigkeiten, gegenseitige Beeinflussungen, die alles übersteigen, was man sich gemeinhin so vorstellen mag, die Möglichkeiten der ach so freien Menschen scheinen weit, weit begrenzter, als es sich ein jeder hier träumen lassen würde. So stolz sind wir oft auf unsere Errungenschaften der Selbstbestimmung, dass kaum jemand zu zweifeln wagt. Doch es bleibt nicht viel davon, wenn all diese Kräfte auf einen Menschen einwirken, so kann er höchstens versuchen, sich dieser Kräfte bewusst zu werden und zu versuchen, sich mit denen, die seinen Zielen im Leben konform sind, zu verbünden, um sich von anderen frei machen zu können. Und alleine nur dies denken zu können verletzt Tabus, die tief im Menschen eingegraben sind.
Es scheint beinahe, als sei die einzig wirklich freie Entscheidung die, welchem der vielen Herren wir dienen werden. Dass und ob wir dienen scheint außer Frage. Die Frage ist, an welchem Altar wir beten, welche Schlacht wir kämpfen.
Moira kämpft nur auf der materiellen Ebene ihrer virtuellen Welt gegen handfeste Monster, soweit man dies im ungreifbaren Raum des Computerspieles so sehen kann. Sie lernt, mit Feuer oder Eis oder Blitz das Böse in den Formen, die sie vorfindet zu bekämpfen. Seelische Schäden, innere Kämpfe sieht man nicht, obwohl dieses Spiel ein gutes Symbol dafür ist, wie es in der Seele der meisten Menschen aussieht. Innere Schäden sind ja oft mindestens so verheerend wie äußere, vor allem, was das Zwischenmenschliche angeht. Und dies soll keine Entschuldigung gegenüber armen Ländern sein, denen es oft am Notdürftigsten zum Essen fehlt, nur ein Hinweis, dass es in unseren Ländern der Seele oft an Essen fehlt. Der Hunger ist so groß, die Gier scheint schier unermesslich, wenn sie einmal geweckt ist, wenn einmal ein erster Tropfen, ein Vorgeschmack dessen, was sein könnte, den Menschen auf den Geschmack gebracht hat. Doch alleine schon die Erkenntnis, dass die Seele Hunger und Durst hat, fehlt vielen, wie auch das Wissen um die tägliche Pflege ihrer, als dürfe, wo der Körper Ansprüche hat, die Seele keine haben. Doch da wir den Körper abgeben, nach einer relativ kleinen Anzahl von Jahren, die Seele aber behalten bis über die Grenzen der Ewigkeit hinaus, ist deren Pflege eigentlich vordringlich, wichtiger als alles, was man sonst tun könnte.
Moira verkauft alles was sie gefunden hat an Charsi und hat von dem Gewinn einen schützenden Helm gekauft. Vierundzwanzig Goldstücke sind übrig, im Verhältnis zur Kaufkraft ist das fast nichts, ein Zauberstab würde mindestens fünftausend Goldstücke kosten, eine Rüstung tausend. Daher suche ich nicht erst weiter, was Akara wohl gerade an Zauberstäben hat, sondern gehe wieder los, die Aufgabe ist auch noch nicht gelöst.
Ich sitze vor dem Bildschirm, schaue auf das Lager der Jägerinnen, auf Moira, und überlege, wie ich so weit gekommen bin, wie ich dahin gekommen bin, wo ich jetzt bin. Die Wurzeln reichen weit zurück. Ich war fast noch ein Kind, da starb jemand, der für mich sehr, sehr wichtig war. Bis dahin hatte ich den vielleicht stolzen Plan, Ärztin zu werden, doch der Traum zerbrach an dem, was da geschah. Denn selbst Ärzte konnten nicht helfen, konnten nicht retten, konnten vor allem nicht das Weltbild voller Vertrauen retten, das ich noch hatte, angesichts dessen, wie andere auf das reagierten, was da geschah. Und damit wuchs ganz langsam die Überzeugung, dass etwas Grundsätzliches falsch war, etwas, das auch Ärzte nicht heilen können, dass die Wurzel des Übels tiefer lag. Und also habe ich mich daran gemacht, nach dieser Wurzel zu forschen. Und auch danach, wie man diese wohl heilen könnte.
Ich bin aufgebrochen, innerlich zunächst, suchend geworden, fragend, immer versucht, das Zugrunde liegende zu sehen. Habe gesucht nach etwas, das hält was es verspricht, etwas, worauf man sein Leben bauen kann, habe auch selbst versucht jemand zu sein, auf den man bauen kann. Und seitdem lebe ich wie auf Wanderschaft, in praktisch jeder Beziehung.
 
Blut und Schleim
 
Moira ist wieder in der Höhle des Bösen angelangt, dort ist das Übliche angesagt, Monster vernichten. Es platscht Blut in alle Richtungen, die Gefallenen fallen rücklings mit großen Sprüngen und Säbel schwingend, die Gargantuas platzen in der Mitte auf, gräulich und grässlich sieht es aus. Die Höhle ist dunkel und voller Stalaktiten und Vorsprüngen und Unebenheiten. Doch gibt es auch Treppenstufen und behauene Steine und Kisten mit Schätzen, ein großer, dunkler, unheimlicher Ort. Dann ist Moiras Energie alle und ich muss Pause machen bis sie sich nachgefüllt hat. Das dauert für einen eher ungeduldigen Menschen anscheinend ewig lange, doch dann ist die blaue Kugel, die ein Dämon hält, während die Lebenskraft von einem Engel gehalten wird, wieder voll. Ohne Mana, wie die Energie heißt, kann Moira nicht zaubern und obwohl sie auch zuschlagen kann mit ihrem Zauberstab, ist das für sie gefährlich, weil sie nicht sehr viele Lebenspunkte hat und so sehr leicht stirbt, leicht angreifbar ist. Außerdem macht es nicht sehr viel Schaden. Also tue ich es höchst ungern und muss eben warten, bis die geistige Energie nachgeflossen ist. Der Vergleich liegt auf der Hand, darüber, wie wir uns auch geistig erschöpfen und dann die Batterien wieder aufladen müssen, darüber weiß fast jeder Bescheid.
Und dann ist da der erste relativ schwierige Feind. Ein hellgrünes Meisterskelett greift an, so klapprig es auch aussieht, es ist verflixt stark. Es geht ein bisschen hin und her, doch alles in allem klappt es recht gut und ich bin stolz auf Moira, weil sie mit noch so geringen Fähigkeiten doch recht gut auch mit schwierigen Situationen fertig zu werden scheint. Manchmal verblüffend, was jemand der weiß, was er tut auch mit geringen Kenntnissen ausrichten kann, wieder ist es Zweierlei, das Wissen selbst und das Wissen um die Anwendung. Selbst mit sehr großem Wissen, großer Kraft, kann man unter Umständen nur geringe Resultate erzielen, weil das Wissen um die Anwendung fehlt. Inzwischen sagt der Computer, dass fast alle Feinde besiegt sind, irgendwo ist noch einer, also alles noch einmal abgehen, die Höhle ist ein bisschen verzweigt und hat ein paar Gänge, da ist er, ein kleiner Gefallener, der fortgelaufen ist. Wie klug von ihm, doch jetzt ist es vorbei und in die Höhle fällt Licht, zum Zeichen, dass sie gesäubert ist. Auf einmal sieht die eklige Höhle richtig schön aus, was Licht nicht alles ausmacht. Es sieht richtig schön aus, wie Licht, dass durch Bäume fällt, Sonnenstrahlen, die alles hell und freundlich machen.


 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 30.12.2009

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