Cover

Copyright

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten aus diesem Buch sind von mir frei erfunden und mein geistiges Eigentum. Änlichkeiten zu Personen aus dem realen Leben sind reinzufällig.

 

Der Inhalt dieses Buches gehört nur der Autorin des Buches. Alle Rechte sind Ihr vorbehalten! Nachdruck oder andere Verwendung sind nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin rechtsgültig.

 

 

Prolog

Glaub an dich!

 

Es wird Zeit. Zeit zu planen, Zeit zu handeln, Zeit zu kämpfen.

Man sollte nie kampflos aufgeben oder auch nur daran denken, denn sonst ist man bereits verloren und man wird nie das Bekommen nach was sein Herz begehrt. Egal wie sehr man es auch haben möchte, es wird für immer unerreichbar sein.

Glaube an dich. Glaube daran, dass du es schaffen kannst. Auch allein kann man vieles erreichen, man muss nur fest daran glauben. Der Glauben ist das Wichtigste an allem. Denn ohne ihn wären wir nichts, würden uns nur schnell auf Geben und alle Hoffnung verlieren. Hoffnung ist wichtig, Glauben ist wichtig. Denn anders wird man die Ziele nie erreichen die man sich festvorgenommen hat. Halt sie fest, lass sie nicht gehen. Lebe deinen Traum

Egal wie aussichtslos die Lage auch sein mag. Verlieren nie den Mut, deine Kraft. Glaube an dich, glaube an deine Ziele. Hoffe, dass du sie erreichst. Den dann wirst du sie auch irgendwann erreichen. Und wenn du es mal nicht alleine schaffen solltest, denk daran….du bist nie allein. Wirst nie alleine sein. Es gibt immer Freunde, Familie, die dir helfen können. Sie sind dein Sicherheitsnetz, das dich wohlbehütet auffängt.

Denk an sie, glaub an sie und trau dich ruhig sie um Hilfe zu fragen. Sie werden dir helfen deine Ziele zu verwirklichen, auch wenn du bereits die Hoffnung aufgegeben hast. Jedes Ziel lässt sich erreichen, wenn du nur daran glaubst. Gib die Hoffnung nie auf, egal was auch kommen mag. Fremde werden dir immer Steine in den Weg legen. Sei bereit sie zu überwinden.

Glaube an dich, glaube an deine Freunde, an deine Familie. Glaube an deine Hoffnung, deine Stärke und die Liebe. Gib niemals auf und verliere nie den Mut, denn du weißt nie wie nahe zu deinem Ziel bereits bist.

 

Das Erwachen

Dunkelheit. Alles um ihn herum war so dunkel. War es bereits Nacht? Er wusste es nicht mehr. Das Einzige woran er sich noch erinnern konnte, war die Tatsache, dass etwas Schreckliches passiert war. Schmerzen, schreckliche Schmerzen umgaben ihn. Er konnte sich kein Stück mehr bewegen. Seine Glieder waren schwer und steif. Die prickelnde Wärme seiner Selbstheilunsgkräfte begann ihn einzufangen. Fing ihn auf und packte ihn in ein flauschiges Bett aus Watte. Was war bloß geschehen?

 

Dann wurde Cedric wach. Nur mühsam schlug er seine Augen auf und stellte zu seiner Überraschung fest, dass es bereits wirklich Nacht war. Schwerfällig hob er den schmerzenden Kopf an und erblickte den Nachthimmel über sich. Voll und rund stand der Mond bereits am Firmament von unzähligen Sternen umgeben, die den Nachthimmel förmlich erstrahlen ließen. Trotzdem wurde die Seitengasse in welcher er sich befand, nur spärlich beleuchtet.

Erschöpft sank sein Kopf wieder auf den Boden und Cedric ließ seinen Blick, soweit es ihm möglich war umher schweifen. Er befand sich noch in der Stadt, in seiner Stadt, seinem Revier. Aber alles andere als in einem guten Zustand. Der kalte Beton unter seinem Körper ließ ihn langsam auskühlen, sodass er zu frieren begann. Cedric konnte gar nicht genau sagen, wie lange er hier schon lag. Es musste aber schon ein Weilchen her sein. Auf einmal stieg ihm der Geruch von Blut in die Nase. Sie hatten ihn also schwer verletzt. Außer einem dumpfen Pochen, nahm er zurzeit nicht viel wahr und konnte daher nicht genau zuordnen an welcher Stelle es am Meisten schmerzte. Sein Schädel brummte, ein Taubheitsgefühl ließ ihn das linke Bein nicht wirklich spüren und das Atmen fiel ihm schwer. Wahrscheinlich war die ein oder andere Rippe angeknackst.

Nur langsam kehrten seine Erinnerungen zurück. Sie hatten ihn in einen Hinterhalt gelockt, um ihn feige zusammenzuschlagen. Leicht fletschte er seine Zähne und stieß ein ersticktes Knurren aus. Es waren drei… nein vier Stück gewesen. Es waren keine Leute von ihm gewesen und auch niemanden der ihm bisher begegnet war. Dem Geruch nach zu urteilen, würde er auf Vampire tippen. Cedric hatte sich nicht richtig verteidigen können in seiner menschlichen Gestalt, seiner schwächeren Hälfte. Normalerweise dauerte eine Verwandlung keine 15 – 20 Sekunden. In Gefahrensituationen wäre die Tiergestalt keine Hilfe, doch im hatte auch einfach die Zeit gefehlt.

Das würden diese feigen Schweine noch bereuen. Sie würden ja schon noch sehen, was sie davon haben würden. So einfach würde er das nicht auf sich sitzen lassen, aber zuerst musste er wieder zu Kräften kommen und sehen, dass er hier weg kam.

Probeweise versuchte er seine Finger zu bewegen, doch der Befehl schien nicht in seiner Hand anzukommen. Er versuchte es mit der anderen Hand, aber nichts. Rein gar nichts. Es funktionierte einfach nicht, zumindest noch nicht. Aber im Moment spürte Cedric auch nicht viel, außer dem Schmerz. Wie sollten ihm da auch seine Gliedmaßen gehorchen? Klang doch irgendwie plausibel.

Was hatte er nach diesem Angriff auch anderes erwartet? Ein leichtes Kribbeln begann sich durch seinen Körper zu ziehen, was ein gutes Zeichen war. Die Wunden, welche ihm zugefügt wurden, begannen langsam zu verheilen. Zumindest ließen die Blutungen nach. Im Moment fühlte er sich noch, als wäre er von einem Laster überfahren worden, aber schon bald würde es ihm besser gehen.

Cedric war kein normaler Mensch. Das war er noch nie gewesen. Anders hätte er diese Nacht wohl nicht lebend überstanden. Ihm gefielen die Einstellungen der Menschen nicht und auch ihr Handeln rief reine Verachtung in ihm hervor. Cedric hatte schon immer seine eigenen Ansichten gehabt, die er auch mit aller Macht vertrat. Die missliche Lage in welcher er sich gerade befand, würde ihn zwar im Moment etwas einschränken, doch so einfach ließ er sich nicht stoppen.

Mit der letzten Kraft, welche der Gestaltwandler aufbringen konnte verwandelte er sich in eine Miniatur Ausgabe seiner tierischen Gestalt. Cedric war ein Tiger. Der Anblick eines blutenden Menschen wäre im Moment viel erschreckender als der eines Tieres. Zumal es nicht so seltsam wäre, wenn man ihn doch entdecken sollte und jemand mitbekäme wie seine Wunden nach und nach von alleine heilten. Cedric konnte nur hoffen, dass ihn im Moment niemand in diesem Zustand fand und er so ohne großes Aufsehen wieder seine Arbeit aufnehmen konnte. Ced besaß mehrere Hotelketten im gesamten Land und musste sich um ihre Verwaltung kümmern. Sein Hauptsitz war das ´Stolen Heart´ im Zentrum von Boston.

Müde schloss der Schwarzhaarige seine graublauen Augen, um sich noch etwas auszuruhen. Ein bisschen Schlaf würde ihm gut tun. Zumindest brauchte er noch etwas Erholung und Ruhe, bis es ihm wieder besser ging und er sich endlich wieder bewegen konnte.

 

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Laut klopfte es an der Tür. „Bastian beeil dich. Die Mädels werden schon ungeduldig“, dröhnte es hinter der geschlossenen Tür. „Ich komme ja schon“, rief er zurück und versuchte dabei den wummernden Beat der Musik zu übertönen. Meine Güte, da ging man mal für fünf Minuten aufs Klo und nicht mal dort hatte man seine Ruhe.

Leise aufseufzend beugte sich Sebastian über das Waschbecken in der Toilette und spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht. Nicht mehr lange und er hatte seine Schicht geschafft. Leicht blinzelnd schlug er die Augen auf und sein Blick fiel auf den riesigen Spiegel, welcher die gesamte Wand einnahm.

Egal wie oft er sich auch darin betrachtete, er verstand nie so ganz, was die Gäste an ihm fanden. Mit seinen 1,71m war er nicht gerade der Größte. Seine Haut war viel zu blass. Er konnte jedes Jahr machen was er wollte, aber trotz Sonnenbad im Urlaub bekam er keine schöne Bräune. Eher wurde er krebsrot. Von seiner Körperstatur her, war er recht hager, aber nicht untrainiert. Viele ausgeprägte Muskeln hatte er dennoch nicht aufzuweisen, trotz des wöchentlichen Joggens im Park.

Seine Haare fielen ihm leicht ins Gesicht. Sie hatten ja noch nicht mal so eine hübsche blonde Farbe, sondern eher ein Straßenköter blond. Dank etwas Haarspray hingen seine sonst relativ glatten Haare nicht so platt an seinem Kopf hinab.

Lange Wimpern umrahmten rehbraune Augen, während er seine vollen Lippen gut zu einem Schmollmund ziehen konnte, der ihm schon oft das ein oder andere Trinkgeld beschert hat. In seinen Augen war er einfach viel zu schmächtig. Wenn er sich seine Kollegen so ansah, kam er sich wie ein echter Hänfling vor, dennoch verlangten einige Damen im Club von ihm bedient zu werden. Es gab aber auch genauso viele Männer, die ihn attraktiv fanden, doch das störte Bastian herzlich wenig, weil er selbst eine Schwäche für das eigene Geschlecht besaß.

Lautes Klopfen riss ihn aus seiner Gedankenwelt. „Basti…jetzt mach endlich hin. Die Mädels fangen schon an sich gegenseitig zu zerfleischen“, drang es gedämpft durch die Tür zu ihm. „Keinen Stress“, rief er nur zurück.

Mit einem letzten, prüfenden Blick in den Spiegel wandte er sich zur Tür. Sam, sein bester Kumpel und Arbeitskollege sollte sich mal nicht so ins Hemd machen. Schließlich würden sie schon nicht auf ihn losgehen. Mit seinem Testosteron vollgepumpten Astralkörper würde Samuel das schon hinbekommen, davon war Sebastian überzeugt. Wunderschön gebräunte Haut, hellblaue Augen und leicht lockige blonde Haare. Ein echter Surferboy, wie man sagen würde. Der hatte sicherlich keine Komplexe oder ein Problem mit seinem eigenen Auftreten.

 Kurz wuschelte er sich noch durch die Haare, setzte ein Lächeln auf und verließ die Toilette. Auf in den Kampf!

 

Es dauerte noch eine Weile, aber dann war sein Arbeitstag endlich vorbei. Der lang ersehnte Feierabend war gekommen. Sebastian hatte vor ein paar Semester ein Studienplatz an der Harvard Medical School, einer medizinischen Fakultät der Harvard University ergattert. Anders als der Hauptcampus von Harvard, der sich in Cambridge befindet, gehört die HMS zur Longwood Medical and Academic Area, einem medizinischen Campus in Boston an. Und musste sich, wie viele andere auch, nebenher etwas dazuverdienen, um sein Leben bestreiten zu können.

Er hatte Glück eine gute Stelle gefunden zu haben. Bastian durfte als Barkeeper in einem der angesagtesten Clubs der Stadt arbeiten, dem Alexi’s. Die Arbeitszeiten gingen öfters bis spät in die Nacht, aber sie bezahlten ihn nicht schlecht und das Trinkgeld durfte er auch behalten.

Zwar könnte er auch seinen Vater, um etwas Unterstützung bitten, aber dafür war Sebastian einfach zu stolz. Er wollte sein Leben aus eigenen Mitteln stemmen, wollte ohne Hilfe auf eigenen Beinen stehen. Wie sähe es denn aus, wenn er sich als 21-jähriger Student noch von seinem Vater den Unterhalt bezahlen lassen musste?

Ein paar letzte Abschiedsworte an seine Kollegen, rasch die Jacke übergeworfen und ab an die kühle Nachtluft. Kein Lärm, kein Gerede, keine Musik mehr. Es war einfach nur still um ihn herum. Was für ein Segen. Er mochte seine Kollegen wirklich gerne und auch die Atmosphäre im Club. Die feiernden Leute, den wummernden Beat der einem durch Mark und Beine ging, die Stimmung.

Aber es ging doch nichts über etwas Stille nach einem lauten, anstrengenden Abend unter feierwütigen Menschen. Die Nacht war am Wochenende sein stetiger Begleiter und Bastian liebte diese stillen Momente, wenn er das Alexi’s hinter sich ließ und von der Dunkelheit der Nacht umfangen wurde.

Tief sog er die kalte Luft in seine Lungen ein, bevor er sie mit einem glücklichen Seufzer wieder entließ. Obwohl der Frühling nahte, stiegen kleine Wölkchen vor seiner Nase auf. Und auch wenn die Tage endlich wieder länger und die Nächte kürzer wurden, war es um diese Uhrzeit immer noch recht frisch.

Tief vergrub er seine Finger in den gefütterten Innentaschen seiner Jacke und kuschelte sich dabei noch etwas tiefer in den frisch gewaschenen Schal, bevor er sich mit einem zufriedenen Lächeln auf den Weg nach Hause machte. Sebastian wohnte in einer kleinen Dachwohnung in dem Haus einer alten Dame. Er bekam die Wohnung recht günstig, weil er Frau Anderson öfters ein wenig aushalf. Was war schon das bisschen Rasenmähen oder hin und wieder ihre Einkäufe die Treppe hinauf tragen? Er war froh, dass er ihr dabei helfen konnte.

Gemütlich schlenderte er durch die Straßen und blieb plötzlich an einer Seitenstraße stehen. Da war doch gerade etwas gewesen. Unsicher blickte sich der Blondschopf erst um, bevor er einen zögerlichen Blick in die dunkle Gasse zu seiner rechten Seite warf. Doch, er hatte sich nicht verhört, denn da war das Geräusch schon wieder. Leicht fragend zog er eine Augenbraue in die Höhe.

Irgendwie klang das nach einem frustrierten Knurren. Eine Katze? Ein Hund? Wirklich scharf war Bastian ja nicht darauf nachzuschauen, was da gerade in der dunklen Seitenstraße vor sich ging, aber ein flaues Gefühl machte sich in seinem Bauch breit. Irgendwas sagte ihm, dass er nachschauen sollte. Und wenn es doch ein Mensch war der seine Hilfe brauchte? Auf sein Bauchgefühl war sonst immer Verlass. Einen Moment zögerte er noch, bevor er alle Sorgen über Bord warf und verunsichert die schmale Gasse betrat.

Schon auf den ersten Metern schlug ihm ein metallischer Geruch entgegen. Blut? Die spärliche Beleuchtung der Straßenlaterne half dem jungen Studenten auch nicht viel weiter. Dunkle Flecken zierten den Boden zu seinen Füßen, die Wände schienen auch etwas abbekommen zu haben. Unsicher blieb Sebastian stehen und trat von einem Fuß auf den anderen. „Hallo?“, kam es zögerlich von dem Kleinen. Nichts. Doch dann, als er sich gerade abwenden wollte, hörte er es erneut. Ein leises Geräusch, das ihn an ein Wimmern erinnerte.

Vielleicht ist jemand verletzt, schoss es ihm durch den Kopf. Ohne darüber nachzudenken trat er noch tiefer in die Gasse ein. Dieser jemand war wohl noch am Leben und benötigte nun seine Hilfe. Da war ganz schön viel Blut, dass überall an den Wänden und dem Boden klebte. Es schien ein Wunder zu sein, wenn jemand überhaupt noch lebte. Aber bei der Menge an Blut konnte es auch niemand anders, außer einem Menschen sein.

Ihm war ja schon etwas mulmig zumute. Am liebsten hätte Bastian nun auf der Stelle kehrt gemacht und das Ganze verdrängt, aber seine Instinkte trieben ihn einfach an, weiter zu gehen. Bastian kam noch nicht einmal der Gedanke die Polizei zu informieren. Erst auf halber Strecke fiel dem Blondhaarigen auf, dass dies keine Seitenstraße war, sondern irgendeine Sackgasse. Am Ende des Weges befand sich eine Hintertür. Wie unheimlich.

Auf den ersten Blick entdeckte er nichts, doch auf einmal blitzte etwas Helles in seinem Augenwinkel auf. Zögerlich trat er näher. Ein kleines Fellknäul lag dort auf dem Boden. Das weiße Fell war nur so von Blut getränkt, dass man das arme Tier kaum noch erkennen konnte. Es war eine Katze. Dort lag eine weiße Katze mit kleinen schwarzen Streifen. Zumindest konnte man an einigen Stellen noch die Fellfarbe der armen Katze erkennen.

Man könnte ja fast meinen, dass sich jemand an diesem armen Tier vergriffen hatte. Doch das ganze Blut konnte nie und nimmer von dem kleinen Tierchen sein. Zögerlich näherte Sebastian sich dem armen Ding und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass sich die Brust des Tieres regelmäßig hob. Der Kater atmete und das ziemlich gleichmäßig. Sehr langsam, um das arme Tier nicht zu verschrecken ging er vor diesem in die Hocke und streichelte ihm sachte über den Kopf.

„Du musst keine Angst haben Kleiner. Ich tu dir nichts“, sprach Bastian beruhigend auf das Tier ein. Kurz betrachtete er die Wunden des Katers, aber durch das spärliche Licht, das die Gasse beleuchtete, konnte er nicht gerade viel erkennen. Spontan entschloss sich der junge Student dazu, die Katze mit nach Hause zu nehmen und dort wieder aufzupäppeln. Sie trug kein Halsband, daher konnte er ihren Besitzer nicht ausfindig machen. Wenn sie überhaupt einen hatte. Außerdem war es schweinekalt und so schwer verletzt, wie die die Katze dem Anschein nach war, konnte er sie schlecht zurücklassen. Das konnte er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren.

Vorsichtig hob er den Kater hoch und wickelte sie in seine Jacke. Noch immer behielt das Tier die Augen geschlossen. Ob ihn die Verletzung so sehr geschwächt hatte, dass er noch nicht einmal mehr die Augen aufbekam? So vorsichtig wie möglich, trug er die Katze nach Hause, während er weiterhin mit beruhigenden Worten auf das verletzte Tier in seinen Armen einredete.

 

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Zwar bekam Cedric sehr deutlich mit, wie sich ihm jemand näherte, doch er hatte nicht die Kraft dazu um sich zu bewegen oder gar davon zu laufen. Wie sollte er in diesem Zustand auch weit kommen? Sein Körper brauchte noch Zeit, um zu heilen. Das würde mindestens noch eine Nacht dauern, wenn nicht sogar etwas länger. Aber bis Sonnenaufgang würde er zumindest wieder soweit fit sein, um es nach Hause zu schaffen.

Daher hoffte er inständig, dass es nicht einer der Feiglinge von der Schlägerei war, der zurückkam um sein Werk zu vollenden. Die Angreifer hatten es eindeutig auf ihn abgesehen. Wenn er so recht überlegte, war er sich mittlerweile sicher, dass es Vampire gewesen waren. Sobald er wieder bei Kräften war, würde er ein ernstes Wort mit dem Valerius Clan, der in Boston ansässigen Vampir Familie, reden müssen. Sie hatten einen Friedenspakt über einen Waffenstillstand ihrer verfeindeten Clans, aber mit diesem unüberlegten Angriff war der damit wohl nichtig geworden.

Eine leichte Brise schlug ihm entgegen und seine Nase verriet ihm, dass es jemand anders war. Noch einmal Glück gehabt. In seinem derzeitigen Zustand hätte er nicht viel ausrichten können. Dadurch ein wenig beruhigter blieb er einfach still liegen.

Der junge Mann näherte sich ihm recht zögerlich. Ob er noch jemanden in der Seitenstraße vermutete? Wenn noch jemand außer ihm hier wäre hätte Cedric das schon längst bemerkt, doch das konnte der Mensch nicht wissen.

Langsam kam der junge Mann näher. Misstrauisch ließ er seinen Blick umher schweifen, bevor er vor Cedric in die Hocke ging und ihm doch tatsächlich die Hand entgegen hielt. Sollte er etwa daran schnuppern? Er war doch kein Hund! Zwar mochte er sich gerade in der Gestalt einer Katze befinden, doch dies war unter seiner Würde. Abschätzend sah er stattdessen sein Gegenüber an und ließ ihn nicht mehr aus den Augen.

Der Mensch schien ihm nichts Böses zu wollen. Zumindest sah dieser nicht gerade wie jemand aus, der gerne verletzte Tiere quälte. Ab dem Augenblick indem ihn der Fremde einfach zu streicheln begann, wusste Cedric, dass er ihm nichts tun würde.

Stattdessen sprach der hübsche Fremde noch beruhigend auf ihn ein. Vorsichtig wurde er hochgehoben und in eine Jacke eingewickelt. Schließlich hatte Cedric in seinem jetzigen Zustand kaum eine andere Wahl. Er konnte ja noch nicht einmal ohne Hilfe seinen Kopf länger als ein paar Sekunden heben. So ließ der Wandler das Ganze über sich geschehen.

Sehr erschöpft schloss der Kater seine Augen und ließ sich von den beruhigenden Worten einwickeln. Der Mensch roch verdammt lecker. Wie eigenartig, dass ihm gerade jetzt dieser Gedanke in den Sinn kam? Als hätte er nichts Besseres zu tun, als darüber zu schwärmen wie angenehm der Braunäugige roch.

Stattdessen sollte er sich lieber mal Gedanken über den weiteren Verlauf der nächsten Stunden machen. Die Menschen wussten schließlich nichts von der Existenz der Gestaltwandler auf diesem Planeten. Sie waren ein recht junges Volk, im Vergleich zu ihrem und noch so unwissend. Erkannten die Wahrheit noch nicht einmal, wenn sie sich direkt vor ihnen befanden. Verleugneten alles, was sie sahen und ließen sich eine passende Ausrede dafür einfallen. Auch nach Jahrtausenden gingen sie davon aus, dass ihnen dieser Planet ganz alleine gehörte. Aber dem war noch nie so gewesen.

Sie sahen nur das, was sie auch sehen wollten. Großspurig redeten sie davon über den Tellerrand hinaus schauen zu wollen. Dachten sie wüssten bereits alles, sie wären die Größten, die Stärksten und Schlauesten, aber im Grunde wussten sie nichts. Für sein Volk waren es nur dumme unwissende Kinder, die die Augen vor der Wahrheit verschlossen.

Die Wandler hatte schon lange aufgegeben der Menschheit die Augen öffnen zu wollen. Stattdessen leben sie nun im Verborgenen, weil das Leben deutlich einfacher für sie war.

Solange Cedric sich in dieser kleinen Version seiner wahren Gestalt befand und sich auch nicht vor den Augen des Menschen verwandelte, war alles in Ordnung. Sobald sein Körper wieder seinen normalen Dienst aufnahm. Es würde alles so bleiben, wie es zuvor gewesen war. Der Mensch würde ihn schnell wieder vergessen und sie konnten beide ihrer Wege gehen.

So war es schon seit Jahrhunderten und so würde es wohl auch bleiben. Die Menschheit war mit ihrer Unwissenheit zufrieden und die Gestaltwandler sahen nicht ein, sich noch einmal die Mühe zu machen sie aufklären zu wollen. Das würde eh nur im Chaos enden. Ihr Leben war auch einfach zu kurz dafür, um das ganze Wissen erfassen zu können, was vor ihnen bisher im Verborgenen lag.

Für Cedric hieß es jetzt einfach abwarten, seine Wunden heilen lassen und dann die erstbeste Gelegenheit nutzen um zu fliehen.

 

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Das arme kleine Ding. Auf dem Weg zu sich nach Hause spürte Bastian, wie der Kater das Bewusstsein zu verlieren schien. Er wollte sich erst gar nicht vorstellen, was das arme Tier die vergangenen Stunden hatte durch machen müssen. Er sah ziemlich fertig aus. Das war aber auch kein Wunder, wenn Sebastian daran dachte, wie viel Blut der Kater verloren hatte.

Zumindest falls es anatomisch überhaupt möglich war, dass so ein kleines Tier so viel Blut verlieren konnte. Durch sein Medizinstudium wusste Sebastian, dass der Mensch in etwa fünf bis sieben Liter Blut besaß. Ab einem Liter Blutverlust geschah noch nicht viel, aber ab zwei Litern bestand schon akute Lebensgefahr. Die Katze auf seinem Arm würde aber nie so viel Blut besitzen. Bei sechs Kilogramm Körpergewicht wären das vermutlich um die 300-400ml. Sein logisches Denken sagte ihm also eindeutig, dass die Blutmenge auf dem Boden nicht von der Katze kommen konnte. Immerhin atmete sie noch eindeutig.

Hatte sein Gehirn ihm vielleicht einen Streich gespielt? Konnte das Farbe auf dem Boden gewesen? Nur warum war die Katze dann verletzt? So viele Fragen, auf die der Blondhaarige im Moment keine Antwort wusste.

 

Wie etwas sehr Kostbares, gar Zerbrechliches trug er den verletzten Kater die Treppe zu seiner Wohnung hinauf. Vorsichtig legte er ihn auf dem Sofa ab, nachdem er ein Handtuch darauf ausgebreitet hatte. Zwar hatte er noch nie zuvor ein verletztes Tier bei sich aufgenommen, aber das würde er schon irgendwie hinbekommen. Es konnte ja nicht so schwer sein, einem kleinen Kätzchen wieder auf die Beine zu helfen. Immerhin war er angehender Arzt, das würde er schon schaffen. Außerdem schien das kleine Tierchen einen starken Überlebenswillen zu haben.

Im Flur streifte sich Bastian erst einmal seine Schuhe ab und ging dann mit dem erste Hilfekoffer aus dem Badezimmer wieder zu der Katze zurück. Zu seiner Verwunderung musste er aber feststellen, dass der Katze gar nicht viel zu fehlen schien. Hier und da waren ein paar kleinere Schrammen, aber das konnte nicht die Ursache für das blutgetränkte Fell sein. Das Ganze war wirklich merkwürdig.

Sorgfältig begann er die übrigen Wunden und das Fell zu säubern. Er bekam nicht alles raus, aber es würde hoffentlich ausreichen damit die Wunden sich nicht infizieren würden. Je mehr er von dem weißen Fell zu sehen bekam, umso deutlicher wurden die kleinen schwarzen Streifen. Äußerst ungewöhnlich. So eine Katze war ihm noch nie zuvor begegnet. Eine wirklich außergewöhnliche Musterung. Fast wie bei einem Tiger. Ein Miniaturtiger, irgendwie ganz süß.

Auf jeden Fall brauchte die Katze jetzt etwas Ruhe und vielleicht war sie morgen ja wieder munterer. Sachte streichelte er dem armen Tier zum Schluss über den Kopf und machte sich dann auch schon daran, für sich etwas zu Essen zu kochen, bevor er sich noch eine warme Dusche genehmigte und dann ins Bett ging. Bastian war zuversichtlich, dass die Katze die Nacht überstehen würde.

Katzenjammer

Er überstand die Nacht ohne weitere Komplikationen, doch es schien fast so als wollte er nicht mehr aufwachen. Bastian machte sich am nächsten Morgen schon langsam Sorgen. Der Kater kam noch nicht einmal mehr zu Bewusstsein, als er ihn Ansprach und streichelte. Im Laufe des Tages überprüfte er mehrmals die Atmung des Tieres. Sebastian hoffte, dass es der kleinen Katze bald wieder besser ging.

Nur ungerne ließ der junge Mann ihn jetzt alleine, aber er musste heute in die Uni und danach noch einkaufen gehen um den Kühlschrank aufzufüllen. Da er nicht auf den Besuch einer Katze eingestellt war, musste er noch Katzenfutter und ein Katzenklo besorgen. Bevor Sebastian sich auf den Weg zur Uni machte, stellte er dem Tierchen noch ein Schälchen mit Wasser und eines mit Milch in die Küche, für den Fall das er doch noch aufwachte.

Mit vollgepackten Taschen kam er am späten Nachmittag von der Uni zurück, doch es schien sich nichts verändert zu haben. Weder die Milch noch das Wasser waren angerührt. Er spielte langsam mit dem Gedanken einen Tierarzt zu rufen, aber außer dem Durchschlafen schien es ihm ja gut zu gehen. Vielleicht war er auch einfach nur erschöpft von dem ganzen Stress. Der Blondhaarige verwarf die Überlegung also daher und machte sich stattdessen etwas zu Essen.

Heute Abend musste er nicht im Alexi’s arbeiten und nutze daher die Gelegenheit, um noch etwas für sein Studium zu lernen. Die nächsten Klausuren standen bereits vor der Tür und das ein der andere Fach fiel ihm nicht immer leicht. Gegen Mitternacht schloss er erschöpft sein Notizbuch und warf einen letzten kritischen Blick auf den Kater, bevor er sich dann ins Bett verkrümelte. Er wäre deutlich beruhigter, wenn sein Gast neben ihm im Bett schlafen würde, doch er hatte Angst sich auf ihn zu legen. So stand er lieber in der Nacht auf, um nach dem Kater zu sehen als ihn noch mehr zu verletzen.

 

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Von den ganzen Sorgen und Gedanken, die sich um Cedric gemacht wurden bekam er selbst überhaupt nichts mit. Tief und fest verschlief er den ganzen Tag. Sein Körper nahm sich was er brauchte, um die Verletzungen die äußerlich bereits verheilt waren, auch in seinem Inneren zu schließen. Obwohl es keinen ungünstigeren Zeitpunkt hatte treffen können, musste er sich wohl oder übel fügen.

Aber im Großen und Ganzen waren Selbstheilungskräfte schon etwas Feines. Man war zwar schneller wieder auf den Beinen, aber dafür brauchte der Körper auch ganz schön viel Energie.

Immer noch recht erschöpft schlug Cedric in der darauf folgenden Nacht das erste Mal wieder die Augen auf. Ihm ging es deutlich besser als zuvor. Er hatte wieder Gefühl in seinen Gliedmaßen und die Wärme die in ihm zeugte davon, dass die Heilung fast abgeschlossen war. Trotzdem war noch ein Restschmerz vorhanden. So ganz war er noch nicht wieder auf dem Damm.

Probeweise bewegte er seine Pfoten ein wenig, bevor er sich noch etwas unsicher erhob. Sein Blick glitt über die Umgebung, denn auch im Dunkeln konnte er gut sehen. Die Wohnung in der er sich befand, schien nicht gerade groß zu sein, war aber mit wenigen Mitteln sehr stilvoll eingerichtet. Das hatte was. Apropos Kleiner. Wo war der überhaupt?

Cedric spitzte die Ohren und begann in die Dunkelheit hinein zu lauschen. Ruhige und gleichmäßige Atemzüge drangen aus dem Nebenzimmer an sein Ohr. Das war die perfekte Chance die Flucht zu ergreifen, ohne dass sein Retter etwas davon mitbekam. Zumindest wenn irgendwo ein Fenster offen stand, denn noch würde sein Körper eine Verwandlung nicht ohne Schaden überstehen.

Recht elegant, für seinen immer noch angeschlagenen Zustand, sprang er von dem bequemen Sofa hinab. Cedric tapste leicht hinkend und etwas steif durch die Wohnung, auf der Suche nach einem Ausweg. Natürlich war es nicht nett von ihm, sich aus dem Staub zu machen, ohne sich bei dem jungen Mann zu bedanken. Aber was hatte er auch schon für eine Wahl? Er war für den Menschen eine Katze und Katzen konnten ja bekanntlich nicht sprechen, geschweige denn, sich in einen Menschen verwandeln. Da war es wohl für beide Parteien das Beste, wenn er sich ohne ein Wort des Abschieds, auf den Weg nach Hause machte.

Nach dem Rundgang durch die kleine Wohnung musste Cedric zu seiner Enttäuschung aber feststellen, dass das einzige offene Fenster nur auf Kipp stand. Egal wie sehr er sich auch zusammen quetschte, niemals würde er durch die Öffnung passen. Außerdem hatte sein Rundgang ergeben, dass er sich in einer Dachwohnung im dritten Stock befand. Mehr Pech konnte er auch nicht haben. So einen Sprung würde er nicht ohne weiteren Schaden überstehen und der nächste Baum war einfach zu weit weg.

Innerlich seufzend machte er sich auf den Weg zurück zur Küche. Die paar Stunden oder ein, zwei Tage würde er hier schon aushalten. Einen Weg zur Flucht würde er in dieser Zeit schon finden. Zu seiner Überraschung hatte er nämlich festgestellt, dass dort Schälchen mit Milch, Wasser und eins mit Katzenfutter für ihn bereitgestellt wurden. Nicht, dass er das Katzenfutter eines Blickes würdigen würde, aber das Wasser würde zumindest seinen Durst stillen. An der Milch schleckte er zwei Mal, mehr konnte er nicht zu sich nehmen. Auch Großkatzen vertrugen, wie ihre kleineren Artgenossen, nicht viel normale Milch. Verdünnte oder Laktose freie Milch wäre in Ordnung. Das war zwar nicht gerade das beste Essen für einen Gestaltwandler, der wieder zu Kräften kommen wollte, aber nun gut. Cedric war froh, dass sich der junge Mann so gut um ihn gekümmert hatte. Es hätte schlimmer kommen können.

Außerdem hätte der Mensch ihm ja auch gar nichts hinstellen müssen. Irgendwie war das ja auch schon süß. Schließlich zeugte das doch davon, dass der Blondhaarige sich wirklich Gedanken um ihn machte und besorgt war. Seine Wunden waren gereinigt und sein Fell war ebenfalls vom Blut befreit worden. Wäre er eine echte Katze, würde er sich bei dem jungen Mann wohl sehr wahrscheinlich fühlen.

Okay, vorerst würde er noch bei dem Blondhaarigen bleiben. Schließlich setzte sein Gewissen gerade ein. Irgendwie musste er sich doch bei dem kleinen Menschlein erkenntlich zeigen, für das, was er für ihn getan hatte. Etwas gestärkt tapste er zu diesem ins Schlafzimmer und gesellte sich ungefragt aufs Bett. Außerdem ließ es sich zu zweit doch gleich viel angenehmer schlafen. Cedric konnte nur hoffen, dass sein Retter ein ruhiger Schläfer war. In seinem derzeitigen Zustand war er sicherlich nicht flink genug, eventuellen Bewegungen auszuweichen.

 

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Als Bastian am nächsten Morgen die Augen aufschlug, stellte er nach mehrmaligem Blinzeln fest, dass er nicht mehr alleine im Bett war. Mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen, drehte er sich langsam auf die Seite und streichelte dem Tier vorsichtig über den Rücken. Der Kater war wohl in der Nacht aufgewacht und wollte anscheinend nicht länger alleine sein. Süß. Und es hatte den Anschein, dass Basti wohl eine ruhige Nacht hatte. Der Kater wäre sicherlich geflüchtet, hätte er wie üblich die Decke von sich gestrampelt.

Zwar schien sein neuer Mitbewohner wieder in einen tiefen Schlaf gefallen zu sein, aber er musste in der Nacht wach geworden und zu ihm ins Bett gekuschelt sein. Der Kater schien also auf dem Weg der Besserung zu sein, aber von Fit schien er noch weit weg. Wenn er krank war, wollte Bastian auch nicht gerne alleine sein und konnte daher durchaus verstehen, dass der Kater Gesellschaft wollte.

Vorsichtig stieg er aus dem Bett, um das Tierchen auch nicht aufzuwecken. Sebastian gönnte sich erst einmal eine ausgiebige Dusche, bevor er sich dann etwas zu Essen machte. Mit Freuden stellte er fest, dass das Wasser leer eschlabbert war, aber die Milch kaum angerührt wurde. Das Nassfutter schien der Kater kläglich verschmäht zu haben. Okay, dann würde er ihm etwas Trockenfutter hinstellen. Oder vielleicht war es auch einfach nicht sein Geschmack?

Als er im Supermarkt vor den Regalen für Tierfutter stand, hatte ihn das Angebot regelrecht erschlagen. Sebastian hatte sich einfach das Erstbeste geschnappt, denn er wollte so schnell wie möglich nach Hause zu seinem Kater. Er hat sich noch nie Gedanken darüber gemacht, ein Haustier anzuschaffen, aber es fühlte sich gut an, von jemandem gebraucht zu werden.

Das Lächeln, das sich in seinem Gesicht breit machte, zeugte davon, wie glücklich er über den besseren Gesundheitszustands seines Katers war. Gerade als er von seinem belegten Brot abbiss kam der Kater noch ein wenig steif um die Ecke in die Küche gehumpelt.

Langsam rutschte er von dem Stuhl hinab und ging vorsichtig in die Hocke, um den weißen Kater nicht zu erschrecken. Sachte lächelnd, streckte er ihm zur Begrüßung seine Hand entgegen. „Na mein Kleiner. Es ist schön, dass es dir wohl etwas besser geht“, meinte er leise. Erst schien das schöne Tier ihn gar nicht richtig wahrzunehmen, aber dann kam er doch zu ihm herüber und schmiegte für einen kurzen Moment seinen Kopf in Basti’s Hand. Das Katerchen schien echt lieb zu sein. Wem der wohl gehörte? Wenn er einen Besitzer hatte, würde dieser den Kater sicherlich schon schmerzlich vermissen und sich Sorgen machen, wenn er die ganze Nacht nicht nach Hause kam.

 

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Die restliche Nacht war recht friedlich verlaufen. Ein einziges Mal war ein Arm recht nahe neben ihm gelandet, aber das hatte Cedric nicht weiter gestört. Am nächsten Morgen bekam er im Halbschlaf mit, wie der Jüngere ihn erst streichelte und dann aufstand, um im Bad zu verschwinden. Leicht öffnete der Gestaltwandler seine Augen.

Der Anblick, der ihm der Mensch gerade bot, ließ Cedric heiß werden. Als er in der Nacht zu ihm ins Bett kroch, war ihm nicht aufgefallen, dass der junge Mann nur mit knappen Shorts bekleidet war. Jetzt konnte er ihn besser betrachten. Ihm gefielen die verstrubbelten Haare, die seinem Retter wirr vom Kopf standen. Er hat recht schmale Schulter, aber dafür einen knackigen Hintern und relativ lange Beine. Lecker. Was dachte er da bloß?

Innerlich seufzend schloss Cedric seine Augen wieder und rollte sich zu einem Knäul zusammen. So blieb er einfach noch für eine Weile liegen, bis er seine Gedanken wieder etwas mehr im Griff hatte, um sich dann zu dem Blonden in die Küche zu gesellen.

Kaum betrat er den Raum, bemerkte ihn der hübsche Mann und ging auch schon nicht unweit von ihm in die Hocke. Der hielt ihm doch tatsächlich wieder die Hand hin! Für was hielt ihn der andere, einen Hund? Und dann bezeichnete ihn dieser auch noch als klein! Wenn der wüsste, wen er hier gerade vor sich hatte, würde er sich nicht so verhalten. Aber Cedric musste sich am Riemen reißen. Schließlich lief er gerade als Miniatur Tiger durch die Gegend. Also würde er noch einmal sein Verhalten überdenken müssen.

Er brauchte noch einen kurzen Moment, bis er sich soweit überwunden hatte, um wirklich für den Braunäugigen eine normale Katze zu spielen. Cedric seufzte innerlich auf. Gut, dann zog er eben mal rasch eine kleine Show ab, um nicht aufzufliegen. Langsam tapste er auf den Menschen zu und schmiegte für einen kurzen Augenblick seinen Kopf an dessen Hand, bevor er wieder auf etwas Abstand ging.

Cedric kam nicht umhin, den Geruch des Jüngeren wahr zu nehmen. Er roch frisch geduscht, nach dem Duschgel, das er wohl verwendete. Irgendwas mit Vanille. Aber darunter nahm er auch den Eigengeruch seines Retters wahr, der ihm bis in seine Schwanzspitze kribbelte.

Verdammt, er war doch gerade als Tiger unterwegs. Da konnte er sich doch nicht körperlich zu einem Menschen hingezogen fühlen. Er unterdrückte den Drang seinem Tiger und einer Erektion nachzugeben, auch wenn dieser lautstark dagegen zu protestieren begann. Wäre Cedric jetzt ein Mensch, könnte es peinlich für ihn werden. Er merkte, wie sehr ihn der junge Mann erregte. Zum Glück fiel das in seiner jetzigen Gestalt nicht auf. Aber was hatte sein Tiger denn?

Normalerweise waren sie immer einer Meinung, was ihre Liebschaften für die Nacht betraf, aber dieses Mal schien es anders zu sein. Eine gewisse Unruhe machte sich in ihm breit, weil es dem Tier in ihm, im Bezug auf den Menschen nicht besser ging. Er setzte er sich auf den Boden und sah einfach nur zu dem jungen Mann auf, während er versuchte den Tiger in sich zu beruhigen.      

Cedric gab zu, dass er schon recht lange nicht mehr mit einem Menschen gespielt hatte, aber das hier war im Augenblick eher ein sehr ungünstiger Zeitpunkt, um seinem Tier und sich selbst etwas Erleichterung zu schaffen. Daher musste er die Befriedigung seiner Bedürfnisse auf eine spätere Gelegenheit verschieben. Er sah den leicht verwirrten Blick des Menschen. Oh man, wo war er da nur hinein geraten?

´Auf ein Miauen von mir kannst du lange warten. Ich mag zwar im Moment eine Miniausgabe meines Selbst sein, aber ich bin immer noch eine Großkatze. Die geben vielleicht neben einem Knurren oder Schnurren, höchstens noch ein Maunzen von sich´, dachte Cedric nur für sich. Schließlich war er keine echte Katze, auch wenn sein Retter nichts davon wusste. Manche Prinzipien warf er eben nicht einfach so über Bord, auch wenn er den Schein wahren musste. Cedric war eben ein echter Gestaltwandler, der sich den Urinstinkten seiner Gene nicht beugen musste. Dafür war er auch einfach viel zu Stolz.

Stattdessen ließ sich  Cedric lieber noch etwas von dem gutriechenden Menschen kraulen. Das gefiel ihm an sich ja schon irgendwie, aber das würde Cedric wohl nie offen zugeben.

 

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„So ein hübsches Tier“, murmelte Bastian leicht lächelnd, während er über das weiche Fell des Katers streichelte. Er schnappte sich sein Brot vom Tisch und machte es sich neben dem Kater auf dem Boden bequem, während er sich mit dem Rücken an die Küchenzeile lehnte. Er bot dem hübschen Kater etwas von der Wurst auf seinem Brot an, als er den bettelnden Blick sah. Bastian hätte den kleinen Kater gerne behalten. Er vermutete aber, dass dieser bereits ein zuhause hatte. Schade, er hätte dem schönen Tier gerne ein gutes Plätzchen gegeben.

Schmunzelnd beobachtete Sebastian, wie das Tierchen den gesamten Brot Belag verschlang und bot ihm noch ein weiteres Stück von der Wurst und auch ein Stückchen Käse an. Es sah so aus, als ob diesem Kater solche Sachen besser schmeckten, als das normale Katzenfutter.

„Weißt du eigentlich, was für ein Glück du gehabt hast? Wenn ich an das ganze Blut dort denke… Wenn das von dir wäre, wärst du vermutlich nicht mehr am Leben. Aber Gott sein dank bist du mit ein paar Kratzern davon gekommen“, kam es lächelnd von dem Studenten, während er auf dem Boden zu Ende frühstückte und hin und wieder seinem Kater etwas zusteckte

Er wollte gar nicht darüber nachdenken, wie böse es für den Kater hätte Enden können. Doch statt ihm, hat es wohl irgendeine andere arme Seele erwischt. „Ich hoffe nur der Andere hatte genauso viel Glück wie du.“ Leise aufseufzend erhob sich der Medizinstudent vom Boden und begann das benutzte Geschirr abzuspülen. Während dem Abtrocknen blickte Bastian immer wieder lächelnd zu dem Kater hinab und streichelte ihm über den Kopf. „Da du wohl noch etwas länger bei mir bleiben wirst, müssen wir mal schauen, dass ich was Passendes zu Essen für dich finde. Etwas, das dir auch schmeckt. Wie schade, dass du wahrscheinlich jemandem gehörst. Du bist nämlich wirklich süß.“

Aufseufzend, und gar ein bisschen traurig, ging der Blondhaarige an den Vorratsschrank und nahm die Packung Trockenfutter heraus. Irgendwas musste das Kätzchen doch fressen, sonst würde er ja nie zu Kräften kommen. Weder das Nassfutter, noch die Milch schien der Kater angerührt zu haben. Ob er einen Feinschmecker erwischt hatte? Vielleicht mochte er ja auch kein typisches Katzenfutter, das sollte ja auch schon mal vorkommen.

Er entsorgte das mittlerweile angetrocknete Nassfutter, reinigte das Schälchen und stellte es dem Kater mit Trockenfutter hin. Ein kurzer, kritischer Blick traf ihn und schon stiefelte das Tier einfach davon. Komisch. Hatte er etwas falsch gemacht? Nachdenklich schnappte sich Sebastian seinen Laptop und begann im Internet nach Informationen über Katzen zu suchen, die sowohl Nassfutter, Milch, als auch Trockenfutter verschmähten, so wie sein Kater.

Das erste, das ihm ins Auge sprang war die Tatsache, dass Katzen keine Milch mit Laktose vertrugen. Na klasse, hatte er der Katze fast noch mehr Schmerzen zugefügt, als diese schon hatte. Gut, dass der Kater die Milch nicht angerührt hatte. Mit dieser neuen Information, stand Bastian auf und kippte die Milch in den Abguss. Sofort notierte er sich auf seinem Einkaufszettel Laktose freie oder besser gleich spezielle Katzenmilch zu besorgen. Sein eigentliches Problem, war aber immer noch nicht behoben. Wie bekam er die Katze dazu etwas zu fressen?

Je länger er vor dem Laptop saß, umso ratloser wurde er. Von Nierenversagen, über sterbende Katze, bis hin zum Futterwechsel wurde alles prophezeit. Er kannte die Katze gerade einen Tag und die meiste Zeit davon hat der kleine Stubentiger verschlafen. Was wusste er denn schon über das Wesen des Katers? Vielleicht war er ja wirklich ein kleines Leckermäulchen und fraß nur bestimmte Marken. Es blieb Bastian wohl nichts anderes übrig, als einfach verschiedene Futtermarken auszuprobieren. Sebastian wollte ja nicht, dass der Kater Hunger leiden musste. Wurst und Käse waren sicher nicht das Optimale für ihn.

 

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Das Erste was Cedric feststellte, nachdem er eine Weile in der Nähe des Menschen geblieben war, war die Tatsache, dass der Blondschopf wohl sehr gerne redete. Da schien er wohl an eine kleine Quasselstrippe geraten zu sein. Das hatte ihm noch gefehlt. Es reichte ihm schon ein Klatschmaul in seinem Leben und das war Lian.

Sein bester Freund, seine rechte Hand und sein Geschäftspartner in einem. Notgedrungen verbrachte er mit dem Kerl wirklich viel Zeit, manchmal sogar zu viel Zeit, aber er mochte den brünetten Tiger echt gerne. Auch wenn er sich das ein oder andere Mal über den Mund des Älteren beschwerte, war er doch immer für ihn wie ein Bruder. Was der wohl zurzeit Trieb? Sicherlich war ihm schon zu Ohren gekommen, dass es ein Übergriff von Seiten der Vampir gegeben hatte. Aber was Lian wohl schon eher bemerkt hatte war die Abwesenheit seines Chef’s.

Während der Blauäugige seinen Gedanken etwas schweifen ließ, ließ er sich nur zu gerne etwas von dem Käse und der Wurst zu stecken. Das schien das Einzige wirklich essbare zu sein, dass er wohl in nächster Zeit bekommen würde. Also musste er die Gelegenheit doch ausnutzen.

Cedric ließ es sich schmecken und kaute genüsslich darauf herum, während er den Menschen einfach weiter quatschen ließ. Sein Magen bedankte sich auf jeden Fall. Aber was sollte er auch schon großartig dazu sagen? Nichts, weil er es nicht konnte. Schließlich musste er hier die Katze spielen und in dieser Gestalt konnte er nicht mit dem hübschen Mann neben sich kommunizieren. Er kannte ihn auch irgendwoher, aber Cedric war sich da nicht mehr so ganz sicher.

Na der würde sicherlich Augen machen, wenn er wüsste, dass das Blut von mir stammt, dachte der Tiger nur gelassen. Wenn dies heraus kam würde er ihm aber auch wohl den Rest erklären müssen, was sehr unrealistisch für den Studenten sein würde. Also lieber Mund halten und darüber schweigen.

Süß? Hatte der gerade echt wirklich süß gesagt? Er war nicht süß. Cedric war ein stolzer und mächtiger Tiger, mit alten Traditionen. Er war gefährlich, mutig, stark, intelligent, vielleicht ein bisschen egoistisch und eifersüchtig. Er war alles, aber nicht süß. Leise schnaubte der Kater nur und beobachtete Bastian dabei, wie er den Napf mit neuem Futter füllte. Nur ein kurzer Blick und danach würdigte er das Futter keines Blickes mehr. Was sollte er auch damit? Er war doch keine Katze, zumindest keine Echte. Sollte ihn der Student doch noch lieber mit etwas Käse und Wurst verwöhnen, aber das schien er ja nicht mehr so schnell zu bekommen und so verließ Cedric einfach die Küche.

Eins musste er dem hübschen Mann dennoch lassen. Obwohl er doch recht jung war, schien alles recht geregelt und ordentlich in seinem Leben abzulaufen. Die Wohnung war zwar klein, aber aufgeräumt und sauber. Normalerweise legte die Jugend heutzutage ja nicht mehr allzu großen Wert auf diese Dinge des Alltags.

So zog der Tiger eine Runde durch die Wohnung und landete schlussendlich doch wieder an der Seite des gutriechenden Menschen’s. Die Wohnung war einfach zu winzig, um ihm aus dem Weg gehen zu können. Was normale Katzen in der Situation wohl tun würden? Ach ja, schlafen. Aber an Schlaf war zurzeit nicht zu denken. Der Blondhaarige war ja echt verdammt nett, doch er würde hier bald abhauen müssen. Anders würde er wohl doch noch verhungern und er durfte seine Pflichten auch nicht vergessen.

So wartete Cedric geduldig ab bis sich ihm eine Chance dafür bot. Brav setzte er sich auf die Rücklehne des Sofas und beobachtete was der Mensch so im Internet suchte. Der schien sich ja echt Gedanken um ihn zu machen. Informierte sich fleißig darüber, was man machen konnte wenn eine Katze das Futter verweigerte. Witzig wie viel Gedanken sich so ein einzelner Mensch um eine Katze machen konnte.

Es dauerte nicht lange das schloss der Jünger den Laptop und streifte sich seine Jacke über. Wo wollte er ihn? Eigentlich konnte es ihm egal sein. Die Chance zur Flucht würde er sich nicht entgehen lassen. Zu seiner Verwunderung kam der Braunäugige zu ihm hinüber und tätschelte seinen Kopf. Das Tätscheln würde er sicherlich nicht vermissen. Leicht kniff Cedric die Augen zusammen, bevor er wieder zu dem Anderen aufsah.

„Sei schön artig, bis ich wieder zurück bin. Es dauert auch nicht lange…ich geh dir nur was Leckeres zu Essen besorgen.“ Na bitte Perfekte Gelegenheit. Abwartend blickte er dem jungen Mann hinter her und wartete bis er das Klicken des Türschlosses vernahm. Okay, an die Arbeit.

Zwar war Cedric ein wirklich zuvorkommender Mensch, der sich nicht gerne über Dinge beschwerte. Besonders nicht wenn sein Gegenüber es nur gut meinte, aber das was der leckere Student da gerade vor hatte konnte er nicht akzeptieren. Da konnte dieser noch so nett sein, aber den Gefallen das Katzenfutter zu essen, würde er ihm nicht tun. Da aß er ja noch lieber Meeresfrüchte, anstatt einen Krümel von dem Fraß, auch wenn die Meeresfrüchte so gar nicht sein Fall waren. So ein schönes blutiges Steak war da schon eher nach seinem Geschmack.

Cedric wartete noch einen kurzen Moment, bevor er sich in seine menschliche Gestalt zurückverwandelte. Knochen krachten und Muskeln verschoben sich in wenigen Minuten an die dazugehörige Stelle zurück. Dieses Mal war die Verwandlung recht schmerzhaft für Ced und dauerte auch einiges länger, weil seine Wunden noch nicht ganz verheilt schienen und auch einfach die Energie dazu fehlte.

Leicht nach Atem ringend lag der Dunkelhaarige nackt auf dem kalten Wohnzimmerboden. Es hatte aber funktioniert, das war die Hauptsache. Jetzt fehlten ihm nur noch ein paar Kleider. Normalerweise war er einer der wenigen Gestaltwandler auf dieser Welt die mit Kleidern am Leib aus der Verwandlung zurückkommen, aber dafür war er im Moment einfach zu schwach. Sie wussten auch nicht warum es so war, doch das hatte anscheint etwas mit der Magie der Verwandlung zu tun. Als geborener Tiger, war er eben etwas stärker als der Rest. Normalerweise recht praktisch.

Er hatte wohl keine andere Wahl als zu schauen ob ihm etwas von dem netten Studenten passte, was nicht ganz einfach werden würde. Cedric war ca. 10 cm größer und auch von der Statur ganz anders gebaut als der Mensch. Ach, irgendwas würde sich schon finden lassen. Zur Not ging er nackt. Für ihn kein Problem, da er es gewohnt war unter seines Gleichen auch mal nackt zu sein. Nur die Menschen in der Stadt würden wohl dumm aus der Wäsche schauen.

Ein wenig glücklich darüber, dass die Verwandlung geklappt hatte wollte sich Cedric erst einmal ausgiebig strecken um das unangenehme Kribbeln der Verwandlung abzuschütteln. Ließ es im nächsten Moment aber auch wieder, als seine Muskeln noch etwas zu schmerzen begannen. So seufzte der Blauäugige nur leise auf und strich sich durch sein Haar.

Er blickte an sich hinab und betrachtete seine Verletzungen. Es war nicht mehr viel übrig geblieben, da das Menschlein wirklich gute Arbeit geleistet hatte. Genauso wie sein Körper. Noch einige rote Striemen und ein paar Verkrustungen waren zu sehen, die ein oder andere war sogar nochmal aufgeplatzt durch die Verwandlung, aber der Rest schien nur noch innerlich zu sein. Nach einer ordentlichen Mahlzeit und einer guten Portion Schlaf würde auch das wieder in Ordnung kommen.

Diese Idioten würden diesen Angriff aus dem Hinterhalt noch bitter bereuen. Wenn er die in die Finger bekam zeigte er den Vampiren wer der Herr im Haus war. Nur musste er erst einmal hier weg kommen, um mit Lian Kontakt aufnehmen zu können. Doch als aller erstes musste er sich ein paar Kleider von dem lecker riechenden Menschen ausleihen. Sonst würde er noch zu viel Aufsehen in der Stadt erregen. So machte sich Cedric auf den Weg ins Schlafzimmer und fischte sich aus der hintersten Ecke eine Jogginghose und ein dunklen Kapuzenpulli heraus, war zwar recht knapp, aber das würde schon bis zu ihm nach Hause reichen.

Ced konnte nicht verhindern, dass ihn der Geruch des jungen Studenten zu erregen begann. ´Bloß nicht an heute Morgen denken´, ermahnte er das Tier in ihm. In seinem bisherigen Leben hatte er noch nie so schnell auf eine fremde Person reagiert. Seltsam. Der Wertiger wollte nicht länger darüber nachdenken und schob Gedanken tief in die hinterste Ecke die er fand. Er hatte jetzt keine Zeit für so etwas.

Jetzt musste er sich nur noch überlegen, wie er hier heraus kam. Als Mensch war das einfach. Entspannt aus dem Vordereingang verschwinden, aber wie ließ es sich plausibel erklären, dass der ´Kater´ nicht mehr da war. Er lief durch die Wohnung, bis sein Blick an der Badezimmerfenster hängen blieb. Nicht weit davon war ein Baum, für eine normale Katze eventuell machbar. Okay, nur noch die Fenster öffnen und dann konnte er verschwinden. Jetzt konnte Ced nur noch hoffen das der blonde junge Mann nicht allzu große Sorgen machte.

Sobald er wieder bei sich zu Hause war, würde er gleich mit Lian reden müssen. Sie mussten planen welche Schritte sie als nächstes in die Wege leiteten, um heraus zu finden wer Cedrics Angreifer waren. Außerdem mussten sie sich mit dem Valerius Clan in Verbindung setzen. Adrian, das Oberhaupt der Vampire in Boston, würde hoffentlich wissen wo und wann sich seine Leute aufhielten. Zumindest sollte er das wissen.

Cedric wollte Rache, denn niemand kam ungestraft davon, wenn er selbst oder einer der Seinen angegriffen wurde. Gerade als er die Wohnungstür erreicht hatte begann das Telefon zu klingeln. Er kam nicht umhin für einen kurzen Augenblick in seiner Bewegung anzuhalten und auf den Anrufbeantworter zu warten.

„Hey Basti, vergiss bloß nicht, dass wir heute Abend zwei Stunden früher wegen der Vorbereitungen im ‚Alexi´s‘ anfangen wollten. Denk an den Schlüssel. Bis später.“ Tut, tut, tut. Okay. Sein Retter hieß also Basti. Wohl eine Abkürzung von Bastian oder Sebastian. Nett. „Sebastian“, widerholte er leise unbewusst den Namen des lecker riechenden Menschen.

Er kannte das ‚Alexi´s‘. Es war einer der angesagtesten Clubs in der Stadt und befand sich nicht weit von Cedrics Apartment. Also war es schon fast beschlossene Sache, dass auch er heute Abend dort hingehen würde. Irgendwie musste er sich ja dem jungen Mann gegenüber erkenntlich zeigen der sich so gut in den vergangenen Stunden, um ihn gekümmert hatte. Auch wenn Bastian noch nichts von seinem Glück wusste. Zumindest redete Cedric sich das ein. Obwohl es wirklich idiotisch war, da der Blondhaarige die Katze wohl nie in Verbindung mit ihm bringen würde.

Mit diesem Vorhaben machte der Tier sich auf den Weg nach Hause.

 

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Zu seinem Bedauern stellte Sebastian, nach seiner Rückkehr vom Einkauf, fest das der Kater sich nicht mehr in der Wohnung aufhielt. Das durfte doch nicht wahr sein? Er ließ den Einkäufe in der Küche stehen und begann überall nach dem Tier zu suchen.

„Miez…Miez…Miez. Wo bist du kleines Katerchen?“ Basti sah sogar unter seinem Bett, den Schränken und in jeder noch so kleinen Ecke nach. Der Kater war weg. Spurlos verschwunden. Obwohl die Haustür verschlossen war. Der Kater konnte sich ja schlecht in Luft aufgelöst haben. Ratlos blieb der junge Student am Badezimmer hängen und blickte aus dem offenen Fenster heraus. War das vorhin schon offen gewesen? Sebastian konnte sich gar nicht mehr daran erinnern es geöffnet zu haben.

Er hatte in letzter Zeit viel dank denn bevorstehenden Klausuren um die Ohren, da war es schon mal möglich Dinge zu vergessen. Leise aufseufzend strich er sich über sein Haar. Das durfte doch nicht wahr sein. Ungläubig warf er einen Blick zu dem Baum hinüber, welcher unweit von dem Fenster entfernt stand. So ein Quatsch. Soweit konnte der Kater doch schlecht gesprungen sein. Der Student winkte ab und atmete tief ein. Aber es gab keine andere Möglichkeit.

Durch seine Unaufmerksamkeit war der Kater jetzt weg. Dabei hatte er doch gerade erst neues Katzenfutter für den kleinen Stubentiger besorgt. Er verließ seine Wohnung und begann auch noch den Garten nach dem Tier abzusuchen. Nach einer Stunde vergebenen Suchens warf Bastie die Flinte ins Korn Langsam gab er echt die Hoffnung auf seinen kleinen Mitbewohner zu finden.

Er konnte nur noch hoffen, dass ihm nichts bei dem Sprung passiert war. Da dieser wohl nicht mehr in der Nähe war, schien er sich nicht allzu viel weh getan zu haben. Der Kater schien wohl doch wieder fitter gewesen zu sein, als er mit gerechnet hatte. Wenigstens ein kleiner Trost, wenn auch nur ein schwacher. Sollte er vielleicht doch Flugblätter in der Stadt verteilen und nach dem entlaufenen Kater suchen? Aber was würde das bringen? Er hatte ja noch nicht einmal ein Bild von dem hübschen Kater gemacht. Außerdem gehörte ihm das Tier auch nicht. Basti konnte sich nur noch mit dem Gedanken trösten, dass der Kater wahrscheinlich zurück zu seiner Familie gelaufen war.

Sichtlich geknickt schlürfte er zurück n seine Wohnung und hörte den blinkenden Anrufbeantworter ab. Oh scheiße, dass hatte er fast vergessen. Noch einmal Glück gehabt das Sam ihn noch einmal daran erinnert hatte.

Nur schwerfällig konnte Bastian sich auf das Lernen für die anstehenden Klausuren konzentrieren, während der kleine Kater immer noch in seinem Kopf herum tigerte. Umso dankbarer war der Medizinstudent als es an der Zeit war sich für die Arbeit fertig zu machen.

 

Unnachgiebig

Mein einem schwachen Lächeln auf den Lippen stand er vor seinem großen Badezimmerspiegel und stylte sich für den Abend auf. Eine dunkle ausgewaschene Jeans schmiegte sich perfekt an seinen Körper, während ein schwarzes Hemd und eine rote Krawatte ihn als Bedienung im ‚Alexi´s‘ auswies. Ein schwarzer Gürtel mit silberner Schnalle, hochgekrempelte Ärmel bis zum Ellenbogen und schwarze Turnschuhe rundeten das Outfit ab. Ihm war ganz schwer ums Herz, wenn seine Gedanken wieder zu dem Kater schweiften. Weil er sich Sorgen um ihn machte und nur allzu gerne wissen würde wo sich das Leckermäulchen jetzt befand.

Bastian legte noch etwas Aftershave auf und aß dann noch eine Kleinigkeit, bevor er sich zu Fuß auf den Weg zum ‚Alexi´s‘ machte. Dort angekommen warteten seine Kollegen und Samuel bereits auf ihn. Nach einer knappen Begrüßung öffnete Bastian die Tür und sie begannen mit den restlichen Vorbereitungen für den Abend. Der Braunäugige hatte nicht einmal mehr eine Sekunde Zeit an den weggelaufenen Kater zu denken.

Das ‚Alexi`s‘ feierte heute Abend ihr 25-jähriges Bestehen. Ein Muss für jeden der Rang und Namen besaß. Es waren überwiegend Namen von VIPs auf der Gästeliste zu finden und nur wenige ungeladene Gäste bekamen heute Zutritt. Als Normalsterblicher war es daher schier unmöglich heute Nacht Einlass zu bekommen. Wie praktisch für Bastian, dass er hier arbeitete und anwesend sein durfte wenn die Highsociety sich traf.

Von A bis Z war der komplette Abend durchgeplant. Heiße Tänzer und Tänzerinnen waren für diesen Abend engagiert und ein kleines Catering sorgte ausnahmsweise für mehr als nur kleine Häppchen zu den Cocktails, während ein berühmter DJ passend die Musik abspielte. Die Getränke wurden in den Bars aufgefüllt und die verschiedenen Tanzflächen, Séparées und Lounges wurden passend zum Motte in Black&White dekoriert.

 

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Die Einladung war schon vor Tagen ins Haus geflattert. Ced kannte die Besitzerin des Clubs wirklich gut und zählte zu einem ihrer Stammgäste. Da er und seine Freunde regelmäßig ihre Wochenende dort verbrachten. Nur weil sie Gestaltwandler waren, hieß das ja noch lange nicht, dass sie nicht auch gerne mal etwas feiern gingen. Es wurde auch nicht gerade selten recht ausgelassen wenn sie die Partylaune ergriff.

Sie vertrugen durch den Aufbau ihres Körpers recht fiel. Mehr als normale Menschen. Ihr Körper konnte viel mehr Leistung bringen und auch mehr vertragen, weil ihr Stoffwechsel recht gut angekurbelt war. Ein Nachteil davon war der große Hunger, denn sie oft verspürten. Aber Cedric nahm diesen Makel gerne in Kauf und versuchte die Auffälligkeit des Appetits oft durch mehrere kleine Mahlzeiten zu verdecken, wenn er sich unter Menschen aufhielt.

Cedric war gerne ein guter Esser. Am liebsten nahm er Dinge zu sich die ihm viel Energie lieferten, wie Fleisch. Er aß nicht gerne Obst oder Gemüse, aber zur Tarnung kam auch das hin und wieder vor. Ihre Sinne waren deutlich ausgeprägter. Sie kamen in dieser Hinsicht ihrem Tier, dem Tiger sehr nahe.

Schwarz und weiß. Unschlüssig stand er in seinem begehbaren Kleiderschrank und konnte sich nicht so recht entscheiden. Eher etwas Schlichtes oder doch einen edlen Designeranzug? Er hatte eine Schwäche für seine Anzüge, weil er sie geschäftlich immer tragen musste. Aber das hieß nicht, dass er es nicht auch ab und an stink normal mochte. Wie wohl jeder an diesem Abend auftauchen würde. Aber da war noch dieser leckere Barkeeper. Würde es übertrieben wirken wenn er in einem Anzug auflief? Gedanken bis hin zu Fragen quälten seinen Kopf.

Merkwürdig das ihm der leckerriechende Mann vorher noch nie ins Auge gestochen war. Hübsch war er. Vielleicht etwas schwach und schmal gebaut, aber so waren eben die meisten Menschen. Aber er konnte sich dunkel an das Gesicht von Bastian erinnern. Sie waren sich nicht unbekannt.

Mit glockenhellen Lachen und dem öffnen seiner Apartmenttür wurde ihm die Entscheidung schon abgenommen. Seine rechte Hand Lian und dessen Gefährtin betraten den Raum. Nachdem er endlich wieder zu Hause angekommen war hatte er dem Älteren alles haargenau berichtet und dazu aufgefordert ihn heute Abend ins ‚Alexi´s‘ zu begleiten. Mit der Begründung das sie heute Abend bei den Vampiren wohl keinen mehr erreichen würden.

Monique trug ein hübsches kleines Abendkleid und Lian ein schlichtes schwarzes Shirt und eine passende Jeans dazu. Stinknormal also. „Was hast du den heute für Entscheidungsprobleme?“, wollte sein bester Freund wissen. Ein genervter Blick reichte, um Lian dazu zu bringen ihm versöhnlich auf die Schulter zu klopfen, während seine Liebste Ceds Kleider durchwühlte.

„Entspann dich…Es wird ein Abend wie jeder andere und es wird dir gut tun. Also tu uns allen einen Gefallen und zieh heute Abend mal keinen Anzug an“, meinte die blonde Tigerin aufmunternd und hielt ihm was schickes, aber schlichtes hin. Sie meinten es nur gut und versuchten ihn ein wenig aufzumuntern. Nicht das er Aufmunterung benötigte. Natürlich lag ihm der Übergriff schwer im Magen, aber im Moment waren seine Gedanken mit was anderem beschäftigt. Der Gedanke an diesen Menschen ließ ihn nicht mehr los. Merkwürdig.

Brav gehorchte Cedric und zog sich im Badezimmer das heraus gesuchte Hemd und die Hose mit dem passenden Gürtel über, bevor er noch die Haare zu Recht machte. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen von Monique und einem anmerkenden Nicken seitens Lian wurde sein Outfit für den Abend abgesegnet. Am Ende konnte es die kleine Tigerin doch nicht lassen und fummelte Ced an den Haaren herum bis sie zufrieden.

Beruhigend legte Lian seinen Arm über Ceds Schulter, als sie dessen Wohnung verließen. „Nimm es nicht so schwer. Wir meinen es doch nur gut mit dir.“ Ja, er wusste es. Dennoch tat er sich ein wenig schwer damit wenn man ihn herum kommandierte. Cedric war das nicht gewohnt, aber bei Monique und seinem besten Freund machte er da hin und wieder eine Ausnahme. Sie waren seine engsten Vertrauten. Auch wenn er in der Rangordnung über ihnen stand.

Über die Jahre hatte er sich damit abgefunden das ihm Lian hin und wieder die Stirn bot. Das brauchte er aber auch, um auf dem Boden der Tatsachen bleiben zu können. Die Verantwortung die auf ihm lastete war nicht gerade leicht, aber Ced hatte es nie anders gewollt. Das war sein Leben. Er war eben ein Arbeitstier.

Mit einem Kuss auf Lians Lippen ließ sich Monuqie hinten im Wagen nieder, um den Männern vorne das Feld zu räumen. Die Beiden hatten von Anfang an gut zueinander gepasst. Auch wenn sie es nie hatten hören wollen. Damals hatten sie sich auf den Tod nicht leiden können und nun waren sie das perfekte Paar. Und für ihn quasi die Geschwister, die er nie gehabt hatte.

 

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Der gesamte Club erstrahlte an diesem Abend in den passenden Farben, getreu dem Motto ‚Black&White‘. Die Sitzecken am Rande der Tanzfläche und in den VIP-Räumen hatten weiße Bezüge bekommen, die Dekoration war angepasst. Zusätzliche Sitzmöglichkeit waren bereit gestellt worden, während das gemietete Catering das Büfett aufbaute.

Die einzige Ausnahme bildete die Bar, was sie in der original Erkennungsfarbe des ‚Alexi´s‘ gelassen hatten. Bordeauxrot. Dadurch hoben sich dieser Bereiche gut vom Rest ab und war in der Regel nicht zu übersehen.

Tief durchatmend blieb der Blonde vor dem vollbrachten Werk stehen und strich sich ein paar Schweißperlen von der Stirn. Das ‚Alexi´s‘ sah in diesen Farben echt gut, wahnsinnig elegant. Schade dass sie den gesamten Aufwand morgen Abend wieder betreiben mussten, um den Club zurück in seinen Ursprung zu versetzen.

Er war zufrieden mit ihrer Arbeit und seinem Chef ging es wohl genauso. Der klopfte ihm im vorbeigehen anerkennend auf die Schulter, bevor er Sebastian die Ehre an diesem Abend überließ die Türen zu öffnen. Pünktlich öffneten sich die Pforten und ließen die ersten wartenden Gäste hereinströmen, während der DJ die ersten Lieder aufzulegen begann.

Der erste Andrang kam immer an die Bar, bevor sich die Gäste am Rande der Tanzfläche oder in ihrer vorgemieteten Bereiche niederließen. Der Ein oder Andere versammelte sich auch später, um Arm in Arm die ersten Tänze aufs Parkett zu legen. So war es immer. Alles lief recht entspannt ab, sobald die ersten Gäste zufrieden ihre Plätze gefunden hatten.

Bastian mochte die Atmosphäre die hier herrschte und arbeitete gerne hier. Natürlich gab es auch Ausnahmen, aber im Großen und Ganzen war es ganz angenehm. Den Motto Abend ging er den total entspannt an. Einfach weil er die Meisten Gäste und ihre Vorlieben bereits konnte. Der Blick auf die Gästeliste hatte ihm verraten, dass der Abend wirklich recht Interessant werden könnte.

Das schwarze Hemd lang eng an seiner Brust, während das Logo des Clubs seinen Rücken zierte. Sein Hemd hatte er mittlerweile leicht geöffnet, um ein wenig frische Luft an seine erhitzte Haut heran zu lassen. Außerdem hatte es noch den Vorteil, dass die meisten Frauen auf so einen Anblick standen. Einen Vorgeschmack auf das was sie haben können, aber nie bekommen würde. Denn Bastian hatte bisher noch nie etwas mit einem Gast angefangen. In seinen Augen gehörte sich das auch nicht. Denn wie schon das Wort Privatleben sagte gehörte dies auch nach Hause.

Umso später der Abend wurde umso ausgelassener wurde die Stimmung. Der Alkohol floss in Mengen und die Stimmung schien sich immer mehr aufzuheizen. Was wohl größtenteils an den heißen Tänzern lag oder vielleicht auch daran das die meisten Gäste sich untereinander kannten.

Kein einziges Mal in der Zeit seit der Eröffnung an diesem Abend wanderten seine Gedanken zu dem verschwundenen Kater. Dafür hatte er gar keine Zeit. Sein Typ war gefragt und die Gäste wollten mehr. Es war gut so, dass er dies nicht tat. Es würde nur seine Stimmung trüben und ihn von der Arbeit ablenken. Was sich am Ende auch auf die Gäste auswirken konnte. Private Probleme hatten hier eben nichts zu suchen.

Es dauerte ein wenig bis der nächste Ansturm auf die Bar nach ließ und er sich einen kleinen Schluck von seiner ausgeschenkten Cola gönnen konnte. Sein Blick huschte zum Eingangsbereich herüber, als würde er magisch angezogen werden. Die nächsten Gäste betraten den Club. Wohl ein paar Nachzügler, aber sie hatten etwas an sich. Ihre Kleidung war jedoch nicht das, was sie heraus stechen ließ.

Eher im Gegenteil. Schlicht und unauffällig. Nichts Besonderes an diesem Abend. Aber allein ihre Ausstrahlung reichte aus, um einige Köpfe im Raum zu ihnen herum drehen zu lassen.

Die zwei Männer waren nicht zu verachten, aber auch die Frau in dem schwarzen Cocktailkleid in ihrer Mitte sah bezaubernd aus.

Es war nicht so als würde er einen von ihnen von der Bettkante stoßen, wenn er was mit ihnen haben könnte. Aber ihre Ausstrahlung war ihm unheimlich. Außerdem ließ der Charakter von dem ein oder anderen zu wünschen übrig. Er kannte sie zwar nicht gut, aber das was er bisher erlebt hatte reichte ihm.

Basti wusste wo sie hingehen würden. An ihren Stammtisch, in der oberen Ecke auf der Galerie. Dorthin wo bereits einige weitere Personen auf sie warteten. Sie kamen öfters im Monat hierher. Der Schwarzhaarige mit diesen stechend graublauen Augen, der drei Neuankömmlinge, war ihm schon immer aufgefallen. Egal wo er sich aufhielt oder wer in seiner Nähe war. Sein gesamtes Auftreten stach heraus. Die Ausstrahlung mochte zwar irgendwie genauso anziehend sein, wie die der Anderen aus dieser Gruppe und doch so anders. Er konnte es nicht beschreiben. Es war ungewöhnlich und einzigartig auf seine Weise.

Dieser Kerl wirkte immer so unnahbar, kühl. Wie jemand aus einer anderen Welt, der nicht hierher gehörte. Wobei das Lächelnd, dass er hin und wieder auf seinen Lippen trug, zum niederknien war. Er war wunderschön und gefährlich zugleich. Bastian traute ihm nicht. Dem berühmtesten und einflussreichsten Bonzen von Boston. Cedric Duncan! Sein Ruf eilte ihm voraus. Und wenn er ehrlich war wollte er diesem heißen Kerl nachts auf der Straße nicht alleine begegnen müssen. Denn irgendwie war er auf seine Art und Weise auch angsteinflößend.

Diese Gruppe stank förmlich nach Ärger. Und so war Sebastian immer froh, wenn die Truppe den Club wieder verließ ohne größeren Blödsinn gebaut zu haben. Erst als sich diese kalten graublauen Augen durch die Menge auf ihn richteten wandte er seinen Blick von dem jungen Mann ab. Als hätte er gemerkt, dass er ihn betrachtet hatte. Was bei der Menschenmenge schier unmöglich war. Gruselig.

 

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Die Anziehungskraft eines Gestaltwandlers war anders, als die eines Menschen. Sie wirkte geradezu mystisch und geheimnisvoll. Verlockend und anziehend in einem. Oft wurden sie als sehr attraktiv unter den Menschen eingeschätzt und dennoch wahrten die Meisten einen respektvollen Abstand, als würde sie eine geheimnisvolle Aura umgeben. Trauten sich oft nicht einen von ihnen anzusprechen. Es wirkte gerade zu so, als würden sie das Raubtier in ihnen spüren. Was im Grunde auch besser war. Niemand sollte von ihrem Geheimnis erfahren. Die Meisten suchten sich auch einen Partner aus ihren Reihen. Nur hin und wieder geschah es das sich jemand einen Menschen ins Bett holte um ein wenig Spaß zu haben und noch seltener geschah es das einer von ihnen einen menschlichen Gefährten erwählte. Was strenge Auflagen und Konsequenzen mit sich zogen. Schließlich galt es hier ein Jahrhundert langes Geheimnis zu bewahren.

Nicht auszudenken, was die Menschheit mit ihnen machen würde wenn sie von der Existenz von Gestaltwandlern erfuhr. Nicht auszudenken. Darüber wollte Cedric an einem Abend wie diesem nun wirklich nicht nachdenken. Lieber den Abend genießen und sein lecker riechenden Menschen wiedersehen. Auch wenn der ihn nicht wiedererkennen wird.

Kaum hatten sie den Club betreten ließ er seinen Blick schon suchend durch den Raum schweifen. Irgendwo hier musste der Mensch doch sein. Bis er auf der Person seiner Begierde zur Ruhe kam. Sebastian sah hinter der Theke zum anbeißen aus. Er kam nicht umhin seinen Blick bewundernd an ihm hinab wandern zu lassen. Die schwarze Kleidung schmiegte sich an seine wohlgeformten Konturen ran. Ced kam nicht umhin sich vorzustellen, wie der knackige Hintern des Kleineren sich perfekt in seine großen Hände schmiegen würde. Ach verdammt. Sofort begann sein Körper auf diese Gedanken zu reagieren. Das musste er sofort unterbinden. Es war nicht gut mit einem Menschen anzubändeln. Dennoch wollte er sich dem Studenten egal auf welche Weise auch immer erkenntlich zeigen. Schließlich war er niemandem gerne etwas schuldig und es war nun wirklich nicht von der Hand zu weisen, dass Bastian sein Leben gerettet hatte. Nicht auszudenken wenn ihn jemand anders gefunden hätte oder seine Angreifer zurückgekehrt wären. Da war es doch deutlich angenehmer gewesen von dem Menschen gepflegt zu werden. Auch wenn er das nächste Mal gerne auf jeglichen Katzenfutter verzichten könnte. Dann schon eher ein saftiges Stück Fleisch.

Kaum sah der Gestaltwandler auf trafen sich auch schon ihre Blicke für einige Sekunden. Für einen kurzen Augenblick spiegelte sich eine gewisse Furcht und Abneigung in ihnen. Dann sah der Kleinere auch schon wieder weg. Hatte er sich das gerade eingebildet? Sie kannten sich im Grunde nicht und dennoch war schon eine gewisse Ablehnung zu spüren. Entweder mochte Bastian keinen Blickkontakt oder er konnte ihn generell nicht leiden. Merkwürdig, dabei hatte er ihm nie etwas getan.

Echt schade, dass er sich eigentlich nie auf einen Menschen eingelassen hatte. Der Kleine war echt hübsch und gefiel ihm wirklich gut. Wobei ihm die Shorts an dem Menschen deutlich besser gefallen haben, weil sie weniger Spielraum für Fantasien offen gelassen hatten. Wenn er keine Prinzipien hätte würde er den jungen Mann echt gerne vernaschen. Einerseits war es echt zu bedauern, dass er ihn wohl nicht leiden konnte. Aber andererseits war es auch zu Cedrics Vorteil. So würde er erst gar nicht in Versuchung kommen den Menschen flach zulegen.

Schon wieder trafen sich ihre Blicke. Hätte er den Anderen nicht immer noch angestarrt, wäre es ihm wohl nicht aufgefallen, aber so entging Ced nichts. Direkt wandte Basti seinen Blick auch wieder von ihm ab.

Das Tier in ihm meldete sich, als ein Mann an die Bar heran trat und schamlos mit seinem Kerl zu flirten begann. Es wirkte sogar so, als würde Bastian auf dessen Versuch eingehen indem er sich zu einem Drink einladen ließ. Cedric musste echt ein Knurren unterdrücken. Alles in ihm schrie ´MEINS`. Erst als ihm bewusst wurde, was da gerade in seinem Kopf vorging wandte er seinen Blick ab. Sein Tiger brüllte laut auf und seine Augenbraue wanderte nach oben. Seit wann stellte sein Tiger Besitzansprüche auf irgendeine Person. Erst recht auf jemanden den sie kaum kannten. Merkwürdig.

Leicht schüttelte er den Kopf. Er sollte am besten so schnell wie möglich diese Gefühle abschütteln. Denn das hier hatte keine Zukunft. Ced wollte sich nur bei dem Jüngeren für seine Hilfe bedanken und sonst nichts. Genervt drängte er seinen beschwerenden Freund zurück und versuchte ihn zu beruhigen. Indem er diesem einredete, dass dies nur zu dem Job des Kleinen gehörte.

Trotz aller Versuche spürte er eine gewisse Unruhe in sich. Unbewusst huschte sein Blick immer wieder zu dem Barkeeper hinüber. Nervös trommelte er mit dem Finger auf dem Tisch. Noch nicht einmal die erheiterte Stimmung seiner Freunde schaffte es ihn abzulenken. Bis ihm der Geduldsfaden riss und er seine Freunde sitzen ließ. Mit der Begründung etwas zu trinken zu organisieren. Das war schon eher nach dem Geschmack seines Tigers. Der war auch der Meinung, dass ein wenig Spaß mit dem jungen Studenten nicht schaden könnte. Ein wenig flirten würde schon drin sein. Irgendwie musste er den Menschen davon überzeugen ihn zu einem Essen einladen zu dürfen. Sie würden ja noch sehen, ob er Bastian davon überzeugen konnte doch etwas mit ihm zu unternehmen. Bisher schien er ihm gegenüber abgeneigt zu sein. Warum auch immer.

Der Kleinere stand mit dem Rücken zu ihm gewandt an der anderen Seite der Bar und bediente immer noch diesen komischen Kerl. Elegant ließ er sich auf einem der Hocker nieder und räusperte sich. „Ich hätte gerne einen Gin Tonic“, rief er Sebastian zu. Durch die Lautstärke die hier im Raum herrschte, musste man eben etwas lauter sein.

Mit einem herzzerreißenden Lächeln auf den Lippen wandte sich der Andere augenblicklich zu ihm um. Setzte schon an, um ihm mitzuteilen, dass der Drink gleich kam. Bis er mitten in seiner Bewegung inne hielt und ihn für einen kurzen Moment einfach nur ansah. Wie in der Bewegung erstarrt stand der kleine Leckerbissen vor ihm. Dann verfinsterte sich sein Blick auch schon in der nächsten Sekunde.

„Kommt sofort“, kam es dann doch noch etwas kleinlaut von dem Studenten, bevor er einer Dame eine Cola vor die Nase gestellt hatte. Seinem guten Hörvermögen war es zu verdanken gewesen, dass er Sebastian überhaupt verstanden hatte. Der Andere schien ihn wirklich nicht leiden zu können. Dabei konnte er sich nicht daran erinnern ihm jemals etwas getan zu haben.

Triumphierend schüttelte sich der Tiger in seinem Inneren, als er der Dame mit der Cola einen finsteren Blick zugeworfen hatte und diese daraufhin die Flucht ergriff. Anstatt ihm die verdiente Aufmerksamkeit nach diesem Sieg zu schenken widmete sich dieser einfach dem nächsten Kunden. Jetzt musste er nur noch den anderen Kerl los werden und Basti davon überzeugen, dass er doch kein schlechter Gast war. Warum auch immer der Andere so allergisch auf ihn zu reagieren schien.

Der dachte jetzt wohl er würde sich so einfach abservieren lassen. Falsch gedacht. In einem Zug leerte er den Gin und stellte das Glas genau vor der Nase des Blonden ab.

„Zwei Barcadi-O, bitte“, forderte der Tiger bestimmt. Er sah genau, wie Bastians Augenbraue kurz nach oben huschte, bevor er ihm Wortlos die zwei Getränke hinstellte. Der wollte doch tatsächlich schon wieder gehen. Zu dieser komischen Witzfigur zurück! Dieser Kerl mit der Föhnfrisur der ihn die ganze Zeit über schon anmachte. „Warte doch mal kurt, bitte.“ Das ließ den Anderen kurz inne halten. Ein misstrauischer Blick traf ihn frontal. Er konnte nicht zu lassen, dass er zu Mr. Schmalzlocke zurückkehrte. „Der zweite ist für dich“, startete der Schwarzhaarige einen erneuten Versuch und schob ihm auffordernd den Drink näher.

Wenn so ein dummer Mensch es geschafft hatte diesen Leckerbissen zu einem Drink zu überreden würde er das doch dreimal so schnell schaffen. Cedric wusste, dass er gut aussah und hatte auch keine Probleme damit das zu zeigen.

 

~~~~~~~~

 

Dieser komische Kerl ging ihm tierisch auf die Nerven. Versuchte ihn immer wieder auf einen Drink einzuladen, doch er durfte nichts sagen. Der Kunde war schließlich König! Aber so jemand würde der Letzte sein der ihm die Laune verdarb. Wenn man sich für so einen Job bewarb sollte einem das klar sein. So trank er mit diesem und ließ sich weiter an flirten. Ging sogar ab und an darauf ein, was seine Chancen auf ein Trinkgeld drastisch erhöhte.

Bastian war dankbar für jede Ablenkung von diesem und so kam ihm jede Bestellung recht. Auch bei der Nächsten wandte er sich mit einem sanften Lächeln auf den Lippen um und erstarrte für einen kurzen Moment. Der schon wieder. Jeder war ihm recht. Nur nicht der!

Seine Gesichtszüge entgleisten ihm für einen kurzen Moment, bis er es merkte und versuchte sich wieder zu entspannen. Kunde ist König, wiederholte er in seinem Kopf wie ein Mantra und begann den Gin Tonic für den berühmten Hotelmagnaten zu mixen. Mit ihm war nicht zu scherzen, daher durfte er sich ja keinen Fehler erlauben.

Bisher hatte er einmal einen kleinen Ausraster von ihm miterlebt wo einen seiner Leute zusammengestaucht hatte. Der Typ war ihm einfach nicht geheuer.

Statt nach Erhalten seines Getränkes zu verschwinden, wie er es sonst immer tat. Wobei, sonst schickte er immer einen seiner Lakaie und kam nie persönlich. Das sollte Sebastian schon zu bedenken geben.

Da halfen auch sein Kleidungsstyle und sein Aussehen drüber hin weg. Irgendwas war faul. Auch wenn die eng anliegende dunkle Jeans seine langen Beine und seinen knackigen Hintern betonten. Normalerweise genau sein Fall, aber von so jemand ließ man am besten gleich die Finger. Denn für einen Bonzen würde ein normal Sterblicher wie Bastian einer war nie gut genug sein und bevor man sich die Finger verbrannte versuchte man es erst gar nicht.

Brav mixte er dem Angeber seine zwei Barcadi und stellte sie ihm vor die Nase, um schnell wieder aus seiner Reichweite zu kommen. Da bat ihn dieser doch tatsächlich mal für einen Augenblick zu warten und mit ihm einen Drink zu nehmen. Hatte er sich verhört? War ihm die Musik zu Kopf gestiegen? Cedric Duncan, der berühmteste Hotelbesitzer aus Boston lud ihn auf einen Drink ein? Seine inneren Alarmglocken begannen laut zu schrillen. Wenn dich so jemand einlud schlug man die Einladung nicht ab. Egal, wie sehr man denjenigen auch nicht mochte. Nicht dass er nachher den nächsten Tag nicht mehr erlebte, weil er den Drink ausgeschlagen hatte.

Nach einem kurzen Zögern gab er mit einem Nicken zu verstehen, dass er der Aufforderung nachkommen würde. Er griff nach dem zweiten Glas und prostete seinem Gegenüber zu, bevor er an dem Barcadi nippte und sich bedankte. Basti blieb noch einen kurzen Moment bei ihm, auch wenn er innerlich total aufgewühlt war, bevor er den Barcadi zur Seite stellte und sich dem Abwasch widmete.

Äußerlich versuchte er so gelassen wie möglich zu reagieren, während seine Gedanken Amok liefen. Was war an diesem Abend anders, dass Cedric Duncan sich von seinem Thron herabließ, um persönlich seinen Drink abzuholen. Warum lud er ihn, einen einfachen Studenten, ein um mit ihm zu trinken. Irgendwas lief doch hier gewaltig schief. Hatte er was verbrochen? Vielleicht sollte er die Nacht besser hier übernachten, bevor wirklich noch was passierte.

Sebastian versuchte sich zu beruhigen. Das waren doch nur Hirngespinste. Er redete sich nur etwas ein, was gar nicht da war. Wahrscheinlich war Cedric nur ein ganz normaler Kerl der ganz normalen Geschäften nachging und die Presse erfand einfach ein paar Schauermärchen. Das taten sie doch meistens, oder?

Einfach nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das wird schon nichts zu bedeuten haben und er machte sich gerade umsonst verrückt.

Verletzter Stolz

Na bitte, ging doch. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als der Kleinere endlich nach kurzem Zögerns zu dem Drink griff und die Einladung annahm. Danach ließ er Sebastian vorerst in Ruhe und beobachtete stattdessen, wie dieser sich dem Abwasch widmete.

Irgendwie war er ja doch ganz süß. So scheu und misstrauisch wie ein junges Reh, welches man erst zähmen musste. Eine echte Verlockung. Leider gab es einen Hacken. Sein Retter war immer noch ein Mensch und würde daran auch leider nichts ändern können. Schon allein aus Prinzip fing er nie etwas mit einem Menschen an, weil das Risiko zu groß war das sein Geheimnis aufflog.

Das würde nur ein Dankeschön-Essen für die gute Pflege werden und sonst nichts. Auch wenn sein Gegenüber keinen blassen Schimmer hat würde warum so jemand wie Cedric einen einfachen Mann wie ihn zu einem Essen einlud.

„Wann hast du Feierabend?“, platzte es auf einmal auf ihm heraus. Genug gespielt. Es war endlich Zeit Nägel mit Köpfen zu machen. Vor allem da seine Leute schon fragende Blicke in seine Richtung warfen und voller Ungeduld auf seine Rückkehr warteten.

„Tut mir leid Sie enttäuschen zu müssen, aber das geht Sie nichts an.“ Miau. Das war doch mal ein Korb. Ganz schön unfreundlich von Bastian. Dafür das sie sich eigentlich gar nicht kannten und er ihm noch nie etwas getan hatte. Cedric hatte schon lange keine Abfuhr mehr kassiert, aber so schnell würde er nicht aufgeben. Das kam nicht in Frage.

Das hieß wohl er würde seine Taktik ändern müssen. Kurz ging er in sich und dachte darüber nach, wie er das Ganze etwas besser angehen konnte. Okay, neuer Versuch. So begann er immer wenn sein Menschlein Zeit hatte ihm etwas von sich und seinen Geschäften zu erzählen. Natürlich nichts Wichtiges, kleine belanglose Dinge aber scheint zu fruchten.

Umso mehr er von sich und seinem Leben preisgab, umso mehr begann er sich für das Leben von Bastian zu interessieren. Er wollte gerne mehr über diesen erfahren. Was er noch neben seinem Job als Barkeeper und Student an der Uni machte. Viel hatte er ja leider nicht herausgefunden, in der Zeit als er bei ihm in seiner Wohnung gewesen war.

Zu seiner Enttäuschung hielt der Andere dicht und ließ bei Cedric das Gefühl zurück der Einzige zu sein der sich gerade zum Deppen machte. Seit wann musste er jemandem seine Geschichte erzählen wenn er ihn um den Finger wickeln wollte? Das hier war ja noch nicht mal das richtige Ziel. Eigentlich wollte er ja nur ein Abendessen.

Merkwürdig wie schnell er sich dazu hinreißen ließ mehr von seinem Leben preis zugeben. Auch ohne das diese Offenheit wirklich gewürdigt wurde. Dabei drängte das Tier in ihm, ihn regelrecht dazu mehr über den Menschen zu erfahren. Dennoch wussten sie beide, dass sie den Studenten nicht behalten konnten.

Kurz bevor er die Hoffnung aufgab warf ihm der Jüngere dann doch noch den ein oder anderen Happen zu. Eigentlich alles was er bereits wusste. Das er alleine lebte und mit dem Job als Barkeeper seine Wohnung finanzierte, weil er als Student nichts verdiente. Sein Schwerpunkt lag bei der Medizin.

Die größte Herausforderung war wohl den Blonden davon überzeugen ihm sein Alter zu entlocken. Süße einundzwanzig Jahre jung. Zwar um einiges jünger, als Cedric aber kein Hindernis für den Tiger. Körperlich würde er noch länger auf dem Stand eines 26jährigen verweilen, wohingegen sein wahres Alter schon etwas höher angesetzt war. 

Gestaltwandler hatten eben den Vorteil eines längeren Lebens, was wohl auch mit ihrem schnellen Stoffwechsel und der Selbstheilungskräfte zusammenhing. Trotzdem fühlte er sich nicht wie ein alter Herr, sondern stand zurzeit in der Blüte seiner Jahre.

Ein großer Vorteil für und ein Glück für Bastian, dass er nicht viel jünger war. Anders hätte sich der Tiger das wohl dreimal überlegt. Schließlich kam es nicht gerade gut rüber, wenn man sich an einem Minderjährigen vergreifen würde und als Kinderschänder wollte er nun wirklich nicht durchgehen.

Seine Freunde würden ihn auslachen. Wobei sie jetzt schon die verwirrten Blicke nicht verbergen konnten. Weil er fast den gesamten Abend bei dem Menschlein an der Bar verbrachte, um ihn für sich zu gewinnen. Dabei hatte er immer geschworen, dass er nie etwas mit einem Menschen etwas anfangen wollte. Nun saß er hier und sein Interesse war geweckt. Das Raubtier befand sich auf der Jagd.

Auf einmal stand Lian hinter ihm und klopfte Cedric sanft auf die Schulter, um seine Aufmerksamkeit zu erhaschen. „Wo bleibst du so lange? Wir hätten ein bisschen Durst.“ Oh, stimmt ja. Er hatte was zu Trinken organisieren wollen. Blöd gelaufen. „Ich komme gleich“, versicherte er seinem besten Freund. Der sich wohl mit seiner Antwort zufrieden gab und zurück zu den Anderen gesellte.

Okay, dann würde er das Ganze etwas beschleunigen müssen. Er konnte seine Freunde schließlich schlecht den gesamten Abend alleine sitzen lassen. Das Einzige was er nun hoffen konnte, das er den Mensch hatte ein wenig von seiner festgefahrenen Meinung hatte abbringen können. Immerhin war er nun wirklich nicht so schlecht, wie dieser dachte. Zumindest war das sein eigener Eindruck.

„Hättest du nicht doch einmal Lust darauf etwas zu unternehmen? Nur wir beide. Einfach mal entspannt einen Happen essen gehen“, versuchte Cedric sein Glück. Schenkte ihm dabei sogar ein kleines Lächeln. Das hatte noch immer funktioniert.

Jaja, Eigenlob stank. Aber der Tiger wusste einfach wie unwiderstehlich er aussah wenn er sein Lächeln zum Einsatz brachte. Da würde ihm noch nicht einmal so eine harte Nuss, wie Sebastian, widerstehen können. „Nette Idee, aber kein Interesse.“

Cedric viel bei dieser Aussage fast die Kinnlade hinab. In letzter Sekunde konnte er sich noch beherrschen. Das gab es doch nicht! So etwas war ihm bisher noch nie passiert. Er hatte einen Korb kassiert. ER! Der wohl erfolgreichste Hotelbesitzer in Boston den es zurzeit gab. Und das bei diesem einmaligen Angebot. Normalerweise war er nicht so leicht zu haben und daher waren solche Einladungen heiß begehrt.

Nun waren sowohl Cedric selbst, als auch das Tier in ihm beleidigt. Das war eine Blamage. Missbilligt presste der Gestaltwandler die Lippen aufeinander und wusste für einen Moment nichts mehr auf diese Unverschämtheit zu erwidern.

Dabei hatte er sich sogar Mühe gegeben den Jüngeren von seiner netten Seite zu überzeugen. Hatte Dinge von sich preis gegeben, die Andere noch nicht einmal in hundert Jahren erfahren würden. Wie konnte seiner Mühe nur so gedankt werden? Cedric verstand die Welt nicht mehr. Da war er mal nett und dann das.

Der Abend war für heute definitiv gelaufen.

„Gut, dann eben nicht. Bis ein andermal“, presste er nur noch etwas erbost hervor. Ohne den Anderen noch eines Blickes zu würdigen verließ er ihn und ging zu seinen Freunden zurück. Wie konnte der Mensch ihm da so viel Abneigung entgegen bringen? Sie kannten sich doch überhaupt nicht. Also warum funktionierte dieser Abend nicht so wie er wollte?

Das war definitiv nicht das letzte Mal, dass sie einander begegnet waren. Jetzt wurde das Spiel erst interessant.

 

~~~~~~~~

 

Das konnte doch nicht dem sein ernst sein? Wer glaubte er den zu sein, dass er sich so etwas erlauben konnte? Ach ja, ein stinkreicher Kerl dem jedermann hinterher laufen sollte. Aber nicht mit ihm.

Bastian war nicht der Typ für nur eine Nacht und das war wohl das Einzige an dem Cedric Duncan Interesse hatte. Warum sonst sollte dieser so jemanden wie Sebastian ansprechen? Einen einfachen Mann, aus dem ´niederen Volk´. So etwas passte doch gar nicht zu dessen Standard.

Anstatt ihn in Ruhe zu lassen, nachdem er ihm die kalte Schulter zeigte nervte ihn dieser weiter. Verwickelte ihn regelrecht in ein Gespräch und entlockte ihm geschickt ein paar Informationen. Das lag alles nur an diesem Gesicht! Diese graublauen Augen die ihn in seinen Bann zogen. Ihn festhielten und nicht mehr los ließen. Gar so als würden sie auf den Grund seiner Seele blicken.

Es war mehr als eindeutig wo dieses Gespräch hinführen würde und darauf hatte Bastian nun wirklich keine Lust. Auch wenn es ganz nett war, Dinge über diesen Bonzen zu erfahren, die die Klatschpresse noch nicht breit getreten hatte. Die Frage war nur. Warum tat er das Ganze? Gab er sich wirklich so viel Mühe nur um ihn ins Bett zukriegen? Eigentlich passte das so gar nicht zu Cedrics Image.

Vor allem da er sonst immer so kühl und unnahbar wirkte und nun stand er hier vor ihm und kaute ihm regelrecht ein Ohr ab. Das war wirklich eine Überraschung. Sonst war er nie so redselig und erst recht nicht in der Öffentlichkeit. Es war erstaunlich, wie viel dieser Mann schon um die Welt gekommen war und wo er seine Finger überall drin stecken hatte.

Es war gar nicht mal so schlimm was diese erzählte. Eher fiel es dem Blonden schwer nicht hinzuhören, was er ihm alles mitteilte. Er wollte den Anderen nicht näher kennen lernen. Das würde nicht gut enden. Zu oft hatte er solche Beziehungen schon bröckeln sehen.

Für Cedric wäre er doch eh nur ein kleiner Fisch den er am Morgen wieder vergessen hatte und bereits am nächsten Tag jemand neues an seiner Seite hatte. Er wollte nicht einfach weggeworfen werden, sondern eine ernste Beziehung.

Sein Problem an der Sache. Umso mehr der Hotelmagnat von sich preisgab, umso sympathischer wurde er ihm. Er wurde menschlicher. Keine Person mehr des öffentlichen Lebens, sondern ein stinknormaler, heißer Typ der hier vor ihm stand. Realität. Etwas nachdem er greifen konnte.

Cedric schien auf den ersten Blick eine wirklich engagierte Person zu sein. Ein Mann der mit beiden Beinen fest im Leben stand und zu wissen schien was er genau wollte. Ein wirklich netter Kerl. Fast so als hätte er sich um hundertachtzig Grad gedreht und wäre nicht der Kerl, der die Medien ihm vorgaugelten.

Natürlich hatte er ihn auch schon im Club gesehen. Aber bisher waren sie sich noch nie so nahe gekommen. Normalerweise schickte er immer einen seiner Lakaien um Getränke zu holen. Nun stand er direkt vor ihm und ließ nicht locker.

Da war es schon fast enttäuschend, als am Ende wirklich die Fragen der Fragen kam. Er wollte mit ihm ausgehen! Als hätte er es nicht geahnt. Damit kam er wieder auf dem Boden der Tatsachen an. Nicht das er sich Hoffnungen oder so gemacht hätte. Es war eben nur schwer dem Zauber des Anderen zu widerstehen. Nachdem Cedric doch für den Moment ganz anders auf ihn gewirkt hatte, wie er ihn aus den Medien kannte.

Ohne zu Zögern lehnte er die Einladung ab. Sein Verstand pflichtete ihm bei, während das beklemmende Gefühl in seiner Brust zunahm. Es war die richtige Entscheidung. Spätestens am kommenden Tag wäre diese kleine Seifenblase geplatzt und er hätte dem wahren Cedric in die Augen sehen müssen. Also am besten von vornherein ablehnen und erst gar nicht riskieren verletzt zu werden.

Zu seiner Erleichterung ließ der Andere dann doch tatsächlich locker und verschwand zurück zu seinen Freunden. Auch so jemand wie Cedric musste lernen, dass man nicht immer das bekam was man wollte. Auf nimmer widersehen, Macho. Ein wenig erleichtert atmete er aus und brachte den restlichen Abend hinter sich ohne großartig an den Älteren zu denken.

Als endlich der Feierabend eingeläutet wurde zog er sich seine Jacke über und verschwand durch die Hintertür an die frische Luft, nachdem er sich von seinen Kollegen verabschiedet hatte. Er freute sich schon auf zu Hause. Auch wenn der kleine Kater wohl nicht mehr auftauchen würde. Wie es ihm wohl ging.

Erschrocken fuhr der Blonde zusammen, als aus der Dunkelheit eine Hand nach ihm griff und ihn zum Anhalten brachte. Bevor er auch nur im Ansatz nach Hilfe schreien konnte trat dieser arrogante Kerl aus der Dunkelheit der Seitengasse. Sein Blick verfinsterte sich sofort. Nicht der schon wieder! Konnte er ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Hatte ihm dieser eine Korb nicht gereicht? Sie kannten sich doch gar nicht. Da konnte Cedric auch nicht einfach davon ausgehen, dass er von heute auf morgen mit ihm ausgehen würde. Statt sich mit der Abfuhr zufrieden zugeben lungerte er ihm wie der letzte Penner in der dunklen Seitengasse auf. Einen fetten Minuspunkt für den Dunkelhaarigen.

„Ich weiß zwar nicht, was dich dazu bringt mir mit solch einer Ablehnung zu begegnen. Aber ich würde das gerne aus dem Weg räumen und würde mich wirklich darüber freuen wenn du irgendwann einmal mit mir ausgehen würdest“, kam es auf einmal vollkommen ernst von seinem Gegenüber. „Falls du es dir anders überlegen solltest.“ Auf einmal wurde ihm ein Zettel in die Hand gesteckt und als er darauf blickte erkannte er feinsäuberlich eine Handynummer darauf notiert. Ein wenig ungläubig sah er diesen an. Er gab ihm wirklich seine Privatnummer? Hatte er keine Angst, dass er diese weiter gab?

„Ich…“ Bastian brauchte einen Moment um sich wieder zu fangen. Trotzig sah er sein Gegenüber an. „Kapierst du es nicht oder willst du es nicht kapieren? Ich hab keinerlei Interesse daran mit dir auszugehen. Weder heute, noch morgen, noch irgendwann in naher Zukunft.

Ihr reichen Leute seid doch alle gleich und wollt eh nur das Eine, aber für so etwas bin ich mir viel zu schade. Da kannst du noch so nett sein wie du willst. Ich falle auf deine Maske nicht rein.“ Das hatte mehr als gesessen. Er konnte richtig mit ansehen, wie sich die freundliche Miene des Anderen immer mehr verfinsterte als ihm Bastians Worte bewusst wurden.

„Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest. Es ist schon spät. Ich wünsche dir noch eine einsame Nacht“, kam es nur noch von dem Studenten, bevor er den Größeren einfach stehen ließ. Wie einen begossenen Pudel. Mit so einer Aussage hatte dieser arrogante Schnösel wohl nicht gerechnet.

Aber nicht mit ihm! Das Gespräch war ja echt nett gewesen, doch es hatte ihm nur noch mehr gezeigt wie einfach man sich von dem Scharm des Anderen einwickeln lassen konnte. Das war wirklich gefährlich. Was bedeutet, dass er sich nicht mehr mit Cedric unterhalten durfte, falls er es nach dieser Ansprache noch einmal versuchen sollte.

Sebastian wollte eben keine Puppe sein die man nach Belieben benutzen konnte, um sie dann kurz darauf wieder fallen zu lassen. Sollte sich Cedric doch eine andere Beschäftigung für die Nacht suchen. Irgendeine hole Nuss würde sich sicherlich bereit dazu erklären ihm das Bett zu wärmen.

Ohne diesen noch eines letzten Blickes zu würdigen ging er nach Hause.

 

~~~~~~~~

 

So ein Mist. Wie konnte es dieser Mensch wagen IHM eine Abfuhr zu erteilen? Und das auf solch eine Art und Weise. Was konnte er den dafür, dass er reich, erfolgreich und dazu noch gutaussehend war. Eigentlich kannte er Bastian nicht und eigentlich sollte es ihm nicht weh tun, aber irgendwie verletzten ihn diese Worte. Warum nur? Normalerweise machte es ihm nichts aus so etwas von einem einfachen Menschen zuhören.

Cedric schluckte seine Wut hinab und blickte dem jungen Mann schweigend hinterher. Auf diese Weise hatte bisher noch niemand mit ihm geredet. Sein Ruf eilte ihm oft voraus und das ließ die meisten Leute Respekt und Ehrfurcht in seiner Gegenwart fühlen.

Wer nicht will, der hat schon. Dabei wollte er sich nur erkenntlich zeigen. Auch wenn dem Menschen nicht bewusst gewesen wäre, warum so jemand wie Cedric mit einem wie ihm ausgehen wollte. Für ihn war eher die Rasse ein Hindernis, als solch unwichtige Belange. War ihm doch egal ob jemand arm oder reich war. Es kam eher auf die wahren Gefühle seines Gegenübers an.

Ahhh, was dachte er denn da? Er durfte nicht gefühlsduselig werden. Nicht bei diesem Kerl. Der war kein Gestaltwandler und damit nur eine Gefahr für seine Familie und Freunde. Das hier war nur eine Wiedergutmachung für die Rettung in Not.

Heute Nacht würde er sich nicht die Stimmung vermiesen lassen. Seine Freunde warteten um die Ecke auf ihn. Sie ahnten, dass etwas nicht stimmte, doch Cedric war nicht bereit sein Geheimnis mit ihnen zu teilen. Nicht nachdem er solch eine Schmach erleiden musste.

Ab diesem Moment würde ihm egal sein, was der Blondhaarige von ihm dachte. Der war es nicht wert sich weiterhin die Mühe zu machen ihn zu umgarnen für ein einfaches Essen. Der Tiger war viel zu stolz, um noch einen Korb zu kassieren. Der Hotelmagnat setzte seine undurchdringliche Maske wieder auf und kehrte zu seinen Freunden zurück. Die sollten jetzt bloß keine falsche Frage stellen.

Das taten sie zu ihrem Glück auch nicht, da sie merkten, dass sich die Stimmung des Tigers verändert hatte. Recht schnell verstreuten sie sich nach ihrem Zusammentreffen wieder und Cedric zog sich in sein Penthouse zurück. Erst dort gestattete er seiner Mauer einen Riss und verausgabte sich an dem Sandsack in seinem eigenen Trainingsraum. Mit hochgekrempelten Ärmeln legte er los.

Er hatte darauf bestanden das ihn heute Abend keiner mehr störte, aber Lian schien sich nicht daran halten zu wollen. Bevor er ihn sah stieg ihm der Duft von Lians Aftershave in die Nase. Über diesen Befehlsbruch konnte der Jüngere nur die Augen verdrehen. Lian war noch nie jemand gewesen, der auf das hörte was man ihm sagte.

Mehrere Minuten sah ihm dieser schweigend beim abreagieren zu. Cedric spürte seinen Blick mehr als deutlich in seinem Rücken ruhen. Er ahnte welche Fragen dem Roten auf den Lippen lagen, aber er war noch nicht bereit ihm seine Aufmerksamkeit zu widmen.

Ced holte tief Luft. Der Tiger ahnte, dass er nicht mehr länger hinter dem Berg halten konnte und seinem besten Freund und rechte Hand würde alles mitteilen müssen. Sein Verhalten diesen Abend war doch sehr merkwürdig gewesen. Außerdem schuldete er Lian noch eine vollständige Erklärung für sein Verschwinden.

Aus dem Augenwinkel linste er zu dem Älteren hinüber, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnte. „Was war heute Abend mit dir los?“ Damit war das Schweigen wohl gebrochen. Er übte eine schnelle Schlagkombination aus, bevor er bereit war zu antworten. „Hast du schon mal von jemandem eine Abfuhr bekommen?“ Dabei hatte er es nur gut gemeint.

Wie hatte er auch wissen können, dass Sebastian solch eine Abneigung gegen ihn hatte? Und das nur, weil er ihn mit anderen reichen Menschen in einen Sack steckte. Dabei kannte er ihn doch überhaupt nicht. Wusste nicht genau wie der Mann hinter seinem voraus eilende Ruf aussah.

„Seit wann interessiert dich, was ein Mensch über dich denkt?“ Da kassierte der Sandsack noch einen tritt. Er musste dem Ganzen schon keinen Namen mehr geben. Lian schien direkt zu wissen über wenn der Schwarzhaarige sprach.

„Tut es nicht.“ Und wie es das tat. Es fraß ihn innerlich auf. Weil Bastian ihn nicht leiden konnte. Ihn verachtete. „Und warum stehst du dann hier und lässt deinen Frust an dem armen Sandsack aus?“

„Nhg…“ Cedric ballte die Hand zu Fäusten. „Was geht dich das an?“ Leicht gereizt sah er zu dem Anderen hinüber.

„Du hast mich gefragt“, kam es nur ruhig von Lian, während er beschwichtigend die Hände hob. Ach verdammt! Er hatte recht. Cedric hatte ihn gefragt und eine Antwort bekommen. Er sollte seine Wut nicht an Lian auslassen. Der war der Letzte, der an dieser Miesere schuld war. Das lag alles nur an diesem Menschen. Was musste der auch so ein verkorkstes Denken haben.

Statt sich auf seinen besten Kumpel zustürzen machte er sich wieder über den Sandsack her. „Ich bin dein bester Freund Cedric. Ich werde immer ehrlich zu dir sein, egal was passiert. Du kannst dich mir jederzeit anvertrauen. Sonst lässt du mich doch auch immer an allem teilhaben.“

Da hatte der Rotschopf recht. Egal ob Privat oder geschäftlich, Lian wusste in der Regel immer alles über ihn. Aber nur weil er nicht die Klappe halten konnte, wenn ihm was nicht passte. Gut, das ein oder andere Geheimnis gehörte nur ihm allein. Nur in diesem Fall war es unmöglich das Ganze für sich zu behalten.

„Ich weiß doch auch nicht, was mit mir los ist“, brummte Cedric frustriert und trat den Sack von sich. Seufzend drehte er sich zu dem Älteren herum und bekam auch schon eine Wasserflasche von Lian gereicht, die er in einem Zug leerte.

„Am Telefon hab ich ja angedeutet, dass mir so Typen aufgelauert haben. Bastian, der Kerl hinter dem Tresen, das war derjenige der mich von der Straße aufgesammelt hat. Dank ihm konnten sie nicht beenden, was sie angefangen hatten.

Keine Angst, er weiß nicht was wir sind. Ich hab mich nicht vor ihm verwandelt. Aber irgendwie hab ich das Bedürfnis mich bei ihm erkenntlich zu zeigen. Auch wenn er sich dessen nicht bewusst ist.“ Sehr schwierig, seine Gedanken zu ordnen und in ganze Sätze umzuformulieren. Ob Lian verstand, was er ihm damit sagen wollte? Mit leicht hochgezogener Augenbraue sah Lian ihn an.

 

(to be continued)

Impressum

Texte: Alle Rechte Vorbehalten!
Lektorat: Fortuna
Tag der Veröffentlichung: 09.12.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Großes Dank an Ultranumb für dieses tolle Cover ;)

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