Schade!
Es ist nicht zum Aushalten. Die sechste Stunde will einfach nicht zu Ende sein. Ach übrigens, ich heiße Pia und die Mathestunde will deshalb nicht zu Ende sein, weil ich es nicht erwarten kann, zu den blauen Rittern zu gehören.
Die blauen Ritter sind eine Bande. Ben und ich wollen heute Abend die Mutprobe bestehen, damit wir richtige Bandenmitglieder werden. Nils, der Anführer von allen in der Bande wird uns die Mutprobe erklären.
„Pia!“ höre ich auf einmal Frau Heimchens Stimme. Was die jetzt schon wieder will... Ach so, ich soll an der Tafel eine Aufgabe lösen. Dabei habe ich gerade was ganz anderes im Kopf. Na gut, eigentlich bin ich gut in Mathe. Aber jetzt, so kurz vor der Mutprobe, kann ich nicht gut rechnen.
Nach der Schule gehe ich sofort zum Geheimversteck der blauen Ritter. Natürlich ist noch niemand außer Ben da. Wenigstens Ben.
Wir warten zusammen auf Nils und den Rest der blauen Ritter. Die lassen sich ordentlich viel Zeit. Nach 30 Minuten denke ich schon, Nils kommt heute gar nicht mehr. Aber nach ein paar Minuten ist er endlich da.
Er sagt zu mir und Ben: „Hoffentlich habt ihr keine Angst. Ich habe mir nämlich etwas ganz besonderes ausgedacht. Ihr sollt auf den Dachboden der Villa Gänsehaut gehen. Und damit ich weiß, dass ihr wirklich da ward, bringt ihr ein Beweisstück mit.“
Jeder weiß, dass es in der Villa Gänsehaut spukt Ich habe ein bisschen Angst. Aber mit Ben werde ich es schon schaffen.
Am Abend um acht Uhr mache ich mich auf den Weg. Ben und ich treffen uns vor der Villa. Vorne am Zaun steht mit Krakelschrift:
Zutritt verboten – LEBENSGEFAHR –Professor Dr. Sukkenhorst (Vampir).
Ich gehe vor. Ben kommt ängstlich hinter mir her. Die Gartentür knarrt Wir schleichen durch den verwucherten Vorgarten. So langsam kriege ich auch Angst Ich mache die Haustür auf. Es knarrt noch viel lauter als eben.
Ich war noch nie in der Villa Gänsehaut und es gibt so viele Türen und Treppen. Ben und ich entscheiden uns für eine Treppe, die eigentlich noch ganz okay aussieht. Es ist eine Wendeltreppe. Sie hat ein geschwungenes Geländer aus Holz.
Wir gehen die Treppe hoch. Die Zeit, die wir brauchen, die Treppe hochzugehen, erscheint uns unheimlich lang.
Als wir fast oben sind, bemerkt Ben, dass die Treppe ins Nichts führt. Langsam gehen wir wieder runter. Als wir unten sind, nehmen wir ein Treppe, die schon sehr morsch ist. Ben hat Angst. Ich gehe die ersten Stufen hoch.
ES KNACKT. AUF DER 6. STUFE KRACHT ES. Die Latte ist in der Mitte durchgebrochen.
Ich falle auf den schmutzigen Boden. Ich rappele mich auf. BEN IST WEG. So ganz alleine kriege ich auch wieder sehr großen Angst. Wie soll ich nur Ben wieder finden?
Da höre ich Ben rufen: Ich habe die Treppe zum Dachboden gefunden. Nur ich traue mich nicht, die Tür aufzumachen.“
Ich rufe zurück: „Komm runter, dann komme ich mit.“ Als Ben runterkommt, ist er kreidebleich im Gesicht. Er flüstert: „Nachdem du mir gesagt hat, dass ich runterkommen soll, habe ich ein Weinen gehört. Erst dacht ich, dir würde etwas passiert sein. Aber dein Weinen hört sich anders an. Ich habe ja so eine Angst.“
Ich gehe zu Ben und halte seine Hand. „Komm wir gehen noch einmal hoch,“ sage ich. Gesagt getan. Wir gehen zusammen die Treppe hoch. Das Weinen hört man immernoch.
Ich überlege. Soll ich die Tür aufmachen oder nicht. Ich entschließe mich nach langem Überlegen, die Tür aufzumachen.
Es knarrt als ich die Tür aufmache. Und als ich reingucke, bleibt mir vor Schreck fast das Herz stehen.
Da ist ein echtes Gespenst aber es sieht harmlos aus. Es hört nicht auf zu heulen. Aber erst jetzt bemerkt es uns.
Es sagt immer noch weinend: „Blöde Fenster – sie lassen uns um Mitternacht zerplatzen.
„Was meinst du?“ fragt Ben. Das Gespenst erklärt: „Wenn Gespenster sich einklemmen, müssen sie vor Mitternacht wieder frei sein. Sonst zerplatzen sie. Und ich bin in einem Fenster eingeklemmt.“ Könnt ihr mir helfen?“
Ich frage: „Sollen wir das Fenster aufmachen?“
„JA,“ antwortet es dankbar.
Ben geht ans Fenstern und öffnet es.
„Ihr habt einen Wunsch frei,“ sagt das Gespenst.
Ben und ich wünschen uns, dass das Gespenst mitkommt. Am nächsten Morgen treffen sich die blauen Ritter im Geheimversteck. Ich lege ein Cola-Dose vor Nils. Er sagt: „Tut mir leid, aber vor einer Cola-Dose habe ich keine Angst.“
Auf einmal schwebt der Geist aus der Dose. Nils zittert am ganzen Körper. Ben ich lachen uns tot.
Ich sage: „Der hat ja Angst vor Geistern.“
Tag der Veröffentlichung: 02.10.2009
Alle Rechte vorbehalten