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Prolog

 

Es war exakt 16:36 Uhr an einem sonnigen Aprilnachmittag, genauer gesagt dem ersten dieses Monats. Während der Großteil aller Wartenden vor sich hin dösend die Wärme auf ihren Gesichtern genoss bemitleidete sie sich nur selbst. Sie wollte nicht hier sitzen müssen, wollte nicht dass der Koffer zu ihren Füßen ihr Bleiberecht am Ziel zeitlich begrenzte, ebenso wenig wie die fertigen Bahntickets in ihrer Handtasche, die festschrieben wann sie wo zu sein hatte. Aber die Reise war geplant, der Frühbucherrabbat bereits genutzt und eigentlich wollte sie sich nur freuen können auf die zwei ungestörten Wochen mit ihrer Mutter. Sie wusste nur bereits jetzt, dass der Abschied schwer sein würde, so verdammt schwer.

Eine Durchsage kündigte einen vorbeifahrenden Zug an, eilig traten die Leute hinter den weißen Streifen auf dem Boden. Nur aus dem Augenwinkel heraus bemerktes sie eine Gestalt die unsicher verweilte, jedoch einen Satz zurück machte als 36 Wagen, beladen mit dicken Baumstämmen, in einem rasanten Tempo an ihnen vorbeizogen. Der kühle Fahrtwind war pure Erleichterung.

Vibration in ihrer Hosentasche, ihr Handy klingelte. Ein Blick auf das Display ließ sie dann doch lächeln. „Stell dir vor!“, drang es aufgeregt aus den Lautsprechern. „Wir haben die ganze Nacht geschrieben, er auf der einen Seite der Wand und ich auf der anderen. Und irgendwann hat er mich dann gefragt ob er nicht rüber kommen soll, weil seine Finger langsam weh tun würden und er mein wunderschönes Lachen nur gedämpft durch die Wand hören könne und er es unbedingt neben sich hören wolle und ich...ich dachte nur so: 'Oh mein Gott!' Nein, eigentlich war es mehr ein 'Ooooooh meeeeein Gooott!!!' und ich wusste nicht was ich antworten sollte...und oh man...na ja...ich meine...was hättest du denn geantwortet?! Ich meine...also...ich konnte sein Lachen ja auch hören, dieser tiefe wohlig männliche Laut, die Wand hat förmlich vibriert und...“ Dieser tiefe wohlig männliche Laut? Das Lächeln wurde zu einem unterdrückten Kichern. So etwas konnte auch nur sie sich zusammendichten. „...auf Gleis 4, Achtung ein Zug fährt durch“ „Warte mal, Süße, gleich wird’s laut“, lachte sie. „Laut? Bist du etwa schon am Bahnhof? War ja klar dass die Hexe ihre Maniküre nicht verlegen würde um dich später zu fahren...“, empörte ihre beste Freundin sich, doch sie hörte gar nicht mehr hin, ihr Blick war starr auf den Jungen gerichtet, der diesmal nicht die Absicht zu haben schien zurückzuweichen. Sie wusste nicht genau was sie tat, als sie ihr Handy fallen ließ, aufsprang und auf ihn zu rannte. „Nein!“, schrie sie nur und wollte ihn fortreißen. Abrupt wandte er sich um und sie lief direkt in ihn hinein.

'Alles egal, hauptsache der Zug fährt ohne uns', war ihr letzter Gedanke, dann war alles schwarz.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1

Aufwachen

 

 

Er erwachte nicht mit einem grellen regelmäßigen Piepen im Ohr, das sofort auf ein Krankenhauszimmer verwies und die Ernsthaftigkeit der Lage vermittelte.

Er erwachte überhaupt recht langsam, als würde er mit der Schnelligkeit einer venezianischen Gondel im Stau aus einem dichten Nebel gezogen werden.

Das Zimmer allerdings, war wirklich ein Krankenhauszimmer.

Er erkannte es an den weißen sterilen Wänden, dem unnatürlichen Licht, der weißen Bettwäsche und ja, überhaupt diesem sehr interessanten Bettgestell.

Er war allein, auf dem Nachttisch neben ihm stand allerdings ein riesiger Blumenstrauß und eine noch riesiger scheinende Tafel Schokolade. Weiße Schokolade, dabei mochte er die gar nicht und das wussten auch alle. Mädchenschokolade, viel zu süß.

Erst einmal Gähnen und Strecken, dachte er zuversichtlich und setzte seinen Gedanken gleich in die Tat um. Ein peinlich hoher Laut entwich seinem Mund. Hoffentlich hatte das keiner gehört, sein Alter hätte ihn erstmal ausgelacht, aber er war ja immer noch allein.

Was machte er hier eigentlich? Verwirrt fuhr er sich durchs Haar, was sich als schwerer herausstellte als sonst. Und plötzlich war wieder alles da. Der Bahnhof. Der Zug. Dieses Mädchen.

Er hatte sterben wollen. Und sie war einfach in ihn hinein gerannt.

Die Tür öffnete sich mit einem Ruck, so dass er unweigerlich zusammenzuckte.

Die Frau die hinein lugte stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. „Endlich bist du wach!“, kreischte sie und umarmte ihn vorsichtig.“Ich gehe mal schnell deinem Vater bescheid sagen, er ist gar nicht mehr wiederzuerkennen seit du weg bist. Ach und sei so nett und putz dir die Zähne, du hast schrecklichen Mundgeruch, Süße. Dein Zahnputzzeug steht am Waschbecken“, fügte sie mit einem bittersüßen Lächeln hinzu und deutete mit dem Kopf in Richtung der Badezimmertür neben der durch die sie wieder entschwand. Seine Verwirrung nahm zu. Er hatte diese Frau noch nie gesehen, vielleicht eine Schwester? In zivil? Alles eher unwahrscheinlich. Verstohlen hauchte er in seine Hand und schnupperte schnell. Er roch nichts, aber das war auch nichts ungewöhnliches. Und so schleppte er sich doch zum Badezimmer. Sein Schädel brummte bei der plötzlichen Bewegung.

Grummelig suchte er nach dem Lichtschalter der kleinen Toilette. Ein rosafarbener Hygienebeutel hing an einem Haken an der Wand, hatte vielleicht einer hier vergessen. Wie sollte er sich denn jetzt die Zähne putzen? Weit und breit war nichts anderes zu sehen. Irritiert musterte er seine Füße die eigenartig zierlich aussahen. Er konnte sich auch nicht erinnern seine Fußnägel in allen Regenbogenfarben lackiert zu haben. Eine eigenartige Vorahnung überkam ihn, er hob den Kopf und sah in den Spiegel. Braune fassungslose Augen sahen ihn an. Eine geschwungene Stupsnase führte zu mehr oder weniger vollen Lippen und all das wurde umrahmt von braunen langen Haaren. Erneut befiel in der Schwindel. Vorsichtig trat er einen Schritt vor und legte seine Hand an die Hand des Mädchens im Spiegel. Seine Hand war klein und zierlich, wie die ihre.

Ihre Lippen öffneten sich zu einem stummen Schrei. Und am liebsten wäre er in Ohnmacht gefallen, wie ein Mädchen, so eines wie das was ihn da aus dem Spiegel heraus musterte.

Das war bestimmt ein Traum. Er sah an sich herunter. Er trug ein weißes Nachthemdchen mit rosafarbenen Punkten. Zaghaft tippte er auf eine Stelle unweit seiner Schlüsselbeine. Es war weich und doch fest, gab nach und sprang sofort wieder zurück als er seinen Finger erschrocken wieder weg zog. Es musste ein Traum sein. Und dann wurde er doch ohnmächtig.

 

 

 

 

Hey erstmal! 

Willkommen bei "Du sein", meinem kleinen neuen Projekt. Die Idee entstand irgendwo zwischen Bahngleis und Fahrgastmusterungen und schwupp, war ein Kapitel da. Da mein faules Ich es aber nicht schafft ohne Ansporn weiter zu schreiben, melde ich mich nach 3 Jahren wieder zurück aus dem Untergrund. Nachdem meine 1.374 ungelesenen Nachrichten geordnet und mein altes Gemurkel haareraufend korrigiert wurde sitze ich nun wieder voller Tatendrang vor meinem kleinen Laptop. Gefühlte 700 Kapitel zu dieser Story geistern in meinem Kopf herum und warten nur noch auf den Startschuss. Wenn du bescheid bekommen willst wann's weiter geht meld dich bitte kurz bei mir und schick' mir am besten ne FA (ja...auch ich werde jetzt zu einem Rundmailmonster werden, etwa 87% aller Posteingangverstopfer bei mir hatten jedenfalls die gleiche Botschaft zu übermitteln...). Selber Ideen und Anregungen? Immer her damit. Kritik ist wie immer erwünscht. Undine

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: Text 100% von mir
Tag der Veröffentlichung: 24.06.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für die, die mich nicht schon vergessen haben

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