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Prolog



Manchmal, so scheint es mir, spielt das Leben einem Streiche. So wie heute, diesem wirklich ungerechten Tag! Alles hatte mit der Verabredung mit meinem Freund Joel angefangen.
Bei einem fantastischen Eis von Albérto teilte er mir plötzlich mit, dass er findet, dass wir zwei doch nicht so gut zusammenpassen, ausserdem hätte ich sowieso viel zu wenig Zeit für ihn!
So ein Wi***er! Hätte ich meine Freundinnen wegen ihm völlig ausser Acht lassen sollen??? Nee, wenn er damit nicht klar kommt, soll er verschwinden. Ich weiß nicht mehr wer mit wem Schluss gemacht hat, aber es ist aus. Danach habe ich mich erstmal eine halbe Stunde lang bei meiner Freundin Sarah ausgeheult und wollte dann mit der U2 nachhause fahren. Nada! Es gab wieder eine Baustelle. Und der Ersatzbus kam ewig nicht. Seufzend war ich dann zu Fuß nach Hause gelatscht und als ich grade vor der Haustür stand hielt der Bus ein Haus weiter.
Super! Schlecht gelaunt bin ich dann die vier Stockwerke hochgelaufen, habe die Wohnungstür aufgeschlossen, hab meine Tasche in die Ecke geworfen bin auf mein Zimmer gerannt und bin eingeschlafen. Mein erster Gedanke beim Aufwachen war dann, der Tag kann nur noch besser werden, aber ich irrte mich gewaltig! Denn in der Küche wurde ich bereits erwartet.
Ma schien ganz schön aufgeregt, Pa hingegen sah mich schon mal entschuldigend an.
Und da erklärten sie es mir, wir würden umziehen. Warum?, Pa ist befördert worden.
Ich bin natürlich voll ausgerastet aber im Endeffekt konnte ich sowieso nichts tun. Nun saß ich hier am Fenster und starrte auf die Straße. Vereinzelt kam ein Auto angefahren das mich aus meinen mörderischen Gedanken riss. Wie konnte es sein, das mein Leben an nur einem einzigen Tag, so verändert wurde..? Naja, dachte ich mir, es kann ja nur noch besser werden. Und das wurde es auch noch, es war nur eine Frage der Zeit.



Kapitel 1




Ich schlug die Augen auf. So konnte es nicht weiter gehen. Seufzend stand ich auf.
So ging das jetzt schon seit wir hier eingezogen sind. Ich konnte einfach nicht einschlafen...es ist so ruhig. Hier fahren vielleicht 30 Autos am Tag lang...und Nachts eigentlich gar keins.
Seufzend stand ich auf und zog mir etwas über. Leise schlich ich die Treppe herunter. Mittlerweile wusste ich schon auf welche Stufen man nicht treten sollte wenn man unbemerkt bleiben wollte. Die Küchenuhr verriet das es grade erst 5°° Uhr war. Unschlüssig blieb ich in der Küche stehen. Ich hätte umkippen können, vor Müdigkeit aber das hätte sowieso nichts gebracht, ich hätte eh nicht einschlafen können. Ich rieb mir noch das letzte bisschen Schlaf aus den Augen, gab mir selbst eine Ohrfeige, um wach zu werden, und schlich die Hintertür hinaus.
Draussen dämmerte es bereits. Das Gras schimmerte nass vom Morgentau.
Es war etwas neblig, aber das störte mich nicht weiter. In ein paar Stunden würde die Sonne hoch am Himmel stehen um die ganze Welt zu "grillen".
Gott wie ich dieses Leben hasste!, wütend stampfte ich auf, was zur Folge hatte das ich ausrutschte und fast hinflog, wäre da nicht der Tisch gewesen an dem ich mich festkrallen konnte. =) Etwas perplex setzte ich mich auf einen Stuhl und starrte in den Nebel.
Langsam wurde mir etwas kalt und wärend ich mich wunderte das mir im Sommer kalt sein konnte, hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden. Ich hob den Kopf und blickte in zwei bernsteinfarbene(?!?) Katzenaugen. Ich starrte sie an, unfähig den Blick von diesen hypnotisierenden Augen zu nehmen. Sie starrte zurück. Und da saßen wir eine ganze Weile, bis sie sich schließlich erhob und auf mich zuging.
Jetzt wo ihre Augen mich nicht mehr so fesselten, stellte ich fest das sie ansonsten ganz gewöhnlich aussah. Grau-schwarz getigert mit ein paar weiteren Sprenkeln auf dem Rücken. Das ihre Augen eine echt unnatürliche Farbe hatten, war mir in diesem Moment eigentlich egal. Sie leuchteten nur so übernatürlich. Ich streckte die Hand aus um sie zu streicheln. Nada. Sie lief sofort weg. Nicht grade überrascht folgte ich ihr.
Sie lief zielstrebig in Richtung Zaun, dort angekommen huschte sie durch ein Loch im Maschendraht und lief weiter. Ich wusste nicht warum ich dieser Katze folgte, aber ich wollte umbedingt hinterher. Nach kurzer Zeit fand ich ein etwas größeres Loch und zwängte mich hindurch. Planlos lief ich in Richtung Scheune und sah sie grade darin verschwinden. Hmm..., ich schaute auf. Das riesige Gebäude war ziemlich runtergekommen und die Dämmerung verstärkte diesen Effekt. Die Seitentür hing schief in den Angeln. Auf ihr prankte ein gelbes schild mit der Aufschrift, "Einsturzgefährdet!" Naja, das sah jetzt nicht soo...vertrauens erweckend aus. Ich wandte mich ab und wollte grade wieder durch mein Loch schlüpfen als ich eine weitere Katze bemerkte. Auch sie schien vollkommen normal, nur ihre Augen nicht. Sie waren in einem stechenden Blau das verdächtig an Saphire erinnerte. Wir starrten uns an, doch auch sie wandte sich nach kurzer Zeit ab und verschwand nach kurzen Zögern im alten Gehöft. Verwirrt und ziemlich müde lief ich zurück ins Haus und legte mich ins Bett. Morgen würde ich reingehen, aber auch erst Morgen!, dachte ich noch und schlief endlich ein...


Ich schmierte mir dick Honig auf mein Brot, den hatten wir zum Einzug geschenkt bekommen, dass war das praktische daran wenn man seine Nachbarn kannte, hier auf dem Dorf war das eben unumgänglich.
Genauso unumgänglich wie die Frage was da gestern bzw. heute früh passiert ist. Hatte ich...nur geträumt? Das war zwar möglich aber...es hatte sich so real angefühlt...ich würde nachgucken...nicht jetzt, später irgendwann, aber es interessierte mich auf jeden Fall...diese Katzen hatten so etwas gewaltiges an sich. Diese Augen...sie sahen so...menschlich aus. Überhaupt sahen die beiden nicht aus wie dumme, fette, verfressene Hauskätzchen. Aber allein diese Augen...müssten doch ein Beweiß sein das ich geträumt hatte. Oder...? Bei dem Gedanken daran schwirrte mir nur der Kopf...ausserdem... "Schätzchen?" hörte ich meine Ma genervt fragen. Widerwillig wurde ich zurück in die Realität gezogen. "Hörst du mir zu?" fragte sie. Ich schaute auf. "Ähm...klar doch! Was hast du grad noch mal gesagt?" fügte ich hinzu. Sie verdrehte die Augen. "Ob es dir hier gefällt wollte ich wissen! Also, gefällt es dir hier?" meinte sie, nun etwas sanfter. "Ähm...na ja...also...eigentlich schon nur..." Tja, das war es ja. Nur was? Das ich übelst wütend auf sie war weil es sie im eigentlichen einen Scheißdreck interessierte ob es mir hier gefiel?? Das sie auch noch wollte das ich dankbar war?! "...nur du hättest hier lieber ein paar Leute die du kennst? Na ja, weißt du es gibt hier auch ein paar wirklich sehr interessante junge Leute in deinem Alter!" meinte sie und warf mir einen mitfühlenden Blick zu.
"Interessante junge Leute in meinem Alter? Mama tickst du noch ganz richtig...?"
"Nun, also dieser Herr Elsner wollte das Geld dann bis Donnerstag(!) überwiesen haben, schon die Anzahlung kam so spät und dann meinte er noch..." war ja klar. Wie ich bereits erwähnte, es interessierte sie nicht ob sie noch richtig tickte oder was ich überhaupt von ihr hielt. Und das lag nicht nur am Umzug. Wütend stand ich auf, pfefferte meinen Teller in die Spülmaschiene und war schon auf dem halben Weg zur Tür, bevor ich ein "Ich geh mal nach draussen" über meine Schulter rief. Dann war ich auch schon im Flur. In der Küche blieb es kurz still, dann fingen die beiden wieder an über Geld zu plappern.
Wütend stapfte ich hoch in mein Zimmer. Umziehen wäre jetzt nicht schlecht, dachte ich mir und ging zum Schrank. Welches T-Shirt sollte ich nehmen? >Alle denken nur an sich, nur ich,ich denk an mich!< ??
Okay, ich glaube ich nehme einfach ein schlichtes Lilanes! =)
Dazu noch eine passende Jeans und Socken, schon war ich fertig.
Ich ging die Treppe herunter in den Flur zurück,schlüpfte in meine Schuhe und ging durch die Hintertür in den Garten. Jetzt wo der Nebel weg, und die Sonne schon vollständig aufgegangen war, wich alles geheimnissvolle von ihm. Nur ein x-beliebiger Garten voller "Unkraut", ein paar Stühlen, einem Tisch und einem rostigen Maschendrahtzaun voller Löcher. Ma hatte mir angeboten Gärtnern als neues Hobby auszuüben und den Garten aufzupeppen. Das wäre ja echt nett von ihr gewesen, hätte sie nicht diesen leicht ironischen Unterton in der Stimme gehabt und wäre sie danach nicht gleich wieder reingegangen um zu telefonieren! Ich konnte ihr nicht wirklich böse sein.
So wurde man eben wenn man zu viele Erziehungsberater las und sich so gut wie nie mit seiner Tochter beschäftigte.
Nicht das sie dieses Zeug immer lesen würde, aber wenn sie mal Zeit für so ein Buch hat...Ich seuftzte (schon wieder! Das musste ich mir mal abgewöhnen!!).


Dank dem Gedanken; >Es könnte hier verdammt nochmal schöner aussehen!Kapitel 2




Blau, nein eher weiß. Egal, auf jeden Fall blendete es. Häh? Bin ich jetzt tot oder was?, dachte ich irritert und versuchte aufzustehen. Es klappte überraschenderweise und ich fühlte keinen Schmerz, im gegenteil! Ich fühlte mich so leicht, als müsste ich beinahe aufpassen, das der Wind mich nicht davonbließ. Langsam gewöhnten meine Augen sich an die Helligkeit und ich erkannte das ein vllt. 17 Jähriger Junge, den Sarah in diesem Fall höchstwahrscheinlich als Scheiße-Gutaussehend bezeichnet hätte, aus einem Auto sprang und auf mich zu rannte. Auf mich zu? Moment mal...da lag ich, und auch wieder nicht. Ich meine, irgendwie stand ich neben mir... Vor einem Auto das links neben meinem Körper stand. Ja genau, genauuuu das Auto, das mich grade angefahren hat!
Ich hörte ihn verzweifelt etwas murmeln. Er stand mutlos auf und sah fast so aus als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Ich hörte eine Autotür zuschlagen als ein älterer Mann ebenfalls aus dem Auto sprang und ebenfalls auf mich zurannte. Er sah so aus als würde er gleich in Ohnmacht fallen. Verwundert blickte ich auf meinen Körper und zuckte vor Schreck zusammen. Ich blutete. Aus der Nase, aus dem Mund, aus dem Bauch..? Überall. Der Asphalt verfärbte sich bereits rot, ebenso das Gras und die Erde neben der Straße.
In diesem Moment wurde es mir klar. Ich würde sterben. Nur ein wahrliches Wunder konnte mich jetzt noch am Leben halten. Der "Junge" rannte zum Auto und holte sein Telefon um einen Krankenwagen zu verständigen. Der ältere Mann ging ihm grimmigen Blickes hinterher und flüsterte ihm 7 erschreckende Worte ins Ohr, die ich trotzdem hören konnte: "Kleiner, das wird ihr wahrscheinlich nicht helfen.."
Ich schluckte und wenn ich selbst nicht nur ein Geist gewesen wäre, wäre ich in Tränen ausgebrochen.
"Kleiner" starrte währenddessen regungslos Löcher in die Luft. Sein Blick war so leer das ich mir schon Sorgen machte, das er vor Angst und Verzweiflung gleich sterben würde. Benommen sah ich zum blutbespritzten Auto hin. "Fahrschule" stand auf einem Schild darauf. War ja klar. Ich gestattete mir einen gedanklichen Suefzer. Scheiße man! Ich war doch erst fünfzehn! Ich wollte noch nicht sterben!
In genau diesem Moment kam es mir so vor, als hätte ich aus den Augenwinkeln heraus eine Katze gesehen. Eine schwarze Katze. Ich hätte schwören können das sie topasgoldene Augen hatte, aber als ich meinen Kopf weiter herumdrehte um mich zu vergewissern, sah ich nur noch wie sie (oder er) mir kurz über die Augenlieder strich. Danach war sie (oder er xD) fort. Hatte ich es mir nur eingebildet?
Mein Körper rekelte sich leicht. Ich fuhr herum und kniete mich neben ihn. Langsam öffnete ich, bzw. mein Körper, die Augen. Ich sprang erschrocken zurück. Sie waren Blau. Saphirblau. Benommen taumelte ich und fiel direkt in mich hinein. "Cause maybe in the future, you're gonna come back, you're gonna come back. Oh the only way to really know is to really let it go. Maybe you're gonna come back, i don't wanna be the first to let it go..." erscholl es noch aus meinen Kopfhörern, die den Unfall merkwürdigerweise überlebt hatten, denn danach, sah auch mein Geist nichts als schwärze...

Bieb...Bieb...Bieb...Bieb...
Boar! Aufhören!

Bieb...Bieb...Bieb...Bieb..., gernervt versuchte ich die Augen zu öffnen, doch es wollte mir einfach nicht gelingen...ich fühlte mich so...benebelt.
Auch umdrehen konnte ich mich nicht, denn bei dem Versuch spürte ich einen stechenden Schmerz in der Rippengegend und mein Kopf fing an noch mehr zu wummern...
Verwirrt versuchte ich es ein weiteres Mal und schaffte es die Augen zu öffnen. Mein Blick war noch etwas verschwommen aber soweit ich es ausmachen konnte, stammte dieses Bieb...Bieb...

von diesem Ding ähhmm....Elektrokardiogramm...?
Egal, aber anscheinend befand ich mich in einem Krankenhauszimmer. Die Wände waren weiß, der Linoliumfußboden ging ins gräuliche über und an der Decke hingen diese schrecklich hässlichen Lampen, dessen unnatürlich leuchtendes weißes Licht einem immer in den Augen brannte. Die Atmosphäre in diesem Raum war mehr als nur beunruhigend...ruhig.
Das einzig gemütlich scheinende in diesem Zimmer war ein dunkelblauer Sessel, auf dem, zu meiner Überaschung ein braunhaariger Typ saß, der sich verzweifelt durch seine Frisur raufte. Okay...entweder war ich geistig total verwirrt oder ich kannte ihn irgendwoher...
und da kam es wieder hoch...ich war auf dem Weg zum Briefkasten gewesen...ich bin über die Straße gefahren...habe ein Auto gesehen...wurde von dem Auto angefahren...lag halbtot auf dem Pflaster. Scheiße Jill, du müsstest doch eigentlich tot sein!

, schrie es in mir. Ich seufzte...na ja, ich versuchte zu seufzen aber es kam nur ein abgehackter Laut aus mir heraus der den Typen zu mir herumfahren ließ. Ich sah noch zwei Rehbraune Augen, dann verschwamm alles wieder...


Kapitel 3




3 Wochen lag ich hier nun schon. 3 Wochen in denen ich meine neuen Nachbarn mehr und mehr kennenlernte.
Es war schon süß, manchmal kam einfach jemand vorbei und brachte Blumen oder dergleichen mit und plauderte ein bisschen mit mir.
So lernte ich bald gut ein Sechstel des Dorfes kennen, dass hauptsächlich aus älteren Damen mit fetten Hunden bestand, Katzen hatten so gut wie niemand.
Den Jungen der mich angefahren hatte sah ich nicht mehr. Was wohl aus ihm geworden war?
Trotz der liebenswerten Aufmunterungsversuche kam ich nicht drumherum mich schrecklich zu langweilen.
Da Handys im Krankenhaus nun mal verboten waren konnte ich nicht mal Sarah anrufen und mich ausheulen, obwohl mir letzteres gar nicht sooo sehr zusagem würde.
Dieses Krankenhauszimmer war zusehends deprimierend und das Essen stachelte einen praktisch zum Hungerstreik an.
Und da waren noch die Träume.
Meist handelten sie von Katzen. Katzen mit unnatürlich leuchtenden Augen die mich nachdenklich betrachteten, als wollten sie mich prüfen.
Sonderbare Nächte waren das, in denen ich mit schrecklichen Kopfschmerzen erwachte und ewig nicht wieder einschlafen konnte.
Bald. Bald wäre ich hier wieder raus und müsste mich nicht mehr zurückhalten. Denn obwohl ich längst nicht mehr in dem Alter war in dem man gerne kleinen Katzen hinterherjagte und hinter jedem Busch eine Märchenfee erwartete, hatte ich das Gefühl das diese Katzen nicht normal waren. Entweder das, oder ich wurde paranoid. Wahrscheinlich Letzteres =)

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.11.2010

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