UV-Strahlen in Solarien
Braune Haut steht für "fit und gesund". In Werbekampagnen vertreten Solarienbetreiber die Auffassung, dass ein Besuch im "Sonnenstudio" sinnvoll auf die Badeferien vorbereitet oder die Urlaubsbräune verlängert. Mit Sorge dagegen stellt das Bundesamt für Strahlenschutz fest, dass chronische und akute Hautschäden, besonders Hautkrebserkrankungen, unter ultravioletter (UV) Bestrahlung immer mehr zunehmen. Ich befragte dazu das Bundesamt für Strahlenschutz (Geschäftsstelle der Strahlenschutzkommission SSK), den Hautarzt Privat Dozent Dr. med. Röcken von der Dermatologischen Klinik der Universität München und einen Hersteller von Solarien.
Schädlich oder nicht?
Manche Solarien setzen vor allem die energieärmeren UV-A Strahlen ein. Diese verursachen zwar weniger Sonnenbrand, bräunen dafür aber auch weniger. Folglich wird die Dosis enorm erhöht. Der grosse Nachteil der UV-A Strahlen ist, dass sie viel tiefer in die Haut eindringen als alle anderen ultravioletten Strahlen. Damit steigt das Risiko für chronische Hautschäden wie vorzeitiges Altern der Haut, Licht-Überempfindlichkeitsreaktionen oder Hautkrebs. Es bringt also überhaupt nichts und ist auch kein Gütesiegel, wenn bestimmte Wellenlängen des ultravioletten Lichtes herausgefiltert werden. Schlussfolgerung: Je brauner desto höher ist das Risiko an der Haut zu erkranken. Doch keine Regel ohne Ausnahmen. So kann bei bestimmten Erkrankungen der Haut ein Sonnenbad auf der "Couch" den Heilungsprozess fördern. Allein aus kosmetischen Zwecken rät die Strahlenschutzkommission in Übereinstimmung mit Empfehlungen internationaler Strahlenschutzgremien allerdings eine Benutzung von Solarien generell ab. "Insbesondere gibt es keinen Beweis dafür, dass die Bräunung durch UV-Bestrahlungsgeräte risikoärmer ist als die Bräunung durch die Sonne", so die Kommission. Wer dennoch nicht darauf verzichten möchte, sollte unter anderem folgende Hinweise beachten. Dazu ein Kommentar des Bundesamtes für Strahlenschutz: "Die Verhaltensempfehlungen zum Schutz durch UV-Strahlen sollen nicht das massvolle Sonnenbaden oder die medizinische Anwendung von UV-Bestrahlungsgeräten einschränken oder gar verhindern. Die SSK will damit vielmehr Hinweise zu einem sinnvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit den beiden genannten UV-Strahlenquellen geben."
Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr sowie Menschen vom empfindlichen Hauttyp I (siehe unten) sind besonders gefährdet und sollten keine Bräunungsgeräte benutzen.
50 Sonnenbäder pro Jahr
Generell sollte die Anzahl von 50 Sonnenbädern pro Jahr nicht überschritten werden (Sonne plus Solarium!). Jeglichen Sonnenbrand vermeiden!
Kriterien für Sonnenstudios
Bevorzugen Sie Studios, in denen Sie von fachkundigem Personal beraten werden. Die Geräte sollten mit deutlich lesbaren Schutzhinweisen gekennzeichnet sein mit Angabe von sonnenbrandwirksamer Bestrahlungsstärke und Höchst-Bestrahlungsdauer für die einzelnen Hauttypen.
Achtung Hallenbäder!
Meiden Sie Sonnenwiesen und Solarien in öffentlichen Hallenbädern ohne fachkundiges Personal.
Sonnenschutzmittel überflüssig
Alle Kosmetika sollten einige Stunden vor der Bestrahlung entfernt werden. Sonnenschutzmittel sind überflüssig. Tragen Sie Schutzbrillen (vor allem Menschen mit grauem Star)!
Vorsicht bei Medikamenten!
Vorsicht bei der Einnahme von Medikamenten beim Sonnenbaden! Es gibt Medikamente, die als Nebenwirkung die UV-Empfindlichkeit der Haut erhöhen. Beispielsweise Antibiotika, Psychopharmaka und Diuretika (Entwässerungstabletten). Fragen Sie Ihren Arzt!
Die Dosis macht`s!
Die Sonnenstrahlen liefern einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit von Körper und Seele. Zu viele Strahlen bewirken genau das Gegenteil. "Diese Gesundheitsgefahren durch übermässigen und unbedachten Sonnengenuss gilt es zu vermeiden," warnt die SSK. Aus welchem Grund auch immer Menschen braun werden möchten. Irgendwelchen künstlichen Schönheitsidealen ständig erfolglos hinterherzurennen, ist anstrengend, macht unzufrieden und ist ungesund. Eine Bräunung der Haut kann ebenso wie die Hautverdickung, die als "Lichtschwiele" nach einer UV-B-Bestrahlung aufzutreten beginnt, als Schutzmechanismus aufgefasst werden. Nach Ansicht des Bundesamtes für Strahlenschutz ist das der einzige Sinn und Nutzen einer Hautbräunung. Doch haben die Strahlen der Sonne auch einen gesundheitsfördernden Effekt. Unter anderem sind die ultravioletten Strahlen an der Vitamin D-Produktion in unserem Körper beteiligt. "Allein die Dosis macht`s, dass ein Ding Gift ist " (Paracelsus). Und wie man sich in der Sonne richtig verhält, ohne rot zu werden, verrät die Strahlenschutzkommission auch:
Gewöhnen Sie sich langsam und behutsam an die Sonne. Um das Risiko eines Sonnenbrandes zu senken, sollten Sie die Mittagsstunden im Schatten verbringen. Die Zeit bis eine ungeschützte und nicht lichtgewohnte Haut einen Sonnenbrand bekommt beträgt in Mitteleuropa etwa 30 Minuten und 20 Minuten im Mittelmeerraum. Ob morgens, mittags oder abends, die Sonne bräunt an diesen Zeiten etwa gleich stark - im Gegensatz dazu ist die Gefahr einen Sonnenbrand zu bekommen schon tageszeitlich abhängig. Auch in der Sonne sollte auf Parfüms, Deodorants und andere Kosmetika verzichtet werden. Viele Menschen, die in südliche Gefilde fahren wollen und sich noch relativ blass auf der Haut fühlen, gehen in ein Solarium, um sich vorzubräunen. Über Sinn und Unsinn dieser Methode meint das Bundesamt für Strahlenschutz: "Es ist aus gesundheitlicher Sicht unsinnig, die Haut mit UV-A-Strahlen vorbräunen zu wollen, wie es vielfach propagiert wird. Der Eigenschutz der Haut erhöht sich dadurch nicht. Ist eine Lichtgewöhnung der Haut notwendig, sollte diese nur unter ärztlicher Kontrolle stattfinden."
Informationsmaterial über Sonnenbaden in der Sonne und in Solarien erhalten Sie beim Bundesamt für Strahlenschutz, Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Postfach 100149, 38201 Salzgitter Telefon 05341/225-280
Satelliten
Die Empfindlichkeit der menschlichen Haut bezüglich der UV-Strahlung ist individuell verschieden. Entsprechend der Reaktion auf natürliche Sonnenbestrahlung wird folgende Einteilung getroffen:
Keltischer Typ: hat immer schnell Sonnenbrand und wird kaum oder gar nicht braun, auch nach mehreren Sonnenbädern (Hauttyp I).
hellhäutiger
europäischer Typ: bekommt fast immer Sonnenbrand und wird nur mässig braun, auch nach mehreren Bestrahlungen (Hauttyp II).
dunkelhäutiger
europäischer Typ: wird ab und zu mal rot und nach einigen Sonnenbädern auch so einigermassen braun (Hauttyp III).
Mittelmeer Typ: schlägt sich selten mit einem Sonnenbrand herum und wird dementsprechend schnell und intensiv braun.
Was ist eine UV-Strahlung?
Als ultraviolette Strahlen werden elektromagnetische Wellen (Teile des Sonnenlichtes) mit bestimmten Wellenlängen bezeichnet. Sie sind unsichtbar und energiereicher als die Strahlen des sichtbaren Lichts. Je kürzer ihre Wellenlänge ist, um so gefährlicher sind sie für uns Menschen. So werden die äusserst gefährlichen UV-C Strahlen (Wellenlänge: 100 bis 280 Nanometer-1milliardstel Meter) nahezu vollständig in der oberen Atmosphäre durch das Ozon abgehalten. Je grösser das Ozonloch demzufolge wird, desto mehr UV-C dringt zu uns vor. Die UV-B-Strahlen (Wellenlänge: 280 bis 315 Nanometer) werden ebenfalls bis auf einen Rest von einigen Prozent vom Ozon geschluckt. UV-A-Strahlen (Wellenlänge: 315 bis 400 Nanometer) gelangen am erfolgreichsten durch die Luftschichten bis auf unsere Haut.
Fragen an Solarien-Hersteller "uwe"
McWrite: Welche angenehmen Erfahrungen verbinden Sie und Ihre Kunden mit dem Besuch in einem Solarium?
uwe: Schon ein paar Minuten unter dem Solarium bewirken ausser der Hautbräunung eine spürbare Steigerung des Wohlbefindens. Aufgrund der besonders naturnahen, ausgewogenen Lichtmischung, wie sie in den Geräten von "uwe" zur Anwendung kommt, tankt der Solarienbesucher Sonne mit all ihren biopositiven Eigenschaften: Nachgewiesenermassen beeinflussen die Sonnenstrahlen Stoffwechsel; Herz und Kreislauf, Nervensystem und die Fliesseigenschaften des Blutes positiv. Das Sonnenlicht verbessert die Kalziumversorgung für den Knochenbau, aktiviert die körperliche Leistungsfähigkeit und stärkt das Immunsystem. Die Stimmung wird besser und man fühlt sich wohl.
McWrite: Werden die Solarienbetreiber über mögliche Risiken des Sonnenbadens von Ihnen aufgeklärt und welche Empfehlungen geben Sie den Solarienbesucher ?
uwe: Wir empfehlen ein bis zwei Sonnenbäder pro Woche, wobei für das Solarium dasselbe gilt wie für den Strand: Achten Sie beim Sonnenbaden auf das natürliche, persönliche Empfinden und die eigene Erfahrung. Die Bestrahlungsdauer sollte der individuellen Lichtempfindlichkeit der Haut, dem Hauttyp und der Strahlungsintensität des jeweiligen Solariums angepasst werden. Am Anfang gilt: Eher ein paar Minuten weniger unter die Sonnenbank, um so allmählich die ideale individuelle Besonnungszeit herauszufinden. Diese und andere Empfehlungen sind als Bräunungstips neben gerätespezifischen Besonnungszeiten und Hauttypentabellen Bestandteil der Poster und Handblätter, die jedem unserer Solarien ab Werk beigelegt und allen Sonnenstudios regelmässig zum Aushang zur Verfügung gestellt werden.
McWrite: Schützt Sonnenbaden im Solarium Ihrer Meinung nach vor dem Urlaub in ein sonniges Land vor Sonnenbrand?
uwe: Wir sind der Ansicht, dass ein gesundes Braun besser ist als ein schnelles Rot. Ein sonnenechtes Braun erreicht man aber nur mit einer naturnahen Mischung aus UV-A und UV-B. Während UV-A vorwiegend für die Bräunung der vorhandenen Pigmente zuständig ist, braucht die Haut UV-B, um neue Pigmente zu bilden. So baut sich auf natürliche Weise ein intensiver Hautton mit einem körpereigenem Lichtschutz bis zu Faktor 40 auf. Wenn Sie also einen Winterurlaub in den Bergen oder in südlichen Ländern planen, empfehlen wir etwa drei bis vier Wochen vorher eine Sonnenkur im Solarium, um die Haut vorab auf die stärkere Urlaubssonne einzustellen.
McWrite: Lässt die künstliche Bräune die Haut schneller altern?
uwe: Nein. Verglichen mit der natürlichen Sonne hat die künstliche Bestrahlung den Vorteil, dass die Bestrahlungsdosis genau bemessen werden kann. Wenn Sie sich an die für Ihren Hauttyp empfohlenen Besonnungszeiten halten, verhindern Sie zuverlässig einen Sonnenbrand. So gesehen ist ein Solarium hautfreundlicher als die Sonne.
McWrite: Welcher Kritikpunkt an Solarien ärgert Sie am meisten?
uwe: Mich persönlich bewegen vor allem zwei Dinge. Zum einen stehen hinter mancher kritischen Veröffentlichung finanzstarke Interessenvertreter der Kosmetikindustrie. Verständlicherweise sind diese daran interessiert, gutes Aussehen lieber über ihre Präparate zu verkaufen und durch die Verteufelung jeglicher Sonnenstrahlen den Absatz von hochfaktorigen Sonnenschutzmitteln zu fördern. Zum anderen finde ich es schade, dass viele Menschen über Solarien diskutieren, ohne jemals die eigene Erfahrung gemacht zu haben.
Fragen an den Hautarzt Privatdozent Dr. med. Martin Röcken
Dermatologische Klinik und Poliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München
McWrite: Was machen Sie, wenn ihre Patienten Sie in Sachen Solarium um Rat fragen?
Röcken: Ich werde als erstes versuchen, meinen Patienten sehr stark davon abzuraten, in ein Solarium zu gehen. Die dauernde Bräunung der Haut in Solarien führt zu einer sehr schnellen Alterung der Haut. Wenn sie sich nicht davon abraten lassen, versuche ich ihnen wenigstens nahezulegen, damit sehr vorsichtig und weise umzugehen. Ich bin davon überzeugt, dass in 10 bis 15 Jahren die "knackige Bräune" out ist.
McWrite: Kann man sich Ihrer Meinung nach im Urlaub vor einem Sonnenbrand schützen, wenn man sich vorher im Solarium vorbräunen lässt?
Röcken: Das Risiko einen Sonnenbrand zu entwickeln hängt sehr vom Hauttyp ab. Wenn Sie in der Sonne leicht einen Sonnenbrand bekommen, nützt Ihnen auch eine Vorbestrahlung im Solarium nichts. Wenn Sie ein Typ sind, der schnell braun wird, dann können Sie schon braun an den Strand gehen und haben ein geringeres Risiko, rot zu werden. Hier besteht aber die Gefahr, dass Sie sich in falscher Sicherheit wiegen und unvorsichtigerweise zu lange in der Sonnen liegen. Dann können Sie auch einen schlimmen Sonnenbrand bekommen. Es ist somit wesentlich sinnvoller, sich am Anfang Ihres Urlaubes mit Kleidung oder geeigneten Lichtschutzcremes zu schützen und sich langsam der Sonne auszusetzen.
McWrite: Gibt es eigentlich auch ein Risiko, im Solarium einen Sonnenbrand zu bekommen?
Röcken: Wenn ein Bestrahlungsgerät im Solarium vorwiegend UV-B Licht enthält, ist die Gefahr eines Sonnenbrandes sehr gross. Bei UV-A Licht ist die Gefahr wesentlich geringer. Doch können auch die UV-A Strahlen einen sehr schlimmen Sonnenbrand verursachen, wenn die betreffende Person vor dem Solarium bestimmte Medikamente eingenommen oder sich mit Kosmetika oder Parfums eingerieben hat.
McWrite: Ist die reine UV-A Strahlung im Solarium gesundheitsschädlicher als das ganze Spektrum der Sonne?
Röcken: Man muss davon ausgehen, dass gerade dieses UV-Licht sehr tief in die Haut eindringt und dieses Phänomen womöglich für eine sehr schnelle und frühzeitige Hautalterung verantwortlich ist. Es konnte gezeigt werden, dass gerade dieser Bereich des UV-Lichtes das Immunsystem stark beeinflusst. Aus diesem Grund kann man nicht sagen, dass die UV-A Strahlung im Solarium gesundheitsschädlicher als das gesamte Spektrum der Sonne ist. Man muss vielmehr davon ausgehen, dass nach heutigem Wissensstand durch diese Strahlung eine besonders ausgeprägte Schwächung des Immunsystems und ein sehr schnelles Altern der Haut verursacht wird.
McWrite: In welchen Fällen empfiehlt der Arzt seinen Patienten, sich in ein Solarium zu legen?
Röcken: In keinem. Die Solarien sind Bestrahlungsanlagen, in denen der Körper bestimmten Lichtbereichen des Sonnenlichtes in besonderer Intensität ausgesetzt ist. Eine erwünschte Reaktion darauf ist die Pigmentierung beziehungsweise Bräunung der Haut. Auf der anderen Seite zahlen wir damit, dass die Haut schneller altert, wir womöglich unser Immunsystem schwächen und langfristig das Auftreten von Hauttumoren begünstigen.
McWrite: Werden nicht mit UV-Strahlen sogar Hautkrankheiten behandelt?
Röcken: Die UV-A und UV-B Strahlung sind in der Medizin sehr wichtige Medikamente - ähnlich wie das Kortison. Wir können die UV-Strahlung dazu benutzen, eine ganze Reihe von Hautkrankheiten wie beispielsweise die Schuppenflechte, das Ekzem oder bestimmte Tumore zu heilen. Wie bei jedem anderen Medikament ist es aber von grösster Wichtigkeit, dass sie in der richtigen Menge, in der richtigen Verteilung beziehungsweise Dosierung angewendet wird. Auf der anderen Seite kann man aber auch einige Erkrankungen mit Sonnenlicht oder den UV-Strahlen in den Solarien hervorrufen wie beispielsweise den sogenannten Lupus erythematodes, eine sehr schwere Autoimmunerkrankung. Wenn das Licht richtig angewandt wird können schon bestimmte Erkrankungen geheilt werden. Doch dann gehört es aber wie die Kortisontablette in die Hände eines Arztes.
McWrite: Wie sieht es mit dem positiven Effekt der UV-Strahlen auf die Vitamin-D- Produktion aus?
Röcken: Früher, zu Zeiten als echte Unterernährung herrschte und ein echter Vitamin-D-Mangel vorlag, erhielt der Körper sein Vitamin D durch die Haut. Heute ist die Situation ganz anders. Wenn wir eine normale Kost zu uns nehmen, nehmen wir täglich ein Vielfaches von dem ein, was wir eigentlich an Vitamin D benötigen. Über die Solarien wird der bereits vorhandene Überschuss an Vitamin D nur noch etwas vergrössert.
Tag der Veröffentlichung: 03.10.2015
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