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Meine Halloweengeschichte für euch

                                                                                                                                                              An diesem warmen Oktoberabend wurde ich von einer heftigen Windböe aus dem Schlaf gerissen,  die über den Red River fegte, und das noch eben ruhige Wasser zum Leben erweckte. Kleine Wellen schlugen an das Ufer, und die saftigen grünen Tannen welche den See wie einen schützenden Mantel umgaben, schaukelten im Winde. Kreischend erhob sich ein weißer Seeadler von der Wasseroberfläche, und verschwand im gleißenden Orange - rotem Licht der schon sehr tief stehenden Abendsonne. Vor meinem Fenster fegten Tannenzweige in alle Richtungen, als seien sie auf der Suche nach einem schützenden Nachtlager. Ich steckte mir meine Pfeife an, und pustete den Rauch langsam ins Zimmer, wo er wie ein Geist schwebte, und sich dann zum unsichtbaren auflöste. Mein Name ist Lamar Clinton , und ich bin 66 Jahre alt. Ich sitze Tag ein Tag aus in meinem Alten -von Holzwürmern zerfressenem Schaukelstuhl und hoffe endlich einzuschlafen, ich denke einfach, mit 66 Jahren hat man genug erlebt.  Des weiteren leide ich zeitweise unter so schrecklichen Rückenschmerzen , dass diese mich irgendwann in den Wahnsinn treiben werden, und ich mich im See ertränken werde. Ich habe schon wieder diese schrecklichen Erinnerungen , und ich weiß wirklich nicht, ob ich Ihnen davon berichten sollte, aber ich tue es, denn wenn ich diese Geschichte mit in mein Grab nehme, bin ich ein elendiger Feigling. Und das wäre genau das was Sie will. Aber den Gefallen werde ich Ihr nicht tun, ich habe keine Angst mehr. Ich war damals noch ein Kind, vielleicht 10 Jahre alt. Ich war in meine Nachbarin Clarice total verliebt. Sie war 9 Jahre alt, hatte lange blonde Haare die Sie immer zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, und ein  süßes Gesicht und himmelblaue Augen, die wie Sternenlichter funkelten. Wir spielten immer in einem Baumhaus im Wald, welches unsere Eltern gebaut hatten. Eines Morgens- wir waren wieder in unserem Baumhaus, habe ich Sie erschreckt. Einfach so, habe ich ganz laut Buh gerufen, und Sie hat sich so erschrocken, das Sie Rückwärts aus dem Baumhaus fiel, den Schrei werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Ich hörte einen dumpfen Aufprall und dann war es still, unendlich still. Als ich nach unten schaute wurde mir schlecht und ich begann mich zu erbrechen.  Ihr Körper wirkte wie eine Schaufensterpuppe. Sie war mit dem Kopf genau auf das Lenkrad ihres roten Fahrrades geknallt, welcher Ihren Schädel regelrecht gespalten hatte. Eine große Pfütze aus Blut funkelte im heißen Sonnenlicht, und wurde vom trockenen Waldboden gierig verschlungen. Ihr rechtes Auge hing noch an einigen Sehnen aus der Augenhöhle und starrte bereits vom Diesseits hinein ins Jenseits. Ich habe wie wahnsinnig angefangen zu weinen und Gott um Vergebung gebeten. 3 Tage später, es muss so um 3 Uhr Morgens gewesen sein- wurde ich  aus meinem Schlaf gerissen . Das schlimmste Gewitter der Welt tobte grade über unserer Stadt, und tausende Regentropfen hämmerten an die Scheibe meines Kinderzimmers, und baten um Einlass. Angstvoll wollte ich mir grade die Bettdecke über den Kopf ziehen, als ein rötlicher Blitz, seinen Lichtschein in mein Zimmer warf. In diesem Augenblick erkannte ich ihre blonden Haare. Clarice stand in der rechten Ecke meines Zimmers. Sie trug einen knielangen roten Bademantel und war barfuß. Ein blaues Licht umgab Ihren Körper und im ganzen Zimmer breitete sich ein beißender Geruch aus. Ich hustete. ,,Na du elendiger Wichser?‘‘ schrie Clarice , und kam auf mich zu gerannt. Noch ehe ich etwas unternehmen konnte, war sie auf mich draufgesprungen und begann mit heftigen Fußtritten mein Gesicht zu bearbeiten. Ich spürte einen wahnsinnigen Schmerz , welcher wie ein heißer Blitz meinen Körper durchfuhr. Blut lief aus meiner Nase und meine Lippe war aufgeplatzt. Ich flehte sie an , dass es mir leid täte, und ich auf gar keinen Fall wollte das Ihr etwas passiert. Doch bevor ich zu ende reden konnte, hatte Sie mich mit einem heftigen Fußtritt zwischen die Beine ins Land der Träume geschickt. Als ich wieder zu mir kam war Clarice verschwunden, und nichts aber auch gar nichts deutete darauf hin, das Sie noch vor wenigen Augenblicken noch hier war, außer meiner starken Schmerzen die noch leider allzu gegenwärtig waren. Ich dachte das dies eine Bestrafung sein sollte, doch ich hatte mich getäuscht.

                                                                                                                                                                Es war genau auf den Tag, 20 Jahre nach dem Unfall. Es war Nacht und mittlerweile waren auch die gänzlich letzten Sonnenstrahlen verloschen , und der klare helle Vollmond warf nun sein Licht auf die Wasseroberfläche, des Sees, auf dem sich ein wunderbares Lichtnetz ausbreitete . Es wirkte wie ein hauchdünnes Spinnennetz aus weißen Lichtfäden  die auf dem Wasser zu schweben schienen. Ich spürte, wie durch die auf gekippte Terrassentür der frische Nachtwind wehte, und mir sein Abendlied sang. Ächzend und stöhnend erhob ich mich unter Schmerzen aus dem Stuhl, als mir das Blut in den Adern gefror. Ich erkannte wie eine Nebelwand über den Red River auf mein Haus zu schwebte und das, wo doch noch eben der Nachthimmel sternenklar war. In dem Nebel erkannte ich tanzende Lichterkegel , die in allen möglichen unterschiedlichen Farben schimmerten und glühten. Und dann blieb mir das Herz stehen, und ich stieß einen markerschütterten Schrei aus. Zwischen den Lichtkegeln , die mich ein bisschen an Ufos erinnerten, sah ich Sie. Oh großer Gott bitte bitte nicht! Sie war noch immer ein kleines Mädchen. Sie trug eine schwarze Jeans einen orangenen Pullover, und schwarze Stiefel. Ihre blonden Haare waren offen, und hingen ihr wirr um die Schultern. Und auch diesmal wurde ihr Körper von einem reinem blauen Licht umhüllt. Plötzlich raste Clarice blitzschnell auf meine Terrassentür zu , und ihr Körper preschte durch die berstende Scheibe, dessen tausende kleine Glassplitter wie zersplittertes gefrorenes Eis auf dem Boden glitzerten. Sie warf mich zu Boden , setzte sich auf meine Brust, und hielt ein im Mondlicht blitzendes Fleischermesser an meine Kehle. ,,Ich werde dich jetzt ganz langsam aufschlitzen und ausbluten lassen‘‘ zischte sie , sprang auf und stieß das Messer in meinen Körper. Ich konnte nicht mehr schreien, nur ein langgezogenes röcheln entrang sich meiner Kehle. Als ich wieder zu mir kam, hatte Sie die ersten Schnitte getan , nur noch in Unterhose bekleidet, merkte ich  wie Blut aus meinem Bauch in einer großen Fontaine in die Höhe spritzte. Schmerz und entsetzliche Angst hinderten mich daran zu denken, geschweige denn zu handeln. Ich nahm nur am Rand wahr, das i ich immer noch in meinem Haus lag, immer noch da, wo ich mein Bewusstsein verlor. Mein Blick fiel zum Fenster, eine schwarze Krähe flatterte vor der Scheibe und wirkte wie ein dunkler Scherenschnitt. ,,Du verdammte scheißkrähe, los hilf mir, und hack dieser kleinen Mist-göre die Augen aus‘‘ zischte ich, doch der Vogel krähte nur, scheinbar lachend  und flatterte auf den See hinaus, wo das schwarze Tuch der Nacht ihn verschluckte. Erst jetzt wurde mir bewusst, das Clarice meine Hände und Füße gefesselt hatte und mir wurde klar das ich Ihr hilflos ausgeliefert war. Ich begann am ganzen Körper zu zittern , Schweiß lief mir die Stirn herunter, und nun begann ich auch noch vor Angst los zu pissen, worauf sich Clarice halb Tod lachte, und mir wieder einen Tritt auf die Brust versetzte. Röchelnd spuckte ich warmes Blut aus. Sie hatte Ihre Stiefel ausgezogen , und ich spürte Ihren kalten linken Fuß auf meiner Brust. Langsam glitt ihr Fuß in mein Gesicht, und ich erkannte meine Chance. Blitzschnell schnappte ich nach ihrem großen Zeh und biss fest  zu. Ich merkte wie ihr kaltes Blut in meinen Mund lief. Wild vor Schmerzen schrie Clarice , riss ihren Zeh aus meinem Mund hielt sich den linken Fuß in beiden Händen und hüpfte kreischend auf dem rechten Bein durch den Raum. Dabei taumelte Sie, stieß gegen mein linkes Bein , und fiel genau auf meinen Körper. Wir sahen uns Auge in Auge an.  Noch ehe sie reagieren konnte , schlug ich meine Zähne wie ein Raubtier in ihr linkes Auge und riß es heraus. ,,Ich bin schon Tod , mich kannst du nicht noch einmal töten, alter Drecksack‘‘ keuchte sie und presste Ihre Hände gegen die blutende Augenhöhle. Mir wurde schwindelig durch den starken Blutverlust. Clarice rollte sich von meinem Körper, und plötzlich tauchten wieder diese verschiedenfarbigen Lichtkegel  auf, welche noch immer wie eine Decke über dem Red River zu schweben schienen. ,,Nein‘‘ kreischte Clarice und trat um sich. Aus einem der Lichtkegel schoss ein Laserstrahl, welcher durch die zerborstene Terrassentür schlug und Clarice scheinbar durchbohrte und mit sich riss. Blitzschnell zog der Strahl ,Clarice Körper mit sich durch die Tür  hinein in die Nebelwand. Plötzlich gab es eine Art Explosion , und in tausend Stücke zerfetzt, prasselte Clarice Körper aus der Nebelwand laut klatschend auf die Wasseroberfläche. Nun begannen grelle Blitze durch die Nebelwand hindurch zu flackern,und diese scheinbar aufzulösen. Einen Augenblick später war alles so wie immer. Nichts mehr deutete auf die so eben geschehenden Ereignisse hin. Mit letzter Kraft gelang es mir, meine Handfesseln zu öffnen, dann meine Füße loszubinden und zum Schreibtisch zu gelangen  wo ich den Notarzt verständigen konnte. Völlig glücklich, das Geschehene überstanden zu haben , aber auch unendlich müde vor Erschöpfung blickte ich auf die Weiten des Red River, in der Dunkelheit war seine Wasseroberfläche kaum noch zu erkennen., da der helle Mond hinter einer dicken Wolke verschwunden war. Mehrere Wolken schwebten am Himmel , und alsbald setzte ein heftiger Regen ein, dessen gleichmäßiges prasseln auf den See unendlich schön und beruhigend war.                                          Was danach passierte,  wusste ich nur noch bruchstückhaft. Ich weiß nur noch das ich seither jeden Tag, zu Gott bete, das ich sie seither nie wieder gesehen habe- was hoffentlich auch so bleibt. Ich erhebe mich ächzend aus meinem Stuhl und gehe mit wackligen Schritten zum Fenster- sehe dem Treiben dort draußen zu.  Immer noch scheint der Wind nicht nachlassen zu wollen. Ich sollte zu Bett gehen, denn mittlerweile war es Nacht und die Luft war alles andere als warm. Die alte Heizung hatte schon vor langer Zeit den Geist aufgegeben, auch wenn es heute Abend besonders kalt zu sein schien. Ich gehe die Treppen nach oben und mache mich Bettfertig- ehe ich  mich hinlege und die Augen schließe.  Es dauerte nicht lange und ich sank in einen tiefen Schlaf. Einen Schlaf aus dem ich nie wieder aufwachen sollte, wie mir eine bekannte Mädchenstimme in mein Ohr flüstert, kurz bevor ich endgültig einschlief und nie wieder aufwachte. Ich lebte jetzt weiter, weder in der Hölle noch im Himmel, zusammen mit ihr.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 10.10.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Diese Geschichte, widme ich der Nacht zu Halloween. Das ist meine Lagerfeuergeschichte für euch. Ich hoffe sie gefällt euch ;D

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