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Da war wieder dieser Blick in seinen Augen. Dieser Ausdruck ungebändigter Freiheit, den ich noch nie zuvor bei jemand anderem gesehen hatte. Einem unkontrollierbaren Feuer gleich brannten sich diese Augen in meine Seele, hinterließen dort einen Abdruck, der sich tief in meinem Herzen verankerte.
Er stand vor dem großen Fenster in seinem Zimmer. Es war weit geöffnet und lud den warmen Sommerwind ein herein zu kommen. Ich konnte spüren, wie er sanft mit meinen Haaren spielte und dabei den Geruch tausender Blumen mit sich brachte.
Die Sonne ging gerade unter und tauchte die Welt in ihr rot glühendes Licht. Auch seine Augen waren von diesem rötlichen Leuchten erfüllt. Selbst seine verwuschelt schwarzen Haare wirkten nun wie ein Dunkles Feuer. Sein nackter Oberkörper scheint ebenfalls diese rötliche Farbe in sich aufzunehmen.
Ein warmes, freundliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Ein Lächeln, das seine viel zu spitzen Eckzähne deutlich sichtbar machte.
Auch ich lächelte leicht und trat dann an seine Seite. Mein Blick schweifte über die tief unter mir liegenden Häuser. Jedes einzelne Dach leuchtete nun wie ein riesiges Signalfeuer, das mit jeder verstrichenen Sekunde kleiner und schwächer wurde. Fasziniert betrachtete ich dieses Lichterschauspiel, bis ich schließlich seine sanfte Berührung spüren konnte.
Seine Finger strichen sanft über meinen Arm und ich wandte mich dir augenblicklich zu.
Noch immer lag dieses träumerische Lächeln auf seinen Lippen, welches ihn zweifelsohne zu dem hübschesten Mann überhaupt machte. Ich musste lächeln bei dem Gedanken daran.
Noch einmal glitt mein Blick über die Stadt, die man aus diesem Fenster heraus so gut überschauen konnte, doch das leuchtende Rot der Dämmerung war bereits verschwunden. Die Sonne war untergegangen und hatte die Welt nun der Dunkelheit der Nacht überlassen.
Ich schaute wieder in seine Augen und ich war froh noch immer dieses tiefe Glühen erkennen zu können. Seine Augen waren noch immer blutrot, obwohl jegliches Licht bereits erloschen war.
Eine plötzliche Böe pfiff Durch das spärlich eingerichtete Zimmer und ließ meine langen, Dunkelbraunen Haare im Wind flattern, sodass mir die eigentlich glatten Haarsträhnen wirr ins Gesicht hingen.
Doch ich störte mich nicht an ihnen und auch ihn interessierte mein Aussehen nun nicht länger. Der Alltag, in dem wir beide unsere Rollen zu spielen hatten, war nun endlich vorbei. Vorbei war das falsche Lachen, das geheuchelte Interesse und die vorgetäuschte Liebe zu anderen Personen, die wir eigentlich abgrundtief hassten. Vorbei war das Leben als Mensch, der in einem goldenen Käfig gefangen war.
Langsam beugte er sich nun zu mir herunter. Seine Hände umschlossen sanft mein Gesicht und automatisch schloss ich die Augen, als ich seinen Atem auf meiner Wange spüren konnte.
Dein Kuss war für mich jedes Mal wie eine Berauschung der Sinne. Jedes Mal explodierte förmlich ein Feuer in mir, tief in meinem Herzen und jedes Mal verlor ich mich mehr und mehr in der Liebe, die ich ihm gegenüber empfand.
Er beendete den Kuss und ich machte die Augen auf, jedes Mal wenn ich seine Augen sah scheint mich das Feuer darin immer mehr festzuhalten. Er beugte seinen Kopf und ich spüre seinen Mund der allmählich zu meinem Hals herab glitt.
Ich zuckte nicht zusammen, als sich seine langen, scharfen Zähne durch meine Haut bohrten, ich schloss lediglich wieder meine Augen. Ich bewegte mich auch nicht, als warmes Blut meinen Hals herab lief. Ich blieb einfach stehen und genoss das Gefühl der tiefen Verbundenheit, das mich jedes Mal überkam, wenn Er mein Blut trank.
Dann, als er sich wieder von mir löste, öffnete ich meine Augen.
Er war noch immer leicht zu mir herunter gebeugt. Seine roten Augen befanden sich nun auf gleicher Höhe mit den meinen und ich konnte Blut sehen, das aus seinem Mundwinkel herauslief und eine feine, Dunkelrote Linie auf dein Kinn zeichnete. Es war mein Blut, das wusste ich.
Wieder lächelte er und die ohnehin schon übernatürlich symmetrischen und feinen Gesichtszüge wirkten nun noch unwiderstehlicher auf mich.
Ich beobachtete, wie er legt deinen Kopf leicht schräg und ich wartete auf den auffordernden Blick den er mir jedes Mal zuwarf. Das Lächeln auf meinem Gesicht wurde offener und ich öffnete leicht den Mund. Meine Zunge fuhr über meine beiden, messerscharfen Eckzähne und im nächsten Moment Durchbohrte ich mit diesen seinen Hals. Sein Blut war warm und es schmeckte nach Eisen. Doch da war auch wieder dieser unbeschreibliche Geschmack dabei, den scheinbar einzig und allein nur er besaß.
Ja, denn kein anderes Wesen hatte jemals so außergewöhnlich geschmeckt, wie er!
Ich löste meine Zähne wieder von dir und nun lief auch mir dein Blut über das Gesicht. Dein Blick war noch immer auf mich gerichtet und ich wusste, dass er nun dasselbe dachte wie ich. Wir waren nun wieder miteinander verbunden. Unser Blut hatte sich erneut miteinander vermischt. Es war ein Zeichen dafür, dass wir zusammen gehörten. Ein Zeichen, das stärker war, als es jemals ein Wort sein könnte.
Und nun…nun würde die Jagd beginnen. Die Jagd auf das, was wir zum Überleben brauchten. Das Blut von lebendigen Menschen!
Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde Dunkler und auch mein Blick veränderte sich allmählich.
Kein Mensch da draußen wusste, wer wir beide wirklich waren. Niemand kannte dieses zweite, Dunkle Ich, das wir jede Nacht offenbarten.
Wir waren tagsüber nicht mehr als zwei adlige Menschen, die durch nichts anderes, als ihre außergewöhnliche Schönheit auffielen. Zwei Menschen, die so gut wie gar nichts miteinander zu tun hatten.
Doch nachts, nachts zeigten wir der schlafenden Welt unser wahres Gesicht. Wir, zwei der letzten Vampire, die durch Blut und Liebe miteinander verbunden waren. So lange, bis man uns irgendwann einen Pflock Durch unser Herz stoßen würde. Doch bis dahin würde sicherlich noch viel Blut fließen…


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.01.2012

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