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~Prolog~



Ich seufzte noch etwas verträumt, als ich an diesem Sonntagmorgen von der Sommersonne geweckt wurde. Frech hatte sie durch das halb offene Fenster meines Zimmer auf mein Gesicht geschienen und mich sanft mit ihren Strahlen wach gekitzelt. Zögerlich verharrte ich aber noch in meiner entspannten Liegeposition, ehe ich mich gemächlich streckte und ein schwaches Gähnen hervorstieß. Mein Name ist Kasumi, Kasumi Murakita um genau zu sein.
Und ich bin... beziehungsweise war eine stattliche Kunoichi aus dem Dorf Kirigakure, des Öfteren auch bloß Dorf des Nebels genannt. Ich hatte den Rang des Chû-nin, eines erfahrenen Ninjaschülers inne gehabt, eine sehr verständnisvolle, aber auch vorlaute Freundin mein Eigen genannt und das alltägliche Leben mit seinen Höhen und Tiefen genossen. Bis zu eben dem Tag, von dem ich euch eben bereits erzählen wollte. Dem Tag, an dem ich eine schicksalhafte Mission des B-Rangs mit einer Gruppe von drei weiteren Shinobi absolvieren sollte, darunter auch meine ehemalige Freundin Mariko. Nun werde ich aber erst einmal mit der eigentlichen Erzählung fortfahren, bevor ich zu sehr in die Gegenwart greife. Immerhin müsst ihr zumindest die Vorgeschichte gehört und verstanden haben um begreifen zu können, was derzeit aus meinem Leben geworden ist...


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~Kapitel. 1~



Wie bereits erwähnt genoss ich die Ruhe der Umgebung, vom Zwitschern der Vögel draußen untermalt, noch etwas und ebenso die Entspannung vom angenehmen Schlaf von vor ein paar Minuten. Es war eine traumlose Nacht gewesen. Aber zu viele Gedanken wollte ich daran jetzt auch nicht verschwenden, denn wie gesagt erwartete mich eine wichtige Mission! Nachdem ich mich dann aufgesetzt hatte und durch das Zimmer spähte, das ich stets ordentlich hielt, warf ich einen Blick auf die runde Uhr an der Wand.Um zwölf Uhr sollten Mariko und die anderen sich mit mir am Dorfeingang treffen. Es war erst kurz vor neun. Das wiederum bedeutete, dass ich noch drei Stunden Zeit haben würde, ehe ich dort aufkreuzen musste. Ein Schmunzeln huschte flüchtig auf meine Lippen, als ich mich dazu entschloss, zunächst einmal unter die Dusche zu steigen.
Gedacht, getan. Meine Kleidung würde ich mir gleich spontan aussuchen, sobald ich mit Duschen fertig war. In der Kabine stellte ich das lauwarme Wasser an und ließ darauf meine Gedanken schweifen. Schließlich fiel aber auch noch der Rest Müdigkeit von meinem Gemüt ab, als das angenehme Element zart meine Schultern herab floss und das Haar behutsam liebkoste. Eine B-Rang Mission war nicht ganz ungefährlich, kam es mir erneut in den Sinn, doch meinen Mut konnte und wollte ich mir einfach nicht nehmen lassen. Unser Dorfoberhaupt, die hübsche Brünette Mizukage Mei Terumii, zählte immerhin auf alle fähigen Shinobi im Reich des Wassers. Und das ich wagemutig war, musste ich mir schließlich auch sonst nicht immer einreden. Letztendlich verließ ich die Duschkabine dann wieder, nachdem ich mir das Shampoo aus den kurzen Haaren gewaschen habe und griff mir das purpurfarbene Handtuch vom Aufhänger an der gefliesten Wand. Ich betrachtete mich letztlich noch etwas nachdenklich im Spiegel.

Mandelbraune Augen blickten mir nun entgegen. Meine weißen, im Licht leicht silbrig glänzenden Haare sind nicht gerade lang. Na gut, ein paar Strähnen gehen mir nur bis zu den Wangen der Länge nach, aber meine längeren Haare, die ich meist zu einem offenen Zopf zusammengebunden habe - und das auch nur, damit sie mich auf Missionen nicht unnötig behindern - reichen mir knapp ein kleines Stück bis über die Schultern. Es würde also wie immer nicht lange in Anspruch nehmen, um sie einigermaßen schnell zu trocknen. Nachdem ich eben dies dann innerhalb von fünf weiteren Minuten mit dem kleinen Handföhn erledigt habe, trat ich zum mittelgroßen, eichenbraunen Kleiderschrank. Daran befand sich auch ein recht großer Spiegel an einer der rotbraunen Schranktüren, in welchem ich mich meiner Figur immer mal wieder besah. Meines Erachtens genau die richtige für eine sportliche 1,69 Meter große 17-Jährige. Nicht zu dick und nicht zu dünn, versteht sich. Und nein, ich bin nicht eitel, sondern achte einfach auf meine Figur!

Aus dem Kleiderschrank suchte ich mir schlussendlich doch einigermaßen passende Kleidung für die heutige Mission aus, die weder zu offen sein, noch zu sehr anliegen würde. Schließlich entschied ich mich im Stillen für ein kleines, blassrotes Trägertop. Darüber würde ich eine schlichte, schwarze, langärmelige Jacke mit Reißverschluss tragen. Nachdem ich in eben diese Kleidungsteile geschlüpft war machte ich mich auf den Weg in die Küche, und genoss zögerlich mein Lieblingsfrühstück: zwei Marmeladenbrote mit einem Glas Orangensaft. Nach fünf bis zehn Minuten war ich fertig mit Essen und Trinken und machte mich daran, mir nochmal ordentlich die Haare im Bad zu kämen. Mein Abbild zeigte dabei etwas Kämpferisches in meinen Gesichtszügen, als ich mich erneut im Spiegel betrachtete. Als dann auch dies ansehnlich erledigt war, nickte ich meinem Spiegelbild zu. Fertig, erklang nun der Gedanke in meinem Kopf und ich machte mich daran das Haus, in welchem ich bereits alleine lebte, zu verlassen. Folglich schnappte ich mir natürlich den Shuriken-Beutel nahe der Haustür und ließ diesem auch noch ein paar Kunai zukommen. Abschließend band ich mir jetzt endlich das Stirnband mit dem Symbol Kirigakures um die Hüfte und verbarg es danach sicher unter meiner kurzen Jacke.

Nun würde ich mich erst einmal zu meiner Freundin Mariko begeben, die nur ein paar Straßen weiter wohnte und ebenfalls Chûnin-Rang besaß. Wie gesagt würde sie mich auch neben den anderen Zweien, ebenfalls Chûnin, auf der Mission begleiten und war eine fähige Genjutsu-Nutzerin. Ich persönlich spezialisierte mich aber mehr auf Ninjutsu, mit meinem Mix aus Taijutsu-Künsten dabei. Ein leichtes Schmunzeln schlich sich schließlich nochmals auf meine Lippen. Ich hatte lange nicht mehr Sparring mit meiner Freundin betrieben und vielleicht würde ich dies noch vor der Mission mit ihr nachholen. Immerhin hatte ich ja, wie vorhin bereits erwähnt, mehr als genug Zeit übrig die es irgendwie tot zu schlagen galt. Es dauerte auch nicht lange, bis ich nach zwei weiteren Minuten endlich ihr Haus erreicht hatte. Im Gegensatz zu mir wohnte Mariko noch bei ihren Eltern und daher blickte mir ihre hübsche, brünette Mutter entgegen, als sich die Haustür öffnete. Sie lächelte mich an und wusste scheinbar schon über meinen Grund hier aufzutauchen Bescheid. Denn bereits nach wenigen Sekunden trat sie dann auch höflich zur Seite um mich ohne weitere Nachfrage einzulassen. "Guten Morgen, Kasumi! Mariko hat dich schon erwartet,
bewältigt aber momentan noch etwas Chaos in ihrem Zimmer", bestätigte ihre Mutter also doch meine Vermutung. "Schon gut, kein Problem", gab ich ebenfalls höflich zurück und sie schloss die Tür hinter mir, ehe sie sich wieder in die Küche des Hauses begab. Womöglich legte sie gerade Dinge für das Zubereiten des Mittagessens später bereit oder hatte dies bereits getan. Jedenfalls wusste ich, dass ihre Mutter nichts lieber tat als zu kochen und mit Zutaten herum zu experimentieren und es schmeckte dazu jedes Mal außerordentlich gut, wie ich
persönlich bestätigen konnte.

Nach kurzem Zögern - wegen der vor ein paar Sekunden noch gefassten Gedanken - trat ich also zu Mariko's Zimmer und linste in den Raum, als ich die Tür einen Spalt breit geöffnet hatte. Mariko aber bemerkte dies recht schnell und kam sofort zu mir angelaufen. "Kasumi, ich bin gerade beschäftigt!", gab mein Gegenüber jetzt ein wenig giftig zurück, seufzte dann aber, als ich sie verständnislos und mit leichtem Schmollmund musterte. Ich war doch bloß ein wenig neugierig gewesen. "Ok, ok, komm schon rein", verbesserte sich die Brünette plötzlich, als hätte sie irgendwie meine Gedanken lesen können. Danach lag wieder ein freundlicherer Ausdruck in ihrer Mimik und den himmelblauen Augen. Drinnen sah ich dann endlich weshalb sie vorerst keine Gesellschaft haben mochte und was sie dort im eigentlichen Sinne gemacht hatte. Auf Mariko's Bett lag ein kleines, offenes Notizbuch mit einem samtenen, beigem Einband. Ich wusste, worum es sich bei dem handelte, was darin geschrieben stand. Kurz musste ich grinsen, ehe ich meine Mutmaßung nochmal bestätigen lassen wollte. "Hast du etwa wieder angefangen ohne mein Wissen davon deine Jutsukünste verbessern zu wollen?" Ich verzog die Miene zu einem gespielt beleidigten Gesichtsausdruck. Wie gesagt, in diesem Büchlein machte sich Mariko nämlich Notizen für das Weiterentwickeln ihrer Techniken. "Du weißt schon, dass das unfair gegenüber mir ist?", fügte ich jetzt noch zu meiner Frage hinzu, aber Mariko winkte bereits ab. "Als wenn ich nicht wüsste, dass du auch schon wieder weiter im Wissen über dein Ninjutsu bist, als es bei unserem letzten Trainingsnachmittag der Fall gewesen war. Aber ja, du hast Recht, ich habe wieder heimlich geübt." Schließlich grinsten wir beide uns nach der Feststellung aber nur gegenseitig an. Zumindest bis ich die Frage in den Raum warf, die mir schon seit dem Hinweg zur auf der Zunge gebrannt hatte. "Du hättest vor der Mission nicht zufällig Lust auf ein wenig Sparring? Ich meine, nun wo wir beide wieder etwas 'erfahrener' in Sachen Jutsu sind." "Aber klar doch!", erwiderte Mariko darauf schneller als gedacht, aber mit ebenso viel Kampfgeist wie es in diesem Moment auch in mir
aufflammte.

Wie immer führten wir das Sparring im großen, weit umzäunten Hintergarten der Familie Fujima durch und standen uns mehrere Meter von einander entfernt gegenüber. Mein Herz begann allmählich ein wenig schneller zu pochen, als ich meiner Freundin entgegen blickte. Ich konnte fast zu hundert Prozent sicher mit der Annahme sein, dass sie wieder ein paar Tricks vorbereitet hatte, was umso schlechter für mich war. Denn wie bereits erwähnt, konnte ich überhaupt nicht mit Genjutsu umgehen. Weder in der Anwendung, noch beim Auflösen solcher Techniken. Also musste ich in Kämpfen gegen Mariko immer besonders vorsichtig vorgehen und versuchen, auf jeden Fall meinen klaren Kopf zu behalten. Aber allein diese Herausforderung während eines Trainingskampfs gegen die Brünette reizte mich jedes Mal sehr und so trat ich dennoch gerne gegen sie an. Nach ein paar Momenten des schweigsamen Verharrens öffnete die erfahrene Kunoichi vor mir schließlich wieder ihre Augen. Diese hatte sie kurz zum Sammeln von Konzentration vor dem Gefecht geschlossen. Ich grinste Mariko flüchtig an, ehe der Kampf dann nach
einem Verbeugen mit jeweils einem Kunai in einer Hand unser beiderseits beginnen sollte. Danach befanden wir uns schnell in Angriffsposition.

Mit einer flinken Handbewegung zu meinem Shuriken-Beutel, den ich an meiner Taille befestigt hatte, befanden sich auch schon jeweils zwei Kunai in meinen beiden Händen. Einen warf ich meiner Kontrahentin geradewegs entgegen, welchem sie jedoch recht einfach auszuweichen wusste. Ich biss ich mir leicht auf die Unterlippe. Den anderen Kunai in meiner linken Hand warf ich gewollt an ihr vorbei, sozusagen als eine Art Ablenkungsmanöver, um danach fix mit dem Shunshin no Jutsu – auch als Teleportationstechnik bezeichnet -, hinter die Brünette gelangen zu können. Doch auf diese billige Täuschung ließ sich meine Freundin kein Bisschen ein und schien so etwas, wie es ihre unbeeindruckte Miene mir bereits offenbarte, erwartet zu haben. War ich bereits so durchschaubar für Mariko geworden? Aber aufgeben kam für mich natürlich noch nicht in Frage. Schließlich hatte der Kampf ja gerade erst begonnen.

Die verbliebenen beiden Kunai in meiner rechten Hand warf ich ihr jetzt also auch entgegen. Diesmal beide gleichzeitig, die mein Gegenüber aber ebenfalls sofort mit einem Kunai ihrerseits blitzschnell abzuwehren wusste, ohne dabei einen Kratzer
davon zu tragen. Ein tückisches Feixen lag plötzlich in ihrer Mimik, als sie weiterhin genau auf mich zu gerannt und immer näher kam. Sie hatte etwas vor, das spürte ich. Vorerst allerdings behielt ich bloß ihre Bewegungen stumm im Auge. Doch zum Zögern meinerseits bewegte mich dies keinesfalls, denn ich sammelte weiter eisern Chakra für ein Ninjutsu in meinen Händen. Zu erst einmal würde ich lieber auf eine Technik zurückgreifen, die nicht allzu viel Chakra verbrauchen würde. Und da erschienen mir in diesem Moment die Raiton-Shuriken, die ich durch mein Blitzelement erschaffen konnte, am Optimalen. Bevor ich jedoch dazu kam die Technik überhaupt anzuwenden nahm es bereits den Anschein auf mich, dass Mariko in meiner zögerlichen Unvorsichtigkeit schon damit begonnen hatte, mich in einem Genjutsu fangen zu wollen.

Es bestätigte sich, als ich nochmal leichtsinnig meinen Blick zu meinem Gegenüber wandern ließ, das nun ein paar Meter vor mir zum Stehen gekommen war. Verwirrt beobachtete ich wie sich Mariko's Lippen bewegten, als wollte sie stumm etwas äußern und fand mich darauf schneller als ich denken konnte in einer Art Trance wieder, bevor Schwäche dabei war mich zu überfallen. Ich spürte außerdem nun, wie mein Körper auf einmal nicht mehr dazu in der Lage war, sich zu rühren. Verdammt!, stieß ich in Gedanken aus. So weit hatte mich mein Leichtsinn also nun gebracht... Trotz das ich kaum noch etwas von meiner Umgebung mitbekam, war ich zu dem Zeitpunkt sehr beunruhigt – oder vielleicht auch gerade deswegen. Das Einzige, das ich noch vor mir erblicken konnte, war Mariko. Alles andere um uns herum war finster: ein schwarzes, belangloses Nichts. Erneut biss ich mir wagemutig auf die Unterlippe, was aber nicht vermochte, mich aus meiner Starre irgendwie zu befreien.

Während ich ungeachtet dessen, dass ich in diesem Genjutsu, einer Illusion, gefangen war, meine Gedanken hatte schweifen lassen, bemerkte ich erst jetzt, das Mariko vor mir verschwunden war.
Und irgendwie verunsicherte mich dies nur noch mehr, als ich es zurzeit bereits war. Dann auf einmal, bevor ich dazu in der Lage war mir weitere Gedanken darüber zu machen, überfiel mich plötzlich ein wenig die Müdigkeit und ich spürte, wie ich der Ohnmacht immer näher kam. Scheinbar hatte Mariko nur ein wenig testen wollen, wie ich mit dem Ganzen umgehen würde und ging nun in die zweite Phase ihres Genjutsu vor, mit welchem sie womöglich darauf abzielte, mich schnell und effektiv außer Gefecht zu setzen. Ich versuchte also an etwas Aufmunterndes, Kräftigendes zu denken, statt mich der Schwere einfach kampflos hinzugeben. Denn zu versuchen, sich irgendwie zu bewegen, würde eh keinen Zweck hier in dieser Illusionswelt haben. Es würde, wie bereits vorhin angedeutet, sowieso nicht weiter funktionieren. Schließlich fasste ich in Gedanken, soweit ich mich noch wachhalten konnte, eine Erinnerung an meinen Sensei.

„Du machst es einfach nicht richtig, Kasumi... Ich habe dir doch eben bereits erklärt, dass es so nicht funktionieren wird! Entweder jemand anders lässt dir Chakra zukommen, um deinen eigenen Chakrafluss kurzzeitig zu unterbrechen oder du musst im Notfall auf die andere Variante zurückgreifen. Ich denke nämlich kaum, dass du dich extra für das Auflösen eines Genjutsu auf irgendeine Weise verwunden wolltest. Ansonsten wird es dir nicht möglich sein, die Kontrolle deines Gegners über dein eigenes Chakra zu stoppen“, sprach mir Sensei Ichiro in meinen Flashback tadelnd zu.
„Ich weiß es ja bereits, Ichiro-Sensei, aber das ist nun mal trotzdem kein Zuckerschlecken für mich!“ Meine Erwiderung hatte ihn nicht überzeugen können, im Gegenteil, er warf mir sogar etwas noch Demotivierendes vor. „Genau deshalb musst du lernen, damit fertig zu werden. Im Kampf wird man dir keine Zeit lassen, bis du endlich bemerkt hast, dass du dich in einem Genjutsu befindest. Und so muss ich auch hart mit dir trainieren. Deine beiden Teammitglieder jedoch haben es bereits geschafft, sogar aus einem meiner Rang-C Genjutsu auszubrechen. Und deshalb muss ich dich nun hart heran nehmen. Ich bin dein Sensei, Kasumi, und will dir nur helfen, dein Leben als Ninja verteidigen zu können. Bitte vergiss das nicht einfach!“

Schließlich musste ich ihm dann doch zuzustimmen und nickte entschieden, nachdem ich den Unmut herunter geschluckt hatte. Mit entschlossenem Blick schaute ich wieder ins Antlitz meines Lehrmeisters, welcher mich erneut der Realität entzog. Nochmals beherzigte ich den Rat, den er mir vor dem Tadel zugesprochen hatte und schloss konzentriert die Augen. Meine aufrecht zusammen gefalteten Hände formte ich zu einem unvollständigen Tora-Fingerzeichen. Dabei sammelte ich eine Menge Chakra und versuchte dies dann wieder zum Stoppen zu bringen. Ich musste mich stark konzentrieren, ehe es dann endlich klappte.

„Kai!“, rief ich nun in meiner Erinnerung die Formel zum Freisetzen des kompletten Chakra in einem einzelnen, starken Schub und so auch in der Realität als ich dann auch schon bemerkte, dass ich alles, das sich in meinen Gedanken abgespielt hatte, scheinbar ebenfalls selbst außerhalb des Flashbacks ausführte. Das trostlose Nichts um mich herum war verschwunden und ebenso die Müdigkeit, geschweige denn die Starre, die ich eben noch halb spürte. Vor mir entdeckte ich wieder Mariko, deren Gesichtsausdruck auf einmal pure Verwunderung widerspiegelte. Mit einem Schmunzeln nutzte ich geschickt die Gelegenheit und warf ihr die beiden Kunai entgegen, die ich unmittelbar vor dem Trancezustand auf den Boden hatte fallen lassen. Fast zeitgleich formte ich darauf Fingerzeichen um mein Blitzelement-Jutsu für die Raiton-Shuriken schnell nutzen zu können und zog ein paar kleine Shuriken hervor, die ich – ohne selbst davon Schaden nehmen zu können -, mit dem Raiton auflud.

Inzwischen schien sich Mariko wieder gefasst zu haben, denn sie blickte mir einigermaßen nervös entgegen und formte ebenfalls Fingerzeichen. Doch so weit, dass sie mir erneut etwas entgegen bringen konnte, ließ ich es wahrhaftig nicht kommen. Zwei Raiton-Shuriken flogen bereits in ihre Richtung durch die Luft, steuerten geradewegs auf ihren Oberkörper zu. Ein paar andere warf ich eher an ihr vorbei, so dass sie nicht dazu fähig sein würde, anständig auszuweichen. Das triumphierende Grinsen verzog sich aber wieder ebenso schnell aus meinem Gesicht, so wie es kurzfristig aufgetaucht war. Mariko rollte sich unter den Ninjawaffen, die Kurs auf sie nahmen, hindurch und wurde nur leicht von einigen absplitternden Blitzen am linken Arm gestreift. Ein paar Meter weiter lösten sich die Raiton-Shuriken dann auch schon wieder nach kurzem Entladen auf.

"Alles ok?", fragte ich sogleich, als ich Mariko inzwischen erreicht hatte, um nach ihrer Verletzung zu sehen. Glücklicherweise handelte es sich nur um eine kleine Verbrennung, die hoffentlich auch wieder verheilen würde. Immerhin ging ein echter Kampf meistens nicht so milde aus, wie in einem nicht mal richtig ernst gemeintem Trainingskampf zwischen mir und Mariko. Und meistens blieb dann ja nicht nur körperlicher Schaden zurück, sondern man hätte durch starke Genjutsu auch noch in eine Art Koma fallen können. Ich schüttelte den Kopf und wollte mir diese Szenen nicht weiter ausmalen. "Sorry, ich hoffe, es tat nicht allzu weh oder hat dir sehr geschadet", entschuldigte ich mich also nachträglich noch. Mariko aber winkte wieder ab.
"Du weißt doch bereits, dass wir Ninja auf alles gefasst sein müssen und unsere Gegner würden zudem ebenfalls kein Fünkchen Gnade zeigen. Du weißt ja schon, das ich so etwas
auf jeden Fall bei einem Sparring voraussetzte. Eben das man den Ernst der Lage erkennt, wie du vorhin sicher bemerkt hast. Man sollte zwar nicht unbedingt alles geben, aber es soll auch nicht ganz ungefährlich zu gehen, damit man auch Erfahrung sammeln kann." Nun blieb mir also doch keine andere Wahl, als ihr nochmal zustimmend zuzunicken. "Das stimmt schon“, erwiderte ich noch. „Aber lass uns erst einmal Schluss für heute machen und wieder reingehen. Ich denke, uns bleibt eh nicht mehr allzu viel Zeit, ehe wir dann los sollten." Folglich nickte mir Mariko bloß zu, ehe wir uns jetzt still zurück ins Haus begaben.




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Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich allen Naruto-Fans, aber auch denen, die mich immer wieder unterstützen. Ich danke euch von Herzen! ^3^

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