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Tödlicher Spam

Es war ein ruhiger gemütlicher Abend. Die junge Kripo-Beamtin Sonja Regensfurth, eine Ermittlerin im Dezernat für besondere Internetkriminalität, saß an ihrem heimischen Schreibtisch und ging die persönlichen Emails durch. Neben ihr dampfte eine Tasse heißer Tee.

Meist konnte sie sich nach Feierabend nur schwer dazu durchringen, noch am Computer zu arbeiten. Aber da sie heute Rufbereitschaft hatte, konnte sie sich eh nicht richtig entspannen. Ihr blieb nur die Hoffnung, dass sie keiner anrief. Der Alltag am Rechner war anstrengend genug. Sie seufzte, denn wieder hatte sich massenhaft Spam in ihrem Postfach angesammelt.

Ihre behagliche Wohnung in warmen Farben gestrichen und wohlig gemütlich ließ sie ein wenig entspannen. Es war ihr Rückzugsort aus dem harten Alltag. Einem Alltag, zu denen die schlimmsten Perversionen, welche Menschen sich vorstellen konnten, genauso gehörten wie Kriminalität bis hinab ins Darknet. Dem 'düsteren' Teil des Internets, den die Mehrheit gar nicht wahrnahm. Sie verdrängte den Gedanken an die Arbeit und nahm einen Schluck ihres aromatisierten Tees. Innerlich ächzte sie bei jeder gelöschten Spammail. Die eine Hand war mit der Maus und dem löschen beschäftigt, die andere spielte mit ihren schulterlangen rötlichen Haaren.

'Warum konnte bloß niemand diese nervigen Spammer stoppen?', fragte sie sich. Die Antwort kannte sie leider nur zu gut. In ihrem Dezernat bei der Polizei gab es einfach zu viele Fälle und leider wurden die Spuren im Netz durch Profis zu gut verwischt, als dass einer dieser Spammer unwiderlegbar überführt hätte werden können. Wenn sich die Profis überhaupt in diesem kleinen Teil der Welt aufhielten. Die Staatsanwaltschaft mochte Fälle ohne eindeutige Beweise meist gar nicht erst annehmen. Auch dort war die Überlastung alltäglich und es wurden nur die lohnenden Fälle übernommen und die anderen erst einmal abgelegt oder direkt eingestellt.

Sonja schreckte aus ihren Gedanken hoch, als ihr Handy plötzlich klingelte. Es war eines von diesen, mit denen man eigentlich nur telefonieren konnte. Zu einem Smartphone hatte sie sich bisher nicht durchringen können. Aufgrund ihrer Berufserfahrung war es ihr viel zu unsicher. Mit Grauen dachte sie daran, wie einfach man in die meisten Smartphones eindringen konnte und welche Daten diese dazu auch noch alles über die Apps weiterleiteten. Schon mehr als einmal hatte sie sich anhören müssen, wie junge Leute wegen intimer Aufnahmen verzweifelten oder andere von Nervanrufen überflutet wurden.

Die Rufbereitschaft fürs Dezernat Computerkriminalität zu haben bedeutete, man wurde immer dann zu allen möglichen Fällen gerufen, die etwas mit Computern zu tun hatten. Zu ihrem Ärger meistens vollkommen unnötig. Aber sie hatte sich den Beruf schließlich ausgesucht.

"Regensfurth?", meldete sie sich schließlich mit leicht genervtem Unterton.

Eine freundliche Männerstimme erklang. "Meier hier. Wir haben hier etwas, was Ihr Dezernat möglicherweise betrifft."

"Ich mach mich auf den Weg.", ihrer Stimme war anzumerken, dass sie es nicht bereitwillig tat.

Schnell noch notierte sie die Adresse und fuhr dann los. Ihren Zuständigkeitsbereich kannte sie nur zu gut und wusste, dass sich ihr Ziel am anderen Ende ihres Bezirks befand.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Ulrich Scharfenort
Bildmaterialien: Ulrich Scharfenort
Tag der Veröffentlichung: 24.03.2015
ISBN: 978-3-7368-8545-5

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