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Kapitel 1

 

 

 

 

Kapitel 1

 

 

Trotz der niedrigen Temperaturen und des anhaltenden Schneefalls waren die Strassen zwischen der Hauptstadt des US Bundesstaates Washington, Olympia und der größten Hafenstadt im Nordwesten, Seattle, sehr gut befahrbar. Die städtischen Räumungsdienste und Streufahrzeuge welche solche Witterungsbedingungen um diese Jahreszeit gewohnt waren, leisteten in dieser kalten Jahreszeit wirklich hervorragende Arbeit, so dass man ohne Weiteres damit rechnen konnte die rund 100 Kilometer Wegstrecke, in einer Zeit von zweieinhalb bis drei Stunden zurücklegen zu können. Dies war natürlich auch sehr wichtig, da in der Winterzeit im Norden der Vereinigten Staaten die Dunkelheit sehr schnell anbricht. Außerdem behindern immer wieder undurchdringliche Nebelbänke den fließenden Verkehr. Zahlreiche Unfälle und endlose Verkehrsstaus sind da natürlich vorprogrammiert. Dies können sich die hiesigen Polizeibehörden aber unter keinen Umständen erlauben. Zudem ist der allgemeine Wildwechsel zu dieser Jahreszeit sehr schwer auszumachen, da der Bundesstaat Washington über ziemlich ausgedehnte Forstgebiete verfügt. Die vielen hungrigen Waldbewohner machen leider einen Großteil der Unfälle zur Winterzeit aus. Dabei kommen aber nicht nur ausschließlich die Tiere zu Schaden. Allein letztes Jahr sind in den Wintermonaten in Nordamerika über Einhundertfünfzig Menschen nach Kollisionen mit den großen Wildtieren, wie den Hirschen, Elchen, oder Wildschweinen schwer verletzt worden, beziehungsweise sogar ums Leben gekommen. Leider war auch oft überhöhte Geschwindigkeit und Selbstüberschätzung, besonders bei Nebel, Eisglätte und Nässe, die Ursache der vielen tödlichen Unfälle. Pünktlich um 15:00 Uhr hatte sich der gepanzerte Gefangenentransport auf den Weg gemacht um einen der skrupellosesten und gefährlichsten Schwerverbrecher der Vereinigten Staaten, sowie einer seiner gnadenlosen, mörderischen Mitstreiter ihrer gerechten Strafe zu überführen. Marcos Ruiz hatte sich in kürzester Zeit vom einfachen, unbedeutenden Killer, zum gnadenlosen und gefürchteten Bandeschef hoch gemordet. Besonders blutrünstige und skurrile Morde wurden zu seinem Markenzeichen und Gnade war für Marcos Ruiz ein Fremdwort. Heute befand sich der Fünfunddreißigjährige sozusagen auf dem Höhepunkt seiner zweifelhaften und blutrünstigen Karriere. Seine kriminellen Mitstreiter hatte der fünfunddreißigjährige Bandenchef dabei sorgsam und gewissenhaft ausgewählt. Einige dieser skrupellosen Spießgesellen kannte er schon seit Jahren, beziehungsweise waren mit ihm verwandt. Ursprünglich stammte seine Familie aus Mittelarmerika, genauer gesagt aus einer Kleinstadt etwa 20 Meilen von Managua der Hauptstadt von Nicaragua. Wenn man dort nicht gemeinsame Sache mit der hiesigen Regierung macht, für den kann das Leben in Nicaragua zu Hölle werden. Regimegegner und Kritiker wurden unbarmherzlich gejagt, eingesperrt und ermordet. Nach und nach wanderten die Ruiz, wie so viele ihrer Landsleute illegal in die Vereinigten Staaten ein.

 

Leider merken die illegalen Flüchtlinge aber recht schnell, dass auch das Leben in den Vereinigten Staaten kein Zuckerschlecken ist. Die illegalen Flüchtlinge werden zumeist ausgebeutet und müssen zudem immer damit rechnen, von Regimetreuen Anhängern auswendig gemacht zu werden, welche von ihren Ländern nach Nordamerika gesandt wurden, um die Abtrünnigen entweder zur Rückreise zu bewegen, oder sie im schlimmsten Falls gar zu ermorden und dies gilt nicht nur für einige Mittel- und Südamerikanische Länder, sonder vor allem auch für illegale Flüchtlinge aus Asien. Doch auch die Nordamerikanischen Bundesbehörden machen Jagd auf illegale Einwanderer. So fristen viele illegale Flüchtlinge ein Leben im Verborgenen und an der Armutsgrenze. Da ist es kein Wunder, dass sich viele der Einwanderer dazu entscheiden eine kriminelle Laufbahn einzuschlagen. Schon der Vater und der Onkel von Marcos Ruiz waren in kriminelle Machenschaften verwickelt und schreckten auch vor dem einen oder anderen Mord nicht zurück. Doch wohlhabend und reich wurden sie damit nicht. Im Gegenteil, seine Verwandtschaft verbrachte mehrere Jahre in verschiedenen nordamerikanischen Gefängnissen. Dieses Schicksal sollte dem fünfunddreißigjährigen Killer nicht auch passieren. Dabei war es Marcos Ruiz in der Regel egal, aus welchem Land die jeweiligen Gangster stammen, welche er für seine verbrecherischen Machenschaften rekrutierte. Genauso mit welcher Hautfarbe sie geboren wurden, oder welcher Konfession sie angehören. Hauptsache seine Bandenmitglieder meiden alle Art von Drogen, kennen keine Skrupel, verstanden ihr mörderisches Metier und waren ihm uneingeschränkt ergeben. So hatte sich der Bandenchef eine Internationale und vor allem schlagfertige Truppe zusammengestellt. Außerdem hatte Marcos Ruiz noch eine gute Handvoll hartgesottene und zuverlässige Männer, zumeist aus seiner eigenen Familie, in der Hinterhand. Diese Kriminellen warteten nur darauf und reißen sich zum Teil darum in seine kriminelle Organisation eintreten zu können. Dafür musste der Gangsterboss aus Nicaragua seinen hartgesottenen Verbrechern auch etwas bieten. Das heißt, dass es sich für jeden seiner üblen Mistreiter finanziell lohnen musste. Schließlich sind viele Familien seiner treuen Männer auf diese zweifel- und unehrenhafte Unterstützung angewiesen. Meistens sind die Männer die einzige Geldquelle welche den Familien zur Verfügung steht. Fällt bei ihren Raubzügen nicht genug Beute für die kaltblütigen Gangster ab, besteht die Gefahr, dass einige dieser skrupellosen Kriminellen sich einer anderen Verbrecherorganisation anschließt, oder sogar sesshaft wird und einer sicheren, legalen Tätigkeit nachgeht. Eventuell bieten sich manche unzufriedene Schwerverbrecher sogar als Polizeispitzel an und geben den Ermittlern, beziehungsweise Bundesbeamten wichtige Informationen Preis. So etwas geht in diesen zweifelhaften und kriminellen Kreisen schneller, als man im Allgemeinen denken mag.

 

Der Konkurrenzkampf, besonders in den Großstädten, ist teilweise unerbittlich und wird ziemlich hart und gnadenlos geführt. Ein Menschenleben zählt in den Megametropolen überhaupt nichts. Täglich haben die großen und einflussreichen Verbrechersyndikate Tote oder von den US Bundesbehörden festgenommene Mitstreiter zu beklagen. Um weiterhin Konkurrenzfähig zu bleiben suchen diese Verbrecherorganisationen natürlich händeringend nach zuverlässiger Verstärkung. Zeigt man in diesem brutalen und illegalen Milieu nur die kleinste Schwäche, wird man von der Konkurrenz regelrecht aufgefressen. Das geht sogar soweit, dass Gangster mit besonderen Fähigkeiten und Qualifikationen, zumeist Auftragskiller, Computerhacker, oder Ex Elitesoldaten untereinander abgeworben werden. Also heißt es für den fünfunddreißigjährigen Bandenboss immer wieder einträgliche Geldquellen auszuloten. So waren Marcos Ruiz und seine derzeit zehn Mitstreiter für mehrere brutale Überfälle auf Juweliere, Banken und Geldtransporter verantwortlich. Dabei kannten die Schwerverbrecher wirklich keine Gnade und gingen wahrlich über Leichen. Über fünfundzwanzig Angestellte und unschuldige Passanten wurden bei diesen blutigen Überfällen bis jetzt auf zum Teil grausame Art getötet. Fast die gleiche Anzahl von Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Teilweise wurden die Opfer von den Maschinenpistolen der Schwerverbrecherbande regelrecht durchsiebt. Manche Polizeibeamten und US Bundesermittler vermuteten, dass diese blutrünstigen Verbrecher sich dabei in einer Art Rauschzustand feuerten. Anders konnten die Gesetzeshüter sich diese grausamen Massaker und Blutbade nicht erklären. Die Bevölkerung und zumeist auch der Bürgermeister der betroffenen Gegend zeigten sich jedes Mal ziemlich geschockt und aufgebracht und setzten die Ermittler stark unter Druck. Denn viele Gegenden, zumeist an den Stränden der Ost- und Westküste leben unter anderem vom Tourismus. Da macht sich schlechte Publicity, besonders über solche schrecklichen Blutbade, selbstverständlich negativ bemerkbar. Die mörderische und blutige Spur dieser schießwütigen Räuberbande zieht sich von Arizona, nach Kalifornien, durch Nevada und Idaho bis in den Nordwesten der Vereinigten Staaten in den Bundesstaat Washington. Auch hier hatten die gnadenlosen Gangster um Marcos Ruiz schon einen brutalen und blutigen Überfall auf einen Geldtransporter erfolgreich durchgeführt. Dann aber kam den Special Agents des FBI der Zufall und das Glück zur Hilfe. Denn bis zu diesem Zeitpunkt tappten die amerikanischen Bundesermittler mehr oder weniger im Dunkeln, wer für die vielen brutalen Überfälle verantwortlich ist. Das lag unter Anderem daran, dass es so gut wie keine Zeugen für ihre unheilvollen Untaten gibt. Die wenigen Personen welche zufällig etwas mitbekommen, oder gesehen, beziehungsweise die Überfälle überlebt hatten, waren zumeist schwer verletzt oder standen unter Schock. Manche müssen sogar psychologisch betreut werden. Aus diesem Grund tätigten diese Leute zum Großteil irrsinnige und widersprüchliche Angaben. Einige angebliche Augenzeugen gaben an, dass es sich bei dieser rücksichtslosen Verbrecherbande um bis zu einem Dutzend Personen handelt. Andere Bürger meinten es wären gerade einmal vier bis sechs Verbrecher. 

 

Eine genaue, detaillierte Beschreibung der Mörderbande konnten weder die vor Ort stationierten Überwachungskameras noch die wenigen Zeugen liefern. Die Gangster hatten sich jedes Mal vermummt, so dass es unmöglich war eine detaillierte Beschreibung an die Special Agents der amerikanischen Bundesbehörden weiter zu geben. Zudem liefen die Überfälle innerhalb von wenigen Minuten ab und waren ziemlich minutiös geplant. Als erstes spionierten Marcos Ruiz und seine Verbrecherbande ihr auserwähltes Ziel über mehrere Tage eindringlich aus. Teilweise wurden mehrere Stunden Filmmaterial zusammengetragen und zwar nicht nur vom Inneren ihres Zielgebäudes, sondern auch von außen. Erst wenn sich die hartgesottenen Gangster wirklich sicher waren, den richtigen Zeitpunkt für den Überfall gefunden zu haben, schlugen sie zu und zwar erbarmungslos und ohne jede Skrupel. Bei ihren Überfällen auf Geldtransporte, wurde deren Routenverlauf zuvor ganz genau studiert. Außerdem erkundeten die Schwerverbrecher haargenau ihre spätere Fluchtroute. Zudem hielten sich die Kriminellen nie sehr lange an einem Ort, beziehungsweise in einem Bundesstaat auf, sondern zogen nach zwei oder drei Überfällen weiter in einen neuen Bundesstaat. Dadurch sind sie natürlich sehr schwer zu identifizieren und zu fassen. Selbst ein großzügig ausgesetztes Kopfgeld hatte bis zum heutigen Tag zu keinem Fahndungserfolg geführt. Man war sogar dabei eine Sondereinheit des FBI auf diese mörderische Räuberbande anzusetzen. Dies waren aber nicht alle Faktoren, warum diese mordende Räuberbande bis zum heutigen Tage nicht zu fassen war. Jeweils vier Verbrecher, die bei jedem Überfall wechselten, drangen in ihr ausgesuchtes Zielobjekt ein. Zwei Weitere warteten außerhalb des Gebäudes. Sie beobachteten den laufenden Straßenverkehr und die nähere Umgebung. Wieder zwei Gangster saßen in den beiden Fluchtfahrzeugen um nach ihrem Überfall alle Verbrecher, samt ihrer Beute in wenigen Augenblicken aufnehmen zu können. Ein drittes Fluchtfahrzeug, in dem sich die restlichen drei Gangstermitglieder aufhielten, hatte einzig und alleine dafür zu sorgen, dass eventuelle Verfolger abgelenkt, beziehungsweise in die Irre geführt werden. Von fingierten Straßensperren und Umleitungen, über unheilvolle Nagelbändern, bis hin zu spektakuläre Sprengungen, jede Mittel waren den Schwerkrimiellen recht um ihren Häscher zu entkommen. Alle Verbrecher standen jederzeit untereinander per Mobiltelefon in Kontakt. So wusste jeder, was der Andere gerade tat, wo er sich aufhält, oder ob von irgendjemanden Gefahr droht. Das Marcos Ruiz und einer seiner räuberischen Anhänger jetzt in einem Gefangenentransporter saßen und nach Seattle überführt werden sollten, konnte der Schwerverbrecher letztendlich nicht verhindern. Einem übereifrigen Polizeibeamten, der erst vor kurzem in dem Stadtteil um der First National Bank in Tacoma seinen Streifendienst verrichtete, war aufgefallen, das gleich mehrere unbekannte Personen reichlich Bildaufnahmen, sowohl innerhalb der First National Bank, als auch außerhalb des Gebäudes tätigten. Dies kam dem jungen Polizeibeamten äußerst merkwürdig und verdächtig vor. Da erst vor kurzer Zeit ein Geldtransporter nahe ihrer Hauptstadt Olympia überfallen worden ist und dabei gleich drei Personen eines Securityservice brutal ermordet worden sind, waren alle Polizeistreifen angewiesen worden, besonders aufmerksam zu sein. Der umsichtige Streifenpolizist meldete dies also sogleich im Polizeipräsidium und forderte Verstärkung an. Bis dahin lies der pflichtbewusste Streifenpolizist, Marcos Ruiz jetzt nicht mehr aus den Augen. Ohne dabei aber auf sich aufmerksam zu machen, oder in einer anderen Weise aufzufallen. Genauso wie es der Beamte auf der Polizeischule gelernt hatte. Insgeheim träumte der junge Streifenpolizist schon von einer Belobigung, oder gar von einer Beförderung, was sich selbstverständlich auch finanziell auszahlen würde. Schon oft ist ein einfacher, schlecht bezahlter Streifenpolizist innerhalb von wenigen Stunden zum gefeierten Helden aufgestiegen. Keine zehn Minuten später trafen gleich drei Polizeifahrzeuge vor der First National Bank ein. Während zwei andere Bandemitglieder die gefährliche Situation sogleich realisierten und gerade noch so, im allerletzten Augenblick fliehen und sich in Sicherheit bringen konnten, liefen Marcos Ruiz und einer seiner Spießgesellen, den Gesetzeshütern von Tacoma direkt in die Arme.

 

Gleich fünf Polizisten stürzten sich auf die beiden völlig überraschten Schwerverbrecher und nahmen sie unvermittelt fest. Selbstverständlich versuchte Marcos Ruiz seine wahre Identität weiterhin zu verschleiern, was Anfangs auch ziemlich gut klappte. Sein festgenommener Anhänger hatte da etwas weniger Glück. Seine Identität lies sich ziemlich rasch feststellen, da er vor einigen Jahren in einem Vorort von Phönix/Arizona schon einmal wegen eines versuchten Raubüberfalls auf einen Drugstore verhaftet und zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt worden ist. Selbstverständlich stritt Marcos Ruiz es auch vehement ab, irgendeiner kaltblütigen Räuberbande anzugehören, oder seinen kriminellen Spießgesellen zu kennen. Der fünfunddreißigjährige Mittelamerikaner versuchte den Polizeibeamten zu erklären, dass er sich nur zufällig vor dem Gebäude der First National Bank aufgehalten hatte und damit zu unrecht verhaftet worden ist. Dies aber glaubte ihm auf dem Polizeipräsidium niemand. Dennoch schafften es die Polizeibeamten von Tacoma nicht, irgendetwas aus den beiden Häftlingen herauszubekommen. Da man die beiden Festgenommen ohne irgendwelche Anhaltspunkte oder stichhaltige Beweise welche auf eine Straftat schließen lässt, nur vierundzwanzig Stunden in Gewahrsam halten konnte, kontaktierten die Polizeibeamten von Tacoma schließlich die amerikanischen Bundesbehörden. Keine vier Stunden später trafen die Bundesbeamten des FBI endlich in Tacoma ein, um Marcos Ruiz weiter zu verhören. Dabei nahmen sie natürlich auch nochmals seinen kriminellen Leidensgenossen, welcher getrennt von seinem Anführer untergebracht und vernommen wurde, in die Mangel. Der Gangster war es schließlich, der unter dem enormen Druck der knallharten Verhörmethoden der amerikanischen Bundesagenten einbrach und ihnen wage andeutete wer Marcos Ruiz in Wirklichkeit ist und für welche grausamen Straftaten sie in den Vereinigten Staaten verantwortlich waren. Über die genaue Anzahl und den derzeitigen Aufenthalt ihrer anderen kriminellen Mitstreiter hüllte sich der verräterische Verbrecher aber weiterhin in Stillschweigen. Des Weiteren machte der verhaftete Gangster auch keine detaillierten Angaben zu irgendwelchen Abläufen ihrer ausgeklügelten Raubüberfälle. Auch wies er alle Schuld von sich, für irgendeinen der vielen grausamen Morde verantwortlich zu sein. Die Personen, welche bei ihren räuberischen Streifzügen blutrünstig niedergemetzelt wurden, gehen angeblich alle auf das Konto ihres Anführers Marcos Ruiz und der anderen, derzeit noch flüchtigen Bandenmitglieder. Der festgenommen Räuber erklärte den Special Agents nur ein belangloser Mitläufer und Befehlsempfänger gewesen zu sein, so jedenfalls der allgemeine, lapidare Tenor des verhafteten Gangsters. Die amerikanischen Bundesbehörden waren daraufhin überzeugt einen recht großen und spektakulären Fang getätigt zu haben. Ja man war sich sogar ziemlich sicher, dass es sich bei den beiden festgenommen Männern um einen Teil der Raubmördertruppe handelt, welche tatsächlich für die vielen blutigen Überfälle in mehreren Bundesstaaten im Westen der Vereinigten Staaten verantwort sind. Das man dabei sogar den Anführer der Gangsterbande gefangen nehmen konnte, ist für die Special Agents ein besonderer Glückfall. Denn nimmt man einen Gangster- oder Syndikatsboss gefangen, dann besteht die Möglichkeit im Laufe der Zeit die komplette Organisation festnehmen, oder wenigstens ausschalten zu können.

 

Schließlich wurden beide festgenommen Schwerverbrecher, von Tacoma, nach Olympia die Hauptstadt des Bundesstaates Washington überführt. Dort wurde den beiden kriminellen Massenmörder, sechs Wochen nach ihrer Festnahme, der Prozess vor dem Central Country Court gemacht. Die Staatsanwaltschaft versuchte wirklich alles, um die beiden Schwerverbrecher für immer aus dem Verkehr zu ziehen, doch leider ohne Erfolg. Da einfach keine glaubwürdigen Zeugen für ihre vielen Überfälle und brutalen Morde aufzutreiben waren, dafür hatten übrigens die gesuchten und flüchtigen Schwerverbrecher schon gesorgt, und die Beweislage ziemlich dürftig war, wurde Marcos Ruiz einzig und alleine Aufgrund der Zeugenaussage seines Mitgefangenen Bandesmitgliedes zu einer Haftstrafe von zehn Jahren verurteilt. Sein ehemaliger Partner bekam Aufgrund seiner Mithilfe und seines Teilgeständnisses eine Haftstrafe von sieben Jahren. Immerhin konnten seine Rechtsanwälte eine Mordanklage abwenden. Das hätte ihn unter Umständen seinen Kopf gekostet, wenigsten aber eine Lebenslange Haftstrafe nach sich gezogen. So sollten die beiden Schwerverbrecher in der Gefängnisanstalt von Seattle ihre mehrjährige Haftstrafen verbüßen. Dieses relativ milde Urteil war eine schwere Niederlage für die Staatsanwaltschaft des Staates Washington, sowie den verantwortlichen Special Agents des FBI und natürlich auch für die vielen trauernden Angehörigen der von ihnen ermordeten Männer und Frauen. Genauso wie die Tatsache, dass man bis jetzt trotz einer Großfahndung keine verwertbaren Hinweise auf den Aufenthaltsort der restlichen Mitstreiter dieser gnadenlosen Verbrechergang vorweisen konnte. Marcos Ruiz hielt während seiner Verhaftung und seines Prozesses über verschiedene Mittelsmänner ständig Kontakt zu seinen restlichen Bandenmitgliedern. Die Flüchtigen hatten die Order erhalten alle möglichen Zeugen einzuschüchtern und mundtot zu machen, was sie ja auch erfolgreich durchgeführt hatten und natürlich für seine Flucht aus der Haft zu sorgen. Dies muss schnell geschehen und genau geplant werden. Da die amerikanischen Bundesbehörden nun aber genau Wissen, mit wem sie es zu tun hatten, musste sich der Kopf der Schwerverbrecherbande genau überlegen, wie es mit ihren mörderischen Raubzügen weitergehen sollte. Nach seiner Befreiung und ihrer Flucht würde man nun ständig Jagd nach ihm und seinen kriminellen Mitstreitern machen. Schon jetzt wurde ja eine Großfahndung nach den restlichen, flüchtigen Bandenmitgliedern eingeleitet, auch wenn die Special Agents des FBI nicht genau Wissen mit welchen Personen und mit wie viel Raubmördern sie es letztendlich zu tun hatten. Natürlich erschwert die eingeleitete Großfahndung ihre Befreiungsaktion erheblich. Die kaltblütigen Bandenmitglieder von Marcos Ruiz konnten sich nicht mehr so ungezwungen bewegen, wie sie es ursprünglich geplant hatten und gewohnt waren. Denn Aufgrund der Großfahndung, hatte man die Polizeipräsens fast verdoppelt. Wichtig war es für die gnadenlosen Verbrecher nirgends Aufmerksamkeit zu erregen oder in irgendeiner anderen Weise unangenehm aufzufallen. Trotzdem hatten sie es geschafft einen ziemlich guten und detaillierten Befreiungsplan auszuarbeiten. Nahe der Kleinstadt Renton, etwa zwanzig Meilen von Seattle entfernt, wollten die flüchtigen Bandemitglieder ihren Plan in die Tat umsetzen. Anschließend wollten die kaltblütigen Gangster sich in Richtung Nordosten absetzen. Damit würden die US Special Agents des FBI bestimmt nicht rechnen, jedenfalls nicht auf Anhieb. Schließlich lag es weit aus näher, im Großraum Seattle unterzutauschen, oder sich einfach nach Kanada abzusetzen. Ihr Ziel war aber der ziemlich abgelegene Lake Chelan National Park, weit entfernt von jeglicher Großstadt und Zivilisation. Dort wollten die Schwerverbrecher für eine Weile untertauchen. Marcos Ruiz hatte mit einem weitläufigen Verwandten Kontakt aufgenommen, der ihm daraufhin empfohlen hatte, über den Winter im Quartier der Parkranger und der Feuerwehr vom Lake Chelan National Park seine Zelte aufzuschlagen. Der Verwandte selbst war dort mehrere Jahre als Aushilfskraft in dem relativ kleinen und zum Teil noch unberührten Nationalpark tätig. Deshalb wusste er auch, dass zu dieser Jahreszeit höchsten zwei oder drei Parkranger vor Ort waren. Sie sind mehr oder weniger nur damit beschäftig alle Gebäude und Fahrzeuge in Schuss zu halten, sowie den Funkverkehr abzuhören.

 

Den Rest ihrer Zeit verbringen die Parkangestellten entweder am Computer oder vor dem Fernseher. Dadurch lässt die allgemeine Aufmerksamkeit natürlich irgendwann nach. Die Parkranger könne man also ohne weitere Probleme ausschalten. Marcos Ruiz wies sogleich seine Männer an, die besagten Örtlichkeiten in Augenschein zu nehmen und ihm detaillierten Bericht zu erstatten. Einige Bandenmitglieder erkundeten das besagte Terrain einige Tage und stellten schnell fest, dass es tatsächlich hervorragend dafür geeignet ist um einige Zeit unterzutauchen. Die Massenmörder konnten mehrere Gebäude ausmachen, die gepflegt und recht komfortabel aussahen. Laut ihren Beobachtungen war die Ranger- und Feuerwehrstation tatsächlich nur mit zwei Parkangestellten besetzt. Bis zum Frühling wäre man dort im allgemeinen unbehelligt. Doch es gibt auch einige nicht unerhebliche Nachteile. Zum einen ist hier im Norden der Vereinigten Staaten der Winter sehr streng und hält sich äußerst hartnäckig. Ein weiterer zu kritisierender Punkt besteht darin, dass man bei ihrer Flucht, beziehungsweise der Befreiungsaktion wohl einen Zwischenstopp einlegen muss. Dafür kommt nach mehreren Erkundungsfahrten eigentlich nur eine alte, verlassene Tankstelle in Frage. Die nächtliche Kälte wird ihnen dabei leider ganz schön zusetzen. Da die Mehrzahl der Männer ihrer kaltblütigen Mörderbande aus dem südlichen Teil des Globus stammten, hatten sie mit diesen eisigen und winterlichen Temperaturen ziemlich zu kämpfen. Auch die Beschaffung von Lebensmitteln und anderen wichtigen Utensilien wird nicht ganz so einfach werden. Die nächst größere Stadt liegt mehrere Meilen vom Lake Chelan National Park entfernt. Doch Marcos Ruiz war nun einmal ihr Anführer und bestimmte wohin ihre verbrecherische und blutige Spur, beziehungsweise Reise sie führt. Durch ihre Flexibilität und Mobilität konkurrieren sie auch nicht mit irgendwelchen anderen Verbrechersyndikaten. Manch einflussreicher Syndikatsboss kann nämlich ziemlich ungemütlich werden, wenn man es sich in seinem Revier breitmacht, oder ihm in die Quere kommt. Da hat man dann gleich eine Heerschar übler Profikiller am Hals. Aus diesem Grund heißt es weiterhin flexibel und mobil zu bleiben. Trotzdem konnten die Schwerverbrecher nur hoffen, dass sie nicht von irgendjemanden entdeckt werden, auch wenn sich ihre Route ein wenig abgelegen des Interstate Highway 90 Richtung Spokane befindet. Da sie aber sehr gut bewaffnet waren, sollte auch dies normal kein größeres Problem darstellen. Schließlich wollte man sich nur einige Stunden auf dem Gelände der alten und verlassenen Tankstelle aufhalten, beziehungsweise ihren Zwischenstopp einlegen. Nach ihrem Aufenthalt im Lake Chelan National Park kann man die Überlegung aufgreifen sich in ein anderes Land abzusetzen. Wenigstens für die nächsten vier, fünf Jahre. Irgendwann werden die Special Agents des FBI aufgeben nach ihm und seiner blutrünstigen Verbrecherbande zu fahnden. Für ihn kamen da Mexiko, Honduras, das Heimatland seiner Eltern Nicaragua, Venezuela, Chile, oder Argentinien in die nähere Auswahl. Eventuell kann man auch die Karibik ins Auge fassen. Dort ist man Aufgrund der Vielzahl der Inseln recht flexibel und kann innerhalb von kürzester Zeit von einem Land ins Andere wechseln. In diesen Ländern ist es wahrscheinlich einfacher weitere lukrative Raubzüge durchzuführen, ohne gleich von einer Heerschar US Special Agents oder anderen Kopfgeldjäger gejagt zu werden. Im Süden des amerikanischen Kontinents ist es außerdem keine Problem Polizisten, Beamte, oder auch Politiker zu bestechen. Korruption und Bestechlichkeit ist in Süd- und Mittelamerika leider immer noch allgegenwärtig. Da sieht man gegen eine anständigen Zahlung über so Einiges hinweg. Sicherlich, es gibt dort nicht so viel Geld zu holen wie im reichen Nordamerika, dennoch könnte es sich lohnen für einige Jahre dort auf Raubzug zu gehen. Man müsste halt die Anzahl der Überfälle erhöhen. Dabei geht es Marcos Ruiz, im Gegensatz zu seinen Bandenmitgliedern, nicht einzig und alleine ums Geld, Gold, Silber oder um wertvolle Edelsteine. Nein, für den Bandenboss war es der spezielle Kick, das Abenteuer und vor allem der Schrecken, den er und seine brutalen und erbarmungslosen Spießgesellen in der Bevölkerung verbreiteten. Sein Name soll jedem Menschen egal ob in Nord-, Mittel-, oder Südamerika in grausamer Erinnerung bleiben. Die Einwohner der Bundesstaaten in denen sie ihre Überfälle durchgeführt hatten, hatten große Angst das nächste Opfer dieser mörderischen Verbrecherbande zu werden. Im abergläubischen Süden des amerikanischen Kontinents würde sich diese Angst noch einmal verstärken. Die Bevölkerung wird annehmen, das der Teufel höchstpersönlich sie und ihre Familien heimsucht. Eventuell lässt sich aus dieser Angst auch noch Kapital schlagen. Der fünfunddreißigjährige Bandenboss wollte zur Legende werden, zum größten Raubmörder aller Zeiten. Doch bis dahin ist es noch lange hin. Jetzt musste Marcos Ruiz erst einmal aus seiner Gefangenschaft befreit werden. Schließlich befindet er sich schon lange genug in der Obhut der amerikanischen Justizbehörden, nämlich eineinhalb Monate. Obwohl er gegenüber seines festgenommen Leidensgenossen ziemlichen Hass empfand, da er ihn ja mehr oder weniger beim FBI verraten hatte, lies es sich der skrupellose Bandenchef nicht anmerken, dass sein Expartner nicht mehr lange zu leben hatte. Verräter konnte er in seiner Organisation auf keinen Fall dulden. Ihn zu töten, wird auch für seine anderen kriminellen Mitstreiter ein unmissverständliches Zeichen sein, sich nicht mit ihrem Anführer anzulegen, oder irgendeine Entscheidung von ihm anzuzweifeln. Doch auch die drei Polizeibeamten, beziehungsweise Gefangenenwärter welche sich im Gefangenentransporter befanden, werden diese Befreiungsaktion nicht überleben, genauso wenig wie die Parkranger auf ihrer Basisstation im Lake Chelan National Park. Denn wie schon gesagt, Marcos Ruiz kennt keine Gnade. 

Kapitel 2

 

Kapitel 2

 

 

Der zweiundzwanzigjährige Mike Brunner überprüfte ein letztes Mal seine gepackte Reisetasche. Eigentlich hätte er noch sechs Wochen Zeit gehabt um wieder seinen Job als Parkranger im Lake Chelan National Park anzutreten. Doch die Parkverwaltung hatte ihn vor zwei Tagen kontaktiert, mit der Bitte einen spektakulären, aber auch nicht ganz ungefährlichen Sonderauftrag durchzuführen. Eine amerikanische Forschergruppe aus verschiedenen Wissenschaftlichen Sparten hatte sich überraschender Weise zusammengeschlossen um unter anderem Jagd nach dem unheimlichen und geheimnisvollen Säbelzahnbären zu machen. Mike Brunner und der erfahrene, achtundvierzigjährige Parkrangerveteran Dennis Crawson wurden dazu auserkoren, die Gruppe der erlesenen Wissenschaftler durch den Lake Chelan National Park führen und außerdem die zwei Parkranger, welche vor Ort als Winterdienst eingeteilt waren und dort die anfallenden Arbeiten und Überwachungen verrichteten, beziehungsweise alles soweit in Schuss halten, abzulösen. Sicherlich hätte sich die Parkverwaltung auch für zwei andere Parkranger entscheiden können, doch erstens waren beide Männer ledig, zudem verfügen beide Parkangestellte über immense Erfahrung. Besonders Mike Brunner kennt die Gegend wie seine Westentasche und dies trotz seines relativ jungen Alters von gerade einmal zweiundzwanzig Jahren. Doch er ist es zumeist, der Jagdgruppen und Natur interessierte Touristen durch die Waldgebiete des Lake Chelan National Park führt. Außerdem erkundet er auch in seiner Freizeit dieses zum Teil noch unerkundete Areal. Auch um immer wieder neue interessante Touren auszuarbeiten. Außerdem kartographierte der zweiundzwanzigjährige sein neu erkundetes Gebiet und legte teilweise auch neue Pfade an. Doch Mike Brunner und seine Kollegen würden noch mehrere Jahre benötigen um alleine schon das weitläufige Höhlensystem in diesem Nationalpark zu erkunden. Bei diesem ungewöhnlichen Sonderauftrag gab es diesmal gleich mehrere Dinge zu beachten. Zum Einen ist es um diese winterliche Jahreszeit nicht gerade ungefährlich, durch diesen recht kleinen, aber zum Teil noch unberührten wilden und unerforschten Nationalpark zu streifen und sich auf Forschungsexpedition, beziehungsweise Jagdtour zu begeben. Selbst in größeren und bekannteren Nationalparks, welche mit solchen Forschungsunternehmen einige Erfahrung hatten, ist solch eine wissenschaftliche Expedition eine beachtliche Herausforderung. Eisige Blizzards fegen völlig unvorhergesehen und unbarmherzig durch dieses weitläufige und dichte Waldgebiet. In den Wintermonaten können Nachts die Temperaturen ohne Weiteres auf Minus 40 Grad fallen. Pfade und Wege, sowie Flussläufe und verstecke Höhleneingänge und Felsspalten werden durch die Blizzards und den Schneefall teilweise unsichtbar und damit auch unpassierbar. Herabfallend Äste, umstürzende Bäume und abgebrochnes Felsgestein können jederzeit jemanden erschlagen. Hungrige Wölfe, herumstreifende Wildschweine, streunende Elche und Hirsche und vor allem zu früh aufgewachte Bären greifen jeden an, der ihnen als Futter

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 28.09.2016
ISBN: 978-3-7396-7596-1

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