Eine Werbeveranstaltung oder Die Pförtnerbude sollte schon lange abgerissen werden!

1991. Zwei Uhr morgens schreckt das Ehepaar Lange aus dem Schlaf. Der noch aus Großmutterszeiten stammende Wecker kennt kein Erbarmen. Schlaftrunken greift Michael Lange in die Richtung, aus der das unbarmherzige Rasseln kommt. Im Dunkeln sucht er verzweifelt den Knopf zum Abschalten des Gerätes.

"Mach' doch endlich diesen verflixten Wecker aus," schimpft seine Frau. "Du weckst noch die Kinder und ich bringe sie dann nicht mehr zur Ruhe. Außerdem will ich weiterschlafen. In drei Stunden ist auch bei mir die Nacht vorbei." Endlich gibt der Wecker Ruhe! Für  Michael Lange beginnt ein neuer, schwerer Arbeitstag. Der vorherige war erst vor einigen Stunden zu Ende gegangen. Nur vier Stunden hat er schlafen können.  Sehr spät war er erst von seiner letzten Fahrt nach Hause gekommen und dann sofort todmüde ins Bett gefallen.

Lange quält sich hoch. So geht das schon seit Wochen. jeden Tag erwartet ihn der gleiche Ablauf. Er kommt nicht mehr dazu eine längere Erholungsphase einzulegen. Mal richtig ausschlafen, einfach mal abruhen- das wünscht er sich so sehr. Mit der Frau und den Kindern gibt es kaum noch ein vernünftiges Gespräch. Von der Erfüllung ehelicher Pflichten will er schon gar nicht sprechen.

Michael Lange muss mit seinem Doppelstockbus seit Wochen reiselustige Frauen und Männer zu Werbeveranstaltungen transportieren. Busfahrer hassen Werbeveranstaltungen. Sie bedeuten nur Ärger und Stress. Oft liegen die Einladeorte weit von den Wohnorten der Fahrer entfernt und so ist ein Arbeitstag von sechszehn bis zwanzig Stunden die Regel. Tagtäglich muss er sich wieder neu motivieren. Es fällt ihm immer schwerer.

Michael Lange steuert seinen Doppelstockbus über die Autobahn in Richtung Hof. In Borna und Umgebung hat er Frauen und Männer geladen, die zu einer Werbeveranstaltung nach Bayern wollen. Das große Revier der Braunkohle, mit seinen vielen versteckten kleinen Dörfern war das Gebiet gewesen, wo er seine Fahrgäste hatte abholen müssen. Bis er die letzte Einladestelle bedient hatte, waren mehr als zwei Stunden vergangen. Es gibt Tage, an denen es schwer ist, die von der Werbefirma ausgeschriebenen Orte und Haltestellen zu finden. Heute war so ein Tag gewesen. Die Dörfer um Borna und Espenhain herum lagen ziemlich weit auseinander. Dazu kam, dass einige dieser Orte  in keiner Karte der Welt eingetragen sind. Vermutlich waren sie erst in den letzten Jahren entstanden. Dunkelheit, chaootische Strassenverhältnisse, tief hängende Äste an den Bäumen und nur matt leuchtende Strassenlampen hatten ihr Übriges getan. Lange ist gereizt und genervt. Er hat es satt.

Eine halbe Stunde wird es noch dauern, bis er die Ausfahrt 'Bad Steben' erreichen

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 25.09.2013
ISBN: 978-3-7309-5139-2

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Widmung:
Allen meinen Lesern ein herzliches "Glück Auf!"