Cover

Impressum und Hinweise

Mein Dämon, sein Butler & ich

Copyright Text © J.N. Taylor 2019

Kontakt: J.N.Taylor@gmx.de

 

Covergestaltung: J.N. Taylor

Bildmaterial: pixabay.com

 

 

 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und andere Verwendung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Autoren. Vervielfältigungen und Veröffentlichungen sind nicht gestattet.

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden und entspringen meiner Fantasie. Ähnlichkeiten jeglicher Art wären demnach rein zufällig.

 

 

 

Zum Inhalt:

Von seinem Vater an den Meistbietenden verkauft, landet der junge Jamie auf dem Anwesen von Dafoe, einem Mann, der sich gleich mehrere Liebhaber hält und Sex nur im Dunklen hat. Ist der Kerl wirklich entstellt, so wie alle sagen oder steckt mehr dahinter? Jamie hat jedenfalls nicht vor, das herauszufinden und flieht, sobald sich ihm eine Möglichkeit bietet. Doch damit geht der Ärger erst richtig los, denn seine Flucht treibt ihn in die Arme einer Gang, die sich als Behemoths bezeichnen und ihm von Dingen erzählen, von denen er nie gedacht hätte, dass sie tatsächlich existieren.

Was hat es damit auf sich, dass sie behaupten, Dafoe hätte seinem Körper längst Unwiderrufliches angetan? Und warum wollen sie ihm helfen?

Nun, Jamie wird es schon bald erfahren, denn Dafoe hat nicht vor, seinen Schatz einer Horde Hornochsen zu überlassen und ist längst auf dem Weg, um ihn zurückzuholen. Und diesmal für immer.

 

 

Hinweise:

Diese Geschichte ist eine indirekte Fortsetzung von "Der Hornochse & ich", kann aber völlig eigenständig gelesen werden. Kenner dürfen sich trotzdem über ein kleines Wiedersehen mit Danny und seinem Hornochsen freuen.

Vorwort


An dieser Stelle gibt es noch mal einen extra Warnhinweis, da diese kleine Story nicht immer so lustig ist, wie der Titel vermuten lässt. Die Geschichte enthält neben einigen seltsamen Begebenheiten unter anderem auch: M-Preg, einen geschlechtslosen Diener, einen kinky Doktor, schlumpfige Sex-Dämonen, Hornochsen und Dub-con. Gerade wer Ersteres und Letzteres nicht mag, sollte sich von dieser Geschichte lieber fernhalten.

Wer sie trotzdem liest und sich später darüber beschwert, wird als Strafe rigoros von meinen Nachtgebeten ausgeschlossen. Also überlegt es euch besser zweimal, denn man kann ja nie wissen, wann man mal ein bisschen göttlichen Beistand braucht ;-).

Ansonsten wünsche ich allen viel Spaß beim Lesen und bleibt mir gesund und munter.

Euer

J.N. Taylor
 

 

Prolog


Mein Leben war toll. Ich war jung - gerade mal neunzehn Jahre alt geworden - sah gut aus und hatte jede Menge Geld zur Verfügung.

Mein Leben war eine einzige, riesengroße Party, welche ich in vollen Zügen genoss. Die Frauen liefen mir scharenweise hinterher und meine männlichen Freunde wollten alle so sein wie ich. Ich hatte nicht einmal nennenswerte Verpflichtungen, außer ein einigermaßen gutes Abi hinzukriegen und konnte ansonsten tun und lassen, was immer ich auch wollte.

War das nicht ein Traum?

Ich dachte in meiner Naivität, es würde ewig so weitergehen, doch leider kam der Tag, an dem ich zum ersten Mal merkte, dass mein Vater sein Unternehmen in den Ruin getrieben hatte und man uns von da an, alles Stück für Stück wegnahm. Zuerst verloren wir unsere Villa, es folgten die Autos, jegliche Ersparnisse und sogar unsere Freunde. Nichts ließ man uns, außer der Kleidung an unseren Körpern.

Wir zogen in eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung, ich schmiss das Abi und suchte mir einen Job. Ich kam in einer Modelagentur unter, doch die Aufträge fielen anfangs eher spärlich aus, sodass ich nebenbei auch noch zu kellnern anfangen musste.

Ich hatte keine andere Chance gehabt, als schnell zu lernen, wie hart das wirkliche Leben doch sein konnte. Von meinem Vater konnte ich kaum noch Unterstützung erwarten. Er wurde depressiv, betrank sich regelmäßig und so war ich es plötzlich, der für unseren Lebensunterhalt sorgen musste.

Ich dachte, wir würden das hinkriegen. Wir waren schließlich Kämpfer und würden schnell wieder auf die Beine kommen, doch diesbezüglich sollte ich mich schwer irren. Ich konnte mit meinen Jobs kaum so viel verdienen, wie mein Vater wieder ausgab. Ich merkte es viel zu spät, wie er immer mehr in Spielschulden versank. Erst als die Geldeintreiber vor der Tür standen und er mit gebrochenen Knochen im Krankenhaus landete, wurde mir die wirkliche Tragweite seines Verfalls bewusst. Doch da war es schon zu spät.

Nur wenige Tage, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden war, traf er erneut eine folgenschwere Entscheidung. Eine Entscheidung, die mein gesamtes Leben erneut verändern sollte und mir auch noch das letzte nahm, was ich besaß. Meine Freiheit.

1. Kapitel

- Jamie -


»Wohin fahren wir?« Nur schwer kamen mir diese Worte über die Lippen. Ich fühlte mich schwach und benommen, als hätte ich eine ganze Nacht durchgetrunken.

Ich wusste nicht mal genau, wie ich in diesen Wagen gekommen war, geschweige denn, was ich hier sollte. Nur verschwommen nahm ich die dunkle Gestalt meines Vaters neben mir wahr. War ich krank? Fuhren wir ins Krankenhaus?

»Mach dir keine Sorgen, Jamie. Dein alter Vater hat endlich eine Möglichkeit gefunden, uns beiden wieder ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen. Du wirst sehen, bald wird alles besser für uns sein.«

Ich verstand den Sinn seiner Worte nicht wirklich, war auch viel zu sehr damit beschäftigt, mich aufrecht in dem Sitz zu halten. Es gelang mir nur bedingt. Immer wieder sackte ich in mich zusammen oder fiel auf die Seite. Irgendwann gab ich den Kampf auf, ließ meinen Kopf gegen die Fensterscheibe sinken und schloss die Augen.

Ich musste eingeschlafen sein, denn ich fuhr erschrocken zusammen, als ich eine Tür laut zuschlagen hörte. Mein Kopf tat weh, jedes meiner Glieder war schwer wie Blei und jegliches Denken war so gut wie unmöglich. Ich war so müde und wollte nur schlafen, aber man ließ mich nicht. Die Tür auf meiner Seite wurde aufgerissen und nur eine Sekunde später zerrte man mich aus dem Auto.

Ich konnte nicht stehen, die Beine knickten mir sofort ein und ich wäre hingefallen, wenn mich nicht ein eiserner Griff festgehalten hätte. »Was hast du dem Jungen gegeben?«, hörte ich eine ärgerliche Stimme.

»Nur ein leichtes Beruhigungsmittel, nichts Schlimmes.« Das war die Stimme meines Vaters. Er hörte sich ängstlich und ziemlich nervös an. Was war los? Ich wollte meinen Kopf in seine Richtung drehen, doch irgendwie wollte es mir nicht gelingen.

»Leicht?« Es schnaubte verächtlich neben meinem Ohr. »Wer’s glaubt. Der Kleine ist kaum bei Bewusstsein. Das wird dem Master nicht gefallen.«

Ich wurde hochgehoben und schon im nächsten Moment dämmerte ich wieder weg.


Laute Stimmen und bedrohlich klingende Worte rissen mich zurück aus der Dunkelheit. Sie drangen nur gedämpft in meinen Verstand und deren Sinn zu verstehen war so gut wie unmöglich. Nur, dass es sich um einen Streit handeln musste, wurde mir bewusst. Die panische Stimme meines Vaters war unverkennbar darunter. Waren die Geldeintreiber zurückgekommen?

Ich versuchte mich aufzurichten oder wenigstens die Augen zu öffnen, doch beides fiel mir so unsagbar schwer, dass ich nur mehr frustriert stöhnen konnte. Sofort wurde es still um mich. Waren sie weg? Nein, doch nicht. Laute Schritte kamen auf mich zu. Eine kühle Hand legte sich auf meine Stirn, während die andere nach meinem Puls am Handgelenk fühlte. Oh, war ich also doch krank? Das erklärte einiges.

»Du hast Glück gehabt. Ich denke eine Überdosis können wir ausschließen.« Tief und sehr dunkel vibrierte die Stimme direkt neben mir.

»Dann bekomme ich mein Geld?« Mein Vater klang freudig erregt. Gut. Ich fühlte mich erleichtert. Es schien ihm gutzugehen.

Ein bitteres Lachen erklang, bevor ich angehoben wurde und mein Kopf in der nächsten Sekunde an einer harten Brust zum Erliegen kam. »Das ist alles, woran du denken kannst, nicht wahr? Na los, lass dich ausbezahlen und dann verschwinde von hier. Solltest du es wagen, dein Gesicht hier noch einmal blicken zu lassen, dann verspreche ich dir, dass du niemals mehr Geld benötigen wirst.«

Das dröhnende Vibrieren an meinem Kopf verursachte mir Schmerzen und ich ächzte leise, bevor mir wieder schwarz vor Augen wurde.

 


Es ging noch lange Zeit so weiter. Ich wachte kurz auf, nahm nicht wirklich viel von meiner Umgebung wahr und schlief wieder ein. Wie viel Zeit wirklich verging, bis ich wieder bei vollem Bewusstsein war, konnte ich nicht genau sagen.

Ich schlug irgendwann die Augen auf, fand mich in einem riesigen Bett vor und schaute mich mit Kopfschmerzen in einem fremden Zimmer um. Nichts kam mir bekannt vor. Der Raum war ziemlich groß und glich einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung. Es gab im Schlafbereich außer dem Bett, einen Kleiderschrank und einen Nachttisch. Weiter vorne im Zimmer gab es eine kleine Sofagarnitur plus Fernseher und einen Tisch, auf dem sich alle möglichen DVD’s und einige Zeitschriften befanden. Bücherregale und ein kleiner Schreibtisch sollten wohl das Arbeitszimmer darstellen und es gab sogar einen Essbereich, in dem sich ein ovaler Tisch befand, der mit allerlei Frühstücksutensilien beladen war.

Wo zum Teufel war ich und wie war ich hierher gekommen? Ich stand mit zittrigen Beinen auf und ging auf das einzige Fenster zu. Es war vergittert und ließ sich nicht öffnen. Ein Blick hinaus reichte, um mich in noch größere Verwirrung zu stürzen. Ich konnte einen See und jede Menge Wald erkennen, ansonsten sah alles einsam und verlassen aus. Mir wurde schlecht. Was hatte das alles zu bedeuten?

Unsicher schaute ich mich wieder um und erschrak noch mehr. Es gab Kameras! In fast jeder Ecke befand sich eine und machte ein Verstecken somit unmöglich.

Ich lief eilig auf den einzig möglichen Ausgang zu und rüttelte dort an der Tür. Abgeschlossen. Natürlich.

Ich bekam Panik! Das war doch alles nicht normal. Hatte man mich entführt? Warum? Ich war doch inzwischen arm. Ein Lösegeld würde es daher für mich nicht mehr geben.

Hinter dem Essbereich gab es noch eine weitere Tür. Diese nahm ich mir als Nächstes vor und riss sie auf. Dahinter lag ein Badezimmer mit Toilette, Waschbecken, einer Badewanne und sogar einer separaten Dusche. Auch hier befand sich eine Kamera, die den ganzen Raum erfasste. War ich in die Hände eines Perversen geraten?

Ich schlug die Tür sofort wieder zu und blieb erst mal einige Zeit unbeweglich an Ort und Stelle stehen. Mein Gehirn lief auf Hochtouren und versuchte zu begreifen, was geschehen war und wie ich mich weiter zu verhalten hätte. Die letzte Erinnerung, die ich hatte, war, wie ich mit meinem Vater zu Abend gegessen hatte. Alles was danach gekommen sein musste, entzog sich mir.

Mir kam ein neuer und ziemlich böser Gedanke. Hatten mich vielleicht die Geldeintreiber geschnappt und wollten mich jetzt als eine Art Pfand hier festhalten? Ich hoffte es nicht, denn die waren bei ihren letzten Besuch nicht gerade zimperlich mit meinem Vater umgegangen und dieser würde auch auf keinen Fall das Geld zusammenkriegen. So viel war mir klar, auch wenn ich nicht genau wusste, um welche Summen es wirklich ging, denn darüber schwieg sich mein alter Herr nur zu gerne aus.

Ein metallisches Klicken ertönte plötzlich an der Tür, bevor diese geräuschlos aufglitt. Ich hielt gespannt den Atem an, als eine Frau im adretten grauen Hosenanzug in den Raum trat. Sie sah aus wie eine Sekretärin, trug ihr braunes Haar in einem strengen Knoten zusammengebunden und versteckte ihre blauen Augen hinter einer Brille.

Ich war ein wenig beruhigt. Sie sah nicht wirklich bösartig aus, auch wenn sie eine merkwürdige Kälte ausstrahlte. »Mr. James Carrington. Ich bin froh, Sie wohlauf zu sehen und bin mir sicher, Sie haben nun einige Fragen an mich. Wollen wir uns setzen?«

Sie zeigte auf das Sofa und ich nickte vorsichtig. Ich warf noch einen kurzen Blick zu der Tür, die sich gerade wieder schloss und setzte mich dann ihr gegenüber. Hier würde ich mit Gewalt bestimmt nicht herauskommen.

»Ich bin Adeleine DeClaire und die persönliche Assistentin von Mr. Dafoe. Ihr Vater hatte einige geschäftliche Beziehungen mit ihm in der Vergangenheit und wurde so mehr oder weniger auf Ihr Schicksal aufmerksam.«

»Auf mein Schicksal?«, fragte ich verwirrt nach.

»Ich bin mir nicht sicher, ob Sie es wissen, aber Ihr Vater hat Sie an einige seiner früheren Geschäftspartner zum Verkauf angeboten. Genauer gesagt Ihren Körper.«

Alles in mir erstarrte vor Entsetzen. »Nein. Das glaube ich nicht. Das muss ein Missverständnis sein.«

Mrs. DeClaire schüttelte ihren Kopf. »Leider nein«, entgegnete sie und förderte ein Blatt Papier aus ihrer Aktenmappe zutage. »Dies hier ist der Kontrakt, den Mr. Dafoe mit Ihren Vater geschlossen hat. Natürlich hat er keinen juristischen Bestand, da Menschenhandel eine Straftat ist, aber er ist ein Zeugnis darüber, dass Ihr Vater tatsächlich diesen Handel geschlossen hat.«

Ich nahm das Schriftstück völlig verstört entgegen. Ich konnte keines der geschriebenen Wörter darauf wirklich lesen. Nichts ergab für mich Sinn, aber die Unterschrift meines Vaters am Ende erkannte ich sofort. Er hatte doch nicht wirklich ...

»Mr. Dafoe hat alle Schuldscheine von Mr. Carrington aufgekauft und behält diese als Pfand. Es ist eine kleine Rückversicherung dafür, dass Sie und auch Ihr Vater sich an alle Bedingungen des Vertrags halten. Sollten diese gebrochen werden, behält sich Mr. Dafoe vor, die Schulden sofort wieder einzutreiben.«

Ich musste hart schlucken. So langsam verstand ich erst, was hier gerade passierte. Ich konnte es allerdings einfach nicht fassen, dass mir mein eigener Vater so etwas antat.

Er hatte mich verkauft?

Mich als männliche Hure angeboten?

Wie kam ich da wieder raus, ohne dass mein eigener Kopf oder der meines Vaters danach fällig wäre? Denn eines wusste ich sicher, egal warum er mir dies auch angetan hatte, ich wünschte mit Sicherheit nicht seinen Tod und die Geldeintreiber hatten schon gedroht, dass sie mir als Nächstes ein paar Körperteile brechen wollten. Könnte ich mich vielleicht selbst auslösen?

»Ich könnte versuchen, das Geld aufzutreiben. Von welcher Summe reden wir?«, wollte ich schnell wissen.

Mrs. DeClaire lächelte eher mitleidig aufgrund meines Angebots. »Der Wert der Schuldscheine beträgt 628.000 Dollar. Hinzu kommt allerdings auch noch die Summe aus dem Verkauf, die Mr. Dafoe für Sie entrichtet hat. Das wären dann noch mal 500.000 Dollar. Haben Sie über eine Million an Ersparnissen, Mr. Carrington?«

Mir war schlecht und mit Sicherheit war ich leichenblass geworden. Wie konnte man sich denn bitte so arg verschulden? Natürlich hatte ich dieses Geld nicht und ich würde im Leben nicht an solch eine Summe herankommen. Was tat ich denn jetzt? Ich barg meinen Kopf in den Händen und hätte am liebsten geweint.

»Verzweifeln Sie nicht. Mr. Dafoe mag als ein wenig temperamentvoll und exzentrisch gelten, aber er ist kein Unmensch. Im Gegenteil, er hat Sie vor einem Leben in der Prostitution gerettet. Wenn Sie sich arrangieren können, dann wird es Ihnen hier sehr gut ergehen.«

Ich schnaubte verächtlich. »Bin ich nicht genau deswegen hier? Soll ich Ihrem Arbeitgeber nicht brav meinen Arsch hinhalten? Da ich, oder besser gesagt, mein Vater dafür bezahlt wurde, ist es doch nichts anderes als Prostitution.«

Die Frau seufzte und rückte ihre Brille zurecht. »Die letztendliche Position, die Ihnen zugedacht wurde, sollten Sie mit Mr. Dafoe persönlich klären. Ich bin im Moment nur hier, um Sie aufzuklären und vorzubereiten. Kommen wir nun also zu Ihren Verpflichtungen. Punkt eins: Der Herr legt größten Wert auf Ihre Gesundheit. Es ist daher wichtig, dass Sie täglich Ihre Mahlzeiten einnehmen, Sport treiben und auch sonst auf Ihren Körper achten. Es ist Ihnen natürlich auch untersagt, sich selbst zu verletzen. Haben Sie das so weit verstanden?«

Ich nickte nur. Was hätte ich auch groß darauf erwidern können? Der Herr wollte seinen gekauften Körper in einwandfreiem Zustand. Klar, man kaufte sich ja auch keinen Neuwagen mit Kratzern im Lack.

»Gut, kommen wir zu Punkt zwei, den Verhaltensregeln in Gegenwart von Mr. Dafoe. Der Herr hat aufgrund eines ... Unfalls starke körperliche Schäden erlitten. Sie werden ihm daher nie unverhüllt begegnen. Es wird von Ihnen verlangt, dass Sie ihn niemals ohne Aufforderung berühren. Halten Sie am besten den Kopf gesenkt und halten Sie respektvollen Abstand ein. Sollte der Herr Körperkontakt wünschen, wird er ihn von sich aus beginnen. Haben Sie dazu noch fragen?«

»Er ist entstellt?« Ich bekam bei dem Gedanken eine Gänsehaut. Es musste schlimm sein, wenn er sich deswegen verhüllte und war zudem die Erklärung, warum er sich einen Geliebten kaufen musste.

»Ja. Inwieweit oder wie schwer soll aber nicht Ihre Sorge sein und Sie sollten auch nicht nachfragen. Wie gesagt, Sie werden seine Narben nie zu sehen oder zu fühlen bekommen.«

»Wie will er dann Sex haben?«, entschlüpfte mir, woraufhin meine Aufklärerin in leises Lachen ausbrach.

»Im Dunkeln? Mit Augenbinde? Vielleicht auch mit Fesseln? Ich weiß es nicht, bin mir aber sicher, es gibt einige Möglichkeiten. Diese Dinge müssen Sie allerdings persönlich abklären.«

Ich wurde rot aufgrund der Aufzählungen. Ich war jetzt keine Jungfrau mehr und hatte sogar schon einmal mit einem Jungen herumgemacht, aber das Gespräch war mir trotzdem unangenehm.

»Sind Sie bereit für Punkt drei?«

Ich nickte wieder nur. Was sollte jetzt noch Schlimmes kommen? »Gut. Sie werden selbstverständlich nicht die ganze Zeit in Ihren Räumen verbringen müssen. Mr. Dafoe erwartet aber von Ihnen, wenn Sie nach draußen gehen, dass Sie sich von den anderen Bewohnern dieses Anwesens fernhalten. Diese wurden natürlich auch angewiesen, Sie zu meiden. Als Kontaktperson diene ausschließlich ich Ihnen und Mr. Dafoes rechte Hand Albert, den Sie zu gegebener Zeit noch kennenlernen werden.«

Ich war überrascht. »Es gibt noch andere Bewohner hier? Etwa seine Familie?«

Die Sekretärin schüttelte den Kopf. »Keine Familie. Es gibt hier nur Albert, mich, natürlich den Master und seine vier Liebhaber.«

Oh! Jetzt war ich sprachlos. Vier Liebhaber? Was wollte er dann von mir? »Bevor Sie fragen, diese Männer sind alle freiwillig zu ihm gekommen, da er als ein sehr großzügiger Mann gilt. Für Sie sollte aber nur zählen, dass er nicht wünscht, dass Sie mit ihnen verkehren.«

Aha. Da sollte wohl untereinander kein Bettgeflüster ausgetauscht werden oder wie konnte man das verstehen? War mir recht. Ich wollte mit keinem von ihnen reden. Verdammt, ich wollte ja noch nicht einmal hier sein!

»Des Weiteren gibt es hier eine strenge Kleiderordnung. Wenn Sie in Ihren Kleiderschrank sehen, werden Sie erkennen, dass es nur Leinenhosen und Hemden gibt. Alles in der Farbe Weiß. Unterwäsche, Socken oder Schuhe werden Sie nicht finden.«

Einfach ausgedrückt bedeutete das wohl, der Herr wünschte sich seine Männer gerne schnell zugänglich. Da wunderte es mich nur, dass er nicht gleich verlangte, dass hier alle nackt herumliefen.

Ich sah nun zum ersten Mal an mir herab. Ich steckte bereits in dieser vorgegebenen Kluft. Man hatte mich also wie eine Puppe umgezogen. Es war beängstigend darüber nachzudenken, was man wohl noch so alles mit mir getan hatte, während ich bewusstlos gewesen war. Was kam als Nächstes?

»Gibt’s auch irgendwo ein schickes Halsband?«, fragte ich spöttisch nach und erntete dafür einen missbilligenden Blick.

»Natürlich nicht und ich hoffe, Sie schlagen einen solchen Tonfall nicht vor dem Herren des Hauses an. Verdeutlichen Sie sich Ihre Lage und zeigen Sie Respekt. Das ist das Beste, was Sie tun können.«

Das war doch völlig abgefuckter Mist! Wie sollte ich in meiner Lage denn ruhig und freundlich bleiben? Respekt zeigen? Himmel, ich stand kurz vorm Durchdrehen!

»Ich kann das nicht!«, stammelte ich und stand auf. »Das können Sie nicht von mir verlangen!«

Raus! Ich musste hier irgendwie raus!

»Mr. Carrington. James«, versuchte mich die seltsame Frau zu beruhigen und hob beschwichtigend ihre Hände. »Bitte, setzen Sie sich wieder. Ich verstehe, dass das alles etwas viel für Sie ist, aber ...«

»Nein! Nein, Sie verstehen einen Scheißdreck!«, fuhr ich sie an und sah mich dabei ratlos im Raum um. Konnte ich hier vielleicht etwas als Waffe benutzen? Konnte ich mir einen Weg in die Freiheit erkämpfen? »Ich bin kein Stricher. Ich will das nicht tun! Ich will ...«

»Sie wollen also, dass ihr Vater stirbt?«

Bumm! Wie ein paar einfache Worte doch einen Menschen innerhalb von Sekunden zerstören konnten. Meine Knie gaben nach und ich knickte ein. Mir war so unsagbar schlecht. Schlecht vor Entsetzen. Schlecht vor Hoffnungslosigkeit. Und mit einem Mal wurde mir klar, dass das hier bitterer Ernst war und ich hier nicht herauskam. Nicht, ohne das Leben meines Vaters zu riskieren. In diesem Moment hasste ich ihn. Ich verstand nicht, wie er mir das hatte antun können, aber ihn in Gefahr bringen konnte ich ihn trotz all meiner Wut nicht. Ich hatte verloren.

»Kommen Sie, James.« Mrs. DeClaire musste meine Aufgabe gespürt haben, denn sie half mir auf und bugsierte mich wieder zur Couch. Ich ließ mich völlig resigniert auf sie hinabsinken. »Ich werde Ihnen noch ein paar Dinge erklären, dann lasse ich Sie auch schon allein und Sie können sich noch ein wenig ausruhen. Kommen wir zum nächsten Punkt ...«

Die Frau rasselte unbekümmert weiter einen Punkt nach dem anderen herunter, doch ich konnte ihr nicht mehr folgen und versuchte es auch gar nicht mehr erst. Ich war wie gelähmt, während mir die Gedanken tornadogleich durch den Kopf wirbelten. Unterbewusst suchte ich wohl noch immer nach einem Ausweg, doch bewusst ahnte ich bereits, dass ich diesem Mr. Dafoe niemals mehr entkommen sollte.

2. Kapitel

- Jamie -


Es wurde Nacht und die Jalousien fuhren automatisch vor dem einzigen Fenster in meinem neuen Gefängnis hinunter. Das elektrische Summen riss mich für einen Moment aus meinen Gefühlswirrwarr und ich hob erschrocken den Kopf. Mrs. DeClaire hatte gesagt, mein Gefängniswärter würde mich nach Einbruch der Nacht aufsuchen. War es also gleich so weit? Würde ich den geheimnisvollen Mr. Dafoe kennenlernen?

Ich hatte Angst vor dieser Begegnung. Nein, wenn ich ehrlich war, so hatte ich vor allen Angst, was mit meinem neuen Zuhause zusammenhing. Ich erkannte mich kaum wieder; war zittrig und stand komplett neben mir. Ich wusste noch immer nicht, was ich über meine aktuelle Situation denken oder wie ich mich verhalten sollte. Das war einfach so unwirklich und verrückt.

Das Licht verdunkelte sich plötzlich wie von selbst im Zimmer und ich schnappte panisch nach Luft. Mein Herz raste und ich krallte meine Finger in das Laken unter mir, als könne das mich davor bewahren, vor Angst den Verstand zu verlieren. Ja, ich war ein Feigling, das wurde mir gerade in diesem Moment nur zu deutlich vor Augen geführt. Aber was sollte ich tun? Ich hatte mich in meinem Leben noch nie so ausgeliefert und schutzlos gefühlt.

Schon bald war es rabenschwarz im Raum und ich konnte nichts mehr sehen. Mein hektischer Atem war das einzige Geräusch, das die Stille um mich herum durchbrach, während ich angespannt wartete. Es sollte nicht lange dauern, bis ich die Tür hörte und sich ein kleiner Streifen Licht einen Weg durch die Finsternis bahnte. Mein Kopf fuhr herum, doch bevor ich mehr als eine große schattenhafte Gestalt wahrnehmen konnte, wurde sie und ich auch schon wieder von der Dunkelheit geschluckt.

Als Nächstes folgten feste Schritte, die sich ohne ein Zögern in meine Richtung bewegten. Der Mann war schnell

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 09.10.2019
ISBN: 978-3-7554-2834-3

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