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Der Dschungel & ich

Band 2

Copyright Text © J.N. Taylor 2019

Kontakt: J.N.Taylor@gmx.de

 

Covergestaltung: J.N. Taylor

Bildmaterial: pixabay.com

 

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und andere Verwendung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Autoren. Vervielfältigungen und Veröffentlichungen sind nicht gestattet.

Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden und entspringen meiner Fantasie. Ähnlichkeiten jeglicher Art wären demnach rein zufällig.

 

 

Zum Inhalt:

 

Derek ist verzweifelt. Sein Freund Michael ist von einer Expedition in den Dschungel nie wieder zurückgekehrt. Seit Monaten fehlt nach wie vor jedes Lebenszeichen von ihm. Was bleibt ihm da anderes übrig, als sich selbst auf die Suche nach dem Verschollenen zu machen? Zusammen mit seinem besten Freund Tom bricht er auf und begegnet dabei Wesen, die er sich in seinen kühnsten Träumen niemals hätte vorstellen können.

 

 

Hinweis:

 

Diese Geschichte beinhaltet sexuelle Praktiken, die nicht ganz der Norm entsprechen und daher nur für aufgeschlossene und neugierige Leser geeignet ist. Magst du Gestaltwandlerstorys, dann bist du hier richtig, aber erwarte nicht, dass sich diese Wesen nur in ihrer menschlichen Gestalt zeigen oder handeln. Das alles ist reine Fiktion, aber solltest du jetzt schon abgeschreckt sein, rate ich, das Buch sofort zu schließen. Allen anderen wünsche ich viel Spaß!

1. Eine schwierige Suche beginnt


»Haben Sie zufällig diesen Mann gesehen? Sein Name ist Michael.« Zum wiederholten Mal hielt ich nun schon einem Dorfbewohner das Foto meines Freundes unter die Nase, doch wie zuvor erhielt ich nicht einmal eine Antwort.

»Hör mal, Derek, ich glaube, diese Menschen können uns gar nicht verstehen«, flüsterte mir mein bester Freund Tom zu, als der Einwohner sich einfach von uns abwandte und uns stehenließ.

So langsam bekam ich auch den Eindruck, dass ich lieber mal nach einem Dolmetscher hätte suchen sollen, bevor ich mich mit Tom in den tiefsten Dschungel aufgemacht hatte. Jetzt standen wir hier, in einem fremdartigen Dorf, dessen Bewohner halbnackt herumliefen und in Lehmhütten wohnten und keiner dieser Menschen verstand mich.

Mein Blick schweifte erschöpft umher. Ich kam mir so vor, als ob man mich geradewegs in eine BBC-Doku eingesaugt hätte. Wo ich auch hinsah, trafen meine Augen auf olivfarbene Haut und misstrauische Gesichter. Ich konnte froh sein, dass der Stamm, der hier lebte, offenbar Fremde gewohnt war und uns niemand mit Speeren bedrohte. Kannibalen schienen das zum Glück auch nicht zu sein.

Ich schüttelte über mich selbst den Kopf. Was dachte ich da nur wieder für einen Unsinn? Das musste an meiner Müdigkeit liegen, denn Tom und ich waren seit Stunden auf den Beinen und hatten genauso lange gebraucht, um dieses Dorf überhaupt zu finden. Es war das letzte Stückchen Zivilisation, bevor es nur noch den Regenwald vor uns gab. Der Regenwald, in dem mein Michael vor über einem halben Jahr verschwunden war.

Schuldgefühle überfielen mich. Ich hatte zu lange gebraucht, bis ich das nötige Geld für diese Reise zusammen hatte. Michael konnte inzwischen Gott weiß was passiert sein. Dass er wirklich mit einem Fremdenführer durchgebrannt war, daran glaubte ich jedenfalls keine Sekunde. Michael war verlässlich und bodenständig. Niemals würde er sein Leben einfach so aufgeben und alles hinter sich lassen. Niemand würde das so einfach tun!

Ich schüttelte meinen Kopf und konzentrierte meine Aufmerksamkeit dann wieder auf Tom. Ich war so dankbar, dass er mit auf die Suche gekommen war, aber er könnte für meinen Geschmack etwas optimistischer sein.

»Einige von denen müssen uns verstehen. Professor Tremane hat genau hier seine Fremdenführer angeheuert.«

Tom zuckte die Schultern. »Dann wollen sie uns anscheinend nicht verstehen.«

Ich raufte mir die Haare, denn ganz so sah es aus. Was sollte ich jetzt tun? Mit Geld winken, wovon ich nicht mehr wirklich viel zur Verfügung hatte, wie es Tremane getan hatte? Seufzend griff ich nach meiner Brieftasche, aber ich kam nicht mehr dazu, ein paar Scheine zu zücken.

»Steck das mal lieber schnell wieder weg, bevor hier einige auf die Idee kommen, dass ihr lohnenswerte Beute sein könntet.«

Ich drehte mich erstaunt der Stimme zu, die in einem akzentfreien Englisch zu mir sprach und musste dann erst mal heftig schlucken. Vor mir stand ein Mann, der gerade mal auf Augenhöhe mit mir kam - das bedeutete, er war auch unter 1,70m. Er war ganz offensichtlich kein Einheimischer, obwohl er sich so kleidete, sprich, er trug nur einen Lendenschurz, der seine helle Haut eindrucksvoll hervorhob. Wie hatte er es geschafft, hier so blass zu bleiben? Und was waren das für rote Male, die sich über seinen Körper zogen? Feuermale?

»Scheiße, diesen Anblick werde ich nie wieder aus meinem Gedächtnis löschen können«, flüsterte mir Tom zu und musste sich dann abwenden.

Ich konnte es ihm nicht verdenken, denn ich war auch ziemlich ... irritiert. Der junge Mann war ziemlich dürr. Die langen braunen Haare standen ihm in unnatürlichen Winkeln vom Kopf ab und seine Augen ... Tja, die waren wohl das seltsamste, denn sie waren riesig - Glubschaugen - und passten so gar nicht zu dem zierlichen Kerl. War mir alles egal. Ich war nur froh, dass ich endlich jemandem begegnet war, der mich verstehen konnte.

»Ihr sucht nach jemandem?«

»Ja!« Ich hielt dem Kerl sofort Michaels Foto unter die Nase. »Das hier ist mein Freund. Er ist vor einiger Zeit hier in der Nähe verschwunden.«

Ein Schmunzeln legte sich über die Züge des Mannes, während er das Foto ergriff und es genauer in Augenschein nahm. »Hm, der Kerl auf dem Bild sieht verdächtig nach Michael aus.«

Tom und mir fiel alles aus dem Gesicht. Hatten wir hier etwa einen Volltreffer gelandet? »Sie kennen ihn?«, hakte Tom aufgeregt nach, weil es mir kurzzeitig die Sprache verschlagen hatte.

»Kennen ist zu viel verlangt«, erwiderte der Kerl und setzte einen nachdenklichen Blick auf. »Aber von weitem gesehen hab ich ihn schon mal und auch so einiges gehört.«

»Was? Wo?« Äh, sinnvolle Sätze bilden, war bei mir wohl gerade nicht.

»Kommt doch mit in meine Hütte, da können wir drei ungestört reden«, schlug unser neuer Freund vor und so folgten wir ihm auch völlig arglos bis zu einer kleinen Lehmhütte am Rande des Dorfes.

»Sieht nicht sehr einladend aus«, flüsterte mir Tom zu, doch das hielt mich nicht auf und so befand ich mich nur wenige Sekunden später im Inneren der spartanischen Hütte. Es gab einige Matten auf dem Boden und in der Ecke stand so etwas wie ein Waschtisch, ansonsten gab es mit den Augen nichts zu erkunden.

»Die Hütten dienen nur zum Schlafen und Ausruhen«, entschuldigte sich unser Gastgeber sofort, als hätte er gespürt, dass wir etwas verwundert waren. »Aktivitäten aller Art und das gemeinsame Essen findet immer in der großen Gemeinschaftshütte in der Mitte des Dorfes statt. Ihr habt das große Rundhaus bestimmt bemerkt.«

Hatten wir nicht, aber das mussten wir ja nicht zugeben und so nickten Tom und ich nur. Wir hatten uns kaum auf die Matten gesetzt, da kam ein weiterer Mann in die Hütte. Als er uns sah, hielt er mitten im Schritt inne und schaute uns äußerst verdutzt an.

»Oh, Tripple, du hast Besuch?«

Tripple hieß unser Gastgeber? Tom konnte sich kaum sein Lachen verkneifen, deshalb versetzte ich ihm einen unauffälligen Stoß gegen die Rippen und wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Neuankömmling zu. Der Mann war klein und dickbäuchig und trug Safarisachen inklusive des typischen Hutes, für den ich mich in diesem Moment fremdschämte. Ehrlich Mann, ging es noch abgedroschener?

»Kevin! Gut, dass du kommst. Ich hab neue Bekannte gemacht und ganz vergessen, ihnen etwas zu trinken anzubieten. Würdest du uns etwas von deinem Spezialtee holen?«

»Spezialtee?« Dieser Alphakevin schien erst nicht zu wissen, was Tripple meinte, doch nach einem scharfen Blick von diesem, hob er einen Finger in die Luft und nickte eifrig. »Oh, verstehe! Äh, Spezialtee, alles klar.«

Mit diesen Worten verschwand er auch schon wieder und ließ meinen Freund und mich völlig verwirrt zurück.

»Also egal, was in diesem Tee drin ist, ich trink das ganz bestimmt nicht«, flüsterte mir Tom ins Ohr und ich konnte auch nur bekräftigend nicken. Man konnte mir ja gut und gerne Naivität unterstellen, aber das Getue eben hatte selbst mich misstrauisch gemacht. Hier wollte uns doch niemand vergiften, oder?

»Also ... äh, Tripple«, begann ich, um mich von meinen beunruhigenden Gedanken abzulenken. »Sie sagten, Sie hätten Michael schon einmal gesehen? Wann?«

Unser Gegenüber zog ein nachdenkliches Gesicht. »Oh, das muss ungefähr zwei oder auch drei Wochen her sein.«

Vor so kurzer Zeit? Ich sah ihn mit großen Augen an. »Und sie sind sich sicher?«

»Aber natürlich. Ich erinnere mich immer an ein hübsches Gesicht. Selbstverständlich sind mir seine zwei Begleiter auch sehr gut im Gedächtnis geblieben. Auch hübsche Kerle, aber etwas zu ... bissig für meinen Geschmack. Und besitzergreifend! Himmel, ich sag euch, ich bin kaum näher als zehn Meter an Michael herangekommen, da wollten die mich auch schon zerfleischen! Barbaren, sag ich nur! Barbaren!«

Das klang in meinen Ohren alles ziemlich wirr. »Äh, er hatte zwei Begleiter bei sich?«

Tripple nickte und schien bei dem Gedanken an die zwei noch immer sehr aufgebracht zu sein. »Ein Panther und ein Jaguar. Üble Gesellen! Es schüttelt mich, wenn ich nur an sie denke.«

Und vorbei war es mit meiner großen Hoffnung. Tom warf mir einen vielsagenden Blick zu und ich ließ resigniert den Kopf hängen. Das hier war eindeutig eine Sackgasse und der Mann vor uns nichts anderes, als ein geistig gestörter Mensch, der in seiner eigenen Fantasiewelt lebte.

»Sie meinen also, Michael hatte Tiere als Begleitung dabei«, fragte ich sicherheitshalber noch mal nach, doch als der Mann eifrig nickte, wollte ich eigentlich gar nichts mehr hören. »Alles klar! Ich denke, Tom und ich gehen dann mal wieder. War nett, Sie kennengelernt zu haben.«

Ich wollte aufstehen, doch Tripple stieß einen zischenden Laut aus und packte mich am Arm. »Du glaubst mir nicht?«

»Äh, nein!«, gestand ich und versuchte seine Hand abzuschütteln. Es gelang mir nicht, denn er fasste nur noch fester zu. »Lassen Sie los, Mann!«

Tat er nicht. »Du bist dumm, wenn du dich von deinem menschlichen Glauben leiten lässt. Es gibt sie! Es gibt Tiere, die wie Menschen aussehen und sich auch jederzeit in eines verwandeln können. Genau solche Wesen haben auch Michael geschnappt. Er ist bereits verloren, aber du hast noch eine Chance, wenn du sofort von hier verschwindest!«

»Sie sind ja übergeschnappt!«, schrie ich und riss mich endlich los. Tom war bereits auf die Füße gesprungen und half mir schnell auf. »Wollen Sie mich mit Ihren Schauergeschichten etwa von meiner Suche abbringen? Vergessen Sie es, Mann!«

Tripple wurde schlagartig ruhig, verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte mich hintergründig an. »Deine Suche ist eh für’n Arsch. Du wirst deinen Geliebten nicht zurückbekommen, da er längst zu anderen gehört. Du übrigens auch. Du hast nämlich einen Fehler gemacht und hättest nicht in dieses Land kommen dürfen.«

»Was wollen Sie mir damit sagen?«

»Oh, armer, armer Derek.« Mir lief es kalt den Rücken runter, als ich meinen Namen aus seinem Mund hörte, denn ich hatte mich ihm noch gar nicht vorgestellt. »Du hast keine Ahnung, was es für mächtige Kreaturen auf dieser Erde gibt. Und genau ein solches Wesen hat dich gewittert, kaum dass du den ersten Fuß auf dieses Land gesetzt hast. Traurig, was wird nun mit dir passieren? Wirst du dich von ihm finden lassen? Oder wirst du doch schlau sein und sofort in den nächsten Flieger nach Hause steigen? Ich hoffe, du wählst weise.«

»Derek, hör gar nicht hin, was dieser Irre von sich gibt! Er ist ganz offensichtlich gestört!« Tom langte nach meinen Armen und drängte mich auf den Ausgang der Hütte zu. Ich wehrte mich auch gar nicht dagegen, denn er hatte absolut recht.

»Hey, bleibt hier! Wir haben doch noch gar keinen Tee getrunken!«

»Steck dir deinen Tee in den Arsch!«, fauchte ich ärgerlich und war schon fast im Freien, als auch noch dieser Kevin zurückkam. Mit dem vielgepriesenen Tee. Natürlich!

»Oh, ihr geht schon?«

»Ja, dein Kumpel hat einen an der Klatsche. Du suchst ihm besser einen guten Psychiater«, antwortete Tom erstaunlich ruhig und machte dabei Drehbewegungen mit seinem Finger, die seine Worte unterstreichen sollten.

»Oh!«, machte der kleine Dicke nur und sah hinter uns zu seinem Freund. »Also kein Tee mehr?«

Boah! Was hatten die nur alle mit ihrem Tee? Wir waren hier nicht in England, wo ich dieses Gehabe durchaus noch verstanden hätte. Weiter zu diskutieren, würde aber nichts bringen, das war selbst mir klar und so ließ ich Dick und Doof mit ihrem Tee einfach stehen und machte mich schleunigst vom Acker.

»Heiliges Kanonenrohr, was sind hier Verrückte am Start!«, lachte Tom vergnügt, als wir endlich genug Abstand zwischen uns und den komischen Kauzen gebracht hatten.

»Hör auf zu lachen. Ich finde das nicht witzig«, beschwerte ich mich und suchte dabei ein ruhiges Plätzchen, um das von eben erst mal verdauen zu können. Letztendlich ließ ich mich einfach hinter der nächsten Hütte nieder und ließ den Kopf auf meine Knie fallen. »Hast du gehört, was der Kerl gesagt hat? Das hat mir echt Angst gemacht, Mann!«

Tom setzte sich neben mich und schlang einen Arm um meine Schultern. »Nimm das doch nicht ernst, Derek! Es gibt keine Menschen, die sich in Tiere verwandeln können und ganz bestimmt sucht dich auch kein solches Wesen. Dieser Tripple hat nur eine blühende Fantasie.«

»Aber warum sagt er so was? Ich dachte, er würde Michael wirklich kennen, immerhin kannte er seinen Namen. Apropos Namen, meinen kannte er auch! Woher wusste er ihn?«

Tom zuckte ratlos die Schultern. »Nach Michael haben wir nun doch schön öfters gefragt. Er hat es bestimmt mitgekriegt. Und ich habe dich bestimmt auch schon mal mit deinem Namen angesprochen. Er hat wahrscheinlich einfach lange Ohren gemacht und sich dann diese seltsame Geschichte zusammengereimt. Nun überleg doch mal, dieser Kerl läuft nur im Lendenschurz herum und lebt im Dschungel. Der muss doch was am Oberstübchen haben.«

Das stimmte wohl. Zudem klang es logisch, was Tom da sagte. Leider hatte ich trotzdem noch ein total mulmiges Gefühl in der Magengegend. Ich war nicht wirklich ein mutiger Mensch, war es nie gewesen und der Verrückte hatte mir jetzt echt einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Hatte ich mich mit der Suche übernommen?

»Willst du jetzt etwa aufgeben? Jetzt, wo wir endlich hier angekommen sind?«

Wollte ich das? Natürlich nicht! Ich vermisste meinen Michael so schrecklich und wollte ihn wiederhaben!

Tom sah die Entschlossenheit in meinen Augen und grinste breit. »Sehr gut, mein Häschen. Diesen Ausdruck will ich sehen. Und jetzt steh auf, wir haben heute noch viel vor!«

»So lange du mir jetzt nicht mit Teetrinken kommst, bin ich zu allem bereit.«

Tom lachte mich an. »Natürlich nicht, du Idiot! Aber der Besuch beim Verrückten war gar nicht mal schlecht, denn wenigstens hat er uns einen guten Hinweis gegeben.«

»Aha, und welchen?«

Ich bekam ein resigniertes Seufzen entgegengeschleudert. »Denkst du auch mal selbst mit? Ich spreche von dieser Gemeinschaftshütte, die der Kerl erwähnt hat. Wir gehen da jetzt hin und winken mit Michaels Foto. Wäre doch gelacht, wenn wir da nicht jemanden finden würden, der uns weiterhelfen kann.«

Das klang nach einem guten Plan. Wenn es auch unser einziger war. Und so ging die Suche weiter und ich konnte nur hoffen, dass uns unterwegs kein Tierwandler begegnete.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.02.2019

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