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Fordern die Rechten bald einen Ariernachweis?

 

Es ist nach dem Geheimtreffen von Rechtsradikalen mit Mitgliedern der AfD und der Werteunion und der Haltung von Rechtsradikalen zu befürchten, dass Bürger mit Migrationshintergrund abgeschoben werden könnten, wenn sie an die Macht kämen.

 

Die bei dem geheimen Treffen am 25. November 2023 im Hotel „Landhaus Adlon“ bei Potsdam ausgesprochenen Gedanken über eine mögliche Ausweisung von deutschen Staatsbürgern mit Migrationshintergrund könnten ähnlich wie damals der Ariernachweis der Nationalsozialisten zu einer furchtbaren Realität werden. – Die Rechten sprechen von gebürtigen Deutschen und von „Passdeutschen“. Nach Auffassung der Rechten gilt für die „Passdeutschen“ nicht das grundgesetzlich verbürgte Staatsbürgerrecht.

 

Während das in Potsdam noch heimlich hinter verschlossenen Türen erörtert wurde, grölte man am Pfingstsonntag, dem 19. Mai 2024, auf der Insel Sylt und seitdem in vielen Orten öffentlich „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus“ nach der Melodie des Party-Hits von 2001 „L’Amour toujours“ des italienischen Komponisten Gigi D’Agostini. Dieser Hit ist inzwischen so was wie die Hymne der Rechtsradikalen geworden. So sah man sich gezwungen, das Abspielen dieses Schlagers bei öffentlichen Musikveranstaltungen und den zahlreichen Public-Viewing-Veranstaltungen anlässlich der Fußball-EM zu untersagen.

 

Das erinnert mich daran, dass auch die Nationalsozialisten lange vor ihrer Machtergreifung „Ausländer raus“ riefen und bereits seit 1920 darüber nachdachten, wie Bürger in verantwortlicher Stellung ihre arische Abstammung nachweisen können. Für alle Beamten und ihre Ehepartner wurde ein „kleiner Ariernachweis“ erdacht, welcher eine arische Abstammung ab 1. Januar 1800 nachweisen sollte, und für Angehörige der SS ein „großer Ariernachweis“, welcher eine arische Abstammung ab 1. Januar 1750 nachweisen sollte. Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurden diese Überlegungen zum Gesetz erhoben.

 

Aber auch bekannte Diktatoren hatten einen Migrationshintergrund und stammten ursprünglich nicht von dem Volk ab, welches sie regierten. So war beispielsweise Napoleon kein Franzose, sondern Korse, Stalin kein Russe, sondern Georgier und Hitler kein Deutscher, sondern Österreicher.

 

Doch bis zu welcher Generation zurück ist man heute in den Augen der Rechten „deutscher Staatsbürger mit Migrationshintergrund“? Habe ich einen Migrationshintergrund, weil einer meiner Urgroßväter väterlicherseits aus dem tschechischen Teil des Erzgebirges, aus Jachimov (Joachimsthal) kam und ein Urgroßvater mütterlicherseits in einem französischen Dorf bei Straßburg lebte? – Für die Nationalsozialisten fielen Tschechen und Franzosen nicht unter den Arierparagrafen, weil es in den Grenzregionen zu diesen Ländern schon seit Jahrhunderten viele Verbindungen gab. So wäre ich nach der Lesart der Nationalsozialisten trotz dieser beiden nicht deutschen Urgroßväter Arier. Doch gilt das auch bei der AfD, oder wäre ich dann „Deutscher mit Migrationshintergrund“ und müsste eine Ausweisung befürchten, wenn diese an die Macht kämen?

 

Impressum

Satz: Zuerst im Februar 2024 unter www.belletistica.com veröffentlicht. Doch die Website ist oft nicht erreichbar und wird am 31.12.2025 abgeschaltet.
Tag der Veröffentlichung: 21.05.2025

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