-und die Rotlichtviertel in Berlin und Hamburg
Wenn von "Farben des Lebens – die Farbe Rot" gesprochen wird, dann fällt mir immer Benjamin und seine Verbindungslinien zu den „Rotlichtvierteln“ in Berlin und Hamburg ein.
Zu Beginn des Jahres 1978 kam der zehnjährige Benjamin aus West-Berlin in unsere Einrichtung. Er lebte seine ersten zehn Lebensjahre in einem Berliner Kinderheim, da man seiner Mutter, die in Berlin als Prostituierte lebte, ihn schon im Säuglingsalter weggenommen hatte. und er in ein Berliner Kinderheim gekommen war. Dort war Benjamin mit seinem Verhalten untragbar geworden. Deshalb entschied das für ihn als Vormund zuständige Jugendamt Berlin-Tiergarten, er müsse weit weg von der Großstadt Berlin in einem Heim in Schleswig-Holstein in ländlicher Umgebung aufwachsen.
Zur damaligen Zeit war es üblich, Prostituierten die Kinder unmittelbar nach der Geburt durch das Jugendamt wegzunehmen, den Müttern durch das Vormundschaftsgericht das Sorgerecht zu entziehen und dem örtlich zuständigen Jugendamt zu übertragen. Das wurde in allen deutschen Jugendämtern so gehandhabt. – Die Akte der Mutter wurde mit dem Kürzel „hwG“ (häufig wechselnder Geschlechtsverkehr) vermerkt. So wusste jeder Sachbearbeiter, der die Akte zur Hand nahm, dass es sich hier um eine Prostituierte handelte.
Die Vormundschaftsgerichte entschieden sich in solchen Fällen immer für eine Sorgerechtsentziehung. Das änderte sich allmählich mit einer toleranteren Sichtweise zur Prostitution in der Gesellschaft und erlangte erst am 1. Juli 1998 mit dem Inkrafttreten des Kindschaftsrechtsreformgesetzes eine neue gesetzliche Grundlage. Auch ein Leben in einer Pflegefamilie kam bis dahin in den meisten Fällen für
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 31.01.2021
ISBN: 978-3-7487-7602-4
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