Und die Frage, die ihn bewegt
Als ich 1961 fast 23 Jahre alt war, bekam ich kurz vor Ostern 1961 während meiner Ausbildung zum Diakon und Wohlfahrtspfleger, heute Sozialarbeiter genannt, die Leitung einer „Familie“ im Haus „Kastanie“ übertragen („Familie“ nannte man seit Gründung des Rauhen Hauses in Hamburg durch Johann Hinrich Wichern im Jahre 1833 die Gruppen). Und die Erzieher wurden von den Jungen mit „Bruder“ und Familiennamen angeredet. Das hat bei meinem Familiennamen einen besonderen Reiz: „Bruder Martin“. Das klingt geradezu klösterlich.
Vorher war ich ein Jahr lang als Bruder in einer „Familie“ Gehilfe, d.h. zweiter Erzieher. Doch nun hatte ich im Verlauf meiner Ausbildung ein Jahr lang Pädagogik in der Theorie genossen und war damit zum „Familienleiter“ qualifiziert. In der „Familie“ lebten acht Jungen im Alter von zehn und elf Jahren. Sie alle besuchten die Sexta oder Quinta, die erste oder zweite Klasse des Gymnasiums „Wichernschule“ im Rauhen Haus. Und da damals das Personal sehr knapp war, bekam ich keinen Gehilfen. So war ich gezwungen, ein Jahr lang, 365 Tage mal 24 Stunden ohne Pause für diese acht Jungen verantwortlich zu sein.
Mein Tagesablauf war so geregelt, dass ich, wenn die Jungen an den sechs Wochentagen, denn damals gab es noch keine Fünf-Tage-Woche, diese wurde erst ab 1965 in verschiedenen Industriezweigen
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 31.07.2020
ISBN: 978-3-7487-5539-5
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