Die arme Köhlerfamilie
Mir kam diese Geschichte zu Ohren, die sich irgendwo vor sehr langer Zeit kurz vor Weihnachten so zugetragen haben soll. Ja irgendwann in einem fremden Land, das heute niemand mehr so richtig benennen kann, soll dieses, was nun hier berichtet wird, vorgekommen sein. In einem großen Wald soll sich damals alles so abgespielt haben.
In diesem Wald, da wohnte in einer ärmlichen Hütte ein Köhler mit seiner Frau. Beide hatten eine kleine Tochter von sechs Jahren, die sie über alles liebten. Der Vater dieses Kindes arbeitete täglich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang um seine Familie so gut wie es ging durch zubringen. Seine Holzkohle die er brannte, war von sehr guter Qualität. Doch der Verkauf seiner Kohle war nicht einfach. Sein Esel den er zum Transport bis in die Stadt benötigte, war ihm bereits gestorben. Um sich einen neuen zu kaufen brauchte er viel Geld, und das hatte er nicht. Nun musste er seine Kohle selber in die Stadt tragen, denn einen Wagen konnte er sich auch nicht leisten.
Allmählich machte sich zu Hause auch der Hunger breit. Ohne genügend Verdienst, den die Kohle einbrachte, war es nicht möglich gut zu leben. Die Frau des Köhlers half wo sie nur kannte. Im Sommer pflückte sie all das Essbare was der Wald hergab. Sie trocknete die Früchte die sie sammelte. Im Herbst fand sie viele Pilze, die sie für den Winter haltbar machte. Ihre kleine Tochter half ihrer Mutter stets dabei.
Das Leben der Familie war nicht einfach. Der Hunger war im Hause des Köhlers immer ein Gast. Vater und Mutter sparten sich vieles vom Munde ab. Ihrer Tochter sollte es an nichts fehlen, denn sie war ihr Sonnenschein. Für sie opferten sich beide auf.
Eines Tages war es wieder soweit, der Vater nahm sich einen Sack voll Kohle und ging damit zur Stadt, um sich dort wieder etwas Geld zu verdienen. Unterwegs traf er ein sehr altes Mütterchen, welches ihm mit ein wenig Holz auf dem Rücken entgegen kam.
„Guten Tag Mütterchen“, sagte der Köhler, „darf ich dir helfen? Dein Bündel Holz ist dir doch bestimmt viel zu schwer?“ „Danke guter Mann, du hast doch auch schwer zu tragen, sehe ich. Es geht schon, ich habe es nicht mehr so weit bis zu meinem Haus.“ „Nein Mütterchen ich bin ein Köhler, ich bin schwere Last gewöhnt. Ich helfe Dir sehr gerne.“ „Nun gut, so soll es sein“, sprach das Mütterchen und gab dem Köhler ihr Holz. Er nahm es auch noch Huckepack und brachte es zum Haus der Alten.
Ach wie war die Alte froh. Mit dem Holz konnte sie endlich ihren alten Ofen heizen. In kurzer Zeit wurde es wieder richtig warm. Doch das bisschen Holz, was die Alte gesammelt hatte war sehr schnell aufgebraucht, denn es war gerade genug einen Kessel mit Wasser heiß zu machen, um einen wunderbaren Tee aufzubrühen. Allmählich verging die Zeit. Draußen wurde es nun schon langsam dunkel. Der Weg in die Stadt der war noch sehr weit, um seine Kohle dort zu verkaufen.
Heute werde ich die Stadt nicht mehr erreichen, was mach ich jetzt?
So ging es dem Köhler durch den Kopf.
Das Mütterchen konnte seine Gedanken lesen.
„Bleib bei mir diese Nacht. Morgen kannst du deinen Weg fortsetzen. Hier kannst du dich ausruhen und schlafen.“
Das Feuer im Herd war schon fast herunter gebrannt, weil das Holz der Alten schon fast gesamt verfeuert war.
Da nahm der Köhler aus seinem Sack ein wenig Holzkohle und feuerte den Ofen wieder richtig an. Die Flammen tanzten nur so. Im Nu war es wieder wohlig warm und man begab sich zur Ruh.
Am nächsten Morgen, ganz früh, wollte sich der Köhler auf dem Weg in die Stadt machen um seine Kohle die er noch hatte, zu verkaufen. Doch was war das. Der Sack war viel schwerer als zu vor. Als er von zu Hause losgegangen war, war der Sack doch viel leichter. Er konnte ihn kaum auf seinem Rücken bringen. Was war bloß geschehen. Das Alte Mütterchen lächelte und sagte: „Schau doch einmal hinein, du wirst staunen.“ Der Köhler tat wie ihm geheißen. Er öffnete den Sack. Was er da sah machte ihn sprachlos. Die Kohle war nicht mehr da. Lauter Goldstücke waren statt der Kohle darin. Er konnte es kaum glauben.
„Weil du ein herzensguter Mensch bist, weil du mir geholfen hast, will ich dich hiermit reichlich beschenken. Sei Klug und Weise und gehe mit dem Gold gut um. Stellst du es richtig damit an, wird es dir und deiner Familie immer gut gehen. Nun mach dich auf den Weg nach Hause, deine Lieben warten bestimmt schon auf dich.
„Danke liebes Mütterchen, danke für diese reiche Gabe.“
Der Köhler warf sich den Sack über die Schulter, verabschiedete sich von dem Mütterchen und begab sich auf dem Heimweg. Nach ein paar Schritten drehte er sich noch einmal herum um dem Mütterchen zu winken. Doch was war das? Das Haus und die Alte waren verschwunden. Er konnte dieses nicht begreifen. Der Sack auf seinem Rücken war immer noch schwer. Als er eine Pause machte und in den Sack sah, stellte er fest, dass das Gold immer noch da war.
Glücklich erreichte er sein zu Hause. Seine Frau und seine Tochter, die ihn schon sehnsüchtig erwartet hatten, waren froh ihn wieder in ihre Arme schließen zu können.
Als er dann zeigte was in seinem Rucksack war, war im Haus der Teufel los.
Obwohl nun immer Geld und keine Not mehr im Hause war, vergaß der Köhler nicht, dass seine Kohle der Ursprung seines Glückes waren.
Das anstehende Weihnachtsfest konnte endlich einmal ganz groß gefeiert werden.
Die Wünsche der kleinen Tochter wurden alle erfüllt. Das Strahlen ihrer Augen war der größte Lohn der Eltern.
Was will uns diese Geschichte sagen?
Wer Anderen hilft ohne an sich selber zu denken, dem wird auch geholfen, und das ist doch das Schönste auf der Welt.
Texte: Ulf Heimann
Bildmaterialien: Mike Tettinger Picasa. com
Tag der Veröffentlichung: 19.12.2012
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