Cover



Aus dem Auge, aus dem Sinn






Die kurze Geschichte, die ich hier aufgeschrieben habe, ereignete sich zu der Zeit als die DDR noch existierte. Wir hatten damals so viel Kontakt mit Leuten aus der Nachbarschaft. Unsere Kinder spielten gemeinsam und wir Eltern saßen oft beisammen. An schönen Tagen grillten wir alle zusammen. Wir Männer machten einen Kasten Bier nieder, die Frauen tranken Wein oder auch einmal eine Flasche Sekt. Wir waren wirklich eine schöne Runde. Einen Grund zum Feiern gab es immer wieder einmal. War irgendjemand in Schwierigkeiten, so wurde ihm geholfen. Eine gegenseitige Hilfe war für alle Ehrensache. Es war so schön, einen solchen Freundeskreis zu haben, denn wir mochten uns wirklich alle sehr.
Die Hilfe ging sogar so weit, dass man einem Freund, dessen Auto in der Werkstatt war, das eigene Auto borgte, damit er pünktlich auf seiner Arbeitsstelle erscheinen konnte. Wer macht das schon? Wer trennt sich schon von seinem PKW? Dem Freund konnte aber dadurch sehr geholfen werden.
Wie gesagt wir hatten alle zusammen eine schöne Zeit.
Dann kam die Wende. Die alten Hausbesitzer bekamen ihre Häuser wieder zurück und hatten viel damit vor.
Es begannen die ersten Sanierungen, so dass die meisten Familien so nach und nach weg ziehen mussten. Einigen fiel der Weggang aus ihrer alten Umgebung sehr schwer. Man versprach sich immer in Verbindung zu bleiben.
Doch es kam wie so oft ganz anders.
Mit dem Wegzug brachen die Verbindungen ab und mit ihr auch die Freundschaft.
So hat sich das alte Sprichwort wieder einmal bestätigt:

Aus dem Auge, aus dem Sinn,

und das finde ich sehr schade.



Impressum

Texte: Ulf Heimann
Bildmaterialien: Andreas Kroll/Pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 14.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /