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Es ist kalt im Märchenwald


Eisig ist’s und bitter kalt,
dieses Jahr auch im Märchenwald.
Selbst der Babajaga geht’s nicht gut,
sie friert so sehr, kalt ist ihr Blut.

Kaum Feuerholz ist noch da,
vor Kälte zittert Babajaga.
Kein Zauberspruch will ihr gelingen,
Holz wird ihr deshalb niemand bringen.

Auch ihr Besen fliegt nicht mehr,
denn bei dieser Kälte tut der sich schwer.
Also lässt sie ihn in der Ecke stehen,
irgendwie wird es schon weiter gehen.

Da schaute sie in ihr Feuer rein,
„Das geht mir aus“, hörte man sie schreien.
Plötzlich klopfte jemand an ihre Tür,
der Räuber Karl war’s, der stand vor ihr.


Rot im Gesicht und ganz durchgefroren,
mit Eistropfen an der Nase und den Ohren,
stand er da und zitterte sehr,
„Karl wo kommst du denn her?“

„Ich wollte machen einen Beutezug,
doch mir ist furchtbar kalt, ich hab genug.
Lass mich doch in dein Haus hinein,
es soll dein Schaden auch nicht sein.“

„Bring mir Holz mit, es liegt hinterm Haus,
ich bin alt und trau mich nicht hinaus.“
Murrend ging er los: „Das kann doch nicht sein,
hole ich kein Holz, lässt sie mich nicht rein.“

Nach fünf Minuten war er wieder da.
Hört nun zu was weiter dann geschah.
Das Feuer erholte sich ziemlich schnell,
auch ihr schwarzer Kater war gleich zur Stell’.


Der hatte sich nämlich versteckt in einer Ecke,
schlummerte dort unter einer alten Decke.
Zum Abendessen wurde es nun höchste Zeit,
eine Suppe stellte die Hexe dazu bereit.

Die gemacht war aus Spinnenbeinen,
von großen Spinnen und auch Kleinen.
Auch Käferaugen und vom Fliegenpilz Ragout,
das alles gab sie hinein, ihr Kater schnurrte dazu.

Froschschenkel angebraten mit hinein,
die Suppe sollte doch ein wenig fettig sein.
Mit Rinde gewürzt vom Birkenbaum,
und Tollkirschen die man merkte kaum.

Ach wie herrlich war dieser Duft,
der nun lag hier in der Luft.
Räuber Karl der staunte bloß,
sein Appetit war schon riesengroß.


Dann endlich war es so weit,
der Suppentopf stand nun bereit.
Die Hexe füllte die Teller voll,
Oh wie schmeckte diese Suppe toll.

„Hexe, das hast du aber gut gemacht,
darf ich noch hier bleiben diese Nacht,
oder muss ich wieder in die Kälte raus?
Lass mich noch übernachten hier im Haus.

Feuerholz werde ich dann morgen
für dich in der Frühe schon besorgen,
das stapele ich in deinem Haus,
so dass das Feuer geht nicht aus.“

„Leg dich hin Räuber Karl und halte Ruh,
auch ich mache jetzt meine Augen zu.“
Beide schliefen tief die ganze Nacht,
erst als die Sonne schien sind sie aufgewacht.


Früh bei Zeiten ging der Räuber raus,
holte noch einmal Holz fürs Hexenhaus.
Danach lies er sich das Frühstück munden,
welches er auf dem Hexentisch hat vorgefunden.

Nach dem Frühstück sprach er dann:
„Danke Hexe, meine Zeit ist ran.
Ich muss nun endlich weiter geh’n,
denn ich will nach neuer Beute späh’n.

Für dich springt sicher auch was raus,
dass ich dir dann mitbringe in dein Haus.“
Gut gesättigt zog er los,
obwohl die Kälte immer noch war groß.

Sein Abschied fiel ihr nicht so schwer,
sie wusste, Karl kommt wieder her,
wenn er wieder einmal ist in großer Not,
und Hunger hat auf ihr Hexenbrot.


Nun war die alte Hexe wieder ganz allein,
in ihren jetzt so warmen Hexenheim.
Ihr war jetzt warm, ach welch ein Glück,
und auch ihre Zauberkraft, die kam zurück.

Mit ihrem Besen der schnell aufgetaut,
hat sie sich einen Flug dann gleich getraut.
Sie flog auf ihm dann Kreuz und Quer,
und zauberte sich den Frühling her.

Seit dem war’s nicht mehr eisig, bitterkalt,
es grünte, blühte nun im Märchenwald.
Könnt ich zaubern wie die Hexe hier,
so wäre längst schon Frühling, glaubt es mir.

Leider kann ich nicht zaubern,
darum bleibt der kalte Winter hier.
Ich muss auch auf den Frühling warten,
warten ganz genau so, wie ihr.

Impressum

Texte: Ulf Heimann
Bildmaterialien: eigene Fotografie
Tag der Veröffentlichung: 13.02.2012

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