Jorinde und Joringel
Tief ganz tief im Walde drin,
lebte einst in ihrem Schlosse eine Zauberin.
Tagsüber nahm sie die Gestalt von Tieren an,
meist war sie eine Katze oder Eule dann.
Abends wollte sie wieder Zauberin sein,
und fühlte sich am wohlsten, wenn sie allein.
Keiner traute sich an dieses Schloss heran,
denn auf diesem lag ein böser Bann.
Trat einer in diesen Bannkreis rein,
der wurde verzaubert und erstarrte zu Stein.
Nur die Zauberin konnte das wieder beheben,
manch einen Betroffenen lies sie weiter leben.
Eine keusche Jungfrau, die hinein getreten,
wurde verzaubert, musste als Vogel weiter leben.
Eingesperrt in einem Käfig aus puren Gold,
So war es ihr Wille, so hat es die Zauberin gewollt.
Viele wussten was da im Wald geschah,
wenn man kommen sollte dem Schloss so nah.
Niemand ging deshalb in den Wald hinein,
und so blieb die Zauberin für sich allein.
Weit ab von diesem Wald, da lebte ein Liebespaar,
das war Jungfrau Jorinde, die Joringel versprochen war.
Beide waren so glücklich, Jorinde sein Sonnenschein,
total verliebt, gingen beide in den Wald hinein.
Gemeinsam beschlossen sie hier den Plan,
wie sie ihre Hochzeit feiern wollten, die stand bald an.
Und so kam man immer tiefer in den Wald hinein,
stand im Bannkreis, das niemals so sollte sein.
Joringel war gleich zu einem Stein erstarrt,
Jorinde durch den Zauber eine Nachtigall ward.
Dann flog eine Eule an Joringel vorbei,
die berührte ihn, da war er wieder frei.
Danach ist die Eule in einen Strauch geflogen,
aus dem eine Alte kam, deren Nase war gebogen.
Sie hatte Warzen am Mund und auch am Kinn,
sie sah aus, wie eben Hexen sind.
„Alte gebt mir meine Jorinde wieder her,
ich bitte euch, die gehört doch zu mir.“
„Du wirst sie nie wieder seh’n,
Sie wird bei mir als Nachtigall im Käfig steh’n.
Geh nach Hause, so soll es sein,
oder du wirst wieder so starr wie ein Stein.“
Weinend zog Joringel fort,
er lief und lief bis zu einen fremden Ort.
Dort hütete er die Schafe, dort war er frei,
dachte an seine Jorinde, die er hätte gerne dabei.
Dann kam eine Nacht, mit ihr ein Traum,
er träumte von einer Blume, die er kannte kaum.
Sie war blutrot mit einer Perle drin,
mit der konnte man zaubern, welch ein Gewinn.
„Diese Blume hätte ich so gern,
dann wäre meine Jorinde nicht mehr so fern.“
Joringel ging los, um die Blume zu finden,
viele Schwierigkeiten musste er überwinden.
Doch nach neun Tagen, da war es geschafft,
er fand die blutrote Blume mit ihrer Zauberkraft.
Jorinde befreien, das war nun sein Plan,
er ging in den Wald, kam am Bannkreise an.
Mutig trat er in diesen hinein,
die Blume half, er erstarrte nicht wie ein Stein.
Bald kam er am Tor des Schlosses an,
berührte es mit der Blume, schon wurde ihm aufgetan.
Begab sich in das Schloss hinein,
doch wo konnte die Nachtigall, seine Jorinde sein?
Er ging durch das Schloss und fand den Raum,
wo die Käfige standen, zählen konnte er sie kaum.
In jedem Käfig saß ein Vogel drin,
alle eingefangen, das empfand Joringel schlimm.
Als die Zauberin Joringel in der Kammer hat erblickt,
da wurde sie so wütend, ja fast verrückt.
Mit einem der Käfige, wollte sie geh’n,
doch das lies Joringel nicht gescheh’n.
Mit seiner Blume berührte er diesen dann,
im Nu stand Jorinde da, gebrochen der Bann.
Die Blume nahm der Alten noch ihre Zauberei,
alle eingesperrten Jungfrauen wurden auch frei.
Tage später, standen sie vor dem Traualtar,
sie waren so glücklich, ein wunderschönes Paar.
Alle feierten mit, das Fest war riesengroß,
die Alte Zauberin fehlte, man war sie für immer los.
Texte:
Copyright by Ulf Heimann, 2010
Bilder Copyright by Google Bilder
www.Google.com
Tag der Veröffentlichung: 28.04.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle die Märchen lieben