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Frau Holle




Eine Stiefmutter die verwitwet war,
hatte zwei Töchter, welch’ ungleiches Paar.
Marie war fleißig und sehr schön,
die andere Marie faul, hässlich anzuseh’n.

Sie liebte nur die Faule, ihr eigen Fleisch und Blut,
der Schönen gab sie keine Liebe, zu ihr war sie nie gut.
Die Schöne musste schuften, die Arbeit ging nie aus,
während die Lieblingstochter lebte in Saus und Braus.

„Heute wirst du spinnen, spinnst den ganzen Tag,
Nur wenn du damit fertig bist, ich dich sehen mag.“
Sie setzte sich an den Brunnen, das Spinnen ging recht gut,
plötzlich stach sie sich in den Finger, die Spule war voll Blut.

Marie nahm die Spule, wollt’ sie waschen rein,
die glitt ihr aus den Händen und fiel in den Brunnen rein.
Lief zur Mutter um zu berichten ihr Missgeschick,
ganz böse wurde die und schrie: „Hol die Spule sofort zurück.“

Voller Angst sprang sie in den Brunnen hinein,
kam auf einer Blumenwiese an, konnte das wirklich sein?
Sie machte sich auf den Weg, nach der Spule zu seh’n,
ging durch die Wiese die besonders wunderschön.


Marie ging weiter, kam an einem Backofen vorbei,
da hörte sie plötzlich: „ Hol uns raus, uns Brote drei!“
Sie nahm den Schieber, holte die Brote raus geschwind,
die kullerten weg, wo sie wohl abgeblieben sind?

Minuten später erreichte sie einen Apfelbaum,
seine reifen Äpfel waren so rot, ein wahrer Traum.
Sie wollten, dass Jeder vom Baum geschüttelt werde,
Marie tat’s gern, einer nach dem andern fiel auf die Erde.

Nachdem der letzte Apfel endlich runter fiel,
ging Marie weiter, war bald am Ziel.
Traf ein an einem schönen Haus,
aus dem eine freundliche, alte Frau schaute raus.

Frau Holle war’s, der Name an ihrer Türe stand.
Sie fragte: „Suchst du diese Spule hier, die ich fand?
Komm rein mein Kind, ich lad dich ein,
sollst mein lieber Gast mal sein.


Komm Marie setzt dich her zu mir,
iss mein frisches Brot und rote Äpfel, nimm sie dir.
Lass es dir schmecken, hast es verdient“,
dabei hat Frau Holle so freundlich gegrient.


Nach dem Essen, das wohlgetan,
fingen beide zu erzählen an.
„Marie kannst du mir helfen, ich schaff es nicht allein’?
Lohn wirst du bekommen, dein Schaden soll’s nicht sein?“

Natürlich wollt’ sie helfen, dieser freundlichen Frau,
sie tat’s gerne mit Liebe, machte alles genau.
Betten ausschütteln zur Winterzeit, mochte sie besonders,
denn dann hat es geschneit.

Dann kam der Tag, das Heimweh war da,
ihr liefen die Tränen, Frau Holle es sah.
„Du möchtest bestimmt nach Hause, du liebes Kind,
nimm deine Spindel mit, und gehe geschwind.

Unterm Tor blieb sie stehen und winkte zurück,
da regnete es Gold auf sie, stolz war sie vor Glück.
Der Hahn der sie zuerst zu Hause sah, der schrie:
„Kikeriki, kikeriki unsre Goldmarie ist wieder hie.“

Die Stiefmutter rannte mit der Tochter aus dem Haus,
beide standen da, sperrten den Mund ganz weit auf.
„Wo hast du das ganze Gold her? Sag es schon und sprich,
verrate es deiner Mutter, du weißt doch ich liebe dich.“


Goldmarie hat gleich erzählt wie und was geschah,
da schrie die andere Marie: „Ich habe einen Plan Mama.
Ich werfe eine Spindel in den Brunnen, springe hinterher,
Gold genug werden wir dann haben, bei meiner Wiederkehr.“

Schnell ausgeübt war dieser Plan,
und auch diese Marie kam auf der Blumenwiese an.
Am Backofen rannte sie ganz schnell vorbei,
sodass die Brote drin verbrennen mussten, die Drei.

Äpfel schütteln von Apfelbaum,
das fiel ihr auch nicht ein, nicht mal im Traum.
Außer Atem kam sie an, am Frau Holle Haus,
die auch wieder schaute aus dem Fenster raus.

„Komm rein mein Kind, ich lad dich ein,
sollst mein lieber Gast mal sein.
Du musst bestimmt großen Hunger haben,
setz dich zu mir, lass uns an Brot und Äpfeln laben.“


„Das Brot kann man nicht essen, das ist total verbrannt.“
„Anderes hab ich nicht, bist ja am Ofen vorbei gerannt.“
„Die Äpfel sind verdorben, davon schmeckt keiner mehr.
Gib mir bloß was andres, mein Magen der knurrt so sehr! “


„Marie wirst du mir helfen, ich schaff die Arbeit nicht allein’?
Lohn wirst du bekommen, dein Schaden soll’s nicht sein?“
„Erst will ich mal was essen, dann leg ich 'ne Pause ein,
wenn ich ausgeschlafen bin helfe ich dir, kann sein.

Und so vergingen viele Tage, Frau Holle schuf allein
Marie blieb faul und träge, nein dass durfte so nicht sein.
Nicht ein Bett hat sie ausgeschüttelt, in der Winterzeit,
auf der Erde gab’s keinen Schnee, es hat nicht mehr geschneit.


Dann kam auch bei ihr der Tag, das Heimweh nah,
ihr liefen die Tränen, Frau Holle das auch wieder sah.
„Du möchtest bestimmt nach Hause, mein Kind,
nimm deine Spindel mit, und gehe geschwind.

Unterm Tor bleibe stehen bekommst dort den Lohn“,
kaum hatte sie das gehört rannte sie auch schon davon.
Nicht mal gewunken hat sie und auch kein Blick zurück,
nur schnell zum Tor, zum erhofften Glück.

Kaum stand sie im Tor, da bekam sie ihren Lohn,
Pech ergoss sich über sie, schreiend lief sie davon.
Es klebte fest an ihr, was für eine Pein,
sie hatte es nicht anders verdient, es musste wohl so sein.


Zu Hause hat sie sich so gleich versteckt,
weil sie sich schämte, nur der Hahn hatte sie entdeckt.
Und so krähte er die Nachricht laut raus wie noch nie:
„Kikeriki, kikeriki unsre Pechmarie ist wieder hie.“

Nicht nur die faule Pechmarie schämte sich sehr,
nein ihre Mutter, die schämte sich noch mehr.
Man hat die Beiden nie mehr wiedergeseh’n,
nur noch Goldmarie, die immer blieb so wunderschön.



Impressum

Texte: Copyright by Ulf Heimann, 2010 Bilder Copyright by Google Bilder www.Google.com
Tag der Veröffentlichung: 22.04.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle die Märchen lieben

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