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Mein Traum, der erst nach der Wende in Erfüllung ging.




Wie jeden Jungen in der damaligen DDR ereilte auch mich der Tag, an dem ich zur Volksarmee einberufen wurde.
Ich weiß es auch heute noch ganz genau. Es war der zweite Mai 1968.

Nach zehn Jahren Schule und zweieinhalb Jahren Lehre als Elektriker, in einer Schokoladenfabrik, wurde ich nach kurzer Berufstätigkeit eingezogen.

Ich dachte mir, je eher desto besser, denn dann habe ich es schneller hinter mir.
Erwähnen muss ich noch, dass ich mich als Soldat auf Zeit verpflichtet hatte.
Ich wollte unbedingt zur Marine, denn mein größter Wunsch, den ich schon als Kind hatte, war, ich wollte zur See zu fahren. Meine Armeezeit sollte mir als Sprungbrett dafür dienen.

Meine Mutter brachte mich mit Tränen in den Augen zum Zug. Mit diesem Zug fuhr ich in die Kreisstadt, da dort der Treffpunkt für alle neu Eingezogenen die aus dem Kreis stammten, war.
Hier traf ich viele Jungs wieder, die ich kannte und auch andere Jungs. Jungs, die wie ich einrücken mussten.

Durch einen NVA-Angehörigen fuhren wir dann gemeinsam mit einem anderen Zug nach Leipzig.
Als wir durch meinen Heimatort fuhren, konnte ich meiner Mutter noch einmal zu winken, sie stand diesmal auf dem anderen Bahnsteig und weinte immer noch.

Vor dem Leipziger Hauptbahnhof wurden wir aufgeteilt. Hier übernahmen uns „Blaue Jungs“,
die mit uns dann weiter in Richtung Stralsund fuhren.

In Stralsund begann dann der Ernst des Lebens. Hier wurden wir als Matrosen eingekleidet und aufgeteilt.
Dann fing sie an, die Grundausbildung.
Diese Ausbildung war kein Zuckerschlecken.
Oftmals verglich ich das, was wir hierbei erlebten, mit dem was mein Vater zu seiner Zeit in der Wehrmacht erlebte. Nicht anders, so schien es mir, ging es auch bei uns während der Ausbildung zu.
Die Methoden müssen immer noch die gleichen gewesen sein. Man machte sich eben so seine Gedanken darüber. Härte musste wohl sein.
Nun ja, auch diese Zeit ging vorbei, und sie hat keinen von uns geschadet.
Man hat aus uns in dieser Zeit richtige Kerle gemacht.

Dann endlich war der ersehnte Tag da. Grundausbildung ade.
Jetzt ging es in die Einheiten.

Mit einem großen LKW wurden wir in Stralsund abgeholt. Fahrtrichtung Rostock. Wir waren eine längere Zeit unterwegs.
Plötzlich bog der LKW links ab, eine Schranke öffnete sich, wir waren angekommen. Angekommen dort, wo wir nun zu Hause sein sollten.

Neugierig wie wir waren, fragten wir den ersten Matrosen, wo denn die See sei.
Wir waren doch so heiß auf sie.
Als Antwort bekamen wir nur ein breites Grinsen.

Dann führte man uns in den Kinosaal. Hier wurden wir begrüßt und mit der Dienststelle, in der wir uns nun befanden, bekannt gemacht.
Ach wie enttäuscht waren wir, als wir erfuhren, dass wir mitten im Wald lagen und an Flügelraketen ausgebildet werden sollten.
Diese Flügelraketen hatten die Aufgabe von der Küste aus Seeziele zu vernichten.
Es war ja die Zeit des kalten Krieges.
Ich wurde damals als Triebwerksmechaniker ausgebildet.
1969 waren wir zur Übung in der damaligen Sowjetunion im Gebiet von Kaliningrad (Königsberg). Es war eine gemeinsame Übung mit der sowjetischen und polnischen Marine.

Meine Armeezeit war eine bewegte Zeit. Man denke nur an den Prager-Frühling. Auch die Volksmarine der DDR bekam das zu spüren, und es gab noch andere heikle Konflikte zu überstehen.

Doch auch diese Zeit ging vorüber.
Der Tag der Entlassung kam und mit ihm kam die traurige Mitteilung, dass es mit der christlichen Seefahrt nichts wird.
Die Ablehnung kam von der Stasi, die meinten ich wäre ein Geheimnisträger, und dürfe daher nicht ins kapitalistische Ausland. Wahrscheinlich dachten die, ich will mich absetzen, ihrer Meinung nach war ich nicht zuverlässig genug. Man störte sich daran, dass ich nicht in der Partei war.
Für mich war das einfach nur absoluter Quatsch.
Ich wollte nur meinen Traum erfüllen, ich wollte mir die Welt besehen. Andere Absichten hatte ich keine.

Dass ich darüber enttäuscht war, wird sicher Jeder verstehen.

Wie ich danach mein weiteres Leben verbrachte, das möchte ich hier nur kurz erwähnen.
Ich gründete eine Familie. Wurde Vater und wurde geschieden. Bis zu meiner Pension war ich berufstätig.


Dann endlich kam die Wende. Endlich war es soweit, die Welt wartete auf mich, und mein Traum ging in Erfüllung.
Ich unternahm bis jetzt schon mehrere Schiffsreisen, und werde bestimmt noch einige unternehmen. Zeit habe ich ja nun genug. Jetzt heißt es sparen, sparen und nochmals sparen, denn es gibt wirklich noch so viel zu sehen, was mir damals verwährt wurde.

Und darauf freue ich mich jetzt schon.


Impressum

Texte: Bild und Text Copyright by Ulf Heimann, 2009
Tag der Veröffentlichung: 22.07.2009

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