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Das Märchen vom kleinen Pilz




Es war einmal ein kleiner Pilz, der neben seiner Mutter in einer Lichtung aus dem feuchten Waldboden heraus wuchs.





Rings um die Beiden herum, da rauschte das Laub der Birken, die sich ganz sacht im Wind wiegten. Es waren schöne Tage, die die Beiden erlebten. Die Sonne schien, und die Vögel sangen ihre Lieder. An einem solchen schönen Tag sprach der kleine Pilz ganz sehnsuchtsvoll, zu seiner Mutter:

„Ach liebes Mütterchen, warum müssen wir hier immer auf dem selben Fleck stehen? Ich möchte gerne in die Welt ziehen, wenn ich mal so groß bin wie du. Ich möchte etwas erleben, und wissen was so in der Welt vor sich geht.“

Die Mutter sah ihr Söhnchen an, und begann zu sprechen:

„ Liebes Söhnchen, ich kann dich ja verstehen, aber leider geht das nicht. Wir sind doch Pilze.
Und als Pilze dürfen wir nur dort leben, wo wir das Licht der Sonne zuerst erblickten. Das ist nun einmal unser Los. Dieser Ort ist uns zugewiesen bis an unser Ende.“

„Warum ist das denn bloß so? Ich kann das einfach nicht verstehen, dass wir Pilze die Welt nicht kennen lernen dürfen. Es muss doch irgendeine Lösung geben, mit der ich mir meinen Traum erfüllen kann. Gibt es denn wirklich nichts für uns Pilze?“

„Eine Möglichkeit, mein Söhnchen, die gibt es. Sie ist aber nicht so schön für uns Pilze.“

„Mütterchen, bitte sag es mir, ich möchte es unbedingt wissen. Bitte, bitte.“

Der Mutter wurde klar, dass ihr Söhnchen keine Ruhe geben würde, und so entschloss sie sich, seinem Drängen nachzugeben.


„Nun gut, Söhnchen. Vielleicht findet dich einmal ein Mensch hier im Walde und nimmt dich dann mit in seine Welt. Er wird dich vom Boden pflücken, und in ein Körbchen legen. In ein Körbchen worin bestimmt schon einige andere Pilze liegen werden, die er dann zu sich nach Hause tragen wird. Sollte dieses geschehen, so wirst du mich niemals wiedersehen, denn ich bin ja schon alt. Sicher wird man mich hier stehen lassen, denn du sollst wissen, dass nur junge und gesunde Pilze, wie du es bist, in so einen Korb gelegt werden. Was mit ihnen dann weiter geschieht, dass kann ich dir leider nicht sagen.
Denn nie kam auch nur ein einziger Pilz von denen, die in so einem Körbchen davon getragen wurden, zurück.
Was aus ihnen geworden ist, das ist hier im Wald unbekannt. Welches Schicksal ihnen zugedacht ist, dass wissen nur die Sonne und die Sterne.“

„Oh, Mütterchen, das klingt aber nicht gut. Trotzdem möchte ich die Welt sehen, denn das ist doch mein größter Wunsch, egal was auch passiert.“

So vergingen die Tage. Der kleine Pilz wuchs heran. Stolz reckte er seinen Hut in die Sonne. Seiner Mutter ging es aber in dieser Zeit immer schlechter, denn sie war nun schon alt. Allmählich machten sich Maden und Schnecken an ihr zu schaffen, und fraßen sie langsam auf.

Der Pilz hatte nun seine Mutter verloren.
Er war so traurig, weil er ihr nicht helfen konnte.
Ganz alleine stand er nun da. Was ihm blieb war der Gesang der Vögel, und sein Traum, der sich bald erfüllen sollte.

Dann endlich war es soweit.

Ein Pilzsammler streifte durch den Wald, der auch unseren Pilz entdeckte.





Ganz genauso wie es seine Mutter ihm erzählt hatte, geschah es dann. Der Mann drehte den Pilz aus dem Erdreich. Mit einem Messer entfernte er die Erde die noch an ihm haftete, und legte ihn in das Körbchen, in dem wirklich schon andere Pilze lagen.





Gemeinsam warteten nun alle auf das Schicksal was ihnen zugedacht war.
Von der weiten Welt konnte keiner der Pilze im Korb etwas erkennen, als man sie wegtrug. Nur der Himmel und die hohen Bäume waren zu sehen, der Gesang der Vögel und das Rauschen der Blätter, waren noch zu hören.
Enttäuscht war er, der Pilz. Nein so hatte er sich die weite Welt nicht vorgestellt.

Was dann mit den Pilzen weiter geschah, dass möchte ich nicht erzählen, denn das wird doch bestimmt Jeder selber wissen.





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Texte: Copyright by Ulf Heimann, 2009 Bilder: © by www.picasa.com & www.pixelio.de Cover: © bysilverball37/picasa S. 05 © by Klaus_H/picasa S. 09 © by Mar Tranqilidada/picasa S. 10 © by Franz/picasa S. 11 © by Karin Jähne/pixelio
Tag der Veröffentlichung: 09.07.2009

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