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Der arme und der reiche Bauer



Da war einmal ein armer Bauer, der jeden Tag schwer arbeiten musste, um seinen Lebensunterhalt für seine kleine Familie zu erwirtschaften, damit Keiner Hunger leiden musste.
Im Frühjahr war er stets bei Zeiten auf seinem Feld um es zu pflügen, um zu säen und andere Arbeiten zu verrichten.
Seine Frau konnte ihm bei dieser Arbeit nur ein wenig zur Hand gehen, da sie sich um den Haushalt und die kleinen Kinder kümmern musste.
So ging es Jahr um Jahr.
Was auf dem Feld geerntet wurde genügte gerade bis zur nächsten Ernte.
Doch die kleine Familie war glücklich und zu frieden, mit dem was sie hatten.
Die Kinder wuchsen heran und wurden eingeschult. Sie lernten gut und machten ihren Eltern damit eine Freude.

Dann kam der Tag, es war wieder Zeit, das Feld für die nächste Saat vorzubereiten, als es geschah.
Das alte Pferd brach vor dem Pflug gespannt zusammen. Der Bauer erschrak sich so sehr darüber und es half alles nichts, er bekam sein Pferd nicht wieder auf die Beine, es hatte sich auf den Weg in den Pferdehimmel aufgemacht. Auch bitterliche Tränen die er vergoss, änderten nichts an der Tatsache, dass sein Pferd nicht mehr am Leben war.

>Wie soll es denn nun weiter gehen?<

fragte er sich, denn für ein neues Pferd fehlte ihm einfach das Geld.

Es blieb ihm nichts anderes übrig, als beim reichen Nachbarbauern vorzusprechen, um ihn um Hilfe zu bitten. Er wusste, dass das ein sehr schweres Unterfangen sein wird, denn dieser Bauer war zwar der Reichste im Ort, aber auch der Geizigste und der Gierigste.
Mit schweren Herzen und wenig Hoffnung begab er sich also zu seinem Nachbar und trug sein Begehren vor.
Scheinbar hatte der reiche Bauer mal einen guten Tag, denn er versprach zu helfen.

„Nun ja, es tut mir ja auch leid, dass dein Pferd das Zeitliche gesegnet hat, aber ich kann dir von meinen Pferden leider keins abgeben. Die sind nicht für das Arbeiten bestimmt. Ich gebe dir aber gerne einen Ochsen von mir, der das Arbeiten gewöhnt ist.“

„Danke, dass wäre mir schon eine große Hilfe, ich nehme diesen Ochsen gerne an.“

„ Ich gebe ihn dir aber nur, wenn du mir versprichst die Hälfte deiner nächsten Ernte bei mir abzuliefern.“

Der arme Bauer erschrak, aber was wollte er machen. Seine kleine Familie musste doch ernährt werden. Er willigte notgedrungen in diesen Handel ein.
Der Reiche nahm Papier und einen Stift, setzte einen Vertrag auf, den der Arme schweren Herzens unterschrieb.
Dann nahm er den Ochsen vom Reichen und begab sich mit ihm nach Hause, wo seine Frau und die Kinder schon sehnsüchtig auf ihn warteten.
Hier erzählte er, unter welchen Umständen er diesen Ochsen erhalten hatte.

„Ach mein lieber Mann, was bleibt uns denn anderes übrig. Lieber ein Ochse, der uns hilft die schwere Arbeit zu verrichten, als Hunger leiden zu müssen. Wir müssen eben den Gürtel enger schnallen.“

„Du hast recht, liebe Frau. Es muss ja weiter gehen.“

Der Ochse war wirklich eine große Hilfe, obwohl er nicht so viel schaffte, wie ein Pferd.
Der Bauer war trotzdem zufrieden. Der Ochse hatte bei ihm ein gutes Leben, anders wie beim reichen Bauern, der nur seine Pferde verwöhnte.

„Frau“, sprach der Bauer, „ich werde aus unserer Wiese noch ein Stück Feld machen. Mit dem was wir dort ernten, können wir ja dann einen großen Teil der Schulden, an den Nachbarbauern zurück zahlen. Wie denkst du darüber?“

„Ist schon recht, Mann. Mache es so wie du es für richtig erachtest.“

Gesagt, getan.

Am darauffolgenden Morgen, die Sonne war gerade aufgegangen, spannte der Bauer den Ochsen an und machte sich bereit ein Stück der Wiese umzuackern.
Die Arbeit ging gut voran. Die Hälfte war fast geschafft, da ging es nicht mehr weiter. Obwohl der Ochse alle seine Kräfte zusammen nahm, konnte er den Pflug nicht weiter ziehen.

>Da muss doch was in der Erde sein, aber was?


Daraufhin rannte er nochmal schnell zu seinem Haus und holte dort zwei starke Seile mit denen er die Truhe aus dem Erdloch ziehen wollte.
Schnell war er wieder zurück. Er befestigte die Seile an den Haken und den herbeigeholten Ochsen. Mit vereinter Kraft gelang es die Truhe aus ihrem Loch zu ziehen.
Doch das war noch nicht alles. Im Erdloch befand sich noch eine weitere, jedoch viel, viel kleinere Truhe. Diese Truhe war nicht verschlossen.
Mit einem mulmigen Gefühl hob der Bauer den Deckel und fand im Inneren einen Schlüssel und eine Botschaft.

In dieser Botschaft stand geschrieben:

<<font;_bold_italic>Wer diese große Truhe öffnet, dem wird großes Glück beschieden sein. Wer jedoch habgierig ist, der fällt in sie hinein und ist sein Gezeter auch noch so groß, die Truhe behält ihn für ewig und lässt ihn nicht mehr los.

Der Bauer las die Botschaft mehrmals und entschloss sich dann die große Truhe zu öffnen.
Mit etwas Mühe gelang es ihm den Schlüssel im Schloss umzudrehen. Als er den Deckel hob, oh was sah er da. Goldstücke über Goldstücke. Das war ein Anblick. Das Gold funkelte und blitzte im Sonnenlicht, dass es eine Freude war.

>Was für ein Glück ich doch habe, endlich bin ich nicht mehr arm. Endlich kann ich mir wieder ein Pferd kaufen und endlich kann ich meine Schulden bezahlen und brauche dem Nachbar nicht meine halbe Ernte abzuliefern.>

So dachte der Bauer und nahm sich eine handvoll Goldmünzen aus der Truhe und verschloss sie wieder.
Danach ging er mit dem Ochsen, die Truhe im Schlepp, nach Hause. Hier verstaute er sie in seiner Scheune.
Dann ging er ins Haus und erzählte seiner Frau was er für ein Glück auf der umgeackerten Wiese gehabt hatte.
Gab ihr die Goldstücke, worüber sie sich so sehr freute.

„Gleich morgen werde ich meine Schulden bezahlen und den Ochsen wieder zurück bringen, Frau.“

Am nächsten Morgen ging der Bauer, wie mit seiner Frau abgesprochen, zum Nachbarn.

„Was willst du denn schon wieder? Willst du wieder um etwas betteln?“

Dieses Mal hatte der Reiche einen schlechten Tag.

„Nein, ich brauch nichts mehr von dir. Ich bringe deinen Ochsen wieder und will meine Schulden bezahlen.“

„Du willst deine Schulden bezahlen? Womit denn, die Ernte ist doch noch weit hin?“

Der Reiche begann zu lachen, furchtbar zu lachen.

Da legte der arme Bauer den reichen Bauer drei Goldstücke auf den Tisch. Worauf seine Augen begannen zu glänzen. Gierig steckte er sich die Goldstücke in seine Hosentasche.

„Wo hast du das Gold her? Wo hast du das gestohlen? Sag es mir, oder ich bringe dich Dieb an den Galgen.“

„Was schreist du mich an? Ich habe auf meiner Wiese die ich umackern musste eine großen Truhe die so groß ist, dass ein Mensch drin Platz hat, gefunden.
Ja, auf meiner Wiese, die ich zum Felde machen musste, damit ich meine Schulden zur Erntezeit bei dir begleichen kann.“

„Schon gut Bauer. Hast du vielleicht noch mehr von den Münzen?“

„Natürlich, aber die habe ich gut versteckt. Wo, das verrate ich dir aber auf keinen Fall.“

Danach ging der Bauer zurück nach Hause zu seiner Frau und den Kindern.

Der Reiche konnte und wollte nicht begreifen, dass sein Nachbar nun nicht mehr arm war. Er wollte und musste von dem Golde haben und so ersann er sich einen Plan, den er unbedingt ausführen wollte.

>Wenn es so eine große Truhe ist, so kann er sie nur in seiner Scheune versteckt haben.


Er staunte, dass der Deckel die Truhe fest verschlossen hatte. Er versuchte sie mit dem Schlüssel zu öffnen, doch es gelang ihm nicht.
Da kam ihm wieder die Botschaft in den Sinn die er in der kleinen Truhe mit dem Schlüssel gefunden hatte, auf der geschrieben stand:

<<font;darkgreen>Wer diese große Truhe öffnet, dem wird großes Glück beschieden sein. Wer jedoch habgierig ist, der fällt in sie hinein und ist sein Gezeter auch noch so groß, die Truhe behält ihn für ewig und lässt ihn nicht mehr los.



Gleich kam ihm der Verdacht, dass der reiche Bauer in der Truhe gefangen sein müsste. Der immer so gierig nach dem Golde her war und es bewahrheitete sich, denn der Reiche war verschwunden. Auch nach Tagen und Wochen tauchte der Reiche nicht mehr auf.
Die Truhe war ihm zum Gefängnis geworden, das auch mit dem dazugehörigen Schlüssel nicht mehr zu öffnen war.
So büßte der reiche Bauer, durch seine Habgier sein Leben ein.
Der Bauer, der nun nicht mehr arm war, arbeitete trotz seines Reichtums fleißig weiter.
Er vergrub die Truhe wieder an der Stelle wo er sie gefunden hatte. Das Gold verteilte er an die Dorfbewohner, so dass Keiner mehr in Armut leben musste.
Und so lebten sie alle zusammen glücklich miteinander bis an ihr Ende.




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Tag der Veröffentlichung: 28.05.2009

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