Das Märchen vom Sonnenstein
Es war einmal vor langer, langer Zeit.
Da lebte irgendwo ganz einsam im Meer auf einer kleinen Insel ein Fischer, der jeden Tag auf das Meer hinaus fuhr um Fische zu fangen.
Den nächsten Ort auf dem Festland konnte er nur mit seinem Kahn erreichen, mit dem die Fahrt nach dort, fast einen halben Tag lang dauerte. Der Fischer nahm das gerne in Kauf. Er war mit diesem Leben zu frieden und fühlte sich auf seiner Insel wohl.
Die tägliche Arbeit machte ihm Spaß und zu hungern brauchte er auch nicht. Der Fischer war glücklich und zu frieden.
Doch dann eines Tages geschah das große Unglück.
Er geriet mit seinem Kahn in ein Unwetter. Der Sturm trieb ihn an die Klippen, wo sein Kahn zerschellte. Alles was er retten konnte war sein Leben. Der Kahn ging mit all seinen Netzen und dem guten Fang unter. Er hatte nichts mehr.
Nach einer geraumen Zeit legte sich der Sturm, dass Meer wurde wieder ruhig und da sah der Fischer eine größere Planke seines Kahnes.
>Auf dieser Planke muss und kann ich meine Insel erreichen<,
so ging es ihm durch den Kopf. Mit größter Mühe und Anstrengung erreichte er sie auch.
In seiner Kate angekommen, stärkte er sich erst einmal, von den Wenigen, was er an Vorräten
noch besaß.
>Lange werde ich nicht mehr davon leben können. Was mach ich bloß? Wie soll es denn jetzt weiter gehen? Ohne Kahn kann ich nicht fischen. Ohne Fische kann ich nichts verdienen. Wie komme ich ohne Kahn auf das Festland? Wird mich vom Festland jemand vermissen und nach mir mal Ausschau halten<?
Diese Fragen plagten ihn so sehr, denn vom Festland hatte sich noch nie jemand auf der Insel blicken lassen.
>Ich darf nicht aufgeben, muss alles versuchen. Irgendeinen Ausweg aus diesem Schlamassel muss es doch geben<,
so grübelte er.
Plötzlich kam ihm die Idee, wenn ich schon nicht mehr fischen kann, so will ich es eben mit Angeln versuchen.
Eine Angel war schnell hergestellt, mit der er zum Meer ging, um dort zu angeln.
Doch kein einziger Fisch biss an.
Am nächsten Tag, dass selbe Schauspiel kein einziger Fisch ging an den Haken.
<Ich darf nicht aufgeben. Ich werde es so lange versuchen, bis mir das Glück wieder hold ist>.
Mit dieser Einstellung ging er nach Hause.
Am nächsten Morgen, die Sonne war gerade aufgegangen, saß der Fischer bereits wieder am Meer und wartete, dass nun endlich mal ein Fisch anbeißt.
Und es sollte auch gar nicht mehr so lange dauern. Die Sonne war unterdessen schon ein Ganzes Stück nach oben gestiegen. Da plötzlich verschwand die Pose. Der Fischer schlug an und da verspürte er, dass ein großer Fisch an den Haken hängen musste. Endlich hatte er mal wieder Glück. Nach langer Gegenwehr des Fisches gelang es, dem Fischer, ihn endlich aus dem Wasser zu ziehen. Doch was war das bloß für ein Fisch? Er schien aus purem Gold zu sein, denn er schimmerte in der hellen Sonne.
Der Fischer staunte und war ratlos. Nein so einen schönen Fisch hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Noch sprachloser wurde er als der Fisch anfing zu sprechen und sagte:
„Lieber Fischer, ich sehe wie du über mich staunst und wie überrascht du bist, dass ich sprechen kann. Ich will dir sagen, dass ich kein gewöhnlicher Fisch bin. Ich bin eine verzauberte Meerjungfrau und wohne auf dem Meeresgrund ganz tief da unten. Wenn du mich wieder ins Wasser lässt werde ich dir drei Wünsche erfüllen. Wünsche die du dir wohl überlegen sollst. Überlege gut und sei nicht habgierig. Wie dir die Wünsche erfüllt werden, sollst du erfahren, wenn ich wieder im Wasser bin.“
Der Fischer überlegte nicht lange und dachte sich:
>Nun habe ich fast drei ganze Tage auf einen Fang warten müssen und dann hatte ich das Glück so einen Fang zu machen. Einen solchen Fang den ich wohl nie wieder so zu Gesicht bekomme. Es wäre schade so einen schönen Fisch zu verspeisen oder ihn zu verkaufen>.
Da er Mitleid mit dem Fisch, der eine Meerjungfrau sein sollte, hatte, nahm er ihn und setzte ihn vorsichtig zurück ins Wasser.
„Fischer hab Dank. Du sollst deinen gerechten Lohn bekommen.“
Eine Welle spülte daraufhin einen sonderbaren Stein ans Land.
„Hier nimm diesen goldenen Stein, es ist ein Sonnenstein (Bernstein). Wenn du ihn reibst erfüllt er dir deinen Wunsch. Denke aber daran, du hast nur drei Wünsche frei und sei nicht gierig.“
Darauf verschwand der golden schimmernde Fisch in den Fluten und wurde auch niemals wieder gesehen.
Der Fischer immer noch ganz verwundert hob diesen Wunder bringenden Stein auf und ging zu seiner Kate.
>Mh, sonderbar die Geschichte<,
dachte er sich und er begann zu überlegen:
>Was wünsch ich mir bloß? Ich könnte mir Reichtum wünschen, aber werde ich dann auch noch glücklich sein? Ich werde erst einmal eine Nacht darüber schlafen. Morgen wird mir schon etwas einfallen<.
Er legte sich in sein Bett und schlief ein. Im Traum hörte er immer wieder. Überlege gut, sei nicht gierig.
Mit diesen Worten im Kopf wachte er auf und plötzlich wusste er was er sich wünschen wollte.
Er nahm den Sonnenstein, rieb ihn und wünschte sich einen neuen Fischerkahn mit der besten Ausrüstung die es gab, denn das Fischerhandwerk war sein Ein und Alles.
Kaum war der Wunsch ausgesprochen, da stieg aus dem Wasser eine große Wolke zum Himmel hoch und an der Stelle wo sonst immer der alte Kahn lag, da lag ein neuer Kahn.
So einen schönen Kahn hatte der Fischer noch nie in seinem Leben gesehen. Er lief hin und betrachtete ihn ausgiebig.
>Oh, der soll wirklich für mich sein? Danke, danke, lieber Fisch, du hast Wortgehalten. Ich bin so glücklich<.
Danach rieb er das zweite Mal am Sonnenstein und wünschte sich, dass seine Kate etwas wohnlicher sei.
Nach dem Aussprechen des Wunsches stieg wieder eine Wolke gen Himmel und eine neue Kate stand am Ort der Alten.
>Vielen, vielen Dank, lieber Fisch, du hast mich reichlich beschenkt, ich weiß gar nicht was ich noch sagen soll<.
Der Fischer freute sich über alle Maßen und tanzte vor Freude um seine neue Kate. Steckte den Sonnenstein anschließend in seine Hosentasche und ging zu seinem neuen Kahn hin. Schnell war dieser zum Auslaufen fertig gemacht.
Der Wind blies heftig in die Segel, so dass der Kahn schnell Fahrt aufnehmen konnte.
Auf dem Meer nahm der Fischer dann den Sonnenstein aus der Hosentasche und streckte in zur Sonne hin.
>Ich werde auf den dritten Wunsch verzichten, denn ich will nicht gierig sein. Ich habe alles was ich zum Leben nötig brauche. Die Fischerei ist mein Leben
Texte: Copyright by Ulf Heimann
Bilder: by WWW.pixelio.de
Titelbild: © by Jochen Pippir/PIXELIO
Tag der Veröffentlichung: 08.05.2009
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