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Wo du bist, da will auch ich sein

Die Sonne schien und erwärmte mit ihren zarten Strahlen die Luft. In den Büschen und Bäumen zwitscherten die Vögel, sangen, an diesem ersten Frühlingstag des Jahres, ihre Freude heraus. Doch in Richards Herz blieb es Winter. Seit dem Tod der Mutter herrschte dort eisiger Frost.

Allein hatte die Mutter ihn zehn Jahre lang großgezogen, da sein Vater kurz nach seiner Geburt an einem Fieber gestorben war. Die Großeltern hatte er nie kennengelernt, sie lebten am Tage seiner Geburt schon lange nicht mehr. Die einzige Verwandte, die er noch hatte, war Tante Hedwig. Doch diese war eine alte Frau, die sich nicht um ihn kümmern konnte. Vor zwei Tagen hatte sie ihn hierher, in das St. Bernhard Waisenhaus gebracht.

Zusammen mit 15 Jungen teilte er sich ein Zimmer. Zugewiesen hatte Schwester Alma ihm ein schmales Holzbett und eine kleine Truhe für seine Habseligkeiten. Schwester Alma schien nett zu sein, im Gegenteil zu Schwester Minna, die ihn immer sehr streng durch ihre Brillengläser musterte.

Der Tagesablauf im Waisenhaus war streng reglementiert, alle standen zusammen auf, frühstückten gemeinsam, lernten in einer großen Klasse bei Pater Gustav lesen und schreiben. Nach dem Mittagessen, das an den beiden vergangenen Tagen aus einer dünnen, geschmacklosen Suppe bestanden hatte, gab es am Nachmittag Sport, Haus- und Hofarbeit. Jeder musste mit anfassen, um sein tägliches Brot zu verdienen. Wer sich vor der Arbeit drückte, wurde vom Essen ausgeschlossen.

Nach einem mageren Abendbrot ging es ins Bett, Licht aus und schlafen, bis Schwester Minna sie morgens wieder weckte.

Das alles war jedoch egal. Richard fühlte sich leer, hohl und kalt. Auch hatte er in den zwei Tagen schon gelernt, dass die anderen Jungen ihn nicht mochten. Das war schon früher so gewesen. Die anderen Kinder mieden ihn, beschimpften oder verspottete ihn. Solange seine Mutter lebte und bei ihm war, hatte es keine Rolle gespielt, denn sie hatte ihn geliebt. Hier jedoch mochte ihn keiner. Weil er gezeichnet war. Sie sagten, es sei ein Zeichen des Bösen, seine Mutter sei eine Sünderin gewesen oder ähnlichen Blödsinn.

Richard wusste, dass das nicht stimmte, seine Mutter hatte ihm erklärt, dass es nichts Schlimmes sei. Doch die Kinder hier waren dumm, genau wie einige der Schwestern. Wenn er könnte, würde er weglaufen, doch wohin? Es gab keinen Ort, an dem er sein wollte, da konnte er genauso gut hierbleiben.

 

Johann war ein Jahr älter als Richard und der Wortführer der Jungs in seinem Zimmer. Großgewachsen für seine 11 Jahre und mit wilden, schwarzen Haaren, sahen alle bewundernd zu ihm auf. Er war ein Findelkind und lebte schon sein ganzes Leben in St. Bernhard, hier machte ihm keiner etwas vor.

Gleich an seinem ersten Tag hatte er Richard erklärt, dass er hier das Sagen habe und Richard sich unterordnen oder gegen ihn antreten musste.

Richard entschied sich für unterordnen, gegen den großen Jungen hatte er keine Chance und es gab auch gar keinen Grund, sich mit ihm anzulegen.

Johann behandelte ihn gut, er wurde sofort als Teil der Gruppe akzeptiert. Später bekam er mit, dass die Jungs, die in das zweite Zimmer kamen, in dem Heinrich das Sagen hatte, ein ziemlich ekliges Ritual hinter sich bringen mussten, um aufgenommen zu werden.

Heinrich und Johann konnten sich auf den Tod nicht ausstehen und beide hatten schon mehrfach im Arrest gesessen, weil sie sich geprügelt hatten.

Heinrich war groß, mit dicken runden Armen und einem ständig roten Gesicht. Er war langsam im Kopf und schnell mit den Fäusten, jemand, von dem man sich besser fernhielt.

 

***

 

Seit drei Wochen war Richard in dem Heim und hatte an diesem Nachmittag Toilettendienst. Die meist gehasste und ekligste Aufgabe von allen. Mit einem Eimer und einem Lappen musste er die Jungentoiletten reinigen. Nach zwei Toiletten hatte er das Gefühl, selber wie eine Toilette zu riechen. Wenn ihm nicht alles so egal gewesen wäre, wäre dieser Dienst ein Grund gewesen, aus dem Heim fortzulaufen.

 

Plötzlich hörte er Lärm und die Tür zu dem Toilettenraum wurde aufgerissen. Johann kam herein, sein linkes Auge war blau und er hatte blutige Flecken auf dem Hemd. Gehetzt sah er Johann an. „Du musst mir helfen, Kleiner.“ Sein Blick flog bei jedem zweiten Wort zur Tür. „Schwester Minna kommt gleich und will wissen, ob ich hier bin, sag ihr, dass ich schon seit zwanzig Minuten auf der Toilette sitze.“ Als er sprach, sah Richard, dass das Blut aus seinem Mundwinkel lief. Schnell verzog Johann sich in eine der Kabinen und schloss die Tür.

Draußen hörte Richard Schwester Minnas festen Schritte. Schwungvoll öffnete sie die Tür und sah sich misstrauisch um, bis ihr Blick auf Richard hängen blieb.

„Ist Johann hier?“, fragte sie mit ihrer befehlsgewohnten Stimme.

Richard nickte nur.

„Seit wann ist er hier?“ Mit wenigen Schritten war sie an der geschlossenen Tür und rüttelte leicht daran.

„Seit ich vor zwanzig Minuten angefangen habe zu putzen“, antwortete er und fügte hinzu: „Ich hoffe, er ist bald fertig, damit ich die letzte Kabine auch noch reinigen kann.“

Der helle Blick von Schwester Minna durchbohrte ihn. „Du weißt, was passiert, wenn du bei einer Lüge erwischt wirst?“

Richard nickte. Zehn Schläge auf den nackten Hintern. Mit Lügen verstanden die Schwestern keinen Spaß. Lügen war eine Sünde.

„Trotzdem bleibst du dabei?“ Ihr Blick schien bis in die tiefsten Gründe seiner Seele zu schauen.

„Ja, Schwester Minna“, sagte er und lächelte sie an.

„Johann, wenn du fertig bist, meldest du dich umgehend bei mir!“, rief sie und mit energischen Schritten ging sie hinaus und ließ die Tür laut ins Schloss fallen.

„Danke, Kleiner, du hast was gut bei mir.“ Johann kam aus der Kabine und lächelte ihn an.

„Was sagst du ihr wegen deinem Veilchen?“, fragte Richard.

„Hm, ich weiß nicht…“, antwortete Johann.

Es war mehr eine Ahnung als Wissen, doch Richard war sich sicher, dass Schwester Minna nicht weit weggegangen war und gerade vor der Tür stand, um sie zu überraschen. Seine Nackenhaare stellten sich hoch und in dem Moment, in dem die Tür aufging, schmiss er sich auf den verblüfften Johann.

„Das nimmst du sofort zurück“, rief er und tat so, als schlüge er auf den viel größeren Jungen ein. Schwester Minna schnappte sich sein Ohr und zog ihn von Johann weg.

„Richard, was ist in dich gefahren.“ Mit eisernem Griff hielt sie sein Ohr.

„Er hat meine Mutter beleidigt, ich musste ihn schlagen“, rechtfertigte er sich und sah aus dem Augenwinkel Johanns Gesicht. Hoffentlich verstand der Junge, worum es ging.

„Das ist nicht wahr, Schwester, der Kleine ist einfach so ausgerastet“, beschwerte Johann sich halbherzig, doch Schwester Minna schnappte sich mit ihrer freien Hand sein Ohr und schleppte sie beide zu Pater Gustav, der in seinem Arbeitszimmer schon mit einem äußerst unglücklichen Heinrich saß. An seiner rechten Kopfseite hatte er ein paar kahle Stellen, es sah so aus, als habe ihm jemand versucht, ihm die Haare abzurasieren.

Pater Gustav sah streng von einem zum anderen. „Macht euch keine Hoffnungen, ich werde die Wahrheit schon herausfinden. Wer immer für Heinrichs Haare verantwortlich ist, wird eine lange Zeit im Arrest verbringen.“

 

Pater Gustav irrte, Richard blieb standhaft bei seiner Behauptung, dass Johann die ganze Zeit die Toilette besetzt hätte und dass sie sich hinterher geprügelt hätten, weil Johann seine Mutter beleidigt hatte. Drei Schläge und zwei Tage Arrest waren seine Strafe.

Johann ging straffrei aus.

 

Heinrich, der nicht gesehen hatte, wer ihm die Haare abgeschnitten hatte, da seine Augen verbunden waren, konnte nur Rache schwören. Und das tat er. Richard wusste, dass er dem großen Jungen in nächster Zeit lieber aus dem Weg ginge. Doch war nicht auch das egal? Was konnte ihm noch Schlimmes widerfahren?

Im Arrest waren die Mahlzeiten noch kläglicher als sonst und Richard saß die Tage an dem kleinen, vergitterten Fenster und starrte hinaus. Manchmal hörte er leises Lachen von den Jungen im Hof. Das Fenster war zu hoch, als dass er hätte hinaussehen können. Von der schmalen Pritsche aus, sah er nur den Himmel.

Wann hatte er das letzte Mal gelacht? Lachen und Scherzen gehörten in ein Leben, das es für ihn nicht mehr gab.

 

Nach zwei Tagen kehrte er zurück zu den anderen Kindern. Schwester Minna brachte ihn hinunter in das Klassenzimmer. Nicht, ohne ihn noch einmal zu ermahnen.

Als er den Raum betrat, drehten sich 30 Köpfe zu ihm um, nur Johann behielt den Blick auf das Buch gerichtet. Die Jungen hatten sich umgesetzt, stellte Richard mit einem schnellen Blick durch die Klasse fest. Friedrich hatte sich auf seinen Platz gesetzt, dafür war der Platz am Pult neben Johann frei. Langsam ging er durch das Zimmer und setzte sich zu Johann, der ihn immer noch keines Blickes würdigte. Erst als Pater Gustav seinen Unterricht wieder aufgenommen hatte, drehte Johann kurz den Kopf und lächelte ihn an. Richard konnte nicht anders und lächelte zurück. Ein merkwürdig fremdes Gefühl in seinem Gesicht.

 

Endlich schlug die Glocke und sie durften sich zum Mittag begeben. Johann packte ihn am Ärmel und zog ihn hinter sich her, hinaus auf den Hof, hinter den kleinen Schuppen, in dem die Harken, Schaufeln und Eimer verwahrt wurden. Einen Moment sprachen sie nicht, sondern sahen sich nur in die Augen.

„Danke, Kleiner, ohne dich, hätte ich einige Tage im Arrest gesessen – und einige Schläge vom Pater eingesteckt“, sagte Johann grinsend und legte seine Hand auf Richards Oberarm. Ein warmes Gefühl ging von der Hand aus. Wann hatte ihn das letzte Mal jemand angefasst, der ihn nicht schubsen, zerren oder schlagen wollte. Eine einfache Geste, die ihn tief berührte.

„War keine große Sache“, nuschelte Richard und senkte den Blick. Johann musste nicht sehen, wie er rot wurde.

„Nein, die meisten hätten das Verhör vom Pater nicht durchgehalten. – Hier, die habe ich aufgespart.“ Johann hielt ihm seine Hand hin, in der zwei gelbe Bonbons lagen. „Vom letzten Besuch der Schirmherrin. Die verteilt sie einmal im Jahr, zum Sommerfest.“ Einen schob er in Richards Mund, den anderen in seinen eigenen. Wieder grinste er unwiderstehlich. Auf seinen Wangen bildete sich tiefe Grübchen und er entblößte strahlend weiße Zähne. Richard bewunderte seine makellose Haut, wie hübsch der Junge war!

Wieder senkte er den Blick, wollte das rote Feuermal, das sein linkes Auge umschloss und in einer Spitze in Richtung seines Ohres auslief, verstecken. Er war nicht halb, ach, nicht ein Viertel so hübsch wie Johann. Er war hässlich und nur seine Mutter hatte etwas anderes gesehen. Eine Hand legte sich in unter sein Kinn und hob sein Gesicht. „He, sieh mich an, Kleiner.“ Ihre Augen trafen sich, Johanns blaue und Richards grüne. „Warum so scheu? Du brauchst dich vor mir nicht schämen.“

„Ich bin nicht wie du. – Die anderen mögen mich nicht. Sie verspotten mich wegen …“ Bedeutsam legte er einen Finger an das Feuermal.

„Sie sind dumm! Sie sehen nur, was sie sehen wollen. Ich sehe mehr. Du bist etwas ganz Besonderes, Richard. Und ich hoffe, du willst mein Freund sein.“ Entschlossen streckte ihm Johann seine Hand entgegen und Richard ergriff sie. „Lass uns schwören, auf alles, was uns heilig ist, dass wir beide für immer und ewig zusammenhalten. Gegen Pater Gustav, Schwester Minna und den Rest der Welt.“ – „Auf immer und ewig!“ Richards Herz schlug heftig. Und als die beiden lachend in Richtung des Esssaales liefen, wusste Richard, dass ab jetzt alles wieder einen Sinn hatte.

 

***

 

Erst weit nach Mitternacht und der letzten Runde von Pater Gustav trauten sich Richard und Johann aus ihren Betten zu klettern. Leise schlichen sie sich aus dem Schlafsaal und liefen hinauf auf den Dachboden. Dort in einem kleinen Verschlag hinter kaputten und aussortierten Möbeln, hatte sie sich ein Versteck eingerichtet. Eine Decke, die sie Schwester Minna aus dem Wäscheschrank geklaut hatten, ein Kissen aus dem Zimmer des Pater, eine Lampe aus dem Keller und eine kleine Blechdose, in der sie ihre Schätze sammelten. Seit fast zweieinhalb Jahren, seit Johanns zwölftem Geburtstag, gingen sie hierher, wenn sie reden wollten.

Johann schmiss sich auf die Decke, kämpfte mit seinen Gefühlen. Morgen sollte er das Waisenhaus verlassen, eine Lehre anfangen, den einzigen Menschen verlassen, für den er wirklich etwas empfand. – Mehr empfand, als er Richard je gestanden hätte. Mehr, als er sich selber je gestanden hätte.

Richard ließ sich neben ihn auf die Decke fallen. Aus der Dose nahm er einen Schokoladenriegel, den seine Tante ihm zum vierzehnten Geburtstag vor zwei Tagen geschickt hatte. Langsam packte er den Riegel aus und teilte ihn. Den einen Teil hielt er Johann hin, der die Schokolade aus seiner Hand nahm und abbiss.

„Werden wir uns wiedersehen, nachdem du…“ Richard wollte die Frage nicht zu Ende formulieren, er spürte die Tränen hinter seinen Augen drücken.

Johann setzte sich auf und legte den Arm um seine Schulter. „He, natürlich. An den Wochenenden komme ich dich besuchen, so wie ich es dir versprochen habe.“

„Ich …“ Richard drehte seinen Kopf, sah ihn mit seinen grünen Augen an, in denen die Tränen schwammen. Johann konnte nicht anders, er küsste die weichen Lippen, die so nahe, so unglaublich verführerisch waren. Ganz vorsichtig berührte er sie, so wie er es schon hunderte Mal in seinen Träumen getan hatte. Er wollte nur einmal fühlen, ob sie so weich und köstlich waren, wie sie aussahen.

Wie in seinen Träumen wurde der Kuss erwidert. Richards Lippen pressten sich gegen seine, lösten eine völlige Verwirrung seiner Gefühle aus. Es war so süß, so unvergleichbar schön – so verboten, so sündig.

Richards Gedanken schienen die gleichen Wege zu gehen, mit einem Ruck riss er sich los und starrte Johann an. In dem flackernden Licht der Petroleumlampe konnte Johann nicht sehen, was er dachte. Sein Herz raste, er wollte etwas sagen, es herunterspielen, doch mit einem Mal sprang Richard auf und lief fort – ohne sich noch einmal umzusehen, ohne noch ein Wort zu sagen.

Als er später hinunter in den Schlafsaal kam, drehte Richard ihm den Rücken zu und stellte sich schlafend. Mit schwerem und schmerzendem Herzen legte Johann sich in sein Bett. Die letzte Nacht in diesem Haus war auch die schlimmste. Zu gern hätte er mit Richard gesprochen, ihm gesagt, dass es nur eine närrische Dummheit gewesen sei, dass er sich nur von ihm verabschieden wollte.

Früh am Morgen, als schon die Sonne durch die Gardinen schien, schlief Johann ein, unruhig und voller Träumen, bis die Stimme von Schwester Minna ihn weckte. Hochschreckend sah er sich um. Von Richard keine Spur. – Und so blieb es, bis er seinen kleinen Koffer, den Schwester Alma ihn geschenkt hatte, durch das Tor des Waisenhauses schritt. Vor dem Tor erwartete ihn Hans Neumann, der Zimmerer, bei dem er in den nächsten drei Jahren in die Lehre gehen sollte.

Schnell drehte sich Johann noch einmal um, hoffte, einen letzten Blick auf Richard werfen zu können, zu sehen, dass er ihm sein törichtes Verhalten vergab, doch das Tor schloss sich, ohne das er noch einen Blick auf seinen besten Freund werfen konnte.

 

Richard stand am Fenster und sah wie Johann sich noch einmal umdrehte. Sein Herz klopfte bis zum Hals und am liebsten wäre er hinuntergelaufen, hätte ihn aufgehalten. Doch er schämte sich. Der Kuss war nicht unangenehm gewesen, im Gegenteil, es hatte sich richtig angefühlt. Und doch war er weggelaufen, hatte sich nicht getraut, Johann in die Augen zu sehen. Jetzt könnte er weinen, weil der andere ging und er nicht den Mut gehabt hatte, noch einmal mit ihm zu reden. Ihm zu erklären …

Der Pater hatte gesagt, es sei Sünde, eine Todsünde, ein Verbrechen, dass mit der Hölle bestraft würde. – Und das, obwohl er ihm nur von seine Gedanken erzählt hatte, nicht von Johanns Kuss. Richard war sich sicher, dass Johanns Kuss unschuldig war, doch seine Gedanken waren es nicht. Er musste den einzigen Freund vor seiner Sünde bewahren, nie durfte Johann wissen, wie schlecht er war.

 

***

 

Bevor er auf die Walz ging, ging Johann noch einmal zu dem Waisenhaus. Es war jetzt drei Jahre her, dass er das Haus verlassen und nie wieder betreten hatte. Was war wohl aus Richard geworden? In dem ersten Jahr hatte er viele Briefe an den Freund geschrieben, hatte ihn um Verzeihung gebeten, hatte ihn um ein Zeichen gebeten, um ein Wort, dass ihm Absolution erteilt hätte, auch wenn sie keine Freunde mehr sein konnten. Kein einziger dieser Briefe war beantwortet worden.

Johann wusste, dass Richard nicht mehr in dem Waisenhaus war, da alle das Haus verlassen mussten, wenn sie alt genug waren, um zu arbeiten. Bestimmt ging auch er irgendwo in die Lehre.

Mit geschnürtem Charlie stand er vor dem Tor und brachte es nicht über sich, das Haus zu betreten. Vielleicht könnte er Schwester Alma nach Richard fragen …

Seufzend drehte er sich um und ging. Es war Zeit diesen Abschnitt seines Lebens hinter sich zu lassen. Zwei Jahre und ein Tag Wanderschaft, dann konnte er zurückkehren, der Meister hatte angedeutet, er würde es nicht ungern sehen, wenn er seiner Tochter Magda den Hof machen würde. Das blonde Mädchen war nett und nach der Kirmes hatte er sie geküsst, sie hatte es von ihm erwartete und er wusste, dass die Jungs es alle machten. Es war nicht das Gleiche gewesen, wie Richards Lippen zu berühren, aber vielleicht lag das auch nur daran, dass Richard eine Erinnerung war.

Johann wollte nicht länger darüber nachdenken, er drehte sich um und ging. Hoffte, mit jedem Schritt, den er sich von St. Bernhard entfernte, auch die Erinnerungen an Richard hinter sich zu lassen.

 

***

 

Zwei Jahre und zwei Monate dauerte es, bevor er im strömenden Regen zurückkehrte. Ein Unfall hatte ihn über sechs Wochen aufgehalten. Auf der letzten Baustelle war er vom Dach gefallen und hatte sich das Bein gebrochen. Noch immer spürte er manchmal einen ziehenden Schmerz in seinem Oberschenkel.

Der Regen tropfte von seinem Hut und kurz entschlossen klingelte er an dem Tor des Waisenhauses. Eine junge, hübsche Schwester öffnete ihm die Tür und sah ihn fragend an. Nachdem er ihr erklärt hatte, dass er selbst vor ein paar Jahren hier aufgewachsen war, ließ sie ihn mit einem freundlichen Lächeln eintreten.

Hatte sich in den letzten Jahren etwas verändert? Ja und Nein. Schwester Alma kam und begrüßte ihn freudig. Lächelnd hackte sie sich bei ihm unter und führte ihn durch das Haus. Die Schlafsäle sahen aus wie früher und Erinnerungen überfluteten Johann. Schwester Minna war nicht mehr im Waisenhaus, Pater Gustav dagegen noch immer. Schwester Alma erzählte und Johann hing seinen Gedanken nach. Im Speisesaal standen mehrere Eimer verteilt herum, in die Wassertropfen fielen.

„Das Dach ist undicht“, sagte Schwester Alma überflüssigerweise und fügte hinzu: „Im Frühjahr will Pater Gustav sehen, wo er die Gelder für eine Reparatur herbekommen kann. – In diesem Jahr mussten wir schon einiges reparieren lassen und für das Dach ist kein Geld mehr da.“

Ohne zu überlegen, bot Johann seine Hilfe an. Er brauchte nicht viel, um das Dach zu reparieren. Mit großen Augen sah Schwester Alma ihn an und bekreuzigte sich, dann lief sie fort, um Pater Gustav zu holen.

 

Jedes Wochenende ging er von da ab hinunter zum Waisenhaus, erst war es das Dach des Haupthauses, dann das Richten von Türen und Fenstern und letztlich begann er, mit einigen der älteren Kinder die Betten zu erneuern. Eine befriedigende Arbeit, die ihm den Ausgleich brachte, den er brauchte. Eine innere Unruhe trieb ihn, ließ ihn nicht zur Ruhe kommen.

Auf der Walz hatte ihm ein älterer Geselle mit einem vielsagenden Lächeln gesagt, er müsse sich eine Frau suchen, dann würde er zur Ruhe kommen. Ein Mann brauche von Zeit zu Zeit eine Frau!

Dreimal war er bisher dem Rat gefolgt, hatte dafür bezahlt, bei einer Frau zu liegen. War er dadurch ruhiger geworden? Hatte es ihm Zufriedenheit gegeben? Nein, es war angenehm gewesen, aber es hatte ihm keine Ruhe gegeben. – Auch das Zusammensein mit Magda, wobei er ihr nicht körperlich nah kam, da sie ein anständiges Mädchen war, war angenehm, sie redeten und manchmal küssten sie sich zart. Doch sein Blut brachten Magda und ihre Küsse nicht in Wallung. Es gab Zeiten, in denen er befürchtete, verrückt zu sein – oder krank. Zu genau wusste er, was ihn erregen konnte und dass genau das nicht sein durfte. Er hoffte, dass sich diese verwirrten Gefühle nach einer Hochzeit mit Magda beruhigten, dass ihn der Anblick, der Gedanke an andere Männer, von da an kalt lassen würde.

Solange würde er sich beschäftigen und einen Ausgleich suchen.

Über den Winter bauten sie im Schuppen des Waisenhauses Betten. Die Jungs liebten ihn, liefen ihm in Heerscharen hinterher, machten alles, was er ihnen sagte. Die Schwestern waren dankbar für seine Anwesenheit. Was Pater Gustav dachte, wusste Johann nicht, da er den Pater kaum sah.

Im Frühling wurde vereinbart, dass er Magda im Sommer heiraten sollte.

Wollte er das? Manche Nacht, wenn er wach in seinem Bett lag, war er sich sicher, dass er es nicht wollte, dass dies nicht sein Weg war. Und in diesen Nächten träumte er von Richard. Von einem zarten Kuss, aus dem in diesen Träumen mehr wurde, eine Berührung, zärtliches Streicheln des anderen. Eine Hand, die ihren Weg zwischen seine Beine fand, die sein hartes, heißes Geschlecht streichelte. In seinen Träumen war Richard kein Kind mehr, sondern ein erwachsener Mann, mit jenen wunderschönen grünen Augen, an die er sich immer noch so gut erinnerte.

 

Der Sommer begann mit der Kirmes. Dieses erste Sommerwochenende war ungewöhnlich warm und auf dem kleinen Festplatz traf sich das ganze Dorf. Johann war zusammen mit Magda, Hagen, dem zweiten Gesellen und dessen Freundin Gerta hingegangen. Es wurde getrunken und gelacht. Zwischen all den Menschen fühlte sich Johann einsam, gehörte nicht wirklich dazu. Er tanzte mit Magda, sie lachte und sah so glücklich aus, dass er sich wie ein Betrüger vorkam, wenn er ihr zulächelte.

In einem unbeobachteten Moment schlich er sich weg, wollte einfach nur einen Moment für sich sein.

Langsam ging er hinunter zu dem kleinen Weiher, brauchte einen Augenblick der Ruhe.

„Johann?“ Eine Hand legte sich auf seine Schulter und erschrocken drehte er sich um. Ein junger Mann mit grünen Augen und dem ungewöhnlichen Feuermal um sein linkes Auge stand vor ihm und sah ihm in an.

„Richard!“ Ein warmes Gefühl durchströmte Johann.

Ohne zu überlegen, schlossen sie sich in die Arme.

„Wo kommst du her?“, fragte Johann.

„Aus dem Priesterseminar“, antwortete Richard.

Verblüfft sah Johann ihn an. „Du willst Priester werden?“

Richard musste laut über sein Gesicht lachen. „Ja, das habe ich Pater Gustav zu verdanken. Er hat dafür gesorgt, dass ich die Möglichkeit habe, Priester zu werden.“

Wortlos stand sie sich gegenüber.

„Wo wolltest du hin?“, fragte Richard. „Die Kirmes ist dort hinten.“

„Ich brauchte ein bisschen Ruhe, es war so laut“, rechtfertigte Johann sich lahm.

„Darf ich dich begleiten?“, fragte Richard und Johann nickte.

Zusammen gingen sie über die Wiese hinunter zu dem kleinen Dorfweiher, schlenderten langsam einmal herum.

„Pater Gustav hat mir erzählt, dass du wieder da bist und was du alles für das Waisenhaus tust.“ Richard warf ihm einen Seitenblick zu.

„Du warst bei Pater Gustav?“

„Ich wohne dort in den Ferien.“

„Er hat mir nichts von dir erzählt“, sagte Johann. „Allerdings habe ich mich auch nicht getraut, zu fragen.“

„Dafür hat er mir erzählt, dass du heiraten wirst. Die Tochter deines Meisters, sagt der Pater. Ich glaube, er ist stolz auf das, was aus dir geworden ist.“ Richard lächelte ihm zu. Es war dasselbe Lächeln wie damals, ein wenig scheu und schüchtern. Johann erinnerte sich, wie lange es gedauert hatte, bis Richard richtig mit ihm lachte.

„Ja, in zwei Monaten.“ Johann bog ab und betrat den Wald, der an dieser Seite des Weihers anschloss. Richard folgte ihm. Schweigend gingen sie nebeneinander her, das einzige Geräusch war das Brummen einer dicken Hummel, die sie hartnäckig umschwirrte.

Tausend Fragen lagen Johann auf der Zunge, doch welche durfte er nach all den Jahren stellen?

„Warum Priester, Richard?“ Und das bloße Aussprechen des Namens, beschwor tausend Erinnerungen.

„Weil es meine Berufung ist“, antwortete Richard schlicht.

Johann blieb stehen und hielt ihn fest. „Warum hast du keinen meiner Briefe beantwortet? Warum konntest du mir nicht verzeihen?“ Es war ihm unmöglich, diese Fragen nicht zu stellen, auch wenn er es vielleicht nicht sollte. Richard sah ihn verständnislos an. „Von welchen Briefen sprichst du?“

„Die erste Zeit habe ich dir jede Woche einen geschrieben, dann jeden Monat, ein Jahr lang. Den letzten habe ich genau ein Jahr nach meinen Weggang in den Briefkasten des Waisenhauses gesteckt. – Es waren 20 Briefe.“ Johann sah ihn fast verzweifelt an.

„Ich habe keinen einzigen Brief von dir bekommen. – Wenn ich einen bekommen hätte, hätte ich doch geantwortet, hätte dir gesagt, dass ich ein Narr war und mich furchtbar dumm benommen habe. – Und dass ich gar nicht wütend auf dich war.“ Richard spürte Johanns Hand auf seinem Oberarm als brennende Berührung. „Jedes Wochenende habe ich gehofft, du würdest kommen, auch wenn ich mich so schrecklich benommen hatte.“

„Wo sind die Briefe geblieben? Ich habe sie doch alle direkt in den Briefkasten gesteckt. Alle verschlossen und mit deinem Namen versehen.“ Ein tosendes ‘Was-wäre-wenn‘ brauste durch seinen Kopf. „Ich habe mich nicht getraut, dich zu besuchen. Du bist so entschieden weggelaufen und weggeblieben, dass ich Angst vor deiner Reaktion hatte. Ich dachte, du würdest mich…“

Richard legte seine Hände auf Johanns Oberarme, spürte die harten Muskeln unter seinen Händen. Ein Kribbeln ging von dieser Berührung aus, das sich über seinen ganzen Körper ausbreitete. Ein Blick in die blauen Augen löste einen Schwindel in ihm aus. Johann lächelte und die Grübchen wurden sichtbar. Tausend Gedanken, Erinnerungen, unterdrückte Wünsche und schmerzliches Verlangen tobten in Richards Innerem. „Ich …“ Richard räusperte sich. „Ich war verwirrt und dumm. Ich habe schwer dafür gebüßt, denn du warst der einzige Freund, den ich hatte.“

Johann hatte das dringende Bedürfnis, Richard in seine Arme zu ziehen und zu trösten. Der junge Mann sah so traurig und einsam aus. Ihre Augen hielten sich fest und Richard trat einen Schritt näher. Johann konnte die kleinen dunkleren Flecken in Richards grünen Augen sehen. Sie waren wunderschön!

Ein Ast knackte und die beiden Männer schreckten schuldbewusst auseinander. Hektisch sahen sie sich um, konnten jedoch niemanden entdecken.

„Ich glaube, ich muss zurückgehen. Magda wird sich fragen, wo ich bleibe.“ Johann sah ihn bedauernd an.

„Ja. Vielleicht sehen wir uns ja im Waisenhaus?“ Richard sah ihn fragend an. Johann nickte. „Ich bin eigentlich jedes Wochenende dort. Wir sehen uns bestimmt.“

Eine Gruppe junger Leute kam den Weg entlang, der in das Nachbardorf führte. Mit einem Nicken gingen sie an den beiden Männern vorbei.

„Dann sehen wir uns Samstag?“, fragte Richard und hasste den hoffnungsvollen Ton in seiner Stimme. Was sollte Johann von ihm denken?

„Ja“, antwortete Johann und folgte mit einem Winken der Gruppe in Richtung Kirmes.

 

***

 

Es war eine lange Woche. Mit langen Tagen und noch längeren Nächten, in denen Johanns Gedanken herumkreisten, wie ein emsiger Schwarm Bienen. Sie summten und brummten – und einige stachen sogar.

Als endlich Samstag war, war sich Johann nicht mehr sicher, ob er hinunter zum Waisenhaus gehen sollte. Doch er dachte an die Kinder. Ihnen hatte er versprochen, eine Schaukel zu bauen. Nachdem er sein Werkzeug eingepackt hatte, ging er die paar Kilometer zum Waisenhaus. Die Sonne schien, es war jedoch nicht so heiß wie das Wochenende davor.

Schwester Katharina öffnete ihm lächelnd die Tür und sofort umringten ihn die Kinder. Zusammen gingen sie hinaus in den Garten, zu dem Platz, den die Kinder für ihre Schaukel gewählt hatten.

Das Material hatte sein Meister gespendet. Alle Jungs wollten helfen, hüpften um die dicken Balken, rannten vor seinen Füßen herum und stellten tausend Fragen. Erst als die Mittagsglocke die Kinder zum Essen rief, wurde es stiller um ihn herum. Zum hundertsten Mal fragte er sich, wo Richard war? Mit der Hand strich er über den Holzbalken, froh, dass Pater Gustav ihn damals zu Meister Neumann geschickt hatte. Er liebte seine Arbeit und das Material, das Holz, seinen Geruch, seine Eigenschaften.

„Ich bewundere deine Geduld.“ Mit einem Lächeln stand Richard plötzlich neben ihm und Johann blieb für einen Moment die Luft weg. Was für Gefühle löst der junge Mann nur in ihm aus? Sein Herz klopfte vor Freude, ihn zu sehen.

„Ich dachte schon, du wärst gar nicht da“, sagte er und erwiderte das Lächeln. „Die Kinder sind großartig. Ich habe noch keinen erlebt, den ich nicht dabei haben wollte. Sie sind so offen und interessiert.“

„Sie bewundern dich. Keiner hier begegnet ihnen so wie du.“ Richard war nähergetreten, sah ihm über die Schulter. Johann konnte seinen Atem in seinem Nacken spüren. „Du befiehlst ihnen nichts, du hörst ihnen zu und begegnest ihnen mit Freundlichkeit.“

Johann lachte. „Ich behandele sie, wie jeden anderen auch.“

„Ja, das war schon immer dein Geheimnis.“ Richard war so nah, dass Johann die Wärme seines Körpers spüren konnte. „Du hast auch mich so behandelt, trotz des Mals.“

„Hör auf, du warst viel mehr.“ Johann drehte sich um und sah Richard in die Augen. „Du warst mein bester Freund.“ Sie standen so nah, dass sie sich fast berührten.

„Johann, Richard, wollt ihr nicht mit den Kindern essen?“ Erschrocken drehten sie sich zu Pater Gustav um, der über die Wiese auf sie zukam. Misstrauisch sahen seinen hellblauen Augen von einem zum anderen.

„Nein, ich habe kein Hunger, Pater“, sagte Johann und trat von Richard weg.

„Richard?“, fragte der Pater. „Du hattest gestern einige Fragen, wenn du willst, können wir uns jetzt unterhalten.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte er sich um und ging.

Richard legte seine Hand auf Johanns Arm. „Ich bin damals wegegelaufen, weil es sich zu gut anfühlte und ich Angst davor hatte – und weil ich Angst hatte, dass du mich auslachst, weil ich so fühlte.“

Aber für mich fühlte es sich genauso an, wollte Johann sagen, doch Richard folgte dem Pater ins Haus. Unkonzentriert arbeitete er am Nachmittag mit den Kindern weiter. Immer wieder suchten seine Augen das Haus ab, hofften, Richard noch einmal zu sehen. Doch der zeigte sich nicht mehr.

Als die Kinder zum Essen in das Haus gingen, fing er an, sein Werkzeug zusammenzupacken.

„Ich muss mit dir reden.“ Richard stand plötzlich neben ihm. „Bitte.“

„Wo?“, fragte Johann. „Hier dauert es keine zwei Minuten und Pater Gustav steht wieder vor uns.“ Seine Augen suchten die Fassade des Hauses ab.

„Die kleine Kapelle hinten am Waldrand. Da geht kein Mensch hin. – Nach dem Essen?“ Richard vermied es, ihn anzusehen.

„Bei Anbruch der Dunkelheit. – Der Pater.“ Johann streckte sich, nahm das Werkzeug und reichte Richard die Hand. „Schön dich nach all den Jahren wiederzusehen“, sagte er so laut, dass es der Pater, der sie fast erreicht hatte, hörte. „Vielleicht sehen wir uns ja noch einmal wieder.“

„Ja, vielleicht“, sagte Richard.

„Johann, ich bringe dich zur Tür. Ich habe noch eine Frage.“ Der Pater legte seine Hand auf Johanns Oberarm und begleitete ihn zum Tor, fragte ihn dabei nach einer Möglichkeit die Treppe, an der eine Stufe gebrochen war, zu reparieren. Johann versprach, sich die Stufe in der nächsten Woche anzusehen.

 

Sein Weg führte durch die Felder. Die Sonne versank als rot glühender Feuerball am Horizont, die Grillen zirpten lautstark und die Hitze des Tages erwärmte noch angenehm die Luft. Ein wunderbarer Sommerabend. Die Kapelle stand als dunkler Schatten verborgen am Rand des Laubwaldes. Seit ewigen Zeiten wurde sie nicht mehr genutzt und verfiel langsam. Das Dach war undicht, die Tür gesplittert und die Buntglasfenster zerschlagen.

Johann betrat die Kapelle, versuchte, etwas zu erkennen. War Richard schon hier?

„Weißt du noch, wie sauer der Pater war, als er uns hier beim Spielen erwischt hat?“ Richard löste sich aus dem Schatten der Wand und kam zu ihm herüber.

„Ja, es war schwierig genug ihm zu entkommen und hierher zu kommen. Als er uns dann eines Tages erwischt hat, war die Strafe ja auch entsprechend hoch“, sagte Johann leise lachend. „Fünf Schläge mit seinem verfluchten Rohrstock.“

Wieder stand Richard dicht vor ihm, nur so war es möglich, überhaupt etwas in dem Blick des anderen zu erkennen.

„Was war der Kuss für dich?“, fragte Richard kaum hörbar.

„Alles, was ich wollte. Seit Wochen hatte ich davon geträumt und bevor ich ging, musste ich es versuchen. – Und du warst so nah, dein Mund …“ Ein warmes Ziehen breitete sich in seinem Unterleib aus, auch jetzt war Richards Mund viel zu nah.

„Wovon hast du geträumt?“ Gnadenlos trat Richard noch einen Schritt näher. Johann wusste, er musste jetzt Distanz suchen, doch wenn er Distanz gewollt hätte, hätte er nicht herkommen dürfen.

„Von dir, deinem Mund, dem Kuss …“ Er zog Richard in seine Arme, küsste ihn. Arme umschlangen ihn, der weiche Mund öffnete sich ihm und die Welt versank in diesem Gefühl. Eng presste sich Richard an ihn, er spürte die Härte des anderen und fühlte seine eigene Erregung. Die Zunge, die seine gierig umspielte, die Hände, die sich durch sein Haar wühlten, berauschten ihn. Seine Hände fanden den Weg unter Richards Hemd, trafen auf die warme Haut, die unter seinen Händen zu brennen schien.

„Und ich fühlte mich schuldig …“, keuchte Richard zwischen ihren Küssen. „Dachte, ich würde deinen Kuss entweihen, würde deine Freundschaft nicht mehr verdienen.“

Johann führt ihn zu einer der alten Bänke, setzte sich und zog ihn auf seinen Schoß. „Und ich dachte, ich hätte dich verschreckt – abgeschreckt.“ Er streifte Richards Hemd ab, küsste die zarte Haut an seinem Hals, wanderte hinunter zu den kleinen harten Brustwarzen. Richard legte den Kopf in den Nacken und stöhnte auf. „Wir dürfen das nicht“, stammelte er und hielt zeitgleich Johanns Kopf fest.

„Wir sollten sofort aufhören“, flüsterte Johann, während seine Hand über Richards Oberschenkel streichelte und sanft über die harte Erektion rieb. Keuchen bog sich Richard Körper durch.

„Das ist Sünde!“ – „Ja“, stöhnte Johann in sein Ohr und öffnete Richards Hose, befreite den harten, prallen Schaft, streichelte ihn vorsichtig.

„Warte, ich – will – zieh dich aus.“ Richard knöpfte mit hektischen Fingern an Johanns Weste. Der half ihm und gemeinsam zogen sie Weste und Hemd aus. Richards Hände streichelten die weiche Haut, konnten gar nicht genug davon bekommen. Er stand auf, öffnete Johanns Hose, dankbar schnellte ihm die harte Erektion entgegen, die er mit der Hand umschloss. Johann stöhnte leise.

Richard streifte die Hose ab, setzte sich mit gespreizten Beinen erneut auf Johanns Schoß. Ihre Erektionen berührten sich und Johann umschloss beide mit seiner Hand. Richard küsste ihn und er begann, seine Hand ganz langsam zu bewegen. Ein Schauer überlief Richard, alle Sinne waren auf Johann gerichtet. Jeden anderen Gedanken aus seinem Kopf verbannend wühlte er mit seinen Händen durch die dichten, schwarzen Haare, keuchte in den Kuss und wusste, dass er es nicht lange aushalten würde. Johann legte eine Hand auf seinen Rücken und zog ihn so nah wie möglich.

Johanns Muskeln waren zum Zerreißen gespannt, er bewegte seine Hand schneller, spürte das harte Keuchen in seinem Mund und konnte sich nicht länger beherrschen. Sein Becken zuckte und pulsierend ergoss er sich zwischen ihre Körper, spürte, wie Richard ihm folgte.

Keuchend blieben sie sitzen, den heftigen Herzschlag des anderen spürend. Wissend, dass sie eine Sünde begannen hatten – und dass nichts bisher so gut gewesen war, wie dieser Moment.

„Wir hätten das nicht …“ – „Hör sofort auf!“ Johann küsste Richard zärtlich. „Hast du je etwas getan, das sich so richtig und gut angefühlt hat?“ Richard schüttelte den Kopf.

„Aber es ist eine Sünde“, flüsterte er.

„Das kann ich nicht glauben. Mein ganzes Leben habe ich versucht, das Richtige zu tun. Habe versucht, mich in Magda zu verlieben, so wie alle es erwarteten. Habe sie geküsst, wie sie es erwartete – und es war nichts im Vergleich zu einer Berührung von dir, zu deinem Kuss. – Wie kann etwas so wunderbares eine Sünde sein?“ Sanft streichelte er Richards Rücken.

„Ich weiß es nicht, aber sie sagen es“, versuchte Richard zu erklären.

„SIE? Die Leute? Die Kirche? Pater Gustav? – Vergiss sie, verlass dich auf dein Gefühl. Sagt dein Gefühl, dass es falsch ist, dass es Sünde ist?“

„Ich weiß es nicht, es verwirrt mich.“ Richard schob sich ein Stück zurück. „Und wir sollten uns reinigen, es – klebt“, fügte er mit einem kleinen Lächeln hinzu.

Johann zog ein großes, kariertes Tuch aus der Hosentasche und begann sie damit abzuwischen. Mit leichten kreisenden Bewegungen rieb er über Richards Bauch, sah, dass es den Anderen erneut erregte. Er legte das Tuch zur Seite und begann Richard zu streicheln, nur zärtlich mit den Fingerspitzen über die weiche Haut zu fahren, umkreiste die kleinen Brustwarzen, die sich hart zusammenzogen. Sanfte Röte färbte Richards Wangen, er öffnete den Mund und keuchte. Johann starrte ihn an, wie unglaublich schön er aussah. Die letzten Sonnenstrahlen trafen Richards bräunliches Haar und brachten es zum Leuchten. Ein Schauer lief über Johanns Rücken und ihm wurde bewusst, dass er sein Herz gerade endgültig verloren hatte. Er beugte sich vor und küsste Richard, der seine Arme um ihn legte. Ihre Zungen umspielten sich, erkundeten einander, konnten nicht genug von einander bekommen. Johann legte die Hände auf Richards Pobacken, zog ihn ganz dicht an sich heran, streichelte die samtige Haut. So nah wie möglich wollte er dem anderen sein, Richard spüren, mit jeder Faser und überall.

Richards Mund wanderte über seinen Körper, mit seiner Zunge leckte er die Schweißtropfen auf, die über Johanns Brust liefen, saugte ausgiebig an seinen Brustwarzen und knabberte an seinem Ohrläppchen. Johann stöhnte und bog sich ihm entgegen.

Richards Hand umschloss Johanns Erektion, strich mit dem Daumen über die empfindliche Eichel, aus der seine Lust erneute quoll. Geschmeidig rutschte er zwischen Johanns Beine und umschloss die Eichel mit den Lippen.

Johann wollte ihn zurückhalten, doch das Gefühl war so unglaublich, dass er nur die Augen schließen und sich stöhnend ergeben konnte. Seine Hände verfingen sich in den braunen Locken, er umklammerte Richards Kopf. Wie oft hatte er davon geträumt? In seinen kühnsten Träumen war es nicht so unglaublich gut gewesen. Seine Hüften drückten sich Richard entgegen. Langsam und unaufhaltsam steigerte sich seine Lust und er musste sich sehr beherrschen, nicht laut zu schreien, als sie über ihm zusammenbrach, ihn mitriss und letztlich keuchend zurückließ. Keinen Moment hatte Richard ihn aus seinem Mund entlassen und erst löst sich erst jetzt mit einem Lächeln von ihm.

Johann ließ sich von der Bank rutschen, küsste Richard ungestüm und wanderte zielsicher mit dem Mund zwischen seine Beine. Richard sollte fühlen, was er gefühlt hatte, diese unglaubliche Lust. Für einen kleinen Augenblick zögerte er, dann nahm er Richards hoch aufgereckten Schaft in den Mund. Fuhr mit der Zunge durch die schmale Spalte, schmeckte die heiß hervorquellende Lust. Keuchend kam Richard ihm entgegen.

Johanns Zunge verwöhnte ihn, sein Mund nahm ihn ganz auf, ließ ihn wieder hinausgleiten, zögerte, um sich dann wieder weit über ihn zu schieben.

Streichelnd fuhren Richards Hände über Johanns Rücken, hinterließen kleine Kratzer, wenn sich seine Hände vor Lust festklammern wollten. Stöhnend kamen unsinnige Worte aus seinem Mund, dann hob sich sein Becken und er pumpte seine Lust zuckend heraus.

Erschöpft blieben die beiden Männer keuchend auf dem Boden liegen. Johann zog Richard in seine Arme, küsste zärtlich sein Gesicht: die Stelle zwischen seinen Augenbrauen, die Nasenspitze, die Augenwinkel, die Mundwinkel und endlich den Mund, der ihn schon sehnsüchtig erwartete.

„Ich könnte jetzt einschlafen“, flüsterte Johann träge. Durch die zerbrochenen Scheiben drang das ohrenbetäubende Zirpen der Grillen zu ihnen. Dunkelheit hatte sich ausgebreitet, sie konnten sich selbst über die Distanz nur erahnen, nicht sehen.

„Auch ich möchte jetzt so einschlafen“, sagte Richard genauso leise. „Doch leider müssen wir dorthin zurückkehren, wo man uns morgen Früh suchen wird.“

Johann wusste, dass er recht hatte. „Sehen wir uns wieder?“, fragte er.

Einen Moment schwieg Richard, dann antwortete er: „Ja, morgen um dieselbe Zeit. – Wenn das bei dir geht?“

„Mich vermisst um die Zeit keiner. Ich bin viel allein, gehe spazieren. – Was ist mit dem Pater, wird er dich nicht vermissen?“

„Wenn ich ihm sage, dass ich lerne, lässt er mich in Frieden. – Lass uns aufstehen, der Boden ist hart.“

Nur widerwillig ließ Johann ihn los, doch Richard hatte recht, der Boden war hart. Im Dunkel tasteten sie nach ihren Kleidern und zogen sich unter leisen Flüchen an.

Richard schob seine Hand in Johanns, als sie langsam und vorsichtig zur Tür gingen. Es war ein gutes Gefühl, die raue, starke Hand in seiner zu spüren.

„Und wenn es doch eine Sünde ist?“, fragte Richard, als sie vor der Tür im schwachen Licht des zunehmenden Mondes standen.

„Dann werden wir in der Hölle schmoren, aber das ist es wert!“, antwortete Johann und küsste ihn noch einmal. „Noch nie habe ich mich so glücklich gefühlt und wenn ich dafür in der Hölle büßen muss, dann tue ich das.“

„Auf ewig verdammt im Fegefeuer.“, flüsterte Richard leise und ein Schauer überlief ihn.

„Nein. Nein! Ich kann es nicht glauben. Richard, ist Gott so grausam, dass er Liebe mit Fegefeuer bestraft?“ Johann zog Richard ganz dicht, sodass er ihm in die Augen sehen konnte.

„Liebe?“, fragte Richard atemlos.

„Liebe! Seit ich dich verlassen musste, denke ich an dich. Wenn ich träume, träume ich von dir und wenn ich dich heute hier halte, dann tut mein Herz fast weh, von all den Gefühlen, die du in mir auslöst.“ Mit einer Hand strich er sanft durch Richards Gesicht. „Ich möchte dich immer halten. Dich mit Küssen bedecken. Allen Schmerz von dir fernhalten. Neben dir einschlafen und dich morgens mit Küssen wecken. Dir so nah sein, wie ich noch nie einem Menschen war.“

Richard starrte ihn mit offenem Mund an. „Ich dachte, du hättest mich in all den Jahren vergessen, nicht mehr an mich gedacht. Du bist so stark, von allen bewundert, so selbstsicher. Dass ich mein ganzes Leben an dich gedacht habe, war verständlich, da ich nur dich hatte, aber du…“

„Sicher habe ich Freunde, aber keinen der mir jemals so nahe stand wie du. Keinen, nach dem sich mein Herz sehnt.“ Mit dem Zeigefinger fuhr er zärtlich die Umrisse des Feuermals nach, vergrub seine Hand in den Haaren und küsste ihn. „Wenn ich jetzt nicht gehe, schaffe ich es gar nicht mehr, mich von dir loszureißen. – Ich sehe dich morgen.“ Wild und gierig küsste er ihn noch einmal ausgiebig, bevor er ihn schweratmend losließ.

„Ja“, murmelte Richard keuchend, „wir sehen uns morgen.“

 

***

 

Sonntagmorgen traf das ganze Dorf sich in der Kirche. Richard kam zusammen mit den Heimkindern, den Schwestern und Pater Gustav. Johann mit den Familien des Meisters und dem anderen Gesellen Hagen Wagner. Magda ging an seiner Seite und redete die ganze Zeit wie ein Wasserfall. Seine kargen und seltenen Antworten fielen ihr nicht auf. Vielleicht, weil seine Antworten nie viel umfassender waren und sie auch nicht mehr erwartete.

Vor der Kirche trafen sie aufeinander und der Pater ließ es sich nicht nehmen, Meister Neumann für das Holz zu danken und Richard vorzustellen.

Als sich ihre Hände berührten, hatte Johann das Gefühl, jeder müsse sehen, dass er diesen jungen Mann liebte und begehrte. Mühsam versuchte er, Richard nur kurz in die Augen zu sehen. Gerade so lang, dass es nicht unhöflich wäre. Wie gern würde ihn heranziehen und küssen …

Zusammen gingen alle in die Kirche und Johann fand sich zwischen Richard und Magda auf der Kirchenbank wieder. Die Kirche war voll und immer wieder berührten sich ihre Oberschenkel. Kribbelnde, brennende Punkte, die ihn von allem anderen ablenkten.

„Seit wann gehen die Kinder aus dem Waisenhaus in die Kirche?“, fragte Richard leise. Sein Atem streifte Johanns Ohr, sofort zog sich eine Gänsehaut über seinen Rücken. „Seit der neue Pfarrer hier ist“, antwortete er und erinnerte sich an Richards Geschmack auf seiner Zunge. Vorfreude durchzog seine Lenden, heute Abend würde er ihn wieder kosten …

Kurz traf ihn Richards Blick und er sah in seinen Augen die Spiegelung seiner eigenen Gedanken. Es war Wahnsinn, doch er wusste, dass er die Begegnung heute Abend brauchte.

 

Nach dem Abendbrot hielt der Meister ihn auf, um über die kommende Woche zu sprechen. Johann versuchte, seine Unruhe zu verbergen. Jedes Wort, das ihn davon abhielt, zu Richard zu kommen, war zu viel. Die Sonne ging langsam unter, als der Meister ihn endlich gehen ließ.

Schnell machte er sich auf den Weg, lief durch die Felder und hoffte, dass ihn keiner sah. Als er die Kapelle erreichte, war die Sonne nur noch ein rosiger Strich am Horizont und Johann befürchtete, dass Richard nicht mehr auf ihn wartete. Atemlos rannte er in die Kapelle, hoffend, dass Richard vielleicht doch dort wäre.

Eine Kerze erhellte die Kapelle, deren Licht er von außen übersehen hatte. Ausgebreitet auf dem Boden lag eine Decke und darauf schlafend Richard. Sein rechter Arm lag über seinem Kopf und er lächelte sanft im Schlaf. Johann kniete sich neben ihn, beugte sich herunter und küsste ihn sanft. Die grünen Augen öffneten sich und ein Lächeln breitete sich auf Richards Gesicht aus. Seine Hand legte sich in Johanns Nacken und er zog ihn wieder hinunter. „Ich muss eingeschlafen sein“, flüsterte er zwischen zwei Küssen.

„Ich habe mich verspätet. Entschuldige, ich bin aufgehalten worden“, antwortete Johann leise.

„Fast wäre ich nicht gekommen. – Fast wäre ich weggelaufen. – Doch ich konnte nicht, egal, was es kostet, ich will diese Zeit mit dir.“ Mit verzweifelter Gier zog Richard Johann neben sich. Längst schon standen beide Männer in Flammen, zogen und zerrten an ihren Kleidern, bis sich ihre Körper nackt begegneten, ihre Erektionen sich aneinander rieben.

„Ich will dich so nah spüren, wie möglich“, keuchte Richard errötend.

„Ich weiß nicht, ich will dir nicht wehtun.“ Johann strich sanft über die glühende Länge, hinunter zu den Hoden, massierte sie einen Moment, um dann weiter zu wandern über den empfindlichen Damm bis in das Tal der Pobacken. Sein mit Speichel befeuchteter Finger drückte gegen den engen Ring.

„Wir brauchten Öl oder Ähnliches“, flüsterte er in Richards Ohr, der nicht wusste, ob die fremde Berührung angenehm war. Die Fingerkuppe durchbrach den Widerstand, drang ein und verschiedene Empfindungen überfluteten Richard. Es war erregend und fremd, es machte ihm Angst und ließ ihn zeitgleich in Johanns Umarmung keuchen.

Vorsichtig fing Johann an, ihn zu massieren, zu dehnen und reizen, immer auf seine Reaktion achtend. Langsam entspannte er sich unter den Johanns Küssen, konnte sich den lustvollen Empfindungen hingeben, stöhnte auf und versuchte sich zu öffnen. Als Johann seinen Mund um seine Eichel schloss und sanft saugte, verlor er die Kontrolle, gab sich der Lust hin, die ihn mitriss.

Johann hielt ihn im Arm, küsste zärtlich die verschwitzte Stirn. „Du bist so unglaublich schön“, flüsterte er zwischen den Küssen.

„Nein, ich…“

„Doch, hör auf mir zu widersprechen.“ Johann hielt seine Handgelenke fest und setzte sich auf Richards Brust. Erwartungsvoll wippte ihm die feucht glänzende Spitze entgegen. Richard öffnete den Mund, nahm sie auf und umspielte sie mit seiner Zunge. Leckte und saugte, nahm die gesamte Länge in sich auf und genoss das Stöhnen, das er Johann entlockte. Ungestüm bewegte sich das Becken über ihm, gierig und voller Verlangen. Sein Mund formte einen engen Kreis und er intensivierte das Saugen. Mit einem unterdrückten Schrei ergoss sich Johann in seinen Mund.

Nach Luft schnappend ließ er sich neben Richard fallen, zog ihn in seinen Arm und küsste ihn sanft. „Du bist wunderbar.“

Richard antwortete nicht gleich. „Hast du schon einmal…?“, fragte er und hoffte, dass Johann ihn verstand – und seine Eifersucht, die allein schon der Gedanke brachte, nicht in seiner Stimme wahrnahm.

„Nein, ich – ich konnte nicht. Ich hätte mich offenbaren, einem Anderen vertrauen müssen, das konnte ich nicht. Sogar nicht, als ich Männer getroffen habe, die sich darüber unterhielten. Orte austauschten, an denen man Gleichgesinnte finden, körperliche Befriedung erlangen konnte. Manche Nacht habe ich mit mir gekämpft, doch ich wollte nicht seelenlos für ein paar Münzen angefasst werden.“

„Das kann ich verstehen.“ Tief kuschelte sich Richard in seine Umarmung. „Ich weiß, dass einige der Jungs im Seminar es miteinander tun. Doch von denen habe ich mich immer ferngehalten. – Zum Glück suchen nicht viele meine Gesellschaft.“

„Das kann ich nicht verstehen, du bist ein wunderbarer Freund“, sagte Johann und streichelte gedankenverloren über Richards Rücken.

„Das sagst aber nur du. Die anderen finden mich abstoßend, hässlich oder beunruhigend. Zu still und langweilig.“

„Sie scheinen dich nicht zu kennen oder du hast dich in den letzten Jahren so sehr verändert. Vielleicht bist du in unerträglicher Besserwisser geworden“, sagte Johann, rollte sich über ihn und begann ihn zu kitzeln. „Oder ein humorloser Langweiler.“ Richard hatte ihm körperlich nicht viel entgegenzusetzen. Lachend und um Gnade flehend versuchte er, ihn festzuhalten. Energisch schloss Johann seinen Mund mit einem Kuss, während seine Hände weiter kitzelten. Er schob seinen Oberschenkel zwischen Richards Beine um ihn festzuhalten, spürte dessen Erregung und rieb seinen eigenen harten Schaft an ihm. Seine Hände begannen zu streicheln, zu liebkosen.

„Morgen bringe ich Öl mit, ich will dich ganz spüren“, keuchte Richard in Johanns Ohr, klammerte sich an ihm fest, gab sich den Händen, die ihn mit ihren sachten Bewegungen fast in den Wahnsinn trieben, hin. Johann zögerte es hinaus, strich nur mit dem Finger über die empfindliche Unterseite, streichelte die Eichel, massierte sie mit den hervorquellenden Lusttropfen die immer schneller aus ihre quollen. Umschloss ihn mit der Hand, bewegte sie langsam auf und ab. Richard keuchte, sein Becken zuckte, doch Johann hielt ihn mit seinem Gewicht fest.

„Bitte“, stöhnte er, klammerte sich in die dunkeln Haare. Im schwachen Schein der Lampe sahen Johanns Augen, die ihn betrachteten, fast schwarz aus. Noch nie hatte Richard einen anderen Mann – oder überhaupt einen anderen Menschen – so begehrt, so sehr geliebt, wie diesen. Auch wenn er erlöst werden wollte, so wünschte er sich zeitgleich, dass die süßen Qualen nie endeten. Als sich Johann endlich erbarmte und ihm mit festen, schnellen Bewegungen Erlösung gab, konnte er den Blick nicht von den Augen lösen, die ihn intensiv beobachteten. Johann küsste ihn und atmete seine Lust, als er sich heiß und stoßweise ergoss. Die Welle der Lust, die ihn überspült hatte war hoch gewesen und es dauerte einen Moment, bis er sich keuchend in Johanns Arm wiederfand. Mit einem warmen, zärtlichen Lächeln sah Johann ihn an.

Fast hätte er sein Gesicht an Johanns starker Schulter versteckt, er fühlte sich dem Blick schutzlos ausgeliefert, gerade hatte er alles fallen gelassen und seine Gefühle dem anderen ausgeliefert. Auch wenn der Schein der Kerze schwach war, hatte Johann alles sehen können und er selber wusste nicht, wie es aussah, wenn er sich seiner Lust ergab.

„Du bist unglaublich schön“, flüsterte Johann rau, als hätte er seine Gedanken erraten. „Noch nie habe ich etwas Schöneres gesehen. Noch nie habe ich jemanden so sehr begehrt, wie dich.“

Richard spürte die harte Erektion, die sich an seinen Oberschenkel presste. Sein Oberschenkel war feucht von der Lust, die schon aus der harten, runden Eichel drang. Sanft drückte er Johann auf den Rücken. „Jetzt will ich sehen, wie deine Lust aussieht.“ Er beugte sich über Johann und küsste ihn. Seine Hand streichelte über den Körper, machte Rast auf den hart zusammengezogenen Brustwarzen, zupfte vorsichtig an ihnen und wurde mit einem Stöhnen belohnt. Dann folgte seine Hand den Muskeln, die sich deutlich hervorhoben, dem dunkel behaarten Streifen, der tiefer in die dichte, lockige Schambehaarung führte. Dazwischen reckte sich Johanns Erektion ihm groß und leicht gebogen entgegen. Mit seinen Fingern strich er spielerisch darüber, neckte und provozierte, genoss das Stöhnen, das Zittern, das die Zurückhaltung verursachte. Der ganze Körper bebte unter ihm und als er die Hand um die Härte legte, spürte er, dass Johann es nicht länger zurückhalten konnte. Während seine Hand sich fest und schnell bewegte, betrachtete er Johanns Gesicht, sah in die dunklen Augen, die ihn voller Verlangen ansahen, den Mund, leicht geöffnet, die erregte Spannung und endlich die Erlösung. Offen präsentierte sich die Lust, das völlige Loslassen. Er musste ihn küssen, die keuchend unterdrückten Schreie schmecken.

 

Zärtlich verschlungen und müde lagen beide hinterher erschöpft auf der Decke. Zu gerne wäre Johann so eingeschlafen, befriedigt an der Seite eines geliebten Menschen. Doch das war nicht möglich. „Ich muss gehen“, flüsterte er leise in Richards Ohr. „Ich muss morgen sehr früh aufstehen.“

„Warte. Ich weiß, was mit deinen Briefen geschehen ist.“ Richard wendete den Kopf. „Schwester Minna hat sie alle verbrannt. Sie wollte nicht, dass du weiter Einfluss auf mich hattest. – Schwester Alma hat mir das erzählt“, ergänzte er auf Johanns Blick. „Ich habe sie gefragt, wer damals verantwortlich war für die Briefe. Sie wusste gleich, warum ich sie frage. Gut konnte sie sich daran erinnern und wie leid es ihr getan hatte, da sie sah, wie schlecht es mir ohne dich ging.“

„Ich wusste, dass sie eine Hexe ist“, sagte Johann. „In jedem einzelnen bat ich dich um Vergebung.“

„Ich musste dir nicht vergeben. Wenn ich nur einen bekommen hätte … - Sehen wir uns morgen wieder?“, fragte Richard leise.

„Natürlich. Meinst du, ich kann darauf verzichten? Ich weiß nicht, wie ich es aushalten werde, wenn du gehst.“ Mit einem verzweifelten Kuss presste Johann ihn an sich. „Solange es geht, will ich dich sehen. – Ich liebe dich“, flüsterte er heiser.

Richard schlang seine Arme um ihn, zog ihn so nahe wie möglich. „Ich liebe dich auch.“

 

Abends in Johanns Armen war es Gewissheit, fern von ihm quälten Richard Zweifel. Es war eine Sünde, es war verboten, sie würden dafür büßen müssen. Manchen Vormittag kniete er in der Kirche und betete, flehte, um die Kraft sich von Johann fernzuhalten, zurückzukehren in die Sicherheit seines Glaubens. Der Pater war stolz auf seinen Eifer, ahnte nicht, was sich dahinter verbarg, wie viel Schmerz dahinter steckte.

Doch wenn der Abend kam und er sich in seine Kammer zurückzog, dann wusste er, dass er gehen musste, Johann sehen musste. Heimlich schlich er sich fort, sicher, dass ihn keiner vermissen würde.

 

An diesem Abend kam er spät, der Pater hatte nach dem Essen mit ihm sprechen wollen und so war es schon fast dunkel, bevor er die Kapelle erreichte. Das Herz schlug hart in seiner Brust, das kleine Fläschchen mit dem Öl lag warm in seiner Hand. Heute wollte er – es. Sein Kopf weigerte sich, es in Worte zu fassen, doch sein Körper wusste genau, was er wollte, heiß zog sich sein Unterleib zusammen und seine Härte drückte gegen die Hose. Vor der Kapelle blieb er stehen, holte Luft, sah den schwachen Lichtschein der Lampe und spürte das Lächeln in seinem Gesicht. Langsam ging er in den Raum.

Zu der Decke, die er am zweiten Abend mitgebracht hatte, war ein dickes Kissen gekommen. Johann konnte er nicht sehen, aber er wusste, dass der andere dort war. Kaum war er ein paar Schritte in den Raum getreten, wurde er von hinten von gepackt. Zwei starke Arme schlossen sich um ihn und er wurde sanft in den Nacken gebissen. Hände öffneten sein Hemd, streichelten seine Brustwarzen, die sich sofort zusammenzogen. Er drehte den Kopf und Johann küsste ihn, während eine Hand sich unter Richards Hosenbund schob.

„Ich habe den ganzen Tag nur an dich denken können“, flüsterte Johann leise und biss vorsichtig in Richards Ohrläppchen. „Wenn das so weitergeht, werde ich noch vom Dach stürzen.“

Richard konnte nicht antworten, sondern nur keuchen, als die fordernde Hand über sein pochendes Geschlecht rieb.

Das Hemd rutschte von seinen Schultern und Johanns Mund brannte heiße Male auf seine Haut. Seine Hose rutschte und spielerisch leicht hob Johann ihn aus seinen Kleidern, trug ihn zu den Decken, legte ihn vorsichtig ab und zog die Socken von seinen Füßen. Erst jetzt sah Richard, dass Johann sich seiner Kleider schon entledigt hatte. Er liebte den Anblick des muskulösen Körpers, der sich über ihn beugte. Alles sah so perfekt aus wie bei einer Statue. Endlos konnte er den Körper ansehen, streicheln. Zärtlich fuhr er durch das schmale Gesicht, spürte die Bartstoppeln rau unter seiner Hand. Alle Zweifel, alles Sorgen fielen in diesen Momenten von ihm ab. Es konnte nicht falsch sein. Diese Gefühle konnten keine Sünde sein, oder? Der nächste Kuss von Johann beseitigte jeden vernünftigen Gedanken, alle Bedenken.

„Hast du es mitgebracht?“, fragte Johann zwischen unzähligen Küssen, mit denen er Richards Gesicht und Hals bedeckte.

„Ja“, hauchte dieser nur atemlos, der Gedanke machte ihm fast genauso viel Angst, wie er ihn erregte.

„Ich tu dir nicht weh, niemals!“ Die blauen Augen sahen ihn an und der Mund küsste ihn sanft. „Wenn du etwas nicht willst, sagst du es.“ Richard konnte nur nicken.

Johann, der noch neben ihm kniete, nahm das kleine Fläschchen und ließ etwas von dem Öl in seine Hand laufen, wärmte es an. Sanft schob er Richards Beine auseinander und begann das Öl einzumassieren. Über die Erektion, die zarte Haut der Hoden, hinab zwischen die Pobacken und den kleinen, engen Ring.

„Du musst dich entspannen, Kleiner“, flüsterte Johann und küsste ihn zärtlich. „Vertrau mir.“

Langsam ließ Richard unter den Küssen locker und der Finger konnte die Enge durchbrechen, tief eindringen. Das fremde, unangenehme Gefühl wich einer wachsenden Erregung. Automatisch öffneten sich seine Beine weiter, keuchend klammerte er sich an Johann. Der Wunsch, dem anderen ganz nah zu sein, überlagerte alles andere.

Ein weiterer Finger dehnte den Ring und weitete ihn vorsichtig. Johann erstickte jedes Keuchen in seinen Küssen, ließ Richard keine Zeit darüber nachzudenken, zumal er zeitgleich die Erektion seines Freundes in die Hand nahm und sachte massierte.

„Bitte, Johann“, flüsterte Richard, schmiegte sich immer enger an seinen Freund. Doch Johann ließ sich nicht drängen, bereitete ihn geduldig vor, weitete den engen Ring mit drei Fingern und viel Öl. Erst dann schob er sich zwischen Richards Beine. Sein eigenes Herz klopfte mindestens genauso stark wie Richards. Bis heute hatte er dreimal mit einer Frau geschlafen und alles andere hatte er auf der Walz von anderen Männern belauscht.

Er hob Richards Beine an den Kniekehlen und sah ihn an. Richard hatte die Augen geschlossen. Auf keinen Fall wollte er ihm wehtun … Vorsichtig drängte er gegen den Ring, der von dem Öl geschmeidig war und schob sich langsam hinein. Deutlich spürte er wie Richard sich verkrampfte. Zärtlich begann Johann wieder Richards Erektion zu streicheln, beugte sich vor und küsste ihn. Die Spannung ließ nach, langsam glitt er tiefer. Alles in ihm wollte sich bewegen, zustoßen, die herrliche Enge ausfüllen, doch er verharrte und wartete, bis Richard sich unter ihm bewegte.

Richard hob ihm das Becken entgegen und diese kleine Bewegung reichte, damit Johann fast die mühsam erhaltene Beherrschung verlor. Noch nie in seinem ganzen Leben war er der Wucht solcher Gefühle ausgesetzt, die jetzt durch seinen Körper strömten.

„Ich – kann - nicht…“, versuchte er, in Richards Ohr zu keuchen, doch der bewegte sich stöhnend schneller, stieß das Becken gegen ihn und er hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen. Seine Hände legten sich auf Richards Hüften, hielten ihn, damit er nicht wegrutschen konnte und dann übernahm Johann den Rhythmus, bis er sich nach wenigen harten Stößen ergoss. Schwer blieb er auf Richard liegen, fühlte an der Feuchtigkeit zwischen ihren Körpern, dass auch Richard gekommen war.

Johann hob den Kopf, um Richard in die Augen sehen zu können. Mit einem zufriedenen Lächeln sah ihn sein Freund an und er küsste ihn.

„Das war das Unglaublichste, was ich jemals gefühlt habe“, flüsterte Johann leise und strich eine Strähne aus Richards Stirn. Erschöpft ließ er sich neben Richard gleiten und zog ihn ganz dicht an sich heran. „Habe ich dir wehgetan? Zuletzt konnte ich es nicht mehr wirklich kontrollieren…“

„Nein, überhaupt nicht. Es war – wundervoll.“ Das Geständnis brachte Richards Gesicht zum Glühen und er war froh, dass Johann ihn in der Dunkelheit nicht erkennen konnte. Er hasste es, immer rot zu werden.

„Du bist wundervoll.“ Johann küsste ihn voller Zärtlichkeit.

So musste sich Glück anfühlen, dachte Richard und schmiegte sich an Johann, das Gefühl geliebt zu werden, sicher und geborgen.

 

Zwei Wochen lang trafen sie sich jeden Abend. Entdeckten immer mehr voneinander, genossen jeden Augenblick. Berauscht sich an ihren Körpern, an ihrer Gegenwart und an jeder Berührung. – Ohne daran zu denken, dass es enden musste.

 

Der erste schlechte Tag in diesem Sommer, Regen fiel seit den frühen Morgenstunden und wusch den Staub von der Landschaft. Mit feuchten Haaren und bis auf die Haut durchnässt kam Johann in der Kapelle an. Richard war noch nicht da und er holte die Decke und das Kissen aus dem Versteck, streifte seine Kleider ab. Was würde wohl Pater Gustav sagen, wenn er ihn hier so finden würde? Oder Schwester Alma?

Der Wind zog durch die kaputte Scheibe und löschte das Streichholz, mit dem er die Kerze anzünden wollte. Erst beim dritten Versuch klappte es.

Die Nächte waren in diesen zwei Wochen kurz gewesen und er war müde. Bis Richard käme, könnte er die Augen schließen. Träge streckte er sich auf der Decke aus und dachte an Richard. Wie viel bedeutete dieser ihm inzwischen, er beherrschte sein Denken den ganzen Tag und nur der Gedanke an diese Abende, konnte ihn einen ganzen Tag glücklich machen. So glücklich war er noch nie in seinem Leben gewesen …

 

Sanft streichelte eine Hand ihm durchs Gesicht, als er verwirrt die Augen aufschlug, sah er in Richards grüne Augen.

„Ich bin spät“, sagte Richard und küsste ihn zärtlich. „Pater Gustav wollte mir unbedingt erzählen, dass er einen Platz in einem Kloster in Bayern für mich hat. Ein paar Wochen in völliger Kontemplation. Dort gibt es einmalige Möglichkeiten des Studierens, viele Bücher und der Abt ist ein alter Freund vom Pater, der sich um mich kümmern wird.“

„Halt, langsam, ich verstehe kein Wort.“ Johann setzte sich auf. In Richards Gesicht sah er dessen Verzweiflung. „Du meinst, der Pater will dich fortschicken, nach Bayern? Du sollst dort in Kontempel… was weiß ich - leben und das Ganze mehrere Wochen lang.“

Bestätigend nickte Richard mit dem Kopf. „Danach muss ich zurück ins Seminar und komme erst im Winter wieder“, fügte er hinzu.

„Willst du das?“, fragte Johann ihn, obwohl er die Antwort sehen konnte.

„Nein! Ich will nicht fortgehen. Am liebsten würde ich gar nicht weggehen, doch sag mir, was ich machen kann.“ Verzweifelt legte er seinen Kopf auf Johanns Brust.

„Kannst du ihm nicht sagen, dass du nicht in ein Kloster gehen willst? Dass du hier bleiben willst?“ Johann streichelte über Richards Rücken.

„Mit welcher Begründung? Soll ich ihm sagen, dass ich dich nicht verlassen kann?“ Richard kniete sich neben Johann. „Pater Gustav denkt, er tut mir etwas Gutes…“

„Damit, dass du in seine Fußstapfen trittst?“ Johann kniete sich ebenfalls hin.

„Nein, er will mich nur unterstützen. – Ich will Priester werden“, sagte Richard.

„Was heißt das?“, fragte Johann.

„Ich will Priester werden.“ Fast trotzig sah Richard ihn an. „Und der Pater hat mir dabei geholfen.“

„Gut, dann musst du in dieses Kloster gehen.“ Johann streichelte ihm durch das Gesicht.

„Ist es nicht egal, wann ich gehe? Irgendwann muss ich doch zurück.“ Richard drehte sein Gesicht weg. „Das hier“, mit einer Geste umfasste er die Kapelle, „ist doch nur vorübergehend. Ein Traum, der früher oder später vorbei ist.“

„Ja, das hier ist nicht für immer“, stimmte Johann ihm zu. „Aber vielleicht könnte wir ja einen Weg finden, etwas dauerhaftes daraus zu machen.“

„Wie soll das funktionieren? Was wir tun, ist verboten, es ist Sünde. Es gibt keine Zukunft für uns“, fuhr Richard ihn an und sprang auf. „Wenn sie uns entdecken, kommen wir ins Gefängnis oder in die Irrenanstalt – oder sie prügeln uns zu Tode.“

„Und wenn es einen Weg gibt? Richard!“ Johann streckte seine Hand nach ihm aus.

„Nein, Johann, es gibt keine Zukunft für uns.“ Mit Tränen in den Augen stand er auf und rannte hinaus, so hatte es nicht enden sollen.

Er hörte, wie Johann seinen Namen rief, doch er blieb nicht stehen, lief weiter, immer weiter fort von dem Mann, den er so schmerzlich liebte, nach dem sich sein Herz schon jetzt sehnte. Die Tränen liefen über sein Gesicht und vermischten sich mit dem Regen.

 

Die nächsten zwei Tage verließ er das Waisenhaus nur, um in die Kirche zu gehen und zu beten. Stundenlang, mit Inbrunst und in der Hoffnung seine Seele würde heilen, doch tief in seinem Inneren schrie alles nach Johann. Seine Gebete stockten, seine Gedanken wanderten zu Johann. Er konnte ihn lachen hören, seine Berührungen spüren, seine Zärtlichkeiten – und schämte sich zu tiefst, dass gerade hier, im Haus Gottes, ihn diese sündigen Gedanken quälten. Ob er bei den Mönchen mehr Frieden finden konnte?

„Was quält Euch?“

Richard schreckte hoch und sah in die freundlichen Augen des Pfarrers. Pater Gustav hatte sie bekannt gemacht, doch der Name des jungen Pfarrers wollte ihm nicht einfallen.

„Nichts“, flüsterte er, hoffte, der andere würde gehen.

„Es ist ein ziemlich verzweifeltes Nichts, das Euch seit zwei Tagen in diese Kirche treibt.“ Der Pfarrer setzte sich ein Stück neben ihn in die Bank.

„Verzeiht, doch ich kann darüber nicht reden!“ Was würde der Pfarrer wohl sagen, wenn er ihm von Johann erzählen würde? Von seiner Liebe und ihrer Hoffnungslosigkeit?

„Pater Gustav hat mir erzählt, dass ihr Priester werden wollt.“

Richard nickte nur.

„Er erzählt mir auch, dass Ihr im Waisenhaus aufgewachsen seid und er sehr stolz auf Euch ist. – Richard, ist es wirklich Euer Wunsch Priester zu werden?“, fragte die sanfte Stimme.

Ja, wollte Richard sagen, schon immer wollte ich nichts anderes, doch das stimmte nicht. Die Idee war von Pater Gustav gekommen und er war ihr nur gefolgt, weil er nicht wusste, was aus seinem Leben werden sollte. – Und weil ihm kein Beruf eingefallen war, in dem er sich vorstellen konnte. – Und weil Pater Gustav davon so begeistert war, dass er – Richard – das Gefühl gehabt hatte, von dem strengen Mann gemocht zu werden. Und ihn zu mögen war schon mehr, als alle anderen taten, seit Johann fort war. Und wieder waren seine Gedanken bei Johann angekommen.

„Nein, es ist nicht dein Wunsch!“, stellte der junge Priester fest. „Richard, es hat keinen Zweck, Priester zu werden, weil jemand anderes es möchte. Wenn du tief in dich hineinblickst, dann siehst du, dass es nicht dein Weg ist.“

„Aber den anderen Weg, den ich sehe, kann ich nicht gehen“, flüsterte Richard verzweifelt.

„Hast du versucht, ihn zu gehen?“

„Nein, es ist kein Weg, es ist nur ein Wunsch, ein Traum – und …“ Es ist Sünde lag ihm auf der Zunge, doch er schwieg.

„Richard, ich sehe Liebe in deinem Schmerz – und Liebe ist gut. Leider macht sie nicht alles gut, kann sie nicht einfach alles verändern, doch sie ist unser Elixier, sie ist Gott.“ Eine warme Hand legte sich auf Richards kalte Finger. „Folge deinem Herzen, nicht den Erwartungen eines anderen Menschen.“ Richard wandte den Kopf und sah in sanfte, rehbraune Augen. „Für die Liebe muss man manches auf sich nehmen.“

Bevor Richard antworten konnte, vehement bestreiten konnte, verneinen konnte oder dem Pfarrer sagen konnte, dass seine Liebe verboten und schlecht war, schloss sich die Kirchentür mit einem lauten Knall. Wenig später schritt eine kleine, weißhaarige Frau mit gebeugtem Rücken an ihnen vorbei, ohne von ihnen Notiz zu nehmen.

„Überlegt dir gut, was du tust. Das Geschenk der Liebe bekommt man meist nur einmal.“ Der Pfarrer stand auf und ging mit einem letzten Nicken hinter der Frau her.

Konnte er wissen, was in ihm vorging? Wusste er von Johann? Und wenn ja, warum war er nicht empört oder pikiert?

Johann. Die Augen niederschlagend senkte Richard den Kopf und dachte an den Abend vor zwei Tagen, an dem er weggelaufen war. Er hatte Johann einfach so sitzen lassen, nackt und sicher auf etwas anderes eingestellt, als auf das, was letztlich passierte.

Warum hatte er nicht mit ihm gesprochen? Von was für einem Weg hatte Johann gesprochen? Konnte es eine Lösung für sie geben?

Auf einmal sehnte er sich nur noch nach Johann. Er musste mit ihm sprechen! Eilig stand er auf und verließ schnellen Schrittes die Kirche. Es war kurz nach Mittag und die Sonne stand hoch am Himmel. Wo sollte er jetzt Johann finden?

Richard hatte auf einmal das Gefühl, nur aus Fragen zu bestehen. Da er nicht wusste, wohin er gehen sollte, ging er zur Kapelle. Im Licht der Sonne, die heute den Innenraum erhellte, sah alles anders aus. Die Decke und das Kissen lagen noch genauso da, wie an dem letzten Tag, als er Johann hier zurückgelassen hatte.

Der Schmerz war so intensiv, dass er sich zusammenkrümmte. Wie sollte er ohne Johann sein Leben ertragen? Ich liebe ihn – und ich will mein Leben nicht ohne ihn ertragen! Er legte sich auf die Decke und blickte hoch. Graubraun und rissig wölbte sich die Decke der alten Kapelle über ihm. In all dem Schmutz konnte er Reste eines Ornaments erkennen, mit dem die Decke früher verziert war. Gedankenverloren folgte er dem Muster der Risse, fast sahen sie selber wie ein Ornament aus …

 

Es war schon fast dunkel, als er die Augen wieder aufschlug. Aufgeschreckt fuhr er hoch und sah sich um. Johann würde nicht herkommen. Natürlich nicht. Warum sollte er das auch tun?

Mit den Fingern fuhr er sich fahrig durch die Haare, überlegte kurz und sprang auf. Schnell lief er durch die Felder, die zum Teil nur noch aus gelben Stoppeln bestanden und rannte zur Zimmerei. Keuchend blieb er davor stehen. Eine junge, blonde Frau öffnete auf sein Klopfen. Magda, erinnerte Richard sich und räusperte sich verlegen.

„Der Johann? Nein, die kommen heute nicht Heim. Der ist mit dem Vater in Burgstätten, die kommen erst morgen, zum Wochenende, wieder“, antwortete sie mit einem freundlichen Lächeln auf seine Frage nach Johann. „Seid Ihr Richard?“ Stumm nickte er.

„Johann hat von Euch erzählt. Von der Zeit im Waisenhaus. Ihr müsst gute Freunde gewesen sein.“ Neugierig sah sie ihn an und Richard spürte, wie er errötete.

„Ja, ohne Johann hätte ich die Zeit nie überstanden“, sagte er.

„Er hat nicht erzählt, dass Ihr… ein… Zeichen tragt“, sagte Magda etwas unsicher, wie sie das Feuermal nennen sollte.

„Für Johann war es nie wichtig. Nur die anderen haben mich damit aufgezogen. - Könntet Ihr Johann sagen, dass ich ihn gesucht habe und mit ihm sprechen muss?“ Bittend sah er die junge Frau an und sie nickte lächelnd.

„Sicher, wie ich ihn kenne, wird er sich gleich morgen bei Euch melden.“

Hoffentlich, dachte Richard, während er langsam zum Waisenhaus zurückkehrte.

 

Würde Johann ins Waisenhaus kommen? Sollte er ihn in der Kapelle erwarten? Oder würde Johann gar nicht kommen? Schon spürte Richard wieder kalte Verzweiflung. Morgen musste er das Waisenhaus verlassen, musste sich auf den Weg zu jenem Kloster machen, in dem er mehrere Wochen verbringen sollte. Er konnte nicht gehen! Wie sollte er das aushalten?

Gegen Abend entschloss er sich, zur Kapelle zu gehen, er musste Johann allein sprechen, das ging nur dort.

Wie sollte er es ertragen, wenn Johann nichts mehr von ihm wissen wollte? Kein Wort mehr mit ihm reden wollte? Der Tag war schwül und drückend, grau Wolken zogen bedrohlich am Horizont auf. Ein schlechtes Omen, befand Richard.

Die Kapelle war leer, einsam, so einsam, dass sein Herz schwer wurde. Hatte er hier wirklich die schönsten Stunden seines Lebens verbracht? Am liebsten hätte er gebetet, doch es schien ihm unangebracht. Tief in seinem Inneren versuchte er den anderen zu beschwören, ihn in seinen Gedanken zu rufen. Als die ersten Donner grollten, hatte Richard das Gefühl, keine Kraft mehr zu haben. Es war seine Schuld, alles hatte er zu verantworten und bestimmt hatte er es verdient, doch …

„Magda sagt, du willst mich sprechen“, sagte Johanns Stimme hinter ihm.

Richard fuhr herum und starrte den anderen an. Johanns Gesicht sah ihn völlig ausdruckslos an und Richards Herz rutschte ihm in die Hose. Die blauen Augen blickten ihn so kalt an, dass er nichts sagen konnte.

An den verschränkten Armen traten deutlich die Muskelstränge zutage. Johanns Schultern waren breit und liefen hinunter zu den schmalen Hüften. Er war so beeindruckend, schön und unnahbar, dass Richard ihn nur anstarren konnte. Das Herz raste in seiner Brust. Verzweifelt suchte er nach den richtigen Worten. „Ich …“, versuchte er es, hörte, wie dünn seine Stimme klang, räusperte sich und versuchte es noch einmal. „Ich wollte … ich möchte …“

Ein Blitz erhellte die Kapelle, tauchte alles in gespenstisch grelles Licht. Nach einem Moment völliger Stille schien sich die Welt mit Donner zu füllen. Richard zuckte zusammen, er hasste Gewitter. Seit er denken konnte, konnte er Gewitter nur schwer ertragen, eine irrationale und doch unüberwindbare Angst packte ihn, schüttelte ihn regelrecht durch. Mit wenigen Schritten war Johann bei ihm, zog ihn in den Arm und aufschluchzend schlang er seine Arme um ihn.

Früher, im Waisenhaus, war er in Gewitternächten immer zu Johann geflüchtet. Dessen bloße körperliche Nähe hatte ihn beruhigt.

Heute waren seine Nerven schon ohne Gewitter zum Zerreißen gespannt und seine Belastbarkeit war am Ende. Dankbar schmiegte er sich an Johann, flüchtete sich in die Geborgenheit seiner Arme.

Blitz und ohrenbetäubender Donner wechselten sich ab. Johann schob Richard sanft zur nächsten Bank und setzte sich, zog ihn auf seinen Schoß. Reden war nicht möglich, da der Donner kaum noch aussetzte. Das Gewitter tobte über ihnen, Windböen jagten durch die Kapelle und ließ sie schaudern.

Endlich, nach einer gefühlten Unendlichkeit, wurde der Donner leiser, bis er nur noch ein Grollen in der Ferne war. Sporadisch erhellten Blitze die Kapelle.

„Ich liebe dich. Ich ertrage es nicht, ohne dich zu sein. Was immer es kostet, ich kann dich nicht verlassen“, ganz leise flüsterte Richard in Johanns Ohr. „Sag mir, was ich tun soll und ich tue es.“

„Vor ein paar Wochen hatte ich den Auftrag auf einem kleinen Bauernhof verschiedene Arbeiten an dem Haupthaus und den Stallungen auszuführen. Dort lebt ein Brüderpaar. Zufällig konnte ich an dem Nachmittag beobachten, dass die beiden keine Brüder sind. – Sie sind ein Paar, das sich nur als Brüderpaar ausgibt. So hinterfragt keiner, warum zwei Männer zusammenleben. Die Nachbarn halten sie für sehr eigene, die Wahrheit jedoch vermutet keiner.“ Immer noch hielt er Richard ganz fest in seinem Arm. „Warum sollten wir nicht das Gleiche tun? Ich suche mir Arbeit in der Stadt, in der du studierst und zusammen wir suchen uns eine Wohnung, als Brüderpaar.“

„Zwei Brüder? – Du und ich?“ Richard fühlt sich überfordert.

„Ja. Ich kann auch in der Stadt arbeiten, für einen guten Zimmerer gibt es auch dort Arbeit.“

„Aber ich – ich meine, was soll ich – ich kann doch nicht …“, stotterte Richard. „Ich bin doch im Seminar …“

„Willst du immer noch Priester werden? Auch wenn sie uns sündig und schlecht nennen“, fragte Johann ungläubig.

„Was soll ich sonst tun? Ich kann nichts.“ Richard sah Johann an.

„Du kannst alles tun, was du willst. Es gibt noch mehr, du musst nicht Priester werden.“ Johann steckte seine Nase in Richards Halsbeuge. „Christoph sagt, in Heidelberg zum Beispiel könntest du studieren, ein Notar zu werden.“

„Du meinst Rechtswissenschaften studieren?“

„Wenn es so heißt.“ Sanft küsste Johann seinen Hals. „Könntest du dir das vorstellen?“

„Ich weiß nicht. Keine Ahnung. Wie soll ich mich konzentrieren, wenn du mich küsst?“, keuchte Richard. „Hör nicht auf!“ Mit einer Hand griff er in Johanns Haar und hielt ihn fest, als er sich wegbewegen wollte. „Zeig mir, warum ich verrückt genug sein soll, dir zu folgen.“

Das musste er Johann nicht zweimal sagen. Voller ungeduldiger Zärtlichkeit begann er Richard auszuziehen, seinen Körper mit seinen Lippen zu erobern und ihn süß zu quälen. Sie liebten sich, hörten nicht, wie das Gewitter zurückkehrte, verloren sich in den Zärtlichkeiten, die sie tauschten, während das Grollen des Donners von den Wänden prallte und die kleine Kapelle ausfüllte. Sie rutschten von der Bank hinunter auf die Decke, wurden eins, während ihr Stöhnen von den grollenden Donnern übertönt wurde.

Als Richard hinterher in Johanns Arm lag, war das Gewitter wieder zu einem leisen, weit entfernten Grummeln geworden. Von Zeit zu Zeit erhellte das grelle Licht eines Blitzes die Kapelle.

 

„Du meinst das ernst, oder?“, fragte Richard, seine Finger wühlten sich durch die dunklen Locken auf Johanns Brust.

„Ja, ich will mit dir zusammen sein. Du gehörst zu mir.“ Johann streichelte sachte über Richards Wirbelsäule.

„Und wie soll das funktionieren? Ich habe kein Geld, alles was ich habe, bekomme ich von der Kirche, von Pater Gustav. – Und vielleicht kann nicht einfach jeder an der Universität studieren …“, stotterte Richard immer noch verwirrt.

„Das Geld verdiene ich. Das reicht für uns beide. Wir können uns vielleicht keinen Palast leisten, aber wir müssen auch nicht auf der Straße schlafen. – Wenn du etwas an der Universität studieren möchtest, werden wir einen Weg finden. – Richard, wenn wir es nicht versuchen, müssen wir in unseren Leben bleiben: Du wirst Priester und ich heirate Magda. Du lebst alleine und ich kann sehen, wie ich der Frau zu Kindern verhelfe.“

Richard zuckte zusammen, als ihm klar wurde, was das hieße.

„Und du meinst, wir sollen so verrückt sein und weglaufen? Du willst deine Arbeit, dein Zuhause, deine Zukunft zurücklassen?“, fragte er ganz leise, so als könnte er an sich selber vorbeiflüstern.

„Ja, ich – ich brauche dich. Die Tage ohne dich waren schrecklich und schmerzvoll. Du bist mein Glück, Richard. Ohne dich kann ich leben, aber nicht glücklich sein. Welchen Sinn hat die Zukunft, wenn ich sie nicht mit dir verbringen kann? Und mein Zuhause ist dort, wo du bist, denn dort ist mein Herz!“ Johann küsste ihn sanft auf den Scheitel. „Du wirst dich morgen auf den Weg zu diesem Kloster machen. Unterwegs wartest du auf mich und ich werde mich in einer der kommenden Nächte fortschleichen. Meine paar Ersparnisse schnappen und dir folgen. Von dort gehen wir nach Heidelberg und nehmen uns eine Wohnung. Und dann suche ich mir eine Arbeit und du siehst, was du studieren möchtest.“

„Das klingt aus deinem Mund so einfach.“ Richard legte seinen Arm um die breite Brust. Ein Brustkorb, an den er sich anlehnen konnte, der ihm Halt und Sicherheit gab. Johann liebte ihn! Wie wunderschön dieses Gefühl war! Und vielleicht gab es ja auch eine gemeinsame Zukunft für sie …

„Ja, vielleicht ist es so einfach, vielleicht wird es verdammt schwer . Ich kann nur sagen, dass ich es trotzdem probieren will.“ Johanns Hand strich über Richards Rücken. „Es liegt an dir. Du entscheidest. Wenn du mich nicht mehr sehen willst, dann werde ich auch das akzeptieren.“

„Warum bin ich wohl zu dir gekommen? Weil ich es ohne dich nicht aushalte.“ Richard schob sich hoch und sah Johanns Augen. „Wenn es nur die geringste Hoffnung gibt, mit dir glücklich zu werden, folge ich dir. Wo du bist, da will auch ich sein.“ Er verschränkte seine Hand mit Johanns und legte sie auf sein Herz.

„Dann gehen wir zusammen! Ich glaube daran.“ Johann rollte sich über Richard. „Lass es uns versuchen. Lass uns versuchen, zusammen glücklich zu sein.“ Und voller Verlangen küsste er Richard.

„Ja, ja, ja“, flüsterte Richard in den Kuss. Alles würde er versuchen, um mit diesem Mann zusammen zu sein. Wenn es nur die geringste Hoffnung gab, würde er alles auf sich nehmen! Lächelnd gab er sich den Zärtlichkeiten hin, mit denen Johann ihn eroberte.

 

Ende

Impressum

Texte: Gabriele Oscuro
Bildmaterialien: Gabriele Oscuro
Tag der Veröffentlichung: 26.07.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für all jene, die an die Macht der Liebe glauben.

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