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Wie alles begann

Wie alles begann

 

Ohh nein, schon wieder zu spät. Verdammt, warum verlasse ich mich auch immer auf meinen Vater. Er weiß sehr gut, dass das meine Letzte Schulwoche ist. Ich hätte doch den Bus nehmen sollen. Tjaa, jetzt habe ich den Salat. Schließlich lebe ich ja mit den Konsequenzen. Als ob es nicht reicht, das ich als den Nerd betitelt wurde. Nein, ich wurde auch zum Opfer der Schule auserkoren.

 

Sei es von meinen Mitschülern, als auch von den Lehrern. Warum auch bei den Lehrern konnte ich bis jetzt nie ganz verstehen. Trotzdem. Waren Nerds im Normalfall nicht die Lieblinge? Ich weiß es nicht. Es trifft jedenfalls nicht auf mich zu. ,,DAAAAADDDD! Wo bleibst du!``, brülle ich durch unser Haus.

Ein dumpfes Geräusch und laute Schritte ertönen. Mein Zeichen! Die Haustür öffnen, damit mein alter Herr sofort auf sein Auto zulaufen kann. Und ich ihm Hinterher. Als wir schließlich - mit rasendem Tempo - das Schultor erreichen, gebe ich meinem Dad einen Kuss auf die Wange, springe aus dem Wagen und laufe in die Schule hinein.

Die Schülermassen, die sonst morgens kaum Platz zum durchgehen gaben, sind schon in ihren Klassen verteilt. Nur meine Wenigkeit nicht. Als ich meinen Klassenraum erreiche, klopfe ich zaghaft an und werde hineingebeten. 24 Augenpaare sind auf mich gerichtet. Und ehe ich für eine Entschuldigung ansetzten kann, fängt auch schon das Gezeter meiner Schrulligen, nein, teuflischen Lehrerin an.

Was habe ich eigentlich verbrochen?! So gesehen NICHTS! Ich war und bin immer ein Einser Schüler, baue keinen Mist und halte mich eigentlich von allem fern. Also was ist es dann? Stört sie mein Aussehen? Ich denke nicht. Von meiner Sorte - ich meine die Art ´Nerd` - gibt es schlimmere. Von fettigen Haaren bis hin zu pickelige. Von dürren bis hin zu etwas molligeren. Von schiefen Zähnen bis hin zu welchen mit gelben Zähnen. Grrrrr…. Gruselig.

Nicht das ich was gegen ´nicht` hübsche Leute habe. Aber was die Mundreinigung angeht, sind die Leute sofort bei mir unten durch, wenn die Zähne nicht gepflegt sind. Egal, ob hübsch oder nicht. Ich sollte dringend aufhören, an Zähne anderer Leute zu denken. Zurück zum Thema. Wo waren wir?.....

Ach ja, beim Aussehen. Wenn es um die Körperlichen Dinge geht, dann sollte ich eigentlich kein Problem darstellen. Ob es an meiner Kleidung liegt? Bei den Lehrern lag es bestimmt nicht daran. Bei den Schülern, finde ich macht es schon etwas aus.

Ohh ja, das könnte sogar sehr gut auch deswegen sein. Ich trage keine Markenkleidung. Nur die, welches man in normalen Stores kaufen konnte. Hätte ja auch nicht anders gehen können. Geld war nicht gerade ein einfaches Thema in meiner Familie. Mein Vater ist ein einfacher Arbeiter in irgendeinem Konzern. Auch wenn er gut verdient und naja, meine Mutter - Arbeitslos.

Ihr denkt euch jetzt bestimmt, das müsste trotzdem einigermaßen für teure Kleidung reichen. Aber ja und nein. Ja, weil ohne Ausgaben betrachtet, hätte man schon hin und wieder mal Markenkleidung kaufen können.

Mit Ausgaben meine ich nicht die alltäglichen Dinge. Und nein weil, mein Vater vor einigen Jahren das Haus gekauft hatte, und es deshalb finanziell etwas knapp wurde. Erst recht als meine Mutter ihren Job verlor und mit einem reichen Schnösel durch gebrannt ist. Wir konnten uns bis vor kurzem noch gerade so mal bis zum Ende des Monats durch bringen.

 

Momentan ist es, zu unserem Glück, etwas besser geworden, da meine Mutter vor einigen Monaten angefangen hat, auch etwas für meine Unterkunft beizutragen. Außerdem wird auch aus jeder Ecke gespart, damit ich zukünftig studieren kann, ohne Geldprobleme. Hmmmmm…. Ja, ich schweife zu sehr vom Thema ab.

Nimmt es mir nicht übel. Also, es kann an den finanziellen Verhältnissen liegen. Obwohl ich es nicht so schwerwiegend finde. Hmm, an was noch? Ach ja, ein weiterer, guter Grund könnte sein - ich bin SCHWUL.

,,ANTHONY JAMES WALKER!!!``, schrie das Biest von Lehrerin. Upss, ich war mal wieder zu tief in Gedanken versunken. Ich bin halt ein Träumer. ,,Da du schon zu spät bist und dir jetzt auch noch die Frechheit nimmst mir nicht mal zuzuhören, will ich dich die nächsten zwei Stunden nicht mehr sehen! Also Raus vor die Tür!``, zeigt sie mit ihrem dicken Finger in Richtung besagtem. Na super.

Der Tag hätte nicht besser werden können. ,,Wie die Herrin wünscht.``, antwortete ich mürrisch und flüsternd. Kaum war ich aus der Tür, als sie noch mal meinen Namen schrie. Gekicher meiner Mitschüler ist zu hören. Wieder Upps. War wohl doch nicht so leise. Jetzt stehe ich vor der Tür und lasse mich die Wand daneben runter rutschen. Wo waren wir in meinen Gedanken stehen geblieben? Ach ja, ich bin Schwul. Natürlich war das kein freiwilliges Outing. Mit meiner Statur, trotz der fast 16 Jahren - 1,68 m, schmal und zierlich – hätte ich mich niemals getraut, das Risiko auf mich zu nehmen, gemobbt zu werden. Zumal ich mich nicht mal gegen andere wehren könnte. So war mein unfreiwilliges Outing vor ca. einem halben Jahr.

 

Flashback

 

Wir hatten kurz nach Schulschluss und ich musste nochmal dringend für kleine Jungs. Ich hätte warten können, bis ich zu Hause war, doch so wie ich meinen Vater kannte, käme er mal wieder zu spät. So ging ich zur Toilette. Während ich vor dem Pissoir stand und meine Hose öffnete, kam auch schon Besuch. Im Normalfall hätte ich nichts dagegen einzuwenden gehabt, wenn auch sie mal Dampf ablassen mussten und dabei neben mich standen.

Doch in dem Fall war es mir zutiefst unangenehm. Mein Schwarm und seine Hohlköpfigen Freunde stellten sich zu meinem entsetzten neben mich, holten ihre Kleinen Jungs aus den Hosen und ließen den Druck raus.

So gut wie möglich, versuchte ich nicht hinzuschauen. Als ich schließlich fertig war, sah ich auf meinem eigenen Anhängsel, um zu überprüfen ob ich gut genug abgeschüttelt hatte. Und ehe ich mich versah, landete mein Blick auf den Schwanz meines Schwarms. Ich konnte einfach nicht mehr weg sehen, so sehr mir auch mein Hirn mir appellierte, die Hose zu schließen und los zu rennen.

Doch es ging nicht. Ich konnte meinen Blick nicht von diesem Prachtstück abwenden, war wie fest gefroren. Für mich war es einfach zu verlockend. Zu meinem Pech, bemerkte ich nicht mal, dass mein eigener Schwanz anfing Blut aufzunehmen und schwoll an. So kam, was kommen musste. Mein Schwarm, Namens Ian, sowie seine Kumpanen merkten es. In binnen 5 Sekunden schlossen sie ihre Hosen und stellten sich im Kreis um mich herum.

,,Genug geglotzt, Schwuchtel?!``, kam es auch schon von eben erwähntem. Schockiert darüber, was ich eben getan hatte, zog ich meine Hose über meine Hüften, schloss diese und stotterte: ,,T..Tut mir L…Leid.``

´Bitte nicht, bitte nicht, bitte nicht´ schoss es wie eine Mantra durch meinen Kopf. Mit immer stärker wachsendem Fluchtinstinkt, drehte ich mich um und versuchte zwischen einen der Hohlköpfe in die Freiheit zu kommen.

Doch so wie es das Schicksal an dem Tag nicht gut mit mir meinte, wurde ich von Ian am Nacken gepackt und fest gehalten. Einerseits fühlte ich mich - trotz dieser Situation - gut, da es auf meiner Haut, an der Stelle, die er fest hielt kribbelte und anderseits. Nun ja, ich wusste dass ich, wie ich zur Toilette kam nicht wieder heraus gehen würde. ,,Ian, dieser Zwerg hat nen Steifen bei deinem Schwanz bekommen.``, lachte eines der Hohlköpfe grölend. Die anderen Stimmten mit ein.

Außer Ian. Warum sollte er auch? Schließlich kam dadurch heraus, dass ein Kerl auf ihn stand. Als ich kurz darauf den Kopf anhob, zur Seite drehte und seinen Blick sah, wusste ich zu genau, was mich gleich erwarten würde. ,,Ich habe es gemerkt. Ich glaube er braucht eine Abkühlung.``, kam es mit kalter Stimme von ihm. In dem Moment rutschte mir das Herz in die Hose. Ehe ich mich versah, entwichen mir gurgelnde Geräusche hinter der Kabine. Ja gurgelnde Geräusche.

Sie hatten doch tatsächlich meinen Kopf in die Toilette gesteckt. ,,Schmeckt es dir du Schwuchtel?! Wirst du es noch einmal wagen einen Schwanz anzusehen?``

Um mir die Möglichkeit zu geben, darauf zu antworten, ließen sie von mir kurz ab. Tief Luft holend, schüttelte ich meinen Kopf, um zu verdeutlichen, dass es nicht mehr vorkäme. Eine andere Antwort wurde auch nicht verlangt. Das reichte Ian wohl nicht, weil kurz darauf ein Schlag auf meinen Hinterkopf landete, mit der Äußerung ich solle richtig antworten.

,,N…nein…nie wie…der.`` Noch einmal landete mein Kopf in die Schüssel, ehe sie ganz von mir abließen. Mit einem ,,Ich hoffe es du Schwuchtel.``, verließen sie gänzlich die Toilette. Mit einem Tränen und Toilettenwasser übersätem Gesicht stand ich auf und ging zum Waschbecken. Nachdem ich mir das Gesicht abgewaschen hatte, schaute ich meinem Spiegelbild entgegen. ,,Warum ausgerechnet ich?``, fragte ich meinem Gegenüber und ließ den Tränen wieder ihren Lauf.

Ich weinte nicht, für das was mir angetan wurde, sondern weil es ausgerechnet Ian war. Der, an dem ich mein Herz verloren hatte. Der, für den ich alles getan hätte. Der, der mir weh getan hatte. Der, weswegen es für mich nur noch Herzschmerz gab. Ich heulte nur wegen ihm. Wären es nur seine Kumpanen gewesen, hätte ich nicht mal eine Träne vergossen. Selbst wenn es schlimmer gekommen wäre. Nachdem meine Tränen versiegt waren, wusch ich mir wieder das Gesicht und blickte mir nochmals im Spiegel entgegen. Ich faste einen Entschluss.

Ich würde mich nicht unterkriegen lassen. Denn das es erst der Anfang war, war mir von vorneherein klar. Und ich würde ihn aus meinem Herz streichen!

 

Flashback end

Seit dem Vorfall vor ca. einem halben Jahr, kam das Unvermeidliche. Es wurde herum posaunt, das ich Schwul bin und seit jeher vermied man mich erst recht. Ich wurde gemobbt und auf jede Erdenkliche Art und Weise beschimpft und fertig gemacht. Doch trotzdem ließ ich nicht alles zu mir durchringen. Ja es ist schmerzhaft und verletzend, doch ich wollte nicht klein bei geben. Weder vor den Schülern, noch vor den Lehrern. Jetzt stehe ich hier vor dem Klassenraum und freue mich zutiefst, dass ich in einer Woche mit dem Abschluss fertig bin und weg ziehen werde.

Am besagten Tag des Vorfalls, outete ich mich vor meinem Vater und zu meinem Glück nahm er es locker. Nachdem ich ihm über das geschehene berichtet hatte, war er es selbst, der den Vorschlag machte weg zuziehen. Nicht weil jeder nun erfahren würde, dass sein Sohn schwul sei, sondern um weitere Konfrontationen mit den Schülern zu vermeiden.

Am liebsten wäre ich sofort weg gezogen, doch die Jobsuche meines Vaters hatte sich hinaus gezögert, so dass wir erst jetzt die Möglichkeit dazu bekommen, umzuziehen.

Leise Schritte ertönen und reißen mich aus meinem Gedankenfluss. Ich schaue unsicher umher, doch kann ich niemanden sehen. Ich hoffe nur, dass jetzt niemand vorbei kommen würde, der mich sowieso auf dem Kicker hat. Mit den Gedanken, dass ich sowieso erst, in fast zwei Schulstunden in die Klasse darf, mache ich mich auf den Weg zu den Toiletten. So kann ich mich bis zu der Pause in eines der Kabinen aufhalten, ohne dass mir jemand begegnet. Auf dem Weg dorthin, bemerke ich nicht wie jemand mir folgt. Erst als ich durch die Tür, in den etwas muffigen Raum trete, werde ich an den Schultern gepackt und nach vorne bis zum Waschwecken gedrängt.

Adrenalin schießt durch meine Adern. Angst und Wut keimen in mir auf. Natürlich versuche ich mich zu wehren, doch es gelingt mir nicht. Die Person hinter mir ist definitiv groß und kräftig und mir in jeder Hinsicht überlegen. Als ich in den Spiegel, über dem Waschbecken schaue, weiß ich auch wer es ist. Ian.

Sein Blick hält meinen gefangen und die Gefühle, die ich ein halbes Jahr verdrängt habe, suchen ein Schlupfloch und finden auch einen. Sie sind Präsent, als wären sie nie weg. Mir wird heiß. Angefangen in meinem Herzen, verbreitet es sich wie ein Lauffeuer in meinem ganzen Körper. Meine Haut kribbelte an der Stelle, die immer noch fest in seinem Griff ist. In meinen Ohren rauscht es und mein Blut sackte Stück für Stück gen Süden. Verdammt. Das ist nicht richtig. Ich muss meine Mauer aufrecht halten. Nicht zeigen wie es wirklich in mir aussieht. Ich trenne unseren Blickkontakt, um mich möglichst kalt geben zu können.

,,Nimm deine Hand von mir.``, gebe ich zwischen gepressten Zähnen von mir.

,,Wieso James. Gefällt es dir nicht, von mir berührt zu werden?``, fragte er scheinheilig. Seine Stimme trieft nur so von Spott. Ich versuche so gut es geht, nicht wieder in den Spiegel zu blicken. Ich will nicht sehen, dass er mich auch mit nur einem Blick fertig machen kann. Er weiß es nicht, doch möchte ich ihn nicht auch dazu bringen, es zu erfahren. Noch mehr schmerz will ich einfach nicht auf mich nehmen. Nicht von ihm.

,,Was willst du? Reicht es nicht, dass ihr mich oft genug schikaniert habt. Oder ist dein Ideenreichtum noch nicht ausgeschöpft und du hast was neues, um es mir an den Kopf zu werfen oder anzutun.``, antworte ich emotionslos, ohne auf seine Frage einzugehen. Zögerlich hebe ich doch meinen Blick Richtung Spiegel und begegnete dem Ians. Mein Hintermann rückt näher an mich ran, beugte sich zu meinem Ohr.

,,Nein, es reicht nicht.`` Die Worte kommen flüsternd und Ians Atem streifte mein Ohr und Wange. Ein schauer durchzieht meinen Körper. Plötzlich bemerke ich Hände, die meine Seiten entlang streifen und auf der Hüfte, kurz über dem Hosenbund zur ruhe kommen. Ich will nicht das Ian mich berührt. Nicht weil es mich anekelt, sondern weil ich mir selbst nicht traue. Ehe ich realisiere was geschieht, fühle ich Finger unter meinem Hosen Bund. Mit einem Ruck wird mir diese, samt Boxer bis in die Kniekehle gezogen. Perplex versuche ich meine Hose zu greifen, doch Ian kommt mir zuvor.

,,Verdammt, was soll das Ian! Lass mich los! Das ist nicht mehr witzig.``, schreie ich ihm die Worte zu und versuche mich zu wehren. Das gelingt mir jedoch nicht. Ian packt meine Handgelenke und verschränkt sie auf meinem Rücken. Gleichzeitig drückt er mich mit aller Kraft auf dem Rücken nieder. In gebückter Haltung und mit ausgestrecktem Hintern stehe ich nun vor ihm. Was hat er vor?

Ich fange an zu zittern, fühle mich hilflos und eine Vorahnung, was gleich passiert, setzt sich in meinem Kopf zusammen. Ein dicker Klumpen bildet sich in meinem Hals. Mit der anderen Hand umfasst er meinen Schwanz, der sich durch seine Aufmerksamkeit von Sekunde zu Sekunde aufrichtet. Ich bin im Zwiespalt. Es gefällt mir, dass er mich berührt. Gleichzeitig macht es mir auch angst.

,,Das Gefällt dir wohl, kleiner Jamie.``

,,Ian, bitte… lass das.``, entkommt es mir stockend. Meine Augen fangen an zu brennen, denn ich will es nicht. Nicht so. Ich versuche mich aus seinem Klammergriff zu befreien und mich irgendwie zu wehren, doch es gelingt mir immer noch nicht. Meine Hände sind immer noch in einem festen griff auf meinem Rücken verschränkt. Plötzlich verschwindet die Hand um meinen Schwanz, was mich einerseits erfreut und anderseits bedauern in mir auslöst. Ich wollte Ian, schon seit längerer Zeit. Aber nicht so, nicht in dieser Situation. Und vor allem nicht, für das was sie mir seit einem halben Jahr antun.

Auch deswegen nicht, weil etwas faul an der Sache ist. Denn Ian würde sich, nach dem letzten halben Jahr zu urteilen, niemals mit einem Schwulen abgeben. So Homophob wie er sonst ist, passt das Ganze nicht zusammen Es ist überhaupt schon ein wunder, dass er mich berührt, ohne Panik zu bekommen, angesteckt zu werden. Erst als ich Finger in meiner Spalte fühle, komme ich aus meinen Gedanken raus. Verdammt, selbst in so einer Situation schweife ich mit meinen Gedanken ab. Angst und Panik ergreifen besitzt von mir.

,,Ian lass das. Hör auf. Bitte lass das!`` Ian beachtet mein flehen nicht. Er feuchtet einen Finger an und umkreiste meinen Anus. Anschließend spüre ich einen Finger hinein gleiten. Er dehnt grob meinen Muskelring und ein weiterer Finger folgt. Meine Proteste werden immer weniger. Der Schmerz ist nur von kurzer Dauer. Ians Präsenz und das was er mit mir macht, vernebeln mein Gehirn.

So ist es doch eines der Dinge, die ich mir immer wieder mit Ian erträumt habe. Beim dritten Finger Ians, schaltet sich mein Denkvermögen ganz aus.

Mittlerweile strecke ich ihm meinen Hintern entgegen und Stöhne lauthals auf. Momentan gibt es nur ihn, seine Finger in mir und mein Gefühlschaos. Etwas in meinem Kopf sagt mir, dass es falsch ist, doch meine Gefühle übernehmen die Oberhand. Ich will Ian so sehr. Ich liebte ihn. Liebe ihn immer noch. Das ist mir von Anfang an klar gewesen. Trotz des Zwiespalts, gebe ich mich ihm hin. Ich wimmere vor Lust und als Ian mit seinem Finger über meine Prostata streift, kann ich ein langgezogenes Stöhnen nicht unterdrücken.

Von innen heraus, brenne ich und ein starkes ziehen in meinem Unterleib macht sich bemerkbar. Er streift wieder über meine Prostata und ein weiteres Stöhnen entkommt meiner Kehle. Dieser bleibt mir kurz darauf im Hals stecken, als Ian seine Finger zurück zieht, seinen eigenen Schwanz in Position bringt und mit einem heftigen Ruck in mich eindringt. Mit einem rutsch ist er bis zum Schaft in mir versenkt. Ein schmerzhafter Schrei, bahnt sich einen Weg in die Freiheit.

Er verharrt einige Sekunden. Es schmerzt anfangs und als Ian sich langsam zurück zieht, sich wieder ganz in mich versenkt, meinen empfindlichen Punkt nochmals streift, verwandelte sich der Schmerz nach und nach zur purer süßen Lust. Ohne langsamer zu werden, zieht sich Ian fast ganz aus mir raus und stößt noch fester zu. Die Stöße nehmen nicht an Trägheit zu, sondern werden immer fester und härter. Ich bemerke kaum, dass Ian meine Hände längst los gelassen hat und ich mich am Waschbecken fest kralle. Zu sehr genieße ich das Gefühl von Ian ausgefüllt zu sein.

Eine Hand ist auf meiner Hüfte platziert. Leider bemerke ich in genau diesem Zeitpunkt nicht, dass Ian sein Handy heraus zieht und sich und mich durch den Spiegel dabei aufnimmt. Zu sehr bin ich gefangen in meinen Emotionen. Gefangen in dem Gefühl, dass Ian und ich verbunden sind. Mit jedem Stoß und jedem Treffer an meinem empfindlichen Punkt, komme ich meinen Höhenpunkt näher und der Druck steigt. Plötzlich ziehen sich meine Hoden zusammen.

Mit einem leisen Aufschrei und Ians Namen auf den Lippen, schreie ich meinen Orgasmus hinaus. Gleichzeitig zuckt Ians Schwanz, als mein Muskelring sich fest um seinen Schwanz zusammen zieht. Laut stöhnend ergießt er sich in mich und ich spüre etwas Warmes in mich hinein fließen.

Fertig durch seinen Höhepunkt, lehnte er sich an meinen Körper. Als ich langsam zu mir komme, entzieht er sein bereits erschlafftes Glied aus mir, zieht sich seine Hose hoch und schließt sie. Ich hebe meinen Blick und schaue in den Spiegel. Sein Blick trifft auf meinen und sein kaltes, herablassendes Grinsen lässt mich zusammen zucken. Ian dreht mir den Rücken zu.

,,Ian… wa…``, gerade beginne ich zu sprechen, als mich der Angesprochene unterbricht.

,,Danke für deine Pornoeinlage.`` Abrupt verstumme ich, beim eben gehörtem. Ian hält sein Handy hoch und drückte aufs Tastenfeld. Übelkeit steigt in mir auf, als ich das Video, samt seiner und meiner Stimme höre. Erst dann begreife ich. Er hat alles aufgenommen. Das alles war nur ein Abgekartetes Spiel, um mich weiter fertig zu machen und zu erniedrigen.

Er hat wirklich das eben geschehene aufgenommen. Wie kann er mir das antun. Als ob alles andere nicht gereicht hätte. So muss auch noch das kommen. Das übersteigt alles. Ich fühle mich zutiefst verletzt, ausgenutzt und dreckig. Tränen steigen mir in die Augen. Doch auch jetzt will ich ihm nicht diese Genugtuung geben. Ich presse meine Kiefer fest aufeinander.

,,Boahh… Ich musste ganz schön an Pussis denken, um einen hoch zu bekommen.``, gibt dieser unumwunden und mit ekel von sich. Damit macht sich Ian auf dem Weg zum Ausgang der Toilette. Als er die Tür öffnet, bleibt er im Türrahmen stehen und ohne mich noch eines Blickes zu würdigen sagt er: ,,Ach ja, mich kann man auf dem Video kaum sehen, also wage es gar nicht erst meinen Namen zu erwähnen.`` Und damit verschwindet er aus der Tür, die kurz darauf ins Schloss fällt.

Als ich alleine bin, brechen die Tränen aus mir heraus. Ich kann es nicht mehr aufhalten und schluchze laut auf. Währenddessen gehe ich zu eines der Kabinen rüber. Sein Sperma fließt aus mir und ist schon zum Teil auf meinen Oberschenkeln. Dieser Arsch! Nicht mal ein Kondom hat er benutzt. Bei dem Gedanken fließen noch mehr Tränen. Wie konnte ich nur zulassen, dass das passiere?

Ich säubere mich hinter der verschlossenen Tür und gebe mich dann ganz meinen Gefühlen hin. Immer wieder gehen mir Ians Worte und das eben geschehene durch den Kopf. ,,Danke für die Pornoeinlage`` ,,Boahh ich musste an Pussis denken um einen hoch zu bekommen`` ,,Ach ja, mich kann man auf dem Video kaum sehen, also wage es nicht meinen Namen zu erwähnen`` Schmerz erfüllt mich. Breitet sich bis in jede Pore aus.

Ich fühle mich Gerbrochen. Ja. Ian hat mich gebrochen. Mit jeder Wiederholung Ians Worte in meinem Kopf, steigt die Übelkeit mehr in mir auf. Schließlich bricht es mir mit einem würgen heraus. Ich hänge über die Keramikschüssel und lasse alles, was überhaupt in meinem Magen ist, heraus. Nachdem nichts mehr kommt, richte ich mich auf und gehe zum Waschbecken.

Kaltes Wasser im Gesicht lässt mich etwas klarer denken und ich trockne mich ab. Genau in dem Moment klingelt es zur Pause. Die Fluren füllen sich. Doch kann und will ich nicht, noch länger in der Schule bleiben. Das Gefühl für immer verschwinden zu wollen, alles hinter sich zu lassen steigt von Sekunde zu Sekunde.

 

Ich muss einfach weg. Damit mache ich mich auf dem Weg, Richtung Ausgang. Aus den Augenwinkeln sehe ich Ian, der mit seinen Freunden an einer Ecke steht. Ohne ihn einmal anzublicken, gehe ich mit schnellen Schritten an ihnen vorbei.

 

Mit der Hoffnung das Ian meine Rot geränderten Augen nicht merkt. Naja, selbst wenn. Ich bezweifle, dass es ihn interessieren würde. Seine angeblichen Freunde bemerken mich just in dem Moment und lassen wie immer dummen Quatsch über mich Raus.

 

Am Ausgang angekommen, schießen mir wieder die Tränen in die Augen. So schnell ich kann, laufe ich. Weg von der Schule. Weg von allem. Alles hinter mir lassend. Und vor allem weg von Ian.

 

Doch hätte ich noch einmal zurück geblickt, dann wären mir die Traurigen Züge und die Reue in Ians Blick nicht entgangen, als er mir hinterher sah.

Kapitel 2

 

Leider habe ich noch keine anständigen Überschriften.

Meiner Meinung nach, finde ich diesen Teil meines Buches nicht so gut. Zeitmangel und der Versuch, es bis zu einem bestimmten Tag schreiben zu wollen, ist keine gute Kombination. Naja, ich wünsche euch trotzdem viel spaß. :)

 

 

 

10 Jahre später

 

,,Herein.`` Mein Sekretär, Peter betritt den Raum und stellt sich vor meinen Schreibtisch. ,,Mr Walker, hier ist ihr Terminplan für die nächste Woche. Außerdem hat Mr Doherty angerufen. Ich soll ihnen Mitteilen, dass er am Montag den Termin nicht persönlich Wahrnehmen kann. Er schickt einen Vertreter seiner Firma, damit dieser den Vertrag mit ihnen abschließt.``

,,Danke, ich weiß dann bescheid.`` Peter ist schon auf dem Weg zur Tür, als er sich noch einmal umdreht. Er zögert, ehe er spricht. ,,Sir, er hat den ganzen Tag wieder angerufen. Wie soll ich diesbezüglich noch vorgehen?``, ich seufze laut.

Wie lange eigentlich noch? Mit ER ist mein Ex gemeint. Kevin. Ein sehr anhänglicher Typ. Etwas über Acht Monate habe ich es mit ihm ausgehalten, bis es einfach nicht mehr ging. Nicht nur das er sehr anhänglich ist. Nein. Sein Hobby ist einfach reden, reden und wieder reden.

 

An sich finde ich verbale Kommunikation sehr gut, aber wenn es so viel ist, und dass alles ohne Unterbrechung, dann platzt einem schon der Kopf. Naja, wenn es intim zwischen uns wurde, konnte man für kurze Zeit alles um sich herum vergessen. Auch der Mund ist zu. Denn was er in diesen Momenten mit seiner Zunge und Lippen machen konnte, war einfach nur WOW. Wieso ich überhaupt mit ihm zusammen war?

 

Naja, am Anfang dachte ich noch in ihn verliebt zu sein, und das ich es bestimmt aushalten würde, dass er so viel redet. Doch schon nach einigen Wochen verflog die Schwärmerei und mir wurde bewusst, dass es einfach seine Art war. Und warum ich mich nicht schon nach einigen Wochen von ihm getrennt hatte? Der Rosa Nebel schwebte anfangs um meinen Kopf und als dieser verschwand, konnte ich es ihm einfach nicht antun.

 

An sich ist er ja ein Herzensguter Mensch. Nur das viele reden ging einem nach längerer Zeit auf die Nerven. Auch hatte ich die Hoffnung, dass er irgendwann kein Thema mehr zum reden hätte und meine Gefühle für ihn irgendwann wieder aufkeimen würden. Was soll ich sagen? Hoffnung stirbt zuletzt. Und die starb definitiv. Die Trennung selbst war vor einem Monat.

 

Ich war so geschafft von der Arbeit und dem Stress, dass ich einfach meine Ruhe haben wollte. Doch kaum war ich in unserer Wohnung, ging es wieder los. Manchmal fragte ich mich, wie er nach so vielen Stunden des Redens keinen Riss in den Stimmenbändern hatte. Kaum saß ich auf dem Sofa und öffnete den Mund, als es mir auch schon raus platze.

 

,,Das geht nicht mehr.``, mein Gegenüber stoppte seinen Redefluss und zog eine Augenbraue nach oben. Ich sprach mir innerlich Mut zu und redete weiter. ,,Kevin, wir können nicht mehr zusammen sein. Das…es geht einfach nicht mehr. Wir sind zu verschieden.``

,,Was willst du mir damit sagen? Bin ich dir nicht gut genug oder hast du jemand anderen? Wie kannst du….``, begann er wieder seinen Redefluss und meine Ohren wollten sich automatisch auf Durchzug stellen. Dieses Mal jedoch, rang ich mit mir und versuchte genau zuzuhören. ,,….. hätte es von Anfang an wissen müssen, dass du wie alle anderen bist und mich nur verarscht. Wir wohnen auch ….``, ich unterbrach ihn, da ich diese Unterstellung nicht auf mir nehmen wollte.

 

,,Verdammt Kevin. Ich habe dich noch nie verarscht. Ich muss leider zugeben, dass die …``, ich atmete einmal tief durch. ,,dass die Gefühle für dich einfach nicht mehr die sind, die sie mal waren. Aber verarscht, betrogen oder irgendwas hinter deinem Rücken gemacht, habe ich noch nie. Also hör auf mir solche Dinge unterzujubeln.  Außerdem…``, ich stoppte sofort, als mir bewusst wurde, was ich eben sagen wollte.

,,Außerdem was?´´, fragte er barsch und kam einen Schritt näher. ,,Ich…nichts außerdem.`` Gerade wollte ich mich umdrehen, als er mich am Arm packte und mich vor der Flucht abhielt. ,,Nein du sagst es mir jetzt.``, seine Augenbrauen waren zusammen gezogen und er funkelte mich böse an.  Ich ließ meine Schultern hängen und schaute betreten zu Boden. Eigentlich wollte ich es ihm nicht sagen. Doch so weit, dann bringe ich es auch zu Ende.

 

,, Du… du redest zu viel. Es ist schön, wenn man redet, jeder Mensch sollte reden können, aber bei dir macht es ,,Bum`` und ``, mit den Händen und den Armen machte ich ein Beispiel einer Explosion nach. ,,schon redest du und hörst nicht mehr auf. Es tut mir leid Kevin.``

 

Mist, eigentlich wollte ich es ihm gar nicht sagen. Das es verletzend war, war mir auch klar. Ein stechender Schmerz war an meiner Wange zu spüren. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er seine Hand erhoben hatte. Dass er zu solch einem Mittel Griff, war irgendwie verständlich. Wer würde schon ruhig bleiben, wenn die Person die man mag, einem sagt, das er zu viel redet. Was danach passiert ist, könnt ihr euch bestimmt denken.

 

Ich landete mit meinen Koffern, aus meiner Eigentumswohnung, die Kevin nur mit bezogen hatte, vor die Tür. Dass er aus der Wohnung sollte, konnte ich ihm nun wirklich nicht antun. Auch wenn es nicht logisch war. Die Tage darauf bezog ich ein Hotel, bis ich mir eine neue passende Wohnung gekauft hatte. Kaum eine Woche später, rief Kevin das erste Mal wieder an und bat um ein Gespräch mit den Worten, ich zitiere: ,,Lass uns reden James, vielleicht könnten wir was retten und es nochmals versuchen. Ich würde auch versuchen mich zu ändern.``

 

Ich verneinte jedes Mal und auch jetzt noch. Nicht nur, weil ich nicht mehr wollte, sondern auch für ihn. Auch er sollte damit abschließen und jemanden finden, der zu ihm passt und so nimmt wie er ist. Und dass er sich ändern sollte, wollte ich schon mal gar nicht. Es gehört einfach zu seiner Persönlichkeit. Und ich bin mir sicher, dass es ihm, in so einem Fall nicht mehr gut gehen würde. Er muss einfach reden. Leider lässt er trotz meiner Absagen bis heute noch nicht locker und ruft jeden Tag an.

 

Auch wenn es nicht nett ist, ich habe einfach keine andere Wahl. ,,Peter, machen sie so weiter wie vorher. Sagen sie ihm ich habe keine Zeit.`` Mit einem Nicken rauscht er auch schon durch die Tür und ich lasse mich schwerfällig nach hinten in meinen Sitz sinken. Ich streiche mir mit den Händen durchs Gesicht. Ich brauche dringend eine Pause von allem. Einfach Ablenkung.

 

Nachdem ich noch einige Unterschriften unter wichtige Dokumente setze, stehe ich auf, ziehe mir meinen Mantel über und nehme die Dokumente, um sie Peter zu übergeben. Als ich an seinem Schreibtisch ankomme, ist der Rechner noch offen, doch von Peter nichts zu sehen. Auch die anderen Mitarbeiter sind nicht da, da schon längst Feierabend ist. Um die Uhrzeit sind meistens nur noch Peter und ich hier. Ich lege die Papiere auf den Tisch ab und schreite durch die Gänge.

 

Vor dem Fahrstuhl höre ich einen unterdrückten Schrei. Sofort bleibe ich stehen und spitze meine Ohren. Als ich mir denke, es doch nur eingebildet zu haben, ist ein klatschen und ein weiterer schrei zu hören. Mit flauem Gefühl im Magen, folge ich den Geräuschen. Vor der kleinen Küche, mache ich halt und spähe durch den offenen Spalt. Zischend ziehe ich die Luft ein. DAS. KANN. DOCH. NICHT. WAHR. SEIN! PETER!!

 

Seine Hände sind mit einer Krawatte? am Griff der Hängeschränke gebunden. Seine Anzugshose hängt ihm um die Fußknöchel und sein wippender Schwanz streift immer wieder über die Arbeitsplatte. Ein anderer groß gewachsener Kerl, samt Ledermaske und ebenfalls runter gezogener Hose, rammt unablässig und hart seinen Schwanz in dessen hintern.

 

Ich höre weitere Klatscher und sehe, wie der Maskentyp schmerzvolle Schläge auf Peters hintern verteilt. Der Stimme meines Sekretärs zu urteilen, macht genau das ihn an. Dass er Schwul ist, habe ich schon am Tag seines Einstellungstest gemerkt. Wer würde es auch nicht bemerken, wenn er unverhohlen auf den hintern seines Mitstreiters glotzt. Ich hätte jedoch nicht gedacht, dass er auf die harte Tour steht. Naja, jedem das seinen. Aber was mich wirklich stört, ist nicht sein Stelldichein, sondern die Tatsache, dass er sich in der Küche vögeln lässt.

 

Der Raum, in dem wir jeden Tag unseren Kaffee zubereiten und unser Mittagessen zu uns nehmen. Peters stöhnen wird lauter und jetzt spritz er auch noch auf die Arbeitsfläche ab. Ohh nein!! Musste es von allen Räumen dieses Gebäudes, ausgerechnet die Küche sein?! Ich schnaufe, drehe mich um und gehe Richtung Fahrstuhl. Als ich den Knopf fürs Erdgeschoss drücke, kommt Peter den Gang entlang geschlendert. Schnelle stelle ich mich zwischen den Eingang des Fahrstuhls. Als Peter mich erblickt, schaut er mich verlegen an. Ja, mein lieber. Da habe ich dich wohl erwischt.

 

,,Du bezahlst mindestens die Hälfte der neuen Küche.``, kann ich mir nicht verkneifen, schaue ihn böse an und trete wieder in den Fahrstuhl. Ich kann noch sehen, wie ihm die Gesichtszüge entgleisen. Auch wenn ich etwas sauer darüber bin, dass  ausgerechnet die Küche darunter leiden musste, kann ich mir ein schmunzeln nicht verkneifen. Ich bin gespannt, was ich hier noch so alles zu sehen bekomme.

 

In meiner Wohnung angekommen, ist mein erstes Ziel die Dusche. Entspannt steige ich kurz darauf aus dieser raus, trockne mich ab und stelle mich vor den Spiegel. Bartschatten zieren mein Gesicht. Der Glanz aus meinen blauen Augen ist schon lange verschwunden. Ich nähere mich dem Spiegel, um nach Falten zu suchen.

 

Außer den Augenringen und dem leichten Ansatz der Denkfalten, ist noch alles Glatt und rein. Lachfalten gibt es auch kaum welche. Kein Wunder. So selten wie ich lache. Außerdem bin ich noch frische 26 Jahre. Ich ziehe mich zurück und begutachte nun den Rest von mir.

 

Wenn man mich früher und heute betrachtet, erkennt man mich kaum wieder. Damals war ich schmächtig und klein. Erst im Alter von 18 Jahren, bin ich wie ein Pilz in die Höhe geschossen und Mittlerweile 1,95 m groß. Mein Körper war halt ein Spätzünder. Auch die jetzt vorhandenen Muskeln sind der verdienst von Jahrelangem Krafttraining und viel Sport.

 

Meine Haarfarbe hat sich ebenfalls verändert. Waren sie früher hellbraun, sind sie jetzt ein sattes dunkelbraun. Ich sollte aufhören mich zu betrachten und endlich ausgehfertig machen. Schließlich will ich mir heute etwas Ablenkung gönnen. In Schale geworfen, mache ich mich auf dem Weg zum beliebtesten, einschlägigen Club der Stadt.

Dort angekommen, bestelle ich mir erst ein Bier und betrachte mir die tanzende Menge. Mit meinem Aussehen habe ich auch schon einige Kandidaten an der Angel. Letztendlich entscheide ich mich für einen, etwas kleineren, blonden Twink.

 

Am nächsten Morgen erwache ich alleine in meinem Bett. Nur ein kleiner Zettel, mit einem Dank und einem lächelnden Smiley darauf, liegt auf dem Kissen neben an. Soll mir auch recht sein. Spaß hat es ja gemacht. Und das es nur eine Einmalige Sache war, ist von vorneherein klar. Kurz darauf entferne ich alle Zeichen der letzen Nacht und steige unter die Dusche.

Auch der Rest meines Wochenendes zieht so dahin und die meiste Zeit verbringe ich fast nur im Bett. Erst am Morgen des Montags, zieht es mich wieder zur Arbeit. Als ich im Büro ankomme, sehe ich Peter an seinem Tisch. Nachdem er mich erblickt, steigt ihm die Hitze ins Gesicht. Verlegen richtet er sich auf.

 

,,Ehmmm… Mr Walker. We-wegen der Küche…also…``, ich ziehe meine rechte Augenbraue nach oben und muss mir ein Lachen verkneifen. ,,Ich…also ich habe geputzt…mu-muss es eine neue K-Küche sein? Ich muss Überstunden machen, um das bezahlen zu können.``, fragt er mich.

 

Auch wenn es mir nicht gefallen hat, dass die Küche drunter leiden musste, so kann ich ein einfach nicht böse auf ihn sein. In den letzten 2 Jahren ist er mir viel zu sehr Freund als untergebener geworden. Ich tue so, als ob ich überlegen würde. ,,Nur unter einer Bedingung.``, antworte ich ihm und er nickt sofort. ,,Haben sie Bleichmittel beim Putzen genutzt?´´, frage ich daraufhin und dieses Mal verneint er. ,,Nein Sir, ich habe die Mittel benutzt, die zur Verfügung standen.``

 

Jetzt nicke ich verstehend. ,,Also gut. Sie besorgen sich Bleichmittel und putzen noch mal alles. Die Schränke von innen und außen, die Fliesen, die Maschine und auch den Boden. Achja, ich kann verstehen, dass sie mal Sex brauchen. Aber nicht mehr hier. Dieses Bild mit ihnen und der Küche, werde ich mein Leben lang nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Haben wir uns verstanden?´´ Sofort errötet er noch mehr und senkt verlegen den Blick. ,,Ja Sir.``

 

,,Also gut, holen sie mir einen Kaffee und bringen sie die Akte für den bevorstehenden Termin.`` Er nickt und ich gehe in mein Büro. Ich lasse mich auf meinen Sessel fallen und kurz darauf erscheint auch Peter mit Kaffee und Akte. Die nächsten zwei Stunden kümmere ich mich um den bevorstehenden Termin. Als es soweit ist, gehe ich in den Konferenzraum, breite die Papiere aus und vertiefe mich nochmal kurz darin.

 

Schließlich möchte ich nicht, dass mir ein Fehler unterläuft. Ein junges, frisches Unternehmen kann sich das halt nicht leisten. Ich bemerke nicht, wie Peter und eine weitere Person den Raum betreten. Erst als Peter sich räuspert, hebe ich langsam den Blick. Elegante Schuhe sind das Erste was ich sehe. Ich wandere mit dem Blick höher, über seine Beine, die in einer dunklen Anzugshose stecken, über den Bauch und die Brust. Ebenfalls mit einem eleganten Hemd und einem Passenden Sakko bekleidet. Weiter nach oben zu seinem Hals, und dann zum Gesicht.

 

Was ich dann sehe, lässt mich erstarren. Für einen kurzen Augenblick, fühle ich mich versetzt in meine Jugend. Erst als Peter mich anspricht, komme ich aus meiner Starre. ,,Mr Walker, das ist Ian Chester. Er ist der Stellvertreter von Mr Doherty und wird an seiner Stelle den Vertrag mit ihnen abschließen.``

 

Ian. Der Ian, der mir das schrecklichste Gefühl meines ganzen Lebens gab. Hier. Vor mir. Lächelt und streckt mir die Hand entgegen. ,,Freut mich sie kennen zu lernen.`` Im Moment kann ich einfach nicht reagieren. Mein Kopf ist leer und ich starre ihn weiter an. Er runzelt die Stirn, als ich nicht erwidere. Peter räuspert sich noch mal lautstark und ich reiße mich zusammen. Ich gebe mein bestes erzwungenes lächeln, reiche ihm meine Hand und schüttel sie.

 

,,I-Ich mich auch.``, verdammt. Meine Stimme klingt zittrig. Ich sollte mich besser zusammen reißen. Als sich unsere Hände berühren, läuft mir ein kalter schauer über den Rücken. Mein innerstes fängt an zu brennen und ich versuche alle Emotionen aus meinem Gesicht zu verbannen. Anschließend setzten wir uns und gehen die Unterlagen durch. Das meiste bekomme ich jedoch nicht mit. Viel zu sehr bin ich mit den Gedanken in der Vergangenheit. ,,…sind sie damit einverstanden?``, werde ich von Ian aus den Gedanken gerissen.

 

Ich tue so, als ob ich wirklich bei der Sache bin und überlege, während ich mir nochmals die Papiere anschaue. Letztendlich willige ich ein und wir Unterschreiben die Dokumente. Nachdem der Vertrag abgeschlossen ist, begleite ich Ian und Peter noch bis zur Tür. Ian dreht sich zwischen der Türangel noch mal zu mir rum. ,,Es freut uns, mit ihnen zusammen zu Arbeiten. Dann sehen wir uns wohl bei den Planungen in drei Tagen.´´ Er reicht mir nochmal die Hand, dreht sich Richtung Fahrstuhl und geht. Peter begleitet ihn noch.

 

Als er in den Fahrstuhl steigt und diese sich schließt, gehe ich wieder in den Konferenzraum und schließe die Tür. In mir toben die verschiedensten Gefühle. Während des Gesprächs musste ich mich stark zurück halten. Von Minute zu Minute wurde es schlimmer. Kaum auszuhalten. Vor dem Fenster bleibe ich stehen und noch einmal erlebe ich die Schulzeit. Als wäre ich Hautnah dabei. Seit 10 Jahren habe ich versucht, es so gut wie möglich zu verdrängen. Die Demütigungen, die man mir antat. Vor allem meinen letzen Schultag. Erfolgreich. Jedenfalls bis vorhin.

 

Je mehr ich in der Vergangenheit bin, desto schwerer wird es mir ums Herz. Als sich die ersten Tränen aus meinen lidern lösen, kann ich es nicht mehr aufhalten. Ich fange an zu schreien. All die gestauten Gefühle in  mir suchen ein Ventil und finden es auch. Vor allem die Wut, die Trauer und die Enttäuschung. Ich schrei und tobe herum, werfe alles was mir in die Finger kommt durch den Raum. Das Gefühl von früher nimmt die Oberhand und ich kann es nicht aufhalten. Wie lange ich so weiter mache, weiß ich nicht.

 

Ich werde an der Schulter gepackt und an eine feste Brust gezogen. Mit lautem schluchzen versuche ich mich aus dem Griff zu befreien. Doch der Klammergriff lässt nicht nach. Nach langem hin und her, lasse ich meine Arme schlaf runter hängen. Zwei Hände streichen über meinen Rücken, beruhigen mich und mir werden einfühlsame Worte zu geflüstert. Mein Tränenmeer lässt jedoch nicht nach und jetzt bin auch ich es, der die Umarmung erwidert.

 

,,Warum? Warum Ian?`, frage ich schniefend und schluchzend.

 

,,Scchhht… alles wird gut.``        

Kapitel 3

Tut mir wirklich leid, dass ich in den beiden letzten Wochenenden keine weiteren Kapitel veröffentlicht habe. Die Schuld könnt ihr meiner vergangenen Erkältung geben und naja, meinem  nachzuholendem Lernstoff. Als entschädigung gibt es zwei Kapitel, auch wenn das Zweite etwas kurz geraten ist. :) Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen, auch wenn ich selbst nicht ganz klar gekommen bin, was die nächsten Kapitel angeht. Ich quatsche bzw. schreibe zu viel Mist. Ich weiß... bis zum nächsten We :)

 

 

 

,,Scchhht… alles wird gut.``, Peter drückt mich fest an sich, seine Hände wandern weiter über meinen Rücken. Nur langsam versiegen meine Tränen. Schließlich hören sie ganz auf. Ich lasse mich weiterhin von ihm Umarmen. Zu sehr genieße ich das Gefühl, mich an jemanden anlehnen zu können.

 

 Dass es irgendwann mal Peter sein wird, hätte ich nicht gedacht. Momentan ist es mir egal. Nach einigen Minuten wird es mir jedoch etwas zu viel. Schließlich stehen wir hier noch im Büro und auch, wenn ich es besser weiß, könnte es für jemand anderen der uns sieht, anders aussehen.

 

Mir in diesem Fall nachreden zu lassen, etwas mit meinem Sekretär zu haben, will ich ganz sicher nicht. Außerdem ist es mir auch Peter gegenüber peinlich. Dass ausgerechnet er gesehen hat, wie ich einen Wutanfall gehabt und dann einem Kind gleich am weinen war. Bisher hat mich noch nie jemand, außer meinem Vater, weinen sehen.

 

Das Peter das auch mit ansehen musste, kratzt an meinem Ego. Ich ziehe mich von ihm zurück, räuspere mich und schaue verlegen zu Boden. ,,Da-Das eben…``, Mist, wie soll ich ihm erklären, was vorhin in mir vorging. Man sieht mir wohl an, dass ich momentan nicht in der Lage bin, etwas Gescheites rauszubringen.

,,Wie wäre es, wenn sie sich frisch machen und ich ihnen einen Kaffee zubereite?``, fragt er. Ehrlich gesagt, bin ich ihm dankbar, dass er nicht auf das geschehene eingeht. Ich bringe nur ein Nicken zustande.

Nachdem ich etwas frischer in mein Büro kehre, sitzt Peter schon im Sessel vor meinem Schreibtisch und der Kaffee steht auch schon bereit. Als ich mich auf meinen Stuhl fallen lasse, greife ich nach der Tasse und versuche mich hinter diesem zu verstecken, um seinen bohrenden Blick zu meiden. Es misslingt mir jedoch.

,,Wollen sie vielleicht darüber reden?``, fragt er mich. Der Gedanke an Ian versetzt mich kurzzeitig wieder in die Vergangenheit. Ich schüttele meinen Kopf, mit der Hoffnung, es in die hinterste Stube meines Hirns zu schieben. Leider hilft es nicht und es sticht in meiner Brust. Ich schließe meine Augen und atme tief ein und aus. Als ich diese wieder öffne, erwidere ich den Blick meines Gegenübers.

 

,,Könnten wir dieses Gespräch verschieben? Vielleicht bei einem Bier oder sogar etwas stärkerem. Heute Abend?`` Er zieht seine Augenbrauen zusammen und scheint wohl zu überlegen, ob Alkohol an Werktagen wirklich angebracht wäre. Letztendlich nickt er zustimmend. Mit einem Satz springt er vom Sessel auf und geht aus der Tür. Verwirrt blicke ich ihm hinterher. Nach einigen Minuten kehrt er zurück, zwei Akten in seinen Händen haltend.

 

,,Sie haben für heute noch zwei weitere Meetings. Der nächste ist in einer Stunde und der andere um 16 Uhr. Lenken sie sich ab und gehen sie alles durch. Derweil gehe ich den Konferenzraum wieder richten.``, kommt es mit strengem Unterton von ihm und schon ist er wieder weg. Perplex starre ich ihm hinterher. So habe ich ihn noch nie reden hören. Sonst ist er derjenige, der nimmt und nicht ausgibt.

 

Aber seine Worte helfen und ich vertiefe mich in die Arbeit. Erst gegen 18 Uhr verlässt der Kunde die zweistündige Konferenz und ich habe Ian erfolgreich aus meinen Gedanken verdrängen können. Als Peter im Mantel auftaucht, ist er jedoch präsent, als wäre er nie weg. Seufzend erhebe ich mich und mache Feierabend.

 

In einer kleinen Bar setzten wir uns in die dunkelste Ecke. Nachdem wir unsere Bestellungen aufgegeben haben, schweigen wir beide erst. Peter ist der, der als erstes das Wort ergreift. ,,Wollen sie mir nicht erzählen, was sie bedrückt?``

 

,,Du``, antworte ich. ,,Hmm?``, fragt er und legt seinen Kopf schief.

,,Du sollst mich duzen. Solange wir nicht auf der Arbeit sind brauchst du mich nicht zu siezen, sofern keine andere Angestellten da sind.`` ,,Wie sie….ehmmm wie du möchtest.``, er macht eine Pause, ,,Erzählst du mir nun was heute war?`` Ich senke meinen Blick und drifte wieder für einen Moment in die Vergangenheit, ehe ich den seinen erwidere. Gerade will ich beginnen, als auch schon die Getränke kommen.

 

Ich lasse einen großen Schluck Whiskey meine Kehle hinab rinnen. Das brennen hilft mir für ein paar Sekunden an etwas anderes zu denken. Ich schweige für einen Moment, bevor ich anfange zu sprechen. ,,weißt du, es gibt vieles in meiner Vergangenheit, die ich keinem anderen Wünsche. Vor allem, wenn man Schüler ist.`` 

 

,,Dein Coming Out?``, Peter trifft mitten ins schwarze und ich schließe gequält meine Augen. Nicht schwer zu erraten, da es den meisten Schwulen schwer gemacht wird. Ich schnaube verächtlich auf, bei dem Gedanken, wie es dazu kam.

 

,,Es war nicht geplant mich zu outen. Ein dummer Zufall oder einfach nur Pech. Nenn es wie du es möchtest. Jedenfalls…``, der Griff um mein Glas wird fester. ,,Es war ein Tag wie jeder anderer. Probleme hatte ich zu der Zeit nicht. Am besagten Tag musste ich auf die Toilette und wie es das Schicksal so wollte, stellte sich mein Schwarm, du kannst dir wohl denken wer es ist,  neben mich….``, ich senke den Blick und rede weiter, als wäre ich wieder Hautnah dabei.

 

,,Naja, ungewollt schaute ich auf seine Männlichkeit. Was danach passiert ist, kannst du dir bestimmt denken.`` Wieder nehme ich einen Schluck. ,,WOW, du hast seinen Schwanz gesehen? Und wie war er?``, fragt Peter, wohl nicht bewusst, dass es nicht gerade ein gutes Thema ist. Ich schaue zu ihm auf und Strafe ihn mit einem Bösen Blick. Er zuckt kurz zusammen und versucht sich nervös raus zu reden.

 

,,Ohh, Entschuldigung, hätte ich nicht fragen sollen. Naja, Obwohl hübsch ist er ja und sein Exemp…``  ,,Peter!``, rufe ich gereizt dazwischen und jetzt scheint ihm klar zu sein, lieber ganz den Mund zu halten.

Ich bestelle gleich eine ganze Flasche. Kurz darauf schenke ich mir ein weiteres Glas ein und trinke es in einem Zug leer. Peter hingegen schweigt und scheint auf die Fortsetzung zu warten. Nach einigen Minuten des Schweigens, rede ich weiter.

,,Ich wurde angesehen, als wäre ich behindert, ekel stand in ihren Gesichtern. Vom Mobbing möchte ich gar nicht erst Anfangen. I-In der letzen Schulwoche kam es zu einem aufeinandertreffen. Ich war damals nicht der größte und kräftigste. Mein Schwarm kam mir hinter her, als ich mich in der Toilette verstecken wollte.``

Ich atme nochmal Tief ein und aus, trinke ein Weiteres Glas in einem Zug leer und spreche weiter. ,,Er packte mich und… und…`` Ich schließe wieder meine Augen. Es fällt mir unheimlich schwer, darüber zu reden. Die Wirkung des Alkohols wirkt nur bedingt und ich nehme einen weiteren Zug zu mir. Ich werde noch zum Alkoholiker.

,,Mit festem Griff hielt er mich, und obwohl ich mich Anfangs gewehrt habe, kam es zum Akt. Das schlimme jedoch ist, dass ich es, trotz meiner anfänglichen Gegenwehr genossen habe. Ich habe mich ihm hingegeben. Mein erstes Mal auf dem Jungenklo.`` Ich lache verzweifelt auf. Meine Lider füllen sich mit Tränen. ,,Erst als wir fertig waren, zeigte er mir, dass er uns aufgenommen hat. Mehr mich als sich selbst und das, was er bei seinem Abgang gesagt hatte, möchte sich definitiv niemand sagen lassen.`` Noch ein Glas folgt.

 

,,Ian Chester?``, fragt Peter sicherheitshalber nach, worauf ich nur nicke. ,,Wissen sie was er mit dem Video gemacht hat?``

 

,,Nein, aber ich kann mir denken, dass er mich damit fertig machen wollte und es durch die Schule geschickt hat. Ich bin am selben Tag noch mit meinem Vater weg gezogen.`` Peter hat einen verkniffenen Gesichtsausdruck und man sieht, dass er die Zähne fest aufeinander presst. Wir schweigen beide und es folgt eine unangenehme Stille. Außer meinem Vater habe ich niemandem von diesem Tag erzählt. Ich fühle mich befreiter, als ob eine Last von mir abgefallen wäre. Warum ich es bisher niemand anderem erzählt habe, weiß ich nicht. Doch bei Peter fühle ich mich sicher.

 

,,Was willst du jetzt machen? Ich meine, wir arbeiten jetzt mit der Firma und du wirst Ian öfter zu Gesicht bekommen. Ich wäre nicht glücklich darüber, dass du wie heute durch den Raum tobst, nachdem er weg ist. Obwohl ich sagen muss, dass ich an deiner Stelle ihm schon zu Anfang eine geklebt hätte. Das du dich so zurückhalten konntest…Respekt.``, durchbricht er die Stille.

 

Darüber habe ich ehrlich gesagt noch nicht nachgedacht. Ich werde ihn unweigerlich bei jedem Treffen sehen. Das nächste Mal ist es schon in drei Tagen. Ich verziehe das Gesicht. Schon der Gedanke ihm wieder gegenüber zu stehen, lässt die Gefühle von damals hochkommen.

 

,,Ich weiß es nicht wirklich, aber da muss ich durch. Ohne wenn und aber.`` Das ich Ian am liebsten schlimmeres angetan hätte, erwähne ich nicht. ,,Darf ich dich was fragen?``, mit einem Handzeichen gebe ich ihm zu verstehen, dass er machen soll. Nachdenklich schaut er mich an und legt seinen Kopf schief. Ich werde nervös unter rutsche unruhig hin und her, mein Glas in der Hand drehend.

 

,,Hast du noch Gefühle für Ian? Versteh mich nicht falsch. Nur würde ich es darauf hindeuten, nach heute Vormittag. Du hast damit noch nicht abgeschlossen. Das wiederrum deutet nur auf Gefühle hin. Egal, ob Positive oder Negative. Deine Reaktion darauf, wäre für viele andere anders.`` Ich zucke nur mit den Schultern und horche in mich hinein. Ob ich noch Gefühle für Ian habe?

 

Viele negative bestimmt, doch etwas wie Zuneigung? Als ich ihn heute Vormittag gesehen habe, war außer dem Schmerz und der Wut nichts zu spüren. Am liebsten hätte ich ihm die gleichen Gefühle, wie die mir vermittelt und sogar mehr angetan. Dass Peter mit seinen Worten recht haben könnte, hoffe ich nicht. Und will ich auch nicht.

 

Ich glaube damit könnte ich nicht mehr umgehen und würde alles nur noch schlimmer machen. Also nein. Für mich gibt es Ian gegenüber keine positiven Gefühle. Hoffe ich. ,,Ich denke nicht, nein. Ja, es macht mir noch zu schaffen, was damals passiert ist. Das gebe ich offen zu. Aber Gefühle?`` Ich lasse die Frage unbeantwortet und raufe mir die Haare.

 

,,Ok, verstehe.`` Für den restlichen Abend, sagt keiner von uns beiden mehr ein Wort über Ian. Stattdessen reden wir über Gott und die Welt. Ich habe zum Beispiel  erfahren, dass der Maskierte Kerl von Peter ein unbekannter ist. Kurz gesagt, es geht zur Sache, aber er hat sich Peter noch nicht gezeigt. Weder weiß er seinen Namen, noch wie er hinter der Ledermaske aussieht.

 

Peter weiß nur, dass er auch in der Firma arbeitet. Kurz nach halb zwölf machen wir uns auf dem Weg. Dass der Abend so angenehm werden würde, hätte ich nicht gedacht. Ich hätte schon viel früher mit Peter was machen sollen. So bin ich mir ziemlich sicher, dass er einer meiner engsten Freunde wird.

 

Am nächsten Morgen piept mein Wecker. Mit einem Kater der übelsten Sorte, mache ich mich auf dem Weg zur Arbeit. Dort angekommen sehe ich meinen Sekretär, der halb schlafend vor seinem Tisch sitzt. Sein eigener Kater kommt dem meinen im nichts nach. Jedenfalls sprechen die roten Augen und die Augenringe dafür. Bei ihm angekommen, schmeiße ich ihm ein Paar Tabletten auf dem Tisch und mache mich an meine Arbeit. Auch der Tag danach vergeht, nur das unser beider Kater nicht mehr anwesend ist.

 

Die Stunden vergehen schleppend. Kurz vor Feierabend kommt Peter ins Büro und fragt ob ich auch essen wollen würde. Natürlich sage ich nicht ab, sondern fahre mit ihm in ein kleines Restaurant. Es ist schön ihn auch außerhalb der Arbeit an meiner Seite zu haben.

 

Er bringt mich öfter zum Lachen, als in dem letzten halben Jahr. Einerseits wirkt er ein wenig naiv und spitzbübisch. Doch man kann sich gut bei Peter täuschen. Er ist wahrlich ein kluger Kopf. Dort angekommen bestellen wir unsere Gerichte. Wir unterhalten uns über belangloses Zeug. Als ich sehe, wie mein Gegenüber aufhört zu kauen, schließe ich verwirrt meinen Mund und folge seinem Blick.

 

Erst sehe ich einen Hünen von Mann, der in einer anderen Abteilung meiner Firma arbeitet. Als dieser sich zur Seite begibt, erstarre ich beim nächsten Anblick. Da steht Ian und eine junge Frau, die sich bei ihm unter gehakt hat. Sie setzen sich an einen Tisch etwas seitlich von unserem. Zu meinem Pech kann ich Ian genau sehen.

Sofort wende ich meinen Blick ab, mit der Hoffnung, dass er uns noch nicht gesehen hat. ,,Komm lass uns gehen. Sofort!``, flüstere ich Peter zu und stehe gerade von meinem Stuhl auf, als auch Ian uns entdeckt. Mit einem Lächeln, den wohl jede Schwiegermutter umgehauen hätte, sagt er etwas seinen Begleitern und kommt auf uns zu.

 

,,Wen haben wir denn da? Schön sie zu sehen Mr Walker.``, Ian reicht mir seine Hand und wiederwillig erwidere ich seinen Händedruck. Das Selbe macht er auch bei Peter. Seine Begleitung gesellt sich ebenfalls zu uns und Ian stellt sie uns von. ,,Darf ich ihnen meine Begleitung für heute vorstellen. Die junge hübsche Dame an meiner Seite ist meine bezaubernde July und Nathan kennen sie ja.``

 

Auch den nächsten Händedruck erwidere ich. ,,Ihre Freundin?`` kann ich meine Frage nicht mehr zurück halten. Peter schaut mich überrascht an. Verdammt, wie bin ich denn jetzt darauf gekommen? Es sollte mir sowieso egal sein. Äußerlich wirke ich gelassen, doch am liebsten würde ich einfach aus dem Restaurant stürmen und mich vor dem nächstbesten LKW werfen. So mies fühle ich mich gerade.

 

Nicht nur das meine Vergangenheit einen Teil meiner Gefühle kontrolliert, nein. Jetzt stellt er mir auch noch diese Frau vor. Während ich dabei bin, meinen Chaos in Griff zu bekommen, bemerke ich nicht, wie Nathan, Peter und mir finstere Blicke zu wirft. ,,Nein, nicht meine Freundin. Meine Cousine.``, antwortet Ian und lächelt. Ich zwinge mich ebenfalls zu einem Lächeln. Schließlich tritt eine unangenehme Stille ein.

 

Erst das räuspern von July bringt uns aus dieser Situation und sie gehen zu ihrem vorgesehenen Tisch zurück. Ian bleibt natürlich noch vor uns. Peter zückt sein Portmonee hervor und ruft den Kellner. Gerade will ich mich umdrehen, da werde ich von Ian aufgehalten.

 

,,Mr Walker, kennen wir uns nicht irgendwoher? Vielleicht von früher, die Schulzeit?`` Ich versteife mich und wage es nicht ihn anzuschauen. Zum Glück ist Peter gerade an meiner Seite, denn er nimmt das Thema mit Ian auf. ,,Nein, ich glaube nicht. Ich denke das Mr walker und ich sie gesehen hätten. Schließlich sind wir seit Kindertagen wie Kletten beieinander. Ich hätte sie bestimmt erkannt, wenn wir uns über den Weg gelaufen wären.`` Ian nickt verstehend.

 

,,Dann tut es mir leid für die Frage. Ich dachte nur, sie wären jemand, den ich noch von früher kannte.`` Ich drehe mich zu ihm um und schaue ihn an. Kann den Blick, dessen Augen auf dem Boden gerichtet sind nicht deuten.

 

,,Wer ist denn der Mann, mit dem sie Mr Walker verwechselt haben?``, ergreift Peter das Wort. Ian schaut auf und ein falsches lächeln legt sich um seine Lippen. Mit der Hand winkt er ab und spricht: ,,Ach, niemand wichtiges. Damals hatten wir unseren Spaß zusammen.``

 

Mein Herz sackt mir in die Hose und ich bete, das er nicht von mir spricht. Ian redet drauf weiter und seufzt, was nicht wirklich zu seinen Worten passt. ,,Ein damaliger Streber. Kurz vor dem Abschluss weg gezogen, also nicht der Rede wert.  Ich glaube kaum, dass er zu einem Mann wie sie herangewachsen ist. Naja, die anderen wollen jetzt bestimmt essen. Einen schönen Abend Ihnen noch.`` Er macht kehrt und geht zu seinem Tisch rüber. Ich jedoch bleibe am selben Fleck stehen, zittere wie Espenlaub.

 

Peter bemerkt meinen zustand, fasst mich beim Arm und zieht mich zur Garderobe, wo uns unsere Jacken gereicht werden. Draußen vor der Tür, werde ich zu meinem Auto gezerrt, meine Autoschlüssel werden mir abgenommen und ich werde ins Beifahrersitz verfrachtet. Ich lasse es mit mir machen, zu sehr gehen mir seine Worte durch den Kopf.

 

Wir hatten Spaß zusammen? Das glaubt er doch wohl selber nicht. Hat er die Zeit so sehr genossen oder was? Ich brodel innerlich. Ich brauche dringend etwas zur Abkühlung. ,,Zu mir.``, befehle ich und gesagt getan. In meiner Wohnung angekommen, gehe ich auf die Wohnzimmerkommode zu und hole eine Flasche Whiskey raus. Peter folgt mir und lässt sich auf meinem Sofa plumpsen. Nachdem ich mir auch zwei Gläser geholt habe, lasse ich mich neben ihm nieder und schenke uns beiden ein.

 

,,Wirst du jetzt zum Alkoholiker oder wie soll ich das verstehen.`` Ich schnaufe nur und leere mein Glas. Mein Nebenmann scheint wohl nicht zu wollen, also schnappe ich mir auch seines. Gerade will ich es an meine Lippen setzten, als mir dieser weg geschnappt wird. ,,Hey, was soll das?``, frage ich empört. ,,Ich kann dir sagen, was das soll. Du kannst nicht bei jedem eurer Zusammentreffen in Selbstmitleid oder was auch immer versinken. Außerdem, woher willst du wissen, dass er dich vorhin gemeint hat?`` 

 

,,Ach, wie viele Streber glaubst du gab es, die vor dem Abschluss weggezogen sind?``, frage ich verächtlich und rede weiter. Peter sieht mich nur nachdenklich an, während ich ein Glas nach dem anderen in mir rein kippe. Nach dem, ich weiß nicht wievieltem  Glas, schnappt sich Peter die Flasche und hebt seinen Zeigefinger.

,,Ok, das reicht. Du bist schon ganz dicht und ich habe keine Lust, dass du dich gleich übergibst oder ins Koma fällst. Außerdem musst du morgen noch zur Arbeit.`` Diese Worte kommen nur langsam zu mir durch. Da habe ich wohl zu tief ins Glas geschaut. Trotzdem will ich nicht aufhören, weshalb ich rum nörgel.

 

Bis zur Besinnungslosigkeit möchte ich trinken und versuche Peter die Flasche zurück zu nehmen. Meine Motorik ist jedoch genau so langsam wie mein Hirn und ich kippe vom Sofa auf den Boden. ,,Auaa.``, ist das einzige was mir entkommt, bevor ich in einen Tiefen schlaf falle.

 

Das piepen meines Weckers reißt mich Brutal aus dem Schlaf. Mit geschlossenen Augen greife ich danach und drücke auf den Knopf um es aus zu stellen. Mein Kopf fühlt sich an, als ob sich ein Bauarbeiter dort ausgetobt hätte. Ich versuche langsam meine Augen zu öffnen und stöhne gequält auf, als ich die ersten Strahlen des Tages erblicke.

 

Sofort schließe ich meine Lider. Was war nochmal passiert? Ach ja, ich war mit Peter essen, dann Ian. Und dann? Ja dann mein Besäufnis. Müde und noch mit geschlossenen Augen versuche ich mich aufzurichten, aber selbst das fällt mir schwer. Meine Schulter fühlt sich an, als ob man mir ein Messer dort rein gerammt hätte. Nicht das ich wüsste, wie es sich wirklich anfühlt eine Klinge in der Schulter zu haben. Ach, auch egal. Jedenfalls ist selbst das aufrichten schwer.

 

Kaum sitze ich aufrecht im Bett, rieche ich Kaffee. Ich öffne langsam meine Augen und sehe eine, mit Kaffee gefüllte Tasse vor mir.  Ich folge der Hand, die diese hält und stoppe bei Peters Gesicht. Er lächelt mich Mitleiderregend. ,,Dein Kaffee. So wie du es magst. Komm Frühstücken. Tabletten stehen ebenfalls bereit.`` Damit drückt er mir die Tasse in die Hand und geht aus dem Zimmer. Ich trinke aus und mache mich auf dem Weg in die Küche.

 

Das erste was ich mir suche, sind die Tabletten. Nach der Einnahme, setzte ich mich zu Peter. ,,Warum bist du gestern nicht nach Hause gefahren?``

 

,,Nun ja, erstens weil es schon spät war. Zweitens um ein Blick auf dich zu haben. Nicht das du dich entschließt, doch mitten in der Nacht aufzuwachen, nur um weiter zu trinken. Und drittens, um zusammen mit dir zur Arbeit zu fahren. Du siehst nämlich nicht so aus, als ob du wirklich auf Verkehr achten würdest.`` Ich brumme etwas unverständliches und bin gleichzeitig doch etwas dankbar.

 

Mit diesen schmerzen hätte ich mir selbst beim Fahren nicht getraut. Nach dem Frühstück gehe ich duschen und wir machen uns auf den Weg zu Peter nach Hause. Er lebt in einem kleinen, aber feinem Einfamilienhaus. Man könnte denken, dort eine kleine Familie antreffen zu können. Wer aber den Besitzer kennt, weiß es wohl besser. Kurz flackern die Bilder mit einem nackten Peter und einem Kerl mit einer Maske vor meinen Augen.

Sofort schüttel ich meinen Kopf. Als ob nicht schon genug andere Gedanken habe. Nachdem auch besagter sich frisch gemacht hat, fahren wir zur Arbeit. Auch wenn ich die ganze Zeit über, die Ruhe in Person bin, wütet ein Chaos in mir. Heute ist der Termin mit Ian.

 

Bei der Arbeit angekommen, bespreche ich noch mit Peter ein paar Kleinigkeiten, ehe ich allein gelassen werde und wieder mit meinen Gedanken ganz wo anders bin. Ian, Ian und wieder Ian. Wie sehr hatte ich mir gewünscht, dass es anders gekommen wäre. Das er meine Gefühle damals erwidert hätte. Ich wäre kein emotionaler Krüppel gewesen. In all der vergangenen Zeit, hatte ich mich noch nie fallen gelassen als wie bei ….

Ein klopfen an meiner Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Peter öffnet die Tür und tritt ein. ,,Mr Doherty und Mr Chester sind da. Sie warten im Konferenzraum.`` Augenblicklich spüre ich die Nervosität aufkommen. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals und ich versuche diesen zu schlucken. Vergeblich. Ich nicke und trete zu Peter.

 

Auf dem Weg zum Konferenzraum legt Peter seine Hand auf meine Schulter. Obwohl dieses Gefühl mein inneres Chaos etwas beruhigen sollte, hilft es leider nicht viel. Je näher ich Ian komme, desto mehr meldet sich mein Fluchtinstinkt. Ich möchte ihn nicht sehen. Leider führt kein Weg dran vorbei und wir müssen zusammen arbeiten. Verdammt, ich hätte es noch vor Vertragsabschluss ändern können.

 

Wäre ich nicht außer mir gewesen, hätte ich keinen leeren Kopf gehabt, wäre mir diese Möglichkeit früher eingefallen. Zu spät. Angekommen, atme ich ein Mal tief ein und aus. Ich trete an die beiden Männer ran, setze ein gefälschtes lächeln auf und lasse es über mich ergehen. So gut es geht, konzentriere ich mich auf die Arbeit. Lasse keine Gefühle an die Oberfläche. Außer Peter, merkt keiner der anwesenden Männer, dass ich eine aufgesetzte Maske trage.

 

Er sieht mich mitfühlend an, auch wenn es mir schwer fällt, bin ich ihm ein weiteres Mal dankbar. Nach einiger Zeit endlich, endlich ist es vorbei. Wir vereinbaren einen weiteren Termin. Wie es sich gehört begleite ich sie bis zum Aufzug. Doch bevor wir den Raum verlassen, spricht Mr Doherty noch kurz an. ,,Wie wäre es mit einem Geschäftsessen? Den Abend gemütlich zusammen am Tisch ausklingeln lassen?``

 

,,Ehmm, ja, ja wieso nicht? Gerne, wo soll es sein?``, antworte ich überhastet, ohne auf die Konsequenzen zu achten.  ,,Ich habe gehört das Essen in LaBleur soll gut sein. Nicht war Mr Chester?``, ohne auf eine Zustimmung von Ian zu warten, redet er weiter. ,,19 Uhr. Ein Tisch ist schon reserviert. Auf ein oder zwei kommt es auch nicht an.`` Er lacht kurz auf und ich tue das selbe, auch wenn ich nicht weiß, was daran so komisch sein soll.

 

Ich glaube, ich hätte besser über Doherty recherchieren sollen, bevor ich ihm einen Termin geben habe. Vielleicht hätte ich da schon erfahren, dass Ian dort arbeitet. Die Beiden Männer drehen sich um und wir gehen Richtung Fahrstuhl. Wir verabschieden uns noch und dann sind Peter und ich allein im Gang. Ich spüre ganz genau, dass ich angeschaut werde, doch ich wende mich um und gehe in mein Büro. Die Schritte hinter mir ignorierend.

 

Erst als ich mich in meinen Stuhl fallen lasse, schaue ich Peter an. Man sieht genau, dass es in seinem Hinterstübchen arbeitet und er etwas auf der Zunge liegen hat. ,,Na komm schon, spuck es aus. Was willst du sagen?`` Mit verschränkten Armen lasse ich mich nach hinten sinken.

 

,,Du weist schon was mit Geschäftsessen bedeutet?`` Ja, natürlich weiß ich das. Nur habe ich geantwortet, ohne wirklich zu überlegen. Das sage ich ihm auch so. Er seufzt und lässt sich auf den Sessel vor mir fallen. Ich spüre wie schon ein paar Tage zuvor seinen Bohrenden Blick auf mir. ,,Gut, obwohl ich heute etwas besseres zu tun hätte, komme ich mit.`` Mit diesen Worten erhebt er sich und wir gehen, ohne noch ein Wort darüber zu verlieren, unserer Arbeit nach.

 

Am Abend stehe ich draußen vor dem LaBleur und warte auf Peter. Wir sind, jeder für sich, nach Feierabend nach Hause um uns umzuziehen. Und da sehe ich ihn auch schon kommen. Wir begeben uns, nachdem der Kellner uns unseren Tisch gezeigt hat, zu unseren Plätzen. Bisher ist noch keiner da.

 

Nicht verwunderlich, Peter und ich sind zu früh dran. Punkt 19 Uhr ist Mr Doherty anwesend, seine Frau hat er ebenfalls mit genommen. Eine Hübsche Frau, trotz ihres Alters, mitten in den Fünfzigern. Jetzt fehlt nur noch Ian. Wir bestellen uns jeweils ein Glas Wein und Wasser. Die Atmosphäre ist angenehm und wir tauschen untereinander Anekdoten.

 

,,Lasst uns jetzt bestellen. Wer weiß wie lange Ian noch braucht.``, Mr Doherty greift nach der Karte und schaut kurz auf, als er meinen Blick spürt. ,,Ich habe ja noch nicht erwähnt, dass ich Ian persönlich kenne oder? Naja, nun wissen sie es ja. Ich würde mich freuen, wenn wir uns ebenfalls duzen könnten.`` Er wartet gar nicht erst eine Antwort von mir ab.

 

Während ich in der Karte vertieft bin, merke ich nicht, das der Kellner mit zwei Männer zu Tisch kommen. Erst als Ian spricht, komme ich zu mir. ,,Tut mir leid für die Verspätung. Wir hatten einen kleine Panne.`` Ich schaue auf und begegne dem Blick Ians. Dieser schaut von mir, weiter in die Runde. Seine Worte kommen nur langsam zu mir durch. Wir?

 

Erst jetzt bemerke ich den Mann neben ihm. Hübsch wenn ich anmerken darf. Etwas kleiner als Ian selbst und Pech schwarze Haare. Mit stechend blauen Augen und elegant gekleidet. Als ich diesen anschaue, merke ich, dass er mich ebenfalls Mustert. ,,Mr Walker, Mr Wendel, (Peter gemeint) darf ich ihnen meinen Partner bzw. Lebensgefährte, wie man es sagt, vorstellen. Das ist Lars. Lars, Das sind Mr Walker und Mr Wendel, unsere neuen Geschäftspartner.``

 

 

Kapitel 4

 

,,Mr Walker, Mr Wendel, darf ich ihnen meinen Partner bzw. Lebensgefährte, wie man es sagt, vorstellen. Das ist Lars. Lars, Das sind Mr Walker und Mr Wendel, unsere neuen Geschäftspartner.`` Bei Ians Worten, wende ich meinen Blick ihm zu. Nur weit weg bekomme ich mit, dass Lars seine Hand mir entgegen streckt, doch ans annehmen ist nicht zu denken.

 

Mein Kopf ist wieder Mal wie leergefegt. Was hat er eben gesagt? Lebensgefährte? Partner? Diese Worte gehen ins eine Ohr rein und ins andere wieder raus. Doch realisieret habe ich es noch immer nicht. Ich fühle mich wie vor den Latz geknallt. Ian soll Schwul sein? Und einen Freund haben? Der Ian, der mich gedemütigt und keine tat oder ein Wort gegen mich ausgelassen hat? Wie aufs Kommando, schießen die Bilder des letzten Schultages durch meinen Kopf. Nicht nur die Bilder. Auch seine Worte.

 

Er musste an Frauengenitalien denken, um bei mir einen hoch zu bekommen und jetzt soll er selbst auf sowas stehen? Und dann auch noch einen Freund haben? Verbittert fange ich an zu lachen. Ich bin kurz davor, in Tränen auszubrechen und alles kurz und klein zu schlagen.

 

,,Mr Walker? Geht’s ihnen gut?``, Peter wedelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum. Erst jetzt merke ich, dass ich die Hand von Lars noch nicht angenommen habe. Nicht das es reicht, ich lache auch noch laut. Ich verstumme abrupt bei dem Gedanken, wie es für Außenstehende ausschaut.

 

,,I-Ich ja, ja natürlich geht es mir gut.`` Wers glaubt. Alle schauen mich irritierend an, doch sehen sie nur das äußerliche und nicht wirklich mich. Innerlich koche ich und gerade jetzt steigt ein Gefühl hoch, Ian auf welcher Weise auch immer, weh zu tun. ,,Entschuldigen sie nochmals. Ich habe an etwas gedacht, war nicht an sie gerichtet. Freut mich sie kennen zu lernen. Walker. James Walker.`` Mit Mühe hebe ich meine Hand und strecke sie Lars entgegen. ,,Freut mich ebenfalls. Sie können mich einfach nur Lars nennen.``

 

,,Dann gilt das selbe für dich auch.``, ich setzte ein Lächeln auf, was mir definitiv niemand abnimmt. Peter grüßt ebenfalls und wir setzen uns. Wieder in Gedanken versunken, bestelle ich mir ein x- beliebiges Gericht. Während wir warten, geht das Gespräch weiter.

 

Außer bei mir. Hier und da nicke  und stimme ich mal zu, ansonsten bekomme ich kein Ton mehr raus. Peter legt heimlich eine Hand auf meinen Oberschenkel. Da erst bemerke ich, dass ich bis zum bersten angespannt bin. Ich schaue zu ihm hoch und bekomme ein aufmunterndes lächeln. Daraufhin kann ich nur erwidern. Nachdem ich mich von Peter abwende, schaue ich in die Runde und bei Ian bleibe ich hängen. Dieser schaut mich intensiv an, woraufhin ich rot anlaufe, nervös werde und sofort mein Gesicht abwende.

 

Verdammt, warum hat er mich so angeschaut? Ehe ich weiter darüber nach denken kann, wird unser essen gebracht. Mit zwang fange ich an, es zu mir zu nehmen. Die Gespräche am Tisch sind etwas abgeflaut und außer Doherty, seine Frau und Peter, schaue ich keinen am Tisch mehr an. Nicht ohne Grund. Die anderen Beiden turteln rum, halten Händchen, probieren von dem jeweils anderem essen und geben sich Küsschen. Zum Kotzen. Am liebsten würde ich ihnen das Essen ins Gesicht drücken und einen Abgang machen.

 

Wäre ich eine Comicfigur, würde ich rot anlaufen und mir würde der Qualm aus den Ohren und den weiteren Öffnungen heraus dampfen. Ich kann es noch immer nicht fassen. Ian. Der Ian. Innerlich schüttel ich den Kopf. Hin und wieder spüre ich auch den stechenden Blick von Ian auf mir. Dass sein Partner mich ebenfalls anschaut, ist nicht von der Hand abzuweisen.

 

Als ich den Nächsten bissen zu mir nehme, spricht Ian mich an. ,,Mr Walker, oder James wenn ich darf? Haben du etwas gegen Bisexuelle oder Homosexuelle?`` Meine Gabel fällt mir aus der Hand und landet laut klirrend auf dem Teller. Ich verschluckte mich und huste laut los. Auch Peters klopfende Hand auf meinem Rücken hilft nicht.

 

Erst nach einigen Minuten, beruhige ich mich und schaue hoch zu Ian. Dieser Mustert mich mit Falten auf der Stirn. Die Antwort wird mir abgenommen, weil Peter übernimmt. ,,Nein, warum sollte er was gegen Bi-oder Homosexuelle haben. Er ist eines der Tolerantesten Menschen die es gibt. Schließlich gehört er selbst zu denen, die als nicht Normal bezeich….`` Ich kneife unter dem Tisch fest Peters Bein.

 

,,Das heißt du bist auch…?``, fragt Lars und lässt seine Frage offen stehen. ,,Ehmm… Ja meine Neigung richtet sich ebenfalls aufs eigene Geschlecht.``,

 

,,Dann seit ihr beiden ein Paar?``, fragt Ian und wedelt mit seinem Zeigefinger zwischen mir und Peter? ,,Nein, wie kommst du darauf? Ja, ich bin ebenfalls dem eigenen Geschlecht nicht abgeneigt, aber James und ich?``, lacht Peter. ,,Naja, ihr kommen ziemlich vertraut miteinander vor.``

 

Ich schaue Ian direkt an. ,,Das kann daran liegen, dass wir einfach gute Freunde sind.`` Das Pärchen nickt verstehend. ,,Seit wann seid ihr ein Paar.``, fragt Peter und fängt sich einen bösen Blick von mir ein. Verdammt, ich will das nicht wissen. ,,Seit fast zwei Jahren.``, lächelt Lars und nimmt die Hand seines Partners in seine. Mir wird übel.

 

Der Gedanke, irgendwas dagegen zu tun, besser gesagt Ian weh zu tun, versucht sich zu manifestieren. Erfolgreich verdränge ich sie weg, obwohl es hin und wieder mal zum Vorschein kommt. Das Thema scheint hiermit wohl beendet zu sein. Nur nicht bei mir. Einem Tornado gleich wirbeln die Gedanken und Gefühle in mir herum. Für mich ist es immer noch ein Schock. Unwirklich. Unfassbar. Wir beenden nach einiger Zeit unsere Essen  und erheben uns.

 

Schließlich machen wir uns auf dem Weg zu unseren Autos. Mr Doherty und seine Frau sind die ersten die abfahren. Peter und ich verabschieden uns. Bevor wir getrennte Wege gehen, ergreift Ian noch mal das Wort. ,,James, Peter? Hättet ihr Lust am Samstagabend uns in den Club Grey zu begleiten?`` Dabei schaut er zwischen uns hin und her. Ein Blick zu Peter gibt mir die Bestätigung, dass er definitiv zustimmt.

 

Ich schweife mit den Augen zu Lars der nur lächelt und dann zu Ian. Sollte ich es mir wirklich antun? Es ist jetzt schon die reinste Qual in seiner Nähe zu sein. Etwas länger als gewollt, schaue ich ihn an. Lars sieht meinen Blick und legt seinen Arm besitzergreifend um Ians Hüfte. ,,Ich weiß nicht so recht, mal schauen. Wenn ich Zeit habe.`` Mit den Fingern fahre ich durch meine Haare. ,,Doch du hast Zeit. Ja wir kommen beide mit.``, redet Peter für mich.

 

Wenn blicke töten könnten, dann wäre er jetzt tot umgefallen. Dieser zuckt nur mit den Schultern. Die anderen beiden verabschieden sich von uns, nachdem auch die Uhrzeit genannt wurde.

 

Als sie aus unserem Blickfeld verschwinden, drehe ich mich zu Peter. ,,Sag mal bist du völlig verrückt geworden?! Wie kannst du unter meinem Namen zustimmen, obwohl du weißt, dass ich es in seiner Nähe nicht aushalte?`` schnauze ich ihn an und raufe mir die Haare.

 

,,Hey, beruhig…``, versucht Peter auf mich einzureden und fasst mich am Arm. Doch ich reiße mich los. An beruhigen ist nicht zu denken. Stattdessen rede ich mich in Rage. ,,Beruhigen soll ich mich? Beruhigen?!! Nicht schon schlimm genug, dass er überhaupt wieder in meinem Leben ist. Dass er mich mit seiner Anwesenheit verrückt macht. Nein! Jetzt fischt er auch noch am eigenen Ufer und ich soll mit den beiden ins Club. Was soll ich da machen? Mir ansehen, wie der angeblich Hetero-Ian Happy mit einem Mann ist? Wie sie sich verliebt anschauen und sich gegenseitig betatschen? Das nach all dem, wie schwer er mir das Leben gemacht hat und jetzt selber Glücklich ist. Mit einem Kerl, der einen Schwanz hat! Wie kannst du erwarten, dass ich mir nichts, dir nichts zusehen ka….?``

 

Peter unterbricht mich, indem er mich fest packt und mir seine Hand auf den Mund presst. Jetzt erst fällt mir auf, dass ich mich bei meiner Rede nicht zurückhalten konnte und wieder wie ein Kind heule. Toll, ich habe was das weinen angeht, mich im Gegensatz zu damals, nicht geändert. ,,Ruhe! Jetzt hörst du mir zu.``, schreit Peter in mein Ohr und ich halte wirklich den Mund.

 

Zu mehr, als mich an Peter zu lehnen, fühle ich mich nicht fähig. Als ich mich etwas beruhige, trete ich ein Stück von ihm zurück und lehne mich an meinen Wagen. Nachdem sich Peter wohl sicher ist, das von mir nichts mehr kommt, stellt er sich neben mich.   

 

,,Weißt du, ich habe nicht einfach so gesagt, dass wir mitkommen. Ich habe deinen Blick gesehen, als dir gesagt wurde, dass er einen Partner hat. So gesehen schwul ist.``, ich schnaufe abfällig und sehe zu Boden. Peter hingegen redet weiter. ,,Ich weiß, es klingt absurd, weil ich nicht selbst in deiner Lage bin und weiß, wie du dich fühlst. Aber versuch mit ihm klar zu kommen. Lerne ihn besser kennen. Ich denke, nur so wirst du damit einigermaßen abschließen können.`` Er macht eine kurze Pause.

Ich schaue zu ihm auf und begegne seinem Blick. ,,Du kannst es nicht ewig auf diese Weise mit dir rum tragen.`` Er hat recht. Ich kann nicht ewig so weiter machen.

 

Aber es Ian so leicht zu machen, werde ich auch nicht. Der Gedanke es ihm Heimzuzahlen kommt wieder hoch. Dieses Mal bleibt sie auch. Denn, je mehr ich darüber nach denke, desto sicherer werde ich mir dabei, ihm das Selbe anzutun. Er soll ebenfalls Schmerzen bei meinem Anblick spüren. Das ist das mindeste. Ich richte mich auf und drehe mich zu meinem Auto.

 

Als ich die Fahrertür öffne, schaue ich Peter noch mal an. ,,Du hast Recht, ich kann nicht ewig so weiter machen. Ich werde dann erst einigermaßen damit klar kommen, wenn er das selbe wie ich im Moment fühlt.`` Peter schaut mich mit gerunzelter Stirn an. Ehe er etwas sagen kann, steige ich ein und fahre los. Nach Hause. Um zu überlegen, wie genau ich vorgehe, und weil meine Flasche wartet. Himmel, ich werde wirklich zum Alkoholiker.

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Tag der Veröffentlichung: 23.08.2014

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