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Bis Donnerstag

 Der Wind blies auch für einen Herbstabend ungewöhnlich kühl und wirbelte das herabgefallene Laub auf dem Asphalt hin und her. Die junge Frau, die gerade aus dem Bus ausgestiegen war, fröstelte leicht und schloss nun auch den obersten Knopf ihres Mantels, woraufhin ihre Lippen fast vollständig von dem dicken warmen Stoff bedeckt waren. Vorsichtig sah sie sich nach allen Seiten um und musste noch im selben Moment über sich selbst lächeln. Niemand hatte mit ihr den Bus verlassen, und selbst wenn; es gab keinen Grund, paranoid zu werden. Zugegebenermaßen war das hier eine komische Situation, nicht komisch im Sinne von lustig, eher von sehr merkwürdig, fast schon skurril. Aber sie hatte es so gewollt, und jetzt musste sie ihren Plan durchziehen, koste es, was es wolle.

 Auf einen kleinen zerknüllten Zettel hatte sie die Adresse gekritzelt, zu der sie am heutigen Abend kommen sollte. Den Zettel hatte sie aber nicht dabei. Sie hatte sich die Adresse einprägen und das Papier dann verbrennen müssen, das hatte ihr der Mann am Telefon eingeschärft. Er hatte sie von einem Einweghandy mit unterdrückter Nummer angerufen, und das auch nur ein einziges Mal. Mit knappen, aber präzisen Worten hatte er ihr erklärt, wann und wo sie sich treffen konnten.

Das war vor drei Tagen gewesen. Seitdem hatte sie mehrfach kurz davor gestanden, alles abzusagen, einfach nicht hinzugehen. Dann hatte sie sich aber wieder ins Gedächtnis gerufen, warum sie zu einem derart absurden Mittel greifen musste. Es gab keinen anderen Ausweg.

 Zu der Adresse, die sie sich so sorgfältig eingeprägt hatte, gehörte ein unscheinbares kleines Haus, das auf den ersten Blick leerstehend wirkte. Vielleicht war es das sogar. Hatte

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 30.10.2016
ISBN: 978-3-7396-8101-6

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