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Andy S. Falkner

Symbiose

Science Fiction Message

Megalomane und Gigantophobe, Band 54

 

Text & Bild © Andreas Solymosi, 2019

ISBN:

Titelblatt Design: J. A. Solymosi

Titelbild: aus einem Gemälde von Vera Solymosi-Thurzó

Einige Abbildungen stammen aus Wikipedia

Alle Rechte vorbehalten

 

Klappentext

Ehen auf der Erde gelingen nicht immer so gut, wie man sich das am Tag ihres Beginns vorstellt. Auf anderen Planeten, in anderen Zivilisationen ebenso – selbst wenn es doch einen Unterschied gibt.

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Nun, ich sehe (höre), dass ihr diese Art von Symbiose nicht kennt, in der wir leben, also werde ich sie dir beschreiben; vielleicht wird es dir nützlich sein. Dann werde ich es irgendwie zu euch kommen lassen, und ich hoffe, du begreifst es nicht nur als Science-Fiction.

Ich bin eigentlich zwei. Oder anders ausgedrückt: Wir sind eins. Hoffentlich werden wir unser ganzes Leben zusammen verbringen, obwohl es eine kleine Chance gibt, dass es nicht klappt. Dies ist leider eine sehr schmerzhafte Sache, aber es passiert manchmal. Wenn ich/wir meine Arbeit gut mache(n), unser Leben gut führen, ist die Wahrscheinlichkeit dafür recht gering.

Nennen wir mich Mann und Frau, obwohl es genauso wenig passt, als ob ich mich Stiefel und Hut oder Ying und Yang nennen würde. Nur der Einfachheit halber, damit du mich gut verstehst. So dass ich ein Ehemann und eine Ehefrau bin, aber eins. Ein verheiratetes Paar.

Manchmal entfernen wir uns natürlich voneinander, dies ist in vielerlei Hinsicht notwendig. Zuallererst wegen der Ernährung. Dafür bin ich verantwortlich, ich arbeite für die nötigen Rohstoffe, aber meine Frau verarbeitet sie, und dann muss sie mich verlassen, um das zu bekommen, was zur Verdaubarkeit noch fehlt: Salz, Fleisch, anderes Gemüse als das, was wir produzieren können. Zu solchen Zeiten hoffe ich immer sehr, dass nichts Besonderes passiert, dass sie zurückkommt und wir wieder eins werden. Gott sei Dank, dies ist bis jetzt immer so geschehen, aber ich kann nie sicher sein. Unfälle, Katastrophen, Feuer, Schießereien, alle Arten von Zufällen können passieren, selbst wenn sie sehr selten sind. Aber sie kann sich auch verlieben. So bin ich nach ihren Touren immer erleichtert, und wir genießen unser gemeinsames Glück zusammen.

Leider nicht durchgehend. Manchmal streiten wir uns, weil wir in einer Sache keine gemeinsamen Ansichten erzielen können. Unglücklicherweise ist unser Denken sehr unterschiedlich: Ihres ist manchmal dermaßen irrational, dass ich ihre Intentionen nicht begreifen kann. Natürlich versuche ich ihr die Sache immer nüchtern zu erklären, was sie aber meistens nicht versteht; glücklicherweise vertraut sie mir häufig, dass ich das Beste für sie will, und wenn ich es schaffe, in der Meinungsverschiedenheit geduldig genug zu sein, werden wir eine Art Kompromiss finden, der sowohl ihre Gefühle wie auch meine Logik befriedigt. Leider passiert dies nicht immer vor unserem nächsten Hungeranfall, und wenn er uns überwältigt, muss sie wegfliegen, um die fehlenden Zutaten für unsere gemeinsame Mahlzeit zu besorgen. Zu solchen Zeiten werde ich von der Unsicherheit geplagt, ob sie zurückkehren wird oder nicht. Denn dafür muss sie alle möglichen anderen Männer antreffen, und ich weiß, dass es einige gibt, die für sie attraktiv sind, attraktiver als ich. Oder eine Abwechslung selbst kann attraktiv sein. Natürlich kenne ich das auch, denn wenn ich alleine bin, werde ich auch von vielen Frauen besucht, von denen ich einige anziehend finde – und dann kommt in mir schon die Vorstellung hoch, wie es wäre, wenn meine Frau nicht zurückkehren würde, weil sie einen anderen gefunden hat. Aber bis jetzt kam sie jedes Mal zurück, und wenn sie auf mir eine andere Frau findet, jagt sie sie weg, und wir tauchen wieder in unserem gemeinsamen Glück zusammen unter.

Manchmal kommt sie schwanger zurück, weil sie von einem Mann befruchtet wurde. Dann überlegen wir gemeinsam, ob wir dieses Kind wollen. Ich frage sie detailliert aus, um welche Art von Person es sich beim Vater handelt, wer die Paarung initiiert hat und warum, und sogar wie es war. Wenn wir uns dann so entscheiden, lege ich das befruchtete Ei in meine Gebärmutter, es verschmilzt mit meinem und ein neues Leben entsteht. Du siehst, schon alleine aus diesem Grunde passt die Bezeichnung “Mann-Frau” nicht, aber lassen wir sie so, ich kann keine bessere finden.

Danach sind wir neun Monate lang schwer beschäftigt. Unsere Symbiose ist stabil und sicher, weil ich weiß, dass sie ihr Kind für kein Geld der Welt verlassen würde, bevor es geboren wird. Natürlich müssen wir uns weiter ernähren, sogar noch reichlicher als sonst. Ich laufe auf unserer Wiese herum, ernte das Gongagras und verdaue es, soweit ich kann. Sie entnimmt aus mir den Gonga und fliegt dann herum, tauscht ihn gegen Bambo, Crapuja und alles, was wir sonst noch für unser Essen brauchen. Sie mahlt das alles, kocht und mischt es im richtigen Verhältnis: Sie weiß ganz genau, wie es mir am besten schmeckt. Und dann mag sie es auch so am liebsten. Unsere Symbiose hat an dieser Stelle noch nie gelitten – bei anderen ist das Thema jedoch ein häufiger Streitpunkt.

Manchmal kommt sie wieder schwanger nach Hause, und wir müssen uns überlegen, ob wir zwei-drei oder gar mehrere Kinder gleichzeitig haben wollen. Diese werden jedoch nicht zur selben Zeit geboren, da sie alle die neun Monate Entwicklungszeit in der Gebärmutter brauchen. (Beziehungsweise eher im Gebärvater, wenn wir schon eure Terminologie weiter verwenden wollen.) Und während sie ihre Geschäfte macht, tauscht, um die Welt reist, besuchen auch mich andere Frauen, die gegebenenfalls sexuell attraktiv genug sind, um sie zu befruchten. Ob daraus ein Baby wird, werden wir erst bei einer ihrer späteren Touren herausfinden, wenn der Vater gerade frei ist und meine Frau sich auf ihn niederlässt: Sie tauschen

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 03.09.2019
ISBN: 978-3-7487-1451-4

Alle Rechte vorbehalten

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