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Andy S. Falkner

Der Isothermoid (2)

Science Fiction Monolog

Megalomane und Gigantophobe, Band 5


Text & Bild © Andreas Solymosi

Umschlaggestaltung: Judith Solymosi, nach einem Gemälde-Motiv von Vera Solymosi-Thurzó

Alle Rechte vorbehalten


Klappentext

Im Universum sind wir die Einzigen. Außer, wenn wir bestimmte Phänomene als Krieg gegen uns interpretieren. Wer betreibt ihn? Aus seiner Perspektive sieht es verblüffend anders aus. Aber ist es wahr?

Der Isothermoid (2)

Ich bin ganz OK hier überall. Beziehungsweise nur fast überall, weil ich überall doch noch nicht angekommen bin. Aber ich breite mich mit exponentieller Geschwindigkeit weiter aus und es fehlt nicht mehr viel, um wirklich überall präsent zu sein. Zumindest dort, wo es etwas gibt.

Das Einzige, was mich stört, ist die Wärme. Freilich, auch die Kälte, aber dagegen ist es nicht schwer etwas zu unternehmen: Hitzestrahlung gibt es praktisch überall, die kann man sich einverleiben (ich muss mein Albedo nur ein bisschen frisieren) und dann ist es nicht mehr zu kalt. Es kann natürlich vorkommen, dass ich irgendwann auf Gebiete stoße, wo es nicht genügend Wärmestrahlung gibt, und da lang kann ich mich nicht mehr ausbreiten. Aber dort gibt es wahrscheinlich gar nichts, so dass ich es gar nicht will. Bis dahin ist nur die Wärme mein Hauptproblem. Also bemühe ich mich, im Schatten zu bleiben und die Strahlungsquellen zu meiden.

Wie ich so die Entwicklung der Dinge angucke, laufen sie in die richtige Richtung. Nicht nur, dass ich mich ausbreite, sondern auch die Wärme wird langsam immer weniger. Die Entropie arbeitet für mich: Die Hitze zerstreut sich im großen Durchschnitt, das Universum ist dabei, abzukühlen. Darüber freue ich mich jetzt, aber langfristig ist es schlecht. Es wird Zeiten geben, wo es überall eher kalt sein wird; es wird schwer sein, genügend Hitzestrahlung einzufangen. Darüber grübele ich manchmal und das Gefühl der Vergänglichkeit überfällt mich. Aber das ist noch sehr-sehr weit; bis dahin genieße ich, dass ich immer mehr überall bin.

Das Unangenehme ist nur, wenn ich mich irgendwo eingenistet habe und dort etwas geschieht, wovon es zu warm wird. Dann sterbe ich. Zumindest dort. Was keine Katastrophe ist, nur unangenehm. Anderswo (fast überall) bleibe ich am Leben, und das reicht. Mit der Zeit zerstrahlt sich die Hitze und auch dort wird es kalt genug; dann kann ich wieder dorthin. Was dort gestorben ist, ist zwar etwas schade; aber das soll das größte Unglück sein: c’est la vie, man kann nichts dagegen tun.

Aber nicht immer. Manchmal kann man. So etwas geschah mir auch neulich und darüber will ich berichten.

Zuerst dachte ich, es sei nur ein üblicher Meteorit. Die sind oft warm, weil sie von warmen Gegenden kommen. Wenn nicht, dann freue ich mich, weil ich sie besetzen kann. Aber wenn doch und sie mir zu nahe kommen, dann sterbe ich.

Dieser war aber komisch. Zuallererst hatte er nicht nur die übliche passive Hitzestrahlung, sondern irgendwie auch von drinnen; dazu nicht einmal gleichmäßig. In der Zwischenzeit weiß ich, dass es Himmelskörper gibt, die noch nicht ganz abgekühlt sind und ihr Inneres wärmer ist als ihre Kruste. Diese sind manchmal auch vulkanisch aktiv, was Fluktuation in der Intensität ihrer Hitzestrahlung auslöst, sogar in ihrer Bahnbewegung; aber wenn ich gut genug aufpasse, dass ich während der Beobachtung mich weit genug von ihnen entferne, bleibt es innerhalb meiner Toleranzgrenzen – durch etwas Erfahrung ist es nicht schwer, solche Veränderungen zu überleben.

Aber dieses Zeug funktionierte irgendwie. Gelegentlich erhöhte es seine Aktivität, und dann hörte es auf damit; es war unmöglich zu berechnen, was kommen wird. Und dann veränderte es auch noch seine Bahn, ohne jeden erkennbaren Grund. Es kam ganz in meine Nähe und durchlöcherte mich ziemlich. Ich konnte mich kaum in die tieferen Höhlen zurückziehen, um überhaupt dieses Abenteuer zu überleben. Deswegen konnte ich nicht genügend Daten von ihm einsammeln, und ich schaute ihm ziemlich ratlos nach, wo

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 18.12.2016
ISBN: 978-3-7396-8925-8

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