Cover

Titel

Andy S. Falkner

Weltraumtourismus

Science Fiction Monolog

Megalomane und Gigantophobe, Band 2


Text & Bild © Andreas Solymosi

Umschlaggestaltung: Judith Solymosi, nach einem Gemälde-Motiv von Vera Solymosi-Thurzó

Alle Rechte vorbehalten

Klappentext

Alte Menschen ziehen auf Raumort (Space Place), wo sie ihre letzten Jahre gravitationsfrei-unbeschwert verbringen können. Die sie besuchenden Urenkel generieren den Weltraumtourismus. Daneben entsteht auch eine Weltraumindustrie, die durch Neuentwicklungen anstrebt, das ganze Sonnensystem bereisen zu können. Ist die Reise zu den Saturnringen aber ihr Geld wert?

Weltraumtourismus

Der Weltraumtourismus wurde in der Mitte des 22. Jahrhunderts zu einem gewinnbringenden Wirtschaftszweig.

Entscheidend auf diesem Weg war die Entwicklung des Laserantriebs. Das große Handicap des chemischen Antriebs aus den ersten hundert Jahren des Weltraum-Zeitalters ist, dass fast das Hundertfache des Raumschiffgewichts von der Erde aufgehoben und beschleunigt werden muss, teilweise zur kosmischen Geschwindigkeit: den Kraftstoff und die diesen verwertenden Einrichtungen. Dies reduziert die Menge der in den Raum versetzbaren Nutzlast und die Kosteneffizienz enorm. Die Idee des Laserantriebs ist, dass der Energieträger auf der Erde bleibt und der Energiestrahl das Raumschiff quasi aufhebt und beschleunigt, gar über die dritte kosmische Geschwindigkeit hinaus. Unterwegs und auf dem Rückweg auf die Erde ist der Energiebedarf niedrig, da die Bewegungsenergie leicht in Hitze umgewandelt werden kann.

Mit dieser Technologie kann man das Tausendfache der früheren Materialmengen viel billiger auf eine Umlaufbahn um die Erde oder in entferntere Gegenden des Sonnensystems verfrachten. Bald wurden Raumstationen hunderterweise gebaut: nicht nur von jeder bemittelteren Nation sondern auch von Forschungsinstituten und Privatfirmen, Fabriken, die mit Raumtechnologie Produkte herstellen. Diesem Wuchern setzte das internationale Konsortium ein Ende, das das gigantische Konstrukt mit dem Namen Raumort aufbaute. Dessen Maße und Möglichkeiten integrierten die schon fertigen und die noch anzufertigenden kleineren Einrichtungen, die so synchronisiert, miteinander verbunden zusammen über dem Äquator kreisen und das dritthellste Objekt des Himmelsgewölbes bilden. Nur geheime militärische Forschungsstätten und illegale Unternehmen bemühen sich, sich von den sie suchenden Fernrohren und Radars zu verstecken, in Anbetracht der Entwicklung der Elektronik mit sinkendem Erfolg.

Das immer weiter ausgebaute Skelett des Raumorts dreht sich um seine Achse mit einer solchen Geschwindigkeit, dass in Raumstadt (ungefähr ein Kilometer weit vom Zentrum) irdische Gravitationsverhältnisse herrschen. Aber das Skelett wird immer weitergebaut und ganz draußen am Ende gibt es schon 25 g Zentrifugalkraft; auf gehärteten Stahlseilen hängen noch weitere Stationen, die (teils für Forschungs-, teils für Produktionszwecke) mehrere hundert g Schwerkraft sichern.

Die Ausbreitung der Raumstadt nach innen erwies sich aber noch nützlicher. In die hier gebauten Altersheime siedelte sich die immer älter werdende Bevölkerung der Erde in wachsender Anzahl, zumindest aus den betuchteren Schichten. In die untereinander gebauten Stockwerke ziehen sie jährlich um, wie ihr körperlicher Zustand immer schwächer wird und immer weniger Gewicht zu tragen vermag. Die wachsende Inanspruchnahme dieser Einrichtung reduziert die Kosten laufend; dies macht es für weitere Schichten bezahlbar, die letzten Jahre ihres Lebens unter geringerer Gewichtslast zu verbringen. Freilich, wer sich entscheidet, hierher zu ziehen, muss sich von der Erde für immer verabschieden, da die sich abnehmende Schwerkraft seine Kondition weiter abbaut. Aber es ist leichter hier vom Leben Abschied zu nehmen als da unten. Die sie besuchenden Enkel und Urenkel generieren den Raumtourismus weiter, der so für immer größere Massen erreichbar wird.

Ich besuchte diesen Ort mit fünf Jahren das erste Mal; mein Urgroßvater und seine Eltern zogen schon vor meiner Geburt hierher. Sie wohnten voneinander gut zehn Stockwerke entfernt und es schien, dass sie zufrieden mit ihrer Entscheidung waren. Damals wurden auch die Wochenendausflüge hierher bezahlbar, so besuchten wir sie im Laufe der Jahre des Öfteren; aber ich traf die Entscheidung schon beim ersten Mal: Ich will einen Beruf ergreifen, in dem ich mein Leben auf dem Raumort verbringen kann. Dazu bekam ich

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 17.12.2016
ISBN: 978-3-7396-8908-1

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