Cover

1. Heimreise



Wir spazierten noch ein letztes mal den weißen Sandstrand von Esme´s Insel entlang. Ich blieb stehen, grub meine nackten Füße in den weichen Sand und sah Edward an. Bald würde ich in der Sonne genauso funkeln, wie er es tat. Ich lächelte. „Was denkst du…?“ fragte er mich leise und sah mir tief in die Augen. Ich schmolz dahin und dachte über die letzten Wochen nach…
Wir waren viel am Strand gewesen und sind auch öfter tauchen gegangen, bekamen jedoch nicht besonders viele Tier zu Gesicht, da sie alle wegschwommen, sobald Edward in ihre Nähe kam. Nur ein einziges mal, war ich ohne ihn getaucht und hatte die tausenden bunten Fische und anderen Meeresbewohner gesehen. Sogar mit Delfinen war ich schon geschwommen und ich muss wirklich sagen, dass es genauso toll ist, wie es in den unzähligen Büchern immer beschrieben wird…
„Es ist wirklich unglaublich, wie schnell ich ungeduldig werde…“ weckte er mich aus meinem Tagtraum und ich antwortete: „Ich habe gerade über die letzten Wochen nachgedacht…und darüber, dass ich sehr bald so sein werde, wie du…“ Ich wusste, dass es Edward schmerzte, wenn er an meine vor der Tür stehende Verwandlung nachdachte, aber in meinem tiefsten Inneren hoffte immer noch ein Teil, dass er es gerne tat…Dass er mich gerne für immer bei sich haben wollte… Er schwieg und ich zog ihn weiter.
Wir gingen noch ein Stück weiter und blieben dann an einer Stelle stehen, wo ein paar große Steine aus dem Sand gerausragten. Das war unser „Stammplatz“. Hier hatten wir fast jeden Abend gesessen und uns den Sonnenuntergang angesehen. Wieder setzten wir uns auf einen der Steine und schauten auf das Meer, dass die rot-orangene Sonne wiederspiegelte.
Nur noch ein paar Stunden, dann würden wir Carlisle, Esme, Rose, Emmett, Jasper und Alice wiedersehen. Einerseits freute ich mich ja schon, aber andererseits, war die Zeit mit Edward auf der Insel einfach nur traumhaft gewesen… Wir mussten irgendwann mal auf jeden Fall wiederkommen… Aber dann würde ich eine Unsterbliche sein…
Ich lehnte meinen Kopf an Edwards Schulter und seufzte. „…willst du wirklich schon gehen?“ fragte er und ich wusste, dass er die Zeit hier auch genossen hatte. Aber ich wusste, dass es noch einen anderen Grund für ihn gab, noch länger hier zu bleiben… Ich hob meinen Kopf und sah ihm in die Augen. „Ja! Die Zeit hier war toll, aber ich vermisse Alice und die Anderen und außerdem können wir ja wiederkommen…“ Langsam nickte er und wir sahen uns weiter die Sonne an, die allmählich hinter dem Meer verschwand.
Als sie nicht mehr zu sehen war, gingen wir zurück zum Haus . Edward nahm unser Gepäck und ich ging noch einmal durch alle Räume und versicherte mich, dass überall das Licht aus war. In einer halben Stunde würden zwar sowieso die Putzleute kommen, aber mir war es so trotzdem lieber. Dann ging ich zu der kleinen Yacht, in der Edward auch schon auf mich wartete. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und schon sausten wir über das weiter Meer, dass den silbernen Mond wiederspiegelte. Ich konnte mich noch ganz genau an unsere erste Nacht auf Esme´s Insel erinnern…das Wasser, das leicht gegen unsere Körper plätscherte… der Mond, der voll über uns gehangen hatte… das große dunkle Meer… der schöne Wasserfall auf der nord-östlichen Seite, der Insel… es war wunderschön gewesen… unwillkürlich lächelte ich.
Noch ein letztes Mal sah ich zurück auf die Insel, die langsam verschwand… Ich seufzte und Edward sah mich mitfühlend an. Wir werden wieder kommen. Sagte ich mir in Gedanken immer und immer wieder und ich hoffte, dass das auch stimmte. Ich wurde rot… Esme würde bestimmt sauer sein, dass wir ihr Bett kaputt gemacht hatten. Aber vielleicht würde Edward ja vorher noch schnell das Selbe noch einmal kaufen und sie würde es nicht merken…

Den ganzen Weg auf dem Boot schwiegen wir. Warum, wusste ich auch nicht und es störte mich auch nicht. Ich glaube wir beide dachten über die letzten Wochen, die hinter uns lagen nach…und über die, die noch vor uns lagen. Wann würde Edward mich verwandeln? Würde er mich überhaupt verwandeln? Und wenn nicht, würde er dann die anderen doch noch überredet bekommen, mich nicht zu verwandeln? Wollte er es überhaupt? Ich wusste auf keine dieser Fragen eine Antwort, doch eins wusste ich: Ich wollte für immer mit ihm zusammen sein und das ging nun mal nur auf diese Art und Weise.
Dachte er vielleicht, dass ich ihn nur hinters Licht führen wolle, und ihn verlassen würde, sobald ich ein Vampir war?

Langsam schaute ich ihn an und als er das merkte, drehte er sein Gesicht zu mir und sah mir tief in die Augen. Er sah ängstlich aus. Sehr ängstlich… Ich versuchte zu lächeln, aber irgendwie gelang es mir nicht so wirklich, also nahm ich einfach seine Hand, die er nicht zum fahren des Bootes benötigte und drückte sie. Ich wollte nicht, dass er Angst hatte. Ich wollte, dass er sich freute, dass ich bald unsterblich sein würde. Ich wollte, dass er sich genauso danach sehnte, für immer mit mir zusammen zu sein, wie ich mich danach sehnte. Und ich wollte nicht, dass er es jemals bereute mich verwandelt zu haben, falls er das tat.

Die Rückfahrt kam mir viel länger vor, als die Hinfahrt und auch der Weg mit dem Taxi zum Flughafen und von da aus zum Flughafen nach Seattle kam mir nicht gerade kurz vor.
Außer ein paar Worten, wie: „Komm da lang!“ oder „Ich nehm das schon!“ sagte Edward nichts, und auch ich wagte es nicht, ihn anzusprechen. Seid Wochen herrschte das erste mal eine spürbare Distanz zwischen uns und das gefiel mir gar nicht. So war das doch bei den anderen frischgebackenen Ehepaaren auch nicht, oder? Aber okay, wir waren in keiner Hinsicht ein normales Ehepaar… Und genau in diesem Moment stellte ich mir das erste Mal vor, wie es wäre, mit einem anderen Mann verheiratet zu sein…mit einem normalen Mann…vielleicht sogar mit Jake…
Aber dann, als wir gerade aus dem Flugzeug stiegen und Edward mich zu sich umdrehte und mich innig küsste, vergaß ich all das und wünschte mir einfach nur, dass dieser Moment nie endete...

Vor der Gepäckaufnahme warteten dann auch schon – mit unserem kompletten Gepäck beladen – die ganzen Cullens. Esme, Carlisle, Jasper, Alice, Emmett und sogar Rosalie waren gekommen, nur um uns willkommen zu heißen. Ich freute mich riesig und grinste wahrscheinlich wie ein Honigkuchenpferd. Alice kam auf uns zugestürmt und drückte uns beiden zwei Küsschen auf die Wangen. Edward nahm sie in die Arme und wirbelte sie einmal durch die Luft. Langsam kam auch Jasper auf uns zu und reichte mir etwas schüchtern die Hand. Ich legte meine hinein und er küsste sie ganz behutsam. „M´dame!“ Dann lachte er und nahm mich in den Arm. Auch Edward umarmte er einmal und da kam auch schon Emmett auf uns zu und schrie: „Jo! Da seid ihr ja! Edward, es hat mir echt gefehlt, dich fertig zu machen!“ sagte er und boxte ihn in die Schulter. „Haha, wer´s glaubt!“ lachte Edward und dann kam Emmett auch schon auf mich zugestürmt und wirbelte mich in der Luft herum. „Bellaaaa!!! Joo, was geht?“ Als er mich wieder auf dem Boden absetzte und ich mich fast übergeben musste fing er an zu lachen und sagte, für mich etwas zu laut: „Mensch, du bist ja grün wie ne Gurke!!!“ Da wurde ich spürbar rot und er rollte sich fast auf dem Boden, als er das sah und schrie: „Jetzt wird sie zur Tomate!!!“ Alle stimmten in sein lachen ein und auch ich musste lachen. Jetzt kam Rosalie auf mich zu und blieb kurz mit nachdenklicher Miene stehen, bevor sie mich schüchtern umarmte und sagte: „Willkommen Daheim, Bella!“ Esme lächelte stolz und kam dann auf mich zu. „Oh Bella, wir haben euch soo vermisst. Wie war´s?“ Sie umarmte mich und ich sagte wahrheitsgemäß: „Die Insel ist wirklich traumhaft, Esme!“ „Es freut mich, dass sie dir gefällt. Ich habe sie auch sehr lieb gewonnen… Vor allem, weil man dort einfach so draußen herumlaufen kann…“ Das letzte sagte sie sehr leise, aber ich hörte es trotzdem. Sie umarmte auch Edward und währenddessen kam auch schon Carlisle dazu, der bis dahin sehr ruhig gewesen war und nur ab und zu gelächelt hatte. „Willkommen zu Hause, Bella! Wir sind sehr erfreut zu hören, dass es euch gefallen hat.“

Auch er umarmte mich und als er auch Edward begrüßt hatte und wir somit durch waren, machten wir uns auf den Weg zu den Autos. Emmett, Rosalie, Edward und ich fuhren in einem und Alice, Jasper, Esme und Carlisle in dem anderen.
„Na, steht Esme´s Haus noch?“ lachte Emmett und Edward verdrehte die Augen: „Sehr lustig, Emmett!!!“ „Haha, ich wette, dass es nicht mehr steht und du es nachbauen lässt! Obwohl, wer weiß, ob es bei euch im Bett genauso heiß hergeht, wie bei Rose und mir…“ Jetzt wurde Rosalie wütend und stieß ihn ziemlich heftig in die Seite: „Halt bloß die Klappe du Idiot!!!“ knurrte sie. „Sorry, Sorry…“ Edward sah mich an, grinste und zwinkerte mir zu. Ich lächelte zurück und hörte Rose und Emmett leise diskutieren. Schließlich drehte Emmett sich zum Fenster und war den Rest der Fahrt ruhig…

2. Endlich wieder zu Hause!?


Es war schon dunkel, als wir ankamen und auch vom Haus kam nur ein ziemlich margerer Lichtschein. Als wir ins Haus kamen musste ich erst einmal schlucken. Es waren viele Möbel neu und alles war umgestellt. Es roch ziemlich gut. Irgendwie nach Rosen und Flieder. Und außerdem war das ganze Wohnzimmer mit tausenden von Kerzen geschmückt. Das erklärte auch, das wenige Licht… Es war wirklich wunderschön, jedoch wusste ich nicht, was für einen Anlass es gab!? „Wir dachten, dass wir etwas Besonderes machen, weil ihr nun ein frischgebackenes Ehepaar seid…“ Esme schaute verlegen und sagte: „…das wart ihr zwar auch schon vor den Flitterwochen, aber da war ja sowieso schon alles geschmückt.“ Ich lächelte und betrachtete noch einmal den Raum. „Es ist wirklich wunderschön…“, sprach ich meine Gedanken nun laut aus. Edward nickte und Jasper nahm unser Gepäck und brachte es in Edwards Zimmer. Alice lächelte und umarmte mich noch einmal stürmisch: „Wir sind so froh, euch wieder hier zu haben!“, sagte sie mit ihrer melodischen Stimme. Edward nickte Carlisle zu und ich sah ihn fragend an. „Er fragt, ob es okay ist, dass sie auch mein Zimmer etwas umgestellt haben, damit noch Platz für einen Schreibtisch und einen Computer für dich ist.“, erklärte er. Oh, ja… Renee hatte mir bestimmt ziemlich viele E-Mails geschrieben…
Ich setzte mich mit Esme aufs Sofa, während die Jungs in die Garage gingen und Emmett´s neues Auto begutachteten. „Und, wie hat euch die Insel gefallen?“, fragte Esme und ich meinte, eine gewisse Sehnsuch in ihrer Stimme zu hören. „Sie ist wunderschön! Es ist so warm dort und trotzdem kann Edward dort raus. Das ist wirklich toll!“ „Ich habe sie von Carlisle bekommen… Wir waren auch schön des Öfteren dort… Es ist wirklich schön sich während die Sonne scheint vor keinem verstecken zu müssen.“ „Ja…“, sagte ich nur. „Esme, ist es schlimm, wenn ich jetzt mal meine E-Mails checken gehe? Ich glaub meine Mom flippt aus, wenn ich ihre weiter nicht zurück schreibe…“, fragte ich und hoffte, dass es sie insgeheim nicht doch störte, dass sie nein sagen würde, wusste ich sowieso. „Nein, natürlich nicht, Liebes! Ich verstehe Renee ja schon. Wenn ihr in Florida wohnen würdet, würde ich auch verlangen, dass wir mindestens schreiben. Also geh nur.“ Sie lächelte und so ging ich nach oben in Edwards Zimmer und startete den neuwertigen Pc. Er war bestimmt zehn mal so schnell wie meiner und war schon in fünf zehn Sekunden hochgefahren.
Und tatsächlich, meine Mutter hatte mir mehrere E-Mails geschrieben. Jedoch endeten die am siebten Juli. Das war vor fast zwei Wochen! Ich öffnete die erste E-Mail:
Bella,
wie geht es euch? Seid ihr schon aus den Flitterwochen zurück? Wie hat es euch auf Esme´s Insel gefallen? Wie ist es dort so?
Ach, ich bin ja so gespannt und hoffe, dass du bald zurück schreibst.
Renee
Hmm, das klang ja noch so ziemlich nach Renee… Auch die folgenden vier E-Mails waren normal und klangen ganz nach der alten Renee. Aber die sechste E-Mail machte mir dann doch ziemliche Sorgen:
Bella,
Phil ist in letzter Zeit wirklich komisch… Er wird jeden Tag komischer und scheint Geheimnisse vor mir zu haben… Meinst du, er geht fremd? Nein, das kann doch nicht sein…oder?
Jeden Tag ist er so gestresst und ist immer total fertig, wenn er von der Arbeit kommt. Er meint dann immer, er gehe ins Bett und wenn ich ihn darauf anspreche, was los ist, sagt er immer wieder nur: „Bei der Arbeit ist es halt ein bisschen stressig… Das Training wird halt immer härter.“ Außerdem ist er in letzter Zeit gar nichts mehr! Wirklich nichts! Aber naja…vielleicht stimmt es ja, was er sagt und auf der Arbeit ist wirklich ein bisschen viel los…
Ich hoffe, du schreibst mir bald zurück.
Renee
Was war los? Ging es meiner Mutter sehr schlecht? War es wirklich wahr, was Phil sagte? Ging er vielleicht wirklich fremd und würde meiner Mutter im Endeffekt nur das Herz brechen?
Ich konnte ja mal anrufen und ein bisschen mit ihr plaudern. Also wählte ich die Nummer und wartete… Mist! Am anderen Ende ging nur die Mailbox dran. Was war los? Renee war 1. Immer erreichbar und 2. Würde sie es nie schaffen, mir zwei Wochen keine einzige E-Mail zu schicken! Ich musste herausfinden, was da los war!
„Hallo, Liebste. Was besorgt dich?“Ich erschrak. Er schaffte es einfach IMMER mich zu erschrecken. „Oh, tut mir leid.“, sagte er und streichelte mir über die Wange. „Meinst du mit meiner Mutter stimmt irgendetwas nicht?“, fragte ich ihn besorgt. Vielleicht hatte er ja etwas in Alice´ Gedanken gesehen. „Wieso?“ Er klang jetzt noch besorgter. „Na ja, sie hat mir immer wieder geschrieben und dann, plötzlich aufgehört. Ich habe seid zwei Wochen keine einzige E-Mail und auch keinen Anruf von ihr bekommen. Renee würde das niemals aushalten… Und außerdem hat sie irgendwas davon geschrieben, dass Phil in letzter Zeit irgendwie komisch ist und nichts mehr isst…“, erklärte ich meine Sorgen. „Versuch sie doch mal anzurufen.“ „Hab ich schon, aber es geht niemand dran, was noch komischer ist.“ „Hmmm… komm mal mit, wir werden Alice fragen.“ Doch schon auf der Treppe kam Alice uns entgegen. „Ja? Oh, okay, warte, ich werde mich mal auf Renee konzentrieren.“, plapperte sie schon los und ich wusste, dass sie gesehen hatte, was Edward wollte.
Plötzlich wurde Alice´Blick starr. Ihre Augen sahen total milchig aus und auch Edward´s Blick war auf eine Stelle in weiter Ferne gerichtet. „Es…es muss nichts schlimmes bedeuten…“, flüsterte Alice. „Vielleicht hat sie sich auch einfach in ein dunkles Zimmer gestetzt…oder sonstiges…“ Stille. Mitlerweile standen auch Esme und Carlisle besorgt am Treppenfuß. „Was ist los?“, fragte Esme. Edward starrte immer noch nur auf einen Punkt. „Edward, es muss nichts schlimmes bedeuten… Wir werden es sofort überprüfen!“ „Was ist los?“, fragte ich. War etwas mit meiner Mutter? „Ich…ich“, stammelte Alice nur. „Ich möchte ja nicht aufdringlich werden, aber könnte uns bitte mal jemand erklären, was hier los ist?“, fragte Carlisle in einem strengen Ton. „Renee… ich sehe sie in einem komplett abgedunkelten Raum. Sie weint…“, flüsterte Alice und sah aus, als wäre sie an dem Schuld, was sie uns eben preisgegeben hatte. „Es muss nichts schlimmes sein… vielleicht… vielleicht sitzt sie auch in ihrem Schlafzimmer und weint, weil… ähm… wegen irgendwas.“ So verwirrt hatte ich Alice noch nie gehört. Doch das alles hörte ich sowieso nur noch, wie durch Wolle. Ich fühlte mich, wie eine Raupe, die in ihrem Kokon eingewickelt war. Abgeschlossen von der Außenwelt… Nicht fähig irgendeinen vernünftigen Gedanken zu Stande zu bringen…

3. Florida


3. Florida

Und schon wieder saßen wir im Flugzeug. Ich hatte darauf bestanden mit nach Florida zu kommen, da es hier um MEINE Mutter ging und ich eindeutiges Mitrede recht hatte.
Mit mir flogen nur Emmett, Jasper und natürlich Edward. Den ganzen Flug verschlief ich erst mal, was aber keinen störte. Erst recht nicht mich.
Ich hoffte einfach nur, dass meiner Mutter nichts passiert war und wir noch heute Abend wieder nach Hause fliegen konnten. Aber hauptsächlich ging es mir um meine Mutter…
„Bella, hier lang. Sag ma´pennst du immer noch?“, lachte Emmett, als ich auf den völlig falschen Weg geraten und beinahe gegen einen Kinderwagen gelaufen wäre. Ich hatte gar nicht darauf geachtet, wo ich hin lief.

Ich war schon ganz nervös, als wir ins Taxi stiegen und Edward dem Fahrer die Adresse nannte.
Einerseits konnten wir gar nicht schnell genug beim Haus sein und andererseits wollte ich, dass die Fahrt niemals endete. Ich wollte einfach nur hier an Edwards Schulter dösen und mir die Landschaft Floridas angucken.
„Wir sind da, Liebste…“, flüsterte Edward mir zu, als wir vor dem Haus meiner Mutter standen. Das Auto stand in der Auffahrt. Ich wollte schon Luftsprünge machen, als meine Vernunft mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holte. Sie konnte auch mit einem Taxi gefahren sein. Oder… Nein, daran wollte ich gar nicht denken!
Wir hatten kein Gepäck und so bezahlte Edward nur und dann war das Taxi auch schon weg. Ich fühlte mich auf einmal, wie am Ende der Welt. Ohne irgendeine Verbindung zur Außenwelt. Ganz allein, hier vor dem Haus meiner Mutter… Das vielleicht sogar leer war…
„Wollen wir?“, fragte Jasper. Er tat mir in dem Moment echt leid…er musste immerhin nicht nur seine eigenen Gefühle, sondern auch noch die von drei weiteren Personen ertragen.
Ich nickte, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich wirklich hinein wollte…
Edward griff in den Blumentopf und holte den Ersatzschlüssel hervor. War ja klar, dass er ganz genau wusste, wo er sich befand. Dann schloss er auf und trat ein. „Hallo?“, rief er in das stille Haus hinein.
Schon die Stille machte mich total nervös… normalerweise hörte Renee immer Musik…
Auch ich trat ein und rief mit kratziger Stimme: „Mom, bist du da?“
„Ich werde mal im Schlafzimmer nachsehen…“, sagte Jasper. „Ich geh in die Badezimmer…“, meinte Emmett. „Willst du nicht lieber draußen warten?“, fragte Edward und ich wusste ganz genau, warum er mich nicht hier haben wollte… Sie war nicht hier! Es war wirklich etwas passiert und er wollte nicht, dass ich mit ansehen musste, dass das Haus komplett leer war… Das niemand hier war…
Doch ich bewegte mich keinen Zentimeter. Ich fühlte mich wie eine kalte leblose Statue. Jasper kam nach unten und sah Edward an. Ich wusste, warum er nicht redete. Es war keine Spur von meiner Mutter und sie wollten es mir nicht sagen. Edward sah mich an und nahm mich dann in den Arm. „Wir werden sie finden…“, flüsterte er mir ins Ohr.
Etwas Warmes rollte meine Wange hinunter. Ein warmer Kristall. Und dann noch einer… und noch einer…
Stumm hielt er mich in den Armen. Ohne ein weiteres Wort hob er mich auf seine Arme und trug mich zum Sofa.
Ich fühle nichts mehr… Hörte nichts mehr… Und sah nichts mehr.

Ich wachte erst aus meinem Schlummerzustand auf, als wir bereits wieder bei den Cullens waren und ich in dem riesigen Himmelbett in Edwards Zimmer lag.
Ich hatte überhaupt nicht mitbekommen, wie wir hierhergekommen waren, aber mir war es auch völlig egal.
Wo würden wir nach meiner Mutter suchen? Hatte Alice vielleicht schon gesehen, wo sie sich befand?

„Wir werden nach Europa fliegen, Liebste…“, flüsterte Edward in mein Haar und streichelte meinen Arm. Er fühlte sich überhaupt nicht kalt an, was mir ein wenig Angst machte, aber ich fühlte irgendwie sowieso nicht mehr, was kalt und was warm war…
Ich nickte. Mir war es egal, wo wir anfangen würden, nach Mom zu suchen, Hauptsache, wir fanden sie so schnell wir nur möglich. „Wann fliegen wir los?“Ich erschrak beinahe, als ich den tonlosen Klang meiner Stimme hörte. Ich hörte mich fast so schlimm an, wie ich mich fühlte. „Nein… Es ist besser, wenn du nicht mitkommst…“ WAS? Er dachte doch nicht im Ernst, dass ich hier bleiben würde, während er sich auf die Suche nach meiner Mutter machte, oder?
„Ich weiß, dass es um deine Mutter geht, aber glaub mir Bella, es ist besser, wenn du hier bei Esme, Carlisle und Rosalie bleibst! Es ist zu gefährlich für dich, mitzukommen. Wir wissen nicht genau, wo deine Mutter ist, geschweige denn, wer sie entführt hat. Es wäre ein zu großes Risiko.“ IMMER machte er sich Sorgen, dass mir etwas passieren könnte. Warum verwandelte er mich nicht endlich, dann brauchte er auch keine Angst mehr zu haben, dass mir irgendetwas zustoßen könnte… „…Verwandel mich doch einfach! Dann kann ich helfen, Renee zu finden und du brauchst dir auch keine Sorgen mehr zu machen.“, sprach ich meine Gedanken aus. Ich wusste sowieso, dass er nicht auf meinen Wunsch eingehen würde, aber einen Versuch war es ja wert.
Er sah mir schweigend in die Augen und ich spürte, dass meine Worte ihn verletzt hatten. Er hasste dieses Thema… Er hasste es über meine Verwandlung zu reden… Er hasste es, zu wissen, dass meine Seele (seiner Meinung nach) bald verloren gehen würde…
Er wandte seinen Blick ab und ging zu der großen Fensterfront, die den Blick auf den Wald freigab. „Wieso tust du mir das nur an…?“, seufzte er verzweifelt. „Warum musst du unbedingt eine von uns werden? Reicht es dir nicht, zu meiner Familie zu gehören und einfach nur für dein Leben lang meine Frau zu sein?“
Ich ging zu ihm und legte meine Hand auf seine Schulter. „Wenn es umgekehrt wäre – wenn ich ein Vampir wäre und du ein Mensch – würdest du dann nicht auch für alle Ewigkeit mit mir zusammen sein wollen?“ Ich hatte ihm diese Frage noch nie so direkt gestellt…und das aus gutem Grund: Er wusste die Antwort genauso gut, wie ich. Und es tat ihm weh…
„Ich will nicht, dass du wegen mir dein menschliches Leben wegwirfst!“, sagte er nach einer Weile des Schweigens. Dazu konnte ich nichts mehr sagen. Ich hatte zwar viele schlaggebende Argumente, aber ich wollte nicht noch mehr diskutieren. Er war ohnehin schon niedergeschlagen.
„Darf ich bitte mitkommen nach Europa?“, fragte ich, doch viel Hoffnung gab es wohl nicht mehr. Edward schüttelte nur den Kopf und ging im Zimmer auf und ab. „Ich kann dich einfach nicht mitnehmen Bella! Du hast keine Ahnung, wie gefährlich es werden kann und ich bin auf keinen Fall bereit, dich so einer Gefahr auszusetzten. Ich verstehe, dass du helfen willst, deine Mutter zurückzubringen und das du es nicht aushältst, nicht auf dem laufenden zu sein, aber ich kann dich genauso gut jeden Abend – oder sagen wir jeden zweiten – anrufen und dir mitteilen, was los ist und wie wir weiterhin vorgehen…“ Emmet kam hereingeplatzt und setzte sich neben mich aufs Bett. „Ich weiß, dass Edward das nie sagen würde, also sag ich´s jetzt einfach mal – das darfst du nicht persönlich nehmen, aber Bella du wirst echt nur stören! Wir müssen uns vollkommen auf deine Mutter konzentrieren und können nicht auch noch einen zerbrechlichen Menschen dabeihaben, den wir rund um die Uhr bewachen müssen! Du bleibst hier und jetzt keine Diskussion mehr!“ Vor der Tür hörte man leises Kichern. Emmett klopfte mir noch einmal auf die Schulter und verschwand dann wieder.
Ich sah auf den Boden und wiederholte noch einmal die Worte, die Emmett gerade so schnell gemurmelt hatte, dass ich erst gar nicht verstanden hatte, worum es ging.
Edward setzte sich neben mich und nahm mich fest in den Arm. „Es tut mir leid, Liebste, aber Emmett hat Recht. Wir werden so viel zu tun haben, wir werden nicht auch noch auf dich aufpassen können.“ Langsam merkte ich, dass es wirklich keinen Sinn mehr hatte zu diskutieren, also nickte ich traurig. Edward hob leicht mein Kinn an und berührte dann ganz leicht meine Lippen mit seinen. „Ich liebe dich!“, flüsterte er mir ins Ohr. Ich musste unwillkürlich lächeln und daran denken, was unsere Liebe alles schon durchgemacht hatte: Die Verfolgung von James. Die Trennung und der Gedanke, dass der andere tot wäre. Laurent. Victoria. Die Volturi.
So viele Hürden hatte sie gemeistert und bis zum Ende bestanden.
Er sah mir tief in die Augen und lächelte. Dann hob er mich auf seinen Schoß und küsste mich abermals. Vor der Tür hörte man wieder ein lautes Lachen, das unverkennbar von Emmett kam. Edward knurrte etwas in Richtung Tür und dann war es plötzlich still. Sie hatten sich wohl alle wieder ihren Sachen zugewendet.
Edward begann mich wieder zu küssen und ich merkte, dass es immer noch wie beim ersten Mal war. Jedes Mal bekam ich Gänsehaut und mein Magen drehte sich verdächtig.
Dann klopfte es wieder an der Tür. Zwei Sekunden später trat Esme ins Zimmer. „Edward, ihr müsst los!“ „Jetzt schon? Aber ihr habt doch noch gar nicht gepackt und die Flugtickets müsst ihr doch auch noch kaufen!“ Edward lächelte. „Alles schon erledigt!“

Es verwirrte mich selbst, dass ich mir das nicht schon gedacht hatte. Typisch Cullens: Sie waren immer perfekt auf alles vorbereitet!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.10.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Cousine, die ich über alles lieb hab!

Nächste Seite
Seite 1 /