Cover

Eclipse aus Edwards Sicht
1. Das rechte Maß

„Edward, hör sofort damit auf!“ Alice Stimme klang richtig verärgert, erstaunt blickte ich sie an.
Was meinte sie?
„Seit einer halben Stunde trommelst du mit deinen Fingern auf die Fensterbank! Das Geräusch macht mich wahnsinnig.“
Das war mir nicht bewußt , ich dachte an Bella.
Nach der Schule, hatte ich sie, wie jeden Tag zu Charlies Haus gefahren.
Obwohl ich, gegen meine Gewohnheit, sehr langsam gefahren war, dauerte es nur kurze Zeit bis wir ankamen.
Ich wollte sie nicht gehen lassen, jeder Abschied von ihr quälte mich, stürzte mich in Verzweiflung. Zu lange hatte ich ohne ihren geliebten Anblick gelebt, nun wollte ich keine Sekunde ohne sie sein.
Dieser verdammte Hund, wenn er Bella nicht verraten hätte, indem er ihr Motorrad zu Charlie brachte, dann könnte ich jetzt bei ihr sein.
Was sie jetzt wohl gerade machte?
Schaute sie auch in den strömenden Regen?
Es würde noch 3 endlos lange Stunden dauern, bis ich meine Liebste wieder in die Arme schließen konnte.
„Edward, du machst es schon wieder!“ Alice war nun richtig sauer.
Seufzend drehte ich mich vom Fenster weg, die Zeit, welche früher keine Bedeutung für mich hatte, war zu meinem Feind geworden.
Sekunden ohne Bella schienen endlos, während jede Minute mit ihr viel zu schnell verflog.
Doch es würde auch nicht besser werden, wenn ich mich wie ein verliebter Teenager benahm.
Langsam schlenderte ich durch das helle Wohnzimmer. Jasper und Emmett spielten Schach. Rosalie war nicht zu sehen, ich hörte sie jedoch in der Garage, vermutlich bastelte sie wieder an einem der Autos. Esme und Carlisle saßen vor dem Fernseher, irgendein Nachrichtenkanal lief. All das konnte mich nicht ablenken.

„Edward es geht ihr gut, sobald sich ihr irgendeine Gefahr nähert, werde ich es wissen!“
Natürlich hatte Alice Recht .
Doch nicht nur Sorge um Bella drängte mich dazu ständig bei ihr zu sein. Es war dieses unglaubliche Verlangen, sie zu berühren, ihren köstlichen Duft einzuatmen , ihre Wärme spüren und mit ihren weichen Lippen zu verschmelzen.
Womit konnte ich die Zeit des Wartens ausfüllen?
Alice saß an einem der Computer und entwarf irgendwelche Kleider, Festgarderobe, wie es schien. Unschlüssig verharrte ich.
„Edward, ich sehe, dass du gleich sehr viel zu tun hast.“
Erstaunt blickte ich sie an.
„Ach ja und es reicht, wenn du die Hälfte der Summe, an die Universität von Dartmouth spendest.“
Was spielte Geld für eine Rolle?
Aber da ich mich, wie meistens, auf Alice verließ, griff ich zum Handy und rief in Dartmouth an.
„Dartmouth College, sie sprechen mit Claudia Angel, womit kann ich ihnen behilflich sein?“
Ihre Stimme klang, höflich reserviert und sehr professionell.
„Cullen, Edward Cullen. Verbinden sie mich bitte mit Mr. Jim Yong Lim.“
„Ich fürchte , das ist ohne vorherige Terminabsprache nicht möglich.“ Das leichte Bedauern, welches mit schwang konnte nicht über ihre Entschlossenheit hinweg täuschen.
„Vielleicht fragen sie Mr Lim persönlich, das College steht seit mehreren Jahren mit meiner Familie in enger Verbindung.“
Das stimmte, ich selbst hatte vor achtzig Jahren dort studiert und dank einer großzügigen Spende, etliche Nachtvorlesungen besucht.
Den Cullen Trakt der Bibliothek wieder zu sehen, würde etliche Erinnerungen hervor rufen.
Am anderen Ende der Leitung spürte ich eine gewisse Verunsicherung.
„Bitte seien Sie so freundlich einen Moment zu warten.“
Nach nur zwei Minuten , hörte ich ein Klicken in der Leitung und Mr Lims kultivierte Stimme meldete sich.
„Guten Tag Mr Cullen, wie kann ich ihnen weiter helfen?“
Guten Tag Mr Lim, ich rufe im Auftrag meiner Tante an, Alice Cullen, sie hat vor einigen Jahren in Dartmouth Kunst studiert.“
Im Hintergrund vernahm ich, das dezente Geräusch einer Computertastatur. Alice Daten mußten erschienen sein.
„Ah ja, eine sehr erfolgreiche Studentin, darf ich mich nach ihrem Befinden erkundigen?“
Da Alice sich bereits vor 50 Jahren eingeschrieben hatte, konnte er sie nicht mehr persönlich kennen, er sah jedoch ganz sicher, die hohe Spende, welche Carlisle damals überwies.
„Bedauerlicherweise ist meine Tante vor kurzem verschieden.“ Ich legte eine leichte Trauer in meine Worte.
„Bitte erlauben Sie mir, mein herzliches Beileid auszusprechen,“ seine Stimme fand den perfekten Mittelweg aus Anteilnahme und Distanz.
„In ihrem Testament, bedenkt sie ihr College mit einer nicht unerheblichen Summe,“ der Satz blieb unbeendet, die Verführungskraft des Geldes reichte vermutlich, um seine Neugier zu reizen.
Ein leichtes Räuspern, verriet seine Angespanntheit.
„Es freut mich, das ihre Tante, nach so langer Zeit noch mit Wohlwollen an unsere Institution gedacht hat. Wäre es Ihnen möglich mir genauere Einzelheiten mit zu teilen?“
Alice warf mir einen warnenden Blick zu.
„Nun, sie hat dem College die Summe von zwei Millionen Dollar hinterlassen, für den Fall, dass ihr Schützling, Isabella Marie Swan, an ihrem College mit der gleichen Zuvorkommnis aufgenommen wird, wie sie selbst.“
Sein Atem wurde etwas heftiger, menschliche Ohren hätten es sicher nicht bemerkt. Seine Stimme klang sehr beherrscht, als er weiter sprach, doch zwischen den Zeilen, erhob die Gier ihr häßliches Haupt.
„Welche Interessen verfolgt die junge Dame?“
„Sie wird sich in den nächsten Tagen für das Fachgebiet Literatur einschreiben, vornehmlich die Literatur des achtzehnten Jahrhunderts.“ mehr konnte ich nicht über Bella sagen, ohne das meine Stimme ins Schwärmerische abgeglitten wäre.
„Das klingt sehr interessant. Tatsächlich ist es eines unserer Anliegen, Menschen mit außergewöhnlichen Interessen, bei uns willkommen zu heißen. Ihre Inspirationen können uns weiter bringen, auf dem Weg neue Ideen zu entwickeln. Wann kann ich mit der Einschreibung von Miss Swan rechnen?“
„In zwei Tagen liegen ihnen die Unterlagen vor, ich danke Ihnen für das Gespräch.“ Ohne weitere Floskeln legte ich auf.
„Na siehst du,“ grinste mich Alice an.
„Aber mal ehrlich, Bella würde richtig sauer, wenn sie von dem hier wüßte. Sie wäre auch ohne dein Geld in Dartmouth genommen worden, sie wird ihre Prüfungen mit Bravour meistern, bis auf Mathe, da fällt sie leider durch.“
Ihr unschuldiger Augenaufschlag verriet, das sie bereits sah, das ich Mr Varner einen Pool bauen ließ.
„Wo werdet ihr wohnen, während ihr in Dartmouth seid?“
Nun , ich hatte, eine bestimmte Vorstellung von einem Haus, nicht zu protzig.
Etwas Kleines, hell und freundlich...
„Esme,“ rief Alice.
„Wir haben zu tun.“

Alice und Esme steckten begeistert die Köpfe zusammen.
Ich starrte wieder aus dem Fenster.
Mit Bella nach Dartmouth...
Es könnte zur interessantesten Zeit ihres Lebens werden und vielleicht ,war sie dann doch bereit, noch einige Jahre mit der Wandlung zu warten.

Sollte ich mich jetzt schon mit Mr Varner in Verbindung setzten?
Ich ließ den Gedanken fallen, als ich an Alice Behauptung dachte, wie Bella auf meine Bestechung des Colleges reagieren würde, oh ja, sie wäre richtig sauer.
Aber um zu verhindern, dass ich ihre Seele zerstören müßte, würde ich noch viel mehr Geld investieren.

Eigentlich, interessierte ich mich nicht sonderlich, für die Vermehrung unseres Vermögens. Da ich mich aber irgendwie beschäftigen mußte, klickte ich unser Depot an. Die zwei Millionen würden kaum ins Gewicht fallen, ein Blick auf die Börsennotierungen machte mich aufmerksam. Der Goldwert schien zu explodieren.
„Alice, Gold?“
Ohne zu zögern antwortete sie. „Steigt“, wie ich erwartet hatte.
Rasch kaufte ich so viel, dass bereits nach wenigen Minuten, meine Investition in Bellas College Kariere, ausgeglichen war, Kurze Zeit später verkaufte ich meine Anteile und schaltete den Computer aus.

Wie konnten sich wenige Stunden so unendlich ausdehnen?

Emmett und Jasper spielten noch immer Schach, aber da Emmett gleich verlieren würde verdüsterten sich seine Gedanken. Mit einer wütenden Geste, warf er das Spielbrett um .
Manchmal regierte er wie ein trotziges Kind.
„Komm Emmett, laß uns jagen gehen.“ schlug ich vor.
„Gute Idee, bestimmt hat Jasper wieder geschummelt und Alice hat ihm irgendwelche Zeichen gegeben“, grummelte er vor sich hin.
Normalerweise machte Alice das wirklich, doch gerade jetzt war sie voll auf damit beschäftigt, dem Makler genaue Anweisungen zu geben.
Mit dem Handy tänzelte sie zum PC und rief eine Seite auf, *Edward* riefen mich ihre Gedanken.
Sie deutete auf ein wunderschönes Haus aus dem 18 Jahrhundert. Gemauert war es aus großen weißen Steinen, das vermittelte den Eindruck von Sicherheit. Es lag zentral, hatte einen kleinen Garten, und würde sicher auch Bella gefallen.
Ich nickte ihr zu.

Dann ging ich mit Emmett zur Jagd.

Emmett war weniger redselig als Alice, wenn wir gemeinsam jagten .
Doch heute hatte er etwas auf dem Herzen.
Ich seufzte, darüber wollte ich nicht mit ihm reden.
Wir liefen ohne große Eile.
Rasch nahmen wir die Witterung einiger Rehe auf.
Es dauerte nicht lange, bis unser Durst gestillt war.
„Also gut Emmett, sprich dich aus.“ eröffnete ich unser Gespräch.
„Du weißt, wie sehr ich Bella mag,“ wir rannten eine Weile nebeneinander her.
Natürlich wußte ich genau, was er mir sagen wollte, doch es wäre unhöflich gewesen, ihn seine Gedanken nicht selbst formulieren zu lassen.
„Mensch Edward,“ über diesen Ausdruck mußte ich leicht lächeln, „Warum machst du sie nicht einfach zu einer von uns und alles ist gut?“
Er atmete tief durch, eigentlich mischte er sich niemals in Beziehungen ein. Meist machte er sich nicht mal Gedanken um sie. Rosalie und ihre Launen beschäftigten ihn genug.
Als ich schwieg, fuhr er unsicher fort.
„Na ja, ihr seit echt lange zusammen und sie will doch auch mit dir zusammen bleiben, also wo ist das Problem?“
„Emmett, sie ist ein Mensch und sie hat eine Seele. Ich kann ihr das nicht antun, kannst du das nicht verstehen? Rosalie, du, Esme, wir alle hatten keine Wahl, aber Bella kann weiter leben und all die Erfahrungen machen, die normal sind, ohne sich zu opfern.“
Würde er es verstehen? Vermutlich nicht.
Emmett bereute keine Minute , dass er sein Leben hinter sich gelassen hatte. Rosalie war seine Erfüllung und in unserer Familie fühlte er sich ausgesprochen glücklich.
Er dachte kurz über meine Worte nach und schüttelte den Kopf.
„Nein, sie liebt dich und das reicht. Außerdem, mal ehrlich, wie hältst du es aus, na ja, du weißt schon. Ich könnte nicht auf Rosalies Körper verzichten,“ Seine Augen funkelten und ich blendete seine Erinnerung an die letzte Nacht aus.
Das er sich, in Roses Gegenwart, nicht beherrschen könnte wußte ich zur Genüge, auch einer der Gründe, warum ich um einiges lieber die Nächte bei Bella verbrachte.
„Emmett, wenn du Rose gekannt hättest, als sie noch ein Mensch war und du ständest vor der Entscheidung, ihr dieses Leben zu rauben, nur um Deines Vergnügens Willen, könntest du das wirklich? Schau doch, wie sehr sie ihrer Menschlichkeit nach trauert.“
Seine Phantasie reichte nicht, um meinen Gedanken zu folgen, er war nun mal sehr direkt, ohne in lange Grübeleien aus zu brechen.
„Keine Ahnung, darüber muß ich mir ja auch keine Gedanken machen,“ zuckte er die Schultern.
„Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich freue, wenn Bella endlich meine kleine Schwester ist, obwohl sie jetzt echt witzig ist.“ Er dachte an die vielen Unfälle, die Bella immer wieder zu stießen. Plötzlich erhellte sich seine Miene „Es ist ohnehin egal, was du planst und grübelst, schließlich hat Alice gesehen, dass sie bald ein Vampir ist, na dann ist doch alles in Ordnung.“
Für ihn war das Gespräch beendet, er lief schneller, um zu Rosalie zu kommen.
Ohne Anstrengung hielt ich mit ihm Schritt, doch seine Zuversicht in Alice Vision wollte ich nicht teilen.
Ich würde alles tun, damit sie sich nicht erfüllte, dass war ich meiner Liebsten schuldig.

Das Haus empfing uns mit hell erleuchteten Fenstern, das warme Licht zeichnete sich in sanften Ausläufern im nassen Gras ab.
Eigentlich war es unnötig, unser Haus zu erhellen, selbst an einem verregneten Tag, wie dem heutigen. Doch es gehörte zu unserem Menschentheater und irgendwie wirkte es gemütlich und einladend.

Wie würde unser Haus in Dartmouth wohl aussehen?
Esme kannte Bellas Geschmack und ich war mir sicher, es würde perfekt sein.
Sie und ich endlich zusammen, Tag und Nacht.
Um nicht eine Minute von ihr getrennt zu sein, würde ich mich auch für Literatur anmelden. Eigentlich hatte ich mich für ein erneutes Studium der Medizin entschieden, aber dann würde ich Stunden ohne sie sein.
Nein, das ergab keinen Sinn.
Die Zeit unserer Trennung würde ich damit verbringen, alle Gedanken ihrer Umgebung nach Bella zu durchsuchen.
Dann war es besser direkt neben ihr zu sitzen und persönlich dafür zu sorgen, dass sie jede Sekunde genoß und in Sicherheit war.

Im Haus relativierte sich der Anschein des Normalen.
Esme entwarf im Stehen , Skizzen, wie unser Haus umgebaut würde.
Alice sah ihr zu und zeichnete zeitgleich die Innendekoration.
Rosalie saß auf der Couch und zappte mit atemberaubender Geschwindigkeit durch die Kanäle. Von ihrer Arbeit in der Garage gab es keine Spuren, ihre Kleidung war eben so makellos, wie ihre ganze Erscheinung, eben perfekt und langweilig.
Wie würde Bella, an ihrer Stelle jetzt wohl aussehen?
Ich mußte Grinsen.
Verwuschelte Haare, sicher ein Ölfleck auf der Nase und ihre Kleidung bliebe auch nicht verschont, das Bild war so realistisch, als hätte ich es bereits gesehen.
Mein Grinsen erstarb.
Das war keine Erinnerung, es war mein Albtraum. So mußte Bella ausgesehen haben, wenn sie mit Jacob in seiner Werkstatt arbeitete! Meine Gedanken wirbelten alle Bilder der Vergangenheit durcheinander, immer wieder endeten sie in der gleichen Szene.
Wir drei standen im Wald und sie wollte zu ihm.
Das durfte nicht sein, Bella konnte die Gefahr einfach nicht richtig einschätzen, welche von den Werwölfen ausging.

Und damit, dass du es nicht erträgst, sie in seinen Armen zu sehen, hat dein Entschluß nichts zu tun? fragte der Verstand.

Ich hielt es hier nicht mehr aus, ich mußte zu ihr.
Neben dem PC hatte ich einige Anmeldeformulare für verschiedene Colleges gelegt, dazu eine Rolle mit Briefmarken.
Mit einem Griff nahm ich alles und eilte hinaus.
Endlich zu ihr.

Am Liebsten wäre ich zu Bella gerannt.
Aber dann, wäre meine Kleidung erneut durch geweicht und das hätte Charlie sicher mißtrauisch gemacht.
Menschen mochten es nicht, wenn ihre Kleidung zu feucht war, uns machte das weiter nichts aus. Doch das Täuschen der Menschen war mir so sehr zur Natur geworden, dass ich ohne wirkliches Zögern, in meinen Volvo stieg.
Die Formulare lagen auf dem Beifahrersitz, ganz oben die Dartmouth Anmeldung.
Im Inneren des Wagens schwebte Bellas Duft.
Begierig atmete ich tief ein.
Das Brennen meiner Kehle ignorierte ich, ohne große Anstrengung.
Dieser Duft , verhieß mir den Himmel in der Hölle, er verzauberte mich immer wieder auf das Neue und viel zu schnell sauste ich über die verlassene Straße, jede Sekunde bis zu unserem Wiedersehen erfüllte mich mit brennender Sehnsucht.
Vielleicht waren es gerade die letzten Minuten und Sekunden, welche besonders schmerzten.
Ich war ihr schon so nah und doch war sie unerreichbar.
Nach wenigen Minuten, erreichte ich Charlies Haus und parkte dicht neben Bellas Transporter.

Was fand sie bloß an diesem Ding, es Auto zu nennen brachte ich nicht über mich.
Es war uralt, verbeult , rostig, furchtbar langsam und es gehörte ursprünglich einem Werwolf!
Sobald Bella meine Frau sein würde, konnte sie es mir nicht mehr länger verwehren, ihr ein richtiges Auto zu schenken.
Natürlich hatte ich einige Vorstellungen, was das richtige Gefährt für Bella betraf.
Vor allen Dingen mußte es wirklich sicher sein, so sicher, wie es bei Bella eben möglich war.

Aus dem Inneren, hörte ich die Stimmen von Bella und Charlie, da es noch nicht ganz neunzehn Uhr war, lehnte ich mich im Sitz zurück und lauschte den Beiden.
„Billy macht sich Sorgen um Jacob“ , hörte ich Charlies Stimme.
„Es geht ihm ziemlich schlecht ... Er ist sehr unglücklich.“
Ich knirschte mit den Zähnen, das waren genau die Argumente, welche Bella dazu bringen würden nach La Push zu fahren.
Von ihr konnte ich nichts hören, doch ich wußte, dass sie viel öfter an Jacob dachte, als mir lieb war.
„Und du warst immer so glücklich, wenn du einen Tag mit ihm verbracht hattest.“ fuhr Charlie mit einem Seufzen fort.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten.
Zwar war ich dem Hund dankbar dafür, dass er Bella beschützt hatte, als ich es nicht tat, aber die Vorstellung von den Beiden, war einfach unerträglich.
„Ich bin jetzt glücklich.“ zischte Bella.
Ihre Stimme klang gepreßt und heftig.

War sie glücklich?
Konnte ich ihr alles geben, was sie sich wünschte?

Nein, natürlich nicht! Sagte der Verstand.
Würdest du ihren größten Wunsch erfüllen, könntest du sie dabei töten!
Wenn alle Wünsche erfüllt würden, was bliebe zum Träumen übrig? Fragte das Herz leise.

Charlie prustete los.
Vermutlich, weil sich Bellas Worte im Widerspruch zu ihrer Stimme befanden und dann hörte ich auch ihr Lachen.
Sie lachte viel zu selten und ich sog das perlende Geräusch ein.
Hell und klar , prickelte ihr Lachen durch meinen Körper, ein berauschendes Gefühl.
„Okay, okay“ , sagte sie. „Ausgewogenheit.“
Was hatte ich verpasst, was meinte sie damit?
Sie konnte nicht zu dem Werwolf gehen, ich würde das nie zulassen.

Sie ist nicht dein Eigentum! Mahnte der Verstand.

„Und Jacob“, fügte Charlie hinzu.
„Ich werd´s versuchen..“ - und ich es verhindern, ergänzte ich.
Nie wieder würde Bella sich einer Gefahr aussetzten, wenn ich es verhindern konnte.
„Gut. Versuch das richtige Maß zu finden, Bella. Ach ja, du hast übrigens Post“, scheinbar hakte er das Thema Jacob damit ab.
Das war mir nur recht.
„Neben dem Herd.“

Bella schien sich nicht sonderlich für ihre Post zu interessieren, sie stand noch nicht einmal auf, oder waren ihre Gedanken noch bei Jacob Black?
Charlie schob seinen Stuhl zurück, ich hörte das Klirren von Geschirr in der Spüle. Er schien den Brief auf den Tisch geworfen zu haben, ich vernahm einen klatschenden Aufschlag.
Da ich heute eine Zusage aus Alaska erhalten hatte, konnte ich bereits vermuten, was der Brief beinhaltete.
Ausgerechnet Alaska...
Forks war für Bella schon schrecklich, sie haßte Regen und Kälte, warum hatte sie sich dann für Alaska entschieden?
Dort konnte sie einfach nicht glücklich werden.
„Hm, danke“, murmelte sie, ohne sonderliches Interesse.
Vermutlich nahm sie den Brief hoch, denn als nächstes sagte sie, „Das ging ja schnell. Wahrscheinlich habe ich da auch wieder den Bewerbungsschluss verpasst.“
Ich hörte Charlies leises Lachen.
„Der ist ja offen.“ Bellas Stimme klang richtig wütend. Sie mochte es nicht, wenn man ihre Privatsphäre nicht respektierte.
„Ich war neugierig.“ gab er unbeeindruckt zu.
„Ich bin schockiert , Sheriff.. Das ist ein Fall fürs FBI.“
Sie konnte einfach niemandem lange böse sein.
„Gratuliere, deine erste Zusage.“ in seinen Worten klang Stolz und Liebe mit.
„Danke, Dad.“
„Wir müssen über die Finanzierung sprechen. Ich habe einiges zur Seite gelegt, und...“
„Nein, nein, kommt gar nicht in Frage. Deine Altersvorsorge behältst du mal schön für dich. Ich hab doch mein Collegegeld.“
.Da sie das Studium nur als Alibi sah, um ihre Abwesenheit, nach der Verwandlung zu rechtfertigen, würde sie kein Geld von Charlie annehmen.
Warum konnte sie nicht noch ein oder zwei Jahre warten und mit mir das Leben genießen, die Verdammnis würde ihre reine Seele noch früh genug zerstören.

Oder niemals… flüsterte die Hoffnung.

„Manche Unis sind aber ziemlich teuer, Bella. Ich möchte dich gern unterstützen. Du musst nicht unbedingt weit weg nach Alaska, nur weil es da billiger ist.“
Billiger war das Studium in Alaska ganz bestimmt nicht, ich lächelte leise, Charlie hatte sich anscheinend nie die Homepage des Colleges angeschaut, dort wurde über die Kosten nicht mal gesprochen - sie spielten keine Rolle.
„Das krieg ich schon hin. Außerdem kann ich ja einen Zuschuß beantragen. Es ist ganz leicht, ein Stipendium zu kriegen.“
„Und..“ Charlie brach ab.
Die Uhr sprang um. Endlich 19 Uhr.
„Was und?“
„Nichts. Ich dachte nur ...“. ich grinste, als ich mir vorstellte, wie er sich unter ihrem Blick wand. „Ich frage mich nur, was Edward nächstes Jahr vorhat.“.
„Ach so.“
„Und?“
Zeit , Bella zu erlösen.
Ich klopfte dreimal.

Gleich würde ich sie endlich wieder sehen, sie in die Arme nehmen, meine Lippen mit ihren vereinigen und mich fallen lassen, in das unglaubliche Gefühl reinen Glücks, welches ich nur empfand, wenn wir zusammen waren.
„Ich komme“, rief sie und die Vorfreude in ihrer Stimme ließ mein Innerstes explodieren.

Warte nicht länger, zeig ihr endlich wie sehr du sie liebst, laß es geschehen! Schmeichelte die Begierde.
Du könntest sie töten… flüsterte der Verstand, aber das reichte.
Niemals würde ich etwas tun, dass ihr Leben bedrohte.
Ich hatte zu lange ohne sie dahin vegetiert , ich wußte, dass ich ein Leben ohne sie nie mehr ertrug.
Egal wie lang dieses Leben dauerte, zwei Tage oder bis in alle Ewigkeit, sie war meine Antwort auf alle Fragen, das Licht , mein Schicksal!

Bisher hatte ich mir über das Schicksal wenig Gedanken gemacht.
Ich wurde am 20. Juni 1901 in Chicago geboren,
soweit ich mich erinnerte, hatte ich eine sehr liebevolle Mutter und einen Vater, der sehr viel unterwegs war.
Er starb zuerst an der spanischen Grippe.
Meine Mutter und ich lagen Seite an Seite im Krankenhaus, um uns starben die Menschen und ich fühlte in mir nicht die Kraft zu kämpfen, wofür?
Meine Mutter würde sterben , und in mir gab es nichts, was des Kämpfens Wert gewesen wäre.
Immer wieder verharrte ihr Blick auf dem Arzt, der so strahlend schön, wie ein Engel, nach uns schaute. Nie müde oder unwirsch, wie die anderen Ärzte.
Der Tod um lauerte sie immer enger und kurz vor ihrem Ende flüsterte sie ihm zu, „Nimm ihn Dir zum Sohn!“
Ihr Sterben bekam ich nicht mehr wirklich mit, zu weit, hatte ich mich vom Leben entfernt, dem Tod bereits die Hand gereicht.
Carlisle entführte meinen fast toten Körper und fügte mir Schmerzen zu, welche für immer unvergessen bleiben würden.
Bella sollte so nicht leiden, niemals!
Warum konnten wir nicht ihr menschliches Leben genießen, in dem Bewußtsein, dass wir uns hatten?

Ging es ihr gar nicht um ein Leben mit mir, sondern nur um die Unsterblichkeit?
Aber nein, dann hätte sie auch Carlisle bitten können.
War sie mein Schicksal?
War ich das Ihre?
Vielleicht war die Welt nur erschaffen worden, damit wir uns im richtigen Moment trafen ?
Egal, wie man es nannte, da war etwas, das so viel stärker war als ich.
Gott, Bestimmung , oder Schicksal, der Name war gleichgültig.
Es gab eine höhere Macht, die Wege standen uns frei, führten aber zu einer, in sich unabänderlichen Konsequenz.
Ich wollte Bella, ich würde ihre Seele zerstören!

Niemals!!! Schrie der Verstand.

Mit größter Selbstbeherrschung befreite ich mich aus den Grübeleien und lauschte auf die Reaktion meines Klopfens.

„Bleib bloß weg“, hörte ich Charlie knurren.

Er hatte Recht, es wäre so viel sicherer für Bella, wenn ich ihr nie begegnet wäre.
Oder stark genug gewesen wäre, in Alaska zu bleiben.
Damals hätte , sie mich noch vergessen können und mit Mike Newton , ich zischte unwillkürlich, oder einem der anderen Jungen ein normales Leben führen können.

Zu spät, bemerkte der Verstand.
Sie braucht dich, ohne dich kann sie nicht leben, beteuerte das Herz

Wenn wir nicht mehr ohne den Anderen Sein konnten, dann würde ich zumindest alles tun, um nicht meiner Begierde zu erliegen.
Ich würde noch vorsichtiger sein, als bisher.

Bella riss die Haustür auf und ihr Gesicht wurde erhellt , von einem strahlenden Lächeln.
Sie schien mich genauso vermisst zu haben, wie ich sie.
Diese Erkenntnis versetzte meinem Herzen einen Stoß der Freude, so, dass es sich fast so anfühlte, als ob es wieder schlüge.
Unsere Blicke verschmolzen und ich verlor mich in ihrer wundervollen Seele, welche mich durch ihre schokoladenbraunen Augen anschaute.
So etwas Reines, Unschuldiges durfte niemals zerstört werden.
Mit aller Macht begrub ich den Wunsch ,sie in die Arme zu nehmen.
Plötzlich brachen ihre Augen.
Blankes Entsetzen erfüllte mich, bis ich sah, dass sie tief Luft holte.
Bella war unmöglich, immer wieder vergaß sie zu atmen.

Du mußt besser auf sie achten, sagte die Sorge mahnend.

Bella war so zerbrechlich.
Sie mußte atmen, essen und es gab noch unendlich mehr Faktoren, welche über ihr Leben bestimmten.
So oft war sie, nur um Haaresbreite, dem Tod entkommen.
Samt über Glas, ich würde noch besser auf sie aufpassen.

Zumindest schien sie gegessen zu haben. Das ganze Haus stank nach etwas Undefinierbarem.
Normalerweise konnte ich erahnen, was Bella kochte, aber dieser Geruch war mir völlig suspekt.

Sie errötete leicht und nahm meine Hand in Ihre.
Die Hitze ihrer Hand erwärmte meine eiskalte Haut und es schien, als sprängen winzige Funken über, die so prickelten, dass es brannte.
Ein wundervoller Schmerz, der mich sofort wieder mit der Gier infizierte.
Ich wollte mehr, sie überall spüren, mich in dem Gefühl des beglückenden Schmerzes verlieren.
Ich war nicht nur Vampir, ich war auch Mann.
„Hi“, hauchte sie.
Zärtlich hob ich unsere verschränkten Hände und streichelte mit meinem Handrücken ihr Gesicht.
Unvergleichlich, diese zarte Haut, so heiß und sanft.
„Wie war der Nachmittag?“
Was hast du gemacht, mit wem hast du gesprochen, was hast du gedacht..... ich hätte sie gerne so vieles gefragt.
Bella wäre sicher nicht begeistert, wenn ich sie nach jeder Minute fragen würde, welche wir nicht zusammen waren.

Aber ich wollte sie so gerne verstehen, es machte mich schier verrückt, dass mir ihre Gedanken so beharrlich verschlossen blieben.
„Zog sich.“
„Bei mir auch.“

Wie hätte ich auch die Unruhe in Worte fassen sollen, welche mich befiehl, sobald Bella nicht bei mir war?
Diese Sehnsucht , die körperlich schmerzte ?
Die Unfähigkeit, auch nur eine Minute nicht an sie zu denken?
Ich legte ihr Handgelenk an mein Gesicht und schloss die Augen.
Ihr betörender Duft umhüllte mich. Meine Nase erhaschte eine Ahnung ihrer Köstlichkeit und mit tiefer Befriedigung spürte ich das Monster in mir nicht einmal.
Ein leises Lächeln stahl sich auf mein Gesicht.
.Ich genoß ihr Bouquet , stundenlang hätte ich so verharren können, sie an meiner Seite.
Sie war da, die Welt drehte sich wieder.

Doch Charlie war anscheinend mißtrauisch geworden, weil wir so lange an der Tür blieben.
Mit stampfenden Schritten kam er heran.
Ich riss die Augen auf und ließ ihre Hand sinken.
Ihre Hand frei zu geben, wäre über das Maß des Erträglichen gegangen.

„Guten Abend, Charlie“
„Nicht so lange du hier bist.“ grunzte Charlie.
Mit verschränkten Armen blieb er stehen.
Bella blitzte ihn empört an.
Doch ich fand sein Verhalten noch viel zu mild, für das, was ich getan hatte.
Als ich sie zum Baseball spielen abgeholt hatte, da vertraute er mir das Kostbarste an, dass es in seinem Leben gab.
Ich hatte dieses Vertrauen gebrochen.
Immer wieder brachte ich sie in Gefahr und verletzte ihre Gefühle, bis sie bereit war für den Klang meiner Stimme ihr Leben zu riskieren.
Auch wenn er nicht alle Einzelheiten kannte, ich klagte mich selbst zu sehr an, als dass ich von ihm Vergebung erhoffen konnte.
„Ich habe dir noch einige Bewerbungsformulare mitgebracht“, bei diesen Worten hielt ich den dicken braunen Umschlag hoch.
An meinem kleinen Finger ringelten sich Briefmarken.

Bella stöhnte.
Sie wußte, genauso gut wie ich, dass sämtliche Bewerbungsfristen abgelaufen waren.
Der Widerwille an Bestechungsgelder zu denken, welche ich eventuell zahlte, zeichnete sich deutlich auf ihrem Gesicht ab.
Wie gerne hätte ich sie jetzt geküßt.
Meine Lippen brannten vor Verlangen, aber ich verzog sie nur zu einem liebevollen Lächeln.
Ich würde der Versuchung widerstehen!
„Bei einigen ist die Frist noch nicht abgelaufen.“ das war nicht mal gelogen. Einige Colleges waren derart unbeliebt, das sie bis kurz vor Semesterbeginn Studenten zu liessen, für uns kam ein solches College natürlich nicht in Frage.
„Und manche sind bereit, eine Ausnahme zu machen.“
Sie verzog das Gesicht, schmerzhaft.
Es war so liebreich.
Und auch unverständlich.
Wie oft hatte ich die Gedanken der Menschen gelesen?
Der eigene Vorteil, die Bereicherung, standen stets im Vordergrund.
Liebe, Treue und Ehre , waren alte Begriffe; abgelöst von Vorteil, Mißgunst und Verrat.
Dass Bella sich so beharrlich gegen mein Geld wehrte, irritierte, ärgerte und freute mich zugleich.

Sie war anders als alles, was ich bisher erlebt hatte.
Und dafür würde ich sie lieben, bis in alle Ewigkeit.

Entschlossen riß ich mich von ihrem Anblick los.
Sie war für mich nicht zu entschlüsseln.
Jede menschliche Reaktion, welche ich im Laufe der Jahre verstanden hatte, negativierte sie.
Ihr Verhalten entsprach keinem Muster, sie war einzigartig, in ihrem Handeln und Denken
Mit ihrer besonderen Art des Seins, hielt sie mein totes Herz in ihren zierlichen Händen.
Sie hatte die Macht, mich in Himmel oder Hölle zu katapultieren und es war ihr noch nicht mal bewußt.
Mein Unmut verschwand und ich mußte Lachen.
Bella wollte mein Geld nicht, damit mußte ich wohl existieren
Doch so lange sie mich wollte, bekam das Wort Existenz einen bisher unbekannten Glanz.

„Sollen wir?“ Ohne ihre Antwort ab zu warten, zog ich sie zum Küchentisch.
Charlie folgte uns verärgert schnaubend.
Obwohl seine Gedanken nicht klar zu erkennen waren, konnte ich seine Ablehnung deutlich heraus hören.
Jeder der Bella geschadet hatte wurde von ihm abgelehnt. Das spürte ich bereits damals , als Taylor sie fast überfuhr. Bis zum heutigen Tag, hatte Charlie eine Aversion gegen seinen Fahrstil und ahndete jeden Regelverstoß.
Wie sollte er da mir verzeihen? Mein Versagen war so ungleich größer, mein Fortgehen bedrohte nicht ihren Körper, ich zerstörte fast ihre Seele.
Und das würde er mir niemals verzeihen, wie sollte er auch?

Bella räumte den Tisch ab, als sie Sturmhöhe auf die Anrichte legte, zog ich eine Augenbraue hoch.
Ihre Vorliebe für dieses Buch würde ich nie verstehen.
In einer der vielen schlaflosen Nächte hatte ich es gelesen, aber was Bella an Emily Brontes Werk so faszinierte, das erschloß sich mir nicht.
Die symbiotische Liebe zwischen Cathy und Heathcliff , war meisterlich geschildert.
Und entsprach sicher dem Ideal von romantischer Liebe, da sie letztendlich über den Tod siegte.
Doch Cathys Egoismus und Heathcliffs boshafte Grausamkeit, trieben Cathy in Wahnsinn und Tod.
Was konnte so eine Liebe wert sein?
Wenn sie nicht nur die Liebenden ins Unglück stürzte, sondern noch weitere Leben zerstörte und Andere in Mitleidenschaft zog?
War das dann wirklich Liebe?
Was war Liebe?

Die Erinnerung meldete sich, mit einer Vision von Alice, welche mich innerlich erschauern ließ! Bella stand auf der Klippe, das Gesicht ganz schmal vor Verzweiflung und doch lag der Hauch von Vorfreude darin.
Und dann sprang sie.

Nein, so weit würde es nie wieder kommen!
Ich hatte so viel falsch gemacht, aber jetzt würde alles Anders!
Wir gingen nach Dartmouth, Bella würde das Leben genießen, ich würde für sie da sein um ihr Glück zu garantieren.

Für Glück, gibt es keine Garantie, seufzte das Herz.

„Ach Edward, apropos College-Bewerbungen.“ mit einem Blick streifte Charlie den Stapel Unterlagen, welche ich auf dem Tisch sortiert hatte.
„Bella und ich, haben gerade darüber gesprochen, wie es nach der Schule weitergeht. Hast du dich schon entschieden, wo du studieren willst?“ In seiner Stimme klang die Hoffnung mit, dass ich möglichst weit von Bella entfernt sein würde.
Ich mußte Lächeln, diesen Gefallen würde ich ihm niemals tun.

„Noch nicht. Ich habe bereits einige Zusagen, doch die Entscheidung ist noch nicht gefallen.“ log ich.
Dartmouth ,eine andere Möglichkeit gab es eigentlich nicht!
„Wo bist du angenommen?“ , wollte Charlie wissen.
„In Syracuse ... Harvard ... Dartmouth ... und heute bekam ich eine Zusage von der Universität Alaska Southeast.“ leicht wandte ich den Kopf und blinzelte Bella zu.
Sie begriff sofort und schien ein Kichern unterdrücken zu müssen, das Funkeln ihrer Augen betörte mich.
„Harvard? Dartmouth?“, murmelte Charlie gegen seinen Willen beeindruckt.
„Das ist ja ganz schön ... das ist nicht übel. Na, aber die Universität Alaska ... Die kommt ja wohl nicht ernsthaft in Frage, wenn du auf eine der Elite - Unis gehen kannst. Ich meine, dein Vater möchte doch bestimmt...“

Carlisle und Esme freuten sich , dass ich den Mittelpunkt meiner Existenz wieder gefunden hatte. Meine Entscheidung zu gehen, hatte zuviel Kummer über unsere Familie und mich gebracht. Auf welches College wir gingen, spielte für sie keine Rolle, nur das wir zusammen glücklich wurden.
„Carlisle ist mit allem einverstanden, was ich mache“, sagte ich.
„Hmpf“.
Charlies Gefühle drangen zwigespalten zu mir durch.. Er fürchtete die Folgen einer erneuten Trennung, zu frisch war die Erinnerung an Bellas Leid und dennoch wollte er mich möglichst nicht in ihrer Nähe wissen.
„Weißt du was, Edward?“ Bella ging auf mein Spiel ein.
Mit unschuldigem Blick schaute ich sie an, der Umschlag aus Alaska wäre selbst für menschliche Augen nicht zu übersehen.
Mit einer Geste ihrer zierlichen Hand, wies sie auf ihn hin.
„Ich habe auch gerade eine Zusage für Alaska gekriegt.“
„Gratuliere! So ein Zufall.“ Ich mußte über Charlies Gesichtsausdruck grinsen, er war alles andere als erfreut, über diesen `Zufall`.
Seine Augen wurden schmal, und er schaute abwechselnd zwischen Bella und mir hin und her.
Seine verschlossenen Gedanken enthüllten sich mir nicht. Doch ich spürte durch den Schutzwall, die Kapitulation vor Bellas strahlenden Augen und ihrem glücklichen Gesichtsausdruck.
Er liebte sie viel tiefer, als Bella ahnte.
Wenn es sie glücklich machte, würde er seine Bedenken zurück stellen - zumindest vorerst.

„Na gut“, murmelte er.
„Ich gucke jetzt das Spiel, Bella. Halb zehn dann.“
Wie üblich überging er mich, doch ich konnte ihm das nicht verübeln, er hatte ein viel zu sicheres Gefühl für das, was Bella gefährden könnte.

Und ich war mir sicher, dass er mir meine Schuld nie vergeben würde, ebenso wenig, wie ich es konnte.

Mit seiner üblichen Ankündigung, dass ich pünktlich um halb zehn das Haus verlassen mußte, wollte Charlie sich auf sein Sofa zurück ziehen.
Er wollte nicht unbedingt länger als nötig in meiner Nähe bleiben.
Seine Abscheu für meine Taten, saß zu tief. Zu oft hatte ich versagt, als das ich jemals darauf hoffen durfte, dass er mir vergab.
„Öhm, Dad? Hatten wir nicht gerade darüber gesprochen, dass ich keinen Hausarrest mehr...?“
Diese Mitteilung überraschte mich.
Als Charlie das Motorrad gesehen hatte, war seine nachträgliche Sorge um Bella so groß, dass sie den Gedankenwall durchbrachen und für mich klar zu lesen waren.
Genau wie für mich, war Bella sein Lebensmittelpunkt, wir beide würden mit ihr den Sinn unseres Lebens verlieren.
Warum hatte er den Hausarrest aufgehoben?

Charlie seufzte: „Ja. Okay, dann also halb elf. Wenn am nächsten Tag Schule ist, ist das die Grenze.“
Was würde er wohl sagen, wenn er wüßte, das ich mich Nacht für Nacht durch Bellas Fenster, in ihr Zimmer begab?
Eine Heimlichkeit die zum Schlüssel für die schönsten Stunden meines Daseins wurden.
Die Stunden der Heimlichkeit, der Nacht.
Früher Stunden der Last, heute pure Erfüllung.
Diese unvermutete Zärtlichkeit , ihre bedingungslose Nähe, hatte ich mir in den vergangenen Jahrzehnten nicht mal erträumt!
Eng an mich geschmiegt schlief sie ein, während ich die viel zu kurzen Stunden damit verbringen durfte ihre zarten Gesichtszüge zu betrachten und den unglaublichen Duft ihres Blutes einzuatmen, welcher inzwischen zu meinem Lebensodem geworden war.

„Bella hat keinen Hausarrest mehr?“, es passte nicht zu Charlies sonstiger Einstellung.
Dennoch freute es mich, nun würde ich damit beginnen, ihr die Schönheiten des menschlichen Lebens zu offenbaren.
Jede Erfahrung, würde sie hoffentlich davon abhalten, ihre wunderschöne Seele aufzugeben.
„Unter Vorbehalt“, sagte Charlie. „Was geht dich das an?“
Sein unfreundlicher Ton passte zu der Ablehnung in seinen Gedanken.
Er verbarg den wahren Grund für seine geänderte Haltung, doch die Motivation war noch stärker, als seine Ablehnung mir gegenüber.
Was war seine Bedingung?
Natürlich, es konnte nur mit Jacob Black in Verbindung stehen.
Heftige Eifersucht raubte mir fast die Sinne.
Wieder sah ich ihn, er streckte die Arme aus und Bella wollte sich ihm nähern - niemals würde ich das gestatten - niemals! Und als er dann, wie schon so oft, daran dachte, wie es sein würde, wenn Bella sich doch für Jacob Black entscheiden würde und ihn vielleicht sogar heiraten würde, kam eine unbeschreibliche Wut in mir auf. Doch ich verstand ihn…
Bella blitzte Charlie wütend an.
Im Gegensatz zu mir, konnte sie sein unhöfliches Benehmen , mir gegenüber, nicht annehmen.

Wie immer erinnerte sie mich an ein Kätzchen, welches sich für einen Tiger hielt.
Auf ihrer Stirn erschien die so geliebte Falte und es kostete mich große Zurückhaltung Bella nicht in die Arme zu schließen, um diese mit meinen begierigen Lippen weg zu küssen.
„Es ist nur, weil Alice unbedingt bummeln gehen möchte, und sicher würde auch Bella gern mal wieder in die Stadt gehen.“
Alice würde von der Aussicht auf einen Shoppingtag mit Bella entzückt sein und Bella wäre unter ihrem Schutz.
Charlie grollte „Nein“ und lief rot an.
In seinen Gedanken hörte ich Sorge um Bellas Leben aufflackern.
Beunruhigt über diese Reaktion wandte ich mich ihm zu.
Welche Gefahr für Bella hatte ich übersehen, was konnte sie bedrohen?
Warum hatte Alice nichts gesehen?
Panik überrollte mich, wie eine gigantische Welle.
Charlie hatte ein feines Gespür für alles was Bella bedrohen konnte.
Einer der Gründe, warum er mich instinktiv ablehnte.
Was sah er, was sich mir verschloss?
„Dad! Wieso denn nicht?“
Nur mühsam presste Charlie die Antwort zwischen den Zähnen hervor. „Ich will nicht, dass du jetzt nach Seattle fährst.“
Mein Blick fiel auf die Zeitung.

Weitere Opfer - Polizei geht von Bande aus…
Prangte dort als dicke Überschrift.

Wie hatte ich das nicht mit Bellas Sicherheit in Verbindung bringen können?
Esme und Carlisle die eine Sondersendung aus Seattle verfolgten, die Zeitungsmeldung.... es war so offensichtlich und ich hatte es nicht ernst genommen.
Gefangen von meiner Sehnsucht nach Bella hatte ich die Gefahr verkannt.
Sollte ich sie von hier fort bringen?
Forks lag viel zu dicht an Seattle, aber Bella würde sich weigern zu fliehen, dessen war ich mir gewiss.
Bestand überhaupt Gefahr für sie?

Bella ist ein Magnet für Gefahren, erinnerte die Sorge.

Alice mußte ihre Aufmerksamkeit noch stärker auf Bellas Sicherheit richten.
Ich konnte nicht zu lassen, dass die unbekannte Gestalt Bella fand.
Ein Gefühl , stärker als Angst bemächtigte sich meiner Sinne, ich mußte sie mit aller Macht bezwingen, ich durfte nicht zulassen, dass sie meine Achtsamkeit beeinträchtigte.
„Hä?“ Bella verstand Charlies Sorge nicht.
Doch ich konnte ihm nur beipflichten, Bellas Sicherheit mußte gewahrt sein.
In nur wenigen Sekunden entwarf ich mannigfache Pläne um sie zu schützen und wußte doch , dass Bella nicht einem zustimmen würde.
„Ich habe dir doch von der Geschichte erzählt, die in der Zeitung stand - in Seattle ist eine Mörderbande unterwegs, und ich möchte, dass du denen aus dem Weg gehst, klar?“
Sie verdrehte die Augen. „Dad, die Wahrscheinlichkeit, von einem Blitz getroffen zu werden, ist größer als die, dass ausgerechnet, wenn ich nach Seattle...“
Wie immer unterschätzte sie jede Bedrohung für ihre eigen Person.
Ihr Mut und ihre Selbstlosigkeit paßten nicht zu der ihr eigenen Verletzlichkeit.

„Kein Problem, Charlie.“ sagte ich. „Ich meinte gar nicht Seattle. Ich dachte eigentlich an Portland. Ich möchte auch nicht, dass Bella in Seattle unterwegs ist. Natürlich nicht.“
Was ging vor in Seattle?
Konnte es wirklich ein Neugeborener sein, der für Angst und Schrecken in der menschlichen Welt sorgte?
Aber warum Seattle, dort gab es keinen Zirkel?!
Seattle war eine Stadt durch welche Nomaden zogen.
Es gab dort keine Herrschaftsansprüche.
Das alles ergab keinen Sinn.
Doch gerade die Sinnlosigkeit, in Verbindung mit den Tatsachen beunruhigte mich, um so mehr.
Bellas erstaunter Blick traf mich, immer wieder las ich den Artikel.
Charlie starrte mich an, er zuckte mit den Schultern. “Gut“. Dann ging er ins Wohnzimmer .
Doch er fühlte, dass mich die Nachrichten ebenso schockierten, wie ihn und das beruhigte ihn.

Als der Fernseher lief , fragte Bella „Was...“
„Warte mal,“ ich mußte diesen Gedanken von allen Seiten betrachten.
Bella schaute mich verwundert an, um sie abzulenken schob ich ihr die Dartmouth Bewerbung hin.
„Ich glaub, für die hier kannst du denselben Text noch mal verwenden. Die Fragen sind identisch.“
Betont beiläufig fielen meine Worte, sie sollte nicht merken, wie sehr ich mir unseren Aufenthalt dort wünschte und die Vorstellung, dass sie wüßte, wie weit ich bereits alles vorbereitet hatte, ließ mich erschaudern.
Bella wäre richtig wütend, dessen war ich mir gewiß.
Doch ihre eventuelle Wut war nichts, im Verhältnis zu meiner Sorge, wegen der Vorgänge in Seattle.
Die Zeichen sprachen eine deutliche Sprache.
Doch sie ergaben einfach keinen Sinn.
Wer hatte diesen Neugeborenen erschaffen und warum?
Blicklos sah ich aus dem Fenster.
Bella füllte seufzend den Fragebogen aus.
Könnte ich sie doch nur von hier fort bringen!

Und wohin?, fragte die Vernunft
Solange Bella ein Mensch ist, wird sie stets mannigfaltigen Gefahren ausgesetzt sein.

Wenn schon Charlie eine Bedrohung für Bella fühlte, dann durfte ich diese nicht unterschätzen und genau das hatte ich bisher getan....
Bella schnaubte und schob das Formular empört von sich, dieses riß mich aus den Grübeleien, welche sich im Kreis zu drehen schienen.
„Was ist?“
Hatte etwas sie erschreckt?
Begriff sie plötzlich Charlies Sorge?
Verstand sie, dass sie gefährdet war?
War sie das wirklich?
Meine Gedanken fingen bereits wieder an, sich im Kreis zu drehen!
Besorgt blickte ich sie an.
„Das ist doch lächerlich. Dartmouth?“
Erleichterung!
Sie würde die Vorzüge von New Hampshire noch lieben lernen.
Diese Entscheidung war zu ihrem Besten, da war ich mir sicher.
Sanft legte ich die Bögen wieder vor sie hin.
„Ich glaube, New Hampshire würde dir gefallen,“ versuchte ich sie zärtlich zu überzeugen.
„Für mich gibt es ein komplettes Angebot von Abendkursen, und die Wälder eignen sich hervorragend zum Wandern. Es gibt dort viele wilde Tiere.“
Mit dem schiefen Lächeln, von dem ich wußte, dass sie es unwiderstehlich fand, versuchte ich sie für meine Pläne einzunehmen.
Bella holte tief Luft.
Ein schlechtes Zeichen , ein ganz schlechtes.
Normalerweise mußte ich sie nach meinem Lächeln daran erinnern, zu atmen.
Natürlich, sie fürchtete die Kosten, als ob Geld eine Rolle spielte!
Ich würde die Studiengebühren selbstverständlich überweisen.
Doch ein Blick in ihr Gesicht verriet mir ihre Abscheu vor dem Gedanken.
Warum?

Liebe ist nicht käuflich!, erklärte das Herz.
Aber, alles was mir gehört, gehört doch auch ihr!, rechtfertigte der Verstand.

Das reinste Geschenk wird als Demütigung empfunden, wenn der Beschenkte dadurch seinen Stolz verliert…, warnte das Herz.

„Wenn du unbedingt willst, kannst du es mir auch zurückzahlen“, versprach ich. Nichts lag mir ferner als sie zu demütigen. Mein einziges Bestreben, war ihr Glück.
„Ich kann dir sogar Zinsen berechnen.“
Vielleicht machte ihr dieses absurde Anerbieten die Entscheidung leichter!
Doch ihre Gesichtszüge entspannten sich nicht, wie ich voller Besorgnis feststellen mochte.
Was konnte sie noch beunruhigen?
Aufmerksam studierte ich jede ihrer Regungen, doch außer Empörung konnte ich nichts erkennen.
Empörung, worüber?
Mein Unverständnis ihrer Gedanken ließ mich verzweifeln.
„Als würde ich da ohne Bestechung überhaupt angenommen werden. Oder ist das Teil des Darlehens? Der neue Cullen Trakt der Bibliothek? Bah! Warum müssen wir darüber schon wieder diskutieren?“

Ihre Bemerkung mit der Bibliothek ließ mich innerlich zusammen zucken. Aber da der Trakt bereits vor Jahrzehnten gebaut wurde, konnte Bella ihre Aufnahme am College nicht mit ihm in Verbindung bringen. Von meiner Bestechung gab es kein Zeugnis und Alice würde mich nicht verraten.
„Bella würdest du bitte einfach die Bewerbung ausfüllen? Das kann ja nicht schaden.“

Tu es doch einfach, rette Deine Seele. flehte das Herz.
Gibst du mir das, was ich erflehe, dann muß ich deine Seele zerstören... haderte die Vernunft.
Dafür bist du zu wichtig!
Du bist alles, was mich in der Existenz hält...! schluchzte das Herz.
Ich darf dich nicht verlieren, weder an die Unsterblichkeit, noch an die Gefahren der Menschlichkeit und schon gar nicht an Jacob Black! Fügte die Eifersucht hinzu.

Die erlauschten Worte von Charlie hatten mich zutiefst beunruhigt.
Nach meiner Rückkehr war Distanz in ihre Freundschaft eingezogen ein Umstand, den ich sehr begrüßte.
Bella schien ab und zu an ihn zu denken, doch sicher war ich mir nicht.
Sie sprach nie von ihm, weder tags noch während des Schlafes.
Dennoch lauerte die Eifersucht in einem Winkel und wartete nur darauf gefüttert zu werden.
So wie jetzt! Charlie wollte Jakob für Bella, nicht mich.
Dessen war ich mir bewusst.

Vielleicht wäre er einfach die bessere Wahl? mahnte die Vernunft.
Mit ihm kann sie alle menschlichen Erfahrungen machen, die du ihr wünschst, ... alle!
Ohne dich kann sie nicht leben, erinnerte das Herz.

Die Worte waren Erlösung aus den Fängen der Eifersucht.
Bella war Mein und wenn wir erst in Dartmouth waren, würde ich ihr die Schönheiten des Lebens offenbaren.
„Weißt du was? Ich glaub nicht, dass ich das mache.“ Trotzig stieß sie es, zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen, hervor.
Bevor ihre Hand nach den Unterlagen greifen konnte, hatte ich diese bereits in meine innere Jackentasche gesteckt.

„Was hast du damit vor?“, fragte Bella ihre Stimme klang mühsam beherrscht.
„Ich kann deine Unterschrift besser als du selbst. Und die Texte hast du ja bereits geschrieben.“ entgegnete ich gelassen.
Bellas Wohl war das Einzige was zählte und wenn sie nicht bereit war sich für das Richtige zu entscheiden, dann musste ich es für sie tun.
„Jetzt treibst du es aber zu weit.“ Sie sprach sehr leise und funkelte mich an.
Ihre Wut machte sie noch unwiderstehlicher.
„Ich brauche mich nirgendwo anders mehr zu bewerben. Ich bin in Alaska angenommen. Die Studiengebühren für das erste Semester hab ich schon fast zusammen. Als Alibi ist Alaska genauso gut wie jede andere Uni. Es ist völlig unnötig, einen Haufen Geld aus dem Fenster rauszuwerfen, ganz egal, wem es gehört.“

Warum Alaska? Sie konnte dort nicht glücklich werden.
„Bella...“ der Gedanke an die Absurdität ihres Verlangens quälte mich.
Das Studium sollte mehr werden als ein Alibi. Doch Bella hielt stets an gefassten Meinungen fest.
Mit aller Macht erstrebte sie ihre Verwandlung ohne jede Rücksicht auf alle die sie liebte.
Ihre Handlungsweise widersprach so völlig ihrer sonstigen Fürsorge an Charlie und Renee, dass sie es nur aus einem Grund wollen konnte… für mich.
Sicher wollte sie mir das Verlangen nach ihrem Blut erleichtern. Doch dieses konnte mich seit Italien nicht mehr verführen.
Nie würde ich die Zeit vergessen, in welcher ich sie tot glaubte.
Nur der Gedanke an die Erinnerung, kostete mich große Selbstbeherrschung.
Eine Welt ohne Bella verlor jeden Sinn zu existieren.
Ohne sie gab es kein Licht im Sein, was blieb war Dunkelheit - schwärzer als die Verdammnis es je sein konnte.

„Fang nicht damit an. Ich weiß, dass ich das Prozedere Charlie zuliebe durchlaufen muss, aber wir wissen beide, dass ich im nächsten Jahr nicht in der Verfassung sein werde auf eine Uni zu gehen. Ich werde überhaupt nicht in der Nähe von Menschen sein können.“
Natürlich, ihr Pflichtbewusstsein zwang sie zu einem Alibi.
Ihre Scheu vor Geschenken verbot dass ich dieses zahlte.
Und ihre Selbstlosigkeit zwang sie zu alledem.
Sie wollte die Wandlung damit ich nicht länger litt.
Hatte es je einen absurderen Grund für eine Wandlung gegeben?
Je einen Grund der weniger richtig war?
Meine Familie stand nie vor der Wahl zwischen Tod und Unsterblichkeit.
Bella wäre die Erste, die ihr Leben ohne jede Notwendigkeit fort warf.
Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein!
Nicht ein so wertvolles Leben - nicht sie!

Ich bemühte mich um eine Stimme, in welcher der entsetzliche Schmerz über den nahenden Verlust nicht mit schwang.
„Ich dachte, der Zeitpunkt sei noch nicht entschieden“, sagte ich sanft. Mit meiner verführerischsten Stimme fügte ich hinzu, „Ein oder zwei Semester am College würden dir sicher gefallen. Dort kannst du viele neue Erfahrungen machen.“
Gib uns noch etwas Zeit flehten meine Gedanken sie an.
Gib dir noch Zeit!
Das Menschliche ist etwas, welches ich dir nie wieder geben kann, wenn ich es dir einmal genommen habe.
Bitte Bella zwinge mich nicht deine Seele zu zerstören, ich flehe dich an!
Mach alle menschlichen Erfahrungen, genieße das Leben!
„Die mache ich dann eben danach.“
„Dann werden es aber keine menschlichen Erfahrungen mehr sein, Bella. Du bekommst keine zweite Chance, ein Mensch zu sein.“

Der leise Schatten an Erinnerung, welche ich noch von meiner Mutter bewahrt hatte, trat in den Vordergrund.
Ihre bedingungslose Liebe zu mir, war die elementarste Erinnerung an meine Menschlichkeit.
Und doch sah ich ihr Bild verschwommen, als wäre es eine alte Photographie der Gefühle, welche von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer mehr schwand.
Sollte es Bella genauso ergehen? Konnte sie Renee vergessen und Charlie?
Den dritten Namen verbat ich meinen Gedanken.
Die Freundschaft mit diesem Hund würde sie hoffentlich als Erstes überwinden!

Bellas Ausdruck ihres Gesichtes blieb unverändert.
Empörung und Entschlossenheit spiegelten sich gleichermaßen.
Sie seufzte. „Edward, sei doch vernünftig was den Zeitpunkt angeht. Wir dürfen kein Risiko eingehen, es ist einfach zu gefährlich.“
Woher wusste sie von der Gefahr in Seattle?
Hatte sie diese mit ihrer unglaublichen Intuition erfasst?
Alice hatte keine Bedrohung für Bellas Leben gesehen.
Sie musste sich keine Sorgen machen. Ich würde sie beschützen, egal wer oder was sie bedrohte.

„Bis jetzt besteht keine Gefahr“, versicherte ich ihr.
Nie konnte ich es zulassen, dass sie sich wegen einer nicht benannten Bedrohung verwandeln ließ.
Wütend schaute sie mich an.
In ihren Augen las ich Angst, doch wovor sollte sie sich fürchten?
Wir würden sie beschützen.
Ihre Miene wurde weicher, zärtlicher und es mischte sich ein so tiefer Ausdruck des Verlustes bei, dass sich mein Innerstes verkrampfte.
Wie sollte ich die richtigen Worte des Trostes finden, wenn sie mir nicht ihre Gedanken offenbarte?
Sie war alles was ich je erhofft hatte und ich würde sie beschützen, vor jeder nur möglichen Gefahr, bis ans Ende meiner Existenz.

„Bella“ , murmelte ich.
Egal was sie bedrückte, ich würde dagegen ankämpfen. Meine Liebe zu ihr, war das stärkste Band, welches je bestand, seit Anbeginn dieser Welt.
Niemand würde es wagen dieses zu zertrennen.
Keine sterbliche Kreatur, noch eine Unsterbliche sollte ihr je ein Leid zu fügen.

Bis du ihr die Seele raubst…, erinnerte die Vernunft.

Bellas Sprachlosigkeit machte mich der Verzweiflung hörig, warum sagte sie nicht endlich etwas? Was beunruhigte sie so ?
Bereute sie ihren Wunsch nach der Unsterblichkeit, vielleicht doch ? Hoffnung keimte in mir auf und wuchs heran.
„Es eilt ja nicht. Ich werde es nicht zulassen, dass dir jemand etwas antut. Du kannst dir alle Zeit der Welt lassen.“
„Ich will mich aber beeilen“, flüsterte sie mit einem erzwungenen Lächeln.
Sie sah noch hilfloser aus als sonst, ihr Anblick verführte den Mann in mir und ließ meinen Beschützerinstinkt ins unermeßliche wachsen.
Jeder der sich ihr näherte würde es mit dem Leben bezahlen!

Zärtlichste Gedanken hüllten mich wie in eine warme Wolke aus Licht.
„Ich will auch ein Monster werden.“
Die warme Wolke verwandelte sich in Eiswasser.
Ein Schlag, als wäre ein Wolkenkratzer über mir zusammen gebrochen, erschütterte mich.
Mit zusammengebissenen Zähnen stieß ich hervor : „Du weißt ja nicht, was du da sagst.“
Meine Pflanze der Hoffnung verbrannte vor meinen inneren Augen, bis nur noch ein Häuflein Asche blieb, welches verflog.
Wie konnte sie das Schreckliche ersehnen und als Scherz auf den Lippen führen?
Ich knallte die Zeitung zwischen uns auf den Tisch.

Feuchtigkeit entsprang ihr, winzigste Microtropfen, welche das menschliche Auge nicht erkennen konnte. Sie rieselten auf die Schlagzeile des Tages.
Mein Finger deutete dorthin.
Weitere Opfer - Polizei geht von Bande aus
Bellas Augen lasen die Zeile, ohne ihren Sinn zu begreifen, das sah ich ihrem verständnislosen Ausdruck an.
Für sie hatte sich die Welt des Übernatürlichen, bisher überwiegend von einer friedlichen Seite gezeigt. Zumindest in Forks.
„Was hat das den damit zu tun?“
Immer noch kräuselte sich ihre Stirn fragend.
„Monster sind kein Witz, Bella.“
Ihre Augen wanderten zwischen der Zeitung und mir hin und her.
Langsam sah ich das Verstehen aufdämmern.

Sie mußte begreifen, das nicht James, Laurent, Victoria und die Volturi die Ausnahme unter den Vampiren bildeten, sondern, dass meine Familie aus der Art schlug.
Vielleicht könnte sie dann begreifen, welches Schicksal ihrer harrte.
Ich würde ihr einen unschönen Einblick in unsere Welt geben und danach würde sie alles begreifen und schreiend in die Arme von Jacob Black flüchten.
Vielleicht war dies der einzige Weg ihre Seele zu retten.
Sie durfte nicht im Ungewissen sein, wie abstoßend unsere Art war.
Wenn sie meine wirkliche Bestimmung endlich begriff, konnte sie mich nie wieder lieben.
Doch meine Liebe zu ihr ,war größer als meine Selbstsucht.
Unsere Trennung würde mich um den Verstand bringen. Wieder in eine leblose Hülle verwandeln unfähig etwas anderes zu fühlen als den Verlust.
Doch ich mußte den Schierlingsbecher leeren, wohl wissend, dass er mich zerstörte.
Mit einem bitteren Lächeln sprach ich die Worte, welche sie von mir stoßen würden.
„Du würdest dich wundern, Bella, wie oft unseresgleichen hinter den Schreckensmeldungen in Euren Nachrichten steckt. Wenn man die Anzeichen kennt, ist es leicht zu durchschauen. Die Informationen hier lassen darauf schließen, dass in Seattle ein neugeborener Vampir frei herumläuft. Blutrünstig, wild und ungebremst. Wie wir alle es waren.“
Bella konnte meinen Blick nicht erwidern. Unverwandt blickte sie auf die Zeitung.
Wie gerne wollte ich sie in den Arm nehmen, aber ich durfte nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Bella sollte richtig verstehen, was wir wirklich waren - Monster.

„Wir beobachten die Lage schon seit einigen Wochen. Alles deutet darauf hin - das unerklärliche Verschwinden von Menschen, immer nachts, die nur dürftig verborgenen Leichen, der Mangel an weiteren Beweisen ... Ja, ein Neuling. Und niemand scheint sich seiner anzunehmen...“ Ich holte tief Luft. Noch immer stand sie hier, vor mir, den Kopf hielt sie weiter gesenkt, als könnten die Buchstaben ihr Erlösung bringen. Sie schrie nicht und rannte auch nicht weg, nun mußte sie doch erkennen, wie widerwärtig wir waren.
Unsere Art tötete Menschen immer wieder, teilweise wie im Rausch. Wir fragten nicht nach Gut und Böse, das Blut der Menschen diente zu unserer Erhaltung. Das Opfer hatte für unsereins kein Gesicht, es war nur Mittel zum Zweck.
Das meine Familie diese Lebensweise ablehnte machte uns zu Außenseitern. Die meisten Vampire genossen ihr Dasein.
Und diese Unsterblichen lebten nicht nur weit weg, sie waren hier dicht vor den Grenzen von Forks.

„Nun ja, das sollte eigentlich nicht unser Problem sein. Wir würden es gar nicht weiter beachten, wenn es sich nicht so nah an unserem Zuhause abspielen würde. Wie gesagt, so was passiert ständig. Die Tatsache, dass es Monster gibt, hat eben auch monströse Folgen.“
Meine Worte verklangen.
Bella schaute noch immer nicht auf.
Wie sollte ich die kommende Dunkelheit ertragen?
Ohne sie zu sein war das Unmögliche, dass ich nie wieder ertragen konnte.
Obwohl mich die Vorstellung von ihr und Jacob schlimmer quälte als das Höllenfeuer würde ich in ihrer Nähe sein.
Unsichtbar für ihre menschlichen Augen, aber immer bereit sie zu schützen.
Auch wenn ich ihrer Liebe nicht wert war, konnte ich ohne sie nicht sein.
Lieber würde ich als Schatten in ihrer Nähe sein, als ohne sie innerlich zu vergehen.

Sie hatte das Monster in mir erkennen müssen, nun würde sie gehen, denn wer konnte schon wirklich ein Solches lieben?

Ich stand vor den Trümmern meiner Hoffnung und sah die Scherben im Licht glitzern.
Was hätte alles sein können wenn, ja wenn ich nicht das wäre was ich eben war.
Wir hätten das Leben genießen können, die Liebe auskosten in vollen Zügen, uns aneinander berauschen. Bella und ich in perfekter Symbiose.
Hatte ich mir je einbilden können, unsere Liebe wäre so unsterblich wie mein verfluchter Körper?
Nein, gestand ich mir ehrlich ein. Stets hatte ich erwartet, dass sie mich erkennen würde und mich verließ.

Ein Monster wie ich, war ihrer Liebe nicht wert.

Doch der Wunsch sie zu halten und für immer an ihrer Seite zu wandeln war genauso ein Selbstbetrug, wie die Hoffnung, dass sie mir nach der Beichte noch einmal einen Blick in ihre warmen schokoladenfarbenen Augen gestatten würde.
Charlies Küche hatte sich in meine persönliche Hölle gewandelt.

Bella starrte wie hypnotisiert auf die genannten Namen in dem Zeitungsbericht.
Maureen Gardiner, Geoffrey Campbell, Grace Razi, Michelle O`Connell, Ronald Albrook.
Menschen die ihr Leben verloren weil sich ein Monster an ihnen gütlich tat, seinen schier unbesiegbaren Durst an ihnen stillte. Völlige Willkür hatte diese Menschen gerichtet.
Was waren ihre letzten Gedanken und Empfindungen, was hatten sie bis zu ihrem grausigen Ende erlebt?
Wollten sie sich mit Freunden treffen, als der Neugeborene über sie herfiel und ihnen nicht nur ihr Blut, sondern auch ihre Zukunft aussaugte?
Wie viele Kinder weinten heute Nacht in Seattle, weil die geliebte Mutter nie wieder kommen würde, hingerichtet aus purer Gier?
Vielleicht hätte einer von ihnen das Mittel gefunden um Seuchen von den Menschen fernzuhalten, oder nur durch seine freundliche Art, das Leben eines Anderen bereichert.
Durften wir entscheiden wer das Recht auf Leben hatte?

Carlisle tat damals Gut daran Bellas Angreifer der Justiz zu übergeben, ich konnte nicht Judikative und Exekutive in einer Person sein.
Nie war ich der Engel gewesen der über sie wachte.
Das elementarste Gebot hatte ich gebrochen, hätte ich Flügel, wären sie blutrot.
Ich hatte getötet und daher war ich es nicht wert mit ihr glücklich zu sein
Wer die reine Unschuld berühren will, der durfte keine Sünde in sich tragen.

Das Schicksal hatte einen grausamen Weg zu meiner Bestrafung ersonnen.
Es schickte mir das perfekte Wesen, klug, selbstlos und wunderschön.
Mit einem Geruch, dem ich niemals entgehen konnte.
Als ich hoffte, unsere Liebe würde mich von der Schuld befreien, nahm es mir mein Glück.
Sühne ist Leid, bis zum völligen Selbstverlust.

Ich hatte gelitten und in der Sekunde des Endes, begann das Schicksal erneut sein grausames Spiel....
In erhielt meinen Grund des Daseins zurück, nur damit er mir erneut genommen werden konnte…
Bella starrte immer noch die Namen an.
Der innerliche Schmerz hätte mich auf die Knie zwingen müssen, doch ihr Anblick ließ mich ausharren.
Ihr Antlitz zu mustern war ein weiterer Tropfen der Wehmut.
So gerne würde ich meine Hand ausstrecken und ihr Gesicht berühren.
Diese Nähe stand mir nicht mehr zu.
Ich war verbannt auf meinen Platz im Schatten, weit weg von ihr.

Niemals konnte sie mein Sein, ich war ihrer nicht würdig, aber vielleicht konnte ich aus der Ferne über sie wachen?
Was, wenn das Schicksal noch mehr Leid von mir forderte?
Wenn es nicht nur unsere Trennung wollte, sondern sie für immer von mir entführte?

Nein! schrien Herz und Verstand gleichzeitig.

Ich würde alles tun, alles geben und opfern, aber niemals sie!
Ich würde über sie wachen. Das Schicksal sollte sie nicht für meine Taten leiden lassen, niemals!
Ohne ihren Blick zu erheben flüsterten ihre Lippen „Bei mir wäre das nicht so.“
Ihre Stimme war deutlicher Beweis für ihre Angst.
Sie wollte mir nicht folgen, um bis in alle Unendlichkeit der Gier nach Blut ausgesetzt zu sein.
Ihre Worte konnten ihre Ablehnung kaum vernebeln.
Bellas Pflichtbewusstsein gaben sie ihr ein. Niemals würde sie ihr Wort brechen.
Und ich konnte sie nicht in ihr Unglück zwingen, selbst wenn es meinen Verzicht bedeutete.
„Das würdest du nicht zulassen. Wir ziehen in die Antarktis.“

Die Angst vor ihren Handlungen als Neugeborene würde sie bis ans Ende der Welt treiben.
In Schnee, Kälte und Einsamkeit… All das, was Bella hasste.
Aber für sich selber würde sie diesen Plan zu gehen nie aufgeben.
Es konnte nur eine Chance für unsere Liebe geben.
Wir mussten nach Dartmouth, Bella konnte dort das menschliche Leben genießen.
Und ich könnte sie überzeugen für immer an ihrer Seele festzuhalten.

Und warum lässt du sie nicht einfach zu Jacob gehen? fragte der Verstand mit einem bissigen Unterton.
Sie will ihn! feuerte die Eifersucht, das in mir brennende Feuer noch an.
Nein! brüllte das Herz.

Wir gingen zusammen nach Dartmouth! Es war meine einzige Chance.
Wenn sie diesen Weg nicht für sich ging, dann vielleicht für mich?

„Pinguine. Delikat.“ ich schnaubte.
Wie tief war ich gesunken, dass ich mir ihre Selbstlosigkeit zu Nutzen machte um mich durch zu setzen?!
Sie lachte ein zittriges Lachen und fegte die Zeitung vom Tisch.
Mit einem dumpfen Geräusch landete sie auf dem Linoleumfußboden.
Bella meinte sicher nicht die Zeitung, es war ihr Versuch, die Gräueltaten zu vergessen.
Das Gehörte wollte sie nicht akzeptieren, also ignorierte sie es.
Ich war mir sicher, dass sie mit dem Gedanken ebenfalls ein Monster zu sein, niemals leben konnte. Sie würde an sich selbst verzweifeln…
Um der Versuchung des menschlichen Blutes zu entgehen, war sie bereit in die Einöde zu gehen. Keine nennenswerte Bevölkerung, welche für sie Versuchung bedeuten konnte, nur Eis.
Warum beendete sie ihren grausamen Selbstbetrug nicht endlich?
Befreite sich von dem falschen Vorhaben der Verwandlung und ging mit mir fort, an einen Ort, an welchem das Leben von Schönheit, Wissen und Freude geprägt wurde?
Mit jedem Wort folterte sie mich.
Ich wollte hoffen und doch wusste ich, tief in mir, dass nur Verlust vor mir lag.

Weil sie eigentlich lieber bei Jacob wäre? flüsterte die Eifersucht mir zu.


Diesen Gedanken verbat ich mir sofort und doch suchten meine liebeshungrigen Augen nach Anzeichen in ihrem Gesicht.
Was dachte sie? An wen dachte sie?

„Dann also Alaska, wie geplant. Aber es muss schon abgelegener sein als Juneau -
irgendwo , wo es Grizzlybären in rauen Mengen gibt.“
In mir stöhnte die Geduld laut auf.
Von der Antarktis nach Alaska.
Warum musste sie mich so foltern?

Bilder aus Denali stiegen vor meinem Inneren auf, die karge Landschaft, welche in den kurzen Sommern einen eigentümlichen Reiz entwickelte.
Schneebedeckte Berge, umgeben von weiten Flächen, auf denen kleine Blumen ihre zarten Blüten der kühlen Sonne entgegen streckten.
Die viel zu kurzen Sommermonate und die langen, eisigen Winter waren sicher nicht das, was Bellas Traum von heißen Stränden entsprach.
Es war meine Schuld nie hätte ich ihr vom Denali Clan erzählen dürfen.
Ich hatte Alaska stets als Zufluchtsstätte empfunden und nun ersehnte sie sich diesen Ort.
Doch mir bedeuteten Schnee und Eis nichts.
Ich selbst war so kalt, dass ich dieses Wetter als warm empfand.
Aber Bella sollte diese äußerliche Kälte nicht erleiden.

Sie strebte mit aller Macht nach dem Gift, welches sie zerstören würde.
Bella ohne ihr mitfühlendes Herz, unvorstellbar.
Sie war eine Gestalt, geschaffen aus den Farben des Regenbogens.
Geboren, als warme Regentropfen die Strahlen der Sonne küssten.
Regen und Sonne würden nie für immer zusammen bleiben können und doch blieb das Geschenk ihrer Liebe, der Regenbogen - meine Bella.

Sie ist nicht Dein! mahnte der Verstand.
Doch!, seufzte das Herz.

Wie sollte diese unvergleichlich zarte Gestalt in der rauhen Welt Alaskas ihr Glück finden?
Ihrer Seele beraubt, weil meine Selbstsucht sie nicht frei geben konnte?
Was wenn die Selbstsucht sie von ihrer Bestimmung abhält? fragte die Vernunft
Wenn ihr Glück in deinem Verzicht liegt?
Vielleicht braucht sie Jacob, so wie du sie brauchst?
Nein…, weinte das Herz.

Seit ich sie kannte hatte sich mein Sein geändert, ich war verändert.
Nur die wahre Liebe konnte das bewirken.
Es war, als hätte dieser Montag die Zeit erstarren lassen.
Sie trat in mein Leben und die Welt hielt den Atem an.
Ihre Gedanken verschlossen, ihr Duft unerträglich verführerisch, ihr Körper so zerbrechlich, dass ich ihn von der ersten Sekunde schützen wollte vor allem Bösen.

Doch dann wolltest du sie töten! erinnerte der Verstand.
Weil du ein Monster bist, ihrer nicht wert! kommentierte der Selbsthass.

Seit dieser Begegnung hatte ich den Kalender nicht mehr verändert, er gehörte zum Menschentheater und doch konnte ich kein weiteres Blatt mehr entfernen. Der 18. Januar hatte mich bewegt und das war so unglaublich, dass ich die Erinnerung nie wieder missen wollte.

Aber du bist das Ende ihres Seins…, mahnte der Verstand, leise und eindringlich.
Lass sie gehen!
Nein!, stöhnte das Herz

Also Alaska?
Wollte ich das, konnte ich das verantworten?
War es besser als sie an Jacob zu verlieren?
Lieber Alaska als wieder diese innere Leere zu spüren.

Auch wenn sie dort vergeht? fragte das Herz vorsichtig.
Ich kann nicht ohne sie sein! flüsterte der Egoismus.

„Noch besser“, antwortete ich zynisch. Ich würde mit meinen nächsten Worten herausfinden, wieviel ihr Jacob wirklich bedeutete.

Wirst du die Erkenntnis überleben? zweifelte der Verstand.

„Dort gibt es auch Polarbären. Die sind sehr wild. Und die Wölfe werden in der Gegend ziemlich groß.“
Ihr Schreckenslaut war Antwort genug.
Sie liebte ihn.
„Was ist?“ Es konnte nicht sein, es durfte nicht sein.
Sie war Mein, niemals konnte ich sie an diesen Hund verlieren.

Aber wie willst du gegen Liebe ankämpfen? mahnte der Verstand.
Dieses Gefühl ist stärker als dein Wille, größer als Vernunft, mächtiger als die Ewigkeit.

Ich erstarrte.
Sie würde ihn erwählen.
Mein Ton wurde ausdruckslos und steif.
Konnte ich ihr antworten?
„Ach so. Dann lassen wir die Wölfe lieber beiseite, wenn es dich bei der Vorstellung graust.“
So gerne hätte ich sie an mich gerissen und ihr jeden Gedanken an einen Anderen weg geküsst.
Meine begierigen Lippen auf ihre gelegt, ihren süßen Duft eingesogen und jedes Warum vergessen und doch konnte ich es nicht.
Gefangen in Trauer, Verzweiflung und Eifersucht blieb mir nur das Betrachten ihres wechselnden Mienenspiels.
Schmerz zeichnete ihr Antlitz.
Mein Innerstes explodierte in bisher unbekannter Wut auf meinen Rivalen.
„Edward, er war mein bester Freund“, murmelte sie. „Natürlich macht mir das etwas aus.“

Hass durchflutete mich in einer bisher unbekannten Dimension.
Meine Eifersucht auf Mike war nichts im Vergleich zu diesem überwältigenden Gefühl.
Meine Hände brannten darauf ihn zu zerreißen, mein Kiefer wollte ihn töten.
Mit mühsamer Selbstbeherrschung gelang mir eine Entgegnung.
„Bitte verzeih meine Gedankenlosigkeit“, das Unterdrücken meines Hasses nahm jede Emotion aus meinen Worten. „Ich hätte das nicht sagen sollen.“

„Schon gut.“ Sie starrte auf ihre ineinander verschränkten Hände.
Sie verzieh, wie immer.
Ihre alles verzeihende Art entwaffnete meinen Hass.
Zärtlich hob ich ihr Gesicht an, um in diese unglaublich schönen Augen zu blicken.
Die Berührung ihrer weichen Haut ließ Schauer des Verlangens durch meinen Körper fließen.
Meine Hand schien zu brennen.
Ich wollte mehr.
„Es tut mir leid. Wirklich.“
Wie hatte ich sie nur so verletzen können?
Fehlgeleitete Worte ausgesprochen aus purer Eifersucht.
„Ich weiß. Ich weiß auch, dass das etwas anderes ist. Ich hätte nicht so regieren sollen. Es ist nur ... also, ich hatte schon an Jacob gedacht, bevor du kamst.“
Das von mir provozierte Eingeständnis durchfuhr mein totes Herz wie ein flammendes Schwert. Sie dachte an ihn, vermisste seine Nähe, wie ich nicht ohne die Ihre sein konnte.
Wäre sie jetzt lieber bei ihm, in seinen Armen?
In ihre Augen trat ein flehender Ausdruck, welcher meinen Verstand umnebelte.
„Charlie sagt, Jake geht es nicht gut. Er leidet, und ... das ist meine Schuld.“
Es war nicht ihre Schuld, nur meine.

Wäre ich nicht gegangen, es hätte diese Freundschaft nie gegeben.
Meine Hybris war mir zum Verhängnis geworden.
Wäre ich damals meinem Herzen gefolgt, niemals hätte ich sie verlassen können.
„Du hast nichts falsch gemacht, Bella.“
Aber ich alles, fügte ich in Gedanken hinzu.
Sie holte tief Luft. „Ich muss versuchen es wiedergutzumachen, Edward. Das bin ich ihm schuldig. Und außerdem hat Charlie es zur Bedingung gemacht ...“

Schon die Vorstellung sie allein in das Reservat gehen zu lassen war eine Absurdität, welche sich selbst verbot.
Werwölfe waren unberechenbar und unbeherrscht. Es war als hätte sie vor am Rand eines Vulkans zu balancieren, welcher jeden Moment ausbrechen konnte.
Niemals durfte sie zu ihm eilen.
Jede Sekunde bei ihm bedeutete eine unermessliche Gefahr für ihr Leben.
Sollte er ihr auch nur einen Kratzer zufügen würde ich ihn töten.
Meine Gefühlsregungen sollten sie nicht beunruhigen, daher verschloss ich jede Emotion hinter einem statuenhaften Ausdruck.
„Es kommt überhaupt nicht in Frage, dass du dich schutzlos in die Nähe eines Werwolfs begibst Bella, das weißt du. Und wenn einer von uns ihr Gebiet betreten würde, wäre das gegen den Vertrag. Möchtest du, dass wir einen Krieg anfangen?“
Der Kampf hatte längst begonnen, dessen war ich mir ebenso bewusst wie Jacob Black.
Wir Beide wollten Bella.

Und ich würde nichts unversucht lassen um sie für immer halten zu dürfen.
Zu sehr begehrte ich sie.

Wie konnte er glauben, dass ich Bella noch mal so verletzte?
Das ich sie je wieder verließ?
Als ob ich zulassen würde, dass er sie in den Armen hielt?
Ihr Platz war an meiner Seite.

Du besitzt sie nicht! erinnerte die Vernunft.
Lass ihr die eigenen Entscheidungen, oder du verlierst sie! mahnte das Herz.

„Natürlich nicht!“ erwiderte Bella.
Wie sollte sie einen offenen Krieg zwischen den Werwölfen und meiner Familie absegnen?

Was denkst du dir dabei sie solchen Ängsten auszusetzen? fauchte das Herz.
Hat sie nicht genug gelitten wegen Dir, weil du nicht auf mich gehört hast?

Doch meine Eifersucht auf Jacob Black war zu groß.
Meine Hand sank herab. Vielleicht dachte sie weniger an meine Familie, wenn sie der offene Krieg zwischen den Wölfen und uns verängstigte.
Ihre Befürchtungen galten vermutlich seiner Unversehrtheit.

Ich musste ihre Gedanken zerstreuen, mein Blick fiel auf Sturmhöhe. Der Anblick ließ mich lächeln. Wie oft hatte sie dieses scheußliche Buch bereits gelesen?
Wenn Liebe nur bestimmt wird von gegenseitiger Verletzung, falschen Handlungen und Motivationen, wie konnte man sich daran berauschen?
„Es freut mich, dass Charlie dir Ausgang gewährt - du musst dringend eine Buchhandlung aufsuchen. Ich kann es nicht glauben, dass du schon wieder Sturmhöhe liest. Kannst du es noch nicht auswendig?“
Würde sie mein Ablenkungsmanöver durchschauen?
„Nicht jeder hat so ein fotografisches Gedächtnis wie du“, ihre Schroffheit ließ den Schluß zu, dass ihre Gedanken noch bei dem Wunsch weilten, Jacob wieder zu sehen.
„Fotografisches Gedächtnis hin oder her, ich begreife nicht, was dir daran gefällt. Die Figuren sind furchtbare Menschen, die einander das Leben zur Hölle machen. Es ist mir ein Rätsel, weshalb man Heathcliff und Cathy mit Paaren wie Romeo und Julia oder Elizabeth Bennett und Mr Darcy auf eine Stufe stellt. Es ist keine Liebesgeschichte, sondern eine Hassgeschichte.“

Es war mein größtes Interesse ihre Gedanken zu verstehen.
Der Schutzwall verhinderte dieses mit jeder Konsequenz.
Doch mein Bemühen würde nicht nachlassen, wenn ich ihre Handlungen und Vorlieben entschlüsselte, könnte es mir gelingen den dahinterstehenden Gedanken zu finden.
Und dieser würde mich zu ihrem Innersten führen.

„Mit den Klassikern hast du´s wohl nicht so“, entgegnete sie schnippisch.
Die Ironie ihrer Worte wurden ihr vermutlich nicht bewußt.
Ich war ein Teil dessen, was sie als Klassik definierte.
„Vielleicht weil mich das Alte nicht beeindruckt.“ ich lächelte leicht.

Als ich das Licht der Welt erblickte zeigte die Welt ein völlig anderes Bild als das ihr bekannte. In meiner langen Existenz hatte sich so vieles verändert. Weltkriege hatten das grausame Gesicht der menschlichen Art offenbart. Waffen mit unglaublicher Zerstörungskraft hatten den Machthungrigen Werkzeuge von solcher Brutalität in die Hände gelegt, wie es in früheren Kämpfen nicht denkbar gewesen wäre.
Epidemien dezimierten die Menschheit und Mittel zu ihrer Bekämpfung wurden ersonnen.
Pferdekutschen verschwanden von den Straßen, dafür begann das Automobil seinen Siegeszug.
Sämtliche technischen Gerätschaften, welche zu Bellas Alltag gehörten waren 1901 undenkbar, Handy, Computer und Fernseher völlige Fiktion.
Sie war das Kind einer anderen Epoche.
Ich hatte meine ganze Existenz nur darauf gewartet, ihr zu begegnen.
Ihre Lichtgestalt war es, die meine Dunkelheit erhellte; jeder ihrer Atemzüge, erfüllte meine Lunge mit dem Odem des Lebens; mein totes Herz schlug mit Ihrem im Einklang; wo sie nicht war konnte ich nicht sein, ohne sie verlor die Welt ihre Farbe, ihre Stimme war die Melodie, welche schöner tönte als jede Komposition.

Dieses Gefühl war für mich noch immer so neu, dass es mich überwältigte, als hätte ich sie erst gestern zum ersten Mal erblickt.
Zärtlichkeit erfüllte mein Innerstes. Hätte ich eine Seele, durch ihre Liebe hätte sie gerettet werden können.
„Im Ernst, warum liest du es immer wieder?“
Warum schaute sie mir nicht in die Augen, damit ich einen Blick in ihre Seele erhaschen konnte? Ich mußte wissen, ob sich eine Ahnung meiner Emotion in ihnen wiederspiegelte!
Über den Tisch hinweg streckte ich meine Hände aus und legte sie vorsichtig an ihr Gesicht.
Sie berühren zu dürfen war ein Geschenk.

Bella war so zart, so zerbrechlich - Samt über Glas.
Das sie meine Berührung ertrug war ein Wunder.
Weder meine unglaubliche Kälte, noch das Monster in mir schienen sie zu schrecken.
Was sie für mich bedeutete, war zu groß um es Liebe nennen zu können, sie war mein Alles.
Sie war Daseinsberechtigung und Grund in Einem.
Warum konnte ich nicht ihre Gedanken lesen, welche Posse trieb das Schicksal mit mir?

Wenn sie meine Fragen beantwortete, sagte sie dann das, was sie dachte?
Vorsichtig hob ich ihr Gesicht an.
Meine Augen versanken endlich in den Ihren.
Würde ich jetzt die Wahrheit ihrer Gedanken erblicken? Konnte ich sie so ergründen?
Meine Stimme spiegelte nur einen Bruchteil meiner Zärtlichkeit, „Was gefällt dir so daran?“
Warum konnte ausgerechnet dieses Buch sie so faszinieren?
Sie war so rein und gut!
Wie konnte eine Lektüre ihr Interesse wecken, in dem Menschen, welche sich wirklich liebten, ihr Leben zerstörten?

Durch einen einzigen, falsch interpretierten Satz verließ Heathcliff seine große Liebe und beschwor unvorstellbares Leid hervor, bis sie sich im Tode wiederfanden.
Ihre Antwort kam zögerlich, „Ich weiß nicht genau,“ sagte sie . „Ich glaube, es hat mit der Unausweichlichkeit zu tun. Das nichts sie trennen kann - weder Cathys Egoismus noch Heathcliffs Boshaftigkeit, am Ende nicht einmal der Tod...“
Ihre Worte versetzten mir einen Hieb.
Unausweichlichkeit, darum ging es. Wie hatte ich so blind sein können?

Doch Bella irrte, es gab immer eine Wahl.

Auch wenn Alice fest davon überzeugt war, dass Bella eines Tages ihre Menschlichkeit verlor und eine von uns wurde, so konnte die Fügung noch beeinflusst werden.
Bella konnte als Mensch altern und ihre Seele bewahren. Im Moment ihres Todes würde auch ich von dieser Erde weichen.
Es mußte immer eine Wahl geben.
Neckend lächelte ich sie an. Sie hatte es einmal mehr geschafft meine Fragen zu beantworten, ohne mir wirklich viel zu enthüllen.
Sie würde für mich immer ein Rätsel bleiben.

Ihre Reaktionen zeigten keines der üblichen Muster, ihre Einzigartigkeit zog mich magisch an. Und doch verwirrte sie mich.
Ich wollte sie durchschauen und stieß immer wieder an Grenzen.
„Dennoch glaube ich es wäre eine bessere Geschichte, wenn einer von beiden wenigstens eine gute Eigenschaft hätte.“
Sah sie sich in der Rolle der Cathy? Das schien unmöglich alles was Bella ausmachte war gut und rein, während Cathy durch und durch selbstsüchtig handelte.
„Vielleicht ist das der springende Punkt“ nachdenklich knabberte sie an ihrer Unterlippe. „Ihre Liebe ist ihre einzige gute Eigenschaft.“
Liebe als Daseinsberechtigung und Entschuldigung für jedes Verhalten, das konnte sie nicht meinen. Innerlich stöhnte ich auf. In dieser Hinsicht würde sie für mich immer ein Rätsel bleiben.
Zumindest dachte sie nicht mehr an ihre absurde Idee den Werwolf zu trösten.
„Ich hoffe, du bist vernünftiger - und verliebst dich nicht in jemanden der so ... boshaft ist.“
Welch Ironie, sie hatte sich in die personifizierte Boshaftigkeit verliebt, in ein wandelndes Monster. Welche Greueltat hatte ich noch nicht begangen?
„Es ist ein bisschen zu spät, sich Gedanken darüber zu machen, in wen ich mich verliebe“, sagte sie. „Aber obwohl mich niemand vorher gewarnt hat, finde ich, dass ich das ganz gut hingekriegt habe.“
Die tiefe Ehrlichkeit und Liebe, welche bei diesen Worten mit schwangen versetzten mich in einen Taumel des Glücks. Auch wenn das warum mir unergründlich war, so erfüllte es mich mit andächtiger Dankbarkeit.
Wer auch immer ein Spiel mit uns trieb, solange ich nur bei ihr sein durfte würde ich jeden Schmerz klaglos ertragen. Es gab nichts was ich fürchtete außer der Angst ihres Verlustes.
Ich lachte leise. „Es freut mich, dass du so darüber denkst.“
Wie wenig drückten diese Worte von meinem wirklichen Empfinden aus.
„Und ich hoffe, du bist klug genug dich von Frauen fernzuhalten, die so selbstsüchtig sind. Catherine ist das eigentliche Problem, nicht Heathcliff.“

Durch sie war ich sehend geworden. Bis zu dem Moment unserer Begegnung drang keine andere Frau in mein Bewusstsein. Sie eroberte mein totes Herz und hauchte ihm eine Lebendigkeit ein, welche mir noch niemals widerfahren war.
„Ich werde mich hüten“, versprach ich ihr.

Meine Liebe, jeder einzelne Gedanke, all mein Sinnen und Trachten, wird sich immer nur um dich drehen.

Bella seufzte und ich ahnte, dass mir ein erneuter Disput über die leidige Werwolfrage bevorstand.
Warum konnte sie nicht die Gefährlichkeit dieser Situation erfassen und verstehen, dass sie mir zu viel bedeutete, als dass ich sie einer solchen Gefahr aussetzten konnte?
Mit ihrer kleinen Hand berührte sie mein Gesicht.
Ihre Berührung bedeutete den Eintritt in mein Paradies, ich wollte meine Augen schließen und die Unglaublichkeit des Augenblicks genießen.

Doch Bella war so dickköpfig wie immer und ich wusste es bedurfte noch langer Diskussionen, bis sie meinen Standpunkt verinnerlichte.
„Ich muß Jacob sehen.“
Hatten meine Gedanken eine sich selbsterfüllende Prophezeiung hervorgerufen?
Oder spürte ich nur die Tiefe der Gefühle für Jacob Black?
Beunruhigte mich weniger die Gefahr, als vielmehr die Eifersucht?
Ihre heiße, zarte Hand lag noch immer auf meinem Gesicht, ich gab dem drängenden Verlangen nach und schloss meine Augen. „Nein.“

Hast du das Recht, ihr etwas zu verbieten? fragten Herz und Verstand unisono.
Du besitzt sie nicht. Sie kann machen was sie möchte. Du hast sie verlassen und ihrem Schmerz überlassen! fügte der Verstand hinzu. Sei froh, dass Jacob da war. Sonst hättest du sie nie wieder in die Arme schließen können.

Die Verzweiflung über meinen Weggang, Laurent oder Victoria, eines der Dreien hätte sie töten können und alles war nur mein Versagen... meine Schuld.
Jacob hatte sie aufgefangen und nun war es da, dieses rote Band der Liebe.
Ich mußte stark sein, stärker als je in meiner Existenz.

Du hast nicht auf mich gehört..., erinnerte das Herz. Ich fühlte, dass deine Entscheidung falsch war.
Ich mußte es versuchen…, wimmerte der Verstand.

„Es ist wirklich nicht gefährlich“, sagte Bella flehend. „Früher hab ich immer den ganzen Tag mit ihnen in LaPush verbracht, und es ist nie irgendwas passiert.“
Ihre Stimme verriet die Lüge.
Ich kannte den geliebten Klang so genau, dass jeder Ton mir mehr Aufschluß gab als ihre Worte. Als sich Bellas Augen vor Schreck weiteten roch ich den Duft der Angst. Hatte es einer von ihnen gewagt sie zu bedrohen?
Unbändige Wut vernebelte meine Sicht. Wenn ich das je herausfände, wäre sein Leben verwirkt. Trotz des Vertrages würde ich ihn zerreißen.
Niemand durfte es wagen ihr zu nahe zu kommen, oder er würde es mit seinem Leben bezahlen.

Und wo warst du, in der Stunde der Gefahr? fragte das Herz süffisant.

Bellas Herz flatterte aufgeregt und ich war mir sicher, dass sie etwas Schreckliches erlebt haben mußte. Doch eine ehrliche Antwort konnte ich von ihr nicht erwarten, zu groß war ihr Wunsch alle zu beschützen.
Ihre Selbstlosigkeit würde sie der Gefahr immer wieder in die Arme treiben…
Da sie selbst nicht in der Lage war das rechte Maß zu finden, mußte ich es für sie tun.
Sie durfte nie wieder zu Jacob Black.
Alice würde mir bei Bellas Überwachung helfen, dessen war ich mir sicher.
Unbewußt hatte ich bei diesem Gedanken genickt.

Ernst blickte ich sie an. „Werwölfe sind unberechenbar. Häufig werden Menschen verletzt, die sich in ihrer Nähe aufhalten. Manche kommen sogar ums Leben.“
An ihrer Miene erkannte ich, dass sie mir widersprechen wollte, doch sie zögerte.
Was dachte sie?
Es mußte so grauenvoll sein, dass ihr Aufbegehren im Keim erstickt wurde.
Nie würde sie mir ihre Gedanken anvertrauen, dafür kannte sie meine Einstellung zu genau.
Welches Bild verfolgte sie?

Mit grimmigem Ernst mußte ich wieder einmal meine Hilflosigkeit eingestehen.
Bella war ein Buch mit sieben Siegeln und immer wenn ich hoffen konnte sie zu verstehen, verwunderten ihre Reaktionen mich aufs Neue.
Doch dieses Mal war ich mir sicher, dass meine eindringlichen Worte und ihre Erinnerungen sie von gefährlichen Unternehmungen abhalten würden.
„Du kennst sie nicht“, flüsterte sie.
Meine Erinnerung entführte mich zu meiner ersten Begegnung mit Ephraim Black und seinen Werwölfen. Ihr Hass und ihre Entschlossenheit Unsereins zu töten hatten sich mir für immer eingebrannt.
„Ich kenne sie besser als du glaubst Bella. Ich war beim letzten Mal dabei!“
Ihr erstauntes Gesicht hob sich dem Meinen entgegen.

Warum hörst du nicht auf zu diskutieren und küsst sie einfach? forderte die Leidenschaft.
Das Thema ist zu wichtig, sie muß verstehen, dass sie nie wieder nach LaPush darf! entgegnete der Verstand.

„Beim letzten Mal?“
Sie kannte noch so viele unserer Familiengeschichten nicht, ich vergaß das immer wieder.
„Vor über siebzig Jahren kamen wir den Werwölfen erstmals in die Quere... Damals hatten wir uns gerade in der Nähe von Hoquiam niedergelassen. Alice und Jasper waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht bei uns. Wir waren trotzdem in der Überzahl, doch das hätte sie nicht von einem Kampf abgehalten wäre Carlisle nicht gewesen. Ihm gelang es, Ephraim Black davon zu überzeugen, dass ein friedliches Nebeneinander möglich sei, und schließlich schlossen wir den Vertrag.“
Sie zuckte bei der Nennung von Ephraims Namen zusammen.
Mein jugendliches Äußeres täuschte die Welt und auch sie.
Als ich mit Jacobs Urgroßvater redete, war ich bereits ein unsterblicher Teenager.
Sich diese Tatsache vor Augen zu führen mußte sie erschrecken, es machte den Fluch meiner Existenz greifbar.

„Wir glaubten, mit Ephraim sei die Linie ausgestorben“, murmelte ich. Warum waren die Werwölfe zurückgekehrt nach all den Jahren?
„Dass der genetische Trick, der die Verwandlung möglich macht verlorengegangen sei...“
Obwohl wir uns noch immer an den Vertrag gebunden fühlten, hatte nichts auf eine Rückkehr der Bestien schließen lassen, seit wir wieder in Forks wohnten.
Erst durch Bellas Erzählung erfuhren wir von ihrer Existenz.
Bella! Konnte es sein...?
Vielleicht reizte die gleiche Macht, welche mich in Bellas Bann zog, auch das Werwolfgen?
Konnte ihre magische Anziehungskraft für Gefahren dieses bewirken?
Nachdenklich schaute ich sie an.
Dann war ihr Leben gefährdeter als ich je befürchtet hatte.

„Es scheint wirklich eine Art Fluch zu sein, der von Tag zu Tag mächtiger wird. Ist dir klar, dass deine unglaubliche Anziehungskraft auf alles Gefährliche stark genug war, um ein Rudel ausgestorbener mutierter Hunde ins Leben zurückzuholen? Wenn wir etwas davon in Flaschen abfüllen könnten, stünde uns eine Waffe mit vernichtender Wirkung zur Verfügung.“
Verwundert schaute sie mich an, „Aber ich hab sie doch nicht ins Leben zurückgeholt! Weißt du das denn nicht?“
Wollte sie mir die Welt der Mythen erklären?
„Was soll ich wissen?“
Hatte der Hund ihr das Geheimnis enthüllt, über welches Carlisle so oft nach dachte? Ihn faszinierte diese Spezies.
„Ich habe gar nichts damit zu tun. Die Werwölfe sind zurückgekommen, weil die Vampire zurückgekommen sind.“
Dieser miese Köter! Da hatte er unsere Familie als Erklärung für seine eigene Abartigkeit vorgeschoben. Wo sollte da ein Zusammenhang bestehen? Nein, er hatte diese Geschichte nur ersonnen um Bellas Mitleid zu erregen und einen Keil zwischen uns zu treiben.

„Jacob hat mir erzählt, dass die Dinge in Gang gekommen sind, weil deine Familie hierhergezogen ist. Ich dachte, das wüsstest du...“
Mit schmalen Augen schaute ich sie an, glaubte Bella diese aberwitzige Geschichte wirklich?
War es möglich, dass auch Jacob Black so dachte?
„Das glauben sie?“
„Edward betrachte es mal logisch. Vor siebzig Jahren kamt ihr hierher und die Werwölfe sind aufgetaucht. Jetzt seid ihr zurückgekommen, und wieder tauchen die Werwölfe auf. Glaubst du, das ist Zufall?“
Dieser Argumentation konnte ich mich nicht entziehen. Sie enthielt eine nicht bezwingbare Logik. „Diese Theorie wird Carlisle interessieren.“
Carlisle hatte stets ein großes Interesse an andersartigen Wesen. Mit ihrer Erforschung verbrachte er einen Großteil seiner freien Zeit. Über unsere Art hatte er bereits sämtliche Informationen gesammelt, welche verfügbar waren. Die Spezies der Wölfe war für ihn zu einer großen Herausforderung geworden, da wir selten direkten Kontakt hatten. Im Internet fand er zwar viele Hinweise, doch das meiste war ähnlich fiktiv, wie die Geschichten über Vampire.

„Theorie“, spottete sie.
Wenn Bellas Geschichte ein Körnchen Wahrheit enthielt, dann war Ephraims Rudel etwas Außergewöhnliches.
Gedankenverloren blickte ich aus dem Fenster.

Schon oft waren die zwei Sagenwelten aufeinander gestoßen und meist mied die eine Art die andere. Als vor einigen tausend Jahren einer der Werwölfe Caius angriff und ihn fast tötete, verfolgten die Wärter der Volturi diese Geschöpfe der Nacht erbarmungslos.
In Gedanken ging ich alles durch, was Carlisle mir jemals über Werwölfe erzählt hatte.
Werwölfe streiften meist allein herum, ihre Unbeherrschtheit verhinderte ein Leben im Rudel und sie verbreiteten ihre Art, wie auch wir es taten, durch einen Biss.
Konnte es wirklich möglich sein...
Die Quileute vererbten ihren Fluch über den Vater an den Sohn.
War es möglich, dass...?
Ich mußte Carlisle alles erzählen, er würde mir Klarheit verschaffen.

„Interessant, aber nicht besonders relevant“, murmelte ich.
„Das ändert nichts an der Lage.“

Weil es dir egal ist, was er ist!, hielt mir die Vernunft den Spiegel vor. Du siehst in ihm den Mann und Rivalen..., fügte sie noch hinzu.
Ich darf sie nie wieder verlieren! weinte das Herz. Ich würde erneut zersplittern.
Dann verhindere die Freundschaft, es ist die einzige Möglichkeit, welche dir bleibt!, forderte die Eifersucht.

Nie wieder konnte ich ohne sie sein, jeder Moment hatte sich zur Unendlichkeit ausgedehnt, ihr Bild wurde zu meiner schlimmsten Prüfung, das geliebte Gesicht noch einmal berühren, noch einmal diese weichen Lippen küssen, nur noch einmal mein ganzes Glück im Arm halten.
Doch ich hatte es mir verwehrt, weil ich genau wußte, hielt ich sie nur noch einmal in den Armen, ich wäre nie wieder gegangen.
Unsere Trennung war schlimmer als die Schmerzen der Verwandlung, sie war eine immer währende Qual, ohne Hoffnung auf Erlösung.
Noch verstrickt in dem Leid meiner Erinnerung, bemerkte ich, wie sie sich erhob und auf mich zukam. Ich breitete die Arme aus und sie setzte sich auf meinen Schoß und schmiegte ihren zarten Leib an mich.
Es war die Erfüllung meines Seins sie zu fühlen, ihren Duft tief in die brennende Kehle zu ziehen, dieser Schmerz war Erlösung. Wie konnte ich sie je wieder missen?
Zeit ohne sie war vergeudet, es gab nur ein Licht in meinem Leben und sollte es mich verlassen oder verlöschen, so war ich dem Nichts hilflos ausgeliefert, gefangen im Schmerz der Ewigkeit.
Meine Augen fanden nicht den Mut in die Ihren zu blicken. Wie hatte sie gelitten, was hatte ich ihr angetan, reichte unsere Zeit, um das je wieder zu sühnen?
Als Bella zu sprechen begann, fokussierten meine Augen die Hände, jedes Muster erkannte ich mit absoluter Schärfe und doch nahm ich nichts wahr.
„Hör mir mal einen Moment zu. Es geht hier nicht darum, dass ich aus einer Laune heraus bei einem alten Freund vorbeischauen will. Jacob leidet.“ Ihre Stimme brach.

Sie will ihn so sehr!, stöhnte die Eifersucht. Du wirst sie nicht halten können...

„Ich muß einfach versuchen, ihm zu helfen - ich kann ihn nicht im Stich lassen, wenn er mich braucht. Nur weil er nicht immer ein Mensch ist...Er war ja auch für mich da, als ich ...selber kein richtiger Mensch war. Du weißt ja gar nicht, wie es war...“
So fest ich es mir erlauben konnte schlang ich meine Arme um ihren zerbrechlichen Körper.
Meine Hände presste ich so fest zusammen, als könnte ich mich selbst zerstören.
Was hatte ich getan?
Die Verzweiflung in ihren Worten, als die Erinnerung an diese Zeit sie materte stürzte mich in einen Abgrund. Die Wände aus Selbsthaß und Schmerz ließen meinen Körper zerschellen und so drang das Feuer der ewigen Pein ungehindert in mich ein. Wie Gift durchfloss es mein Innerstes, verband sich mit meinen Gedanken.

Du bist ihrer nicht wert, flüsterte es. Du hast sie im Stich gelassen und deine Familie gezwungen es dir gleich zu tun...Sie wäre gestorben ohne Jacob.

Ich ertrug es nicht, meine Qual war nicht die Dunkelheit, welche ich während unserer Trennung durchlitt, es war eine brennende Hölle.
Gefangen in der Starre meines zerschundenen Körpers tanzten Bilder durch das Feuer meiner Seele und verhöhnten mich, sterben wäre eine Erlösung.
Jedes weitere Wort von Bella trieb mir spitze Dolche der Eifersucht und des Hasses auf mich selbst, durch meine unverwundbare Haut.
„Wenn Jacob mir nicht geholfen hätte...Ich weiß nicht, wie du mich dann vorgefunden hättest. Ich möchte es wiedergutmachen. Das bin ich ihm schuldig, Edward.“

Ich habe es dir gesagt, sie kann nicht ohne dich leben! sagte das Herz traurig. Mach nicht wieder einen Fehler sei jetzt für sie da, halte sie, liebe sie, mach sie glücklich!

Doch die Worte drangen nur leise in meine persönliche Hölle.
Ich lag am Grund der Grube, welche ich mit meinem Weggang gegraben hatte und der Selbsthaß geißelte mich ohne Gnade.
Wie sollte Bella mir je verzeihen, wenn ich selbst es nicht konnte?
Wie konnte eine Tat Vergebung erhoffen, welche unverzeihlich war?
Mit geschlossenen Augen verharrte ich in meiner Erstarrung und ertrug die Qual meiner inneren Hölle, denn mir war bewußt, dass sie noch viel zu gut war für ein Monster wie mich.
„Ich werde mir nie verzeihen, dass ich dich verlassen habe“, flüsterte ich, „Und wenn ich hunderttausend Jahre lebe.“

Schöne Worte! höhnte der Selbsthass. Aber du weißt, dass du nie gut genug warst für ein reines Wesen wie sie. Durch deine Tat noch weniger als zuvor! Und mit einem Lächeln goß er ein Fläschchen Zweifel in die Höllenflammen.

Sie loderten hoch auf und nahmen mir fast die Besinnung.
Mitten im innerlichen verbrennen streckte sich eine kalte Hand nach mir aus. Begierig ergriff ich sie, diese Kühle tat so gut. Je länger die Hand mein geschundenes Gesicht berührte, umso kleiner wurden die Flammen und der Schmerz wurde erträglicher. Mein Bewußtsein gelangte wieder an die Oberfläche.
Mit einem Seufzen schlug ich die Augen auf und sah in die Augen, welche das Paradies für mich bedeuteten.
Sie vereinte Himmel und Hölle, Paradies und Vertreibung, Begierde und Verzicht, Versuchung und Erlösung! In ihrer Hand hielt sie mich für immer, weil ich nur Sein konnte, wenn sie War.
„Du wolltest ja nur das Richtige tun. Und bei jemand weniger Verrücktem als mir hätte das bestimmt geklappt. Außerdem bist du jetzt da. Das ist das Einzige, was zählt.“

So selbstlos!, stöhnte das Herz. Sie liebt dich, so wie du bist, mit all dem was du falsch gemacht hast. Halte sie und bewahre sie, bis in alle Ewigkeit.
Du hast sie verlassen und dich nicht darum gekümmert ob sie Deinen Weggang überlebt!, sagte der Selbsthass mit klarer Stimme. Du hast gedacht, sie würde dich vergessen, aber hättest du zumindest Alice erlaubt sie zu überwachen, dann hättest du gewußt wie sie litt.
Laurent und Victoria wären ihr nie zur Bedrohung geworden. Du hast dich so maßlos überschätzt. Deine Hybris hätte fast ihren Tod bedeutet.
Aber ich kann nicht ohne sie sein!, flüsterte das Herz. Ich ertrage es nie wieder ohne sie zu sein.

Ich brauchte Bella mehr als Luft, Blut und alles was je in meiner Existenz gezählt hatte. Nur mit ihr war ich komplett, wie sollte ich Jacob je danken, für das, was er getan hatte, als ich in der von mir selbst auferlegten Verbannung litt?

Nun, das ist nicht schwer, gib sie frei, überlass sie ihm! materte die Eifersucht.

Alles würde ich zur Sühne meiner Schuld tun, aber nicht das!

Und wenn sie eigentlich ihn will? forderte der Verstand eine Antwort.

Ich würde herausfinden, was er ihr wirklich war, selbst wenn ihre Antwort mich wieder in die Hölle aus Selbsthass und Qual zurück führte, ich mußte Gewissheit haben.
„Wäre ich nicht fortgegangen, würdest du nicht dein Leben aufs Spiel setzen wollen, um einen Hund zu trösten.“
Ihre Reaktion war Antwort genug. Bella zuckte zusammen. Sie wollte ihn, sie sehnte sich nach ihm.
Ich konnte sie nie wieder verlieren, ich durfte sie nie wieder verlieren.
Ich brauchte Blut um zu existieren, doch dieses Bedürfnis war nichts im Vergleich zu dem was ich für sie empfand...
Ihr Atem war mein Lebensodem; ihr Herzschlag war mein Leben, welches ich vor so vielen Jahren ausgehaucht hatte; ohne Sie hatte nichts eine Bedeutung; ergab die Drehung der Welt keinen Sinn!
„Ich weiß nicht, wie ich es am besten ausdrücken soll“, sagte ich düster. „Ich fürchte, es klingt hart. Doch ich war zu nahe daran, dich zu verlieren. Ich kenne das Gefühl, dich verloren zu haben. Ich lasse es nicht zu, dass du dich in Gefahr begibst.“

Bedeutet Jacob wirklich eine Gefahr für ihr Leben? kritisierte der Verstand.
Er wird sie mir nehmen und das ertrage ich nie wieder! entgegnete die Eifersucht.
Ohne sie kann ich nie wieder sein!!!!! schrie das Herz.
Und der Verstand verstummte.

„Du musst mir vertrauen. Mir passiert schon nichts.“
Ihr vertraute ich, aber nicht mir.
Wenn er sie in den Armen halten würde, seine Lippen ihr Haar küßten, würde ich es ertragen, oder würde ich die Kontrolle verlieren und ihn zerfetzen?
Dieser Wunsch war so übermächtig!
Ich konnte der Eifersucht bereits jetzt kaum widerstehen, ich wollte seinen Kopf abreißen, ihn Stück für Stück zerfetzen, ihn zerstören.
Er machte mir Bellas Liebe streitig und das würde ich niemals akzeptieren können.
Nie wieder konnte ich ohne sie sein. Der Schmerz der Erinnerung war noch wie ein giftiger Dorn in meiner Erinnerung verhaftet, ich konnte niemals wieder so leiden.
Sie wollte ihn sehen und trösten, ich sah es an ihrem hoffnungsvollen Gesicht und ich würde es nie zulassen können.
Zu groß war die Angst sie für immer an ihn zu verlieren.
„Bitte Bella“, flüsterte ich.
Quäl mich nicht weiter! Allein die Vorstellung, dass du in seinen Armen liegst ist mehr, als ich ertragen kann.
„Bitte was?“ Wie konnte sie mich nicht verstehen? Sie war mein ein und alles, sie war die Logik im Chaos.
Für sie existierte ich, ohne sie verlor alles seinen Sinn.
Es gab so vieles, was ihr Leben bedrohte, Krankheit, Kriege, Unfälle...ich konnte die Liste meiner Ängste beliebig fortführen, aber meine größte Angst war Jacob Black.
Er hatte den Weg in ihr Herz gefunden.

Aber sie will dich!, flüsterte das Herz hoffnungsvoll.

„Bitte, tu es für mich. Bitte gib Acht, dass dir nichts passiert. Ich tue, was ich kann, aber ein wenig Hilfe könnte ich schon gebrauchen.“
„Ich geb mein Bestes“, murmelte sie.
Das war mir nicht genug, ich brauchte sie, verzehrte mich nach ihr.
Wenn sie atmete, war es, als wäre ich wieder lebendig, ihr Herzschlag diktierte meinen Takt.
„Hast du überhaupt eine Ahnung, wie viel du mir bedeutest? Hast du eine Vorstellung davon, wie sehr ich dich liebe?“ Ich genoß es, ihren Körper noch fester an meine Brust zu ziehen und mein Kinn auf ihren Kopf zu legen.
Sie war so nah, wie könnte ich das je wieder missen? Ihr Herzschlag fand einen Wiederhall in meinem toten Herzen, der mein Innerstes explodieren ließ.
Liebe war nur ein Wort, bis ich Bella traf.
Ich wollte sie, wie ein Mensch, die Luft zum Atmen brauchte.
Ihre heißen Lippen berührten meinen eiskalten, toten Hals.
Schauder der Begierde durchliefen mich.
„Ich weiß, wie sehr ich dich liebe“, sagte Bella.

Meine Gefühle waren so gewaltig, diese in ihre Menschlichkeit zu transportieren war Wunschdenken.
Es war, als wollte man alle Bücher dieser Welt auf ein Blatt schreiben.
Ohne Bella, fehlte mir der Odem des Lebens, der Sinn des Seins, meine Existenzgrundlage.
Was bot eine Welt ohne sie, das des Lebens wert gewesen wäre?
„Du vergleichst ein Bäumchen mit einem ganzen Wald.“
Nur ein Bruchteil meiner Liebe würde ihr Herz zersprengen.
„Unmöglich.“ hauchte sie.
Wie sollte sie auch verstehen, was sie mir bedeutete?
Es gab keine Worte welche meine wahren Gefühle beschreiben konnten, keine Symphonie, welche sie hätten ausdrücken können.
Nahm man die Unendlichkeit des Weltraums und multiplizierte diese mit der Lichtgeschwindigkeit, konnte man sie in etwa erahnen.
Ich küsste ihr weiches Haar und sog ihren berauschenden Duft ein.
„Keine Werwölfe.“
Nichts was sie gefährden würde, durfte sich ihr nähern, dafür würde ich sorgen.
„Das kann ich dir nicht versprechen. Ich muß Jacob sehen.“
Warum konnte sie nicht vernünftig sein?
Ich würde mit Alice reden müssen, noch heute Nacht.
Keiner von Bellas Schritten würde unbeobachtet sein.
„Dann werde ich es verhindern müssen.“
Wir wußten um die Gefährlichkeit der Werwölfe und ich ahnte die Gefahr des Rivalen Jacob Black.
Alles was in meiner Macht stand, würde geschehen, um ein Wiedersehen zu vereiteln.
„Wir werden ja sehen“, sagte ich dennoch.
„Er ist immer noch mein Freund.“
Meine Schuld, mein Fehler wäre ich nicht..., hätte ich nicht...!
Der Selbsthass schlug erneut über mir zusammen.
Diesen Fehler konnte ich nicht ungeschehen machen, aber ich würde nie wieder zulassen, dass ich sie erneut verlor.

Niemals wieder, bis ans Ende der Zeit.


2. Nachtgeflüster, Gespräche, Morgenstunde

Punkt halb elf bat Charlie mich mit grimmiger Freude hinaus.
Eine Minute später schlüpfte ich durch Bellas Fenster wieder hinein.
Was würde Charlie wohl sagen, wenn er jemals erfuhr, wie viele Nächte ich bereits hier verbracht hatte?
Ich konnte Bella in dem Badezimmer hören. Jede ihrer Handlungen war mir so vertraut.
Zuerst duschte sie und der Erdbeerduft ihres Shampoos erfüllte das ganze Haus. Dann putzte sie sich ausgiebig ihre Zähne, bevor sie mit energischen Bewegungen ihre wundervollen Haare ausbürstete.
Nie hätte ich mir einen Blick auf diese intimen Momente in ihrem Leben gestattet, doch die Geräusche waren für mich klar zu identifizieren und in Gedanken weilte ich bei ihr!

Wie konnte ich auch nur eine Sekunde ohne sie sein?
Du bist schlimmer als ein Voyeur! wies mich der Verstand zurecht.

Bella würde erst in vier Minuten ihr Zimmer betreten. Während ich über die zerlesenen Bücher streichelte durchlebten meine Gedanken nochmals die vergangenen Stunden.

Unser erster Streit.

Sie wollte unbedingt diesen Hund wiedersehen und ich würde das niemals zulassen!

Ihr Dickkopf gegen deine Sturheit! mahnte das Herz. Warum kannst du ihr nicht vertrauen?
Sie wird erkennen, dass er mehr als ein Freund für sie ist! warnte die Eifersucht.

Ich konnte sie nicht gehen lassen, wenn auch nur ein Hauch der Gefahr zu spüren war.
Bella hatte die Diskussion schließlich beendet als sie spürte, dass ich nicht nachgeben würde.
Niemals diskutierte sie weiter, wenn sie die Sinnlosigkeit erkannte.
Doch ich kannte sie zu gut, sie würde wieder auf das Thema zurück kommen. Ich seufzte.
Wenn wir doch schon heute nach Dartmouth gehen könnten. Die Entfernung würde einen Besuch im Reservat unmöglich machen.
Sehnsucht erfüllte mich. Jeden Tag mit ihr zusammen sein, gemeinsam lernen, abends die vielen kulturellen Veranstaltungen besuchen, auf Partys gehen und unbeschwert ihr Leben genießen.
Nun, ob Bella wirklich auf Partys wollte, dessen war ich mir nicht gewiss, hier waren wir nur zu einem Ball gegangen und auch nur, weil ich sie vor vollendete Tatsachen gestellt hatte.
Unser Haus würde ihr gefallen, ich musste Esme und Alice bitten sich zu beeilen.

Du kannst nicht mit ihr in ein Haus ziehen, nicht ohne Hochzeit! erinnerte der Verstand.

Natürlich nicht, ein solches Zusammenleben würde sie kompromittieren und wäre daher undenkbar.
Würde sie meine Frau werden?
Warum stand sie dieser Idee so ablehnend gegenüber? Sie hatte bereits einmal nein gesagt…
Wollte sie mein Gift und die Unsterblichkeit mehr als mich?
Kein Zukunftsplan war möglich ohne die Hochzeit.

Geht es nicht eher darum, allen männlichen Wesen zu zeigen, dass sie Dein ist?, bohrte die Vernunft.

Diese Worte nahmen meinen Plänen das Gute und Schöne und verliehen ihnen einen schalen Beigeschmack des Eigennutzes.
Doch ich liebte Bella so über alle Maßen, dass ich sie für immer an meiner Seite wissen musste.

Dann verwandle sie!, forderte der Verstand. Wie lang dauerte sonst diese Ewigkeit?

Nein, alles, aber nicht das! Wie sollte ich je diese wunderbare Seele zerstören?
Keines meiner Vergehen würde mich so richten wie diese Tat. Ihre Zerstörung würde mich verdammen.

Du bist bereits verdammt!, erinnerte das Gewissen. Du bist ein Untoter mit Blut an Deinen Händen. Du hast dich zum Richter über Gut und Böse erhoben, du hast entschieden ob Menschen ein Recht zum Weiterleben hatten. Auch wenn du sie als schlecht beurteilt hast, wer bist du denn, dass du dir dieses Recht anmaßen durftest?
Niemals wird dir die Zeit der Sünde vergeben werden. Es gibt keinen Gott für dich, welchen du anflehen dürftest.

Ich schloss die Augen.
Weil ich war, was ich war würde ich niemals gut genug für Bella sein.
Irgendwann musste sie mich verlassen.
Doch ich würde nicht aufhören, um sie zu kämpfen, dafür liebte ich sie zu sehr.

Die Badezimmertür öffnete sich, ich hörte ihre leisen Schritte hinunter gehen.
Sie sagte Charlie „Gute Nacht“ und ermahnte ihn ebenfalls ins Bett zu gehen.
Ich lächelte, typisch Bella, als wäre sie seine Mutter und nicht seine Tochter.
Während sie wieder hinauf kam, hörte ich das Knarren des Sofas, der Fernseher wurde ausgeschaltet und als Bella ihr Zimmer betrat näherten sich seine Schritte der Treppe. Bella schloss ihre Tür und schlüpfte rasch zu mir auf das Bett.
Behutsam deckte ich sie zu. Durch die dicke Decke war ihre Haut vor meiner Kälte geschützt.
Sie kuschelte sich in meine Arme.
Wenn es nur so einfach sein könnte.
Sie einfach nur halten, sie behüten und lieben.
Uns das geben, was wir Beide wollten.
Sanft küsste ich ihr Haar.
Diese Augenblicke waren das reine Glück. Ich schloss meine Augen und gab mich ganz diesem Moment der verhaltenen Zärtlichkeit hin.

Mit einer kleinen Bewegung drehte sie ihren schmalen Körper zu mir und ich konnte in ihre warmen schokoladenfarbenen Augen schauen.
Sie reckte das Kinn ein wenig und bot mir ihren wohlgeformten Mund zu einem Kuss dar.
Meine eiskalten Lippen näherten sich und ich fühlte mit jedem Millimeter wie die Hitze ihres Körpers mehr brannte. Ihr Duft, der bereits jetzt meine Kehle entflammte intensivierte sich, bis ich meinte er wäre so flüssig, dass ich ihn trinken konnte. Jeder Augenblick war ein Jubeln meines toten Herzens.
Immer begieriger forderten ihre Lippen mehr und ich konnte nicht anders, als mit der Leidenschaft des Mannes in mir zu antworten.
Ihre zarten Hände vergruben sich in meinem Haar, liebkosten es erst zärtlich, dann immer heftiger. Ihr Körper schmiegte sich eng und immer enger an mich.
Ich wollte sie, wie sonst nichts auf dieser Welt.

Gib ihr doch endlich das, was du auch schon so lang ersehnst! lockte die Begierde.
Genau! Damit bringst du sie ganz sicher um und die Frage der Verwandlung hat sich endlich erledigt! höhnte der Verstand.

Mit einem tiefen Seufzen des Bedauerns schob ich Bella behutsam von mir.

„ Bella, wir müssen vernünftig sein. Nicht jetzt! Erst nach Deiner Verwandlung ist es wirklich sicher für Dich! Ich könnte dich töten.“
Ihre Enttäuschung war ihr anzusehen.
Wenn sie nur erahnte was mich diese Vernunft kostete.
Wie gerne wäre ich diesen einen Schritt weiter gegangen, ich begehrte sie, wie vorher noch nie ein Mann eine Frau gewollt hatte.
Jede Faser meines Körpers verzehrte sich nach ihr.

Doch wichtiger als meine Begierde war ihre Sicherheit.

Ich hatte keine Erfahrung in Liebesdingen und konnte nicht wissen, was mich erwartete. Doch wenn schon ihre Küsse mich an den Rand der Selbstbeherrschung brachten, was würde erst in der Zeit der Leidenschaft mit mir geschehen?
Niemals würde ich meine Vorsicht vor ihrer Zerbrechlichkeit bewahren können.

Euer Anfang war ihr Ende! flüsterte das Gewissen. Und sie weiß es und möchte dennoch bei dir sein, verwandle sie, geht den Schritt und werdet glücklich!, fügte das Herz liebevoll hinzu.

Bella lag so vertrauensvoll an mich geschmiegt da, ihr Blick ruhte auf mir.

Niemals konnte ich ihr weh tun.

Ahem!, räusperte sich die Erinnerung.

Niemals wieder konnte ich ihr weh tun, dafür war sie mir zu wertvoll.

Zärtlich küsste ich ihre Stirn.
„Schlaf jetzt Geliebte, ich wache über deinen Schlaf“, ich zauberte das schiefe Grinsen auf mein Gesicht, da ich wusste, wie sehr sie es liebte und hielt sie so fest, wie die Vorsicht es zuließ.
Langsam schlossen sich ihre Augen, flackerten noch mal auf und schlossen sich erneut.
Ich fühlte den Hauch eines Kusses an meinem Hals, der mich erbeben ließ.

Dann spürte ich ihre ruhigen Atemzüge.


Gespräche

Stunde um Stunde betrachtete ich ihre schlafende Gestalt.
Nach einer ruhigen Einschlafphase in welcher ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht erschien, begann sie unruhiger zu werden. Immer wieder musste ich die Decke um sie legen. „Edward, nein, geh nicht bleib!“ murmelte sie. Ein tiefes Seufzen entrang sich ihrer Brust.
Wie hatte ich sie so verletzen können?
Ihre Worte steckten in meiner Haut wie Glassplitter, bohrten sich in mein Fleisch durchdrangen mein Herz.
Ein Schmerz der nur einen Namen hatte - Bella.
Ich war mir so sicher gewesen das Richtige zu tun.
Sie sollte eine Chance auf ein normales Leben haben.
Wie hatte ich mich in meinem Selbstmitleid gesuhlt und in dem Gefühl für ihr Glück zu leiden.
Dabei verzweifelte sie in dieser Zeit, ebenso wie ich.

Das habe ich dir die ganze Zeit gesagt!, bemerkte das Herz.
Aber sie ist ein Mensch! rechtfertigte sich der Verstand. Menschen vergessen schnell.
Sie ist anders, das habe ich immer gespürt! trumpfte das Herz auf.

Bella murmelte immer wieder meinen Namen.
Bei jeder Nennung liefen warme Freudentaumel durch mein Innerstes.
Sie liebte mich, ob ich es verdiente oder nicht.
Bedingungslos, wie nur Bella lieben konnte.
Zärtlich strich ich über ihre Stirn, was verbarg sich wirklich dahinter? Ich hätte es so gerne gewusst.

Als die erste Morgendämmerung heran brach küsste ich ihr sanft das Haar und legte wie stets einen Zettel neben sie. Bisher war sie nie aufgewacht, doch für den Fall, dass es doch geschah sollte sie sich nicht ängstigen.

Bin bald zurück, zähle die Sekunden bis ich dich wieder in den Armen halte. Ich liebe Dich, Du bist mein Leben.

Schnell sprang ich aus dem Fenster, die Nachbarschaft schlief noch. Belanglose Traumgedanken drangen zu mir, ich blendete sie aus. Die Gedanken, welche ich wirklich hören wollte würde ich niemals hören.

Der Tau hing in Gräsern und Büschen. Eine Spinne baute ihr kunstvolles Netz unermüdlich und unbeirrt. Ein Meisterwerk der Natur, wunderschön und unbeachtet.
Ich begann zu rennen, die Frische des Morgens legte sich wärmend um meinen eiskalten Körper.
Einige Minuten später erreichte ich unser Haus, es brannte kein Licht.
Normal erscheinen war unsere Hauptaufgabe und da Menschen um diese Zeit schliefen blieben auch unsere Lichter gelöscht. Für uns machte es keinen Unterschied, wir brauchten keine Helligkeit um uns zu orientieren.
Esme saß über die Dartmouth Blaupause gebeugt und machte sich Notizen, welche Handwerker zu beauftragen waren und wo sie nach den passenden Möbeln suchen würde.
„Hi Mom!“ kurz streiften meine Lippen ihr Haar und sie sah überrascht und gerührt zu mir auf.
Solche Zärtlichkeiten lagen nicht in meinem Wesen. Nur gegenüber Bella und in meinen Kompositionen konnte ich mich offenbaren.
„Schläft Bella?“, ihre Stimme hatte einen mütterlich warmen Unterton, als sie diesen Namen aussprach. Ich nickte und griff nach einem Briefumschlag.

Rasch füllte ich die noch leeren Felder auf Bellas Dartmouth Bewerbung aus und machte alles versandfertig.
„Ich bin einverstanden“, ertönte hinter mir Alice piepsige Stimme.
Das war das Schöne an ihr, ich musste nicht lange erklären, um was ich sie bitten wollte. Ihre Visionen erleichterten unsere Gespräche ungemein.
„Aber wenn Bella raus bekommt, dass ich meinen Empfang rund um die Uhr auf sie richte, wird sie echt sauer. Das ist dir doch klar, oder?“
Mit schief gelegtem Kopf betrachtete sie mich.

„Alice nicht nur Bella, du sollst auch die Volturi und Victoria noch schärfer beobachten, wir dürfen nichts übersehen. Außerdem musst du herausfinden was in Seattle vor sich geht. Sie ist ein Mensch und die Gefahren sind zu groß, als das sie ihnen alleine begegnen könnte.“
Sie runzelte ihre Stirn, seufzte tief und schaute mich mitleidig an.
„Wenn du sie endlich verwandeln würdest, könntest du uns all das ersparen. Ich sehe, dass sie eines Tages eine von uns ist. Warum tust du es nicht einfach?“
„Niemals!“, ich biss die Zähne fest zusammen.
„Wir haben abgestimmt, weißt du noch? 5 zu 2! Es ist beschlossene Sache...“

Bevor sie weiter reden konnte eilte ich die Treppe hoch Alice wollte mich einfach nicht verstehen.
Carlisle war in seinem Arbeitszimmer. Er hob den Kopf und blickte mich an.
Mit kurzen Worten erzählte ich ihm von Bellas Theorie.

„Weißt du“, ich stockte.
„Ja mein Sohn?“ seine ruhige Art verhinderte es mich zu drängen. Er würde sich alle Zeit nehmen, die ich brauchte.
„Mir ist Verschiedenes aufgefallen. Diese Werwölfe verhalten sich so anders, als die aus deinen Erzählungen.“ Wie sollte ich es in Worte fassen, wollte ich überhaupt eine Bestätigung meiner Ahnung, oder würde das mein Feindbild in Trümmer legen?
„Sie verwandeln sich nicht nur bei Vollmond, ihr Leben scheint dem Schutz der Menschen geweiht und sie tragen das Wandelgen in sich und vermehren sich nicht durch einen Biss, außerdem können sie in einem Rudel leben. All das passt nicht.“
Carlisle nickte, „Das alles ist mir bereits vor siebzig Jahren aufgefallen. Seither habe ich mir meine Gedanken gemacht. Vermutlich sind es Gestaltenwandler und die Wahl des Wolfskörpers war mehr zufällig, es hätte auch ein Bär oder Adler sein können.“

Jetzt kannst du Bella die Freundschaft mit Jacob nicht mehr verbieten…, stellte das Herz fest.

„Von ihnen geht also keine Gefahr aus?“ ich musste es einfach ganz sicher wissen.
Bedächtig wählte Carlisle seine Worte. „Ja und Nein. Sie sind nicht in so weit gefährlich, als das sie über Menschen herfallen um sie zu beißen, aber sie können wütend werden und die Beherrschung verlieren. Mir ist die Geschichte einer jungen Frau zu Ohren gekommen, Emily. Sie ist mit Sam verlobt und der ist ganz sicher ein Gestaltenwandler, der Geruch nach nassem Hund umgibt ihn wie eine Aura.“

Gedankenverloren blickte er auf seine Hände.
„Ihre rechte Gesichtshälfte ist vom Haaransatz bis zum Kinn von drei dicken Narben entstellt. Angeblich hat ein Bär sie angefallen, aber dieser hätte niemals solch eine Verletzung verursacht. Ein wütender Bär hätte sie getötet.“
Wieder schwieg er.
„Du glaubst, dass es Sam war?“ meine Stimme stockte bei der Vorstellung, wie oft sich Bella im Reservat aufgehalten hatte. Was hätte alles passieren können?

Sie hätte getötet werden können, während du in Selbstmitleid versunken warst!!!!!, schrie der Selbsthaß.
Nie wieder darf sie dorthin!, bestimmte der Verstand.
Zwing sie nicht zu wählen!, flüsterte das Herz.

„Ich möchte nicht vorschnell urteilen. Emily ist keine meiner Patientinnen, aber ich vermute, dass er es war, ja! Wahrscheinlich hatte er sich kurz nicht unter Kontrolle.“
Seine ruhigen Augen blickten mich an.
„Bella ist bisher nichts geschehen, mach dir keine unnötigen Sorgen und Vorwürfe. Du wolltest das Beste für sie, nur darum bist du gegangen. Was geschehen würde konntest du nicht ahnen. Doch sie lebt und das verdanken wir Sam und den anderen Wölfen. Esme und ich werden ihnen dafür auf ewig dankbar sein.“
Länger hielt ich es nicht aus, eine Unruhe, welche an Hysterie grenzte erfasste mich.

Ihr Leben war so oft bedroht worden, schwebte gerade eine Gefahr über ihr, hatte jemand Alice überlistet...?
Ich musste zu ihr, sofort!
Mit einem hastigen Nicken verließ ich Carlisle, stürmte hinaus und rannte in mein Zimmer.
Dieses lästige Menschentheater!
Mit schnellen Bewegungen entkleidete ich mich, riss irgendetwas aus meinem Schrank, zog es über, fuhr mir durch die Haare und war schon wieder auf dem Weg zu ihr.
Ich rannte nicht, ich flog den Gang entlang, die Treppe hinunter.
Alice stand unten und hielt den Brief in der Hand.

„Erledige ich heute Früh, auf dem Weg zur Schule und es geht ihr gut, sie wird in genau 23 Minuten wach werden.“ lächelte sie.
Ich nahm mir nicht die Zeit für eine Antwort.
Wenige Minuten später schwang ich lautlos durch ihr Fenster.
Sie lag auf der Seite und hatte sich zusammen gekrümmt.
Hatte ein Albtraum sie gequält?
Rasch steckte ich meinen Brief an sie ein und setzte mich in den Schaukelstuhl.

Mir blieben noch 19 Minuten um in ihren Anblick zu versinken.

Wie sehr hielt sie mich gefangen!

Sie war das Einzige, was ich wirklich brauchte um glücklich zu sein und das würde sich niemals ändern.

Bis(s) in alle Ewigkeit.


Morgenstunde


Liebevoll betrachte ich ihre Gestalt, ihr Antlitz, sie lag so tief im Reich der Träume versunken, dass sich Trauer in mein Innerstes stahl.
Wie beneidete ich sie um ihre Fähigkeit zu träumen.
Mir blieb der Fluch des ständigen Zweifelns und Grübelns, nie konnte ich in ein Reich des unkontrollierten Wunschdenkens abgleiten.
Ich konnte sie nicht in meinen Träumen besitzen , da mir die Gunst des Schlafes mit der Verwandlung geraubt wurde.
Die Unsterblichkeit hatte ihren Preis. Verlust der Seele, ewiger Durst und nie wieder Erlösung im Arm der Träume zu finden.
Immer wach sein, stets Denken.
Vielleicht gehörte das zu unserer Strafe weil wir Monster waren?!
Untote die vorgaben etwas zu sein, was sie nie erreichen konnten, nur kopieren.

Ich hörte das Rasseln von Charlies Wecker und das Knarzen seines Bettes, als er sich erhob.
Wie jeden Morgen verbrachte er 7 Minuten im Bad, zog seine Uniform an und stapfte in Richtung Küche. Trotz seiner schweren Schritte bemühte er sich möglichst Bella nicht zu wecken.
Unten hörte ich das Rumoren im Kühlschrank, offensichtlich belegte er ein Brot mit etwas, schloss den Kühlschrank und verließ das Haus.
Alles wie immer. Nie setzte er sich hin, um in Ruhe zu frühstücken.
Nie kochte er Kaffe, vermutlich trank er seinen ersten Becher auf dem Revier.
Wie hatte ich diese Routine entbehrt. In meinem selbst gewählten Exil hätte ich jede Minute des Tages mit ihr durchleben können, wenn ich mir diese Gedanken gestattet hätte. Doch ich konnte es nicht, es hätte mich zerstört.

Na, wie würde man das sonst nennen, was du durchlitten hast? Wenn nicht Selbstzerstörung?, fragte die Erinnerung.
Und nicht nur du, auch Bella hat so gelitten...!, seufzte das Gewissen.

Wehmütig betrachtete ich sie. Die Spuren der Verzweiflung waren gemildert und für menschliche Augen sicher nicht mehr zu finden.
Doch ich sah sehr wohl, dass die kleine Falte auf ihrer Stirn einen Hauch tiefer war als früher und ich bemerkte den Ausdruck der Verzweiflung jedes Mal, wenn ich sie verlassen musste.
Was hatte ich uns nur angetan?
Bella begann sich unruhiger zu bewegen und ich wusste, dass sie in wenigen Minuten erwachen würde. Noch einmal wurde sie ruhiger, dann flackerten ihre Augenlieder und sie blickte mich verschlafen an.

Der Schleier der Nacht lichtete sich und ein Strahlen von überirdischer Schönheit nahm seinen Platz ein.
„Edward“, mit einem Jauchzen sprang sie auf. Ich breitete meine Arme aus und sie ließ sich in meine Umarmung fallen. Zärtlich zog ich sie an meine kühle Brust und bedeckte ihren Hals mit kleinen Küssen, erst als sie fröstelte und ich meine Selbstbeherrschung kaum noch kontrollieren konnte, schob ich sie sanft von mir.
„Wir müssen zur Schule“, mit meinem schiefen Grinsen schaute ich sie an. Unsere Blicke verschmolzen und ich fühlte die Begierde so stark brennen, dass ich es kaum noch ertrug.
„Und wenn du dich nicht beeilst, dann kommen wir zu spät!“ Eigentlich war übermäßige Eile nicht angebracht, aber würde ich dem Verlangen noch eine weitere Minute stand halten?
Mit einem Seufzen suchte Bella ihre Kleidung zusammen und ging ins Badezimmer.

In der Nachbarschaft war es noch sehr ruhig. Die üblichen morgendlichen Gesprächsfetzten erreichten mich, niemand beachtete Charlies Haus, also sprang ich aus dem Fenster und holte mein Auto.
Als Bella aus der Tür trat stand ich bereits neben der geöffneten Beifahrertür.
Mit einem leichten Kuss begrüßte ich sie, als wäre ich nicht die ganze Nacht bei ihr gewesen.
Dieser Teil des Menschentheaters gefiel mit in der Tat ausgezeichnet.

Während früher die Schule zu meiner persönlichen Hölle gehörte genoss ich sie nun in vollen Zügen. Außer in Mathe besuchte ich alle Kurse mit Bella gemeinsam, Hand in Hand mit ihr durchwandelte ich den Himmel auf Erden.


3. Ausweichmanöver

Spanisch war vorbei und wir schlenderten Hand in Hand zur Cafeteria.
Bella lächelte leicht und ich hätte zu gerne gewusst warum.
Lag es an dem bewundernden Blick den Mike Newton ihr geschenkt hatte?
Sie sah in ihrem hellblauen T-Shirt mit V-Ausschnitt wirklich hinreißend aus.
Es betonte ihre zierliche Figur und reizte den Mann in mir.
Wie hätte ein Mensch das übersehen können?

Doch wenn der Newton Junge nicht gut aufpasste, würde ich ihn eines Tages gegen die Wand des Bioraumes schmettern, seine Knochen zerbrechen, ihn für immer zum Schweigen bringen.
Seine Gedanken waren unerträglich, vulgär und widerlich.
Was glaubte er denn, mit welchem Recht er Bella so betrachten durfte?
Sie gehörte zu mir und zu sonst Keinem!

Je mehr wir uns unserem Tisch näherten um so bedrückter wurde Bellas Stimmung. Aufmerksam betrachtete ich sie, was hatte ich übersehen?

Alles war wie immer.

Die meisten unserer Mitschüler hatten feste Tische gewählt, auch wir gingen zu unseren Plätzen Angela, Alice und Ben warteten schon auf uns.
Was verdunkelte Bellas Sinn?

Die Wände waren dekoriert mit unzähligen Plakaten.
Befürchtete sie, dass sie erneut zum Abschlußball musste?
Doch sie hatte mein Wort erhalten und ich würde auf den Genuss eines weiteren Tanzes mit ihr verzichten.

„Hast du deine Karten schon verschickt?“, wollte Angela von Bella wissen.
Ihre freundlichen Gedanken gegenüber Bella waren stets eine Wohltat.
Sie bemerkte ihr wunderschönes Äußeres und freute sich darüber.
Ganz anders Jessica, sie saß uns schräg gegenüber am übernächsten Tisch und durchbohrte abwechselnd Bella und Mike mit hasserfüllten Blicken. In ihren Gedanken brodelte die Eifersucht.
Sie würde nie begreifen, warum Mike und die meisten Jungs der Schule so gefangen waren von Bella.
Jessica war zu gewöhnlich um das Mysterium des wahren Schönen zu erkennen. Vermutlich passte sie deshalb so perfekt zum dem Newton Jungen.

Oder war es einfach Bellas Ausstrahlung des Reinen, welche in uns Männern den Ritter erweckte?
Wenn ich die Gedanken von Mike ertragen musste, zweifelte ich allerdings an dieser Version.
Alles was ich mir versagte, hatte er bereits in Gedanken mit ihr getan.
Ich verabscheute ihn für seine Phantasien mehr als ich je einen anderen Mann gehasst hatte.

Und was ist mit Jacob? säuselte der Verstand.

Ich hasste Jacob nicht.
Er hatte Bella geschützt, als ich es nicht tat. Diese Dankbarkeit würde mich für immer verpflichten.
Dennoch war ich mir seiner Macht als Rivalen bewusst!

Alice riss mich mit völlig nebensächlichen Belanglosigkeiten aus meiner Grübelei heraus.
In ihren Gedanken sah ich Bella in verschiedenen Designer Anzügen. Der Anblick passte so gar nicht zu meiner Bella, dass ich schmunzeln musste. Warum hörte Alice nicht endlich auf, sie verändern zu wollen?

Ich liebte Bella so, wie sie war.
Mit T-Shirt und Jeans, oder im Abendkleid.
Garderobe war nur unwichtige Hülle.
Bella begehrte ich, weil sie selbstlos, mutig und stark war, weil sie sich mir ohne Angst anvertraute und mich so liebte wie ich war - wie ich immer sein würde.
Nicht mein Geld reizte sie, meine Abartigkeit verscheuchte sie nicht.
Bella wollte mich, weil ich war was ich war, oder eben trotzdem, unvorstellbar...

„Nein“, antwortete Bella auf Angelas Frage.
„Bei mir lohnt sich das nicht. Renée weiß, wann die Abschlussfeier ist. Wem sonst sollte ich es mitteilen?“
In ihrer Stimme klang ein leises Bedauern mit.

Sicherlich dachte sie an den Hund, aber der würde den Termin der Abschlußfeier ganz sicher von Billy Black erfahren. Nutze er die Gelegenheit um sie wieder zu sehen? Unmerklich knirschte ich mit den Zähnen.

„Und du Alice?“ Auf dem Gesicht meiner Schwester erschien ein leichtes Lächeln. Wem sollte sie schon schreiben?
„Schon erledigt.“
„Du Glückliche.“ Angela seufzte und in ihren Gedanken sah ich einen gigantischen Berg von Umschlägen, welche sich auf ihrem Schreibtisch stapelten. Wenn sie die wirklich noch alle beschriften wollte, würde sie niemals bis zur Abschlußfeier fertig werden.
„Meine Mutter hat unzählige Cousinen und Cousins, und sie erwartet, dass ich jedem eine Karte schreibe. Ich krieg bestimmt eine Sehnenscheidenentzündung. Ich kann es nicht länger vor mir herschieben, aber mir graut schon davor.“
Dafür hatte ich vollstes Verständnis.

Ben verschanzte sich noch tiefer hinter seinem Comic und tat so, als ob er den Hilferuf von Angela nicht gehört hatte.
„Ich helfe dir“, bot Bella spontan ihre Hilfe an. „Wenn meine Klaue dich nicht stört“
Eine wundervolle Idee! Ich musste demnächst zur Jagd und bei dem Berg an Arbeit würde Bella nicht zu viel grübeln. Natürlich würde Alice die Bewachung noch verstärken müssen, schließlich konnte Angela nichts zu Bellas Schutz unternehmen. Dennoch der Gedanke an die vielen Adressen, welche geschrieben werden mussten gefiel mir ungemein.

Auch Angela war sichtlich erleichtert, ihre dezente Art hätte es ihr niemals gestattet um Hilfe zu bitten. Doch ein Blick auf Bella verriet ihrem untrüglichen Gefühl für das Echte, dass es für Bella kein Opfer war zu helfen.

„Das ist super nett von dir. Sag Bescheid, wenn es dir passt, dann komme ich vorbei.“
In ihren Gedanken sah ich sie bereits mit einem riesigen Wäschekorb voll Post vor dem Haus der Swans stehen.
„Wenn du nichts dagegen hast, komm ich lieber zu dir – zu Hause fällt mir die Decke auf den Kopf. Charlie hat gestern Abend den Hausarrest aufgehoben.“
Bei dieser Verkündung grinste sie schelmisch.
Angela reagierte genauso, wie Bella es vermutlich erwartet hatte.
Ihre sanften braunen Augen weiteten sich vor Überraschung.
In Gedanken streifte sie kurz das Warum. Doch sie war tatsächlich einer der am wenigsten neugierigen Menschen, welche ich je kennen gelernt hatte.
Dabei hatte dieses nichts mit Desinteresse am Leben ihrer Mitmenschen zu tun. Sie war einfach bereit jede Privatsphäre zu respektieren.
Ihre Freude für Bella war so still, tief und ehrlich, dass sie mich rührte.
„Echt? Du meintest doch, du wärst für den Rest deines Lebens eingesperrt.“
„Ich bin mindestens genauso überrascht wie du. Vor dem Schulabschluss hätte ich nie damit gerechnet.“

Bei dem Gedanken an Charlies Bedingung ballte ich unwillkürlich die Hände zu Fäusten.
Diese Taktik war ausgesprochen clever gewählt.
Durch seine Schilderung von Jacobs Leid würde Bella in ihrer Selbstlosigkeit, irgendwann nicht widerstehen können und diesen widerlichen Köter trösten wollen.
Irgendwie passte dieses Taktieren nicht zu Charlies sonstiger direkten Art.
Eine starke Ahnung hatte sich meiner bemächtigt, dass in Wahrheit Billy Black diese Strategie entwickelt hatte um Bella von mir zu entfernen.
Wie ich wusste, stand er unserer Beziehung geradezu feindselig gegenüber.
Er fürchte für ihr Leben, war aber durch den Vertrag zum Stillschweigen über mein wahres Ich verdammt.
Nie würde er es schaffen einen Keil zwischen Bella und mich zu treiben, genauso wenig wie sein Sohn!

„Das ist ja toll, Bella! Wir müssen unbedingt ausgehen, um das zu feiern.“ freute sich Angela.
In ihren Gedanken blitzte eine Strandparty in La Pusch auf.
Würde es mir je gestattet sein, diesen Ort zu betreten?
„Oh ja, das klingt gut.“ Bella klang zwar erfreut, aber nicht gänzlich begeistert. Ausgehen und feiern waren nicht gerade ihre Lieblingsworte.

Tatsächlich verbrachten wir die Abende entweder bei Charlie oder meiner Familie. So sehr ich mir für sie mehr überschwängliche Freude und ausgelassene Feiern mit ihren Freunden wünschte, so sehr weigerte sie sich.

„Was sollen wir machen?“ fragte Alice begierig nach.
Natürlich war Bellas Enthüllung für sie keine Überraschung gewesen und in ihren Gedanken sah ich uns alle bereits ein Spielcasino in Monte Carlo besuchen.
Ich verdrehte innerlich die Augen.
Wir versuchten alles um normal zu erscheinen und Alice steckte die Grenzen des Üblichen so weit, dass sie jedem Menschen als Andersartigkeit ins Auge fallen mussten.
Doch Bella kannte Alices Hang zu Übertreibungen hinlänglich und schaute sie daher skeptisch an.
„Egal was du im Sinn hast, Alice, so frei bin ich nicht.“
„Frei ist frei, oder?“ fragte Alice mit unschuldiger Mine. Doch Bella ließ sich nicht täuschen, das verriet ihr skeptischer Blick.
„Bestimmt gibt es für mich immer noch Grenzen – innerhalb der USA müssen wir schon bleiben.“

Angela und Ben lachten, sie hielten die Diskussion für einen Scherz.
Wie gut, dass sie so arglos waren, sonst hätten sie an Alices enttäuschter Miene ablesen können, wieviel Ernst dahinter steckte.
„Was unternehmen wir dann nun heute Abend?“ fragte Alice quengelig.
Nun sah ich uns alle in einer verruchten Cocktailbar in New York. Sie war einfach unverbesserlich.
Doch Bella war auf der Hut.
„Nichts. Wir warten lieber erst mal ein paar Tage, um sicherzugehen, dass Charlie es ernst meint. Außerdem haben wir morgen ja Schule.“

„Dann feiern wir am Wochenende.“ Gegen Alice Begeisterung anzukämpfen war ein fast aussichtsloses Unterfangen. Sie wirkte wie ein kleines Kind, welches eine große Party mit Eiscreme, tausenden Luftballons und Zauberer plante.
Bella war viel zu selbstlos um Alice die Freude gänzlich zu nehmen.
Meine Lieblingsschwester war wirklich eine ausgekochte kleine Kröte.
„Klar“, lenkte Bella dann auch tatsächlich ein.
Während Alice, Angela und Ben begannen zu überlegen, was man alles am nächsten Wochenende unternehmen könnte, weilte mein Blick liebevoll auf Bella.

Ihre Freude, welche so deutlich zu spüren war, als sie verkündete, dass ihr Hausarrest aufgehoben sei, verflog immer mehr.
Wieder schienen dunkle Gedanken ihre Stirn zu verhüllen.
Was bekümmerte sie?
Hatte sie Sehnsucht nach Jacob Black?
Oder war es die Angst vor Victoria und den Volturi, die sie quälte?
Oh Bella, sag es mir, ich flehe dich an, teile deine Sorgen mit mir. Alles kann ich ertragen, aber nicht diese immer währende Unkenntnis deiner wahren Gedanken.

Es gab einen Gott, dessen war ich mir stets bewusst gewesen und er strafte mich jeden Tag aufs Neue.
Hatte ich früher stets gedacht, Bella wäre von dem Engel verlassen und ich müsste sie nun schützen, begriff ich, wie falsch diese Einschätzung gewesen war.
Bella stand stets unter dem Schutz des wahrhaft Guten.
Während ihr Geruch das Monster in mir gereizt hatte, weckte ihre Reinheit meinen Beschützerinstinkt.
Bella hatte den Inneren Kampf von Gut und Böse eröffnet und das Schlachtfeld war das, was einmal meine Seele gewesen war.
Sie war um mich zu strafen und um mir gleichzeitig den Himmel auf Erden zu schenken.
Und egal wer sie mir gesandt hatte, ich dankte ihm mit aller Kraft, denn ohne sie würde ich nie den Sinn des Lebens erkannt haben.

Meine Liebe zu ihr war das Einzige wofür es sich je gelohnt hatte zu existieren und das würde sich niemals ändern, bis(s) in alle Ewigkeit.

Die Welt der Gedanken hielt mich so gefangen, dass ich auf das Geschehen in der Cafeteria erst durch aufgeregte Stimmen aufmerksam wurde.
„Alice? Alice!“ Angelas Stimme riß mich aus den Grübeleien.
Sie bewegte ihre Hand vor Alice starrem Gesicht hin und her.
Doch Alice war so in ihrer Vision gefangen, dass sie niemanden wahr nahm.

Sie lief durch den Wald, vor ihr tauchte immer wieder weit entfernt eine Person auf.
Ihre langen, roten, wallenden Haare ließen nur den Schluß zu, dass es Victoria war.
Neben Alice tauchte Jasper auf und auch Rosalie, Emmett und Carlisle konnte ich mehr erahnen, als das ich sie sah.
Aus einiger Entfernung hörte ich Emmetts tiefes Lachen. „Das ist doch mal ein richtiges Samstagabend Vergnügen“, rief er Rosalie zu. Weiter, immer weiter jagte meine Familie hinter Victoria her.

Ich hatte genug gesehen.
Mit einem lauten Lachen zog ich Angelas und Bens Aufmerksamkeit auf mich und versetzte Alice einen heftigen Tritt unter dem Tisch. Sie zuckte zusammen und erwachte aus ihrer Vision.
„Hältst du um diese Zeit schon ein Nickerchen, Alice?“
meine Stimme klang neckend, doch in mir tobte die Panik.
Bella schwebte in höchster Gefahr, wo sollte ich sie hinbringen?
In Alaska war sie nicht sicher, Victoria kannte unsere enge Verbundenheit mit dem Denali Clan und würde uns dort sofort vermuten.

Alaska?, tobte das Herz.

Natürlich, dort war es nicht warm genug, Bella brauchte Wärme um glücklich zu sein!

„Entschuldigung. Ich hab wohl geträumt.“ Alice war wieder ganz da, um sie mußte ich mir keine Gedanken machen.
„Besser träumen als an die beiden Schulstunden denken, die noch vor uns liegen.“ antwortete Ben.
Voll Eifer stürzte sich Alice in eine erneute Diskussion für die Planungen des nächsten Wochenendes, wohl wissend, dass Bella an diesen Tagen möglichst weit weg sein mußte. Sie warf mir einen kurzen Blick zu.

Ich ergriff eine von Bellas Haarsträhnen und drehte sie vorsichtig um meinen Zeigefinger.
Sie zu berühren milderte ein wenig die unglaubliche Panik die mich lähmte.
Wo bestand keine Gefahr für Bella?

Südamerika, Amazonas ... im tiefsten Urwald wäre sie sicher vor Victoria.

Nun, dafür wird sie an den tropischen Krankheiten sterben, da sie nicht geimpft ist und unbequem wird es dort in der tiefsten Wildnis sicher auch! höhnte der Verstand.

Vielleicht sollte ich Bella nach London entführen, oder Berlin, beides Großstädte mit eher schlechter Wetter Prognose. Dort würde Victoria lange nach uns suchen müssen.
Sie mußte Forks verlassen, ich konnte nicht zulassen, dass Victoria sich ihr näherte.
Meine Gedanken rannten im Kreis, immer wieder und wieder, wiederholten sie sich, bis ich in den Boden meiner Gedankenwelt eine tiefe Spur gezogen hatte.
Panik lähmte mich.
Was wenn ....
Wie konnte ich...
Ein Leben ohne Bella....
Waren alle Vorsichtsmaßnahmen ausreichend?
Konnte es jemals Sicherheit für sie geben?
Wenn nur kurz Alice Aufmerksamkeit abgelenkt wäre und Victoria würde in diesem Moment vorstoßen?
Nie wieder war ein Leben ohne Bella vorstellbar, niemals...
Ich konnte nicht ohne sie sein!
Wo sollte ich sie hinbringen?
Wenn sie bei Charlie blieb, hätte Victoria zu leichtes Spiel!

Alice passt auf!, beruhigte der Verstand.
Und wenn sie eben kurz nicht aufmerksam genug ist?, schrie die Vorsicht.

Ich könnte sie zu uns nach Hause bringen, mit Rosalie und Esme als persönliche Leibwache, wäre sie gut geschützt, während wir anderen Victoria endlich unschädlich machen würden.

Eine grandiose Idee! schnaubte der Verstand. Charlie wird sicher begeistert sein, wenn Bella in einem Haus mit dir und deinen Brüdern übernachtet.

Selbstverständlich würde das unter keinen Umständen möglich sein, aber wir mußten Victoria endlich töten und Bella durfte ihr nicht zu nahe kommen.
Victorias Sterben war unausweichlich für die Wahrung von Bellas Seelenfrieden und dem Stillen meiner Rachepläne.
Mein ganzer Hass flammte erneut auf.
Wie konnte sie es wagen Bella zu bedrohen, ihr gar nach dem Leben zu trachten?
Jeder der das tat hatte nicht das Recht weiter zu existieren.
Niemand durfte auch nur daran denken ihr Böses zu wollen.
Nicht der Reinheit in Person.
Es war als wollte man einen Engel ohne Flügel jagen.
Nur weil er verletzlich und sanft war.
Ich fühlte eine übermächtige Zärtlichkeit, welche mir den Hals zuschnürte.
Bella war so einmalig, dass die Sterne nicht mehr glänzen könnten würde ihr etwas geschehen. Die Boten des Guten würden die Erde für immer verlassen, wenn ihre Schwester im Geiste stürbe und die Menschheit müßte auf ewig im Elend verharren, ohne je zu begreifen warum eine neue Eiszeit ausgebrochen war.

Sie nehmen und fliehen.... doch wohin?
Ich mußte dringend mit Carlisle und Esme reden, die beiden würden mich verstehen und sicher eine Lösung finden.
Beim Klang der Nehmen in einem Gedanken sah ich die Lösung vor mir.
Wie hatte ich das Offensichtliche so lange übersehen können?

Panik war noch nie sonderlich hilfreich für klare Überlegungen! versetzte mir der Verstand einen schnippischen Hieb.

Carlisle und Esme hatten Bella Flugtickets nach Jacksonville geschenkt und dort würde Victoria sie ganz sicher nicht finden.
Doch wer sollte sie begleiten?
Alice würde diese Aufgabe mit Freuden übernehmen, aber im gleichen Gedankenzug wußte ich bereits, dass ich niemals wieder eine so lange Trennung von Bella ertragen konnte.
Ich brauchte sie, für immer und ewig.

Wir würden nach Jacksonville fliegen, unser erster gemeinsamer Urlaub.

Na ja, die Flucht vor einem Rache hungrigen Vampir kann man nicht wirklich mit Urlaub vergleichen! korrigierte der Verstand.

Sie und ich drei Tage in der Sonne, natürlich würde ich nicht viel hinausgehen können, aber abendliche Strandspaziergänge mit Bella waren nicht unmöglich.
Um diese Jahreszeit verschwand die Sonne bereits gegen 20 Uhr und uns bliebe viel Zeit den Strand und die Brandung zu genießen.
Hand in Hand am Meer entlang spazieren. Unter den nackten Füßen den Sand und die kleinen Ausläufer der Wellen fühlen. Es wäre wie Urlaub, zumal Bella nicht ahnte, dass unsere Reise eine Flucht war.

Schon einmal mußte sie Forks verlassen, weil ein blutrünstiger Vampir sie verfolgte - James.
Ihr Entsetzen, diese unglaubliche Angst um Charlie, waren mir noch zu gut in Erinnerung, als dass ich sie diese jemals wieder fühlen lassen würde.

Und wie willst du Bella dazu verleiten nach Jacksonville zu fliegen? hauchte der Verstand.
Du weißt doch, das sie Charlie nicht brüskieren will. Eine Reise mit dir, das wird er niemals gestatten.

Über dieses Problem würde ich sinnieren müssen, doch ich war mir gewiß, dass ich eine Lösung finden würde, nein , eine Lösung finden mußte!
Bella beobachtete mich genau, während der folgenden Minuten und Stunden.
Natürlich fühlte ich ihre brennenden Fragen und war doch nicht gewillt diese zu beantworten.
Ich provozierte ein Gespräch mit Ben über Hausaufgaben, welche ich längst erledigt hatte.
In den kurzen Pausen suchte ich das Gespräch mit Anderen, nur um ihr nicht Rede und Antwort stehen zu müssen.
Immer wieder traf mich ihr fragender Blick.
Sie hatte die Vision von Alice nicht übersehen, dafür war sie zu sehr an unsere Welt gewöhnt. Niemals sollte sie erfahren, welche Gefahr ihrer lauerte.
Der Verzicht auf unsere privaten Momente zwischen den Stunden bedeutete für mich die Hölle.
Mike, Eric und Taylor registrierten die scheinbare Distanz zwischen uns.
*Endlich ist sie dem Cullen über, er schaut kaum nach ihr, vielleicht geht sie ja Freitag mit mir aus?* hoffte Eric.
*Ich muß Bella fragen, ob sie Freitag mal ne Cola mit mir trinken geht* schwärmte Taylor.
Mikes Gedanken gingen viel weiter und um meine Selbstbeherrschung nicht zu verlieren, blendete ich sie aus.
Unbeobachtete tippte ich eine kurze SMS und versuchte nicht auf seine ekelhaften Gedanken zu achten.
Doch seine Phantasien waren zu stark und drängten sich immer wieder in meinen Kopf, ob ich wollte oder nicht.
Dieser Unwürdige bombardierte mich mit seiner Vorstellung von körperlichen Freuden, welche er mit Bella teilen wollte.
Wie konnte er sich diese Gedanken erlauben, während ich sie mir versagte?

In einer der kurzen Pausen verschwand er endlich und ich atmete auf, ich wußte nicht, wie lange ich mich noch beherrscht hätte.
Mit geknickter Miene erschien er wieder. Doch seine Gedanken kreisten nun nicht mehr um Bellas Körper, sondern um seinen Wagen.
Rosalie hatte mal wieder bewiesen, dass sie der beste Mechaniker der Familie war.
Als die Schulglocke das Ende des Schultages verkündete nahm ich Bella fest an die Hand.
Sie gehörte zu mir.
Ihre Gegenwart beruhigte mich in so weit, dass ich ein Gespräch mit dem Unwürdigen führen konnte.
Bellas Erstaunen war nicht zu übersehen, sie wußte, dass der Newton Junge nicht zu meinen Freunden zählte. Immer langsamer wurden ihre Schritte, bis ich sie fast hinter mir herzog.
Ich konnte ihre Fragen jetzt nicht beantworten, ohne ihr von Alice Vision zu erzählen.
Mike schien ähnlich erstaunt, wie Bella.
Er erzählte, dass er in der Pause sein Auto nicht hatte starten können, erst nach dem dritten Versuch sei es angesprungen.
„…aber die Batterie hab ich grad erst ausgewechselt.“ er schaute zu seinem Wagen und dann mißtrauisch zu mir.
*Was geht das Cullen an? Seit wann interessiert der sich für meine Probleme? Außer Bella scheint er doch sonst nichts zu sehen und nun tut Cullen hier so freundlich, ob er an meinem Wagen rumgefummelt hat? Widerlicher Typ! Ach ne, er war gar nicht auf dem Parkplatz...*
Ich unterdrückte ein breites Grinsen. Er war gar nicht so dumm, wie er aussah.
„Vielleicht liegt es an den Kabeln?“
Wie ich Rosalie kannte hatte sie etwas viel komplexeres ersonnen.
„Vielleicht. Ich hab echt überhaupt keine Ahnung von Autos.“ das Eingeständnis seiner Unfähigkeit fiel ihm schwer. Mit grimmiger Freude beobachtete ich dieses.
„Irgendwer muss sich den Wagen mal ansehen, aber ihn zu Dowling`s zu bringen, kann ich mir nicht leisten.“
In seinen Gedanken sah ich den Stundenlohn, welchen er von seiner Mutter erhielt. Wie konnte man seinen eigenen Sohn so schlecht bezahlen?
Bella wollte irgend etwas sagen, hatte sie mich durchschaut? Ihr Gesicht wirkte traurig und wütend zugleich.
Dieser Ausdruck bewog mich zur Wiedergutmachung, wenn es sie beglückte sollte es mir nicht schwer fallen dieses Ekel nett zu behandeln.
„Ich kenne mich ein wenig aus – ich könnte ihn mir mal anschauen, wenn du willst,“ bot ich ihm an.
Auch wenn ich dir eigentlich lieber den Hals umdrehen würde, damit deine schmutzigen Phantasien mich nicht mehr quälen können, setzte ich lautlos hinzu.
„Ich will nur vorher Alice und Bella nach Hause bringen.“
Mike und Bella starten mich verwundert an.
Mikes Gedanken klangen noch dümmer als gewöhnlich, er begriff meine scheinbare Freundlichkeit nicht, spürte aber meine unterdrückte Aggression und versuchte so schnell wie möglich Abstand von mir zu gewinnen.
„Öh…danke,“ murmelte er.
„Aber ich muss jetzt zur Arbeit. Vielleicht ein andermal.“
Er würde nicht sehr weit kommen, aber woher sollte er das ahnen.
Und wenn er nicht aufhören würde an Bella zu denken, dann wäre ein kaputtes Auto sein kleinstes Problem.
„Jederzeit.“ spürte er die Doppeldeutigkeit meines Versprechens?
„Bis dann.“ verabschiedete er sich und schüttelte fassungslos den Kopf.
Mein Interesse schüchterte ihn ein und machte ihn argwöhnisch, doch er war zu feige um es auf eine Konfrontation ankommen zu lassen.
Alice wartete bereits im Volvo auf uns, vermutlich hatte sie mich durchschaut, ihre Gedanken verrieten nichts, sie beschäftigte sich noch immer mit ihrer Vision.
Sie wollte Bella warnen, wußte aber genau, dass ich dies niemals zulassen würde. Manchmal war Alice ganz schön nervig, vor allem, wenn es um Bella ging , variierten unsere Ansichten häufig.
Wie immer hielt ich Bella die Tür der Beifahrerseite auf.
Früher war eine solche Wertschätzung ihrer Weiblichkeit ungewohnt für sie gewesen, inzwischen nahm sie diese an.
Ich genoss es sie so nah zu fühlen. Obwohl ich den ganzen Vormittag neben ihr gewesen war, bedeutete mir die Zeit nach der Schule ungleich mehr.
Sie beugte sich zu mir bevor sie einstieg und der süße Duft ihres Blutes hüllte mich ein. Begierig sog ich ihn durch meine brennende Kehle.
Dieser Schmerz war so süß.
„Was war das denn?“ flüsterte sie mir zu.
Eine ihrer Haarsträhnen kitzelte mein Gesicht und es fiel mir sehr schwer ihr vernünftig zu antworten, lieber hätte ich meine Lippen auf ihre gelegt um Raum und Zeit hinter uns zu lassen. Einfach eintauchen in die Welt der Leidenschaft, erschaffen aus Sternenstaub und Lichterglanz, gebildet aus den Farben des Regenbogens.

Wie wolltest du dich in diesem Moment beherrschen, wenn schon ihre Nähe dich so verwirrt? mahnte der Verstand.

Ich zwang mich zu einer Antwort.
„Ich wollte ihm nur helfen.“ Die Skepsis verschwand nicht gänzlich aus ihren zarten Gesichtszügen.
Im Rückspiegel warf ich Alice einen Blick zu.
Meine Lieblingsschwester begriff.
In ihren Gedanken sah ich eine Vision von Bella und mir in Jacksonville.
Doch wie sollte ich Bella überzeugen mit mir zu fliegen und was würde Charlie dazu sagen?
Plötzlich änderte sich Alice Vision. Wir waren in Charlies Küche und Bellas Augen blitzten vor Wut, als Charlie ihr verbot mit mir zu fliegen...
Manchmal war meine Lieblingsschwester wirklich genial.

Unser stummer Austausch dauerte nur wenige Sekunden und dann begann Alice zu plappern. „So ein guter Mechaniker bist du nun auch wieder nicht, Edward. Vielleicht sollte Rosalie heute Abend einen Blick darauf werfen, damit du besser da stehst, wenn Mike deine Hilfe annehmen will. Obwohl es ja ganz lustig wäre, sein Gesicht zu sehen, wenn Rosalie auftauchen würde, um ihm zu helfen. Aber da Rosalie ja eigentlich auf einem Collage an der Westküste sein müsste, ist das vielleicht keine so gute Idee. Zu schade. Andererseits, für Mikes Auto reicht dein Geschick vielleicht so gerade. Nur die Feinheiten eines guten italienischen Sportwagens gehen über deinen Horizont. Apropos Italien und Sportwagen, du bist mir immer noch einen gelben Porsche schuldig. Ich wollte eigentlich nicht bis Weihnachten darauf warten…“

*Okay, ich sage keinen Ton, wegen dem Auto von Mike und ich werde ihr sogar meine Vision verschweigen, obwohl du dich ihr gegenüber falsch verhältst, Bella wird richtig sauer, wenn sie heraus bekommt, dass du ihr etwas verschweigst, aber dafür könntest du mir eigentlich den Porsche schon etwas früher schenken, oder?
Ach bitte Edward du weißt doch, wie sehr ich ihn mir wünsche und ich hasse Warten..... bitte, bitte, bitte.* quengelten ihre Gedanken.
Sie war nur unmöglich, als ob sie mir je in den Rücken fallen würde. Innerlich grinste ich über ihre Gedanken.
Doch zumindest erfüllte ihr Geplapper seinen Zweck, Bella schien den Vorfall mit Mike vergessen zu haben.
Beim Aussteigen sah Alice mich durchdringend an.
*Glaub mir, sie wird es erfahren und es wäre einfach besser ihr die Wahrheit zu sagen. Bella ist viel stärker als du glaubst.*
Während meine äußere Fassade möglichst gelassen war, wehrte ich mich heftig dagegen Bella etwas von Victoria zu erzählen. Sie sollte sich nicht ängstigen, ich würde sie in Sicherheit bringen, kein Schatten sollte sich auf ihre Seele legen, wenn ich es irgendwie verhindern könnte.

Am Anfang unserer Auffahrt hatte ich angehalten.
*Dieses Thema ist noch nicht beendet, Edward. Das werden wir noch genauer besprechen, glaub ja nicht, dass ich so rasch aufgebe. Bella ist meine beste Freundin und wie du dich ihr gegenüber verhältst finde ich es einfach nur falsch!!!*
Oh ja, Alice war fast genauso hartnäckig wie nervig, das hatte mich die Zeit mit ihr gelehrt.
„Bis später.“ stimmte ich ihrer angekündigten Diskussion zu und nickte unmerklich. Sie würde mich nicht umstimmen können.
Wenn es um Bellas Wohl ging durfte ich kein Risiko eingehen, dass würde auch Alice begreifen müssen.
Sie war ausgestiegen und wand sich von uns ab.

Zu wichtig war Bella, wie sollte ich es ertragen Victoria in ihrer Nähe zu wissen?
Nie durfte dies geschehen und wenn ich Bella bis ans Ende der Welt bringen mußte, ich würde sie schützen, für immer.
Als Alice hinter den Bäumen verschwunden war wendete ich das Auto und fuhr zu Charlies Haus.
Unvermutet brach Bella nicht das Schweigen, obwohl ich ihre prüfenden Blicke immer wieder spürte. Sorgte sie sich und wagte deshalb nicht die Vision von Alice zu erforschen?
Meine Gedanken versuchten die ihren zu finden, obwohl der Verstand die Unmöglichkeit des Versuches bereits kannte.
Ihr Mienenspiel wechselte von besorgt bis entschlossen und die Undurchdringlichkeit ihres Schutzschildes schien mich einmal mehr zu verhöhnen.

Das Schweigen im Wagen schien das Echo ihrer verschlossenen Gedankenwelt und mit jeder Minute wuchs mein Unbehagen.
Auf der Suche nach einem unverfänglichen Thema fühlte ich mich wie ein errötender Teenager, welcher Kontakt zu seiner Liebsten suchte
„Wenig Hausaufgaben heute.“ Die Banalität dieser Aussage war schwerlich zu übertreffen.
„Hmm“, Bellas Antwort erleichterte meinen Kommunikationsversuch nicht sonderlich
„Meinst du, ich darf jetzt wieder mit rein kommen?“ versuchte ich erneut ihr Schweigen zu brechen.
„Als du mich heute Morgen abgeholt hast, hat Charlie jedenfalls keinen Aufstand gemacht.“
Obwohl ihre Worte ein Ja bedeuteten schien ein Nein ihn ihnen mit zu schwingen.
Dessen ungeachtet raste ich in meiner Geschwindigkeit um das Auto herum und öffnete ihre Tür.
Zu lieb war mir jede Gefälligkeit geworden, welche ich ihr erweisen konnte.
Ihre Gedanken schienen weit entfernt und so überließ ich sie dem Land, welches ich nie betreten würde.

Sie ging hinauf in ihr Zimmer und ich folgte ihr schweigend, wie ein Schatten.
So lange Victoria wie ein Schwert der Verdammnis über ihr schwebte würde ich ihr stets und ununterbrochen folgen.
Ihre Einsilbigkeit passte nicht zu der Nervosität welche sie ausstrahlte.
Ich legte mich auf ihr Bett, inhalierte den berauschenden Duft, welcher mich an die letzte Nacht erinnerte.
Mein Verlangen wuchs ins Unermessliche und doch durfte ich mich der Versuchung nicht ausliefern. Zu groß war die Gefahr Bella zu verletzen…
Der Verbleib auf ihrem Bett hatte eine selbst bestrafende Tendenz. Ich wollte sie und durfte sie doch nicht besitzen.

Es sei denn du verwandelst sie!, bemerkte das Herz.

Ich blickte aus dem Fenster.
Nein, nein und nochmals nein. Niemals konnte ich ihr das antun. Ihre reine Seele nur aus Egoismus rauben. So schlecht ich war, das würde ich nie und nimmer tun!
Wie könnte ich mich selbst ertragen, wenn die Widerlichkeit der Tat schon als Gedanke so vor mir selbst Ekel machte?

Bella stellte ihre Schultasche ab und schaltete das Ungetüm ein, welches sie als Computer bezeichnete.
Das deutsche Museum in München wäre sicher dankbar ihn als Spende zu erhalten. Dort suchte man ständig nach den Anfängen der modernen Kommunikation.
Mit einer unglaublichen Langsamkeit erhellte sich der Bildschirm und nach weiteren Ewigkeiten öffnete sich das Betriebsprogramm.
Bellas Finger trommelten ein Stakkato.
Ihre innere Unruhe schien sich auf ihre Finger zu übertragen.
Zärtlich legte ich meine Hand auf Ihre und brachte die wirbelnden Finger zur Ruhe.

Wie stets durchfuhr mich ein elektrisierender Schlag als ich ihre warme Hand unter meiner Eiskalten fühlte.
Jede unserer Berührungen nahm mich Wunder, bedeutete eine Einzigartigkeit.
Während jeder Andere mich unbewusst mied, konnte sie unsere Nähe ertragen und Zärtlichkeit zu lassen.

Reicht dir wirklich die Berührung ihrer Hand? lockte die Begierde. Wie unvergleichlich herrlich würde es sein ihre zarten Lippen zu schmecken, ihren weichen Körper zu fühlen und sich in dem Himmel der Leidenschaft zu verlieren?
1
„Sind wir heute etwas ungeduldig?“ hauchte ich sanft. Unfähig meine Stimme oder das Verlangen weiter zu kontrollieren.
Der Mann in mir wollte sie schon zu lange.
Sie erhob ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von Meinem entfernt.

Unsere Augen verschmolzen und ihre Lippen öffneten sich so dicht vor mir, dass sich unser Atem zu einem einzigen Hauch der Leidenschaft verband.
Die Begierde verdrängte den Verstand und meine Hände vergruben sich in ihrem Haar.
Bellas Gesicht zeigte keinen Widerwillen, nur ein leichtes Erstaunen blitzte auf, bevor auch sie sich hingab.
Ihre Arme umschlangen meinen Hals und mit einer Zartheit, welche sie sicherlich als Stärke empfand, hielt sie mich umschlungen. Ewigkeiten waren zu kurz um die Glückseligkeit zu beschreiben welche mich durchströmte…

Bella, du Wundervolle. Wärest du eine Märchengestalt du wärest eine Fee, stets bereit die Wünsche aller zu erfüllen. Sie war meinem persönlichen Märchen entsprungen. Geschrieben um mich stets aufs Neue zu inspirieren.
Meine Hand wanderte ihren Rücken hinab, vorsichtig um sie nicht zu verletzten und doch voller Verlangen.
Ich verzehrte mich nach ihr. Jede Faser meines Körpers schrie nach ihr, wollte diesen Körper mit Küssen bedecken, jeden Millimeter der geliebten Frau erkunden und endlich mit ihr das Glück finden, welches ich nie erstrebt hatte und nun so sehr begehrte.
Bella presste sich noch fester an meine steinharte Brust, ein Feuerwerk explodierte in mir, ihre Leidenschaft fachte die Meine zu einem Inferno an, unfähig ihr zu widerstehen gab ich mich dem Rausch meiner Gefühle hin.
Ich brauchte sie, ich konnte nicht eine Sekunde länger meine Leidenschaft zügeln, sie war Mein, sie wollte mich und ich begehrte sie mehr als ich je etwas gewollt hatte.
Meine Hand erkundete ihren Rücken, unsere Lippen verbanden sich auf eine Weise die alles möglich machte und dann fühlte ich ihr Schaudern.

Deine Kälte lässt sie erzittern ! meldete sich der Verstand ganz leise.
Halt die Klappe! zischte die Leidenschaft… Nicht jetzt! Sie will es und ich ersehne es zu lange um darauf zu verzichten.

Mit übermenschlicher Anstrengung lockerte ich den Griff. Was ich hier tat war nicht richtig!
Ich durfte sie nicht verführen und doch, als sie sich erneut an mich schmiegte und ihre Zungenspitze über meine Unterlippe fuhr schlugen die Wellen der Sehnsucht über mir zusammen.

Ja! schrie die Leidenschaft und keuchte vor Lust.
Kannst du dich so weit beherrschen, dass du sie nicht tötest? der Verstand war kaum zu verstehen, so leise flüsterte er.
Denk daran wie ein Leben ohne Sie ist! Willst du wegen einem Moment der Leidenschaft auf alles verzichten, was sie ist? Willst du dich der Gefahr aussetzen sie zu töten? mahnten Verstand und Erinnerung leise aber eindringlich.

Noch nie war mir eine Bewegung so schwer gefallen wie diese, doch ich schob Bella sanft und doch bestimmt von mir.
Ich wollte sie gerne an mich reißen.
Der Mann in mir stöhnte, betrogen um die Erfüllung seiner Sehnsucht auf.
Doch ihr Wohl war mein Gebot, mein Grund der Existenz.
Ich durfte sie nicht durch meine Begierde gefährden und obwohl ich nichts mehr ersehnte als unsere Vereinigung durfte ich diesem Traum nicht folgen.
Zu groß war die Gefahr für Bellas Leben.
Jede Berührung brachte mich an den Rand der Selbstbeherrschung, würde ich auch nur einen Schritt weiter gehen, eine Sekunde ihre Nähe weiter zu lassen...
Ich konnte den Gedanken nicht weiter denken.

Sie war die Antwort auf alle Fragen welche ich nie gestellt hatte, die Erfüllung von Träumen, die ich vor ihr nie geträumt hatte, sie war Versuchung und Vernunft in Einem...

Ich begriff, dass ich nur existierte um Ihr zu begegnen!
Daher durfte ich nicht einen Schritt gehen, welcher für sie Bedrohung hieß.
Niemals.

Ganz sicher stand mir meine enttäuschte Begierde noch ins Gesicht geschrieben. Mein kurzes Lachen klang leise und kehlig.
Mein Gott, wie wollte ich sie.! So etwas durfte nie wieder geschehen! Würde ich noch mal widerstehen können?
Selten war ich so dicht davor gewesen meine Selbstkontrolle zu verlieren.

„Ah, Bella“, seufzte ich, den Geschmack ihres Kußes noch auf meinen Lippen, den Duft ihrer Haare noch an meinen Händen.
Wie sehnte ich mich danach sie erneut an mich zu ziehen.
„Ich würd ja gern sagen, dass es mir leidtut, aber das wäre gelogen.“ Bellas verklärtes Gesicht hob sich dem meinen verführerisch entgegen.
Ahnte sie auch nur , wie schwer es mir fiel dieses Anerbieten ablehnen zu müssen?
Sie verstand meine ungeheure Kraft nicht, ich könnte sie töten, wenn ich auch nur eine Sekunde meine Kontrolle vergaß.

Vielleicht auch nicht! wandt die Begierde schüchtern ein.

Niemand konnte mir diese Frage beantworten.
Aus unserer Familie hatte sich noch niemand mit einem Menschen vereinigt und wenn ich mir nicht ganz sicher sein konnte, Bella nicht zu gefährden, dann war nur der Wunsch bereits Unmöglichkeit.
„Und ich sollte mir Sorgen machen, weil es dir nicht leidtut, aber das wäre auch gelogen. Vielleicht ist es besser, wenn ich mich aufs Bett setze.“
Ihr Ja, welches sie mit ihren leidenschaftlichen Küssen als Botschaft an mich sandte beglückte den Mann in mir, doch das Monster schreckte davor zitternd zurück. Ein Nachgeben in dieser Frage könnte es entfesseln und wäre Bellas Todesurteil.

Sie atmete tief durch, auch an ihr waren die ausgetauschten Zärtlichkeiten nicht spurlos vorüber gegangen.
Die Haare waren leicht verwuschelt, ein rosa Hauch zierte die Wangen und ihr Herz schlug um etliches schneller als gewohnt.
Zu verführerisch war dieser Anblick, vermutlich wäre es das Beste vorerst das Haus zu verlassen, doch dazu konnte ich mich nicht durchringen.

Schließlich könnte Victoria ja auch hier auftauchen! bot mir der Verstand als Entschuldigung an.
Pft ! schnaubte die Begierde verächtlich.

„Wenn du meinst, das ist nötig ...“ in ihrer Stimme klang so viel Bedauern mit, dass ich es kaum ertrug mich von ihr körperlich zu trennen. Dieses Bitten in ihren Augen berührte mein Herz, entfachte meine Leidenschaft, welche ich so mühsam unter Kontrolle hielt. Begriff sie nicht, wie sehr es mich nach ihr verlangte? Was mich der Verzicht kostete?
Für eine Nacht mit ihr würde ich die Ewigkeit aufgeben, doch niemals durfte ich sie einer Gefahr aussetzen.

Das tust du, seit sie dich kennt ständig! erinnerte der Verstand trocken.
Ich konnte mir nie aussuchen, wen ich liebe! trotzte das Herz. Bella war stärker als alle Vernunft, jeder Zweifel und wie sollte ich mich da gegen sie wehren?
Schuldbewußt zuckte der Verstand zurück.

Mit einem schiefen Grinsen verließ ich ihre Umarmung, wenn mich auch jede Faser meines Körpers dafür hasste.
Bella schüttelte mehrmals den Kopf. Vermutlich begriff sie nicht, wie sie sich hatte hinreißen lassen können. Wenn sie auch die Gefahr stets ignorierte mußte sie der Gedanke an das eben Vorgefallene zutiefst abstoßen. Sicherlich fühlte sie sich von meiner fordernden Leidenschaft überrumpelt. Wie hatte ich mich so hinreißen lassen können?

Ihr altersschwacher Computer ächzte und stöhnte, und bewahrte mich davor sie auf Knieen zu bitten mir mein ungestümes Verhalten zu verzeihen. Sie beachtete mich nicht weiter, wohl froh der Peinlichkeit des Augenblickes zu entfliehen.
Seit Tagen wartete Renees Email darauf beantwortet zu werden und ich konnte nicht ergründen, warum Bella dieses immer wieder heraus zögerte. Soweit ich es überflogen hatte, stand nichts außergewöhnliches in ihr.
Bellas Mutter hatte einen Fallschirm Tandem Sprung gewagt und auch sonst handelte die Mail von alltäglichen Begegnungen.
Warum also fiel es Bella so offensichtlich schwer diese zu beantworten?
Sie würde mir für immer ein Rätsel bleiben.
Bella überflog die Neuigkeiten erneut und antwortete dann in einem besorgten Ton. Immer wieder bat sie ihre Mutter keine gefährlichen Dinge zu unternehmen und an bestimmte Arzttermine zu denken. Ihre Haltung veränderte sich plötzlich. Ihre Finger stockten, ein Blick auf den Monitor verriet jedoch nicht, warum sie nicht weiter schrieb.
Gerade als ich die Ungewissheit kaum noch ertrug hörte ich wie sie die Zähne zusammen biß und dem Bildschirm ihre Aufmerksamkeit schenkte.
Warum dieses Zaudern?
Ich wagte es nicht mich zu erheben um sie zärtlich in den Arm zu schließen, zu groß war die Gefahr mich erneut zu vergessen und doch schien sie so hilflos.
Wenn ich doch nur ihre Gedanken entschlüsseln könnte.
Meine Machtlosigkeit schien zu einer unüberwindlichen Mauer der Frustration anzuwachsen.

Ziellos schweiften meine Augen durch den Raum, nur Bella nicht beobachten, die Versuchung nicht erst aufkeimen lassen.
Ihre Schranktüren waren nicht gänzlich geschlossen und ich sah eine Mülltüte, welche ich bisher nie bemerkt hatte. Deutlich zeichnete sich die Stereoanlage ab, die ihr Emmett zum Geburtstag geschenkt hatte.
Gequält schloß ich die Augen, ich wollte nie wieder an diesen Tag denken und an meine fatale Entscheidung sie zu verlassen. Und doch würde ich diese kaum verheilte Wunde berühren müssen.

Du wirst ihr Schmerz zufügen! jammerte das Herz.
Ich habe keine andere Wahl! resignierte der Verstand.

Mein weiteres Vorgehen stand nun deutlich vor mir, als hätte ich den Plan bereits vor langer Zeit erdacht. Bellas Augen weilten noch auf dem Bildschirm.
Mit Atem beraubender Geschwindigkeit erhob ich mich von ihrem Bett und raste zu dem Schrank mit einer einzigen Handbewegung entfernte ich die Tüte größtenteils von der Stereoanlage. Am Grund sah ich den Gutschein für die Flugtickets und nahm ihn an mich.
Natürlich hätte ich ihn im Verlauf der Nacht gesucht und gefunden, doch nun mußte ich keine weitere Sekunde warten um die nötigen Reisevorbereitungen in die Wege zu leiten.

Liebe ist nicht berechnend sondern ergibt ihr Resultat aus der Quersumme zweier Herzen, der gemeinsamen Erinnerung, Gefühl und Zuversicht! schrie das Herz auf.

Unbemerkt trat ich hinter Bella, ergriff die Chance ihr körperliches Sein zu genießen.
Obwohl der ganze Raum ein Echo ihres Aromas war, bestach mich die direkte Nähe ihres Körpers mit der gewohnten Heftigkeit.
Wäre sie sich ihrer unglaublichen Weiblichkeit auch nur im Mindesten bewußt, sie hätte eine Waffe gefunden mit der sie Kriege beginnen und beenden könnte.
Wie sollte sich auch nur Einer ihrer unterschwelligen Sinnlichkeit entziehen? Welche, verbunden mit ihrer Unschuld eine Dimension erreichte, die das Maß des Erträglichen sprengte?!

Normalerweise lag es mir fern meiner Liebsten ihre Privatsphäre zu rauben, doch ein Seufzen, das sich ihr entrang lenkte meinen Blick auf den Bildschirm.
´Du hast lange nichts von Jacob erzählt. Wie geht es ihm?`
War diese Frage Renees der Grund, warum Bella die Beantwortung der Mail so lange heraus gezögert hatte?
Schmerzte sie die Erinnerung an den Verlust dieses Köters so dermaßen, dass sie nicht einmal diese belanglose Frage ohne Kummer beantworten konnte?
Haß loderte in mir auf.
Mit großer Mühe riß ich mich zusammen.
In mir schrie die Eifersucht nach Satisfaktion.

Was antwortet sie? begehrte die Eifersucht zu wissen.
Das darf dich nicht interessieren ! wies das Gewissen sie zurecht.

Doch weder Respekt, Gewissen , noch der Anstand würden mich davon abhalten meine Sehnsucht nach dem Wissen zu stillen.
Mein Begehren galt dieser Antwort.
Mit ihren Worten würde sie mich in das Dunkel stoßen, oder in den Himmel erhöhen.
Ich hatte den Weg der Neugier beschritten und vermochte nun nicht ihn zu verlassen.
Alle übermenschliche Selbstbeherrschung konnte mich nicht davon abbringen, den Blick vom Bildschirm zu wenden, ihre Intimsphäre zu verletzen.
Ich war ein Voyeur, welcher sich gewaltsam Eintritt in ihre verborgene Gedankenwelt verschaffte.
Selbstverachtung und Reue flammten auf, waren aber nicht so stark wie das Inferno der Eifersucht.

`Ich glaube, Jacob geht es ganz gut. Ich sehe ihn kaum, er ist in letzter Zeit meistens mit ein paar Freunden aus La Push zusammen.`

Was blieb ihm auch übrig, da ich jeden ihrer Schritte beherrschte?
Nie wieder konnte ich ohne sie sein!
Jede Sekunde ohne sie erinnerte an die Leere, welche ich nie wieder empfinden wollte.
Eine Vorstellung des Dunkels war grausam, die Erinnerung an das Gefühl , welches mich während der Trennung beherrschte war mehr als ich ertrug.
Ich stand bereits einmal zu dicht am Abgrund und hatte die namenlose Verzweiflung gespürt, niemals würde ich das erneut durchleiden können.

Liebe bedeutet auch die Freiheit des sich selbst Seins! sprach das Herz mit Betonung.
Der Verstand wandt sich angeekelt ab.
Die Eifersucht brüllte wütend auf.

Nein, ich konnte sie nicht in die Arme meines Rivalen entlassen, eine Entscheidung für ihn konnte ich nicht ertragen. Auch wenn ich spürte, dass er der Bessere für sie war.
Oder gerade deshalb?
Wäre ich nie gegangen, der Rivale wäre in seinen Wäldern geblieben, hätte sich ihr nie genähert.
Nun mußte ich mit der Konsequenz ringen und stand in steter Gefahr ihre Liebe zu verlieren. Meine Hände brannten in dem Wunsch sie zu berühren, doch die Angst sie zu erschrecken ließ mich verharren.

Na ja und dann könnte sie ja auch bemerken, dass du ihr hinterher spioniert hast! tadelte das Gewissen.

Diese Indiskretion konnte ich nur vor mir selbst rechtfertigen, ihr gegenüber war es nicht möglich.
Sollte ich den brennenden Haß auf ihren `Freund` gestehen?
Selbst das Wort verursachte mir Übelkeit. Die Ausmaße meiner Gefühle waren nicht in Worte zu fassen, ein menschliches Leben hätte es gedauert auch nur eine wage Ahnung davon zu erläutern.
Wieder flogen ihre Finger über die Tastatur. Wollte sie noch weitere Details von Jacob übermitteln? Mein Sinn vernebelte sich und ich ballte die Hände zu Fäusten, wie gern hätte ich ihn jetzt dazwischen.
Jeder der mir ihre Liebe strittig machte würde es bereuen.

`Edward sendet dir herzliche Grüße. Ich hab Dich lieb Mom, Deine Bella`

Dann drückte sie auf senden und schaltete den Rechner aus.
Wäre mir das Erröten möglich, so hätte die empfundene Scham mich deutlich gekennzeichnet.

Glaubst du mir jetzt endlich? triumphierte das Herz. Sie liebt dich, dass sie eine Frage beantwortet gebietet der Anstand, doch ohne einen Grund spionierst du ihr hinterher.
Pfui! pflichtete das Gewissen bei.


Doch für weitere Selbstvorwürfe blieb keine Zeit, Bella wandte sich um und bemerkte, dass ich hinter ihr stand.
Ihre Augen weiteten sich funkelnd, ich liebte das Aufblitzen ihrer Wut.
Wenn sie die imaginären Krallen ausfuhr und voller Leidenschaft reagierte. Selbstverständlich ahnte sie, dass ich ihrer Korrespondenz gefolgt war und hatte nun jedes Recht mich zur Verantwortung zu ziehen.
Doch das jahrzehnte lange Lügen war so sehr zu meiner Natur geworden, dass ich selbst die einzige Person, welche ich bedingungslos liebte zu täuschen vermochte.
Ich tat es für sie, nur zu ihrem eigenen Wohl , beruhigte ich mein sich meldendes Gewissen. Dennoch fühlte es sich falsch an was ich hier tat.
Ohne sie eines direkten Blickes zu würdigen starrte ich auf die Mülltüte im Kleiderschrank.
Sie folgte meinem Blick und ich bemerkte ein Schaudern, als sie den flachen, schwarzen Kasten, aus dem mehrere Drähte krumm und schief herausguckten erkannte.
„Was in aller Welt hast du damit angestellt?“ in meiner Stimme ließ ich Entsetzen mit klingen.
Jedes Wort tat mir weh.
Ich wollte die Wunde in ihr nicht öffnen, zu viele Nächte hatte ich ihrer Verzweiflung gelauscht, welche sie im Schlaf offenbarte.
Tagsüber sprach sie nie von den Verletzungen die ich ihrer Seele zugefügt hatte, kein Wort der Anklage erhob sie, erst wenn ihr Geist schlief befreite sich die Pein und zog mich mit sich in den Abgrund.
Nun legte ich meine Worte genau auf diese Stelle und ich sah, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich.
Hätte ich einen anderen Weg gefunden, ich wäre ihn gegangen, egal wie dornig er wäre. Doch ich mußte sie von hier fortbringen, ihre Sicherheit war zu wichtig, als das ich etwas unversucht lassen durfte um sie zur Abreise zu bewegen.
Ihr Blick vermischte Trotz und schlechtes Gewissen.
„Anders hab ich sie nicht aus dem Amaturenbrett gekriegt.“
Natürlich hatte sie das Letzte, was von uns geblieben war nicht ertragen können. Warum hatte ich die Anlage nicht entfernt?

Warum lagen alle anderen Sachen unter den Dielen ihres Zimmers? fragte der Verstand.
Weil du sie nicht wirklich verlassen kannst! betonte das Herz.

Es war der Wunsch gewesen, dass etwas von uns bei ihr verblieb, der mich zu dieser Handlung trieb.
Egozentrisch und für sie ein ständiges Anfachen ihrer Qual, wie ich mir heute eingestehen mußte.
Damals war es mir als letzte Botschaft meiner Liebe erschienen, als letzte Hommage an sie.
Wieder dachte ich an die zerstörten CD´s von denen Alice mir erzählt hatte.
Keine Musik mehr.
Ebenso wenig wie ich in dieser furchtbaren Zeit ihren Klang ertrug hatte auch Bella die Welt der Töne gemieden.
Die Anlage hatte ihren Schmerz vertieft und diese Einsicht ließ den Selbsthaß umso stärker brennen, da ich immer wieder erkennen mußte welch große Schuld ich auf mich geladen hatte.

Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse. tröstete das Herz.
Auch wenn etwas in bester Absicht getan wird, kann man sich den Folgen nicht entziehen! konterte der Verstand.

Mir blieb nur die Hoffnung, dass Bella mir mit der Zeit vergeben konnte. Mein Begehren würde es sein sie glücklich zu machen und so ein wenig Wiedergutmachung zu erlangen.
Dessen ungeachtet mußte ich meine entwürdigende Farce weiter führen, auch wenn der Kummer noch einmal auflebte.
Wurde ihr Leben bedroht durfte ich keine Rücksichten nehmen, nicht einmal auf ihre Gefühle. Selbst wenn mein Berg der Sühne weiter anwuchs und die Gnade auf barmherziges Vergessen in unerreichbare Ferne entschwand.
„Und deshalb musstest du sie foltern?“ mein vorwurfsvoller Ton klang sehr überzeugend. Und in ihrem Gesicht blitzte das Schulbewußtsein auf, welches mich materte.
„Du weißt ja, dass ich handwerklich nicht so begabt bin. Wenn ich ihr Schmerzen zugefügt habe, war das keine Absicht.“
Bella du unendlich Liebliche, niemand wußte besser als ich, dass sie eines bösen Gedankens nicht mal fähig war. Ihre Selbstlosigkeit würde ihr nie gestatten einen Anderen zu verletzen. Ihre feinfühlige Art ließ sie in die Herzen der Wesen ihrer Umgebung blicken und verpflichtete sie für deren Glück Sorge zu tragen.
Der Wunsch sie zu halten wuchs zu einer Pein, die ich kaum noch ertrug.
Wenn die Qual ihrem Körper widerstehen zu müssen, obwohl mich nichts mehr verlangte, zu meiner Bestrafung gehörte, so war es eine perfide Methode, welche ebenso grausam wie erfolgreich war.
Mein ganzer Körper schrie nach dem Ihren und doch mußte ich mich auf meinen Plan konzentrieren sie aus Victorias Einflußbereich zu entführen. Weiter immer weiter verfolgte ich den eingeschlagenen Weg.
Ich zauberte ein theatralisch tragischen Gesichtsausdruck hervor und schüttelte den Kopf.
„Du hast sie ermordet.“
Genauso, wie ich fast unsere Liebe getötet hätte mit dem fatalen Entschluß des Verlassens und der völligen Fehleinschätzung der Möglichkeit, das ein Leben ohne den Anderen möglich wäre.
Dieser versuchte Mord belastete mein Gewissen und würde mich nicht eher ruhen lassen, bis die Sühne mich mit gnädiger Hand aus dem tiefen Tal der Schande erhob.
„Tja.“ sie zuckte mit den Schultern.
Was blieb ihr auch zu sagen Angesichts des Zeugens der Tat, einer völlig demolierten Anlage, welche den Wert eines Mittelklassewagens hatte.
Zum Glück ahnte Bella dies nicht. Bei der Vorstellung ihres entsetzten Gesichtsausdrucks, sollte sie es erfahren, mußte ich ein Grinsen unterdrücken.
„Wenn die anderen das sehen würden, wären sie zutiefst gekränkt,“ sagte ich.
„Ich glaube, es war gut, dass du Hausarrest hattest. Ich muss die Anlage ersetzen, ehe sie etwas merken.“
Jedes meiner Worte verletzte mich, riß das was ich so gern ungeschehen gemacht hätte an die Oberfläche und breitete sich in mir wie ätzende Flüssigkeit aus.
Die Erwähnung des Geburtstages und dessen Folge war stets ein Tabu zwischen uns gewesen. Keiner ertrug die Erinnerung und nun tyrannisierte ich uns mit Details, welche an Unwichtigkeit kaum zu übertreffen waren.
Warum schrie sie mich nicht an, da ich diese Mißhandlung ihrer Seele forcierte.
Brüllte mir den erlittenen Schmerz entgegen und forderte Rechtfertigung für mein Tun?
Wieso erduldete sie die weitere Pein ohne Aufzubegehren? Sie ging noch weiter und rechtfertigte eine Tat, die nicht nur ihr Recht sondern absolute Notwendigkeit zum Erhalt ihrer Selbst gewesen war!
Ihre Güte beschämte mein Tun und vertiefte den Abgrund meines Versagens.
Wie konnte ich Milde erhoffen für eine Tat, die vom Kläger nie ausgesprochen würde, jedoch meine Gedanken beherrschte und mit jedem Atemzug größer wurde?
„Danke, aber ich brauch nicht so ein überkandideltes Ding.“ gewaltsam löste ich mich aus den Armen der Selbstanklage und verfolgte weiter mein Ziel.
„Ich möchte sie nicht deinetwegen ersetzen.“ Meine Worte , der blanke Hohn.
Seit ich die Liebe zu ihr gefunden hatte, tat ich nichts ohne das Beste für sie zu wollen.
Bella war der Antrieb meines Denkens, Fühlens, Handelns....
`Liebe ist die stärkste Macht der Welt, und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann.`
Gandhi hatte dies gesagt und ich konnte nicht begreifen, was er damit ausdrücken wollte, bis ich Bella traf.
Demut für das Vertrauen, welches sie mir entgegen brachte. Für ihre Liebe, die Nächte in welchen ich sie halten durfte.
Ich wußte nicht welche Macht ihr Spiel mit mir trieb, doch die Wahrscheinlichkeit aus dem Traum des Glücks zu erwachen und vor dem Nichts zu stehen zerriß mich.
Sie brachte das Strahlen des Lichts in meine ewige Dunkelheit.
Schmolz das Eis, welches mein totes Herz erfror.
Die entstanden Tropfen hätten einen See bilden müssen in dem ich nun ertrank.
Mein Dasein, bevor ich sie erblickte, war ein Leben hinter selbst errichteten Mauern gewesen. Schirmte ich mich von der Welt ab, zu der ich seit meiner Verwandlung nicht mehr gehörte.
In meiner Welt fand mich nicht der Hauch einer Seelenverwandtschaft, diese Mauern wie ein Panzer, beschützen mich davor mich selbst zu verlieren.
Begierde und Liebe waren eine nicht einschätzbare Kraft, welche ich nie zulassen konnte. Bis sie mit dem leisen Hauch eines Engelsflügels mein Sein aus der Bahn brachte. Mein Denken verwirrte, mir die Ruhe raubte.
Ihre Liebe zart und sanft streichelte mein Sein, adelte meine Existenz, ihr Vertrauen bewies eine Achtung, welche ich für mich selbst nicht empfinden konnte. Nicht mehr, seit dem Tag, als ich meine Menschlichkeit verlor und als Monster die Augen aufschlug.

Auch wenn du dich als Monster siehst, ist sie Dein! flüsterte das Herz.
Verliere nicht den Glauben an das Glück!
Die Hoffnung ihrer Liebe wird dich aus dem Tal des Selbsthasses tragen, hinauf ins Sternenlicht.
Dort werden sich Eure Herzen endlich wirklich vereinen und Erfüllung wird der Lohn für Euer Leiden sein.
Glaub an die Liebe und Glückseligkeit ist dein Lohn.

Glaube an die Liebe, ein bitteres Gefühl bemächtigte sich meiner.
Nichts ersehnte ich mir mehr, als diese Zuversicht, doch ich war mir meiner Abartigkeit zu bewußt um nicht zu Zweifeln.

Dieser unglückselige Geburtstag hatte mir bestätigt, dass Bella ohne mich und meine Familie ein besseres Leben führen könnte.
Dennoch konnte ich nicht von ihr lassen.
Dass auch sie nicht ohne mich leben konnte, erhöhte die Schwierigkeit zu einer mathematischen Gleichung mit so vielen Unbekannten, dass eine Lösung nicht möglich war.
Doch ohne sie war es nicht vorstellbar zu sein, nicht mal zu existieren.
Daher mußte ich mein Grübeln beenden und meine Anstrengung in die Zukunft richten.
In die Ihre.
Sie mußte von hier weg, so weit, dass Victoria sie nicht fand.
Den Rest würde meine Familie erledigen.
Bedauern erfasste mich bei der Vorstellung, dass nicht ich es sein durfte, der sie zerriß.
So einfach ihre Gedanken erschienen, war die Idee hinter ihnen perfekt.
Nichts würde mich mehr treffen als der Verlust von Bella.
Ein Partner für den Anderen. Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Sie hatte mir wohl mehr Beachtung geschenkt, als ich ihr.
Ein nicht wieder gut zu machender Fehler, den ich seit damals immer wieder bereute.
Die Einbuße von Bellas Anwesenheit wäre die Grausamkeit einer Tyrannei des immer währenden Elends.
Doch ich würde ihre Pläne vereiteln und dank Alice besonderer Fähigkeiten, mußte es meiner Familie gelingen, Victoria aufzulauern und für immer unschädlich zu machen.
„Von deinen Geburtstagsgeschenken letztes Jahr hast du nicht viel gehabt,“ der Ärger über Victoria und ihre Bedrohung schwang sicher noch in meinen Worten mit.
Die Erwähnung des verwünschten Tages ließ Bella erstarren.
Ihr Atem stockte, die Augen blitzten Schmerz erfüllt auf.

Gibt es keinen anderen Weg? keuchte das Herz. Einen der nicht mit Gram behaftet ist?

Ihre Reaktion beschwerte mein Gemüt und doch sah ich keine andere Möglichkeit, so sehr ich mich auch mühte.
Mit einer raschen Handbewegung zog ich die Karte von Esme und Carlisle hervor, in welcher sich der Gutschein für die Flugtickets befand und fächerte mir damit Luft zu.
„Weißt du, dass der hier bald verfällt?“ fragte ich sie und warf ihr die Karte zu.
Bella hielt die Karte als könnte sie jeden Moment explodieren. Sie blickte nicht auf als sie tief Luft holte und dann tonlos hauchte.
„Nein. Den hatte ich ganz vergessen.“

Ihr Drangsal ließ mich erschaudern.
Ich wollte sie schützen vor meinem Tun und mußte doch die Worte sprechen, als hielte ich ein fertiges Manuskript in Händen. Der Text vorgezeichnet von einer höheren Macht, welcher ich mich nicht entziehen konnte.
Mein Wollen verfolgte die Tendenz die Scharade zu beenden, ihr Trost zu spenden, doch das Müssen wies die Richtung. Ihr Leben mußte bewahrt werden, nur so erhielt die Existenz der Welt ihre Berechtigung.
Die Qual hielt mich gefangen und ließ mir doch keine Wahl.
Meine Gedanken liefen im Kreis mit ihr als Zenit. Sie war die Sonne meines Seins, welche ich umkreiste, denn ohne sie verlöre ich den Halt und das Mich.
Mit Mühsal, die an Pein grenzte rang ich das Hadern herab und versuchte Gleichmut zu erlangen.

Freundlichkeit und Gelassenheit sollten meine nächsten Worte geleiten und nichts vom Wahn meiner inneren Realität offenbaren.
„Nun ja, ein wenig Zeit haben wir noch. Du bist jetzt frei…und wir haben am Wochenende noch nichts vor, da du dich ja weigerst, mit mir zum Abschlussball zu gehen.“
Das ohnmächtige Verlangen sie im Arm zu halten bemächtigte sich meiner mit einer totalen Absolutheit. Doch selbst wenn sie mir die Gunst des Abschiedsballes vergönnt hätte, so dürfte ich die Geste ihrer Gnade nicht akzeptieren.

Sie mußte nach Florida! Was wäre mein Dasein ohne sie?
Selbst wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste, alle Erkenntnisse hätte und Berge versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, so wäre ich nichts.

Nichts, was ich in den Jahrzehnten meiner Einsamkeit gelesen oder gehört hatte, konnte mich auf die Unzulänglichkeit meiner Person im Umgang mit den verwirrenden Stürmen der Liebe vorbereiten.

Mir war als schlüpfte ich erst durch Bella aus einem Kokon der Gelehrtheit.

Es wäre vermutlich so, wie man von dem Genuss eines Apfels läse ohne ihn je berührt zu haben und dann träte man in einen herrlichen Garten, voller Blumen und Licht und die reifen Früchte böten sich einem dar. Das Fühlen, verbunden mit dem Duft würde dem Wort eine neue Dimension verleihen, die für immer unvergessen im Herzen bliebe.

Erst seit ich Liebe empfand, musste ich erkennen, dass ihre Vielschichtigkeit mich verwirrte.

Wärme und Geborgenheit waren nur Teil ihres Wesens, ebenso wie Trauer und Verzweiflung zu ihr gehörten. Wenn die Liebe mir auch Stärke verlieh, hatte sie gleichzeitig die Macht mich zu schwächen. Mal leuchtete sie wie eine Sonnenblume, dann erschien sie im Gewand der dunkelsten Nacht. Die Ausmaße der Ozeane konnten sich nicht mit ihr messen und würden es sicher nie versuchen.

Wer einmal ihren köstlichen Nektar gekostet hatte konnte nicht mehr ohne ihn sein.
Daher würde ich Bella schützen, mit jeder Kraft die in mir war.

Mein Zögern hatte nur Sekunden gedauert und war für Bella sicher unbemerkt geblieben.
Ich grinste sie an, nur die Erwähnung des Abschlussballes hatte bewirkt, dass sich ihr Gesicht angewidert verzog. „Warum deine Freiheit nicht auf diese Weise feiern?“
Sie schnappte nach Luft. „Indem wir nach Florida fliegen?“
Die bloße Vorstellung erschien ihr mehr als abwegig.

Nun sicher gehörten Wochenenden an denen man mit einem Vampir seine Mutter besucht nicht unbedingt zur Normalität, aber unmöglich wäre es nicht.
Die Sonne erhob sich um diese Jahreszeit gegen sieben Uhr und entschwand bereits um zwanzig Uhr fünfzehn. Ich konnte dringende Hausaufgaben vorschützen und eine Sonnenallergie erwähnen und abends mit Bella hinaus gehen. Voller Unschuld blickte ich sie an.

“Du hast doch gesagt, alles innerhalb der USA wäre akzeptabel.“
Ihre eigenen Worte gegen sie selbst zu richten um sie von einen Unterfangen zu überzeugen, welches sie mit Vehemenz ablehnte erschien mir zwar nicht sonderlich fair, war jedoch nicht zu umgehen.

Bellas Blick war misstrauisch und prüfend als vermutet sie hinter meinem Anerbieten eine Absicht, welche sich ihr entzog.
Zu lange hatte ich die Täuschung perfektioniert, als das es ihr möglich gewesen wäre mich zu durchleuchten und doch gestand ich mir ein, dass wenn es jemand schaffte mich zu demaskieren, es Bella sein würde.

„Und.“ brach ich ihr prüfendes Schweigen. „Besuchen wir Renée nun oder nicht.“
Ihre Haltung strahlte Weigerung aus. „Das würde Charlie nie erlauben.“
Sicher würde Charlie mehr als abgeneigt sein, wenn er von unserer Reise erführe und dennoch hatte mir Alice Vision gezeigt, wie dieses Hindernis zu umgehen war. Bellas Abneigung gegen Ungerechtigkeit und Bevormundung würde der Schlüssel sein.

Daher wählte ich die nächsten Worte besonders sorgfältig, um bereits jetzt das Feld vorzubereiten und den Samen zu pflanzen. Auf das Charlies unvermeidliche Reaktion ihn sprießen und gedeihen ließe zu starken Pflanzen des Widerspruchs.
„Charlie kann es dir nicht verbieten, deine Mutter zu sehen. Sie hat immer noch das Sorgerecht.“
Ihre Augen blitzten auf. „Niemand hat das Sorgerecht für mich. Ich bin volljährig.“
Meine Taktik schien sich zu erfüllen und ich strahlte sie an. „Eben.“

Während ihre Körperlichkeit sich noch bei mir befand schien ihr Geist in die Tiefen des Grübelns versunken.
Ihr Ausdruck wandelte von Ablehnung und Schaudern, bis hin zu einer Sehnsucht. Diese zu benennen konnte ich mir auch ohne Kenntnis ihrer Gedanken gestatten. Sie dachte an ein Wiedersehen mit ihrer Mutter.
In den letzten Nächten hatte sie zwar nicht von ihr gesprochen, jedoch verband ein starkes Band die zwei Herzen. Der Wunsch eines Wiedersehens mit Renee manifestierte sich fast zu einem Abbild, so deutlich stand es im Raum.

Dunkle Wolken verwischten das Glück aus Bellas Gesicht und ich wünschte zu wissen, was sie betrübte. Dachte sie an ihr letztes Treffen in Phoenix, als Bella im Krankenhaus lag?
Nur mit äußerster Selbstbeherrschung konnte ich es mir erlauben diese Erinnerung zu zulassen.

Wäre ich nur Sekunden später im Ballettstudio angekommen, Bella wäre qualvoll verwandelt worden von diesem Geschöpf der Hölle.
Überschäumender Zorn ergoss sich in heißen Lavaströmen in mein Herz und erfüllte es mit pulsierendem Selbsthaß.

Wie hatte ich sie mit auf die Lichtung nehmen können?
Wohl wissend dass fremde Vampire in der Gegend waren?
Meine Überheblichkeit und der Wunsch sie stets in meiner Nähe zu wissen hatten die Katastrophe ausgelöst, welche ihr Leben nun schon so oft bedrohte und noch immer nicht gebannt war.

Das was war, wirst du nicht ändern! Zeilen, welche im Buch der Geschichte verewigt sind stehen für die Ewigkeit!
erklärte das Herz sanft.

Niemals konnte ich akzeptieren, an was ich die alleinige Schuld trug!
Weder Reue noch Sühne konnten meine Tat rechtfertigen oder gar tilgen.

Doch nur kurz war Leid zu sehen, obwohl ich mich selbst noch marterte, beherrschte Hoffnung ihr Antlitz.
Wie war das möglich?
Selbst wenn es mir vergönnt wäre sie bis in alle Ewigkeit zu halten, ihre Fähigkeit mir meinen unerträglichen Fehltritt zu vergeben würde sich für immer meiner Möglichkeit des Begreifens entziehen.

Sie seufzte und beendete ihre Abwägung meines Vorschlages, „ Nicht an diesem Wochenende.„
„Warum nicht?„ Wie sollte sie ahnen, dass ihr Leben von dieser Reise abhängen konnte?

Sag es ihr, weihe sie in Alice Vision ein! empfahl das Herz.

Doch ich wollte sie nicht in die Arme der Angst entlassen.
„Ich will keinen Streit mit Charlie. Nicht jetzt, wo er mir gerade erst verziehen hat.„ Natürlich wollte sie Charlie nicht verletzten, indem sie ihre Sehnsucht nach Renee offenbarte. Leider war es mir nicht möglich auf die Empfindlichkeit von Charlies Emotionen Rücksicht zu nehmen.
Meine Augenbrauen zogen sich zusammen, wir würden fahren.
„Ich finde dieses Wochenende ist ideal.„ beharrte ich.
„Ein andermal.„ wehrte sie ab.
Bella war nicht erschaffen um eine Konfrontation ohne wirklichen Grund zu suchen. Harmonie und Verständnis lagen ihrem Sein weit näher als Provokation.
Auch darin unterschied sie sich von den meisten Teenagern.
Was ich in den meisten Gedanken meiner Mitschüler las war oft verheerende Streitsucht, ohne tieferen Sinn, nur ersonnen um die empfundene Andersartigkeit der Person, gegen die Eltern abzugrenzen.
Voll Bewunderung verehrte ich diese Seite ihrer Ausgeglichenheit.
Dennoch mußte ich mein Ziel weiter verfolgen, mein nächster Satz war die Ausgeburt der Rücksichtslosigkeit und doch würde ich ihn artikulieren.
„Du bist nicht die Einzige, die in diesem Haus eingesperrt war, weißt du?„
Mein Blick verfinsterte sich als ich über meine eigene Kaltschnäuzigkeit fast verzweifelte. Atemlos verfolgte ich ihre Reaktion, war ich zu weit gegangen?
Konnte sie die Erinnerung an den unglückseligen Geburtstag und meine unverzeihliche Grobheit noch ertragen?
In ihren Zügen zeigte sich Erstaunen über meine Unliebenswürdigkeit, genauso wie Mißtrauen und Enttäuschung.

Sollte sie meinen Worten der Taktik, einen Verdruß über die mit ihr verbrachte Zeit entnehmen?
Nichts war mir lieber als ihre Gegenwart, nur dafür wurde ich erschaffen.
Lange hatte ich über das Warum sinniert.
Hätte mein Leben seine natürliche Wendung genommen, ich wäre ihr nie begegnet und hätte wahre Liebe nie erahnt. So oft ich mir die unbeantwortbare Frage des Wieso auch gestellt hatte, sie war erst durch Bella erklärbar geworden.
Jetzt, da meine Augen sie geschaut um mein Ich das Ihre gefunden hatte wußte ich wofür ich den Schmerz der Verwandlung ertragen mußte und die anschließende Zeit der Leere ohne Erfüllung blieb, sie war noch nicht geboren.
Umso mehr manifestierte sich die Gewissheit in mir, sie nie wieder verlieren zu dürfen.

„Du kannst reisen, wohin du willst.„ in ihrer Stimme klang eine unterdrückte Berührtheit mit, welche ihre Verletzlichkeit zeigte. So gern hätte ich einfach die Zeit des Bösen hinter uns gelassen. Bella umarmt, liebkost und sie nur umfangen mit der unglaublichen Liebe, welche ich spürte.
Welch eine Vorstellung ohne sie zu verreisen!
„Ohne dich ist die Welt für mich ohne Reiz.„ Sie verdrehte die Augen.
Ich ertrug es kaum sie zu verlassen um zur Jagd zu gehen, wie sollte ich Genuß empfinden, bei einer Reise ohne sie?
Wo ich nichts mehr brauchte als ihren Anblick?
„Das ist mein Ernst.„ versicherte ich ihr.
„Lass uns die Welt langsam angehen, ja? Wir können ja erst mal in Port Angeles ins Kino gehen…„ Bellas Versuch mich für die Zeit des Hausarrestes zu entschädigen war eben so absurd wie rührend.
Nur die Zeit ohne ihre Nähe war mir endlos erschienen.
Sie konnte oder wollte scheinbar die Tiefe meiner Liebe nicht begreifen.
Ich stöhnte auf, „Lass nur. Wir reden später darüber.„
„Da gibt es nichts zu reden.„ beharrte sie Eigensinnig.
Wenn ich Alice Vision richtig deutete würde sie ihre Meinung über unseren Diskussionsbedarf sehr schnell ändern.
Daher zuckte ich nur mit den Schultern, die Zeit würde es weisen.
„Also gut, Themawechsel„, schlug sie betont munter vor, ihr widerstrebte jedes Gespräch, welches in Disharmonie geführt würde.
Doch der Erbteil ihrer Mutter, eine untrügliche Fähigkeit Gesagtes zu durchschauen und den unausgesprochenen Kern zu finden brachten sie auf die Spur meiner Absicht.
Nachdenklich schaute sie mich an.
„Was hat Alice heute beim Mittagessen gesehen?„
Ihre Augen schauten wachsam in mein Gesicht und schienen jede meiner Regungen zu analysieren.
„Sie hat Jasper an einem merkwürdigen Ort gesehen, irgendwo im Südwesten, wie sie vermutet, in der Nähe seiner alten…Familie. Doch er ist sich keiner Absicht bewusst, zurückzugehen.„

Wann wirst du endlich aufhören sie immer und immer wieder zu belügen? fauchte das Gewissen.
Sie wird die Wahrheit irgendwann erfahren und richtig wütend werden! pflichtete der Verstand bei.

Dennoch ich konnte sie nicht in Unruhe versetzen, zuviel hatte sie durch mich und meine Welt bereits.
gelitten.
Mir blieb keine Wahl. Ich seufzte, „Deswegen ist sie besorgt.„
„Ach so„, ihre Züge verloren den besorgten Ausdruck des Nachmittages. Verständnis und Mitleid für die Sorgen ihrer besten Freundin konnte ich nun lesen.
Ein Schlag ins Gesicht wäre meine gerechte Strafe für mein Tun und nicht das.
„Warum hast du mir nichts davon gesagt?„
„Ich wusste nicht, dass du es bemerkt hattest„, wie hätte sie es übersehen können?
Ihre Beobachtungsgabe grenzte an übersinnliche Fähigkeiten, niemand wußte das besser als ich. „Wahrscheinlich ist es auch gar nicht weiter von Belang.„

Meine Worte verspotteten mich selbst, denn ihre Abreise war zur obersten Priorität geworden und ich würde sie erzwingen, mit allen Mitteln.

Ihre Stirn blieb umwölkt, auch als wir nach unten gingen um unsere Hausaufgaben zu machen.
Für Meine brauchte ich nur einige Minuten, wenigstens ein Vorteil, wenn man die Highschool immer wieder besuchte, der Stoff konnte ohne Denken abgerufen werden.
Bella quälte sich mit den Mathe Aufgaben und mir fiel wieder Alice Vision bezüglich Bellas Abschlußprüfung ein.
Mit was sollte ich Mr Varner bestechen?
Oder war es klüger Alice zu bitten sich auf die Prüfungsaufgaben zu konzentrieren, damit Bella auf die Lösungen vorbereitet war?
Ich würde Alice um ihren Rat bitten.
Bella schlug genervt ihre Bücher zu und begann eine ekelhaft riechende Mahlzeit zu zubereiten.
Mit äußerster Selbstbeherrschung schnitt ich Fleisch, welches bestialisch nach totem Rind stank, in kleine Streifen, wie man das wirklich essen konnte blieb mir verborgen.
Bella zerkleinerte während dessen Zwiebeln.
Niemals würde sie mich dazu genötigt haben ihr bei dieser Tätigkeit behilflich zu sein, zu gut kannte sie meine Abscheu vor menschlichem Essen, doch es war eine alltägliche Situation und sie gemeinsam zu erleben, schien unserer außergewöhnlichen Beziehung etwas Normalität zu verleihen.
Friede und Harmonie hüllte uns ein, trotz des Gestanks fühlte ich mich ihr unendlich nah.
Ihre Haare kräuselten sich ein wenig, als sie sich über das dampfende Wasser eines Topfes beugte. Die Wangen nahmen eine leicht rötliche Färbung an und ihre Kehle entblößte sich verführerisch.
Es war mir unmöglich meinen Blick von ihrem liebreizenden Anblick zu lösen. Der Wunsch mit meinen Lippen ihren Hals entlang zu fahren und ihn mit Küssen zu bedecken wurde zur ohnmächtigen Vision von Leidenschaft.
Gerade als ich spürte, wie meine Selbstbeherrschung zum Nichts verfiel, hörte ich Charlies Reifen in der Auffahrt.

Du darfst es nicht so weit kommen lassen! mahnte der Verstand.
Lange wirst du der Versuchung nicht mehr versagen können! triumphierte die Leidenschaft.

Resigniert nahm ich am Eßtisch Platz.
Charlie betrat das Haus mit ungewöhnlich guter Laune, nicht mal meine Anwesenheit konnte sie dämpfen.
Vorsicht warnte mich vor dieser Stimmung.
„Esme wartet zu Hause mit dem Essen auf mich“, murmelte ich und setzte mich ins Wohnzimmer um die Abendnachrichten zu verfolgen.
Die rätselhaften Morde in Seattle waren wieder das Hauptthema, obwohl ich jedes Wort in mich aufnahm, verfolgte ich doch das Gespräch in der Küche.
Bella schien nur wenig von der Pampe zu essen, Charlie hingegen füllte sich dreimal den Teller.
Es schüttelte mich, jedoch wüßte er von meinen Ernährungsgewohnheiten, würde es ihm vermutlich nicht anders ergehen. Ein Grinsen ließ sich nicht länger unterdrücken und ich dankte Charlies Versunkenheit in die Mahlzeit.
Was hatte Bella damals gesagt?
Satte Männer haben bessere Laune, dennoch bezweifelte ich, dass drei Portionen ausreichten um ihn unsere Reise nach Florida in mildem Licht sehen zu lassen.
Vermutlich würde da ein ganzes Spanferkel nicht genügen.

Zufrieden lehnte er sich zurück und legte die Füße auf den Stuhl, auf welchem ich sonst saß. Seine Hände lagen auf dem Bauch und die Geräusche seines verdauenden Magens schrien mir entgegen.
„ Das war köstlich Bella.“ Seine Stimme hatte etwas von einer zufrieden schnurrenden Katze.
„Freut mich, dass es dir geschmeckt hat. Wie war`s auf der Arbeit?“ Diese Normalität einer Unterhaltung machte mich zum Außenseiter ihrer Welt.
Ganz einfache Themen, während in meiner Existenz Blut, Tod und ständige Kämpfe mit Unseresgleichen den Takt vorgaben.

Das hier ist ihr Leben! So sollte es sein! forderte der Verstand.
Der Mann kommt Heim, es wird zusammen gegessen, Kinder welche um den Tisch wuseln, Themen voller Belanglosigkeit.
Ich kann nicht ohne sie sein! stöhnte das Herz auf.

„Ein bisschen langweilig. Ehrlich gesagt, sogar todlangweilig. Am Nachmittag haben Mike und ich eine ganze Zeit Karten gespielt“, in Charlies Stimme schwang ein Grinsen mit.
„Ich hab gewonnen, neunzehn zu sieben. Und ich hab eine Weile mit Billy telefoniert.“
Alle meine Sinne richteten sich jetzt auf das Gespräch in der Küche.
Vermutlich steckte hinter Charlies ungewöhnlich guter Laune ein neuer Plan von Billy Black, mit dem Ziel Jacob und Bella zu versöhnen.

Du wirst diese Freundschaft nicht verhindern! bemerkte der Verstand.
Ich werde es tun, zu ihrer Sicherheit! drohte die Eifersucht.
Stell sie nicht vor die Wahl! flehte das Herz schreiend.

„Wie geht es ihm?“ fragte Bella und es gelang mir nicht eine Emotion aus ihren Worten heraus zu hören, außer Interesse an Billies Wohlergehen.
Doch sie wußte genau, dass ich jedes Wort hören konnte und wie ich zu der Familie Black stand.
„Gut, gut. Hat ein bisschen Beschwerden mit den Gelenken.“
„Ach. Das tut mir leid.“
„Ja. Er hat uns für dieses Wochenende eingeladen. Die Clearwaters und die Uleys kommen vielleicht auch. Eine Art Party zum Entscheidungsspiel.“
Meine Hände ballten sich zu Fäusten.
Ich konnte es mir genau vorstellen, die Familien trafen sich und natürlich würde Jacob da sein.
Was würde geschehen, wenn sich Bella und Jacob gegenüberstanden?
Nur die Vorstellung von dem Blick, welchen er ihr zuwerfen würde reichte um mir den Verstand zu rauben.
Fein eingefädelt Billy höhnte ich.
Aber Bella würde an diesem Wochenende ganz sicher nicht auf eine Werwolf Party gehen, genauso wenig, wie in den nächsten 50 Jahren.
„Hm“, entgegnete Bella und ich verfluchte diese einsilbigen Antworten, da ich aus ihnen keine Schlüsse auf ihren Seelenzustand ziehen konnte.
Sie wusste genau wie ich zu dieser Idee der Beiden stand.

Würde die Welt sich plötzlich links herum drehen, ginge die Sonne im Westen auf und schneite es im Hochsommer, nichts würde meine Meinung ändern.

Bella sagte nichts weiter und von meinem Platz im Wohnzimmer war es mir nicht möglich ihr Gesicht zu sehen. Unruhe erfasste mich, erwog sie heimlich auf diese Party zu gehen?
Sobald Bella aufstand erhob auch ich mich, ich mußte in ihren Augen lesen, was sie fühlte und dachte.
Mit ruhigen, selbstverständlichen Bewegungen räumte sie das Geschirr ab und begann zu spülen, dadurch drehte sie mir den Rücken zu und ich war so ratlos wie zuvor.
Daher griff ich nach einem Tuch und begann abzutrocknen, wobei mein Blick forschend auf ihrem Gesicht lag.
Bella wirkte nicht besonders traurig, obwohl ihr klar sein mußte, dass eine Party im Reservat für sie im Bereich des Unmöglichen lag.
Mit einem Seufzen erhob sich Charlie um ins Wohnzimmer zu gehen, er konnte meine Anwesenheit nur schwerlich erdulden, darin funktionierten seine Instinkte besser als die seiner Tochter.
Doch auch seine Gedanken waren gut geschützt, nur selten drangen Gefühle oder gar Worte zu mir durch.
„Charlie“, sagte ich eher beiläufig, denn jetzt war die Situation gekommen, welche mir durch Alice Vision so vertraut erschien.
Er blieb mitten in der Küche stehen und blickte mich an, die Verachtung seines Blickes konnte nicht übersehen, oder falsch gedeutet werden.
Wie sollte ich ihm diese Haltung verübeln?
Mehr noch als er, hasste ich mich für die Gefahr in welcher Bella um meinetwillen immer wieder schwebte.

Daher mußte ich sie von hier fortbringen. An dem Wochenende, wenn Victoria sie jagen würde, mußte Bella weit entfernt vom Kampfplatz sein.
„Hat Bella Dir eigentlich mal erzählt, dass meine Eltern ihr zum Geburtstag Flugtickets geschenkt haben, damit sie Renee besuchen kann?“ die gespielte Unschuld in meiner Stimme hätte jeden Theateragenten zu Begeisterungsstürmen hingerissen.
Bella riß entsetzt ihre Augen auf, sie durchschaute mich sofort und war nicht mit meinem Plan einverstanden. Vor Schreck ließ sie den Teller fallen, den sie gerade gespült hatte. Da Charlie uns in diesem Moment beobachtete konnte ich das Malheur nicht verhindern.

Auf sein Gesicht, wenn er meine wirkliche Reaktionsgeschwindigkeit sehen würde, konnte ich getrost verzichten.
Den Reflex zu unterdrücken, diesen Teller aufzufangen, bevor er auch nur die Anrichte verliess hatte jahrzehntelange Übung gekostet.
Doch es gehörte zum üblichen Menschentheater. In den Bruchteilen des Falls berechnete ich Flugbahn, Aufprallgeschwindigkeit und unter Rücksichtnahme der Materialzusammensetzung, kam ich zu dem Ergebnis, das der Teller nicht zerbrechen würde. Erleichterung durchflutete mich, schon die Vorstellung von Bella beim Aufkehren von Scherben liess Visionen von Notarzt und schlimmsten Verletzungen entstehen.

Der Teller bespritzte uns Drei mit ekelhaft riechendem Wasser, das deutlich die Spuren der Mahlzeit trug. Hoffentlich begegnete ich Alice nicht bevor ich Gelegenheit hatte mich umzukleiden, ihre Kommentare konnte ich mir nur zu gut denken.
Charlie bemerkte weder den fallenden Teller noch die Spritzer auf seiner Kleidung. Vollkommen perplex starrte er Bella an.
Seine Gedanken tobten, das Wort Nein schrie mir immer wieder aus einer wirbelnden Mixtur von Ablehnung und Misstrauen entgegen. Eine sich drehende Menge aus schwarzen und grauen Punkten, die unaufhörlich rotierten und sich immer erneut zusammen zu setzen schienen.
„Bella?“ sagte er verdattert.
Sie wandt den Blick nicht von dem Teller und hob ihn auf. Daher konnten wir Beide ihr nicht in die Augen schauen als sie „Ja, stimmt.“ murmelte.
Wie wütend war sie auf mich?
Ich konnte es nur vermuten und mich schauderte bei dem Gedanken an die sicher folgende Auseinandersetzung mit ihr. Ich tat das Richtige und doch ersehnte ich mir Harmonie. Wenn der Preis für den Erhalt ihres kostbaren Lebens, jedoch ihre Wut auf mich wäre, so würde ich ihn zahlen.

Charlie schluckte geräuschvoll und wenn Blicke töten könnten, hätte es ganz sicher der getan, mit welchem er mich jetzt aus zusammengekniffenen Augen anstierte.
„Nein, das hat sie nie erwähnt.“ während seine Stimme die bedrohliche Ruhe vor dem Sturm enthielt , färbten sich in seine Gedankenfarben in aggressive Rottöne. Die sonst so verhüllten Gedanken traten deutlicher hervor ` Niemals ..... sie so verletzt...... fast zerbrochen.... diesem Dreckskerl...... meine Prinzessin..... meine Kleine ..... mit... verreisen ... Niemals....`
„Hmm“, was hätte ich auch auf die unausgesprochenen und mehr als gerechtfertigten Beschimpfungen antworten sollen?
Er vermutete, wahrscheinlich, dass ich diesen Urlaub dazu nutzen würde ihr die Jungfräulichkeit zu rauben. Von den vielen Nächten, welche ich bereits in ihrem Zimmer verbracht hatte, von den Qualen der Selbstbeherrschung die ich immer wieder besiegte, wenn ich sie nur berührte, konnte er nichts wissen.
Väter reagierten so, davon hatte ich gelesen und doch hätte ich ihm diese Sorge nehmen können, Auch wenn ich es wollte es würde niemals sein, nicht mit mir.

Die Gefahr sie zu töten war gegeben und dadurch wurde eine Vereinigung zur Unmöglichkeit.

Doch Charlie wußte nichts von meinem wirklichen Sein, auch, wenn er etwas ahnen mochte.
Seine Befürchtung mußte daher der Reinheit seiner Tochter gelten.
Bitter stieß mir dieser Gedanke auf, wie gerne wäre ich ihr so nah.
„Gibt´s einen bestimmten Grund, weshalb du jetzt davon anfängst?“ Charlies Stimme klang hart und obwohl er sich äußerlich noch sehr gut unter Kontrolle hatte pochte eine Ader an seinem Hals, als ob sie am Liebsten explodieren würde.
Seine Gedankenfarbe erinnerte immer mehr an einen Vulkan, welcher kurz vor dem Ausbruch stand, tief rot, mit schwarz vermengt und immer wieder hell glitzernde Funken der Wut.
„Sie sind nicht mehr sehr lange gültig. Ich glaube, Esme wäre beleidigt, wenn Bella das Geschenk nicht in Anspruch nähme. Nicht, dass sie etwas sagen würde.“
Bella starrte mich fassungslos an, doch um ihr Leben zu retten würde ich jede Förmlichkeit der Konvention brechen.
Was gestern noch gültig war, bedeutete heute nichts mehr. In den letzten Jahrzehnten hatte ich zu oft erlebt, das Regeln und Werte bereits am nächsten Tag ihre Gültigkeit verloren, dennoch widerstrebte es mir mit ihr zu brechen.
Doch was bleiben mußte war der Erhalt von Bellas Leben,
Durch sie erhielt nicht nur das Jetzt eine tiefere Bedeutung auch das Morgen ergab einen Sinn.
Charlie bedachte das Gesagte, ein wenig beruhigten sich seine wirbelnden Gedanken, immer wieder tauchte Alice Name deutlich hervor, hoffte er, daß meine Schwester mit Bella fliegen würde?

Ich durfte ihr Leben keinem anvertrauen, würde ich nicht über Bella wachen können, ich würde den Verstand verlieren.

„Es ist bestimmt eine gute Idee, deine Mom zu besuchen, Bella. Sie würde sich freuen. Es wundert mich allerdings, dass du nichts davon gesagt hast.“ Charlies Stimme war voller Argwohn.
Gutscheine für normale Flüge verfielen normalerweise nach einem halben Jahr.
Zum Glück ahnten weder Bella noch Charlie, dass Esme die Gutscheine für die erste Klasse mit unbestimmtem Einlösedatum gekauft hatte.
Weder Zeit noch Geld spielte in unserer Welt eine Rolle.
Bella war das ganze Gespräch sichtlich unangenehm.
Fürchtete sie die Intimität einer Reise mit mir?
Würde diese zu viel über unsere Beziehung Preis geben und scheute sie daher vor der Idee zurück?
Ihre Beweggründe lagen im Dunkel ihrer Gedanken und daher für mich unerreichbar.
„Hatte ich irgendwie vergessen.“
Charlie runzelte die Stirn. „Du hattest vergessen, dass du Flugtickets geschenkt bekommen hast?“
“Hmm.“ Bella wandt sich wieder der Spüle zu.

Wie hatte Charlie so etwas Unsensibles äußern können.
Drei Tage nachdem sie die Gutscheine erhalten hatte waren wir aus ihrem Leben entschwunden.
Ich konnte an die Zeit der Leere nicht denken und ich hatte Bella zu oft im Arm gewiegt, wenn im Schlaf die Verzweiflung sie einholte um nicht zu wissen, dass auch sie in dieser Zeit fast gestorben wäre. Da brauchte ich nicht Alice Visionen als Ergänzung und das Charlie sie jetzt an diese Zeit erinnerte und ihre Wunde aufriß machte mich unglaublich wütend.

`Äh und was hast du gemacht? Du hast doch die Wunde zuerst berührt!` sagten Verstand und Gewissen vorwurfsvoll.

Wenn es um das Erreichen des Einzigen ging, welches meine Existenz mit Sinn erfüllte, die Wahrung ihres Lebens, konnte ich nicht zimperlich in der Wahl der genutzten Mittel sein, rechtfertigte ich mich selbst.
Doch Charlie ging es um Moralvorstellungen, da war die Erinnerung an den verfluchten Geburtstag weder angebracht noch notwendig.

„Aber du hast gesagt, sie sind nicht mehr lange gültig, Edward,“
In Charlies Stimme klang die Hoffnung mit, dass sich seine Befürchtungen zerschlagen könnten, obwohl er die Antwort eigentlich längst kannte.
„Wie viele Tickets haben deine Eltern Bella den geschenkt?“
Jetzt war sie gekommen, die Stunde der Wahrheit, vor der Bella sich fürchtete und auf die ich meine Strategie aufgebaut hatte.
„Nun, eines für sie…und eins für mich.“
Panisch weiteten sich Bellas Augen, der Teller, welchen sie gerade in der Hand hielt entglitt ihr und landete in der Spüle.
Charlies Gedanken explodierten förmlich. Er sah buchstäblich rot.
Ein Vulkanausbruch stellte eine harmlose Naturgewalt dar im Vergleich zu dieser Expansion des „Nein“ Schreiens.
Die Gedankenfarbe signalisierte mir ein brennendes Rot, dunkler als Blut, doch genauso pulsierend, vermengt mit einem Feuerwerk der Abscheu und Verneinung meiner Person, in gleißenden Funken.
`Niemals`, brüllte seine Gedankenstimme durch den Orkan der Farben und durch die Schutzwand, welche ihn sonst umgab.
`Jeder, aber nicht der Dreckskerl!
Er hat mir sein Wort gegeben, auf meine Kleine aufzupassen und er hat sie immer wieder enttäuscht und mich auch!
Ihm kann ich nicht mehr vertrauen. Eine Reise nach Jacksonville... Renee ist so unbedacht und wenn er die Gelegenheit nutzt und zu ihr ins Zimmer schleicht! ?
Vergiß es Mistkerl, du hast sie fast umgebracht. Du bist gegangen und ich hatte dieses Wesen, welches innerlich gestorben war hier.
Wo warst du?
Hoffe du hattest mächtig Spaß. Laß die Finger von ihr, wenn ich könnte, du hättest Hausverbot bis ins nächste Jahrtausend...`
Seine Gedanken rasten in immer heftigeren Strudeln an mir vorbei, ich stand da, beobachtete, wie Bella vor Ärger über meine Bemerkung ein tiefes Rot in die Wangen fuhr. Doch verglichen mit Charlies Emotionen, waren die ihren ein warmer Frühlingsschauer.
Und er hatte mit jedem Wort, jedem Gedanken mehr als Recht!
Mein Verhalten war unentschuldbar, ich hatte uns beide an den Rand des Abgrundes gebracht, mehr als einmal.
Als Erklärung meine Liebe zu ihr anzubringen wäre armselig. Selbst, wenn ich ihm die Absolutheit und Einmaligkeit des Gefühles erklären könnte.

Bella könnte jeden Jungen in der Schule haben, jeder war verrückt nach ihr. Doch sie hatte mich gewählt und durch diesen Schritt hatte sie mich nicht nur geadelt, sie hatte mich aus der Erstarrung der Jahrzehnte erlöst.
Ihre Liebe gab meiner Existenz einen Sinn, welchen ich vorher nicht mal erahnt oder vermisst hatte.
Ich fühlte mich lebendig, wie noch nie zuvor, wenn sie mit mir sprach,... ihre weichen Haare auf meiner kalten Haut und ihre weibliche Figur brachten mich an den Rand des Wahnsinns.
Saß sie am Steuer fühlte ich die Ungeduld der Männer, deren Gedanken ich stets mit Unverständnis gelesen hatte. Ich lebte durch sie und kannte dieses Empfinden nicht mal so intensiv, wie ich es aus meiner Zeit als Mensch erinnerte.
Schauten ihre Augen mich an, ergab die Zeit einen Sinn, jedes `Ich liebe Dich`
riss mich aus der Tristess des Bangens in den Himmel der Erfüllung.
Ihre unnachahmliche Art die Dinge in ihrem Kern anzusprechen und meine Lügen zu durchschauen, noch bevor ich sie artikuliert hatte, traf mein Herz und schlug mich in den Bann ihrer Wahrhaftigkeit.
Sie war so rein und wollte dennoch den Weg der Unsterblichkeit mit mir gehen.
Wie konnte ich sie verwandeln?
Sie war so perfekt, wie sie war.
Bella besaß die Macht mich ins Glück oder die tiefste Trauer zu stürzen, weil sie da war.
Niemals konnte ich in einer Welt sein, in welcher sie nicht war.
Doch, wie sollte ich Charlie das erklären?

Bella beobachtete mit höchster Konzentration die Seifenblasen in der Spüle. Ihre Stirn zeigte die mir wohl bekannte Zornesfalte.
Sie kannte Charlie zu genau, um nicht zu wissen, was jetzt passieren würde.
Das Tosen seiner Gedanken wurde zum Orkan, der Vulkan seiner Gedanken explodierte und wie Lava schleuderte die Fontäne aus Feuer und roter Wut mir mit einem ohrenbetäubendem Schrei entgegen.
`Nein,` brüllten Charlies Gedanken. Alles in ihm wehrte sich gegen diese Vorstellung. Andere hätte bereits der Blick eingeschüchtert den er mir zuwarf, ein wilder Stier und ich das rote Tuch, gleich würde er sich auf mich stürzen um mich zu zermalmen.
„Das kommt überhaupt nicht in Frage!“ brüllte er laut. Bella zuckte zusammen so außer sich hatte sie ihn wohl noch nie erlebt.
Doch da ich die wahre Tiefe von Charlie Liebe zu Bella kannte, schockte mich seine Reaktion nicht.
` Ich knall den Mistkerl ab,` schrie es in ihm. ` Den sperr ich ins Kittchen, bis er verrottet. Bella kommt in eine Klosterschule irgendwo im hintersten Afrika, wo der sie nicht findet...`
Während er noch völlig außer Sinnen die absurdesten Pläne spann um Bellas Reise mit mir zu verhindern, schmiedete ich das Eisen, welches ich genau in dieses Feuer gelegt hatte.
„Warum nicht?“ fragte ich betont unschuldig. „Du hast doch gerade gesagt, es sei eine gute Idee, wenn sie ihre Mutter besucht.“
Ohne mich eines Blickes zu würdigen, herrschte er nun Bella an und ich ballte meine Fäuste in den Hosentaschen, um mich nicht vor sie zu werfen.
Niemand durfte so mit ihr reden, auch Charlie nicht.

„Mit dem fliegst du nirgendwo hin, Fräulein,“ schrie er erbost und zeigte anklagend mit dem Finger auf mich.
Was nun geschah, war die erwartete Reaktion Bellas auf diesen Ton.
Ihre Haltung straffte sich und Wut blitzte aus ihren Augen, sie haßte Ungerechtigkeit und Bevormundung, das konnte sie sich niemals gefallen lassen, in letzter Sekunde verkniff ich mir ein Grinsen.

„Ich bin kein Kind mehr, Dad! Und ich hab auch keinen Hausarrest mehr, hast du das vergessen?“
Bellas Worte zeigten eine fatale Wirkung auf Charlies Laune. Hätte er jetzt innegehalten und später in Ruhe mit ihr geredet, mein Plan wäre eventuell noch in ein Nichts zerfallen, doch es glich einem Feuer, in welches Öl geschüttet wurde. Hohe Stichflammen schoßen empor und die Raserei seiner ohnmächtigen Wut machten ihn blind für die richtige Vorgehensweise.
„Oh doch, du hast Hausarrest. Ab sofort!“ tobte er.
„Warum?“ Bellas Stimme war gefährlich beherrscht, ganz leise schwang ihre Empörung mit. Zu leise um Charlie zu warnen.
„Weil ich es sage.“ seine Stimme überschlug sich. Kein Argument, nur willkürliche Anordnung, Bella mußte schäumen vor Wut.
Und , Bingo! Die nächsten Worte gaben mir Recht.

„Muss ich dich daran erinnern, dass ich volljährig bin, Charlie?“ die Hitze ihrer Entrüstung schälte sich bereits aus der letzten Hülle ihrer Beherrschung.
So weit ging sie, ihr übliches Dad durch seinen Vornamen zu ersetzten.

Charlie Rage verhinderte ein besonnenes Handeln.
„Das ist mein Haus und hier bestimme ich!“ Ganz falsch feixte ich innerlich. Bellas Haltung erstarrte, ihr Blick gefror zu Eis und ihre Stimme nahm eine messerscharfe Färbung an. „Wenn du es so haben willst. Soll ich gleich heute Abend ausziehen? Oder hab ich noch ein paar Tage Zeit zu packen?“

Die Worte trafen Charlie wie ein Hammerschlag, jedes Vorzeichen übersehend überraschte die Wendung des Gesprächs ihn völlig.
Sein Gesicht lief rot an und obwohl sein Herz sich schmerzhaft zusammen zog beherrschte die Tobsucht seine Gedanken, welche sich alle gegen mich richteten.

Bella atmete tief durch, ihre Sorge um Charlies Gesundheitszustand drängte die eigene Verletzlichkeit in den Hintergrund. Sie versuchte vernünftig mit Charlie zu sprechen, wobei ihr Ton klang, als redete sie mit einem aufmüpfigen Kleinkind.
„Wenn ich einen Fehler gemacht habe, Dad, sitze ich meine Strafe klaglos ab, aber deine Vorurteile werde ich nicht hinnehmen.“
Typisch Bella, auch in höchster Entrüstung verlor sie nicht den beschützenden Zug ihrer Fürsorglichkeit.
Charlies fanatische Erbitterung legte sich nur unwesentlich, doch Bellas Drohung bewirkte, dass er versuchte sich in den Griff zu bekommen.
Nichts fürchtete er so wie den Verlust ihrer Person.

„ Dreckskerl, verdammter. Warum konnte deine ganze elende Familie nicht im Eis von Alaska erfrieren? Mußtet ihr hierher kommen? Mit dir stimmt etwas nicht und wenn ich hinter deine üblen Machenschaften komme, dann lege ich dir das Handwerk und du kannst froh sein, wenn dich in 20 Jahren jemand aus dem Knast holt...“ doch er murmelte nur noch leise vor sich hin.

„Ich weiß, dass du weißt, dass ich das Recht habe, Mom an den Wochenenden zu sehen. Wenn ich mit Alice oder Angela fliegen würde, hättest du dann auch was dagegen? Mal ehrlich.“
Charlies Gedanken wanden sich.
`Mit jedem aber nicht mit ihm. `schrien seine Gedanken. `Er hat die Macht dich zu zerstören und dafür bist du mir zu wichtig um das zu zulassen.`

Dennoch der Zorn war abgeebbt
„Das sind Mädchen.“ grunzte er.

„Und wenn ich Jacob mitnehmen würde?“
Die bloße Vorstellung von Bella und Jacob, welche am Strand des Atlantiks tobten, raubte mir die Sinne. Gift floß in meinen Mund und ich biß die Zähne zusammen um die Bilder, jene mich mit teuflischer Freude an den Rand des Wahnsinns führten, auszublenden. Doch es wollte mir nicht gelingen, Bellas Worte hatten den schlimmsten meiner Albträume an die Oberfläche beschworen.

Du willst doch ihr Bestes und vielleicht ist er einfach genau das, was sie braucht! warf der Verstand ein.
Niemals ! kreischte die Eifersucht.
Er kann ihr ein Leben als Mensch garantieren! wandt der Verstand ein.
Ich lasse es nicht zu, dass der Hund sie erneut berührt! fluchte die Eifersucht.
Auch, wenn er sie glücklich macht? fragte der Verstand nüchtern.
Ich kann nicht sein ohne sie! weinte das Herz.


Mein Begehren ihrer Selbst war egoistisch in seiner Tendenz, doch ich brauchte Bella zu sehr um auf sie jemals wieder verzichten zu können.
Ihn in Gedanken an ihrer Seite zu sehen, war für mich eine Befürchtung des Möglichen, die ich nicht ertrug


Charlie konnte nicht sofort antworten, warme Farben der Harmonie und Sehnsucht füllten seinen Kopf völlig aus. Er schwelgte in dieser Vorstellung geradezu. Daher klang sein „Ja. Ich hätte was dagegen.“ genauso verlogen, wie er es meinte.
„Jetzt lügst du, Dad.“ Ihr tadelnder Unterton erheiterte mich ebenso, wie er mich von dem Gedanken an Jacob Black ablenkte.
„Bella.“ Charlies Stimme klang flehend, das konnte gefährlich für meine Pläne werden. Doch Bellas Ärger saß noch zu tief, als das sie darauf eingehen konnte.
Vermutlich reizte sie auch die Verlockung , ihre Mutter wieder zu sehen, mehr als Charlie gedacht hätte.

„Ich flieg doch nicht nach Las Vegas, um als Showgirl anzufangen. Ich will Mom besuchen.“
Wollte sie wirklich nur ihre Mutter besuchen, oder reizte es sie nicht auch ein klein wenig mit mir zu verreisen?

Du willst sie hier zu ihrer eigenen Sicherheit weg bringen! erinnerte der Verstand.
Na ja, so ein bißchen Herzflattern von ihr wäre doch schön, schließlich fahren Vampire nicht oft in den Urlaub! nörgelte die Eifersucht.
Bedeutet die Zeit mit mir ihr den gar nichts? hauchte die Eitelkeit verletzt.

Jede Minute gab meiner Existenz Sinn.
Ich liebte sie, obwohl das Wort Liebe für meine Gefühle nicht ausreichte.
Wie sollte man die Absolutheit des Empfindens in Worte fassen?
Ohne sie fehlte die Luft zum Atmen, der Frühling verlor seinen Neubeginn, die Sterne waren nur noch schwarze Tupfen in dunkler Nacht; Blumen, Melodien und Farben existierten nicht mal mehr als Hauch der Erinnerung.

Bellas Haltung veränderte sich erneut in eine Kampfstellung, als erwarte sie, dass Charlie etwas Negatives über Renees Fähigkeiten äußern würde.
„Sie kann genauso gut auf mich aufpassen wie du.“ sein vernichtender Blick ließ kaum eine Deutung offen.
Wo war Renee in den letzten Jahren gewesen?
Mit dem Sportler ständig beschäftigt kam sie nur zweimal zu Bella.
Einmal, als sie mehr tot als lebendig im Krankenhaus lag und dann erneut, als ich sie verlassen hatte und Bella innerlich starb.

Deine Schuld, alles dein Versagen!!!!!! schrie das Gewissen.

Ich war zu feige mich dieser Anklage zu stellen, sie würde mich noch zerbrechen, ich hatte das Beste gewollt und war dennoch den falschesten aller Wege gegangen.

Dafür verdammte ich mich, bis in alle Ewigkeit.

Bellas Beschützerinstinkt richtete sich drohend auf, wie sonst nur eine Mutter für ihr Kind kämpfte, so stellte sie sich nun schützend vor Renne.
Wie oft hatte sie über deren Verrücktheiten geseufzt, jedoch einem Anderen konnte sie das nicht gestatten.
„Willst du das etwa bezweifeln?“

Charlie zeigte heute eine unvergleichliche Art in jedes Fettnäpfchen zu treten, welches sich ihm bot und ich hoffte inständig, dass er die Warnung in ihrer Stimme nicht überhörte und zumindest dieses nicht traf.

Er zuckte zusammen, doch die Wut flammte nicht erneut auf, er schien sich mit dem Schicksal abgefunden zu haben.
Vermutlich würde er gleich im Anschluß mit Renee telefonieren und ihr genau sagen, welche Sicherheitsvorkehrungen diese für unseren Besuch treffen sollte.
Doch das tangierte mich nicht mehr, solange Bellas Leben geschützt war, würde ich mit jeder Einschränkung zurecht kommen.
Bella schaute strafend zu Charlie, noch funkelte der Zorn über seine Äußerung in ihren Augen, aber wie ich sie kannte würde sie ihm gleich verzeihen, es sei denn er reizte sie erneut mit unüberlegten Worten.
“Du kannst froh sein, wenn ich ihr das nicht erzähle.“ setzte sie hinzu.
Charlies Gedanken gerieten sofort wieder in Aufruhr.
Überrascht bemerkte ich jedoch, dass sie einen sanften rosa bläulichen Ton annahmen. Chief Swan schien die Liebe zu seiner Frau nie wirklich verwunden zu haben. Ob er aus diesem Grund nicht wieder geheiratet hatte?

„Das lässt du schön bleiben,“ sagte er recht bestimmend.
Inzwischen konnte er wieder klarer denken und versuchte nun, Bella dazu zu bringen seine Gefühle zu verstehen.
Doch diese Taktik würde nicht mehr zum Erfolg führen, diese Chance hatte er mit seinem Wutanfall unwiederbringlich zerstört.
Schließlich war Bella ebenso dickköpfig wie selbstlos.

„Die Sache gefällt mir überhaupt nicht, Bella.“ Ihre Augen verfinsterten sich, so, als ob sie eine weitere Diskussion erwartete.
„Du hast überhaupt keinen Grund, so an die Decke zu gehen.“ antwortete sie mit unverkennbarer Schärfe in der Stimme, die ungerechte Bevormundung war also noch nicht vergeben.
Charlie verdrehte die Augen und ergab sich ihrer Sturheit, ob er wohl je bemerkt hatte wie ähnlich das Temperament seiner Tochter dem Seinen war?

„Ich habe die Hausaufgaben fertig, ich hab dir was zu essen gekocht, ich hab Geschirr gespült und ich habe keinen Hausarrest.
Ich gehe aus. Spätestens um halb elf bin ich wieder da.“ ihr Tonfall ließ mich ahnen, dass sie jetzt ein ernstes Wörtchen mit mir reden wollte.
Von einer Kampfarena in die Nächste.
Doch ich hatte mein Ziel erreicht , Bella würde am nächsten Wochenende weit weg aus der Gefahrenzone sein und mehr begehrte ich nicht.

„Wo willst du hin?“ Charlies Laune verfinsterte sich, als fürchte er, sie würde noch heute mit mir durchbrennen. Sein Gesicht nahm die gleiche rötliche Färbung wie seine Gedanken an. Immer wieder konnte ich mich nur verwundern, dass er Bellas Wesen scheinbar so schlecht kannte.
„Weiß ich noch nicht“, Bellas Stimme klang ziemlich genervt, sonst fragte Charlie auch nicht wo sie hin wollte. Diese harmlose Neugierde regte sie schon wieder auf und reizte sie zu einer Antwort, die mehr nach Teenager klang als alles, was sie bisher je geäußert hatte, „Ich bleibe in einem Umkreis von fünfzehn Kilometern, okay?“
`Wenn es nach mir ginge würdest du gar nicht weg gehen und den Cullen hätte ich längst zum Mond geschossen, aber wer hört schon auf das was ich sage.` grummelte Charlie und verließ die Küche.

Bella wollte sich eine Jacke holen , nicht ohne mir einen funkelnden Blich zu zuwerfen, welcher mich schon mal vorwarnen sollte.
„Wir gehen aus?“ ihren Blick ignorierend legte ich Vorfreude in meine Stimme, so als konnte ich wirklich die Zornesfalte auf ihrer Stirn übersehen.
„Ja. Ich glaube, ich muss ein Wörtchen mit dir alleine reden.“

Mit einem kurzen Abschiedsgruß in Richtung Wohnzimmer wartete ich vor dem Haus auf sie.
Wie ich bereits geahnt hatte hörte ich Charlie im Wohnzimmer telefonieren, so leise, dass Bella sicher nichts verstand, als sie nun die Treppe hinunter lief.
„Ja, sie werden dich besuchen am kommenden Wochenende , zu Zweit.... Wie du freust dich, hast du nicht verstanden, das sie diesen Typen mitbringt?.... Du fandest ihn sympathisch?“ so leise er auch sprach, seine Stimme überschlug sich fast.
„Tschüß Dad“, rief Bella, von der Tür aus.
„Bis später“ grüßte er kurz zurück um sich sofort wieder dem Gespräch mit Renee zu widmen.
„Ist ihre Zimmertür abschließbar?.... dann laß Sicherheitsschlösser anbringen verdammt noch mal und stell auf ihren Nachttisch Pfefferspray..“
Bella stand neben mir und ich beeilte mich ihr die Autotür zu öffnen, wobei ich mir ein Lächeln über Charlies Vorstellung von Sicherheit nicht verkneifen konnte.

Bella wollte sich eine Jacke holen , nicht ohne mir einen funkelnden Blich zu zuwerfen, welcher mich schon mal vorwarnen sollte.
„Wir gehen aus?“ ihren Blick ignorierend legte ich Vorfreude in meine Stimme, so als konnte ich wirklich die Zornesfalte auf ihrer Stirn übersehen.
„Ja. Ich glaube, ich muss ein Wörtchen mit dir alleine reden.“

Mit einem kurzen Abschiedsgruß in Richtung Wohnzimmer wartete ich vor dem Haus auf sie.
Wie ich bereits geahnt hatte hörte ich Charlie im Wohnzimmer telefonieren, so leise, dass Bella sicher nichts verstand, als sie nun die Treppe hinunter lief.
„Ja, sie werden dich besuchen am kommenden Wochenende , zu Zweit.... Wie du freust dich, hast du nicht verstanden, das sie diesen Typen mitbringt?.... Du fandest ihn sympathisch?“ so leise er auch sprach, seine Stimme überschlug sich fast.
„Tschüß Dad“, rief Bella, von der Tür aus.
„Bis später“ grüßte er kurz zurück um sich sofort wieder dem Gespräch mit Renee zu widmen.
„Ist ihre Zimmertür abschließbar?.... dann laß Sicherheitsschlösser anbringen verdammt noch mal und stell auf ihren Nachttisch Pfefferspray..“
Bella stand neben mir und ich beeilte mich ihr die Autotür zu öffnen, wobei ich mir ein Lächeln über Charlies Vorstellung von Sicherheit nicht verkneifen konnte.
Bella ignorierte mein Lächeln ebenso wie mich.

Die leise Melodie eines romantischen Songs konnte sie ebenso wenig versöhnen wie das zärtliche Lächeln das ich ihr zusandte.
„Was sollte das?“ fragte sie und ihr Ton signalisierte wie sauer sie auf mich war.
Unschuldig blickte ich sie an.
Sie war so wunderschön in ihrem Zorn.
Das Blitzen der Augen, die kleine Falte auf ihrer Stirn, eine Stimme die mich fürchten sollte und doch mehr an das Schnurren eines Kätzchens erinnerte, welches sich mit einem Tiger verwechselte. Hinreißend, jetzt ihre sinnlich geschwungenen Lippen mit einem Kuß versiegeln...

Mit großer Selbstbeherrschung konzentrierte ich mich auf unser Gespräch.
„Ich weiß, dass du deine Mutter gerne sehen möchtest. Du hast im Schlaf von ihr geredet. Es hat sich angehört, als ob du dir Sorgen machst.“
Das war zwar nicht gelogen, entsprach aber auch nicht wirklich der Wahrheit. Vor einigen Monaten hatte sie nachts mal kurz ihre Mutter erwähnt.
„Ja?“ ihre Stimme zeigte einen zweifelnden Unterton, doch ihr Ärger ebbte ein wenig ab. Sie konnte mir nicht länger böse sein, wenn meine Sorge ihrem Glück galt.

Schäm dich! polterte das Gewissen.
Es ist nur zu ihrem Besten! antwortete der Verstand.
Und wenn sie die Wahrheit erführe? forderte das Herz?

Sie sollte keine Angst erleiden und das würde sie, wenn sie von Victorias Nähe wüßte.
Ihre Zerbrechlichkeit lag in meinen Händen und diese Verantwortung für das zu Fleisch gewordene Wunder der Menschheit verpflichtete mich mehr als alle Gesetzmäßigkeiten des Universums es vermocht hätten.
Ich durfte mich von ihrem betörenden Äußeren und der Sinnlichkeit ihres Inneren nicht von meiner Bestimmung ablenken lassen.
Victoria war nur eine der vielen Gefahren , welche auf sie lauerten. Seattle und die Nähe der Neugeborenen und auch die Volturi, dazu sämtliche Krankheiten und Unfälle, ihr Leben hing beständig an einem seidenen Faden.
Wie hätte ich sie alleine nach Florida fliegen lassen können?
Bei Bellas magischer Anziehungskraft für Gefahren würde das Flugzeug sicher abstürzen oder entführt werden.
Voller Qual schloß ich kurz die Augen, nur die Vorstellung was sein könnte reichte vollkommen um mich an den Rand des Wahnsinns, den dunklen Schlund der Hölle zu treiben.
Daher war unsere gemeinsame Reise das Sicherste für Bella, auch wenn Charlie den Gedanken nur schwerlich ertrug.

Ich versuchte sie mit meinem schiefen Lächeln zu betören, von dem ich wußte, das sie es besonders mochte. Sicherlich würde sie gleich noch mal ihre imaginären Krallen ausfahren. Bedacht wählte ich die Worte.
„Aber du warst zu feige, um es mit Charlie auszufechten. Deshalb habe ich mich für dich eingesetzt.“
Ihre Haltung straffte sich augenblicklich, wie vermutet würde sie sich meine Einmischung verbeten.
„Für mich eingesetzt? Du hast mich den Haien zum Fraß vorgeworfen!“

Haie, ein Schauer rieselte mir eiskalt den Rücken runter.
Das hatte ich nicht bedacht, es war zwar eher unwahrscheinlich, das sich Haie bis Jacksonville verirrten, wenn Bella sich dort am Strand aufhielt mußte ich ganz sicher sein, das diese Bedrohung eliminiert wurde.
Gleich in der ersten Nacht würde ich raus schwimmen, ihr Instinkt würde sie sicher vor meiner Abnormalität warnen und dafür sorgen, das sämtliche Tiere dem Strand fernblieben.
Oder sollte ich noch weiter gehen und die Tiere bewußt jagen zumindestens diejenigen, welche sich in einer Entfernung von 100 Meilen aufhielten?
Eigentlich war das Wasser um diese Jahreszeit so kalt, das kaum die Wahrscheinlichkeit bestünde, dass Bella ein Bad nehmen würde, aber falls sie eine Bootsfahrt machen wollte, mit jedem Gedanken türmten sich erneute, unkalkulierbare Risiken vor mir auf.
Ich mußte Carlisle dazu bringen die dortige Hauptschifffahrtsgesellschaft auf zu kaufen und für die Zeit unseres Aufenthaltes lahm zu legen.
Immer neue Probleme, es gab noch so vieles, was bedacht werden wollte.
Daher antwortete ich eher zerstreut, „Ich glaube nicht, dass du in Gefahr warst.“

Meine ehrliche Besorgnis hörte sie mit ihrer Sensibilität für die feinsten Schwingungen heraus und dennoch wollte sie ihren Unmut, welcher bereits deutlich schwand nicht so schnell beilegen.
„Ich hatte dir doch gesagt, dass ich keinen Streit mit Charlie will.“
Meine gespielte Überraschung war Oscarreif, „Niemand hat verlangt, dass du dich mit ihm streitest.“
Als wüßte ich nicht, dank Alice Vision, dass genau das passieren würde.
„Wenn er so einen Kommandoton anschlägt, bin ich machtlos – dann gehen meine Teenagerinstinkte mit mir durch.“
Ich lachte leise „Tja, das ist nicht mein Problem.“

Schämst du dich eigentlich gar nicht? fauchte das Gewissen.
Nö, eigentlich nicht ! entgegnete der Verstand lässig.
Es ist doch zu ihrem Besten.
Hmpf ! kam es von Herz und Gewissen gleichermaßen.

Ihr nachdenklicher Blick ruhte auf mir und ich war mir gewiß, dass die letzte Antwort mich demaskiert hatte. Nichts was sie bedrückte konnte mir gleichgültig sein.
War es die Euphorie über das Gelingen meines Planes, welche mich jegliche Vorsicht vergessen ließ? Ihren Blick ignorierend schaute ich durch die Windschutzscheibe, natürlich bemerkte ich dennoch das Aufblitzen der Erkenntnis. Oh nein, bitte keine ihrer hellsichtigen Einsichten, flehte ich lautlos.
„Hat dieser plötzliche Drang, nach Florida zu fliegen, irgendwas mit der Party bei Billy zu tun?“

Sehr nah dran, aber von Victoria wußte sie nichts und die Party bei diesen Viechern und Jacob Black, es widerte mich an nur seinen Namen zu denken,
war ohnehin indiskutabel.
Mein Kiefer verhärtete sich, eine gepanzerte Faust schien nach meinen Eingeweiden zu greifen und versuchte sie mit Macht zu drehen.
„Ganz und gar nicht. Es spielt keine Rolle, ob du hier bist oder am anderen Ende des Landes, du würdest sowieso nicht hingehen.“
Sobald ich die Worte ausgesprochen hatte wurde mir bewußt, welch grandiosen Fehler ich eben begangen hatte.

Ähem, ist das nicht genau die Bevormundung, die sie bei Charlie so aufgeregt hat? fragte das Herz süffisant.
Wolltest du nicht die Beherrschung bewahren? wunderte sich der Verstand über die Aussetzung seiner Funktion.
Tja, wenn Liebe, Hass oder Eifersucht im Spiel sind hältst du die Klappe und ich regiere! trumpfte das Herz auf.


Ihr Gesicht spiegelte die erbitterte Verletztheit ihrer Seele, die mich in die Knie zwang.
Wie hatte ich so unüberlegte, überhebliche Worte äußern können?
Diese verdammte Eifersucht trieb mich dazu gegen meine Vernunft und meine Liebe zu handeln. In ihren Fängen war ich eine hilflose Strohpuppe getrieben von den Kräften der Elemente.
Die Eifersucht war stärker als ein Tornado, heftiger als jedes Erdbeben, gewaltiger als der Ozean und zerstörender als jeder Waldbrand.
Ich begriff diese Wirkung auf mein Ich nicht, fühlte nur die übermächtige Reue, sie verletzt zu haben.
Warum konnte ich sie jetzt nicht einfach halten, sie um Verzeihung bitten und sie küssen?
Bella biß die Zähne fest zusammen.
Sie verbiss sich Wut, Trauer, Schmerz, weil ich zwischen ihr und Jacob stand.

Oh mein Gott!
Nein, ich hatte nicht das Recht die Instanz von Gnade und Vergebung anzurufen, nicht mehr, seit ich als Monster auf der Erde wandelte.
Doch ich wollte bereuen, sühnen, ihrer würdig sein, wie konnte ich dies, wenn es nichts und niemanden gab, der mir meine Sünden vergab?
Bellas Leid trieb mich noch tiefer in die Schuld, welche mich wie ein Dämon umtanzte in flammendem Gewand den schwarzen Abrund umrundete, mit lockenden Bewegungen, genau wissend, dass ich ihm niemals entkommen konnte.
Ewigkeit höhnte mir der Dämon entgegen und willst du das?
Sie wird sterben!
Du lebst für die Unendlichkeit, für immer ohne sie!
Für immer allein mit dem Bewußtsein, was du verloren hast!
Kicherte er hämisch!
Oder hielt mir die Zukunft den grausamen Spiegel der Wahrscheinlichkeit vor Augen?

Verwandel sie! hauchte das Herz verzweifelt. Ich kann nie wieder ohne sie sein, .... bitte. Es war nur noch der Hauch der Verzweiflung.

Ich kann nicht, ich blickte in Bellas Gesicht, ihre Schönheit würde sich verändern und reifen, bis ich sie für immer verlor, auch meine Existenz hätte dann ihren Sinn verloren.

Doch wie Romeo würde ich meiner Liebsten folgen; SEINE Worte hatten mich stets staunen gemacht, ich konnte sie erst in dem Moment empfinden, als ich Bella zum ersten Mal traf.
Ein Blitz aus heiterem Himmel.
Erschütterung alles Bekannten.
Nicht mehr ich sondern SIE.
„O, hier bau’ ich die ew’ge Ruhstatt mir,
Und schüttle von dem lebensmüden Leibe
Das Joch feindseliger Gestirne. – Augen,
Blickt euer Letztes! Arme, nehmt die letzte
Umarmung! und o Lippen, ihr, die Thore.

Des Odems, siegelt mit rechtmäß’gem Kusse
Den ewigen Vertrag dem Wuchrer Tod.“


Ich hatte dem Tode unwillentlich die Hand entzogen und nun schmorte ich in einer Hölle der ewigen Angst, dass ich das Einzige verlor, was zu existieren wert war.
Der Tod hatte einen Weg gefunden mich täglich zu foltern und wenn er sie in seine Arme nahm um sie dem Himmel zu zuführen, dann würde er uns für immer trennen, der Pakt mit der Ewigkeit forderte seinen Tribut.

Ich würde auch gehen und ganz sicher nicht im Himmel meine Zuflucht finden, kein Gott konnte so gütig sein.

Doch ohne Bella ergab das Universum keinen Sinn für mich und doch konnte selbst ich nicht so schlecht sein, ihr die Seele zu rauben.

Seufzend tauchte ich aus meinen Grübeleien auf.
Liebevoll ruhte mein Blick auf ihr, jede Minute wollte ich auskosten, als könnte es unsere Letzte sein und bedachte man ihre Verletzlichkeit, dann waren sämtliche Vorsichtsmaßnahmen eine zwingend notwendige Unabdingbarkeit.
„Was möchtest du heute Abend unternehmen?“ fragte ich mit einer Stimme in welcher die Tiefe meiner Gefühle zu erahnen war.
Da sie mich mit ihren Entscheidungen ohnehin stets verblüffte verzichtete ich darauf ihre Pläne zu erraten.
Ohne Zögern antwortete sie, „Können wir zu dir fahren? Ich habe Esme schon so lange nicht mehr gesehen…“
Mom würde begeistert sein, täglich erkundigte sie sich nach Bellas Wohlergehen, ich wußte, dass sie bereits wie eine Tochter von Esme geliebt wurde.
Während Rosalie zwar versuchte Bella gern zu haben, aber dabei kläglich scheiterte, liebte der Rest meiner Familie sie wirklich.
Ich mußte lächeln, bei der Vorstellung, wie Alice vermutlich gerade Freudentänze im Wohnzimmer auf führte, Bellas Worte mußten bei ihr unweigerlich eine Vision aus lösen.
„Sie wird sich freuen. Vor allem, wenn sie hört, was wir am Wochenende vorhaben.“
Bella stöhnte ergeben auf und verdrehte die Augen.

Unser Haus lag hell erleuchtet am Ende der Zufahrt, wie nicht anders erwartet stürzte meine quirlige Schwester auf das Auto zu und riß die Beifahrertür auf, bevor ich angehalten hatte.
Etwas verstimmt darüber, dass sie mir die Chance genommen hatte dieses für Bella zu tun, eilte ich an ihre Seite und hielt ihre Hand.
Carlisle mußte unbedingt noch weitere Lampen anbringen lassen, für Bella reichte dieses Licht nicht aus, um sicher vom Auto zur Haustür zu gelangen.
Sie stolperte über einen kleinen Stein und wäre gestürzt, wenn ich sie nicht aufgefangen hätte.
Sicherheitshalber hob ich sie in meine Arme und trug sie den Rest des viel zu kurzen Weges.

Und, dass du sie nur ganz nah an dir spüren möchtest, dass kann nicht sein? zwinkerte das Herz.

Meine Lippen berührten kurz ihr seidiges Haar.
Dieser Duft, ich sog ihn tief in mich.
Könnte man das Aroma von Bella in Flakons abfüllen müßte ein Parfum entstehen, das aus jeder Frau eine unwiderstehliche Aphrodite zauberte.
Die Welt der Männer würde dem Wahnsinn verfallen.
Bella hatte aus den Köpfen sämtlicher männlicher Wesen unserer Schule ein Schlachtfeld der Begierde gemacht.
Es war in ihrem Fall nicht nur das Aroma ihres Duftes, diesen vernahmen die Anderen sich nicht so intensiv wie ich, ihre verletzliche Ausstrahlung und die Aura des wirklich aufrechten Guten umgaben sie.
Sie schien innerlich zu leuchten, so dass es nie wirkliche Dunkelheit in ihrer Nähe gab.
Wie die Motten das Licht, so umkreisten nun alle Bella, dabei schien sie ihre besondere Ausstrahlung nicht einmal zu bemerken.
Sie mußte sich zum Glück nicht die Gedanken anhören, mit welchen sie teils angehimmelt und verehrt, oder aber auf das heftigste begehrt wurde.

Ekelhafte Kotzbrocken! tobte die Eifersucht.
Bellas Schönheit und Ausstrahlung mußte doch jedem auffallen! reagierte die Vernunft trocken.
Sie will nur dich! besänftigte das Herz.

Alice hüpfte die wenigen Meter vor uns her.
„Was machen wir jetzt?“ plapperte sie los.
„Bella, was hältst du von einem kleinen Wellnessprogramm!
Ich könnte dir eine Gesichtsmaske auftragen, deine Haare mit dieser Kur bestreichen, welche erst vor wenigen Tagen auf den Markt gekommen ist. Stell dir vor, sie ist genau für deine Haarfarbe entworfen worden und ich habe zufällig einige Kisten hier.“ Ihre unschuldige Mine war sehr überzeugend, hätte Bella gewußt, dass Alice diese Haarkur persönlich in Auftrag gegeben hatte, sie wäre sicher entsetzt gewesen.
„Wie?“ hauchte ich so leise, das Bella es nicht hörte.
In ihren Gedanken sah ich uns in der Schulcafeterie sitzen.
Wie üblich umarmte Alice Bella überschwenglich.
Bei dieser Gelegenheit zupfte Alice ein Haar von Bellas Jacke.

Den Rest konnte ich mir ausmalen, sie hatte dieses an den Hersteller für Pflegeprodukte gesandt, mit der Bitte eine komplette Beauty Serie auf genau die Struktur des Haares abzustimmen. Der beigelegte Scheck bewog das die Manager des Konzerns umgehend bei ihr anriefen und sie ihre Vorstellung detailliert kund tat.
Das Ergebnis hatte ein mittleres Vermögen verschlungen und lagerte jetzt Kisten weise in unserem Keller.
Ich verdrehte die Augen.

Alice ließ sich nicht stören. Wir waren an der Haustür angekommen und widerwillig setzte ich Bella ab, nächstes Mal würde ich am Anfang der Auffahrt parken.
„Und stell Dir vor dieses Haarpflegeset hat ausgerechnet den Erdbeerduft, den du so magst.“ zwitscherte Alice noch immer. „Während der Einwirkzeit maniküre ich deine Fingernägel, meine Güte, die sehen wirklich schauderhaft aus, hast du mit bloßen Händen das Gemüsebeet umgegraben? Dabei fällt mir gerade auf, dass wir uns da noch nie drüber unterhalten haben, hast du eigentlich ein Gemüsebeet? Und dann Creme, damit deine Haut wieder so richtig strahlt und wenn wir die passende Frisur für dich gefunden haben könnten wir schauen, was ich so für dich im Schrank finde, da ist mir neulich irgendwas durcheinander geraten. Ich habe verschiedenes im Internet gekauft und mir passt es gar nicht.“
Oh ja an die Lieferung konnte ich mich noch gut erinnern, der halbe Postwagen bestand aus dieser `Fehllieferung`.

Bevor Alice Gelegenheit hatte Bella noch weiter zu quälen, zog ich sie ins Wohnzimmer.
Esme eilte auf uns zu und schloß sie in die Arme, auch Emmett klopfte ihr vermeintlich zärtlich auf die Schultern. Mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht, begrüßte Bella alle.
„Mach das nie wieder“, funkelte ich Emmett an, „tschuldigung“ kam es unhörbar von ihm zurück. Sein Glück, dass Bella noch immer meine Hand hielt. Nur ihrer Berührung verdankte Emmett es, dass ich mich nicht auf ihn stürzte.
„Bella, du hast mir so gefehlt“, freute sich Esme.
„Was ist den nun mit meinem Vorschlag?“ nörgelte Alice.
Ich sah Bellas Schaudern, der Shampoo Vorrat würde wohl noch etwas verschlossen bleiben.
„Alice bitte sei mir nicht böse, aber ich war so lange nicht mehr hier und würde gerne mit allen reden, bitte ja?“ sie schien ein richtig schlechtes Gewissen zu haben, weil sie sich meiner nervigen Schwester widersetzte.
Gerade wollte Alice weiter quengeln, als ich ihr unauffällig auf den Fuß trat und ihr warnende Blicke schickte.

„Na gut dann ein anderes Mal“, schmollte sie.
„Was machen wir dann?“ gelangweilt ließ sie den Blick schweifen, plötzlich grinste sie, ihr Blick war auf dem Schachbrett hängen geblieben.
„Los Edward ich fordere dich heraus!“ und wenn ich gewinne, dann darf ich morgen den Schönheitsabend nach holen, fügte sie für mich hinzu.
Der Einsatz war sehr hoch, zweifelnd sah ich Bella an.
Nein, das würde sie sicher nicht erdulden können. Wie sollte ich den Weg zu Bellas Martyrium ebnen? Auf keinen Fall.
„Los Edward mach doch, ich möchte dich gerne Schach spielen sehen!“ drängte mich Bella mit einem Augenaufschlag der süßer als die Morgenröte , verführerischer als die Düfte des Orients und sinnlicher als jede Komposition war.
Willenlos bewegte ich mich zum Spielbrett. `Gewinne ich, dann läßt du sie für immer mit solchen Dingen in Ruhe, okay!` zischte ich Alice zu.
Sie lächelte nur siegesgewiß, drei Minuten später stieß sie wütend ihren König um.

„Jasper spielst du auch eine Runde Schach mit mir?“ Bella hatte sich etwas verlegen zu ihm umgewandt, überrascht blickte er ihr in die Augen.
Dann breitete sich ein Strahlen in seinem Gesicht aus, mit einer leichten Verneigung nahm er die Herausforderung an.
`Sie hat mir wirklich vergeben`, jubelten seine Gedanken. Sorgsam überwachte ich jede seiner Regungen, bereit sofort einzugreifen, wenn er die Kontrolle verlieren würde.
„Es wird nicht geschehen“, sagte Alice. „ Ich habe es gesehen!“
„Wo ist Carlisle ? Ich muß dringend mit ihm reden!“ fragte ich, ohne Bella aus den Augen zu lassen, Jasper spielte wie ein Anfänger, um Bella nicht zu brüskieren.
„Er ist im Krankenhaus, aber das mit der Schifffahrtgeselschaft habe ich ihm schon ausgeredet!“ Wütend starrte ich sie an.
„Wie konntest du? Wer gibt dir das Recht dich da einzumischen?
Bellas Leben ist in Gefahr! Stell dir vor sie fällt bei einer Tour über Bord, ertrinkt oder wird von Bestien gefressen. Ich kann sie tagsüber nicht begleiten“ außer mir vor Wut fiel es mir schwer meine Stimme so zu senken, dass Bella nichts von unserem Gespräch bemerkte.
„Edward, es ist okay. Der Hafen wird fast ausschließlich militärisch genutzt und ich hatte eine ganz deutliche Vision von Euch beiden, wie ihr gesund und wohl behalten wieder zurück kommt!“
Plötzlich versteinerte sich ihr Gesicht, erschrocken starrte ich sie an, auch Jasper blickte zu ihr.
Bella war so in ihren nächsten Zug vertieft, dass sie nichts merkte.
Als ich Alice Gedanken las hätte ich vor Erleichterung fast gelacht.
Sie überlegte tatsächlich ob sie es noch rechtzeitig schaffte einen Sunblocker für Bellas empfindliche Haut anfertigen zu lassen.
Meine Schwester war unmöglich.
Obwohl sie nicht unrecht hatte, aus Sonnenbrand konnten katastrophale Krankheiten entstehen, gut ,dass sie mit gedacht hatte.
Ich würde eine Extratasche mit dem nötigsten Verbandmaterial und Medikamenten packen.
„Edward das Mittel gegen Cholera mußt du wirklich nicht mit nehmen!“ hauchte Alice.

Jasper blickte wieder auf das Schachbrett wo Bella einen Zug tätigte.
Mit leisem Bedauern setzte er sie Schachmatt.
Bella lachte hell auf und wir alle lauschten verzückt diesem seltenen Klang.
Mein Innerstes zog sich vor Liebe zu ihr zusammen, rasch stand ich neben ihr und berührte ihre Schulter. Sie gehörte zu mir, diese unglaubliche Wunderwesen war mein.

Rosalies Gedanken spien Gift und Galle, als sie mit einem falschen Lächeln an uns vorbei rauschte und in den Wald verschwand.
Esme hatte den Kopf gehoben und lächelte Bella liebevoll an.
`Du tust ihm so gut, uns allen, ach Bella es ist so schön, dass es dich gibt.`

„Bella, ich bringe dich jetzt besser zurück, Charlie sollte sich heute nicht weiter aufregen, er ist sicher noch ein wenig verärgert, weil wir am Wochenende deine Mutter besuchen.“
Meine Familie war wirklich ein perfektes Team von Schauspielern.
Sofort erschien Verwunderung und Freude in ihren Gesichtern, während Bella
leicht errötete.
Sie wollte weder so im Mittelpunkt stehen, noch an die Reise erinnert werden, dafür kannte ich sie zu gut.

„Oh Bella, wie wundervoll. Ich freue mich so für Euch zwei. Die Sonne wird dir gut tun, genieße sie und komm gesund zurück, bitte pass auf dich auf!“ Esme drückte Bella herzlich. Endlich jemand der wie ich fühlte.
Dankbar warf ich ihr einen Blick zu den sie innig erwiderte.

„Und creme dich immer gut ein du hast so empfindliche Haut“, setzte Alice hinzu.
„Ich besorg dir noch eine besondere Creme von der ich gehört habe!“ setzte sie hinzu während ihre Gedanken bereits die Liste aller Spezialisten im Umkreis durchgingen. Sie war einfach unverbesserlich.
Nach unserem Abschied hob ich Bella direkt an der Haustür hoch und trug sie zum Auto. Die Nähe ihres Körpers berauschte mich und vernebelte die Sinne, bis ich nicht mehr widerstehen konnte und meine Lippen sanft die ihren berührten.

Es war nur ein Hauch und doch in seiner emotionalen Wirkung fatal.
Die Welt drehte sich mit Rekordgeschwindigkeit, die Sterne schienen zu explodieren und ich verspürte nur den Wunsch niemals mehr aufzuhören. Ihre Lippen drängten sich voller Lust an meine und ich antwortete voller Leidenschaft.
Ihre Hände krallten sich in meine Haare und ihr Atem ging schneller.
Mein Mund fuhr langsam ihren Hals hinunter bis er an ihrer Kehle verweilte, ihr Blut rauschte im Taumel der Leidenschaft und ihr Herz trommelte im Takt mit meinem Verlangen.

Stop! schrie der Verstand.
Sei ruhig! forderte die Begierde heiser.
Mühsam rückte ich ein wenig von Bella ab.
„Was tust du mit mir?“ zärtlich blickte ich in das geliebte Gesicht.
„Bella es ist zu gefährlich, bitte sei vernünftig, es geht jetzt noch nicht.“
Hörte sie nicht die Qual in meiner Stimme?
Ihr Atem beruhigte sich nur langsam und der Schmerz über die Unterbrechung des Kusses zeichnete ihre warmen Augen.
„Ich liebe Dich!“ antwortete sie.
Drei Worte die meine Nacht erleuchteten.
„Du bist mein Leben.“ antwortete ich, wir standen bereits am Auto.
Wie hätte ich ihr auch meine wahren Gefühle erläutern sollen?

Es gab keine Zeit für uns, eigentlich waren wir nicht dafür geschaffen einander zu lieben.
Doch Bella hatte das Wunder vollbracht, unüberwindliche Hindernisse zu ignorieren.
Sie hatte eine Liebe möglich gemacht, die es nicht hätte geben dürfen.
Wenn sie atmete machte sie mich glücklich, ihre Küsse erinnerten an das was ich mir unter Himmel vorstellte.
Sie war wie der lebendig gewordene Traum, den ich mir niemals gestattet hattet.
Ohne sie verlor die Ewigkeit den Reiz und verwandelte sich in Schrecken!
Wie sollte ich leben ohne sie, wie könnte ich sein ohne sie?


„Schnall dich an!“ sagte ich mit rauher Stimme, sie aus meinen Armen gehen lassen zu müssen tat körperlich weh.

Doch schlimmer als dieses, quälte mich das Wissen um ihre Vergänglichkeit.
Welche Macht hatte das perfekte Wesen erschaffen, einen Engel und ihn dann auf die Erde gesandt?
Sie sollte im Paradies sein und mit Sternenstaub jonglieren, nicht hier wandeln, umgeben von Gefahren denen sie niemals trotzen könnte.

Verwandel sie! forderte die Begierde lauter denn jeh und das Herz stimmte ein.

Rasch umrundete ich das Auto, jeder Millimeter Distanz war nötig um stark zu bleiben.
Bevor ich einstieg schaute ich in die Ruhe des Nachthimmels.
Direkt über mir blinkte ein Stern und verlosch.

So, wie auch ihre Seele verlöschen würde! mahnte der Verstand.

Das konnte ich nicht über mich bringen, dafür war sie mir zu heilig.
Sie war meine Ewigkeit und wenn sie ging, so würde ich folgen.

Ihr Weg war auch der Meine für jetzt, bis an das Ende ihrer Tage.

Bevor ich zu ihr in den Wagen stieg atmete ich tief durch.
Direkt neben ihr unterdrückte ich die Versuchung mich an ihrem Duft zu berauschen.

Nur ein kleiner Hauch ihrer Köstlichkeit! schmeichelte die Begierde.
Nein! befahl der Verstand.
Ach Manno! schmollte das Herz.

Konnte ich mich früher ohne große Mühe beherrschen, so bröckelte diese Fähigkeit in zunehmendem Maße. Mit jedem Augenblick , welchen ich an ihrer Seite verbrachte schwand meine Kraft ihr zu widerstehen und mir wurde mit jedem Mal bewusster, wie sehr ich meinem Traum, Bella als meine Frau zu nehmen, hinterhertrauerte…

Sie hat nur wegen ihrem Vater und ihrer Mutter nein gesagt! Versuchte das Herz mich zu beruhigen.

Wie gerne würde ich meine Hand ausstrecken und ihr sanft die Wange liebkosen.
Doch ich wußte genau, dass es nicht bei dieser kurzen Berührung bleiben könnte.
Ich wollte mehr. Sie in meinen Armen spüren und mit Küssen bedecken..

Stop! brüllte der Verstand.

Meine Hände umklammerten das Lenkrad und ich blickte stur geradeaus, als ob ich diese Strecke nicht mit verbundenen Augen fahren könnte.
Ihr Haar bewegte sich leicht, flatterte kurz im Wind der Lüftung und legte sich wieder auf seinen Platz zurück. Ich ignorierte dieses Intermezzo geflissentlich, sonst hätten meine Augen nicht von diesem vollkommenen Antlitz weichen können.
Was machte sie mit mir?
Wie konnte sie solch ungeheure Macht über meine Gedanken und Gefühle haben?
Mein Herz lag in ihrer Hand.
Mit Gewalt riß ich mich aus den Grübeleien hervor und versuchte an etwas anderes zu denken.
Mathematik, ich begann Gleichungen zu lösen... Mathe ich mußte dringend mit Alice wegen der Prüfungsfragen reden und wieder war ich bei Bella.
Innerlich seufzend begann ich zu zitieren,
„O, hier bau’ ich die ew’ge Ruhstatt mir,
Und schüttle von dem lebensmüden Leibe
Das Joch feindseliger Gestirne. – Augen,..
Romeo und Julia, egal an was ich dachte meine Gedanken fanden den Weg zu Bella.
Es schien nichts zu geben, was mich davon abbringen konnte.
Nichts was mich von diesem Wahn befreite.
Ihr Feuer loderte so hell in mir, dass nichts Anderes mehr zu sehen war.
Meine Augen blickten nur noch sie,
meine Gedanken umkreisten Bella unaufhörlich
und mein ganzes Sein richtete sich nach ihren Bedürfnissen.

Der Weg war mir selten so lang vorgekommen, fast hätte ich erleichtert aufgeatmet als der Wagen vor Charlies Haus hielt.
Das Haus war hell erleuchtet und Charlies Gedanken schrien mir entgegen.
`Peinlich, jetzt muß ich... wie soll ich... aber es muß sein...
gemeinsamer Urlaub... wenn sie jetzt schwanger... kein Abschluß...`
Wäre es nicht so traurig, ich hätte laut gelacht.
Charlie wollte Bella aufklären!
Wegen mir und unserer Reise.
Hätte er doch nur Recht mit seinen Befürchtungen, ich wäre der glücklichste aller Männer.
Doch ich war nicht mal das, ich war viel zu gefährlich für Bella um in ihrer Gegenwart jemals die Kontrolle verlieren zu dürfen.
Wenn mich jedoch schon ihre Küsse an den Rand der Beherrschung brachten, wie sollte ich auch nur hoffen können mit meinen Gefühlen und Bewegungen im Rahmen des menschlichen zu bleiben, wenn es zu einer völligen Verschmelzung unserer Körper käme?

Bella hatte den ganzen Weg geschwiegen, ihr Ärger über die Unterbrechung unseres Kusses hallte sicher noch in ihr nach. Finster schaute sie vor sich hin, könnte ich es ihr doch nur verständlich machen, dass mein Verzicht keine Ablehnung ihrer Sinnlichkeit, sondern reine Vorsicht war.
„Komm lieber nicht mit rein,“ sagte sie mit resignierter Stimme. „Das würde es nur noch schlimmer machen.“ Ahnte sie was ihr bevorstand, oder fürchtete sie einen erneuten Anfall von Charlie?
„Er ist ziemlich ruhig.“ meine Lippen konnten sich nicht länger beherrschen und formten sich zu einem Lächeln, Charlies Drangsal war wirklich amüsant und leider völlig überflüssig.
„Bis später.“ murmelte sie bedrückt.
Mit einem Lachen drückte ich ihr einen Kuß ins Haar. „Sobald Charlie schnarcht, komme ich wieder.“ Nichts konnte mich dazu bewegen jetzt meinen Horchposten zu verlassen.
Außerdem wollte ich mich nicht zu weit vom Haus entfernen, die mannigfaltigen Gefahren , die Bella zu umkreisen drohten wie Geier ihre Beute, ließen mir keine Ruhe.
Ich blickte ihr nach, bis sie die Haustür hinter sich schloß. Unwillkürlich durchforsteten meine Sinne die Dunkelheit nach Anzeichen einer nahenden Bedrohung.
Im Haus dröhnte der Fernseher, nichts ungewöhnliches, da Charlie meist seine Sportsendung schaute bis er einschlief.
„Könntest du bitte mal kommen, Bella?“ Charlies Stimme hörte man an, dass er gerne auf dieses Gespräch verzichtet hätte.
Ich fuhr mein Auto in den nahen Wald und rannte rasch zurück, bevor Bella ins Wohnzimmer gegangen war, befand ich mich dem Fenster gegenüber.
Meine Gestalt verschmolz mit der Dunkelheit und sicher konnte sie mich nicht ausmachen.
Bellas Schritte wirkten lustlos, als sie in den Raum trat.
„Was ist Dad?“
„Hattest du einen netten Abend?“ überrascht schaute Bella ihren Vater an, als überlegte sie, ob sie den Sinn dieser Frage richtig verstanden hatte.
Ihre Gabe Dinge intuitiv zu durchschauen gebot ihr Vorsicht bei der Antwort walten zu lassen.
„Ja.“ kam es von ihr zögernd.
„Was habt ihr gemacht?“ Charlie klammerte sich an diese belanglose Unterhaltung, gewährte sie ihm doch Aufschub vor der Aufgabe, welche er sich selbst gestellt hatte.
Er hörte Bella gar nicht zu , seine Gedanken fuhren Karussell.
Sie drehten sich nur um die Frage, wie er es ihr sagen sollte, wie die richtigen Worte finden. Bellas Erzählung verschaffte ihm Zeit, erhöhte jedoch auch seine Anspannung.
Die Gedanken stiegen in die Achterbahn um.
„Wir waren mit Alice und Jasper zusammen. Edward hat Alice beim Schach geschlagen und dann hab ich gegen Jasper gespielt. Er hat mich fertig gemacht.“
Sie lächelte bei der Erinnerung an unseren gemeinsamen Abend und ich hätte viel dafür gegeben jetzt neben ihr zu stehen und das Lächeln mit einem Kuß zu veredeln.
Charlies Gedanken bestiegen den Free Fall Tower , er straffte die Schultern und schaltete den Fernseher aus.
Bella schien mehr als überrascht zu sein.
Für Charlie gab es nun kein Zurück mehr.
„Da ist etwas, über das ich mit dir reden muss.“
`Eigentlich könnte das auch Renee erledigen`, wimmerten seine Gedanken in Panik.
Bella setzte sich und schaute ihren Vater erwartungsvoll an, hätte sie geahnt, was er mit ihr besprechen wollte, wäre sie vermutlich aus dem Zimmer geflüchtet.
Charlie blickte kurz hoch , nur um dann zu Boden zu starren.
`Wo ist die Zeit geblieben, gerade eben habe ich sie auf dem Arm durch das Haus getragen, damit sie einschlafen konnte, habe am Strand Sandburgen mit ihr gebaut und nun das...! Meine kleine Prinzessin, warum mußtest du so schnell groß werden?`
„Was ist Dad?“ Bella schien langsam unruhig zu werden.
Er seufzte und stellte sich seiner Aufgabe „Ich kann so was nicht besonders gut. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll…“
Wieder folgte eine Pause, `Bienchen und Blümchen wären eine Alternative`, redete Charlie sich ein.
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen
„Also gut, Bella. Folgendes.“ seine Unruhe zwang ihn zum Aufstehen.
`Ich will ja nicht über Botanik mit ihr reden, obwohl ich das lieber täte als ausgerechnet dieses Thema zu besprechen!`
Wie ein gefangener Tiger lief er auf und ab, stets seinen Blick nach unten gerichtet, nur keinen Blickkontakt mit Bella haben...
`Nein, sie lebt bei mir, ich habe die Verantwortung für sie, ich muß da jetzt durch.`
„Das mit dir und Edward scheint ziemlich ernst zu sein, und du musst ein bisschen aufpassen. Ich weiß, dass du erwachsen bist, aber du bist immer noch jung, und da gibt es vieles, was du wissen musst, wenn du…nun ja, wenn du körperlich…“
Ohne auf sein Gestotter zu achten beobachtete ich Bellas Gesicht.
Sie riß ungläubig die Augen auf, wurde erst blaß und dann rot, das Wort körperlich katapultierte sie praktisch aus dem Sessel.
„Oh nein, bitte nicht!“ rief sie panisch. „Bitte sag jetzt nicht, dass du mich aufklären willst.“
`Von wollen kann hier keine Rede sein` dachte Charlie während er seinen Blick wieder nach unten richtete.
„Ich bin dein Vater. Ich bin für dich verantwortlich. Für mich ist es genauso peinlich wie für dich.“
„Oh nein, glaub mir. Außerdem ist Mom dir 10 Jahre zuvorgekommen. Du bist aus dem Schneider.“
„Vor 10 Jahren hattest du aber noch keinen Freund.“ murmelte Charlie widerstrebend. Seine Gedanken atmeten auf.
Die Beiden standen sich gegenüber und schauten zu Boden.
Bellas Gesichtsfarbe näherte sich dem tiefsten Rot, welches ich je erblickt hatte und auch Charlie erging es nicht besser.
Diese wunderbare Möglichkeit seine Gefühle nicht nur mit Worten und Gesten zu verdeutlichen, sondern mit dem Verändern seiner Hautfarbe, wie ich das vermisste.
Ich war immer gleich, unveränderlich wie ein Stein.
„Ich glaube, das Prinzip ist immer noch das Gleiche,“ sagte Bella leise.
Schuldgefühle stiegen in mir auf, ich hätte sie warnen müssen, was Charlie ihr zu sagen hatte.
„Sag mir einfach, dass ihr beiden euch verantwortungsvoll benehmt.“
`Was habe ich getan um so etwas erleben zu müssen` fluchten seine Gedanken vor sich hin.
„Mach dir keine Sorgen, Dad, so ist es nicht.“
„Denk nicht, dass ich dir nicht vertraue, Bella, aber ich weiß, dass du mir nichts davon erzählen willst, und du weißt auch, dass ich das gar nicht wissen will. Aber ich werde versuchen, aufgeschlossen zu sein. Ich weiß, dass sich die Zeiten geändert haben,“
`Oh nein, meine Prinzessin dir vertraue ich blind, aber diesem Cullen nicht!` fauchten seine Gedanken.
Ihr Lachen klang ziemlich verkrampft. „Die Zeiten vielleicht schon, aber Edward ist ziemlich altmodisch. Du brauchst dir gar keine Sorgen zu machen.“

Wie recht sie doch hatte, obwohl meine Moralvorstellung nicht mein größtes Problem bei dieser Angelegenheit war. Charlie seufzte „Altmodisch…Ist das ein Code für irgendwas?“ (Ich weiß, dass das nicht nach dem Buch ist, aber ich finde die Stelle beim Film einfach so genial, dass ich sie mit einbringen wollte… :D)
„Himmel!“
„Mir wäre es lieber, wenn du mich nicht zwingen würdest, es so deutlich zu sagen, Dad. Wirklich. Aber…ich bin…Jungfrau, und ich habe nicht vor, daran sobald etwas zu ändern.“
Wenn ich an die Leidenschaft ihrer Küsse dachte hätte ich den Satz eventuell anders formuliert.
Dennoch, es konnte nicht sein, also würde es nicht sein, egal wie wir uns verzehrten. Aber es versetzte mir trotzdem einen Stich in mein totes Herz, als sie diesen Satz sagte…Sie wollte es nicht ändern…

Sie hat gesagt: Sie hat nicht vor, es zu ändern! Das heißt nicht, dass sie es nicht ändern würde, wenn sie es könnte…! Warf das Herz etwas geknickt ein.

Charlie erstarrte als Bella das Wort Jungfrau so unverblümt aussprach.
Dennoch sandt er ein Stoßgebet des Dankes gen Himmel.
`Wenigstens das hat der Mistkerl nicht verbockt, sonst ist auf ihn ja wenig Verlaß. Vermutlich ist das nur Bellas Tugendhaftigkeit zu verdanken!`
Und doch mischte sich das Wissen des Zweifels in sein Bewußtsein. Sie war wegen mir aus Forks geflohen, zumindest hatte es für ihn so ausgesehen. Von James ahnte er ja nichts, genauso wenig wie von Bellas Ängsten, dass Charlie die Zielscheibe eine Vampirangriffs werden könnte...
Die verfluchte Geburtstagsparty, unsere Welten prallten aneinander und die Grenzen zerflossen, so sehr, das Bella nicht mehr nur, aber auch Familienmitglied und Beute in Einem wurde.
An mir war sie gestorben, als ich sie verließ, damit meine Welt nicht mehr als Gefahr über ihr schwebte.
Auch davon wußte er nichts.
Was sollte er tun, außer mich verurteilen, ich war gegangen und vor seinen Augen zerbrach sie.
Dass auch ich in dieser Zeit den Tod der Sehnsucht starb, qualvoll in der Erinnerung schmorte, unfähig vorwärts zu gehen, weil es nichts mehr gab, was mich antrieb, wie sollte er das erahnen?
Ihr Schritt, von Charlie ohne persönliches Wort zu scheiden, nur um mich in Volterra vor der Konsequenz des Fehlers meines Lebens zu bewahren, konnte ihn nicht für mich gewinnen.
Er spürte das Band welches uns verwob, ohne es zu verstehen und er dankte dem Himmel, dass es nicht Körperlichkeit war, welche uns aneinander fesselte.

Die Zwei standen sich gegenüber und beide sahen peinlich berührt aus. Charlie wirkte ob Bellas Beteuerung ein wenig entspannter, doch Bellas Gesicht verriet deutlich, dass sie jetzt lieber Meilen weit entfernt wäre.
„Kann ich jetzt schlafen gehen? Bitte.“
Ihr flehender Ton hätte Eisberge geschmolzen, doch Charlie war noch nicht zufrieden, als ich bemerkte, was ihm noch am Herzen lag, knurrte ich wütend auf.
Jacob, natürlich mußte er noch mal Partei für diesen Köter ergreifen.
Seine Dankbarkeit für den Sunnyboy des Reservates in allen Ehren..
Natürlich erkannte ich die Fürsorge und den Schutz an, welchen er Bella gegeben hatte, als ich versagte, aber nun war ich wieder da und sie hatte mich erwählt.
Das würde er genauso begreifen müssen, wie Charlie, Billy und der Rest der Welt.
„Einen Moment noch.“ Völlig entnervt schaute Bella ihren Vater an.
All zu gerne wäre ich ihr zur Hilfe geeilt und hätte sie vor dem kommenden Gespräch errettet. Diese permanente Propaganda für meinen Rivalen ließ mich mit den Zähnen knirschen.
„Oh, bitte, Dad? Ich flehe dich an.“
„Der peinliche Teil ist überstanden, versprochen.“ Mit einem Seufzen der Erleichterung ließ er sich auf sein Sofa fallen. Was nun kam bereitete ihm sichtlich mehr Vergnügen als das Aufklärungsgespräch.
Charlie als Cupido, der Gedanke verursachte mir Übelkeit.
„Was gibt es noch?“
Allein die Hoffnung blieb, dass er sich erneut dermaßen im Ton vergriff, dass sich Bella aus purer Sturheit diese Einmischung verbat und nie wieder mit Jacob reden würde!

Er ist ihr Freund ! erinnerte der Verstand.
Der soll es nicht wagen in ihre Nähe zu kommen, für uns beide ist Forks zu klein! wütete die Eifersucht.
Stell sie nie vor die Wahl! warnte das Herz.

„Ich wollte nur wissen, wie es in Sachen Ausgewogenheit vorangeht.“ Charlies Vorgehensweise verriet erstaunlich viel Fingerspitzengefühl und daher ahnte ich die Einflüsterung von Billy in jeder einzelnen Silbe.
„Ach so. Ganz gut, glaube ich. Ich habe mich heute mit Angela verabredet. Ich will ihr mit ihren Karten zur Abschlussfeier helfen. Nur sie und ich.“
Bellas Blick war wachsam und ihre Worte wohl gewählt.
Für weitere Umschreibungen des eigentlichen Themas fehlte Charlie die Fantasie und er beschloß das eigentliche Thema , mit der ihm eigenen Direktheit anzusprechen.
„Schön. Und was ist mit Jake?“
Bella seufzte „Da bin ich noch nicht weiter gekommen, Dad.“
Ich wußte sie meinte meinen Widerstand und verzweifelte.
Sehnte sie sich so sehr nach ihm?
Was bedeutete er ihr wirklich ?
Nur Freund, oder hatte er einen Platz in ihrem Herzen erobert, welchen ich noch gar nicht einschätzen konnte, nur befürchten?!
Die Versicherung ihrer Jungfräulichkeit bewies mir zumindest, dass diese Grenze in der Zeit meiner Abwesenheit nicht überschritten worden war.
Hatte ich es mir auch nie eingestanden, hätte es eine denkbare Reaktion zweier Menschen , welche sich zu getan waren, sein können.
Würde ich jemals wieder an Bellas Geburtstage denken können, ohne sofort Reue für meine völlig falsche Reaktion auf die Geschehnisse empfinden zu müssen?

Du geißelst Dich bereits jetzt unablässig für den Fehler Deines Lebens! bemerkte der Verstand.
Doch nur wenn du aus diesen Fehlern lernst, anerkennst, dass du Bella und nur sie brauchst, da du sie liebst und aufhörst zu mißtrauen und zu zweifeln wird sich das Geheimnis der Liebe Dir offenbaren - Glück! hauchte das Herz.

Ich begehrte ihre Nähe, konnte es kaum noch abwarten, dass Charlie sich endlich zurück zog. Vorher wollte ich noch zur Jagd und meinen Wagen nach Hause bringen.
Charlie schien mit seiner Ansprache und dem Kuppelversuch fertig zu sein.
„Dann versuch es, Bella. Dir wird schon etwas einfallen. Du bist doch ein vernünftiges Mädchen.“
Bellas Augenbrauen zogen sich zusammen, würde jetzt ein erneuter Ausbruch ihres Teenagertemperaments folgen?
Mit schnippischem Ton antwortete sie ihm. „Na klar.“
Charlie grinste amüsiert und schaltete den Fernseher wieder ein.
Auch Bella lächelte und ich fühlte mich, als hätte ich als Einziger einen Insiderwitz verpasst.
So nah und doch außen vor.
„Nacht, Bella.“
„Bis morgen früh.“ antwortete sie und flitzte die Treppe hoch.
Nicht mehr lang und ich konnte endlich durch ihr Fenster huschen.
Ich wand mich ab um mein Auto zu holen. In wenigen Minuten hatte ich unser Haus erreicht, meine Gedanken weilten bei Bella.
Was tat sie wohl gerade, lass sie wieder mal ihre geliebte Sturmhöhe oder hörte Musik?

Sehnte sie sich nach Jacob? hauchte die Eifersucht.

Mit Alice konnte ich auch später noch reden.
Ich rannte los, genoß den Rausch meiner Geschwindigkeit.
Gerade als ich die Fährte von einem Rudel Wapitis aufgenommen hatte vibrierte mein Handy.
Eigentlich war es fast unmöglich dem Jagdinstinkt in solch einem Moment nicht nachzugeben. Der Durst pulsierte in meiner Kehle, die Sinne aufs äußerste geschärft richteten sich auf meine Beute.

Vielleicht ist was mit Bella? jammerte das Herz und die Sorge bebte.
Vergessen war die Jagd, ich blickte auf mein Handy, es war Alice.
„Was?“
„Oh Edward, sie ist weg.“ Ich hörte ihr trockenes Schluchzen. Während ich ihr zuhörte rannte ich nicht, ich flog zurück zu Charlies Haus.
„Sie war in ihrem Zimmer und sah irgendwie so unschlüssig aus. Und dann hatte sie das Telefon in der Hand, wählte aber nicht und stand nur grübelnd da, das ging fast 10 Minuten so und dann,.... dann verschwamm das Bild und alles war weg und ich kann einfach nichts sehen....“
Ihr verzweifeltes Schweigen brachte mich in Rage - Was - wollte ich Schreien, brachte jedoch keinen Ton hervor.
„Edward ich sehe ihre Zukunft nicht mehr, da ist nur noch ... Nichts.“

Meine Zähne knirschten, als ob sie den räudigen Hund zermalmen könnten.
Charlie und seine Worte hatten Bella dazu gebracht zu diesem Jacob Black zu fahren, aber ich würde schnell genug Handeln, ich mußte einfach rechtzeitig bei ihr sein um das zu verhindern.
Was wenn er wütend wurde, über irgendeine unbedachte Äußerung von ihr?
Er hatte die Kraft sie zu zerfetzen.
Wie sollte ich die Tage der Ewigkeit ertragen ohne das Wissen ihr wundervolles Antlitz berühren zu dürfen, nun da ich sie endlich gefunden hatte?
Jeder Beginn eines neuen Tages beschenkte mich mit dem Glück ihre wunderschönen Augen auf mich gerichtet zu sehen, barg die Wonne ihren Worten zu lauschen, das Perlen ihres Lachens auffangen zu können.
Sollte mir dieser Hund all das nehmen?
Mein Innerstes zog sich vor Angst zusammen, Kältewellen schüttelten mich und ich merkte, wie unbändige Wut und Hass in mir aufstiegen.
Wenn er es auch nur wagte ihr einen Kratzer zu zufügen, dann würde ich den Vertrag mit Wonne brechen und ihn , mit sammt seines verdammten Rudels eigenhändig abschlachten, zerreißen, zermalmen, auf das nie wieder ein hündisches Winseln in La Push erklang.

Zu lange hatte ich darauf gewartet Bella begegnen zu dürfen, so lange war ich von ihr durch meine Entscheidung getrennt, nie wieder!!!!!!!!!
Der Zorn vernebelte meine Gedanken ich entblößte meine Zähne und spürte den Fluß des Giftes, Jacob Black, hätte er jetzt vor mit gestanden, sein Leben wäre keinen Pfifferling mehr wert.
Ich mußte versuchen meine Beherrschung zu erlangen, so durfte ich ihr nicht gegenüber treten.

„Danke Alice ich bin gleich bei ihr und beide Autos sind noch da.“ spürte sie die tobenden Gefühle unter meiner Maskerade?
Ein rascher Griff unter die Motorhaube von Bellas Schrotthaufen reichte um eine Fahrt zu verhindern, am Liebsten hätte ich den kompletten Motor entfernt, aber diesen Schaden konnte nicht mal Rosalie im Hand-um-drehen reparieren.

Ich hörte Bella die Treppe runter stürmen und schlüpfte auf den Beifahrersitz.

„Hast du was dagegen, wenn ich noch zu Jake fahre?“ fragte sie atemlos.
„Ich bleib nicht lange.“
In Charlies Kopf explodierte Ludwig van Beethovens Ode an die Freude (1), in den reinsten Tönen jubelnder Freude.
„Aber sicher. Kein Problem. Bleib, solange du willst.“
Die Musik materte meinen Kopf, die Klänge zerrissen mein Herz und die Eifersucht ließ mich in Flammen aufgehen.
„Danke, Dad.“ das Jubeln ihrer Stimme goß Öl in die Flammen.
Sie wollte zu ihm, gegen meine Warnung, gegen meinen Willen.
Bella kam aus dem Haus und schaute sich in der Dunkelheit um.
Immer wieder schaute sie zu der Stelle, an welcher ich vor einigen Minuten gestanden und ihr Gespräch mit Charlie belauscht hatte.
Sie ertastete sich ihren Weg , indem sie sich immer am Auto lang bewegte.
Ohne mich zu bemerken steckte sie den Schlüssel ins Zündschloss und versuchte zu starten, ohne Erfolg.
Noch immer hatte sie mich nicht bemerkt.
Wie konnte jemand so wenig natürliche Schutzinstinkte besitzen. Jeder hätte ihr hier auflauern können, was wenn nicht ich sondern Victoria... ich konnte den Gedanken nicht weiter denken.
Alice mußte eine völlige Überwachung von Bella starten, wir durften nichts riskieren, sie selbst war nicht in der Lage und Willens auf sich zu achten.
Um sie vorsichtig auf mich aufmerksam zu machen, drehte ich das Zündkabel in der Hand. Die Bewegung registrierend zuckte sie zusammen.
„Aah!.“ schrie sie Panik in der Stimme.

Ihr Herz ist nicht tot! schimpfte die Fürsorge.
Menschen können an Schock sterben! fauchte die Vorsicht.
Wie kann man so etwas tun? meckerte das Herz.
Unverantwortlich! befand der Verstand.
Tschuldigung! nuschelten Eifersucht und Hang zur Dramatik.

„Alice hat mich angerufen.“ murmelte ich betont sanft.
Bella runzelte die Stirn.
„Sie war beunruhigt, als deine Zukunft vor fünf Minuten ganz plötzlich verschwand.“ Meine Panik sprach ich lieber nicht an.
Erstaunen lag in ihren warmen Augen, eigentlich hatte ich Zorn erwartet.
„Weil sie die Wölfe nicht sehen kann.“ war meine Stimme beruhigend genug um meinen Fauxpas vergessen zu machen?
Ihr Herz pochte noch immer schneller als gewöhnlich, nur langsam beruhigte sie sich.
„Hattest du das vergessen? Und wenn du dich entschließt, dein Schicksal mit ihrem zu verbinden, dann verschwindest auch du. Das konntest du natürlich nicht wissen. Aber kannst du dir vorstellen, dass ich mir deshalb ein wenig…Sorgen gemacht habe?“

Haha ! lachte der Verstand.
Du wolltest Jacob töten! erinnerte das Herz.
Ich bin innerlich ziemlich ausgerastet ! gab die Beherrschung zu.

„Alice sah dich verschwinden und konnte nicht einmal sagen, ob du wieder nach Hause kommen würdest. Deine Zukunft verschwand, genau wie die der Wölfe. Wir wissen nicht genau, warum das so ist. Ein natürlicher Schutzmechanismus, mit dem sie zur Welt kommen?“
Redete ich noch zu ihr?
Die Vorstellung ihrer schwindenden Zukunft, die Ungewissheit sie je wieder in den Armen zu halten, war mehr als ich ertragen konnte.
Was interessierte mich die Beschaffenheit von Werwolfköpfen?
Ich wollte nur Bella nie wieder missen!
Mein Blick ruhte auf dem Zündkabel in meiner Hand.
Wäre sie zu ihm gefahren?
Konnte ich sie dauerhaft von ihm fernhalten?
War es nur Charlies Wunsch, oder auch ihr Wille, dass sie ihn wieder traf ?
Könnte ich doch nur ihre Gedanken lesen, wissen was sie wirklich über mich und Jacob dachte, was sie fühlte, Bella einfach nur verstehen!

"Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar." schnaubte das Herz.(2)

Warum konnte ich jeden Gedanken lesen nur nicht den, welcher mich wirklich interessierte?
Das Schicksal verhöhnte mich, trieb Possen mit mir, quälte mich.
Während mir Bellas Gedanken verschlossen blieben konnte ich in denen des Rivalen problemlos lesen.
Eine weitere Strafe der Vorsehung?
Alice konnte sie nicht sehen, ich mußte die kompletten Rudelgedanken ertragen.
Tonlos sprach ich weiter.


„Das ist nicht sehr wahrscheinlich, da es mir keine Schwierigkeiten bereitet, ihre Gedanken zu lesen, jedenfalls die der Blacks. Carlisle vermutet, der Grund liege darin, dass ihr leben so sehr von ihrer Verwandlung beherrscht wird. Es ist eher eine unwillkürliche Reaktion als eine Entscheidung. Gänzlich unvorhersehbar verändert sich alles mit ihnen. In dem Moment, da sie von einer Gestalt in die andere übergehen, gibt es sie gar nicht richtig. Die Zukunft kann sie nicht festhalten…“
Sie schwieg und ihr Schweigen war meine Strafe, ich hatte sie bevormundet und doch konnte ich nicht anders Handeln.
Die Angst erneut ohne sie zu sein war übermächtig.
Ihre Bestrafung mußte ich akzeptieren, auch, wenn ich daran zu Grunde ging, würde dadurch ihr Leben bewahrt, ich würde jede Qual durchleiden.

„Ich repariere den Wagen rechtzeitig, falls du morgen selbst zur Schule fahren möchtest.“
Sie presste die Lippen zusammen, nahm den Autoschlüssel und stieg aus.
Könnte ich noch mal sterben, ich würde es jetzt wohl tun.
In mir gewann die Dunkelheit!
Könnte ich doch nur weinen, es hätte mich geschüttelt, mich erleichtert und doch war ich in mir gefangen.
In dem was Carlisle aus mir gemacht hatte.
Verdammte ich ihn?
Ohne sein Eingreifen in die Natur wäre ich Bella nie begegnet!
Verdammnis und tiefste Dankbarkeit woben sich zu einem Gefühl der Zwiespalt, Lachen und Weinen in einem.
„Wenn du mich heute Nacht nicht bei dir haben willst, schließ dein Fenster. Ich könnte es verstehen.“
Ich hatte alles falsch gemacht, sie vor die Wahl gestellt.
Ihre Reaktion war eindeutig.
Sie knallte die Wagentür zu.
Ich war allein mit meiner Eifersucht mit meinen Zweifeln, dem Bewußtsein sie verloren zu haben.
Konnte Kälte sich noch eisiger anfühlen?
Was hatte ich falsch gemacht?
Mein Begehr war doch nur ihr Schutz!

Ach ja ? hauchten Herz, Eifersucht und Verstand.

Bella stampfte regelrecht ins Haus, jeder Schritt voller Wut, ich hatte sie zur Entscheidung gezwungen und ihr Herz hatte den Weg zu ihm gesucht.


„Was ist los.“ Charlie war regelrecht entsetzt Bella zu sehen, wähnte er sie doch in Jacobs Armen.

„Der Wagen springt nicht an.“
„Soll ich ihn mir mal ansehen?“
Für die Erfüllung seines Plans hätte er sogar in dunkler Nacht Bellas Auto repariert.

„Soll ich dir meinen Wagen leihen?“ Verdammt daran hatte ich nicht gedacht!

„Nein. Ich bin müde.“ grummelte sie. „Nacht.“
Jetzt stand ihre Entscheidung bevor.... Er oder ich.
Würde sie das Fenster schließen?
Mit einem Knall, dass die Fenster bebten warf Bella die Tore zu ihrem Zimmer zu.
Vorbei ich hatte zu hoch gepokert und verloren, doch wo lag mein Fehler?

Plötzlich öffneten sich die Scheiben zur Verheißung erneut, erst zögerlich, dann immer weiter,
bis mir der Weg zu Ihr wieder offen stand.


Gedanken einer Leserin:

Es gibt keine Chance für uns
Es ist alles Vorbestimmt für uns
Diese Welt hat nur einen süßen Moment reserviert für uns


Wer will schon ewig leben
Wer wagt es ewig zu lieben
Wenn die Liebe sterben muss


Aber berühre meine Tränen mit deinen Lippen
Berühre meine Welt mit deinen Fingerspitzen
Und wir können uns für immer haben
Und wir können für immer lieben
Unser Heute währt ewig
Wer will schon ewig leben
Wer will schon ewig leben


4. Sühne in der Nacht, Jacksonville

Die Minuten zogen sich zur Unendlichkeit, immer wieder schaute ich begehrlich zu ihrem Fenster hoch.
Sie war so furchtbar erbost über meine Tat.

Du hast sie genauso bevormundet, wie Charlie es getan hat! stellte der Verstand fest.

Ich liebte sie, wie noch niemals vorher ein Mensch auf Erden geliebt wurde.
Verliess sie mich würde mein Dasein überflüssig, da nur sie mir einen Sinn gab.
Konnte Charlie heute nicht früher zu Bett gehen?
Jetzt schon in ihr Zimmer zu schlüpfen wagte ich nicht, zu hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass er noch einmal mit ihr reden wollte. Sie war jetzt schon so wütend auf mich, wenn ich sie mit meiner Anwesenheit kompromittierte, würde sie mir dies vermutlich nie verzeihen.

Uns war nur so wenig Zeit beschieden, jede Sekunde war wertvoll.
Unsere Uhr lief rückwärts, wir hatten nicht die Unendlichkeit vor uns!
Wie könnte ich vom Tanz auf den Sternen mit ihr träumen, mich in die Wolken erheben, sie im Arm, bedeutete der Preis ihre Seele?
Sollte ich den Traum der Ewigkeit träumen, wenn ich wußte die Kehrseite des gestohlenen Glücks wäre ihre Verdammnis?

Verwandelst du sie nicht wird sie welken und sterben! weinte das Herz ganz leise.

Bis zu ihrer letzten Minute würde ich nur die Bella sehen, welche mein Herz berührt hatte!
Und dann folgte ich ihr, wenn es mir denn möglich wäre, den Ort zu betreten, an welchem sie sich befand.

Du glaubst nicht an das Vorhandensein deiner Seele, wie willst du in den Himmel eintreten, in welchen du sie erhebst? fragte der Verstand.

Mit ihr würde ich aufhören zu existieren, die Zuversicht sie in einer anderen Dimension wieder in die Arme zu schließen war gering, jedoch wie besagte es ein menschliches Sprichwort: `Die Hoffnung stirbt zuletzt!`

Warum ging Charlie nicht endlich zu Bett?
Kurz erwog ich die Fernsehleitung zu unterbrechen, damit er sich rascher entfernte.
Doch da erhob er sich, schaltete den Fernseher aus und begab sich zur Ruhe.
Nachdem er das Bad verlassen hatte, schaute er kurz bei Bella ins Zimmer.
Sie stellte sich schlafend und er ließ sich tatsächlich von ihrer katastrophalen schauspielerischen Leistung täuschen, leise schloß er ihre Tür.
Im gleichen Moment überwand ich die trennende Distanz und war neben ihr.

Als ich zärtlich ihre Haare aus dem geliebten Gesicht strich, drehte sie sich zu mir um und stütze sich leicht auf den Arm.
Anklagend blickten mich ihre schokoladenbraunen Augen an.
„Warum Edward, erklär es mir? Er ist mein Freund, er war da für mich als...“ sie schluckte und verschloß kurz ihren Blick vor mir.
Ich wußte, was sie nicht aussprechen konnte, den Vorwurf:
Als du mich verlassen hast!
Mich im Stich gelassen hast!
Fast mein Tod gewesen wärest!

„Jacob war für mich da mit seiner Freundschaft und nun braucht er mich!“
ihre Stimme klang flehend.

Warum hatte ich trotz all der Übersinnlichkeit nicht die Macht Zeit ungeschehen zu machen?
Sie liebte ihn, viel mehr als sie ahnte, und die Eifersucht zerriss mich.
Scharfe Stiche zerbröckelten mich mit dem Dolch, welchen ich selbst geschmiedet hatte. Meine Schuld, mein Versagen..
Leiden würden wir alle.

Ihre Lippen suchten die Meinen und begierig antwortete ich.
Doch sofort spürte ich, auf welch gefährlichem Pfad wir wandelten.
Würde ich jetzt nicht meine Lippen von den Ihren nehmen, dem Verlangen nicht Einhalt gebieten, ich könnte meine Selbstbeherrschung nicht mehr lange aufrecht halten.

Mit der letzten Aufbietung meiner Kräfte schob ich sie ein wenig von mir.
Noch ein Kuß und ich könnte mich wohl kaum länger beherrschen.

„Bella, du bist das Wertvollste, welches je in meiner Existenz Bedeutung hatte.
Ich habe entsetzliche Angst dich zu verlieren.
Du bedeutest einfach alles für mich, kannst du das nicht verstehen?“ würde dieses Eingeständnis meiner Gefühle ausreichen um sie wieder zu versöhnen und um einen Besuch bei Jacob zu verhindern?
Bella sah mich nachdenklich an, als überprüfe sie meine Worte auf ihre Tiefe und Ehrlichkeit.

Ihre Augen versanken in Meinen und anscheinend überzeugte sie, was sie sah.
„Edward, er ist mein Freund und ich kann dir nicht versprechen, dass ich ihn nicht wiedersehen werde. Aber dich liebe ich und wenn du darunter leidest, werde ich Geduld haben, bis auch du verstehst, dass Jacob mir niemals weh tun würde.“
Einladend hielt sie mir ihre zierliche Hand entgegen, ich griff danach, wie ein Ertrinkender sich an jeden Strohhalm klammerte.

Dann zog ich sie sacht an meine Brust, achtete darauf, dass die Decke sie vor der direkten Berührung mit mir schützte und hauchte.
„Schlaf Bella! Ich werde da sein, wenn du wach wirst.“
Diese Nähe vernebelte meine Sinne und doch hielt ich sie zärtlich, küsste immer wieder ihr Haar, sog ihren Duft in mich ein, wie ein Masochist der die Quelle seines Schmerzes immer wieder aufsuchte.
Doch sie war für mich nicht Qual, Bella war die Erhörung ungesprochener Gebete, ein Geschenk, welches in seiner Dimension so gewaltig war, das ich nie damit rechnen konnte es zu erhalten, sie war ein Wunder.

Endlich schlief sie. Ihre regelmäßigen Atemzüge wurden zu meiner Melodie der Nacht. Jede Unregelmäßigkeit beunruhigte mich.
Doch jedes ihrer gehauchten Worte perfektionierte die himmlische Komposition.
Immer wieder sagte sie meinen Namen und erst als ich mir sicher war, das sie in eine stille und tiefe Phase des Schlafs abglitt, befreite ich mich langsam aus unserer verschlungenen Position, bedeckte sie sorgfältig mit ihrem Oberbett, küsste ihre Wange sanft und schwang mich aus dem Fenster.

Ich lief und mit jedem Schritt, mit dem ich mich mehr von ihr entfernte wuchs meine Unruhe ins Unermeßliche, wenn gerade jetzt Victoria irgendwo auf der Lauer lag, nur darauf harte Bella schutzlos anzutreffen?
Panik keimte in mir auf, hielt mich fest im Griff und wollte mich in den gähnenden Schlund der Verzweiflung stoßen.

Alice würde sie bemerken und anrufen! beruhigte der Verstand.
Und wenn sie Verbündete hat, von denen Alice nichts ahnte? jammerte das Herz.
Jeden Plan wird Alice sehen! antwortete der Verstand.

Dennoch ich rannte schneller, meine Gedanken weilten bei Bella, ihre zierliche Gestalt, so schutzlos lag sie in ihrem Bett. Sollte ich vielleicht eine Sicherheitsfirma beauftragen das Grundstück zu überwachen, zumindest in den Zeiten, in denen ich sie verlassen mußte?

Tolle Idee, erklär denen mal, wieso du nachts aus ihrem Fenster raus und rein gehst! höhnte der Verstand.

Alice, ich mußte sofort mit ihr reden...
Sie wartete bereits vor der Tür auf mich.

„Okay, du willst mit mir sprechen?“ es war manchmal unglaublich vorteilhaft eine hellsichtige Schwester zu haben. „Da du es soooooo wahnsinnig eilig hast, lass uns zusammen auf die Jagd gehen.“
Bevor ich Einspruch erheben konnte, drehte sie sich um und lief Richtung Dickicht.
Die Bäume nahmen ihre kleine Gestalt auf und sie war verschwunden.
Innerlich fluchend folgte ich ihr, warum mußte ich wertvolle Zeit auf der Jagd vergeuden, wenn Bella in größter Gefahr schwebte?

Innerhalb einer Minute hatte ich sie eingeholt, „Alice ich bin nicht in der passenden Stimmung für Spielchen oder eine Jagd, Bellas Leben wird von so vielen Seiten bedroht, dass ich es nicht ertrage, auch nur einen Augenblick länger als unbedingt nötig von ihr getrennt zu sein.“

Spöttisch hob sie eine Augenbraue. `Bellas Leben ist in Gefahr? Gerade jetzt schläft sie tief und fest, weit und breit keine Angreifer, es sei den...` Ihre Augen wurden blicklos und doch gelang es mir nicht eine ihrer Visionen zu erhaschen. Es schien, als schaute ich ins Nichts... Ohne Zögern erhöhte ich das Tempo und schlug den Weg zu Charlies Haus ein.
Bella, bitte nicht! flehte ich, ohne zu wissen, wer meine Gebete erhören sollte.
Abrupt blieb ich stehen.

Das Nichts in Alice Kopf wurde durch das Bild einer friedlich schlafenden Bella abgelöst.
Erleichterung!
Wut und unbändiger, abgrundtiefer Hass loderte in mir auf und mit einem Knurren, welches aus meinem Tiefsten stieg, stürzte ich mich auf Alice und schüttelte sie.
„Was hast du getan? Bist du wahnsinnig geworden?“
Wie konnte sie mit meinen Befürchtungen Schindluder treiben?

Atemlos hielt ich inne und lehnte mich verzweifelt gegen einen Baum.
`Edward, ich wollte dich nicht so erschrecken, es tut mir leid..., aber Bella ist ein Mensch und natürlich schwebt sie ständig in Gefahr. Aber es ist deine Entscheidung, du könntest das ändern...` säuselten ihre Gedanken und verführerische Visionen von einer unsterblichen Bella erschienen vor meinem geistigen Auge.

„Nein, niemals!“ herrschte ich Alice an.

`Dann wird das Nichts kommen, Edward vielleicht in siebzig Jahren, oder in zehn. Der Nachtwind kann sie eben jetzt verkühlen und sie stirbt bald an einer Lungenentzündung. Aber Edward, verstehst du nicht, sie wird irgendwann nicht mehr da sein! Ja ich weiß, dass du dann auch nicht mehr lange unter uns weilst, aber weißt du was? Du bist nicht der Nabel der Welt um den sich alles dreht.
Denkst du in deinem ganzen Egoismus auch mal an mich?`

Überrascht suchte ich zu verstehen, was sie da redete, was hatte Alice mit unserer Liebe zutun? Meinem festen Entschluß diese kostbare Seele niemals meiner Begierde zu opfern?
`Sie ist meine beste Freundin und ich liebe sie, anders als du, aber ebenso innig.
Du würdest mir natürlich auch fehlen, aber du entscheidest einfach ohne daran zu denken, dass sie dir nicht gehört. Wir haben auf Bellas Bitte hin abgestimmt, erinnerst du dich? ´
Ein trauriges Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, als könnte ich irgendetwas vergessen, was in der Vergangenheit geschehen war!
Jede Sekunde, seit ich sie das erste Mal sah, hatte sich tief in meine Erinnerung gebrannt und wurde von mir wie ein Kleinod verwahrt.

`Hast du auch an Esme und Carlisle gedacht? Was werden sie erleiden, wenn sie zuerst Bella verlieren und dann Dich? Nein Edward du benimmst dich unmöglich und das wollte ich dir schon lange mal sagen und nein, ich bin nicht nur deswegen sauer auf dich. `

„Alice!“ unterbrach ich ihren gedanklichen Wutausbruch. „Ich habe wirklich nicht viel Zeit und wollte einiges mit dir besprechen.“

`Sie schläft und sobald sie sich regt werde ich es vorher wissen und dir mit teilen und jetzt läßt du mich endlich mal ausreden.`

Vermutlich wäre es nicht sinnvoll, wenn ich sie darauf hinwies, dass ich die letzten Minuten kaum etwas gesagt hatte.

`Du wirst sie also von hier weg bringen, wenn Victoria kommt, du hast ihrer Stärke nicht genug vertraut um ihr die Wahrheit zu sagen und du verbietest ihr diesen Wolf wieder zu treffen?!` ihre Gedanken schlugen fast Kapriolen.

„Alice das werde ich nicht mit dir diskutieren! Mein Entschluß diesbezüglich ist getroffen, jede Gefahr, welche ich abwenden kann, wird sie nicht erreichen, aber dazu brauche ich unbedingt deine Hilfe, ich weiß, du überwachst die Volturi und Victoria, aber Alice, ich flehe dich an, überwache jeden von Bellas Schritten, laß sie nicht eine Sekunde aus den Augen! Wenn du es nicht für mich tun möchtest, dann tue es im Sinne eurer Freundschaft!“

Angeekelt verzog sie das Gesicht. ` Du hast gar nichts kapiert Edward, du bist so blind von deiner Eifersucht und Sorge, dass du gar nicht begreifst, wie dicht du davor bist alles zu zerstören. Sie lässt sich sicher noch eine Weile deine besitzergreifende Fürsorge gefallen, weil sie dich liebt. Doch eines Tages wird sie merken, dass deine Sorge ihr Gefängnis ist und du ihr Wärter. Edward lieben heißt auch vertrauen und los lassen. Die Freundschaft zu diesem Jacob finde ich sicher nicht ungefährlich, aber er hat sie vor Laurent gerettet und vor dem Ertrinken, wäre er nicht gewesen, ich hätte sie nie wieder gesehen! Wie schlimm kann es da schon sein, wenn sie zu ihm fährt? Stell sie nie vor die Wahl, wenn du ihre Entscheidung nicht wirklich akzeptieren kannst!`

Schweigend hatte ich ihrem inneren Monolog gelauscht, mit verschränkten Armen am Baum gelehnt und den dunklen Himmel beobachtet.

Sie hat Recht und du weißt es! bemerkte der Verstand.
Kette die Liebe an und sie stirbt, gib ihr Flügel und sie erhebt sich in die Unendlichkeit um dich nie wieder zu verlassen! sinnierte das Herz.
Nein! bockte die Eifersucht.

„Es liegt im Bereich des Möglichen, dass ich ein wenig eifersüchtig auf Jacob Black reagiere.“

Hahaha! lachten Verstand und Herz lauthals.

Unbeirrt vervollständigte ich meinen Satz. „Dennoch solltest du in deiner Lobeshymne auf diesen ... auf Jacob eines nicht vergessen. Damals war ich nicht in ihrer Nähe und er dachte ich würde es auch nie wieder sein. Er liebte sie und genau das tut er bis zum heutigen Tag. Wenn Bella, ein unbedachtes Wort äußert, dann ist er in der Lage sie zu zerfetzen. Carlisle hat mir von einer jungen Frau erzählt, welcher es ähnlich erging.“

Voller Schmerz schloß ich die Augen, was sollte ich nur tun, wenn Alice sich nicht mit mir verbündete, sollte ich Emmett um Hilfe bitten oder Esme? Doch außer einer direkten Bewachung konnten sie mir nicht helfen, keiner von Beiden hatte besondere Fähigkeiten.

„Alice, du sagst doch selber, dass du sie liebst, möchtest du mir nicht helfen? Bitte!“ Ihre Gedanken rotierten hin und wieder her.
`Und dieser Wolf hat die Frau angefallen, einfach so?`
Erleichtert atmete ich auf, die Schlacht war bereits so gut wie gewonnen, ich konnte die Sorge in ihren Gedanken lesen.
„Sie sind wohl ein Liebespaar und er hat die Beherrschung verloren. Alice auch, wenn Bellas Schönheit nicht mehr vorhanden wäre, ich würde sie immer noch als das Wertvollste und Wundervollste erachten, aber könnte Bella weiter leben, oder würde es sie zugrunde richten?“ Bedeutungsvoll schaute ich ihr in die Augen, wußte sie, dass diese Befürchtung nur ein Bruchteil meiner Sorge war, dass die Angst sie an den Anderen zu verlieren mir die Sinne raubte mich in einen Kerkermeister wider Willen verwandelte? Wäre sie doch nur meine Frau…DANN müsste ich nicht mehr eifersüchtig sein…

`Edward, ich bin mit deinem Verhalten überhaupt nicht einverstanden und ich hoffe wirklich, dass du über meine Worte nachdenken wirst.` Kurz schloss sie die Augen. `Ja wirst du, aber leider änderst du nichts.` setzte sie traurig hinzu.
`Ich werde Bella bewachen, rund um die Uhr, einfach weil ich Angst habe, dass die Gefahren so groß sind, wie du sie schilderst. Ich liebe Bella zu sehr um ein Risiko eingehen zu können.`
So ernst kannte ich meine verrückte Schwester nicht.
Ihre Miene veränderte sich und sie verwandelte sich vor meinen Augen wieder in das quirlige Wesen. „So nun komm, Bella wird in genau 53 Minuten erwachen und du solltest wirklich noch rasch jagen.“
Sie schnappte meine Hand eilte den Weg zu unserem Haus entlang und bald stießen wir auf eine Herde von Wapitis.

Kurz vor unserem Haus kam mir noch ein anderes Anliegen ins Bewußtsein.
„Ach Alice, da wäre noch eine winzige Kleinigkeit, um die ich dich bitten würde!“
Sie blieb stehen und stemmte die Fäuste in ihre schmale Taille.
„Was noch?“ fragte sie argwöhnisch.
„Nun, es geht um die Matheprüfung!“ Sie begann zu grinsen. `Hihi, ach das, nun ich habe gesehen, dass du die Prüfungsunterlagen vorher bekommst und sie mit Bella übst und, dass sie tatsächlich doch besteht.`

„Danke Alice!“ Dann ließ ich sie alleine und flog mehr in mein Zimmer, als das ich lief, kleidete mich um und war wieder bei Bella, bevor diese auch nur unruhig werden konnte.


Jacksonville

Ich packte meine Tasche für Jacksonville und hielt gleichzeitig den Terrorzwerg von mir fern, der vor mir tobte.
”Bist du völlig bescheuert?” kreischte Alice, irgendwo an meinem Ohr.

Was bedeutete mir ihre Wut?
Ich liebte sie, aber Bella war mein Leben.

Wenn ich nur den Hauch einer Gefahr für sie erkannte mußte ich sie hinfort bringen.
Die Tikets waren gebucht, wüßte Bella, das jedes fast 2000 Dollar kostete, sie würde ausrasten, sich verweigern.

”Ich werde die Gefahr für Bella erkennen! Wir brauchen dich hier! Denkst du auch Mal an Deine Familie?” Alice Stimme überschlug sich.

Sie hatte Recht, seit ich Bella liebte hatten sich meine Prioritäten verschoben. Es gab nur noch sie, die mein Denken erfüllte! Dank meiner Schlaflosigkeit konnte ich 24 Stunden über sie wachen.

Mehr als der Andere für sie tun konnte, er brauchte Schlaf, vermerkte ich mit grimmiger Genugtuung.

Der Gedanke an ihn tat weh, als bohrte sich mir ein Schwert aus Eis ins tote Herz.

Weil er vielleicht doch der Bessere wäre? säuselte der Verstand.
Nein!!! brüllte das Herz.

Alice verschwamm vor meinen Augen, ich stand wieder im Wald und belog Bella, mit den Worten die sich selbst verhöhnten. ”Bella, ich möchte dich nicht dabeihaben.” Jedes Wort hatte ich betont, die Lüge zerriß das, was noch in mir lebte, tat so unendlich weh. Ich schickte mich damit in die Dunkelheit des Nichts, dem ich durch sie entronnen war.
Doch Bellas Glück schien mir die Täuschung und mein Leid des Opfers wert zu sein.
War ich vor Jahrzehnten gestorben, spürte ich ohne sie, nun was lebendiger Tod bedeutete.

Wo durch sie Sinn war, verzweifelte ich.
Wenn Liebe mich erfüllt hatte, dann spürte ich nur noch Sehnsucht, welche mich jede Sekunde marterte.

Ich wollte zu ihr, versagte es mir..... und bahnte damit dem Hund den Weg zu ihr.

Da er sie behütet hatte, konnte ich ihn nicht hassen. Dieses Unvermögen brachte mich an den Rand des Wahnsinns.

In seinen Gedanken las ich seine tiefe Liebe für sie, wollte ihm das Herz raus reißen, damit es nicht mehr für Bella schlug.

Doch ich hatte sie schutzlos verlassen, mit allen Gefahren, die meine Welt herauf beschworen hatte. Dass er es dann war, welcher sie schützte ... Nie würde ich mir den Fehler verzeihen, der uns leiden ließ, sie in seine Arme trieb und uns bei den Volturies fast das Leben kostete.

Einmal hatte ich versagt, nie wieder würde ich Bella aus den Augen lassen.
Zu sehr war mir bewußt, dass ich ohne sie nicht sein konnte.
Lachte sie war ich glücklich.
Wo sie nicht war konnte ich nicht sein.
Waren wir auch völlig verschieden konnte das Eine ohne das Andere nicht existieren.

Voller Wut wendete ich mich gegen Alice, die immer noch meckerte.
”Ich habe sie einmal verlassen! Nie wieder werde ich so handeln. Meine Beweggründe sie hinfort zu bringen, wenn Victoria sie mir nehmen will mögen dir nicht ersichtlich sein... aber ich liebe sie und werde kein Risiko mehr eingehen.”

”Edward, auch ich liebe sie...aber wäre sie nicht in La Push sicherer? Wenn wir unsere Fähigkeiten vereinen und uns alle schützten?”

Bitterkeit stieg in mir auf, sie begriff gar nichts!

Mein Universum kannte nur noch einen Stern dem ich verpflichtet war.
Victoria kam und Bella mußte gehen.

Ich drehte meiner Lieblingsschwester den Rücken, schaute auf, als Emmett mich feixend betrachtete.

`Bißchen übertrieben was du da einpackst? Fallschirm, Signalraketen, Malariamittel und den Rest entziffer ich erst nicht.´
”Nicht jeder hat so eine eiskalte Freundin wie du.” Meine Stimme klang messerscharf.

Er spürte meine Wut und verzog sich breit grinsend.

Alice ließ sich nicht so leicht abschütteln.

”Wenn Bella raus kriegt, dass du ihr nicht die Wahrheit sagst, wird sie richtig sauer und das weißt du!”
”Nun ich lüge sie nicht an! Sie hat die Flugscheine bekommen, damit sie ihre Mutter besucht und genau das werden wir jetzt machen!”

Ab wann wurde die Wahrheit zur Lüge? Reichte bereits das Verschweigen von einer relevanten Tatsache aus? Die Gedanken waren mir hinderlich, daher schüttelte ich sie ab.

”Hast du auch ihr Spezialshampoo, die Spülung und den Sun Blocker eingepackt?” Alice Unmöglichkeit gipfelte nach wie vor darin Pflegeprodukte für Bella herstellen zu lassen.
”Ja!” in Gedanken ging ich den Inhalt meines Koffers durch. Das Verbandsmaterial würde vermutlich ausreichen, ebenso Pflaster, Desinfektionsmittel und eine große Anzahl verschiedenster Medikamente.

Alice Gesicht wurde traurig und ich wollte ihre Gedanken nicht hören.
Doch sie achtete meine Mißbilligung nicht, was hatte ich anderes erwartet?

`Edward überlege es dir noch einmal! Im Kampf wirst du uns eine große Stütze sein! Wir brauchen dich!`

Konnte sie es wirklich nicht begreifen?

”Du magst mich als selbstsüchtig verurteilen, dennoch würdest du ebenso handeln, wenn Jaspers Sicherheit zur Disposition stände!”
Ich hatte Recht und sie schaute verschämt hinaus.

”Diesen Schritt zu gehen fällt mir nicht leicht! Damals waren es meine Brüder, welche James für seinen Frevel töteten. Die Wölfe erledigten Laurent und nun schwebt die Möglichkeit meinen Hass auf Diejenigen, welche sie bedrohen, zu stillen direkt vor mir. Zum Greifen nah. Wenn du nicht erkennst, wie gerne ich bliebe, dann kennst du mich nicht!”
Überrascht von dem Einblick in meine Gedanken starrte Alice mich an, große Erklärungen lagen nicht in meiner Natur.

”Aber dann bleib und wir finden eine Möglichkeit Bella zu beschützen und Victoria für immer zu erledigen.”

”Bella ist kein Spielzeug, sie ist das Einzige was zählt! Gar nichts geht über ihr Leben.”

Wortlos ging ich.

Als der Volvo kurz vor ihrem Haus war, begann ich konzentrierter den Stimmen zu lauschen. Zwar hatte Alice keine Gefahr gesehen, dennoch überprüfte ich alles.

Belächelten Alice, Emmett und vor allem Rosalie meine Sorge, so hatten sie unsterbliche Gefährten.
Bella war hingegen unendlich zerbrechlich.
Wie sollten sie das begreifen?
Jeder Hauch des Windes konnte sie mir nehmen. Unzählige Gefahren belauerten sie. Wie könnte ich anders als sie beschützen? Zu gut kannte ich ein Leben ohne sie, erschauderte nur bei der leisesten Erinnerung an unsere Trennung.

Wenn Schmerz nicht reicht um das Gefühl zu beschreiben, welches einen erfüllt.
Tag und Nacht zur Hölle werden, angefüllt mit purer Sinnlosigkeit.

Nie wieder durfte ich dies zulassen.

Sie ist ein Mensch und wird dich verlassen! hauchte das Herz.
Du mußt ihr die Unsterblichkeit schenken!

Bella und Charly befanden sich in der Küche.
Seine Gedanken schwebten wie schwarze Gewitterwolken über ihm. Noch immer verabscheute er den Gedanken an unsere gemeinsame Reise.
Ahnte er, wie sicher die Jungfräulichkeit seiner Tochter in meinen Händen war, er würde uns leichter ziehen lassen.

“Dad, also nochmal, ich habe dir für jeden Tag eine Portion Essen in den Kühlschrank gestellt, bitte iß es! Du mußt alles nur in die Mikrowelle tun, aber erst die Folie entfernen!” Bellas Stimme klang besorgt, als redete sie mit einem Kind.
Ich konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Diese Fürsorge war so bezeichnend für sie.
Charly brummte so leise das Bella es sicher nicht verstand. “Bis jetzt lebe ich noch und habe immer selbst gekocht.”
Als ich klopfte verfinsterten sich seine Gedanken.

“Ich melde mich, wenn ich bei Mom bin!” Dann öffnete sie die Tür.
Ihr Anblick war immer wieder aufs Neue eine Offenbarung der Lieblichkeit.
Ein zartes Rosa färbte ihre Wangen, ihre dunkel blaue Bluse betonte die vollendeten Formen ihres schmalen Körpers und das Blitzen der schokoldenfarbenen Augen raubte mir den Verstand.
Kurz berührten sich unsere Lippen, wohl wissend das Charlie uns mißbilligend betrachtete.

“Bis dann Dad!” Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er sie am Liebsten von mir fort gerissen hätte um sie in ihrem Zimmer einzumauern.
“Auf Wiedersehen Charlie!”
“Wäre mir lieber wenn nicht!” grummelte er.

Die Fahrt zum Flughafen verlief problemlos. Über die Tiefgarage gelangten wir zu den Terminals.
Bella nicht aus den Augen lassend führte ich sie zu unserem Gate.

Dank Alice Visionen hatte ich alles abchecken lassen.
Keine Bombendrohung gefährdete Bellas Sicherheit, auch die Sorge ein Flugzeug könnte ins Gebäude stürzen hatte Alice verneint.
Ihre Geduld hatte langsam abgenommen, als sie die Möglichkeit eines Amokläufers, Kidnappers und Terroristen überprüfen mußte.

Obwohl noch weitere Bilder des Schreckens mich plagten, verweigerte sie mir ihre Hilfe mit dem Hinweis, sie würde uns gesund und munter wieder in Forks ankommen sehen.

In den Gedanken unserer Mitreisenden konnte ich keine Außergewöhnlichkeit ersehen.
Ein schlacksiger Junge um die zwanzig verwirkte fast sein Leben, als er Bella mit einem Begehren betrachtete, das seiner Gesundheit mehr als abträglich war.
Seine widerwärtigen Gedanken reichten um den Wunsch nach seinem Blut in mir zu entfachen.
Doch ein Blick in meine Augen ließ ihn zurück weichen.

Bella stolperte leicht, was mir die Möglichkeit eröffnete sie zart in den Arm zu schließen um sie zu führen.
Als die Angestellte unsere Koffer durchleuchtete bannte ich ihre Zweifel mit meinem Blick. Etwas irritiert zog sie ihre Brauen zusammen und nickte uns dann freundlich zu.
Wüßte Bella, was sich alles in meinem Koffer befand, würden mir ihre Augen sicher kein Lächeln schenken.

Der Flug verlief ruhig. Die Vitalfunktionen im Cockpit, ebenso die gesendeten und empfangenen Funksprüche nahm ich gewohnheitsmäßig wahr.
Für Bella ließ ich zwei Decken kommen hüllte ihren Körper ein, was sie zwar peinlich berührte. Doch ergeben ließ sie es geschehen und kuschelte sich dann in meine Arme.
Ihren Schlaf betrachtend, sog ich ihren Duft tief ein.

Die Größe meines Gefühls war so unendlich, dass es kaum Worte gab um mich zu erklären.
Wie konnte man Allmacht erläutern?
Dieser Moment war so süß in seiner Existenz.
Ihr Vertrauen in meinen Armen sicher zu sein, ein Wunder.
Jeden Tag aufs Neue wurde sie mir mehr.
Der Blick in ihre Seele beglückte mich mit ihrer Reinheit, verzauberte die Sinne, ließ mich in Ehrfurcht erstarren.
Das dieser Engel mich wollte, ein Monster von absoluter Abscheulichkeit war ein Scherz des Schicksals, den ich wohl niemals enträtseln konnte.

Unsere Ankunft war so gewählt, dass ich ohne Gefahr hinaus treten konnte.
Es dauerte mich, dass ich sie dem Schlaf entreißen mußte. Am liebsten hätte ich sie getragen, wäre der Versuchung sie noch enger an meinen Körper zu spüren gerne erlegen.
Doch ihre Reaktion, wenn sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand hielt mich zurück.

Renee wartete bereits hinter der Absperrung.
Aufgeregt winkte sie uns zu, Bellas Gesicht nach freute diese sich zwar darüber ihre Mutter zu sehen, hätte aber eine dezentere Begrüßung vorgezogen.
Renees Gedanken zu lesen stellte keine Schwierigkeit dar.
Wie damals im Krankenhaus bemerkte ich eine ungewöhnliche Hellsichtigkeit an ihr. In Bruchteilen von Sekunden schien sie uns zu scannen. Registrierte jede Veränderung an Bella, grübelte kurz darüber nach, dass sie an mir keine bemerkte.
Diese Tage würden komplizierter als ich mir erhofft hatte.

Jubelnd fiel sie ihrer Tochter in die Arme.
“Mom bitte!” Als Bella die Blicke der Umstehenden spürte, löste sie sich von ihr.
Den Weg zu ihrem Haus füllte sie mit tausenden Fragen aus, die meistens nicht beantwortet wurden, da Bella kaum die Gelegenheit hatte zu erwidern.
“Phil ist nicht da! Also kann ich mich ganz euch Beiden widmen! Was wollen wir unternehmen? Ich freue mich so dir alles zeigen zu können, vielleicht überlegst du es dir und studierst doch in Florida? Dein Zimmer wartet nur auf dich. Ach du hast es ja noch nicht mal gesehen. Ganz sicher gefällt es dir! Wie läuft es mit Charly? Ist er noch sauer auf dich? Aber ehrlich wie konntest du einfach nach L.A. abhauen?” Ein rascher Blick traf mich.
“Du bist doch sonst immer so vernünftig, kannst du dir eigentlich vorstellen, welche Ängste ich durch gemacht habe? Charly hatte völlig Recht böse auf dich zu sein. Bist du denn schon von einigen Colleges angenommen?”
Bella ließ den Monolog über sich ergehen, nickte ab und zu, schaute hinaus.

Trauerte sie über die Unmöglichkeit länger in der Wärme Floridas zu verweilen?
Die Lebendigkeit ihrer Mutter und die Sonne, welche noch in der Luft des abends hing bildeten einen bizarren Kontrast zum regenverhangenen Forks und der Schweigsamkeit ihres Vaters.

Lag Bellas rätselhaftes Wesen in der Unterschiedlichkeit ihrer Eltern begründet?
Als hätten Feuer und Eis sich gefunden um etwas zu zeugen, was Begabungen in sich vereinte von denen ich vermutlich nicht mal einen Bruchteil verstand.

Die Tage würden Bella zeigen, welches Leben im Bereich des Möglichen lag.
Tiefe Trauer übermannte mich, doch niemals würde ich sie ihres Glückes berauben.
Hier konnte sie ein Leben in Normalität führen. Getrennt von den mystischen Wesen, weit weg von mir.
Der Abgrund, den ich mit meiner Entscheidung hervor beschworen hatte, war mir bewußt. Doch Bellas Beharren auf ein Leben als Untote, gefangen in der Dunkelheit, ließ mir keine Wahl.
Fürchtete ich eine Trennung, da sie mich töten würde, konnte mich nichts abhalten, sie auf den Weg ins Licht zu führen.

Renee hielt abrupt vor einem gelben Haus.
Ihre Fahrkünste waren schauderhaft. Ampeln ignorierte sie ebenso wie Vorfahrtsschilder, nun konnte ich mir denken, warum Bella so übervorsichtig fuhr.
Gleich nachher würde ich ein Auto mieten. Bella sollte nicht gezwungen sein nochmals einer solchen Gefahr entgegen zu blicken. Morgen könnte ich das Haus nicht verlassen um sie zu beschützen.
Bei der Erkenntnis meiner Hilflosigkeit verfluchte ich den Plan zum ersten Mal.

Renees Anwesenheit verhindert es, dass ich mich in meiner Geschwindigkeit bewegte. Bella stieg aus und strauchelte leicht. Fast wäre ich zu spät gekommen, um sie aufzufangen. Ihr Blick ruhte auf dem Haus.
Der Vorgarten wirkte wie aus einem alten Film, eine große Eiche wuchs direkt neben dem Haus. In der Luft lag der Duft des Meeres.
War es nicht das, was sie immer gewollt hatte?

Das Haus selber war nicht sonderlich groß, strahlte aber Gemütlichkeit aus.
Gelb gestrichen mit weißen Verzierungen.
Symbol für die Macht der Farben, welche uns umgab. Zahlreiche Blumen sprießten in den meisten Gärten.
Ganz anders als Forks, wo Grün dominierte.

Renees Gang erinnerte mich ein wenig an Alice.
Sie bewegte sich leichtfüßig, mehr wie ein junges Mädchen, als eine erwachsene Frau.
`War Bella schon immer so schweigsam?` durchzuckte es ihre Gedanken. `Aber er ist ja auch nicht viel gesprächiger.`
“Wie läuft es in der Schule? Bist du schon sehr aufgeregt wegen der Prüfungen? Hast du deinen Job noch? Wird dir das alles nicht etwas zu viel?”

Ginge es nach mir, würde Bella nicht arbeiten und schon gar nicht in Reichweite von Mike dem Deppen. Bis heute verfolgte er sie mit seiner dreckigen Leidenschaft, immer auf das Wunder hoffend, dass ich wieder verschwände.
Aber Bellas völlig unmöglicher Drang von mir nichts anzunehmen gipfelte darin sich die Studiengebühren zu erarbeiten.
Irgendwie würde ich dieses Problem beheben müssen.

Vielleicht konnte ich Charly dazu bringen einen Lottoschein auszufüllen?
Die Zahlen würde Alice mir verraten, aber Bella durchschaute solch ein Manöver mit Sicherheit.

Renee suchte ewig nach den Schlüsseln. “Er war doch eben noch da! Also ich habe ihn ganz sicher in die kleine Seitentasche gesteckt! Wo ist der Schlüssel nur?” Bella betrachtete ihre Mutter und ihr Blick lag voll sorgender Zärtlichkeit.
“Mom, schau in deiner Jacke nach!”
Tatsächlich zog Renee ihn hervor.
“Komisch, ich war mir so sicher... na ja!”

Das Haus war nett eingerichtet, wirkte jedoch ein wenig chaotisch. Zeitungen stapelten sich neben einem blauen Sofa. Zwei Sessel und ein niedriger Tisch vervollständigten die Sitzecke. Sonst gab es noch einen rustikalen Eßtisch mit 6 Stühlen. Auf den Fensterbänken prangten einige Blumen, die geradezu nach Wasser brüllten. Der Blick hinaus verriet, dass Renee nicht gerade das besaß, was man einen grünen Daumen nannte.

Durch eine offene Tür sah ich die Küche, klein aber in hellen Farben gestrichen. Auf dem Herd stand ein Topf, dem ein widerwärtiger Geruch entströmte. Auch Bella blickte dorthin.
“Mom du hast doch nicht etwa gekocht?” Ihre Stimme war voller Ergebenheit.
“Natürlich Schatz! Ich zeige euch Eure Zimmer und wärme das Essen auf!” Ihre Stimme sprudelte über vor guter Laune.
Oben wies sie mir das Gästezimmer zu, dann zog sie Bella hinter sich her.

In ihren Gedanken las ich die Vorfreude über Bellas Überraschung, wenn sie ihr Zimmer erblickte.

Ein leises Kichern entfuhr mir.
Wie erwartet entfuhr Bella ein entgeisterter Laut als sie das Reich erblickte, welches nun ihr gehörte.

Renee schaute Bella erwartungsvoll an.
Die stand reglos in der Tür und blickte auf einen Traum in rosa.
Verspielte Vorhänge, ein schnörkeliger Spiegel, selbst der Betthimmel prangte in pink.
“Mom”, presste sie hervor.
“Freust du dich? Genau so ein Zimmer hast du dir doch immer gewünscht!”
“Da war ich sechs Jahre alt!” Doch als sie die Enttäuschung in Renees Augen sah, versuchte sie Begeisterung vorzuspielen, ein Versuch der miserabel war.
“Es ist wirklich so wie ich es mir gewünscht habe! Oh, sogar die Pantoffeln haben rosa Bommeln, wie süß!” Renee blickte sich kurz um. Ernst schaute sie Bella in die Augen.
“Schon gut mein Schatz, ich sehe es ja ein! Irgendwie muß ich mich erst daran gewöhnen, dass du erwachsen bist.”
Tröstend schloß Bella ihre Mutter in die Arme.

“Na ja, ich wärme Mal das Essen auf.”
Kaum war Renee unten stand ich neben Bella.
Ein Blick in ihr Gesicht verriet mir die Unangemessenheit jedes Kommentars.
“Es ist ein schönes Haus!” stellte ich mit unpersönlicher Stimme fest.
Bella schaute aus dem Fenster in den Garten und antwortete nicht.

“Edward, warum sind wir hier?”
Was war der tiefere Sinn hinter ihrer Frage, hatte Alice etwas verraten?
“Wir besuchen deine Mutter!” betonte ich lässig.
“Ich werde das Gefühl nicht los, als verfolgtes du einen bestimmten Zweck!”
Ihre Verwandtschaft mit Renee befähigte sie eindeutig zu einer gewissen Hellsichtigkeit, wie ich nur zu genau wußte.

Ein durchdringender Gestank schlug uns aus der Küche entgegen.
Mit einem nachsichtigen Lächeln ging Bella hinunter, gefolgt von mir.
War menschliches Essen zumeist eine Zumutung konnte hier nur von einer Katastrophe gesprochen werden.
Renee stand vor dem Herd, hielt den Topf in Händen und schaute unglücklich hinein. Ihre Gedanken spiegelten eine Hilflosigkeit wieder, als hätte ein Kind sich etwas erdacht, was nun völlig mißlungen war.

“Ich verstehe das einfach nicht! Das Rezept klang so einfach!” Bella nahm sich ein Handtuch ergriff den Topf und entsorgte den Inhalt in der Mülltonne.
Lächelnd schaute sie Renee an, “Was sollte es den werden?”
“Kartoffeln und Anananas mit Chilisoße!”
“Lecker Mom! Aber laß uns doch einfach eine Pizza bestellen.”

Renee wirkte erleichtert.
Während des abends beobachtete sie uns immer wieder, ohne aufzuhören Bella Fragen zu stellen.
“Mom! Du weißt doch schon alles! In meinen Mails schreibe ich dir was gerade so passiert und viel ist wirklich nicht los in Forks!”
“Deswegen wäre es doch so viel schöner, wenn du in Florida studieren würdest. Du liebst die Sonne!”
Genervt begann Bella die Zeitungen zu sortieren, legte sie in eines der Regale.
´Mein Hausmütterchen. Ob sie wegen ihm auf ein Leben in der Wärme verzichtet? So blaß wie er ist, hat er sicher eine Sonnenallergie. Wie ernst es ihr wohl ist? Mein Gott sie ist gerade erst 18 geworden! Wie merkwürdig sich Charly vorhin am Telefon aufgeführt hat, ob Bellas Zimmer einen Schlüssel hat!`

Gegen zehn gingen wir alle nach oben.
Kurze Zeit später war ich bei ihr. Sie war noch in ihrem Badezimmer, auch ein Luxus, den Bella in Forks nicht hatte, dort gab es nur ein Bad.
Als sie hereinkam schaute ich ihr in die Augen.

Doch so sehr ich auch wünschte die Selbstlosigkeit zu besitzen und sie zu drängen Renees Angebot zu ergreifen, war es mir unmöglich die Worte auszusprechen. Meine Liebe war zu egoistisch um sie auch nur für wenige Monate zu missen. Wir sprachen kaum, während ich sie hielt.
Der Duft von Blüten schwebte herein, die Blätter der Eiche rauschten leicht.

“Weißt du was?” ihre Stimme klang verträumt.
Eine Hand griff nach meinem Herzen um es zu zerschmettern, vermutlich wußte ich diesesmal was sie dachte.
Wenn es ihr Wille war bei Renee zu bleiben durfte ich sie nicht hindern.
Auch wenn meine Existenz in die ewige Dunkelheit des Schmerzes entglitt.

“Mir fehlt das Geräusch von Regen! Es ist zur Melodie meines Schlafes geworden, verbindet sich mit deiner Melodie.” Ihre Worte beglückten mich in einer Art die Wahnsinn ähnelte.
Lächelnd hüllte ich sie in ihre Decke, suchte noch eine Weitere heraus, nahm sie in die Arme und summte ihr Lied.

Ihre Traumworte handelten viel von Charly und Essen, immer wenn sie meinen Namen voll Zärtlichkeit aussprach beglückte es mich zutiefst.
Wie könnte ich auf dies Wesen des Wunders je wieder verzichten? Sie war der Quell meines Sinns.

Als sie verstummte blieben mir noch gut zwei Stunden, ehe das Erwachen sich vollzog. Vorsichtig legte ich sie nieder, zog die Decke fest um ihren schmalen Körper. Neben ihr Kissen legte ich den obligatorischen Zettel.

Sorge dich nicht!
Bald bin ich wieder bei Dir
Mein Herz verweilt hier.
Ich liebe Dich.

Die Stimmen aller Gedanken in der Nachbarschaft zeigten Traumbilder und so ging ich rasch um die Gegend zu überprüfen. Einer Eingebung folgend schlug ich den Weg zum Meer ein. Sicher würde Bella sich bald dort aufhalten und ich wollte wissen was sie erwartete.
Das Bewußtsein, den morgigen Tag von ihr getrennt verbringen zu müssen, schmerzte heftig.
Ich haderte mit meiner Existenz.

Doch eines konnte ich noch für sie tun, so schwamm ich den weit hinaus, das Meer erforschend. Keine Untiefen lauerten und auch die wenigen Fische waren harmloser Natur, allerdings verschwanden sie in Scharen, als sie mich erahnten.

Bella würde sich hier wohl fühlen, dessen war ich gewiß. Liegestühle warteten auf Besucher, im Hintergrund verlief eine breite Promenade, die Skyline der Stadt erhob sich majestätisch.

Doch die Sorge um Bellas Wohl drängte mich zu ihr zurück.

War ich auch nur kurz fort gewesen, beruhigte sich mein Gefühl erst, als ich ihre ruhigen Atemzüge vernahm. Rasch kleidete ich mich um und betrachtete den Rest der Nacht ihr friedliches Antlitz.

Früh wie immer schlug sie ihre Augen auf und suchte nach mir.
Mit einem glücklichen Lächeln sprang sie in meine Arme.
Gerührt hielt ich sie, spürte ihre Wärme, das heiße Brennen meiner Kehle, das mir inzwischen ebenso vertraut war wie ihr verlockender Duft.
Was mich jedes Mal wieder erschütterte war das Begehren, welches ihre Nähe bei mir auslöste.
Dabei verbot sich schon der Gedanke an eine solche Tat.
Seufzend löste sie sich von mir um im Bad zu verschwinden.
“War Renee heute Nacht hier?” Ihre Stimme war leise, wohl wissend, das ich sie verstünde.
Zu Charlies abendlichen Ritualen gehörte es stets noch einmal nach Bella zu schauen, doch Renee hatten einen solchen Schritt nicht in Erwägung gezogen. Stundenlang hatte sie mit Phil telefoniert und ihm jedes Wort erzählt, das sie mit Bella gewechselt hatte.
Ihre Kommentare über mich waren äußerst schmeichelhaft.
Verneinend schüttelte ich den Kopf, als sie ins Zimmer trat.
“Mom ist meist mit sich selbst genug beschäftigt!” kommentierte sie den Mangel an mütterlicher Fürsorge.

Wie wäre Bella wohl als Mutter?
Wie oft hatte ich mir die Szenen ausgemalt, in denen sie ein normales Leben führte! Es quälte mich zu wissen, das ich ihr so wenig geben konnte. Nie würde sie an meiner Seite solches Glück erleben. Meine Selbstsucht erhob sich noch über das Monster in mir kettete sie an mich, in der Gewissheit ihren Untergang in mir zu tragen.

Liebe ist keine Kette sondernd bindet aus Freiwilligkeit! verdrehte das Herz die Augen.
Du kannst ihr die Ewigkeit schenken! erinnerte der Verstand.
Und Leidenschaft! lockte die Begierde.

Bilder des Wunsches tauchten vor mir auf, lächelten verführerisch. Bella verwandelt, unsterblich und stark. Der Blick ihrer seelenlosen Augen, blutrot, starrten mich traurig an.
Das war keine Option, nicht mal eine Möglichkeit!

Als ahnte Bella meine dunklen Gedanken strich sie mir leicht über die Stirn, stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte mir einen Kuß aufs Kinn.
Zärtlich umfing ich ihren Körper und fand den Weg zu ihren Lippen.
Es war das Fatalste was ich tun konnte.
Wie eine Welle des Fiebers durchströmte mich die Hitze der Begierde, mein Herz schien donnernd zu pochen und die Sterne der Nacht fanden sich zu einem wilden Reigen, uns umkreisend.
Ihr Blut erhob sich zur Melodie, die versuchte meinen Willen zu brechen.
Mit einer raschen Bewegung sprang ich von ihr, bemüht mich zu fassen, den Impuls ignorierend, welcher mich verlockte den nächsten Schritt zu gehen.

“Bella!” ich stöhnte es mehr, als das ich sprach.
Sie wirkte schuldbewußt, was ich zutiefst bedauerte.
Die Sehnsucht in ihrem Blick stieß mich in Betrübnis, da sie ein schwacher Widerhall meiner eigenen Leidenschaft schien.

Renee schlief noch.
Bella machte sich ihr Frühstück und begann dann das Wohnzimmer zu ordnen, warf einen Blick in den Kühlschrank und überlegte vermutlich was sie kochen sollte.
Ich hatte keine wirklichen Erfahrungen mit menschlichen Familien, meine eigene Vergangenheit verblasste immer mehr, aber langsam entschlüsselte ich die Andersartigkeit ihres Seins.

Sie benahm sich stets wie eine Mutter, da ihre Eltern sich völlig auf sie verließen.
Als Renee runter kam, registrierte diese am Rand, das die Blumen gegossen, alle Regale gewischt und die Zutaten fürs Mittagessen heraus gesucht waren. Doch es beschämte sie nicht.
“Hallo Liebes, guten Morgen Edward!” grüßte sie mit strahlender Laune.
Wo Renee war schien die Sonne aufzugehen.

“Was machen wir heute?”
Bella reichte ihr einen Kaffee, den sie stehend trank.

“Ich muß leider noch einen Aufsatz beenden! Daher wird es mir nicht vergönnt sein das Haus zu verlassen.” entschuldigte ich mich höflich.
Wie ich in diesem Moment mit meinem Schicksal haderte.
Alice hatte zwar keine Gefahr für Bella erkannt, aber natürlich konnte sich in genau diesem Moment die Zukunft ändern. Meine Hoffnung basierte darauf, das der Kampf mit Victoria ihr die Möglichkeit beließ, Bella dennoch weiter zu bewachen.

Und dann? höhnte der Verstand.
Willst du durch die Sonne sprinten, hell glitzernd, um sie zu retten? spottetet die Pein.

“Och, ich habe gar keine Lust viel zu unternehmen.” Bella schaute nicht auf bei ihren Worten.
Was ging wirklich in ihr vor?
Renee war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. In Gedanken zog sie mit Bella beereits durch die Geschäfte.
Leise lächelte ich, hier tangierten sich ihre Geschmäcker eindeutig nicht.
“Ich werde deinen Garten ein wenig in Ordnung bringen. Du kannst dir das Photoalbum anschauen, ich habe es dabei.”

Renees Blick hellte sich ein wenig auf. Immer wieder war eine gewisse Eifersucht auf Charlie zu spüren. Bellas verschlossene Art riefen in Renee Erinnerungen hervor. Nun erlebte er die letzten Jahre Bellas, bevor sie zum College aufbrach.
Um nichts hätte sie Phil missen möchten, doch ein kleiner Stachel war deutlich zu spüren.

Während Renee in einem Liegestuhl Platz nahm, begann Bella Unkraut zu zupfen, lockerte den Boden. Vom aus Fenster versank ich in ihren Anblick. Sie trug Shorts und ein T-Shirt. Sonne umhüllte ihren Körper. Mit jeder Minute unterhielt sie sich lockerer mit ihrer Mum. Erkundigte sich nach Phils Kariere, dann konnte sie schweigend arbeiten, da Renee übersprudelte.

Nach einiger Zeit schlummerte Renee ein, erwärmt von der Sonne.
Ihr Traum war völlig deutlich und mir war sofort bewusst, dass ich fast die selben Gedanken schon einmal gehört hatte…Fast!

Bella sah so unendlich glücklich aus. Ein Hauch von Blumenduft umschwebte ihr strahlendes Gesicht. Sie trug ein weißes Kleid, dass ihre Gestalt umschmeichelte, Rüschen und Mengen von Tüll ließen keinen Zweifel an dem Grund ihres Glückes aufkommen. Renee umarmte sie weinend, Charlie stand etwas abseits, mit leicht grimmigem Ausdruck. Wo sich alle befanden war ziemlich verschwommen, vielleicht eine Art Schloß.
Als der Hochzeitsmarsch ertönte stürzte Renee hinunter.
Alle Blicke der Gäste ruhten auf ihrer jugendlichen Gestalt und sie weidete sich an der ihr entgegen gebrachten Aufmerksamkeit.
“Die Mutter der Braut! Sie sieht mehr wie ihre Schwester aus!”
Renee schnurrte leise.
Dann erschien Bella, am Arm ihres Vaters, tauschte einen innigen Blick mit ihrer Mutter. Alle Gäste räusperten sich gerührt über die tiefe Liebe der Beiden.
Renees Aufmerksamkeit schweifte zum Altar. Alles war über und über mit Blumen bedeckt, Sonnenlicht überstrahlte alles.
Dort stand ich, blickte meiner Braut entgegen.

Die Bilder spiegelten so deutlich meine tiefste Hoffnung wieder, dass ich erschrocken davor zurückfuhr.
Nichts würde mich mehr beglücken, als sie für immer mein nennen zu dürfen!

Paß mit deinen Wünschen auf, sie könnten wahr werden! lachte der Verstand.
Für immer und ewig! bestärkte das Herz.
Und endlich richtig! pflichtete die Begierde bei.
Sie hat NEIN gesagt!!! Schrie der Verstand mich an.

Wie konnte ich es wagen mich auch nur in Träumen zu dieser Hoffnung hinreißen zu lassen?
Bella durfte nicht meinen Weg der Verdammnis gehen!

Bißchen spät für Reue! höhnte der Verstand.

Es würde eine Möglichkeit geben ihre Engelsgleiche Reinheit zu schützen und dennoch den Weg ihres Lebens mit ihr zu teilen.
Bella warf noch einen lächelnden Blick auf ihre schlafende Mutter, die schwebte gerade über eine gigantische Tanzfläche, wischte sich den Schweiß aus der Stirn und kam herein.
Sofort schloß ich sie in die Arme, verschaffte ihrem glühenden Körper Kühlung.

Meine Pein hatte eine kurze Frist der Schonung gewonnen.
Sie nur sehen können, gebunden an die Fesseln des Hauses, war schwerer zu ertragen als ich gefürchtet hatte.

“Warum hast du nichts mit deiner Mutter unternommen?” begehrte ich zu wissen. Mir war es eine Beruhigung sie überwachen zu dürfen, wenn auch nur aus der Ferne.

“Vermutlich hätte Renee mich durch sämtliche Geschäfte der Stadt geschleift! Sie ist wild auf so etwas!” Angewidert verdrehte sie die Augen.
Ihre Ahnung entsprach völlig der Realität von Renees Gedanken. Wieder erfüllte mich ihre Einfühlsamkeit mit Ehrfurcht.

“Wir können doch später zu Dritt einen Strandspaziergang machen!” während Bella sprach bereitete sie das Essen zu. Meinen leicht angewiderten Ausdruck bemerkend, grinste sie.
“Puma war gerade aus!”
Die Selbstverständlichkeit mit der sie immer wieder auf unsere Art der Ernährung zu sprechen kam, mahnte mich Wunder.
Warum empfand sie keine Abscheu? Eine deutlichere Manifestation unserer Abscheulichkeit konnte es nicht geben, als das Trinken des Lebenssaftes.
Wir nahmen Leben, um zu sein.
Zeigten das Monster in uns deutlich mit jeder Jagd.
Ihre Akzeptanz all dessen stellte mich vor ein völliges Mysterium.

Renee erschien, als das Essen fertig war, fröstelte leicht.
Die Bilder ihres Traumes verfolgten sie. Immer wieder wanderte ihr aufmerksamer Blick zwischen uns umher.

`Er liebt sie und wirkt für sein Alter erstaunlich reif!`
Hätte sie mein wahres Alter gekannt, ihre Verwunderung würde sich in Entsetzen wandeln.

“Was machen wir denn nun?” quengelte sie.
“Mom, noch ist nicht alles erledigt, ich genieße die Ruhe. Schließlich stehen die Prüfungen kurz bevor.” Bellas Worte waren angefüllt mit einer Unaufrichtigkeit, die greifbar war.
Renee zog eine Augenbraue hoch und maulte leise vor sich hin, ergab sich Bellas Wunsch und entschwand mit einer Zeitung hinaus.
Bella räumte die Küche auf.
Stumm blickte ich sie an.

Gefangen von ihrer Lieblichkeit die so weit über bloße Schönheit triumphierte.

Wie konnte es den Mächten der Schöpfung gefallen, mir ein Wesen wie sie an die Seite zu stellen?
Als mein persönliches Martyrium, mein Licht in Mitten der Hölle?

Der Tag verstrich.
Mit glühender Sehnsucht erwartete ich die Stunde der Dämmerung, nie hatte ich sie mehr erwartet.
Die Minuten unserer körperlichen Trennung erfüllten mich völlig, wurden zu gefühlten Ewigkeiten.
Die Umgebung blieb ruhig, ebenso mein Handy.

Hatte meine Familie Victoria beseitigt?
Diese Gefahr eliminiert, welche beständig über Bellas Wohl schwebte?

Mein Kiefer malmte knirschend, gefangen in dem Bewußtsein, dass es mir erneut nicht vergönnt sein würde Derjenige zu sein, welcher die Exekutive war.

Emmetts Schilderungen des Kampfes, konnte ich mir bereits jetzt brillant vorstellen, ebenso seine kleinen Sticheleien.

Doch um nichts konnte ich die Gewissheit missen an Bellas Seite zu weilen, ihr vergängliches Leben zu schützen, darüber zu wachen, dass nichts und niemand ihr übel wollte.

Zwei Mal war ich meiner Bestimmung untreu geworden, hatte ihre Sicherheit Anderen überlassen.
Die Erinnerung an das Resultat verfolgten mich in jeder Minute meiner Existenz.
James, über sie gebeugt, Triumph im Blick, Bella völlig zerschmettert, dem Tod so nah. Ihre Narbe von seinem Biss verhöhnte mich stetig. Ich war einem Schatten gefolgt, während er sie manipulierte.
Ihr Leid basierte auf meiner Schuldigkeit.

Mein zweites Versagen führte zu der unsäglichen Beziehung von Bella und dem Köter.
Wäre er nicht gewesen, Laurent und Victoria hätten mir den einzigen Sinn meiner Existenz geraubt.
Die Welt daran gehindert sich zu drehen, dem Spiel von Licht und Schatten die Schönheit entrissen.... was wäre eine Welt auf der sie nicht wandelte?
Eine Einöde der Tristess!

Wie konnte ich das hassen, was sie bewahrt hatte?
Mein Universum vor dem Untergang rettete?


Er hat kein Recht auf sie! brüllte die Eifersucht.
Aber du? fragte der Verstand leise.
Ja! hauchte das Herz.

Als die Stunden des Tages sich dem Ende entgegen neigten stöhnte ich erleichtert auf, bald würde mir der Weg nach draußen vergönnt sein, ihre Nähe mich zum Leben erwecken.

Bella und Renee begaben sich in die Badezimmer, ich horchte den Bewegungen meiner Liebsten. Niemals würde ich mir einen Blick auf ihren entblößten Körper gestatten.
Die Zurückhaltung meiner Begierde war bereits jetzt eine Tortur.

Doch die Möglichkeit eines Unfalls schwebte stets über ihrem Haupt und ich durfte mir keine Nachlässigkeit erlauben.
Ein Stück Seife, welches achtlos am Boden lag, mochte ihr Ende bedeuten.

Mit provozierendem Grinsen zeigte mir die Pein immer neue Bilder von Gefahren, welche ihr überall auflauerten.

Du kannst sie unsterblich machen! erinnerte das Herz.
Hast du Angst, dass sie dich dann nicht mehr braucht? spottete der Verstand.

Wenn es je etwas in meinem Dasein gegeben hatte, das völlig gut war, im Verständnis des Wortes als Charakterisierung, dann sie!

Nie könnte ich die Dunkelheit meiner ewigen Nacht auf sie verbreiten, die reine Seele zerstören, das Licht ihrer Augen brechen.

Vorher würde ich sie den Armen meines Rivalens übergeben, wohl wissend, dass ich daran zerbrach!

Bella gesellte sich zügig zu mir, doch Renee brauchte schier endlos.

Die Luft empfing uns mit der Erinnerung von Wärme.

Unzählige Lichter erleuchteten die Stadt, Musik klang aus verschiedenen Bars.

Renee blickte verlangend auf das Leben der Nacht, während Bellas Augen die Ruhe des Meeres suchten.
Sanft schlugen die Wellen an das Ufer.
Brandeten vor und zurück, im Rhythmus der Ewigkeit, säuselnd beruhigend.

“Renee!” Erstaunt blickte sie mich an, war in Gedanken noch in einer Cocktailbar.
“Ich möchte mich für die liebenswürdige Aufnahme in Eurem Haus erkenntlich zeigen!” Ihr Verstand registrierte am Rande die Andersartigkeit meiner Wortwahl.
Doch die Neugier war stärker.
“Es wäre mir eine Freude Euch zum Essen einzuladen!” Ihre Gedanken gingen sofort die Lokale der Umgebung durch.
Schließlich befanden wir uns in Einem, welches den Blick auf den Ozean erlaubte.
Still, tief, ewig, gewaltiger als alles was Menschen je erdacht hatten.

Bella war völlig verstummt. Ihr Blick ruhte in der Dunkelheit, versonnen, glücklich.
Renee plauderte.
Ich schenkte ihr einen Bruchteil meiner Aufmerksamkeit, versank in dem Taumel, Bella nah sein zu dürfen.

Hörte das leise Geräusch des Ozeans und versank im Traum des Unwahrscheinlichen.

Unsere Insel, geschaffen uns zu vereinen.

Die tendenzielle Möglichkeit einer Gefahr für Bellas Wohl, verbot mir sofort die Bilder des Wunsches.

Doch sein Hauch waberte um uns, führte die Stärke in Versuchung.

Viel deutlicher als in Forks glitzerten die Sterne am Firmament.
Lockten den Wünschen des Herzens zu folgen.

Mein Handy vibrierte.

Unter Vortäuschung eines menschlichen Bedürfnisses entschuldigte ich mich.

Alice!

”Ja”, außer Sicht von Bella lauschte ich der Stimme von Alice.
Wie gewöhnlich sprach sie nicht, sie sprudelte.
”Edward es ist völlig schief gelaufen, ich konnte es nicht sehen, weil dieses bescheuerten Wölfe sich eingemischt haben.”
Meine Zähne sehnten sich danach ihre dreckigen Körper zu zerfetzen, Gift sprühte in den Mund. Hart schluckte ich, der Wut Tribut zahlend die mich packte.
”Wir haben auf sie gewartet, genau dort wo ich sie in meiner Vision gesehen hatte und sie kam auch, aber dann standen plötzlich die Wölfe vor uns. Edward sie ist immer auf der Grenze hin und her getanzt, als wüßte sie von unserem Abkommen.”

Wer hätte diese Informationen über uns Preis geben können?

”Emmett wollte sie packen, ging über die Grenze und traf mit einem dieser Köter zusammen, der rastete aus. Emmett konnte sich befreien, aber da verlor Rosalie die Beherrschung. Schrie die pelzigen Typen an.”
Alice schwieg und marterte mich mit ihrer Ruhe.

Ausgeliefert meinem Wunsch Bella zu schützen, hatte ich Verrat an meiner Familie begangen, konnte dennoch keine Reue empfinden, da ich an das strahlende Gesicht von ihr dachte. Sie wohlbehalten wußte, hier, weit weg von Gefahren.

”Weißt du Rose hat nicht ganz Unrecht! Wäre der ganze Grenzkram nicht, wir hätten Victoria gemeinsam erledigt!”

An eine Allianz mit meinem Rivalen nur zu denken, lehnte sich bereits in der Tendenz ab.
Unsere Naturen waren nicht hierfür geschaffen.
”Alle waren ziemlich sauer. Carlisle, Sam und Jasper haben dann verhandelt. Ohne Jaspers Gabe hätten wir uns vermutlich gegenseitig zermetztelt. Soviel Wut lag in der Luft.” Ihre Stimme war nachdenklich.

Ich spürte ein Kribbeln in meiner Faust, sie war so fest geballt, hätte einen Stein zerquetscht.
Wäre ich dort gewesen, Jacob dicht vor mir... Mit Mühe rang ich den Wunsch nach seinem Tod hinab, beschwor das Bild von Bella.
Niemals könnte sie mir eine solche Tat vergeben, dessen war ich mir schmerzlichst bewußt.
”Carlisle und Sam beschlossen gemeinsam auf die Jagd zu gehen! Na ja Carlisle erlaubte ihnen unser Gebiet zu betreten, um es genauer zu sagen!”

Die Vorstellung das ausgerechnet mein Wiedersacher auch diese Gefahr für Bella eliminierte trieb mich zur Weißglut. Ich mußte mich beherrschen nicht das Handy zu pulverisieren.
Stand ich nicht bereits jetzt tief genug in seiner Schuld?
Wollte mir das Schicksal ein weiteres Bild der Qual senden? Auf das ich mich Tag für Tag daran zerriß?

Du hattest die Idee zur Reise! erinnerte der Verstand.
Und nicht auf mich gehört, als du sie verliessest! weinte das Herz.

Währte mein Leben länger als die Ewigkeit ich hätte nicht genug Zeit Buße für meine Entscheidungen zu tun.

”Doch Victoria trickste uns aus, sprang über die nördlichen Klippen und die Wölfe erlaubten Emmett und Jasper nicht das Gebiet der Quieleute zu betreten. Sie ist entkommen!”

Die Entschuldigung in ihren Worten ohrfeigte mich.
Wäre ich dort gewesen, hätten die Wölfe meine Gabe nicht beeinträchtigt!
Nur durch meine Entscheidung war Victoria entkommen, der Teufel, welcher immer wieder nach Bellas Leben griff, um mich zu strafen!

Mir den Schmerz zu zufügen, den sie erlitten hatte.
Auge um Auge, Zahn um Zahn!

Mit welcher Leichtigkeit James gegangen war! Mehr Lust an der Jagd empfindend, als an seiner Gefährtin.
Nichts erinnerte an das was Bella mir war!

Sie war das Leben, welches ich niemals vorher so empfand.
Der Traum aller ungeschlafenen Nächte.
Meine Erfüllung, mein Ich!
Wäre sie nicht, hörte meine Existenz auf von Sinn erfüllt zu sein.

”Wo ist sie?” fauchte meine Stimme mit vibrierendem Hass.
Wäre es mir vergönnt persönlich den Rotschopf vom Rumpf zu reißen?
Tauchte sie in jedem Moment vor uns aus den Fluten auf?

Meine Wachsamkeit erhöhte sich.
Bellas Herzschlag klang deutlich und regelmäßig durch die Stimmen der Nacht, nur ihn behielt ich als Rhythmus meiner Existenz. Blendete den Rest aus und horchte auf die Stimmen von Kreaturen der Nacht.

Wie nicht anders zu erwarten, fanden sich etliche Vampire um uns herum.
Die größte Stadt der USA mußte zwangsläufig meine Artgenossen anziehen, nun im Schutz der Dämmerung wagten sie sich hinaus, wie auch ich.
Das Gespräch mit Alice ohne Erklärung unterbrechend, klappte ich das Handy zu.

Getrieben von unendlicher Sorge um Bellas Wohl wurde die menschliche Geschwindigkeit zur Pein.
Nur drei Tische weiter, saß einer der Unseren, noch flirtete er mit einer zierlichen Brünetten, welche dem Zauber seiner Künste bereits jetzt ein williges Opfer darbot.

Würde auch er Bellas Aroma als das erkennen was es war?
Einmaligkeit!
Mit weltmännischem Gesicht grüßte er mich unmerklich.
Mein Revier akzeptierend, seines markierend.

Momentan drohte keine unmittelbare Gefahr.

Dennoch ließ ich meinen Sinn schweifen, weit über den Ozean, horchte auf alle Geschöpfe, welche nicht Mensch waren, nahm aber nur den Schlag von Bellas Herzen wahr.

Immer wieder blickte sie mich fragend an, doch wie sollte ich antworten, ohne die Lüge unseres Aufenthaltes zu entblößen?

Der Geschichte verpflichtet, die immer mehr zur Farce mutierte, ihr dennoch Seelenfrieden brachte, schwieg ich voll der Sorge.

Das Vibrieren meines Handys ignorierte ich völlig.

Zu sehr fokusierten sich meine Gedanken auf Bella.

Läge es im Bereich des Möglichen, unsere Abreise wäre bereits geschehen!
Es drängte mich nach Forks, sie in dem Schutz meiner Familie wissend.
Doch die von mir begonnene Scharade entwickelte ihr häßliches Eigenleben, deutete mit dem dürren Finger, um mich zu verhöhnen.

Wie konnte ich ihr Schutz bedeuten, wenn meine Haut mich bannte?
Mir versagte stets bei ihr zu sein?
Morgen könnte Victoria dem Ozean entsteigen, Bellas Leben nehmen, alle Regeln mißachten, denen wir unterlagen.

Ein gewaltiger Ball aus Glitzern.
Nur darauf bedacht mir Bella zu nehmen.

Meinen Verlust der Existenz fürchtete ich nicht!
Den natürlich konnte ich nicht anders als die Regeln zu brechen, wenn es galt ihr Leben zu retten.
Doch würden die Volturi sich mit mir begnügen, wenn das Licht Floridas mich entlarvte?
Im Versuch gefangen eine Sterbliche zu schützen, die sie selbst zur Ewigkeit verdammt hatten?

Aros Begierde und Caius Zorn würden nicht eher ruhen, bis nicht jeder von meiner Familie in ihren Zirkel wechselte, oder für immer im Nichts verschwand!
Selbst Marcus Güte würde uns nicht bewahren!

Die laue Luft, die unwirkliche Langsamkeit der Kellner, alles reizte mein Gemüt.
Ständig rückten die Geschöpfe der Nacht näher, vermischten sich mit den Gästen.

Hier herrschten andere Regeln, als ich sie gewohnt war.
Die Opfer wurden becirct und dann nach Stunden der Lust, genossen und verscharrt.

Wie hatte ich je an der Wahl von Carlisles Sicht unserer Welt zweifeln können?
Nur die Gedanken an das Blut der Opfer, die Kaltblütigkeit ihrer Mörder, ließ mich ekeln.
Blickte in einen Spiegel, welches das Schicksal mir unerbittlich entgegen hielt.

Ich gehörte zu ihnen!
War von der gleichen Art.

Nein!!!!!! brüllte das Herz.

Dann ertönte eine Stimme so gewaltig, welche in mir dröhnte und völlig unbekannt mich durchtobte.

Das Schicksal mag dir gegeben sein.
Was du daraus machst, das erhebt oder erniedrigt dich!
Geh deinen Weg, triff deine Entscheidungen, mit jeder Handlung wirst du Du.
Mache niemanden dafür verantwortlich, außer dich selbst.
Wenn sie dich lieben kann, warum schaffst du es nicht dich zu akzeptieren?

Lautlos verstarb diese nie gehörte Stimme.


Sie waren erstaunlich kultiviert.
Achteten die Regeln der Volturi.
Doch es waren ihrer so viele die sich unter die Menschen mischten, dass die Idee Bella erlaubt zu haben, das Haus zu verlassen, Wahnsinn wurde.

Könnte ich ihr hier Schutz bieten?
Sollte einer von ihnen die Maske der Höflichkeit fallen lassen, müßte ich ihn töten, genauso wie alle unschuldigen Augenzeugen.
Das Einhalten der Diskretion war eine Verpflichtung gegen Carlisle, dem ich verdankte anders zu sein, als die Kreaturen, welche uns umgaben.

Unsere Art der Ernährung mochte stets verspottet werden, in Wahrheit erhob sie uns über diese Unwürdigen, krönte uns zu einer Familie.

Um mich hörte ich die Gedanken der Einsamkeit.
Jeder verpflichtet nur sich selbst.
Traurigkeit umgab die verlorenen Seelen, als sie mit überirdischem Charme die Schönheiten umwarben, begierig einen Hauch von Liebe zu erhaschen, bevor sie den Spender erbarmungslos töten würden.

Mein Sinn verdunkelte sich.
Bella saß in Mitten der Grausamkeit, kurz erwog ich sie zu nehmen, sämtliche Meere der Welt zu durchschwimmen um sie hinfort zu tragen.

Ihr Licht strahlte zu hell, als dass nicht jeder Unsterbliche ihr Funkeln bemerken müsste. Diese unglaubliche Reinheit würde jeden der Unseren in Versuchung führen, dazu das einmalige Aroma ihres Blutes!
Bella war geschaffen um unsereins den Verstand zu rauben!

War es mein Versprechen an alle, dass ich jeden zerstören würde, der sich ihr auch nur näherte oder völlige Ignoranz von Ihnen?
Sie umwarben ihre Opfer, ließen uns unbehelligt.

Renee fühlte sich sichtlich wohl, ließ ihren Blick schweifen, freute sich fast kindlich, wenn Blicke sie umschmeichelten.
Wüßte sie, wie viele der Personen nicht nur ihre Gunst wollten, sie würde schaudern.

Bellas Blick lag noch immer auf den Wogen des Meeres, weit weg.
Was sah sie?
Das Unvermögen ihre Gedanken zu lesen peinigte mich!

Von Menschen und Kreaturen im weiten Umkreis schrien die Stimmen auf mich ein, ungebeten, verhasst.
Doch horchte ich auf die Stelle, an der mein Leben sich befand, so war dort nur Stille.

Welch gewaltigeren Scherz hätte die Allmacht sich sonst noch ersinnen können?
Reichte es nicht, dass meine ganze Liebe einer Sterblichen galt?
Es war mir nicht vergönnt jemals zu verstehen, was sie dachte. Ein Mysterium, zu dem der Schlüssel nicht existierte.

Tief in dir wirst du ihn finden! versprach das Herz.
Es wird der Weg zum Glück! versprach die Begierde.
Ihre Seele? fragte der Verstand.

Nach dem Essen war Renee noch in der Laune auszugehen.
In mir schrie alles nach Alice.

Sie hätte diese Situation genossen, mit ihr wäre der Schutz für Bella perfekt gewesen.

Unwillkürlich griff ich nach dem Handy.
Zwanzig Anrufe!
Puh, Alice war sicher ziemlich sauer!

Ich wählte.
“Das machst du nie wieder!” fauchte mich Alice an.
“Wenn du noch mal einfach auflegst, gehe ich in dein Zimmer und zerstöre deine CD`s!”

Ihre Wut war unverkennbar, resultierte aus der Liebe zu Bella.
Wie konnte ich sie nicht huldigen?

“Alice, rund um uns sind Vampire, ich fürchte Victoria mit jedem Moment.
Bella ist gefährdeter denn je!”
Natürlich würden sie zuerst mich zerfetzen!

Das schien richtig.

Aber nicht sie!
Bella war zu gut um dem Leben genommen zu werden!

Vor mir entwarf sich das Dunkel, wir schlenderten einer Cocktailbar entgegen.
Der Tod lauerte dort, ich hörte ihre Stimmen, erahnte den Durst.
Zielstrebig ging Renee auf die Tür der Verdammnis zu.

Bella schien meine Ängste zu spüren, hielt ihre Mutter am Arm fest.
“Mom, ich bin so müde!” ihr Gähnen war die schauderhafteste aller Vorstellungen.

Wie könnte ich dieses Wesen nicht lieben?
Mit keiner Sekunde bedachte sie ihrer Verletzlichkeit!

Vernahm nur die Sicherheit ihrer Mutter.
Gebunden an eine Beziehung, welche so verdreht anmutete.

Verloren an einer Liebe, welche jeder Regel widersprach.
War Bella der Stern meiner endlosen Nächte, der mich führte und hielt.

Das ewige Dunkel der Nacht, welches mich Jahrzehnte lang begleitete, hatte einen Stern erobert.
Mit ihr war Leben in meine Existenz zurück gekehrt!
Das Nichts ergab einen Sinn!

Wütete die Angst in mir, ich verbarg diese vor Bella, dennoch schien sie besser in mir zu lesen als es mir bei ihr vergönnt war.

Sie nehmen, entführen war meine Obsession.

Bella verharrte in der Gegenwart.
Nahm Renees Arm und führte sie Heim.
Wie sollte es anders sein?

“Hallo!” brüllte Alice aus den Tiefen meiner Taschen!

Rasch zog ich das Handy ans Ohr.
In Gedanken sah ich den Terrorzwerg bereits mein Zimmer verwüsten.

“Was?” Dass meine Stimme wütend klang hatte sie sich selbst zu zuschreiben!
Mit jeder Faser meines Körpers durchsuchte ich das Dunkel nach Gefahren ab, verdammte mich dafür, nicht einen Sternekoch geladen zu haben.
Warum solch ein Risiko herauf beschwören?

War es meine Gier nach dem Leben in Normalität?
Diese Option würde es niemals mehr für mich geben!
Der Kuß, welcher Unsterblichkeit brachte nahm jede Möglichkeit darauf.
Verstieß uns in die Dunkelheit.

Aber sie will es! provozierte der Verstand.
Ja, das tut sie! fauchte das Herz.
Ich auch! stöhnte die Begierde.

Traumbilder von uns, wie wir durch das Licht der Sonne an einem Strand wandelten, versuchten mich zu quälen.

“Edward! Hörst du mir zu?”
Das Handy ruhte noch an meinem Ohr und Alice quäkte hinein.
So sehr ich sie liebte, momentan hatte ich weit wichtigere Sorgen, als ihr Befinden.

Jeder Schatten baute sich voll Bedrohung vor uns auf, Gedanken suchend, die Bella Böses wollten schweifte meine Gabe umher.
“Was willst du?” fauchte ich nicht gerade freundlich.
Bellas erstaunter Blick traf mich.

Mühsam riß ich mich zusammen.
Sie sollte die Tage genießen, nichts ahnen von meinen Ängsten.

“Hör endlich auf mit deinen bescheuerten Rettungsplänen!” forderte Alice stinke sauer.
“Alle paar Minuten verändern sich meine Visionen, mir schwirrt bereits der Kopf!”

Wenn sich ihre Vorhersagen nur etwas präziser äußern würden!

“Nach dem Victoria entkommen ist, habe ich sie nicht in Eurer Nähe gesehen! Meine Vision von Euch, wie ihr hier landet war ungebrochen, aber seit du versuchst den Helden zu spielen...”, ihre Stimme verwandelte sich langsam zu einem Kreischen. “ seit dem verunglückt Bella auf die greulichsten Arten! Wenn du in das Schicksal eingreifst, dann bin ich schneller in Jacksonville als dir lieb ist! Bella ist meine beste Freundin, meine Einzige um es genau zu nehmen und ich dulde deinen Testosteronquatsch nicht eine Sekunde länger! Hör auf, oder ich komme!”

Nun war sie es, die einfach auflegte, doch ich kannte sie zu gut um nicht zu wissen, wie ernst ihre Androhung war.
Alice würde anreisen und wenn sie per Hubschrauber in Renees Garten landete.

Meine Aufmerksamkeit ließ nicht nach, doch ich ergab mich in die Qual, welche ich gewählt hatte.
Wir würden nicht früher fahren!

Renee wirkte enttäuscht, dass wir so rasch wieder zurück waren.
Dieses Haus zu verteidigen sollte mir nicht schwer fallen, daher ignorierte ich ihre Empfindungen.

Sie war mir ein Rätsel, welches sich nicht zu entschlüsseln lohnte.
Einerseits voll der Hellsichtigkeit!
Andererseits eine Ignoranz , die nur mit Selbstsucht bezeichnet werden konnte.

Ihr Umsorgen von Bella, damals im Krankenhaus, war nichts als die Angst in ein leeres Haus zu gehen.
Zu einer Zeit, als `Einbrecher` das Ballettstudio zerstört hatten.
Vorgetäuschte Sorge, die nur ihr Selbst streichelte.

Bella erwachte aus ihrem Tage langen Koma und Renee zog ein Telefonat mit Phil vor.

Wo war sie, als Bella mit geschientem Bein auf Hilfe angewiesen war?

Charlie hatte ihr, trotz aller Scham, in die Wanne geholfen.
Seine Prinzessin.

Dass er mich hasste, war verständlich, schließlich tat ich dies auch.

Aber wo war Renee?
Tingelte mit ihrem neuen Mann durch die Gegend, darauf vertrauend, dass Bella stark war.

Wie sollte sie nicht, da das Verhalten ihrer Mutter sie dazu zwang!

Bella war zu außergewöhnlich, als dass ich sie dem Schutz einer Person wie Renee überlassen konnte.

Es reicht! brüllte das Herz unvermutet auf.
Du bist gegangen, gegen meinen Rat. Lebendig gestorben, hast mich zerbröselt und geschunden. Was willst du noch von mir?
Niemals wirst du glücklich ohne Sie!
Verwandle Bella, bringe mich zum Schlagen!
Fasse das Glück deiner Liebe und halte es, für immer!

Akzeptieren das dafür ihre Seele erlischt? hauchte der Verstand.
Halt endlich die Klappe! drohte leise die Begierde.

Bella verabschiedete sich mit einem gehauchten Kuß von ihrer Mutter.
Ging hinauf.
Renee wirkte abwesend, suchte ihr Handy, das zwischen die Kissen des Sofas gefallen war. Schweigend reichte ich es ihr.

Aus dankbaren Kinderaugen lächelte sie mir zu.
Dann wählte sie Phils Nummer.

Die Abhängigkeit, welche ich in ihren Gedanken las, ließ mich schaudern.

Renee wußte, dass er der Weiblichkeit nicht abgeneigt gegenüberstand.
Jeder Aufenthalt ohne sie, barg das Risiko des Betruges.
Schon des Öfteren hatte sie ihn in fremden Betten gefunden.

Obwohl sie jugendlich wirkte, empfand sie jedes Jahr ihres Dasein doppelt heftig.
Die Ehe mit Charlie, brachte Bella zur Welt und ließ Renee flüchten.
Sie hatte den Mann aufgegeben der sie liebte, weil sie glaubte die Welt hätte mehr zu bieten.
Kindlich, charmant, völlig bescheuert.

Verantwortung war nicht ihr Ding.

Als ich in ihr erkannte, wie früh Bella alles alleine regeln mußte, begriff ich viele ihrer Wesenszüge.
Sie hatte niemals die Wahl gehabt glücklich zu sein, wußte gar nicht, was Leben bedeuten konnte.

Renee war der Kleinstadt entflohen und einem Mann, der vielleicht nicht viele Worte machte, dafür ehrlich liebte.
Nun hatte sie einen Blender, der süße Worte formulierte, die Trennung von Renee und Bella begrüßte, sich im Mittelpunkt sehen mußte.

Ein C-Held, wenn nicht noch ärmlicher!

Während Renee mit ihm rum säuselte, verließ ich angewidert den Flur und schoß zu Bella, so ehrlich, als wäre sie nur Charlie entsprungen.

Bella hielt sich im Badezimmer auf, die vertrauten Geräusche beruhigten meine aufgewühlten Sinne. Nichts um uns her verriet die Androhung von Gefahr.
Darauf vertrauend, dass Alice ihre Überwachung Victorias weiter voran trieb achtete ich auf jede Bewegung.
Niemand folgte unserer Spur.

Ihr Aroma war eine Verlockung, welche ich in meinen Plänen zum Schutz nicht beachtet hatte. Eine unentschuldbare Nachlässigkeit. Es nahm mich Wunder, dass die Anderen ihr nicht verfallen waren.
Dachte ich nur an unsere erste Begegnung, war ich mir gewiss, dass ich ihr unter anderen Umständen nicht hätte widerstehen können. Nur die Verpflichtung gegen meine Familie hielt mich von ihrer Tötung ab.

Bella trat herein, um sie nicht zu erschrecken, bewegte ich mich etwas.
Spontan lief sie auf mich zu und voll der Dankbarkeit hielt ich sie. Doch das Verlangen nach ihren Küssen erwuchs so heftig, dass ich mich entzog. Um meine Kälte für sie erträglicher zu machen, wickelte ich ihre zierliche Gestalt in Decken.

“Renee wird dich Morgen erneut bitten bei ihr zu studieren!” Wie könnte ich sie in dieser Stadt zurück lassen? Sollte sich Bella dafür entscheiden würde auch ich ihr folgen, niemals wäre es möglich, sie erneut zu missen, ausgesetzt den Dämonen der Dunkelheit.
Dies Leben würde mich dazu zwingen nur des Nachts hinaus zu gehen, doch es barg eine Möglichkeit in sich.
Wo sie war, da musste ich sein.

“Edward!” ihre Stimme klang leise und für mich dennoch klar verständlich. “Ich werde mit dir nach Alaska gehen!”
Diese unselige Idee war noch nicht vollendens diskutiert, gedachte ich doch sie zu einer Umkehr ihres Wunsches nach Wandlung zu überreden. Dartmouth würde ihr Gefallen , auch wenn ihre Dickköpfigkeit mich vor einige Probleme stellte.

Renees Traum schlich sich durch mein Innerstes wühlte meine Wünsche auf.
Warum lehnte Bella eine Ehe mit mir so völlig ab?
Hätte sie anders reagiert, wenn er sie gebeten hätte?
Die Gelegenheit dazu würde Jacob nicht erhalten!
Niemals sollte der Mistkerl ihr Gesicht wieder blicken dürfen.
Meine Dankbarkeit für ihren Schutz verdankte er die Tatsache noch zu leben, als ich seine Gedanken las und Begehren darin sah. Aber was wäre, wenn Bella genau den selben Gedanken begehrte wie Charlie?

NEIN!!! Schrie das Herz.

Bella schien des Schlafes zu bedürfen und doch fand sie keine Ruhe. Sanft hielt ich ihren zerbrechlichen Körper und summte ihr Lied.
“Ich freue mich auf Zuhause!” murmelte sie.
War es seine Nähe, welcher sie hier entbehrte?

Die häßlichen Finger der Eifersucht bohrten sich durch mein totes Herz.

Du schadest nur dir selbst! warnte das Herz.
Er ist zu gefährlich für sie! betonte der Verstand.
Scheiß Köter! fluchte die Eifersucht.

Bellas Worte, gesprochen im Schlaf gaben keine Erkenntnis, was sie wirklich für ihn empfand. Charlie streifte wohl kurz ihren Traum und mein Name dominierte in der Nacht.
Ein Gefühl des Glückes erfüllte mich.
Unverwandt schaute ich in ihr liebliches Antlitz, bewunderte die Schönheit ihrer Konturen, wurde nicht müde sie immer wieder aufs Neue zu erforschen.
Über den Widersinn dieser Bemerkung mußte ich spöttisch Lächeln. Gehörte doch die Unfähigkeit Ruhe zu Finden zu meiner Marter.
Wäre es mir wenigstens vergönnt an ihren Träumen teilzuhaben!

Als das Licht des Morgens die Dunkelheit vertrieb, wußte ich um das Verschwinden aller Kreaturen der Nacht.
Einzig Victoria blieb als dunkler Schatten zurück.
Würde ihr Hass auf mich sie dazu verleiten, die Regeln zu brechen?

Mein Handy vibrierte. Eine SMS von Alice.
Sollte sie eine Änderung ihrer Vision ereilt haben?
Es schien mir als Bestätigung meiner dunkelsten Befürchtungen.
Das Packen würde nur wenige Sekunden dauern, bevor der Gedanke beendet war, hatte ich dies erledigt. Schrieb einen Brief an Renee, wobei ich mich Bellas Schrift bediente.
Die Scheu Bella zu bekleiden ließ mich innehalten.

Wieder meldete sich das Handy, Geisel der Menschheit!
Dank Alice auch Meine.

`Verdammt hör sofort auf!`
Ihrer Aufmerksamkeit waren die Pläne unserer Flucht also nicht entgangen.

Mich ihrer ersten Nachricht erinnernd, öffnete ich diese.

`Keine Gefahr! Ihr landet planmäßig und wohl behalten!`

Hätte ich diese doch gleich gelesen!
Bellas Tasche packte ich rasch wieder aus, ahnte sie etwas von meiner Tat, vermutlich zürnte sie mir. Nichts wissend von den Gefahren, die ihrer lauerten.

Ihren Schlaf genau kennend, wußte ich, dass sie bald erwachte.

Der Schaukelstuhl aus ihrem Zimmer fehlte mir.

Zu sehr liebte ich die genaue Betrachtung, wenn der Schlaf sich verflüchtigte, der Übergang von Traum zum Leben sich vollzog. In dem Moment ihres ersten Blinzelns offenbarte sich ihre ganze Reinheit. Suchten ihre Augen mich schien es fast, als könnte ich mein Herz spüren.

Voll der Dankbarkeit und Liebe.
Dass sie mich erkoren hatte.

Freude lag in ihrem Blick, als sie fast schwerelos in meine Arme sprang.
“Zurück nach Forks!” jubelte sie.
War ihr der Besuch bei Renee so zuwider?

“Renee sieht soviel mehr als Charlie!” seufzte sie.
“Immer denke ich sie beobachtet mich, versucht mich zu analysieren.”

Ihr Empfinden traf die Wahrheit, zumindest was Renee betraf.
Charlie zeigte seine Befürchtungen nicht so deutlich. Doch jeder Kummer von ihr zerschnitt sein Herz. Bis heute vergab er mir nie, dass sie so gelitten hatte, während Renee mich mit offenen Armen empfing.

Warum sollte sie auch nicht, da er es gewesen war, welcher mit ihr litt.
Wir konnten mir Beide nicht verzeihen und das einte uns auf einer Ebene, von der er nichts wußte.

Renee schlief noch. Ihr Telefonat mit Phil hatte sich über mehrere Stunden erstreckt, bis ihr Akku leer war und sie das Ladekabel nicht fand.
Hinter einem Kissen auf dem Sofa erspähte ich es und plazierte es so, dass selbst Renee es finden mußte.

Bella bereitete sich ihr Frühstück und kochte Kaffee.
Als ihre Mutteer erschien drückte sie ihr eine Tasse in die Hand.
“Danke Liebes!”

Während sie trank entwarf sie die abenteuerlichsten Pläne für den Tag.
Mich schauderte.
“Mom!” erinnerte Bella sanft. “Wir reisen heute ab!”

Sie würde uns nicht zum Flughafen bringen müssen, der Mietwagen war wie bestellt eingetroffen, dunkle Scheiben würden mein Geheimnis wahren.

Enttäuscht wie ein kleines Kind blickte sie auf.
Doch dann erhellte sich ihr Blick.
“Laß uns wenigstens noch am Strand spazieren gehen!” forderte sie.

In mir verwahrte sich alles gegen die Ahnung der Gefahr, die dort lauern könnte. Bella stimmte zu und ich entschuldigte mich mit der Ausrede meiner Schularbeit.

Dann begann die Zeit des Bangens.

Victoria, das Meer..... Bella völlig ungeschützt.
Nervös wählte ich.
“Was?” fauchte Alice.
“Sie ist mit Renee am Strand!”
Alice hörte an meiner Stimme die Panik, welche mich erfüllte. Hilflos ausgeliefert meiner verräterischen Haut war ich verdammt auszuharren.

“Bitte beherrsche dich!” Alice klang leicht genervt.
“Meine Vision ist völlig klar. Meinst du nicht ich wäre längst bei Euch, wenn es anders wäre? Bella ist meine Freundin! Ach Quatsch viel mehr! Sie ist mir eine Schwester. Es dauert nicht mehr lange und Euer Flieger hebt ab, dann seit ihr bald wieder hier. Alles wird gut! Und echt Edward hör mit der Hysterie auf!
Wenn ich nicht wüßte, dass es bei Dir völlig sinnlos ist, hätte ich dir längst den besten Psychiater besorgt!”

“Nun, schließlich können auch deine Visionen Fehler auf weisen!” antwortete ich unterkühlt auf ihre Anspielung von meiner Überängstlichkeit in Bezug auf Bella.

Sie stöhnte! “Das Thema wieder! Soweit ich weiß ist sie mit ihrer Mutter unterwegs und führt nicht den Hund Gassi. Die Werwölfe nehmen mir meine Gabe und du glaubst doch nicht ernsthaft, dass Victoria in gemütlicher Runde mit denen am Lagerfeuer sitzt, oder?”

Ihrer Argumentation konnte sich mein Verstand nicht verschließen, doch Unruhe erfüllte mich.


Unendlichkeiten später fuhr Bella mit Renee vor.
Wäre es mir vergönnt dem Gott zu danken, an den ich nicht mehr glauben durfte, ich hätte ein Gebet entsandt, das Steine zum Schmelzen gebracht hätte.

Sie brauchte ewig um ihre Sachen zu packen, ein stilles Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen.
Renee plapperte munter auf mich ein.
Höflich antwortete ich, während meine Sinne bei Bella wachten.

`Und warum haben sie mir nichts von der Verlobung erzählt?` Renees Gedanke traf mich wie ein Schlag.

Für sie schien unsere Beziehung so sicher, dass ich mich fragen mußte, was am Strand besprochen worden war. Hatte sich Bella ihrer Mutter offenbart?
War sie bereit meinen Wunsch zu erfüllen?
Doch nicht das Glitzern einer glücklichen Braut kennzeichnete sie sondern Nachdenklichkeit.

Bella war sehr still, was sich jedoch mit dem nahenden Abschied von ihrer Mutter erklärte.
Würde sie mir den Inhalt ihres Gespräches berichten?
Der Abschied dauerte ziemlich lang. Renee umarmte Bella immer wieder drückte ihr Küsse auf die Wangen, beteuerte, dass wir jederzeit willkommen seien. Erst als Bella sie daran erinnerte, dass der Flieger wegen uns nicht warten würde kamen wir fort. Den Kragen meiner Jacke hochgeschlagen, hautfarbene Handschuhe in der Sekunde überstreifend, als ich hinaus ging, diente ebenso zu meinem Schutz wie eine Baseballkappe, welche mein Gesicht beschattete.
Bella konzentrierte Renees Blicke auf sich und ich gelangte unerkannt zum Auto.
Als wir die Einfahrt verließen seufzte Renee und war in Gedanken bereits bei Phil.

Im Flughafen fuhr ich in die Tiefgarage und der komplizierteste Teil der Reise war geschafft.


5. Falsche Schlüsse
Meine Erleichterung war schier grenzenlos als wir Jacksonville hinter uns ließen.
In wenigen Stunden konnte wieder meine gesamte Familie für Bellas Sicherheit garantieren.

Und die Wölfe! erinnerte der Verstand.
Die nicht! bestimmte die Eifersucht.
Das Herz schwankte.

Bella schwieg und wären ihre Augen nicht so nachdenklich, ich würde vermeinen, sie zürnte mir.
Trauerte sie um den Abschied von Renee?

Dass sie ihre Mutter liebte, wußte ich seit den ersten Nächten.
Als ich heimlich durch ihr Fenster schlüpfte. Immer wieder hatte sie deren Namen genannt, sich nach der Sonne gesehnt.

Bedauerte sie Renees Angebot abgelehnt zu haben?
Drängte es sie zum Studium nach Florida?
Haderte sie mit ihrem Entschluß, wegen mir zu verzichten?

Wäre es mir doch vergönnt nur den Hauch ihrer Gedanken zu vernehmen, ich würde einen Weg finden um sie glücklich zu machen!

Bella schlief ein, die Stewardess brachte auf mein Geheiß zwei Decken und ich wickelte Bella hinein.
` Gott ist der schnukelig!` belästigten mich ihre Gedanken.
`Und wie er seine Freundin betrachtet! Als wollte er sie am liebsten fressen! Wann hat mich ein Kerl so angesehen? Na ja, am Flughafen holt mich Peter ab, oder war es Steve?`
Grübelnd eilte sie weiter, lächelte freundlich und behelligte mich nicht weiter mit ihrer banalen Aufdringlichkeit.

Das Bella im Schlaf schwieg beunruhigte mich, doch ihr Herzschlag tönte regelmäßig. Er war zum Grundton meiner Existenz geworden. Vernahm ich ihn nicht erfüllte mich Unruhe.
Ihr Duft war betörend, auch die Tage der Gemeinsamkeit hatten das Brennen meiner Kehle nicht gelöscht.

Doch dieser Schmerz zeugte von ihrer Nähe und erfüllte mich daher mit tiefer Dankbarkeit.
Fühlbarer Beweis, dass die dunklen Tage unserer Trennung Vergangenheit waren.

Die Zukunft schien mir mehr Möglichkeiten zu bieten, als ich jemals zu hoffen gedurft hatte. Es war, als ob das Wort erst durch Bella überhaupt einen Sinn ergab.
Sie war meine Erinnerung, dass Jetzt und alles was ich je sein würde.

Dann verwandle sie endlich! drängte das Herz.
Am liebsten sofort! forderte die Begierde.
Genau, nimm ihr die Seele! provozierte der Verstand.

Wem es auch immer gefiel, dass ich Bella begegnete, er hatte gewußt mich zu quälen.
Wäre Bella nicht so vollkommen rein, ich zögerte nicht, sie zu meiner Gefährtin der Ewigkeit zu machen.
Würde mich hingeben den Freuden ihres unsterblichen Körpers.
Doch wenn ich diesen Engel nahm, müsste meine Strafe schlimmer sein als das ewige Feuer der Hölle.
Selbsthass würde zu meinem Begleiter, da Egoismus mich getrieben hätte den Sinn der Welt zu zerstören.
Niemals, schwor ich mir erneut.

Ihr Erwachen war wie stets ein Wunder der Schönheit.
Der erste Blick ihrer Augen, als der Traum in Wirklichkeit wechselte.
Das Glück, wenn Freude ihrem Blick entfloß, dass ich da war.

Wie hätte je ein Dichter dies ausdrücken können?
Wissend sie nie wieder zu halten, war ich gegangen und in jeder Minute der Trennung gestorben.
Welch Seligkeit sie nun zu spüren!

Wer nie verlor wußte nicht um den Preis des Glücks! raunte das Herz sanft.
Verstand, Pein und Begierde schwiegen in düsterer Erinnerung versunken.

Dank Alice Wettervorhersage konnte ich mich auch außerhalb des Flugzeuges frei bewegen. Dichte Wolken hingen über uns.
Auf der Fahrt nach Forks schien Bella noch immer weit entfernt zu sein.
Sie sprach kaum, was mich verzweifeln ließ.
Was empfand sie?
Gedachte sie Jacob, jetzt wo die Wälder uns umgaben?
Sehnte sich ihr Körper nach seinen Armen?

Endlich öffnete sich der Wald, in dem ich den Geruch der Viecher so deutlich roch, als säße er hinter uns!

„Du bist so still“, sagte ich, versuchend einen Einblick in ihre Gedanken zu erhalten. „Ist dir im Flugzeug übel geworden?“

Besser, als dass sie dem Köter entgegen fieberte!

„Nein, mir geht es gut!“ Doch ihre Augen schauten aus dem Fenster, gaben mir keine Möglichkeit die Seele zu ergründen.

Warum?
Was verbarg sie?
Trauer über den Abschied von Renee?

„Bist du traurig, dass wir wieder zu Hause sind?“
Noch heute würde ich ein Haus in Florida kaufen, dieses nur nachts verlassen!
Jeder Wunsch sollte ihr erfüllt werden!

Jeder? fragten Herz, Verstand und Begierde einstimmig.

„Wohl eher erleichtert als traurig.“

Gut, also kein Haus in Florida!
Irritiert blickte ich sie an.
Endlich schenkte sie mir einen Blick in ihre Augen, dem Spiegel ihrer Seele.
Doch wie meist verwirrte mich die Sicht.
Bella betrachtete die Straße, den Tachometer und mein Gesicht, das ihr zugewandt war.

„Renee“, zögernd sprach sie den Namen ihrer Mutter aus. „merkt so viel mehr als Charlie. Das hat mich ganz nervös gemacht.“

Okay, natürlich! Renee hatte Bella auf ihre Hochzeitsvision angesprochen und das hatte Bella verstört!
Warum war die Idee der Ehe für sie so greulich?
Den Tod würde sie von mir nehmen, aber nicht meine Liebe?

Ich lachte um mir den Schmerz nicht anmerken zu lassen.
„Deine Mutter hat interessante Gedanken.“
Die sich auch mit meinen Träumen decken, fügte ich still hinzu.
„Fast wie ein Kind, doch sehr hellsichtig.“ Würde Bella nur ahnen, wie sehr ich die Ehe ersehnte, sie würde mich verlassen. Renee hatte es gespürt und in ihre Form der Wahrnehmung aufgesogen. „Sie hat einen anderen Blick auf die Dinge als andere Menschen.“
Was hatte Renee am Morgen gesagt?
Warum schwieg Bella, weit weg mit ihren Gedanken?
Dachte sie wirklich an ihre Mutter, oder lag ihr Sehnen jenseits der Cullengrenze?

Die Häuser kamen immer näher, das trübselige kleine Forks erschien wie eine Oase.

Doch noch immer verharrte Bella in Trance so weit entfernt, dass ich fühlte, wie sie mir entglitt in eine Dimension, welche sich mir verschloß.
Wo waren ihre Gedanken?
Immer wieder hämmerte der Zweifel gegen mein Ich, durchbohrte das tote Herz, zerrte an mir.

Warum konnte ich Bella nicht alles sein, wenn ich nichts bedürfte außer ihr ?

Da du gegangen bist hast du Einlaß gewährt dem Zweig der Freundschaft.
Mag er auch aus Liebe erwachsen sein, ist die Eure gewaltiger!
Vertraue auf dich und auf sie.
Aber glaube immer an Euch, dann wird alles richtig und endlich auch gut.

In mir dröhnte eine gewaltige Stimme. Doch im Moment des Spürens vergaß ich sie.
Charlies Haus tauchte vor uns auf und seine Gedanken flogen mir nicht entgegen, sie brüllten mich an.

`Wenn der Mistkerl sie wieder halbtot hier abliefert! Bei Gott, diesmal knall ich ihn ab! Zweimal hat er sie fast umgebracht! Wäre er doch weg geblieben. Jacob! Sie muß sofort Jacob zurück rufen! Netter Kerl! Verdammt wo bleibt Bella?
Wann sollte der Flieger landen? Wie oft hat Jake angerufen? Waren sie nicht zerstritten? Der weiß auch, was der Cullen für ein Typ ist! Ich drehe ihm den Hals um , er ist nicht gut für sie! Mit Jake war sie so anders! Okay, nachts kamen die Albträume, aber das wäre noch geworden! Wo bleibt sie? Vielleicht rufe ich Renee noch mal an, verdammt ständig besetzt!`

Seine Verfluchung meiner Person brach ab, die Gedanken kaum hörbar.

`Was, wenn sie Renees lockere Art und die Sonne Floridas mehr will als mich und Forks?`

Die Angst Bella zu verlieren lähmte seine Gedanken.
`Vielleicht ist Edward mein größter Trumpf?` Diese Erkenntnis verbitterte ihn zutiefst.
Er mußte den berechtigten Zweifel gegen mich aushebeln, sein besseres Wissen vergessen, alle Hoffnungen begraben, um das zu behalten, was er mehr liebte als sich selbst.

Noch kämpfte er einen Kampf , der jedem Boxprofi Ehre gemacht hätte.

Woran Bella auch immer dachte, ihr Gesicht zeigte so viel Verlassenheit, dass ich sie nicht verstand.

Wie immer, würde Alice jetzt sagen.

Bella war mein Alles!
Für Charlie der Mensch für den es lohnte zu leben.

Beide wußten wir, wie die Tage ohne Bella waren.
Dunkel und ohne Sinn, bevor er dies noch mal erlitt würde er mich ertragen. Ohne mir zu verzeihen.

Zum Verzeihen gehört Verständnis! bat das Herz.
Ihn einweihen? lachte der Verstand.

Bella trauerte um etwas das ich nicht erfassen konnte.
Zärtlich streichelte ich ihr Gesicht.
Hätte die Sorgen so gerne hinfort geküßt, würde ich diese nur kennen.
Doch wie der Prinz seinem Dornröschen, stand ich Bella völlig hilflos gegenüber.
Womit konnte ich sie erlösen?

Ihre Gedanken fanden wieder in die Gegenwart.

Zärtlich berührte mein Mund ihre Stirn, alles Andere hätte meine Selbstbeherrschung zu sehr strapaziert.
Mein Verlangen wuchs in dem Maße, da sich die Begierde nach ihrem Blut legte.
Sie war das Puzzleteil das zu meinen Frieden fehlte.
Wie konnte ich zum Glück finden?
Hatte ich ein Recht darauf, da ich war was ich darstellte?

Konnten Wesen, welche das Gott gewollte Leben verließen auf Gnade hoffen?


Also, zur Frage, ob ich noch weiter schreibe: Nein! Tut mir leid, aber ich werde dieses Buch einfach an dieser Stelle unterbrechen...
Liebe Grüße
Laura S.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 15.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle Twilight-Fans :)

Nächste Seite
Seite 1 /