Vorwort
Der erste April ist die Zeit der Scherze, von denen ich hiermit dreizehn präsentiere. Dreizehn ist für mich keineswegs eine Unglückszahl, sondern gilt traditionell als Glückszahl. Einige der Scherze wie die Umbenennung von Mönchengladbach in Nonnengladbach sollen einfach nur lustig sein. Andere Gedanken wie die neuartige Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs oder Regeln für die Produktplatzierung im Supermarkt lassen sich aber in einer etwas anderen Formulierung auch als Anregung verfassen.
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und weise bei Gefallen auf meine Purimscherze hin, die unter dem Titel »Das Synagogenschiff« erschienen sind.
Ein paar Worte zu mir: Ich wurde 1960 in Waldniel geboren. Heute heißt die Gemeinde Schwalmtal. Mein Geburtsort liegt in der Nähe von Mönchengladbach – demnächst Nonnengladbach – woselbst ich einige Jahre lebte. Inzwischen wohne ich nach Zwischenstationen in Eckernförde, Flensburg, Glücksburg, Schleswig, Kronshagen, Kiel und Münster gemeinsam mit meiner Partnerin und ihrem Sohn in Templin.
Die Katholische Kirche hat verlangt, dass die Stadt Mönchengladbach erneut ihren Namen ändert. Mönchengladbach hieß ursprünglich nur Gladbach, diese Kurzform des Stadtnamens wird in der Umgangssprache weiterhin bevorzugt verwendet. Von 1888 bis 1960 lautete der Stadtname dann München-Gladbach, ehe er in Mönchengladbach abgeändert wurde. München-Gladbach und Mönchengladbach unterscheiden sich in der Schreibweise und der Aussprache, aber nicht in der Bedeutung voneinander. Der Gladbach entspringt im Stadtteil Waldhausen und mündet beim Stadtteil Lürrip in die Niers ein. Letztendlich hat die Kirche die Debatte über eine Namensänderung angestoßen, deren Ergebnis nicht ihrer Intention entspricht.
Der Name Mönchengladbach hat eine sexuelle Konnotation
Auch wenn die Einwohner dazu neigen, den Stadtnamen beziehungsweise den Namen des zentralen Baches als Glattbach auszusprechen, hat er mit der Glätte nichts zu tun. Vielmehr ist der Name der Stadt am Niederrhein mit dem englischen to be glade – sich freuen – verwandt. Mönchengladbach ist somit der Ort, an welchjenem sich Mönche an einem Bach erfreuten. Das Verb erfreuen in Verbindung mit einem Gewässer weist auf eine sexuelle Spielart der Freude hin, diese ist Mönchen ebenso wie Nonnen auf Grund ihrer Verpflichtung zum zölibatären Leben jedoch untersagt. Gestützt wird diese Deutung auch durch die Geschichte, schließlich befanden sich auf dem heutigen Stadtgebiet lange Zeit Mönchsklöster und Nonnenklöster in fußläufiger Entfernung. Mönche und Nonnen konnten ihrem Abt beziehungsweise ihrer Äbtissin gegenüber einen meditativen Spaziergang anmelden und auf intensive Weise miteinander am Bach "meditieren". Die gemeinsame Freude – das Gladen – am Bach war für den Fortbestand der Klöster durchaus nützlich, denn sie sicherte einen wesentlichen Teil des für das Klosterleben benötigten Nachwuchses.
Warum der Stadtname erst heute als anstößig gilt
Die Bedeutung des Stadtnamens Mönchengladbach als Ort, wo sich Mönche am Wasser vergnügen, war dem zuständigen Bischof von Aachen 1960 durchaus bekannt. Er protestierte jedoch nicht gegen die Ortsbezeichnung, da er davon ausging, dass seine Schäfchen bei diesem Ort kaum an die Schäferstündchen der Klosterbewohner dachten. Hätte ein Priester einen entsprechenden Passus in ein Buch eingearbeitet, wäre das Imprimatur verweigert worden. Dass katholische Priester nach dem Zweiten Vaticanum ohne kirchliche Druckerlaubnis veröffentlichen durften, war 1960 noch nicht abzusehen. Unabhängig davon waren es nicht katholische Priester, sondern gewöhnliche Gläubige, welchjene im Internet über die wahre Bedeutung des Stadtnamens Mönchengladbach aufzuklären begannen – verbunden mit dem Hinweis, dass die Nichtbeachtung des Zölibats in der katholischen Kirche Tradition hat.
Welcher Stadtname wird vorgeschlagen
Die Aufgabe der erneuten Namensfindung obliegt der Stadtverwaltung von Noch-Mönchengladbach. Bislang eingegangene Vorschläge beziehen sich überwiegend auf die Lage der Stadt am Niederrhein, so dass Rheinisch Gladbach zu den Favoriten gerechnet werden kann. Aber auch die der heutigen Aussprache entsprechende Variante Mönchenglattbach ist in der Diskussion, als Nachteil wird der Wegfall des Bezuges zwischen dem Ortsnamen und dem Gewässer Gladbach angesehen. Ein feministischer Vorschlag zielt in eine ganz andere Richtung: Diesem zufolge soll die Kirche endlich zur gelebten Sexualität ihrer Ordensleute beider Geschlechter stehen, so dass die Stadt in Mönchen- und Nonnengladbach umzubenennen sei. Da dieser Name sperrig ist, kann die Stadt alternativ turnusmäßig zwischen den Bezeichnungen Mönchengladbach und Nonnengladbach wechseln. Während der letzten mehr als fünfzig Jahre hieß die Stadt am Niederrhein bereits Mönchengladbach, so dass ihr Name für die folgenden fünf Jahrzehnte Nonnengladbach lauten müsse. Die bischöflichen Bedenken aufgrund der
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 24.03.2015
ISBN: 978-3-7368-8535-6
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Widmung:
Die Stromgeschichten sind meinen früheren KollegInnen im Callcenter gewidmet. Den Aprilscherz über das Schlankheitsmittel widme ich allen, die abnehmen wollen.