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Ich wollte etwas sagen, aber ich hatte Angst, es würden die falschen Worte werden. Dieses Kind stand vor mir, hatte die Augen weit aufgerissen und schaute mich sehnsüchtig an. Ja, das war der Moment, den jedes Elternteil, jedes Geschwisterkind und jeder, der auch selbst schon mal ein Kind war, kennt. Der Moment, kurz bevor ein Kind anfängt zu weinen. Alles ist still, man hat das Gefühl, die ganze Umwelt würde eine hoffungsvolle Pause einlegen, als würde sich auch das Blatt vom Baum auf der Straße wünschen, bitte weine nicht, Kleines. Doch jeder weiß, nichts auf dieser Welt würde das kleine Wesen davon abhalten können, seine Gefühle in kläglichem Weinen zu untermauern.

Und da geschah es auch schon. Es begann mit einem langsamen Hinunterziehen der Mundwinkel, die Augenbrauen bildeten einen spitzen Winkel und die riesigen rehbraunen Objektive wurden zu mauskleinen Äuglein. Alles an diesem gerade noch so zuckersüßen Gesicht verzog sich in die genau entgegengesetzte Richtung und tat das, was es 75 Muskeln kostete. Leise fing es an zu wimmern, der kleine Mund zitterte, die ersten Tränen kullerten. Und es dauerte nicht lange, bis auch der Nachbar drei Häuser weiter mitbekam, dass ein kleiner Junge weinte. Schreiend fing er an, sich auf den Boden zu werfen, sodass ich zusammenzuckte und versuchte, ihn zu beruhigen. Ich musste mir das ganze ansehen und hatte ein schreckliches Gewissen. Denn ich war Schuld an der Misere.

Die Mutter war noch lange nicht in Sicht, denn ich sollte auf den Jungen aufpassen, bis sie vom Einkaufen zurückkehrte. Sie war erst seit zehn Minuten fort und ich entschied, alles in meiner Macht stehende zu tun, um dieses todtraurige Kind zu trösten. Meine erste Taktik war, sein Spielzeug aufzuheben und ihn abzulenken. Nachdem ich alle Spielsachen durch war und diese von ihm aus Wut wild herumgeschleudert wurden und es aussah, als wäre jemand eingebrochen, probierte ich mich an meiner zweiten Taktik. Ich ignorierte. Nun, dies brachte mir leider außer drei wunderbaren Gesprächen mit den Nachbarn, die uns besuchten, keine Ruhe ein und so fing ich an, ihn nachzumachen. Auch ich heulte, wälzte mich auf dem Boden und stampfte mit den Füßen. Dies brachte kurzfristigen Erfolg, bis dem Kleinen wieder einfiel, was passiert war. Weitere Minuten vergingen und wir weinten uns einander an und mir kamen vor lauter Sorge, dass der junge Mann bald keine Luft mehr bekommt, echte Tränen.

Plötzlich hörten wir, wie ein Schlüssel sich im Schloss drehte und da kam die Mutter mit voller Einkaufstüte herein und sah uns beide auf dem Teppichboden mit verheulten Augen an. Die Mutter, auf uns herabblickend, bekam die Antwort auf ihre Frage:

„SIE HAT DAS LETZTE GUMMIBÄRCHEN GEGESSEN!!!“

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Tag der Veröffentlichung: 10.02.2013

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