Es lebte auf einen Bauernhof einst ein Hahn. Es war der Einzige in dem Stall voller Hühner.
Er war ein stattlicher Hahn mit einem prächtigen Gefieder.
Der Bauer fand ihn vor einigen Jahren an einem frühen Morgen auf dem Markt.
In einem kleinen vergitterten Käfig saß damals der junge Hahn, dem kaum die gelben Kükenfedern entwachsen waren.
Es war der einzige Hahn, den der alte, gebrechliche Verkäufer hatte.
Nachdem sich der Bauer auf dem Markt umgesehen hatte, musste er feststellen, das es der einzige Hahn war, der auf dem Markt verkauft wurde.
Hennen – die selbst kaum aus dem Kükenalter herausgewachsen waren – hatte er schon, sie würden ihm in den nächsten Tagen geliefert werden.
Seine alten Hühner würden nicht mehr lange leben und der Bauer brauchte unbedingt welche.
So blieb ihm nichts anderes übrig, als den einzigen Hahn zu einem überraschenden billigen Preis zu kaufen.
Die Hühner entwickelten sich prächtig. Aus gelben Küken wurden volleibige Hennen und ein stattlicher Hahn, der jeden Morgen auf seinen Misthaufen kletterte und den Bauern in der Früh weckte und zum Abendessen das letzte mal am Tag krähte.
Bis der Bauer eines Tages aufwachte und nicht das gesunde Kikereki hörte sondern schrille Töne, die nur von dem Hahn stammen konnten.
Der Bauer fand das sehr ungewöhnlich, das ein Hahn solche Laute von sich gab. Doch immer wenn er den Hahn beobachtete, gab dieser kein Laut von sich. Manches mal blieb der Bauer auch bis spät in die Nacht wach, um sich zu vergewissern, das es der Hahn war, der die seltsamen Laute von sich gab. Doch der Hahn krähte einfach nicht. Er war erst zu hören, wenn der Bauer tief und fest schlief.
Über Jahre hinweg gewöhnte sich der Bauer an die seltsamen Laute, die sich nun deutlicher entwickelten und sich wie ein ‚Hihihihi Gikereki Hihihi‘ anhörte.
Tag und Nacht hörte es der Bauer. Es begann an seinen Nerven zu zerren.
Schließlich entdeckte er, dass – obwohl die Eier befruchtet waren – doch keine Küken schlüpften.
Zu seinen ausgezerrten Nerven gesellte sich nun die Wut.
Seine erste Tat bestand darin, den Verkäufer aufzusuchen, der ihm den Hahn verkauft hatte.
Doch zu seinem Leitwesen und seiner Wut war der Verkäufer an seinem Alter gestorben und hatte seinem Sohn die Farm überlassen.
Doch der Sohn wollte nichts von dem Gerede des Bauern hören und schickte ihn weg.
So geschah es, das der Bauer immer feindlicher auf den Hahn zu sprechen war.
Eines Nachts wachte der Bauer auf.
Ganz leise drang es an sein Ohr und nistete sich fest.
‚Hihihi Gikereki Hihihi‘
Es schien immer lauter zu werden. Und der Hahn hörte einfach nicht auf.
Immer mehr wälzte sich der Bauer in seinem Bett herum. Doch der Schlaf wollte nicht kommen. Der Hahn gab einfach keine Ruhe. Wütend warf der Bauer die Decke von sich, stand auf und riss die Fenster auf, die zu dem hinteren Teil des Hauses zeigte, an dem der Hühnerstall und das Gehege stand.
Und da im Licht des Vollmonds stand der Hahn auf seinem Misthaufen; den Hals in die Höhe gereckt, die Brust herausgestreckt und sich in die Höhe gestemmt; und gab voller Inbrunst sein ‚Hihihi Gikereki Hihihi Gikereki‘ von sich.
„Verdammt nochmal gib endlich Ruhe oder ich sorge dafür, dass es das letzte mal war das du solche Töne von dir gibst!“ rief der Bauer wütend und erborst.
Und tatsächlich.
Der Hahn hielt inne.
Langsam drehte er den Kopf und sah hinauf zu dem Fenster, an dem der Bauer stand.
Dieser konnte es kaum fassen.
Der verrückte Hahn gab endlich Ruhe!
Die Stille, die sich einstellte, war wohltuend. Langsam entspannte sich der Bauer.
Er atmete tief durch und wollte seufzen.
In diesem Moment öffnete der Hahn seinen Schnabel.
‚Hihihi Gikereki! Hihihi Gikereki! Hihihi Gikereki!‘
Es klang fast so, als wolle er sich über den Bauer lustig machen. Immer weiter ging es, und immer noch war er dem Fenster zugewandt.
‚ Hihihi Gikereki! Hihihi Gikereki! Hihihi Gikereki! Hihihi Gikerek- ….‘
Ein Schuss, das Aufblitzen in der Mündung, eine Kugel … und eine herrliche Stille.
Das nächste ‚-ki‘ blieb dem Hahn im Hals stecken ... er kam nicht mehr dazu, es herauszurufen.
Schwer atmend senkte der Bauer das Gewehr und beobachtete wie der einst lebendige und prächtige Hahn, der zu einem nervenaufreibenden Monster geworden war, nun Tod von dem Misthaufen auf den Boden kullerte; die kleinen Augen fast schon hämisch offen, selbst der geöffnete Schnabel hatte einen hämischen, belustigenden Zug.
Der Bauer packte den Hahn; er würde ihn morgen entsorgen, heute aber wollte er ihn erst einmal in die Scheune legen.
Die Nacht verlief in einer herrlichen Stille und einem tiefen Schlaf.
Der nächste Morgen war entspannend.
Kein lästiges ‚Hihihi Gikereki‘ mehr.
Die Küken fingen an zu schlüpfen, doch der Bauer würde sie alle verkaufen, aus Angst und Vorsicht sie würden so wie der Hahn werden.
Tag für Tag gewöhnte sich der Bauer an das Leben, das nun viel Leichter war als zuvor.
Die Tage waren angenehm und der neue Hahn den er sich gekauft hatte, gab das gewohnte ‚Kikereki’ von sich.
Die Letzten Reste des Hahns waren nun endlich verbraucht.
In jener Nacht schlief er friedlich und entspannt.
Bis er auf einmal einen Laut hörte. Er war nur ganz leise, kaum zu vernehmen. Doch er wurde immer lauter und deutlicher.
Nach und nach drang es in sein schlafendes Gehirn.
Mit schweiß auf der Stirn wachte der Bauer auf. Er setzte sich und starrte in das vom Mondlicht erhellte Zimmer.
Da! Da war es wieder! Jetzt konnte er es ganz deutlich hören!
Aber nein! Das durfte auf keinen Fall sein!
Mit wild klopfenden Herzen stand er auf, nahm das Gewehr und ging hinaus zu dem Hühnergehege.
Aber doch. Tatsächlich.
Vor seinen Augen saß auf dem Misthaufen eine schemenhafte Hahngestalt. Sie war stattlich gebaut und mit dem prächtigsten Gefieder ausgestattet den es gab.
Er hatte den Hals hinauf gereckt, die Brust herausgestreckt und sich in die Höhe gestemmt.
Der Schnabel war weit geöffnet. ‚ Hihihi Gikereki! Hihihi‘
Nun hielt der geisterhafte Hahn inne und starrte den Bauern an.
‚Buuhhh …. Buuhhh …‘ schien er von sich zu geben. Gefolgt von einem ‚Hihihi Gikereki! Hihihi Gikereki! Hihihi Gikereki! Hihihi Gikereki! Hihihi Gikereki! Hihihi Gikereki! Hihihi‘
Texte: ShadowLight
Bildmaterialien: ShadowLight
Tag der Veröffentlichung: 02.04.2015
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für eine Freundin; mit ihr macht SMS schreiben so richtig viel Spaß.