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Prolog

Sein Schulter langes Haar war ungewöhnlich, es hatte jegliche Pigmentierung verloren. Ich konnte nicht anders als meine Finger in ihnen zu vergraben, ich liebte es seine Haare zu berühren, sie waren so unglaublich weich. Er lächelte mich an und ich konnte seine ganze Zuneigung in seinen Dunklen Augen erkennen, dennoch jagten sie mir insgeheim Angst ein, man konnte die Pupille nicht von der Iris unterscheiden, so schwarz waren sie. Selbst seine Haut war anders als bei einem normalen Menschen, sie schien ebenfalls fast weiß zu sein und als ich langsam meine Hand zu seiner Schläfe gleiten ließ fühlte sie sich an wie eiskalter Marmor. Mein Blick wanderte über die gerade Nase zu den perfekt geschwungenen Lippen und verweilte dort ein paar Sekunden zu lang. Ich konnte nicht anders, ich dachte an all die Küsse zurück die wir uns im geheimen gegeben hatten. Im selben Moment zog er mich in eine feste Umarmung „Wir werden uns wieder sehen, das verspreche ich dir. Denn egal in welchen Leben, ich werde dich finden“. Ich konnte spüren wie eine Träne meine Wange hinunter lief, machte aber keine Anstalten sie weg zu wischen.

„Versprochen“, hauchte ich.

Mein lächeln konnte ich nicht mehr unterdrücken, ich liebte ihn so sehr das es schmerzte und die Gefühle erwidert zu wissen machte mich unglaublich glücklich. Er hatte mich mal gefragt wie es sich für mich anfühlte ihn zu lieben, „wie als säße ein flatternder Vogel in meiner Brust“, hatte ich darauf geantwortet und ich war mir sicher dass sich dieses Gefühl niemals ändern würde. Dennoch wurden wir gerade zu einem Abschied gezwungen. Natürlich hatten wir gewusst das es nicht lange so weiter gehen würde und nun musste er die Strafe für uns beide tragen.

„Liebster, wir haben nicht mehr viel Zeit“, flüsterte ich an seinem Ohr. Er löste sich langsam von mir und küsste mich sanft auf die Lippen. „Ich liebe dich, meine Schöne“, murmelte er noch, dann drehte er sich um und ging ohne noch einmal zurück zu blicken. Direkt breitete sich Schmerz in mir aus und ich konnte meine Tränen nicht länger zurück halten. Die Chance das ich ihn in diesem Leben wiedersehen würde war erschreckend gering. Denn wir hatten gegen die Regeln verstoßen und obwohl wir die Konsequenzen unserer Beziehung kannten waren wir sie dennoch eingegangen.

 

 

Seufzend lehnte ich mich an die Schulter meiner Freundin Joana. „Ich hatte einen furchtbaren Traum heute Nacht, mich haben Schlangen verfolgt und dann wurde ich von ihnen eingefangen, dabei hat mich meine ganze Familie um mich herum angelächelt und gesagt es wäre zu meinem besten“, jammerte ich. Doch sie begann nur zu lachen. Ich warf ihr einen grimmigen blick zu, denn als ich heute morgen aufgewacht war sah ich schrecklich aus, unter meinen sonst so ungewöhnlichen lilanen Augen lagen tiefe Schatten die ich mir mühsam hatte weg schminken müssen und meine Schwarzen langen Haare hatten so viele Knoten das ich gedacht hatte ich müsste jeden Moment anfangen zu heulen als ich sie mir heraus kämmte. „Klingt aber besser als mein Date von gestern“, seufzte sie „Er hat die ganze zeit über Star Wars und Comic Hefte geredet, da sieht man mal wieder das man nicht nur auf das aussehen achten sollte“ Joana war schon seit zwei Jahren keine Jungfrau mehr und ich durfte mir oft ihre Sexgeschichten anhören, deswegen war ich heilfroh es mir wenigstens dieses mal erspart blieb, doch ich ließ es mir nicht anmerken. „So schlimm?“, fragte ich dennoch und konnte den spöttischen Unterton in meiner stimme leider nicht verhindern. Sie piekte mich in die Seite und ich machte einen Satz zurück. Grinsend sah sie mich an „ich hab sowieso genug, ich brauche entweder einen richtigen Kerl oder gar keinen“ Ich hatte schon wieder abgeschaltet und ließ meinen Blick schweifen, wir waren auf dem weg zur Schule und liefen unter den Bäumen her, die nach dem Winter endlich wieder Blätter bekamen, sogar ein paar Blumen fingen bereits wieder an zu blühen. Wir besuchten beide die elfte Klasse einer kleinen Privatschule am Stadtrand, Joana war bereits 18 und ich wurde erst im Sommer 17. Wir hatten uns als Kinder angefreundet weil unsere Mütter zusammen aufs College gegangen waren. Sie hatte mir wohl gerade eine Frage gestellt und ich sah sie verwundert an. „Ob du am Freitag etwas vor hast“, wiederholte sie sich. Ich schüttelte den Kopf und sie grinste „Perfekt! Ich habe nämlich ein Doppeldate arrangiert“, rief sie triumphierend. „Mit Josh und einem super süßen Cousin von ihm.“

„Nein“, antwortete ich direkt, ich hasste es wenn sie Entscheidungen über meinen Kopf hinweg traf und mich dann immer viel zu spät einweihte.

„Was denn? Du findest Josh doch total heiß, das hast du mir letztens jedenfalls noch gesagt“ sie starrte mich vorwurfsvoll an. Ich wurde rot „Aber jemanden heiß finden und mit jemanden auf ein Date gehen zu wollen sind zwei paar Schuhe“, sagte ich ernst.

„Jedenfalls können wir nicht mehr absagen, Joshs Cousin kommt extra für uns her“

Ich stöhnte auf, doch mir war klar gewesen das ich dieses Gespräch verloren hatte bevor es begonnen war. „Okay, okay,“, brummte ich, dann biegen wir auch schon auf unseren Schulhof ein.

Die ersten beiden Stunden vergingen wie immer viel zu langsam und ich quälte mich regelrecht durch Geschichte als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Jay hinein geschlendert kam, doch die Lehrerin beachtete ihn gar nicht. Er hatte schwarze struppige Haare, eisblaue Augen und trug immer Kapuzenpullover, wobei er die Kapuze tief ins Gesicht zog, egal ob wir gerade 30 Grad im Schatten hatten oder es mitten im Winter war. Als er an mir und Joana vorbei lief flüsterte sie in mein Ohr : „Mia, hast du schon gehört das er sich mit Gorden geprügelt hat“ ruckartig drehte ich meinen Kopf zu ihr um. „Bist du sicher? Gorden? Mich wundert es das er dann nicht im Krankenhaus liegt“ Gorden bestand quasi nur aus Muskeln, was eher angsteinflösend statt sexy aussah aber manche Mädchen, wie Joana, himmelten ihn trotzdem an. Sie nickte heftig. Langsam drehte ich meinen Kopf, Jay hatte sich hinten auf den letzten Platz gesetzt und als ich ihn näher betrachtete konnte ich erkennen das er eine aufgeplatzte Lippe hatte aber sonst schien es ihm ganz gut zu gehen. Als er meinen Blick bemerkte drehte er schnell seinen Kopf weg und zog sich die Kapuze noch weiter ins Gesicht. Peinlich berührt drehte ich mich wieder nach vorne.

 

In der Mittagspause schleppte mich Joana zu Josh und einen seiner Freunde, Louis? an den Tisch.

„Hey“, begrüßte dieser mich und grinste, er war ein unauffälliger Junge mit einem netten lächeln. Also lächelte ich zurück und setzte mich neben meine Freundin auf die Bank gegenüber. Mein Blick glitt zu Josh, er hatte Blondes Haar was ihm in Kurzen Locken ins Gesicht fiel, dunkelgrüne Augen und einen typischen Sportlerkörper. Joana stieß mir unauffällig mit dem Ellbogen in die Seite, sie hatte wahrscheinlich gedacht das ich erstarrt wäre weil ich so nervös war, dabei war mir gar nicht aufgefallen das ich die beiden nicht begrüßt hatte. „Hallo“, sagte ich zu beiden und warf ihr ein dankbares lächeln zu. „Hey ihr beiden“, antwortete er uns und schenkte mir dabei sein typisch „unwiderstehliches“ lächeln, was bei mir aber gerade so viel bewirkte wie als würde er die Salatschüssel auf meinem Tablett anlächeln. Ja, er sah heiß aus, aber trotzdem, richtig verliebt war ich noch nie gewesen. Nur Joana zur liebe kam ich manchmal mit wenn sie auf Männerjagd ging. Als seine wohl gewünschte Reaktion ausblieb drehte er seinen Kopf zu Joana die ihm sofort zurück lächelte. Es wäre ja nicht so das ich mich nicht verlieben wollte, ich würde schon gern, aber bis jetzt war einfach noch nicht der richtige dabei gewesen. Letztes Jahr im Sommer war ich eine Beziehung mit Viktor dem Zwillingsbruder von Joana eingegangen aber man konnte es kaum Beziehung nennen, denn gleich zwei Wochen später hatten wir sie wieder beendet aber komischerweise wurden wir danach beste Freunde. Als ich ihn in die Mensa laufen sah sprang ich von meinem Stuhl auf und ging lächelnd auf ihn zu. „Du rettest mir gerade meine Mittagspause“, sagte ich zu ihm und er verzog seinen Mund zu einem spöttischen Grinsen, er sah Joana dabei ziemlich ähnlich, beide hatten braune wellige Haare, er trug es aber kurz geschnitten und die gleiche unergründliche Augenfarbe um die ich Joana schon seit beginn unserer Freundschaft beneidete, ein Blauton der leicht ins grüne spielte. Mich nannte man oft genug, die mit der komischen Augenfarbe oder die lila-Äugige. Er legte mir einen Arm um die Schulter und warf seiner Schwester einen Blick zu. „Dann wollen wir dich mal entführen“, sagte er und zog mich mit zum Hinterhof hinaus. Ich konnte noch von Joana ein genervtes „Du bist so gemein Vik!“ hören und begann dabei zu kichern. Viktor gab mir einen Kuss auf die Wange und wir setzten uns auf die nächste freie Bank. „Danke“, seufzte ich und lehnte mich zurück. Trotz der kühlen Temperatur tat es gut die Sonne auf dem Gesicht zu spüren. „Wieder mal irgendwelche Kuppelversuche?“, fragte er und konnte sich nicht verkneifen wieder zu lachen. Ich warf ihm einen genervten Blick zu. „Ruhig ,Tiger“, sagte er und tätschelte mir den Kopf. Den Spitznamen hatte er mir gegeben als wir zusammen auf einen Nachbarsjungen von ihm aufgepasst hatten, wir waren mit ihm in den Zoo gegangen und ich hatte den kleinen davon überzeugen wollen das eine Löwendame ein Tiger war. Doch er hatte es immer wieder abgestritten und ich hatte meinen Fehler erst bemerkt als sich Vik kaum noch halten konnte vor lachen. „Sie ist dabei immer so begeistert, da will ich sie einfach nicht unterbrechen“, gab ich zu.

„Wenn sie nicht so schwer von begriff wäre, hätte sie auch schon längst gemerkt das du bei sowas keinen Spaß hast“, er schüttelte den Kopf „kein wunder das sie die sechste Klasse wiederholen musste“ Er sah in seine Tasche. „Mist, jetzt hab ich total vergessen mir etwas zu essen zu kaufen, ich hol mir eben ein Brötchen“, sagte er lächelnd und schon war er verschwunden. Ich starrte weiterhin in den Himmel und plötzlich sah ich schwarze Schlieren um mein Sichtfeld. Auch nach ein paar mal blinzeln gingen sie nicht weg und ich versuchte mir die Augen zu reiben. Ich hatte offensichtlich zu wenig geschlafen, aber ich fühlte mich plötzlich komisch. Hoffentlich kam Vik gleich wieder, denn auf einmal kam Wind auf und ein leises wispern erreichte mein Ohr.

Liebste....

geschockt riss ich die Augen auf und sprang auf die Beine. Die Stimme war mir unangenehm vertraut, aber vielleicht hatte ich mich verhört und jemand hatte mit mir gesprochen, aber wo war er dann. Ich sah mich nach allen Seiten um, aber da war niemand, nur Jay der neben einen Getränkeautomaten saß und mich unverhohlen neugierig musterte. Beschämt setzte ich mich wieder hin und atmete tief durch, die schwarzen Schlieren um mein Sichtfeld verschwanden langsam wieder und ich legte nervös meine Hände auf die Knie, das hatte ich mir nur eingebildet, das war nichts, versuchte ich mich zu beruhigen. Als ich Jünger war hatte ich öfter eine Stimme gehört und als ich versucht hatte mein Vater davon zu erzählen hatte er mich nur geschockt angestarrt und mich zu den verschiedensten Ärzten mitgeschleppt, schnell hatte ich bemerkt das es nicht normal war wenn man Stimmen in seinem Kopf hörte und musste viele Tabletten schlucken, die oft unschöne Nebenwirkungen mitbrachten, als ich älter wurde und nach einem Klinikaufenthalt hörte ich auf die Stimme zu hören und die Ärzte und Psychologen befanden mich als so weit genesen das ich die Tabletten wieder absetzten durfte, noch heute behandelte mich mein Dad oft noch wie ein rohes Ei wenn es um meine Psyche ging, denn Meine Mutter starb an einem Autounfall als ich 7 Jahre alt war und mir wurde oft gesagt das meine Krankheit dadurch ausgelöst wurde, und trotzdem hatte ich das Gefühl das ich das Loch was meine Mutter hinterlassen hatte füllen musste und übernahm alles was ich im Haushalt machen konnte und als ich älter wurde nahm ich meinen Vater jegliche Arbeit ab außer zu Kochen, er bestand darauf das er eine Kleinigkeit zum Familien leben beisteuern musste, was aber selten vor kam, denn als Anwalt musste er oft bis spät Abends Arbeiten oder kam oft auch gar nicht nach hause. Die ersten Jahre nach Mutters tot hatte er sich noch bemüht aber als ich ungefähr 12 Jahre alt war sah ich ihn immer weniger. Viktor kam zurück und wurde ernst als er meinen Gesichtsausdruck sah. „Was ist los?“, fragte er besorgt „Ich wollte dich auch noch wegen deinem Traum fragen, aber als du mir heute morgen die sms geschickt hast hatte ich ziemlich verschlafen“ Ich versuchte ein lächeln, Viktor war der einzige der außer meiner Familie noch von meiner Krankheit wusste, selbst Joana hatte ich es nicht anvertraut. Trotzdem wollte ich ihm keine sorgen bereiten. „ Ja, also, ich hab nur nachgedacht, wegen dem Traum“, versuchte ich hilflos zu erklären. Doch er sah mich weiterhin misstrauisch an „Du weißt schon das du die schlechteste Lügnerin aller Zeiten bist oder? Du verstellst deine Stimme dann immer so komisch“

„Okay erwischt, ich hatte gerade nur gedacht das ich eine Stimme im Wind gehört habe, aber ich denke das hab ich mir einfach nur eingebildet“

Sein Blick wurde wenn möglich noch besorgter

„Aber Tiger, wenn das noch einmal passiert...“

„Keine Sorge, du bist der erste der davon erfährt“, unterbrach ich ihn.

Er nickte und wechselte das Thema „Aber unser treffen heute Abend steht doch noch oder? Ich dachte wir könnten einfach mal was essen gehen oder ins Café“

„Ja, auf jeden Fall“, stimmte ich zu und lächelte ihn an, Ablenkung würde mir gut tun.

Als ich wieder zum Getränkeautomaten sah war Jay bereits verschwunden, hoffentlich würde er niemanden von meinem komischen verhalten erzählen.

 

 

Am Abend stand ich vor meinen Kleiderschrank und zog eine schwarze Jeans und ein Dunkelblaues T-Shirt aus meinem Schrank und zog es mir an, meine alten Klamotten hatten einen muffigen Geruch, weil ich als ich zum Supermarkt gelaufen war nicht mit dem plötzlichen Platzregen gerechnet hatte. Frisch angezogen schnappte ich meine Schwarze Regenjacke und und meinen Rucksack in den ich etwas Geld und meinen Schlüssen packte. Als ich auf die Uhr sah bemerkte ich das ich schon eine Viertelstunde zu spät war und beeilte mich aus dem Haus zu kommen. Gerade als ich die Haustür hinter mir schloss bekam ich auch schon einen Anruf.

„Ja, keine Sorge ich bin auf dem Weg“, sagte ich anstatt einer Begrüßung.

„Okay, bis gleich, ich hab uns einen Platz in deinem Lieblingscafé besorgt, also beeil dich lieber“

„Du bist echt ein Schatz“, antwortete ich und legte auf.

Der weg würde 20 Minuten dauern und es wurde schon langsam dunkel. Doch die Dunkelheit machte mir nichts aus, das was ich fürchtet waren die Menschen die in ihr herum liefen. Ich begann leise vor mich hin zu Summen aber auf der Hälfte des Weges hörte ich Plötzlich ein Rascheln hinter mir, ich sah mich um, keine zehn Meter hinter mir stand eine schwarze Gestalt in den Schatten, ich beschleunigte meine schritte. Doch die Person wurden lauter und kam immer näher und als sich eine Hand auf meine Schulter legte schrie ich erschrocken auf. Plötzlich fing die Gestalt an zu lachen und schob ihre Kapuze zurück, es war Jay. Ich starrte ihn wütend an. „Was soll das, du hast mich echt erschreckt!“

„Tut mir Leid, aber als ich dich da hab lang laufen sehen konnte ich einfach nicht anders, du scheinst ja ziemlich schreckhaft zu sein“, sagte er und zwinkerte mir verschwörerisch zu.

„Schön das du in deiner Freizeit Spaß daran hast fremde Menschen zu erschrecken, aber ich muss jetzt weiter, sonst komm ich zu spät“

„Tu dir keinen zwang an“ er zuckte amüsiert mit den Schultern und bog in die nächste Gasse.

Mit noch immer schwer klopfenden Herzen ging ich weiter und war erleichtert als ich endlich das Café erreichte und Vik an unserem Stammplatz in der hintersten ecke mit 2 Latte Machiato sitzen sah. Ich ließ mich neben ihn auf das kleine Sofa fallen ich strahlte ihn an. „Danke“

„keine Ursache, Tiger“, murmelte er und nippte dabei an seiner Tasse.

„Ich hatte gerade eine echt gruselige Begegnung mit Jay, Jay Millers, aus meiner Klasse“

Seine Augen verengten sich zu Schlitzen „Ja, den kenne ich, unsere Dads sind bedauerlicher weise Saufkumpanen“ Viktor konnte seinen Dad nicht ausstehen wenn er betrunken war, es gab bei ihm nur einen schmalen Grad von der ich-liebe-euch-alle-Betrunkenheit zur ich-hasse-euch-alle-Betrunkenheit. Ich legte meine Hand tröstend auf seine und drückte sie kurz.

„tut mir Leid... es war auf jeden Fall ziemlich lächerlich. Er hat mich einfach erschreckt“

Er schüttelte den Kopf. „Jay kann ziemlich gefährlich sein, er ist auf einmal viel stärker geworden. Du hast sicher die Gerüchte gehört“

„ja, das hat mich auch gewundert, keiner würde sich freiwillig mit Gorden anlegen“

Ich nahm einen Schluck aus meiner Latte und wartete darauf das Vik etwas sagen würde, aber das tat er nicht. Als ich ihn gerade fragen wollte was los ist starrte er gedankenverloren aus dem Fenster. Also rüttelte ich ihn sanft an der Schulter „Erde an Vik“

Er zuckte kurz zusammen und blinzelte ein paar mal bevor er mich wieder ansah.

„Sorry, ich bin gerade ein bisschen abgeschweift“ in der nächsten Sekunde grinste er auch schon wieder. Ich tat so als hätte ich den Hass in seinem Blick nicht bemerkt und konzentrierte mich schweigend auf mein Getränk. Ein paar Minuten lang sagten wir nichts mehr bis er dann das schweigen brach. „Wenn du willst kann ich dich an deinem Date Freitag abholen und wir gehen noch ins Spice“ Lächelnd drehte ich mich zu ihm „Du weißt immer genau was ich brauche, oder?“

Wir schmuggelten uns oft ins Spice, Viktors Kindheitsfreund Calvin arbeitete dort als Türsteher, was uns oft zugute kam indem er ein Auge zudrückte was mein alter an ging. Den Rest des Abend redeten wir über belanglose Dinge und vermieden Themen wie Jay oder Viks Dad. Als ich Zuhause ankam ließ ich mich nur noch in mein Bett fallen und schlief direkt ein.

 

Der Wind spielte mit meinen Haaren. Ich versuchte es irgendwie zu glätten doch meine Finger glitten immer wieder durch die Strähnen hindurch. Nach weiteren vier versuchen gab ich es auf und erst jetzt bemerkte ich das mein Haar einen sanften Goldton hatte. Ich stand an einem Flussufer in der Morgendämmerung und sah in das Wasser. Das Mädchen was mir entgegenblickte erschien mir vertraut. Sie hatte eine kleine Stupsnase, riesige lilane Augen, einen Herzmund der sich nun zu einer Linie zusammen presste und diese schönen Goldenen Löckchen die ihr überall vom Kopf abstanden. Das einzige was mir ähnelte waren ihre Augen, aber dennoch war sie ich. Fasziniert strich ich über mein Gesicht, um die Nase herum hatte ich ein paar kleine Sommersprossen und um den Hals trug ich ein dünnes Kettchen mit einem kleinen Medallion.

was...“ säuselte ich und auch meine Stimme war anders, die sonst eigentlich normale Klanghöhe war auf einmal glockenhell. Ich öffnete das Medallion, aber meine Augen konnten das Bild nicht erfassen, es verschwamm vor meinen Augen, das ich noch nicht mal sagen konnte welche Farben an welcher stelle waren. Enttäuscht klappte ich es wieder zu. In diesem Moment sah ich Augen vor mir, unergründlich schwarze Augen, ich stolperte zurück und landete unsanft auf meinem Hintern, doch als ich wieder nach oben sah war da nur noch der rauschende Fluss. Plötzlich stieg neben aus ihm hervor, Jay kam aus dem Fluss gestiegen und grinste mich an „Mia, schön dich zu sehen aber du solltest jetzt wirklich mit mir kommen, zurück zum Fluss der Zeit, werde wieder eins mit der Energie der Welten“, seine Stimme war viel dunkler geworden als ich sie noch in Erinnerung hatte.

Du kannst aufgeben, lass los, du musst dich nicht weiter anstrengen“, ich verstand die Bedeutung seiner Worte nicht, dennoch schüttelte ich automatisch meinen Kopf und die Worte drangen ohne mein Zutun über meine Lippen „Egal wie lange, ich muss hier warten“

Jays Gesichtsausdruck wechselte von Freundlich zu verärgert und ich sah wie sehr es ihn an Beherrschung kostete das er mich nicht anschrie. „Aber, aber kleine Mia, hast du denn noch nicht genug gelitten?“ ich schüttelte abermals den Kopf „Ich muss warten, ich habe es versprochen“, erwiderte ich mit fester Stimme. Nun riss Jay der Geduldsfaden „Er denkt doch schon längst nicht mehr an dich! Wahrscheinlich hat er sich bereits ein anderes Liebchen angelacht, eines der unsrigen“, schrie er und Ring nach Fassung. Doch ich blieb stumm. Jays Gesicht veränderte sich nun so sehr das er zu einem anderen Menschen wurde, sein Kinn wurde kantiger, seine Nase ausgeprägter, seine Augenfarbe wechselte zu braun und seine Haut wurde schneeweiß. Doch ich blieb weiterhin ruhig. Seine Finger die nun eher Krallen glichen griffen nach mir und bohrten sich in meine Brust, doch ich blieb still und regungslos sitzen.

 

Schweißgebadet schrak ich auf und rannte zuerst vor den Spiegel. Erleichtert stellte ich fest das ich aussah wie immer und das sich keine Krallen in meine Brust gebohrt hatten. Ich sah zur Uhr, ich hatte noch zwei Stunden bis ich aufstehen musste. Aber weil ich sowieso nicht mehr würde einschlafen können würde entschied ich mich dafür mich fertig zu machen und saß dann eine Stunde später fertig geduscht und geschminkt in der Küche und telefonierte mit Vik.

„Das war tausend mal komischer als sonst“, beendete ich meinen Erzählung und wartete auf eine Antwort. „mhhh“, murmelte er „Du weißt schon das du mich geweckt hast?“

„ja, ja, aber jetzt sag doch auch mal was dazu“, beschwerte ich mich.

„Okay Tiger, gib mir eine halbe Stunde, dann komm ich dich abholen und wir fahren zur Schule“

bevor ich noch etwas sagen konnte hatte er bereits aufgelegt und ich begann an meinem Toast zu knabbern. Ungefähr vierzig Minuten später klingelte es auch schon an meiner Haustür. Ich warf mir meine Schultasche über die Schulter und ging zu Haustür, als ich diese öffnete nahm mich Joana stürmisch in den Arm „Hey süße, Vik wollte fast ohne mich los fahren“, schmollte sie und griff nach meinem arm. Ich konnte gerade noch die Haustür zu machen als sie mich hinter sich her schleifte.

Vik warf mir einen wir-können-auch-noch-später-reden blick zu und ich lächelte ihn an.

„Ich hab mir gedacht das wir heute blau machen und Schoppen gehen, schließlich brauchen wir etwas hübsches zum anziehen für morgen“, rief sie begeistert und ohne das ich etwas erwidern konnte wies sie Viktor an Richtung Einkaufszentrum zu fahren. Doch er sah sie nur böse an und lenkte das Auto Richtung Schule. „Spielverderber!“, jammerte sie.

„Ihr könnt nach der Schule immer noch Schoppen gehen, außerdem bin ich mir nicht mal sicher ob das Einkaufszentrum überhaupt schon geöffnet hat“

In der Schule angekommen wartete Josh auf uns und nahm mich plötzlich in den Arm als ich ihn begrüßte. Geschockt über diese plötzliche nähe versteifte ich mich und meinte Viktors kichern hinter mir zu hören. „Hey“, murmelte er und ließ mich wieder frei. Immernoch vollkommen verdattert starrte ich ihn an. Doch dann nahm er Joana genauso in den Arm und ich entspannte mich langsam wieder . Als er mit ihr vorging sah ich noch wie er ein paar mal zu mir zurück sah und mich schmeichelnd anlächelte. „Du siehst aus als müsstest du dich gleich übergeben“, raunte mir Viktor von hinten an mein Ohr und versuchte mich zu packen, doch ich entwich ihn und lachte. „Das hat mich nur... überrascht“ Er sah mich misstrauisch an „Ich dachte eher du wärst angeekelt, ich weiß noch unsere Beziehung..“ bei dem Wort hüstelte er „durfte ich dich nie anrühren und wenn ich dich küssen wollte hast du mir eine geknallt“

Ich sah ihn genervt an, er musste mich immer wieder daran erinnert das ich mit fast 17 immernoch ungeküsst war. „Mir reichts! Dann küss mich eben!“

Er erstarrte in der Bewegung und sein blick wanderte zu meinen Lippen. „Nein, äh... und schon gar nicht hier, am Eingang der Schule“

„Dann halt morgen Abend, ich hab keine Lust das du mich weiterhin damit aufziehst!“, keifte ich zurück. Ich bereute bereits das ich es gesagt hatte, ließ ihn stehen und ging mit hochroten Kopf Richtung Klassenzimmer. Der Unterricht war heute einigermaßen interessant und als ich mich umblickte bemerkte ich das Jay Heute gar nicht gekommen war. In der Mittagspause hielt ich mich von Vik fern und setze mich zu Josh, der darüber redete welchen Film wir uns morgen ansehen würden. Joana protestierte bei der Filmauswahl, weil es sich um Horrorfilme handelte und ich versuchte ein Gespräch mit Louis aufzubauen der aber immer nur einsilbig auf meine Fragen antwortete. Nach der Schule wartete Joana auf mich am Schultor, ihr Kurs für englische Literatur war Heute ausgefallen und sie hatte somit eher frei. „Hey“, sagte ich fröhlich als ich sie sah.

Sie winkte nur und grinste mir zu.

 

Das Einkaufszentrum war Heute relativ leer und Joana ging mit schnellem schritt auf ihren Lieblingsladen zu. Ich brauchte nicht lange um ein Kleid zu finden, welches mir gefiel. Es war schwarz, hatte einen süßen Kragen, war Ärmellos und hatte einen kurzen schwingenden Rock, dazu nahm ich mir noch schlichte schwarze Ballerina. Joana brauchte noch eine Stunde länger und konnte sich nicht zwischen einem roten eng anliegenden sexy Kleid entscheiden oder einen dunkelblauen unschuldigen was aber den ganzen rücken frei ließ.

„Teufelchen oder sexy Engel?“, fragte sie dann und hielt sich beide Kleider abwechselnd vor die Brust. „Teufelchen“, sagte ich und sie nickte entschieden. Während sie zur Kasse ging um zu Bezahlen, verfiel ich in einen Trance ähnlichen zustand.

Liebste, wo bist du?

Hauchte jemand durch meine Gedanken, doch ich rührte mich nicht, ich wusste das diese Stimme alleine in meinen Kopf herrschte.

So antworte mir doch...

Ich ignorierte die Stimme weiterhin und setzte meine Kopfhörer auf. Langsam ging es mir wieder besser und ich zog mein Handy aus meiner Tasche.

Es ist schon wieder passiert...

Tippte ich in eine Sms für Vik, schüttelte dann aber den Kopf und löschte sie wieder bevor ich sie hätte absenden könnten. Ich machte ihn ohnehin schon viel zu viele sorgen. Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter und zog mir die Kopfhörer von den Ohren.

„Was ist schon wieder passiert?“, fragte Jay spöttisch.

Ich sah ihn an und geriet leicht in Panik „Nichts!“, rief ich deshalb etwas zu schnell, besann mich dann aber eines besseren „Nichts, was dich angeht.“

Er griff nach meiner Hand und ich zuckte automatisch zurück als ich an meinen Traum dachte, doch seine Hände sahen normal aus.

„Lass mich los zu Freak!“, sagte ich wohl etwas zu laut weil sich tuschelnde Köpfe zu uns umdrehten. Jays blick wurde dunkel und jeglicher Spott verschwand aus seiner Miene.

„Der Freak wollte nur einen Spaß machen, aber du willst es ja nicht anders, ich werde dir jetzt zeigen was ein wirklicher Freak ist“ bevor ich etwas weiteres sagen konnte packte er mich wieder und zog mich aus dem Einkaufszentrum. „Lass mich los!“ rief ich erneut, doch er hörte nicht auf mich und zog mich weiter. „Ich wollte nur ein klar stellen“, raunte er bedrohlich als er mich in eine abgelegene Gasse zerrte. „Du wirst deiner Freundin etwas von mir ausrichten.“

Bei seinen Worten drückte er mich unsanft gegen die Hausmauer, sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Er roch komisch, es war kein Gestank, aber es war unnatürlich und kam mir irgendwie bekannt vor. Bei meinem Vater hatte ich diesen Geruch schon Gerochen falls ich ihn in den letzten 4 Jahren überhaupt zu Gesicht bekommen hatte.

„Sie soll aufhören die ganzen Gerüchte über mich zu verbreiten oder die nächste Person die im Krankenhaus landet ist sie, kapiert?“

„Krankenhaus?“, fragte ich gepresst, seine nähe war mir unangenehm und ich versuchte den Blick abzuwenden, doch er zwang mich wieder dazu ihn anzusehen indem er mein Kinn mit Gewalt du ihm drehte. Für einen Moment war er verwirrt fing sich aber wieder.

„Ich spreche von Gorden“,keifte er und ich verstand, er hatte Gorden Krankenhausreif geprügelt. Unwillkürlich bekam ich angst. „sie wird mich nicht noch einmal bei jedem verraten, hast du das verstanden?“ er ließ mein Kinn los und umfasste meine Hals, als ich nicht antwortete drücke er zu.

„Hast du das verstanden?“, fragte er erneut und um seinen kühlen Worten Nachdruck zu verleihen funkelte er mich böse an. Meine Atemwege waren durch seinen Würgegriff verschlossen und ich brachte nur ein kaum zu verstehendes Nicken zustande. Im nächsten Moment hatte er mich auch schon losgelassen und ich fiel japsend nach Luft auf meine Knie. Jay sah mich mitleidlos an.

Wo bist du? Geht es dir gut?!

Hörte ich die besorgte Stimme in meinem Kopf.

„Lass mich endlich in Frieden“, schrie ich, ich meinte es zu beiden, der Stimme in meinem Kopf und zu Jay. Dieser trat nun ein paar schritte zurück „Ich behalte euch im Auge“, sagte er warnend, bevor er die Gasse verließ. Aus Verzweiflung begann ich zu weinen. Es war kalt und ich war einsam. Ich wünschte mir das ich ein anderes Leben haben könnte, warum musste gerade ich immer in so schwierige Situationen geraten? Ich hob den Kopf und sah nach oben, etwas flog über den Himmel, ich konnte nicht erkennen ob es ein weißer Vogel war oder ein weit entferntes Flugzeug. Ich hob meine Hand als könnte ich danach greifen aber im nächsten Moment war es auch schon wieder verschwunden. Mist, Joana machte sich bestimmt sorgen weil ich einfach so verschwunden war, also zog ich mein Handy aus meiner Tasche und sah das ich zwei Nachrichten von ihr hatte.

Mia? Wo bist du?

Und

Tut mir Leid das ich nicht auf dich warte aber ich hab Josh und seinen Cousin getroffen, sie haben mich auf ein Eis eingeladen, er heißt übrigens Zander und ist ober heiß, der gehört mir! Naja wir sehen uns dann morgen, hab dich lieb.

So einfach wurde man also versetzt, aber es war immerhin besser als wenn ich ihr von Jay hätte erzählen müssen. Plötzlich wurde mir eine Hand hingehalten, sie gehörte einem Jungen Mann und war schön und gepflegt, ich legte mein Handy zurück in meine Tasche und wollte gerade meinen Blick auf ihn heften als mir plötzlich schwindelig wurde. Er schien es auch zu bemerken und er wollte gerade nach meiner Hand greifen, als alles um mich herum schwarz wurde.

 

 

Ich schreckte hoch und bemerkte das ich in meinem Bett lag. Mein Schädel dröhnte mir und ich fasste mir an die Stirn. Um zu überprüfen ob ich das alles nur geträumt hatte sah ich auf mein Handy, geschockt stellte ich fest das die Nachrichten von Joana noch da waren, aber wie war ich nach Hause gekommen? Plötzlich bekam ich eine Nachricht von einer unbekannten Nummer.

 

Es tut mir Leid das ich mich dir nicht vorstellen konnte aber ich hab dich heute Nachmittag in der Gasse hinter dem Einkaufszentrum gefunden. Du warst vollkommen aufgelöst also habe ich dich nach hause gebracht.

-A

 

Das klang nicht sehr vertrauenswürdig und woher hatte dieser Typ verdammt nochmal meine Adresse? Aber anscheinend hatte er mir nichts getan, stattdessen hatte er mir sogar geholfen. Trotzdem hatte ich noch nicht einmal sein Gesicht gesehen.

A? Wie heißt du denn?

Schrieb ich zurück und bekam direkt eine Antwort.

Das ist jetzt noch ohne belang, aber keine Sorge kleine Mia. Du wirst es erfahren wenn die Zeit reif ist.

 

 

Azrael starrte auf sein neues Handy, er hatte lange gebraucht um zu verstehen wie man es benutzt. Menschliche Technologie hatte ihn noch nie interessiert aber um mit ihr in Kontakt zu treten ohne sie noch weiter zu verängstigen hatte er es sich kaufen müssen. Obwohl es schon schwer genug gewesen war den Handyverkäufer unauffällig zu manipulieren. Wieder bekam er eine Nachricht.

Was soll das heißen? Ich bin dir wirklich dankbar das du mich nach Hause gebracht hast als ich Ohnmächtig geworden bin, aber ich weiß noch nicht einmal wie du aussiehst!

Fluchend starrte er auf sein Handy, gleichzeitig bemerkte er wie sich die gleiche Traurigkeit in ihm ausbreitete, wie er sie Jahrtausende lang empfunden hatte. Sie wurde erst mit der Geburt von Mia gelindert, als er die Präsenz ihrer Seele gespürt hatte war sie direkt zu ihr geeilt. Damals war sie noch so klein und er konnte nicht aufhören sie zu beobachten wie sie sich in den Armen ihrer Mutter wand. Dann als ihre Mutter starb wollte er sich nicht mehr zurück halten, er konnte ihren Schmerz über diesen Verlust noch heute wahrnehmen. Er hatte mit ihr kommuniziert und die ersten paar Wochen hatte sie ihm auch geantwortet bis sie plötzlich mit Medikamenten von ihm abgeschnitten wurde. Deswegen hatte er aufgehört zu versuchen zu ihr durchzudringen, selbst als er wieder eine Verbindung zu ihr spüren konnte.

Bitte vertrau mir

schrieb er ihr, doch er bekam keine Antwort mehr.

Seine Trauer ließ nicht nach, er hatte sich bereits gedacht das ihre Strafe sich auch auf sie auswirken würde. Wahrscheinlich würde sie ihn die ersten male nicht ansehen können ohne das sie direkt das Bewusstsein verlor, nach einer Zeit würden ihr wahrscheinlich nur noch seine Gesichtszüge entgleiten, aber niemals würde sie ihn ganz erfassen. Dabei hatte er der er für den Tot zuständig war und seine Geliebte bereits einmal verloren hatte schon genug gelitten. Er schob sich das Handy in die Hosentasche und stand auf, er saß alleine auf einer Bank im Park und beobachtete den Jungen der Mia vor ein paar Stunden bedroht hatte, seit einer halben Stunde saß er schon dort und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Mit langen schritten ging Azrael auf ihn zu und sah ihm fest in die Augen, seinen Geruch hatte er schon Wochen zuvor wahrgenommen. Doch er sah ihn nicht einmal an. „Komm heraus“, flüsterte er und der Blick des Jungen traf den seinen. Langsam färbten seine Augen sich Rot. Ein Dämon hatte besitzt von ihn ergriffen, genauer gesagt ein ehemaliger Mensch, in der Rangordnung der Dämonen waren sie nicht mehr wert als Ratten. Zwar waren sie nicht sonderlich gefährlich, sie verführten ihren Wirt dazu Dinge zu tun zu denen sie sich vorher nicht getraut hatten. Aber je länger der Dämon im Körper des Menschen blieb desto geringer wurden seine Überlebenschancen bei der Austreibung. „Scheiße“, rief er aus und starrte erschrocken auf Azrael und sprang dabei auf die Füße, seine Reizzähne wurden viel zu lang für seinen Mund und ragten bis über die Unterlippe hinaus. Verängstigt begann er davon zu laufen. Er war schneller als erwartet und hechtete über die Mauer doch in weniger als einer Sekunde hatte Azrael den Dämonen gepackt und ihn aus den Körper gezogen. Er war hässlich und fast durchsichtig wie alle von ihnen, seine Krummen Hörner waren mit Pusteln überzogen welche sich bis auf sein Gesicht ausbreiteten, er war klein und seine Beine waren die eines Schweins. Mit einem Wimpernschlag löschte Azrael sein Leben aus dieser Welt. Nun bückte er sich zu dem Jungen hinunter, er konnte sein Leben immer noch ziemlich stark spüren, der Dämon hatte es nur um wenige Jahre verkürzt.

Er sah sich verwirrt um und hielt sich den Kopf „Wo bin ich?“

„Du hast dir ziemlich übel den Kopf gestoßen und bist auf dem Weg nach Hause“

Mit diesen Worten verließ er den Jungen, wenigstens diese Angelegenheit hatte er zu seiner Zufriedenstellung erledigt.

 

Am nächsten morgen kam ich erstaunlich gut aus dem Bett und fühlte mich auch viel besser. Obwohl ich noch vor dem Schlafen gehen Stunden lang über den mysteriösen A nachgedacht hatte.

Vertrau mir hatte er mir geschrieben und komischerweise tat ich das auch, wobei ich mir nicht wirklich erklären konnte warum. Wie mir Joana schon gestern gesagt hatte schwänzten wir die Schule, wir lagen den ganzen Vormittag zusammen in ihrem Bett und redeten über Zander, sie erklärte mir jede Einzelheit von ihm. Schon bald hatte ich das Gefühl ich hatte ihn selbst schon gesehen und kicherte über ihren Enthusiasmus. Sie sah mich ernst an „Ich glaube ich könnte mich in ihn verlieben“ Lachend warf ich ein Kissen auf sie. „Du kennst ihn doch erst seit Gestern!“

Sie begann zu schmollen „Ja, liebe auf den ersten Blick, glaubst du nicht daran?“, seufzend kuschelte sie sich in ihre decke und schloss ihre Augen. „Nein“, antwortete ich mit fester Stimme.

„Ja, du warst ja auch noch nie verliebt“, warf sie ein und ich musste zugeben das sie recht hat.

„Okay, okay, ich gebe auf“

„was ist eigentlich mit Vik los, der benimmt sich seit gestern echt merkwürdig“, sagte sie.

Verdutzt sah ich Joana an „nein, weiß ni...“

Oh gott, was hatte ich nur getan, mit diesem kleinen Satz hatte ich vielleicht Viktors und meine Freundschaft zerstört. Wenn ich so darüber nachdachte fände ich es gar nicht so schlimm wenn wir uns küssen würden aber das Problem war das ich ihn nicht liebte, zumindest nicht in dem Sinne. Vielleicht hielt er mich jetzt auch für völlig durchgeknallt. Viktor war einfach viel zu schwer einzuschätzen und er redete fast nie über sich selbst, noch seltener sprach er über seine eigenen Gefühle. Ich konnte mich gut an das eine mal erinnern als er mir gestand das er in mich verliebt war, Joana hatte mich daraufhin dazu gedrängt es mit ihm zu versuchen. Meine Gedanken wurden durch das klingeln meines Handys unterbrochen. „Wer ruft an?“, fragt Joana und veruscht einen Blick auf mein Handy zu erhaschen. Ich lächelte als ich fest stelle das es mein Vater ist.

„Ich geh eben auf den Flur“, murmelte ich während ich hinaus ging.

„Hallo?“ fragte die Stimme meines Vaters als ich abnahm. Er klang nicht gerade glücklich.

„Hi, Dad“

„Deine Schule hat vorhin bei mir im Büro angerufen“ erwiederte er streng „Ich kann es nicht fassen, warum bist du Heute nicht hin gegangen?“

Ich wollte meinen Dad nicht anlügen und weil ich ins geheim gehofft hatte das er mich Anrufen würde antwortete ich nur „Das geht dich nichts an, sonst interessierst du dich doch auch nicht für mich!“

Ich konnte sein entsetzen praktisch hören als er scharf die Luft einsog.

„Fräulein, wenn ich nach Hause komme werde ich mir eine angemessene Strafe für dich einfallen lassen!“ er schrie die Worte so laut in sein Telefon das ich mein Handy vom Ohr nehmen musste.

„Als ob du je nach Hause kommst“, gab ich gereizt zurück und legte ohne auf seine Antwort zu warten auf. Als ich auf sah stand Vik vor mir und betrachtete mich voller... mitleid? Ich hasste es von ihm so betrachtet zu werden und merkte erst das ich weinte als er sich vorbeugte und mir eine Träne weg wischte.

„Hey“ murmelte er sanft und zog mich in seine Arme.

Wie hatte ich je an unserer Freundschaft zweifeln können, ich wusste genau das er mich niemals im Stich lassen würde.

Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust und seufzte.

„Danke, es geht schon wieder. Weißt du... ich streite mich lieber mit ihm als gar nichts von ihm zu hören, aber es ist trotzdem Deprimierend“

„Ich weiß“, murmelte er in mein Haar und hauchte mir einen Kuss auf den Haaransatz bevor er zurück trat. „Und vor allem weiß ich, dass du dich nur auf das Schwänzen eingelassen hast damit er sich bei dir meldet“

Erwischt.

„Du kennst mich viel zu gut“ sagte ich und musste Lächeln.

Er lächelte ebenfalls.

„So gefällst du mir schon besser“

 

Wie erwartet kam mein Vater trotz seiner Drohung nicht nach Hause, also machte ich mich fertig und zog mir mein neues Kleid an und weil es Heute etwas kälter war nahm ich mir meinen beigen Wintermantel, ich mochte ihn sehr, er hatte falsches aber hochwertiges und flauschiges Fell an der Kapuze, einen Stoffgürtel in der passenden Farbe und mehrere Knöpfe um ihn zu verschließen. Ich hatte mich nicht besonders hübsch gemacht, aber weil ich wusste das ich später noch mit Vik feiern gehen würde hatte ich ein wenig Mascara und Rouge aufgetragen. Meine Haaren fiehlen mir wie immer locker über die Schultern und wellten sich wiederspändstig an den Spitzen. Ich sah noch einmal in den Spiegel und wusste das ich nichts war gegen Joana. Ich war einfach viel zu klein und zu abgemagert und Brüste hatte ich auch nicht wirklich.

Wie ich es erwartet hatte sah Joana einfach umwerfend aus. Das Rote Kleid brachte perfekt ihre kurven zum Vorschein und wirkte trotzdem nicht zu aufreizend. Ihre Haare waren zu einem eleganten Knoten hochgesteckt und ihr Make-up sah aus wie von einem Profi.

„Du hast dich aber richtig ins zeug gelegt“, sagte ich und grinste sie an, als wir vor Joshs Hautür standen und ich klingelte. Heute würde ich alles daran setzen um ihr einen Traumhaften Abend zu bereiten. Vielleicht würde ich ihr auch ein paar Minuten alleine mit Zander verschaffen können.

„Natürlich“, meinte sie ebnfalls grinsend und zwinkerte mir zu als ein Hochgewachsener Braunhaariger Junger Mann uns die Tür öffnete. Durch Joanas schilderung erkannte ich ihn sofort. Zander war der typische Surfertyp und hatte ein wirklich unfassbar nettes Lächeln. Joana nahm ihn direkt in die Arme und kicherte leicht. „Hey“

Er lächelte sie ebenfalls und und lies seinen Blick langsam ihren Körper hinunter wandern.

„Hey, süße, du siehst Heute echt scharf aus“

Zander gab ihr noch schnell einen Kuss auf die Wange, löste sich von Joana und sah dann mich an. „Hey, du musst Mia sein, kommt doch rein“, seine Stimme klang monoton und er zeigte mir deutlich sein desinteresse. Wahrscheinlich hatte er auch gehofft das er mit Joana alleine sein kann.

Leicht gekränkt trat ich ein und staunte über den richtigen Eingangsbereich in den ich trat. Die Wände waren in einem angenehmen Braun ton gehalten und an der decke hing eine riesige Lampe aus Glas, die aussah wie ein Kunstwerk, der rest des Zimmers war schlicht und modern. „Josh ist im Wohnzimmer“, erklärte Zander uns und deutete auf die erste Tür von Links. Als ich sie öffnete kam ich aus dem staunen kaum heraus. In der Mitte des Raumes stand ein Weißes modernes Sofa und der Boden war mit einem Roten flauschigem Teppich ausgelegt und an der Wand hing ein riesiger Fernsehr der den ganzen Raum wie ein Heimkino wirken lies.

Josh der gerade dabei war, verschiedene Getränke, allesamt alkoholisch, auf dem Tisch anzurichten sah auf und lächelte „Hey“

Ich sah ihn immer noch versutzt an „Wow, deine Familie ist echt reich oder?“

Er begann zu lachen und kam zu mir geeilt um mir meinen Mantel abzunehmen. Die nächste Stunde unterhielten wir uns alle und aßen bestellte Pizza. Außerdem lernte ich Zander besser kennen, er war wirklich nett, aber auch ziemlich stur wie ich bemerkte als er sich mit Joana um das letzte Stück Pizza stritt. „So, wer will etwas trinken?“, fragte Josh nachdem er den Film eingelegt hatte und sich dicht neben mich setzte. „Okay bei dir muss ich ja gar nicht fragen, oder Zan?“

Joana jubelte „hoffentlich sind deine drinks gut“

Er lachte und sah mich dann fragend an. Eigentlich trank ich selten Alkohol aber ein Glas konnte wohl nicht schaden. Also nickte ich nur und sah ihm dabei zu wie er vier bunte Cocktails zusammenmixte. Als er mir meinen reichte nippte ich vorsichtig daran und war überrascht wie lecker er war, man schmeckte den Alkohol kaum und der Cocktail war wirklich fruchtig.

„Der ist richtig gut“, sagte ich begeistert und strahlte Josh an.

„Danke“, flüsterte er und ich sah ihn dabei zu wie er mich fasziniert betrachtete. Während des Horrorfilms flüchtete sich Joana in Zanders Arme und irgendwann legte Josh einen Arm um mich. Je mehr ich trank, desto mehr merkte ich wie meine Hemmschwelle sank. „Weißt du...“ nuschelte ich an Joshs Ohr „... ich glaube es wird zeigt für uns zu gehen“, dabei deutet ich auf Joana und Zander die sich gerade begannen leidenschaftlich zu Küssen. Josh gluckste „Ja, sollen wir einen kleinen Spaziergang machen?“ Ich nickte eifrig, mir war so warm. Woher kam plötzlich diese unerträgliche Hitze? Vielleicht hatte ich doch zu viel Getrunken, aber es war mir egal. Meinen Mantel ließ ich extra im Haus und seufzte zufrieden als die kühle Luft meine Erhitzte Haut traf. Eine weile gingen wir schweigend nebeneinander her. Doch plötzlich griff er nach meiner Hand und brachte mich so zum stehen. „Du siehst nicht gut aus, Mia“, antwortet er lächelnd und zog mich an ihn. Beinahe wäre ich gestolpert so schwindelig war mir. „Hör auf“, murmelte ich leise als er mich fest packte und gegen einen Baum drückte. Meine Handgelenke die er immernoch umklammert hielt begannen zu schmerzen. „Du tust mir weh“

Doch er hörte nicht auf mich und begann meinen Hals zu küssen.

„Stopp!“

 

Mit einem mal würde Josh von mir gezogen und ich war endlich frei. Keuchend und nach halt suchen lehnte ich mich an den Baum und sah auf. Vor mir sah ich doch tatsächlich Vik der gerade dabei war Josh die Nase zu brechen. „Vik, hör auf, damit schadest du nur dir selbst“ sagte ich so laut ich konnte, doch es kam nur als leises Flüstern aus meinem Mund. Viks Blick heftete sich auf mich und er lies widerstrebend Joshs Hemd los. „Verpiss dich“, schreite er ihn an und lies mich dabei keine Sekunde aus den Augen. Josh wimmerte und seine Augen waren geweitet. „Kein Stress man, ich wusste nicht das sie dir gehört“ Dabei hob er die Hände und ging langsam rückwärts. Ohne ihn weiter zu beachten oder ihn zu verbessern kam Vik auf mich zu und endlich wurde sein Gesicht weicher. „Hast ihn beinahe gekillt“, nuschelte ich und rannte dabei halb torkelnd in seine Arme. „Oh gott, was machst du nur für Sachen“, höre ich seine verzweifelte Stimme während er sich fest an mich drückt. Eine weile lang bleiben wir so stehen bis er schließlich einen winzigen Schritt zurück tritt um mir ins Gesicht zu sehen. „ich stinke bestimmt fürchterlich nach Alkohol“, murmelte ich, doch in seinen Augen liegt keine Abscheu sondern nur Zärtlichkeit. Er lächelte und nahm mich sanft an der Hand. „Komm wir besorgen dir einen Kaffee“

 

Als wir im nächsten Café saßen, ich meine Blase erleichtert und einen Kaffee intus hatte ging es mir schon ein bisschen besser, aber das Schwindelgefühl ließ trotzdem nicht nach. „Dich kann man wirklich nicht alleine lassen“, sagte Vik ernst und nahm dabei meine Hand. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und spüre wie er mir sanft mit den Daumen über den Handrücken streicht. Er war schon immer so fürsorglich. Schon früher als wir uns gar nicht wirklich mochten und ich und Joana ihn nur beim Spielen nervten oder ihn dazu bringen wollten unsere Barbie Puppen zu Heiraten. Er hatte es immer über sich ergehen lassen und an dem Tag an dem meine Mutter gestorben war stand er vor mir mit festem Blick und hatte mir geschworen mich zu beschützen. Vik war damals erst 9 Jahre alt aber er hatte sein Versprechen nie gebrochen „Ich werde immer für dich da sein, selbst wenn du es selber nicht willst und ich lasse es nicht zu das dich jemand verletzt“ Danach hatte er mich das erste mal Umarmt. Ich lächelte bei dem Gedanken an diese Erinnerung und drückte seine Hand. „Woran denkst du?“, fragt er sanft

„An früher“, gebe ich zurück und schließe meine Augen.

Er gibt mir einen Kuss auf dem Schopf und rückt leicht von mir ab, dabei lässt er meine Hand los und ich fühle mich als ob ich einen teil von mir verloren habe.

„Hey“, ich öffne die Augen und begegne seinen ernsten Blick.

„Was ist los?“, frage ich leicht verwundert.

„Bitte... lass es mich einmal sagen“

„Was meinst du?“

Er sieht beinahe schüchtern aus wie er auf die Tischplatte starrt.

„Ich mochte dich schon immer, selbst als wir Kinder waren hast du mich immer fasziniert, du warst das einzige Mädchen was immer versucht hat mit allen mitzuhalten, du warst richtig enthusiastisch, egal was du getan hast“, er grinste mich an.

„Aber als du deine Mutter verloren hast, hat sich etwas in dir verändert, ich habe es gesehen, da bin ich mir sicher“ Das grinsen verschwindet aus seinen Gesicht und er greift wieder nach meiner Hand welche er an seinem Mund drückt. Irgendwie fühlt sich diese Geste fast schamlos an und treibt mir die röte ins Gesicht. Warum musste ich nur so schüchtern sein, am liebsten würde ich ihm sagen wie sehr ich ihn gern hatte aber ich traute mich einfach nicht, in der angst etwas falsches zu sagen oder ihn zu vergraulen. Stattdessen sage ich einfach: „Ich hab dich auch Gern...“

Doch er unterbricht mich „Ich bin noch nicht fertig“

Dabei dreht er meine Hand mit dem Handfläche nach oben und beginnt langsam über mein Handgelenk zu streicheln.

„Ich will damit sagen das ich dich liebe, Mia“

Ich starrte ihn direkt in die Augen, als hätten sich unsere Blick ineinander verhakt, ich konnte mich einfach nicht abwenden.

Er nannte mich nie Mia.

„Ich liebe dich doch auch...“

Wieder unterbrach er mich, dieses mal lauter.

„Diese Art von liebe meine ich nicht, Oder liebst du mich so. Nein ich sollte besser fragen ob du in mich verliebt bist!“

Endlich gelang es mir den Blick abzuwenden und ich entzog ihn meine Hand.

„Ich... das kommt unerwartet, als wir unsere Beziehung beendet hatten hast du mir gesagt dass du mich nicht liebst und das du dir das ganze wahrscheinlich nur eingebildet hast weil du gerne eine Freundin wolltest.“

Er schnaubte „Ich habe gelogen! Sonst hättest du dich doch nie auf eine normale Freundschaft mit mir eingelassen! Ich kenne dich gut, besser als niemand anderes sonst. Du bist viel zu schüchtern und hältst dich lieber zurück anstatt jemanden zu verletzten auch wenn der andere das vielleicht in Kauf nehmen würde. Wenn du gewusst hättest wie verletzt ich war als ich gemerkt habe das du mich nicht liebst hättest du dich nur von mir ferngehalten, weil du denkst das es dann für mich einfacher wird!“

Mir stockte der Atem, einerseits wollte ich ihn anschreien und mich verteidigen aber anderseits wollte ich ihn einfach nur in den Arm nehmen und all die unvergeossenen Tränen weinen die er meinentwegen hinter seiner Maske versteckte.

„Du hast recht, ich wollte dich nie verletzten und will es immer noch nicht, also bitte mach das nicht!“ wir waren beide so laut das bereits einige der Cafe Besucher zu uns umgedreht hatten, auch wenn es schon nach 10 Uhr war, war es noch relativ voll.

„Was soll ich nicht machen?“, fragte er gereizt und beugte sich ein bisschen weiter zu mir herunter.

„Ich liebe dich, Mia, nicht nur wie ein Familienmitglied, sondern so wie man nur ein Mädchen lieben kann!“ Er kümmerte sich nicht um die Menschen um uns herum die langsam begannen zu tuscheln.

„Bitte...“ flüsterte ich leise und merkte wie mir die Tränen in die Augen stiegen.

„Ich wünschte ich würde dich Lieben, aber ich kann es nicht, ehrlich gesagt kenne ich diese Gefühl der Liebe die du mir beschreibst nicht.“

Er lachte düster und packte mich bei den Schultern „Vielleicht kann ich das ja ändern“, sagte er wieder ernst. Ohne das ich etwas dagegen tun kann drückte er sanft seinen Mund auf meinen und seine Händern wanderten zu meinem Gesicht um zu verhindern das ich mich weg drehen konnte.

„Tu das nicht“, keuchte ich in seinen Mund und geschockt von sich selbst rückte er sofort wieder von mir ab und stieg von der Bank auf.

„Scheiße, so sollte dein erster Kuss wirklich nicht sein, ich... es tut mir leid“

Ich konnte meine Tränen nicht mehr unterdrücken weil ich das gefühl hatte das ich gerade meinen Besten Freund verlor, und das wahrscheinlich für immer.

„Scheiße“, fluchte er leise als er mein verheultes Gesichts sah.

„Jetzt habe ich dich auch noch zum weinen gebracht wobei ich das doch am meisten verhindern wollte“, damit drehte er sich um. „Bestell dir ein Taxi, ich kann dich Heute nicht mehr ansehen“

Ohne noch einmal zurück zu sehen knallte er der kassierein einen 20 Euro schein auf die Theke und ging aus dem Café. Ich stand auf und versucht hinter ihm her zu stürzen. Doch durch meine Tränenverhangenden Augen und dem Rest Alkohol, der sich noch nicht abgebaut hatte, sah ich kaum wohin ich ging. Nein, bitte ich möchte dich nicht verlieren, ist das einzige woran ich noch denken konnte, doch zusätzlich begann es leicht zu regnen. Nein, bitte, ich hätte dich auch damals nicht zurück gewiesen, auch wenn ich deine wahren Gefühle gekannt hätte wäre ich bestimmt auch deine Beste Freundin geworden.

„Viktor“, schrie ich auf der Straße, was einige leute dazu brachte sich verwundert zu mir umzudrehen.

Ich kann nicht mehr

Keine Sorge, ich bin gleich bei dir; hörte ich eine Fremde Stimme in meinem Kopf flüstern.

Ich werde also letztendlich doch verrückt oder? Fragte ich.

„Nein wirst du nicht“, hörte ich die Stimme hinter mir sagen, diese wunderschöne Stimme, die mich in meinen einsamen Nächten nach dem Tot meiner Mutter getröstet hatte.

Ich wischte mir die Tränen aus den Augen bevor ich mich umdrehte und in der festen überzeugung zu Träumen in ein Gesicht starrte was man nur als übermenschlich schön bezeichnen konnte.

„Warte... Geht es dir gut, also ich meine Körperlich“ Fragte der Mann vor mir.

Er hatte weiches helles Haar das ihn durcheinander fast bis zu den Schultern reichte. Sein Gesicht war einzigartig, aber was mich am meisten Anzog waren seine fast schwarzen Augen die mich aber trotzdem beängstigten. Ich wusste das ich ihn noch nie gesehen hatte aber trotzdem kam er mir unglaublich bekannt vor. „Ich, ähm, entschuldige, ich habe etwas zu viel getrunken“

Er starrte mich erst verwundert an, was ihn unglaublich schön aussehen lies, dann begann er resigniert zu lachen „menschliche rauschmittel“, hörte ich ihn etwas verzweifelt murmeln. Dann wurde sein lächeln, echt, wirklich echt so echt, das ich mir nicht mehr sicher bin ob dies nun die Realität war oder nicht.

„Entschuldigung, ich glaube ich habe gerade ziemlich wahnvorstellungen“

Er fing leise an zu lachen und entblößte dabei eine gerade Zahnreihe, dabei trat er einen schritt näher zu mir heran und erst dann merkte ich was für eine helle haut er hatte.

„Hallo“, sagte er und lächelt, ich kann nicht anders und muss auch lächeln. Wir standen beide immernoch im dämmerigen Licht der Laternen während die Straße immer leerer wurde.

Ich bin Azrael sagte er in meinem Kopf

Er räusperte sich „Nenn mich doch einfach Alex, das klingt zeitgemäßer, findest du nicht?“

Bestimmt lag ich irgendwo in der Kälte in einer vergessenen Gasse und war dabei zu erfrieren, denn so etwas gab es doch nicht in echt, oder?

Ich konnte sehen wie er vor meinen Augen immer unschärfer wurde und sich das Schwindelgefühl in meinen Inneren verstärkte. Was war nur los mit mir, verdammt? Entweder starb ich gerade wirklich oder irgendetwas lief hier gehörig schief, etwas was ich mir nicht erklären konnte.

Azraels lächeln verschwand aus seinem Gesicht und er streckte seine Hand aus um mich zu stützen, diese kleine Berührung lies mich meine Augen aufreizen, es fühlte sich an als hätte ich mein ganzes Leben lang, nein länger, auf diese Berührung gewartet. Es war wie von einem angenehmen Stromschlag durchzuckt zu werden, meine Haut begang zu kribbeln und meine Härchen stellten sich auf. „Du bist A. Oder?“, brachte ich schwer Atment heraus.

Er nickte und sah dabei so traurig aus das ich ihm diesen Gesichtszug am liebsten weg geküsst hätte. Moment, was dachte ich da für einen Blödsinn, ich musste wirklich... damit... aufhören.

Je länger ich ihn ansah desto näher kam ich dem Gefühl gleich in Ohnmacht zu fallen.

Er zog mich in seine Arme und konnte nicht anders als erfreut zu seufzen. Mein Verstand schien sich abzuschalten und ich ließ mich einfach nur noch von meinen Instinkten leisten, die mich dazu drängten mich enger an ihn zu schmiegen. Eigentlich will ich ihn noch so viele Sachen fragen und mit ihm reden, auch wenn ich eigentlich keinen Grund dazu habe, doch die schwärze zieht mich zu sich und ich lasse mich in sie fallen.

 

Sie so zu sehen erschrak Azrael zutiefst, aber sie hatte es lange in seiner nähe ausgehalten ohne das Bewusstsein zu verlieren und wahrscheinlich hatte sie ihn sogar richtig wahrnehmen können, aber leider lag dies an ihrem übermäßigen Alkoholgenuss, welchen er beim nächsten mal zu verhindern wusste. Aber so wie sie jetzt in seinen Armen lag, so wunderschön zierlich aber viel zu dünn, konnte er nicht anders als glücklich zu sein. Es bereitet ihm dennoch sorgen, dass er sie wegen diesem Mann so aufgelöst gefunden hatte. Plötzlich witterte Azrael eine starke Dämonenspur „Scheiße“, stieß er hervor und drückte Mia näher an sich. Das war kein niedriger Dämon, sondern ein starker Herrscher. Jetzt konnte er nicht kämpfen, denn er musste erst seine Mia in Sicherheit bringen, also blieb ihm nichts anderes übrig als davon zu rennen. Außerdem würde er sie mit zu sich nach Hause nehmen müssen, weil der Dämon Azrael an ihr riechen könnte.

 

Als ich aufwachte lag ich in einem riesigen Weisen Bett. Das Zimmer in dem ich war, okay es war eher eine Art Loft, war, nun sagen wir mal, praktisch eingerichtet. Es gab alles was man brauchte aber es schien sich niemand Häuslich eingerichtet zu haben. Es gab also Bett, Sofa, Schrank, Esstisch, Stühle und das einzige was es an elektrischem Schnick Schnack gab war ein etwas veralteter Laptop der auf dem Tisch stand. Ich vermutete das Küche und Bad abgetrennt von diesem Raum waren. Erst als sich etwas auf dem Sofa bewegte merkte ich das ich nicht alleine war.

„Guten Morgen“, murmelte Azrael.

Scheiße, ich hatte für einen Moment noch gehofft ich wäre einfach verschleppt worden. Aber anscheinend hatte ich nicht geträumt.

„Bitte guck mich nicht an, sonst wirst du wieder Ohnmächtig“, sagte er

„Ich was? Ich finde du hast eine Menge zu erklären...“ gab ich leise zurück

Eigentlich hätte ich Angst haben sollen, aber die hatte ich nicht.

„Das verstehe ich und ich werde dir deine Fragen nach meinen Möglichkeiten erklären, aber verstehe bitte auch dass ich dir nicht alles sagen kann“

Ich nickte resigniert.

„Also, warum höre ich dich in meinem Kopf?“ fragte ich ihn

Es ist eine art Gabe

„Bitte hör auf damit, es ist gruselig und warum machst du das schon seitdem ich ein Kind war, oder war das eine echte Schizophrenie?“

„Entschuldigung, das hat einen tieferen Grund“

„Und welchen?“

Er schwieg

Na toll, ich hatte ja herzlich wenig herausgefunden.

„Okay, dann habe ich keinen Grund hier zu bleiben, außerdem muss ich nach Hause“

Ich starrte weiterhin die Wand an auch wenn ich hörte das er sich bewegt.

„Okay warte, willst du mich verarschen, warum werde ich ohnmächtig wenn ich dich ansehe?“

Wieder schweigen

„Okay du kannst gucken“

Ich drehte mich langsam zu ihm und fing an zu lachen wegen der dämlichen Maske die er sich aufgesetzt hatte.

Er hatte zwei löcher in einen Papierteller für seine Augen geschnitten aber trug trotzen eine Sonnenbrille darunter.

„Ich weiß das, dass nicht gerade vorteilhaft aussieht“, sagt er und ich höre sein lächeln aus seiner Stimme heraus.

„Ich muss wirklich gehen, aber falls du dich entscheiden solltest mir doch etwas mehr zu verraten kannst du mich gerne anrufen“

„Warte, bitte geh vorher Duschen“

Ich wurde rot, stank ich so sehr?

„wie bitte?“, fragte ich daher verdattert

„Es ist nicht so das du unangenehm riechen würdest, ich will nur auf nun mal sicher gehen“

„Du spinnst wohl“, schrie ich ihn an und rannte an ihm vorbei zur Tür. Meinen Mantel hatte ich immernoch bei Josh liegen.

Am liebsten würde ich die gestrige Nacht vergessen wollen, vergessen dass es so jemandenwie Azrael gibt und einfach zurück in die normale Wirklichkeit. Dabei wusste ich noch nicht einmal was oder wer er war denn er hatte nur einen Bruchteil meiner Fragen beantwortet. Er hielt mich nicht auf als ich an ihm vorbei stürmte und irgendwie war ich traurig deswegen.

 

Als ich nach ungefähr einer Stunde nach Hause kam war ich so überrascht das verwirrte Gesicht meines Vaters zu sehen dass ich zu weinen begann.

Erschrocken sah er mich an und sein Blick wurde weich.

„Hallo Kleine, ich habe mir schreckliche Sorgen um dich gemacht, ich wollte gerade die Polizei verständigen...“

Es brach mir fast das Herz ihn so zu sehen, fast wie er früher war. Ein liebender und fürsorglicher Vater.

„Ich... Ich hatte Angst dir sei etwas wie deiner Mutter Grace passiert...“, gab er zu und auch ihm lief einer Träne aus dem Augenwinkel, die er aber schnell weg wischte.

Das erste mal seit 4 Jahren nahm er mich wieder in den Arm und murmelte dabei beruhigende Worte.

„Ich muss mich bei dir entschuldigen, ich habe dich die letzten Jahre vernachlässigt und ich weiß selber nicht warum“

„Schon Okay“, schniefte ich an seinem Hemd

 

Das Wochenende verbrachte ich mit meinem Vater, der mich von meinem Schmerz ablenkte und mich endlich wieder so fühlen lies als wären wir eine richtige Familie. Von Azrael oder Viktor hörte ich jedoch nichts.

 

Am Montag als ich wieder zur Schule ging und Viktor sah erstarrte ich, er sah aus wie er selbst aber dann auch wieder nicht. Seine Haare waren auf einmal Tiefschwarz und glatt, hatte er sie gefärbt? Generell trug er Heute Komplett schwarz und auch seine Iris waren Finstere Löcher.

Den ganzen Tag ging er mir aus dem Weg, selbst wenn ich kurz vor ihm stand schien er einfach in der Menge zu verschwinden. „Vik...“ rief ich ihm hinterher, doch er war mir schon längst entwischt.

Ich hatte öfter das Gefühl ihn im Augenwinkel zu sehen doch, ehe ich mich zu ihm umdrehen konnte war er auch schon mit den Schatten zu verschmelzen.

„Mia“, sprach mich Joana leise von hinten an.

„Hey“, wispere ich und drehe mich zu ihr um, sie sieht nicht gerade glücklich aus.

„Weißt du, als Vik Gestern nach Hause kam war er so verändern, er ist nicht mehr er selbst und es ist deine Schuld!“, begann Mia mich anzuschreien.

„Hätte ich ihn anlügen sollen? Ich kann nichts dafür dass ich ihn nicht liebe“, die Trauer schnürte mir die Kehle zu und ich hatte das Gefühl ich würde jeden Moment an ihr ersticken.

„Mir reichts mit dir! Erst reist Vik sich für dich den Arsch auf und was machst du? Du verhälst dich wie ein undankbares Miststück. Er ist mein Bruder und ich werde mich um ihn kümmern, also halt dich von nun an von uns fern ist das klar?“

Plötzlich stand Vik hinter ihr und lachte abfällig.

„Nenn dich nicht meine Schwester“, seine Stimme war viel tiefer und rauer als normal „Das einzige was dir wichtig ist, sind deine kleinen Fickdates an den Wochnenden“

Wieder lachte er, sein lachen machte mir extrem Angst, sodass ich ein paar Schritte zurück taumelte. Doch er würdigte mich keines Blickes. „ Also Joana...“ er sprach ihren Namen mit so einer Abscheu aus die ich nie von ihm erwartet hätte „... sieh zu das du verschwindest, ich will dich nie wieder sehen“

Joana begann zu weinen und rannte den Flur hinunter, dar es gerade geklingelt hatte gingen auch noch die letzten Schaulustigen zu ihrem Unterricht, so das nur noch ich und Viktor im Flur standen.

„Es tut mir leid...“ begann ich, doch er stoppte mich mit einer abfälligen Handbewegung.

„Deine Entschuldigungen kann ich nicht gebrauchen, sie bringen mich in keinster weise weiter“

Ich verstummte und sah ihn in die dunklen Augen die mich so tief in den Abgrund zogen. Ich blinzelte und sah ihn wütend an.

„Was soll das? Du hast dir deine Haare gefärbt und trägst Kontaktlinsen? Warum?“

Er schnaubte „Das ließ sich leider nicht verhindern, Mia“, schon wieder dieser Tonfall

„Vielleicht kann ich dir helfen! Rede doch mit mir“

„Glaub mir du bist die letzte Person mit der ich reden will“

Meine Gedanken waren völlig durcheinander und ich wusste nicht wie ich ihm helfen konnte, also nahm ich all meinen Mut zusammen, hielt die Luft an und stelle ich mich auf die Zehen um ihn einen Kuss auf die Lippen zu hauchen.

Doch statt einer Reaktion die ich erwartet hätte bleibt er regungslos stehen und starrte mich von oben herab an.

Sofort trat ich zwei große Schritte zurück.

„Vik!“

Bei seinem Spitznamen wurde er plötzlich sauer.

„Nenn mich nie wieder so!“, sagte er so ruhig und mit so einem eisigem Blick dass ich zu zittern begann. Bevor ich noch ein weiteres Wort sagen konnte drehte er sich um und ging.

 

Als ich später auf dem Parkplatz auf meinem Vater warte der versprochen hatte dass er mich abzuholen würde traf ich Jay, heute trugt er keine Kapuze und kommt direkt auf mich zu. Etwas Angst macht er mir schon, da er mich vor ein Paar Tagen bedroht hatte.

„Hallo“ sagte er leise und sieht mir direkt in die Augen.

Ich nickte ihm nur zur Begrüßung zu.

„Ich wollte mich bei dir entschuldigen, ich war in letzter Zeit einfach total durch den Wind“

Verwundert sah ich ihn an, er wirkte normal.

„Schon okay“

denke ich.

Er lächelt scheinbar erleichtert und winkt mir zum Abschied während er zu einem großen Wangen am Ende des Parkplatzes schlendert.

Etwa eine halbe Stunde später fuhr ein unauffälliges Schwarzen Auto auf den Parkplatz und hielt genau vor mir. Überrascht stellte ich fest das Azrael mit seiner lächerlichen Maske am Steuer saß und mir bedeutete einzusteigen.

Also setzte ich mich zu ihm.

„Also willst du doch mit mir reden?“

Er sieht mich an, in seinen Augen blitzt etwas auf was ich nicht zu deuten weiß.

„Wir fahren erstmal zu dir nach Hause, deinem Vater geht es nicht gut“

„Was? Was hat er denn?“

Er antwortete mir nicht und überlässt es mir selbst mir das schlimmste auszumalen.

Während der fahrt spiele ich nervös an meinem Haustürschlüssel und kann es kaum abwarten aus dem beengenden Wagen auszusteigen als wir endlich da sind. Während Azrael einen Art Länglichen Koffer aus seinem Auto holt renne ich bereits vor und schließe die Tür auf.

„Vater?“ frage ich misstrauisch und gehe langsam in die Wohnung, Azrael taucht neben mir auf und sieht mich ernst an.

„Bevor du ihn siehst solltest du wissen das diese Welt nicht nur von Menschen bevölkert wird...“

„Was redest du eigentlich immer für einen Blödsinn?“ unterbreche ich ihn und eile ins Wohnzimmer wo das aufstöhnen meines Vaters gehört habe, bleibe dann aber wie angewurzelt in der Tür stehen.

Mein Vater liegt verdreht auf dem Boden und die eine hälfte seines Gesichts ist schwarz angelaufen, selbst sein Augapfel hat sich schwarz verfärbt. Ich will zu ihm stürzen doch Azrael hällt mich an der Hand fest. Ich versuche das Gefühl welches in mir durch diese Berührung aufsteigt zu verdrängen und sehe ihn verzweifelt an.

„Was hat er?“ höre ich meine Stimme aus weiter ferne flüstern.

„Ein Dämon hat versucht sich in seinen Körper einzunisten, doch dein Vater hat begonnen gegen ihn anzukämpfen, aber der Dämon hat ihm seine restliche Lebensenergie genommen. Du musst dich verabschieden“

„Nein, nein, nein!“ Ich schüttelte den Kopf und will nach dem Telefon greifen, aber wieder hält Azrael mich zurück.

„Es ist zu spät einen Krankenwagen zu rufen, verabschiede dich jetzt, aber pass auf ihn nicht zu berühren“

Nein, das war eine Lüge, EINE LÜGE

Wie konnte er mich nur so schrecklich anlügen?

„Uns bleibt keine Zeit mehr Verdammt! Ich muss es jetzt tun!“ rief er mir zu während er ins Zimmer ging mit, oh mein Gott, hatte er da etwa eine Sense in der Hand?

Ich stürzte an ihm vorbei und kniete mich schützend über meinen Vater.

„Wehe du tust ihm was!“ schreite ich verzweifelt während ich trocken zu weinen begann und vor mich hin schluchtze.

„K... keine Sorg..e um m.. mich, ich b...b...bin so Stolz auf dich“, brachte mein Vater unter schmerzen hervor und lächelte mich an.

„Vater, ich liebe dich“, sagte ich leise so das nur er es hören kann.

„D...du bist so geworden wie w...wir es uns immer gewünscht haben“, dabei lächelte er mich so liebevoll an das ich seine Hand nehmen wollte, doch bevor ich sie berühren konnte zieht mich Azrael mit einem Ruck zurück und ich sah zu wie er mit der Sense meinen Vater die Seele aus dem Körper trennte. Zusätzlich entweichte ein Schatten der einen Windstoß durch das ganze Zimmer fegen lies.

„NEIN“, mein schrei zerschnitt die Luft, doch es war zu spät, mein Vater war tot.

Ich sprang auf und begann mit den Fäusten auf Azrael einzuschlagen „Wie kannst du es wagen? Du Mörder!“ Dabei riss ich ihm die alberne Maske vom Gesicht und starrte ihm direkt in die Unergründlichen schwarzen Augen. Aber seine Gesichtszüge ließen sich nicht von mir erfassen, als würde ich eine Brille brauchen. Wütend verpasste ich ihn einen Schlag ins Gesicht und begann nun richtig zu weinen. Ich hatte das Gefühl ich würde nur noch weinen und nichts anderes mehr machen, seit er in mein Leben getreten ist, Azrael.

„Das ist alles deine Schuld!“, beschuldigte ich ihn zwischen zwei Schluchzern.

„Ich habe ihn nicht getötet, ich habe ihn befreit, sonst hätte der Dämon ihn mit in die Untere Welt gezogen“

„Warum hast du dann nicht nur den Dämon getötet!“ schrie ich weiter „Warum musste er sterben?“

Er schüttelte den Kopf und zog mich in eine Umarmung gegen die ich mich aber kräftig werte.

„Lass mich los“, schluchzte ich leise „Mörder“

„Das verstehst du nicht, dein Vater wurde 4 Jahre lang von dem Dämon besetzt, außerdem war er der Dämon ein Schattenwesen, sie ernähren sich von der Lebensenergie der Menschen, das heißt, wenn ich nur den Dämon entfernt hätte, der ihn noch am Leben erhalten hat, wäre dein Vater trotzdem verstorben aber es wäre ungewiss gewesen, wohin seine Seele wandert“

Ich sah ihn verzweifelt an und mir liefen weiterhin ununterbrochen Tränen über die Wange.

„Was bist du nur? Bist du auch ein Dämon?“ fragte ich schluchzend

„In gewissermaßen, Ja“

„Wirst du mir etwas antun?“, fragte ich ihn unter tränen.

„nein, das würde ich niemals wagen“, versprach er mit solch einer Zuversicht das ich nicht anders konnte als ihm zu vertrauen.

 

Trotz meiner Anschuligungen blieb er die ganze Nacht über bei mir.

„Geh endlich weg“, weinte ixh verzweifeld in meine Kissen.

Azrael hatte sich an das Fußende meines Bettes gesetzt, „Nein, ich bleibe und jetzt Schlaf“

„Ich hasse dich“, murmelte ich leise doch dass brachte ihn nur dazu höher zu rutschen. Dafür warf ich ihm einen bösen blick zu, der wahrscheinlich eher verzweifelt aussah. Schweigend blickte er zu Boden und legte mir dabei sanft seine Hand auf die Haare.

Die Hitze die durch diese Berührung meinen Körper durchfuhr ließ mich zurück zucken.

Zu meiner Überraschung blitzte Schmerz in seinem Augen auf und er drehte sich ganz von mir weg. „Schlaf“, wiederholte er sich flüsternd.

„Ich kann nicht“, antwortete ich ehrlich „Mir ist kalt“

Ohne darauf einzugehen drehte er sich zu mir und zog mir meine Decke enger um meinen Körper.

Ich wollte das er damit aufhörte so nett zu mir zu sein, denn wenn er es tat konnte ich nicht anders als ich zu mögen. Aber das wollte ich nicht, ich wollte ihn aus tiefstem Herzen hassen. Letztendlich stand er doch auf. Trotz meinem wusch er solle verschwinden wollte ich aber trotzdem nicht das er mich alleine ließ. Also griff ich nach seinem Hemd, so das er abrupt zum stehen kam. Langsam drehte er sich zu mir um, damit ich ihm ins Gesicht sehen konnte. Wie auch beim letzten mal, konnte ich nur seine Augen genau erkennen. Dennoch versuchte ich ihn zu fixieren und verengte dabei meine Lieder, aber es gelang mir nicht. Also richtete ich meinen Blick wieder auf seine Schwarze Iris und dann geschah etwas was ich mir nicht erklären konnte. Ich versank förmlich in seinen Augen. Was ich zu sehen bekam erschreckte mich zutiefst. Zuerst bildeten sich schon wie einmal zuvor schwarze Schatten um mein Sichtfeld und ich verlor mich in seinem Blick. Blinzelnd versuchte ich mich aus der Trance in die ich geraten war zu lösen und kniff fest die Augen zusammen. Als ich sie wieder öffnete traute ich meinen Augen kaum. Ich stand oder viel eher schwebte durch den Raum? Nein, es war kein Raum, es war das nichts, zumindest so wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Durch die fast grenzenlose Dunkelheit erkannte ich kaum die Hand vor Augen. Die einzige Lichtquelle bildete vor mir eine weiße Flamme. Ich war mir sicher, dass ich noch nie so etwas schönes wie dieses Licht gesehen hatte. Sie war nicht besonders groß aber sie schien viel zu hell und drohte aber bei jedem kleinsten Windzug zu erlöschen. Sanft ließ ich meine Hand unter die Flamme, die dabei begann funken zu sprühen.

„pscht...“ wisperte ich im festen willen sie zu beschützen, obwohl mir nicht klar war was ich gerade überhaupt in meiner Hand hielt. Geschockt stellte ich fest wie die Dunkelheit um mich herum nach der Flamme griff. Schützend hielt ich meine andere Hand vor die Flamme und berührte diese dabei leicht. Zu meinem erstaunen war das Feuer eiskalt. Irgendwoher wusste ich das, dass Gefühl Falsch war, sie sollte wärmer sein. Plötzlich wurde mir etwas klar, ich war schon einmal hier. Alles war so vertraut aber ich konnte die Erinnerung an diesen Ort nicht zuordnen. Weinend drückte ich die Flamme an meine Brust, welche darauf begann etwas wärmer zu werden. Auch wenn die Temperatur nur minimal Anstieg ließ es mich erleichtert aufseufzen. Wie als hätte man einen Stein in ein Becken voller Wasser geworfen begann die Flamme um sich herum Kreise aus Licht zu werfen und ich lächelte.

 

Ich wusste nicht wo ich war, aber ich wusste, dass ich in meiner Trauer um unsere Freunde alles verloren hatte und Azrael, der meinetwegen bestraft wurde und so viel Leid ertragen musste, hatte mich wie immer beschützt. Dennoch hatte ich keine Angst mehr. Die ganze Welt war in schwärze getaucht und vor mir lag ein weiß leuchtendes Buch. Fasziniert schlug ich es in die Mitte auf. Die Seite war beschrieben mit abertausenden von Namen. Es fühlte sich an als würde ich die ganze Welt in den Händen halten, jeder einzelne Name diese Welt war in diesem Buch verzeichnet, da war ich mir sicher. Ich schrie auf als ich einen Vertrauten Namen erkannte, der langsam begann zu verblassen.

 

Remus Duaphor

 

Nein“, winselte ich leise und ließ das Buch betroffen fallen. Oh Gott, dass hätte ich nicht tun sollen. Doch ich konnte nur noch dabei zusehen wie das Buch langsam in die unendliche tiefe fiel.

 

Ich fühlte mich als hätte mir jemand einen kräftigen Schlag ins Gesicht verpasst und wurde urplötzlich aus seinen tiefen inneren Meer hinausgezogen. Fasziniert sah ich Azrael an der mich mit schockgeweiteten Augen ebenfalls betrachtete. Resigniert schüttelte er den Kopf und nahm mich einfach in den Arm. Diesmal widersetzte ich mich nicht und legte ebenfalls meine Arme um ihn. „Ich weiß nicht warum aber ich fühle mich so als würde ich schon viel zu lange leben“, flüsterte ich an seinem Ohr. Er drückte mich fester an sich und ich schloss die Augen. „Was meinst du das?“, fragte er mich mit leiser Stimme. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Schulter und erstickte damit meine wiederaufkommende Trauer. „Ich glaube ich sollte schon längst nicht mehr existieren“, murmelte ich genauso leise „Bitte beantworte mir diese eine Frage...Wer ist Remus und warum bestürzt mich sein Verlust so?“ Azrael versteifte sich in meinen Armen und trat eine Armlänge von mir zurück, ließ mich dabei aber nicht los. „Er war dein Vater in... eine art vergangen Leben“, brachte er stammelnd hervor und ich konnte ihm sein staunen aus dem Augen ablesen. „Das klingt genauso wie der andere Mist den du die ganze Zeit von dir gibst, aber, ich kann nicht anders als dir zu glauben...“ Ich schüttelte sanft den Kopf „Ich fühle mich so als müsste ich nur den Arm ausstrecken um nach meinem alten selbst zu greifen aber eine Wand versperrt mir den Zugang. Die Frage ist nur ob ich sie nicht durchbrechen will oder ob ich es nicht kann“ mir fiel es schwer meine Stimme zu beherrschen und ich musste ein paar mal schlucken bevor ich weiter sprechen konnte. „du bringst mir meine ganze Weltansicht durcheinander“

Er lachte gequält.

Ich löste mich langsam von ihm.

„Und was ist mir dir? Du hast zugegeben das du ein Dämon bist und anscheinend weißt du ziemlich viel über mich... also, wie alt bist du?“

Er wandte den Blick ab und fixierte die Wand hinter mir.

„So alt, dass ich aufgehört habe zu zählen“

„Also, kanntest du mich schon eher?“ Ich sah ihm fest in die Augen

Anstatt zu antworten nickte er einfach nur, dabei sah er so traurig aus, dass ich mich traute weiter zu fragen. Obwohl ich darauf brannte mehr zu erfahren.

Zu meiner Verwunderung begann er von sich aus zu erzählen „Dein Name war Catriona, was wie ich finde ein sehr passender Name wahr. Denn als ich dich zum ersten mal sah habe ich deine Reinheit direkt bemerkt, so liebevoll, freundlich und dazu noch wunderschön...“

Er richtete seinen Blick fest auf mich, was mir die Röte ins Gesicht trieb.

„Du bist Heute wie damals die schönste Frau die mir je begegnet ist“, gab er lächelnd zu und ließ seinen Blick über mein Gesicht wandern. Ich sah zu Seite, sein Blick war mir einfach zu Intensiv.

„I... Ich würde das Komplement ja gerne zurück geben, aber ehrlich gesagt kann ich dich nicht ansehen ohne das mir dein Gesicht vor den Augen verschwimmt“

„Das habe ich mir schon gedacht, aber ehrlich gesagt wundert es mich dass du schon nicht mehr Ohnmächtig wirst wenn du mich ansiehst. Aber ich denke das liegt an deinem schock zustand...“

Ich griff nach seiner Hand „Liegt das daran das du ein Dämon bist?“

Er schüttelte den Kopf.

„Nein, das ist meine ganz persönliche Strafe“

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Tag der Veröffentlichung: 08.08.2014

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