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Die Rache des Fortunato

 

 

von Holger  Döring

 

...nach Motiven von E.A. Poe - das Fass Amontillado

 

Dramatis Personae:

 

Mycroft Treasure -   will dem Dungeon entkommen,

Fortunato -  will seine Rache,

Lucresi - will Wein trinken,

Paulita Jefferson - will Kontakt mit Treasure,

 

Dazu: Skelette,  Monster, Wummen,   Lava und Sprüche. Amontillado und andere Weine

Der Geist erwacht

 

 

 

Lachen ertönte,

wehte durch das Restaurant Der letzte Tropfen, machte die Fröhlichkeit der weintrinkenden Gruppe auch den anderen Umsitzenden klar. Eine neue Order wurde an den Kellner gegeben. Alter Wein musste her. Der Kellner stieg in den Weinkeller, nur eine kurze Stiege hinter der Theke. Ein Faß Amontillado wurde geöffnet, ein Glas hineingetaucht. Das Glas wurde gehoben,Wein wurde gegen das Licht geprüft, dann getestet, gekostet … der Kellner nickte und füllte einige Flaschen ab, die neben dem Fass auf einem Tisch standen. Er wendete sich wieder nach oben, als sich hinter ihm, ohne, dass er es bemerkte, eine Rauchfahne aus dem Fass löste und in der Luft verschwand, sich auflöste, ohne Spuren zu hinterlassen...

 

Diese Handlung ließ den Aether der Geisterwelt erzittern, ein unruhig gewordener Geist erwachte endgültig: Fortunato! Diesmal würde er seine Rache bekommen. Den letzten Spross derer von Montresor würde er besiegen ind seine Rache vollenden..Er lauerte im Dunklen, im Finsteren des Verlieses. Sein Plan war schon lange entworfen. Nun sollte er endlich umgesetzt werden … Fortunato materialisierte aus dem Zerraether in der einzigen Gestalt, die ihm möglich war in der Realwelt, am einzigen Ort … hier würde er den letzten Nachfahren der Montresors endgültig zerquetschen. Er hatte bereits alles vorbereitet. Jetzt beschwor er seine Kreaturen und schickte sie hinaus in die dumpfe, brütende Luft des alten Weinkellers, jene Wesen, die ihm untertan waren, und die er steuern und manipulieren konnte, die Verworfenen der Dunkelheit, diejenigen, die ihm von der Dunklen Macht zugestanden worden waren, seinen finsteren Racheplan perfide zu verfolgen … und endlich zu erfüllen.iEs waren nicht viele, doch sie mussten genügen.

 

***

 

 

Paulita Jefferson lachte ein letztesmal, als sie sich von Treasure, der aufbrechen musste, mit einer Handbewegung verabschiedete. Sie hob das noch etwas gefüllte Weinglas zum Abschiedsgruß. Sie mochte ihn, vielleicht würden sie sich ja in diesem Weinlokal wiedersehen. Das hatte sie noch nicht entschieden. Sie war eine Diplomatentochter, doch eigenständig, stand ganz auf eigenen Füßen,kam auch ohne das Geld und die Verbindungen ihrer Eltern zurecht, er war ein interessanter Mann von Welt, der alles kannte … und auch viel Unbill gesehen hatte, über den er aber nicht gern sprach...In Vino veritas stimmt nicht immer, dachte Paulita wehmütig und versenkte die Nase noch einmal im Weinglas, um auch den letzten Schluck noch zu genießen. Treasure war bereits aufgebrochen. Paulita war hochgewachsen, schlank, dunkelhaarig, schwarzes langes Haar, in den Zwanzigern.. Auch für sie war es an der Zeit aufzubrechen. Sie verabschiedete sich vom Rest der Gruppe, zahlte und verließ das Weinlokal. Dabei dachte sie an Treasure. Wie würde es ihm wohl ergehen bis zum nächsten möglichen Treffen in drei Tagen, wenn die Gruppe sich erneut im Der letzte Tropfen zum Weingenuss begegnen wollte?

 

***

 

Mycroft Treasure, von seinen Freunden im allgemeinen nur My genannt, verließ das von ihm bevorzugte Weinrestaurant. Zuletzt hatte er noch mit seinen Freunden einen exzellenten Wein genossen, einen Amontillado natürlich, als er, doch schon etwas benebelt, auf die ebenfalls schon neblige Straße taumelte, nachdem er sich lautstark von seinen Weinfreunden verabschiedet hatte. Mit mühsamem Schritt bewegte er sich durch den dichten Nebel heimwärts. Er tappte durch die Gassen, sah kaum die Hand vor Augen, weil die wirbelnden Wasserdunst-Wolken des Stadtfogs zusätzlich mit der matten Dämmerung der Nacht in die Straßenschluchten sanken. Der Abend kam, die Sonne war bereits versunken. Treasure tappte beinahe blind über die Bürgersteige und tastete seinen Weg mitunter an einer Hauswand ab oder einer diffus leuchtenden Gaslaterne.

So sah er nicht kommen, was das Schicksal ihm bescheren sollte. Er hörte nicht die lautlosen Schritte der obskuren Gestalt, die hinter ihm auftauchte, und ihm tückisch einen Schlag auf den Kopf versetzte. Er bemerkte nur noch, stürzend, den rasenden Schmerz hinter der Stirn, als es schon um ihn dunkel wurde.

 

Das Dungeon

 

 

My Treasure erwachte. Er stöhnte und betastete mühsam seinen Brummschädel...hatte er soviel getrunken gestern? Der Wein war doch gut gewesen, ein hervorragender Amontillado, der auch nach einigen Gläsern noch keinen dicken Kopf machte. Er schlug die Augen auf. Wo war er überhaupt? Nicht zuhause, in dem vertrauten Schlafzimmer seiner Stadtwohnung jedenfalls, das stand mal fest. Er spürte eine harte Liege unter sich und erblickte rauhen Stein an .den Wänden. Es war dunkel um ihn, bis auf eine flackernde Kerze, die tropfend vor der Liege stand. Treasure richtete sich auf, aus der Ferne hörte er ein Scharren, ein Stöhnen und das unheimliche, monotone Tröpfeln von Wasser an einer Wand. Er schwang die Beine herum und stand auf. Na, wenigstens trug er noch seine Ausgehkleidung von gestern, den guten Rock und den Zylinder. Jetzt bedauerte er, dass er den Stockdegen oder die Pistole zuhause gelassen hatte. War er nicht in der Zivilisation unterwegs gewesen, wo man derlei nicht benötigte? Er sah sich in der Dunkelheit um, so gut er konnte. Das flackernde Licht der einzigen Kerze warf seinen Schatten drohend an die Wand.

Er erstarrte: über der Liege war ein Schild an die Wand gepinnt. Groß und deutlich war der Text erkennbar, beinahe Druckbuchstaben. Überrascht las Treasure den Text, der hohnvoll verspottend auf ihn herabstarrte:

NACHFAHRE DES MONTRESOR!

AN IHNEN WERDE ICH MEINE RACHE VERÜBEN UND VOLLENDEN! SIE SOLLEN FÜR ALLES BÜßEN, WAS IHR VORFAHR MIR ANGETAN HAT! DESHALB HABE ICH SIE IN DIESEN KERKER GESPERRT!SIE WERDEN IHN NICHT LEBEND VERLASSEN! FORTUNATO

 

Doch er ließ sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen; man konnte ihn nicht so leicht erschrecken einige Jahre lang hatte er im Auftrag einer Regierung am Hindukusch gekämpft.Also sprach My Treasure: ich hörte mich geächtet! Kein Platz, an dem nicht strenge Wacht und Sorgfalt mir nachstellt!! Nonchalant setzte er den Zylinder in keckem Winkel auf den Kopf, der neben der Liege gelegen hatte und sah sich weiter um. Er ging einige Schritte, um die Umgebung zu analysieren: ein klassisches Verlies, stellte er fest, wahrscheinlich ein tief liegender Weinkeller, besonders tief liegend, wie er vermutete, als er die rohen Felsbrocken sah, die nur teilweise gemauerten Wände. Dann ging er seitlich weiter, kam an eine Gittertür. Das Tor öffnete sich in den rostigen Angeln mit quietschendem Ton. Er betrat also die Nachbarzelle, doch der Nachbar war tot, schon lange. Ein Skelett saß schräg in der Ecke der Steinkammer und grinste ihn aus gebleckten Zähnen an. My Treasure trat näher, Tote, konnten ihn nicht erschrecken, insbesondere dann nicht, wenn sie tot blieben ...

Zwischen den Klauen der Knochenhände bemerkte er ein Funkeln. Also bückte er sich um zu erkennen, was der Knochenmann da umfasst hielt. Beinahe enttäuscht wand er den Gegenstand aus den leblosen Fingern. Es war nur ein Karton mit Revolvermunition. Wieder bedauerte er, dass er keine Waffe dabeihatte, doch auch so konnte das Pulver vielleicht noch nützlich sein. Also steckte er die zwanzig Patronen ein. Weiter befand sich nichts Interessantes in der Zelle, nur ein kleiner, steinern wirkender, leerer Teller, der nutzlos für ihn war. Treasure sprach: Gewinn ist Segen, wenn man ihn nicht stiehlt! Also ging My Treasure zurück in seine eigene Zelle. Es gab ja noch die andere Seite. Mal sehen, was er dort vorfinden würde. Richtig, auch hier befand sich eine Gittertür, die sich mit quälendem Geräusch öffnete.Sie knirschte jaulend in den Angeln. Dahinter erkannte er drei Fässer. Links an der Wand ein großes Weinfass, rechts ein kleineres. Ganz rechts befand sich eine Metalltonne mit undefinierbarem Inhalt, oben geschlossen, aber er roch eine Art Petroleum aus der kleinen Öffnung im Deckel heraus.

Links an der Wand stand ein lebendes Skelett, etwa ein Meter fünfzig groß,das sich leicht bewegte. Treasure glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen, als der Poltergeist ihn ansprach, er musste die Augen schließnen und dann noch einmal hinsehen :“Bitte erschrecken Sie nicht! Mein Name ist Lucresi … in der Wand da hinten scheint eine Art geheimes Versteck zu sein. Vielleicht können sie da etwas machen?!“ Treasure nahm die Existenz dieses sprechenden Skeletts einfach hin, der Schock kam vielleicht später, jedenfalls schien es auch gute Geister in dieser Unterwelt zu geben.

Wirklich, als Treasure die Rückwand musterte, schien diese auf einem gewissen Mittelabschnitt leicht heller zu schimmern in der flackernden Beleuchtung, die auch in dieser Zelle nur durch eine kleine Kerze am Boden erzeugt wurde. Treasure kam eine Idee. Er ging rechts zur Seitenwand, nahm das Fass mit Petroleum. Zum Heben war es natürlich viel zu schwer, also stellte er es leicht schräg und rollte es auf der Kante in Richtung Rückwand. Kurz vor dieser ließ er es umkippen und trat kräftig zu. Schnell ging er einige Schritte zurück, während die Tonne auf die Wand zurollte. Sie prallte auf, und explodierte mit lautem Getöse. Treasure hatte sich weit genug entfernt, so dass ihm nichts geschehen konnte, und Lucresi, das lebende Skelett, war ja sowieso schon tot. So eine kleine Explosion machte ihm da natürlich nichts aus. My

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Holger Döring
Bildmaterialien: Holger Döring
Cover: Holger Döring
Tag der Veröffentlichung: 18.10.2017
ISBN: 978-3-7438-3674-7

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch ist Anna-Paula gewidmet.

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