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Die Raumstation

 

„Ganz schön beeindruckend!“, sagte der junge Mann. Seine Stimme klang im Funkgerät ein wenig unnatürlich.

„Ja, es sieht gut aus!“, erwiderte die Frau neben ihm.

 

Beide waren in ihren Raumanzügen nur schwer zu identifizieren. Manfred Korb, der eine von ihnen, zeigte auf die Konstruktionen am vor ihnen schwebenden Raumschiff.

„Das hier hinten ist Joe's Gebiet. Diese beiden großen - sagen wir mal Trommeln. In Kuba gibt es solche Dinger, man nennt sie Conga. Und so sehen sie beinahe aus. Eine davon ist für die positiven Ionen, die zweite für negativ geladene. Wie das genau läuft, lassen wir uns vielleicht mal erzählen. Irgendwie neutralisiert sich das in einiger Entfernung“, er machte eine kleine Pause.

„Rate mal, was der Treibstoff ist!“

Er schaute sie siegessicher an.

„Bestimmt kein Benzin! Sonst würdest du kaum fragen“, entgegnete seine Frau.

„Da hast du Recht. Es ist Wasser, ganz normal wie aus der Leitung. Andere Stoffe wären eventuell besser geeignet, diese Flüssigkeit sollte am Ziel aber leichter zu beschaffen sein.“

„Komm weiter zum Bug, wir gucken mal rein!“, schlug Jane vor. Ihre Arbeit bei der Expedition wäre die Biologie. Da ihr Mann nicht antwortete, nahm sie seine Zustimmung an. Vorsichtig stieß sie sich vom Boden ab, die Leiter immer in Griffnähe. Das dünne Sicherungsseil spulte sich ab. Sie schwebten an den beeindruckenden Tragflächen entlang, das Schiff hatte eine aerodynamische Verkleidung. Sie wusste, unter der silberglänzenden Hülle verbargen sie immense Tanks und Vorratsbehälter.

Kurz nach ihr war auch ihr Mann losgeflogen. Er war wohl eine Spur hektischer als sie, denn er überholte sie langsam. Nach einer Weile sah man, dass die Steuerdüsen seines Raumanzugs die Geschwindigkeit eine Idee reduzierten. Offenbar hatte er gemerkt, dass es des Guten zu viel war. Allmählich näherten sie sich dem vorderen Teil des Raumfahrzeuges. Sie befanden sich noch etwa zwanzig Meter von seiner Spitze entfernt, als der Blick in eine Klappe im Rumpf die große Antenne freigab.

„Da siehst du mein Spielzeug!“, sagte Manfred nicht ohne Stolz,

„sie ist jetzt in Segmente zerlegt. Beim Ausfahren wird sie zusammengesetzt. Ich habe mir den Bewegungsablauf ein paar mal angesehen - kompliziert.“

„Sind die Fernrohre auch so untergebracht?“, wollte Jane wissen.

„Lass bloß keinen hören, dass du Fernrohr sagst! Die drücken sich viel wissenschaftlicher aus“, korrigierte Manfred Korb lachend,

„aber im Prinzip hast du Recht.“

Endlich waren sie an den Fenstern der Kanzel angekommen. Hinter ihnen waren im Halbdunkel Sessel, Pulte und Hebel zu erblicken.

„Das wird für die kommenden Jahre unsere Heimat?“, zweifelte Jane.

„Den größten Teil der Zeit verschlafen wir! Überdies gibt es noch weitere Räume, beispielsweise das Gewächshaus, das sieht viel mehr nach Natur aus; außerdem“, tröstete Manfred,

„erst kurz vor dem Ziel wachen wir auf. Es sei denn, etwas Ungeplantes passiert.“.

„Ich weiß ja, dass es auszuhalten ist, aber schön ist was anderes!“, gab die Frau zurück. Sie fügte an:

„Allerdings muss ich zugeben, es ist wirklich gewaltig! Wenn ich nicht wüsste, dass es harmlos ist, hätte ich wohl Angst“, es entstand eine winzige Pause,

„obwohl – es ist nur ein Flugzeug.“

„Sieht zwar so aus, kann aber auch im Weltraum operieren. Komm, wir sehen uns noch einmal alles von außen an! Wenn wir erst fliegen, haben wir kaum mehr die Möglichkeit dazu“, kam sein Vorschlag.

Wie zwei Ameisen krabbelten sie auf dem riesigen Metallkörper. Besonders interessant waren vor allem Bordklappen, von denen man meist nur die Umrisse sehen konnte. Nur an den Stellen, wo noch gearbeitet wurde, war zu erahnen, was da verborgen lag. Zum Beispiel entdeckte man an den Punkten, wo bei Flugzeugen das Fahrwerk angebracht wurde, gewaltige Schwimmerkonstruktionen.

„Haben sie gut gelöst! Wir wollen ja nicht landen sondern wassern. Zuerst treffen die kleinen Gleitflächen auf, die fangen den schlimmsten Stoß ab. Wenn wir langsamer werden, senken sich auch die großen Flächen ins Wasser. Sobald wir dann stehen, ist der Rumpf der Schwimmer, die hier dienen nur der Stabilisierung.“

Manfred Korb war sichtlich zufrieden mit der Lösung. Es war zu erkennen: seine Frau nahm an den technischen Details weit weniger Anteil als er. Für ihn war es ein Lebewesen. Immerhin begleitete sie ihren Mann bei seinem Ausflug. So bewegten sich beide entlang des Metallkörpers, bis die Automatik die Erschöpfung der Sauerstoffreserve signalisierte. Mann und Frau glitten erneut zu ihrem Raumtaxi. Als erstes steckten sie neue Flaschen an die farbig markierten Anschlüsse. Anschließend begaben sie sich nach vorne ins Cockpit. Sehr sorgfältig schnallten sie sich an den Sitzen fest. Im Anschluss daran kam er der Informationspflicht gegenüber der Zentrale nach. Sie wurde auch „Tower“ genannt, in Anspielung an die Gegebenheiten auf einem Flugplatz.

„Besichtigung ‚Ambassador‘ beendet. Wir starten den Rückflug. Dürfen wir?“

„Landebucht vier! Sonst keinerlei Problem“, gab der Lautsprecher bekannt.

Kommunikation und Navigation waren nicht nur bei ihrem zukünftigen Flug seine Aufgabe, bei allen Gelegenheiten überließ ihm Jane gerne diese Dinge. Sie interessierte sich für anderes. Leben, Biologie, Umwelt: das war ihr Gebiet! Sie hoffte, während des Fluges vieles zu finden.

Mit geringer Geschwindigkeit und umsichtig schwebten sie durchs Nichts in Richtung der die Erde umkreisenden Station. Ein richtiges Rad war es nicht, eher zwei gegenüberliegende Sektoren. Dass es für ein „Rad“ nicht gereicht hatte, war sicher eine Folge der Kosten. Der Pilot – ihr Mann - flog die Nabe mit ihren Parkbuchten an.

„Du kennst doch George, unseren Lehrer. Ich mochte ihn sehr und glaube, er mich auch. Als wir das erste mal hierher geflogen sind, hat er mich etwas gefragt. Es beeindruckt mich immer noch, eine Antwort finde ich nicht. Dabei sieht es so einfach aus!“

Manfred blickte zu seiner Frau hinüber, die ohne Anspannung im Sessel saß. Sie wusste, er beherrschte den Anflug problemlos.

„Mach's nicht so spannend, was hat er gesagt?“, wollte sie hören.

„ ‚Warum dreht sich die Raumstation‘, fragte er. Das war so simpel, dass ich mich über die Frage gewundert habe. ‚Natürlich um Fliehkraft zu erzeugen‘, habe ich geantwortet.

‚Und die kannst du bestimmt auch berechnen. Aber stell dir vor, du bist innerhalb der Station. Jeder wird dir die Zentrifugalkraft mit der Drehung gegen die Sterne begründen. Aber ohne Sternsystem wäre das sehr schwierig, praktisch unmöglich. Meines Erachtens nach treten diese Kräfte nur auf, wenn man sich im Vergleich zum Feld, das die Umgebung erzeugt, bewegt. Nur wenn man das Koordinatensystem in die Fixsterne legt, ist es mühelos verständlich.

Das würde auch bedeuten, dass es wahrscheinlich Gebiete geringerer Feldstärke geben muss, wenn keine Himmelskörper in der Nähe sind!‘“

Eine Weile schwiegen beide. Dann nahm Jane das Wort:

„Ist ja ganz bemerkenswert und ich kann auch nicht sagen, ob es so ein Feld geben muss. Das Gravitationsfeld ist es voraussichtlich nicht. Über solche Dinge denken erfahrene Spezialisten nach. Für das praktische Leben sehe ich dagegen keine Konsequenz.“

„Du sagst es! Aber erklären kann ich es nicht. Ungeachtet dessen wollen wir zu unserer Parkposition fliegen. Jetzt haben wir uns ein schönes Essen verdient!“

Von seinen theoretischen Überlegungen war er zum praktischen – zur Ernährung – übergegangen. Mit aller Vorsicht und langsam steuerte er das kleine Shuttle in die Bucht. Nach dem Anlegen der Handschuhe und des Helms betraten die Neuankömmlinge die Luftschleuse und damit den Weltraumbahnhof. Sie kannten sich aus und strebten zielgerichtet dem Restaurant zu. Hauben und was sonst noch abzugeben war verschwanden in einem Regal. Bald darauf betrat das Pärchen – beide kurz vor dreißig und sehr sportlich – die Gaststätte „Stardust“. Nach einem knappen Blick in die Runde verständigten sie sich auf einen Tisch am Fenster. Das Auge wies hier selbstverständlich nicht in die Landschaft sondern in den Weltraum.

Durch das langsame Kreisen zogen Mond und Erde vorbei. Eigentlich ein gewaltiger Anblick, doch wenn man ihn schon öfters gesehen hat, geht man zu aktuelleren Dingen über. Sie blätterten in der Karte. Was gut war, konnte man unschwer erkennen. Da gab es Gerichte in – sagen wir mal – normaler Preisklasse und bessere, die ungefähr zehn mal teurer waren oder für die sogar noch mehr verlangt wurde. Die billigeren hießen im Jargon des Personals „Tütensuppen“, die anderen waren ganz und gar Naturprodukt und wurden mit den Versorgungsraketen regelmäßig geliefert. Logisch, dass auch sie gefroren waren. Aus diesem gehobenen Angebot wählten unsere beiden Gäste aus. Sie würden die Erde für lange Zeit verlassen, da durften sie das Konto ruhig strapazieren.

„Dazu noch Wein?“, wollte Manfred wissen.

„Sicher, das sollten wir!“

Auch Jane hatte die Absicht, diesen Abschluss zu genießen. Sie gaben ihre Bestellung ab.

„In drei Tagen sind wir weg! Es war doch gut, dass wir noch Venedig besucht haben. Wie jeder weiß, gibt es auch andere schöne Plätze, allein das ist eine ungewöhnliche Stadt. Keine Straßen oder Autos! Du hast das ja früher schon erlebt, für mich war es eine angenehme Überraschung. Die engen Gassen! Fraglos zu viele Menschen. Aber sicher über neunzig Prozent Touristen. Wie halten die Eingeborenen, besser die Anwohner, das nur aus?“

Jane war davon immer noch erschüttert. Ihr hatte die Reise ins alte Europa sehr gefallen.

„Ja, ich kannte es schon. Ich weiß auch, dass sie große Probleme mit dem Wasserstand haben. Wenn der Wind eine Zeit von Süden kommt, ist alles überschwemmt. Sonst wächst der Pegel immer mit der Flut, die ist bei Vollmond am stärksten. Ich habe hierauf achten müssen, als ich gebucht habe“, erklärte Manfred.

Die Serviererin hatte das Essen noch nicht gebracht. Sie schauten aus dem Fenster und sahen die Erde an sich vorbeiziehen.

„Wir werden sie lange nicht sehen! Ich habe jetzt schon Heimweh“, klagte Jane.

„Du weißt, einen großen Teil der Reise träumen wir ja. Nur, wenn Entscheidungen zu treffen sind, weckt man uns! Also merkst du die Fahrt kaum. Wer hat schon die Möglichkeit, einen erdähnlichen Planeten zu erforschen? Ich stelle mir das sehr aufregend vor. Es wird auch Erkenntnisse bringen, auf jeden Fall. Seit seiner Entdeckung wird dieser ‚Neo‘ mit allen möglichen Antennen und auf den verschiedensten Wellenbereichen untersucht. An sich erstaunlich, dass sich dort nichts entwickelt hat!“

Dass keine Signale zu registrieren waren, musste man allerdings als eine der Grundvoraussetzungen des Fluges ansehen. Allgemein wurde es als zu riskant angesehen, eine technisch hoch entwickelte Zivilisation direkt zu kontaktieren. Niemand könnte garantieren, dass sie sich friedlich verhielt. Schützte man die Erde durch Militärsatelliten, wäre das eine andere Sache. Aber es gab keinerlei Sicherheit vor einem Angriff, außerdem war unbekannt, welches technische Niveau ein möglicher Gegner hätte.

Diese Erwägungen wurden auch mit dem Team, das die Aufgabe hatte, dorthin zu fliegen, ausführlich diskutiert. Stellte der Computer auf der Reise zu dieser „Erdkugel“ fest, dass dort wider Erwarten eine ausgebildete industrielle Gesellschaft existierte, so hätte er den Flug weit umleiten und das Raumschiff zurückfliegen müssen, ohne zu landen. Zu diesem Zweck bliebe die große Antenne während des gesamten Fluges auf das Ziel ausgerichtet und jedes noch so schwache Signal bemerkte man. Bei Verdacht sollte die Mannschaft geweckt werden. Freilich glaubte keiner an eine solche Wendung. Immerhin war seit Monaten und Jahren nicht das Geringste entdeckt worden.

Endlich gab es das Essen. In Wirklichkeit verwunderlich, ja fast unmöglich: ein schönes saftiges Steak in der Umlaufbahn um die Erde! Kurz darauf kam der Wein – eine wunderbare Abrundung des Tages, wirklich geschmackvoll! Die Bedienung zündete sogar eine Kerze an. Die zwei kosteten den Augenblick aus, es würde sicherlich für lange Zeit die letzte Gelegenheit sein, gut zu speisen.

„Schön, die Städte mit ihren Lichtern!“, bemerkte Manfred mit Überzeugung.

„Die Tageshälfte ist nicht so romantisch!“, entgegnete Jane.

Man musste ihr Recht geben, es lag wohl daran, dass man die Zentren auf dem Planeten nicht sehen konnte. Beide spazierten noch ein wenig durch die zugänglichen Bereiche. Mehrmals standen sie vor einem der Fenster und sahen zur Erde. Dass sie Abschied nahmen, hätte wohl keiner zugegeben. Für den kommenden Tag war noch ein Besuch der Labors geplant. Innerhalb dieser Zeit würden die Arbeiten am „Ambassador“ beendet. Doch für heute war es genug. Sie gingen unter die Dusche und genossen das warme Wasser. Genau genommen ein unerhörter Luxus im Kosmos, mit dem Start zur Station schon bezahlt. Dann schlüpften sie ins Bett, nach dem langen Tag und der Exkursion zu müde, um mehr als den Schlaf zu erwarten.

 

Der Morgen brachte den letzten Tag in Erdnähe. Sie frühstückten ausgiebig und freuten sich über Kaffee und frische Brötchen. Dann trennte sich das Paar. Jeder strebte den Arbeitsräumen seines Spezialgebiets zu.

„Wir haben Sie noch nicht erwartet, Frau Korb!“, wurde Jane empfangen,

„Sie hätten sich ruhig etwas Zeit nehmen können, hier läuft doch nichts weg!“

„Ich habe gesagt, ich komme, und da bin ich!“

Sie schaute durch verschiedene Mikroskope und las die Forschungsberichte. Kern der Forschungen waren das Wachstum von Zellen und Zellgruppen bei stark verminderter Gravitation. Es gab recht eigenartige Effekte. Dann kam die Mittagspause. Hier traf sie erneut ihren Mann, der wie sie „Tütensuppe“ aß; jeden Tag teures Essen, das hätte man zwar für zwei, drei Tage bezahlen können, damit höbe sich allerdings jeder deutlich von den anderen ab. So schloss man sich den weiteren Forschern und Technikern an. Manfred erzählte, das er mit einem Frühstück begrüßt wurde. Folglich musste er noch einmal zulangen, denn enttäuschen wollte er seine Kollegen auch nicht. Nachdem sie vereinbart hatten, sich in ihrem Zimmer zu treffen, trennten die zwei sich für die Nachmittagsarbeit.

„Werfen Sie noch mal einen Blick auf die Mitschriften des Radioteleskops, Herr Korb! Es ist dahin gerichtet, wohin Sie fliegen. Man hört weniger als nichts: gar nichts!“

Ja, die Protokolle zeigten nur das übliche Rauschen. Da sie eine ganze Reihe von Frequenzen überwachten, war ihnen wohl wenig entgangen. Außerdem kümmerte sich ein Rechner um die Signale. Hätte er auch nur eine Spur Intelligenz bemerkt, wüsste es ein jeder. Manfred konnte sich sinnvolleren Dingen zuwenden. Die Kommunikation mit der Erdstation gehörte dazu. Hier galt es, die Störungen herauszufiltern. Reflexe der Vorgänge auf der Sonne konnten den Empfang ganz schön beeinträchtigen!

Auch der längste Tag geht einmal vorbei. Als sie abermals zusammen waren, traten sie noch zu einem kleinen Spaziergang durch Gänge und Hallen an.

Leider gab es nur wenig zu besichtigen: die Raumstation war kein Touristenobjekt sondern Arbeitsplattform, wenn auch mit einem gewissen Luxus.

Es war schon spät, morgen sollte der Flug beginnen. Langsam schlenderten sie zum Appartement zurück. An jedem Fenster blieben sie stehen und blickten zur Erde hinüber.

„Sie wird mir fehlen! Die ganze Zeit nur in dieser Blechkiste! Und wenn ein Unglück oder Defekt auftritt, sitzen wir fest“, zeigte Jane ihr Unbehagen.

„Die Technik ist gut, kaum bewegte Teile! Dadurch altert das System weniger. Joe wird sich sicher alle Mühe geben, zurückzukommen. Er will ja auch nicht im Weltall umhertreiben wie ein Komet. Wenn einer von uns zweien Fehler macht, sieht es der andere. Ich verstehe von seinem Fachgebiet eine ganze Menge und umgekehrt ist es bestimmt genauso. Zusätzlich haben wir noch den Computer. Er passt generell während des Fluges auf. Mehr Sorge habe ich vor Ausfällen. Aber, wie ich schon sagte: es bewegt sich nichts!

Du hast doch aber gewusst, dass da ein gewisses Risiko ist. Trotzdem hast du dich für den Flug entschieden!“

Manfred versuchte seine Frau zu trösten und von der geringen Wahrscheinlichkeit einer unerwarteten Schwierigkeit zu überzeugen.

„Natürlich war mir das klar! Aber wenn man vor dem steht, was man verliert, sieht die Sache ein bisschen anders aus. Doch sehen wir es so: wir bemühen uns, dass wenig verloren geht, nur zeitweise vermisst wird“, schloss Jane das Thema ab.

Nach dem Duschen erfreute sich Manfred an der Jugend seiner Frau. Kaum eine Stelle, die er ausließ. Sie war der Sache auch in keiner Weise abgeneigt, hielt ihn fest, als könnte er weglaufen. Der letzte Abend! Zwar nicht auf der Erde, aber in ihrer Nähe! Nach einiger Zeit schliefen sie ermattet und glücklich ein.

 

Die Entscheidung reift heran

 

Mitten in der Nacht wachte er auf. Er lauschte: gab es ein Geräusch? Das war es wohl nicht! Ihm war deutlich zu warm – das musste der Grund seines Aufwachens sein. War das ein technischer Defekt? Auch Jane hatte die Füße unter der Decke hervor gestreckt. Er stand leise auf, um zum Thermostaten zu gehen. Meist war der am Eingang untergebracht. Als er ihn fand, wurde die Sache klar. Zweiundzwanzig Grad! Das sollte auch nur tagsüber gelten, für die Nachtzeit war fünfzehn Grad Standard. Da hatte jemand vergessen, das umzustellen oder es hatte sich ein kleiner Fehler bei der Bedienung eingeschlichen. Auf jeden Fall problemlos zu beheben! Er stellte den Temperaturregler auf den üblichen Wert und legte sich nochmals hin. Leider konnte man nicht einfach das Fenster aufmachen, es galt zu warten, bis die Klimaanlage den neuen Wert realisierte. Vor dem Einschlafen gab es obendrein zu viel nachzudenken.

An die Schulzeit gab es nur Bruchstücke von Erinnerung. Ziemlich verschwommen war sein erstes Treffen mit der Klasse auf der neuen Lehranstalt in England. Der Anfang war nicht leicht, seine Sprachkenntnisse waren nicht erstklassig. Aber er machte sich gut, schon das erste Zeugnis zeigte das. Im Laufe der Jahre wurde sein Entschluss, das Weltall zu durchfliegen, fast schon wie eine Selbstverständlichkeit.

Dann ging es zum Abschluss auf eine andere Schule. Falls er bei seinem Ziel bliebe, im All zu arbeiten, wäre eine bestimmte Ausbildung in den USA das Richtige. Das sagten fast alle. Über Alternativen hatte er gar nicht nachgedacht; wunderbar, dass es diesen Bildungsgang gab! Er intensivierte seine Anstrengungen und gab sich Mühe, alles über das Thema „Weltraum“ zu wissen. Bevor er die Reise antrat, gab es die unterschiedlichsten Tests der Gesundheit. Zur damaligen Zeit war ihm gar nicht klar, wie viel Glück er hatte, alle Voraussetzungen zu erfüllen.

Amerika brachte viele neue Freunde mit sich, aber auch neue Aufgaben. Schon im Laufe der letzten Klasse der Schulzeit hatte er Jane kennengelernt, an dem Mädchen mit dem blonden geflochtenen Zopf fand er Gefallen.

Lange wusste er nicht, wie er sie ansprechen konnte. Dann endlich hatte er es gewagt.

Womit hatte er sich an sie gewendet? Er hatte allen Mut zusammengenommen und redete sie an:

„Würdest du mit mir Eis essen gehen?“

„Wohin wollen wir gehen?“, hatte sie als Reaktion einfach gefragt.

Ihre Antwort gefiel ihm! Nein, sie hatte nicht gelacht oder sich höhnisch lächelnd umgedreht. Später ging er mit ihr ins Kino und Wochen danach sogar zum Tanzen. Dass sie grüne Augen hatte, fand er erst zum Schluss heraus.

Im Unterschied zu ihm lebten ihre Eltern natürlich in Amerika. Nach einigen Monaten hatte sie ihm vorgeschlagen, die Wochenenden bei ihnen zu verbringen. Es dauerte nicht lange, und er galt beinahe schon als Familienmitglied. In den Ferien ging es aber aufs Neue nach Hause, zu seinen Leuten nach Deutschland. Irgendwann erzählte er von Jane und seine Mutter schlug ihm vor, sie doch mitzubringen.

Das wurde auch bald wahr und Jane eroberte sich alle Herzen. So war ein gemeinsamer Weg schon vorgezeichnet. Auch Jane interessierte sich sehr für die Sterne, fremde Planeten und vor allem für das Leben darauf. Als Kind wollte sie unbedingt einen Prinzen mit dunklen Locken haben, jetzt fand sie den sportlichen Jungen mit dessen Prinzipien und dem hartnäckigen Forschergeist toll, obwohl er blond war und glatte Haare hatte.

Nach dem Abitur war die Wahl für sie nicht schwer: es ging auf die Uni mit astronomischer und Flugausbildung. Zwar besuchten sie unterschiedliche Vorlesungen und Seminare, doch blieb genügend freie Zeit, um Pläne zu schmieden. Ein Jahr nach der Immatrikulation heirateten sie. Bevor sie über Familie nachdachten, wollten sie aber erst ihren akademischen Titel machen. Das forderte viel Disziplin, hatte doch vor allem Jane das Ziel vor Augen, feste und langfristige Bindungen einzugehen, danach aber die Entwicklung hin zu einer anerkannten Wissenschaftlerin anzustreben.

Da ergab es sich, dass die Suche nach erdähnlichen Welten erstmals in der Nähe Erfolg hatte. Was astronomische Nähe heißt, weiß jeder. Ein Planet kreiste in ungefähr Erdabstand um seine Sonne. Auch die berechnete Masse war annähernd wie gewünscht. Alle Radioteleskope richteten sich auf ihn, aber ohne Ergebnis. Nur auf Grund der minimalen Leuchtunterschiede seines Zentralsterns, wenn er ihn verdeckte, vermochte man ihn überhaupt zu finden. Eine direkte Beobachtung war unmöglich und würde es wohl noch lange bleiben. Das war die Folge der riesigen Entfernung zu ihm: Dutzende Lichtjahre Abstand zwischen seinem Sonnensystem und unserem. Damit war er unter normalen Umständen unerreichbar.

Doch die Technik war fortgeschritten: der Flug mit sehr hohen Geschwindigkeiten und auch der künstliche Kälteschlaf waren Praxis.

„Neo“, so wurde der Planet allgemein genannt – die wissenschaftliche Bezeichnung war nichtssagend – wurde von vielen Observatorien untersucht. Außer seiner Existenz konnte man allerdings kaum viel nachweisen. Vermutungen gab es um so mehr. Am Ende einigte man sich, eine Expedition zu ihm zu schicken. Zu diesem Zweck war ein Raumschiff zu bauen.

Es gab naturgemäß die verschiedensten Vorstellungen, wie es beschaffen sein sollte. Nur, wenn diese Welt Gewässer, am besten also Meere und größere Seen besäße, wäre sie für die Menschheit interessant. Ein Himmelskörper ohne Flüsse hätte auch kein Leben, zumindest nicht in unserem Sinne. Damit war die Möglichkeit der Wasserung gegeben, eine Methode, die Start und Landung ähnlich wie bei Flugzeugen erlaubte und einen wesentlich geringeren Treibstoffvorrat verlangte.

Entdeckte man entgegen allen Annahmen doch keine hinreichende Menge Wasser, würden die Untersuchungen nur auf die Umlaufbahn beschränkt sein. Mehrere Abwurfbehälter – genauer gesagt zwei - waren noch an Bord, die in diesem Falle Atmosphärendaten und wenig mehr funken sollten. Die Forschungsreise war auf das notwendige Minimum reduziert worden. Nach reichlicher Abwägung von Für und Wider wurde aber beschlossen, dass es sich um eine bemannte Exkursion handeln müsse. Die Distanz und das nicht mehr ganz neue „Einfrieren“ der Lebensfunktionen erlaubten das, die merklich flexiblere Reaktion auf unvorhergesehene Schwierigkeiten verlangten es geradezu.

Als eine echte Schwierigkeit stellte sich erwartungsgemäß der Antrieb heraus. Nach langen Diskussionen im Kreis der Wissenschaftler, Techniker und auch Politiker beschloss man, ein oder zwei Kernreaktoren in die Kreisbahn um die Erde zu bringen. Das war selbstredend eine Gefahr. Vorwiegend in der Startphase war größte Sorgfalt und Sicherung nötig. Die Stäbe mit dem radioaktiven Material durften auf keinen Fall durch eine Explosion zerstört oder beschädigt werden. Anders als so ließ sich der Energieverbrauch des Raumschiffes aber nicht in den Griff kriegen. Wesentlich war ebenfalls, dass keine bewegten Teile im System vorhanden waren. Die Elektroenergie wurde durch Halbleiter erzeugt, welche die sehr starke Strahlung umsetzten.

Damit das Gewicht der Reaktoren im Rahmen blieb, musste der Konstrukteur stärker angereicherte Brennelemente vorsehen. Das hatte einen speziellen Nachteil: die Steuerung des Reaktors konnte nur mit deutlich höherer Geschwindigkeit erfolgen als sonst. Hindernisse sind dazu da, sie zu überwinden. Die „Ambassador“ nahm inzwischen im Orbit Formen an. Die ganze Welt verfolgte die Fortschritte beim Bau. Besonders in der Anfangsphase gab es keine Zeitschrift, die nicht mehrere Seiten diesem Thema opferte. Später dann ließ das Interesse nach und normalisierte sich.

„Was denkst du eigentlich über den Flug zum ‚Neo‘? Ob da irgend etwas gefunden wird?“, eröffnete Manfred das Gespräch.

„Wenn man landen kann, wird man ohne Zweifel einiges auffinden. Es gibt bestimmt Leben dort oben. Sicher ist es auch zu erkennen. Ich habe mich schon sehr oft mit ihm beschäftigt!“, antwortete Jane.

„Dauernd denke ich an ihn! Aber da hinreisen? Es sind immerhin fünf Jahre des Lebens, davon verschläft man vier. Und wenn wir zurückkämen, wären wir allein. Kaum einen, den wir kennen, würden wir wiedersehen. Aber die Ergebnisse sollten unweigerlich für vieles entschädigen. Es ist genau das, was wir wollen. Von dort die Verbindung zu halten – das wäre eine Herausforderung! Und die Navigation in einem fremden Sternensystem! Ich denke, für uns beide könnte das der richtige Schritt sein. Natürlich geht das nicht, wenn du nicht willst. Was hältst du davon?“

Jane spürte die Begeisterung. Es gefiel ihr, dass er ihre Entscheidung abwarte und respektierte. Die Sache selbst war genau das, wovon sie immer geträumt hatte. Ein fremder Planet - neue Tiere und Pflanzen! Das müsste die Aufgabe des Lebens sein! Aber während sie schliefen, verging viel Zeit. Ihre Verwandten und Freunde – keiner wäre mehr da. Manfred wollte offensichtlich gerne fliegen. Ihre Eltern und seine würden das akzeptieren. Doch zwischen Wunsch und Gelegenheit liegen Welten. Warum sollte man gerade sie auswählen?

„Ich käme mit, die Chancen sind einfach toll! Aber erst müssen wir uns bewerben. Ob man uns nehmen wird?“

Ein Schreiben wurde aufgesetzt und wenig später abgeschickt. Das war der erste Schritt. In der Eingangsbestätigung stand, man müsse ungefähr mit einem halben Jahr bis zu nächsten Ereignissen rechnen. Man würde sie rechtzeitig benachrichtigen. Ein sonderlich sicheres Gefühl hatten sie beide nicht, war ihre Ausbildung doch noch nicht abgeschlossen. Wer lässt sich schon auf Leute ohne Zeugnisse ein?

„Wohin geht es dieses Jahr in den Semesterferien? Was ist gut für ein altes Ehepaar?“

Jane war abermals ein wenig übermütig. Aber sie hatte Recht: es galt, den Urlaub zu planen! Er hatte sich noch keine Gedanken gemacht, das tägliche Einerlei der Seminare und Prüfungen hatte ihn voll im Griff.

„Was denkst du über ‚Old England‘?“, schlug er vor.

„Gute Idee - da sieht man noch Geschichte! Wir haben noch die Möglichkeit, ein paar alte Städte zu besuchen und dort ein wenig zu shoppen. Leider ist das finanzielle Stehvermögen von Studenten begrenzt, aber ich hoffe auf unsere Eltern!“

Damit galt die Reise ins nicht mehr so frische Europa als genehmigt. Als es soweit war, besuchte das Paar uralte Burgen und Schlösser, verschiedene Orte und auch die Schule, auf der Manfred einen Teil seines Lebens verbracht hatte. Klarer Fall, dass man London nicht vergaß, ohne einen Abstecher hierher ist keine Tour komplett.

Nachdem sie in ihren gegenwärtigen Wohnsitz Pittsburg zurückgekehrt waren, erwartete sie eine Überraschung. Ein Brief teilte ihnen mit, dass sie zum Rektor ihrer Universität geladen worden waren. Es ginge um ihre Bewerbung.

„Wir werden doch deswegen keinen Ärger von unserer Uni kriegen?“, meinte Jane.

 

Pünktlich zum Termin gingen sie zum Rektorat, wohin man sie bestellt hatte. Als die beiden das Büro betraten, sahen sie sich einer Reihe unbekannter Leute gegenüber. Bevor sie Anstalten machen konnten, jemanden zu begrüßen oder sich vorzustellen, nahm der Rektor, Prof. Greenshoe, das Wort. Es war ein hagerer Mann, den sie schon gesehen aber nie gesprochen hatten.

„Guten Tag, Familie Korb! Schön, dass ich mit Ihnen einmal zusammenkomme. Sie kennen die anwesenden Herren nicht. Es sind Spezialisten auf ihren Gebieten, die alles über sie gelesen haben, was in diesem kleinen Bericht steht.“

Er hielt ein paar Schreibmaschinen-Seiten hoch.

„Doch nun der Reihe nach. Sie haben einen Antrag abgegeben. Stehen sie noch dazu?“

Seine Augen musterten das Paar, das ein wenig verloren dastand.

Beide nickten.

„Davon war ich ausgegangen, und sicher die anderen auch!“

Er blickte lächelnd in die Runde.

„Anzunehmen, dass man sich dergleichen gut überlegt hat. Ihre Seminarleiter sehen keine Probleme, den Abschluss als Bachelor im kommenden Jahr zu kriegen. Was so zu hören war, wollen Sie danach den Grad als Master erreichen. Das ist zwar löblich, wir müssen es allerdings verschieben. Dafür wird keine Zeit sein. Ihre Leistungen im Studium sind wirklich ganz in Ordnung. In weiteren Bereichen, die Sie genauso brauchen, fehlt Ihnen leider jede Qualifikation. Wir denken, dass Sie genau diese Voraussetzungen in den folgenden Wochen und Monaten erarbeiten werden. Sind Sie schon auf einem Schiff gefahren? Vielleicht ja, weder der eine noch der andere haben es jedoch selbst gesteuert! So ist es auch mit Flugzeugen und auf manchem anderen Gebiet. Da kommt viel auf Sie zu!“

Professor Greenshoe legte eine Pause ein.

„Hier sitzen die Fachleute, deren Gebiete Ihnen nun nähergebracht werden sollen! Und ich habe mir sagen lassen, schon mancher ist an diesen Zielen gescheitert. Jetzt sollten Sie dem ganzen Verfahren zustimmen, dann können Sie sich ihre zukünftigen Ausbildungspläne ansehen. Nur erwähnen will ich, dass ich ausgesprochener Theoretiker bin und von ihren neuen Herausforderungen wenig verstehe.“

„Gibt es schon einen Zeitplan?“, wollte Manfred erfahren.

„Es gibt eine Reihe Pläne, darunter auch den, von dem Sie wohl sprechen. Das Raumschiff wird gerade angefangen. Wie viel schon konstruiert und gebaut ist, kann ich nicht sagen. Soweit ich informiert bin, wird es etwa zweihundert Meter lang sein, Ionenantrieb und damit mindestens einen Reaktor haben und als Wasserflugzeug auf Neo niedergehen. Man hat gesagt, es soll in zwei bis drei Jahren startklar sein. Ob das einzuhalten ist, na, ich bin selber neugierig darauf! In dieser Zeit darf Ihnen nichts passieren, kein Unfall und keine langwierige Erkrankung.

Sollte doch Ungeplantes eintreten, fliegt für Sie eine Ersatzmannschaft. Also, bleiben Sie gesund! Ihre Aufgaben ergeben sich aus ihrem bisherigen Werdegang. Es wird noch zwei weitere jetzige Studenten geben, die mitfliegen. Für sie gilt das Gleiche, was ich gerade bemerkt habe. Diese vier Leute sind gezwungen, mit allen Geräten des Raumschiffs zurechtzukommen; sie müssen sogar Meister hierauf sein. Möglichst alle sollen auch in der Lage sein, sich gegenseitig zu ersetzen, das wird bei ihrem Unterricht beachtet!

Wenn sie mit den Grundsätzen einverstanden sind, übergebe ich Sie den Händen der Ausbilder!

Bevor ich es vergesse, es ist nötig, dass sie beide noch ein weiteres Studium anfangen, das geht nicht anders. Sie, Frau Korb, haben die Pflicht, sich mit Medizin zu beschäftigen. Zwar ist nach Plan die zweite Frau Medizinerin, es ist in einem gewissen Umfang jedoch nötig, sich darin auszukennen. Dazu gehört selbstverständlich auch die ärztliche Praxis, also Arbeit in der Klinik. Herr Korb wird sich noch der Informatik und Elektronik annehmen. Für mehr als vier Personen ist kein Platz und qualifizierte Leute müssen auch vor Ort sein! Dazu kommen naturgemäß noch etliche praktische Fertigkeiten, die Sie beherrschen werden.“

Professor Greenshoe schaute sie fragend an.

„Geht recht schnell – was?“, wollte er wissen.

Konnte man das bewältigen oder endete es in einer Blamage? Bisher hatten sie alles gepackt, was sie sich vornahmen!

„Es scheint der beste Weg zu sein, klingt alles sehr vernünftig. Ich würde mich freuen!“, legte Jane vorsichtig ihre Sicht der Dinge dar. Ihr Blick war zu ihrem Mann gewandt.

„Ich bin selbstredend auch dabei! Das wünsche ich mir seit langem.“

Manfred war von der Aufgabe begeistert. Vor seinem Auge sah er hingegen schon die Nachtschichten, die nötig wurden.

 

Der Flughafen kam näher und nahm deutlich mehr Raum ein. Korb zwang sich, ruhig zu bleiben. Immerhin, seine erste Landung allein in einem Motorflugzeug!

„Ziehen Sie nochmal hoch! Sie sind zu nahe am Ende der Rollbahn!“

Beruhigend, wenn jemand mit ihm sprach. Er zog den Steuerknüppel sachte an. Nur keine hektischen Bewegungen, das machten nur Anfänger. Die Maschine stieg, wurde aber langsamer. Der Motor - Gas geben nicht vergessen! Behutsam schob er den Gashebel nach vorn. Es sollte sich nicht allzu wild anhören. Nach einer Rechtskurve versuchte er es erneut. Diesmal kam er früher in Bodennähe. Er setzte auf und bemühte sich, ruhig auszurollen. Als das Flugzeug stand, nährte sich ein Auto.

„Sah schon ganz gut aus, noch ein paar Mal, und Sie meistern auch eine größere Kiste!“

Der Fluglehrer war gelassen, sonst hörte sich das ganz anders an. Ein Blick auf die Uhr zeigte das Kommen der ersten Pause.

„Mr. Mow, ich würde gern in die Kantine gehen, ist das möglich?“, schlug Manfred vor.

„Sie haben wohl noch nicht gefrühstückt? Na, gehen wir!“

Mow war ein verträglicher Mensch. Mit ihm gut auszukommen war leicht.

Die Baracke wurde deutlicher und mit jeder Umdrehung der Räder schäbiger, als sich das Auto näherte. Aus geringer Entfernung sah man, das die Bude alles andere als eine Schönheit war. Der fahrbare Untersatz wurde in die Reihe der sonstigen abgestellt. Ein gestandener Mann und unser Student gingen in den einzigen Raum.

Als der jüngere zwei Gläser Whisky bestellte, sah der ältere überrascht auf.

„Uni hin oder her, auf diesem Gebiet sind Sie eindeutig besser - ich heiße Manfred! Nennen Sie mich beim Vornamen, das ist OK!“

„Gut, dann wirst du mich in Zukunft Hannibal rufen! Meine Freunde sagen nur Hal, das ist kürzer. Also Hal, klar?

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 21.09.2018
ISBN: 978-3-7438-8151-8

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