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Höllenhunde und Fliegerei

Frau Wagner trat mit noch leicht verklebten Augen in die Küche und goss sich ein Glas Wasser ein, als sie erschrocken zusammenfuhr. »Bitte entschuldigen sie, dass ich sie so überfalle, Frau Wagner. Ich bin Helaku.« Sie setzte sich schwer atmend auf einen Stuhl. “Der Gedankenleser, ich weiß!” Sie sprach laut, weil sie nicht recht wusste, wie sie sich verhalten sollte. »Ich würde sie nicht belästigen, aber ich muss dringend mit Julia oder Mika sprechen und ich kann beide nicht wecken aus dieser Entfernung.« “Aber sie müssen doch schlafen! Was ist denn so Dringendes?” »Überall auf der Welt bricht Panik aus. Höllentore haben sich geöffnet und weitere Höllenhunde ausgespuckt. Drachen sind plötzlich aufgetaucht und zerstören blind, was ihnen in den Weg gerät. Wir müssen handeln!« Frau Wagner seufzte und dachte an die furchtbaren Momente am Tag vorher in denen sie selbst so einem Höllentier gegenübergestanden hatte. “Ja, das sehe ich ein. Ich werde mein Bestes tun die beiden zu wecken.” Sie wankte ins Wohnzimmer hinüber und schüttelte Mika etwas unsanft wach. Er schrak auf und griff nach ihren zitternden Händen. “Du lieber Himmel, Frau Wagner … äh, Liesbeth! Was ist passiert?” Sie schüttelte den Kopf. “Komm, setz dich erst mal hier hin.” “Euer Freund Helaku hat sich bei mir gemeldet.” Er sah sie bestürzt an. “Per Gedankenbotschaft?” Sie nickte nur. “Ohje!” Er griff kurz nach San Tanabea und hielt gleich darauf ein Glas Cognac in der Hand. “Das erste Mal ist das ein ganz schöner Schock. Hier trink das. Das wird dir gut tun.” Sie stürzte den Cognac hinunter und stellte das Glas klirrend auf den Tisch. “Was hat er gesagt? Es muss wichtig gewesen sein.” Sie nickte. “Er sprach von offenen Höllentoren und Höllenhunden und von Drachen.” Mika schluckte die aufsteigende Panik hinunter. “OK, du wirst dich jetzt schön hier aufs Sofa legen und dich ausruhen und ich werde mich um das Andere kümmern.” Er setzte sich in den nächsten Sessel und schloss tief atmend die Augen. »Helaku?« »Mika! Gott sei dank, du bist wach! Die Hunde gestern bei euch waren nichts im Vergleich zu dem, was jetzt kommt! Eben hat der Präsident persönlich angerufen. Die haben uns gestern im Fernsehen gesehen. Und nachdem jetzt auch in Amerika die Hölle ihre Tore geschlossen hat - Ich meine natürlich geöffnet hat, sind wir gefragt sie wieder zu schließen. Aber nicht nur hier: überall auf der Welt. Und dazu kommt noch ein gutes Dutzend Drachen.« »Überall auf der Welt sagst du? Aber wir können doch unmöglich überall gleichzeitig helfen!« »Ich weiß! Aber handeln müssen wir!« »Du hast natürlich Recht! Also gut, wir werden die Mädchen vorerst schlafen lassen. Sie müssen uns später ablösen. Ist Kane schon wach?« Eine Weile schwieg Helaku doch dann meldete er sich wieder. »Wacht gerade auf.« »Gut, bitte kontaktiere ihn. Ich werde ein schnelles Frühstück machen, ihn dann abholen und zu euch kommen. Du bleibst bitte wo du bist. Du bist sozusagen unsere Zentrale und wirst unsere Einsätze nach Dringlichkeit koordinieren.« Er öffnete die Augen. Frau Wagner sah ihn gespannt an. Er atmete tief durch. “Jetzt haben wir wirklich ein Problem! Wir brauchen deine Hilfe, Liesbeth. Offenbar sind überall auf der Welt ähnliche Dinge passiert, wie gestern hier bei uns. Nur können leider auch wir nicht überall zur gleichen Zeit sein. Ich werde mich gleich mit Kane und Warren auf den Weg machen und das Problem angehen. Die Mädchen lassen wir noch etwas schlafen, aber in drei oder 4 Stunden werden wir zu erschöpft sein, um weiter zu kämpfen. Dann sind die Mädchen dran.” “Und was sollen wir dabei tun?” Sidney war unbemerkt dazu getreten. “Euch … ich meine sie …” Sidney lächelte. “Bleib bei du und Sidney, Mika. Ich gehöre zur Familie.” “Danke! Also euch wäre ich dankbar, wenn ihr für Verpflegung und rechtzeitigen Truppenwechsel sorgen könntet.” “An dir ist ein General verloren gegangen, mein Junge. Aber ich denke, diese Art von Hilfe können wir bieten. Nicht wahr, Liesbeth?” Frau Wagner nickte und stand auf. “Geht sofort los. Was möchtest du frühstücken?” “Nur irgendetwas Kleines. Ich muss los.” Die beiden Frauen sahen sich kopfschüttelnd an. “Da zieht der Junge los, um wild gewordene Bestien einzufangen und will nur was Kleines frühstücken!” Die beiden verschwanden in der Küche. Mika lehnte sich einen Moment im Sessel zurück und schloss die Augen. Drachen! Sie waren gestern kaum mit den Höllenhunden klar gekommen. Was sollten sie jetzt nur gegen die Drachen tun? Drachen konnten ihnen einfach davon fliegen und anderswo weiter Ärger machen. “So, mein Junge, da du so tatendurstig bist, haben wir dir jetzt wirklich nur eine Kleinigkeit gemacht. Das nächste Mal, wenn du kommst, gibt’s was Besseres!” “Ich hoffe nur es gibt ein nächstes Mal! Wenn ich daran denke, wogegen ich kämpfe, wird mir übel.” “Du schaffst das schon, mein Junge!” Er aß schnell ein paar Scheiben Brot. “So, ich mache mich jetzt auf den Weg. Vielleicht macht ihr euch den Fernseher an. Sie werden es vermutlich in den Nachrichten bringen. Da bleibt ihr vielleicht auf dem Laufenden. … Oh, und noch etwas. Wenn ihr meinen Eltern bescheid sagen könntet?” Sidney lächelte. “Wird alles erledigt!” Mika zögerte einen Augenblick. “Danke!” Dann war er verschwunden. “Oh, dieser Junge!” lachte Frau Wagner, schaltete den Fernseher ein und geriet mitten in einen aufgeregten Bericht über einen Höllenhund in Berlin, der auf einer Hauptverkehrsstraße, mitten im Berufsverkehr wütete. Direkt anschließend wurde berichtet, dass weitere dieser Kreaturen nicht nur überall in Deutschland, sondern auch überall auf der Welt gesichtet worden waren. “Nun, die Biester sehen wirklich so gefährlich aus, wie es sich gestern angehört hat. Ich kann es immer noch nicht ganz begreifen, dass ausgerechnet unsere Kinder jetzt da raus müssen. Aber was Neues haben die uns noch nicht erzählt!” “Nein, Sidney, für uns wird es wahrscheinlich erst interessant, wenn sie - wie nennen sich unsere Kinder noch gleich? - die Krieger des Lichts entdecken. Komm, machen wir uns an die Arbeit. Die Kinder brauchen Kraftfutter und viel zu trinken. Hoffentlich haben wir genug im Haus.” “Ich befürchte eher nicht. Wir haben 7 hungrige Mäuler zu stopfen, meine Liebe!” Frau Wagner überlegte kurz. “Dann ist es wohl am Besten, wenn wir Mikas Vater um Hilfe bitten.” Gesagt - getan, und eine halbe Stunde später hielt Hiroshi Jatsushiro mit dem Wagen vor der Tür und schleppte gemeinsam mit seiner Frau einen riesigen Berg Lebensmittel rein. Es gab eine kurze Vorstellung unter den Frauen, dann machten sich Liesbeth und Sidney wieder an die Arbeit, während Familie Jatsushiro wieder fortfuhr, um weitere Läden leer zu kaufen. Bei dem was in der Welt los war, musste man mit einem tagelangen Kampf rechnen. Hier in der Stadt war zwar bisher noch nichts von der Aufregung in der übrigen Welt zu spüren - hier waren noch keine neuen Monster aufgetaucht - aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sich das herumgesprochen hatte.

Julia kam verschlafen die Treppe herunter und trat in die Küche. Erstaunt sah sie sich um. “Was ist denn hier los?” “Oh, guten Morgen, mein Schatz! Du bist schon auf?” Liesbeth sah zur Uhr. “Kein schlechtes Timing, meine Liebe!” sagte sie anerkennend. “Komm, nimm dir was zu essen. Ich fürchte, ihr müsst gleich in den Einsatz. Die Höllentore überall in der Welt haben sich geöffnet und ähnliche Kreaturen wie bei uns gestern ausgespuckt.” Julia verschluckte sich vor Schreck an ihrem Brötchen. Sie hustete. “Warum hast du uns nicht geweckt? Wir müssen was unternehmen! Wo ist Mika?” Liesbeth hob kurz die Schultern. “Irgendwo da draußen. Die Jungen sind schon seit Stunden im Einsatz.” “Und warum wissen wir noch nichts davon?” “Nun, weil dein Verlobter beschlossen hat, dass ihr im Schichtdienst arbeiten müsst, damit ihr alle bei Kräften bleibt. Das finde ich nicht unvernünftig.” Julia seufzte. “Nein, du hast Recht, Sidney. Ich geh dann mal Carry wecken.” Sie biss in ihr Brötchen und ging langsam die Treppe wieder hinauf. Seufzend sah sie auf Carry hinunter, die noch tief und fest schlief. Sie biss noch mal von ihrem Brötchen ab. Am liebsten hätte sie das Mädchen schlafen gelassen. Carry hatte gestern schon so hart gekämpft, aber es half nichts. Sie brauchten sie. Sie weckte sie sanft. “Komm, Carry. Wir haben viel zu tun heute. Wir müssen aufstehen.” “Was ‘n los?” Julia lächelte traurig während sie sich anzog und San Tanadina wieder an ihrem Gürtel befestigte. “Werd erst mal richtig wach, meine Liebe.” Carry setzte sich auf und rieb sich die Augen. “Ich bin wach.” “Wart mal wie wach du erst bist, wenn ich dir erzähle, was ich eben erfahren habe!” Carry gähnte. “Komm mach ‘s nicht so spannend!” Julia seufzte. “Also gut! Es sind noch 100 bis 1000 von diesen Höllenhunden aufgetaucht. Die Jungen sind schon seit Stunden im Einsatz.” Carry riss die Augen auf. “Und warum zum Himmel wissen wir das nicht?” Julia lächelte. Carry war jetzt tatsächlich mit Leib und Seele eine Kriegerin des Lichts. “Weil Mika uns klugerweise als Reservekommando eingeteilt hat. Ich schlage vor du ziehst dich jetzt an und gehst runter zum Frühstück. Mum und Tante Sidney sind offenbar auch schon seit Stunden am schuften. Unten sieht es aus, als wollten sie eine ganze Kompanie versorgen. Ich werde mich inzwischen mal zum Dienst melden.” Carry nickte und verschwand im Bad während Julia nach San Tanadina griff und Mika zu erreichen versuchte, doch Helaku klinkte sich ein. »Guten Morgen, Julia! Ich sehe du hast die gute Nachricht schon gehört.« »Guten Morgen, Helaku! Was an dieser Nachricht soll gut sein?« »Wir werden gebraucht! Egal, weshalb ich mich gerade eingeschaltet habe, Julia: Lass Mika lieber gerade in Ruhe. Der braucht alle Konzentration für den Höllenhund. Ich werde ihn gleich in die Pause schicken. Hast du schon gefrühstückt?« Julia lächelte. »Nicht wirklich! Ich wollte mich erst mal über den Stand der Dinge informieren.« »Das kann ich dir sagen: Mika und sein Team haben euch noch ungefähr 1000 Höllenhunde übrig gelassen. Um die Drachen haben sie sich bisher noch gar nicht gekümmert.« »Drachen? Wann hatte Mum eigentlich vor, mir von denen zu erzählen? Herzlichen Glückwunsch! Wir sind gestern kaum mit drei Höllenhunden klargekommen. Jetzt haben wir 1000 von denen am Hals und sollen uns auch noch mit Drachen herumärgern! Wo ist Sanura?« »Beim Frühstück!« »OK, sag den Jungs, sie sollen ‘ne Pause machen, wir sind in 10 Minuten klar zum Einsatz. Wo sollen wir hin?« »Ich schlage vor, ihr kümmert euch um den in Berlin, der den gesamten - natürlich völlig unnützen Fluchtverkehr aufhält. Ein paar Kilometer weiter versucht einer das Bundestagsgebäude auseinander zu nehmen. Auf die Waffen des Militärs scheinen die Viecher nicht zu reagieren. Sie kommen zwar nur langsam vorwärts, aber sterben tun sie eben auch nicht.« »OK, wir melden uns, sobald wir diese beiden erledigt haben.« Sie öffnete die Augen und biss wieder von ihrem Brötchen ab. Langsam ging sie wieder nach unten. Carry stand im Flur. “Wollen wir?” Sie schien ordentlich tatendurstig zu sein. Julia lächelte und reichte ihr die Hand. “Auf geht’s! … Wir sind weg, Mum! Aber die Jungen sollten gleich kommen.” Noch bevor die Frauen in der Küche etwas sagen konnten, waren sie verschwunden, um Sekunden später in Sanuras Zimmer wieder aufzutauchen. Sanura trat gerade mit ihrer Mutter zusammen ein. “Ah, Julia, Carry, da seid ihr ja schon! Meine Mutter möchte euch etwas geben. Ich habe ihr gestern von deiner kleinen Lüge erzählt, Julia.” “Und? Ist sie mir böse?” Sanura lächelte. “Nein, im Gegenteil. Da das Ganze ihrem Schutz gedient hat, ist sie dir sogar dankbar für diese Lüge. Sie möchte euch diese Schutzamulette schenken. Sie sollen euch vor allem Bösen bewahren. Diese Amulette haben eine lange Tradition hier in Afrika. Sie stammen noch aus vorchristlicher Zeit, sind aber längst christianisiert worden.” Julia senkte den Kopf, ließ sich die seltsame, offenbar aus Knochen bestehende Kette um den Hals legen und bekreuzigte sich ungeschickt. Carry nahm ihr Amulett in der gleichen Weise in Empfang. “Bitte danke deiner Mutter in unserem Namen, Sanura. Wir können jede Art von Hilfe gebrauchen.” Sanura sagte noch etwas in ihrer Muttersprache zu ihrer Mutter, dann streckte sie Julia ihre Hand entgegen. “OK, an die Arbeit!” Julia seufzte. “OK, packen wir ‘s an. Auf nach Berlin!” Als sie in Berlin in der Nähe der Höllenhunde auftauchten war es beinahe als träfe sie der Schlag. Da standen hunderte von Autos in Flammen, Panzer feuerten unaufhörlich aus einem Dutzend großer Geschütze und ein halbes Dutzend Hubschrauber feuerte aus der Luft tonnenweise Munition nutzlos gegen dieses Tier ab. Sanura schüttelte den Kopf. “Ich brauche ein Messer!” Julia nickte und reichte ihr mit einem Griff nach San Tanadina eines. “Und ich brauche den Befehl habenden Offizier! Dieses Geschützfeuer muss aufhören!” Sie steuerte auf die Linie der Soldaten zu, die die Straße abgesperrt hatte. Nach einem lässigen militärischen Gruß fragte sie nach dem Befehl habenden Offizier und der junge Mann, kaum älter als sie selbst wies ihr die Richtung. Carry und Sanura folgten ihr beeindruckt. Der Offizier, den sie fanden war sicher nicht der, den sie tatsächlich brauchten, aber er konnte sie sicher dahin bringen. Julia ging selbstbewusst auf ihn zu und grüßte in ebenso lässiger Form wie vorhin schon. “Wo finde ich den Befehlhabenden? Ich gehöre zum Sondereinsatzteam des Krisenkommandos.” Der Offizier schien beeindruckt und winkte einen seiner Untergebenen zu sich. “Der Verbindungsoffizier wird sie zum Kommandostand bringen.” Er salutierte. “Vielen Dank!” Julia folgte lächelnd dem Verbindungsoffizier und winkte ihren Freundinnen ihnen wiederum zu folgen. Endlich standen sie vor dem Mann, der zumindest für diesen Höllenhund das Geschützfeuer einstellen konnte. “Guten Tag, meine Herren! Julia nickte in die Runde. “In Anbetracht der Lage will ich es kurz machen. Ich möchte darum bitten, dass das Geschützfeuer sofort eingestellt wird. Es ist ohnehin sinnlos. Ich habe Kämpfer mitgebracht, die das Problem im Nahkampf schneller lösen können.” “Wer sind sie?” “Ich gehöre zu einem privaten Sondereinsatzteam für alle Aufgaben des Bereiches Unlösbar. Wir sind nur wenige Leute, aber gut ausgebildet und gut ausgerüstet. Ein zweites Team aus unserer Gruppe jettet bereits seit einigen Stunden um die ganze Welt und hilft überall da, wo es besonders brenzlig wird.” “Ah, ich habe von diesen jungen Leuten gehört. Der Minister sprach bereits davon, dass er sie zu erreichen versuchte. … Feuer einstellen!” Der Befehl wurde umgehend per Funk weitergegeben. Julia drehte sich zu Carry und Sanura um. “OK, Mädels, ihr kümmert euch um den Hund und das Tor und ich kümmere mich um das Feuer und den nächsten Einsatz.” Die beiden nickten und verschwanden. “Wie denn? Diese beiden jungen Dinger sollen gegen diese Bestie kämpfen?” Julia nickte lächelnd. “Aber sicher doch. Das sind unsere besten Kämpfer. Sie werden sich wundern, wie schnell sie uns wieder los sind. Mein Einsatzleiter sagte mir, wir sollen uns als nächstes um den Hund am Bundestagsgebäude kümmern. Bitte sind sie so nett und informieren den dortigen Befehlhabenden über unser Kommen. Er soll in - sagen wir 20 Minuten das Geschützfeuer einstellen lassen.” Der Mann sah sie ungläubig an. “In 20 Minuten? So schnell sind sie niemals dort!” “Warum denn nicht? Sehen sie, die beiden haben den Kampf schon aufgenommen.” Er schaute zum Kampflatz hinüber. “Wie denn? Sie kämpfen mit Feuer?” Julia nickte. “Ja, mit Feuer, um das Tier zu blenden und einen Augenblick abzulenken und mit einem Messer um es mit einem einzigen Stich ins Herz zu töten.” Das Tier stürzte zu Boden. Julia konnte sehen, wie Carry vor das Höllentor trat. “Sie sehen, die beiden sind schnell und sicher. Und jetzt entschuldigen sie mich bitte einen Augenblick. Ich muss mich konzentrieren.” Sie legte ihre Hand an San Tanadina und schloss die Augen. Entschlossen kämpfte sie das Feuer nieder, wie sie es von Carry gelernt hatte. “Also, kann ich mich darauf verlassen, dass in einer Viertelstunde am Bundestagsgebäude die Waffen schweigen?” “Ja, selbstverständlich!” Der hohe Offizier salutierte und griff nach dem Funkgerät. “Oh, ich hätte da noch eine Bitte. Hätten sie vielleicht einen kleinen Vorrat an Messern für uns? Dummerweise werden sie jedes Mal, wenn ein Hund stirbt mit vernichtet.” Ein junger Soldat, der in der Nähe stand salutierte hastig. “Ich kümmere mich sofort darum, Mam!” Der Offizier blickte ihm missbilligend nach, doch Julia lächelte. “Machen sie ihm keinen Vorwurf! Ich bin ihm unheimlich. Das kann man ihm kaum übel nehmen.” “Ein Soldat hat Befehle auszuführen - nichts anderes!” “Bitte vergessen sie nicht: Soldaten sind auch nur Menschen. … Oh, für den Fall, dass ihre Vorgesetzten sich entschließen sollten, das Kunststück, das sie eben gesehen haben, nachmachen zu lassen: setzen sie nur wirklich gut ausgebildete Leute ein. Es muss schnell gehen. Und noch eines: Die Leute sollen sich vom Schwanz fernhalten. Der ist giftig - tödlich giftig - und es gibt zurzeit kein Gegenmittel.” “Woher zum Teufel, wissen sie das alles?” “Oh, wir hatten bereits mit einem paar dieser Exemplare zu tun. Guten Tag!” Sie legte kurz ihre Hand grüßend an die Stirn und ging. Ihre Freundinnen traf sie ein paar Meter weiter. “Gut gemacht, ihr beiden! … Ah, wunderbar! Vielen Dank, Soldat!” Der junge Mann brachte kein Wort heraus und floh zurück in den Kommandostand.” Julia lächelte. “Ich glaube, das wird für die nächsten paar Stunden genügen.” Sie betrachtete die Messer genauer. “Nicht gerade handlich, oder?” Sanura grinste. “Ich werde wunderbar damit klarkommen!” Sie schob je eines in ihre Stiefel, zwei hinter ihrem Rücken in ihren Gürtel und behielt das letzte einfach in der Hand. “Wo ist der Nächste?” Julia lachte. “Immer schön langsam mit den jungen Pferden. Lasst uns erst mal ein Stück gehen, damit wir aus ihrem Blickfeld verschwinden.” Sie gingen los. “Julia, lass mich die Feuer übernehmen. Du hast genug mit der Organisation zu tun.” “Das ist auf Dauer viel zu anstrengend für dich, Carry. Ich habe San Tanadina.” Carry schluckte. “Das ist schon wahr, Julia. Aber du musst deine Kräfte schonen, damit du uns im Notfall wieder zusammenflicken kannst.” Julia wurde blass. “Oh, nein! Nur das nicht!” Sanura legte ihr eine Hand auf die Schulter. “Bis jetzt ist noch nichts passiert und wir sind ja auch alle vorsichtig, aber Carry hat Recht. Wir müssen auf das Schlimmste vorbereitet sein.” Julia sah sich seufzend um. “Ihr habt natürlich Recht! … Na, kommt, es wird Zeit.” Sie legten ihre Hände in der inzwischen vertrauten Geste zusammen und wechselten den Ort. Sie sahen sich um. Dieses Höllentor befand sich offenbar direkt im Eingangsbereich des neuen Bundestagsgebäudes. Das Geschützfeuer war noch nicht eingestellt worden. Julia sah auf die Uhr und seufzte. “Machen wir uns bemerkbar.” Sie gingen auf den nächsten Soldaten zu. “Haben sie Funkverbindung zu ihrem Offizier?” Er schüttelte den Kopf. “Nein, Mam, aber sie finden ihn 100 Meter weiter.” “Danke!” Sie gingen in die Richtung, in die der Soldat gewiesen hatte und fanden den Offizier. Diesmal sparte Julia sich die Höflichkeiten. “Bitte melden sie dem Befehlhabenden, dass das Sondereinsatzteam eingetroffen ist.” “Jawohl, Mam! Sofort, Mam!” Julia grinste ihre Freundinnen an. “Ich glaube, ich könnte mich doch an den Militärdienst gewöhnen.” Sanura verzog das Gesicht. “Nicht, wenn du ganz unten anfangen musst!” “Das Feuer wird eingestellt, Mam!” “Danke! … Also los, Mädels! Passt auf euch auf!” Sie kontaktierte Helaku während sie beobachtete, wie Carry und Sanura arbeiteten. »Julia! Ihr seid gut! Ihr seid kaum eine halbe Stunde im Einsatz und habt schon zwei erledigt!« »Am zweiten arbeiten Carry und Sanura noch. Sie haben ausdrücklich darauf bestanden, dass ich mich im Hintergrund halte, damit ich sie wieder zusammenflicken kann, wenn ihnen etwas passiert.« »Das halte ich auch für eine kluge Einrichtung, obwohl ich hoffe, dass wir deine Dienste nicht brauchen. Ihr seid trotzdem um Einiges schneller als die anderen. Habt ihr einen Tipp?« »Die beiden arbeiten mit Feuer, um die Köpfe zu blenden und abzulenken und diesen kurzen Moment nutzt Sanura für einen einzigen Stich direkt ins Herz. Sieht sehr beeindruckend aus. Vor allem, weil sie sich immer besser einarbeiten. Ich hätte im Traum nicht gedacht, dass Carry so teamfähig ist. - Wo sollen wir als nächstes hin?« »Shanghai - Zentrum. Carry wird dir den Weg weisen müssen.« »OK, ich melde mich!« “Ich soll euch ein großes Lob von Helaku aussprechen. Ihr seid offenbar besser als Mikas Team mit drei Mann.” Carry hob kurz die Schultern. “Kunststück! Wir haben die passenderen Gaben.” Julia lachte. “Du hast Recht, aber ihr beiden seid wirklich ein außergewöhnlich gutes Team. OK - unser nächstes Ziel ist irgendwo in Shanghai. Helaku konnte nichts Näheres sagen. Er meinte nur, dass du uns führen kannst, Carry.” Carry nickte nur und sie machten sich auf den Weg. Als sie wieder auftauchten, bekamen sie Probleme überhaupt zusammen zu bleiben. Die Chinesen drängten zu tausenden durch die Straße. “Haltet euch fest, Mädels! Wir springen weiter in die Richtung aus der die hier kommen.” Sie gab den Impuls an San Tanadina weiter und schon standen sie ein Stückchen abseits auf einem Dach und sahen sich um. Carry stöhnte. “Jetzt weiß ich, was meine Lehrer mit Überbevölkerung der Volksrepublik China meinten! Wo kommen nur all diese Menschen her?” “Von da!” Julia wies blass in eine Richtung, die auf der anderen Seite des Hauses lag. “Oh, mein Gott! Was ist das denn? Das Tor ist ja mindestens zehnmal so groß, wie die, die wir bis jetzt gesehen haben!” Julia nickte. “Hoffen wir nur, dass der Hund, den wir da finden nicht auch zehnmal so groß ist, wie die anderen.” Sie schluckte. “Lasst uns gehen!” Sie landeten in der Nähe eines Militärbehelfs. Hinter den Reihen der Soldaten, die aus allen Rohren feuerten entdeckten sie nicht einen, sondern 10 Hunde - allerdings immerhin in gewohnter Größe. »Helaku! Weißt du eigentlich, wo du uns gerade hingeschickt hast?« »Nicht wirklich genau, nein. Ich habe etwas Sprachprobleme.« »Dann sieh dir an, was ich sehe!« Sie öffnete ihren Geist, um Helaku Zutritt zu ihren Gedanken zu gestatten. »Oh, mein Gott!« »Ja, das haben wir auch gedacht.« »Ich schicke euch Hilfe.« »Warte da noch mit. Ich versuche Barrieren zwischen sie zu schieben, dann können wir sie einzeln erledigen. Ich melde mich, wenn wir Hilfe brauchen.« Sie straffte sich, betrat die Behelfsmäßige Kommandostation des chinesischen Militärs und versetzte die Anwesenden damit in heftige Erregung. »Spricht hier jemand englisch?« Die Wahrscheinlichkeit, dass man deutsch sprach war so gering, dass sie sie außen vor ließ. Ein eindeutig europäischer Mann trat vor. »Ich spreche englisch, aber nur schlecht.« Julia sah ihn überrascht an und fing an zu lächeln. “Aber ihrem Akzent nach dürften sie deutsch sprechen. Das ist grad so gut. Sind sie Soldat oder Zivilist?” “Zivilist. Sie haben es hier mit den höchsten Militärs Chinas zu tun. Sie stehen in direktem Kontakt mit den Amis, da haben sie sich den ersten Europäer als Dolmetscher geschnappt.” “Demnach sprechen sie chinesisch hoffentlich besser als englisch. Ich brauche nämlich Platz für meine Mädels zum Kämpfen. Die müssen aufhören zu schießen.” “Ich weiß nicht, ob ich sie dazu bringen kann, aber ich werde es versuchen. Wer sind sie eigentlich?” “Ich gehöre zu einem Sondereinsatzteam für die Fälle Unlösbar. Der amerikanische Präsident hat heute Morgen persönlich unseren Einsatzleiter um Hilfe gebeten. Wir jetten seit Stunden mit 2 Teams um die Welt und löschen sozusagen die heißesten Feuer. Dieses hier ist uns bisher durch die Lappen gegangen.” “Höre ich da eine Spur von Angst?” Der Mann lächelte spöttisch. “Natürlich! Auch Helden haben Angst. Aber ich habe mehr Angst um meine Freunde. Ich werde nur indirekt eingreifen.” “Also gut, ich werde tun, was ich kann.” “Vielen Dank! Ich warte draußen.” Sie trat aus dem Zelt und sah hinüber zu den Hunden. Wenn sie es wirklich schaffte eine Barriere aufzubauen, sollte es kein Problem sein, aber Sanura brauchte mehr Messer. Der Dolmetscher trat aus dem Zelt. “Der Kommandant ist bereit das Feuer einzustellen.” Er sah sich um. “Wo sind denn ihre Kämpfer?” Es wurde still um sie herum. Die Waffen schwiegen. “Tut mir leid, keine Zeit jetzt. Ich werde ihnen die Damen nach dem Kampf vorstellen. - Auf geht’s Freunde! Fangt mit dem ganz rechts an. Ich versuche euch die anderen vom Leib zu halten!” Die beiden Mädchen nickten und liefen los. “Wie bitte? Diese Kinder sollen die Ungeheuer unschädlich machen?” “Diese Kinder haben schon mehr davon erledigt, als sie glauben. Und jetzt entschuldigen sie mich bitte. Auch ich habe eine Aufgabe zu erledigen.” Sie atmete tief durch, doch dann erschrak sie. Sie hatte die Messer vergessen. “Verd … “ Sie sah den Dolmetscher an. “Sie könnten sich bitte noch mal nützlich machen. Wir brauchen noch ein paar Messer. Mindestens sechs Stück. Uns gehen dauernd die Messer aus.” Sie starrte konzentriert auf das Kampfgebiet und legte ihre Hand an San Tanadina. »San Tanadina hilf mir!« “Beeilen sie sich bitte!” Sie spürte wie die Barriere sich aufbaute und noch gerade rechtzeitig stand, um einen zweiten Hund daran zu hindern in den Kampf einzugreifen. Sie ging stöhnend in die Knie. “Was ist mit ihnen?” Der Dolmetscher kam mit den Messern zurück. “Nichts! Kommen sie mit!” Nur mit Mühe hielt sie die Barriere aufrecht, während sie durch die Phalanx von Soldaten ging. “Wo … wo wollen sie denn hin?” Sanura hatte den ersten Hund erledigt und griff nach dem nächsten Messer. Schnell errichtete Julia die nächste Barriere und löste die erste, als sie sah, dass die Freundinnen bereit waren. Es ging so schnell, dass selbst Julia kaum verfolgen konnte, was passierte. Der Hund lag schon am Boden ehe die Barriere ganz gefallen war und Carry war gar nicht zum Einsatz gekommen. Sanura musste ihr Messer einfach geworfen haben. Sanura zog das nächste Messer aus ihrem Gürtel und gab Julia ein Zeichen. Julia nickte. Schob eine neue Barriere zwischen die Hunde und ließ den dritten frei, der genauso schnell fiel, wie der letzte, aber inzwischen waren alle anderen Hunde auch auf sie aufmerksam geworden und drohten nun die Barriere zu durchbrechen. “Zieht euch zurück! Ich kann sie nicht mehr lange halten!” “Nicht schlimm! Wir müssen nur ein bisschen schneller sein. Wirf mir noch ein paar Messer rüber.” “Sanura, das sind selbst für dich zu viele!” “OK!” Die Mädchen kamen zu Julia zurück und Julia ließ den Hunden etwas mehr Raum, so dass sie einen Moment verwirrt waren. Sanura bemerkte es sofort und blieb stehen. Sie gab Julia ein Zeichen die Barriere zu senken. Seufzend tat sie es und warf drei Messer - eins zu Sanura, die es mit einer geschmeidigen Bewegung fing und gleich weiter warf - hinter dem anderen her, das sie schon geworfen hatte, während sie das zweite fing, und die beiden anderen direkt auf die wieder losstürmenden Hunde. Vier weitere Hunde waren erledigt und zerfielen zu Staub. Schnell baute sie die Barriere wieder auf. Die übrigen drei Hunde knallten bei der Verfolgung Sanuras mit voller Wucht hinein. Julia ging in die Knie. “Julia! Alles in Ordnung?” “Ja, es geht schon, aber nicht mehr lange.” Carry war bei ihnen angekommen. “Carry, wirf mir die Messer rüber und halte dich bereit. Wenn die Barriere fällt, brauche ich sofort Feuer für die beiden linken.” Carry warf noch bevor Sanura ausgesprochen hatte. Sie wusste, dass es hier um Sekunden ging. Sanura fing die Messer geschickt auf. “Alles OK, Julia, du kannst sie loslassen!” Noch im selben Augenblick warf sie ihre Feuerbälle und traf genau ins Ziel. Der Rest ging so schnell, dass es schien, als wären die drei Hunde und Julia im selben Moment gefallen. “Julia! Bist du OK?” “Alles in Ordnung, Mädels. Ich bin gleich wieder auf den Beinen.” “OK - Sanura, schließt du das Tor?” Carry schloss die Augen und nach und nach erloschen die Feuer um sie herum während Sanura vor das Tor trat und ihre Stimme erhob. »Ich bitte dich, Tor der Unterwelt, verschließe dich!« Das folgende Schauspiel war beeindruckend, doch der Dolmetscher zog es offenbar vor, es nicht bis zum Ende mit anzusehen. Er rannte panikerfüllt weg. »Ihr heiligen Götter der Unterwelt, nehmt die Seelen unserer Toten in euer Reich auf, doch verschont die Lebenden!« “Nun, mir scheint, aus diesem Tor ist schon einmal großes Unheil gekommen.” Julia stand auf. “Kommt, gehen wir. Ich glaube, wir haben uns eine kurze Pause verdient.” “Meint ihr, denen fällt es auf, wenn wir jetzt einfach verschwinden?” Julia sah zum Kommandostand hinüber. “Vielleicht ist es doch besser, wenn wir ein Stück zu Fuß gehen - auch wenn es mir zugegebenermaßen schwer fällt.” Langsam verließen sie den Platz und traten zwischen die Häuser. »Helaku? Wir machen ‘ne kurze Pause. Auftrag erledigt!« »Herzlichen Glückwunsch! Ihr werdet schon sehnsüchtig erwartet!« “OK, hier haben wir nichts mehr verloren! Gehen wir!”

Sie landeten mitten im Wohnzimmer und wurden jubelnd empfangen. “Was ist denn hier los?” “Julia!” Mika umarmte sie stürmisch. “Du warst fantastisch! Wir haben euch gerade im Fernsehen gesehen.” Julia runzelte die Stirn. “Ich habe gar keine Presse gesehen!” “Na, entschuldige Mal! Du hattest ja schließlich auch was anderes zu tun. Kommt, Mädchen, setzt euch her und stärkt euch. - Mika, könntest du Helaku holen? Der braucht auch ‘ne Pause.” Mika nickte. “Ist gut, Liesbeth.” “Was haben sie denn gezeigt? Doch nicht den ganzen Kampf?” “Doch, die haben unglaublich schnell reagiert. Sie hatten gerade vorher einen Bericht gebracht in dem sie dieses Tor gezeigt hatten und waren schon mitten im nächsten Bericht als sie zurück geschaltet haben. Sie haben in dem Moment angefangen zu senden als ihr noch allen zehnen gegenübergestanden habt und der Zweite schon gegen deine Barriere krachte. Irgendwie hatten sie zwischendurch technische Probleme. Da war das Bild kurz weg und dann hatten sie den aufregenden Teil, in dem ihr gleich vier gleichzeitig ausgeschaltet habt. Da wart ihr super! Also dieser Messerwechsel - das sah aus wie tausend mal geübt. Aber der Messerwechsel zwischen dir, Carry und Sanura war auch nicht von schlechten Eltern! Und das ging alles so schnell!” Julia musste lächeln. Das hörte sich ja aufregender an, als es tatsächlich gewesen war. “Was mich sehr beeindruckt hat, war deine Schildarbeit. Du hast konsequent einen Schild nach dem nächsten aufgebaut - und das in einer erstaunlichen Geschwindigkeit -, hast dich nebenbei selbst zwischen Menschen hindurchbewegt, diesen komischen Typen da mitgeschleppt, der unentwegt geredet hat und hast dann noch deine Messer ins Ziel gebracht. Du lieber Himmel, das kostet vielleicht Konzentration! Dass du da umgekippt bist, wundert mich nicht im geringsten.” Julia fuhr zu Mika herum. “Was? Das haben sie auch gezeigt?” Er nickte. “Sie waren ziemlich konsequent und haben dich im Bild behalten, bis ihr wieder zwischen den Häusern verschwunden seid.” “Und wir hatten schon überlegt, ob wir nicht einfach direkt vom Platz springen sollten. Gut, du hast Nein gesagt, Julia!” Julia nickte und griff nach einer Karaffe mit Wasser und Zitronen. “OK, lasst uns besser ‘ne kurze Lagebesprechung machen. Wir haben noch viel zu tun. Helaku, wie sieht es aus?” Helaku holte einen Block hervor. “Moment mal, mehr Material hast du nicht? … Kein Wunder, wenn du völlig durcheinander gerätst! Warte, das werden wir ändern. - Mum, ich werde hier mal kurz umdekorieren. Mika, du sorgst bitte dafür, dass alle Anrufe aus Regierungskreisen ab sofort hierher umgeleitet werden. Meinetwegen auf dein Handy.” “Ist gut!” Mika verschwand. Julia sah zu der Wand ihr gegenüber und griff nach San Tanadina. Einen Moment später lagen die Bilder in einer Ecke unter dem Beistelltisch und an der Wand hing eine große Weltkarte. Julia griff nach einem Schälchen mit grünen Fähnchen und markierte damit 2 Punkte in Berlin mit je einem Fähnchen, einen Punkt in Shanghai mit zehn grünen Fähnchen und schließlich in ihrer eigenen Stadt wieder drei mit je einem Fähnchen. “OK, Warren, ihr seid dran, wo wart ihr?” Sie reichte ihm die Fähnchen. “Und du, Helaku, zeigst uns, wo noch was ist. Das wird wohl ‘ne Weile dauern. Hat einer von euch schon einen der Drachen gesehen?” “Gesehen nicht, aber gehört. Hört sich riesig an.” “Das sind sie auch! Einer ist übers Hotel geflogen. Es ist einen Moment richtig dunkel geworden. Der war offenbar stinkwütend.” “Warum?” “Keine Ahnung. Ich habe nur seine Aura gespürt.” Julia nickte. “Schade, ich hatte gehofft, Warren könnte ihnen mit dem Wetter beikommen, aber wenn sie so riesig sind, wird das wohl nicht gehen.” Kane sah nachdenklich vor sich hin. “Aber ich hab da eine andere Idee. - Vielleicht. Wie ich den Drachen gehört habe … ich habe ihn fast verstanden.” Julia kniff die Augen zusammen. “Was meinst du?” “Naja, ich könnte versuchen mich mit ihnen zu verständigen. Wenn sie stinksauer sind, sind sie vielleicht bereit uns zu helfen, wenn wir ihnen helfen.” “Also, wenn ich mich da mal einmischen darf. …” Alle fuhren erschrocken zusammen. Hinter ihnen standen Hiroshi Jatsushiro und seine Frau in der Tür. “Vater! Mutter! Wie kommt ihr denn hier rein?” “Oh, Liesbeth hat mir vorhin einen Schlüssel gegeben.” Julia sah ihre Mutter überrascht an, lächelte dann aber Mikas Vater zu. “Dann darfst du dich auch einmischen, verehrter Schwiegerpapa.” Sie zwinkerte ihm zu. “Aber vielleicht sollte ich vorher die Gelegenheit nutzen und uns deiner Gemahlin vorstellen.” Mika lachte. “Ich wusste gar nicht, dass du so geschraubt reden kannst, Julia!” Sie lächelte. “Es geht sogar noch geschraubter. - Bitte, Frau Jatsushiro, bekommen sie jetzt keine Angst. Eigentlich bin ich ein ganz normales, gelegentlich etwas vorlautes Mädchen.” Sie reichte Mikas Mutter die Hand. “Ich bin Julia!” Frau Jatsushiro lachte. “Ja, das dachte ich mir bereits! Ich bin Hannah.” “Danke! Und hier drüben neben Mika sitzt Sanura und Carry daneben. Hinten an der Karte steht Helaku. Der junge Mann, der mit den Drachen sprechen möchte heißt Kane und direkt neben ihm sitzt Warren. - So und jetzt würde ich gerne deinen Einwand hören, Hiroshi.” Herr Jatsushiro lachte. “Mir kommt es nur sehr gefährlich vor, sich mit einem wütenden Drachen unterhalten zu wollen.” Julia nickte. “Ja, das ist genau das, was mir an der Sache auch nicht gefällt. Aber da ist noch eine ganz andere Frage. Hat irgendjemand von euch gewusst, dass es noch Drachen gibt? Wo kommen die auf einmal her?” “Aus den Höllentoren?” vermutete Carry, doch Julia schüttelte den Kopf. “Das glaube ich nicht, Carry. Drachen sind Tiere des Himmels. Ich meine, sie fliegen jedenfalls und ich glaube nicht, dass in der Hölle viel Platz zum fliegen ist. Ich würde es eher für möglich halten, dass sie irgendwo weit entfernt von uns Menschen an der Erdoberfläche leben und der Mensch sie bisher einfach übersehen hat.” “Aber etwas so großes kann man doch nicht übersehen!” “Ich weiß nicht, wenn es nachts fliegt und nicht so schreit? Aber wo ich eigentlich drauf hinaus wollte: Wenn ein - wahrscheinlich - friedliebender Drache plötzlich so wütend wird, fällt mir doch eine seltsame Parallele auf. Nicht wahr, Hiroshi?” Einen Augenblick lang wusste Mikas Vater offensichtlich nicht, was Julia meinte, doch dann blinzelte er überrascht. “Du hast Recht! Kompliment, du bist ein kluger Kopf!” “Kunststück!” wehrte Julia ab. “Ich habe gestern nur eine Kleinigkeit unerwähnt gelassen. Ich verfüge nämlich seit einiger Zeit über das Wissen meiner gesamten Vorfahren. Und da ich langsam Übung darin bekomme, mir aus dieser Fundgrube genau die Informationen zu holen, die ich gerade brauche, war es auch kein Problem mehr herauszufinden, dass die Drachen eigentlich gar nicht so gefährlich waren, wie die Sagen sie heute beschreiben. - Äh, Tante Sidney, was ist los?” “Julia, wer ist Katrin? Katrin sagte auch etwas von dem Wissen ihrer Vorfahren.” Julia lachte. “Achso! Ich dachte, das hättest du dir längst gedacht. Ich bin Katrin Voß. Und die beiden Jungen, die ihr damals kennen gelernt habt, das waren Kane und Warren. Ich weiß nicht mehr, welche Namen ich ihnen gegeben habe. Die habe ich spontan in dieser Sekunde ausgesucht.” “Du bist Katrin?” Julia nickte. “Carry hat mich sofort durchschaut, als ihr hier angekommen seid. Aber um auf unser Thema zurückzukommen: Wenn wir bei diesen Drachen annehmen, dass sie auf ähnliche Weise manipuliert wurden, wie Hiroshi erst gestern, dann ist die Gefahr schon nur noch halb so groß. Bleiben nur 2 Fragen: 1. Warren, du bist der Einzige von uns, der fliegen kann, bist du in der Lage jemanden zu tragen während des Fluges?” Er nickte. “Ich denke schon. Ich hatte jedenfalls ziemlich große Krallen, wenn ich mich recht entsinne.” Er sah Helaku grinsend an. “Das fällt mir überhaupt jetzt erst auf. Ich hoffe, das hat nicht so wehgetan!” “Heuchler! Du weißt genau, dass ich deine Krallen noch wochenlang in den Schultern hatte!” Julia lachte unterdrückt. “Ich muss doch sehr bitten! Eine zweite Person wäre vermutlich zuviel?” “Ich weiß es nicht, Julia. Man müsste es ausprobieren.” Die Erwachsenen sahen sich etwas irritiert an. “Worüber reden wir eigentlich gerade?” “Übers Fliegen, Mum.” Julia schloss kurz die Augen. »Heilige, seid ihr da?« »Ja, Trägerin.« »Sind unsere Schlüsse bisher richtig, Heilige?« »Verzeiht, Trägerin, ich habe die Besprechung nicht verfolgt, da ich einer Versammlung der Götter beiwohne, auf der soeben beschlossen wurde, dass die Krieger des Lichts kommen müssen. Doch können wir unsere Träger nicht erreichen. Sie sind seltsam erregt.« Julia horchte auf und sprach laut aus, was sie dachte. »Verzeiht mir, Heilige, aber was wisst ihr über das, was sich in diesem Augenblick auf der Welt zuträgt?« Die Krieger des Lichts sahen sich vielsagend an und bedeuteten den überraschten Erwachsenen schnell, sich ruhig zu verhalten. »Wir wissen, dass vor einem Zeitraum, den ihr einen Tag nennt, drei Tore der Finsternis in der Stadt geöffnet wurden, in der du lebst, Trägerin. Deshalb zogen wir uns zur Beratung zurück.« »Dann wisst ihr nicht, dass die Tore der Hölle heute auf der ganzen Welt geöffnet wurden?« »Nein, das wussten wir nicht. Ihr müsst sofort zu uns kommen!« »Das wollen wir gerne, Heilige. Die Träger von denen ihr spracht, sind das die Wesen, die die Menschen von jeher Drachen nennen?« »Ja, Trägerin. Was wisst ihr von ihnen?« »Wir wissen nur, dass sie zur Zeit sehr aggressiv sind und schwere Zerstörungen anrichten. Wir vermuteten gerade, dass sie möglicherweise manipuliert wurden und berieten darüber, wie wir sie von dem Bann befreien könnten.« »Tut, was ihr könnt, Trägerin des Lichts. Wir alten Götter können und wissen viel, doch vermögen wir nicht alles. Ihr Krieger des Lichts jedoch seid gemeinsam fast allmächtig - wenn ihr erst eure Bestimmung erreicht habt. Befreit die Drachen von dem Bann. Nur sie können euch zu uns bringen.« »Eine Frage habe ich noch, Heilige, bin ich - wie Warren - in der Lage mich in ein Tier zu verwandeln?« »Ja, Trägerin, du hast die Gestalt einer Eule in deiner anderen Form.« »Ich danke euch, Heilige!« Julia sah auf und schaute in die Runde. “Die Krieger des Lichts wurden soeben zu einer Versammlung der Götter geladen, die anlässlich der Vorfälle gestern hier in der Stadt einberufen wurde.” Sie hielt inne, um die Spannung zu erhöhen. “Wir haben nur ein Problem! Wir brauchen die Drachen, um hinzukommen.” Ein Stöhnen ging durch den Raum. “Oh nein!” Julia lächelte. “Es gibt aber auch eine gute Nachricht. Die Äußerungen der Heiligen, lassen darauf schließen, dass unsere Annahmen bezüglich der Drachen richtig sind.” “Moment, meine Liebe, ich konnte dir gerade nicht ganz folgen. 1. Wüsste ich gerne, wen du mit Heilige meinst, 2. Woher du von der Götterversammlung weißt und 3. Was in Gottes Namen eigentlich gerade mit dir los war.” Julia lachte. “Also gut, Mum. 3. mit mir war gar nichts los. Ich weiß davon, weil ich 2. eben gerade mit der Heiligen gesprochen habe, mit der ich natürlich 1. jene heilige Eule mit dem Namen Tania meine, von der wir diese Kleinode hier haben.” Sie deutete an die Stelle an der San Tanadina unter ihrer Bluse verborgen war. “Lieber Himmel! Meine Tochter spricht mit Göttern und bekommt sogar Antwort.” “Stimmt, aber jetzt sollten wir uns wieder an die Arbeit machen. Ich werde mich persönlich um die Drachen kümmern. Warren, du begleitest mich bitte. Helaku, du bleibst bitte weiterhin als Einsatzleiter und Verbindungsoffizier hier. Kane, kannst du mit Pfeil und Bogen umgehen? Oder bist du ein ebenso geschickter Messerwerfer wie Sanura?” Kane grinste. “Ich bevorzuge die Messer, General!” “Ohje!” Sie errötete. “Ich glaube, ich habe heute zuviel mit Militärs zu tun gehabt. Bitte entschuldigt! Ich wollte euch keinesfalls kommandieren.” “Nein, lass nur, Julia! Das war nur ein schlechter Scherz. Du bist die Anführerin und du bist die Klügste von uns. Bitte sprich weiter!” “Also gut. Ich werde mich trotzdem bemühen weniger militärisch zu klingen. Du möchtest also auch lieber mit Messern werfen? Dann würde ich vorschlagen, dass du diesmal Carry begleitest, weil ihr ähnliche Reaktionszeiten habt. Da Mika die Hunde nur schwer mit Feuer aufhalten kann, muss er nämlich mein Kunststück von vorhin wiederholen und da braucht sein Partner - nein, natürlich seine Partnerin - für diesen Kampf eine besonders gute Reaktion. Und niemand hat eine bessere Reaktionsfähigkeit, als du Sanura.” Sie sah sich um. “Sind alle einverstanden? … Prima, dann brauchen wir ja nur noch zu wissen wo wir hin müssen.” Helaku sah auf seine Karte. “Wir haben ein Problem in Moskau, das sich ebenso groß anhört, wie das, das wir in Shanghai gesehen haben. Ich schlage vor, das übernehmt ihr Mika und Sanura.” Die beiden sahen sich an und verschwanden. “Und wir haben eines in Washington - zum Glück nicht direkt vorm Weißen Haus.” “Wir sind schon unterwegs!” Aber dann sahen die beiden sich an und lachten. “Ja, oder auch nicht!” Julia lachte auch. “Seht ihr, auch ich mache Fehler. Ich bringe euch nach Washington, bevor wir los fliegen und dann lasst ihr euch vom dortigen Militärs einfach von Einsatzort zu Einsatzort fahren. Machs einfach so wie ich, Carry, dann werden sie dir aus der Hand fressen, die Herren.” Sie lächelte. “Zum Glück sind die meisten hohen Offiziere immer noch männlich. Und falls ihr auf eines der seltenen weiblichen Exemplare stoßen solltet, seid ihr ja auch bestens ausgerüstet!” Sie streckte den beiden zwinkernd die Hand entgegen und verschwand mit ihnen, um nur eine halbe Minute später ohne sie wieder aufzutauchen. Sie seufzte. “Also, Helaku, wo würdest du sagen, finden wir am schnellsten einen Drachen?” Ein Schrei, wie von einer anderen Welt enthob ihn einer Antwort. “Jetzt weiß ich, was Kane meinte, als er sagte, er hätte ihn beinahe verstanden.” meinte Julia nachdenklich. “Also, Warren, gehen wir raus und versuchen unsere Verwandlung ehe er ganz fort ist.” “Verwandlung? Fliegen? Wovon redet ihr, bitte?” “Komm mit raus. Dann wirst du es sehen!” Julia trat zur Terrassentür und seufzte. “Ich hoffe es kommt jetzt niemand auf die Idee, in unseren Garten zu schauen.” Sie trat vor die Tür und schloss hochkonzentriert die Augen. Sie erschuf vor ihrem inneren Auge das Bild einer Eule ähnlich der Heiligen. »Bitte, San Tanadina, verwandle mich in meine andere Gestalt.« Im selben Augenblick keuchten die Erwachsenen und ihre Freunde hinter ihr. Sie bewegte vorsichtig ihre Flügel und klapperte zufrieden mit dem Schnabel. Sie sah Warren an, der sich schüttelte. “Das sieht unheimlich aus, Julia!” Er grinste. “Und es fühlt sich seltsam an, mit einer Eule zu sprechen.” Er betrachtete sie interessiert. “Aber du bist eine sehr schöne Eule.” »Danke, Warren, aber jetzt beeile dich bitte!« “Ja, ich mache ja schon! … Moment! Warum verstehe ich dich?” »Warren! Ich bitte dich! Darüber können wir später reden!« “Achso, ja sicher!” Er schloss die Augen und versuchte sich daran zu erinnern, was beim letzten Mal passiert war, als er sich verwandelt hatte. »Na, prima! Dann können wir jetzt ja los, nicht wahr?« Er öffnete überrascht die Augen. Er hatte sich tatsächlich schon verwandelt. Er schüttelte seine Federn und bemerkte erschrocken, dass Julia längst unterwegs war. Er schlug kurz mit den Flügeln und hob sofort problemlos ab. Schnell sah er zu, dass er Julia einholte, »Wo bleibst du denn so lange?« »Ich habe noch ein bisschen Probleme mich an diese Form zu gewöhnen. Hast du … ich meine, findest du es nicht irgendwie seltsam, dass du deine Gestalt verändern kannst?« Sie dachte einen Moment darüber nach. »Doch, Warren. Entschuldige! Ich habe nur so wenig darüber nachgedacht, dass ich gar nicht bemerkt habe, welch ein Wunder es eigentlich ist. Ich fürchte, ich habe - so praktisch ich eben veranlagt bin - einfach gesagt, das ist jetzt das Richtige und habe es dann genauso herzlos auch getan.« Sie sah blinzelnd zu ihm hinüber und musterte sein Gefieder. »Ich gebe zu, du bist ein außergewöhnlich hübscher und stattlicher Adler. Und ich verstehe was von Vögeln.« Sie versuchte zu lächeln, aber wahrscheinlich wurde eine Grimasse daraus. Vögel können nicht lächeln. »Auch wenn ich nie einen Vogel aus den Augen eines Vogels gesehen habe.« Dann hörten sie wieder diesen markerschütternden Schrei. »Da ist er wieder! Da entlang!« Sie zog eine weite Schleife und folgte dem Schrei. Endlich hatte sie Sichtkontakt. Der Drache kam auf sie zu. »OK, jetzt pass bitte auf mich auf. Ich fliege jetzt blind.« Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Liebe, so wie sie es das erste Mal in Australien gemacht hatte, um Lissy zu retten. »Du leuchtest wieder! Aber du musst es weiter ausbreiten. Er ist gleich da.« Unter einer großen Kraftanstrengung gelang es ihr ihre Aura weiter auszubreiten. »Gut so! Flieg ein bisschen tiefer. Jetzt müsstest du ihn spüren können. Er ist direkt unter dir zum stehen gekommen - nennt man das hier eigentlich auch so?« »Wer seid ihr, dass ihr die Macht habt, mich von diesem furchtbaren Bann zu befreien? Seid ihr Götter?« Eine mächtige Stimme hallte in ihren Köpfen wider. »Nein, heiliger Drache, wir sind nur Menschen, dazu ausersehen, das Werk der Götter zu beschützen.« »Ja, es ist von je her Sitte, dass Menschen diese Aufgabe betreuen, da die Götter es nicht vermögen. Ich danke euch, ihr Beschützer dieser Welt. Gibt es etwas, das ich für euch tun kann, so bescheiden meine Macht auch sei?« »Es gibt tatsächlich etwas, das ihr in eurer großen Macht tun könntet, heiliger Drache. Doch will ich nicht ausverschämt wirken, da mein Anliegen weder gering noch uneigennützig ist.« »Ihr seid überaus höflich, Beschützerin dieser Welt, und vermögt eure Worte wohl und klug zu setzen. So sprecht frei aus, welches euer Anliegen sei und ich werde entscheiden wie ich euch zu helfen vermag.« »Ich danke euch von Herzen, heiliger Drache. So bitt ich euch, es stehen noch andere eurer Art unter selbigem Fluch. Einige gar so sehr, dass sie ihr eigen friedliebend Wesen ablegten und Angst und Zerstörung auf dieser einst so schönen Welt verbreiten. Wir müssen sie - gleich euch - von diesem Bann befreien, auf dass sie wieder dieselben getreuen Begleiter der Götter werden dürfen, die sie seit jeher gewesen sind.« »Das ist wahrhaftig eine schwere Aufgabe, von der ihr sprecht, doch sehe ich in euren Worten keinerlei Eigennutz.« »Verzeiht, heiliger Drache, das eigennützig Ding erwähnt ich bisher nicht. Es handelt sich um folgenden Verhalt: die Götter selbst beriefen uns kleine Menschen - nicht wert unter das Antlitz auch nur des niedrigsten der Götter zu treten - zu sich in ihre heiligen Hallen, doch benötigen wir eure großzügige Hilfe, um ihrem Rufe zu folgen.« »Ich sehe auch hierin keinerlei Eigennutz, Beschützerin dieser Welt. Seid ihr doch gerufen worden, vor die Götter zu treten, so ist es unsere Pflicht, euch zu den heiligen Hallen der Götter, hoch oben im Himmel, wo auch die Wesen, deren Gestalt ihr angenommen habt, nicht mehr fliegen können, zu tragen. So werde ich euch gerne unterstützen in eurer Aufgabe, soweit es in meiner bescheidenen Macht liegt.« »Ich danke euch für eure Güte, heiliger Drache!« »Verzeiht jedoch eine kleine Unhöflichkeit, Beschützerin dieser Welt. Ich bin alt und der Förmlichkeiten müde. Ich bitt euch, verwendet die formlose Sprache, die unten in der Welt der Menschen wohl schon allgemein üblich ist und die bei uns die Sprache der Freunde und Streitgefährten ist, auch wenn es mich freut, diese alte Sprache nach langer Zeit einmal wieder zu hören.« »Es ist mitnichten eine Unhöflichkeit, die Förmlichkeiten fallen zu lassen, heiliger Drache. So es in eurem Teil der Welt doch eine Sprache unter Freunden ist, so ist es doch eine Ehre für uns, uns euch gegenüber dieser formlosen Sprache bedienen zu dürfen.« »Genug nun der Förmlichkeiten, meine Freunde! Seid so gut und nennt mir eure Namen. Ich schwör euch, ich werde ihre Macht nicht missbrauchen. Zu eurer Sicherheit, nenn ich euch gern den meinen. Man nennt mich Diamanthus.« »Diamanthus?!?« Überrascht schrie sie den Namen laut aus, brachte ihre Gefühle jedoch schnell wieder unter Kontrolle. »Verzeiht diese Unhöflichkeit, heiliger Diamanthus. Die Überraschung ließ mich meine gute Erziehung vergessen. Mein Name ist Julia und meinen treuen Streitgefährten, der mich begleitet, nennt man Warren. Beizeiten werde ich euch unsere anderen Gefährten vorstellen, die in dieser Minute versuchen, eine andere Gefahr von dieser Welt abzuwenden. Doch vergebt mir die Frage: seid ihr jener Diamanthus, der einst treuer Gefährte meiner Vorfahrin Heather war?« »Was weißt du von ihr?« »Nicht sehr viel, leider. Nichts als ihre verschwommenen Erinnerungen an eine kurze schmerzhafte Zeit, in der sie - anscheinend von euch - viel Trost erfahren hat. Nur euer Name blieb ihr klar in Erinnerung und ein deutliches Gefühl der Zuneigung.« »Woher weißt du das? Es ist so viele Jahrhunderte her.« »Die Götter segneten mich mit dem Wissen meiner Vorfahren und ihren Erinnerungen. Doch wenn euch die Erinnerung zu sehr schmerzt, so werde ich nie wieder davon sprechen.« »Die Erinnerung schmerzt, das ist wahr, doch es ist gut und wichtig, dass wir darüber sprechen. Ich denke noch so oft an dieses arme Mädchen und wüsste gerne, warum sie sterben musste, denn sie war sehr jung und sehr schön - selbst für einen Drachen. Sie war gerade erst erwählt worden für die Aufgabe, die auch ihr habt und wusste noch nichts mit ihren neuen Fähigkeiten anzufangen. Ich fand sie damals dem Sterben nah nicht weit von meiner Höhle und nahm sie mit dorthin. Sie konnte mir nicht sagen, was passiert war und warum. Nur soviel entnahm ich aus ihren Gedanken, dass man sie sehr gequält und schließlich schwer verletzt zurückgelassen hatte. Doch die Erinnerungen werden warten müssen, zuerst müssen wir eure Aufgaben erfüllen. Ich bitt euch, nehmt nun eure Menschengestalt an und steigt auf meinen Rücken. Es ist anstrengend für euch so lange zu fliegen.« Julia flog noch immer direkt über ihm und so verwandelte sie sich rasch im Flug und fiel sanft und weich auf seinen Rücken. Sie sah zu dem Adler hinüber. “Warren, möchtest du bei uns bleiben? Oder willst du den anderen helfen? Die Entscheidung ist dein, doch vergesse nicht, welch anstrengende Reise du bereits hinter dir hast.” »Ich werde bei dir bleiben. Vielleicht bedarfst du meiner Hilfe noch.« Sie lächelte. “Nun, dann komm her.” Julia strich mit einer Hand leicht über den warmen schuppigen Rücken des Drachen. »Ich danke euch, Diamanthus, dass ihr uns tragt, wo wir selber fliegen können, doch ihr habt Recht, unsere Muskeln schmerzen sehr. Zu ungewohnt ist der Flug beim ersten Versuch.« »Ihr flogt zum ersten Mal, sagt ihr? Dafür wart ihr gut. Ich sah erste Flugversuche junger Menschen, die um einiges kürzer blieben. Respekt, meine Freunde, Respekt!« Der Drache wandte im Flug den Kopf und sah sie an. »Eine Nachfahrin von Heather bist du, sagst du?« Traurig sah er wieder nach vorne. »Schade, ähnlich siehst du ihr nicht. In deiner Schönheit stehst du ihr nicht nach, doch sonst blieb nichts von ihr. Doch war es wohl nicht anders zu erwarten. Zu viele Generationen ist es jetzt her. … Mache dich bereit, Beschützerin dieser Welt, ich spüre meine liebe Tochter Aquamarina vor uns nahen.« Julia konzentrierte ihren Geist auf die Liebe und konnte dieses Mal diese Aura des Lichtes auf eigene Sicht ausbreiten. »Ich bitte dich, Diamanthus, flieg dicht an sie heran, dieser Gegenzauber ist örtlich begrenzt und kostet viel Kraft.« »Ich werde mein Bestes geben.« Diamanthus flog so dicht unter seiner Tochter hindurch, dass Julia und Warren auf seinem Rücken die Köpfe einziehen mussten. »Vater? Bist du das? Hast du mich befreit?« Diamanthus flog eine kleine schnelle Schleife und flog jetzt direkt neben Aquamarina her. »Bitte, Diamanthus, könntest du das nächste Mal etwas langsamer wenden?« stöhnte Warren. »Bitte verzeiht, meine Freunde! Ich vergaß, dass ihr Menschen empfindliche Mägen habt. Ich werde beim nächsten Mal darauf achten.« »Ich danke dir!« »Menschen, Vater? Ich habe noch nie Menschen gesehen!« »Ja, meine Tochter, Menschen! Diese beiden Beschützer dieser Welt haben dich und mich von dem Bann befreit. Wir müssen dankbar sein.« »Ich danke euch, ihr Beschützer dieser Welt! Wie schwer traf mich dieser Fluch ehe euer Zauber mich befreite!« »Ich bitte euch, heilige Drachin, Tochter des Diamanthus, alles was wir taten, taten wir gern und frohen Herzens.« »Bitte sagt mir, ihr Beschützer dieser Welt, was ist in diesen Tagen nur geschehen? Ich besuchte diesen Teil der Welt lange nicht, doch schien mir Verwirrung zu herrschen am Boden, dem ich mich trotz des Bannes, der mir Zerstörung befahl, nicht genähert habe.« »Dann wart ihr stärker, heilige Drachin, als manch anderer eurer Art. Einige konnten dem Bann leider nicht widerstehen und brachten Zerstörung über die Welt, doch damit leider nicht genug. Haben sich doch überall in unserer Welt die Höllenpforten geöffnet und riesige Hunde mit Köpfen dreien an der Zahl ausgespieen. Das genügt vollkommen, um selbst Soldaten, die ihr Brot mit unnötigen Kriegen verdienen, zu verwirren und zu ängstigen.« »Da mögt ihr Recht haben, Beschützerin dieser Welt. Ich würde mich gerne, als Dank für eure Hilfe, eurem Kampfe anschließen, wenn ihr erlaubt.« »Ich danke euch für euer freundliches Angebot und würde es gerne annehmen. Um ehrlich zu sein, benötigen wir in diesen Stunden jede Hilfe, die uns zuteil werden kann. Vielleicht wisst ihr auch eine Möglichkeit das Leben der Höllenhunde zu schonen und sie trotzdem in ihren Teil der Welt zurückzubringen. Ich scheue mich so viele Lebewesen auszulöschen - seien sie auch noch so böse.« »Ich begreife deine Bedenken, Julia, doch ich fürchte, es gibt keine andere Möglichkeit als sie zu töten. Es gibt sie ohnehin so zahlreich wie den Sand am Meer.« Julia seufzte und sah zu Aquamarina hinüber. »Darf ich meinen Freunden dann die Kunde bringen, dass ihr ihnen zu Hilfe eilen wollt?« »Sehr gerne, Beschützerin dieser Welt.« Julia schloss die Augen und rief nach Helaku. »Julia, gut, dass du dich gerade meldest. Mika hatte Pech, mit seinen Höllenhunden und hat Gift abbekommen. Ich wollte dich gerade zurückrufen. Er ist mit letzter Kraft nach Hause gekommen.« »Ist gut, ich komme!« “Verflixt!” “Was ist passiert?” “Mika ist vergiftet. Ich muss sofort zurück.” Sie sah die beiden großen Drachen an, doch schließlich schüttelte sie unwirsch den Kopf. Diese kleinen Schäden musste sie in Kauf nehmen. Und die Menschen saßen hoffentlich sowieso brav in ihren Häusern und schauten nicht aus den Fenstern. »Diamanthus, ich bitte euch, mein liebster Gefährte ist schwer verwundet von den Kämpfen zurückgekehrt und nur ich alleine bin in der Lage, ihn zu retten, doch muss es schnell geschehen, da er mit dem Gift der Höllenhunde in Berührung geraten ist, das in kürzester Zeit zum Tode führt. Ich bitte euch inständig, mich nach Hause zu bringen, damit ich ihn retten und alsbald wieder mit euch aufbrechen kann, eure Gefährten zu befreien.« »Das will ich nur zu gerne tun, Julia. Ich spüre in deinem Herzen die reine Liebe zu diesem Gefährten und die Angst ihn zu verlieren. Ich kenne dieses Gefühl selbst viel zu gut. Zeigt mir, wo ihr lebt.« »Ich danke dir von Herzen, Diamanthus! Und euch, heilige Drachin, bitt ich, uns zu begleiten, damit ich euch mit euren Kampfgefährten bekannt zu machen vermag.« »Herzlich gerne, Beschützerin dieser Welt.« Wieder schloss Julia die Augen während sie San Tanadina von ihrem Gürtel löste. »Ich bitte dich, San Tanadina, weise uns den Weg zu San Tanabea.« Beinahe wäre ihr der Dolch aus den Händen geglitten, als er sich plötzlich von alleine bewegte und der Kristall schräg nach rechts unten zog. »Wir müssen etwas weiter nach rechts halten, Diamanthus.« Diamanthus flog einen kleinen Bogen. »Stopp! Jetzt brauchen wir nur noch gerade aus fliegen. Es kann eigentlich gar nicht so weit sein.« Sie spähte an den Flügeln vorbei nach unten. Wie anders alles von oben aussah! “Ohje, von hier oben sieht alles völlig anders aus. Ich kann nichts wieder erkennen. Ich bringe kaum die Himmelsrichtungen zusammen.” “Da kann ich dir leider nicht helfen, Julia. Ich kenne mich hier gar nicht aus.” Julia blickte wieder auf ihren Dolch, der noch immer mit leichtem Zug nach vorne unten zeigte. Jetzt änderte sich der Winkel. »Bitte langsam die Flughöhe senken, Diamanthus.« Der Drache folgte ihrer Anweisung prompt. Jetzt konnte sie auch etwas besser erkennen, was unter ihnen lag. »Ja, jetzt kommen mir einzelne Punkte schon bekannt vor. - Ohje, seht ihr dort? Ein offenes Höllentor und der Hund wütet noch.« »Die Menschen scheinen geflohen zu sein. Ich kann keinen spüren. Ich werde diesen Hund vernichten. Nur das Tor kann ich nicht verschließen.« »Das macht nichts. Das können wir später tun. Ich hoffe nicht, dass die Tore neue Hunde ausspucken, wenn der erste vernichtet ist. - Sieh, dort unten ist unser Haus. Wenn du vorsichtig bist, kannst du an seiner Seite landen, ohne dich zu verletzten. Wenn du lieber zuvor den Wald etwas stutzen möchtest, darfst du das gerne tun. Es ist alter Wald, der ohnehin bald abgeholzt werden wird. Ich kann es nicht mehr ändern. Sie wollen neue Häuser dort bauen.« »Ich befürchte, das muss ich tatsächlich tun. Aber ich fliege dann besser von der anderen Seite an.« Julia nickte. »Bitte tu das und lass dir Zeit. Erschrick nicht, wir werden verschwinden noch bevor du gelandet bist. Unsere Freunde wissen noch nichts von unserem Glück und könnten sich ängstigen, wenn du übers Haus fliegst und Feuer speist.« »Das ist nur höflich. Bitte sage ihnen, dass es keinesfalls in meiner Absicht liegt, jemanden zu gefährden.« »Das werde ich. OK, Warren, wir nehmen San Tanadina nach unten. Halt dich fest.« Sie murmelte eine Bitte an San Tanadina und schon standen sie mitten im Wohnzimmer. “Da sind wir!” Draußen flog Diamanthus übers Haus und alle zuckten wegen des Lärms zusammen. “Keine Angst, Freunde. Das ist ein Freund.” “Das klang aber nicht so!” meinte Hiroshi zitternd. “Das ist der heilige Drache Diamanthus. Einer der ältesten seiner Rasse, soweit ich weiß. Gleich dürfte auch noch ein zweiter weiblicher Drache kommen. Aquamarina wird mit einem von euch fliegen und die Höllenhunde entsorgen. Bitte bleibt hier drinnen und seht auch nicht aus dem Fenster, ehe ich nicht Mika behandelt und Kane und Carry zurückgeholt habe. Drachen sind ungemein höfliche Wesen, die ihre Namen nicht jedem gleich sagen. Namen haben eine große Macht in der Welt der Magie und von dorther kommen die Drachen. Sie sprechen eine etwas archaische Form der Sprache der Götter - so und jetzt muss ich mich erst um Mika kümmern!” Sie kniete sich neben Mika, der auf dem Sofa lag und sich nicht einen Millimeter rühren konnte, und breitete ihre Hände über ihm aus. Schnell erhöhte sich unter ihren geübten Händen seine Körpertemperatur. Sie ließ die Hände sinken und stand auf. “Ich hole jetzt Kane und Carry ab. Sie haben sich auch eine Pause verdient und ich möchte euch allen unsere neuen Freunde vorstellen.” Sie verschwand und sofort stürzten sich alle auf Warren. “Sind sie wirklich Freunde? Können wir ihnen wirklich vertrauen?” Warren lächelte. “Ich kann mich zwar mit ihrer Sprache nicht gut anfreunden, aber vertrauen können wir ihnen ganz sicher. Sie sind sehr freundliche Wesen. Aquamarina hat vor uns noch nie Menschen gesehen, kann sie aber offenbar schon aus ziemlicher Entfernung spüren und ihre Stimmung einschätzen. Die beiden haben offenbar auch einen starken Charakter, denn sie schafften es dem starken Drang - ausgelöst durch jenen Bann, den wir bereits vermuteten - stand zu halten und sich Zerstörungen zu enthalten.” “Stimmt, wir haben Glück, dass wir gerade diese beiden zuerst befreiten, denn möglicherweise sind sie nicht nur die stärksten Charaktere sondern auch die mächtigsten. Kommt lasst uns gehen. Es wäre unhöflich sie noch länger warten zu lassen.” Liesbeth sah ihre Tochter verwundert an. “Ich habe noch nie bemerkt, dass du so sehr auf Höflichkeit achtest.” “Ich habe auch noch nie mit Drachen und Japanern zu tun gehabt.” Sie zwinkerte ihrem zukünftigen Schwiegervater zu. “Ich glaube, du wirst dich ganz wunderbar mit Diamathus verstehen.” Sie trat durch die Terrassentür in den Garten, der plötzlich winzig klein wirkte. »Bitte verzeiht, Diamanthus, dass wir euch so lange warten ließen. Und auch ihr, heilige Drachin vergebt uns die lange Wartezeit, doch habe ich in der Zwischenzeit unseren lieben Gefährten wohl noch nicht endgültig heilen, so doch zumindest auf den Pfad des Lebens zurückholen können. Zudem habe ich zwei andere unserer Gefährten aus dem Kampfgeschehen zurückgeholt ihnen Gelegenheit zu geben zu ruhen, so dass ich nun in der Lage bin, euch unsere Freunde und Gefährten mit Ausnahme des einen, der noch lange ruhen muss, ehe er wieder in den Kampf zieht, vorzustellen. Warren habt ihr bereits kennen gelernt, heiliger Diamanthus, doch fürchte ich, konntet ihr ihn in seiner menschlichen Gestalt noch nicht sehen, da ich ja vor ihm saß.« Der Drache blinzelte als er Warren interessiert ansah. Die anderen hinter ihm traten nervös von einem Bein auf das andere, doch Warren hielt den Blicken der beiden Drachen mühelos stand. »Diese Augen!« Warren stutzte. »Was ist mit meinen Augen, Diamanthus?« »Sie erinnern mich an dieses arme Mädchen.« »Ihr meint jene Heather, über die ihr vorhin mit Julia spracht?« »Ja, du hast ihre Augen. Ich bin mir sicher. Auch spüre ich in dir das selbe Vertrauen, das auch sie mir damals entgegenbrachte, während die meisten Menschen sich vor uns Drachen fürchten.« »Aber warum sollte ich mich denn fürchten? Ich kann eure Liebe und Güte doch beinahe körperlich fühlen.« Julia nickte. »Das ist wahr. Ich spüre es auch, aber das können vielleicht nicht alle Menschen.«

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Tag der Veröffentlichung: 16.11.2009

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