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Wie Feuer und Wasser

Sie streckte sich wohlig und kuschelte sich noch mal in ihre Kissen. So gut hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen. Sie stutzte und öffnete endlich die Augen. Sie sah sich um. Sanura lag auch noch in ihrem Notbett und schien zu schlafen, aber Warren war gestern Abend offensichtlich doch nach nebenan ins Gästezimmer geflohen. Sie waren gestern alle zeitig ins Bett gegangen, aber Julia war schon eingeschlafen, bevor die beiden anderen wirklich in ihren Betten lagen. Sie hatte nur noch bemerkt, dass Sanura Warren derartig zusetzte, dass er heiße Ohren bekam. Sie lächelte und stand leise auf. Nun war sie ja einmal wach, da konnte sie auch aufstehen. Auf dem Weg ins Bad sah sie kurz durch die offene Tür ins Gästezimmer und stellte überrascht fest, dass Warren bereits aufgestanden war und traurig aus dem Fenster schaute. Sie trat zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Alles in Ordnung mit dir, Warren?« Er nickte. »Ja, danke, Julia. Es geht schon.« »Du hast an deine Freunde gedacht. Stimmt ‘s?« Mit feuchten Augen starrte er an ihr vorbei aus dem Fenster ehe er nach einigem Zögern nickte. »Weißt du, es ist nicht mal unbedingt die Tatsache, dass ich sie nie wieder sehen werde, die mich so fertig macht. An den Gedanken hatte ich mich vorher schon gewöhnt, weil ich ja so weit weg ziehen sollte. Aber warum mussten sie sterben? Das ist so sinnlos!« Sie nickte traurig. »Ja, für uns scheint das völlig sinnlos zu sein, aber ich befürchte, der Feind sieht das ganz anders. Abgesehen davon, dass du eigentlich auch sterben solltest, hat es auf diese Weise wenigstens deine Willenskraft geschwächt. Ich weiß, es ist viel verlangt, Warren, aber du musst stark bleiben! Wir brauchen dich!« »Ich weiß, Julia!« Er starrte wieder aus dem Fenster. »Darf ich dich mal was fragen?« Sie nickte stumm und sah auch aus dem Fenster in den gerade beginnenden Tag hinaus. »Woher hat Sanura diese hässlichen Brandnarben in ihrem schönen Gesicht?« Julia musste lächeln. »Du magst sie, nicht wahr? Warum fragst du sie nicht selbst? Ich bin mir sicher, sie wird es dir erzählen.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das will ich nicht! Ich habe sie gestern schon so unhöflich angestarrt. Und außerdem …« Er atmete tief ein. »Und außerdem möchte ich ihr nicht unnötig wehtun.« Sie drehte sich zu ihm um. »Und das obwohl sie dir so zusetzt?« Er nickte entschlossen. Sie entdeckte Sanura, die mit Tränen in den Augen in der Tür stand und etwas sagen wollte. Hastig gab Julia ihr ein Zeichen zu schweigen, doch zu spät. Sanura warf sich ihm bereits weinend um den Hals. Etwas verwirrt und unsicher legte er seine Arme um das Mädchen und sah Julia fragend an, doch die hob nur kurz die Schultern. »Entschuldige, Warren!« schluchzte Sanura und klammerte sich fest an ihn. »Du bist so lieb zu mir! Und das obwohl ich so ekelhaft zu dir gewesen bin! Es tut mir so leid!« Sie weinte heftig und der Griff, mit dem sie sich an ihn klammerte wurde offenbar schmerzhaft, denn er verzog kurz das Gesicht ehe er sich behutsam aus ihrer Umklammerung löste. »Sanura, es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest.« Seine sanfte dunkle Stimme trieb Julia Tränen in die Augen und sie floh aus dem Zimmer. Die beiden beachteten sie nicht. Sanura starrte ihn an. »Aber …« Er lächelte. »Nein, Sanura, kein Aber! Ich gebe zu, du hast mich gestern ganz schön zum Schwitzen gebracht, aber das war genau das, was ich gebraucht habe, um wieder zu mir zu kommen.« Er sah sie ernst an und küsste sie zögernd. »Danke!« Sie starrte ihn verwirrt an. »Was …« Sie brach hilflos ab. Was tat er nur mit ihr? Warum hatte sie plötzlich so weiche Knie? Sanft legte er seine Arme wieder um sie und erneut näherten sich seine Lippen den ihren zu einem scheuen Kuss. Sie schloss die Augen und ließ es geschehen. Sie ließ sich in seine Arme sinken und schnurrte zufrieden. Er lächelte, doch mit einem erschrockenen Aufschrei von nebenan fuhren die beiden auseinander und sahen sich alarmiert an. Ohne ein Wort rannten sie hinüber in Julias Zimmer, wo die Betten bereits gemacht waren und das Radio lief. Julia stand leichenblass im Zimmer und starrte verstört auf das Radio. »Heftige Erdbeben in Australien. Millionen verletzte, Hunderte Tote. Feuer in allen Gebieten.« Die beiden starrten sie verständnislos an. »Ja, versteht ihr nicht? Irgendwo da ist noch immer ein ahnungsloser Krieger des Lichts!« Verzweifelt rief sie nach der Heiligen Tania. Von einer Sekunde zur nächsten tauchte Mika vor ihnen auf. Sanura und Warren fuhren heftig zusammen und sahen sich stumm an, denn auch Mika hatte Spuren von Panik im Gesicht. »Habt ihr schon gehört? Südamerika …« Julia fuhr herum. »Südamerika? Was ist …« Endlich begann San Tanadina zu glühen. »Trägerin! Du musst dich beeilen. Die australische Kriegerin schwebt in höchster Gefahr. Sie ist unter den Trümmern eines Krankenhauses begraben!« Verzweifelt fragte Mika nach dem Krieger in Südamerika. »Der Südamerikanische Krieger schwebt noch nicht direkt in Lebensgefahr, aber du wirst ihn trotzdem da rausholen müssen. Aber zuerst muss Julia die australische Kriegerin retten.« Julia nickte entschlossen und streckte Sanura die Hand entgegen. »Sanura, du kommst bitte mit mir. Die Jungen werden sich um den südamerikanischen Krieger kümmern.« Sanura nickte und reichte Julia die Hand. Im nächsten Moment waren sie verschwunden. Die beiden Jungen sahen sich an. »Also, Warren, bist du bereit für eine Rettungsaktion?« fragte Mika angespannt. Warren nickte stumm. Nervös warteten sie auf ein Zeichen der heiligen Tania. Das kam dann allerdings in unerwarteter Form, denn ohne Vorwarnung standen sie plötzlich am Ufer eines riesigen Stromes, der offensichtlich Teile von Häusern mit sich trug und ganz nebenbei den halben Wald entwurzelte. Plötzlich stieß Warren einen erstickten Schrei aus. Auf einem langsam untergehenden Brett, das einmal eine Tür gewesen sein mochte, lag ein Junge, etwa in ihrem Alter. Er war scheinbar bewusstlos. Mika war sich noch unschlüssig, ob das wohl “ihr Mann” war, doch Warren nickte sicher und deutete auf eine große Eule, die über dem Jungen schwebte. Mika atmete tief durch und überlegte fieberhaft, wie sie am besten vorgingen, doch Warren handelte bereits. Ein heftiger Wind brauste auf und stellte sich der Strömung entgegen. Angestrengt, versuchte Warren das Behelfsfloß mit dem Wind an ihr Ufer zu bringen, doch die Strömung war zu stark. »Wir brauchen Seil!« knirschte er zwischen vor Anstrengung zusammengebissenen Zähnen hervor, während die Adern an seinen Schläfen deutlich hervortraten. Endlich reagierte Mika und mit einem kurzen Griff nach San Tanabea hielt er ein langes Seil in der Hand, an dessen Ende bereits eine Schlaufe eingeknotet war. »Beeil dich! Ich halte nicht mehr lange durch!« keuchte Warren. »San Tanabea hilf mir!« Mika schloss kurz die Augen und konzentrierte sich, dann warf er das Seil wie ein Lasso über ein abstehendes Stück Holz des Behelfsfloßes, das zum Türrahmen gehört haben könnte. Fast sofort spannte sich das Seil und hätte Mika beinahe mit in das tosende Wasser gezogen. Gerade rechtzeitig packte Warren mit an, konnte aber in diesem Moment den Wind nicht mehr kontrollieren, so dass er wieder erstarb und die Strömung mit aller Macht das Floß mit sich zu zerren suchte. Hastig sah Warren sich um. Hinter ihnen stand ein Baum, der sehr stabil aussah. »Mika!« Er sah auf. »Da zu dem Baum. Den können wir als Hebel benutzen!« Mika nickte und erhöhte seine Anstrengungen. Minuten später hatten sie das Seil mit viel Mühe um den Baum gewunden, schafften es aber beim besten Willen nicht, den Jungen bis ans Ufer zu ziehen. »Verdammt! Wenn ich doch nur fliegen könnte!« Einen Augenblick später keuchte Mika erschrocken auf und hängte sich noch mehr ins Seil. Auch Warren schrie auf, aber er klang plötzlich ganz anders. »Dann solltest du es vielleicht mal versuchen!« stieß Mika hervor und stemmte einen Fuß gegen den Baum. Trotz der Anstrengung, die es ihn kostete, das Floß zu halten, war der Sarkasmus in seiner Stimme kaum zu überhören. Warren starrte mit großen Augen an sich hinunter. Er hatte sich in einen riesigen Seeadler verwandelt. Er schlug versuchsweise mit seinen Flügeln und hob mühelos ab. Er schoss hinauf in den Himmel. Er wusste zwar nicht warum und wie er sich plötzlich in einen Adler verwandelt hatte, aber das war ihm auch völlig egal. Fliegen war toll! Warum war er eigentlich hier? Er hatte es vergessen. Wie scharf seine Augen plötzlich waren! Unter ihm in dem reißenden Strom konnte er Fische erkennen. Seine Krallen zuckten bereits und er setzte zum Sturzflug an, um einen davon zu fangen. Ein entfernter Ruf drang an sein Ohr und plötzlich wurde ihm wieder bewusst warum er eigentlich hier war. Er fing den Sturzflug elegant ab und segelte über die Wasseroberfläche. Bald entdeckte er das Floß, das wieder haltlos auf dem Strom dahin schoss. Der letzte Krieger des Lichts kam gerade eben zu sich und sah sich verängstigt um. Warren schoss auf den Jungen zu, der instinktiv die Arme zur Abwehr erhob. Er wollte ihm ein paar beruhigende Worte zurufen, aber seinem Schnabel entfuhr nur ein beängstigender, hoher Schrei. Dennoch ließ der Junge überrascht die Arme sinken und ließ sich widerstandslos davontragen. Sekunden später landeten sie sanft bei Mika am Ufer, der erschöpft an einem Baum saß und verzweifelt vor sich hin brütete. Warren schüttelte die Federn aus und verwandelte sich zurück. Er trat zu Mika. »Ist alles in Ordnung, Mika? Was ist los mit dir?« Mika fuhr erschrocken zusammen. »Nichts! Alles in Ordnung!« Warren kniff die Augen zusammen. »Das glaube ich dir nicht, Mika! Ich habe doch vorhin schon gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt!« Mikas aufgesetztes Lächeln schmolz. »Ja, natürlich! Wie dumm von mir! Das war ja auch nicht zu übersehen, nicht wahr?« Warren seufzte. »Du magst mich nicht, oder?« Erschrocken wehrte Mika ab. »Nein! Quatsch! Wie kommst du denn darauf?« Warren hob kurz die Schulter. »Du hast gestern schon so seltsam auf mich reagiert. Deshalb.« Mika wurde nervös. Er wollte es Warren eigentlich nicht unbedingt auf die Nase binden, dass er so eifersüchtig gewesen war. »Ach was! Das hatte gar nichts mit dir zu tun, mein Freund. Wirklich!« »Also, sagst du mir dann jetzt, was mit dir los ist?« Mika seufzte. »Ich weiß es nicht, Warren. Es war irgendwie wie eine Glocke um meine Gedanken. Ich konnte die ganze Zeit nicht richtig denken und kaum richtig reagieren, und dann ist mir vorhin das Seil einfach aus der Hand gerutscht.« »Wer seid ihr eigentlich?« Erschrocken drehten die beiden sich um. »Ach, du lieber Himmel!« Mika sah Warren an. »Sprichst du seine Sprache?« »Naja, Spanisch war nie mein Lieblingsfach. Es ist höchst dürftig, was ich da gelernt habe. Sorry!« »Na, das zumindest scheint kein Problem zu sein! Ich weiß zwar nicht warum, aber ich verstehe eure Sprache.« »Oh, ich erinnere mich! Julia sagte alle Krieger des Lichts können die geheime Sprache!« »Was soll das heißen? Geheime Sprache? Krieger des Lichts? Wer seid ihr? Was wollt ihr von mir?« Ohne es zu merken sprach das neue Mitglied ihrer Gruppe bereits in der geheimen Sprache. Mika seufzte. »Für den Augenblick sind wir zufrieden, dass du lebst. Und wir? Also das hier ist …« Er sah Warren an und runzelte die Stirn. »Sag mal, wie heißt du eigentlich vollständig?« Warren lächelte. »Ich heiße Warren T. Petersen. Ich komme aus einer kleinen Stadt in Georgia / USA.« Der Junge nickte grimmig. »Und du verfügst offenbar über eine etwas ungewöhnliche Gabe, wie ich gesehen habe.« Warren hob verlegen die Schultern. »Oh das! Weiß auch nicht wie das passiert ist! Davon habe ich noch nichts gewusst!« Er sah Mika an. »Ja, und ich bin Kiyoshi Mijako Jatsushiro, aber alle nennen mich einfach nur Mika - das ist weniger kompliziert. Ich komme aus Deutschland.« »Ihr seid weit gereist, dafür, dass ihr nichts von mir wollt!« Die beiden Jungen sahen einander an. »Jetzt weiß ich, warum Julia das lieber selber macht! Ich stelle mich auch wirklich schrecklich ungeschickt an! Versuch du es!« Warren sah ihn erschrocken an, doch dann nickte er seufzend. »Also gut! Setzen wir uns!« Sie suchten sich ein trockenes Plätzchen und setzten sich auf den Boden. »Passt auf, wo ihr euch hinsetzt! Es gibt in diesen Wäldern ein paar giftige Tiere, die selbst einen Menschen töten können.« Mika stöhnte. »Nicht schon wieder Gift! Eine Vergiftung genügt mir!« »Ihr seid seltsame Leute! Was habt ihr mit dreiköpfigen Hunden zu tun? Ich dachte immer, das wäre nur eine Sage?« Mika und Warren sahen einander an. »Dreiköpfiger Hund?« »Ja, den haben wir gestern getroffen, ehe du zu uns gestoßen bist, Warren. Aber woher weißt du von ihm? Ich habe ihn mit keinem Wort erwähnt.« Er stutzte. »Kannst du etwa Gedanken lesen? … Äh, wie heißt du eigentlich?« »Ja, ich lese deine Gedanken und mein Name ist Helaku Orson Scott.« Warren horchte überrascht auf. »Ein indianischer Name? Du siehst gar nicht indianisch aus.« »Nein, natürlich nicht. Ich bin ja auch nicht indianisch. Aber meine Mutter hat einen Mann mit indianischen Wurzeln geheiratet. Und weil er mich als seinen Sohn angenommen hat, obwohl ich das Werk eines Weißen bin, trage ich einen indianischen Namen.« Helaku reckte das Kinn. Warren sah ihn lächelnd an. »Irgendwie gefällt mir der Name. In der Sprache der nördlichen Indianer bedeutet er soviel wie Sonnentag. Hat dein Vater - Ich meine der Mann deiner Mutter - dir den Namen gegeben?« Helaku nickte überrascht. »Prima! Von diesem dreiköpfigen Hund höre ich zwar auch zum ersten Mal, aber Sage ist ein gutes Stichwort. Eine Sage oder vielmehr eine Legende ist nämlich der Grund, dass wir jetzt hier sind.« Warren erzählte kurz von der alten Überlieferung über die Heilige Tania und kam schließlich auch zu den Kriegern des Lichts, doch Helaku starrte ihn verständnislos an. »Das ist ja alles schön und gut, aber was hat das Ganze mit mir zu tun?« »Du bist einer von uns, Helaku. Du bist ein Krieger des Lichts.« »Und was ist, wenn ich gar kein Krieger sein will? Ich habe absolut keinen Bock, mich mit giftigen dreiköpfigen Hunden anzulegen!« Warren nickte zustimmend. »Stimmt, das habe ich auch nicht, aber was glaubst du wird wohl aus dieser Welt werden, wenn Liebe und Freundschaft für immer aus ihr verschwinden und Hass und Feindschaft regieren?« Helaku sah ihn trotzig an. »Und wenn mich das nun gar nicht interessiert?« Warren sah hilflos zu Mika hinüber. »Warum interessiert es dich nicht, was aus dieser Welt wird? Willst du deine Familie nicht vor Unwettern dieser Art hier beschützen können? Ich möchte wetten, dass das alles hier nur geschieht, um dich zu kriegen - damit du deine Aufgabe nie erfüllen kannst.« Helaku lachte bitter auf. »Was weißt du schon! Du hast doch keine Ahnung, wie es ist hier zu leben. Ich habe alles verloren, verstehst du? Es wäre wirklich besser gewesen, ihr hättet mich da drin sterben lassen!« Warren schloss kurz die Augen und schluckte schwer. Dankbar nahm er Mikas Hand auf seiner Schulter wahr. Etwas mühsam sprach er weiter. »Du hast Recht. Ich habe keine Ahnung, wie es ist hier zu leben. Aber ich weiß sehr gut, wie es ist, wenn man Menschen verliert, die man - auf die eine oder andere Weise - liebt. Erst gestern sind alle meine Freunde in der riesigen Explosion, die mir gegolten hat, zugrunde gegangen. Bei den Kriegern des Lichts habe ich neue Freunde gefunden - und etwas, das ich mal als Familie bezeichnen möchte.« Er sah zu Mika. »Würdest du mir einen Gefallen tun und schauen wie es den Mädchen geht? Ich mache mir ein bisschen Sorgen um Sanura. Sie ist noch so schwach.« Mika runzelte erstaunt die Stirn, sagte aber nichts weiter dazu. Er griff nach San Tanabea. »Bitte zeige uns, wie es bei Julia und Sanura aussieht.« Vor ihnen in der Luft entstand eine Art Kraftfeld in dem sich langsam Bilder aus dem Nebel schälten. Sie sahen wie Julia sich über ein fremdes Mädchen beugte - die Hände forschend über den schrecklichen Wunden schwebend. Neben ihr stand Sanura und sah sich aufmerksam um. Warren atmete auf. »Gott sei Dank! Es geht ihnen gut! Aber die australische Kriegerin sieht scheußlich aus.« Julia sah verwundert auf und sah sich um. Dann lächelte sie und griff nach etwas an ihrer Taille. »Es ist alles in Ordnung bei uns. Macht euch keine Sorgen. Unsere Kriegerin hier scheint auch mit unserem Freund aus der Schmugglerhöhle zusammengestoßen zu sein. Jedenfalls ist das Gift ziemlich ähnlich. Kein Wunder dass sie im Krankenhaus gelandet ist. Dieses Erdbeben hat noch sein Übriges getan, aber ich denke ich kann sie jetzt mit in die Jagdhütte nehmen. Diese ganzen Nachbeben hier sind mir etwas unheimlich.« »Das klingt als hättest du alles im Griff, Liebes!« Sie lächelte. »Stimmt! Und wie läuft es bei euch?« Mika zögerte und sah zu Helaku hinüber, der ungläubig auf das Bild vor ihm starrte. »Naja, unserem Südamerikanischen Freund geht es zwar gut, aber irgendwie haben wir noch Probleme ihn zu überzeugen, dass er eine Aufgabe hat.« Ihr Lächeln erstarb und sie wurde ernst. »Lasst ihm Zeit, Mika! Es ist nicht einfach, das zu begreifen. Ich weiß, es ist lange her, Mika, aber erinnere dich mal daran, was du gedacht hast, als dein Opa dir die Sage erzählt hat und dich in deine Aufgabe eingewiesen hat.« Er wurde rot und schluckte. »Das ist wirklich lange her, Julia! Aber du hast natürlich Recht.« Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: »Wie immer!« Sie lächelte zufrieden. »Na, siehst du! Vielleicht überzeugt es ihn ein wenig mehr, wenn ihr ihn mit in die Jagdhütte bringt. Wir machen uns jetzt auf den Weg. Ich freue mich schon auf eine Tasse von deinem Tee!« Sie nahm die Hand von ihrem Dolch und das Bild verlosch. »Was war das denn? War das ein Trick, um mich zu irgendetwas zu überreden?« Warren sah ihn erstaunt an. »Das? Nein, das war kein fauler Zauber. Das war eine echte Übertragung. Das blonde Mädchen war Julia, unsere Trägerin mit dem Dolch San Tanadina, den sie an ihrem Gürtel trägt, wie man eben gut gesehen hat. Und das farbige Mädchen neben ihr, das war Sanura. Auch sie wäre gestern beinahe gestorben. Sie hat auch inmitten einer Explosion gesteckt. Man kann die Brandnarben in ihrem Gesicht noch deutlich erkennen. Und das Mädchen, zu ihren Füßen, das ist unsere letzte Kriegerin des Lichts. Sie ist bei einem Erdbeben heute früh unter den Trümmern eines Krankenhauses begraben worden.« Helaku runzelte die Stirn. »Wenn das echt war, und sie wirklich in Australien sind, warum meint sie dann, wir könnten uns so mir nichts dir nichts treffen?« »Naja, weil wir das problemlos können. San Tanabea kann noch mehr, als uns nur Bilder von anderen Orten zeigen. San Tanabea kann uns auch dorthin bringen.« Mika zog seinen kleinen Minidolch hervor und nahm die Kette ab. Die Faust fest um San Tanabea geschlossen streckte er die Hand den beiden anderen entgegen. Warren verstand sofort, was er vorhatte und legte seine Hand auf Mikas. Beide sahen Helaku erwartungsvoll an. Zögernd streckte er die Hand aus und legte sie schließlich zaghaft auf Warrens und Mikas. Mika nickte ihm einmal kurz zu, dann schloss er die Augen und murmelte etwas. Sofort begann San Tanabea zu leuchten und ein Kraftfeld baute sich in Sekundenschnelle auf, hüllte sie schließlich ganz ein und dann standen sie plötzlich nicht mehr im Wald sondern in einem kleinen Raum mit hölzernen Wänden. Julia trat lächelnd aus dem geheimen Zimmer. »Ah, da seid ihr ja! Ich habe unsere Australierin nebenan ins Bett gelegt.« Sie trat zu Helaku. »Hallo, ich bin Julia Wagner.« Sie trat einen Schritt beiseite und deutete auf Sanura, die hinter ihr in der Tür zum geheimen Zimmer stand. »Und dies hier ist Sanura.« Sanura trat auf ihn zu und wollte ihm die Hand reichen, doch er machte keine Anstalten die Geste zu erwidern und so zog sie ihre Hand zurück und trat zu Warren. Wie selbstverständlich legte er seinen Arm um ihre Schultern, während sie beide beobachteten, wie Julia auf Helakus abwehrende Haltung reagierte. Doch Julia schien das gar nicht zu bemerken. »Kommt, setzen wir uns, Freunde.« Sie wandte sich an Mika. »Wärst du so lieb, uns einen Tee zu machen? Ich habe das Wasser schon aufgesetzt.« Mika nickte und trat hinüber zu der geheimen Küche während Julia sich betont fröhlich wieder den anderen zuwandte. »So, und nun erzählt mal, wie ist es euch ergangen?« Warren räusperte sich unsicher. »Naja, wir fanden Helaku bewusstlos auf einem großen Brett zwischen einem Haufen Trümmern einen Fluss runter treibend. Ich habe versucht, ihn mit dem Wind in unsere Richtung zu lotsen, aber die Strömung war einfach zu stark. Der Versuch mit dem Seil ging auch daneben. Aber als ich verzweifelt darüber nachdachte, dass man fliegen können müsste, habe ich mich plötzlich in einen Adler verwandelt und konnte ihn so ans Ufer schaffen. Das war alles ein bisschen seltsam.« Die Mädchen sahen ihn verdutzt an. »Du hast dich in einen Adler verwandelt?« Mika trat mit den Tassen und dem Tee an den Tisch. »Ja, das hat er tatsächlich! Sag mal … « Er wandte sich an Warren. »Was hast du eigentlich so lange da oben gemacht? Es schien ja Stunden zu dauern, ehe du endlich wieder runtergekommen bist.« Warren wurde rot. »Naja, ich fürchte mir ging es nicht anders als dir. Ich konnte einen Moment lang keinen klaren Gedanken an unsere Aufgabe fassen. Ich weiß auch nicht, war irgendwie schon seltsam. Ich konnte nur noch ans fliegen denken.« Helaku runzelte plötzlich interessiert die Stirn. »Ihr konntet beide keinen klaren Gedanken fassen?« Warren und Mika nickten. Helaku schloss kurz die Augen. »Seltsam!« Er öffnete die Augen wieder und sah irritiert in die Runde. Aller Augen waren auf ihn gerichtet. »Es scheint, als habe da jemand eure Gedanken manipuliert. Offenbar gibt es da noch jemanden, der die Gedanken beherrscht.« Julia hustete heftig und sprühte dabei ihren Tee über den Tisch. »Du beherrscht was? Oh, Entschuldigung!« Helaku lächelte matt. »Ich beherrsche die Gedanken. Ich kann eure Gedanken lesen und ich kann sie manipulieren.« Sanura schüttelte sich. »Brr, wie gruselig!« Helaku hob kurz die Schultern. »Nicht annähernd so gruselig, wie ein Adler, der sich in einen Menschen verwandelt.« Julia nickte. »Stimmt, aber wir haben alle ein paar seltsame Fähigkeiten, und wir sollten uns da so schnell wie möglich dran gewöhnen. Helaku, kannst du etwas tun, damit uns so etwas nicht noch einmal passiert?« Er sah sie nachdenklich an, schwieg aber. »Ich weiß, du hast dich noch nicht richtig entschieden, ob du zu unserer Gruppe gehören möchtest oder nicht. Ich bitte dich nur zu sagen, ob du für dieses eine Problem eine Möglichkeit siehst. Danach bringen wir dich nach Hause, wenn du möchtest. Ich würde ohnehin vorschlagen, wir sehen erst mal nach deiner Familie. Deine Eltern werden sich Sorgen machen.« Helaku senkte den Blick und wandte sich ab. »Er hat keine Familie mehr, Julia!« Sie starrte Warren an. »Wie? Was? Wegen diesem Unwetter?« Helaku nickte mit Tränen in den Augen. »Meine Eltern sind noch vor mir fortgespült worden. Ich kann mir wirklich nicht denken, wie sie das überlebt haben könnten.« »Helaku, du darfst noch nicht aufgeben! Wir werden deine Eltern finden und wenn auch nur ein Funken von Leben in ihnen ist, kann ich sie noch retten!« »Julia! Denk dran, wenn du das tust … « Sie sah Mika liebevoll an. »Ich weiß, Mika. Wenn ich das tue, bin ich ein paar Stunden außer Gefecht gesetzt, aber ich habe doch euch, und Helaku braucht seine Eltern. Für Warren hätte ich gestern das Selbe getan, wenn er mich gelassen hätte und für jeden anderen von euch auch.« Sie reckte kampflustig das Kinn, doch er hob lächelnd die Hände. »Ist schon gut, Liebes! Ich will dich ja gar nicht aufhalten. Ich wollte dich nur daran erinnern. Wir sollten San Tanadina und San Tanabea miteinander verbinden, dann haben wir vielleicht mehr Chancen sie zu finden.« Julia nickte und stand auf während Mika zu ihr trat. Sie reichten einander die Hände und schlossen die andere um ihren Dolch. Einen Augenblick lang standen sie stumm in völliger Konzentration ehe sie gleichzeitig murmelten: »Bitte zeigt uns, wo Helakus Eltern sind.« Helaku starrte die beiden mit offenem Mund an. War das wirklich möglich? Konnten zwei Menschen wirklich gleichzeitig das selbe denken? Hatte er sich verhört? Oder hatten sie tatsächlich zufällig die selben Gedanken? »Helaku!« Julias Stimme riss ihn aus den Gedanken. »Hier sind sie. Komm mit. Wir werden dich brauchen.« Zögernd trat er zu den beiden und nahm unsicher die Hand, die Mika ihm entgegenstreckte. Julia nickte ihm aufmunternd zu. »Bitte setzt uns hier ab.« Und wieder hatten Julia und Mika gleichzeitig gesprochen - wie eine Person. Das konnte unmöglich noch Zufall sein! Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass zwei Menschen so synchron sein könnten. Plötzlich stand er wieder mitten im Urwald und die anderen beiden ließen ihn los. Er sah sich um. Überall lagen Trümmer und entwurzelte Bäume in der schmutzigen braunen Brühe, die hier endlich zum Stehen gekommen war. Julia trat bereits zu zwei Menschen, die eng aneinandergeklammert im Morast lagen - seine Eltern. Etwas in ihm wollte auf sie zu stürmen, aber er hielt sich zurück. Er hatte Angst, er könnte sie wirklich tot finden. Julia kniete sich neben sie. Der ganze Schmutz und Schlamm schien sie nicht im mindesten zu interessieren. Vorsichtig trennte sie die beiden Menschen voneinander und ließ prüfend ihre Hände über den Leibern kreisen. Traurig wandte sie sich von Helakus Mutter ab und konzentrierte sich auf seinen Vater ohne Helaku auch nur einmal anzusehen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass Mika wieder zu ihm getreten war, aber jetzt nahm er dankbar seine Hand auf seiner Schulter wahr, als er sagte: »Es tut mir so leid, Helaku!« Er spürte sofort, dass Mika auch meinte, was er sagte und das war wichtig für ihn. »Ist das hier alles wirklich nur passiert, um mich irgendwie auszuschalten?« fragte er ohne den Blick von Julia zu lassen, die noch immer mit geschlossenen Augen und ausgestreckten Händen über seinem Vater kniete. Mika nickte traurig. »Ich befürchte ja.« Plötzlich straffte Helaku sich. »Gibt es irgendwo ein Auffanglager für Verletzte und so?« »Ich weiß nicht. Warum?« »Weil es ein bisschen seltsam aussähe, wenn ich ihn hier mitten in der Wildnis alleine lasse. Ich habe meine Mutter verloren. Ich will nicht, dass er auch noch stirbt. Dafür hat Julia ihn nicht gerettet.« Mika sah ihn verständnislos an. »Ich kann nicht hier bleiben, verstehst du? Solange ich hier bleibe, ist er in Gefahr. Ich werde mich euch anschließen.« Langsam dämmerte es Mika, was Helaku damit sagen wollte und starrte ihn ungläubig an. »Du willst wirklich …« Er rang nach Worten. »… alles hinter dir lassen?« Ungeweinte Tränen schimmerten in seinen Augen, doch der neue Krieger des Lichts nickte entschlossen. »Ja!« Tief beeindruckt griff Mika nach San Tanabea. »Gibt es hier ein Auffanglager?« San Tanabea begann zu glühen und gleich darauf erschien vor ihnen das Bild eines riesigen Lagers. »Wie weit ist es bis dorthin?« fragte Helaku neugierig, aber Mika zuckte nur mit den Schultern. »Keine Ahnung, wir lassen uns von San Tanabea hinbringen. Entfernungen spielen keine Rolle.« Hinter ihm fiel Julia mit einem dumpfen Geräusch zu Boden. Erschrocken fuhr er herum und stürzte zu ihr. Beinahe gleichzeitig begann Helakus Vater sich rühren. Sofort war Helaku an seiner Seite. »Vater! Du lebst!« »Helaku?« »Ja, Vater, ich bin es.« Helakus Vater sah sich um und entdeckte Julia, die ohnmächtig im Schlamm lag, und Mika, der sich ein wenig besorgt über sie beugte. »Das sind Freunde von mir, Vater.« erklärte Helaku ihm. »Sie haben mir geholfen euch zu finden und dich zu retten.« Er sah traurig zu seiner Mutter hinüber. Langsam drehte sein Vater sich um und sah in die selbe Richtung. Umständlich stand er auf und beugte sich über seine Frau. Er weinte bitterlich, als er begriff, dass sie für immer von ihnen gegangen war und Helaku stand stumm weinend hinter ihm. Mika stand auf und trat zu Helaku. »Ich lasse dich mit ihm alleine. Ja? Ich bringe Julia zu den anderen und komme dann zurück, aber ich halte mich im Hintergrund. Ruf mich einfach, wenn du mich brauchst. … Oh, aber denk bitte daran: Niemand darf wissen, wer wir sind und welche Kräfte wir haben.« Helaku nickte verschwommen und drückte kurz Mikas Hand. »Danke, Mika. Ich werde daran denken.« Mika nahm Julia auf seine starken Arme und schritt davon. Helakus Vater sah auf und sah ihnen nach. Kurz bevor Mika zwischen den Bäumen verschwand machte er schließlich Anstalten ihn zurückzuholen, doch Helaku legte ihm die Hand auf den Arm. »Lass ihn gehen, Vater. Er wird zurückkommen. Er will nur einen Weg suchen, heraus aus der Wildnis zurück zu den Menschen. Der Weg zurück, den wir gekommen sind, wäre zu weit für dich und wir müssten Mutter zurücklassen.« Sein Vater sank zurück in den Schlamm. »Ich habe diesen Jungen noch nie gesehen. Kennst du ihn schon lange?« Helaku schüttelte den Kopf. »Nein, Vater, erst ein paar Stunden.« »Und dann vertraust du ihm schon so sehr? Habe ich dir nicht immer beigebracht, dass du Fremden niemals trauen sollst?« Helaku lächelte traurig. Es musste schlimm sein, wenn man niemandem vertrauen konnte. So lange er denken konnte hatte sein Vater ihm gepredigt, dass er niemandem trauen solle. Als kleiner Junge hatte er wohl noch versucht ihm zu erklären, dass er wusste, was die Menschen dachten, doch irgendwann hatte er es aufgegeben. Sein Vater hatte ihm nie geglaubt und die Worte als die Hirngespinste eines kleinen Kindes abgetan. »Doch Vater, das hast du, aber es gibt etwas, das du mir nie geglaubt hast, wenn ich dir als Kind davon erzählt habe. Ich habe immer gespürt - nein, gewusst, wem ich trauen konnte. Ich habe immer gewusst, dass dieser schreckliche Fernandez mein Erzeuger ist, und dass ich ihm höchstens von 12 bis Mittag trauen konnte. Ich habe aber auch immer gewusst, dass ich Lucia voll vertrauen konnte. Sie hat dich - und Mutter - immer aufrichtig geliebt.« Er sah Helaku ungläubig an. »Und dieser Junge?« Helaku lächelte. »Mika ist ein guter Mensch, Vater. Er hat auch mir das Leben gerettet und ist seitdem nicht von meiner Seite gewichen. Ohne ihn und das Mädchen, hätte ich dich niemals gefunden.« »Was ist mit dem Mädchen? Warum musste er sie tragen?« »Sie ist nur erschöpft, Vater. Wir haben einen weiten Weg zurückgelegt, bis wir euch gefunden haben und sie war es, die dich geheilt hat.« Sein Vater sah ihn argwöhnisch an. »Geheilt? Was soll das heißen?« »Sie ist wie die Heilkundigen unserer Vorfahren, Vater. Sie kennt die Heilkräfte des Geistes.« Er spürte, dass er seinen Vater nicht überzeugt hatte und lächelte traurig. »Vertrau mir, Vater! Ich weiß wovon ich spreche!« Sein Vater wandte das Gesicht ab, um die Tränen in seinen Augen zu verbergen. »Woher weißt du, dass Fernandez dein Vater ist? Hat er es dir gesagt?« »Nein, Vater. Er weiß genauso wenig, dass ich es weiß, wie ihr es gewusst habt.« »Aber woher weißt du es dann?« Das klang schon beinahe verzweifelt, aber Helaku, der schon fast die Wahrheit gesagt hätte, erinnerte sich noch rechtzeitig an Mikas Warnung und sagte - jeder Versuchung widerstehend: »Das kann ich dir nicht sagen, Vater, es war jedenfalls ein Zufall, dass ich es erfahren habe.« Er blickte auf und sah sich um. Er spürte, dass jemand da war, doch konnte er niemanden sehen. Es war nicht Mika, das war klar, doch es blieb ihm keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn plötzlich brach sein Vater in Tränen aus. »Wenn du es gewusst hast, warum bist du dann hier? Warum hast du mich gerettet? Du musst uns doch hassen!« Helaku starrte seinen Vater ungläubig an. »Was redest du da? Ich hasse euch nicht! Ich liebe euch! Ich habe euch immer geliebt!« »Aber wir hätten es dir sagen müssen!« Helaku schüttelte heftig den Kopf. »Nein, hättet ihr nicht! Es ist nicht sonderlich schwer, ein Kind zu zeugen, aber Vater zu sein ist etwas anderes. Fernandez hat sich nie um mich gekümmert. Er ist nicht einmal besonders nett zu mir gewesen - obwohl er wusste, dass ich sein Sohn war. Aber du, Vater, und das ist das einzige, was für mich zählt, du warst es der mich als Kind auf den Schultern getragen hat, du hast mir meinen Namen gegeben, du hast mich gelehrt, was ich über unser Volk und über unser Land weiß, du warst es, der meine Fehler wieder ausgebügelt hat und du warst es, der mich getröstet hat, wenn ich Kummer hatte. Das warst du - nicht Fernandez!« Er horchte in sich hinein. »Ah, Mika ist wieder da.« Seltsam, wie deutlich er plötzlich alles wahrnahm. Nie zuvor hatte er - ohne sich auf diese Art der Wahrnehmung zu konzentrieren - einen Menschen so deutlich gespürt. Er runzelte die Stirn. Er konnte deutlich spüren, dass Mika irgendwo hinten zwischen den Bäumen stand und den Boden nach giftigen Tieren absuchte, aber diese andere fremde Präsenz, die er vorhin gespürt hatte, die war verschwunden. »Das Lager kann nicht weit weg sein.« Er schloss kurz die Augen und konzentrierte sich auf Mikas Gedankenmuster. »Bitte erschrick nicht, Mika. Ich bin‘ s, Helaku. Du kannst zu uns kommen. Er traut dir zwar nicht, aber ich werde ihn mit meinen Mitteln überzeugen, sich deiner Führung anzuvertrauen.« Er öffnete die Augen wieder und atmete tief durch. Das, was er jetzt vorhatte, war nicht einfach für ihn. Bisher hatte er es immer vermieden seine Fähigkeiten bewusst gegen seine Eltern einzusetzen, weil er sie viel zu sehr liebte, um so etwas Hinterhältiges zu tun, aber jetzt hatte er keine andere Wahl. Sein Vater hatte sich aufmerksam umgesehen und entdeckte jetzt erst Mika, der langsam auf sie zukam. »Woher hast du gewusst, dass er jetzt kommt? Er muss noch ziemlich weit weg gewesen sein, als du das sagtest.« Helaku lächelte matt. »Ich habe seine Anwesenheit gespürt, das ist alles.« Er zuckte kurz mit den Schultern. »Danke, Mika. Habe ich dich sehr erschreckt?« Mika lächelte. »Nein, Helaku. Keine Sorge, ich bin an Gedankenbotschaften schon gewöhnt. Julia und ich können auf diese Weise Verbindung um die halbe Welt herum aufnehmen, wie sie mir erst gestern eindrucksvoll bewiesen hat.« Helaku runzelte die Stirn. »Wie geht es ihr? Sie sah sehr blass aus.« »Sie ist in Ordnung. Es ist nur sehr anstrengend für sie einen Menschen auf diese Weise zu heilen. Sie bricht danach immer total erschöpft zusammen.« »Ach, das meinte sie vorhin mit “sie wäre ein paar Stunden außer Gefecht gesetzt”! Wenn ich das gewusst hätte!« Mika lächelte. »Ich glaube nicht, dass du sie wirklich hättest aufhalten können, Helaku. Sie kann manchmal ganz schön dickköpfig sein.« Helaku sah ihn skeptisch an, ging jedoch nicht weiter darauf ein. »Naja, Hauptsache es geht ihr gut. Können wir gleich aufbrechen? Ich möchte es gerne hinter mich bringen.« »Ich bin bereit. Wir brauchen jedenfalls Körperkontakt. Was willst du tun damit er nicht bemerkt, was hier passiert?« »Ich werde seinen Geist völlig übernehmen und ihm dann eine falsche Erinnerung geben, wenn wir erst da sind« »Ist gut. Wir werden etwa 1 Kilometer vom Lager entfernt auftauchen und den Rest des Weges zu Fuß gehen. Vielleicht ist es eine gute Idee an der Stelle schon den Schnittpunkt zwischen Illusion und Realität zu setzen.« Helaku nickte und streckte seinem Vater die Hand entgegen. »Komm, Vater, lass uns gehen.« Sein Vater ignorierte die Hand seines Sohnes und stand umständlich auf. Beinahe misstrauisch beobachtete er die Jungen. Helaku stand ruhig neben ihm und hatte Tränen in den Augen während Mika mit beängstigender Leichtigkeit Helakus Mutter aufhob und abwartend stehen blieb. »Bitte nimm meine Hand, Vater.« Doch er ignorierte seinen Sohn weiter und taxierte Mika unfreundlich. »Warum sprecht ihr eine fremde Sprache? Das ist unhöflich gegen einen alten Mann wie mich!« »Verzeih, Vater, Mika spricht unsere Sprache nicht, deshalb sprechen wir die seine.« »Und warum sprichst du seine Sprache? Wo hast du das gelernt?« »Wir haben in der Schule ein Mädchen, das aus dem selben Land kommt. Sie hat uns viel beigebracht.« Wirklich zufrieden schien Helakus Vater noch immer nicht zu sein, aber wenigstens reichte er seinem Sohn jetzt die Hand. Helaku schloss kurz die Augen und konzentrierte sich. Als er sie einen Moment später wieder öffnete, schien es als wäre gar nichts passiert, doch sein Vater sah nur noch halb so feindselig aus wie vorher. »OK, wir können los. Soll ich dir helfen? Sie ist bestimmt nicht leicht.« Mika lächelte. »Nein, lass nur, mein Freund. Für mich ist sie leicht. Ich habe Hilfe.« Er streckte die Hände, mit denen er den leblosen Körper von Helakus Mutter gehalten hatte aus und balancierte sie auf den Unterarmen. »Gebt mir eure Hände.« Bereitwillig legte Helakus Vater seine Hand in Mikas, der Helaku anerkennend ansah. »Alle Achtung! Das hätte ich nicht wirklich erwartet.« Helaku lächelte traurig. »Nicht wahr? Das passt gar nicht zu ihm.« Auch er legte seine Hand in Mikas. Mika seufzte. »Also, dann los!« Er schloss die Augen und konzentrierte sich. »Bitte, San Tanabea, setze uns einen Kilometer vom nächsten Auffanglager für dieses Unwettergebiet ab, so dass uns niemand sieht.« Langsam baute sich das Kraftfeld auf, mit dem San Tanabea sie transportieren würde und Helakus Vater starrte auf dieses Phänomen als ginge ihn das alles gar nichts an. Einen Moment später standen sie in einem trockenen Stück Wald und hörten bereits das Summen eines großen betriebsamen Lagers. Sie blieben eine Weile stehen, in der Helaku die Augen schloss und sich darauf konzentrierte seinem Vater eine neue Erinnerung zu geben. Schließlich nickte er Mika zu. »Lass uns weitergehen. Er wird gleich zu sich kommen.« Mika nickte und wandte sich zum Gehen um. Die beiden anderen folgten ihm in geringem Abstand. »Ah, ich sehe, wir haben es endlich geschafft. Das hat ja auch lange genug gedauert. Ich habe mich schon gefragt, ob der Junge überhaupt weiß, wo er uns hinführt.« »Aber natürlich weiß er das, Vater. Er kommt doch aus dem Lager.« »Willst du ihm nicht mal helfen? Die ganze Zeit schon schleppt er sich mit deiner Mutter ab! Er muss doch müde sein!« »Ich würde ihm ja gerne helfen, aber er lässt mich nicht. Er besteht darauf, dass er sie trägt.« Währenddessen waren sie beim Lager angekommen. Ein amerikanischer Offizier kam ihnen entgegen und wies sie ein. Er wunderte sich zwar offensichtlich, dass Mika kein Wort spanisch verstand und auch nur wenig englisch konnte, sagte aber nichts dazu. »Ich sehe mich ein bisschen um, ob wir hier irgendwo ein Plätzchen finden, von dem wir ungesehen verschwinden können, sonst müssen wir in den Wald zurücklaufen.« Helaku nickte. »Ist gut, Mika. Ich werde dich finden. … Und danke, Mika!« Mika lächelte. »Wofür? Dafür sind Freunde doch schließlich da, oder?« Mika ließ sich - Helakus Mutter noch immer auf den Armen von dem Offizier zu dem Platz bringen an dem die Leichen aufgereiht wurden. Ihm wurde beinahe schlecht bei dem Anblick während er dachte, dass es so ähnlich gestern bei Warren ausgesehen haben musste. Er schloss die Augen und versuchte solche Gedanken zu vertreiben. Er legte Helakus Mutter vorsichtig ab, wandte sich schnell um und lief davon. Das konnte er sich unmöglich noch länger ansehen. Wie, um Gottes willen, musste es erst Helaku und Warren gehen? Er wurde immer blasser während er durch das Lager ging und sich nach einem Platz umsah, von dem aus sie ungesehen verschwinden konnten. »Mika? Hast du etwas gefunden? Ich muss hier weg!« »Nein, wir müssen zurück in den Wald. Wir treffen uns am Rand des Lagers.« »Ich bin in einer Minute da!« Mika bahnte sich einen Weg durch das Lager und einen Moment später trafen sich die beiden Jungen wieder. Wortlos machten sie sich auf den Weg. Als sie sicher waren, dass sie keiner mehr sehen konnte, blieben sie stehen und reisten mit San Tanabeas Hilfe zurück nach Deutschland in die Jagdhütte, wo gerade Chaos ausgebrochen war. Mika schnupperte kurz und wusste was los war. Irgendetwas brannte hier lichterloh. Er sah aus dem Fenster. Der Wald brannte. »Wir müssen hier raus! Wo ist Julia?« »Drüben im Schlafzimmer. Sie schläft.« »Hilft nichts, wir müssen sie wecken. Sanura, du machst bitte die Küche zu. Achte darauf, dass sie nicht mehr zu sehen ist. Warren, kannst du uns ein bisschen Regen bescheren? Niemand darf das Geheimnis dieser Hütte erfahren, also brauchen wir Wasser ehe das Feuer uns erreicht.« Warren nickte. »Bin schon bei der Arbeit!« Er schloss die Augen und Minuten später zogen schwere Wolken auf, die sich in einem heftigen Gewitterregen entluden. Mit dem ersten Donnerschlag wachte Julia erschrocken auf und sah sich verwirrt um. »Ein Gewitter?« »Das ist Warrens Werk. Der Wald rund um die Jagdhütte brennt. Wir müssen verschwinden.« Julia nickte. »Wohin?« »Nach Tan San.« »Gut. Ich nehme die Mädchen mit und du die Jungen.« Sie stand auf, legte ihre Hand kurz an ihren Dolch und die Matratze, auf der sie gelegen hatte, war verschwunden. Mika nickte und verließ den Raum wieder. »Sanura, bitte hilf Julia. Sie bringt dich hier raus.« Sanura verschwand wortlos in dem geheimen Zimmer und Mika verschloss die Tür hinter ihr sorgfältig. Er sah sich um und mit einem Griff nach San Tanabea ließ er alle Spuren ihrer Anwesenheit verschwinden. »Warren, Helaku. Wir müssen los. Gebt mir eure Hände.« Die beiden Jungen traten zu ihm und Sekunden später erinnerte nichts mehr daran, dass gerade eben noch 6 junge Leute hier gewesen waren.

Sie trafen sich im Wohnzimmer von Tan San wieder. Julia hatte ihre Australische Kriegerin bereits auf dem Sofa abgelegt und mit einem Haufen weicher Decken wieder zugedeckt, während Sanura sich neugierig umsah. Auch Warren und Helaku sahen sich um. »Wo sind wir denn jetzt schon wieder?« Julia sah sich um und lächelte. »Du hast Recht, Helaku. Wir sind dir eine Erklärung schuldig. Wir haben dir bis jetzt ja nicht mal gesagt, wo unsere Jagdhütte steht.« Sie holte tief Luft. »Wie spät ist es hier Mika?« Er sah auf die Uhr. »Viertel nach acht.« »Wärst du dann so lieb und rufst bei Kane an und bittest ihn zu uns?« Mika nickte und verschwand. Julia seufzte. »Also gut, Helaku, die Jagdhütte, aus der wir eben geflohen sind, steht in einem deutschen Mittelgebirge, das Rhön heißt - ganz in der Nähe von meiner und Mikas Heimatstadt. Und dieses Haus hier hat ehemals Mikas Großvater, dem letzten Träger San Tanadinas gehört. Jetzt gehört es Mika. Sie haben es immer Tan San genannt und ich denke wir werden dabei bleiben. Naja, und stehen tut Tan San im Tschugokugebirge nordöstlich von Hiroshima.« Sanura runzelte die Stirn. »Hiroshima? Ich fürchte, du musst mir ein bisschen auf die Sprünge helfen, Julia. Hiroshima liegt doch in Asien, oder?« Warren lächelte traurig. »Im weitesten Sinne, ja. Um genau zu sein liegt Hiroshima in Japan. Das gehört wohl zu den weniger rühmlichen Unternehmungen meines Volks, dass diese Stadt heute weltbekannt ist. Ohne Amerikas Atombomben würde heute niemand von Hiroshima wissen.« Julia lächelte. »Da hast du wahrscheinlich Recht.« Warren sah sie nachdenklich an. »Dieser Kane lebt in Japan, habe ich das richtig verstanden?« Julia nickte während sie ihre australische Kriegerin des Lichts untersuchte und kurz die Augen schloss. Vorsichtig senkte sie das Fieber. »Ja, Kanes Onkel ist ein wichtiger Geschäftsmann in Hiroshima und unterhält hier in der Nähe ein Ferienhaus. Da lebt Kane zur Zeit.« Sanura hatte sich gründlich im Wohnzimmer umgesehen und setzte sich jetzt zu den Anderen auf einen Sessel. Sie sah zu dem schlafenden Mädchen auf dem Sofa hinüber. »Wie geht es ihr?« Julia lächelte. »Sie hat es bald überstanden. Gottlob kannte ich das Problem ja schon.« Sie sah auf ihre Armbanduhr. Was machte Mika nur so lange? Es konnte doch nicht wirklich so lange dauern, Kane ans Telefon zu bekommen. »Mika? Bist du noch oben?« »Nein, ich bin gerade bei Kane vorm Tor, wo ich ihn abholen sollte, aber er braucht ganz schön lange.« »Kannst du etwas sehen?« »Nein, vom Tor aus sieht man nur Weg. Alles andere ist gezähmter Urwald. Ideal für eine Entführung, wie wir sie bereits gesehen haben.« »Glaubst du, unser Gegner könnte es noch mal versuchen?« »Ich glaube eher, dass er diesmal etwas direkter vorgehen wird.« Julia sah ihre Freunde an. »Kane scheint ganz schön lange zu brauchen, um vom Haus bis zum Treffpunkt zu kommen.« »Julia! Hier stimmt was nicht! Ich kann spüren, dass sich hier etwas bewegt - und das ist ganz sicher nicht Kane!« Julia runzelte die Stirn. »Das hört sich nicht gut an! Ich komme zu dir!« Sie sah Helaku ernst an. »Wir brauchen deine Hilfe, Helaku. Kanes Haus liegt mitten im Wald und Mika kann vom Tor aus nicht sehen, was ihn dort aufhält. Irgendetwas jedenfalls stimmt nicht. Glaubst du, du kannst ihn erreichen - auch wenn du ihn nicht kennst?« Helaku starrte einige Sekunden nachdenklich ins Leere, doch dann stand er entschlossen auf. »Ich werde es jedenfalls versuchen. Kannst du mich näher heranbringen?« Julia stand nickend auf und reichte ihm die Hand. Sekunden später fanden sie sich neben Mika an einem großen eisernen Tor wieder. Einen Augenblick blieben sie mit offenen Mündern stehen und sahen sich um. »Hast du noch etwas entdeckt, Mika?« Er schüttelte bedauernd den Kopf. »Leider nicht, … Oh, das habe ich auch schon versucht, Liebes. Die ist verschlossen.« Julia war an das Tor getreten und hatte ein wenig daran gerüttelt. Sie wandte sich Helaku zu, der leicht beunruhigt durch das Tor spähte. »Was ist? Kannst du ihn entdecken?« Er nickte. »Ja, ich kann ihn ganz schwach spüren, aber da ist noch eine andere starke Präsenz. Die Selbe habe ich schon mal ganz kurz gespürt, als Mika mich vorhin mit meinem Vater alleine gelassen hatte, um dich nach Hause zu bringen, aber in dem Moment, in dem Mika zurückkam, war sie verschwunden.« Er schwieg erschrocken. »Egal wie, wir müssen da durch! Das war eben ganz klar ein Notsignal.« Julia nickte erschrocken, denn auch sie hatte es bemerkt und San Tanadina leuchtete hell. Sie streckte den Jungen ihre Hand entgegen und sie legten ihre darauf. Für eine Sekunde sah sie in ihre entschlossenen Gesichter, doch dann murmelte sie: »Bitte bringt uns zu Kane.« Sie kamen keine Sekunde zu früh. Erschrocken sahen sie sich um. Überall krabbelten Spinnen (!!!) herum. Keine normalen Spinnen - diese hier waren groß wie Fußbälle - ein paar sogar noch größer - und hatten ganz unangenehme Beißwerkzeuge. Kane lag vor ihnen auf dem Weg und rührte sich nicht mehr. Ein halbes Dutzend dieser Spinnen krabbelte auf ihm herum und schien ihn einzuspinnen. Panik stieg in Julia hoch. Sie hatte Spinnen noch nie gemocht, aber diese hier machten ihr richtig Angst. Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. »Verflucht!« Mika hatte sich daran gemacht mit einem Stock auf die Spinnen einzuschlagen, aber für jede Spinne, die er erschlug kamen zwei neue. »Vorsicht! Die müssen giftig sein! Sieh dir Kane an! Wir brauchen Feuer!« »Julia! Wir sind hier im Wald!« »Ich weiß, Mika! Aber wenn Warren uns Regen bringt, müsste es gehen. Beeil dich! Ich hole ihn.« Sie verschwand. Er starrte eine Sekunde kopfschüttelnd auf die Stelle an der sie gerade noch gestanden hatte, doch dann griff er nach San Tanabea und hatte einen Moment später zwei Flammenwerfer in der Händen, von denen er einen an Helaku weiterreichte. Helaku nickte mit grimmigem Gesicht. »Lass uns hier Klarschiff machen. Je weniger von diesen Viechern übrig bleiben, desto besser.« Er überzog den Boden vor sich mit heißen Flammen und die Spinne, die sich gerade auf ihn stürzen wollte, wurde gegrillt. Einige Minuten kämpften sie verbissen, doch dann stutzte Helaku. »Seltsam, wir haben jetzt so viele von den Biestern erledigt, aber ich spüre keine Veränderung in ihrer Präsenz. Es ist, als würden sie so gar nicht existieren.« »Dafür haben sie ich aber verdammt echt angefühlt!« Helaku nahm seinen Flammenwerfer wieder in Betrieb. Suchend sah er sich um. Irgendwo … Prüfend ließ er seinen Geist wandern. Da! Direkt auf Kane saß eine besonders große Spinne und sah sie aus riesengroßen Augen an. Das war es! Er heftete seinen Blick auf diese eine Spinne und watete durch die anderen furchtlos hindurch. »Helaku! Was machst du da? Die sind giftig!« Mika sah ihm panikerfüllt nach, doch Helaku lächelte nur grimmig. »Nicht im geringsten, Mika. Wir haben uns nur täuschen lassen. Giftig ist hier nur eine einzige.« Er war nur noch 2 Meter von Kane und der großen Spinne entfernt, da verwandelte sich die Spinne in einen riesigen Raben und flog mit einem seltsamen Lachen davon. »Was war das denn?« Erschrocken fuhren die Jungen herum. Hinter ihnen war Julia wieder aufgetaucht - gerade rechtzeitig, um den Vogel auffliegen zu sehen. »Das war offensichtlich unser Gegner. Er kann sich wohl in jedes Tier verwandeln, das ihm gerade in den Kram passt.« Er sah sich leicht angewidert um. »Und diese niedlichen Tierchen hier …« Er trat nach einer der Fußballgroßen Spinnen und sie zerfiel zu Staub. »… brauchen uns nicht mehr weiter zu stören. Das war nur eine billige Illusion, die er uns vor die Nase gesetzt hat, um von sich selbst abzulenken.« Julia sah erst die vielen hundert Riesenspinnen, die sich um sie herum versammelt hatten und dann Helaku an. »Du meine Güte! Aber du musst zugeben, die Illusion war gut. Ich jedenfalls bin voll drauf reingefallen. Woher hast du es gewusst?« Helaku sah verlegen zur Seite. »Für mich war es einfach, den Trick zu durchschauen. Ich brauchte ja nur meinen Extrasinn einzuschalten. Für euch war es unmöglich, weil ihr die Geister der Wesen nicht spüren könnt.« Julia nickte ein bisschen irritiert. »Wir sollten hier trotzdem lieber verschwinden. Wenn wir so gesehen werden, werden wir eine Menge unangenehmer Fragen beantworten müssen. Mika, nimmst du Kane mit?« Mika nickte nur. Er hatte sich von seinem Schrecken noch nicht ganz erholt und so trat er stumm zu Kane, hob ihn auf seine Arme und verschwand. Julia starrte noch einen Augenblick auf die Stelle, an der er eben noch gestanden hatte und seufzte. »Was hast du eigentlich gemacht, das ihn so schockiert hat?« Helaku grinste. »Naja, ich bin einfach durch diese Horde von falschen Spinnen hindurch zu unserem Freund gegangen - ohne ihm vorher zu erklären, dass sie gar nicht echt waren. Ich hatte gehofft, ich könnte den Gegner zufassen bekommen und ihn zwingen seine wahre Gestalt zu zeigen. Aber offensichtlich habe ich etwas falsch gemacht.« Sie lächelte erleichtert. »Achso! Dann ist es ja gut! Ich dachte schon es wäre irgendetwas Schlimmeres passiert!« Sie legte Helaku die Hand auf die Schulter. »Mach dir nichts draus, dass er dir entwischt ist. Der wird schon wieder auftauchen. Es gibt schließlich etwas, das er von uns haben will! … Komm, lass uns gehen.« Sie legte ihre andere Hand an ihren Dolch und einen Moment später standen sie wieder in Tan San. Mika hatte bereits in einer Ecke ein Notbett aufgestellt und Kane draufgelegt. Sanura stand mit einer Decke neben ihm und sah Julia fragend an. »Ich komme! Wie geht es unserer Australierin?« »Soweit ich es beurteilen kann gut.« Julia trat erst zu dem Mädchen und ließ prüfend ihre Hände über ihr kreisen. Sie nickte. »Prima! Wir können das Fieber senken. Das Gift ist neutralisiert. Sanura, könntest du ihr kalte Wickel machen? Ich werde den Rest meiner Energie jetzt für Kane brauchen. Es war doch ein bisschen viel heute.« Sie stand auf, trat zu Kane ans Bett und ließ ihre Hände über ihm kreisen. Seufzend meinte sie: »Es ist das selbe Gift, das wir schon kennen, aber da ist noch irgendetwas anderes.« Minutenlang kniete sie bewegungslos neben Kane bis sie schließlich mit einem leisen Stöhnen zu Boden fiel. Die Krieger des Lichts sahen einander bedeutungsvoll an. Sie alle wussten sicher: Julia hatte wieder einmal ein Leben gerettet. Mika hob das erschöpft schlafende Mädchen auf seine Arme, trug es nach oben in sein Zimmer und deckte es liebevoll zu.

Mika sah unruhig zur Uhr. Sie mussten sich etwas einfallen lassen. »Wenn Kane nicht bald nach Hause kommt, hat er ein Problem mit seinem Onkel.« Die anderen sahen ihn verwundert an. »Naja, überlegt mal wie spät es hier ist! Es ist 14 Uhr mitteleuropäischer Zeit - das heißt, dass es hier 10 Uhr abends ist. Und auch hier in Japan müssen Leute in unserem Alter noch pünktlich nach Hause kommen.« Er stand auf. »Ich glaube, es ist besser, wenn ich Julia jetzt wecke. Wir müssen ihn wieder auf die Füße kriegen und unserer Australierin geht es ja auch nicht wirklich besser, oder?« Er verließ den Raum und ging hinauf zu Julia, die noch immer tief und fest schlief. Vorsichtig setzte er sich zu ihr auf die Bettkante und sah sie für einen Augenblick einfach nur an, doch schließlich seufzte er und weckte sie vorsichtig auf. Gähnend öffnete sie die Augen. “Mika! Ist irgend etwas?” Er schüttelte beruhigend den Kopf. “Nein, Liebes, alles in Ordnung. Werde erst mal richtig wach, ehe ich mit der Tür ins Haus falle.” Er lächelte sie traurig an. “Ich bin wach, mein Lieber. Also, was hast du auf dem Herzen?” “Naja, es ist schon recht spät hier und ich möchte Kane unnötigen Ärger mit seinem Onkel ersparen. Er muss bald nach Hause …” Sie sah zur Uhr und nickte. “Du hast Recht. Ich werde mich um ihn kümmern …” Sie sah ihn an und musste lachen. Er sah so besorgt aus - als ob sie jeden Augenblick wieder umfallen müsste. Sie küsste ihn. “Ich bin schon in Ordnung, Mika. Du brauchst dir um mich keine Sorgen machen. Ich schaff das schon!” Er nickte. “Natürlich! Aber wie lange?” Sie sah ihn ernst an. “Solange, wie ich dich an meiner Seite habe, Kiyoshi Mijako Jatsushiro.” Er sah sie überrascht an. “Du …” Er brach sprachlos ab. Er hatte vieles erwartet - vielleicht, dass sie sich auf San Tanadina stützte, oder so etwas - aber dass sie sich ausgerechnet auf ihn stützen würde, das hatte er nicht erwartet. Bis jetzt war es doch immer so gewesen, dass sie ihm aus der Patsche geholfen hatte - nicht umgekehrt. Und dass sie sich seinen vollen Namen gemerkt hatte, erstaunte ihn offen gestanden auch etwas. Sie hatte diesen komplizierten japanischen Namen einmal gehört und ihn sich gemerkt. Das hatte bisher noch niemand geschafft. “Warum gerade ich? Ich habe dir doch bis jetzt nicht einmal richtig helfen können!” Sie lächelte. “Doch, Mika, du gibst mir die Kraft, die brauche. … Na komm, gehen wir runter.” Sie sprang aus dem Bett, richtete Kissen und Decken und zog Mika mit sich die Treppen hinunter. »So, dann wollen wir mal sehen. Wie geht’s unserer Australierin?« »Unverändert.« Sie stand bereits an Kanes Notlager und zog die Hände, die sie gerade prüfend über Kanes Körper schweben ließ, überrascht zurück. »Unverändert? Trotz der Wickel? Das ist seltsam. Ich schaue sie mir gleich noch mal an.« Sie wandte sich wieder Kane zu. Zufrieden begann sie die heilende Energie ihrer Hände in Kanes Körper zu senden und ihn sachte aufzuwecken. Stöhnend öffnete er die Augen und sah sich panisch um, doch Julia legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. »Es ist alles in Ordnung, Kane. Du bist in Sicherheit.« Langsam begriff Kane, wo er war und entspannte sich. »Danke, Freunde! Ich dachte schon, ich wäre verloren!« Mika trat lächelnd zu ihm. »Nee nee, mein Freund, das kannst du mal ganz schnell wieder vergessen. Solange du so ein gutes Team an deiner Seite hast, kann dir gar nichts passieren.« Mika sah nachdenklich zu Helaku hinüber. »Allerdings … ohne unser neuestes Teammitglied hier, hätten wir es nie geschafft. Das ist Helaku, unser südamerikanischer Krieger.« Kane richtete sich langsam auf. »Südamerika? Du kommst doch nicht etwa aus den Unglücksgebieten dort?« Helaku nickte. »Doch!« »Irgendwie scheint es uns alle zu treffen. Bisher musste Julia noch jeden von uns zusammenflicken.« Julia trat lächelnd zu der Australierin. »Nicht ganz, Kane. Helaku ist bis jetzt die große Ausnahme. Er hat meine Hände noch nicht gespürt.« Sie streckte ihre Hände über dem australischen Mädchen aus. »Seltsam!« sagte sie und übersah Helakus zweifelndes Gesicht. »Es hat sich tatsächlich nichts verändert.« Sie sah Helaku an. »Bitte, Helaku, verschwende keine kostbare Zeit damit, über Dinge nachzudenken, die nun einmal so sind. Wir alle brauchen ein Zuhause. Einen lieben Menschen, der unsere Wurzel ist. Auch wenn du beschlossen hast, ihn nie wieder zu sehen, so bleibt er doch deine Heimat, solange er lebt.« Helaku stand auf und trat ans Fenster. »Aber ohne dich wäre er gestorben, Julia. Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich auch ohne ihn ein neues Leben anfangen müssen. Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht besser gewesen wäre, ihn da zu lassen, wo er war - bei meiner Mutter.« Sie lächelte. »Tu einfach so, als wäre nicht ich es gewesen, die ihn gerettet hat. Wer weiß, ob du ihn nicht eines Tages noch mal brauchst.« Sie streckte ihre Hände wieder über dem Mädchen aus und schloss die Augen. Einen Moment später schlug das Mädchen zögernd die Augen auf und Julia trat einen Schritt zurück. “Welcome to live!” Warren sah sie erstaunt an. Wie kam es nur, dass Julia auf der einen Seite ein so hundsmiserables Englisch sprach und ihn auf der anderen Seite immer wieder mit solchen Phrasen überraschte? Etwas verwirrt sah die Australierin sich um. “Where I am?” Julia sah sich nach Warren um. “Warren, would you, please?” Er lächelte sie kopfschüttelnd an. “English isn’ t your language, is it?” Er zwinkerte ihr zu und wandte sich dann dem australischen Mädchen zu. »Du bist hier in einem kleinen Ferienhaus in Japan.« Panik trat in ihr Gesicht als sie sich abrupt aufsetzte, doch Julia legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. “Es ist alles in Ordnung. Du bist hier sicher.” Sie sah Kane an und er nickte sofort. Ein wenig schwankend stand er auf und trat mit ein wenig Hilfe von Mika zu den anderen. Sanura rückte auf dem kleinen Sofa ein bisschen zur Seite und Kane ließ sich neben ihr nieder während er übersetzte. “What do you want?” Kane lächelte schwach, wartete aber Julias Antwort ab, bevor er weiter sprach. “Wir wollen gar nichts von dir, aber ich wüsste gerne, an was du dich zuletzt erinnerst?” Sie sah die Australierin neugierig an, die bei der Übersetzung zuerst überrascht und dann ungläubig von Kane zu Julia blickte. “Well, I remember a snail and … yes it bit me and than … nothing.” Julia nickte. “Erinnerst du dich wie sie aussah?” “I don’t know. It was a normal snail. There are thousands of them out there.” Sie runzelte die Stirn. “I wonder if it really was as big as I remember?” Auch Julia runzelte die Stirn und sah zu Helaku und Mika hinüber. »Denkt ihr das Gleiche wie ich?« Die beiden Jungen sahen sich an und nickten. Julia seufzte. “Wahrscheinlich war sie tatsächlich so groß. Wir haben in den letzten Tagen schon eine Menge seltsamer Dinge gesehen. Wie heißt du?” Erstaunt sah das Mädchen von einem zum anderen. “Carry, Carry Winslow.” Julia lächelte. “Bitte entschuldige dieses Durcheinander, Carry. Wir sind eine wild zusammen gewürfelte Gruppe hier und einige von uns - einschließlich mir - sprechen nicht besonders gut englisch.” Sie machte eine kurze Pause für die Übersetzung. “Und weil kaum einer von uns die Sprache des jeweils anderen beherrscht, bedienen wir uns normalerweise einer uralten Sprache, die heute lange vergessen ist. Ich möchte jetzt, damit wieder alle verstehen, was wir sprechen, wieder diese alte Sprache benutzen. Bitte erschrick nicht. Du wirst diese Sprache problemlos beherrschen, obwohl du noch nie von ihr gehört hast.” Kane übersetzte und der leicht panikerfüllte Blick von Carry veranlasste Julia zu einem Lächeln. »Ich weiß, das hier ist alles ein bisschen überfallartig, aber ich verspreche dir, wir werden dir alles erklären.« Carry starrte sie an. »Es ist mir bewusst, dass das ein furchtbarer Schock für dich ist. Die meisten von uns sind völlig unvorbereitet in diese Sache hier hineingestolpert, deshalb will ich es kurz machen und dir erstmal erklären, warum wir eigentlich hier sind.« Sie erzählte kurz von der alten Sage um die Heilige Tania und was es mit den Kriegern des Lichts auf sich hatte. Carry sah sie verständnislos an. »Aber was habe ich damit zu tun?« Julia lächelte. Carry hatte bereits die geheime Sprache benutzt. »Wir sind die Generation des großen Kampfes, Carry. Du bist eine von den fünf Kriegern des Lichts.« Sie schloss einen Augenblick die Augen und fragte die Heilig stumm, welche Carrys besondere Begabung war. »Wir alle hier haben ein paar seltsame Fähigkeiten. Kane hier ist unser Sprachwunder. Er spricht jede Sprache der Welt, wenn er sie braucht. Er kommt hier aus Japan. Sanura kommt aus Kenia und hat sich gestern sehr passend als Kampfkatze bezeichnet.« Sie lächelte Sanura zu und fuhr fort. »Sie stellt sich in Sekundenschnelle auf jede Kampftaktik des Gegners ein und sieht im Kampf 10 Sekunden in die Zukunft. Der Nächste ist Warren unser Nordamerikaner. Er beherrscht das Wetter. Helaku kommt aus Südamerika und manipuliert die Gedanken der Menschen.« Carry schüttelte es. »Unheimlich!« Helaku lächelte. »Stimmt! Aber du brauchst keine Angst zu haben. Für gewöhnlich halte ich mich aus den Gedanken meiner Freunde heraus.« Julia lächelte. »Na, das will ich doch schwer hoffen, mein Freund! … Na, machen wir weiter. Dieser nette Kerl hier heißt eigentlich Kiyoshi Mijako Jatsushiro, aber der Einfachheit halber nennen ihn alle nur Mika. Er ist der Hüter San Tanadinas. Ja und ich bin die Trägerin San Tanadinas. Mein Name ist Julia.« »Und sie ist die unsere Heilerin.« stellte Mika lächelnd fest. »Aber das ist doch unwichtig, Mika!« Er nickte. »Völlig, meine Liebe. Sinnlos zu erwähnen, dass ohne dich keiner von uns hier wäre.« Er zwinkerte ihr zu. »Ihr seid alle etwas Besonderes. Was soll ich dann hier? Ich bin nur ein ganz normales Mädchen.« »Aber nein! Das stimmt nicht, Carry! Du hast deine besondere Fähigkeit vielleicht noch nicht entdeckt, aber du hast eine.« Carry lachte bitter auf. »Und welche soll ich haben? Soll ich das Böse vielleicht zu Tode langweilen?« »Du beherrschst das Feuer, Carry! Du kannst Feuer machen wann und wo du willst.« »Toll, das kann ja jeder!« Julia lächelte. »Sicher, Carry, nur brauchst du weder Feuerzeug noch Holz noch sonst irgendetwas.« »Wenn es so wäre, müsste ich es dann nicht wissen?« »Bist du jemals in einer Situation gewesen, in der du dringend Feuer gebraucht hättest - oder es hättest löschen müssen - ohne dass du entsprechende Hilfsmittel hattest?« Carry dachte einen Augenblick nach und schüttelte den Kopf. »Na siehst du! Ich bin überzeugt davon, dass du im richtigen Augenblick über deine Kräfte verfügen wirst.« »Warum bist du so sicher, dass ich diese fünfte Kriegerin des Lichts bin, die ihr sucht? Ihr müsst euch geirrt haben. Ich kann es unmöglich sein. Ich hasse Feuer!« Julia runzelte die Stirn. »Warum?« Carry zuckte die Schultern. »Meine Eltern sind im Feuer umgekommen, als ich noch ein Säugling war. Nur ich habe seltsamerweise überlebt.« »Warum seltsamerweise?« »Naja, nach dem, was meine Tante mir erzählt hat, bin ich völlig unverletzt inmitten des völlig niedergebrannten Hauses gefunden worden.« Plötzlich riss sie die Augen auf. Julia nickte. »Ja, jetzt hast du es begriffen, nicht wahr? Das ist der Beweis dafür, dass du die Richtige bist, aber es gibt noch einen Beweis!« Carry runzelte die Stirn. »Welchen?« »Es gibt sogar zwei solche Beweise, Julia!« Julia sah Mika an, der nachdenklich am Fenster stand. »Was meinst du?« »Naja, zum Einen ist da die Geheime Sprache, die Carry - ohne auch nur darüber nachzudenken - benutzt und zum Anderen würde ich die Tatsache als Beweis werten, dass der Gegner bereits zwei Anschläge auf sie verübt hat. Du hast selbst gesagt, dass das Gift, dem Carry beinahe zum Opfer gefallen wäre, dem sehr ähnlich war, das Kane und mir auch schon so zu schaffen gemacht hat.« Sie nickte. »Du hast Recht!« Sie wandte sich wieder Carry zu, die ungläubig zwischen Mika und ihr hin und her sah. »Du siehst: Wir können uns unmöglich geirrt haben!« Carry stand auf und verließ die Gruppe. Um ihre Verlegenheit zu überspielen, sah sie sich die Bilder an, die an der Wand gegenüber dem Fenster hingen. Ihr Blick blieb an Julias Zeichnung hängen, die sie Mika inzwischen geschenkt hatte. Sie runzelte die Stirn. Wieso kam ihr dieser Mann so bekannt vor? »Ich kann das einfach nicht glauben! Das ist viel zu fantastisch um wahr zu sein.« Julia seufzte leise. »Das kann ich gut verstehen! Mir ist es auch nicht besser ergangen. Wenn du möchtest, bringe ich dich erstmal wieder nach Hause. Dann kannst du ganz in Ruhe darüber nachdenken, aber du wirst feststellen, dass du keine Wahl hast. Du gehörst in unser Team.« Carry schnaubte. »Team! Ich gehöre in gar kein Team!« Julia stand seufzend auf. »Also gut, Carry, wo in Sydney lebst du?« Überrascht starrte Carry sie an. »Wieso Sydney?« »Aber wir haben dich doch in Sydney gefunden! Ich bin mir sicher, es war Sydney!« Julia sah verwirrt zu Sanura hinüber, doch die nickte nur zustimmend. »Weißt du, Carry, sie hatten dort drüben ein heftiges Erdbeben. Du hast unter den Trümmern eines Krankenhauses gelegen, als wir dich fanden.« »Erdbeben? In Sydney? Das ist ja wohl ein schlechter Scherz! Es gibt keine Erdbeben in Australien! Und ich wüsste nicht, wie ich nach Sydney gekommen sein sollte. Ich lebe nämlich in Alice Springs!« Julia sah in die Runde. »Ja, da sind wohl ein paar hundert km zwischen, wie? Wahrscheinlich haben sie dich wegen des Schlangenbisses ausgeflogen.« »Für wie bescheuert hältst du eigentlich unsere Ärzte? Die werden ja wohl noch mit einem Schlangebiss alleine fertig werden. Das haben die jeden Tag da!« Julia sah die in Wut geratene Carry ruhig an. »Mit einem gewöhnlichen Schlangenbiss werden die Ärzte in Alice Springs mit Sicherheit alleine fertig. Daran zweifele ich nicht im Geringsten, Carry. Dummerweise hat es sich aber nicht um einen normalen Schlangenbiss gehandelt. Ich bin demselben Gift bereits bei anscheinend völlig unterschiedlichen Kreaturen begegnet. Mika und Kane hat es einmal bei einem Kampf mit dem Höllenhund erwischt und Kane heute Abend noch einmal bei einem Kampf mit einer Herde von Riesenspinnen. Und das Gift war vollkommen identisch! Die Ärzte konnten damit unmöglich klarkommen.« Sie wandte sich zu Kane um. »Hast du eigentlich verfolgt, auf welches Gebiet sich das Erdbeben ausgebreitet hat?« Kane nickte. »Ja. Es war in ganz Australien spürbar, aber das Epizentrum lag offenbar direkt in Sydney. Es hatte eine Stärke von 6,5 auf der Richterskala. In Sydney sind etliche Gebäude eingestürzt. Ich habe jedenfalls von einem eingestürzten Krankenhaus gehört. Muss schrecklich gewesen sein.« Julia nickte schaudernd. »Stimmt! Mir jedenfalls haben schon die Nachbeben genügt. Also gut, Carry, gibt es irgendwo bei dir zu Hause, oder da in der Nähe einen Ort, an dem wir plötzlich auftauchen können, ohne gesehen zu werden?« Carry hob kurz die Schultern. »Die alte Miene. Warum?« »Weil ich dich nach Hause bringen möchte. Deine Familie wird froh sein, wenn du wieder da bist. Wenn du noch bei uns bleiben möchtest, kannst du das natürlich auch gerne. Du bist jederzeit herzlich willkommen!« Einen Augenblick sah Carry so aus, als wollte sie tatsächlich noch bleiben, doch dann verschloss sich ihr Gesichtsausdruck wieder. »Nein, ich will nach Hause! Ich hasse Krieg und ich hasse Feuer. Ich will da nichts mit zu tun haben.« Julia nickte. »Ist gut. Reich mir deine Hand. Wir brauchen Körperkontakt, wenn San Tanadina dich transportieren soll.« Sie sah kurz zu den anderen hinüber. »Ich bin gleich wieder da. Soll Mika dich nach Hause bringen, Kane?« »Ich rufe erst mal zu Hause an.« »Na gut, also dann bis gleich!« Sie nahm Carrys Hand und legte ihre freie Hand an ihren Dolch. Sie schloss für eine Sekunde die Augen und als sie sie wieder öffnete, standen sie in einem dunklen Raum. »Du lieber Himmel ist das hier finster. Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?« »Warte einen Moment bis sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben.« Julia schauderte. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir die Zeit haben. Lass mich nicht los. Hier stimmt etwas nicht.« »Wieso? Ich sehe hier nichts Ungewöhnliches. Wir sind gar nicht so weit vom Ausgang entfernt, wie ich befürchtet habe.« »Dann lass uns sehen, dass wir hier herauskommen - aber schnell!« Doch im selben Augenblick sah sie vor sich das Licht einer Explosion. »Nein! Zu spät! San Tanadina bring du uns hier raus, bitte!« In Sekundenschnelle baute sich das Transportfeld wieder auf. Das Letzte, was sie sahen bevor sie den Ort wechselten, war das gleißende Licht der Explosion, die Julia schon hatte kommen sehen, und die den Stolleneingang einstürzen ließ. 100 Meter entfernt tauchten sie wieder auf und sahen auf ein Bild der Zerstörung. Carry stöhnte. »Das war aber knapp! Woher hast du das gewusst?« Julia zuckte kurz mit den Schultern. »Das kann ich seit ein paar Tagen. Ich sehe die Gefahr schon 5 Sekunden bevor tatsächlich etwas passiert.« »Seit ein paar Tagen erst?« Julia nickte nachdenklich. »Ja, es fing - lass mich lügen - vor 4 Tagen an. Genau! An Halloween habe ich mich auf ‘ne stinklangweilige Party mitschleppen lassen und bin da ein paar gemeingefährlichen Typen begegnet. Da habe ich das das erste Mal gehabt. Und am nächsten Tag habe ich Mika und San Tanadina kennen gelernt.« »4 Tage nur? Und du bist überzeugt, dass du das richtige tust? Ich meine, das sicher kein - ich weiß auch nicht …« »Du hast Angst, dass das alles nur ein Märchen ist, nicht wahr?« Carry nickte unsicher doch Julia lächelte verstehend. »Ich habe auch einen Moment gezweifelt. Glaub mir. Aber bis zu dem Augenblick, in dem Mika mir von der Sage erzählt hat, sind mir schon so viele seltsame Dinge passiert, dass mir eigentlich gar nichts anderes übrig blieb, als ihm zu glauben, dass ich die Auserwählte dieser märchenhaften göttlichen Eule bin. Naja, und dann bin ich praktisch von einem Kampf in den Nächsten gestolpert, habe zwischendurch die Heilige gesehen und mit ihr gesprochen und habe fast alle in unserer Gruppe in irgendeiner Art zusammengeflickt.« Sie hob kurz die Schultern. »Es ist mir letztendlich gar nichts Anderes übrig geblieben, als mich in mein Schicksal zu ergeben.« »Und …« Carry biss sich auf die Lippen und schwieg wieder. »Was möchtest du noch wissen?« »Ach nichts!« Sie wandte sich ab und sah hinüber zu der Stelle, wo sich gerade der letzte Staub der Explosion legte. Julia seufzte. »Also, Carry, denk darüber nach. Wenn du mit mir reden möchtest, denk einfach intensiv an San Tanadina. Ich werde es hören und dich finden, aber pass auf, dass niemand etwas von uns erfährt - und auch nicht von deinen Fähigkeiten. Das ist sehr wichtig! Für den Fall, dass du Hilfe brauchst gilt das Selbe. Wir sind immer für dich da. OK?« Carrys Züge wurden hart. »Ich werde schon alleine klarkommen. Danke!« Sie drehte sich abrupt um und ließ Julia stehen. Julia sah ihr noch einen Moment nach, doch dann kehrte sie mit einem Seufzer zu den anderen zurück. Sie sah nicht mehr, wie Carry sich unter einen Baum setzte und weinte. Sie sah auch nicht wie ein paar Stunden später ein junger Mann an der selben Stelle vorbei kam und Carry dort noch immer vorfand.

Julia kehrte zu den anderen zurück und geriet mitten in eine hitzige Debatte über Carrys unmögliches Verhalten. Ein paar Minuten stand sie einfach nur da und hörte zu, doch dann atmete sie tief durch und trat zwischen ihre Freunde. »Beruhigt euch, Freunde! Wir hatten doch alle unsere Probleme mit der Geschichte. Oder etwa nicht?« Sie sah die anderen einen nach dem anderen an und alle schwiegen. »Mika, wärst du so nett uns einen von deinen fantastischen Tees zu kochen? Der wird sicher helfen unsere Gemüter zu beruhigen.« Mika nickte und verließ das Wohnzimmer. »Kane, hast du deinem Onkel gesagt, wo du bist?« Kane nickte. Julia sah zur Uhr. »Wie spät ist es jetzt in Miami?« Warren sah kurz auf seine eigene Uhr. »8 Uhr 30 morgens. Wir haben noch ein bisschen Zeit, Julia. Mach dir keine Sorgen.« Julia lächelte. »Das tue ich aber, mein Freund. Immerhin bin ich als Führerin für euch verantwortlich.« Mika kam mit einem Tablett auf dem Arm zurück und sah sie kopfschüttelnd an. »Und du willst mir erzählen, dass ich übertreibe? Jetzt übertreibst du aber! Natürlich bist du unsere Führerin, aber deshalb bist du doch nicht dafür verantwortlich, was jeder von uns in seinem anderen Leben tut.« Julia nickte seufzend. »Du hast ja Recht, Mika, aber wir müssen trotzdem alle aufeinander aufpassen. Schau mal, wir kommen alle aus unterschiedlichen Zeitzonen. Wie schnell verliert man da die Übersicht?« Warren nickte. »Sie hat Recht, Mika. Es wird verdammt schwierig, da den Überblick zu behalten. Vielleicht wäre es gut, wenn wir tatsächlich eine richtige Zentrale hätten und wir alle auch in der Nähe lebten.« »Und wie sollen wir das machen? Wir haben alle eine Fa … « Sanura sah erschrocken zu Warren und dann zu Helaku. »Verzeiht!« Warren lächelte sie an. »Kein Problem, Sanura!« Sie starrte jedoch unverwandt Helaku an, dessen Gesicht finster geworden war. »Helaku?« Mit einem gequälten Lächeln hob er den Kopf und sah sie an. »Ist schon in Ordnung, Sanura. Es geht schon wieder.« »Bitte, Helaku, glaub mir! Ich wollte dir wirklich nicht wehtun!« Ein sanfter Zug schlich sich in sein Gesicht, als er ihr in die Augen sah. »Ich weiß, Sanura! Es ist alles in Ordnung.« »Trotzdem hat sie Recht. Keiner von uns kann so mir nichts dir nichts irgendwohin gehen, ohne dass es auffiele.« »Richtig, Kane. Ich kann jedenfalls bevor ich mein Abi gemacht habe nicht von zu Hause weg.« Warren sah sie fragend an. »Abi? Was ist das denn?« »Das ist in Deutschland ein Schulabschluss, der zum Studium berechtigt. Abi ist ein Kurzwort, das für Abitur steht.« »Achso! Und wann machst du dein Abi?« Julia sah ihn ernst an. »In drei Jahren!« »In drei … oh, das ist noch ganz schön lange hin, wie?« Sie seufzte. »Stimmt! Und es dürfte noch ein bis zwei Wunder brauchen, damit ich es einigermaßen gut bestehe. Ich bin nicht gerade die Beste in der Schule.« Kane sah sie an und lachte. »Glaubst du immer noch an Wunder? Ich dachte du wärst inzwischen davon überzeugt, dass es Wunder gibt!« Einen Moment lang sah sie ihn verständnislos an, doch dann lachte sie auch. »Du hast Recht. Unser ganzes Leben besteht ja schon aus Wundern. … Danke!« »Aber ich glaube nicht, dass uns das daran hindert jetzt schon entsprechende Pläne zu machen. Oder? Immerhin sind Helaku und ich frei.« Warren sah den Südamerikaner an. »Und Helaku, ich weiß nicht, was du jetzt vorhast, aber es würde mich freuen, wenn du … ich meine, wenn wir beiden … wenn wir zusammenarbeiten könnten. Ich könnte einen Partner wie dich gebrauchen.« Helaku starrte ihn überrascht an. »Dein Partner? Du meinst für dein Hotel? Aber …« »Ja, für mein Hotel. Weißt du, ich habe nie Freunde gehabt und die Menschen, die ich vielleicht als meine Familie hätte bezeichnen können, habe ich verloren. Hier mit euch habe ich eine neue Familie gefunden. … Ach, genug geschwafelt! Was ich sagen wollte: Wir sind in unserem anderen Leben beide alleine im Unbekannten gestrandet. Ich würde gerne gemeinsam mit dir den Neustart wagen.« Helaku starrte ihn einen Augenblick sprachlos an. »Entschuldige, Warren, das geht ein bisschen zu schnell für mich. Ich habe mir bisher nicht wirklich Gedanken gemacht, was ich jetzt mit meinem Leben anfange. Ich wusste nur, dass ich auf keinen Fall irgendjemandem zur Last fallen will, dass ich auf eigenen Füßen stehen will. Und jetzt willst du, dass ich dein Partner werde …« »Du brauchst das nicht sofort zu entscheiden. Lass dir Zeit. Aber ich möchte, dass du weißt, dass du jederzeit willkommen bist.« »Danke!« »Wo wir gerade bei Zukunftsplänen sind, was wollt ihr anderen in eurem offiziellen Leben machen?« Julia sah fragend in die Runde. Kane grinste. »Für mich ist die Entscheidung nicht schwer. Ich werde Dolmetscher für irgendeine große Firma - völlig egal wo.« Mika sah ihn zweifelnd an. »Wohl kaum, mein Freund. Du wirst höchstens Dolmetscher in einer ganz bestimmten großen Firma - egal in welcher Niederlassung - zumindest vorerst!« Kane seufzte. »Du hast Recht. Mein Onkel will, dass ich die Firma übernehme. Ich soll in Amerika studieren und in Deutschland und in England - ach überall, wo es gute Universitäten gibt. Und ein Sprachstudium kommt für ihn überhaupt nicht in Frage.« »Womit handelt ihr eigentlich?« »Mit allem Möglichen: Elektronikspielzeug, Elektrogeräte für den Haushalt, Unterhaltungselektronik …« »Dann wirst du etwas entsprechend Technisches studieren?« Kane schüttelte den Kopf. »Nein, im Gegenteil, es wird eher etwas kaufmännisches sein. Betriebswirtschaft, vielleicht Jura als Nebenfach.« »Na, das klingt ja echt verlockend!« meinte Sanura sarkastisch. »Für mich stand eigentlich immer fest, dass ich irgendwann einmal in einem der Hotels Zimmermädchen würde. Das war das Einzige was für mich noch gerade erreichbar schien. Meine Eltern hatten nie viel Geld - dementsprechend sieht meine Schulbildung aus. Aber jetzt würde ich gerne irgendwo auf eine richtige Schule gehen und Modedesignerin oder so etwas werden.« »Das klingt wie ein richtig toller Plan, Sanura. Komm doch zu uns nach Deutschland, dann können wir zusammen das Abi machen!« Sanura warf Warren einen kurzen Seitenblick zu, als sie grinsend erklärte sie werde es sich überlegen. Julia sah ihren Freund an. »Und du Mika? Du hast San Tanabea schon so lange, dass du bestimmt weißt, was du machen wirst.« »Naja, ich bin sozusagen Antiquitätenhändler im Hauptberuf. Ich werde wohl eines Tages den Laden meines Vaters übernehmen - aber bis dahin will ich Geschichte und Archäologie studieren. Vielleicht stoße ich dabei ja sogar einmal auf unsere Vorgänger.« Julia nickte. »Ja, das passt zu dir, Mika. Tja, und ich …« Sie lächelte. »Ich habe immer davon geträumt, dass ich irgendein besonderes Talent an mir entdecke mit dem ich reich werden könnte. - Nein, das ist Quatsch. Ich habe ja ein besonderes Talent. Reich werde ich davon zwar sicher nicht, aber helfen kann ich - und das geht am unauffälligsten, wenn ich Medizin studiere und Ärztin werde.« »Tja, es sieht so aus, als hätten wir alle viel vor, aber nichts wird uns auf diese Weise daran hindern früher oder später auf dem selben Kontinent oder sogar in der selben Stadt heimisch zu werden. Und, wie mir aufgefallen ist, sind wir später im Berufsleben alle unabhängig von Zeit und Ort, so dass es vermutlich niemandem auffällt, wenn wir die eine oder andere Reise mit völlig anderem Hintergrund machen.« »Stimmt! Ich bin gespannt, wie Carry sich entscheidet.« »Ach die! Die passt sowieso nicht in unser Team!« Julia wollte widersprechen, doch Helaku kam ihr zuvor. »Zieh keine voreiligen Schlüsse, Sanura. Sicher, sie ist sehr abweisend gewesen. Aber überlege einmal in welcher Situation sie sich befand. Fremde Menschen, fremde Sprachen - solche die sie nicht versteht aber eben auch solche, die sie versteht - eine völlig fremde Umgebung und dann noch eine so unglaubliche Geschichte. Ich war genauso abweisend wie sie, als Mika und Warren mich aus dem Wasser gefischt haben - wenn nicht noch schlimmer!« Er sah Warren an, wandte sich dann aber wieder Sanura zu. »Ich glaube, eigentlich ist Carry ein nettes Mädchen - ein bisschen zickig vielleicht, aber das sind viele Mädchen - nett aber einsam.« »Hast du ihre Gedanken gelesen?« Helaku schüttelte den Kopf. »Nein habe ich nicht. Das brauchte ich auch gar nicht. Ich hatte auch so keine Chance ihre Einsamkeit zu übersehen. Ihre ganze Aura schrie förmlich um Hilfe, andererseits hatte sie aber Angst, Hilfe anzunehmen. Sie steckt in einer tiefen Krise. Lasst ihr Zeit! In ein paar Tagen wird es ihr besser gehen.« Julia seufzte. »Hoffen wir es. Kannst du sie von hier aus spüren?« Helaku schloss die Augen und konzentrierte sich. Endlich blickte er wieder auf und nickte. »Kein Problem. Ich habe selten eine so verzweifelte Aura gespürt wie die ihre. Ich werde sie im Auge behalten.« »Danke, mein Freund!«

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Tag der Veröffentlichung: 16.11.2009

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