Der Apfelbaum
Als ich eines Nachts durch die weiten der Großstadt ging, überkam mich ein Gefühl der Einsamkeit. Die Menschen um mich herum hatten schon längst ihre Gesichter verloren und doch war es anders. Mir schien so als wäre ich der letzte Mensch auf dieser großen weiten Welt, welche kälter und kälter wurde. Umso mehr ich ging, umso näher kam ich auf eine Tür zu. Die Tür stand mitten in der Innenstadt, doch niemand schien sie zu bemerken. Die Tür war mit reichlichen Mustern und Fabelwesen verziert. Ich weiß nicht ob ich es mir damals eingebildet habe oder ob manche sich, von den Fabelwesen darauf, bewegt hatten oder ob mich einfach die Wärme die, die Tür ausstrahlte und ihr helles Licht verzaubert hatten, jedoch eins war klar. Beim öffnen der Tür fiel ich langsam durch sie durch und landete in einem weichen nichts. Es war als ob ich schwebte. Ich schwebte durch dieses warme Licht hindurch, langsam und behutsam wie eine Feder in der ersten Sommerbrise.
Nach einer Weile erinnerte ich mich an dieses Gefühl. Ich wusste ich hatte dieses Gefühl schon einmal gefühlt. Aber wo und wann war das gewesen? Ich hatte das Zeit- und das Raumgefühl komplett verloren und von mir aus hätte es mein ganzes Leben so weiter gehen können, doch dann plötzlich wie aus dem nichts erschien ein offenes Fenster. Ich wollte mich wären. Ich wollte nicht hindurch in eine andere Welt oder gar zurück in meine Welt, doch der Sog, der von dem Fenster ausging zog mich durch es hindurch. Der andere Raum oder was es auch immer zu seinen schien, war nicht hell, nicht beleuchtet und fühlte eine ähnliche Kälte, wie ich sie einst auf der Erde gefühlt hatte.
Ich war nun in diesem Raum nicht mehr fliegend oder gleitend und es war als könnte ich nie wieder lachen.
Als die Zeit verging oder nicht verging und ich Meter, wenn nicht sogar Kilometer weise gegangen war kam ich an eine Stelle an, die etwas hell ins dunkle brachte. An dieser Stelle stand etwas in der Erde. Ich konnte es nicht erkennen. Es war so klein und schien so zerbrechlich. <Hilf mir!> sagte das kleine etwas. Nun erkannte ich, was es war. Es war ein kleiner mickriger Baum, nicht größer als eine Blume. Ich traute meinen Augen kaum. <Hilf mir!> sagte der kleine Baum erneut, doch dieses Mal mit mehr wimmern und zittern in der Stimme. <Wie kann ich dir helfen?> fragte ich vorsichtig. <Reiß mich raus und bring mich ins Licht, hier kann ich nicht wachsen. Der Wind hatte mir eins einen Streich gespielt und mich hierher geweht.>erwiderte der Keim des Baumes. Ich gehorchte ihm. Nachdem die Tat vollbracht kam ich mir jedoch schlecht vor. Ich spürte wie dieses Lebewesen langsam in meinen Händen von dem Reich der Lebenden in ein anderes Reich glitt. Ich wusste ich müsse nun handeln. Ich rannte in die Richtung aus der ich gekommen war. Ich hatte die Hoffnung das Fenster mit der warmen Welt zu finden.
Ich fand es nicht und so wurde der Baum oder genauergesagt das Bäumchen immer kälter und kälter und es trieb mir die Tränen in die Augen. Eine Träne von ihnen fiel auf jenes Bäumchen und es erstrahlte nun hell. Plötzlich veränderte sich dieser dunkle Raum und das erste warme Gebilde in dem ich war. Der kleine Baum war nun ein mächtiger Apfelbaum mit einem großen Apfel und mehreren kleineren behangen. Er grinste mich an und sprach leise. <Es ist Zeit zu gehen mein Freund. Ich werde dich nie vergessen. Beiß in den großen roten saftigen Apfel. Du musst in deine Welt zurück.> Ich sah in verblüfft und entsetzt an. Ich wollte weder ihn noch diese Welt aufgeben. Ich fühlte mich hier freier und besser aufgehoben, als in meiner Welt. Doch dann ich weiß auch nicht mehr wie es kam, biss mein Mund in den Apfel.
Es war Winter in meiner Welt. Ich lag unter einem verschneiten Tannenbaum und war selber auch zugeschneid gewesen. Ein kleiner Junge schaute mich an. Dann rannte er weg. Wenige später waren mehrere Menschen um mich versammelt. Sie rüttelten und schüttelten, doch ich wollte nicht. Ich wollte nicht in ihre Welt Zurückkeren. Ich wollte bei dem Apfelbaum bleiben. Ich wollte seine Früchte kosten und frei und doch behaglich bei ihm sein.
<Sie wären beinah erfroren junger Mann.> Hörte ich eine Stimme, nicht gerade freundlich sagen. Ich machte die Augen auf und sah mich um. Ich befand mich in einem Krankenhausbett.
Ende
Tag der Veröffentlichung: 18.10.2009
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