Kapitel 1
Blut tropfte inmitten der Dunkelheit, stets in einem eisernen Rhythmus, den man durch nichts mehr aus der Ruhe bringen konnte. Der Rhythmus des Todes. Inmitten dieses anhaltenden Tons lagen die unzähligen Schwerter und andere Waffen, die niemand zuordnen konnte. Blut tränkte den Boden und der Geruch des Todes hing bereits in der Luft. Unendlich viele Leichen säumten den Weg und kein einziger Krieger lebte mehr. Weniger als einen Tag hatte diese Schlacht gedauert, die das Schicksal aller bestimmen würde. Nichts lies mehr die einstige Schönheit dieses Ortes erahnen. Die Blumen waren niedergetrampelt worden, die Bäume waren voll mit den Spuren des Kampfes und das Gras ließ nichts mehr von dem einstigen Grünton erahnen, den es gehabt hatte. Nur noch der Braunton inmitten des dunklen Rotes, welches das Zeichen des Endes war. Alle Hoffnung war in nur einer Nacht gefallen, die Hoffnung, so wie auch die Leben all der Menschen, die ihren Mut zusammen genommen hatten um endlich wieder einen Hoffnungsschimmer in das dunkle Schicksal zu bringen, welches aufgezogen war. Nun begann es zu regnen und es wirkte so als würde der Himmel Tränen vergießen. Tränen um all die Zerstörung und all die Toten. Doch vor allem, weil nun alles vorüber war und zwar für immer. Sicherlich würde es niemand mehr wagen erneut gegen jemanden in die Schlacht zu ziehen. Der Ruf eines Vogels, eines Falken um genau zu sein, hallte über das ausgestorbene Land und seine Schwingen trugen ihn über das Schlachtfeld. Inmitten des Regens war er das einzige lebende Wesen auf dieser Ebene. Der Wind frischte auf und man konnte den Sturm bereits erahnen, der nun aufzuziehen begann, ebenso wie den Schaden, den er anrichten würde. Aber nichts konnte dem Schaden dieser Nacht gleichkommen, auch nicht ein Sturm, egal wie mächtig er seien würde. Wenn der Morgen anbrechen würde, dann würde der Sturm sein volles Ausmaß erreicht haben. Es würde keine Morgendämmerung geben, denn die dunkeln Wolken verschluckten alles Licht, das es in dieser Nacht noch hätte geben können. Verzweifelt versuchte sich das Licht der Sterne und des Mondes einen Weg durch die Wolken zu suchen, aber sie hatten keine Chance. Kein Licht würde mehr die Hoffnung erahnen lassen, die vor kurzem noch alle hier erfüllt hatte. Doch nun war alles vorbei. Es gab keinen Weg mehr dies rückgängig zu machen, egal wie sehr man darum kämpfte. Was geschehen war, war geschehen und keine Kraft dieser Welt konnte es rückgängig machen. Das wusste jeder und jeder trug diese Botschaft in seinem Herzen, doch trotzdem kämpfte jeder um diese Vorstellung, wollte sie lebendig werden lassen. So wie man auch um einen schönen Traum kämpfte, doch wenn man erst einmal wach war, dann wusste man, dass alle Mühen vergebens waren. Die Zeit stand nicht still und man konnte sie nicht nach belieben zurückdrehen. Das war das schwere Schicksal derjenigen, die in dieser Welt lebten, die Tag für Tag um ihr Schicksal und ihr Leben kämpften. Versuchten vor dem Tod zu fliehen, der doch irgendwann jeden von ihnen mit sich nahm. Gedanken waren das einzige, was nun noch frei war, denn jetzt gab es keinen freien Willen mehr. Manche sagen, dass man nichts muss, außer sterben, doch das stimmt nicht. Denn, wenn man in dieser Welt existiert, dann gab es Dinge, die man tun musste. Man konnte nicht einfach sein Leben beenden, wenn man es wollte. Ab jetzt hatte keiner mehr einen freien Willen und wenn man einen Wunsch in sich trug, dann wusste man doch, dass er niemals wahr werden würde, dass es nun niemanden mehr gab, der ihn einem erfüllen konnte. Dafür war es zu spät. Nun war es für alles zu spät. Manch ein Narr würde noch hoffen, doch auch irgendwann würde der Dümmste einsehen, dass alles vergebens war. Doch wer wusste schon, was in den Köpfen der Menschen nun vor sich ging? Niemand konnte erahnen, was man dachte, doch im Grunde dachte doch jeder das Gleiche. Und zwar, dass nun alles vorüber war. Zu spät für die Hoffnung, die Rettung, die Wünsche, das Schicksal, doch vor allem zu spät für die Freiheit. Zu spät… diese Worte schienen im Rhythmus der Regentropfen zu fallen. Langsam begann das kühle Nass des Himmels die roten Spuren wegzuwischen. Doch in den Herzen der Menschen würde keine Macht mehr die Spuren wegwischen können. Keine Macht konnte retten, was nicht mehr zu retten war. Mit einem letzten Flügelschlag beendete der Falke seinen Weg über das Schlachtfeld. Ein letzter Ruf des Wesens hallte über die Ebene, ein letztes Zeichen von Freiheit, welches mit einem plötzlichen Schuss, der den Rhythmus durchbrach, beendet wurde. Tod war das einzige, was blieb. Nur noch die Vergangenheit, denn eine Zukunft gab es nicht mehr.
Entfernte Rufe durchbrachen die Stille. Langsam aber sicher wurde es lauter um mich herum und ich war gezwungen meine Augen zu öffnen. „Aufstehen!“, hallte der Ruf durch das Gebäude und sofort war ich hellwach. Angst machte sich in mir breit, so wie jeden Morgen. Angst vor dem Tag und dem, was er mit sich bringen würde. Doch dafür hatte ich jetzt keine Zeit mehr. Musste ich mich doch beeilen, wenn ich nicht Ärger bekommen wollte und dadurch alles schlimmer werden würde. Seufzend setzte ich mich auf und sah mich in dem Zimmer um, in dem ich mich befand. Zusammengequetscht mit sechs anderen Leuten in einem winzigen Raum, doch ich konnte froh sein, dass ich überhaupt einen Ort hatte, wo ich schlafen konnte. Also beschwerte ich mich nicht, auch wenn ich es wollte und verließ das Zimmer. Frische Kleider gab es nicht. Jeden Tag musste ich den gleichen graubraunen Stoff tragen, der voll mit Schmutz war, doch beklagen durfte ich mich nicht. Dann würde man mich bestrafen und die Strafe würde schlimm werden. Schwer schluckend verließ ich das Gebäude und trat in den Regen, der Tag für Tag von dem dunklen Himmelszelt fiel und manchmal fragte ich mich, ob es noch ein anderes Wetter gab. Bereits seit einem Monat regnete es ununterbrochen und der Regen drückte die Stimmung, die sonst schon mies war. Mir machte es nichts mehr aus, wusste ich doch, wie jeder andere, dass das Wetter unserem Schicksal entsprach. Man hatte uns unsere Freiheit genommen und ich sah in Richtung Norden, wo das Schloss stehen musste, wenn die Geschichten stimmten, die man sich erzählte. Dort lebte derjenige, der uns das alles angetan hatte. Doch genaueres wusste ich nicht über ihn. Nur, dass er unser Leben zerstört hatte. Das war jetzt bereits zwanzig Jahre her und die Zeit war nur langsam vergangen. Ich war an jenem Tag erst zwei Jahre alt gewesen, weshalb ich mich an nichts mehr erinnern konnte. Für mich war die Welt immer so gewesen und würde immer so bleiben. Der graue Himmel zeigte die Dunkelheit unserer Schicksale. Seufzend ging ich wie jeden Morgen zu unserem Hauptmann. Zwar sagte man uns immer, dass wir keine Sklaven seien, aber letztendlich wurden wir doch wie solche behandelt, was doch auf das gleiche hinauslief. Mein Rücken schmerzte, doch inzwischen kannte ich den Schmerz und hatte mich daran gewöhnt jeden Morgen erneut mit unendlichen Schmerzen aufzuwachen. Und ich wusste, dass es den anderen nicht besser ging. Ein kleines Mädchen verließ als letzte das Gebäude und ich wusste, dass sie Ärger bekommen würde. Immer bekam der letzte Ärger, auch wenn man doch noch pünktlich war. Meistens verschwanden diese Leute und niemand sah sie je wieder. Es gab natürlich auch unglaublich viele Gerüchte, was mit diesen Menschen geschah, doch niemand kannte die Wahrheit. Ich spürte wie mir die Regentropfen über das Gesicht liefen und meine Kleider einweichten. Der Regen war angenehm kühl und ich liebte dieses Wetter, auch wenn es mir langsam zu viel wurde. Nicht etwa, weil ich mich nach der Sonne sehnte. Ehrlich gesagt mochte ich Sonnenschein nicht wirklich. Wie die helle Scheibe immer zu alles in dieses goldene Licht tauchte und eine falsche Hoffnung in einem aufkeimen ließ. Nein, ich hasste diese Wolken, die jede Nacht die Sterne und den Mond verdeckten. Wie lange hatte ich nicht mehr das silbrige Licht am fernen Himmel gesehen und wie oft hatte ich mir gewünscht von hier weg zu können. Einfach irgendwo anders hin. Ich beneidete die Tiere, die frei waren, so viel freier als ich es jemals seien könnte. Doch wie lange hatte ich keinen Vogel mehr am Himmel gesehen? Seufzend wandte ich mich wieder von den düsteren Gedanken ab und richtete meine Aufmerksamkeit nach vorne, wo nun alle begannen die Hacken und Sicheln aufzusammeln, so wie jeden Tag. Jetzt würde es wieder an die Arbeit gehen, so viel war sicher. Ich nahm mir gedankenverloren eine der Sicheln und folgte den anderen den Weg nach unten. Ein Tag wie jeder andere würde das hier werden. Plötzlich hörte ich den Ruf eines Vogels, der über das Gebäude hallte und ich hob den Kopf. Vermutlich wieder ein Falke oder ein Adler. Doch zu meiner Verwunderung flog ein blauer Vogel durch den grauen Himmel und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich. Es war ein seltener, wenn nicht schon einmaliger Anblick, denn ich hatte noch nie einen blauen Vogel gesehen. Es gab kaum noch Vögel in dieser Gegend, umso verwunderlicher war es, dass dieser Vogel, der sich so sehr von allen, die ich kannte, unterschied, hier auftauchte. Vielleicht würde dieser Tag doch nicht so werden wie die anderen. Nein, ich fing wieder an mir Hoffnungen zu machen und das war ein großer Fehler. An den Gesichtern der anderen konnte ich erkennen, dass sie das gleiche dachten wie ich. „Zu spät“, flüsterte ich leise, so leise, dass es keiner hören konnte. Dann wandte ich meinen Blick von dem Himmel ab und setzte meinen Weg zu den Feldern fort. Ein paar andere taten es mir gleich, doch die meisten starrten weiterhin den Vogel an, der sich auf einem Baum niedergelassen hatte. Kopfschüttelnd ging ich weiter den Weg hinunter. „Das gibt noch Ärger“, hörte ich die Stimme eines Jungen neben mir und ich wandte mich um. Er schien ungefähr dreizehn Jahre alt zu sein und hatte braunes Haar, das ihm in Strähnen auf die Schultern fiel. Ein bisschen Pflege konnte ihm auch nicht schaden, doch ich vermutete, dass ich kein besseres Bild abgab. Zumindest traute ich mich nicht einmal mehr auch nur zu vermuten, wie ich momentan aussah. „Das bestimmt. Ich hoffe nur, dass wir nicht zu viel Ärger abbekommen“, mischte sich jemand ein und ich musterte das blonde Mädchen kurz. Sie schien schon eher in meinem Alter zu sein, gab jedoch kein besseres Bild ab. Ihre Haare wirkten zwar etwas gepflegter, aber im Großen und Ganzen eben auch nur schmuddelig. Automatisch fuhr ich mir mit meiner linken Hand durch mein zerzaustes schwarzes Haar und ich hoffte, dass ich immer noch besser als die beiden aussah. Große Hoffnungen machte ich mir allerdings nicht. „Den bekommen wir so oder so“, gab ich nur dazu und die beiden nickten trübsinnig. Zusammen kamen wir schließlich bei den Feldern an und ich machte mich auf eine schöne Portion Ärger gefasst, denn den würden wir jetzt bekommen. „Ihr seid zu spät“, fauchte ein bulliger Mann mit einer Narbe, die sich über die linke Gesichtshälfte zog. „Tut uns leid“, murmelte der Junge und ich wich bereits ein paar Schritte zurück. Schlimmer konnte es ja nicht kommen. Schließlich hatte der Schrecken aller heute Aufsicht und wenn der erst einmal sauer wurde, dann war das so ziemlich das schlimmste, was einem passieren konnte. „Und wo sind die anderen? Sagt mal, wisst ihr überhaupt, was ihr hier treibt?“, schrie er uns an und der Junge wich ebenfalls mehrere Schritte zurück. „D-Die anderen sind noch weiter hinten, weil… weil dort… nun ja, da war ein Vogel“, stotterte die Blonde und sah den Aufseher aus angsterfüllten Augen an. „Ein Vogel, so so!“, sagte der Mann und seine Stimme zitterte bereits vor Wut, „Sagt mal, sehe ich so aus als sei ich dumm?“ Sein Schrei hallte über das ganze Feld und ich musste mich zusammenreißen um mir nicht die Ohren zu zuhalten. Das hätte alles nur noch schlimmer gemacht, doch trotzdem schmerzten meine Ohren jetzt schon ziemlich. Trotzdem richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die Peitsche, die nur wenige Zentimeter von der Hand des Aufsehers entfernt lag. Bis jetzt hatte ich dieses Folterinstrument noch nicht kennen gelernt und ich hatte es auch nicht vor. „Da war wirklich ein Vogel“, stotterte nun auch der Junge. Ich hielt mich aus der Sache raus, wusste doch im Grunde jeder, dass es das Ende war, wenn man mit dem Aufseher diskutierte. Somit gab es gleich zwei Leute weniger und genau in diesem Moment schoss die Klinge des Schwertes durch die Luft. Blitzschnell trennte sie den Kopf des Jungen ab und die Klinge wurde mit dem Blut des Toten benetzt. Mit einem Teil Faszination betrachtete ich die Klinge, die in diesem Moment das Licht leicht reflektierte, ehe sie dem nächsten das Leben nahm. Der Kopf des Mädchens rollte vor meine Füße und ich betrachtete ihn angeekelt. Dann sah ich in die dunklen Augen, denen plötzlich jeglicher Glanz des Lebens fehlte, der so kurz davor noch da gewesen war. Nun würde niemals mehr ein Wort über ihre Lippen kommen. So schnell konnte es vorüber sein, wenn man sich wehrte. Diese Welt war untergegangen und mein Leben war schlimm, aber immerhin wollte ich nicht so enden, wie die beiden anderen. Langsam wandte ich meinen Blick von dem Kopf ab und sah den Aufseher an. Dieser hob das Schwert erneut. „Was ist? Hast du auch etwas gesehen?“, fragte er fauchend. „Nein, Sir. Ich habe keine Ahnung wovon die beiden gesprochen haben“, erwiderte ich nach einer kurzen Pause. Hätte ich zu schnell geantwortet, dann wäre ich jetzt auch nur noch ein Schatten. „Wieso glotzt du so? Haste ein Problem hiermit?“, fragte er und deutete mit einem Nicken auf das Schwert. „Aber nein, Sir“, gab ich mit ruhiger Stimme zurück. „So, so. Und wieso starrst du mein Schwert dann so an?“ „Ich finde es einfach nur faszinierend“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Faszinierend?“, fragte mein Aufseher und bekam dann einen Lachanfall. Ein Schauder lief mir bei diesem kaltblütigen Lachen über den Rücken, doch ich ließ mir nichts anmerken. Nach außen hin wirkte ich immer wie die Ruhe selbst, auch wenn das meistens innerlich überhaupt nicht so war. „Du bist ja schräg drauf!“, riss mich der bullige Mann aus meinen Gedanken. „Darf ich fragen wieso?“ „Eigentlich nicht, aber du gefällst mir. Also mach’ ich mal eine Ausnahme, Kleines“, antwortete er zu meiner Verwunderung. Zwar störte mich das Kleines gewaltig, aber es schien doch tatsächlich so, als könnte mich dieser alles hassende Mann wirklich etwas leiden. Vielleicht auch nur, weil ich nicht so war wie die anderen. Die meisten machten sich daher über mich lustig. Dann ärgerten sie mich und rissen Scherze über mich, doch ich ignorierte es gekonnt. Wusste ich doch, dass sie eigentlich Angst vor mir hatten. Der Hauptgrund war wohl der, dass mich der Tod faszinierte. Ebenso wie die Farbe des Blutes, auch wenn kämpfen doch eigentlich etwas Unnützes war, war es doch mein größter Wunsch eines Tages selbst ein Schwert zu führen und zu kämpfen. Es war zwar etwas krank, aber ich fragte mich, wie es war, wenn das Schwert die Haut des Gegenüber durchstach und man sah, wie der letzte Funken Leben aus dem Körper wich und diese Person für immer in sich zusammensackte. Auch interessierten mich die Leichen. Nachdem jemand gestorben war, wirkte er ganz anders als zu seinen Lebzeiten. Die Veränderung war etwas, was mich in einen Bann zog. „Die meisten hier haben doch Angst vor dem Tod. Niemand würde es faszinierend finden, wenn Leute, mit denen man eben noch geredet hat vor seinen Augen getötet werden“, sagte der Mann. „Das mag zwar stimmen, aber wenn jemand stirbt, dann sieht man erst danach, wie diese Person wirklich war. Aus irgendeinem Grund ist man danach eher in der Lage zu verstehen, weshalb diese Person so war, wie sie war. Noch dazu habe ich keine Angst vor dem Tod, so wie die anderen. Wenn die Zeit gekommen ist, dann werde ich sterben und was bis dahin ist weiß keiner. Also mache ich mir auch keine Gedanken darüber. Irgendwann muss schließlich jeder sterben. Und wenn es soweit ist, dann offenbart man doch am meisten über sich selbst. Auch wenn es nur durch den Wunsch geschieht nicht völlig vergessen zu werden“, erklärte ich meinem Aufseher und dieser musterte mich eingehend. „Du bist gar nicht mal so dumm, wie ich dachte“, merkte er an und ich zuckte nur mit den Schultern. „Und ich dachte immer ihr seid alle dumme, ungebildete Kinder“, fügte er hinzu. „Nur weil man nicht dumm ist, heißt das noch lange nicht, dass man es jedem auf die Nase binden sollte. Manche Dinge sollte man nicht jedem sagen und besser für sich behalten“, merkte ich an, obwohl allein diese Bemerkung mir mein Leben hätte kosten können. Doch ich wusste, dass er mich nicht töten würde. Nicht jetzt, wo er bemerkte, was wirklich hinter der Fassade war, die ich Tag für Tag jedem vorspielte. Das ängstliche Mädchen, das Angst hatte, war ich nicht wirklich. Genauso wenig, wie ich dumm war. „Da hast du Recht, aber pass auf, wie du mit wem redest“, wies er mich zurecht. „Ich habe es Ihnen doch schon einmal gesagt. Ich habe keine Angst vor dem Tod und ich habe auch nichts zu verlieren. Der Tod ist kein Preis, den man bezahlen muss, doch das ist in meinen Augen kein Grund, um sein Leben zu kämpfen“, sagte ich mit gleichgültiger Stimme und der Aufseher lachte erneut auf. Dann verstrubbelte er meine Haare und ich erstarrte verwirrt. „Du bist gar nicht mal übel“, lachte er. „Wenn Sie meinen“, gab ich nur zurück und wandte mein Interesse wieder seinem blutverschmierten Schwert zu. Er schien meinen Blick zu merken und dann hielt er mir die Klinge hin. Sofort erstarrte ich. Nicht vor Angst, sondern vor Verwunderung. „Was machen Sie da?“, fragte ich verwirrt nach. „Du interessierst dich doch dafür, nicht wahr? Dann nimm es“, sagte er barsch und ich umfasst den Griff. Dann nahm ich es ihm aus der Hand und spürte das Gewicht des Metalls. Trotzdem hob ich es hoch und zeigte mit der Spitze in den Himmel, während ich zusah, wie ein einzelner Bluttropfen die feine Klinge hinab lief. In dem Bluttropfen spiegelte sich die Dunkelheit des Himmels und die Klinge blitzte leicht auf. Es war fein gearbeitet und recht dünn. Kein Breitschwert, sondern eher so eins, wie es die Samurai trugen. Wie lange hatte ich mir gewünscht einmal ein solches Schwert in den Händen zu halten und nie hätte ich gedacht, dass ausgerechnet der gefürchtete Aufseher es mir geben würde. „Wie haben Sie es mir gegeben?“, durchbrach meine Stimme die Stille. „Wieso sollte ich es nicht tun?“ „Es ist eine Waffe und ich bin hier immerhin eine Art Sklavin. Ich könnte versuchen Sie zu töten“, gab ich zurück und senkte das Schwert wieder. „Das würdest du nicht packen, Kleine. Und du würdest es so oder so nicht tun“, erwiderte er wissend. „Wie können Sie sich da so sicher sein?“ „Dich mag der Tod und diese Waffe faszinieren, doch du hast niemals jemanden getötet. Du hast nie gesehen, wie jemand sein Leben ausgehaucht hat und das durch deine Hand. Zwar bin ich mir sicher, dass du nicht zögern würdest jemanden zu töten, aber du bist nicht dumm. Daher würdest du nicht mich umbringen, wo du doch weißt, dass es auch dein Ende wäre. Du hast keine Angst vor dem Tod, aber das heißt nicht, dass du sterben willst“, erklärte er und ich pfiff leise. „Sie sind aber auch recht klug. Also ist an dem Gerücht nichts dran, dass sie nur kämpfen können und nicht drauf haben“, sagte ich leise. „Hüte deine Zunge, Kleine!“, zischte er sofort. „Ich habe das ja nicht behauptet. Ich bilde mir keine Vorurteile über jemanden, von dessen Denkweise ich nichts weiß. Deshalb hasse ich ihn auch nicht so sehr wie alle anderen“, erklärte ich und mein Aufseher zuckte zusammen. „Sieh mal einer an. Dass du den Mumm aufbringst über ihn zu reden“, erwiderte er mit einem breiten Grinsen. „Ich fürchte nicht, was ich nicht mit eigenen Augen gesehen habe. Und ich fürchte auch nichts, worüber ich mir keine Meinung gebildet habe. Angst vor dem Reden über eine Sache, macht nur noch größere Angst davor“, erwiderte ich und begann das Blut von der silbernen Klinge zu wischen. „Schade nur, dass du kein Kerl bist. Aus dir wäre sicherlich ein großer Krieger geworden“, erwiderte mein Aufseher und ich konnte fast schon etwas Enttäuschung aus seiner Stimme heraushören. „Nur weil ich eine Frau bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht kämpfen kann“, zischte ich leise, aber bedrohlich. „Mag sein, aber wer würde schon eine Frau trainieren, von der die Gefahr ausgeht, einst den eigenen Lehrmeister zu übertreffen?“, gab er zurück. „Das ist die größte Schwäche der Menschen“, murmelte ich. „Was ist die größte Schwäche der Menschen?“, fragte mein Aufseher nach. „Ihr Stolz“, erwiderte ich und drehte das Schwert mit einer blitzschnellen Bewegung um, sodass die Spitze nur wenige Millimeter von der Kehle des Aufsehers entfernt war. Dieser zuckte noch nicht einmal mit der Wimper, auch wenn ich das Erstaunen in seinen Augen sehen konnte. Dann zog ich das Schwert zurück und steckte es mit der Spitze in den Boden zwischen uns. Ohne ein Wort zu sagen, wandte ich mich wieder meiner Sichel zu und ging zu dem Feld, welches nur noch wenige Meter entfernt war. Nun kamen auch langsam die anderen zurück, die sofort erstarrten, als sie die zwei Leichen auf dem Boden sahen. Der Aufseher zog das Schwert wieder aus dem Boden. „Interessant“, murmelte er leise, dann wandte er sich den anderen zu. „WAS FÄLLT EUCH EIGENTLICH EIN? WISST IHR WIE SPÄT IHR SEID? ZU SPÄT! UND WENN IHR NICHT SO ENDEN WOLLT WIE DIE BEIDEN, DANN MACHT HINNE!“, schrie er außer sich vor Wut, doch ich wusste, dass es hätte schlimmer seien können. Im Grunde verdanken die anderen es doch nur mir, dass sie keine Peitschenhiebe bekamen, doch ich sagte nichts. Wie immer würde ich mich brav aus der Sache hinaushalten und einen auf nettes braves Mädchen machen. Wie ich diese Leier doch hasste, aber so war es einfacher. Alles war so einfacher. Vor mich hin summend, begann ich das Unkraut zu entfernen. Dieser Tag war doch nicht so wie die anderen. Begonnen hatte alles mit einem kleinen Vogel. Ein Tier, dem ich noch nicht einmal so viel Beachtung geschenkt hatte, doch vielleicht war das ein Fehler gewesen. Vielleicht hatte ich doch ein anderes Schicksal und vielleicht lag etwas vor mir, was ich mir nie hätte erträumen können. Doch vielleicht war alles auch nur Zufall, auch wenn meine Sinne mir sagten, dass das nicht stimmte. Keuchend hörte ich mit der Arbeit auf, als der Gong für die Pause von hinten läutete. Eigentlich war es nur eine kleines Glocke, die von einem der Sklaven, und zwar dieses Mal wirklich ein Sklave, geläutet wurde. Ich brauchte dringend eine Pause, denn irgendwie fühlte ich mich schlaffer als sonst und als ich auf meinen Berg Unkraut blickte, klappte mir mein Mund auf. Er war dreimal, wenn nicht viermal, so groß wie die der Anderen. Wenn ich in Gedanken war, dann verrichtete ich also mehr Arbeit als normal. Und dieser Tag hatte mir genügend Denkstoff gegeben. Wenn nicht sogar zu viel. Ich war keine Person, die in einer Traumwelt lebte, in der irgendein Prinz auf einem Pferd angeritten kam und mich aus dieser ganzen Sache herausholte. Das war nicht meine Art, sondern die der dummen Mädchen, die in diesem Moment gerade neben mir ihr Essen mampften und über irgendein Gerücht plapperten, das sie aufgeschnappt hatten. Eigentlich interessierte mich das ganze ja gar nicht, aber so laut, wie sie quatschten wurde man ja geradezu gezwungen zu zuhören. „Habt ihr es auch schon gehört?“, quietschte eine Blonde los. „Was denn?“, fragte eine Brünette nach. „Na von dem Fürsten“, quietschte eine dritte. „Was für ein Fürst?“, fragte die Brünette nun aufgeregt nach. „Also, hör gut zu. Ich habe aus zuverlässlichen Quellen erfahren, dass bald ein Fürst hierher reiten soll. Eigentlich ist er nur auf der Durchreise, aber er wird wohl eine Nacht hier bleiben. Und er soll total gut aussehen und vor allem soll er noch jung sein. Erst knapp über zwanzig“, erklärte die Blonde nun in einem wichtig klingenden Tonfall, den ich einfach nur idiotisch fand. „Was, das gibt’s ja nicht“, kreischte die Brünette aufgeregt. „Kommt wieder auf den Boden. Als ob sich so jemand für euch interessieren würde“, mischte ich mich ein, ehe ich bemerkte, was ich überhaupt sagte. Na klasse, jetzt hatte ich den Salat. „Wer hat dich denn nach deiner Meinung gefragt?“, begann die Blonde gleich in ihrem Lästertonfall. „Noch dazu würde er sich eher für uns, als für dich interessieren“, mischte die Brünette mit. „Tja, ich hab auch keine Wahnvorstellungen, dass sich ein Fürst für einen Sklaven interessieren würde“, gab ich zurück und sofort bereute ich, dass ich etwas gesagt hatte. „Halt du mal deine Klappe! Du hast doch keine Ahnung! Führst dich hier auf als wärst du die beste, aber das bist du nicht“, gab nun die Dritte im Bunde hinzu. „Wenigstens weiß ich noch, was Traum und was Realität ist!“ „So, so. Das denke ich aber nicht, du Psycho!“, schrie die Brünette. „Besser ein Psycho, als jemand, der vergessen hat, was er ist und nur noch einen Prinzen auf einem Pferd sieht! Macht die Augen auf! So dumm könnt doch noch nicht einmal ihr sein… obwohl bei euch könnte ich mir diese Dummheit doch noch vorstellen!“ Die Brünette stürzte sich mit einem Schrei auf mich und ich hatte Mühe zurückzuweichen, da ich ihre Reaktion nicht vorhergesehen hatte. Dann strauchelte ich und meine Hand griff nach etwas neben mir. Als wäre es normal schlossen sich meine schlanken Finger um einen Griff und ich starrte auf die Klinge, die ich plötzlich mit einer Hand umfasste. Das war aber wirklich Glück im Unglück. „Nimm das sofort zurück!“, schrie die Blonde, die nun zu der anderen gerannt war. „Ich denke nicht dran. Und achte besser auf deine Lage“, erwiderte ich mit einem breiten Grinsen. „Was soll das denn heißen? Bluffen bringt bei uns nichts“, mischte sich die Dritte ein. „Das nenne ich dumm. So klein und unwissend. Ihr könntet einem schon fast Leid tun, aber auch nur fast“, gab ich mit süßlicher Stimme zurück. Sofort wollte die Brünette sich wieder auf mich stürzen, doch mit einer flinken Bewegung riss ich das Schwert aus der Erde und in weniger als einem Augenblick, hatte die Brünette die Spitze der silbernen Klinge an ihrer Kehle. Erschrocken quietschte diese auf. „Mach keine Dummheiten“, flüsterte diese. „Was denn? Jetzt bist du plötzlich nicht mehr so vorlaut, wie? Macht dir der Tod solche Angst?“ Eigentlich war ich ja nicht so provokant, aber ich wusste, dass das die einzige Möglichkeit war endlich meine Ruhe zu bekommen, die ich doch so sehr wollte. „Mach das Schwert da weg. Der Aufseher wird sicher nicht erfreut darüber sein“, gab die Blonde mit einem fiesen Grinsen dazu. „Genau, dann heißt es nämlich Bye-Bye Psycho“, erwiderte nun auch die Dritte. „Selbst wenn er mich deshalb töten würde, was ich bezweifle, würde ich euch drei mit in den Tod nehmen“, bluffte ich, auch wenn es kein wirklicher Bluff war, denn ich würde es tatsächlich versuchen, auch wenn ich nicht wusste, ob meine Nerven dafür stark genug waren. Klar, ich tat immer so, als würde es mich kalt lassen, doch in Wirklichkeit war ich gar nicht so immun dagegen. Doch trotzdem würde ich nicht einfach so untätig da stehen. „Als ob du das könntest! Du hast doch keine Ahnung vom Kämpfen“, zischte die Blonde und traf damit ins Schwarze. Doch das würde ich nicht zugeben. Klar, ich hatte keine Ahnung wie man mit einem Schwert umging, doch ich spürte das Kribbeln in den Fingerspitzen und ich wusste, dass ich die drei locker vom Können her mit mir nehmen konnte. Ich drehte leicht das Handgelenk und die Klinge blitzte auf. Der Regen lief daran herunter und erhöhte dadurch den schaurigen Effekt, der von der Klinge ausging. Dann trat ich einen Schritt nach vorne und mit einer kleinen Bewegung zeigte das Schwert auf die Blonde. „Sagt wer?“, fragte ich mit so viel Selbstsicherheit wie möglich. Mein Herz raste und mein Atem ging immer schneller. Innerlich zitterte ich vor Aufregung, aber nicht, weil ich diejenige war, die die bessere Position hatte, sondern weil ich wusste, dass ich auch nicht alles konnte. Und wenn die drei das bemerkten, dann hatte ich verloren. Vielleicht nicht von der Position her, aber einen anderen Kampf würde ich dann verlieren. Und das wollte ich nicht. Ich würde ihnen diesen Ruhm nicht gönnen, also würde ich alles tun um mich dagegen zu wehren. „Du bluffst nur“, sagte die Blonde, doch ihre Stimme war brüchig und die Unsicherheit war deutlich zu hören. „Was geht hier vor?“, mischte sich die dunkle Stimme des Aufsehers ein und die Blonde warf mir einen viel sagenden Blick zu, den ich nur kühl erwiderte. Dann senkte ich die Klinge wieder und steckte das Schwert jedoch nicht in den Boden. Meine Hand umfasst weiterhin den Griff und ich balancierte es aus. „Sie hat uns bedroht“, begann die Blonde gleich dramatisch und ich wusste, dass das Ärger geben würde. „Stimmt das?“, fragte der Aufseher nach. „Ja“, gab ich ruhig zurück. Er musterte mich kurz, dann sah ich etwas in seinen Augen aufblitzen, was ich nicht deuten konnte. „Komm mit“, sagte er laut und deutlich und ich sah ihn kurz verwirrt an, folgte dann aber achselzuckend seinem Befehl. Zwar hatte ich keine Ahnung, was er von mir wollte, aber hätte er mich töten wollen, dann hätte er es hier und jetzt getan. Die Blonde schien das nicht zu bemerken, denn sie grinste siegessicher. „Das war’s, Psycho“, zischte sie mir leise zu. „Abwarten“, gab ich leise zurück und dann wandte ich meinen Blick von ihr ab. Hoffentlich würde ich Recht behalten und das hier würde nicht mein Ende werden. Wieso hatte ich mich auch nur mit ihnen angelegt? Ich hatte einfach eine viel zu große Klappe und irgendwas musste ich schleunigst dagegen unternehmen. Der Aufseher ging vor und ich heftete meinen Blick fest an ihn. Anscheinend war er sich sicher, dass ich nicht versuchen würde wegzurennen. Aber da irrte er sich vielleicht, denn in meinem Kopf machte sich eine Stimme bemerkbar, die an meinen Fluchinstinkt appellierte. Mit Mühe konnte ich mich zusammenreißen. Wenn ich jetzt versuchte wegzurennen, dann würde ich mein Ende besiegeln. Doch wenn ich brav hinter dem Aufseher herlief, dann gab es noch ein Fünkchen Hoffnung. Er hatte Recht gehabt. Nur weil ich den Tod nicht fürchtete, hieß das noch lange nicht, dass ich nichts dagegen hatte zu sterben. Mein Leben war vielleicht beschissen, aber das war kein Grund es einfach wegzuwerfen, nur wegen eines dummen Kommentars. Der muskulöse Mann vor mir betrat nun ein Zelt und ich zögerte kurz. War es klug ihm zu folgen? Nein war es nicht, aber mir blieb keine andere Wahl. Ab in die Höhle des Löwen. Ich schob den Stoff beiseite und betrat das Zelt. Sofort blieb ich stehen und mir klappte der Mund auf. Es war mit allem nur erdenklichen ausgestattet und an der einen Zeltwand prangte ein wunderschönes Schwert, welches mir den Atem raubte, wie alles in andere in diesem Zelt auch. Doch irgendetwas zog meine Aufmerksamkeit auf sich und ich drehte mich um. Dort war jedoch nur ein Gegenstand, der anscheinend auch ein Schwert war. Doch ein altes und dreckiges, welches an sich keinen Wert zu haben schien. Trotzdem fesselte es meinen Blick und ich vergaß alles um mich herum. Für einen Moment war das Schwert das einzige, was wirklich wichtig war, dann holte mich die Stimme des Aufsehers zurück in die Realität. „Dachte ich es mir doch“, sagte er und kam zu mir. Sofort zuckte ich zusammen und drehte mich zu ihm um, auch wenn ich dem Schwert aus den Augenwinkeln einen letzten Blick zuwarf. „Es ist faszinierend, nicht wahr?“ „Ja“, hauchte ich leise, denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dieser Moment zerbrechen würde, wenn ich jetzt etwas Lautes sagte. „Nur diejenigen, die den Tod wirklich nicht fürchten können die wirkliche Kraft dieses Schwertes spüren. Und du hast sie gespürt, nicht wahr?“, sagte dieser und hob das alte Ding auf. „Man sagt in ihm sei ein Geist und nur diejenigen mit einer besonderen Gabe, seien in der Lage mit ihm zu kommunizieren und zu harmonieren“, erklärte er und legte das Schwert auf einem Tisch ab. „Harmonieren?“, fragte ich verwundert nach. „Ja.“ „Was genau meinen Sie damit?“, fragte ich ihn. „Niemand, der mit diesem Schwert gekämpft, hat es überlebt“, sagte er und ich zuckte kaum merklich zusammen. „Sie meinen so etwas, wie ein Fluch?“, fragte ich nach und er nickte. „Wieso haben Sie es?“, fragte ich schließlich nach und hoffte, dass ich damit nicht zu persönlich wurde. „Wieso ich es habe? Ich bewahre es nur auf“, erklärte er und ich zog die Augenbrauen hoch. „Für wen?“, fragte ich sofort nach und er zuckte zusammen. „Deine Klugheit wird eines Tages noch dein Ende werden“, murmelte er, dann setzte er sich hinter einen Tisch. „Hast du bereits von dem Gerücht mit dem Fürsten gehört?“, fragte der Aufseher mich plötzlich. „Ja, wieso? Es ist doch nur ein dummes Gerücht.“ „Oh nein, das ist es sicherlich nicht. Linus wird wirklich in einigen Tagen da sein und ich bewahre das Schwert für ihn auf“, erklärte er mir. „Linus? Den Namen habe ich noch nie gehört“, gab ich verwundert zurück. „Hätte mich auch gewundert“, sagte mein Gegenüber lachend. „Wenn Sie meinen. Und dieser Linus hat also diese besondere Gabe?“, fragte ich weiter nach. „Ja, aber das geht dich eigentlich nichts an. Ich hab dich mit hierher genommen, weil ich denke, dass er an dir interessiert sein könnte“, gab er zurück. „Wie jetzt?“ Vollends verwirrt huschte mein Blick zwischen dem Schwert und dem Mann vor mir hin und her. „Er sucht starke Krieger für seine Armee und du bist zwar eine Frau und hast noch nie richtig gekämpft, aber das, was ich eben gesehen habe, reicht aus um mich im Glauben zu lassen, dass du großes Talent besitzt“, erklärte er mir und ich zuckte zusammen. Ich war für alles bereit gewesen, doch das hier hatte ich nicht erwartet und es haute mich ehrlich vom Hocker. Niemals hätte ich gedacht, dass ich Talent im Kämpfen hätte, so sehr es mich auch faszinierte. „Wann wird dieser Fürst denn genau da sein?“, fragte ich nach. „Morgen“, erwiderte mein Aufseher ruhig. „Morgen?! Sie spinnen doch! Wie soll ich an einem Tag kämpfen lernen?“, fragte ich ihn entgeistert. „Gar nicht! Du wirst morgen gegen Fürst Linus kämpfen und mal sehen was du so draufhast. Wenn du genug Talent hast, dann wirst du bereits morgen frei sein“, sagte er seelenruhig. „Ich soll also einfach mal nach Gefühl kämpfen und dabei mein Leben riskieren?“, fragte ich halb schreiend. „Du hast doch keine Angst vor dem Tod, also sollte es dir nichts ausmachen“, gab mein Gegenüber zurück und trank nun einen Schluck aus einem Glas, welches er neben sich stehen hatte. „Klar, aber das ist doch reiner Selbstmord“, gab ich seufzend zurück. „Vielleicht, aber vielleicht ist es auch dein Tor zur Freiheit“, erwiderte der Aufseher und griff nach dem Schwert vor sich. Dann warf er es mir zu und meine Hand schoss blitzschnell nach vorne und umfasst den Griff, der mit dem Stoff darüber verdeckt war. „Siehst du, deine Reaktionen sind schnell genug“, erwiderte er und ich legte das Schwert wieder auf den Tisch. Dieses Ding war mir nicht geheuer. War es wegen der Story, die der Aufseher mir erzählt hatte oder weil eine komische Aura davon ausging. Seufzend schüttelte ich nur den Kopf. „Das wird ins Auge gehen“, meinte ich, mehr zu mir selbst, als zu meinem Gesprächspartner. „Das werden wir sehen“, sagte dieser, auch wenn er gemerkt hatte, dass ich nicht mit ihm gesprochen hatte. „Wo mir gerade einfällt, dass ich dann noch ein paar Daten von dir brauche“, fügte er überlegend hinzu und kramte einen Fragebogen aus seinen Unterlagen, die wohl größtenteils aus Karten bestanden. „Name?“, fragte er nach, ehe ich etwas sagen konnte. „Luna“, gab ich zurück. „Luna?“, fragte dieser überrascht nach, „Den Namen habe ich noch nie vorher gehört.“ „Er bedeutet Mond“, erwiderte ich leise und mein Gegenüber zuckte zusammen. „Das würde ja bedeuten, dass du…“, begann er. Ich wusste, was er jetzt sagen wollte, schließlich kannte ich die Legenden zu genüge. Die Legenden um die Medien. Medien waren Leute, die in Tempeln geboren wurden und als Schutzgeister dieser angesehen wurden. Die drei Haupttempel hatten jeweils ein Medium, welches bestimmte Himmelskörper symbolisierte und die Kraft dieser nutzen konnte. Der Tempel im Süden hatte die Sonne, der im Westen den Stern und der im Osten war das Sternenbild. Der Legende nach gab es noch einen geheimen Haupttempel im Norden, der ebenfalls ein Medium besaß, welches die Kraft des Mondes nutzen konnte. Die Kraft des Mondes galt als etwas Besonderes und niemanden war es vorher gelungen ein Medium mit dieser Kraft zu bekommen. Wenn man den Gerüchten glaubte, dann war es dem Nordtempel gelungen durch eine künstliche Manipulation der Grundenergie ein Medium mit den Kräften des Mondes zu erschaffen. Und das war genau vor siebzehn Jahren gewesen. War es letztendlich nur ein Zufall, dass ich den Namen Luna trug und siebzehn Jahre alt war, oder waren meine Eltern Psychos gewesen, die tatsächlich meine Grundenergie manipuliert hatten. Die Grundenergie war eine Art Lebensenergie eines Wesens und bestimmte dadurch die Kraft und Fähigkeiten dieser Person. Wurde diese Energie schwach, dann war das Ende nahe. In dem Moment, wo man starb, verlor man all seine Energie und somit trat ein sofortiger Tod ein. Nur besondere Auserwählte, die Medien, waren in der Lage ihre Energie zu benutzen und daraus Dinge zu erschaffen. Man konnte aus der Energie alles Mögliche machen, Waffen und Energieströme. Man konnte das Wetter beeinflussen und besaß unglaubliche Kräfte. Wenn ein normaler Mensch seine Sphelium, so nannte man diese Energie, jedoch zu solchen Dingen benutzte, dann verstarb er daran. Denn nur die Sphelium der Medien konnte sich erneuern und somit den Tod verhindern. Doch auch für die war es gefährlich, denn wenn sich ein Medium übernahm und sich die Sphelium nicht schnell genug neu bildete, dann starb das Medium. Es hieß, dass Medien seit sie klein waren von ihrer Sphelium beschützt wurden. Mir war so etwas noch nie passiert, sonst hätte ich das mit der Legende geglaubt. Doch ich war nur eine ganz normale junge Frau, fast noch ein Mädchen, die keine besonderen Dinge konnte. Der Mann, der die ganze Welt kontrollierte, war ebenfalls ein Medium, wenn man dem Gerücht Glauben schenken konnte, doch eigentlich gab es keine andere Möglichkeit so stark zu sein. „Nein, ich bin kein Medium, wenn Sie das meinen“, erklärte ich seufzend. „Verstehe“, sagte er und tadelte sich anscheinend selbst für den Gedanken, „Also, weiter. Alter?“ „Siebzehn“, gab ich zurück und er notierte es. „Blutgruppe?“ „Wie bitte?“, fragte ich entgeistert nach. „Deine Blutgruppe!“, wiederholte der Aufseher genervt. „Ich hab das schon verstanden, aber wofür brauchen Sie meine Blutgruppe?“ „Sag einfach“, zischte er. „A“, gab ich immer noch verwirrt zurück. „Größe?“ „Keine Ahnung“, erwiderte ich verlegen. Er stand auf und kramte irgendetwas aus einer Tasche, dann ging er zu mir und maß meine Größe ab. „eins einundsiebzig“, murmelte er und notierte es sich. „So, Geburtsort?“, fragte er weiter und ich seufzte. Wie lang war dieser Fragebogen denn noch? „Glacien“, erwiderte ich ruhig und mein Aufseher hob den Kopf. „Du kommst aus Glacien?“ „Ja, wieso?“ „Das Dorf des Eises“, murmelte er leise und ich nickte. „Das Dorf gibt es seit sechzehn Jahren nicht mehr“, sagte er leise. „Ich weiß. Aber was haben Sie?“ „Ach, nicht so wichtig“, erwiderte er kopfschüttelnd und notierte es. „So, das war’s dann. Du bist für heute von deinen Pflichten entbunden. Mach was du willst, aber hau nicht ab“, wies mich der Aufseher zurecht und ich nickte nur verwirrt. Dann trat ich nach draußen und bemerkte, dass es schon dunkel war. Und verdammt kalt. Mein Atem bildete Wölkchen und ich versuchte so schnell wie möglich von dem Zelt wegzukommen. Schließlich blieb ich auf einem Hügel stehen und sah in den Himmel. Kein einziger Stern war zu sehen, ebenso wenig wie der Mond. Ich seufzte lang, dann senkte ich den Kopf wieder. „Es ist trostlos, nicht?“, hörte ich eine wunderschöne Stimme hinter mir und ich drehte mich zu dem jungen Mann um. „Wer sind Sie?“, fragte ich ihn verwirrt. „Nur ein reisender Händler“, sagte er lächelnd und ich musterte ihn. Um die zwanzig, langes schwarzes Haar, das er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte und violette Augen. Ich erstarrte. Violette Augen? Ich hatte gar nicht gewusst, dass es so etwas gab. Sonst machte er einen recht gepflegte Eindruck, aber nicht schnöselig oder so. Eben wie ein ganz normaler Händler, der nicht wohlhabend, aber auch nicht arm war. „Schon so lange habe ich keine Sterne mehr gesehen“, murmelte er und ich nickte. „Ja, und den Mond auch nicht“, fügte ich hinzu. „Vielleicht sind sie ja alle weg. Vielleicht haben sie uns im Stich gelassen“, sagte der Mann ruhig. „Kann ein Himmelskörper denn einfach verschwinden?“, fragte ich verwirrt nach. „Wenn sein Medium erlischt“, erwiderte er ruhig und ich zuckte zusammen. „Du meinst-“, begann ich. „Ja, er hat alle Medien getötet. Deshalb gibt es keine Sterne mehr und auch keine Sonne“, erwiderte der Mann seufzend mit einer Sehnsucht in seiner Stimme, die einem im Herz wehtun konnte. „Und was ist mit dem Mond?“, fragte ich nach. „Er ist nicht mehr da, also wird auch sein Medium tot sein. So wie bei allen anderen“, erwiderte er mit seiner melodischen Stimme. „Vermutlich“, murmelte ich nur und in mir machte sich ein Verlangen breit, dass ich noch nie vorher gespürt hatte. „Alle von ihnen sind im Kampf gegen ihn gefallen, nicht wahr?“, fragte ich den Schwarzhaarigen und er nickte. „Ja, alle sind weg. Und sie haben uns allein gelassen, uns alles Licht genommen. Nur die Finsternis ist geblieben“, sagte er, wobei das Wort Finsternis irgendwie seltsam klang und ich verstand wieso. „Ist er etwa-“, begann ich. „Wer weiß das schon. Hören wir auf über ihn zu reden. Das bringt Pech“, unterbrach mich der Fremde und ich nickte. „Vielleicht hast du Recht. Trotzdem ist der Himmel schön“, murmelte ich leise und er nickte. „Auch wenn die Schönheit nicht von Dauer ist“, fügte er hinzu und ich warf ihm einen verwirrten Blick zu, sagte aber nichts. Dann sah ich wieder in den dunklen Himmel über uns und ich schloss die Augen. Vielleicht würde sich ja morgen alles ändern. Vielleicht…. Konnte ich ja wieder hoffen. Denn in dieser trostlosen Dunkelheit des Schicksals hatte sich etwas verändert, doch das konnte ich noch nicht wissen, auch wenn ich es sehr bald erfahren würde. Denn irgendwann kam für jeden die Zeit sich zu entscheiden und jetzt würde meine Zeit kommen…
Kapitel 2
Die ganze Nacht blieb ich auf dem kleinen Hügel und starrte in die Schwärze über mir. Die Sekunden wurden zu Minuten und ich spürte, wie die Kälte meinen ganzen Körper nach und nach lähmte. Doch es war mir egal, denn es würde sich nichts ändern, wenn ich nach drinnen zu den anderen ging. Außer, dass die Zicken mal wieder ihre Klappe aufreißen würden und das konnte ich am allerwenigsten gebrauchen. Meine Nervosität erlaubte es mir auch nicht an Schlafen zu denken, denn ich wusste, dass ich mich eh nur im Bett, oder besser gesagt auf diesem Sack, denn die Betten waren nur gefüllte Strohsäcke, herumwälzen würde. Meine Aufregung steigerte sich ins Unermessliche, als es langsam etwas heller wurde, auch wenn es keinen wirklichen Unterschied mehr zwischen Tag und Nacht gab. Nur die Dunkelheit veränderte leicht ihre Nuancen. Jedoch hatte ich mich daran gewöhnt, denn so lange hatte ich die Sonne nicht mehr gesehen. Nichts erhellte mehr diese Welt und wenn das stimmte, was mir der Reisende erzählt hatte, dann würde ich die Sonne auch niemals wieder sehen. Doch was bedeutete es schon, schließlich würde es nichts an meinem Leben ändern, wenn diese Scheibe wieder am Himmel stand. Mein Leben würde dadurch auch nicht fröhlicher, nur vermutete ich, dass die Arbeit in der Hitze um einiges schlimmer war. Als die normale Hellnuance erreicht war, sprang ich wie von der Tarantel gestochen auf und sofort verzog ich mein Gesicht vor Schmerz. Mein Körper hatte sich total versteift und die Kälte hatte ihr übriges gegeben, sodass ich mich jetzt fragte, wie ich mich so bewegen sollte. Doch als mir mein heutiger Kampf wieder einfiel, waren mir alle meine Schmerzen egal, denn es gab wichtigeres zu tun. Irgendwie musste ich es schaffen mich heute nicht total zu blamieren, schließlich ging es hier um meine Zukunft und vielleicht auch um mein Leben. Zwar gab ich zu, dass ich ein gewisses Gefühl für das Kämpfen besaß, doch das war noch lange nicht genug um Kämpfen zu können. In was hatte ich mich da bloß wieder hineingeritten? Wieso fiel es mir so schwer meine Klappe zu halten? Manchmal fragte ich mich, ob es nicht besser war zu sterben und jetzt war wieder so ein Moment, aber ich konnte es ja versuchen. Es war bereits zu spät um abzuhauen, daran hätte ich gestern Abend denken sollen. Ich spürte, wie mein Körper zu zittern begann, was aber dieses Mal nicht an der Kälte lag. Ich gab es zu, ich hatte Schiss und zwar enormen. Der Tod machte mir keine Angst, doch die Qualen davor schon. Tief einatmen. Schließlich riss ich mich zusammen und ging den Weg hinunter. Natürlich kam ich prompt zu spät zum morgendlichen Appell und ich sah, wie die Tussen von gestern sich leise kichernd unterhielten, als sie mich sahen. „Tut mir leid, ich bin zu spät“, murmelte ich gähnend und spürte erst jetzt wie müde ich war. Der Hauptmann musterte mich kurz, dann schüttelte er den Kopf. „Na und? Du hast hier heute eh nichts zu suchen, Luna. Du sollst zu Magnus, aber dalli“, sagte er geduldig und ich warf einen siegessicheren Blick zu den drei Mädchen in der Ecke zu, denen jetzt der Mund aufgeklappt war. „Wo ist er denn?“, fragte ich fröhlich nach um noch eins drauf zu setzen. „In seinem Zelt, aber du solltest dich jetzt wirklich beeilen, schließlich erwarten wir den Fürsten in einer halben Stunde“, erklärte mir der Hauptmann. „Was?“, fragte ich entgeistert und meine Stimme stieg um mehrere Oktaven. Er nickte nur. „Viel Glück“, sagte er dann und begann die anderen zusammen zu schreien. Das konnte doch kaum noch schlimmer werden. Dieser dumme Linus kam in einer halben Stunde und ich hatte noch nicht einmal Zeit mich mental auf diesen Kampf vorzubereiten. Blitzschnell rannte ich über den großen Platz, auf dem der Appell stattfand. Nebenbei rempelte ich mehrer Leute an, doch die schienen plötzlich vor mir zu großen Respekt zu haben um etwas zu sagen. Ich gab mir noch nicht einmal die Mühe ein Entschuldigung zu nuscheln, sondern rannte so schnell wie ich konnte zu dem Zelt von gestern. Keuchend blieb ich drinnen stehen, wo sich sogleich zwei Augenpaare auf mich richteten. „Ah, Luna, du bist schon da“, hörte ich die Stimme des Aufsehers, Magnus, und ich schnappte nach Luft. Nach zwei geschlagenen Minuten konnte ich wieder richtig reden. „Schon? SCHON?!“, schrie ich ihn an und er warf mir einen belustigten Blick zu. Dann warf er mir einen Spiegel zu, den ich gekonnt auffing. „Mach was mit deinen Haaren und wasch dich. Du hast zwanzig Minuten“, trällerte der andere Mann und mein Blick huschte zwischen den beiden hin und her. „Wer sind Sie überhaupt?“, fragte ich den fremden Mann. „Ich bin Aeolos und ich bin der oberste Berater von Fürst Linus“, stellte sich der Mann vor. „WAS?“, fragte ich nun völlig fix und fertig und der Mann grinste mich fröhlich an. Zwar lag Wärme in seinem Lächeln, doch das baute mich nicht wirklich auf. Seufzend schlurfte ich aus dem Zelt heraus und verschwand zu dem etwas weiter entfernten See. Hier war weit und breit niemand zu sehen und somit setzte ich mich an sein Ufer. Mit zitternder Hand hob ich den Spiegel und wollte eigentlich mein Spiegelbild gar nicht sehen, doch was sollte ich schon tun. Irgendwie musste ich mein Aussehen ja bessern, schließlich traf ich bald einen Fürsten. Kurz schloss ich die Augen und legte meine Handflächen aneinander. „Wieso kann ich nicht einfach meine Sphelium dazu nutzen mein Aussehen zu verbessern? Na ja, noch nicht einmal ein Medium kann so etwas“, murmelte ich seufzend, als plötzlich mein Kältegefühl verschwand und ich gar nichts mehr äußerlich empfand. Erschrocken riss ich die Augen auf, doch alles war unverändert. Wäre ja auch zu schön gewesen. Meine Finger tasteten nach dem Spiegel, den ich auf die Seite gelegt hatte, dann hob ich ihn hoch und holte ein letztes Mal tief Luft. Als ich mein Spiegelbild sah, erstarrte ich und schloss sofort wieder die Augen. Zögernd öffnete ich sie wieder, doch alles war unverändert. Mein Spiegelbild sah mich erschrocken an und ich seufzte. Wie war das bloß möglich? Meine Hand fuhr durch meine hellblauen Haare, die einen silbrigen Glanz hatten und schon fast mehr silbern als blau waren. Sie waren ganz glatt, wenn man von zwei Strähnen absah, die mir bis zu den Schultern fielen und sich lockten. Der Rest meiner Haare ging mir bis zur Hüfte und stand somit im Kontrast zu den lockigen Strähnen. Hinzu waren die Strähnen ohne den silbrigen Glanz, sodass sie herausstachen. Meine Augen waren dunkelblau, so wie die Nacht und mein Gesicht schien makellos. Wie konnte das nur sein? Doch das hier war kein Traum, so viel war sicher, doch das würde wiederum bedeuten, dass das hier tatsächlich alles echt war. „Unglaublich“, flüsterte ich den Spiegel an. Ja, es war unglaublich, doch dieser Spiegel schien mir keinen Streich zu spielen. Ich ging zurück zum Zelt und betrat es wieder, wobei ich plötzlich wieder dieses mulmige Gefühl spürte, jedoch nicht so schlimm wie vorher. Die beiden Männer hatten ihre Köpfe gesenkt und starrten auf irgendeine Karte, wobei ich keine Ahnung hatte, was sie da eigentlich machten. Als ich das Zelt betrat unterbrachen sie ihre Unterhaltung und wandten sich zu mir um. Magnus starrte mich mit großen Augen an, sodass ich Angst hatte sie würden ihm noch aus dem Kopf fallen. Der Berater mustert mich kurz, dann nahm er mir den Spiegel ab. „Geht doch. So habe ich mir das ungefähr vorgestellt“, sagte er, als wäre es völlig normal, dass eine Sklavin plötzlich mehr wie eine Fürstin aussah. Doch ich sagte dazu nichts, sondern betrachtete nur verlegen den Boden. „Aber du musst dir etwas anderes anziehen. In diesem Fetzen kannst du meinem Fürsten nicht unter die Augen treten“, merkte er an und verließ kurz das Zelt. Ich sah ihm hinterher und fragte mich, was jetzt kommen würde. „Wie hast du das gemacht?“, fragte Magnus mich, nachdem es ihm gelungen war seine Stimme wieder zu finden. „Ähm…“, stotterte ich, da ich es ja selbst nicht wirklich wusste. „Das ist einfach unglaublich! Du siehst großartig aus“, plapperte er weiter und ich war froh, dass ich ihm keine Antwort geben musste. „Wenn Sie meinen, Sir“, sagte ich nur, als der Berater das Zelt wieder betrat. Er trug etwas über dem Arm, was ich nicht genau erkannte, doch ich wusste, dass es etwas zum Anziehen war. „So, das kannst du anziehen! Kommen Sie, Magnus“, sagte er und zog den Aufseher an dessen Ärmel nach draußen. Ich betrachtete den Stoff, den er mir gegeben hatte. Es war eine Art Kleid, das mich entfernt an einen Kimono erinnerte. Jedoch ging es nur knapp über die Knie und war an der linken Seite aufgeschnitten, sodass man sich frei bewegen konnte. Auch hatte es keine Ärmel oder Träger und ich konnte froh sein, dass ich nicht gerade flach war, auch wenn man das in dem Stofffetzen, den ich trug nicht wirklich erkannte. Der Stoff war fein, doch ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, was für einer es genau war. Das Kleid hatte eine Art Gürtel, der wie die Schleppe eines Kimonos war. Es war in einem blautürkisen Ton, wobei die Randverziehrungen dunkelblau waren. Auch waren kleine Blumen und Schmetterlingsmuster auf dem Stoff, die jedoch auf den ersten Blick nicht zu sehen waren. Nachdem ich mich einmal in dem Zelt umgesehen hatte, zog ich mich um und ging zu dem Spiegel, der in einer Ecke des Zeltes stand. Mein eigener Anblick brachte mich zum Staunen und wäre ich mir nicht todsicher gewesen, dass das hier ein Spiegel, ich hätte nicht geglaubt, dass ich das war. Erst jetzt bemerkte ich, dass das Kleid nach links weiter ging und somit links etwas weiter über die Knie ging als rechts. Dann bückte ich mich und hob die Armstulpen auf, die bei dem Kleid dabei gewesen waren. Ich strich über den feinen Stoff und zog sie dann über meine Arme. Nach unten hin wurden sie immer weiter, sodass sie bei den Händen lang nach unten gingen. Sie waren hellblau und passten vom Muster her zum Kleid. Meine Hand tastete nach dem Haarband, welches auf Magnus Tisch lag und ich band mir den glatten Teil meiner Haare zu einem hohen Pferdeschwanz. Die beiden gelockten Strähnen ließ ich draußen, wobei ich mir mein Pony, welches recht lang war, mit einer Handbewegung auf die Seite machte, sodass ein Übergang zwischen Pony und der linken Strähne war. Schließlich zog ich die Schuhe an, die der Berater auch noch mitgebracht hatte. Sie hatten einen leichten Absatz und wurden mit Bändern an den Beinen festgeschnürt. Die Bänder gingen über die Knie, sodass sie unter dem Kleid verschwanden. Schließlich war ich mit dem Gesamtbild zufrieden und verließ das Zelt, wo Magnus wartete. Von dem Berater war weit und breit nichts zu sehen und ich fragte mich, wo er war. Magnus musterte mich eingehend, sagte jedoch nichts weiter. „Komm jetzt, Luna. Der Fürst ist bereits eingetroffen“, erklärte er und ich erstarrte kurz, dann nickte ich schwach. Dann folgte ich dem Aufseher einen Weg hinunter, wobei ich mich erst an das Kleid gewöhnen musste. Es war das erste Mal, dass ich so etwas trug. Schließlich betraten wir einen Platz, auf dem mehrere Menschen waren, einschließlich Aeolos, der gerade einem der Aufseher, wie ich erkannte, etwas erklärte und ich vermutete, dass auch er hier war für den Probekampf. Meine Nervosität stieg langsam ins unermessliche und ich begann nervös herum zu laufen. Ich warf Magnus einen Blick zu, doch der schien es nicht einmal zu bemerken. Vermutlich war auch er nervös, schließlich ging es hier um einen Fürsten und ich fragte mich, wo der überhaupt war. Ich sah mich um, doch weit und breit konnte ich niemanden erkennen, der einem Fürsten ähnelte. Zögernd ging ich ein paar Schritte weiter und bemerkte erst jetzt wie viele Leute doch hier waren. Aeolos kam nun auf uns zu und er schien ziemlich genervt zu sein, was ich verstehen konnte, schließlich musste er jedem hier immer wieder das gleiche erklären. Ein ernüchternder Job für den Berater eines Fürsten. „Also, Luna, du wirst als eine der letzten kämpfen, also hast du noch Zeit. Erst einmal werden alle gegen einige unserer besten Krieger kämpfen und testen, ob ihr, das heißt auch du, überhaupt zu etwas fähig seid. Somit werdet ihr erst gegen Fürst Linus kämpfen, wenn die anderen getestet haben ob ihr dazu fähig seid“, erklärte er. „Sie meinen eher, ob wir dazu würdig sind“, berichtigte ich ihn und er nickte beklommen. „So wollte ich es jetzt nicht unbedingt ausdrücken“, erklärte er. „Das kann ich mir denken. Nicht jeder würde es ruhig ertragen, wenn Sie es so ausdrücken“, merkte ich an. „Ja, aber es wundert mich, dass es gerade dich nicht stört“, erwiderte er, „Du weißt schon…“ „Weil ich hier vermutlich die mit dem niedrigsten Stand bin, schon klar. Doch mir macht so etwas nichts aus. Ich weiß was ich bin und damit Ende.“ Aeolos musterte mich kurz verwundert, dann nickte er nur und seufzte lang. „Ich muss dann zu den anderen. Viel Glück, Luna. Ich hoffe wirklich, dass du es packst, schon allein, damit du diesen aufgeblasenen Idioten mal zeigst, dass sie nichts draufhaben“, fügte er hinzu und dann verschwand er ehe ich noch etwas sagen konnte. „Er ist schon irgendwie seltsam“, murmelte ich und Magnus nickte nur. Dann streckte ich mich. „Ich schau mal wann ich ungefähr dran bin und wenn ich noch genug Zeit habe, was ich ja denke, dann werde ich erstmal irgendwo hingehen, wo weniger los ist“, erklärte ich dem Aufseher und er musterte mich kurz. „Komm aber nicht zu spät, Luna“, sagte er noch, doch ich war schon losgegangen und hielt es nicht für notwendig ihm zu antworten. Als ich die Liste mit den Zeiten gefunden hatte, stöhnte ich auf, denn der Betrieb davor war einfach nur nervenaufreibend. Mal nachsehen, was man hier erreichen konnte, wenn man gut aussah. Ich trat nach vorne und ein paar Männer drehten sich zu mir um und ihnen war anzusehen, dass sie in Gedanken ganz wo anders waren. Das konnte mir nur recht sein, denn so kam ich schneller durch. Bereits nach kurzer Zeit hatte ich es gepackt nach vorne zu kommen und warf einen Blick auf die Liste. Noch sieben Stunden, das reichte ja lange aus um noch etwas anderes zu machen. „Was macht denn ein kleines Mädchen wie du hier?“, fragte mich ein Mann schnippisch und ich drehte mich zu demjenigen um. „Was denkst du denn?“, fragte ich eiskalt nach und die anderen wandten sich zu uns um. „Wen begleitest du denn?“, fragte er dann nach und ich warf ihm einen Blick zu, der ihn getötet hätte, wenn so etwas möglich wäre. „Als ob ich es nötig hätte jemanden zu begleiten“, gab ich zurück, wobei ich mich dabei umdrehte und ihn einfach stehen ließ. Einige applaudierten und ich fühlte mich unwohl in meiner Haut. So etwas war ich nicht gewohnt, also beeilte ich mich von den ganzen Menschenmengen wegzukommen. Eigentlich achtete ich gar nicht auf meine Schritte und irgendwann kam ich an meinem Lieblingsort an. Es war eine etwas höher gelegene Wiese auf der ein einziger Baum stand. Trotzdem strahlte sie eine Harmonie aus, die ich sonst nirgendwo spüren konnte. Daher kam ich oft zu diesem Platz. Gedankenverloren lief ich den Hügel hoch und setzte mich auf den Baum. Zwar sollte man in diesem Kleid sicherlich nicht auf Bäume klettern, doch das war mir gerade ziemlich egal. „Dieser Ort ist schön, nicht?“, hörte ich eine Stimme unter mir und ich drehte mich halb um. Der Händler von gestern stand plötzlich hinter mir, wobei das Wort Händler plötzlich nicht mehr zutreffend war. Er trug eine Rüstung, die nicht gerade billig schien und vor allem strahlte er etwas aus, was all die anderen Krieger nicht gehabt hatten. Und ich war mir sicher, dass er keiner von denen war, die hier gegen den Fürsten kämpfen wollten. „Wer sind Sie wirklich?“, fragte ich ihn und sprang elegant von dem Baum herunter. Ohne mit der Wimper zu zucken erwiderte er meinen Blick und meine Vermutung wurde somit bestätigt. Er schien eindeutig kein normaler Krieger zu sein. „Was denken Sie denn?“, fragte er nach und ich musterte ihn kurz. Dann drehte ich mich wieder um und streckte mich. „Ich hätte nicht nachgefragt, wenn ich es wüsste“, sagte ich schließlich und er lachte leise. Sofort drehte ich mich zu ihm um. „Dann werde ich es Ihnen auch nicht sagen“, sagte er und trat ein paar Schritte nach vorne, „Was ist mit Ihnen? Wie heißen Sie?“ „Wenn Sie es mir nicht sagen, dann sage ich es Ihnen auch nicht“, erwiderte ich schnippisch und er lächelte zu meiner Verwunderung. Die meisten wären jetzt bereits wütend geworden. „Sie gefallen mir, irgendwie“, meinte er und ich zog verwundert die Augenbrauen hoch. „Tue ich das?“, fragte ich nach, obwohl ich darauf keine Antwort erwartete. „Ich würde es nicht sagen, wenn ich nicht der Meinung wäre“, gab er zurück. Ich antwortete darauf nicht, sondern schwang mich wieder auf den Baum und starrte in die Ebene hinab. Hier war es ruhig und die Ebene war in einem Grünton, der selten war. „Wieso sind Sie hier?“, fragte mich der Mann schließlich und ich warf einen Blick nach unten, wo er sich gegen den Baum gelehnt hatte. „Was denken Sie?“, gab ich zurück und er grinste daraufhin. „Ich sehe schon, bei Ihnen muss man aufpassen, was man sagt“, gab er lächeln hinzu und ich zuckte nur daraufhin mit den Schultern. „Gut möglich.“ „Also, wenn ich raten müsste, dann würde ich einmal sagen, dass sie hier aus der Gegend sind“, sagte er schließlich. „Vielleicht, wer weiß. Sie sind es zumindest nicht“, erwiderte ich und er sah mich überrascht an. „Wie kommen Sie darauf?“ „An diesen Ort kommt keiner. Es heißt er sei verflucht“, erklärte ich ruhig. „Und an so etwas soll ich glauben?“, fragte er nach. „Das habe ich auch gedacht, aber jeder, der an diesen Ort geht ist bis jetzt verschwunden“, erwiderte ich. „Nicht jeder“, widerlegte er meine Worte. „Wie kommen Sie darauf?“ „Sie sind noch da, oder nicht?“ „Mag sein, aber vielleicht bin ich ja auch kein Mensch“, flüsterte ich geheimnisvoll, wobei diese Worte nicht wirklich glaubwürdig waren. Doch dass ich kein normaler Mensch war, das stimmte schon. Ich wusste nicht was genau an mir anders war, doch ich unterschied mich einfach von den anderen. Ich konnte nämlich Geister sehen, was ich aber niemals jemanden gesagt hatte. „Was sind Sie denn dann?“, fragte er nach und ich warf ihm einen geheimnisvollen Blick zu. „Wieso sollte ich das Ihnen sagen?“, gab ich zurück. „Das kann ich Ihnen nicht sagen. Und ich denke nicht, dass ich verschwinden werde“, fügte er hinzu. „Wie können Sie sich da so sicher sein?“ „Vielleicht bin ich ja auch kein normaler Mensch“, erwiderte er und ich sah ihn verwundert an. Wer war dieser Mann nur? Doch ich wusste, dass an seinen Worten etwas dran war. Er hatte diese Ausstrahlung, die mir sagte, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Aber er war kein Geist, so viel war mir sicher. „Was sind Sie denn?“, fragte ich nach, wobei mich diese Sache wirklich interessierte. „Das kann ich ihnen nicht sagen“, erwiderte er nur. „Sind Sie ein Medium?“, fragte ich nach, doch er antwortete mir nicht. Das hier war doch verrückt. „Du gehst es falsch an“, hörte ich eine Stimme neben mir und ich warf dem Geist des kleinen Mädchens einen Blick zu. Es war nicht das erste Mal, dass sie plötzlich auftauchte und mit mir redete. Und vor allem tauchte sie an den unmöglichsten Orten auf, doch ich hatte mich nie bei ihr beschwert. Sie war der erste Geist gewesen, den ich gesehen hatte und ich hatte es immer als normal angesehen, dass ich mit den Toten sprechen konnte. Der Mann hob den Kopf und warf dem Geist einen Blick zu, was mich nicht überraschte. Ich hatte bereits vermutet, dass er wusste was hinter diesem Fluch wirklich steckte. Denn vor langer Zeit hatten die Truppen des dunklen Mediums, wie man jenen Mann auch nannte, diese Ebene zerstört. Einst war hier ein Dorf gewesen, doch mit dem war es wieder lange her. Und die Menschen hatten diesen Ort verflucht, weshalb hier immer ein dichter Nebel herrschte und nur diejenigen, die in der Lage waren die Geister zu sehen, kamen hier wieder heil heraus. „Wer sind Sie?“, fragte das Mädchen nun den Mann und dieser antwortete ihr jedoch nicht. „Gib es auf, Aurora, er wird dir nicht antworten“, erwiderte ich und das Mädchen musterte den Mann, ehe sie von dem Baum herunterschwebte und vor ihm schweben blieb. „Ich haben Sie irgendwo schon einmal gesehen“, meinte sie schließlich und ich warf ihr einen verwirrten Blick zu. „Ich weiß, du denkst, dass das nicht möglich ist, aber er hat ja selber gesagt, dass er kein normaler Mensch ist, also ist es ebenso gut möglich, dass er nicht im gleichen Rhythmus wie du altert“, erklärte sie mir. „Ich habe doch gar nichts gesagt“, erwiderte ich und sie verschwand wieder in den Nebeln, ebenso schnell und lautlos wie sie gekommen war. „Versteh einer was in den Köpfen der Toten vor sich geht“, murmelte ich leise und der Mann wandte sich zu mir um. „Das weiß keiner, noch nicht einmal sie selber“, sagte er und ich nickte. „Sie sind kein Medium, aber können trotzdem mit den Toten sprechen. Was sind Sie?“, fragte er schließlich grübelnd nach, wobei die Frage mehr an sich selber gerichtet war. Ich seufzte nur und schaute in den dichten Nebel. „Das ist eine Sache, die ich selber nicht weiß“, erklärte ich schließlich und er nickte. „Ich nehme an Sie haben ihre Eltern nie kennen gelernt“, sagte er und ich nickte. „Sie auch nicht“, gab ich hinzu und er nickte. „Menschen, oder besser gesagt Wesen, mit besonderen Gaben haben meistens das gleiche Schicksal“, sagte er. „Schicksal ist gut gesagt. Ich denke nicht, dass es Schicksal ist“, merkte ich an. „Wie kommen Sie darauf?“ „Das weiß ich auch nicht, aber ich denke, dass es zu einfach ist alles dem Schicksal zu zuschieben“, erklärte ich. „Also denken Sie, dass wir unsere Zukunft selber bestimmen?“ „Nicht wirklich. Die Zukunft besteht aus dem, was wir tun und aus dem, was andere tun. Niemand kann wissen, was passieren wird“, erwiderte ich nur. „Wenn Sie meinen“, sagte er und ich warf einen Blick in den Himmel, der langsam dunkler wurde. „Ich muss los“, murmelte ich und sprang von dem Baum hinunter. „Wir werden uns später wieder sehen“, murmelte er mir zu und ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. „Wie meinen Sie das?“ „Du wirst es bald wissen, Luna“, sagte er und dann verschwand er einfach bevor ich noch etwas sagen konnte. Von einem Augenblick zum anderen war der Ort, wo er gerade noch gestanden hatte, leer. Verwirrt sah ich den Platz an. Es verwunderte mich nicht, dass er einfach verschwunden war, sondern, dass er meinen Namen kannte. Er war nicht der erste gewesen, den ich traf, der auch in der Lage war Geister zu sehen, doch er war der erste, dem es gelungen war meinen Namen herauszufinden, denn das war gefährlich. Wenn man jemanden mit solchen Fähigkeiten seinen Namen sagte, dann öffnete man diesem sein Schicksal. Daher hatte ich niemals jemanden meinen Namen gesagt und ich hatte verstanden, wieso der Mann von eben auch nicht seinen genannt hatte. Gefährlich war es für diejenigen, deren Namen alle kannten, so wie bei berühmten Kriegern und Fürsten. Das war vermutlich der Hauptgrund wieso niemand den Namen des dunklen Mediums kannte. Und man musste kein Medium sein um besondere Dinge zu können. Die Medien waren nur die große Ausnahme. Es gab verschiedene Level zwischen denjenigen, die keine Menschen mehr waren. Zuerst gab es die, die noch zur Hälfte Mensch waren und von da an ging es um die Stärke und Art der Fähigkeiten. Meine waren am unteren Ende und ich gehörte vermutlich zu denen, die noch Mensch waren. Das war zumindest meine Vermutung, denn natürlich hatte ich keine genaue Ahnung von den Stufen. Ich wusste nur, dass die Medien die zweithöchste Stufe waren und nur die vollständig magischen Wesen über ihnen standen. Doch von denen lebte seit sehr langer Zeit keiner mehr und somit waren die Medien jetzt die höchste Stufe. Seufzend verließ ich den Ort und machte mich zurück auf den Weg zum Platz. Die Zeit verging in so genannten Schattenwelten anders. Die Schattenwelten waren Orte, die in der parallelen Astralwelt lagen und wenn ein normaler Mensch in diese Ebene geriet, dann war er nicht mehr in der Lage sie allein zu verlassen. Nur ab der unteren Stufe war man in der Lage diese Ebenen nach belieben zu betreten und verlassen. Natürlich gab es auch Schattenwelten, die ich nicht mehr verlassen können würde, doch das würde ich bereits spüren, wenn ich mich ihnen nährte. Deshalb hielt ich mich von solchen Orten fern. Nur die obersten Meister konnten diese Welten so betreten, wie sie es wollten. Ihre Kräfte waren mit meinen auch gar nicht zu vergleichen. Seufzend verließ ich die Schattenebene und trat wieder in den realen Raum. Ich hatte diesen Wechsel bereits so oft gemacht, dass ich kaum mehr eine Veränderung spürte. Doch wenn man sich zu lange in der Schattenwelt aufhielt, dann verlor man sich in der Zeit und wenn man wieder zurückkam konnten Jahre vergangen sein, ohne dass man es überhaupt bemerkte. Nur zu gut wusste ich um diese Gefahr, denn als kleines Kind war es mir einmal passiert. Als ich zurückkam hatten mich diese Sklavenhändler gefunden, da ich ziellos in der Welt umhergeirrt war. Doch seitdem war mir so etwas nie wieder passiert. Ich hatte mir geschworen nie wieder die Schattenwelt zu betreten, doch das war mir nicht gelungen. Zumindest wusste ich jetzt im ungefähren wie viel Zeit wann vergangen war. Seitdem machte mir der Wechsel nichts mehr aus. Ohne es zu merken war ich bereits an dem Platz angekommen und betrat die Ebene, wo dieser lag. Magnus kam auf mich zu und ich warf dem großen Mann einen Blick zu. „Da bist du ja, Luna. Ich hatte dich schon überall gesucht. Du bist gleich dran“, begrüßte er mich. „Ich bin doch schon da. Du musst nicht so nervös sein“, erwiderte ich ruhig. Er musterte mich verwundert. „Ich weiß ja nicht, was du in den letzten Stunden gemacht hast, aber du bist ja überhaupt nicht mehr nervös“, stellte er fest. Ich zuckte nur mit den Schultern. Denn schließlich wusste ich, dass ich gewinnen würde. Zwar hatte ich dabei gar nicht daran gedacht, doch jedes Mal, wenn ich die Schattenwelt betreten hatte, dann waren meine Sinne stärker als vorher und ich konnte mich unheimlich gut auf Dinge konzentrieren. Die meisten Menschen und deren Bewegungen waren somit leicht zu durchschauen. Nur bezweifelte ich, dass das bei Linus etwas bringen würde, denn der war sicherlich nicht umsonst ein Fürst. Doch für den Vorkampf müsste es reichen. „Sagen wir es so, ich denke, dass ich gut genug vorbereitet bin“, sagte ich schließlich und Magnus schüttelte nur bedenklich den Kopf. Dann hielt er mir ein Schwert hin und ich schnappte es mir. Dann schwang ich mich von der Art Tribüne hinunter und landete im Staub des Kampfplatzes. Ich konnte ein paar Leute erstaunt rufen hören, schließlich war ich ja auch eine Frau. Der Mann, der gegen mich kämpfen sollte, bekam einen Lachanfall, als er mich sah. „So ein kleines und dünnes Mädchen soll gegen mich kämpfen?“, fragte er und er bekam Gemurmel aus dem Publikum als Zustimmung. Mir war das egal, was wohl momentan hauptsächlich noch an den Wirkungen des Ebenenwechsels lag. Doch woran es auch immer lag, ich konnte mich nur glücklich schätzen. „Hör auf zu reden, sondern kämpf einfach gegen mich, wenn du deinen Mund so weit aufreißen kannst“, gab ich kühl zurück. „Hey, nichts für ungut, Prinzesschen, aber das hier ist nichts für dich“, fügte dieser hinzu, doch ich schoss auf ihn zu, sodass er gezwungen war etwas zu machen. Und wieder einmal staunte ich über die Fähigkeiten, die man nach dem Wechsel erhielt. Jede seiner Bewegungen konnte ich genau erkennen, sodass ich keine Mühe hatte seinem Konterschlag auszuweichen. Als die Klinge auf mich zuschoss, duckte ich mich unter ihr weg und mein Tritt erwischte meinen Gegner, der daraufhin strauchelte, aber trotzdem meinem nächsten Schwerthieb ausweichen konnte. Und ich musste zugeben, dass ich ihn unterschätzt hatte, denn auch er schien besondere Fähigkeiten zu haben. Schwach, aber immerhin und das bedeutete nichts Gutes für mich. Durch meine gestärkten Sinne konnte ich Magnus Stimme hören. „Sie hat keine Chance verdammt noch mal. Was habt ihr euch dabei gedacht sie gegen Inaes antreten zu lassen?“ „Tut mir leid, ich weiß auch, dass niemand eine Chance gegen ihn hat, aber mein Fürst hat darauf bestanden“, erwiderte Aeolos. Ich bemerkte erst jetzt, dass ich mich viel zu wenig auf den Kampf konzentrierte und mir gelang es nur mit Mühe dem nächsten Schwerthieb auszuweichen. Dann spürte ich, wie irgendetwas sich veränderte und ich bemerkte, dass eine Parallelebene mit dieser verschmolz. Niemand anderes schien die Kraft zu bemerken, die plötzlich von oben hinunter schoss und ich warf meinem Gegner einen Blick zu, der sich plötzlich viel schneller bewegte, während meine Bewegungen gelähmt waren. Ich musste irgendetwas tun, als ich plötzlich Auroras Stimme hörte. „Luna, reiß dich zusammen! Du stehst über ihm, nutzt seine Kraft!“ Trotz allem erschrak ich, als ihre Stimme in meinem Kopf widerhallte. „Und wie verdammt noch mal?“, fragte ich sie in Gedanken und wich in letzter Sekunde dem Schlag meines Gegners aus. „Schmeiß dein Schwert weg! Seine Kraft hat sich bei deinem abgeblockten Schlag auf deinem Schwert manifestiert und dadurch bist du gelähmt!“, erklärte mir ihre Stimme. „Das ist ja schön und gut, aber wie soll ich ohne Schwert kämpfen? Aurora, ich bin keine ausgebildete Kämpferin und meine besonderen Fähigkeiten sind auch noch nicht einmal Anfängerniveau“, erinnerte ich meine Geistfreundin. „Keine Sorge, du kannst es, vertrau mir. Ich wusste seit dem ersten Mal, als wir uns getroffen haben, dass du etwas Besonderes bist. Du stehst weit über dem Anfängerniveau. Erinnere dich an alles, was war und vertraue auf deine Fähigkeiten“, beruhigte sie mich. „Das sagst du so einfach. Ich kann das nicht, Aurora. Ich bin keine Kämpferin und ich kann nicht einfach versuchen etwas zu tun, was ich nicht kann!“ „Ich weiß nicht wieso, doch ich bin mir sicher, dass du es kannst. Vielleicht hast du es noch nicht bemerkt, doch du konntest auch gleich mit dem Schwert umgehen, als hättest du es gelernt“, erinnerte sie mich. „Willst du damit sagen, dass ich es schon einmal gelernt hatte?“, fragte ich verwirrt nach, „So wie in einem anderen Leben?“ „Nein, ich glaube eher, dass du es bereits wirklich schon einmal gelernt hast.“ „Moment Mal, du denkst, dass ich an Amnesie leide?“ „Nicht direkt, aber Luna, sieh es ein, du hast eine Lücke in deinem Leben.“ Und damit sprach sie das aus, was ich immer verdrängt hatte. Schwer schlucken erinnerte ich mich daran, als ich zurück in diese Welt gegangen war. Tagelang hatte ich in einer Ecke gesessen mit dem Gefühl, dass ich irgendetwas Wichtiges vergessen hatte. Vielleicht hatte Aurora ja Recht und ich litt tatsächlich an Amnesie. Doch wenn das stimmte, dann musste ich weg von hier und herausfinden, wer ich wirklich war und was ich vergessen hatte. Zumindest war es einen Versuch wert. Ich konzentrierte mich wieder auf den Kampf. Genau in diesem Moment schoss das Schwert des Kriegers mit übernatürlicher Schnelligkeit auf mich zu und ich konnte Aeolos murmeln hören. „Das war’s. Gegen seine Schnelligkeit hat keiner eine Chance.“ Ohne darüber nachzudenken, schmiss ich das Schwert von mir und drückte mich vom Boden ab. Hatte ich sie eigentlich noch alle in so einer Situation zu springen? Doch zu meiner eigenen Verwunderung klappte es. Meine Geschwindigkeit normalisierte sich wieder, wenn sie sich nicht sogar steigerte und ich landete auf der riesigen Klinge meines Gegners. Und ich schwankte noch nicht einmal. Aurora hatte Recht gehabt, ich schien plötzlich genau zu wissen, was ich zu tun hatte. Erneut drückte ich mich ab und ich sprang in die Luft. Meine Hand krallte sich in den Stoff des Oberteils meines Gegners, welcher an seiner Schulter nicht von dem Metall der Rüstung bedeckt war. Dann drehte ich mich in einem Salto hinter ihn und zog ihn mit, sodass er vor mir auf dem Boden lag. Meine Hand tastete wieder nach meinem Schwert, doch als sich meine Finger um den Griff legten, stand mein Gegner wieder auf und ich musste der riesigen Klinge seines Schwertes ausweichen, was zwischen uns wieder einen riesigen Abstand brachte. Fluchend stürmte er auf mich zu und ich blockte seinen Schlag mit meiner Klinge, doch die Kraft, die in seinem Hieb lag, war nicht mehr menschlich, sodass mein Schwert in tausende Teile zerbrach. Doch ich ließ mich davon nicht beirren. Aurora hatte mir Glauben gegeben und auch sie glaubte schließlich an mich. Also ließ ich den Griff achtlos fallen und stürmte wieder auf den braunhaarigen zu, der sein riesiges Schwert zu einem erneuten Hieb hob. Ich duckte mich unter dem Schwerthieb weg und dann berührte meine Hand den staubigen Boden. Ich drückte mich mit meinen Beinen ab und traf meinen Gegner in der Magengegend, sodass er mehrere Meter von mir wegschlitterte. Diese Zeit reichte mir um wieder auf die Beine zu kommen und erneut auf ihn zuzustürmen. Ich durfte ihm keine Zeit lassen, so viel war sicher. Ansonsten fiel es mir schwer eine Strategie gegen diesen Gegner zu finden. Anscheinend hatte ich mich geirrt und seine besonderen Fähigkeiten lagen bereits im hohen Teil des Fortgeschrittenen Niveaus. Das war gar nicht gut für mich. Ich durfte ihm so keine Zeit lassen noch etwas von diesen Fähigkeiten anzuwenden. Auf der anderen Seite musste ich es aber irgendwie schaffen meine Kraft zu benutzen. Er blockte meinen nächsten Tritt mit seinem Schwert und ich war gezwungen wieder nach hinten auszuweichen. Lange würde ich das hier nicht mehr durchhalten, so viel war mir sicher. Bereits jetzt wurden meine Bewegungen langsam und meine Sinne wurden langsam wieder normal. „Bleib ruhig, ich werde dir helfen“, hallte Auroras Stimme wieder in meinem Kopf. „Das wäre doch geschummelt“, versuchte ich sie davon abzubringen. „Dann schummelt dein Gegner aber auch“, wandte sie ein. „Moment mal, willst du damit sagen, dass er auch in Verbindung mit einem Geist steht?“ „Nein, nicht mit einem Geist, sondern mit einem um einiges höheren Wesen.“ „Wenn das so ist…“ „Was hast du vor, Luna?“ Ich konnte die Verwunderung aus ihrer Stimme hören. „Wart’s ab“, gab ich nur geheimnisvoll zurück, dann stürmte ich wieder nach vorne. „Hey Kleines, langsam wird es langweilig“, erwiderte mein Gegner und zeigte mit einem Grinsen seine spitzen Zähne. Ich zeigte keine Reaktion darauf. Als er meinen Schlag erneut abblocken wollte, drehte ich meinen rechten Fuß auf die Seite und dann lies ich meine Schattenkraft ausströmen. Noch hatte ich keine wirkliche Ahnung, ob das klappen würde, was ich vorhatte, aber ich hoffte es inständig, denn es war meine letzte Möglichkeit. Dann spürte ich die unglaubliche Kraft in mir aufkeimen und ich wusste, dass es geklappt hatte. In nur einer Sekunde verschwand ich und tauchte hinter meinem Gegner wieder auf, wobei ich ihm einen saftigen Tritt in den Rücken gab. Ich hatte es gepackt meine Geschwindigkeit so weit zu erhöhen, dass ich jetzt sogar schneller war als er. Dieser landete vor mir im Staub, drückte sich jedoch mit einer Hand ab und stand kurz darauf wieder. Ich spürte bereits die Nebenwirkungen eintreten, denn mein ganzer Körper schmerzte nun, doch ich musste den Schmerz unterdrücken. Wenn ich schon nicht gewinnen konnte, dann würde ich wenigstens so lange wie möglich kämpfen. Vielleicht würde das ja ausreichen, auch wenn ich es nicht wirklich glaubte, aber hoffen war ja nicht verboten. Keuchend blieb ich stehen und versuchte den Schmerz zu kontrollieren. Mit meiner Schnelligkeit war es jetzt dahin, doch ich müsste noch genügend Schattenkraft besitzen um zumindest diese noch einmal anzuwenden, auch wenn ich danach verloren hätte. Zögernd wich ich dem Tritt meines Gegners aus, dann entschloss ich mich es zu versuchen, schließlich konnte ich auch ebenso gut die ganze Zeit so weitermachen und da war es besser, wenn ich mich entschloss zu kämpfen und dann erst zu verlieren. Also schloss ich die Augen und ich spürte die Energie um mich herum. Wenn man die Schattenenergie nutzte, dann hinterließ es immer wieder Schäden am Körper. Doch man starb daran nicht. Denn die Schattenenergie war die Lebensenergie, die nur den Körper und einen kleinen Teil des Geistes betraf, sodass sie nicht so stark war wie die Sphelium, aber von jedem besonderen Wesen benutzt werden konnte. Die Energie umschloss mich, dann hob ich wieder den Kopf und öffnete meine Augen. Alles um mich herum verlor seine Farbe und nur noch die Grautönen blieben übrig. Niemand von den anderen bemerkte dies, schließlich war das hier meine Astralwelt, die ich jetzt betreten hatte. Dann legte ich die Handflächen aneinander. „Was hast du vor, Kleine? Du hast keine Kraft mehr“, hörte ich meinen Gegner sagen. „Pff… wenigstens schummel ich nicht“, warf ich ein. „Was meinst du damit denn bitte?“ „Ich hole mir nicht die Hilfe eines anderen Wesens“, erklärte ich ruhig. „Dachte ich es mir doch, dass das eben keine normale Bewegung mehr war“, sagte er mit einem fiesen Grinsen. „Pass auf, Luna! Er will deinen Energiestrom stoppen“, hörte ich die Warnung meiner Freundin. „Ich weiß“, flüsterte ich leise, wobei es nicht notwendig war, dass ich es laut sagte. Dann löste ich die Verbindung meiner Hände und alles um mich herum verlangsamte sich. Ich wusste nur zu gut, dass meine Kraft zu schwach war um die Zeit zu stoppen, doch ich würde es trotzdem versuchen. Wenigstens verlangsamen konnte ich sie. Und mehr brauchte ich auch nicht um meine eigentliche Absicht in die Tat umzusetzen. Nachdem sie langsam genug war, hob ich meine Hand und blies über meine Handfläche hinweg. Mein Atem wurde eiskalt und alles um mich herum begann zu gefrieren, als es mir gelang, die Temperatur zu beeinflussen. Jedoch musste ich mittendrin aufhören, weil sonst meine Kraft nicht mehr gereicht hätte. Ich fokussierte die Kälte auf einem Punkt, in diesem Fall mein Gegner, und dann löste ich die Schattenkraft auf. Alles wurde wieder farbig, jedoch eher zu meinem Nachteil, denn die Farben fielen auf mich ein und ich bekam enormes Kopfweh von der plötzlich grellen Veränderung. Stöhnend griff ich mir an den Kopf, dann wandte ich meinen Blick wieder meinem Gegner zu, der bereits verstanden hatte, was sich getan hatte. „Nicht schlecht, Kleine. Ich hätte nicht gedacht, dass du auf einem so hohen Level bist, aber das war’s jetzt. Du hast keine Kraft mehr, dass sieht jeder, weder körperlich, noch geistig“, sagte er und dann hob er sein Schwert für den letzten Schlag. „Luna, es reicht! Sei nicht so verdammt stolz und lass mich dir helfen!“, hörte ich wieder Auroras Stimme. „Beruhig dich, Aurora, ich bin noch nicht fertig“, erwiderte ich in Gedanken. Jedoch sackte ich auf die Knie und ich stützte mich auf einem meiner Beine ab. „Das war’s“, hörte ich die höhnische Stimme meines Gegners. „Noch nicht ganz“, gab ich keuchend zurück. Dann drückte ich meine Hand auf den Boden und für einen Moment wurde wieder alles schwarzweiß. Im gleichen Moment schossen die Ketten aus dem Boden und fesselten meinen Gegner. Oder genauer gesagt, sie fesselten ein Wesen, welches sich als Schatten hinter meinem Gegner befand. Ich hatte Recht gehabt, im Gegensatz zu meiner Verbindung mit Aurora, die geistig veranlagt war, war die seine körperlich und somit leichter abzutrennen. Genau darauf hatte ich die ganze Zeit gewartet. Ich hatte meine Schattenenergie in den Boden abgegeben, wenn ich sie aktiviert hatte um sie dann in dem Moment, wo ich die Zeit verlangsamt hatte zu aktivieren. Die Temperatursenkung war nur zur Ablenkung gewesen, trotzdem hatte ich mich überschätzt, denn meine Kraft trieb mich immer weiter meinem Ende zu. Zwar war die Schattenenergie nicht wirklich tödlich, doch wenn man sich übernahm konnte man ebenfalls sterben. Ich vollendete jedoch meine Taktik und in dem Moment, wo die Farbe wieder zurückkam, sackte auch mein zweites Knie ein, sodass ich nun vollständig auf dem Boden kniete. Meine rechte Hand grub ich in den staubigen Boden und ich hatte Mühe den Kopf zu heben. Doch letztendlich gelang es mir und ich sah in die Augen meines Gegners, in denen ich das Erstaunen erkennen konnte. Dann schnappte er sich sein Schwert und ich wusste, dass das hier mein Ende war. Ich war zu schwach gewesen und ich hatte meine Strategie zu spät umgesetzt, noch dazu hatte ich dafür zu viel Kraft verbraucht. Aber wenigstens hatte ich bewiesen, dass ich besser war, als die anderen vermutet hatten. Auch wenn ich den Kampf an sich verloren hatte. Schließlich war ich nun nicht einmal mehr in der Lage den Kopf zu heben und ich sah den dreckigen Boden vor meinen Füßen, der vor meinen Augen zu verschwimmen begann. Dann konnte ich die Schritte meines Gegners hören und seine Füße waren bereits in meiner Sichtweise. „Sag Leb Wohl, Kleine“, hörte ich deutlich seine Stimme und ich machte mich auf das Ende gefasst. „Es reicht, Inaes“, hörte ich plötzlich eine andere Stimme. „Aber mein Fürst“, stotterte der Kämpfer. „Willst du dich gegen meinen Befehl auflehnen?“, fragte er nach und der Kämpfer erwiderte nichts mehr, jedoch trat er wieder zurück. Mit Mühe gelang es mir wieder meinen Kopf zu hoben und ich sah in die völlig schwarzen Augen eines Mannes, der sich vor mich kniete. Er hatte lange schwarze Haare, die ihm über die Schulter fielen. Und sein Gesicht wirkte mehr wir eine perfekte Zeichnung, als wie das eines Menschen. Wobei ich mir sicher war, dass er auch gar kein Mensch war, aber das hatte ich auch nicht von ihm erwartet. „Wie heißt du?“, fragte er mich, wobei ich seine Stimme in meinem Kopf widerhallen hörte. Seine Lippen hatten sich nicht bewegt, trotzdem lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken. Trotz seiner Schönheit strahlte er etwas Eisiges und Unantastbares aus. Ich zögerte ihm zu antworten, daher schwieg ich nur. „Keine Sorge, ich werde das Wissen deines Namens nicht missbrauchen“, versicherte er mir und ich wusste, dass ein Schwur, der geistig entstanden war nicht gebrochen werden konnte. „Luna“, antwortete ich schließlich, ebenfalls durch meine Gedanken. Zu meiner Verwunderung hatte er seinen Geist nicht geschützt, sodass ich ihm durch seine eigenen Gedanken antworten konnte. „Der Name des Mondes. Das ist interessant. Ich bin Linus, wie du aber bereits weißt“, stellte er sich in Gedanken vor. Doch ich war langsam nicht mehr in der Lage meine Gedanken beizubehalten und alles verschwamm vor meinen Augen. Dann sackte ich zusammen und war nicht mehr in der Lage mich zu bewegen. Trotzdem nahm ich noch wahr, wie mich der Fürst hochhob und ich konnte die Kälte seiner Hände trotz allem noch spüren. Und dann bekam ich gar nichts mehr mit und alles wurde nach und nach schwarz, doch etwas in mir sagte mir, dass ich es geschafft hatte. Obwohl ich den Kampf verloren hatte, hatte ich im Grunde einen anderen Kampf gewonnen und das war meinem Gegner nur zu gut bewusst. Die Schwärze zog mich mit sich und ich verlor das Bewusstsein. Das letzte, was ich wahrnahm, war wie Aurora meinen Namen rief, dann war alles weg. Doch ab jetzt würde sich alles ändern, mein ganzes Leben, meine Existenz und vielleicht würde ich herausfinden, was ich vergessen hatte. Vor so langer Zeit…
Kapitel 3
Die dichten Nebel hüllten mich ein und ich versuchte wieder aufzustehen. Ich stand langsam auf und versuchte etwas in dem dichten Weiß zu erkennen, welches alles einhüllte. Vorsichtig ging ich einen Schritt nach vorne und zu meinem Glück rutschte ich nicht ab. Zögernd hob ich den Kopf und streckte meine Hand in den Nebel hinein. Nacht änderte sich, außer, dass meine Hand in den weißen Nebelschwaden verschwand. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich weiße Armstulpen trug, die meinen blauen ähnelten. Jedoch waren sie ohne jegliches Muster, sondern völlig weiß. Ebenso wie das Kleid, das ich trug. Es war so lang, dass ich mich nicht richtig bewegen konnte. Zwar hatte es keine Träger, doch nach unten hin änderte sich der Stoff in verschiedene Stufen ab. Dann ging ich weiter in den Nebel hinein, auch wenn sich nichts an de Dichte des Nebels änderte. War ich etwa tot? Nein, das konnte eigentlich nicht sein. „Dann ist das hier ein Traum“, stellte ich laut fest. „Ja und nein“, erwiderte die melodische Stimme und ich drehte mich zu dem Händler um, der ja eigentlich gar kein Händler war. „Was machen Sie hier? Und wo bin ich?“, fragte ich nach. „Was ich hier mache solltest du besser nicht wissen und wo du bist, ganz einfach, in einer Schattenwelt, die man nur durch die Träume betreten kann“, erklärte er mir. War ja klar gewesen, dass er mir mal wieder nichts über sich verraten würde. „Aber solche Schattenwelten kann man doch nur als Medium betreten“, warf ich ein und er schüttelte den Kopf. „Nicht nur“, gab er zurück und ich hatte keine Ahnung, was genau er meinte, doch wenn ich nachfragen würde, dann würde eh keine brauchbare Antwort von ihm erhalten. „Sie sind seltsam“, stellte ich fest. „Mag sein, aber ich glaube das denken die meisten Menschen“, erwiderte er nur. „Ich bin aber keine Mensch, zumindest kein ganzer und ich denke es trotzdem“, warf ich ein und er nickte. „Trotzdem gibt es kaum jemanden, der ein Wesen wie mich verstehen kann“, erwiderte er nur. „Eines habe ich inzwischen verstanden“, sagte ich und er hob verwundert den Kopf. „Was denn?“ „Wenn ich etwas über Sie wissen will, dann muss ich zuerst ihren Namen herausfinden und Sie sind ein Wesen, welches sich mit einem anderen verbinden kann, ungefähr so, wie meine Verbindung zu Aurora und die von diesem Inaes zu diesem anderen Wesen“, erklärte ich und er lächelte. „Du bist gut. Wenn es dir gelingt meinen Namen herauszufinden, dann werde ich dir helfen“, sagte er und ich nickte nur. „Und ich habe noch etwas bemerkt“, fügte ich hinzu. Er sah mich erwartungsvoll an. „Das ist nicht Ihre richtige Gestalt. Sie nehmen nur die Gestalt eines Menschen an, wenn Sie diese Welt betreten, was wiederum bedeutet, dass Sie weder aus einer Schattenwelt, noch aus der natürlichen Welt, kommen“, sagte ich und er ging mehrer Schritte nach vorne. „Ich hatte Recht, du bist die Richtige“, sagte er schließlich. „Wofür?“, fragte ich nach, wobei ich jedoch keine Antwort mehr darauf erwartete, zumindest keine brauchbare. „Für das, was der hohe Rat beschlossen hat“, erwiderte er nur und ich verstand mal wieder nur noch Bahnhof. Erstens hatte ich keine Ahnung von welchem Hohen Rat er da sprach und zweitens wusste ich dadurch immer noch nicht, was er damit meinte. Seufzend schüttelte ich den Kopf. „Ich nehme an, es hat keinen Sinn, wenn ich nachfrage, was genau es damit auf sich hat und was für ein Rat das ist“, sagte ich seufzend und er nickte. „Richtig. Aber eines kann ich dir sagen, wenn du das packst, was du packen sollst, dann wirst du diese Welt verändern, so wie auch das dunkle Medium“, erwiderte er zu meiner Verwunderung. „Wie meinen Sie das denn bitte jetzt schon wieder?“, fragte ich seufzend nach. „Das dunkle Medium ist kein Mensch und er ist eigentlich auch kein Medium.“ „Wie bitte? Aber wie kann er dann so stark sein?“ „Ganz einfach, er ist eines der letzten Wesen, die nach reines Blut in sich tragen.“ Geschockt starrte ich den Mann an. „Sie wollen sagen, dass er ein volles magisches Wesen ist?“, fragte ich nach einer Weile nach. „Ja, aber das ist an sich noch keine allzu große Seltenheit, denn es gibt mehr magische Wesen auf dieser Welt, als ihr Menschen vermutet. Doch es gab einst unter jeder magischen Rasse ein Medium. Daher kommt erst dieser Begriff. Diese Medien waren das Oberhaupt dieser Rassen und sie wurden als Götter verehrt. Und genau ein solches Medium ist dieser Mann“, erklärte er mir. „Oh mein Gott, kein Wunder, dass es keinen gab, der ihn schlagen konnte“, erwiderte ich entgeistert. „Ja, doch er ist nicht das letzte Hohe Medium.“ „Sie wollen sagen, dass es noch ein solches Medium gibt? Wo ist es denn und wieso hat sie oder er uns nicht geholfen?“, fragte ich nach. „Das weißt du doch am besten“, gab er hinzu. „Wie?“ „Du hast deine Erinnerungen ja verloren. In Ordnung, hör gut zu. Du hast dieses Medium gekannt und es war deine Aufgabe ihn in diese Welt zu bringen“, erklärte mir der Mann. „Moment mal, das würde ja bedeuten, dass ich auch ein voll magisches Wesen bin“, unterbrach ich ihn. „Ja, bist du“, sagte er seufzend. „Was bin ich denn?“, fragte ich gespannt nach, doch der Mann antwortete mir nicht. „Hör mir erst einmal zu! Du solltest das Medium in diese Welt bringen und du hast es auch gepackt, aber jener Mann ist gekommen um das Medium zu töten“, erklärte er weiter. „Das bedeutet, dass das Medium jetzt auch tot ist“, seufzend schüttelte ich den Kopf. „Nein, das Medium wurde von dir in eine Astralwelt geschickt, die es sicherlich irgendwann verlassen hat und du hast gegen das dunkle Medium gekämpft“, erklärte mir der Mann langsam und ich griff mir an den Kopf. „Und wieso lebe ich dann noch?“ „Das ist hier die Frage, Luna. Du dürftest gar nicht mehr leben, aber du bist eindeutig nicht tot und auch kein Geist. Was wiederum bedeutet, dass du irgendwie überlebt hast, was aber keinem vom Hohen Rat verständlich ist.“ „Danke auch“, stöhnte ich auf und langsam wurde mir das alles zu viel. „Hör mir gut zu. Du musst das Medium wieder finden“, erwiderte nun der Mann. „Klasse, aber sagen Sie mir wie. Ich habe noch nicht einmal eine Ahnung, wie dieses Medium aussehen soll oder wie alt er jetzt ist“, merkte ich an. „Stimmt, aber da kann ich dir auch nicht helfen. Keiner außer dir weiß, wie dein Bruder aussieht“, erklärte er seufzend. „Moment mal, Bruder? Das ist ein schlechter Scherz oder?“ „Nein, das ist mein voller Ernst. Doch ich muss sagen, es war schwer dich zu finden, du hast dich ziemlich verändert“, bemerkte mein Gegenüber. „Wie soll ich das jetzt verstehen?“ „Du siehst aus wie ein Mensch und deine ganze Aura hat sich vollständig verändert“, stellte er fest. „Das soll ich Ihnen jetzt glauben? Und seit wann duzen Sie mich denn?“ „Glaub es mir, oder lass es. Wenn es dich stört, dann sag es.“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Ist mein Bruder jünger oder älter als ich?“, fragte ich nach. „Eigentlich jünger, aber durch die Überschneidung der Zeit in den Schattenwelten kann ich dir das nicht genau sagen.“ Wäre ja auch zu einfach gewesen. „Nichts für ungut, aber das alles geht mich nichts mehr an. Und das einzige, was ich will ist, dass ihr mich gefälligst in Ruhe lasst!“, fuhr ich ihn an. „Luna, bitte-“ „Nein, mir reicht es! Lasst mich einfach nur noch in Ruhe!“, fauchte ich und dann verschwanden die Nebel und ich wachte wieder auf. Alles um mich herum wurde wieder farbig und ich setzte mich auf. Zuerst drehte sich alles, doch nach kurzer Zeit konnte ich wieder klar sehen. Dann stand ich auf und strich den Stoff meines Kleides glatt, welches immer noch voll Staub war, was aber nachdem ich auf dem Kampfplatz zusammengebrochen war, auch kein Wunder war. Kurz schloss ich die Augen und rief die Schattenenergie wach. Irgendwie musste ich es packen diesen Staub loszuwerden. Nachdem es mir gelungen war einen Wind herbeizurufen, war mein Kleid tatsächlich wieder makellos, wenn man von einem Riss absah, der sich auf der rechten Seite breit machte. Seufzend strich ich über den Schnitt und der Stoff fügte sich wieder perfekt zusammen, wobei ich trotzdem daran zweifelte, dass es lange halten würde, schließlich war ich so etwas nicht gewohnt. Und ich hatte auch keine Erfahrung, was das Zusammenfügen von Stoffen anging. Denn nähen konnte man das hier ja nicht mehr nennen. Nachdem ich mit meinem Gesamtbild zufrieden war, verließ ich das Zelt, indem ich war. Draußen war weit und breit niemand zu sehen und ich fragte mich, wie viel Uhr wir hatten. Seufzend schritt ich durch den Schnee, der sich überall breitgemacht hatte. Also hatte es geschneit, was aber bei den Temperaturen auch zu erwarten war. Ich ging weiter und kam schließlich an dem See an, wo ich Linus entdeckte. Zögernd ging ich zu ihm und er drehte sich zu mir um. Erneut war ich wieder einmal verwundert wie perfekt er aussah. Vielleicht war er ja auch ein magisches Wesen, aber das konnte ich nicht genau sagen. „Du bist also wieder zu dir gekommen, Luna“, sagte er lächelnd und ich nickte nur. „Wie fühlst du dich denn?“ „Normal“, erwiderte ich nur, da ich keine Ahnung hatte, wie ich mit einem Fürsten reden sollte. Er musterte mich kurz, dann nickte er nur. „Mach dir keine Sorgen, mir ist es egal, wie du mit mir redest“, sagte er dann und ich schluckte. Klar, ich hatte ihm ja meinen Namen gesagt, also konnte er ohne Probleme herausfinden, was ich dachte. So lange ich mich nicht dagegen wehrte, doch da ich eh keine Ahnung hatte, wie das ging, konnte ich ihn ja gar nicht abwehren. „Überlass das mir, Luna“, hörte ich Auroras Stimme, „Dafür sind Wesen wie ich ja da!“ „Danke, Aurora.“ Linus musterte mich kurz, sagte dann aber nichts mehr, sondern blickte auf den vereisten See hinunter. „Kann ich Sie etwas fragen, mein Fürst?“, fragte ich nach einiger Zeit nach. „Natürlich, was willst du wissen, Luna?“ „Sie sind kein Menschen, aber was sind Sie dann?“, fragte ich zögernd. Er lächelte nur und sah weiterhin auf den See. „Tut mir leid, ich hätte das nicht fragen sollen“, fügte ich hinzu, doch er schüttelte den Kopf. „Ist schon in Ordnung, Luna. Ich bin ein Elf“, beantwortete er meine Frage. Verwundert sah ich meinen Fürsten an. Ich hätte nicht gedacht, dass er mir meine Frage beantworten würde. „Und was bist du, Luna?“, fragte er nach. Diese Frage hatte ich befürchtet und ich zögerte. Was war ich? Verzweifelt versuchte ich mich daran zu erinnern, doch es gelang mir einfach nicht. „Ich weiß es nicht“, erwiderte ich schließlich zögernd. „Willst du es wissen?“, fragte mich Linus und ich hob den Kopf, als er eine meiner Haarsträhnen in seine Hand nahm. „Eigentlich ja schon“, murmelte ich schließlich. „Soll ich es herausfinden?“, fragte er nach und ging wieder ein paar Schritte zurück. „Wie denn?“ „Jede Rasse hat besondere Merkmale. Vom Aussehen bis hin zu der Art von Kraft, die sie einsetzt“, erklärte er mir. „Verstehe“, gab ich zurück. „Wenn du bereit wärst gegen mich zu kämpfen, dann kann ich es vielleicht herausfinden“, bot er an und ich zögerte jedoch. „Hier?“, fragte ich nach. „Kommt drauf an, ob du lieber zum Kampfplatz gehen willst“, sagte er. „Ist schon in Ordnung.“ Ich trat mehrer Schritte zurück und schloss kurz die Augen. Meine Schattenenergie aktivierte sich und ich öffnete wieder meine Augen. Dann ging ich in die Kampfstellung über und machte mich bereit gegen Linus zu kämpfen, auch wenn ich wusste, dass ich keine Chance gegen ihn hatte. Vermutlich hätte ich bereits jetzt verloren, wenn er ernst gemacht hätte. Und ich wollte nicht als erste angreifen. Also wartete ich ab, bis er auf mich zustürmte und das in einer Schnelligkeit, die mit der von Ineas nicht einmal annährend zu vergleichen war. Aber was hatte ich schon erwartet? Er war eben ein Elf und somit konnte man seine Fähigkeiten nicht mit denen eines Menschen oder eben Halbmenschen vergleichen. Ich sprang sofort zurück und landete auf dem Eis des Sees. Jedoch kümmerte das mich in diesem Moment nicht wirklich, denn das Eis gab noch nicht einmal ein Knacken von sich. Stattdessen lenkte ich meine Energie auf die Eisfläche unter mir. Mit einem Knall brach das Eis auf der anderen Seite des Sees, was an meiner momentanen Position nichts änderte. Dann schoss das Eis von hinten auf mich zu, schoss jedoch an mir vorbei und auf meinen Fürsten zu. Doch Linus hob nur die Hand und das Eis wurde von grellen blauen Flammen verschluckt. So kam ich nicht voran. Zwar wusste ich, dass ich keine Chance gegen Linus hatte, aber wenigstens würde ich mein bestes geben, schließlich musste er ja auch eine Möglichkeit haben herauszufinden, was ich war. Dann schossen die Flammen auf mich zu und ich zuckte zurück. Der Boden unter mir brach, als ich die Energie mit voller Wucht in das Eis gleiten ließ und ich versank im Wasser des Sees um den Flammen zu entkommen. Zu meiner Verwunderung hatte ich keine Probleme unterwasser zu bleiben. Denn aus irgendeinem Grund musste ich nicht mehr atmen. Ich nutzte das aus und tauchte tiefer nach unten um dann von der Mitte des Sees mit einem hohen Druck das Eis zu sprengen. Dann drückte ich mich vom Boden des Sees ab und schoss aus dem Wasser heraus. Als meine Füße die Wasseroberfläche berührten, blieb ich dort stehen und ich versuchte meinen Gegner ausfindig zu machen, doch Linus war nirgendwo zu sehen und seine Aura konnte ich auch nicht wahrnehmen. Zögernd sah ich mich um, dann sah ich nach unten und im letzten Moment sprang ich nach hinten um der geballten Kraft zu entgehen, die von unten auf mich zuschoss. Jedoch strauchelte ich und sackte am Ufer, welches ich noch problemlos erreichte, auf die Knie, dann spürte ich die Hitze, die sich auf der Ebene breit machte und ich wusste, dass ich irgendwie hier weg kommen musste. Hektisch sah ich mich um und ich wusste, dass mir meine Zeit ablief. Wieso musste Linus auch gleich so gefährliche Kraft benutzen? Der Adrenalinstoss schoss durch meinen Körper und ich presste meine Augenlieder fest aufeinander. Plötzlich wurde es kühler und ich öffnete verwirrt wieder meine Augen. Der Wind frischte auf und er fuhr durch meine Haare. Ich war vollständig von einem Sturm umgeben und ich musste lächelnd. Es war nur eine kleine Gefühlsregung, doch der Sturm wurde davon nur noch stärker. Dann streckte ich meinen rechten Arm aus und öffnete meine Hand, die ich zu einer Faust geballt hatte. Der Sturm sammelte sich in meiner Hand und ich drehte mich blitzschnell um, wobei ich mich nach links beugte um der schwarzen Klinge meines Fürsten zu entgehen, die auf mich gerichtet war. Dann stürzte ich nach vorne, wobei ich meine rechte Hand zurückhielt. Linus wich mir mit Leichtigkeit aus und ich strauchelte ein paar Schritte nach hinten. Danach hob ich meinen rechten Arm in den Himmel und die Kugel in meiner Hand färbte sich pechschwarz. Die Wolken am Himmel begannen zu einem Strudel zusammenzuziehen und der Schnee verschwand. Alles färbte sich immer dunkler, dann schoss ein Blitz vom Himmel in meine Hand hinab. Während die Blitze in einem Strahl hinunter schossen, begannen sie sich immer fester zusammenzusetzen, bis ich die lange Klinge in der Hand hielt. Meine Finger schlossen sich um den Griff des langen dünnen Schwertes. Die Klinge reflektierte einen der Blitze und um mich herum leuchteten Zeichen auf, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Dann verschwand alles wieder so schnell, wie es gekommen war. Nur das Schwert blieb übrig und für einen letzten Moment spürte ich, wie sich mein Herz verkrampfte. Der stechende Schmerz schoss durch meinen Körper und es schien als würde sich ein zweites Bild vor mein Auge schieben. Dann wurde alles wieder normal und ich bemerkte, dass ich auf die Knie gesunken war und meine Hände hatten sich in den Boden gekrallt. Nach und nach verebbte der Schmerz und ich konnte wieder klar sehen. Schwankend stand ich auf und sah den Fürsten an, der mich musterte. In seinen Augen lag etwas, was ich nur schwer deuten konnte, doch hätte ich es in Worte fassen müssen, dann hätte ich gesagt es sei Entsetzen gewesen. „Was passiert mit mir?“, fragte ich schwach und sah Linus mit ängstlichem Blick an. Irgendetwas lief hier ganz und gar nicht so, wie es laufen sollte. „Ich weiß es nicht genau, doch so etwas, wie das, was du eben benutzt hast, habe ich noch nie in meinem Leben gesehen“, erwiderte er und beugte sich zu dem Schwert hinunter. „Nicht“, rief ich sofort, doch die Finger seiner Hand schlossen sich bereits um den Griff. „Es ist doch gar nichts passiert, Luna“, erwiderte er, doch dann konnte ich das Zischen hören. Es drang an mein Ohr und ich wich erschrocken zurück. Jedoch schien es nur in meinem Kopf zu sein, denn als ich mich wieder versuchte zu konzentrieren war nichts zu hören und auch alles andere war völlig normal. Seufzend taumelte ich zurück und rutschte an dem Stamm des Baumes hinunter, der hinter mir war. Dann starrte ich völlig erschöpft in den immer noch pechschwarzen Himmel. Was war eben nur passiert? Keuchend griff ich mir an den Hals, als ein seltsames Gefühl in mir hochschoss. Ein unaufhaltsames Kribbeln machte sich in mir breit und zitternd krallten sich meine Finger in das Holz des Baumes. Da war wieder dieses Verlangen, welches in mir aufkeimte. Doch wenn ich es versuchte zu packen, herauszufinden, was es war, dann verschwand es wieder und nur noch das Gefühl blieb zurück, dass etwas Wichtiges fehlte. Schon so lange war das nicht mehr passiert und ich hatte gedacht, dass es endlich vorbei wäre, doch anscheinend hatte ich mich geirrt. „Bist du in Ordnung, Luna?“, drang die Stimme meines Fürsten zu mir durch und ich nickte schwach. „Ja, ich bin nur erschöpft“, erwiderte ich, was zumindest die halbe Wahrheit war. Doch irgendetwas sagte mir, dass ich die Finger von dem lassen sollte, was in mir war. Vielleicht war es besser, wenn ich mich nicht mehr an etwas erinnern würde, sondern ein neues Leben begann. Aber war ich dazu überhaupt in der Lage? Ich versuchte zu lächeln um Linus zu überzeugen, dass es mir gut ging, doch irgendwie wollte es mir nicht gelingen. „Also hast du nichts herausgefunden?“, fragte ich nach um das Thema zu wechseln. „Nein. Dein Geist hat einen unheimlich starken Schutzwall, wenn es darum geht, was in dir schlummert. Ich wäre niemals stark genug um ihn zu durchbrechen“, erklärte er mir. „Kennst du jemanden, der es könnte?“, fragte ich nach. „Beantworte mir vorher eine Frage, Luna. Leidest du an Amnesie?“, fragte er schließlich und ich nickte zögernd. „Ich denke schon“, flüsterte ich leise. „Verstehe.“ „Was bedeutet das?“, fragte ich nach, wobei meine Stimme schwankte. „Ich habe auch eine Zeitlang an Amnesie gelitten, weißt du. Den meisten Wesen wie uns geht es so, nachdem sie diese Welt betreten haben. Doch so starke Symptome wie bei dir, habe ich noch nie gesehen“, erwiderte er. „Was meinen Sie mit Symptome?“ „Ich kann das nicht genau erklären. Jedes Wesen, welches reines Blut in sich trägt, kann nicht einfach in eine andere Welt wechseln. Niemand kann das aus eigener Kraft, außer denen, die seit Beginn Allens in dieser Welt sind. Zumindest kann es bei hohem reinem Blut vorkommen, dass man sein Gedächtnis verliert, was aber eine Art Schutz des Geistes ist. Es gibt Informationen jeder Welt, die nicht nach außen gelangen dürfen. Diese Informationen sind in den elementaren Existenzen der Urwesen gespeichert gewesen, doch diese gibt es nicht mehr. So haben sich alle dieser Informationen auf Wesen wie uns übertragen. Daher kommen unsere besonderen Fähigkeiten. Wir sind so zusagen, die Nachkommen der Urwesen“, erklärte Linus mir, doch ich verstand nicht wirklich, worauf er hinaus wollte. Wenn es zu meinem Schutz war, dass meine Erinnerungen verschwunden waren, dann war es eben so. Mir machte es nichts aus, wenn ich mich nicht mehr erinnern würde, denn ich hatte das Gefühl, dass es nicht gut werden würde, wenn meine Erinnerungen wiederkamen. Also würde ich nur soweit in meine Vergangenheit gehen, wie ich mir sicher war, dass es nicht schädlich für mich war. „Komm, Luna“, sagte er und ich nickte, dann folgte ich ihm. „Lass die Vergangenheit ruhen. Irgendwann wird das Schicksal dir alles eröffnen, doch bis dahin musst du warten.“ „Ich weiß“, erwiderte ich leise. Plötzlich durchfuhr ein Brennen meine Hand und ich starrte auf den Handrücken, wo ein Zeichen prangte, welches ich noch nie gesehen hatte. Mein Blut tropfte von der Hand und ich fragte mich, wie das passiert war und vor allem wann. Zögernd blieb ich kurz stehen, dann folgte ich wieder Linus. Dieser war bereits wieder bei den Zelten angekommen und unterhielt sich mit einem Krieger, den ich noch nicht vorher gesehen hatte. Anhand seiner Kleidung schätzte ich ihn jedoch auf einen hohen Rang. „Luna, das ist Caius. Er ist auch ein Fürst und hat mich begleitet“, erklärte mir Linus und ich musterte den Mann neugierig. Er hatte mittelanges schwarzes Haar, welches einen dunklen Grünstich hatte und dadurch auch grünlich schimmerte und seine Augen hatten keine runden Puppillen, sondern eher solche, wie sie Schlangen besaßen. Trotzdem änderte das gar nichts an der Eleganz, die er ausstrahlte. Irgendwie wirkten alle reinen Wesen auf mich anziehend. Das war eine Tatsache, die ich nicht leugnen konnte. Und sie strahlten dieses etwas aus, was einen fesselte. Auch wenn die Aura dieses Mannes etwas Beängstigendes hatte, aber das war kein Grund, weshalb ich wegrennen würde. Er musterte mich und ich spürte, dass ich den Atem anhielt. Er machte einem wirklich eine Heidenangst, aber es könnte schlimmer sein. „Also dann, Luna, mach dich fertig, wir werden bald aufbrechen“, unterbrach mein Fürst die Stille und ich nickte. Dann verschwand Linus in seinem Zelt, während ich nach wie vor den beunruhigenden Blick des anderen spürte. Seine strahlend grünen Augen, in denen eine Kälte lag, die mit nichts in der Welt zu vergleichen war, fixierten mich und ich wandte mich wieder ihm zu. Dann nickte er nur, und verschwand ebenfalls, jedoch verließ er das Gelände. Erleichtert ausatmend verließ auch ich das Gelände, jedoch in eine andere Richtung als der Fürst. Zwar konnte ich die Spannung in der Luft immer noch spüren, doch sie ließ langsam nach. Ich hatte mich wie die Beute einer Schlange gefühlt, die von dem Jäger beäugt wurde und der eisige Blick hatte mich völlig eingenommen. Selbst wenn ich es gewollt hätte, ich war wie ein Tier in der Falle gewesen. Ziellos streifte ich durch die Gegend. Das hier wäre wohl das letzte Mal, dass ich hier sein würde, über diese Wiesen laufen würde. Plötzlich spürte ich etwas hinter mir und ich drehte mich um. Jedoch war dort nichts und ich schüttelte nur verwirrt den Kopf. Dann drehte ich mich wieder weg, als mich erneut dieses Gefühl übermannte. Doch als ich mich dieses Mal umdrehte konnte ich Aurora sehen. „Was ist denn?“, fragte ich sie, denn sie sah traurig auf den Boden. „Ich wollte nur Leb wohl sagen, weil du ja jetzt gehen wirst“, sagte sie und ich verstand erst jetzt, dass ich sie ja dadurch nicht mehr sehen würde. „Keine Sorge, Aurora. Ich werde dich natürlich irgendwann besuchen. Und bis dahin… schließ die Augen“, sagte ich und sie sah mich verwundert an. Jedoch schloss sie die Augen, wie ich es ihr gesagt hatte. Angestrengt konzentrierte ich meine Energie auf den Geist vor mir. Dann verdunkelte sich erneut der Himmel und die Schatten der Wolken huschten über den Boden. Alles begann zu verschwimmen und dieses Mal lag es nicht an mir oder daran, dass ich nahe des Umkippens war. Erneut schoss ein Blitz vom Himmel hinunter und traf den Boden vor mir. Mit einem Zischen wurde alles hell, dann begann ich langsam wieder sehen zu können. Aurora öffnete ebenfalls wieder ihre Augen und sah mich verwundert an. „Was war das?“, fragte sie mich. Keuchend atmete ich stoßweise ein, bis ich sicher war, dass ich nicht umkippen würde. „Bemerkst du denn nichts?“, fragte ich sie schließlich und sie schüttelte nur den Kopf. „Was meinst du, Luna?“, fragte sie mich und ich lächelte nur. „Abwarten, Aurora. Ich gehe jetzt“, erwiderte ich nur und sie nickte traurig. „Pass auf dich auf, Luna“, flüsterte sie leise. „Du auch“, erwiderte ich und klopfte ihr auf die Schulter. Sofort zuckte sie zusammen und ich spürte, wie sie sich zu mir umdrehte. Dann rief sie meinen Namen, doch ich zeigte keine Reaktion. Sie rannte mir hinterher, doch ich war schneller als sie. Zwar hatte ich gesagt, dass ich sie besuchen würde, doch vermutlich würde ich das nicht wirklich tun. Schließlich hatte ich mir vorgenommen all das hinter mir zulassen. Jetzt war ich nicht mehr das kleine hilflose Mädchen, welches Tag für Tag diese Sklavenarbeit machen musste. Und auch Aurora war nicht mehr die gleiche, die ich damals getroffen hatte. Lächelnd dachte ich an das zurück, was gewesen war, doch jetzt war es vorbei. Und Auroras Spanne als Geist war vorüber. Etwas hatte mich von Anfang an, an ihr gestört, doch ich hatte nicht gewusst, was es war. Doch jetzt hatte ich es gemerkt. Sie war kein richtiger Geist gewesen, aber trotzdem hatte sie wie einer gewirkt. Also musste es eine Verbindung dazwischen geben. Ihre Seele war in die Schattenwelt gegangen, obwohl ihr Körper nicht gestorben war. Also hatte ich nur die Verbindung zwischen Körper und ihrer Seele neu machen müssen und dadurch war sie wieder ein Mensch geworden. Na ja, zumindest ein lebendes Wesen, denn sie war, soweit ich das mitbekommen hatte, gar kein wirklicher Mensch gewesen. Zur Hälfte Mensch, zur anderen Hälfte eine Fee. Das Wort Fee klang immer so niedlich, doch ich wusste nur zu gut, dass Feen eigentlich gefährliche Wesen waren, die ihre Feinde mit ihrer Schönheit verführten und dann kaltblütig töten. Aurora hatte es sicherlich nicht leicht gehabt in ihrer Vergangenheit, denn Feen hatten den Drang zu töten. So wie die Werwölfe sich durch den Mond beeinflussen ließen, selbst wenn es den nicht mehr gab. Der Rhythmus war nämlich in ihnen einprogrammiert und dadurch wurde ihre Verwandlung nach wie vor gesteuert. In dieser Welt gab es anscheinend tatsächlich noch mehr von den reinen Wesen, als ich gedacht hatte. Doch die Urwesen gab es nicht mehr, da war ich mir sicher. Mein Blick wanderte in den Himmel und ich fragte mich, wie es gewesen war, als noch die eleganten Wesen durch diesen Himmel geglitten waren. Einst hatten die Drachen zu den Urwesen gehört. Ebenso wie fliegende Schlangen und Einhörner, wobei letztere nicht im Geringsten so waren, wie man immer erzählte. Ich war mir sicher, dass die Blonde und ihre zwei Freundinnen sich die Einhörner als weiße Pferde vorstellten, die einem einen Wunsch erfüllten. Nein, sie waren tödliche Wesen, die in der Zeit des mystischen Krieges die meisten Toten verursachten hatten. Sie konnten die Gestalt eines Menschen annehmen, wobei Mensch nicht wirklich der richtige Begriff war. Und was immer sie berührten, zerbrach unter unendlichen Schmerzen. Ich hatte ehrlich gesagt keine Lust einem von ihnen über den Weg zu laufen. Die drei Wesen galten als Urwesen und waren damals die mächtigsten Geschöpfe gewesen. Sie waren die Götter aller Welten gewesen, doch eines Tages verschwanden sie alle nach und nach. Seitdem gab es tausende Legenden über sie, von denen nur eine stimmte, wenn überhaupt. Es gab tausende, die an falsche Tatsachen glaubten und trotzdem konnte niemand genau sagen, was stimmte. Doch die Feen und die Elfen waren die Erben der Einhörner und beide waren wunderschön und vor allem tödlich. Auch wenn die Elfen in der Größenordnung höher standen, soweit ich wusste, sogar sehr viel höher. Die Medien standen oben, gefolgt von den Elfen, Vampiren und den Todesengeln. Danach kamen die normalen Engel, auch helle Engel genannt, und die Werwölfe. Dann die Feen und noch einige andere Wesen. Zumindest kannte ich die Ordnung soweit, aber es gab Wesen, die ich nicht kannte. So wie auch das Wesen, welches dieser Caius war. Ich nahm mir vor ihn mal bei Gelegenheit zu fragen, doch eines war mir sicher. Er gehörte zu einer Rasse, die das Erbe der fliegenden Riesenschlangen in sich trugen. Jedoch hatte ich noch nie von einem Wesen wie ihm gehört. Meine Schritte waren federleicht und ich hinterließ keine Fußspuren in dem staubigen Boden unter mir. Nichts ließ erahnen, dass ich hier gewesen war. Alle würden mich in kurzer Zeit vergessen haben und mir war es nur recht so. Ich brauchte nichts, was mich an dieses Leben hier erinnerte und auch niemanden, der sich an mich erinnerte. Doch bevor ich ging würde ich der eingebildeten Blondine noch liebend gerne etwas unter die Nase reiben. Gedankenverloren kletterte ich eine Klippe hoch und setzte mich auf einen Stein. Dann blickte ich nach unten, wo sich durch den Sturm, der aufzog, das Wasser auftürmte. Niemals hatten die Aufseher uns erlaubt hierher zu gehen, doch jetzt war ich endlich frei. Nun ja, nicht wirklich frei, doch ich hatte nicht mehr diese dämlichen Verpflichtungen. Seufzend betrachtete ich die Wellen und ließ den Wind durch meine Haare blasen. Plötzlich spürte ich die Aura hinter mir, dann setzte sich Caius neben mich. „Fällt es dir schwer deine Heimat zu verlassen?“, fragte er mich und ich spürte wieder dieses Kribbeln, das mich erfasste. „Es ist nicht meine Heimat und ich bin froh, dass ich hier weg kann“, erwiderte ich nur. „Ich gebe dir einen guten Tipp, pass auf, was Linus betrifft. Er ist nicht zu unterschätzen und vor allem ist er nicht so unschuldig, wie er immer macht“, riet mir der Fürst. „Was meinen Sie damit?“, fragte ich nach. „Du musst nicht Sie sagen. Ich bin nicht so eingebildet“, berichtigte er mich. „Aber Sie sind ein Fürst“, wandte ich ein. „Mag sein, aber ich bin nicht dein Fürst und somit ist das egal“, erwiderte er und ich sah ihn nur verwundert an. Eigentlich hatte ich vermutet, dass er eingebildet war, aber anscheinend hatte ich mich in diesem Punkt geirrt. „Wo kommst du denn her, wenn du nicht hier geboren bist?“, fragte er nach und riss mich so aus meinen Überlegungen. „Ich weiß es nicht mehr“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Also bist du ein reines Wesen, das aus einer anderen Welt in diese hier gekommen ist“, schlussfolgerte Caius. „Richtig. Was ist mit dir?“, fragte ich nach, wobei ich Mühe hatte ihn zu duzen. „Ich komme auch nicht aus dieser Welt, doch meine Welt gibt es nicht mehr und eigentlich bin ich kein reines Wesen“, erwiderte er und musterte mich. „Wie meinst du das?“ „Das werde ich dir nicht sagen, aber vielleicht verrate ich es dir ja irgendwann“, erwiderte er zu meiner Überraschung. Ich hatte ja vermutet, dass er mir die Frage nicht beantworten würde, aber trotzdem verwunderte Caius mich. Ich zog ein Bein an und schlang meine Arme um mein Knie. Das andere ließ ich von der Klippe baumeln. „Kann ich dich was persönliches fragen?“, brach ich die Stille und er hob den Kopf. „Du darfst schon, aber ob ich dir antworten werde, dass kann ich dir nicht versichern“, erwiderte er nur und ich nickte. „Was für ein Wesen bist du?“, fragte ich nach. „Hmm… ich bin kein reines Wesen, sondern eine Mischung zwischen zwei magischen Wesen. Zur Hälfte bin ich Vampir und das andere werde ich dir nicht sagen“, erwiderte er geheimnisvoll, „Du weißt nicht mehr, was du bist, oder?“ Ich schüttelte nur den Kopf, doch Caius Blick konnte ich trotzdem spüren. „Gibt es jemanden, den du hasst, Luna?“, fragte er plötzlich nach und ich sah ihn verwirrt an. „Nicht wirklich. Es gibt mehrere Leute, die ich nicht leiden kann, aber wirklich hassen tue ich glaub ich niemanden“, antwortete ich zögernd, „Was ist mit dir?“ „Ja, es gibt jemanden, den ich hasse“, erwiderte er nur, „Es wundert mich, dass deine Antwort nicht das dunkle Medium war. Bis jetzt hat das fast jeder geantwortet.“ „Er hatte sicherlich auch seine Gründe, auch wenn sein Weg in meinen Augen falsch war. Doch es ist jetzt nun einmal so und ich weiß nicht, wie er ist und ich finde es nicht logisch jemanden zu hassen, den ich nicht kenne“, erwiderte ich nur. Caius nickte, doch ich wusste nicht, was er dachte. „Wen hasst du denn genau?“, fragte ich nach, erwartete jedoch keine Antwort. „Was denkst du denn?“, erwiderte er nur geheimnisvoll und ich fragte nicht weiter nach. Schließlich stand ich auf und streckte mich. Caius stand ebenfalls auf und sein Blick war jedoch immer noch auf das Meer gerichtet. Ich sah ihn eine Weile an, doch er ließ sich dadurch nicht stören, obwohl ich mir sicher war, dass er es bemerkt hatte. Schließlich wandte er sich um und sah mich an. Sofort bohrten sich seine grünen Schlangenaugen in meine und ich hatte Mühe seinem Blick standzuhalten, eine Sache, die mir sonst nie schwer viel. „Und Luna, gibt es eigentlich jemanden, den du liebst?“, fragte er plötzlich nach und ich zuckte mit den Schultern. Dann drehte ich mich um und begann hinunterzuklettern. „Nein, und bei dir?“, fragte ich schließlich nach, als ich unten angekommen war und sah nach oben. Der Schwarzhaarige sprang von die steile Anhöhe hinunter und landete vor mir. „Nein“, erwiderte er, „Ich interessiere mich nicht für Menschen und die Rangordnung verbietet einem dunklen Wesen ein helles zu lieben.“ „Das ist vielleicht kompliziert“, gab ich hinzu. „Pass auf, Luna. Du weißt nicht, was du bist, aber wenn du ein Vampir, Werwolf, Todesengel oder ein sonstiges Schwarzwesen bist, dann musst du dich auch an diese Regel halten. Und umgekehrt gilt das auch, also als Elfe, Fee, Engel und so weiter darf man kein dunkles Wesen lieben“, machte er mich darauf aufmerksam und ich erstarrte. „Verdammt, daran habe ich bis jetzt noch gar nicht gedacht“, entfuhr es mir und er seufzte leise. „Das habe ich mir schon gedacht. Deshalb wollte ich eigentlich mit dir reden. Linus hat mich gebeten dir das zu sagen, obwohl ich gesagt habe, dass du es vermutlich weißt und man dich nur darauf aufmerksam machen muss. Weißt du, Linus ist ziemlich verklemmt, wenn es um so etwas geht“, erklärte Caius mir. „Echt? Irgendwie hatte er gar nicht den Eindruck auf mich gemacht“, erwiderte ich überrascht, doch Caius nickte nur lächelnd, wobei seine spitzen Eckzähne leicht aufblitzten. Mir schoss ein kalter Schauer über den Rücken und ich versuchte woanders hinzusehen. „Manchmal frage ich mich, ob es nicht leichter ist, wenn man ein ganz normaler Mensch ist“, erwiderte ich seufzend. „Das habe ich mich auch schon gefragt, aber wir haben nicht das recht über so etwas nachzudenken. Menschen wollen immer so sein, wie wir, aber sie haben keine Ahnung, wie es ist so zu sein und welche Verantwortungen man damit übernimmt“, sagte er seufzend. „Stimmt, du bist ja ein Vampir und die können ihre Beute verwandeln“, fiel mir ein und er nickte. „Ja, aber angenommen du wärst eine Elfe, ein Todesengel oder ein Medium, also ein Wesen, das nicht unter mir steht, dann wäre es nicht möglich dich zu verwandeln“, erklärte Caius mir. „Also ein Medium bin ich schon einmal nicht, so viel kann ich sagen“, gab ich hinzu und er musterte mich. „Ein Vampir bist du zu hundert Prozent auch nicht, sonst hättest du nicht so lange ohne Blut auskommen können“, fügte er hinzu. „Stimmt. Somit gibt es schon einmal zwei Sachen, die ich nicht sein kann“, schlussfolgerte ich. „Genau, aber es gibt weit mehr Rassen, als du denkst und selbst ich kenne nur die Hälfte“, zerbrach der Vampir meine Hoffnungen und ich seufzte nur. „Wenigstens kannst du auch ausschließlichen, dass du ein Schattenspieler bist“, fügte er hinzu. „Was ist denn ein Schattenspieler?“, fragte ich verwirrt nach. „Das sind üble Wesen, die andere, die unter ihnen stehen, kontrollieren können“, erklärte er mir und ich ging über die Ebene, mit dem Wissen, dass der Vampir mir folgte. „Und auf welcher Stufe stehen sie?“, fragte ich nach und bog nach links in einen Feldweg. „Auf der gleichen, wie die Engel und Werwölfe“, erklärte er und ich drehte mich halb zu ihm um, blieb jedoch nicht stehen. „Also recht hoch in der Rangordnung“, erwiderte ich und er war mit einem Schritt neben mir. „Könnte man so sagen, da alle Halbwesen unter ihnen stehen und das sind ziemlich viele“, sagte er. „Du bist doch auch ein Halbwesen, aber trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass du trotzdem oben auf der Rangliste stehst“, merkte ich an. Zu meiner Verwunderung lachte er daraufhin und ich sah ihn verwundert an. „Du hast Recht, Luna. Ich stehe trotzdem auf einem hohen Rang“, sagte er und ich nickte nur. Schließlich hatte ich keine Ahnung, weshalb er gelacht hatte. Aber es würde auch nichts bringen ihn zu fragen und damit noch dümmer zu wirken, als ich es eh schon tat. Mein Blick wanderte in den Himmel, der immer noch dunkel war, aber ich vermutete, dass wir bereits fünf Uhr hatten. Jedoch konnte ich mir da nicht so sicher sein. Dann konzentrierte ich mich wieder auf den Weg vor mir. Eigentlich hatte ich ihn instinkttief eingeschlagen, sodass ich eine Weile brauchte, bis ich bemerkte, wo ich war. Mein Blick wanderte nun nach oben zu der Spitze einer Tanne. Dann folgte er einer festgelegten Linie, die ich nur vor meinem inneren Auge sah, doch ich war mir sicher, dass das der Baum gewesen war, auf dem der Vogel gelandet war. Und ich erinnerte mich noch gut aus welcher Richtung das blaue Wunder gekommen war. „Caius, was liegt in der Richtung?“, fragte ich ihn und deutete in die Richtung, aus der er geflogen gekommen war. Caius folgte meinem Finger und dann war eine Weile still. „Dort müsste die Burg meines Gebietes liegen, aber wieso fragst du?“, erwiderte er schließlich und ich sah ihn erstaunt an. „Dort liegt dein Teil des Landes?“, fragte ich nach. „Ja, aber wieso wolltest du das wissen?“ Ich schwieg jedoch und schaute weiterhin starr in die Richtung. „Gibt es bei dir Vögel?“, fragte ich schließlich nach und ich bemerkte, dass der Vampir ziemlich verwirrt war, doch er antwortete mir trotzdem. „Ja, gibt es. Aber ich verstehe trotzdem nicht, wieso du dich dafür interessierst.“ „Auch blaue?“, fragte ich weiter nach. Er seufzte. „Jetzt weiß ich worauf du hinaus willst. Lass mich raten, du hast einen blauen Vogel gesehen?“, sagte er und ich nickte. „Du weißt also von welchem Vogel ich rede“, stellte ich fest und er lächelte. „Natürlich weiß ich es“, war sein Kommentar dazu. Dann hob er seine Hand und pfiff laut. Nach wenigen Sekunden kam ein blauer Vogel, nicht irgendeiner, sondern den, den ich an jenem Tag gesehen hatte, vom Himmel hinunter geflogen. Mit einem lauten Schrei landete er auf dem Arm seines Fürsten, wie ich jetzt verstand. „Er gehört also dir?“, fragte ich nach und musterte den wunderschönen Vogel. Er war größer, als ich gedacht hatte und erinnerte mich etwas an einen Falken, nur dass der kleine hier blau war. Und zwar hatte er die unterschiedlichsten Blaufärbungen. „Könnte man so sagen. Er begleitet mich meistens und bringt Nachrichten zu anderen Fürsten“, erklärte mir der grünäugige. Mein Blick war fest auf das hübsche Tier gerichtet, das nun seinen Kopf wandte und mich mit seinen klugen Augen ansah. „Er ist kein normales Tier, oder?“, fragte ich nach und Caius nickte. „Nein, er kann genau verstehen, was man sagt. Er ist ein Schattenwesen“, erwiderte er. Das hatte ich mir schon so gedacht. Also ein Wesen aus der Astralwelt. Diese Wesen waren nicht zu unterschätzen, nur weil sie wie Tiere aussahen. Das machte sie genauer gesagt nur noch gefährlicher. Seufzend schüttelte ich den Kopf. „Wie heißt er denn?“, fragte ich schließlich nach und mein Gegenüber lächelte ein wenig. „Aeiles“, antwortete Caius schließlich. „Das ist doch die Sprach der Feen, oder?“, fragte ich nach und er nickte erstaunt. „Ich hätte nicht gedacht, dass du das weißt. Nur wenige, die keine Feen sind, erkennen die Sprache“, erwiderte er. Ich zuckte mit den Schultern. „Mag sein, aber ich kenn einige Wörter dieser Sprache. Mein Verbindungsgeist war eine Halbfee“, erklärte ich ihm. „Verstehe, weißt du auch, was Aeiles bedeutet?“, fragte er nach und ich zögerte kurz. „Eisiges Blut, oder?“, fragte ich schließlich nach, da ich mir nicht sicher war. Erstaunt nickte der Vampir. „Das stimmt“, fügte er hinzu. Wenigstens machte ich mich jetzt nicht mehr zum Affen. Plötzlich drückte sich der Vogel vom Arm seines Meisters ab und flog zu mir, wo er sich auf meiner Schulter niederließ. Verwirrt sah ich den Vogel an, der mir ins Ohr piekte. „Autsch“, murmelte ich, auch wenn es nicht wirklich wehtat. Caius lachte. „Er mag dich“, sagte er und ich warf dem Vogel einen überraschten Blick zu, „Schätz dich glücklich, Luna. Es ist selten, dass er jemanden anerkennt.“ Der Vogel auf meiner Schulter gab dazu einen melodischen Ton hinzu, der scheinbar die Worte seines Fürsten bestätigen sollten. Caius wandte sich nun um. „Komm, Luna. Du willst doch bestimmt die anderen ein letztes Mal sehen“, sagte er an mich gewandt, doch es schwang etwas in seiner Stimme mit, dass mich sicher sein ließ, dass er wusste, dass ich es den drei Zicken gerne zeigen würde. Also folgte ich dem Schwarzhaarigen. „Wenn du willst, dann kann ich denen mal einen schönen Schrecken einjagen“, fuhr er fort. „Das glaube ich dir aufs Wort. Deine Augen allein können einem schon ziemliche Angst machen, das muss ich zugeben“, stimmte ich ihm zu. „Findest du? Eigentlich müsste es bei dir nicht so schlimm sein, weil du ein reines Wesen bist“, wandte er ab. „Dann will ich gar nicht erst wissen, wie sich ein Mensch fühlt, wenn ich mich schon wie ein Tier in der Falle gefühlt habe“, erwiderte ich und graulte den Vogel auf meiner Schulter, der ein wohliges Piepsen von sich gab. Anscheinend mochte das Tier mich wirklich, wo ich doch normal nicht der tierliebe Typ war, jedoch etwas an diesem Tier konnte einen wirklich faszinieren, aber was hatte ich von einem Schattenwesen erwartet. Der Weg endete nun auf dem Feld und ich warf einen Blick nach unten, wo ich selber vor zwei Tagen noch gestanden hatte. Nach kurzer Zeit erkannte ich die drei etwas am Rand. Anscheinend war gerade Pause und sie fingen einmal wieder an zu quatschen. „Geh du zuerst. Wenn du willst, dann wird Aeiles dich sicher begleiten“, riss mich Caius aus meinen Gedanken. „Klar, wenn er mitkommen würde“, sagte ich und der Vogel beantwortete das mit einem lauten Zwitschern. „Na dann, komm“, sagte ich zu ihm und ging die Anhöhe hinab. Als ich mich nährte hoben die drei auch gleich den Kopf. Aeiles schienen sie gar nicht zu bemerken, was mir schleierhaft war, schließlich stach er hier wie nichts anderes heraus. „Sieh mal einer an, der Psycho ist wieder da“, lästerte die Blonde gleich los, doch ich konnte ihre Unsicherheit hören, schließlich sah ich jetzt um einiges besser aus als sie. „Was willst du hier?“, fragte die Braunhaarige nach. „Euch nur einmal meine Meinung sagen, ehe ich gehe“, sagte ich mit zuckersüßer Stimme. „Na endlich, du haust ab“, quiekte die Dritte zufrieden. „Ja, aber an einen Ort, der um einiges besser ist als der hier“, zog ich die Drei auf. „Welcher Geisteskrabke gibt sich schon freiwillig mit jemanden wie dir ab?“, fragte die Blonde sofort ironisch nach. „Willst du damit sagen, dass ich geisteskrank bin?“, hörte ich Caius Stimme und ich drehte mich zu dem Vampir um, der auf die drei ziemlich anziehend wirken musste, wie mir erst jetzt bewusst wurde. Schließlich waren sie ja Menschen. Die drei quietschten auf und Aeiles gab einen beleidigten Schrei von sich, worauf die drei sich dem Vogel zuwandten, der sie misstrauisch beobachtete. „Ich glaubs nicht, dass ist doch der blaue Vogel“, quiekte die Braunhaarige aufgeregt. Der Vogel wandte beleidigt den Kopf ab. „Ich glaub Aeiles mag dich nicht“, merkte ich an, „Was ich verstehen kann. Ich meine, wer mit einem normalen Verstand würde schon jemanden wie euch mögen. Schaut euch doch mal an.“ Endlich konnte ich einmal den Spieß umdrehen. Ich war Caius einen Blick zu, ehe eine von den dreien etwas sagen konnte. Er verstand sofort und ich spürte förmlich, wie die Kälte in seine atemberaubenden Augen trat. Keine der Drei war in der Lage etwas zu sagen und ihnen erging es genauso wie mir, als ich zum ersten Mal in diese unnatürlichen Augen geblickt hatte, nur dass die momentane Kälte in den Augen weit aus schlimmer war, als bei mir. Und vor allem waren die drei Menschen und bereits ich bekam eine Gänsehaut und das Schattenwesen auf meiner Schulter spannte sich ebenfalls an. Jedoch konnte ich die Situation relaxter sehen, als das letzte Mal. Dann rannte die Braune schreien weg, die anderen beiden schienen dazu noch nicht einmal mehr fähig zu sein. Schließlich wandte der Jäger seinen Blick von den dreien ab, doch die Spannung in der Luft blieb bestehen. „Was für Angsthasen“, zischte er und ich schluckte leicht. „Du machst einem so aber auch wirklich Angst“, erwiderte ich halb belustigt, da ich ja wusste, dass ich momentan nichts zu befürchten hatte. „Findest du? Dabei bin ich noch nicht einmal wütend“, sagte er. „Dann will ich dich niemals wütend erleben“, beschloss ich und der Vogel auf meiner Schulter stupste mich zustimmend an. Caius zuckte daraufhin nur mit den Schultern. „Komm. Wir sollen Linus nicht so lange warten lassen, er hat echt keine Geduld“, wies er mich daraufhin und ich folgte ihm. Jetzt ließ ich endlich alles hinter mir und zwar für immer…
Tag der Veröffentlichung: 21.07.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
für Anka, Chiyoko und Nana, die besten Freundinnen, die es gibt! ^^