Cover

1. Run...
~Tsuki~

Gedankenverloren lag ich auf meinem Bett und starrte die Decke über mir an.
Von draußen schien der Mond herein und ich wandte meinen Blick für einen Moment von der Decke, nur um den Vollmond zu betrachten.
Es war neblig draußen und dadurch hatte es etwas Gruseliges an sich.
Mein Blick glitt nach links und ich warf einen Blick auf die Digitaluhr.
„1 Uhr“, stöhnte ich leise und musste herzhaft gähnen.
Das hier war der reinste Horror.
Wenn ich etwas hasste, dann war es Schlafmangel und in letzter Zeit litt ich enorm darunter.
Eigentlich müsste ich jetzt einen Text für ein Interview morgen auswendig lernen, aber ich wusste, dass es um diese Uhrzeit nichts bringen würde.
Fluchend versuchte ich mich auf etwas anderes zu konzentrieren, aber ich wusste, dass ich eh nicht mehr zum Schlafen kommen würde.
Also stand ich mit einer eleganten Bewegung auf und machte mich auf den Weg nach unten in die Küche.
Ich bewegte mich so leise wie ich konnte, obwohl es unnötig war, schließlich lebte ich seit drei Jahren allein in dieser Villa.
Meine Eltern waren früh gestorben und von meinen Verwandten waren niemand übrig geblieben, der nicht irgendwo auf der anderen Hälfte des Globus wohnte.
Ein älterer reicher Mann hatte mich adoptiert, doch er war vor drei Jahren schließlich gestorben und hatte mir alles vermacht.
Natürlich hatte ich niemanden gesagt, dass ich allein in der Villa lebte, wer wusste, welche verrückten Fans noch auf kranke Ideen kommen würden.
Die einzigen Personen, die wussten, dass ich hier lebte, waren mein Manager und der erste Assistent.
Ach ja, mein Bruder wusste auch noch Bescheid, aber wir sprachen nur miteinander, wenn es nötig war.
Er war auch adoptiert worden und der Schock hatte tief gesessen, als ich erfahren hatte, dass wir zusammen arbeiten mussten.
Ich arbeitete als Sängerin, auch wenn ich in letzter Zeit mehr ins Filmgeschäft überging.
Als ich den Kühlschrank nach etwas essbaren durchsuchte, klingelte das Telefon.
Ohne einen Blick auf die Seite zu werfen tastete ich neben mich, wobei ich gegen das Messer kam und mir in den Finger schnitt.
Fluchend schrie ich auf, bedachte die Wunde aber keines weiteren Blickes, als ich mit der blutverschmierten Hand das Telefon schnappte.
„Hallo?“, fragte ich monoton.
„Dachte ich mir doch, dass du noch wach bist, Tsuki“, hörte ich die Stimme meines Managers am anderen Ende der Leitung.
Seufzend schnappte ich mir eine Coladose und schloss den Kühlschrank mit einem Tritt. Dann klemmte ich das Telefon zwischen Schulter und Ohr, während ich die Dose öffnete.
„Was wollen Sie denn so spät?“, fragte ich seufzend.
„Du klingst müde, Tsuki“, stellte er fest.
„Wissen Sie wie viel Uhr wir haben?“, gab ich zurück.
Zu meinem Erstaunen gab mein Manager mir darauf eine Antwort.
„Ja, wir haben gleich dreizehn nach ein Uhr morgens.“
„Darauf hatte ich keine Antwort erwartet. Und wenn Sie es wissen, wie kommen Sie dann darauf, dass ich müde bin“, gab ich gereizt zurück.
„Ist ja gut. Reg dich wieder ab, Tsuki“, seufzte er.
„Also was wollten Sie?“, fragte ich ihn, während die Coladose ein lautes Zischen von sich gab und ich sie reflexartig von mir weg hielt.
„Der Termin für morgen Mittag wurde um eine Stunde vorverlegt“, erklärte er mir.
„Und das mussten Sie mir mitten in der Nacht mitteilen?“
„Tsuki, ist doch klar, dass du noch nicht schläfst. Schließlich bist du ein Nachtmensch, auch wenn du Schlafmangel hasst.“
„Schön, na und? Es gibt immer Ausnahmen“, erwiderte ich bissig.
„Ist ja gut, beruhig dich wieder. Und tu nicht so, als wärst du sauer, wenn dich jemand anruft, schließlich kannst du das ja um die Uhrzeit kaum jemanden zumuten“, sagte mein Manager und erwischte damit meinen wunden Punkt.
Er hatte Recht.
Ich hasste es, wenn ich die ganze Nacht wach war und am allerliebsten hätte ich jemanden in diesen Moment angerufen, nur um mich mit irgendetwas abzulenken.
„Mag sein, aber Ihr Anruf ist Schuld daran, dass ich mir in den Finger geschnitten habe“, gab ich nur noch halb so bissig zurück.
„Was machst du auch für Sachen. Ist die Wunde schlimm?“
„Nein, nur ein Kratzer. Also, über was wollten Sie noch reden. Ich glaube kaum, dass das alles war“, mutmaßte ich und traf damit ins Schwarze.
„Nun ja…“, zögerte er.
„Was hat Taiyo wieder angestellt?“, fragte ich sofort.
„Also… Ich muss dich bitten ihn zu suchen“, sagte mein Manager mit einem Zögern in der Stimme.
„Also ist er wieder in irgendeine Bar abgehauen und ist vermutlich besoffen. In Ordnung, zwar hab ich besseres zu tun, aber schließlich ist es auch mein Problem, wenn er in irgendeiner Ecke liegt und deshalb der Termin morgen verschoben wird“, gab ich mich seufzend geschlagen.
„In Ordnung, danke. Ich bin dir etwas schuldig.“
Ich nickte, obwohl ich mir bewusst war, dass er es nicht sehen konnte.
Ohne ein weiteres Wort legte ich auf.
Es war nicht meine Art so etwas Unnötiges wie Tschüs zu sagen.
Stattdessen legte ich das Telefon weg und schnappte mir auf dem Weg nach oben ein Stück Küchenrolle und wich das Blut von meinem Finger.
Nachdem ich mich umgezogen hatte, schnappte ich mir meinen Mantel und verließ die Villa.
Die kühle Winterluft tat gut.
In einer Woche war bereits Weihnachten, rief ich mir in Erinnerung, aber bis jetzt hatte mich dieser Tag niemals wirklich interessiert.
Ebenso wenig wie mein Geburtstag.
Ich hatte noch Glück, dass ich wusste, dass ich einundzwanzig war, da ich diesen Tag im Jahr total überging.
Ich ging durch die verschneiten Straßen, als ich entfernt einen Schrei hörte.
Zögernd drehte ich mich um, als ich sah, wie zwei Typen ein Mädchen gegen eine Wand drückten.
Seufzend ging ich in ihre Richtung, darauf bedacht unnötige Geräusche zu vermeiden.
„Lass eure dreckigen Finger von ihr“, zischte ich einem der Männer ins Ohr und beide zuckten sofort zusammen.
Sie ließen das Mädchen los, welches sofort in den Schnee sackte.
„Haben wir heute nicht Glück? Zwei süße Schnecken auf einmal“, sagte einer der Beiden und packte mein Handgelenk.
Sofort versuchte ich mich loszureißen, doch ich hatte den Mann unterschätzt.
Er war stärker als er aussah.
„Lasst die Beiden in Ruhe, oder es wird euch Leid tun“, hörte ich jemanden hinter mir sagen.
Der Mann machte nicht die geringsten Anstalten mich loszulassen, woraufhin der Mann, der gesprochen hatte, ihn am Kragen packte und wegzog.
„Hast du mich nicht verstanden“, zischte er meinem Angreifer zu.
Dann ließ er ihn los und beide rannten weg.
Das Mädchen vor mir war ohnmächtig geworden und ich drehte mich zu unserem Retter um.
Er sah gut aus und musste höchstens drei Jahre älter sein als ich.
Wenn ich schätzen müsste, dann würde ich dreiundzwanzig sagen und ich war gut im Schätzen.
Er hatte schwarze Haare, die er zu einem Pferdeschwanz trug.
„Leg dich nicht mit solchen Typen an. Ist ja edel, dass du helfen willst, aber der Kleinen bringt’s auch nichts, wenn ihr zum Schluss beide halbtot da rum liegt“, sagte er eher kühl.
Etwas an seinem Blick störte mich, doch ich ignorierte es.
„Pff“, war alles was ich dazu sagte.
„Sei nicht so arrogant. Wäre ich nicht zufällig hier lang gegangen wärt ihr beide vermutlich tot“, sagte der Mann.
„Mag sein, aber das kümmert Sie ja wohl kaum etwas. Und wann habe ich Ihnen erlaubt mich zu duzen“, gab ich hochnäsig zurück.
„Tu doch, was du willst“, gab er zurück und wandte sich ab.
Zögernd griff ich nach seinem Arm und hielt ihn zurück.
„Danke“, flüsterte ich leise.
„Was“, fragte er und drehte sich zu mir um.
„Ich sagte, danke.“
Die Freundlichkeit war gespielt und ich hatte Mühe sie zu erhalten.
Eigentlich wollte ich nicht gemein sein, aber irgendetwas ließ die Alarmglocken bei mir läuten.
Er warf einen Blick auf seinen Arm, den ich immer noch festhielt und sofort ließ ich ihn los.
„Pass auf, dass nicht noch so Typen kommen. Und ich würde an deiner Stelle nicht so leicht bekleidet herumlaufen, sonst hält man dich noch für…“
Weiter kam er nicht denn ich scheuerte ihm alle.
Retter hin oder her.
Er hatte mich wütend gemacht und das hatte er davon.
„Wofür war das denn bitte?“, gab er kühl zurück.
„Das weißt du ganz genau“, zischte ich.
Mit meiner Höflichkeit war es jetzt am Ende.
„Oho, werden wir jetzt beleidigt?“, fragte er und ich musste mich zusammenreißen um ihm nicht noch eine Ohrfeige zu geben.
„Tz“, war alles was ich dazu sagte.
Er öffnete den Mund um noch etwas zu sagen, doch plötzlich zuckte er zusammen und wandte sich von mir ab.
Verwirrt sah ich ihn an, doch er hatte den Kopf weggedreht.
„Was ist denn jetzt?“, fragte ich ihn und konnte nicht verhindern, dass etwas Sorge in meiner Stimme mitschwang.
„Nichts“, sagte er, doch das nahm ich ihm nicht ab.
Er drehte sich um und machte Anstalten zu gehen.
„Warte. Wie heißt du überhaupt?“, fragte ich ihn.
„Itachi… Uchiha“, sagte er und ehe ich noch etwas sagen konnte, war er verschwunden.
Seltsamer Typ…
Ich wandte mich wieder an das Mädchen vor mir.
Sie war immer noch ohnmächtig und ich zückte mein Handy.
Nachdem ich den Krankenwagen gerufen hatte, stand ich auf und kam nicht drumherum mein Outfit zu mustern.
Gut, mein Kleid war etwas zu kurz und ich hatte eben hohe Stiefel an, aber was erlaubte sich dieser Typ denn bitte.
Ich wandte mich ab und suchte meinen Bruder weiter.

2. Fate of a Vampire
-Itachi-

Ich blieb in einem Park stehen und starrte den Vollmond an.
Das war knapp gewesen.
Beinahe hätte ich mich selber vergessen.
Aber was konnte ich denn dafür, dass sie eine Wunde am Finger hatte.
Vampire hatten es aber auch nicht einfach, dachte ich wütend.
Doch mein ganzer Clan bestand aus Vampiren, auch wenn das natürlich kein Mensch wusste.
Aus Wut hatte ich meine Eltern getötet und mein kleiner Bruder hasste mich seitdem.
Ich konnte es ihm eigentlich nicht verübeln.
Aber was sollte man schon tun?
Ich hasste es, wie die Menschen die Vampire darstellten, aber verschönern konnte man unser Schicksal auch nicht gerade.
Meine Augen wurden rot und ich spürte den Blutdurst langsam die Überhand gewinnen.
Nachdem ein Vampir das achtzehnte Lebensjahr erreicht hatte, erwachte man vollständig als Vampir und man konnte tagsüber nicht mehr nach draußen.
Ich beneidete meinen kleinen Bruder, der erst siebzehn war und somit noch nach draußen konnte.
Ich sah mich aufmerksam in dem großen Park um und suchte nach jemanden, den ich beißen konnte, doch weit und breit war niemand zu sehen.
Ein Blick auf die Uhr, die in der Mitte des Parks stand, sagte mir, dass wir kurz nach zwei hatten.
Höchste Zeit ein Opfer zu finden.
Im Nachhinein bereute ich, dass ich das Mädchen von eben nicht einfach gebissen hatte.
Ihr Blut hatte gut gerochen, das musste ich zugeben.
Auch wenn mich ihre leicht bekleidete Art ziemlich auf die Palme gebracht hatte.
Sie legte es ja geradezu darauf an.
Noch dazu hätte ich sie so leicht beißen können.
Menschen waren aber auch zu dumm.
Bei den meisten mussten wir noch nicht einmal die Erinnerungen verändern, da sie dachten es sei einfach nur ein Albtraum.
Echt dumm.
Und fast allen sah man an, dass sie strohdumm waren.
Als ich genauer darüber nachdachte kam mir die junge Frau von eben irgendwoher bekannt vor.
Aber zuordnen konnte ich sie nicht.
Stattdessen verließ ich den Park und sah mich um.
Ich durfte nicht zu nah in die Innenstadt kommen, denn in Tokio herrschte ein reges Nachtleben.
Dort unbemerkt jemanden zu beißen war gar nicht mal so einfach.
Zwar konnte ich notfalls auch in irgendeine Bar gehen und mir das nächstbeste Mädchen unter den Nagel reißen, aber das war eigentlich nicht meine Art.
Seufzend gab ich es auf und beschloss doch einfach in irgendeine Bar zu gehen.
Notfalls würde ich auch einen Jungen beißen.
Wirklich abweisend fand ich das nicht, daher war es mir egal.
Mehrmals hatte ich mich gefragt, ob ich vielleicht schwul war, aber nach längerem Überlegen hatte ich diesen Punkt ausgeschlossen.
Es war unmöglich, dass ich schwul war.
Zwar hatte ich nichts gegen Typen als Snack, aber wenn es um mehr ging, dann würde ich doch eher eine Frau wählen, auch wenn mir die ganzen kreischenden Weiber auf die Nerven gingen.
Mehr als einen One-Night-Stand würde ich auch niemals zulassen.
Dafür gingen sie mir alle einfach viel zu sehr auf die Nerven und zwar sowohl Typen, als auch Frauen.
Ich betrat die nächstbeste Bar und setzte mich an den Tresen.
Neben mir saß ein Mann, der etwa sechsundzwanzig war.
Der Mann an der Bar unterhielt sich mit ihm.
„Taiyo, Taiyo. Taki wird bestimmt stinksauer sein“, hörte ich den Mann an der Bar sagen.
Der Mann, der anscheinend Taiyo hieß, lachte und ich hörte aus seiner Stimme heraus, dass er nur leicht angetrunken war, obwohl er schon länger hier sein musste.
„Um Taki-san mache ich mir keine Sorgen. Aber mein süßes Schwesterchen wird durchdrehen“, sagte Taiyo lachend.
„Du meinst Tsuki?“, fragte der Barkeeper nach.
„Klar. Sie ist aber auch echt eine Furie“, erwiderte Taiyo, „Frauen sind echt eine Katastrophe. Und ich habe mich echt einmal gefragt, wieso ich mich nicht für sie interessiere!“
Da gab ich dem Typ neben mir Recht.
Gut, ich war vielleicht nicht schwul, was er aber zu sein schien, aber dennoch.
„Eine Furie? Auf mich wirkt sie gar nicht so“, gab der Barkeeper zurück.
„Pff… sie ist freundlich, bis man einen wunden Punkt trifft, sie aus dem Bett schmeißt oder wenn ich sie anspreche. Ach ja, und wenn man sie bei Lesen stört oder sie beschuldigt etwas getan zu haben, was sie abstreitet, egal ob sie’s war oder nicht“, erklärte Taiyo, „Die Frau bringt einen um den Verstand. Ich wette Taki-san hat sie angerufen damit sie mich sucht!“
„Wieso hat er sie denn dafür angerufen?“
„Furie hin oder her, niemand hat ein so gutes Gespür wie sie“, gab Taiyo zähneknirschend zu.
„Frauen sind aber echt anstrengend, finden Sie nicht auch“, wandte er sich dann an mich.
Erschrocken sah ich ihn an.
„Ja. Das stimme ich Ihnen zu“, sagte ich schließlich.
„Sie müssen mich nicht siezen. Sagen Sie du. Ich heiße Taiyo“, stellte er sich mir vor.
„Dann sag aber auch du zu mir. Ich bin Itachi.“
„Also, dann“, mischte sich der Barkeeper ein, „Was möchten Sie trinken?“
Nicht dieses Wort, schoss es mir durch den Kopf.
„Überraschen Sie mich“, gab ich zurück.
Taiyo wandte sich wieder an mich.
„Und Itachi, was führt dich hierher?“, fragte er.
„Nichts Besonderes. Ich hatte nichts zu tun“, erwiderte ich, „Und du?“
Schließlich konnte ich ja schlecht antworten:
Mir ist ein Snack durch die Lappen gegangen, weshalb ich hier jetzt einen neuen suchen muss.
Taiyo strich sich eine dunkelbraune Strähne aus dem Gesicht.
„Ach, ich hatte den ganzen Tag stress. Taki-san hetzt einen die ganze Zeit herum und ich brauche eine Auszeit.“
„Taki-san ist dein Chef, oder?“, fragte ich nach.
„Sozusagen“, sagte Taiyo, fügte aber nichts Genaueres zurück, also fragte ich auch gar nicht.
Viel mehr musterte ich ihn und stellte fest, dass er einen gesunden Gesamteindruck machte.
Notfalls würde ich eben sein Blut trinken.
Bei diesem Gedanken spürte ich, wie der Blutdurst wieder zunahm.
Ich musste mich zusammenreißen.
Bald würde ich meinen Snack schließlich haben.
„Und, was arbeitest du, Itachi?“, fragte Taiyo nach.
Auf seine Frage ging ich nicht weiter ein.
Natürlich musste ich nicht arbeiten.
Da ich tagsüber eh nicht nach draußen konnte, war das Thema Arbeit für mich bereits in diesem Punkt geklärt.
Und es war absurd, dass ein Vampir arbeiten musste.
Zwar arbeitete ein Teil der Vampire meines Clans, doch was genau sie machten, das wusste ich nicht und sie meinten ich sei eh noch zu jung um etwas zu machen.
Klar ich war gerade mal dreiundzwanzig und somit erst seit fünf Jahren ein voller Vampir.
Ich war ja noch nicht einmal soweit, dass man mir sagte, wie ich aus Menschen einen Vampir machen konnte.
Nicht, dass es mich überhaupt interessierte, aber es war ein Zeichen dafür, dass ich noch zu jung für so etwas war.
Schließlich hatte ich bereits langsam aufgehört zu altern und das war erst der Beginn.
„Hey, Itachi!“, riss mich Taiyo aus meinen Gedanken.
„Tut mir leid, ich war in Gedanken“, entschuldigte ich mich bei ihm.
„Das habe ich gemerkt“, gab er schmunzelnd zurück, während er einen Schluck von seinem Getränk nahm.
Ich nippte an meinem, welches mir der Barkeeper gebracht hatte.
Zu meinem Erstaunen schmeckte es nicht einmal so übel, wie ich es erwartet hatte.
Zwar würde es niemals den Geschmack von Blut toppen, aber immerhin.
Ich sah meinen Gesprächspartner wieder an.
Dieser hatte sich zum Barkeeper gewandt und bezahlte.
„Ich lad dich ein, Itachi“, sagte er an mich gewandt und bezahlte mein Getränk mit.
Dann stand er auf und machte Anstalten zu gehen.
Ich trank mein Glas in einem Zug leer und folgte ihm.
Als wir nach draußen in die kühle Nachtluft traten, atmete ich erst einmal tief ein.
Zwar mussten Vampire nicht wirklich atmen, nachdem sie achtzehn Jahre waren, aber es war eine Angewohnheit, die ich mir wohl nur schwer abgewöhnen konnte.
Taiyo streckte ich und ich sah mich um.
Niemand war in der Nähe, also würde ich die Situation ausnutzen.
Ich ging einen Schritt näher an ihn ran und Taiyo drehte sich zu mir um.
„Alles in Ordnung, Itachi?“, fragte er mich verwundert.
Doch ehe er noch etwas sagen konnte, bohrten sich meine Zähne bereits in seinen Hals und ich spürte, wie sein Blut meine Kehle hinab lief und mein Verlangen nach Blut übermannte mich vollständig.
Nach ein paar Minuten ließ ich von ihm ab und hoffte, dass er wirklich keine Blutarmut hatte.
Dann begann ich langsam sein Gedächtnis zu überarbeiten.
Ich hatte gerade mal die letzten Minuten gelöscht, als ich Schritte hörte.
Erschrocken drehte ich mich um.

3. End of a normal Life
~Tsuki~

Keuchend griff ich mir an die Seite.
Ich hielt immer noch das Handy an mein Ohr, senkte es jedoch und hörte meinem Gesprächspartner nicht weiter zu.
Langsam hatte ich echt die Nase voll von dem, was mein Manager mir da erzählte.
Ich lenkte meine Konzentration wieder auf das Gespräch.
„Jetzt hören Sie mir mal zu, Taki-san. Ich weiß ja nicht, was mit Ihnen los ist, aber ich bin mir sicher, dass Sie etwas zu tief ins Glas geschaut haben. Schlafen sie einmal und ich frage Sie morgen noch einmal“, unterbrach ich ihn seufzend.
„Nein, Tsuki, du musst mir zuhören. Ich sage die Wahrheit!“
„Natürlich und ich bin der Weihnachtsmann. Hören Sie mal Taki-san, Sie haben keine Ahnung, was sie da sagen!“
„Tsuki, ich weiß, dass es unglaubwürdig klingt, aber du musst mir zuhören. Wenn du wirklichen einem Uchiha begegnet bist, dann…“
„Jaja, ist ja gut. Ich geb’s auf. Ich ruf Sie an, wenn ich Taiyo gefunden habe!“, unterbrach ich ihn und beendete damit unser Gespräch.
Dann stellte ich mein Handy aus und packte es wieder weg.
Eigentlich hatte ich nur wissen wollen, wer Itachi gewesen war, aber nein, mein Manager schien es für witzig zu halten mir irgendeine seltsame Story über den Uchiha-Clan aufzutischen.
Anscheinend hatte er am Abend einen Fantasy- oder Horrorfilm gesehen und dabei etwas mehr getrunken, als er vertrug.
Denn mich für dumm zu halten und zu glauben, dass ich ihm diesen Vampirschwachsinn abkaufte, konnte er vergessen.
Klar, ich hatte sicherlich einen Sprung in der Schüssel, aber hatte das nicht eh jeder, dennoch war ich ja wohl nicht völlig geisteskrank, auch wenn ich mich fragte, ob ich meinen Manager nicht zum Psychiater bringen sollte.
Gedankenverloren bog ich um eine Ecke und blieb stehen, als ich Itachi und Taiyo vor einer Bar sah.
Tja, man trifft sich eben doch immer zweimal im Leben und ich hoffte inständig, es würde auch bei zweimal bleiben, doch irgendetwas sagte mir, dass ich in diesem Punkt hoffen konnte so sehr ich wollte, denn es würde eh nichts bringen.
Klar, ich hatte bis jetzt ziemlich viel Glück gehabt, aber es gab einfach gewisse Punkte in denen mein Leben einfach schief lief.
Und gerade Männer waren der Hauptpunkt dieser Sache.
Nicht, dass ich etwas gegen sie hätte, aber ich hatte einfach immer Pech, wenn jemand auf mich stand, dann interessierte ich mich nicht die Bohne für den Kerl und das war momentan bei so ziemlich jedem der Fall. Und wenn ich endlich mal Interesse an einem Kerl zeigte, dann gab es meistens irgendetwas, was dieses Glück in Pech umänderte.
Itachi fluchte leise auf, als er mich bemerkte und ich ging zu den beiden.
Hatte ja eh keinen Sinn jetzt einfach zu verschwinden.
Taiyo sah mich leicht verwirrt an, dann schien er zu begreifen, wer vor ihm stand.
„Scheiße, Tsuki!“, fluchte er auf.
„Blitzmerker“, war alles, was ich daraufhin erwiderte.
Manchmal fragte ich mich, wie man nur so selten dämlich seien konnte, aber meinetwegen, wenn es ihm Spaß machte.
Wie Taki-san immer sagte, es reichte, wenn einer Verstand hatte und diese Person war hier eindeutig ich, trotz meiner leichten Gestörtheit.
„Tut mir ja leid euch zu stören, aber ich soll dich daran erinnern, dass du schlafen sollst, da wir morgen ein scheiß Interview haben“, sagte ich an Taiyo gewandt.
„Ach, verflucht. Das war morgen“, gab dieser zurück.
Nichts dagegen, dass es reichte, wenn ich Verstand besaß, aber ein Gedächtnis war da etwas anderes.
„Wie kannst du dir nur immer die ganzen Termine merken?“, fragte er vor sich hinfluchend.
„Stell dir mal vor, es gibt etwas, das nennt sich Gedächtnis“, murrte ich, „Wegen dir hab ich mich erstens geschnitten und zweitens ziehe ich es vor ein Buch zu lesen, anstatt herumzurennen und dich in ganz Tokio zu suchen!“
„Hey, hey. Warte mal! Ich versteh ja noch, dass du wegen des Suchens sauer bist, aber wieso bin ich Schuld daran, dass du dich geschnitten hast?“, gab er wütend zurück.
„Tja, stell dir mal vor. Taki-san hat sich angerufen und das um ein Uhr nachts! Und wieso? Weil ich dich suchen soll. Es gibt nicht vieles, was ich so sehr hasse, wie wenn man mich um diese Uhrzeit davon abhält einen Kaffee oder eine Cola zu trinken!“
„Ich kann aber wohl nichts dafür! Dann trink deine Cola eben und ruf danach zurück!“, zischte Taki.
„Frauen sind die Hölle“, wandte er sich an Itachi, der nur nickte.
Na super, zwei Vollidioten unter sich.
Und dann auch noch zwei, die mir gerade gewaltig gegen den Strich gehen.
„Tja, Frauen haben heutzutage eben auch nichts besseres mehr zu tun, als mitten in der Nacht herumzulaufen und ich wette, dass eigentlich jede an ihrer Oberweite schummelt“, war Itachis Kommentar zu dem Ganzen.
„Gut gesprochen, Bruder“, triumphierte Taiyo.
Ich war kurz davor ihm zum zweiten Mal für diese Nacht eine zu scheuern, doch Itachi stoppte meine Hand in der Luft und seine Finger umfassten mein Handgelenk.
„Noch einmal, lass ich mich nicht von dir schlagen“, sagte er und ich hörte eine Warnung in seiner Stimme, „Ich bin nicht so geduldig, wie du vielleicht denkst!“
„Noch einmal?“, fragte Taiyo verwirrt.
Ich funkelte Itachi nur wütend an und er ließ mein Handgelenk los.
„Zwar geht es dich nichts an, aber nenn mir einen Grund, wieso ich denn bitte an meiner Oberweite schummeln sollte?“, gab ich bissig zurück.
Am allerliebsten hätte ich einen bissigen Kommentar zurückgegeben, der das ganze umänderte, aber dazu war ich nicht in der Lage.
Itachi schien keinen Grund zu haben auch nur einen Punkt an sich zu ändern.
Er hatte Muskeln und eine gute Figur.
„Tja, ihr beschwert euch doch eh immer, dass ihr alle zu flach seid!“, gab er zurück.
„Danke auch“, zischte ich wütend.
„Oder behauptest du etwa, dass du nicht auch fuschst?!“
„Das geht dich ja mal überhaupt nichts an, oder bist du mein Freund? Nein!“
„Glaub mir, Schwesterchen, mit einer Furie wie dir wäre eh keiner zusammen“, mischte sich Taiyo ein.
„Ach ist Geschwisterliebe nicht etwas Tolles?!“, vernahm ich eine Stimme hinter uns und wir drehten uns um.
„Taki-san!“, rief Taiyo erfreut.
„Abend“, sagte dieser, dann fiel sein Blick auf Itachi und verdunkelte sich zunehmend.
Taiyo sah zwischen den beiden hin und her.
„Hab ich irgendetwas verpasst?“, fragte er dann.
„Keine Ahnung, das wüsste ich auch gerne“, gab ich nur zurück.
„Schön.“
„Was?“
„Na wenn du es auch nicht weißt, dann liegt es wohl ausnahmsweise nicht an mir“, meinte Taiyo und ich wunderte mich, dass er zugab dumm zu sein.
Nun ja, genau das hatte er ja nicht zugegeben, aber immerhin, dass er nicht der Hellste war.
„Ähm… Leute, nichts für ungut, aber würdet ihr beide aufhören euch so anzustarren? Das macht einem ja fast Angst!“, mischte sich Taiyo ein.
Taki warf ihm einen Blick zu und musterte ihn eingehend.
„Wer von euch war zuerst hier?“, fragte er meinen Bruder und mich.
„Ich, aber wieso?“, fragte Taiyo vollständig verwirrt, dann zuckte er zusammen, als Taki seinen Hals untersuchte.
„Dachte ich mir’s doch!“, murmelte er.
„Was denn?“
Taiyo schien nur noch Bahnhof zu verstehen.
„Taki-san, jetzt hören Sie mir mal zu! Nichts gegen Ihren Verstand, aber fangen Sie jetzt ja nicht wieder mit diesem Vampir-Blödsinn an!“, mahnte ich ihn.
„Tsuki, wie oft denn noch, das ist kein Blödsinn. Und wenn du mir einmal zuhören würdest, dann…“
„Mir reicht’s! Ich gehe wieder nach Hause, dann versuche ich zu schlafen und tue so, als wäre diese Nacht niemals da gewesen!“, entschloss ich mich und wollte mich umdrehen, als ich plötzlich zwei kräftige Arme spürte.
„Tut mir leid, aber soweit wird es gar nicht erst kommen. Da dein Manager zu denen gehört, werde ich dich wohl als Geisel mitnehmen müssen“, hörte ich Itachis Stimme an meinem Ohr.
Sofort erstarrte ich.
Geisel?
Jetzt war es aber endgültig genug.
„Lass deine Finger von ihr, du dreckiger Blutsauger“, zischte Taki wütend.
„Denken Sie, dass sie mich aufhalten können? Gehen Sie nach Hause und vergessen Sie die Kleine einfach. Glauben Sie mir, auch Sie sind nicht allmächtig“, sagte Itachi kühl.
„Jetzt reicht es mir! Lass sie sofort runter, Vampir!“
„Wieso sollte ich? Sie wird ein leckerer Nachtisch sein“, sagte Itachi.
„Würdet ihr aufhören von mir zu reden, als könnte ich euch nicht hören? Und noch etwas, ich bin kein Gegenstand“, beschwerte ich mich, obwohl ich wusste, dass hier wohl mein Leben auf dem Spiel stand.
„Soll ich dafür sorgen, dass du nicht mehr hörst, was wir sagen?“, fragte Itachi leise.
Seine Stimme war ganz nah an meinem Ohr und ich bekam eine Gänsehaut.
Was sollte das denn jetzt werden?
Plötzlich hörte ich ein leises Rasseln und Taki zog eine Pistole.
Wollte er etwa auf Itachi und mich schießen?
Ich hätte auf mein Gefühl hören sollen und die Nacht zu Hause bleiben sollen.
Aber nein, ich hatte ja rausgehen müssen.
Plötzlich spürte ich, wie mir schwindlig wurde und die Bilder vor meinen Augen verschwammen.
„Schlaf gut, Kleine“, hörte ich Itachi noch sagen, dann wurde alles schwarz.
Das letzte, was ich mitbekam, war ein lauter Knall.
Ein Schuss.

4. What would bei f you remember…
~Tsuki~

Schwach drangen Geräusche an meine Ohren.
Zu schwach um sie zu verstehen.
Mein Kopf dröhnte und ich bekam nur schlecht Luft.
Wo war ich?
Nur schwer konnte ich mich an die letzte Nacht erinnern und dann kamen meine Erinnerungen zurück.
Sofort war ich hellwach, jedoch nicht in der Lage mich zu bewegen.
Mein ganzer Körper schmerzte und mit viel Mühe griff ich mir mit der Hand an den Hals.
Nichts, also selbst wenn das hier alles die Wahrheit war, hatte Itachi mich schon einmal nicht gebissen.
Mir war langsam echt nach heulen zu mute und ich war nicht der Typ von Mensch, der oft heulte.
Viel mehr verabscheute ich solche Menschen, weshalb ich mich so gut wie möglich zusammenriss.
„Na, sind wir wach?“, hörte ich eine leise Stimme an meinem Ohr.
Itachi.
Ich war nicht in der Lage zu antworten, denn meine Stimme war zittrig und ich wusste das.
Also hielt ich schön brav meine Klappe und wartete auf eine Erklärung, doch die blieb aus.
Stattdessen spürte ich, wie das Bett an einer Stelle etwas einsackte und ich vermutete, dass Itachi sich hingesetzt hatte.
Die Stille war unangenehm und ich fühlte mich zunehmend unwohler.
„W-Was“, brachte ich nur zittrig hervor, brach jedoch sofort ab, da ich keinen Sinn darin sah mich vor ihm zum Affen zu machen.
„Du willst wissen, was das alles soll?“, fragte Itachi mich und ich nickte schwach.
„Es wäre besser für dich, wenn du es nicht wüsstest. Sonst ist dein Leben so gut wie vorbei“, sagte dieser nach einer Weile.
Ich drehte mich mit Mühe um.
„Ich stecke doch eh schon viel zu tief in dieser ganzen Sache drin“, sagte ich mit schwacher Stimme.
„Da ist was dran.“
Mehr sagte Itachi nicht und wieder herrschte eine Weile Stille.
Dann hörte ich Schritte.
Kaum merklich und unglaublich leise, aber meine Sinne waren geschärft.
Wenige Sekunden später wurde die Tür geöffnet und jemand betrat das Zimmer.
„Ist sie wach?“, hörte ich jemanden fragen.
„Ja“, war Itachis knappe Antwort.
Kühl und distanziert, was?, fragte ich mich und musste ein Grinsen unterdrücken.
Vielleicht war er ja doch kein so schlechter Typ.
Aber ein Gentleman war er eindeutig auch nicht.
Aber ich war mir meiner Lage nur zu gut bewusst.
Immerhin stand hier mein Leben auf dem Spiel und ich hegte keine allzu große Hoffnung hier noch mal heil herauszukommen.
Denn wenn dieses ganze Vampirzeug stimmte, dann hatte ich ein riesiges Problem.
Ich hatte gedacht, dass mein Leben bis jetzt schon seltsam gewesen war, aber bitte, das hier übertraf mein ganzes bisheriges Leben.
Vampire und dann auch noch ein ganzer Clan!
Nichts wünschte ich mir mehr als aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein Albtraum gewesen war.
Aber das hier wirkte für einen Traum beängstigend real.
„In Ordnung. Ich sage dem Meister Bescheid“, sagte der Mann von eben und ich hörte, wie die Tür wieder ins Schloss fiel.
Dann stand Itachi ebenfalls auf und ich versuchte mich aufzusetzen.
Es gelang mir zwar, aber alles schmerzte.
Der Raum war abgedunkelt und ich hatte Mühe etwas zu erkennen.
Ein Blick auf die Seite und ich stellte fest, dass es in dem ganzen Raum keine Fenster gab.
Quatsch, es gibt keine Vampire!, rief ich mir in Erinnerung, doch wirklich glauben tat ich das ganze nicht mehr.
„Also, was geht hier vor?“, fragte ich erneut nach.
Meine Stimme hatte aufgehört zu zittern, auch wenn es mir nicht gelang sie so fest klingen zu lassen, wie ich vorhatte.
„Was wäre, wenn du es wüsstest?“, fragte mich Itachi, ohne sich umzudrehen.
Er stand vor einer Wand und musterte diese.
Normalerweise hätte ich darauf bestanden, dass er sich umdrehte, wenn ich mit ihm sprach, aber ich konnte froh sein, dass er mir überhaupt antwortete.
„Dann würde ich wenigstens verstehen, wieso ich hier bin!“, gab ich so ruhig wie möglich zurück.
„Ich sage es noch einmal, es ist besser für dich, wenn du unwissend bleibst.“
Mehr sagte Itachi nicht und ich wusste, dass er auch nicht mehr sagen würde.
Die Tür ging wieder auf und der Mann von eben erschien im Türrahmen.
Ich konnte nicht verstehen, was er sagte, aber Itachi verließ kurz darauf mit ihm das Zimmer.
Sofort stand ich auf und wäre beinahe wieder hingefallen, aber ich packte es mein Gleichgewicht doch noch zu verlagern.
Irgendwie musste ich hier raus kommen.
Für heute hatte ich eindeutig genug Probleme gehabt.
Mein Blick war auf die Tür gerichtet und ich überlegte, ob das hier eine gute Idee war.
Jedoch dachte ich nicht weiter darüber nach.
Ich musste so schnell wie möglich hier raus und zwar ehe einer zurückkam.
Denn ich hatte beim besten Willen keine Lust als Vampirfutter zu enden, egal wie dumm das ganze klang.
Damals hätte ich wohl das ganze als einen dummen Scherz abgetan, aber ich jetzt hatte ich weder die Zeit, noch die Geduld mich über so etwas Gedanken zu machen.
Ich öffnete die Tür und sah mich um.
Der Gang war völlig leer und ich sah nach rechts und links, ohne eine Idee zu haben in welche Richtung ich eigentlich gehen sollte.
Also verließ ich mich auf mein Gefühl und rannte nach links.
Irgendwann hörte ich leise Schritte hinter mir und als ich mich umdrehte, konnte ich einen Mann um die Ecke biegen sehen.
Mein Herz blieb für einen Moment stehen, dann rannte ich so schnell wie möglich weiter, doch ich wusste, dass ich nicht schnell genug war und dass das hier sinnlos war.
Ehe ich noch etwas machen konnte, knallte ich gegen jemanden und fiel auf den Boden.
„Vergiss es. Hier kommst du eh nicht raus“, hörte ich die Stimme sagen.
Als ich den Kopf hob sah ich Itachi und meine Verzweiflung nahm zu.
Das hier war so ziemlich aussichtslos.
„Was wollt ihr überhaupt von mir?“, fragte ich genervt.
Jedoch raste in Wirklichkeit mein Herz und ich spürte wie meine Angst zunahm.
Er packte mich am Handgelenk und zog mich hoch.
„Komm mit und versuch gar nicht erst wieder abzuhauen. Dafür bist du eh viel zu langsam“, sagte er spöttisch und ich wusste insgeheim, dass er Recht hatte.
Trotzdem warf ich ihm einen wütenden Blick zu, folgte ihm jedoch, da mir keine andere Möglichkeit blieb, wenn ich das hier überleben wollte.
Ich hielt den Kopf gesenkt und versuchte meine Schritte zu kontrollieren.
Jedoch spürte ich, wie mir schwindlig wurde.
Zitternd blieb ich stehen und sah auf die Seite.
Irgendetwas stimmte nicht.
Nun ja, klar, nichts stimmte, wenn man von Vampiren gefangen genommen war und keine Ahnung hatte, was die eigentlich von einem wollten und dann auch noch mitbekam, dass der eigene Chef von der Existenz dieser Wesen gewusst hatte.
Aber trotzdem meinte ich damit jetzt etwas anderes.
Ich bekam das Gefühl nicht los, dass diese ganze Villa mir irgendwoher bekannt vorkam.
Im Grunde war ich mir sogar nahezu sicher, dass ich hier bereits schon einmal gewesen war, aber das konnte doch eigentlich nicht sein.
Keuchend folgte ich Itachi weiter und versuchte dieses Gefühl zu verstehen.
Und mir fiel ein Punkt ein, den ich all die Jahre verdrängt hatte.
Und zwar die Tatsache, dass ich keine Erinnerungen an mein Leben vor meinem zehnten Geburtstag hatte.
Irgendwann hatte ich diesen Punkt verdrängt, doch jetzt fiel er mir wieder ein.
War ich etwa damals schon einmal hier gewesen?
Konnte es doch eine Möglichkeit geben mich wieder an meine Vergangenheit zu erinnern?
Gab es hier vielleicht sogar jemanden, der mir etwas dazu sagen konnte?
Ich holte zu Itachi auf.
„Sag mal, wohin bringst du mich?“, fragte ich ihn.
Irgendwie musste ich es packen diesen Meister zu treffen, den der andere Mann erwähnt hatte.
Denn wenn es hier so etwas wie ein Clanoberhaupt hatte, dann musste der doch etwas darüber wissen.
„Das wirst du sehen“, gab Itachi kühl zurück.
Ich blieb stehen.
„Wenn ihr mich schon gefangen nehmt, dann hab ich ja das Recht zu erfahren, wo du mich hinbringst“, gab ich gereizt zurück.
„Zum Ältestenrat. Dein Manager ist einer von den Huntern. Das ist der einzige Grund wieso wir dich gefangen genommen haben“, sagte Itachi desinteressiert.
„Er ist was?“, fragte ich verwirrt.
„Ein Hunter. Das sind diejenigen, die die Vampire auslöschen wollen und er scheint zwar keiner der Ranghöchsten zu sein, aber er gehört auch nicht zu den unteren.“
„Du gibst also zu, dass du zu schlecht bist um gegen ihn anzukommen“, gab ich zurück und musterte Itachi.
Er antwortete mir nicht.
„Doch“, sagte er.
„Und wieso bin ich dann hier?“, fragte ich langsam genervt.
„Wenn wir ihn erpressen können, dann kommen wir an wichtige Informationen“, erklärte der Mann, der mir eben gefolgt war.
„Isamu“, zischte Itachi ihm zu.
„Was denn? Sie würde es eh herausfinden. Schließlich macht sie auf mich nicht gerade den Eindruck die dümmste zu sein“, gab Isamu zurück.
Itachi schüttelte nur den Kopf und ich musste mich zusammenreißen um mich nicht auf ihn zu stürzen.
Der Kerl ging mir ernsthaft gewaltig auf die Nerven mit seiner Arroganz.
Ich warf ihm einen wütenden Blick zu und wandte dann den Kopf ab.
Itachi klopfte an eine große Tür und diese schwang auf.
Zögernd betrat ich den Raum.

5. Blood
-Itachi-

Ich öffnete die Tür und betrat den großen Raum.
Tsuki und Isamu folgten mir und ich konnte spüren, wie Isamu zunehmend nervöser wurde, was ja auch verständlich war.
Madara, unser Clanoberhaupt und wohl der stärkste Vampir in ganz Japan, war leicht reizbar, wenn man ein falsches Wort sagte und ehrlich gesagt wollte selbst ich nicht genau wissen, ob man seine Wutanfälle überhaupt überleben konnte.
Ich wandte meine Konzentration nach vorne und funkelte Madara wütend an.
Wutanfälle hin oder her, der Kerl ging mir schon immer gewaltig auf die Nerven und ich fragte mich gerade, wie man nur so arrogant sein konnte, wie er.
Klar, Tsuki, ich warf der Frau neben mir einen giftigen Blick zu, schien auch nicht gerade wenig arrogant zu sein, aber Madara würde sie niemals toppen können.
Auch wenn ich mich fragte, ob sich die beiden verstehen, oder umbringen würden.
Madara war aufgestanden und musterte Tsuki eingehend.
Diese erwiderte seinen Blick mit der gleichen Arroganz und Madara pfiff leise, woraufhin ihn sowohl Tsuki, als auch Isamu und der Rest des Rates ihn anstarrten.
„Glaub mir, mit Arroganz kommst du hier nicht mehr raus“, sagte er mahnend.
Tsuki musterte ihn abschätzend, schien jedoch nach einer Weile zu dem Entschluss zu kommen, dass ihr Leben eh so gut wie beendet war und ich bemerkte, wie sie mir für einen Moment aus den Augenwinkeln einen Blick zuwarf.
Jaja, wenn Blicke töten könnten, dachte ich mir und sah sie jedoch nur kühl an.
„Ich hab erst einmal keine Ahnung, wer Sie sind, und zweitens, denken Sie wirklich, dass ich es so darauf anlege mich zu verändern, nur damit ich hier lebend rauskomme? Mag ja sein, dass die meisten an ihrem Leben hängen, aber zu Ihrem Pech gehöre ich nicht dazu“, erwiderte Tsuki und legte in ihre Stimme eine Arroganz, die sogar mit Madara mithalten konnte.
Ich massierte mir die Schläfen.
Das ganze war ja nicht mehr auszuhalten!
Am liebsten hätte ich beide gegen eine Wand geschmissen und gehofft, dass sie danach nie wieder in der Lage wären etwas zu sagen.
Doch Madara war wohl kaum Clanoberhaupt, weil er der Schwächste war.
Und dieser Punkt hielt mich als einziger davon ab meinen Plan in die Tat umzusetzen.
Die Beiden lieferten sich in der Zwischenzeit ein Duell im Wer-Kann-Arroganten-Schauen.
Entgegen meiner Hoffnung schien Tsuki keine Lust zu haben gegen jemanden zu verlieren, den sie nicht kannte.
Diese Frau ging mir zunehmend mehr auf die Nerven und ich bereute mal wieder, dass ich sie mir damals nicht einfach als Opfer geholt hatte und am besten dabei getötet hätte.
Aber nein, ich hatte sie ja am Leben lassen müssen.
Kühl starrte ich die Beiden an und obwohl ich versuchte auf Durchzug zu stellen, konnte ich die Anspannung im Raum nahezu spüren.
„Für wen hältst du dich denn, Kleine?“, fragte Madara arrogant und warf ihr einen geringschätzigen letzten Blick zu, ehe er sich von dem schwarzhaarigen Mädchen abwandte, die langsam vor Wut kochte.
Mir schoss durch den Kopf, dass sie sich gut als tollwütiger Vampir machen würde und ich hüstelte leise.
Scheinbar hatte es niemand mitbekommen.
Obwohl niemand traf es nicht so genau, denn sowohl Tsuki, als auch Madara, sahen mich für einen Moment an, dann schienen sie ihr Interesse an mir zu verlieren.
Das reichte mir jetzt und ich schnappte mir ein Messer und hielt es Tsuki an den Hals.
„Itachi-kun, lass die Kleine“, sagte Madara befehlend, doch ich machte nicht die geringsten Anstalten mich zu bewegen.
Ich wollte, dass sie vor Angst wimmerte und mich mit ihrer arroganten und selbstgefälligen Art in Ruhe ließ.
Doch sie erfüllt mir diesen Wunsch nicht, sondern sah mich weiterhin kühl an.
„Stech doch zu, wenn du unbedingt willst. Aber sei dir der Tatsache bewusst, dass ein Mensch blutet, wenn man ihn verletzt“, sagte sie süffisant.
„Stell dir mal vor, da wäre ich nicht drauf gekommen“, zischte ich leicht gereizt in ihr Ohr, „Ob du’s glaubst oder nicht, auch Vampire können bluten!“
„Das interessiert mich nicht“, gab diese zurück und ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen.
Sofort packte mich die Wache und zog mich zurück, doch alle im Raum wussten, dass es zu spät war.
Ein einzelner Bluttropfen fiel auf den Boden und ich spürte den Drang in mir.
Doch dieses Mal war etwas anders als sonst.
Normalerweise gierte ich nach Blut, wenn ich welches roch.
Da war es mir egal wessen Blut es war, doch dieses Mal…
Wenn ich es in Worte fassen sollte, dann würde ich sagen, dass ich nach dem Blut dieser Frau gierte.
Hätte jetzt jemand anderes geblutet, dann hätte es mich kalt gelassen.
Als ich das bemerkte, erstarrte ich und ein Blick auf die anderen Vampire sagte mir, dass es ihnen vermutlich ähnlich erging.
Wer hätte gedacht, dass dieses Mädchen anscheinend besonders anziehendes Blut hatte.
Ich hatte schon mehrmals davon gehört.
Es gab Menschen, deren Blut eine andere Zusammensetzung hatte.
Und Vampire gierten nach dieser Art von Blut, doch sie kam nur selten vor und soweit ich wusste, entstand diese Zusammensetzung bei Menschen, die eine lange Reihe von Vampiren als Vorfahren hatten, jedoch als Mensch geboren wurden.
Überrascht zog ich die Augenbrauen hoch und versuchte meinen Drang zu kontrollieren.
Doch ich wusste, dass es hoffnungslos war.
Es war schon schwer genug den normalen Blutrausch zu unterdrücken, aber bei einer solchen Zusammensetzung.
Stellt euch vor, ihr hättet euer Lieblingsessen vor euch und seit Tagen nichts mehr gegessen, doch man würde euch nicht erlauben euer Lieblingsessen zu essen.
Ihr könntet es riechen, es sehen, aber nicht essen.
Und das ganze noch hundert Mal schlimmer, dann habt ihr eine ungefähre Ahnung, wie ich mich in diesem Moment fühlte.
Jetzt war es völlig egal, ob ich das Mädchen leiden konnte, oder nicht, das einzige, was mich interessierte war ihr Blut.
Diese feine rote Flüssigkeit, die auf den Boden tropfte.
Meine Augen folgten jedem Tropfen und ich leckte mir über die Lippen.
Doch Madara, der genau vor ihr stand, kam mir zuvor.
Seine Finger fingen einen der Tropfen auf und er betrachtete ihn eine Weile.
Zu meinem Erstaunen, packte er Tsuki an der Schulter und führte sie nach draußen.
Und das alles ohne den Verstand zu verlieren, dabei war sie doch genau neben ihm.
Er hatte sogar ihr Blut berührt und seine Hand lag auf der Schulter der jungen Frau, die mir einen letzten arroganten Blick zuwarf.
Ich hab’s dir doch gesagt
Innerlich kochte ich, war jedoch nicht in der Lage mich zu bewegen.
Ihr Blut hatte mich in einen Bann gezogen, dem ich nicht mehr entkommen konnte.
„Verfluchtes Miststück“, zischte ich leise, dann verlor ich plötzlich die Kontrolle über mich.
Wäre sie noch da gewesen, dann…
Kopfschüttelnd stand ich auf und spürte, wie ich langsam wieder klar denken konnte.
Den anderen Vampiren ging es genauso, dann sah ich, wie die Tür geöffnet wurde.
Immer noch benommen starrte ich die Torflügel an, als Madara arrogant und hochnäsig wie eh und je den Saal betrat.
Ein Mitglied des Ältestenrats warf Madara einen Blick zu.
„Was war das?“, fragte er leise.
„Na ist doch klar. Diese Frau hat eben besonderes Blut, aber was soll’s“, gab einer aus dem Ältestenrat zurück.
Der Mann, der Madara angesprochen hatte, schüttelte den Kopf.
„Das war nicht einfach irgendwelches Blut, und auch weit mehr als ein bisschen besonderes. Dafür hatte es zu einen großen Bann“, sagte er überlegend.
„Stimmt, Izuna“, sagte Madara und nickte schwach, „Ich hätte nicht gedacht, dass wir sie noch vor ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag wieder sehen würden.“
„Dann ist sie also wirklich“, flüsterte Izuna.
„Wovon redet ihr?“, fragte eine ältere Vampirin, die zu den ältesten des Rates gehörte.
„Das sollten Sie doch wissen“, sagte Madara und sah die Frau eine kurze Zeit lang an.
„Was soll der Scheiß, Madara“, fauchte ich wütend.
Sofort starrte mich der Ältestenrat wütend an, doch ich ignorierte die Blicke.
„Du kannst sie nicht leiden, was?“, fragte Madara mich.
„Spinnst du?! Ich bin doch nicht geisteskrank!“, fauchte ich.
„Gut, dann passt du ab heute auf sie auf“, sagte Madara bestimmend.
„WAS? WILLST DU MICH ETWA VERARSCHEN?!“, schrie ich ihn außer mir vor Wut an.
„Nein, will ich nicht. Aber bei dir kann ich mir eher sicher sein, dass du die Finger von ihr lässt! Haben wir uns verstanden?“
Seine Stimme war völlig ruhig und genau das gefiel mir daran nicht.
„Was denkst du denn? Als ob ich etwas von so einer Schlampe wollen würde!“
„Pass auf was du sagst“, drohte Madara.
„Wieso sollte ich denn?!“, gab ich eiskalt zurück.
„Wenn du wüsstest wer sie ist, dann würdest du nicht so reden“, sagte Izuna knapp.
„Und wer ist sie? Außer einer arroganten Zicke!“
„Tsuki… ist meine Verlobte“, zischte Madara und mir klappte der Mund auf.
Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und bekam einen Lachanfall.
„Sie ist ein Mensch“, brachte ich prustend hervor, „Der ach so große Madara ist mit einem Menschen verlobt!“
„Sie ist nicht irgendein Mensch… sie ist der Quell“, sagte Izuna.
„Sie ist was?“, fragte ich verwirrt.
„Der Quell des Lebens, Itachi. Sie ist unsere Existenz“, sagte Madara und mir klappte der Mund auf.
Das konnte nicht wahr sein.
Diese Frau sollte der Quell der Existenz der Vampire sein, das Elixier, das einen unbesiegbar machte?
Das konnte ich nicht glauben.
Nicht sie…

6. Elixir of Living
~Tsuki~

Ich lehnte an der Wand in dem Zimmer, in das mich Madara gebracht hatte.
„Bleib hier und warte bis ich wiederkomme. Lass niemanden in deine Nähe und versuch nicht abzuhauen. Es gibt ein paar Dinge, die du wissen solltest.“
Mehr hatte er nicht gesagt, sondern war wieder gegangen und ich wartete jetzt schon geschlagene zwei Stunden auf ihn.
Mein Blick war auf die Uhr an der Wand gerichtet.
Tick, tock, tick, tock…
Der Rhythmus ließ sich durch nichts stören und ich folgte dem Sekundenzeiger mit meinen Augen.
Gleich war es fünf Uhr und ich war überglücklich, dass Madara mich in ein Zimmer gebracht hatte, wo es Fenster gab.
Und nicht nur Fenster, sondern auch einen Balkon.
Ich wandte meinen Blick von der Uhr ab und sah mich um.
Meine Kleider klebten an meinem Körper und eine Dusche konnte ich gut vertragen.
Madara hatte irgendetwas von einem Elixier des Lebens oder so etwas gemurmelt, aber ich hatte nicht die geringste Ahnung gehabt, wovon das Clanoberhaupt überhaupt gesprochen hatte.
Gedankenverloren ging ich zu den Flügeltüren des Balkons, welche aus Glas waren und mit weißen Mustern verziert.
Ich starrte nach draußen und warf einen Blick in den riesigen Park, welcher sich unter dem Balkon befand.
Irgendwie hatte ich ein ganz seltsames Gefühl und plötzlich musste ich niesen.
Sofort drehte ich mich um.
Doch das einzige, was ich sehen konnte war wie aufgewirbelter Staub in einer Ecke in der Luft schwebte.
Zögernd ging ich darauf zu und versuchte herauszufinden, was diesen Staub verursacht hatte.
Jedoch konnte ich weit und breit nichts sehen.
Achselzuckend wandte ich mich dem riesigen Kleiderschrank aus Ahorn zu und zögerte ehe ich ihn öffnete.
Als mir mehr Staub entgegenkam, als ich bis jetzt jemals in meinem ganzen Leben gesehen hatte, sprang ich sofort nach hinten, stolperte und knallte rückwärts aufs Bett.
Ich hörte jemanden lachen und ich sah mich um.
Auf meinem Balkon, genauer gesagt auf dem Balkongeländer saß ein blondes Mädchen.
Ich musterte sie misstrauisch.
„Wer bist du?“, fragte ich dann giftig und genervt, weil ich sie nicht bemerkt hatte und immer hin saß sie ja auf dem Balkongeländer, also wäre es ja wohl nicht allzu schwer dort jemanden zu sehen.
„Ich heiße Ino Yamanaka und bin die Tochter des Gärtners“, stellte sie sich vor und sprang vom Geländer auf den Balkon.
Ich zog die Augenbrauen hoch, sagte jedoch nichts.
„Und wer bist du? Ich habe dich hier noch nie gesehen. Gehörst du auch zu den Uchihas? Eher nicht, sonst wärst du nicht so tollpatschig!“, überlegte Ino laut und ich hatte zunehmend den Drang ihr eine reinzuhauen.
Jedoch beherrschte ich mich und stand stattdessen auf und ging zu ihr.
„Denkst du etwa jeder wäre perfekt, nur weil er einer von diesen Uchiha ist?“, fragte ich genervt.
Weder Madara, noch Itachi sah ich in irgendeiner Weise als perfekt.
Um ehrlich zu sein fand ich beide eher… nun ja, schräg.
Itachi widersprach sich in dem was er tat und sagte.
Immer hin hatte er mich vor den Perversen gerettet, aber trotzdem war ich hier gelandet und zwar lebend.
Noch dazu hatte ich sehr wohl bemerkt, dass er sich zusammengerissen hatte, als ich blutete.
Aber letztendlich half mir das wohl auch nicht weiter, bemerkte ich seufzend.
„Klar, die Uchihas sind alle ganz anders als wir und das meine ich jetzt nicht nur, weil sie… nun ja, keine Menschen sind, sondern sie sehen alle gut aus und…“
Ino schwärmte noch weiter, doch ich hörte ihr nicht weiter zu.
Gut sie hatte Recht, bis jetzt sahen alle recht gut aus, egal wie alt sie waren.
Wo wir beim Thema Alter waren hatte ich bereits gemerkt, dass alle Mitglieder des Ältestenrates nicht älter als fünfzig aussahen und das waren immer hin nur zwei gewesen.
Die anderen sahen in meinen Augen gerade mal wie dreißig, teilweise auch jünger aus.
Da Madara Clanoberhaupt war begann ich ihn langsam als alten Sack anzusehen, auch wenn er aussah wie dreißig.
Doch das war mir völlig egal, schließlich waren es die Augen der Vampire, in denen man ihr Alter sah.
Bei Itachi hatte ich keinen großen Unterschied bemerkt, also vermutete ich, dass er nicht viel älter war, als ich ihn tatsächlich geschätzt hatte.
Als ich bemerkte, dass ich mir ernsthaft Gedanken über die Vampire machte, verfluchte ich mich.
Das alles ging mich gar nichts an und je weniger ich wusste, desto höher war die Chance hier lebend wieder rauszukommen.
Leider hatte ich eindeutig das Gefühl, dass ich hier nicht wirklich wieder herauskommen würde.
Anscheinend steckte ich bereits tiefer in dieser ganzen Sache drin, als ich gewollt hatte.
Inzwischen hatte ich auch die Hoffnung aufgegeben, dass das hier alles nur ein Albtraum war, denn langsam konnte ich echt aufwachen.
Doch ich gab den Gedanken auf, egal wie schwer es mir fiel.
Insgeheim würde ich vermutlich bis zum Ende meines Lebens hoffen, dass es ein Albtraum war.
„HALLO!“, unterbrach Ino meine Gedanken.
Scheinbar hatte sie mich irgendetwas gefragt, doch da ich ihr nicht zugehört hatte, kam ich mir langsam etwas dumm vor.
„Tut mir leid, ich war mit den Gedanken wo anders. Was hast du gefragt?“, fragte ich die Blonde verwirrt, die daraufhin resigniert stöhnte.
„Ich habe gefragt ob wir uns schon einmal gesehen haben. Du kommst mir irgendwoher bekannt vor!“, wiederholte sie ihre Worte.
Verflucht, in dem ganzen Chaos fiel mir gerade wieder das Interview ein.
„Mist“, fluchte ich.
„Was denn?“, fragte Ino völlig verwirrt.
„Ich komm zu spät zu meinem Termin. Und das alles nur wegen diesen dummen Vampiren“, fluchte ich genervt, wobei ich dem Drang widerstand gegen irgendetwas zu treten.
„Was für einen Termin?“, fragte Ino neugierig.
„Ach auch egal“, seufzte ich ohne ihre Frage wirklich gehört zu haben.
Ich konnte ja wohl kaum zu Madara oder Itachi gehen und sagen: Ja, tut mir ja leid. Aber ich habe einen Termin. Könnte ich gehen und später wiederkommen?
Ich mochte arrogant sein, aber völlig plemplem war ich noch nicht.
„Also, wie heißt du denn jetzt?“, fragte mich Ino erneut.
„Tsuki“, murmelte ich seufzend.
„Genauso wie diese berühmte Sängerin und Schauspielerin. Oh, ich liebe sie. Sie ist einfach genial“, schwärmte Ino, wobei sie meinen Gesichtsausdruck nicht mitbekam.
Und dabei hatte ich versucht meine Gedanken im Positiven zu halten, indem ich daran dachte wenigstens keine kreischenden Fans um mich herum zu haben.
Aber nein, auch meine letzte Hoffnung mich aus den Depressionen raus zu halten, war zerplatzt, wie eine Seifenblase.
„Da fällt mir auf, du siehst ihr sogar ähnlich“, sagte Ino überrascht.
„Klar, weil ich ja auch Tsuki bin“, gab ich zurück und bemerkte dann, was ich gerade gesagt hatte.
Irgendwann würde ich noch durchdrehen.
Memo an mich selber: Erst nachdenken, dann handeln!
Wieso musste ich auch immer das sagen, was ich gerade dachte?
Ino war der Mund aufgeklappt, dann kreischte sie mir eine halbe Stunde die Ohren voll.
„Sag mal, Tsuki, gibt es jemanden, den du liebst? Also du weißt schon…“, fragte Ino mich plötzlich.
Verwirrt sah ich sie an.
Damit hatte ich nicht gerechnet.
Einen kurzen Moment dachte ich nach und als ich plötzlich an Itachi dachte, verlor ich jegliche Selbstbeherrschung und schnappte mir ein Buch, welches ich mir mehrmals gegen den Kopf schlug.
Allein wegen diesem Gedanken nahm ich mir fest vor, wenn, nein falls, ich hier jemals rauskam erst einmal zum Psychiater zu gehen.
Ino sah mich entgeistert an, sagte jedoch nichts.
„Nein“, seufzte ich irgendwann, immer noch mit dem Buch in der Hand, welches von Ino misstrauisch beäugt wurde.
„Also ich stehe total auf einen von den Uchihas. Er heißt Sasuke und ist einfach… wow! Ich gehe auch mit ihm in eine Klasse, aber da ist diese dumme Sakura, die sich die ganze Zeit an ihn ranmacht. Oh sie wird platzen vor Neid, wenn ich ihr erzähle, dass ich dir begegnet bin! Ach ja, bekomme ich ein Autogramm?“, fragte Ino.
Das Mädchen redete echt wie ein Wasserfall, aber ich wusste, ich würde sie nicht loswerden, wenn ich ihr kein Autogramm gab.
Also kritzelte ich genervt auf den Block, den sie mir in die Hand gedrückt hatte und gab ihn ihr zurück.
Ino sah auf die Uhr.
„Oh ich muss los“, rief sie und verschwand, wieder aus dem Balkon, wie ich verwirrt feststellte.
Ich ließ mich aufs Bett fallen und warf einen Blick auf das Buch, welches ich gegen meinen Kopf geschlagen hatte.
Dort stand in geschwungener Schrift: Besonderes Bluteigenschaften.
Ohne weiter nachzudenken klappte ich das Buch auf und warf einen Blick auf ein paar der Seiten.
Sonderlich interessant wirkte es auf mich nicht, aber da ich nichts Besseres zu tun hatte begann ich weiter zu blättern.
Irgendwann hielt ich inne und las die Überschrift eines Kapitels.
Das Elixier des Lebens
Verwirrt starrte ich auf die Überschrift, dann begann ich zu lesen.

Das Leben ist ein Spiel in dessen Mitte die Götter stehen.
Nachdem sie die Welten erschaffen hatten starben die Götter an den Handlungen ihrer Geschöpfe.
Jedoch versuchten sie die Menschen wegen ihres Handelns zu bestrafen und schickten die Vampire in die Welt.
Somit gab es nun zwei verschiedene Rassen, die um das Überleben kämpften.
Als der Kampf drohte beide Rassen auszulöschen, stellte sich eine Halbvampirin dazwischen und beendete den Kampf mit ihrem besonderen Bluterbe.
Kein Mensch wusste nun mehr um die Existenz der Vampire.
Doch der Sohn dieser Vampirin hasste beide Rassen und er trug das Bluterbe in sich, welches auch jene Frau besessen hatte.
Er schwor sich Rache zu nehmen, doch er scheiterte.
Nach einer Legende hatte auch er eine Tochter und so ging es weiter.
Glaubt man der Legende sollte es noch jemanden mit jenem Blut geben, doch da so viel Zeit vergangen ist wird das Bluterbe erloschen sein.
Irgendwann glaubte niemand mehr an die Worte und die Legende begann zu verschwinden, bis eines Tages eine Frau vor ihrem Tod prophezeite, dass ein Mädchen mit dem Bluterbe geboren werden würde.
Doch letztendlich würde es ihre Entscheidung sein, wie alles enden wird.
Niemand glaubte jedoch der Prophezeiung, da es nicht die erste dieser Art war.

Ich starrte verwirrt auf die Worte und verstand nichts von dem, was dort eigentlich stand.
Wenn es nur eine dumme Legende war, wieso hatten dann alle einen solchen Aufstand gemacht.
Noch dazu klang das alles eher wie ein Märchen, welches man kleinen Kindern erzählte und nicht wirklich wie etwas ernsthaft Glaubwürdiges.
Ich schlug das Buch wieder zu und legte mich auf das Bett.
Mehrere Stunden starrte ich die Decke an, dann schlief ich ein.

7. Difficult ways to see
-Itachi-

Ich ging durch den Gang und fasste mir genervt an den Kopf.
Mein Blutdurst war verschwunden, was wohl vom Schock kam, den ich bei Madaras Worten erhalten hatte.
Letztendlich war die Folge, dass ich enormes Kopfweh hatte, was zu meinem Leidwesen vom Sonnenlicht noch verstärkt wurde.
Gestern war es wenigstens wolkig gewesen, aber heute musste dieser bekloppte Himmelskörper ja wieder am Himmel stehen und auf uns herab scheinen.
Konnte man nicht irgendwie dieses Licht ausschalten.
Ich stöhnte genervt auf und verfluchte Madara dafür, dass die Besprechung so lange gedauert hatte.
Inzwischen war es bereits acht Uhr und ich war todmüde.
Es gab viele Dinge, die ich hasste, doch Sonnenlicht war wohl das, was ich am meisten hasste.
Wenn man von kreischenden Frauen und Madara absah.
Diese Dinge gingen mir genauso auf die Nerven.
So sehr ich Tsuki auch gerne auf meine Hassliste schreiben würde, sie entsprach nicht ganz der Vorstellung dafür.
Sie war weder aufgedreht, noch kreischte sie bei allem oder schien vor jeder noch so kleinen Sache Angst zu haben.
Um erlich zu sein hatte sie die ganze Situation mit den Vampiren gelassen aufgenommen.
Wäre da nicht diese Arroganz und vor allem irgendetwas, was mich an ihrer Art total störte, dann würde sie nicht in Richtung der Hassliste rutschen.
Fluchend ging ich durch den Gang, der zu allem noch von allen Seiten in Sonnenlicht gehüllt wurde und dachte über das nach, was Madara erzählt hatte.
Seine Version der Legende hatte sich von der Grundversion unterschieden und ich fragte mich, ob Madara übertrieb oder nicht.
Zumindest war ich mir in einem Punkt sicher:
Ich hasste ihn.
Und dass ich jetzt lästigerweise noch auf dieses Menschengör aufpassen musste, ging mir gewaltig gegen den Strich.
Plötzlich hörte ich Schritte und als ich mich umdrehte sah ich meinen Bruder durch den Gang hechten.
Als er mich sah blieb er stehen um mich böse anzustarren, dann rannte er fluchend weiter und ich vermutete, dass er mal wieder zu spät zur Schule kommen würde.
Mein Bruder war immer mies gelaunt, wenn man ihn aufgeweckt hatte und das war wohl der Hauptpunkt, wieso er jedes Mal zu spät zur Schule kam.
Kopfschüttelnd ging ich weiter, denn auch ich war stehen geblieben als ich Sasuke sah.
Mein Bruder war, soweit ich wusste, ein Spitzenschüler, aber das hatte bei Vampiren nichts zu bedeuten.
Die meisten von uns waren gut, auch wenn sie die Schule hassten.
Ich hatte mehrere Jahre übersprungen, weshalb ich wenigstens dieses Übel schneller hinter mich gebracht hatte.
Plötzlich hörte ich einen Schrei und hechtete nach draußen um zu sehen, was passiert war.
Die Tochter der Gärtner, ich glaubte mich zu erinnern, dass ihr Name Ino oder so war, aber sicher war ich mir nicht.
Zumindest war sie meinem ohnehin schon genervten Bruder um den Hals gefallen und kreischte irgendetwas.
Scheinbar hatte sie nur auf Sasuke gewartet.
Ich musste den Kopf schütteln.
Als ob sich Sasuke für sie interessieren würde und dabei wusste das Mädchen doch was wir waren.
Sie redete irre lange und kreischte durch die Gegend.
„Oh man. Wie kann man nur so schreien?“, hörte ich eine Stimme hinter mir und ich drehte mich zu Tsuki um, die neben dem Tor lehnte und sich die Schläfen massierte.
„Woher soll ich das wissen?“, gab ich genervt zurück und sah die Schwarzhaarige kühl an.
„Das war keine ernst gemeinte Frage, sonder mehr eine Feststellung“, gab diese seufzend zurück.
Ich runzelte die Stirn.
Wollte sie mich etwa für dumm verkaufen?
Als ob ich das nicht wüsste, aber nein, sie musste es ja noch erwähnen.
Als ich sie kurz ansah um ihr einen wütenden Blick zuzuwerfen, bemerkte ich, wie sie mit den Augen rollte.
„Jetzt sei nicht immer so verdammt genervt“, gab sie zurück.
„Wenn es dir nicht passt, dann hast du eben Pech gehabt!“, fauchte ich zurück.
Dieses Sonnenlicht war ja unerträglich.
Tsuki hob ihren Kopf in Richtung Sonne und starrte eine zeitlang in den Himmel, dann senkte sie den Kopf.
„Kann es nicht regnen oder schneien?“, murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu mir.
Verwundert sah ich sie an, wandte dann meinen Blick ab, als Ino wieder einen Kreischanfall bekam.
Anscheinend hatte sich mein Bruder entschlossen ihr doch tatsächlich einmal zu antworten.
Tsuki hielt sich automatisch die Ohren zu.
„Hat hier irgendjemand Klebeband?“, fragte sie seufzend.
„Wie kommst du darauf?“
Verwirrt sah ich sie an.
Aus irgendwelchen Gründen konnte ich ihrem Denkablauf nicht so wirklich folgen.
„Ich möchte ihr den Mund zukleben“, sagte Tsuki mit einem wütenden Blick auf Ino, „Das hätte ich eben schon machen müssen!“
„Eben?“
„Ach, sie hielt es für nötig auszuflippen, nur weil sie der Meinung ist, dass ich eine gute Sängerin und Schauspielerin bin!“, erklärte Tsuki ebenfalls genervt.
„Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich halte dieses Gekreische nicht mehr aus“, murmelte sie dann und verschwand wieder in der Villa.
Widerwillig folgte ich ihr und verfluchte mal wieder meine Aufgabe.
Tsuki band sich gerade ihre Haare zusammen und ich spannte mich sofort an, als mein Blick auf ihren Nacken fiel.
Verfluchter Mist, wieso musste ich auch so anfällig auf ihr Blut reagieren?
Zitternd spürte ich, wie ich langsam die Kontrolle verlor.
Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter und Tsuki zuckte überrascht zusammen.
„Lass das“, brachte ich mühsam hervor und verwundert lies Tsuki ihre Haare wieder offen fallen.
„Was sollte das denn jetzt?“, fragte sie verwirrt.
Keuchend lehnte ich mich gegen eine Wand und versuchte meine Gedanken wieder zu ordnen.
Das hier war ja die Hölle.
Dabei hatte ich doch erst letzte Nacht etwas getrunken.
Zwar glaubte ich Madaras Story über das Elixier des Lebens nicht, aber dass Tsukis Blut anziehend war, das musste ich wohl oder übel eingestehen.
Und in diesem Fall eher letzteres.
„Lass deine Haare ja über deinem Hals, verstanden?“, brachte ich nach wie vor um Verstand ringend hervor.
Tsuki nickte nur.
Zwar schien sie verstanden zu haben, weshalb, aber trotzdem, schüttelte sie nur verwundert den Kopf.
Klar, ein Mensch konnte das ganze niemals nachvollziehen.
Zum Glück war der Geruch von Blut von ihr verschwunden und ich vermutete, dass sie sich irgendwann geduscht hatte.
„Sag mal, weißt du eigentlich, dass du mit dem Clanoberhaupt verlobt bist?“, fragte ich sie um auf andere Gedanken zu kommen.
Tsuki erstarrte, dann klappte ihr den Mund auf.
Natürlich hatte sie es nicht gewusst und mir bereitete es unglaubliches Vergnügen sie so zu sehen.
Vermutlich, weil ich eben auch gelitten hatte.
Dann haute Tsuki zu meiner Verwunderung neben sich in die Mauer und ich hoffte nur, dass sie dabei nicht verletzten würde.
Dann würden meine Nerven nämlich blank liegen und ich konnte vergessen, dass es mir gelang mich zusammen zu reißen.
Tsuki murrte etwas vor sich hin, dann wechselte sie das Thema.
„Sag mal, gibt’s hier irgendetwas Normales zu essen?“
„Klar, Choji, unser Koch, muss ja auch für diejenigen kochen, die noch nicht erwacht sind“, sagte ich, froh vom Thema ihres Blutes wegzukommen.
„Aber wieso willst du das wissen?“
„Ich bin wütend und dann brauch ich was zu essen“, murmelte diese, schien jedoch mit den Gedanken schon wieder einmal ganz woanders zu sein.
„Du schweifst oft mit deinen Gedanken ab“, bemerkte ich.
„Versetzt dich mal in meine Lage. Du dachtest du führst ein halbwegs normales Leben, dann kommt ein Vampir, entführt dich, du landest in ner Villa, dort erzählt dir irgendjemand, dass dein Blut was besonderes ist und dann erfährst du noch, dass du mit irgendeinem uralten Sack von Vampir verlobt bist!“, fauchte sie.
Zu meiner Verwunderung musste ich lachen.
Ich hatte seit langer Zeit nicht mehr gelacht, aber irgendwie musste ich es ausgerechnet jetzt.
Verwirrt sah Tsuki mich an, zuckte dann aber nur mit den Schultern und ich zeigte ihr den Weg in die Küche.

8. Try to understand
-Itachi-

Meine Schritte waren völlig lautlos und das Einzige, was die Stille durchbrach, waren die Schritte der Frau hinter mir und ihre regelmäßigen Atemzüge.
Das Zeichen dafür, dass sie noch lebte und dass ihr Blut…
‚Reiß dich zusammen!’, ermahnte ich mich.
Das konnte doch alles nicht war sein.
Wie konnte ich nur so leicht den Verstand verlieren, wo ich ihr Blut noch nicht einmal getrunken hatte.
Allein der Geruch hatte mich schon um meinen Verstand gebracht.
Ich knirschte mit den Zähnen und öffnete eine Tür, die zur Speisekammer führte.
Am Tisch saß Inos Vater und die Waffenmeisterin Tenten.
Ich hatte mich schon seit längerer Zeit gefragt wofür wir eine Waffenmeisterin brauchten, aber mir konnte es ja eigentlich egal sein.
Schließlich war das nicht meine Sache.
Aus der Küche kam Choji, der gerade in sein Sandwich biss und sich umdrehte, als ich zusammen mit Tsuki den Speisesaal betrat.
Choji konnte mich nicht leiden, das wusste ich nur zu gut.
Sein Blick verfinsterte sich als er mich sah und die anderen beiden hoben den Kopf.
Tenten musterte Tsuki eine Weile, dann zog sie die Augenbrauen hoch.
Ich warf der jungen Frau neben mir einen Blick zu und diese schien zu meinem Vergnügen ausnahmsweise mal nicht wirklich zu wissen, was sie tun sollte.
„Setz dich“, sagte ich an sie gewandt, auch wenn ich mich zusammenreißen musste, um ihr überhaupt zu helfen.
Schließlich sah sie einfach nur zu witzig aus, wenn sie keinen Plan hatte, was sie tun sollte.
Meine Worte kamen mehr wie ein Befehl, als wie eine Bitte rüber und sie warf mir sofort einen finsteren Blick zu.
„Du hast mich nichts zu befehlen“, fauchte sie wütend.
Ich warf ihr nur einen kühlen Blick zu, den sie ebenso kalt erwiderte.
Schließlich ging sie an mir vorbei, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, und setzte sich an den Tisch.
Tenten hob den Kopf und sah sie eine Weile an.
„Bist du auch eine von denen?“, fragte sie Tsuki.
Diese zog die Augenbrauen hoch und sah Tenten verwirrt an.
Diese nickt in meine Richtung und Tsuki schüttelte den Kopf.
„Nein, ich bin ein Mensch, wenn du das meinst“, sagte sie dann.
Tenten musterte sie überrascht.
„Hätte ich nicht gedacht“, sagte sie dann.
Tsuki gab nur etwas von sich, was wie ein Pff klang.
Ich wandte mich an Choji, da ich keine Lust hatte meine Aufmerksamkeit bei dem Gespräch zu lassen.
„Sie hat Hunger“, sagte ich, wobei ich das sie betonte.
Sofort erntete ich einen wütenden Blick der Schwarzhaarigen in meinem Nacken.
Ich machte nicht Anstalten mich umzudrehen, doch Tsuki wusste anscheinend nur zu gut, dass ich es bemerkt hatte.
Gut, ich musste zugeben, sie schien nicht dumm zu sein, genau genommen schien sie bereits in der kurzen Zeit meine Rasse genau abgeschätzt und analysiert zu haben, was nur wenigen gelang.
Choji würdigte mich keines weiteren Blickes und langsam hatte ich das Gefühl ich sei Luft.
Irgendwie hätte ich gerne Madara oder Tsuki in meiner Lage gehabt.
Die beiden arroganten wären sicherlich durchgedreht.
Ganz besonders unser kleiner Star, der sich für was besseres hielt.
Aus irgendeinem Grund hatte ich das ungute Gefühl, dass Tsuki genau zu wissen schien, was ich gedacht hatte, denn sie richtete ihren Blick wieder auf mich und dieses Mal konnte ich eine Art Hass in ihren Augen aufblitzen sehen, als ich mich umwandte.
„Was willst du denn essen?“, fragte Choji Tsuki.

Genervt wartete ich im Schatten der Tür darauf, dass Tsuki ihre Plauderrunde mit Tenten beendete und ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass wir bereits späten Nachmittag hatten.
Als Tenten irgendwann bemerkt hatte, dass Tsuki ja eigentlich ein Star war, hatten sie beide angefangen über ihre Berufe zu diskutieren und langsam verlor ich ernsthaft die Nerven.
Wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich Madara weit unterlegen war, dann hätte ich mich jetzt auf die Schwarzhaarige gestürzt und sie notfalls umgebracht.
Hauptsache ich könnte hier endlich weg.
Aber mir blieb wohl keine andere Möglichkeit als hier zu bleiben, wenn ich nicht selber sterben wollte.
Genervt massierte ich mir die Schläfen.
Zwar gab es im Speisesaal nicht viel Sonnenlicht, aber meiner Meinung nach immer noch viel zu viel.
Tsuki stand auf und verabschiedete sich von Tenten und Choji.
Ich war ihr unendlich dankbar, dass sie nicht noch eine weitere Stunde hier geblieben war.
Sie ging zu mir und warf dann einen Blick zum Fenster.
„Tut mir leid. Das Sonnenlicht war bestimmt nicht angenehm für dich“, meinte sie dann und ich starrte sie an.
‚Wow, hätte nicht gedacht, dass sie in der Lage ist sich bei jemanden zu entschuldigen.’
Ich murrte etwas, dann ging ich mit ihr nach draußen.
Inzwischen war die Sonne untergegangen und ein Blick auf die Uhr, die über dem Bogen für in den Garten hing, sagte mir, dass wir bereits neun Uhr hatten.
Tsuki sah sich in dem riesigen Garten um und ich fragte mich, was sie so interessant daran fand, sagte jedoch nichts, weil sie dann wieder einen langen Streit mit mir begonnen hätte.
Zumindest vermutete ich das.
Also ließ ich sie einfach gehen.
Plötzlich hatte ich ein ungutes Gefühl und ich drehte mich um.
Na super!
Wie bereits erwartet war Madara auch inzwischen wach und kam zu uns.
Jetzt würde Tsuki vermutlich einen irrelangen Aufstand machen, wie Frauen es eben immer taten.
Doch zu meiner Verwunderung drehte sie sich um und statt etwas zu sagen, musterte sie Madara erst einmal.
Madara schien es nicht für notwendig zu halten ihr etwas zu sagen und die nächsten zehn Minuten verbrachten beide damit den anderen arrogant anzustarren und darauf zu warten, dass der andere redete und sie selber nichts sagen mussten.
Madara seufzte schließlich und verwirrt bemerkte ich, dass er aufgab.
Etwas, was ich vorher noch nie erlebt hatte.
Innerliche jubelte ich, allein weil ich das sehen durfte, und ich musste sagen, ich stand auf Tsukis Seite.
Zwar gingen mir beide auf die Nerven, aber Tsuki war in meinen Augen momentan noch das geringere Übel.
„Ich nehme an Itachi hat dir das ganze mit dem Elixier erzählt“, sagte Madara.
Erst jetzt fiel mir ein, dass ich diesen Punkt total vergessen hatte.
„Hat er zwar nicht, aber ich weiß es trotzdem“, gab diese zurück und sowohl Madara, als auch ich, starrten sie verwirrt an.
Erneut wies ich mich selber darauf hin, dass sie eindeutig ein Mensch war.
„Und woher?“, fragte Madara.
„Lesen bildet“, war das einzige, was Tsuki kühl erwiderte.
Als ich Madaras Blick sah, musste ich einen erneuten Lachanfall unterdrücken.
Tsuki war echt genial in diesem Punkt, das musste ich ihr lassen.
Inzwischen stand es 2:0 für sie.
Wobei mich die null von Madara am meisten interessierte.
Madara fing sich wieder und musterte Tsuki kurz.
„Das macht das ganze um einiges leichter.“
„Was macht es leichter?“
Tsuki wurde langsam misstrauisch und ich konnte es ihr nicht verübeln.
„Alles.“
„Wärst du so freundlich mir zu sagen was alles ist?“, fragte sie genervt.
„Die ganze Vampirangelegenheit!“
Tsuki runzelte die Stirn.
Langsam schien sie die Geduld zu verlieren.
„Verdammt noch mal, sag mir von was für einem Scheiß du da redest!“, fauchte sie Madara an.
„Das geht dich nichts an!“, gab dieser ebenfalls wütend zurück.
„Denkst du? Und das nach allem, was du dir leistest?“, fragte sie mit einer plötzlichen Geduld, die beängstigender war als die Wut von eben.
Der Vampir vor ihr seufzte.
„Itachi, habe ich dir gesagt, dass du ihr diesen Punkt sagen sollst?“, fragte das Clanoberhaupt mich.
„Nein, aber auch nicht verboten“, sagte ich mit ruhiger Stimme.
Er wollte etwas erwidern, doch Tsuki verhinderte das.
Sie klatschte Madara eine und er war zu verwirrt um überhaupt zu reagieren.
Eins musste man ihr lassen, selbst ein Vampir konnte sie nicht so leicht durchschauen.
In Erinnerungen fiel mir gerade ein, dass sie mich auch schon gehauen hatte und ich nicht ausweichen konnte.
Ob es an ihrem Blut lag oder nicht, konnte ich in diesem Fall nicht sagen, und auch Madara schien mit der Situation sichtlich überfordert.
Dann wandte sich Tsuki ab und verschwand wieder in der Villa.
Ich zögerte, dann folgte ich ihr.
„Ich beneide dich“, sagte ich zu ihr und sie fuhr herum.
„Wieso willst du ihn etwa heiraten?“, fragte sie mich verwirrt.
Ich schlug mir mit der Hand an die Stirn.
„Nein, ich will ihm auch eine runterhauen!“, gab ich zurück.
„Na dann machs doch!“
„Das wäre mein Ende“, sagte ich kopfschüttelnd.
Anscheinend war sie doch nicht die Hellste, egal was ich eben gedacht hatte.
„Also ich verschwinde!“, sagte sie und ging daraufhin weiter.
Genervt folgte ich ihr.

9. Awake
~Tsuki~

Meine Hand war zu einer Faust geballt und erst jetzt bemerkte ich, dass ich meine Fingernägel so tief in meine Haut grub, dass ich leicht anfing zu bluten.
Sofort verfluchte ich meine Unaufmerksamkeit, doch ich hatte keine Zeit mehr etwas zu tun, denn Itachi war verkrampft stehen geblieben.
Mir war nur zu gut bewusst, dass ich diesen Moment zum Abhauen nutzen sollte, aber aus irgendwelchen Gründen war ich nicht mehr in der Lage auch nur mit der Wimper zu zucken.
Die Temperatur war um mehrere Grad abgesunken und ich begann zu frösteln.
Dann sah ich in die roten Augen des Vampirs vor mir.
Mein Herz blieb stehen und ich konnte die Wölkchen sehen, die mein Atem in der kalten Luft bildete.
Ehe ich noch etwas tun konnte spürte ich, wie sich die Hand des Schwarzhaarigen um mein Handgelenk krallte.
Unfähig etwas zu tun starrte ich ihn an.
Itachi schien mit sich selbst zu ringen und seinen Verstand so gut wie möglich zusammenzureißen, doch ich wusste, dass es dafür bereits zu spät war.
Irgendetwas musste ich tun, doch was?
Wegrennen konnte ich nicht mehr und selbst wenn ich es gekonnt hätte, bezweifelte ich, ob es etwas gebracht hätte.
Mein nächster Gedanke galt dem Sonnenlicht, doch ich verwarf ihn gleich wieder, weil es immerhin mitten in der Nacht war.
Ein brennender Schmerz riss mich aus meinen Gedanken und ich spürte, wie Itachi mich gegen die Wand drückte.
Zum ersten Mal sah ich seine gefährlich spitzen Eckzähne und ich musste schwer schlucken.
Über den Boden begann sich eine Eisschicht zu ziehen, so kalt war es bereits geworden.
Die Angst, die mich übermannt hatte, verschwand zu meiner Verwunderung.
Doch als ich bemerkte, dass ich eigentlich nichts dagegen hatte, wenn der schwarzhaarige Vampir mein Blut trank, holte mich das schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.
Bis eben hatte ich doch noch gedacht, dass ich Itachi hasste, aber dann würde mich das ganze wohl eher anekeln.
Weiter konnte ich nicht denken, denn ich spürte seinen Atem an meinem Hals.
Zitternd versuchte ich mich zu wehren, doch ich war zu schwach.
Selbst ein Bodybuilder würde gegen ihn momentan wehrlos sein und ich erst recht.
Dann spürte ich seine Zähne.
Es war nur eine knappe Berührung, doch ich spürte, wie mein Körper sich sofort verkrampfte.
Wie war ich nur in diese Lage gekommen?
Itachis Hand drückte mich nach wie vor gegen die Wand.
Plötzlich spürte ich wie sich die Zähne des Vampirs in meinen Hals bohrten.
Ein stechender Schmerz schoss durch meinen hilflosen Körper, dann verlor ich jegliche Kontrolle über meine Handlungen.
Nicht mehr in der Lage mich zu wehren, spürte ich, wie mein eigenes Blut meinen Hals hinab lief.
Atemlosigkeit machte sich in mir breit und ich rang keuchend um Verstand.
Das hier würde mein Ende werden, wenn ich nicht so schnell wie möglich etwas tat.
Doch was hätte ich denn bitte tun sollen.
Zu meinem eigenen Erstaunen und Missfallen, begann mein Harz wie wild zu rasen.
Und zwar nicht vor Angst, was meine erste Vermutung gewesen wäre.
Was war nur jetzt wieder mit mir los?
Mein Atem bildete nun keine Wölkchen mehr, doch dafür war mir noch kälter als vorher und ich hatte nicht das Gefühl, dass es dieses Mal an der Temperatur lag, sondern fiel mehr an mir oder besser gesagt an meinem Körper.
Adrenalin schoss durch meinen Körper und ich verkrampfte mich noch mehr.
Die Panik, die mich ergriff und der Gedanke, dass ich hier um mein Leben kämpfen musste, übernahmen nun die Oberhand und ich versuchte den Schwarzhaarigen wegzuschubsen.
Überrascht, dass ich mich noch wehren konnte, gelang es mir ihm einen harten Tritt in den Bauch zu geben und er flog gegen die gegenüberliegende Hand.
Keuchend rutschte ich an der Wand hinunter und griff mir kraftlos an den Hals.
Blut trat aus der Wunde aus und nach kurzer Zeit war meine ganze Kleidung blutgetränkt
Hilflos versuchte ich wach zu bleiben und nicht das Bewusstsein zu verlieren, doch jegliche Kämpferei war sinnlos, denn langsam wurde alles schwarz vor meinen Augen und ich spürte zum ersten Mal, dass ich noch viel hilfloser war, als ich es je für möglich gehalten hatte.
Das letzte, was ich sah, war der schwarzhaarige Vampir vor mir, der wieder aufstand.
Dann verlor ich das Bewusstsein und die Angst, die sich in mir breit gemacht hatte, ließ einen letzten Gedanken in mir aufkeimen.
Und zwar, dass das hier das letzte war, was ich sah.
Dass ich nicht mehr aufwachen würde.
Scheinbar hatte ich weit mehr Blut verloren, als ich es selbst bemerkt hatte.
Dann übermannte mich die Dunkelheit, zog mich mit sich, immer näher an den Abgrund.

Das einzige, was ich spürte war unendlicher Schmerz.
Blinzelnd öffnete ich die Augen, doch ich sah nur Dunkelheit.
War ich tot?
Nein, sonst wäre da nicht dieser Schmerz.
Ich versuchte mich zu bewegen, jedoch gelang es mir nicht.
Nach Luft schnappend versuchte ich es wieder, doch zu meiner Angst bekam ich keine Luft mehr.
Ich war nicht mehr in der Lage zu atmen, alles veränderte sich.
Dann öffnete ich die Augen und starrte die Decke an.
Keuchend setzte ich mich auf und versuchte zu verstehen wo ich war.
Jedoch kam mir nichts bekannt vor und nach und nach kamen meine Erinnerungen wieder zurück.
Sofort war ich hellwach und meine Hand glitt zu meinem Hals.
Zu meinem Erstaunen war dort jedoch nichts und ich stand auf.
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich mich in meinem Zimmer befand.
War also alles doch nur ein Traum gewesen?
Verwirrt ging ich die Treppe hinunter und suchte das Telefon.
Es lag auf dem Tisch und mein Blick glitt nach oben zu dem Kalender, der dort hing.
Nun vollständig verwirrt bemerkte ich, dass zwei Tage vergangen waren und ich schnappte mir das Telefon genau in dem Moment in dem es klingelte.
„Hallo?“, fragte ich immer noch verwirrt.
„Hallo Tsuki, wie geht es dir? Besser du bleibst noch im Bett!“, hörte ich die Stimme meines Managers.
„Was ist denn passiert?“, fragte ich ihn.
„Weißt du das denn nicht mehr?“
„Nein.“
Von was redete er denn bitte?
„Ich hab dir gesagt du sollst Taiyo suchen und du bist dann los. Anscheinend warst du aber zu geschwächt und bist im Park ohnmächtig geworden“, erklärte Taki mir.
Ich kratzte mich am Kopf.
War das wirklich so gewesen?
Aber ich konnte mich nicht erinnern in den Park gegangen zu sein.
Achselzuckend wandte ich mich wieder dem Telefon zu.
Meine Träume waren aber auch echt nicht mehr normal.
„Entschuldigen Sie. Ich habe den Termin verpasst oder?“
„Nicht schlimm, Tsuki. Besser du ruhst dich aus. Taiyo und ich kommen gleich zu dir“, sagte er und ehe ich noch etwas sagen konnte, legte er auf.
Genervt machte ich mich wieder auf den Weg nach oben.
Aus irgendwelchen Gründen hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte.
Seufzend schloss ich meine Zimmertür und ging zum Balkon um die Vorhänge aufzuziehen.
War wohl besser, wenn alles nur ein Traum gewesen war.
Wer wüsste, was sonst noch so alles passier wäre.
Meine Hand umfasste den Vorhang und ich zog ihn beiseite.
Takis Reaktion war mir aber auch seltsam erschienen.
Wieso hatte er so seltsam gefragt ob ich mich an nichts mehr erinnerte.
Klar, er hatte meine Ohnmacht gemeint, aber sonst konnte ich mich niemals so gut an meinen Traum erinnern.
Jetzt jedoch wusste ich noch alles haargenau.
Gähnend ging ich auf den Balkon.
Die Sonne schien.
Ich hatte Sonnenschein ja noch nie wirklich gemocht, aber dass er so enormes Kopfweh verursachte war mir bis jetzt noch nie aufgefallen.
Ich ging wieder in mein Zimmer und schloss die Tür.
Das hier war ja mal wohl die Hölle!
Ich zog die Vorhänge wieder zu und ließ mich auf mein Bett fallen.
Entfernt konnte ich einen Schlüssel hören und ich vermutete, dass Taki und Taiyo da waren.
Ich war todmüde und starrte nach wie vor die Decke an.
Obwohl es eigentlich dunkel sein müsste konnte ich alles genau erkennen.
Anscheinend war es doch heller!
Taiyo und Taki betraten mein Zimmer.
„Hey Tsuki, mach wenigstens den Vorhang auf“, begann mein Bruder gleich zu motzen und Taki ging wieder runter um einen Kaffee zu machen.
„Lass bloß diesen verdammten Vorhang zu“, sagte ich seufzend.
Taiyo starrte mich an.
„Geht’s dir nicht gut?“, fragte er verwirrt.
„Was weiß ich. Ich hab Kopfweh!“, fauchte ich zurück.
Taiyo schüttelte den Kopf und Taki kam wieder mit einem Kaffee hoch.
Ich nippte an meinem Lieblingsgetränk und spuckte es jedoch sofort wieder aus.
„Ich glaub ich ruf nen Arzt“, sagte Taiyo und verschwand nach unten.
„Was hast du Tsuki?“, fragte Taki mich mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Ich frag’ dich jetzt mal was. Und halt mich nicht für verrückt!“, sagte ich und sah Taki an.
„Klar, was gibt es?“
„Sag mal… Bin ich wirklich ohnmächtig geworden?“, fragte ich ihn.
„Ja, wieso fragst du so etwas?“
Ich stand auf und musterte Taki eindringlich.
Dieser erwiderte meinen Blick ohne mit der Wimper zu zucken.
Seufzend ging ich zum Spiegel und starrte mein Spiegelbild eine zeitlang an.
„Aber Tsuki, mach wenigstens das Licht an. Man kann ja seine eigene Hand nicht vor Augen sehen!“, beschwerte sich mein Manager.
Verwirrt drehte ich mich zu ihm um.
„Wieso denn? Also ich kann alles sehen.“
Ich spürte Takis Blick, dann packte er mein Handgelenk.
„Tsuki, was haben sie mit dir gemacht?“
„Sie?“
Ich verstand überhaupt nichts mehr von dem, was mein Manager da erzählte.
„Kannst du dich denn an nichts mehr erinnern?“, fragte er misstrauisch.
„Das kommt jetzt darauf an, wovon Sie reden“, gab ich zurück.
Seufzend schüttelte mein Manager den Kopf.
„Weißt du noch was war nachdem du Taki gefunden hast?“
„Sagten Sie nicht, dass ich im Park ohnmächtig geworden bin?“
„Ja, aber das stimmt nicht.“
Genervt sah ich meinen gegenüber an.
„Jetzt hören Sie mir mal zu: Wenn Sie mir jetzt erzählen, dass dieser ganze Vampirschwachsinn wirklich passiert ist, dann…“
Ich kam nicht dazu den Satz zu beenden, da Taki den Vorhang aufzog.
„Machen Sie sofort den Vorhang wieder zu!“, fauchte ich ihn sofort an.
Als ich in den Spiegel sah zuckte ich zusammen.
Meine Augen waren blutrot geworden und ich öffnete leicht den Mund.
Sofort schloss ich ihn wieder, als ich die spitzen Eckzähne sah.
Ich drehte mich zu meinem Manager um.
Dieser hielt in seiner rechten Hand eine Pistole.
Sofort zuckte ich zusammen.
„Tut mir leid, Tsuki, aber anscheinend bist du jetzt auch eine von ihnen. Und das bedeutet, dass ich dich töten muss“, sagte er leise, aber vernehmlich.
„Moment mal, was soll der Scheiß!“, fauchte ich wütend.
Taki hob die Hand und ich wich zurück.
Jedoch kam ich nicht sonderlich weit.
Denn ich strauchelte und knallte gegen die geschlossenen Fenster der Balkontür.
„Taki, bitte lassen Sie das!“
Meine Hand umfasste den Türgriff und ich öffnete die Balkontür.
Mit einem Knall drückte mein Manager ab und die Kugel verfehlte mich nur um ein paar Zentimeter.
Das Glas der Tür riss und die Scherben prasselten auf mich nieder.
Sofort versuchte ich auszuweichen und zu meinem Erstaunen traf mich nur einer der Splitter.
Blut tropfte auf den Boden und ich noch weiter zurück.
Nun stand ich auf dem Balkon, doch das Sonnenlicht lähmte meine Reaktionen vollständig.
Ich sackte auf die Knie und vor mir tanzten schwarze Flecken.
Dann hörte ich einen weiteren Schuss und ich schloss die Augen.
Doch ich spürte nichts und ich riss die Augen auf.
Vor mir stand Itachi der die Kugel abgefangen hatte.
Schwankend stand ich wieder auf.
„Was machst du hier?“, fragte ich ihn, doch er drückte mir seine Hand auf den Mund, dann nahm er meine Hand und sprang vom Balkon.
„Spinnst du?“, fauchte ich sofort, doch er ignorierte mich einfach und rannte durch den Garten.
Keuchend folgte ich ihm in die Stadt.
„Ich hab dich was gefragt, Itachi!“, schrie ich ihn an, als er in ein Café ging.
Erst jetzt drehte er sich zu mir um.
„Reg dich endlich wieder ab“, gab er zurück.
„Dann sag du mir, was hier vorgeht!“
„Also, du bist zusammengebrochen nachdem… nun ja, du weißt schon. Zumindest hat Inos Vater dich ins Krankenhaus gebracht. Und dann bist du den Huntern in die Hände gefallen“, erklärte mir Itachi.
„Das meinte ich eigentlich nicht. Ich wollte wissen was du mit mir gemacht hast“, gab ich fauchend zurück.
„Wie meinst du das denn jetzt? Ich hab gar nichts mit dir gemacht!“
Itachi musterte mich kalt.
Ich sah ihn wütend an, als wir plötzlich Sirenen hörten.
„Was ist denn da los?“, fragte Itachi jemanden.
Der Mann drehte sich um.
„Sie kennen doch diese eine Sängerin. Zumindest wurde sie entführt“, erklärte der Mann.
Itachi nickte und der Mann drehte sich um und ging weiter.
Dann wandte sich Itachi wieder an mich.
„Stimmt ja, du bist eine Berühmtheit. Das wird schwieriger als erwartet“, sagte Itachi seufzend.
„Dafür kann ich ja wohl nichts“, gab ich zurück.
„Dann komm mit“, sagte er und verwirrt folgte ich ihm.

10.
~Tsuki~

Ich folgte Itachi, der in eine Seitenstraße gegangen war.
„Wo gehen wir hin?“, fragte ich ihn und massierte mir den Knöchel.
Meine Füße taten höllisch weh da ich nicht mehr dazugekommen war mir Schuhe anzuziehen.
Ich trug auch immer noch meinen Minirock und ein Top.
Langsam aber sich riss mir der Geduldsfaden.
Itachi drehte sich zu mir um und seufzte.
„Wir sind gleich da“, sagte er dann nur und ging weiter.
Ich humpelte hinterher und versuchte nicht zu fluchen.
Plötzlich rempelte mich jemand an und ich verlor das Gleichgewicht und viel hin.
Der blondhaarige Junge drehte sich sofort um.
„Tut mir leid“, sagte er und ich stand wieder auf.
Itachi drehte sich genervt zu uns um.
Der Junge sah ihn an.
„Bist du nicht Sasukes Bruder?“, fragte er Itachi dann.
Sasuke?
Ach ja, dieser eine Junge, an dem Ino so geklammert hatte.
Itachi nickte nur kaum merklich und ich musterte beide.
Irgendwie hatte ich gerade das zunehmende Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte und ich hoffte, betete sogar, etwas, was ich sonst nie tat, weil ich nicht an die Existenz eines Gottes glaubte und das alles in meinen Augen reine Idiotie war, dass ich mich irrte.
Aber nein, Naruto öffnete den Mund und ich war mir todsicher, dass der nächste Satz meine Hoffnungen zertören würde.
Nach außen desinteressiert begutachtete ich meinen Knöchel.
„Weißt du, was heute mit Sasuke los war?“, fragte der Blonde Itachi.
„Wieso fragst du, Kleiner?“, stellte Itachi eine Gegenfrage und ich durchschaute sofort, dass Itachi nicht wusste wovon der Jüngere redete.
„Nun ja, also Sasuke war heute nur ganz kurz in der Schule, dann ist er plötzlich ohnmächtig geworden, die Lehrer haben ihn ins Krankenzimmer gebracht, doch dann ist er verschwunden!“, erklärte der Junge schnell und ich staunte, dass jemand so schnell reden konnte ohne sich dabei zu verhaspeln.
Und Taiyo hatte einmal gemeint ich würde schnell reden.
Wut flammte kurz in meinen Augen auf als ich an meinen idiotischen, nichts ahnenden Bruder dachte.
Noch nie hatte ich ihn wirklich leiden können und das beruhte wohl eindeutig auf Gegenseitigkeit.
Doch eigentlich wollte ich auch nicht, dass er wieder verschwand, so wie damals als wir noch klein gewesen waren.
Klar, ich war ein kleines Kind gewesen und ich war so naiv gewesen zu glauben, dass er bei mir bleiben würde.
Im Grunde hatte ich doch gewusst, dass der dunkelbraunhaarige verschwinden würde.
Aber nie hätte ich gedacht, dass ich diejenige seien würde, die abhaut.
Und vor allem nicht, dass der Grund dafür ein Vampir war.
Ich musterte Itachi und aus irgendeinem unerfindlichen Grund musste ich lächeln.
Meinetwegen, ich gab es zu, er sah verdammt gut aus.
Fluchend ertappte ich mich bei meinem Gedanken und haute meinen Kopf gegen die Wand, woraufhin Itachi und der Blonde mich verwirrt ansahen.
„Was machst du da?“, fragte mich der Jüngere.
„Nichts“, gab ich nach Luft schnappend zurück.
Keiner der beiden kaufte mir das ab.
Wieso sollten sie auch?
Schließlich haute man ja nicht einfach ohne Grund seinen Kopf gegen die nächstbeste Wand.
„Was soll der Scheiß, Tsuki?“, fragte Itachi mich misstrauisch.
„Ich sagte doch nichts! Es macht mir nur unglaublichen Spaß meinen Kopf gegen Wände zu hauen!“, gab ich hysterisch zurück und versuchte den Schwarzhaarigen nicht anzustarren.
„Sehr witzig. Was ist der richtige Grund für dein Verhalten?“, fragte er kühl wie immer.
‚Na du, du Vollidiot!’, schoss es mir durch den Kopf.
„Das geht dich nichts an“, fauchte ich wütend.
‚Also eigentlich geht es ihn ja doch etwas an’, meldete sich nun mein Gewissen und langsam aber sicher war ich mir sicher (Uiiii zweimal sicher xD der satz klingt schräg…), dass ich eine Psychiater brauchte.
„Vielleicht geht es mich nichts an, aber ich will es nun einmal wissen“, erwiderte Itachi.
„Und ich will es dir nicht sagen! Und erinnere mich daran, dass ich später einen Psychiater suche“, murmelte ich.
Jetzt starrten mich Itachi und der Blonde verwirrt an.
Um das Thema zu wechseln und nicht noch etwas Unüberlegtes zu sagen, wandte ich mich an den Kleineren.
„Sag mal, wie heißt du eigentlich?“, fragte ich ihn.
Wow Tsuki! Fällt dir nichts Besseres ein?!
Nein!
Eindeutig war ein Besuch bei dem Psychiater fällig.
Ich begann ja schon mit mir selbst zu reden, oder besser gesagt zu denken.
„Ich heiße Naruto Uzumaki“, stellte sich der Blonde vor.
Ich hörte ihm nur halbherzig zu, da ich damit beschäftigt war meine Gedanken wieder so zu ordnen, dass sie nichts mit Itachi oder sonstigem Vampirkram zu tun hatten.
Leichter gesagt, als getan.
‚Gott wieso tust du mir das nur an?’, fragte ich.
Schon zum zweiten Mal fing ich an etwas mit Gott zu denken.
Was für eine Ironie, ein Vampir führte Denkgespräche und fragte jetzt schon Gott um Rat.
Also bitte irgendetwas lief in meinem Leben enorm schief.
Ich erstarrte.
Leben?
In irgendeinem Buch hatte ich gelesen, dass Vampire Untote waren und man starb bevor man zum Vampir wurde.
Bitte nicht!
Naruto fiel gerade ein, dass er eine Nudelsuppe essen wollte und verschwand.
„Itachi?“, fragte ich den Schwarzhaarigen und widerstand dem Drang seinen Namen ein weiteres Mal zu sagen.
„Hm?“, gab dieser nur zurück.
„Bin ich eigentlich tot?“
Völlig entgeistert starrte mich mein Gegenüber an.
Entweder er stellte sich dumm, oder…
Erst jetzt zog ich die Möglichkeit in Erwägung, dass er noch gar nichts von meinem kleinen Problem wusste.
Moment mal! Kleines Problem?
Ich war ein Vampir!
Ein Blut trinkendes, Sonnen hassendes Monster und ich bezeichnete das ganze als ein KLEINES Problem!
„Was redest du da für einen Schwachsinn?“, fragte mich Itachi leicht genervt und legte mir eine Hand auf meine Stirn.
Sofort spürte ich, wie ich anfing rot zu werden.
„Fieber hast du anscheinend nicht“, stellte er nur fest und zog seine Hand wieder weg.
Wollte der mich etwa verarschen?!
Wut stieg in mir hoch und ich sah ihn hasserfüllt an.
„Was hast du jetzt schon wieder?“, fragte mich der Schwarzhaarige, dem mein Blick wohl nicht entgangen war.
Welch Wunder!
„Sag du es mir!“, gab ich gereizt zurück.
„Was soll ich dir bitte sagen?“
Itachi schien nun vollständig verwirrt und ich atmete tief ein.
Er schien wirklich nicht die geringste Ahnung zu haben, was mit mir passiert war.
Moment, was er mit mir gemacht hatte.
Genau, das alles war doch nur seine Schuld.
Und ich Idiotin war auch noch in ihn verknallt!
Sofort erstarrte ich und dieses Mal vergaß ich sogar meinen Kopf gegen die Wand zu knallen.
Stattdessen klappte mir der Mund auf.
Diese „Erkenntnis“ raubte mir soeben den letzten Nerv und zunehmend begann ich nichts mehr zu verstehen.
War das etwa wirklich… konnte ich mich in diesen vermaledeiten, herzlosen Vampir verliebt haben?
Nein, das war ausgeschlossen!
Ich tickte zwar offensichtlich nicht mehr richtig, aber bitte, das hier ging eindeutig zu weit!
Und nicht nur zu weit, sondern so weit, dass es dafür kein Wort mehr gab.
Itachi wedelte mit seiner Hand vor meinen Augen herum.
„HALLO? Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte er sichtlich genervt.
Als er seine Hand auf meine Schulter legte, zuckte ich sofort zusammen und gab ein Fauchen von mir.
Hä?
Ich war ein Vampir, keine Katze!
Verwirrt über meine eigene Reaktion verfiel ich wieder meinen Gedanken, was Itachi nun vollständig auf die Palme brachte und er mich kräftig durchschüttelte um mich wieder einigermaßen zur Vernunft zu bringen.
„Würdest du mir bitte endlich sagen, was diese dumme Frage von vorhin sollte, anstatt Löcher in die Luft zu starren und am hellichsten Tag zu träumen. Soweit ich weiß ist das nicht das normale Verhalten eines gesunden Menschen“, wies er mich zurecht.
„Menschen?“, gab ich verwirrt zurück.
Der Vampir stöhnte resignierend auf.
„Ja, soweit ich das ganze weiß bist du ein Mensch, oder willst du behaupten du seiest ein Alien?“, fragte Itachi mich.
Entgeistert starrte ich ihn mehrere Minuten lang an.
„Du bekommst auch gar nichts mit, du unsensibler Arsch!“, schrie ich ihn blind vor Wut an.
„Was hab ich denn jetzt bitte falsch gemacht?“, murmelte der Uchiha.
„Was du falsch gemacht hast? Du willst wissen, was du falsch gemacht hast?“, fuhr ich ihn an.
„Du verdammter Idiot!“
„Würdest du mir bitte sagen, was du hast anstatt mich sinnlos anzuschreien?“, fragte er ebenfalls wütend.
„Sinnlos? Natürlich, für dich ist es ja normal von Licht Kopfweh zu bekommen und den nächstbesten als Snack zu betrachten!“
„Was soll das heißen?“, fragte Itachi, der langsam eine schlechte Vorahnung bekam, die er jedoch nicht deuten konnte.
Meine Augen wurden in der Zwischenzeit blutrot und Itachi klappte der Mund auf.
„A-Aber wie?“, stotterte er.
Ich klatschte ihm eine – schon zum zweiten Mal – und verschwand in einer Seitenstraße, den verwirrten Schwarzhaarigen zurücklassend.

11.
-Itachi-

Ich starrte die Straße an ohne mich zu bewegen.
Erschrocken sah ich immer noch die roten Augen derjenigen vor mir, die ich eigentlich hätte beschützen sollen.
Das würde noch Ärger geben, der sich gewaschen hatte, dessen war ich mir sicher.
Madara würde alles andere als erfreut sein, schon allein, weil sein Schützling nun ein Vampir war, doch wohl hauptsächlich, dass ich sie zu einem gemacht hatte.
Und das, wo ich noch nicht einmal wusste, wie es eigentlich genau ging.
Zuvor war mir das noch niemals passiert und dann war da noch die Sache mit meinem Bruder, die ich bis eben verdrängt hatte.
Nach Narutos Beschreibung hatte ich das Gefühl, dass mein kleiner Bruder die „tolle“ Seite des Sonnenlichts entdeckt hatte, was so viel bedeutete, wie dass auch er nicht mehr tagsüber raus konnte.
Besonders am Anfang war es am schwierigsten und es dauerte meistens um die vier Jahre bis man langsam noch einmal ans Licht konnte.
Doch wirklich nach draußen konnte man nie wieder bei Sonnenschein.
Und zu seinem Unglück schien genau in diesem Moment die Sonne.
Dabei fiel mir wieder Tsuki ein, der das ganze nun langsam auch immer mehr zu schaffen machen müsste.
Diese Geitesgestörte hatte wohl wirklich einen Besuch beim Psychiater nötig, nicht nur, weil sie irgendwie mit ihrer nun vampirischen Seite klar kommen musste, sondern auch wegen ein paar anderen psychischen Problemen, die sie zu haben schien.
Als sie angefangen hatte ihren Kopf gegen die Wand zu hauen hatte ich mich ernsthaft gefragt, ob die nun hormonstörungen hatte und ehrlich gesagt schien da was dran zu sein.
Aber ich verstand die Frauen einfach nicht.
Sie waren mir ein Rätsel und sie hatten mich nie sonderlich interessiert und wäre es nicht mein Auftrag sie zu beschützen, ich wäre ihr jetzt nicht gefolgt.
Obwohl ich nichts gegen einen weiteren Schluck von ihrem Blut hatte.
Es hatte nicht nur gut geschmeckt, sondern zu meinem Erstaunen machte mir das Sonnenlicht seitdem kaum noch etwas aus.
Wobei ich doch erst seit etwas mehr als fünf Jahren ein Vampir war.
Trotzdem hatte es nicht meinen Blutdurst besänftigt.
Zwar bis eben, aber seitdem ich wieder mit Tsuki zusammen war und mich in ihrer Nähe aufhalten musste, schwirrten meine Gedanken um ihr Blut.
Das war also ungefähr das, was Menschen unter einer Droge verstanden, die stärker war als alle anderen.
Jetzt begann ich langsam schon Blut mit Drogen zu vergleichen, auch wenn es dem ganzen eigentlich ziemlich nahe kam.
Seufzend setzte ich wieder meine kalte Maske auf und überlegte ob ich zuerst meinen kleinen Bruder oder Tsuki suchen sollte, wobei ich mir fast sicher war, dass letztere momentan das größere Problem war, denn sie hatte seit ihrem Erwachen noch kein Blut getrunken und soweit ich in der Schule aufgepasst hatte, musste ein neu erwachter Vampir Blut trinken.
Der Drang musste sogar den eines erwachsen werdenden, reinblütigen Vampirs übertreffen und somit musste ich Tsuki schnell finden.
Sie hatte meinen vollen Respekt dafür, dass sie noch nicht vollständig durchgedreht war.
Achselzuckend entschloss ich mich die Zicke zu suchen, ehe sie ein Blutbad anrichtete und wir den ganzen Dreck beseitigen mussten.
Und mit mir meinte ich größtenteils mich selber, denn schließlich war ich, erstens Schuld an ihrem Zustand und zweitens hatte ich den Auftrag auf die aufzupassen, was mir in diesem Moment nicht gelungen wäre.
Wenn ich sie aufgegabelt hatte, dann musste ich Sasuke suchen.
Während ich ebenfalls in die Straße ging, in der Tsuki verschwunden war, machte ich mir Gedanken über ihr Benehmen.
Klar, sie war eine Frau und in meinen Augen war es normal, wenn eine Frau einen an der Klatsche hatte.
Als ich klein gewesen war und meine Eltern noch gelebt hatten, hatte mich meine Mutter einmal mit zum Sommer-Schluss-Verkauf genommen und ich hatte immer noch Albträume davon.
Nicht, weil ich damals in dem Gedränge meinen Lolly verloren hatte.
Oh man, ich wollte nicht wissen, was mein Bruder sagen würde, wenn er von dem Lolly erfahren würde.
Tsukis Spott konnte ich auch schon nahezu hören, auch wenn sie mal von ihrer genervten Fragerei anscheinend etwas von ihrer Arroganz eingebüßt hatte.
Zumindest hatte ich mir einen Wutausbruch bei ihr anders vorgestellt und erst jetzt fiel mir ein, dass es in Tokio ziemlich viele Hunter gab und ich wollte nicht wissen, was sie mit Tsuki anstellen würden.
Und erst recht nicht, wenn sie wüssten, dass Tsukis Blut auch noch das Elixier des Lebens war.
Das würde dann so ziemlich ihr Ende werden oder etwas viel schlimmeres, wenn ich an die Hunter dachte.
Irgendjemand schien ihn momentan überhaupt nicht gut gesinnt zu sein, sonst hätte er kaum so viel Pech auf einmal.
Knurrend blieb ich an einer Kreuzung stehen und versuchte herauszufinden in welche Richtung die Schwarzhaarige gegangen war.
Das hier war mal der größte Scheiß.
Plötzlich hörte ich jemanden hinter mir etwas sagen und ich drehte mich zu der schwarzhaarigen um und erinnerte mich, dass sie zusammen mit Tsuki in jener Nacht von diesen Perversen angegriffen worden war.
Oder sollte man eher sagen, sie war angegriffen worden und Tsuki hatte mal wieder ihre Nase in die Angelegenheit stecken müssen?
„Ähmm… Sie… haben mir doch letztens… nun ja… das Leben gerettet“, stammelte sie und starrte auf den Boden, wobei sie ihre Zeigefinger immer wieder aneinanderstupste.
Eine Geste, die mich ziemlich nervte.
Jedoch sagte ich nichts weiter dazu, sondern nickte dem Mädchen nur zu.
„I-Ich wollte… mich bedanken“, nuschelte sie und ich versuchte zu verstehen, wie man nur so… nun ja… schüchtern seien konnte.
Das totale Gegenteil von Miss Arrogant.
Ich war froh, dass Tsuki das nicht mitbekam, sonst würde sie mich wieder mit diesem Blick anstarren, der selbst meinem Todesblick Rekord machte.
Nur dass sie dabei immer noch eine Augenbraue hochzog, was leicht unheimlich wirkte.
Und ich wollte nicht wirklich wissen, wie ihr Todesblick im Vampirmodus aussah.
Allein ihre roten Augen hatten eben eine Wut und einen Hass ausgestrahlt, der mich beinahe vom Hocker gehauen hätte.
Doch ich hatte noch etwas in ihren Augen gesehen… Etwas Verzweifeltes… vielleicht sogar Hilfesuchendes.
Quatsch, ich meinte hier Tsuki und das würde überhaupt nicht zu ihrem Image passen.
Kopfschüttelnd dachte ich nicht weiter darüber nach und versuchte mir nicht auszumalen, wie Madara reagieren würde, wenn ich Tsuki nicht finden würde.
Da fiel mir ein, dass ich eigentlich dieses stotternde Etwas fragen konnte ob sie Tsuki gesehen hatte.
„Du sag mal“, wandte ich mich an sie und sofort zuckte sie zusammen.
„I-Ich heiße H-Hinata“, sagte sie stotternd, da das DU sie anscheinend gestört hatte, sie aber nicht wirklich das ganze auf den Punkt bringen wollte.
Tsuki hätte jetzt wohl so was gesagt wie: Du Vollidiot, ich habe einen Namen und wenn du zu dumm bist mich danach zu fragen, dann halt dein Maul!
Ich konnte sie förmlich vor mir stehen und musste zu meinem Erstaunen grinsen.
Oh ja, ich hatte das ganze glaube ich gut getroffen.
„Also Hinata, erinnerst du dich noch an die Frau, die an dem Abend noch dabei war?“, fragte ich sie.
Die schwarzhaarige zuckte zusammen, nickte dann aber leicht, während sie immer noch den Boden anstarrte, was mich langsam echt zur Weißglut brachte und ich zu der Frage kam, ob ich nicht doch eher sie zum Psychologen schicken sollte, anstatt Tsuki.
Letztere war zu vorlaut, aber das erschien mir plötzlich doch etwas angenehmer als das Gestotter.
Bei der nun ja… Vampirin eben, wusste man wenigstens wo dran man war.
„Hast du sie vielleicht eben gesehen?“, fragte ich die Schüchternheit in Person.
Diese nickte nur und zeigte nach links.
„Ja, sie wollte wissen wo der Bahnhof ist… S-Sagen sie mal… i-st sie… nun ja… ihre Freundin?“, fragte Hinata mich und mir klappte der Mund auf.
„Wie kommst du denn bitte auf diesen Schwachsinn?“, fuhr ich sie an.
„Sie meinte, dass wenn ich Sie sehe, dass ich ihnen dann sagen soll, dass Sie sie nicht verfolgen sollen“, sagte Hinata und brachte zu meinem Erstaunen den ganzen Satz ohne Gestotter heraus.
An meiner Stirn pochte nun eine Wutader.
Was fiel dieser Schlampe eigentlich ein?
Langsam versuchte ich mich wieder zu beruhigen, was mir jedoch nicht wirklich gelang.
Wenn ich sie erst einmal gefunden hatte, dann konnte sich unser Prinzesschen auf was gefasst machen und das würde sich gewaschen haben, so viel war sicher.
„Und wie kommst du dann bitte darauf, dass wir zusammen seien?“, fragte ich Hinata, da mir diese Sache immer noch schleierhaft war und ich mich fragte, was dieser Aufwand sollte.
„Ähm… es… hat so gewirkt als hätten sie Streit und… als ich sie das gefragt hab… da ist sie rot geworden“, sagte Hinata gepresst.
Ich zog die Augenbrauen hoch.
Hinata schien eindeutig einmal den Unterschied zwischen peinlichem rot werden und dem rot werden, was durch Zorn entstanden war, zu bemerken.
Aber zu denken gab mir das ganze schon, denn Tsuki hatte ich noch nie rot werden sehen, weder vor Scham, noch vor Wut, selbst nicht, als sie erfahren hatte, dass Madara ihr Verlobter war.
Und das musste doch immerhin etwas heißen, schließlich war sie eine Frau und auch mir als Mann würde das so was von gar nicht gefallen.
Ich wandte mich von Hinata ab und machte mich auf den Weg zum Bahnhof.
Ich hatte schon genug Zeit vergeudet, wer wusste, was Tsuki überhaupt vorhatte, geschweige denn, was passieren würde, wenn sie Tokio verließ und einem anderen Vampirclan in die Hände fiel.
Das machte das ganze wohl noch schlimmer, als wenn die Hunter unser Prinzesschen bekamen.
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich Tsukis Namen in meinem Gedanken schon zum zweiten Mal durch Prinzesschen ersetzt hatte und stöhnte resigniert auf.
Ich musste wohl auch dringend zum Psychiater, wenn ich schon begann anderen Leuten Spitznamen zu geben, was gar nicht zu meiner sonstigen kühlen und distanzierten Art passte.
Ich musste wieder an den SSV denken, aber dieses Mal, weil ich mich plötzlich an etwas erinnern konnte.
~Flashback~

Mikoto zog mich durch die Menge.
„Hör auf zu weinen, Itachi. Ich kauf dir einen neuen Lutscher“, sagte sie seufzend zu mir, „Du bist doch schon sechs Jahre alt!“
Ich quengelte weiter, in der Hoffnung, sie würde mir zuhören, was ich aber vergessen konnte, denn sie hatte soeben ein paar Schuhe entdeckt hatte, die ihrer Meinung nach, das beste überhaupt waren.
Ohne mich weiter zu beachten, zog mich meine sonst fürsorgliche Mutter durch die Menschenmenge zu den Schuhen, wo auch eine andere Frau mit schwarzen Haaren stand und sich das gleiche Paar besah.
Als sie meine Mutter bemerkte hob sie den Kopf und sah meine Mutter und mich an.
„Die Schuhe sind toll nicht wahr?“, schwärmte meine Mutter und ließ meine Hand los.
Die Frau nickte und sah mich kurz traurig an.
„Haben Sie auch Kinder?“, fragte meine Mutter die Frau.
„Ja… ich habe einen Sohn und…“, sie brach ab und starrte gedankenverloren auf die Schuhe.
„Alles in Ordnung?“, fragte Mikoto sie besorgt.
Die Frau lächelte traurig, dann drehte sie sich um.
„Ich habe eigentlich noch eine Tochter, aber sie… wird wohl kein angenehmes Leben haben… meine arme kleine Tsuki“, flüsterte die Frau und verschwand dann.

~Flashback Ende~

Ich war stehen geblieben.
War es möglich, dass ich damals Tsukis Mutter getroffen hatte?
Hatte diese von dem Schicksal ihrer Tochter und deren besonderen Blut etwa gewusst?
Eigentlich konnte es wohl nur ein Zufall sein, dass diese Frau eine Tochter mit dem Namen Tsuki hatte, aber jetzt wo ich darüber nachdachte, hatte sie Tsuki ähnlich gesehen.
Und genau in diesem Moment knallte ich gegen eine Frau mittleren Alters.
„Tut mir leid“, nuschelte ich im Vorbeigehen, als ich plötzlich erstarrte und mich wieder umdrehte.
Und da stand sie.
Die Frau, die meiner Tsuki so ähnlich sah.
Ich erstarrte.
Hatte ich gerade meine Tsuki gedacht?
Was ging denn jetzt bitte mit mir ab?
War ich völlig wahnsinnig geworden oder hatte ich irgendetwas Falsches gegessen oder getrunken?
Die Frau sah mich kurz aus ihren traurigen Augen an.
„Nicht schlimm“, sagte sie mit einem ebenso traurigen Lächeln und ich war mir sicher, dass sie Tsukis Mutter war.
Aber ich hatte doch Tsukis Akte gelesen und dort hatte schwarz auf weiß gestanden, dass Tsukis Eltern tot waren.
„Sagen Sie mal… Sind Sie Tsukis Mutter?“, fragte ich die Frau um sicher zu gehen.

12.
~Tsuki~

Keuchend lehnte ich mich gegen eine Wand und starrte den Boden an.
Die ganze Zeit war ich gerannt, weil Taki mich gejagt hatte und langsam verlor ich die Geduld.
Am liebsten hätte ich meinem ehemaligen Manager gehörig die Meinung gesagt, aber das was wohl nicht das Beste, wenn man mal an meine Situation und vor allem an meinen momentanen Zustand dachte.
Meine Iris begann sich blutrot zu färben und ich spürte ein unendliches Verlangen in mir aufkommen.
Sofort verschwand meine Erschöpfung und ich war nach kurzer Zeit auf den Beinen.
‚Nein, reiß dich zusammen, Tsuki!’, schoss es mir durch den Kopf und ich versuchte das Verlangen nach Blut zu unterdrücken.
Bereits seit drei Stunden ging das nun schon so und langsam aber sicher verlor ich die Geduld.
Ich hatte doch nicht die geringste Ahnung, was Vampire anging und noch weniger, was das Bluttrinken betraf.
Seufzend löste ich mich von der Wand und ging weiter.
Obwohl ich vorgehabt hatte ganz weit weg zu fahren und das alles einfach nur zu vergessen, hatte Taki mir mit seinem Auftauchen einen Strich durch die Rechung gemacht.
Also hatte ich erst einmal durch halb Tokio rennen müssen, ehe sowohl mein ehemaliger Manager, als auch ich bei der Polizei gelandet waren, weil Taki auf mich geschossen hatte und das vor dem Tokiotower, was mich langsam an seiner Intelligenz zweifeln ließ.
Nun musste ich bereits seit einer halben Stunde irgendwelche dummen Lügen erzählen um hier endlich wieder wegzukommen und die Wahrheit konnte ich kaum erzählen.
Also versuchte ich einigermaßen glaubhafte Lügen zu erfinden, was bis jetzt ganz gut geklappt hatte.
Eigentlich wäre ich ja schon hierrausgekommen, wenn da nicht die klitzekleine Tatsache wäre, dass sie meinen Vormund benachrichtigen wollten, da ich, laut der unglaublich klugen Polizei, in einem schlechten geistigen Zustand war.
Ihrer Meinung nach sollte ich erst einmal zu Verwandten oder guten Freunden gehen.
Aber bitte, meine Familie war tot, soweit man es mir gesagt hatte und zu meinem Bruder würde ich nur über meine Leiche gehen, sofern das noch möglich war, schließlich war ich… nun ja, nicht mehr wirklich menschlich.
Was die Sache mit dem Leben betraf hatte Itachi mir ja nicht geantwortet und ich überlegte, ob ich nicht etwas überreagiert hatte.
Ich setzte mich wieder an den Tisch und knallte meinen Kopf auf die Tischplatte.
Dieses Mal um mein letztes bisschen Verstand zusammenzukratzen und nicht über den nächsten Polizisten herzufallen, nur weil dieser verdammte Blutdrang langsam ins unermessliche ging.
Und natürlich hatte ich Itachi nicht gefragt wie man die Erinnerungen manipulierte, weshalb ich einen kleinen „Zwischensnack“ vergessen konnte.
Obwohl ich nicht wirklich sicher war, ob es in meinem jetzigen Zustand nur ein „Zwischensnack“ werden würde, oder es danach einen Polizisten weniger geben würde.
Mein Kopf lag immer noch auf dem Tisch, als einer der Polizisten wieder den Raum betrat.
Ich hob nicht den Kopf, sondern starrte die Wand neben mir an und seufzte theatralisch.
„Wollen Sie einen Kaffee oder etwas anderes zu trinken haben?“, fragte der Polizist mich, doch ich ignorierte ihn gekonnt.
Jetzt hatte ich keine Lust zu reden, geschweige denn das Wort Trinken zu hören.
Dabei fiel mir doch mal wieder etwas ganz anderes ein und langsam hob ich den Kopf.
Statt den braunhaarigen Polizisten anzusehen, fixierte ich die Ader an seinem Hals und musste mich nun vollends zusammenreißen, was mir zunehmend schwerer fiel.
„Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte mich der Polizist erneut und ich nickte schwach, dann gelang es mir endlich den Blick von seinem Hals abzuwenden.
Er setzte sich mir gegenüber und am liebsten hätte ich diesen Vollidioten angeschrieen.
„Das war sicher ein Schock für Sie“, sagte er mitfühlend.
‚Vollidiot! Das war ja mal wohl der kleinere Schock, wenn man bedenkt, dass ich jetzt ein Vampir bin und bitte, wieso soll mein Manager dann nicht auch ein Vampirjäger sein? Ist doch völlig normal!’, schoss es mir hysterisch durch den Kopf.
Plötzlich bemerkte ich, dass ich seit drei Minuten nicht mehr atmete und schnappte nach Luft.
„Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte der Polizist mich besorgt.
„Mir geht es blendend, keine Sorge“, erwiderte ich wobei meine Stimme nur so vor Sarkasmus tropfte.
„Dann ist ja gut“, sagte der Mann und stand auf.
Mit aufgeklapptem Mund starrte ich ihn an.
Hatte dieser Idiot mir etwa gerade wirklich geglaubt, dass es mir blendend ging?
Mir? Einem Vampir, der sich gerade zusammenreißen musste um nicht irgendjemanden zu töten?
Bitte, wieso nicht.
Es gab also noch völlig naive Menschen auf dieser Welt.
Ich stockte bei dem Wort „Menschen“ und seufzte wieder.
„Iruka-san, kommen Sie bitte kurz?“, rief ein Mann und betrat den Raum.
Der braunhaarige Polizist, alias Vollidiot, hob den Kopf und sah den anderen an, der eine Zigarette im Mundwinkel hatte.
Ui, ein Polizist, der rauchend durch die Gegend lief.
Tokio war auch nicht mehr das, was es einmal gewesen war.
„Natürlich, Asuma-san. Ich komme“, sagte unser lieber Vollidiot und verließ zusammen mit diesem Asuma, dem Zigarettenheini, wie ich ihn soeben getauft hatte, das Zimmer.
Vollidiot und Zigarettenheini quatschten fröhlich vor sich hin als sie durch den Gang schlenderten.
Genervt stand ich wieder auf und zunehmend hatte ich das Gefühl Hummeln im Hintern zu haben.
Konnte ich noch nicht einmal sitzen ohne gleich den Drang haben wieder aufzuspringen?
Irgendjemand hatte sich gegen mich verschworen und ich war mir sicher, wenn ich wüsste, wer das war, dann… (Nein, Tsuki tu mir ja nichts an! Ich bin unschuldig! Und noch zu jung zu sterben!)
Vor mich hinknurrend verließ ich den Raum.
„Wo wollen Sie denn hin?“, fragte mich Vollidiot sogleich und ich drehte mich um.
„Aufs Klo, oder ist das jetzt auch schon verboten“, fauchte ich gereizt.
‚Bleib mir vom Leib, oder ich vergesse dich und dann gehört dein Blut mir’, fügte ich in Gedanken hinzu, sagte doch nichts mehr, wobei ich mir das Vollidiot verkneifen musste.
Vollidiot nickte nur und zeigte auf eine Tür am Ende des Ganges und lächelte wieder dieses Pfefferkuchenpferdchengrinsen (<- deutsche Sprache, tolle Sprache, ne?!).
Gereizt riss ich die Tür zum Klo auf und spritzte mir Wasser ins Gesicht.
Plötzlich hörte ich hinter mir eine Stimme.
„Tsuki, was machst du denn hier?“, fragte mich jemand erfreut und ich fuhr blitzschnell zu der Blondine zurück.
Stöhnend verdrehte ich die Augen.
Nein, nicht dieses blondhaarige Sasuke-verrückte Etwas!
„Der Vollidiot und der Zigarettenheini sind der Annahme ich bräuchte, wie haben sie es noch gleich ausgedrückt, geistige Unterstützung“, fauchte ich gereizt.
„Ach du meinst diesen Asuma und diesen Iruka? Tolle Spitznamen!“, lobte mich die Blonde sofort.
Bei der konnte ich doch sagen, was ich wollte, sie würde mir eh zustimmen.
Ja ja, das Leben eines Stars oder was?
Kopfschüttelnd ignorierte ich ihr erneutes Geplapper und sah mich nach einer Rolle Klebeband um in der Hoffnung, dass sich irgendeine höhere Macht mir erbarmte. (Ach Tsuki. Ich will ja nicht so sein, aber bitte nimm doch einfach Klopapier sonst muss ich noch einkaufen gehen!)
Mein Blick suchte nach dem rettenden Klebeband, doch ich konnte das ganze wohl vergessen und somit gab ich es auf. (Hey, ich sagte hol das Klopapier! Ach vergiss es, Tsuki. Aber kauf Ita später wenigstens als Entschuldigung nen Lolly, ja?! xD)
„Sag mal, hast du ne Idee wie wir hier rauskommen?“, fragte ich die Blondine genervt.
Normalerweise waren Blondinen in meinen Augen ja eigentlich nicht dumm, aber ich begann meine Meinung zu ändern. (Miststück! Ich bin auch blond!)
„Hmm… also wenn du willst dann lenke ich den Vollidioten und den Zigarettenheini ab, dann kannst du abhauen“, bot sie mir an.
Doch nicht so dumm, wie ich gedacht hatte, na dann eben nur unschlau.
Ich nickte zustimmend und verließ mit ihr zusammen das Klo, wobei ich einen gewissen Abstand zu der Blondine hielt, nicht weil ich nicht wollte, dass ihre Art zu reden auf mich abfärbte, sondern, weil es alles um einiges erleichtern würde.
Ino ging zu den beiden Polizisten und begann diese mit irgendetwas vollzujammern, es ging um Itachis Bruder, der laut Ino verschwunden war, und diese fing nun an die beiden Polizisten gekonnt zusammen zu schreien, weil diese ihr nicht helfen wollten.
Ich musste mir ein Kichern verkneifen.
Ino als Gesprächspartnerin zu haben war eine Katastrophe, aber Ino als Ablenkungsmanöver war einfach das Beste.
Endlich hatte mal jemand eine gute Idee gehabt! (Du meinst damit nicht mich oder?! O.o)
Ich schlich vorsichtig an den Polizisten vorbei, die mich gar nicht bemerkten und ich bewunderte Ino sogar ein bisschen.
Sie war einfach nur genial, das musste ich ihr lassen.
Nach zwei Minuten war ich wieder auf der Straße, zusammen mit meinem Geld und meinem Handy, welche ich mir einfach vor der Nase der beiden verzweifelten Polizisten weggezogen hatte.
Tja, auch Vollidiot und Zigarettenheini kamen nicht gegen die Quasseltante Nummer eins an.
Als erstes machte ich an einem Schuhladen halt und begutachtete dort ein paar Schuhe, welche ich mir auch gleich kaufen musste.
Tja, Vollidiot hatte vergessen meine Kreditkarte zu sperren.
Ich zog mir die Stiefel an und zwei Stunden und Berge an Einkaufstüten später, trug ich endlich frische Kleider und langsam wurde es dunkel, zu meiner Erleichterung.
Doch mein Blutdurst war nun so extrem, dass mir schwarz vor Augen wurde und ich verschwand in einem Park.
Irgendwo musste es doch jemanden geben, der bereits zu betrunken war um mitzubekommen, dass er von jemanden gebissen und ausgesaugt wurde, oder?
Und bereits nach kurzer Zeit hatte ich ein Opfer gefunden.
Der Mann saß auf einer Parkbank und starrte in den Himmel.
Ich setzte mich neben ihn und musterte den Fremden kurz kritisch.
Schien keine Blutarmut zu haben oder sonstiges, was für mich gefährlich werden konnte, wenn man mal von dem Alkoholkonsum absah, welcher wohl dafür sorgen würde, dass auch ich bald taumelnd versuchen würde wieder klar zu denken.
Aber immer noch besser als nichts!
„Was hast du denn?“, fragte ich den jungen Mann, wobei ich vollständig auf Höflichkeit verzichtete, schließlich musste ich nur dafür sorgen, dass er mich nicht gleich hauen würde, wenn ich ihm zu nah kam.
„Meine Freundin hat mich verlassen“, sagte er und ich tätschelte seine Hand, wobei ich mir einen spöttischen Kommentar verkneifen musste.
„Das ist nur die Schuld von diesem Scheiß Uchiha!“, sagte er wütend und trat gegen eine Coladose.
Ich horchte sofort auf.
Das hier könnte noch interessant werden und ich beschloss meinen Snack etwas nach hinten zu verschieben und mal zu schauen um was es hier ging.
„Wen meinst du denn?“, fragte ich mit süßlicher Stimme und der Mann starrte mich kurz an.
‚Ja ja, ich weiß, dass ich gut aussehe!’, schoss es mir durch den Kopf, als ich seinen Gesichtsausdruck sah, ‚Aber ich bin keine Nutte. Egal ob ich sie nicht mehr alle habe!’
„Dieser Typ heißt Sasuke Uchiha und er geht in meine Klasse. Ich bin einmal sitzen geblieben, deshalb sehe ich nicht mehr aus als würde ich noch in die Schule gehen“, erklärte er.
„Sasuke?“, fragte ich und gedanklich war ich schon um einiges weiter.
„Ja, dieser verdammte Frauenheld“, knirschte der Mann, „Nur weil er unschlagbar gut aussieht, denkt er sich er kann sich alles erlauben!“
„Itachi sieht doch eh viel besser aus“, rutschte es mir heraus, ehe ich richtig nachgedacht hatte.
„Itachi? Du kennst den Bruder von diesem Arsch!“, fragte der Mann wütend.
„Ja, leider“, gab stöhnend zurück.
„Leider? Hat sich aber nicht nach leider angehört“, sagte er.
„Pff… Glaub mir, ich würde alles tun um ihm niemals begegnet zu werden, denn er ist ja erst an diesem verdammten Scheiß Schuld!“, gab ich zurück und starrte in den wolkenlosen Himmel.
„Aber du magst ihn, nicht wahr?“, fragte mich der Mann.
War also doch nicht völlig benebelt, diese Schnapsdrossel.
„Kann sein… aber das ist eigentlich auch egal“, sagte ich murmelnd.
„Wieso denn? Ich würde an deiner Stelle um deine Liebe kämpfen!“
„Bin verlobt“, gab ich zurück und erstarrte als ich bemerkte, dass meine Worte daraufhin deuteten, dass ich mich damit abgefunden hatte dieses beschissene Clanoberhaupt von diesen Vampiren zu heiraten.
„Gegen deinen Willen?“, fragte mich der Mann.
„Hmm… Aber erzähl du lieber von deinen Problemen. Bei mir ist eh alles verloren“, kam ich zurück auf das, was er mir erzählt hatte.
Jetzt wollte ich auch wissen, was Itachis Bruder für ein Typ war.
Meine Neugier verdrängte sogar den Blutdurst.
„Also zumindest stand meine Freundin immer auf diesen Schönling. Wir hatten heute Abend eine Party, wo alle aus unserer Klasse eingeladen waren, natürlich auch dieser Sasuke. Zumindest hab ich ihn da mit meiner Freundin gesehen!“, erklärte der Mann.
„Und Ino und Itachi machen sich verrückt um ihn zu finden“, sagte ich kichernd.
Irgendwie gefiel mir die Vorstellung, ich war eben sadistisch.
„Ino? Du kennst die auch?“
Nun war der Mann völlig überrascht und starrte mich mit offnem Mund an.
„Kann man so sagen… aber nicht, weil ich sie kennen will!“, gab ich zurück, „Was meintest du damit, dass du Sasuke mit deiner Freundin gesehen hast?“
„Na, sie waren hinter dem Schulgebäude und er hatte sie gegen die Wand gedrückt und so weiter eben“, sagte der Mann mit gesenktem Blick.
„Ich dachte dieses beknackte Verlangen setzt bei denen erst mit achtzehn richtig ein“, murmelte ich.
„Was?“, fragte der Mann und schreckte auf.
„Ich denke nicht, dass Sasuke etwas von deiner Freundin will“, sagte ich ihm.
„Wirklich, aber wie kannst du dir da so sicher sein?“, fragte der Mann hoffnungsvoll.
„Sagen wir mal so… ich kenne ein paar von den Uchiha und es passt nicht in ihre arrogante Art, dass sie sich einfach jemanden schnappen, der schon vergeben ist“, sagte ich, was nicht wirklich stimmte.
Zwar war ich nicht vergeben, aber trotzdem war es mir verdammt egal, immerhin hatte Madara einfach behauptet, ich solle ihn heiraten und dann war er auch noch zu feige es mir selber zu sagen.
Der Mann sprang auf und sah mich mit glinzernden Augen an.
„Was hast du vor?“, fragte ich ihn verwirrt und stand ebenfalls auf.
„Ich habe die beiden erst vor zehn Minuten zusammen gesehen, also werde jetzt zu ihnen gehen und diesem Uchiha mal was sagen!“, sagte er.
Ich umarmte ihn kurz und er wirkte verwirrt.
Zwar schien er nicht mitzubekommen, dass ich ihn in den Hals biss und mir meinen kleinen Snack gönnte.
Jedoch war ich neugierig wie Itachis Bruder war, weshalb ich mich zusammenriss.
Der Mann schien das ganze nur als kleine Umarmung abzutun, was mich recht erleichterte.
‚Haha, ich komm auch ohne dich klar, Wieselchen!’, dachte ich und schüttelte gleich den Kopf.
Jetzt sagte ich zu Itachi auch schon Wieselchen.
Irgendwie hatte ich sie eindeutig nicht mehr alle, aber was sollte ich schon dagegen tun, ein Psychiater kam bei mir zu spät!
‚Selbsterkennung ist der erste Weg zur Besserung’, sagte ich mir und folgte dem Mann.
„Du kommst mit?“, fragte er mich freudig überrascht.
„Ja, ich bin mies gelaunt und hab Lust jemanden eine runterzuhauen und da ich das bei Madara und Itachi schon gemacht habe, wird dieser Sasuke mein nächstes Opfer“, klärte ich ihn über meinen Plan auf und dem Mann klappte die Kinnlage hinunter und er lief gegen einen Laternenpfahl.
„Du hast Itachi eine gescheuert? Dem Itachi Uchiha?“, fragte er entgeistert.
„Ja, mehrmals, wieso?“, fragte ich verwirrt.
War es jetzt verboten das Wiesel zu schlagen?
‚Nicht schon wieder!’, ermahnte ich mich selber.
„Oh Gott, dass würde sich bei uns niemand trauen!“
„Wieso denn?“
„Er war einmal da um Sasuke von der Schule abzuholen und die beiden haben sich gleich gestritten und… nun ja, es war der Horror. Ich dachte ernsthaft, dass die beiden sich gleich prügeln“, erklärte der Mann.
„Na und? Itachi hatte mich beleidigt, also hab ich ihm eine geklatscht“, sagte ich nur und zuckte mit den Schultern.
Der Mann rieb sich den Kopf, der ihm scheinbar ziemlich wehtat, da er ja gegen eine Laterne gerannt war.
Plötzlich kamen uns zweite Leute entgegen und das Mädchen starrte uns an.
„Wer ist das?“, fragte sie entsetzt und zeigte auf mich.
„Reg dich bitte ab, Hikaru“, sagte der Mann neben mir und das Mädchen musterte mich kalt.
Ich warf ihr einen Todesblick zu, den ich versuchte ungefähr so aussehen zu lassen, wie Itachis, und sofort zuckte sie zusammen.
‚Yeah, Highscore! Ich liebe dich, Wieselchen! FUCK! Was denke ich da nur wieder für einen Scheiß!’
Gut, ich hatte endlich eingesehen, dass ich in Itachi verknallt war, aber das war noch lange kein Grund diesen Satz auch gleich zu denken.
„Hör auf mich so anzustarren! Das ist ja noch beängstigender als bei Sasuke-kun“, schrie das Mädchen mich an.
„Wirklich?“, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Ja!“, quietschte sie, weil ich sie nach wie vor mit dem Todesblick musterte.
Sasuke und der Mann neben mir starrten uns entgeistert an.
„Yeah, anscheinend bringt es doch etwas, wenn man die ganze Zeit mit diesem Wiesel rumhängen muss“, sagte ich und hörte auf das Mädchen fies anzustarren.
„Wiesel?“, fragte sie entgeistert und völlig verwirrt.
„Vergiss es!“, gab ich zurück und streckte mich genüsslich ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen.
„Woher kennst du meinen Bruder?“, fragte Sasuke mich misstrauisch.
Ich warf ihm einen abschätzenden Blick zu.
„Du hast eine gewisse Ähnlichkeit mit Madara… das gefällt mir nicht“, gab ich zurück und überging seine Frage einfach.
Nun starrte Sasuke mich kurz entgeistert an, dann setzte er wieder seine kalte Maske auf und starrte mich mit dem allzubekannten Todesblick an.
„Und woher kennst du Madara?“, fragte Sasuke mich hochnäsig.
„Bähh… du redest sogar wie er“, erwiderte ich und ignorierte seine Frage erneut gekonnt.
„Wie kannst du es wagen mich mit ihm zu vergleichen?“, schrie Sasuke mich nun an.
„Soll ich dich lieber mit Itachi vergleichen?“, fragte ich schnippisch und wusste, dass Sasuke bereits so schon extrem gereizt war, aber irgendwie machte es mir Spaß den Jüngeren aufzuziehen.
Da ich ja wenigstens selbst ein Vampir war, konnte ich seinem blitzschnellen Schlag perfekt ausweichen.
„Man schlägt keine Frauen“, erwiderte ich mit einem Sprung nach hinten und grinste ihn arrogant an.
„Wer bist du überhaupt?“, fragte Sasuke wütend.
„Also wenn du damit wissen willst wie ich heiße, mein Name ist Tsuki. Und wer du bist weiß ich ja schon“, gab ich zurück und musterte den Schwarzhaarigen eine Weile, „Aber ich muss sagen, Itachi ist mir sympathischer als du!“
Sofort sah ich wie Sasuke zusammenzuckte und ich musste mir ein fieses Grinsen verkneifen.
War ja einfacherer gewesen seine Schwachstelle zu finden, als ich gedacht hatte.
Anscheinend reagierte Sasuke allergisch darauf, wenn man seinen Bruder besser fand als ihn.
„Und was findest du an dem Typ sympathisch?“, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
„Hey, ich hab nicht gesagt, dass ich ihn sympathisch finde! Nur, dass er sympathischer ist als du! Ich kann keinen von eurem verdammten Clan leiden“, gab ich leicht fauchend zurück.
„Und wieso nicht?“, fragte Sasuke arrogant, aber im Gegensatz zu Madara oder mir war seine Arroganz nichts, auch wenn ich von meiner eindeutig etwas eingebüßt hatte.
Aber wenn es stimmte, dass Vampire lange lebten, oder eben nicht lebten, dann hatte ich ja noch eine Menge Zeit um meine Arroganz wiederaufzubauen.
Kalt erwiderte ich seinen Blick.
„Willst du wirklich, dass ich das jetzt vor den beiden da sage?“, fragte ich und deutete mit einem Nicken auf die anderen beiden, die uns verwirrt anstarrten.
„Tse…“, war das einzige, was Sasuke dazu sagte, wandte sich jedoch ab und ging eine Straße entlang und ich folgte ihm.
Er zog sein Handy heraus und rief irgendjemanden an.
Schneller als ich den Mund aufmachen konnte, erschien eine schwarze Limousine und mir klappte der Mund auf.
Schnell riss ich mich wieder zusammen, schließlich war das nicht die erste Limo die ich sah.
Wie oft war ich bereits mit einer gefahren?
Sasuke stieg ein und mit einem Seitenblick machte er mir klar, dass ich auch einsteigen sollte.
Achselzuckend tat ich es auch und der Fahrer drehte sich zu uns um.
„Guten Morgen, Sasuke-san“, begrüßte uns grauhaariger Fahrer, dessen Haare dafür sorgten, dass ich die Augen hochzog.
„Morgen, Kakashi“, erwiderte der Schwarzhaarige und der Fahrer, Kakashi, wandte seinen Blick mir zu.
Skeptisch sah er mich an.
„Wer ist das?“, fragte er Sasuke und dieser zuckte nur mit den Schultern.
„Sasuke-san, Madara-sama wird durchdrehen, wenn er erfährt, dass du einfach jemanden mitbringst!“, warnte der Grauhaarige mit der schrägen Frisur.
Am liebsten hätte ich mir Gel und eine Schere geschnappte und vor allem ein Glätteisen, doch ich riss mich zusammen um nicht einen fiesen Kommentar abzugeben.
Stattdessen versuchte ich den Namen zu überhören, den Kakashi genannt hatte.
„Mir doch egal, was dieser Idiot denkt“, gab Sasuke zurück.
‚Yeah, er ist doch nicht dumm. Wenigstens ein Punkt in dem wir uns einig sind!’, kommentierte ich Sasukes Aussage in Gedanken.
„SASUKE!“, zischte Kakashi bedrohlich, doch Sasuke gab nur wieder ein Tse von sich und ignorierte den Fahrer, der gerade einen Berg hochfuhr und vor der Villa parkte.
‚Ach, die lag auf einem Berg?’
Ich verkniff mir wieder einen Kommentar, sondern stieg aus.
„Sasuke-san, das ist keine gute Idee!“, drohte der Fahrer wieder und stand ebenfalls aus.
Plötzlich hörte ich einen Schrei und verwirrt drehten wir uns um.
Itachi wurde gerade von Madara zusammengeschrieen und Sasuke grinste breit.
Kakashi ging auf die Beiden zu.
„Was haben Sie denn, Madara-sama?“, fragte er den Älteren der beiden.
„Halt dich da raus, Kakashi!“, fauchte dieser und starrte Itachi kalt an, der diesen Blick ebenso kalt erwiderte.
Sasuke ging breit grinsend zu ihnen.
„Wie konntest du sie zu allen noch aus den Augen verlieren?“, keifte Madara gerade und ich musterte die beiden.
„Von wem redet ihr?“, fragte ich gespielt unwissend.
Sofort fuhren beide herum und starrten mich an.
„Tsuki“, stellten dann beide synchron fest.
„Ja, stellt auch vor, ich kenne meinen Namen“, gab ich schnippisch zurück.
„WO WARST DU?“, schrie Itachi mich an und ich hielt mir die Ohren zu um ihn nicht zu hören.
„Hey, ich bin nicht taub, Wiesel!“, gab ich zurück, wobei das Wiesel ausnahmsweise Absicht war.
Itachi kochte vor Wut, was Sasukes Grinsen nur in ein Kichern überging.
„Du lachst wie ein Mädchen“, stellte ich fest und ignorierte Itachi einfach.
Sasuke hörte auf zu grinsen.
„WAS?“, schrie er.
„Hey, ich bin heute gut darin andere wütend zu machen“, stellte ich gespielt überrascht fest und warf beiden meinen arrogantesten Blick zu, den ich drauf hatte.
Madara beobachtete uns belustigt und schien seine Wut vergessen zu haben.
Um Itachis Gestarre loszuwerden wandte ich mich an das Clanoberhaupt.
„Hi Schatz“, sagte ich mit einer schönen Portion Ironie, „Hat Itachi dir schon erzählt, dass ich jetzt auch ein Vampir bin?“
Dieser schien wieder zu wissen, wieso er auf Itachi wütend war und begann wieder diesen anzuschreien.
Ich ging ein paar Schritte nach hinten und begnügte mich damit zuzuhören, wie sie sich gegenseitig beschimpften und Sasuke schien mir dank dieses Schauspiels auch nicht mehr wütend zu sein.
Kakashi starrte mich entgeistert an und ich wandte mich zu ihm.
„Ist was?“, fragte ich ihn dieses Mal ernsthaft überrascht.
„Wie kannst du es wagen Madara-sama Schatz zu nennen?“, fragte er dann mit unheimlich ruhiger Stimme.
„Ich verstehe deine Frage nicht“, zog ich ihn auf und würdigte ihn dann keines Blickes mehr, weil Madara in diesem Moment auf Itachi losging.
„SASUKE-KUN, TSUKI-CHAN!“, rief plötzlich jemand und ich hatte sofort eine böse Vorahnung.
Ich tauschte einen Blick mit dem Schwarzhaarigen neben mir, der genauso genervt wie ich schaute, dann drehten wir uns um und die Blondine blieb vor uns stehen.
„Sasuke-kun, ich habe gehört du seiest verschwunden, aber du bist ja wieder da und Tsuki-chan, du bist ja auch wieder da. Das ist ja so toll! Der Vollidiot und der Zigarettenheini haben vielleicht dumm geschaut als sie bemerkt haben, dass du nicht mehr da warst!“, plapperte Ino gleich drauf los.
„Zigarettenheini? Vollidiot?“, fragte Madara nach, der Itachi eindeutig überlegen war.
Nun ja, was sollte man auch erwarten?
Er war ja wohl kaum ohne Grund Clanoberhaupt und war um einiges älter.
‚Alter Sack’, schoss es mir wieder durch den Kopf.
Zum Glück schien er wenigstens keine Gedanken lesen zu können, sonst hätte ich jetzt ein riesiges Problem.
Obwohl größer als die Tatsache, dass ich in Itachi verknallt war und nun ein Vampir war, konnte es ja nicht mehr sein.
Und vor allem konnte ich nicht mehr zum SSV.
„Ach ja, Tsuki, ich hab deine Mutter getroffen“, meldete sich nun Itachi zu Wort.
„Was?“
Ich drehte mich verwirrt um.
„Itachi, meine Mutter ist tot“, sagte ich dann.
„Scheint so, als wäre das eine Lüge“, gab er zurück und Madara seufzte resignierend.
Sofort starrte ich meinen „Verlobten“ an und musterte ihn wütend.
„Darf ich Grund zur Annahme haben, dass du etwas weißt, was ich wissen sollte?“, fragte sie fauchend.
„Komm erstmal mit rein, dann erkläre ich es dir“, erwiderte das Clanoberhaupt.

13.
~Tsuki~

Ich starrte die Decke an ohne wirklich zu realisieren was passierte.
Bereits seit mehreren Stunden musste ich hier liegen, aber es war mir egal.
Mir war alle egal!
Sogar Itachi war mir egal.
Als Madara mir die Wahrheit erzählt hatte, hatte ich Wut empfunden, Wut und Hass, doch davon war jetzt nichts mehr übrig, nach und nach waren alle meine Gefühle verschwunden.
Weg, verschlossen so tief in meinem Inneren, dass selbst ich sie nicht mehr finden würde.
Ich empfand nichts mehr.
Noch nicht einmal Kälte oder Wärme konnte ich noch wahrnehmen.
Die Zeit verstrich, mochten es Stunden oder nur ein kurzer Augenblick gewesen sein, seitdem ich hierher gebracht worden war, das mochte ich nun nicht einmal mehr zu sagen.
Jegliches Zeitgefühl war verschwunden.
Ich war nur noch eine Puppe mit der machen nun machen konnte was man wollte.
Man hätte mich töten können, ich hätte mich nicht gewehrt.
Vielleicht wäre es sogar das, was ich mir wünschte.
Zu sterben und einfach nur zu verschwinden aus dieser verlogenen Welt, meinem verlogenen Leben.
Alles, was ich bis jetzt für mein Leben gehalten hatte, war eine einzige Lüge gewesen.
Nichts war die Wahrheit, noch nicht einmal meine Eltern waren wirklich meine Eltern.
Ich spürte wie ich zitterte und versuchte mich zu erinnern.
An die Wahrheit, die einzige Wahrheit, die ich in mir trug, doch ich wusste, dass diese Erinnerungen gegangen waren, für immer verschwunden.
Was einmal gegangen war, war für immer verschwunden und nichts und niemand konnte es zurückholen.
Ein Knarren verriet mir, dass jemand den Raum betreten hatte, doch ich bewegte mich nicht sondern starrte weiterhin zu der eintönigen weißen Decke hoch, die unverändert war.
Weiß, die Farbe der Unschuld…
Ich spürte, wie das Bett etwas nachgab und sich jemand neben mich setzte.
Ich bewegte mich nach wie vor nicht und es herrschte Stille.
„Tsuki?“, sprach jemand meinen Namen, doch ich reagierte nicht.
Madara strich mir über die Wange und ich konnte seinen Blick spüren, doch was sollte ich groß sagen.
Damals hätte ich ihm allein dafür eine runtergehauen, dass er ohne zu Klopfen das Zimmer betreten hatte, oder mich gar berührte, aber jetzt machte ich nicht die geringsten Anstalten ihn zu schlagen.
„Ich weiß, dass es schwer für dich ist, aber es bringt auch nichts, wenn du weiterhin die Decke anstarrst!“, sagte er und ich lauschte seiner ruhigen Stimme, auch wenn ich die Worte verstand, aber nach ein paar Sekunden wieder vergessen hatte.
„Sag endlich mal etwas“, flüsterte das Clanoberhaupt, doch ich starrte weiterhin die Decke an, die immer noch keine Reaktion auf mein Starren zeigte. (welch wunder! xD)
Ehrlich gesagt hätte es mich nicht gewundert, wenn sie mich auch noch anschreien würde, schließlich war hier wohl eigentlich alles möglich, oder nicht?
Nein, meine Erinnerungen konnte noch nicht einmal der Schwarzhaarige neben mir zurückbringen.
Er hatte sie mir soweit sagen können, wie er es selbst wusste, doch das war nicht das gleiche.
Schließlich hätte er mir erzählen können ich wäre eine Kröte, ich würde dadurch noch lange nicht wissen, ob das ganze überhaupt stimmte, oder ob ich mich als Kröte wohl gefühlt hatte oder nicht.
Seufzend strich Madara eine Strähne aus meinem Gesicht.
„Tsuki, ich weiß, dass das kein Trost ist, aber lass los. Klar, du kannst dich an nichts mehr erinnern, aber du kannst ein neues Leben beginnen. Und du kannst die neue Erinnerungen aufbauen“, sagte er weiterhin ruhig.
Seine Worte ließen mich kalt.
Damals wäre ich erstaunt, vielleicht sogar glücklich gewesen, dass er versuchte mich aufzumuntern.
Aber das waren alles Lügen gewesen, nichts als Lügen.
Meine ganze Existenz war eine einzige Lüge.
Versunken in der Dunkelheit.
Doch wieso sollte ich versuchen ein neues Leben zu führen, wieso sollte ich mich noch einmal enttäuschen lassen, wieso sollte ich wieder leiden?
Ich erinnerte mich nur zu gut an das Gespräch, welches nun vermutlich eine halbe Ewigkeit zurücklag.
Irgendwann drehte ich meinen Kopf auf die Seite und sah in die schwarzen Augen des Vampirs.
Verlor mich in der Dunkelheit.

~Flashback~

„Tsuki, du willst wissen, was wirklich passiert ist?“, hörte ich Madaras Stimme.
Wie absurd!
Natürlich wollte ich es wissen, ich meine, wer wollte denn nicht wissen, was wirklich in seiner Vergangenheit passiert war, wenn man sich nicht mehr daran erinnern konnte.
„Natürlich, sonst hätte ich nicht gefragt“, erwiderte ich arrogant wie eh und je.
Seufzend stand das Clanoberhaupt auf und sah nach oben in den Sternenübersäten Himmel.
„Tsuki, bist du dir wirklich sicher?“
„Ja, jetzt mach kein Geheimnis aus dem Ganzen!“, fauchte ich gereizt.
„Du wirst alles vergessen müssen, was du bis jetzt wusstest… denn es war alles eine Lüge“, sagte Madara und wandte sich zu mir um.
„Und das bedeutet?“, fragte ich verwirrt.
„Dein Name ist nicht Tsuki, du kommst nicht aus Tokio, du hast keine Geschwister und so weiter eben“, sagte de Schwarzhaarige und drehte sich zu mir um.
Entgeistert klappte mir der Mund auf.
„Und wieso kann ich mich daran erinnern?“, fragte ich ihn.
„Deine Erinnerungen, nun ja, das was du denkst, was deine Erinnerungen seien, hast du dir in deiner Verzweiflung selber erschaffen. Du warst, soweit ich das weiß, nahe des Durchdrehens, und um dich selber zu schützen, musste man dich einsperren. Aber irgendwann warst du so verzweifelt, dass du deine Erinnerungen gelöscht hast, für immer und ewig. Da du nun nichts mehr wusstest, musstest du dir eine Identität erschaffen, mit der du leben könntest, auch wenn es nur eine Lüge wäre“, sagte Madara völlig ruhig zu mir.
„Haha, sehr witzig! Wieso hätte ich mir denn meine Erinnerungen löschen sollen?“, fragte ich gereizt.
„Das weiß ich auch nicht so genau. Wir sind uns damals nur ein, zweimal begegnet, weshalb ich dir nichts Genaues über dich erzählen kann“, gab er zurück.
„Moment mal, damals?“, fragte ich verwirrt.
Itachi, der neben mir stand, schien genauso wenig von dem ganzen zu verstehen, wie ich auch.
„Ja, es ist schon um die achtzig Jahre her“, erwiderte das Clanoberhaupt.
„Willst du mir sagen, dass ich eine alte Schachtel bin?“, fragte ich ihn entgeistert.
„Nein, für Vampire ist das Alter normal“, gab er zurück.
„Na klar,… MOMENT! Was heißt hier bitte für Vampire?“
„Das heißt, dass du eigentlich ein Vampir warst, bist, wie du es nun nimmst.“
„Warte, falls du dich richtig erinnerst, war ich bevor Itachi mich gebissen hat, noch ein Mensch!“
„Es ist nicht Itachis Schuld, dass du ein Vampir bist, oder besser gesagt, wieder ein Vampir bist. Dein Körper hat nur auf den Biss hin reagiert und sich wieder in seine alte Form umgewandelt. Du hast zusammen mit deinen Erinnerungen auch deine Vampirdaten gelöscht“, sagte Madara.
„Vampirdaten?“, fragte ich ungläubig.
„Ja, Prinzessin“, sagte er ruhig.
„Wie bitte was?“, fragten Itachi und ich wie aus einem Mund.
„Hast du gerade Prinzessin gesagt?“, fragte ich mit aufgeklapptem Mund und starrte ihn an.
Wieso wusste ich das alles denn bitte nicht mehr?
Irgendwas lief hier aber gewaltig schief, ich wollte meine Erinnerungen wieder haben und nicht so etwas erfahren, geschweige denn, so etwas, was auch noch darauf hinauslief, dass ich nie ein Mensch gewesen war.
Madara schwieg und sagte nichts mehr, doch seine Worte hatten gereicht um in mir das Gefühl wachzurufen, eine Lüge gelebt zu haben.
Nur zu gut, erkannte ich nun, dass seine Worte wahr waren, dass ich keine feste Existenz mehr hatte.
Schmerz durchzuckte meinen Körper und ich spürte, wie Hass in mir aufstieg.
Ich wollte etwas zerstören, etwas dafür bestrafen, dass ich das alles durchmachen musste, doch wenn die Worte des Clanoberhaupts des Uchihas stimmten, dann war das alles doch nur meine eigene Schuld.
Er hatte gesagt, ich könnte mich nie wieder daran erinnern, was passiert war und weshalb ich das alles doch eigentlich getan hatte, denn einen Grund hatte ich sicherlich gehabt, dessen war ich mir sicher.
Das Gefühl, nichts zu wissen, nahm immer weiter zu.
Das Gefühl, dass ich nur eine Puppe war, die gesteuert wurde, die keinen eigenen Willen mehr besaß.
„Ich hatte eigentlich gedacht du seiest tot und bis du wegen Itachi hier gelandet bist, habe ich das alles auch noch geglaubt, eben so, wie alle anderen Vampirclans. Deine richtigen Eltern wurden von den Huntern getötet“, erklärte Madara weiter, doch ich wollte dem Schwarzhaarigen nicht mehr zuhören.
Nie wieder wollte ich etwas aus seinem Mund hören, oder aus dem Mund eines anderen.
„Sei still“, schrie ich ihn an und er sah mich nur mitfühlsam an.
Itachi zuckte zusammen, das konnte ich deutlich spüren.
„Tsuki, hör mir bit- “, begann Madara, doch ich unterbrach ihn sofort.
„Nein, das werde ich nicht tun! Du hast doch keine Ahnung wie ich mich fühle, du hast doch keine Ahnung wie es ist! Dein Leben war doch immer perfekt! Du hast doch nicht die geringste Ahnung wie es ist zu leiden!“, schrie ich ihn an und rannte wieder in die Villa, mit dem zunehmenden Gefühl allein zu sein, nicht mehr in diese kleine Welt zu passen.
Und dieses Gefühl erstickte mich fast.
Ich rannte weiter, immer weiter, bis ich nicht mehr konnte und zusammenbrach.
Ich verlor nicht das Bewusstsein, aber trotzdem lag ich auf dem Boden und bewegte mich nicht mehr.
Selbst die Angewohnheit zu atmen hatte ich völlig abgelegt.
Mein Leben war eine Lüge und nichts würde mehr so sein, wie es war.

~Flashback Ende~

Ohne eine weitere Reaktion zu zeigen starrte ich immer noch in die schwarzen Augen Madaras.
Er sagte nichts mehr, sondern saß einfach still da und sah mich an.
In seinen Augen konnte ich kein einziges Gefühl ausfindig machen.
Man sagte Augen seien der Spiegel der Seele, doch Madaras Augen waren völlig gefühllos.
Jetzt wusste ich, wieso sein Lächeln niemals echt gewirkt hatte, wieso seine Reaktionen immer so seltsam erschienen waren.
Doch vor allem eins verstand ich jetzt, wo ich in die dunklen Meere blickte.
Er wusste ganz genau, wie ich mich fühlte.
Zwar hatte es bei ihm sicherlich einen anderen Grund gehabt als bei mir, doch er wusste ganz sicher, was Schmerz war, nur zu gut.
Er wusste, wie sehr ich eigentlich litt, auch wenn ich meinen Schmerz selbst nicht mehr spürte.
Sein Leben war sicherlich auch alles andere als einfach gewesen, dessen war ich mir nun nur zu gut bewusst.
Zum ersten Mal seit Stunden öffnete ich wieder den Mund und spürte wie trocken mein Hals war.
„Tut mir leid“, murmelte ich, nicht mehr und nicht weniger, doch Madara wusste sofort wovon ich sprach.
Seine ganze arrogante Art war verschwunden und zum ersten Mal sah ich, dass er auch eine sanfte Seite hatte.
Er sagte nichts, sondern sah mich weiterhin zärtlich an und ich starrte immer noch in die leblosen Augen, die nichts von seiner Seele und seinem Schmerz freigaben.
Mehrere Stunden verstrichen, in denen keiner von uns sich bewegte.
Jeder von uns hing seinen eigenen Gedanken und seinem eigenen Schmerz nach, als die Tür plötzlich geöffnet wurde und Itachi den Raum betrat.
Verwirrt starrte er uns an und Madara stand auf.
„Hat sie endlich etwas gesagt?“, fragte Itachi mit einem Blick auf mich, den ich ignorierte.
Ich war nicht bereit ihn anzusehen, in seine Augen zu blicken, die seine Seele offenbaren würden, ganz anders als die Augen des Clanoberhaupts.
Ich wollte Itachi jetzt nicht sehen, nicht nach allem, was passiert war.
Niemals wieder konnte ich ihm in seine Augen blicken, dessen war ich mir sicher und der Schmerz, der mich zu übermannen drohte, riss mich hinab.
Madara und Itachi unterhielten sich über irgendetwas, doch ich bekam nicht mit um was es ging.
Nur still betend lag ich da und hoffte, dass der Jüngere endlich gehen würde, meinen Schmerz nicht noch vergrößern sollte und vor allem, dass ich ihm irgendwann wieder in seine Augen blicken konnte, ohne daran zu Grunde zu gehen.
Und dann ging er endlich und sofort spürte ich mich, wie ich mich ein bisschen entspannte.
Madara drehte sich zu mir um und ging wieder zurück zu dem Bett und setzte sich wieder neben mich.
Dieses Mal setzte ich mich auch auf und ich spürte, dass ich seelisch völlig am Ende war.
War es das letzte Mal denn genauso gewesen wie dieses Mal?
War das hier der Grund gewesen, weswegen ich meine Erinnerungen versucht hatte loszulassen, oder gab es einen anderen Grund?
Plötzlich spürte ich, dass ich mich nicht mehr halten konnte.
Etwas Heißes lief meine Wange hinunter und tropfte auf das weiße unbefleckte Lacken.
So rein, im Vergleich zu mir und meiner zerstückelten Seele.
Genau wie Itachis Seele und ich konnte diese Reinheit nicht ertragen.
Zum ersten Mal fühlte ich mich in Madaras Nähe wohl und dann schluchzte ich auf und jener nahm mich in den Arm.
Er sagte nichts, sondern schwieg nur, während ich nur noch weinen konnte.
Irgendwann schlief ich schließlich ein.

14.
-Itachi-

Ich lag in meinem Bett und versuchte zu schlafen, doch es gelang mir nicht.
Zwar war ich todmüde und ich brauchte dringend Schlaf, da ich seit längerer Zeit nicht mehr geschlafen hatte, da ich auf Tsuki aufpassen musste und sie ja noch ein Mensch gewesen war, oder wie man das nun ausdrücken sollte.
Doch der Schlaf kam nicht und ich wälzte mich auf die Seite, nur um nach ein paar Minuten entnervt aufzustöhnen und mich somit erneut herumzudrehen.
Meine Gedanken waren wirr und verharrten an keinem Punkt länger als eine Minute, denn es gab so viel, worüber ich nachdenken musste, über was ich mir klar werden musste, doch ich konnte es einfach nicht.
Ganz besonders wenn meine Gedanken etwas mit Tsuki zu tun hatten, schien ich zu verzweifeln.
Ich musste mir eingestehen, dass ich die Kleine doch eigentlich ganz gern hatte, aber nach allem, was geschehen war, seitdem sie wieder zurückgekommen war, konnte ich mich nicht mehr wirklich mit dem Thema befassen, egal wie sehr ich es gewollt hätte.
Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und versuchte mich auf ein Thema zu konzentrieren.
Madara hatte mir nur zu gut klar gemacht, dass ich Tsuki nicht mehr zu nah kommen sollte und erschrocken hatte ich mir eingestehen müssen, dass es mich schon sehr enttäuscht hatte.
Zwar war sie nach wie vor eine nervige Behinderung, doch es kam mir schon seltsam, nahezu falsch vor, dass sie nicht in meiner Nähe war und ich aufpassen musste, dass sie nicht wieder irgendetwas falsch machte.
Am liebsten wäre ich jetzt zu ihr gegangen und hätte mit ihr geredet, doch ich konnte, durfte, mich Madaras Befehlen nicht widersetzen, sonst hätte das alles ein schlimmes Ende für mich.
Meine Finger krallten sich wütend in das Kissen und ich bemerkte, dass ein Loch entstanden war.
Fluchend stand ich auf und schnappte mir das Kissen.
Da ich eh nicht schlafen konnte, konnte ich es gleich nach unten bringen und irgendjemanden bitten es zu flicken, am besten jemand, der es nicht gleich vermasselte und ich hoffte, dass jemand da war, der nähen konnte.
Ich betrat den Gemeinschaftsraum, wo sich um die Uhrzeit nur die menschlichen Angestellten oder Freunde aufhielten, da eigentlich jeder Vampir um diese Uhrzeit schlief.
Nicht jeder, berichtigte ich mich und warf einen Blick auf Tsuki, die im Garten saß und…
Mir klappte der Mund auf und ich starrte sie eine Weile an.
Die Frau hatte sie doch nicht mehr alle, eine andere Erklärung gab es nicht, denn die Schwarzhaarige lag auf dem verschneiten Boden und starrte in den wolkenlosen und vor allem sonnigen Himmel.
Ich ignorierte Madaras Befehl und ging nach draußen, schließlich musste ja irgendjemand was dagegen tun.
Sie sah nicht auf, als ich auf sie zukam, aber ich wusste, dass sie mich bemerkt hatte.
„Was willst du?“, fragte sie leise, aber deutlich, als ich nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt war.
Ich zuckte zusammen als ich ihre emotionslose Stimme vernahm und sagte eine Weile nichts.
So kannte ich sie gar nicht, sonst war sie immer aufbrausend, arrogant und hätte mich jetzt angeschrieen, weil ich auf sie zu geschlichen war und sich so etwas nicht gehörte.
Doch Tsuki würdigte mich keines Blickes und starrte weiterhin kalt in den Himmel.
Ich spürte bereits, wie die Sonne mir anfing Probleme zu bereiten und mir fiel wieder ein, weshalb ich eigentlich zu der Schwarzhaarigen gegangen war und somit meinen Befehl ignorierte.
„Geh bloß rein, Tsuki!“, sagte ich drohend, doch sie schien das völlig zu ignorieren.
„Du hast mir nichts zu sagen, Itachi, und wenn das alles war weshalb du gekommen bist, dann geh jetzt wieder“, sagte sie genauso emotionslos wie vorhin.
Noch nicht einmal Kälte lag in ihrer Stimme, sondern einfach immer dieser anhaltende monotone Ton.
„Verdammt, Tsuki, hör auf so… gefühlskalt zu reden“, motzte ich sie an und hoffte, dass sie wütend werden würde, sogar würde ich es lieber sehen, dass sie mir nun eine klatschte, anstatt einfach keine Reaktion zu zeigen und ich war nun wirklich nicht der gesprächige Typ, der sich gerne von Frauen etwas sagen ließ.
„Wie soll ich denn deiner Meinung nach reden?“, fragte sie, wobei kein Interesse in dieser Frage lag und ich war mir sicher, dass diese Diskussion sie völlig kalt ließ.
„Was weiß ich, du sollst wütend werden oder so etwas!“, sagte ich und schüttelte nur den Kopf.
„Hmm… dann hast du eben Pech gehabt, ich bin nämlich nicht wütend“, sagte sie wieder und schloss ihre blutroten Augen, welche den Himmel bis eben gespiegelt hatten.
Spiegel, oh ja, etwas, was einem etwas vorgaukelte und sah man in ihre Augen, so sah man nur sich selbst, von ihrer eigenen Persönlichkeit, ihren Gefühlen war nichts mehr übrig.
Hatte das alles sie etwa wirklich so sehr mitgenommen oder gab es da noch etwas, was ich nicht wusste?
Und wieso hatte sie Madara gegenüber ihre Gefühle gezeigt und bei mir nicht?
War ich in ihren Augen denn nicht gut genug dafür?
Ich spürte einen Stich im Herzen und erschrak selber über meine eigenen Gefühle, die ich für die junge, oder eben nicht mehr ganz so junge, Vampirin hegte.
Doch ihr schien das alles nun egal zu sein, so wie alles andere.
Niemals würde ich sie wieder lachen sehen, niemals würde sie mir wieder eine runterhauen, sondern nur noch diese emotionslose Maske tragen, die sogar einen Teil ihres Inneren entsprach.
Ich musste schwer schlucken, dann riss mich ihre Stimme aus meinen Gedanken.
„Wenn das alles war, dann geh wieder“, hörte ich sie deutlich sagen, oder besser, ich hörte ihre Stimme in meinem Kopf und ich erschrak.
Wie weit hatte sie meine Gedanken mitbekommen?
Doch darauf würde ich wohl niemals eine Antwort bekommen und trotz des Dranges etwas sagen zu wollen, drehte ich mich um und ging wieder nach drinnen, weg von der Frau, die nur noch körperlich anwesend zu sein schien.
Wie eine Puppe, welche man zu oft zum Spielen benutzt hatte, und die jetzt nicht mehr wichtig für die Haupthandlung war, hielt sie sich nun raus aus allem.
Eigentlich sollte ich glücklich sein, dass sie überhaupt mit mir geredet hatte, aber das war ich nicht.
Seufzend setzte ich mich an einen Tisch und sah mich in dem Raum um.
Choji saß an einem Tisch und verspeiste soeben einen Burger, der alle Rekorde brach.
Mein Kissen hatte ich wortlos in irgendeine Ecke geschleudert, als ich Tsuki gesehen hatte.
Nun hatte sich einer von Kakashis Hunden sich das Kissen geschnappt und benutzte es als Spielzeug.
Von dem Halbvampir, wie wir ihn nannten, war jedoch weit und breit nichts zu sehen und ich konnte ihn auch nicht spüren, also war er anscheinend auch nicht hier.
Vermutlich kutschierte er wieder meinen kleinen Bruder irgendwohin und mir fiel ein, dass dieser heute eh noch Schule hatte, also war es nur zu wahrscheinlich, dass er deshalb nicht da war.
Von Tenten konnte ich auch weit und breit nichts sehen, doch ich nahm ihre Anwesenheit entfernt war.
Dann knarrte die Tür und Shikamaru kam herein, warf Choji einen Blick zu und schüttelte nur den Kopf.
Obwohl er ein Mensch war, übertraf er viele Vampire mit seiner Intelligenz, weshalb er eine Art Stratege war, der sich um die Konflikte zwischen den anderen Vampirclans kümmerte.
Er setzte sich neben Choji und begann mit ihm zu reden, worüber, bekam ich nicht mit, denn ich wollte sie nicht belauschen und es würde mir eh nichts bringen es zu wissen.
Menschen hatten so normale Probleme, die wir niemals gehabt hatten.
Ich sah nach draußen und bemerkte zwei kleine Kinder, die durch den Garten liefen und ich vermisste die Zeit, in der ich auch noch nach draußen gehen konnte ohne davon irgendwelchen Schaden zu haben.
Vampire mussten nicht in die Grundschule gehen, dafür mussten wir auf eine besondere Akademie, wo man lernte, wie man die Erinnerungen der Menschen manipulierte, die Geschichte und Vergangenheit der Vampire, alles über die Hunter und wie man seine Kraft richtig benutzen konnte.
Im Durchschnitt musste man sechs Jahre auf diese Schule gehen, doch ich hatte weniger als ein Jahr gebraucht, weshalb man mich damals als ein großes Talent angesehen hatte.
Vermutlich ein weiterer Grund, weshalb Sasuke mich nicht ausstehen konnte, schließlich hatte er bereits, als unsere Eltern noch gelebt hatten, immer in meinem Schatten gestanden und es war sicherlich nicht leicht so aufzuwachsen.
Dennoch hatte er unsere Eltern geliebt und nachdem ich sie getötet hatte, hatte er mich immer gehasst.
Er genoss es, wenn ich litt, doch wenn es dazu kam, dann zeigte ich nach außen immer nur eine Kälte und spielte den Leuten etwas vor, sodass niemand wusste, was ich wirklich empfand.
Mein Blick wanderte zu Tsuki, die immer noch in den Himmel sah und ich stand seufzend auf, als eines der Kinder hinfiel und anfing zu schreien.
Das war doch echt eine Katastrophe!
Ich hatte nie geschrieen, wenn ich ein bisschen hingefallen war, dennoch ging ich nach draußen und ging zu den beiden Kleineren.
Die beiden hoben den Kopf und sahen mich an, als ich mich neben den Kleinen kniete, der hingefallen war.
Jetzt half ich sogar schon kleinen Kindern, was war eigentlich in letzter Zeit mit mir los?
„Alles in Ordnung?“, fragte ich mit einem gezwungenen Lächeln, welches aber niemals als eins gedeutet werden würde, dessen war ich mir bewusst, also ließ ich es wieder bleiben.
Der Junge nickte und das Mädchen musterte mich.
„Tut mir leid für die Umstände, Itachi-san!“, sagte sie und verbeugte sich vor mir.
Ich nickte nur und fragte mich, woher das kleine Mädchen meinen Namen kannte, fragte jedoch nicht nach.
Sie hatte ihre Aufmerksamkeit Tsuki zugewandt, die an dem ganzen Geschehen kein Interesse zeigte und es anscheinend interessanter fand in den Himmel zu starren, der immer noch wolkenlos war.
„Wenn ich so alt bin wie sie, dann kann ich nicht mehr nach draußen spielen. Die Menschen haben es ja so gut“, sagte das Mädchen und der Junge nickte zustimmend.
Ich schüttelte den Kopf.
„Tsuki ist kein Mensch, sie ist ein Vampir, so wie wir auch“, erklärte ich den beiden und sie sahen mich verwundert an.
„Aber sie ist doch in der Sonne und das schon seit wir hier sind. Solange kann ein Vampir doch gar nicht in der Sonne bleiben!“, sagte der Junge, welcher in der Schule anscheinend nicht immer schlief.
„Ich weiß es klingt seltsam, aber sie ist wirklich ein reinblütiger Vampir. Aber sie ist eben, nun ja, etwas Besonderes“, versuchte ich den beiden das ganze zu erklären, erst dann bemerkte ich, dass ich das letzte Wort ganz anders ausgesprochen hatte, als ich es beabsichtigt hatte.
„Du magst sie, nicht wahr Nii-san?“, fragte das Mädchen mit einem breiten Grinsen und der Junge sah sie verwirrt an.
„Wie kommst du darauf, dass Itachi-san sie mag? Davon hat er doch gar nichts erwähnt“, sagte er verwirrt.
„Selbst wenn ich sie mögen würde, es wäre egal“, sagte ich und seufzte kaum merklich.
„Wieso denn nicht?“, fragte das Mädchen überrascht.
„Weil sie Madaras Verlobte ist und noch dazu ist sie nicht gerade, wie soll ich sagen, gefühlsbetont“, erklärte ich dem Mädchen, welches erschrocken die Augen aufriss.
„Madara-samas Verlobte? Das glaub ich nicht! Und was meinst du mit nicht gefühlsbetont?“, fragte sie nach.
„Wenn es dich interessiert, dann solltest du sie ansprechen“, sagte ich, da es zu mühsam wäre zu erklären, wie sich Tsuki verhielt.
Der Junge musterte das Mädchen nur skeptisch, dann schüttelte er den Kopf.
„Was findest du denn bloß an ihr? Also auf mich wirkt sie unsympathisch“, sagte der Junge und sah sie mit einem seltsam angeekelten Blick an.
„Sag so etwas nicht, Kagami!“, sagte das Mädchen sofort, doch Kagami schien nicht vor zu haben seine Worte zurückzunehmen.
„Also ich glaube nicht, dass sie nett ist“, sagte er erneut.
„So etwas zu sagen ohne die Vergangenheit einer Person zu kennen ist nicht fair ihr gegenüber! Wer weiß was sie durchgemacht hat!“, verteidigte das Mädchen Tsuki.
„Tja, das weiß keiner“, sagte ich nur leise.
„Doch, sie selber!“, gab Kagami schnippisch zurück, doch ich schüttelte den Kopf.
„Nein, sie selber weiß es auch nicht mehr. Sie kann sich an nichts mehr erinnern“, erklärte ich leise, aber mit ruhiger Stimme und wunderte mich selber, wie ich so frei über dieses Thema sprechen konnte, welches mich genauso sehr wie Tsuki selber, belastete.
„Sie hat ihre Erinnerungen verloren? Wie schlimm!“, sagte das Mädchen sofort.
„Sie hat sie nicht verloren, sondern sich selber gelöscht. Wieso weiß ich nicht und sie auch nicht. Alles, was sie über sich selbst weiß, hat Madara ihr erzählt und er weiß auch nur kleine Bruchteile“, sagte ich.
„Die Arme“, sagte das Mädchen sofort, doch der Junge musterte sie wieder kurz.
„Ich werde mit ihr reden“, sagte sie dann und wandte sich von uns ab.
„Lass es besser! Sie ist… unheimlich“, murmelte Kagami leise, doch die Kleinere ignorierte ihn und ging zu Tsuki, welche sich zu meiner Überraschung aufsetzte und das Mädchen ansah.
„Was willst du?“, fragte sie freundlich und mir klappte der Mund auf.
Konnte mir mal jemand sagen, wieso sie zu mir so gefühlskalt war und zu diesem Mädchen nicht.
Der Junge sah sie skeptisch an.
„Widerlich“, murmelte er.
„Was denn?“
„Sie spielt diese Freundlichkeit nur und Haru fällt auch noch auf sie rein“, sagte der Junge und ich war überrascht, dass er es gemerkt hatte.
„Nimm es ihr nicht übel. Es ist allein schon ein Wunder, dass Tsuki mit ihr redet“, sagte ich achselzuckend.
„Wenn du sie liebst, dann solltest du versuchen ihr zu zeigen, was Gefühle überhaupt sind“, sagte Kagami und ich sah ihn verwundert an.
Wie konnte ein kleiner Junge so etwas von sich geben?
Aber vielleicht hatte er ja recht, vielleicht sollte ich wirklich versuchen Tsuki wieder zu einem richtigen Wesen mit Gefühlen zu machen.

15.
~Tsuki~

Ich versuchte so freundlich wie möglich zu sein, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie ich mich dem kleinen Mädchen über verhalten sollte.
Schließlich besaß ich selber nun keine Gefühle mehr und ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Ich redete so wenig wie möglich mit ihr, dann rannte sie wieder zu Itachi und dem kleinen Junge.
Ich stand auf und ging in die Villa.
Da ich nicht mehr in der Lage war die Kälte zu empfinden, die draußen herrschte, gab ich es nun auf darauf zu warten, dass ich endlich etwas spürte.
Und noch dazu hielt ich die Gesellschaft der beiden Kinder und Itachi nicht mehr aus.
Ihre Seelen waren so rein, sie wussten, wer sie waren und was sie wollten, ganz im Gegensatz zu mir.
Zwar hatte ich auch einen Wunsch, aber Itachi würde mit mir zu Grunde gehen und somit musste ich diesen Wunsch tief in mir einfach ignorieren.
So tun, als sei er nicht da und niemals da gewesen.
Ihn wie die Gefühle, die ich für Itachi empfand, einfach vergessen, vergessen und sie nie wieder erwähnen.
Seufzend ging ich durch einen dunklen unterirdischen Gang, ohne zu wissen, wo ich mich überhaupt befand.
Plötzlich hörte ich ein Geräusch und drehte mich um.
Tenten ging durch den Gang und murmelte vor sich hin.
Als sie mich sah, lächelte sie kurz, dann wandte sie sich wieder ab und ging weiter.
Vermutlich befand ich mich im Keller, aber im Grunde war es auch egal wo ich hinging, solange ich Itachi nicht begegnete.
Also irrte ich weiter in dem unterirdischen Labyrinth umher ohne ein festes Ziel zu haben.
Irgendwann blieb ich stehen und verließ den Raum, indem ich mich gerade befand, durch eine Tür.
Plötzlich stand ich draußen im Regen und starrte nach oben.
Die Tropfen prasselten auf mich hinunter und der Schnee begann langsam zu Schlamm zu werden.
Seufzend wandte ich meinen Blick von dem plötzlich wolkenbedeckten Himmel ab.
Bis eben hatte noch die Sonne geschienen und jetzt regnete es.
Doch das ganze passte so viel besser zu meiner Stimmung.
Irgendwann senkte ich wieder den Kopf und schaute zu, wie das Weiß des Schnees immer mehr verschwand, solange bis von dem reinen unschuldigen Ton nichts mehr zu sehen war.
Meine Haare klebten an meinem Gesicht und meine Kleider waren ebenfalls durchnässt.
Ein Blitz zuckte durch den dunklen lichtlosen Himmel und erhellte für einen Moment die Gegend.
Nach und nach brach die Nacht herein und ich spürte, wie meine Kopfschmerzen nachließen.
Obwohl ich so tat als würde es mir nichts ausmachen, tat mir das Sonnenlicht unheimlich weh.
Doch ich war trotzdem liegen geblieben, wieso wusste ich auch nicht wirklich.
Vielleicht wollte ich einfach nur spüren, dass es mich noch gab, dass ich nicht bereits verschwunden war.
Dass ich inmitten dieser ganzen Dunkelheit und des Schmerzes, welches man Leben nennt, noch existierte.
Ich ging ein paar Schritte weiter und blieb an einer steilen Klippe stehen.
Zwar hatte ich noch nicht einmal eine Ahnung wo ich überhaupt war, doch es kümmerte mich nicht weiter.
Dieser Ort hatte etwas Beruhigendes an sich.
Lag fernab von den ganzen Menschenmengen, vor denen ich einmal gestanden hatte.
Einst hatten sie mir nichts ausgemacht, es hatte mir Spaß gemacht vor ihnen zu stehen und zu singen, doch damit war es nun endgültig vorbei.
Zwar war es nur eine Lüge gewesen, doch ich musste zugeben, ich sehnte mich nach meinem alten Leben.
Ein Leben, welches ich niemals erneut leben konnte, doch nach und nach begann ich zu verstehen.
Dass es zwar nur eine Lüge gewesen war, doch sie musste mich verändert haben.
Denn nichts auf der ganzen Welt war unbedeutend, auch wenn es so schien.
Alles hatte einen Sinn und nichts geschah ohne eine Wirkung auf irgendetwas zu haben.
Und wenn die Wirkung noch so klein war, sie hätte auch eine Folge und irgendwann würde es alles ändern.
Vielleicht gelang es mir ja wieder vor jemanden zu stehen und wirklich etwas zu empfinden.
Aber auch nur vielleicht, denn nun bemerkte ich, dass alles, was ich je gespürt hatte, verschwunden war.
Also würde ich von neu beginnen müssen, von neu lernen, was es bedeutete für etwas zu kämpfen und etwas beschützen zu wollen.
Der Wind frischte auf und ich spürte, wie das Wasser mein Gesicht hinunter rann.
Ich schloss die Augen und hörte das rhythmische Geräusch der Regentropfen.
Irgendwann spürte ich, wie ich langsam das Gleichgewicht verlor und dann fiel ich auf die Knie.
Alles begann nach und nach vor meinen Augen zu verschwimmen und dann sackte ich zusammen.

Ich stand plötzlich auf einem See und das Wasser begann seltsam zu leuchten.
Kein Laut war zu hören, nur eine unendliche Stille, die alles verschluckte.
Sofort drehte ich mich auf der Stelle, doch der See endete in einem Nebel, der kein Ende zu haben schien.
Plötzlich hörte ich eine Stimme.
„Was machst du hier, Namida?“
Ich drehte mich um und sah in die blaugrünen Augen eines Mannes.
„Namida?“, fragte ich ihn stotternd.
Er hob die Hand und berührte meine Wange.
„Armes kleines Mädchen, hast du denn alles vergessen?“, fragte mich der silberhaarige Mann.
Mir war kalt, unendlich kalt.
„Wer bist du?“, fragte ich fauchend und versuchte wegzurennen, doch ich konnte mich nicht bewegen.
„Du weißt also auch nicht mehr wer ich bin? Und trotzdem bist du hierher gekommen?“
„Sag mir endlich wo ich bin und wer du bist!“
Der Mann senkte seine Hand und lachte, ein Lachen, welches mir mein Blut in den Adern gefrieren ließ.
„Du willst mir etwas befehlen, Namida?“, fragte er dann ruhig.
„Wer ist Namida?“, fragte ich ihn und ich hatte Angst vor der Antwort.
„Na du, du Erbsenhirn!“
Also war das wirklich mein richtiger Name oder log dieser Mann?
Und wenn es stimmte, woher wusste er ihn denn bitte?
Aber dieser Name rief nichts in mir wach, mehr hatte ich das Gefühl ihn noch nie vorher gehört zu haben.
Also konnte es doch gar nicht wirklich mein Name sein, oder etwa doch?
„Und wo bin ich?“, versuchte ich erneut diese Frage und hoffte, dass dieser verdammte Psycho mir endlich eine normale Antwort geben würde, doch ich hoffte umsonst.
„Wenn du es nicht weißt, dann kann ich es dir nicht sagen. Das hier ist dein Inneres, nur du kannst wissen, wo du bist und woher du diesen Ort kennst“, sagte er und dann verschwand der Mann.
Dort, wo er eben noch gestanden hatte, war nun nichts mehr, als der ewige Nebel dieses Ortes.
Aber das bedeutete doch, dass wenn ich den Nebel lichten konnte, dass ich mich dann wieder erinnern würde.
Langsam streckte ich die Hand aus und griff in die weiße Substanz hinein.
Bilder schossen vor meinen Augen vorbei, doch dann zog ich meine Hand wieder hinaus.
War ich wirklich bereit wieder alles zu wissen?
Zu erfahren, weshalb ich meine Erinnerungen gelöscht hatte und wieso ich mir ein neues Leben geschaffen hatte?
Weshalb ich eine Lüge erschaffen hatte, die mein neues Leben war?
Doch wäre ich in jener Nacht Itachi nicht begegnet, dann wäre das alles nicht passiert.
Dann würde ich jetzt immer noch vor Millionen Menschen stehen und nichts ahnend meine Lieder singen.
„Ist es das, was du dir wünschst?“
Ich erschrak als ich die Stimme hinter mir hörte.
Blitzschnell fuhr ich herum und sah in die tiefen blauen Augen einer jungen Frau.
Nein, es waren meine eigenen Augen.
Aber hier war kein Spiegel, also wie konnte das hier sein.
Die Frau lächelte sanft, doch es war ein herzzerreißendes trauriges Lächeln.
Ich drehte mich vollständig um und musterte sie genau.
Sie hatte lange silberne Haare und ihre Augen glänzten mehr als meine, doch ansonsten sah sie genauso aus, wie ich auch.
„Wer bist du?“, fragte ich sie und meine Stimme war nur ein Hauch, nicht mehr.
„Das weißt du doch bereits“, sagte sie und ihr trauriges Lächeln verschwand.
Ihre Stimme hallte in meinem Kopf wieder, wie ein entferntes Echo einer Stimme, welche gar nicht mehr da sein sollte.
„Du bist ich, nicht wahr?“, fragte ich und dieses Mal sprach ich die Worte nicht fertig, nur meine Lippen bewegten sich.
„Wenn du das denkst, dann wird es so sein“, erwiderte sie.
„Was meinst du damit?“
„Ich bin nicht du, zumindest nicht die Person, die-“, fing sie an, doch verstummte.
„Die ich momentan bin. Du bist diejenige, die ich einmal war“, beendete ich ihren Satz und sie nickte.
„Und es ist deine Entscheidung, ob du wieder zu mir wirst, oder nicht. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet, Tsuki“, erwiderte sie leise.
„Welche Frage, Namida?“
„Du nennst mich bei meinem, deinen, nein, unserem Namen?“, fragte sie.
„Ja, denn ich bin nicht du. Ich bin Tsuki, nicht Namida“, sagte ich bestimmt.
Namida trat einen Schritt von mir zurück und die Nebel griffen nach ihr.
Umhüllten sie, doch verschluckten sie nicht ganz, das hatte ich gleich bemerkt.
Denn sie sah diese Nebel nicht, nur ich sah die Nebel, die meine Vergangenheit verdeckten.
„Namida, welche Frage?“, wiederholte ich leise.
„Wenn du die Kraft hättest alles zu verändern, alles rückgängig zu machen, wenn du wählen könntest zwischen dem, was jetzt ist und der Lüge, die du vorher gelebt hast, die Lüge, die ich für uns beide erschaffen habe, Tsuki, wie würdest du dich entscheiden? Würdest du es rückgängig machen?“
„Was meinst du damit?“
„Was ich damit meine? Das weißt du doch. Aber ich sage es dir noch einmal, wenn du wählen könntest, zwischen dem Leben, wo du noch nichts von alledem geahnt hast und zwischen dem, nachdem du die Wahrheit erfahren hast.“
Sie sah mich aus ihren Augen an und ich erkannte dieses Mal keine Emotion in diesen.
„Du meinst, du könntest machen, dass ich alles vergesse? Alles, was passiert ist?“, fragte ich nach.
„Ja, du könntest dein altes Leben wieder haben und du wüsstest von nichts mehr.“
Ich sah sie eine Weile an und dann senkte ich den Kopf.
Mit geschlossenen Augen dachte ich über ihre Worte nach und versuchte zu verstehen, was das für mich bedeutete.
Alles, würde wieder so sein, wie es vorher war und all dieser Schmerz würde niemals da sein.
Zwar würde ich eine Lüge leben, aber immerhin würde ich davon doch keine Ahnung haben.
Wenn ich nur soweit zurückkönnte, als ich Itachi das erste Mal getroffen hatte.
Und wenn es bei diesem einen Mal geblieben wäre, dann würden all die Dinge nicht geschehen.
Nur ein einziger Schritt würde ausreichen um mir allen Schmerz zu nehmen und die Lüge aufrechtzuerhalten und das für immer, denn die Wahrscheinlichkeit, dass alles noch einmal so kam, war gleich null.
Meine Gedanken kreisten um diesen Punkt und dann hob ich wieder den Kopf.
Ich sah Namida an und sie erwiderte meinen Blick, dann trat sie wieder aus dem Nebel heraus.
„Hast du dich entschieden, Tsuki?“, fragte sie mich und nahm meine Hand.
„Ja“, hauchte ich leise und sie nickte.
„Welchen Weg wirst du wählen? Wirst du all deinen Schmerz vergessen?“
„Ja, es war das, was ich mir am meisten gewünscht habe. Das, was ich die ganze Zeit über wollte.“
„Und?“
„Aber ich werde es nicht vergessen. Denn es gibt Dinge, die man nicht rückgängig machen kann und selbst wenn, dann sollte man es nicht tun. Denn alles, egal wie unbedeutend ist wichtig für die Zukunft und auch für einen selber. Und man kann zwar die Dinge rückgängig machen und den eigenen Willen betrügen, doch seine Gefühle kann man nicht beeinflussen“, sagte ich entschlossen und Namida lächelte.
„Ich bin froh, dass du es eingesehen hast, Tsuki“, erwiderte sie dann.
„Man sollte die Vergangenheit ruhen lassen und nur in die Zukunft sehen“, fügte ich hinzu.
„Ja, Tsuki. Und weißt du noch etwas?“
Erwartungsvoll sah ich sie an.
„Du musst deinen Schmerz nicht allein tragen, denn du bist… nicht mehr allein.“
Die letzten Worte waren kaum hörbar, denn sie verschwand mit dem Nebel, ebenso wie alles andere und langsam klärte sich mein Bild und ich sah in die schwarzen Augen des Mannes vor mir.
Itachi musterte mich besorgt und ich konnte das kleine Mädchen etwas sagen hören.
Namida hatte Recht, ich war nicht mehr allein, auch wenn ich wusste, dass das hier noch lange nicht das Ende war, sondern erst der Anfang.
„Verzeih mir“, flüsterte ich leise, dann schloss ich wieder die Augen.

16.
-Itachi-

Tsuki schien erneut das Bewusstsein verloren zu haben.
Ich hob den Kopf und tauschte einen Blick mit dem kleinen Mädchen, welches mir gefolgt war um Tsuki zu suchen.
Der kleine Junge lehnte an einem Baum.
„Was ist mit ihr?“, fragte Haru und ich wandte mich wieder dem kleinen Mädchen neben mir zu.
„Das Sonnenlicht scheint ihr ziemlich geschadet zu haben und ich weiß nicht, wie lange sie kein Blut mehr zu sich genommen hat, aber nach ihrem Zustand zu urteilen schon länger nicht mehr“, erklärte ich und hob den erschlafften Körper der Schwarzhaarigen hoch.
Ihr Körper war selbst für einen Vampir unnatürlich kalt und ihr Zustand erschien mir langsam Besorgniserregend.
„Wenn es ihr hilft, dann kann sie mein Blut haben“, bot Haru an und stand ebenfalls auf.
„Wir wissen nicht ob sie dein Blut verträgt. Statt ihr zu helfen, könntest du dadurch alles nur noch schlimmer machen“, wandte ich kopfschüttelnd ein.
„Was meinst du damit denn? Sie ist doch ein reinblütiger Vampir, also dürfte sie keine Probleme haben, was Blut betrifft“, mischte sich nun auch Kagami in unser Gespräch ein.
„Passt du denn nie im Unterricht auf? Das hat nichts mit reinblütig oder nicht zu tun, sondern mit der Zusammensetzung des eigenen Blutes“, motzte Haru ihn sofort an, „Besser wir bitten Madara-sama um Hilfe!“
Im Grunde war das der einzige vernünftige Weg, doch Madara würde mich sicherlich töten, wenn nicht noch schlimmer, da ich mich nicht an seinen Befehl gehalten hatte, doch Tsukis Zustand war wichtiger als meine Sorgen um Madaras Standpauke, noch dazu würde das eh nicht viel bringen.
Also folgte ich Haru wieder nach drinnen, die bereits losgerannt war um Madara zu suchen.
Kagami folgte uns genervt und ich hatte das Gefühl, dass ihm die ganze Sache hier so ziemlich egal war.
Vor kurzem hätte ich diese Ansicht geteilt, doch Tsuki hatte meine Einstellung in diesem Punkt geändert.
Zumindest, wenn es sie selber betraf.
Anderen gegenüber war ich schließlich immer noch so kühl und distanziert wie vorher.
Als ich Haru folgte, bemerkte ich zum ersten Mal, wie gebrechlich die schwarzhaarige Vampirin in meinen Armen eigentlich wirklich war.
Durch ihr Auftreten und dass sie mich mehrmals sogar geschlagen hatte, übrigens ein Punkt, den ich ihr immer noch nicht wirklich verziehen hatte und es vermutlich auch nie wirklich würde, auch wenn sie mir viel bedeutete, hatte ich niemals bemerkt, dass sie so leicht verwundbar war.
Und jetzt, wo ihr Zustand so schlecht war, wurde mir das nur zu gut vor Augen geführt.
Und zu allem schien sich ihr Zustand auch noch zu verschlechtern.
Ich hatte das ungute Gefühl, dass sie, wenn es so weiterging, dem Tode bereits viel zu nahe war.
Schwer schluckend bog ich um eine Ecke und schon kam uns Haru entgegen, zusammen mit unserem „ach so geliebten“ Clanoberhaupt.
Madara warf mir sofort einen arroganten Blick zu, der sogar meinen kühlsten Blick übertraf.
„Darüber reden wir später noch und glaub mir, es wird keine angenehmen Folgen für dich haben, Itachi“, zischte er mir zu und ich biss mir auf die Zunge um nicht sofort etwas zu erwidern, was die ganze Sache nur noch schlimmer gemacht hätte.
Trotzdem konnte ich es nicht unterdrücken ihn eiskalt anzustarren, doch zu meiner Verwunderung ging unser Clanoberhaupt dieses Mal nicht darauf ein.
Der Schwarzhaarige nahm mir Tsuki ab und verschwand dann zusammen mit der Frau den Gang hinunter.
Haru lenkte nun meine Aufmerksamkeit wieder auf sich, als sie irgendetwas vor sich hinmurmelte.
„Madara-sama ist ja sooooo cool!“, schwärmte sie und Kagami und ich starrten das elfjährige Mädchen an.
„Ich glaub ich muss gleich kotzen“, murmelte Kagami und ich nickte nur zustimmend.
„Ihr seid doch nur neidisch auf ihn, weil er besser aussieht als ihr und noch zu allem viel klüger und cooler und-“, begann Haru nun einmal wieder gleich gereizt.
„Auf den wäre doch niemals jemand neidisch! Und wenn du ihn so toll findest, dann frag ihn doch, ob er dich heiratet“, stichelte Kagami sofort.
Sofort quietschte Haru genervt auf.
„Das wird eh nichts“, warf ich ebenfalls genervt ein.
„Was meinst du damit denn, Itachi-san?“, fragte Haru verwirrt nach.
„Wenn’s nach Madara geht, dann heiraten er und Tsuki eh“, erwiderte ich achselzuckend und sowohl Haru, als auch Kagami, klappte der Mund auf und die beiden starrten mich an.
„Was?“, fragte Haru entgeistert.
Ich seufzte genervt und schüttelte leicht den Kopf, ehe ich ihr antwortete.
„Die Beiden sind verlobt“, sagte ich leise.
Als Haru und Kagami zu diskutieren begannen, wandte ich mich ab und ging den Gang hinunter.
Ihre Diskussion verlor langsam den Sinn und ich konnte es ihnen nicht übel nehmen, schließlich waren sie letztendlich auch nur zwei kleine Kinder und ich begann mir Sorgen über mich selber zu machen, da ich mit ihnen die ganze Zeit auch noch geredet hatte.
Tsuki konnte ich eh nicht weiter helfen, also sollte ich mich nun um meinen eigenen Blutdurst kümmern.
Ich verließ die Villa und knallte beim herausgehen beinahe gegen Kisame, der mir entgegen kam.
„Ah Itachi-san, Sie wollten mich sehen?“, sagte mein Fahrer und ich nickte.
„Fahr bitte den Wagen vor, Kisame. Ich muss in die Stadt.“
Kisame verschwand mit den Autoschlüsseln und ich sah in den dunklen Himmel.
Die Luft roch immer noch nach dem frischen Regen und die grauen Wolken verdeckten die silberne Sichel des Mondes.
Ich wandte meinen Blick wieder ab, als ich die schwarze Limousine mit den getönten Scheiben vorfuhr.
Seufzend stieg ich in das Auto und ließ mich in die gepolsterten Sitze fallen.
Die ganze Fahrt über sagte ich kein einziges Wort, doch das war normal für meine Verhältnisse und Kisame war bereits lang genug mein Fahrer um das zu wissen.
Der Wagen hielt an und ich stieg aus dem Auto aus, froh, dass sich keine Menschenmengen bildeten, da hier schließlich eine Limousine hielt.
Aber ich war nun einmal kein Star und ich fragte mich, was gewesen wäre, wenn Tsuki ebenfalls hier wäre.
Vermutlich hätten wir uns vor ihren Fans nicht mehr retten können und erst jetzt fiel mir ein, dass ich die Schwarzhaarige noch nie hatte singen hören.
Auch hatte ich noch keinen einzigen Film gesehen, in dem sie mitgespielt hatte und nun wurde mir zum ersten Mal richtig bewusst, wie wenig man mitbekam, wenn man tagsüber nicht mehr nach draußen gehen konnte.
Als ich mich umdrehte, sah ich den riesigen Tokyo Tower und schaute nach oben.
Kisame warf mir einen letzten Blick zu, doch da ich nichts sagte, fuhr er wieder los und ich begann plötzlich eine unangenehme Spannung in der Luft zu spüren.
Sofort stoppte ich mitten in der Bewegung und versuchte den Grund der Spannung herauszufinden.
Hier musste irgendwo ein anderer Vampir sein.
Ich hielt mitten in der Bewegung inne, als ich Hinata plötzlich sah, die beinahe gegen mich rannte und langsam hatte ich das Gefühl, dass es den Leuten hier Spaß machte, wenn sie gegen mich liefen.
„T-T-Tut mir… leid“, stotterte Hinata und langsam machte ich mir echt Sorgen um das Mädchen.
Ich zog die Augenbrauen hoch und dann spürte ich noch jemanden kommen.
Ein Mann mit längeren schwarzen Haaren kam auf uns zu und irgendwoher kam er mir bekannt vor.
Als er mich mit seinen schlangenähnlichen Augen fixierte, erkannte ich den Hunter wieder.
„Itachi Uchiha!“
Er spuckte meinen Namen fast und ich sah ihn eiskalt an.
„Sieh mal einer an. Lange nicht gesehen, Orochimaru!“, erwiderte ich kühl.
Der Hunter lachte auf und ich starrte ihn entgeistert an.
Hatte der Typ sie eigentlich noch alle?
„Das hier ist wohl heute mein Glückstag. Zwei Vampire auf einmal. Und dann auch noch einer aus dem Hyuuga- und einer aus dem Uchiha-Clan“, sagte Orochimaru lachend.
Ich warf Hinata einen Blick zu.
Ich hätte nicht erwartet, dass sie auch ein Vampir war und dann auch noch einer aus dem Hyuuga-Clan.
Neben dem Uchiha-Clan war der Hyuuga-Clan auch einer der mächtigsten Vampirclans in Tokio.
Jedoch hatten sie im Gegenteil zu uns, weiße Vampiraugen.
Zwar waren der Hyuuga-Clan und der Uchiha-Clan momentan verfeindet, aber wenn es um die Hunter ging, dann wurden solche Feindschaften an die zweite Stelle gerückt, denn immerhin waren die Hunter unsere gemeinsamen Feinde und was sollte man da groß dagegen tun?
Jetzt fiel mir ein, dass Tsuki ebenfalls rote Augen in ihrer Vampirform hatte, oder zumindest teilweise.
Ich musste später einmal überprüfen zu welchem Clan sie überhaupt gehörte.
Ihre Augen waren zwar blutrot gewesen, doch ich hatte sie nicht mehr gesehen, nachdem sie wusste, dass sie von Anfang an ein Vampir war und ich vermutete, dass sich nun auch ihre Vampirform verändert hatte, aber wirklich sicher sein konnte ich mir in diesem Punkt auch wieder nicht.
Aber ernsthaft Orochimaru glaubte doch nicht wirklich, dass er eine Chance gegen mich hatte.
Dass er immer noch lebte verdankte er dem Zufall und seiner dummen Schlange, die den durch geknallten Hunter immer begleitete.
Doch er glaubte doch wohl nicht im Ernst, dass er eine Chance gegen zwei reinblütige Vampire hatte?
Zwar erschien er mir nie wirklich menschlich und Hinata war wohl nicht gerade ein Musterbeispiel eines reinblütigen Vampirs, aber trotzdem lief es darauf hinaus, dass er keine Chance gegen uns haben würde.
Ich musterte den Hunter abschätzig und fragte mich, woher er den Glauben nahm gegen uns gewinnen zu können.
Genau in diesem Moment hörten wir einen lauten Knall und ehe jemand von uns dreien noch etwas sagen konnte, begann der Tokyo Tower in sich zusammen zu fallen.
Mir klappte der Mund auf, denn ich konnte eindeutig die Aura eines Vampires wahrnehmen.
Doch welcher Vampir hatte genug geistige Kraft um den ganzen Tokyo Tower zu zerstören?
Ich musste mir zwar eingestehen, dass ich Madara eine solche Kraft zutraute, doch das hier war nicht seine Aura und auch nicht annährend seine Kraft.
Also konnte es nur ein anderes Clanoberhaupt sein und das der Hyuugas war zu schwach um so etwas zu packen, also konnte es nur ein ausländischer Vampir sein, denn in ganz Japan gab es keine mächtigeren Vampirclans.
Ich musste schlucken, dann bemerkte ich, wie Orochimaru ebenfalls wegrannte und dieses Mal war ich der gleichen Ansicht wie er: RENNEN!
Denn das hier überstieg mein Level bei weitem.
Wieso war unser dämliches Clanoberhaupt eigentlich nie da, wenn man ihn mal brauchte?
Schließlich gab er doch sonst immer mit seiner Stärke an, aber wenn man ihn brauchte, dann war er natürlich mit anderen Dingen beschäftigt und ich erinnerte mich, dass er sich vermutlich um Tsuki kümmern musste und hätte ich sie nicht in der Sonne gelassen, dann wäre es gar nicht so weit gekommen, also war es auch wiederum meine Schuld.
Zusammen mit Hinata suchte ich das Weite und schließlich bogen wir um eine Ecke und landeten in einer Sackgasse, wo ein Junge an der Wand lehnte, der nicht älter als achtzehn sein konnte.
Er hatte die Augen geschlossen, doch als wir in die Gasse kamen, öffnete er sie und seine Augen hatten etwas Tierisches.
Er sah uns an und ich kapierte sofort, dass er einer der Werwölfe war.
Noch besser ging es ja nicht mehr.
Zuerst eine stotternde Vampirin aus dem verfeindeten Clan, dann ein Hunter, dann stürzte der Tokyo Tower wegen einem ausländischen Vampir zusammen und was jetzt?
Der Junge hatte zwei rote Male an den Wangen, die entfernt an Zähne erinnerten und ich schlussfolgerte, dass er zum Inuzuka-Clan.
Hinata wurde rot und stupste mal wieder ihre Finger gegeneinander und ich fragte mich ernsthaft, wie dieser Tick uns hierbei helfen sollte.
„K-K-Kiba, was machst du denn hier?“, fragte sie dann verlegen und ich schlug mir mit der Hand gegen den Kopf.
Sie hatte auch noch nicht gerafft, dass er einer der Wölfe war.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du ein Vampir bist, Hinata“, erwiderte er verwirrt und sah dann mich an, „Du bist doch der ältere Bruder von Sasuke Uchiha, oder?“
Ich gab ihm keine Antwort.
„Könnten wir bitte endlich hier weg, ehe wir von diesem verdammten Tower alle zerstückelt werden?“, fragte ich mit gereiztem Unterton und meine Worte wurden noch durch ein deutlich zu vernehmendes Knirschen unterstrichen.
Sofort rissen sich beide aus ihrer Starre und wir rannten weiter.

17.
~Tsuki~

Blinzelnd versuchte ich die Augen zu öffnen, doch es gelang mir nicht.
Mein Körper ließ sich nicht im Geringsten bewegen und wäre ich jetzt ein Mensch, dann wäre ich sicherlich bereits seit längerer Zeit an Atemnot gestorben, denn als ich probeweise einen Atemzug versuchte, gelang mir noch nicht einmal das.
Stattdessen wandte ich meine Aufmerksamkeit dem Blutgeschmack in meinem Mund zu und ich begann zu rätseln, was das nun wieder einmal zu bedeuten hatte.
Noch dazu konnte ich mich nur noch bruchstückhaft erinnern, was eigentlich passiert war und versuchte nun angestrengt mein Gespräch mit meiner Vergangenheit zusammenzuflicken, was aber gar nicht mal so einfach war, da mein ganzer Körper schmerzte und mir die Konzentration raubte.
Schließlich gelang es mir das Gespräch vollständig zusammenzusetzen und ich setzte mich reflexartig auf.
Ein gewaltiger Fehler, wie ich nun bemerkte, denn sofort verdoppelte sich der Schmerz und ich musste zu alledem noch husten, was mich beinahe um den Verstand brachte.
„Bleib liegen“, hörte ich eine Stimme sagen und ich erschrak.
Da nach wie vor alles vor meinen Augen verschwommen war, konnte ich die Person, die gesprochen hatte, nicht erkennen, doch ich erkannte Madaras Stimme.
Angestrengt versuchte ich meine Kopf zu drehen, doch stattdessen wurde mir nun auch noch schwindlig und ich spürte, wie mich eine Hand zurück in die Kissen drückte.
Ich vermutete, dass es Madara war, konnte es aber nicht mit Sicherheit sagen, denn meine Sinne waren nun vollständig im Eimer und meine Augen fielen wieder zu.
Doch noch einmal würde ich nicht einfach ohnmächtig werden, so viel stand für mich fest, deshalb riss ich mich zusammen und wartete, bis die Schmerzen nachließen.
Jedoch war das Warten darauf wohl vergeblich, also versuchte ich einfach den Schmerz zu unterdrücken und ihn mit etwas anderem zu überschatten.
Leichter gesagt als getan, wenn meine keine Ahnung hatte, wie man das eigentlich anstellte, da man selber nun einmal nicht die geringste Erinnerung mehr an die Zeit besaß, wo man das ganze noch gekonnt hatte.
Dann spürte ich eine kühle Hand auf meiner Stirn und die Schmerzen ließen einigermaßen nach.
Erneut öffnete ich die Augen und mein Bild klärte sich wieder langsam auf.
Madara hatte sich neben mich aufs Bett gesetzt und schüttelte nur den Kopf.
„Du bist unmöglich, Tsuki. Ein Vampir, der sich ins grelle Sonnenlicht legt“, murmelte er seufzend.
„Tut mir leid“, erwiderte ich schwach, so schwach, dass es für einen Menschen nicht einmal hörbar gewesen wäre, jedoch übertrafen die Sinne eines Reinblüters die der Menschen bei weitem, mal davon abgesehen, was passierte, wenn man in meiner Situation war und sich stundenlang ins pralle Sonnenlicht legte.
„Tut es dir gar nicht, Tsuki“, merkte Madara an, der meine Lüge sofort durchschaut hatte.
Es machte eben keinen Sinn dem Clanoberhaupt etwas vorzuspielen.
Mein Blick fiel auf seine rechte Hand und mir fiel der weiße Verband um sein Handgelenk sofort auf.
Verwirrt sah ich den Verband kurz an, dann erinnerte ich mich an den Blutgeschmack von eben.
„Hast du-“, begann ich, brach jedoch ab, doch Madara wusste worauf ich hinaus wollte.
Er nickte nur und zeigte keine sonderliche Reaktion auf meine verwirrte Frage.
Als ich Madara das erste Mal gesehen hatte, war ich mir sicher gewesen, dass ich ihn hassen würde, doch das stimmte anscheinend nicht, denn eigentlich war er ja nett.
Zumindest zu mir, denn bei Itachi schien das das komplette Gegenteil zu sein, was wohl auch auf Gegenseitigkeit zu beruhen schien.
Jedoch hatte ich nicht vor das Thema vor einem der Beiden zu erwähnen, denn das wäre mein Todesurteil.
Um mich von diesem Thema abzulenken, wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Verband zu und ich spürte wieder den ungeheuren Blutdurst in mir aufsteigen.
Wenigstens schien ich mich momentan noch so weit unter Kontrolle zu haben um mich nicht auf das Clanoberhaupt zu stürzen, was nebenbei noch ziemlich unhöflich wäre.
„Warum?“, fragte ich Madara, der mit seinen Gedanken bereits ganz wo anders schien und ich konnte mir nur zu gut denken, dass ich nicht wissen wollte, was der Schwarzhaarige gerade dachte.
„Warum was?“, fragte er mich verwirrt und ich packte seinen Unterarm.
Er zuckte kurz zusammen, da er das nicht erwartet hatte, dann lächelte er sanft.
„Vergiss eines nicht, Tsuki, du bist immer noch meine Verlobte“, erwiderte er ruhig und mein Griff um seinen Unterarm verkrampfte sich sofort.
„Ich weiß, dass du es nicht willst, aber ich bin nun einmal nicht derjenige, der das beschlossen hat“, erklärte er.
„Wie jetzt?“
Seine Worte hatten mich völlig verwirrt und erst jetzt kam mir der Gedanke, dass es noch jemanden gab, der über dem Clanoberhaupt der Uchihas und wohl auch über mir stand.
Madara seufzte und entzog seinen Arm meines Griffes, dann wandte er sich wieder zu mir um.
„Also, jeder Clan hat ein Clanoberhaupt und in fast jedem Land gibt es einen Vampirclan. Der Mächtigste eines Landes, vertritt dieses Land. In Japan gibt es zwei mächtige Vampirclans, aber momentan ist der Uchiha-Clan dem Hyuuga-Clan überlegen. Aus jedem dieser mächtigsten Vampirclans eines Landes gibt es einen, der den Clan im hohen Rat vertritt. Der Hohe Rat steht über den Clanoberhäuptern und zu deinem Leidwesen auch über dir, Tsuki. Natürlich könntest du einen großen Teil von ihnen beeinflussen, doch dafür ist es nun eh zu spät. Nach deiner Geburt wurde festgelegt, dass du einen der höchsten Vampire heiraten müsstest. Also standen nicht gerade viele zur Auswahl und letztendlich wurde die Auswahl auf zwei Vampirclans heruntergestuft“, begann Madara zu erklären und ich hörte ihm aufmerksam zu, wobei ich mehrmals mich selbst verfluchte, weil ich mich an all diese Dinge nicht mehr erinnern konnte.
„Also, dass einer der Clans der Uchiha-Clan ist weiß ich ja, aber wer ist der andere?“, fragte ich nach und zog meine Beine nun an.
„Der Senju-Clan. Eigentlich kommt dieser Clan aus Japan, hält sich aber momentan in den USA auf und vertritt dieses Land auch im Hohen Rat. Wie auch immer, letztendlich lag dann die Auswahl zwischen mir und ihrem noch recht jungen Clanoberhaupt, Hashirama Senju. Der Rat war zu fünfzig Prozent der Meinung, dass ich es sein sollte und die anderen fünfzig Prozent waren für Hashirama. Frag mich nicht, wie lange genau sie darüber diskutiert hatten, aber die Tatsache war die, dass es einen Clan gab, der sich aus der ganzen Sache heraushielt“, fuhr Madara mit seiner Erklärung fort und ich versuchte mit den Namen irgendetwas zu verbinden, was jedoch nicht wirklich zu klappen schien, also gab ich es seufzend auf.
„Und welcher Clan?“, fragte ich nach und kam mir langsam zunehmend wie eine Trophäe vor.
„Was denkst du denn, Tsuki?“, stellte das Clanoberhaupt der Uchihas als Gegenfrage.
„Ich weiß es nicht, sonst würde ich dich nicht fragen“, erwiderte ich seufzend und Madara strich mir durchs Haar, woraufhin ich zurückzuckte.
„Sagt dir der Name Nagoyaka etwas?“, fragte er mich und ich schüttelte den Kopf, hielt aber mitten in der Bewegung inne, als plötzlich wieder alles vor meinen Augen verschwamm.
Dann tauchten Bilder vor mir auf und ich erstarrte.
Ich kniete auf dem Boden in irgendeinem riesigen Gebäude und vor mir stand ein Vampir, der einen langen schwarzen Umhang trug.
Er sah mich abfällig an, wobei ich sein Gesicht nicht sehen konnte.
„War das etwa schon alles, Namida? Und ich dachte, dass der Nagoyaka-Clan mehr drauf hätte“, erwiderte er und lachte abfällig.
Dann drang er in meinen Geist ein und begann ihn zu zerstören, meine seelische Existenz auszulöschen.
Natürlich, schließlich brauchte er nur meinen Körper, besser gesagt mein Blut.
Ich versuchte mich zu wehren, war jedoch zu geschwächt.
Mit letzter Kraft versuchte ich um Hilfe zu rufen, doch dann sackte ich zusammen.
„Das ging ja fix!“, sagte der Mann und lachte schallernd, während ich versuchte mich an mein Leben zu krallen.
Dann spürte ich eine seltsame Kraft in mir und ich tauchte in sie ein, sie umschloss mich, dann verschwand mein Körper und der Mann fluchte auf.
„Tsuki!“
Madaras Stimme drang nur schwach zu mir durch, doch ich riss mich erschrocken zusammen und starrte den Mann an, der mich besorgt musterte.
„Alles in Ordnung, Tsuki?“, fragte er mich zögernd und ich nickte, hielt aber inne.
„Wie man’s nimmt“, gab ich zurück und Madara zog eine Augenbraue hoch.
„Madara, du sagtest doch, dass ich mir meine Erinnerungen gelöscht hätte“, flüsterte ich leise und er nickte.
„Das ist die Variante, von denen nur die Mitglieder des hohen Rates und noch wenige Ausnahmen wissen. Die anderen denken, dass du tot seiest!“
„Tja, dann solltest du dem Hohen Rat Bescheid sagen, denn ich habe meine Erinnerungen wohl anscheinend doch nicht selber gelöscht, sondern verdanke es einem Zufall, dass ich sie verloren hatte, oder eher gesagt dem Glück“, flüsterte ich.
„Was ist denn daran Glück, wenn man seine Erinnerungen verliert?“
„Wenn es so abgelaufen wäre, wie es dieser Mann geplant hatte, dann wäre meine Seele zerstört worden und nicht nur meine Erinnerungen“, erklärte ich ruhig, doch Madara sprang auf.
„Wie meinst du das denn jetzt?“
„Ich habe mich an etwas erinnert, nicht viel, aber es war kurz bevor ich meine Erinnerungen verloren habe“, erwiderte ich und musterte ihn, da er mir nicht gerade einen entspannten Eindruck vermittelte.
Wenn ich jetzt wütend oder nervös gewesen wäre, dann wäre das ja noch normal, aber Madaras Reaktion war in meinen Augen nicht gerechtfertigt.
Seine Hand ballte sich zu einer Faust und er schlug gegen die Wand, wo nun ein riesiges Loch prangte.
In Ordnung, ich sollte mir merken Madara nicht anzusprechen, wenn er wütend war, sonst wäre das wohl mein Ende.
„Kanntest du diesen Mann?“, fragte er mit vor Wut bebender Stimme nach.
Ich schüttelte den Kopf.
„Zwar kann ich mich nicht an alles erinnern, doch ich bin mir sicher, dass ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Aber könnten wir das auf später verschieben, ich will endlich wissen, wieso ich mit dir verlobt bin“, versuchte ich das, für mich interessantere Thema, wieder in den Vordergrund zu rücken und Madara ließ sich seufzend wieder aufs Bett fallen.
„Weißt du jetzt, wer der Nagoyaka-Clan war?“, fragte er mich.
„Ja, der Clan, zu dem ich auch gehöre, aber mehr nicht“, erwiderte ich.
„Ja, dein Clan kommt aus England und hat seinen Hauptsitz in London.“
„Und wieso ist mein Name dann japanisch? Ich meine Namida klingt nicht gerade englisch“, mischte ich mich ein, „Ebenso wenig wie Nagoyaka!“
„Der Nagoyaka-Clan gehört zu den Ursprungsclans. Der erste Vampir kam nach Legenden aus Japan und daher sind viele Namen noch daran angelehnt. Zumindest die Hochclans, zu denen der Nagoyaka-Clan auch gehörte. Das bedeutet, dass ihr Blut einen besonders hohen Reinheitsgrad hat, weshalb die Wahrscheinlichkeit von Anfang an hoch war, dass diejenige mit dem Elixier des Lebens als Blut, in diesen Clan hinein geboren wird, was ja auch stimmte. Aber seit wann kennst du deinen richtigen Namen wieder?“, fragte Madara nach.
„Noch nicht lange“, gab ich zurück, denn ich wollte ihm nichts von meiner Vergangenheit erzählen, die auch noch reden konnte, sonst würde ich noch beim Psychiater landen, auch wenn ich nicht dachte, dass Namida noch einmal mit mir sprechen würde, jetzt wo ich mich entschieden hatte, also ließ ich es bleiben darüber meine Gedanken und Zeit zu verschwenden.
„Ach ja, aber es wäre mir trotzdem lieber, wenn du mich weiterhin Tsuki nennst!“
Madara nickte, dann fuhr er wieder fort.
„Zumindest hielt sich der Nagoyaka-Clan bis zu diesem Punkt aus der ganzen Sache heraus, dann mischten sie sich doch plötzlich ein stellten sich auf die Seite des Uchiha-Clans, weil unser Blut wohl einen leicht höheren Reinheitsgrad hatte und dadurch dein Blut nicht verschmutzen würde. Und eine Entscheidung, die der Rat einmal getroffen hat und auf Papier festgelegt ist, kann von keinem mehr rückgängig gemacht werden, noch nicht einmal von ihnen selber, so dumm das auch klingt!“, beendete er seine Erklärung und ich nickte, zunehmend genervter.
„Du musst in Zukunft aufpassen, Tsuki!“, ermahnte er mich dann.
„Wieso denn?“
„Jetzt wo deine Vampirseite wieder vollständig erwacht ist, wird es viele Vampire geben, die hinter deinem Blut her sind. Und somit auch ziemlich viel Gefahr für dich“, erklärte mir der Schwarzhaarige, „Und ich kann dir auch nur bis zu einem gewissen Grat helfen!“
„Bin ich jetzt ein Gegenstand ohne eine eigene Meinung und Gefühle?“, giftete ich den Uchiha an, der ja eigentlich nichts dafür konnte, „Das ist ja mal wohl der größte Scheiß! Und ihr habt auch nichts Besseres zu tun als-“
Weiter kam ich nicht mehr, denn Madara presste seine Lippen auf meine und brachte mich so zum Schweigen.
Ich war zu verwirrt und geschockt um mich zu wehren.
Gegen meinen Willen stellte ich fest, dass mein Herz raste, dann löste er sich wieder von mir.
Ich wollte ihn sofort anschreien, doch dazu kam ich gar nicht er, denn er beugte sich nach vorne und versenkte seine Zähne in meinem Hals.

18. We have to find a way
~Tsuki~

Ich stand vor dem Spiegel und wischte mir das Blut von meinem Hals ab.
Wie hatte ich das überhaupt zulassen können?
Fluchend zog ich mir ein Kleid an, das ich mir vorher besorgt hatte.
Zu meinem Glück hatte das Kleid einen hohen Kragen, womit ich die Bisswunde verdecken konnte.
Zwar stand ich eigentlich nicht so auf diesen Chinastil, aber es gab ja immer Ausnahmen.
Seufzend strich ich den Stoff glatt und verließ das Badezimmer wieder.
Nachdem es mir irgendwann gelungen war den Versammlungsraum zu finden knallte ich beinahe mit einem anderen Vampir zusammen.
Langsam fragte ich mich ernsthaft, ob es toll war gegen mich zu laufen, wo es doch die ganze Zeit irgendjemand tat.
Inzwischen konnte ich dem ganzen sogar ausweichen, nur weil ich als erstes immer daran dachte, dass die nächstbeste Person gegen mich knallte.
„Pass doch auf“, fauchte ich ihn an ohne groß nachzudenken.
Nach allem, was Madara mir erzählt hatte, hatte ich ja einen ziemlich hohen Status, also konnte ich mir doch auch gleich die Höflichkeit sparen.
Noch dazu war ich gerade mies gelaunt, was nicht gerade zum Glück von diesem Vampir war.
Dieser sah mich hochnäsig an.
„Sei nicht so verdammt arrogant, Kleine!“, gab er dann zurück.
„Bin ich aber!“
Die Augen des Vampirs vor mir hatten sich blutrot gefärbt und langsam gingen mir diese Idioten auf die Nerven.
Jedoch ignorierte ich ihn und ging einfach an ihm vorbei.
„Und jetzt haust du ab, was?“, fragte er und ich drehte mich wieder um.
„Du bist es nicht wert, dass ich meine Energie an dich verschwende“, erwiderte ich nur.
Ehe der Vampir etwas erwidern konnte, wurde eine Tür geöffnet und Madara verließ das Zimmer.
„Was habt ihr beide bitte für Probleme miteinander?“, fragte er und sah uns genervt an.
Ich antwortete nicht und der andere Vampir auch nicht.
„Also, was gibt es so wichtiges, dass ich mich beeilen sollte?“, fragte ich das Clanoberhaupt genervt.
„Der Tokyo Tower ist zerstört worden“, erwiderte dieser achselzuckend.
„Was?“, fragten der andere Vampir und ich synchron.
„Ich sagte, dass-“
„Ich hab dich verstanden, Madara! Aber wieso sagst du das erst jetzt?“, unterbrach ich ihn entgeistert.
„Du wolltest dich umziehen, Namida“, antwortete dieser.
„Ich hab dir doch gesagt, dass du-“
Weiter kam ich nicht, denn der andere Vampir unterbrach mich dieses Mal.
„Du bist Namida Nagoyaka?“, fragte er mit aufgeklapptem Mund.
„Ja, aber ich-“
„Ich glaub’s ja nicht. Wieso habt Ihr das nicht gleich gesagt?“, fragte er und ich warf ihm einen verwirrt Blick zu.
Was sollte denn bitte das Ihr?
Schön, ich war irgendein besonderer Vampir, aber das war noch lange kein Grund dafür, dass ich wie so eine verwöhnte Schnepfe aus einer Königsfamilie angesprochen wurde.
Und wieso hatte Madara mich jetzt doch Namida genannt?
Das war doch nicht auszuhalten, dabei hatte ich ihm doch extra gesagt es nicht zu tun.
Und jetzt nannte mich dieser andere Vampir auch noch so.
Jedoch sagte ich nichts dagegen, schließlich hatte ich jetzt andere Probleme.
„Also, was ist mit dem Tokyo Tower genau passiert?“, fragte ich seufzend, nahm mir jedoch vor, dass ich das mit meinem Namen noch mit Madara abklären würde, wenn das hier rum war.
„Ich erklär’s unterwegs, jetzt komm endlich“, erwiderte dieser und verschwand den Gang hinunter.
„Er ist doch völlig geisteskrank“, murmelte ich nur und folgte ihm.
Der andere Vampir ebenfalls, jedoch warf er mir nun einen seltsamen Blick zu.
„Was ist?“, fragte ich ihn und blieb stehen, sodass er beinahe gegen mich knallte, jedoch wäre es dieses Mal meine eigene Schuld gewesen.
„Nichts, wieso?“, fragte er nach, nachdem es ihm gelungen war stehen zu bleiben.
Zwar erwiderte ich nichts, musterte ihn jedoch eingehend, ehe ich mich wieder umdrehte und die Villa verließ.
Ich stieg in das Auto mit den getönten Scheiben, das zu meinem Erstaunen mal keine auffällige und protzige Limousine war.
Der andere Vampir setzte sich ebenfalls in das Auto und Madara gab dem Fahrer einen Befehl.
„Also, ich höre!“, wandte ich mich an das Clanoberhaupt.
Madara musterte mich und den anderen Vampir eine zeitlang.
„Nichts für ungut, Madara-sama, aber würden Sie bitte erklären, was hier los ist?“, fragte der er schließlich.
„Ist ja gut, Setsuna“, erwiderte der angesprochene seufzend.
Ich warf ihm einen genervten Blick zu und wartete, dass er es endlich mal erklärte.
„Also, zumindest hat ein feindlicher Vampir den Tokyo Tower zerstört und ich fürchte, dass das nicht das einzige sein wird, was noch zerstört wird“, erklärte Madara ruhig.
„Moment mal, was für ein feindlicher Vampir?“, mischte ich mich ein.
„Das Clanoberhaupt aus Algerien?“, fragte Setsuna nach.
„Nein. Ich würde eher sagen, dass sich unser liebes Vampiroberhaupt aus Amerika hier eingemischt hat“, erklärte Madara.
„Moment mal, du meinst Hashirama Senju?“, fragte ich nach und ich musste dabei aufpassen, dass mir nicht der Mund aufklappte.
„Ja.“
Ein einziges Wort, was ausreichte, dass Setsuna zu fluchen anfing und ich mich langsam fragte, womit ich das eigentlich verdient hatte.
Fehlte ja jetzt nur noch, dass ich auch noch kämpfen musste, wo ich keine Ahnung hatte, wie man die Vampirfähigkeiten überhaupt richtig einsetze und erst recht nicht, was für welche ich überhaupt hatte.
„Bitte nicht“, flüsterte Setsuna und starrte Madara entgeistert an.
„Doch, ich bin mir sicher, dass es seine Aura ist“, erwiderte Madara seufzend.
„Na super! Was ist das nächste, was passiert?“, fragte ich genervt.
Setsuna und Madara sahen mich kurz an, dann tauschten sie einen Blick.
„Reg dich mal wieder ab, Namida“, erwiderte Madara.
„Erstens: Das ist alles deine Schuld, zweitens: Ich hab dir gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst, drittens: Für wen hälst du dich eigentlich?“, fauchte ich ihn an.
Innerlich kochte ich gerade über und musste mich zusammenreißen nicht einfach aus dem Wagen zu springen.
Als dieser anhielt, sprang ich aus dem Wagen und trat mit voller Kraft gegen eine Ampel, die daraufhin mit einem lauten Knall gegen die nächstbeste Hauswand flog.
Mir klappte der Mund auf, als ich sah, was ich getan hatte.
Damals hätte die Ampel noch nicht einmal einen Kratzer gehabt und jetzt war es mir doch tatsächlich gelungen sie aus der ganzen Verankerung zu treten und das zu allem auch noch ohne mir dabei wirklich Mühe zu geben.
Irgendwie könnte ich mich daran gewöhnen und ich setzte es auf meine Liste Madara doch noch eine zu klatschen.
Da die Ampel nun auch nicht mehr grün werden konnte, begannen nun alle Fahrzeuge sich langsam aber sicher recht chaotisch zu stauen.
Ich beachtete das ganze nicht weiter und lief die Straße entlang.
Wenn ich diesen Vollidioten finden würde, der den Tokyo Tower zerstört hatte, dann würde ich dem auch mal gehörig meine Meinung sagen, wo ich mich gerade fragte, zu was ich überhaupt fähig wäre, wenn ich wüsste wie man diese ganze Kraft kontrollieren konnte.
Jedoch stellte ich mir auch die Frage zu was Madara und dieser Hashirama dann erst fähig wären.
Vielleicht sollte ich erst versuchen herauszufinden, wie man diese Kraft nutzte, ehe ich mich mit einem anderen Vampir anlegen sollte.
Ich bog um die Ecke und setzte mich erst einmal auf eine Parkbank.
Irgendwie musste ich es ja packen aus diesem ganzen Schlamassel wieder herauszukommen.
„Sieh mal einer an. Und noch ein Vampir!“
Blitzschnell drehte ich mich um und starrte den schwarzhaarigen Mann an.
„Wow, wär ich nicht drauf gekommen, dass ich ein Vampir bin“, erwiderte ich mit einer schönen Portion Sarkasmus.
„Pass auf, was du sagst“, zischte dieser und mit zischen meine ich das wörtlich.
Ich musterte den schlangenähnlichen Mann.
„Und wer sind Sie?“, fragte ich schließlich, da er mir nach wie vor nicht bekannt vorkam.
„Weißt du das denn nicht?“
„Nein.“
Er schien von meiner Antwort ziemlich verwirrt und ich fragte mich, wer dieser Psycho eigentlich war.
„Ich bin ein Hunter“, sagte er schließlich.
„Ich meine Ihren Namen“, warf ich gelangweilt ein, wobei ich mich gerade fragte, wie ich hier so schnell wie möglich abhauen konnte, ohne, dass mich dieses schlangenähnliche Ding umbrachte und zwar dieses Mal wirklich.
„Du hältst dich wohl für was tolles“, sagte dieser zischend.
„Was wäre, wenn ich jetzt ja sagen würde?“
Obwohl ich hier in einer ziemlich miesen Lage war, konnte ich es mir nicht verkneifen einen Kommentar abzugeben.
Dieser Mann war ziemlich geisteskrank, das musste man ihm lassen.
Langsam schien er aber die Geduld zu verlieren und ich fragte mich gerade, wie ich hier am besten weg kam, als ein Mann mit langen weißen Haaren um die Ecke kam.
„Hey Orochimaru! Gib dir keine Mühe, du bekommst niemals eine Freundin ab!“
Ich starrte den weißhaarigen Mann mit offenem Mund an und fragte mich gerade, was hier bitte abging.
„Jiraiya, was soll der Scheiß? Ich hab zu tun“, fauchte Orochimaru zurück.
„Kann eben nicht jeder so toll aussehen wie ich“, gab der weißhaarige zurück und ich hatte das zunehmende Bedürfnis gleich kotzen zu müssen.
Er sah schon so schlimm genug aus, aber diese fette Warze auf seiner Nase, die einem nahezu ins Auge stach, ließ ihn auf meiner Liste der Leute, die widerlich aussehen, unheimlich hoch steigen.
Jedoch sagte ich nichts, schließlich war er meine Chance hier lebend heraus zukommen.
Oder eben nicht mehr ganz so lebend, schließlich war ich ein Vampir.
„Ähm… ich misch mich ja nur ungern ein, aber wer sind Sie denn jetzt?“, fragte ich Verrückten.
Mister Warze drehte sich zu mir um, ehe er mir dann in den Ausschnitt starrte.
‚Tief einatmen! Reiß dich jetzt zusammen’, versuchte ich mir einzureden, was aber irgendwie nicht wirklich klappte.
Stattdessen riss ich ein Verkehrsschild neben mir aus dem Boden und schlug es dem Warzenheini auf den Kopf.
Dieser kippte sofort um und Orochimaru starrte mich mit aufgeklapptem Mund an.
„Ups, das war wohl etwas zu fest“, stellte ich fest und kratzte mich am Kopf.
In diesem Moment kam plötzlich eine hysterisch kreischende Blondine aus irgendeiner Richtung gelaufen.
„Hey Ino, sag mal kannst du den da irgendwie ablenken?“, fragte ich die Quasseltante Nummer eins und zeigte auf Orochimaru.
„Oh, Tsuki, was machst du denn hier?“, fragte diese und ich hatte das Gefühl, dass sie nicht nur Orochimaru vollquatschen würde, sondern auch mich.
„Nichts besonderes“, murmelte ich nur und ohrfeigte mich in Gedanken, da ich beinahe gesagt hätte, dass sie mich Namida nennen sollte.
„Hast du auch mitbekommen, dass der Tokyo Tower zerstört worden ist? Die im TV sagen, dass es durch eine Gasexplosion passiert ist und dass die Schäden enorm sind. Und weißt du was? Das tolle neue Shoppingcenter wurde von einem Stück des Tokyo Towers getroffen! Und es kommt noch schlimmer: Heute hätte es dort heute total tolle Pumps gegeben und die waren sogar runtergesetzt! Aber da war dann diese dumme Anko-sensei, das ist meine Lehrerin in Physik und ich hasse Physik, und die wollte auch die Pumps haben und stell dir vor, sie ist so gemein, dass glaubst du gar nicht, zumindest hat sie diese wunderschönen Schuhe geklaut. Oh man, wie ich die Frau dafür hasse, da sollte ich erwähnen, ich hatte sie auch schon vorher gehasst. Sie ist immer so gemein zu jedem und schreit fast immer herum. Aber trotzdem ist sie voll der Süßigkeitenfreak, das glaubt ihr gar nicht! Und einmal hab ich eine Arbeit vergeigt und als ich ihr diese leckeren Bonbons gegeben habe, da hab ich die Versetzung doch noch gepackt. Aber trotzdem kann ich die Frau nicht leiden, denn wisst ihr, sie ist ja so sadistisch und ich würde alles dafür geben um mich dafür zu rechen, dass sie die roten Pumps bekommen hat. Wobei man mir später gesagt hatte, dass mir rot ja so was von gar nicht steht, aber wenn man mir einmal die Pumps vor der Nase weggeschnappt hat, dann verzeih ich das niemanden. Ach ja, und ich hab mir heute deine neue CD gekauft, Tsuki. Weißt du, seitdem bin ich ein noch größerer Fan von dir. Du kannst ja so toll singen und was hältst du davon, wenn wir mal zusammen shoppen gehen? Das wäre der Knüller, dann könnte ich auch endlich mal berühmt werden. Sag mal mögt ihr beide eigentlich Nutella? Ich liebe dieses Zeug, aber seitdem ich es jeden Tag esse habe ich fünf Kilo zugenommen, das ist ja so schlimm. Und Sie sehen aus wie eine Schlange, das ist ja echt eklig! Und-“
„Ino, es reicht!“, unterbrach ich sie und versuchte ihr einen Apfel in den Mund zu stopfen, den Orochimaru mir hinhielt.
„Endlich Ruhe“, seufzte ich und der Hunter nickte.
Hunter und Vampire sind zwar Feinde, aber gegen Ino würde sich jeder zusammentun.
„Oh Ino, was machst du denn hier?“
Orochimaru und ich drehten uns mit einer schlechten Vorahnung um, als ein rosa Kaugummi auf mich zusprang.
„Kaugummi?“, fragte ich verwirrt und Orochimaru schien das gleiche gedacht zu haben.
Ino spuckte den Apfel aus.
„Hey Sakura, was machst du denn hier?“, fragte sie und beide quietschten vor sich hin.
„Bloß weg hier“, murmelte ich und Orochimaru nickte zustimmend, sodass wir so schnell wie möglich in das nächste Geschäft stürmten, wo ich mit Itachi zusammenknallte und hart auf den Boden aufschlug.
„Autsch“, murmelte ich und Orochimaru warf mir einen Blick zu.
„Tsuki, was machst du denn hier?“, fragte mich der Schwarzhaarige verwirrt.
Ich sah Itachi an und stand wieder auf.
„Das könnte ich dich auch fragen“, erwiderte ich und klopfte das blaue Kleid ab.
„Denkst du sie ist endlich weg?“, fragte Orochimaru mich und ich wandte mich um.
Ich wandte mich zu ihm um.
„Glaubst du wirklich, dass sie schon fertig mit quatschen ist?“, fragte ich, obwohl die Frage unwichtig war.
„Nein, nicht wirklich“, erwiderte der Hunter.
„Moment mal kurz. Du redest mit einem Hunter?“, fragte Itachi entgeistert.
„D-D-Das ist g-glaub ich keine… gute Idee“, mischte sich ein schwarzhaariges Mädchen ein, welche ich wieder erkannte.
„Glaub mir, nichts ist schlimmer als Ino. Da rede ich lieber mit einem Vampir als mit der“, erwiderte Orochimaru und ich nickte.
„Ihr beide habt sie doch nicht mehr alle! Verdammt, Tsuki, der Typ ist ein Hunter!“, hörte ich Itachi sagen.
„Das weiß ich selber, danke auch, Itachi“, fauchte ich zurück, obwohl ich ihm eigentlich lieber um den Hals gefallen wäre, weil er sich Sorgen machte.
Aber das konnte ich jetzt echt nicht bringen.
Seufzend schüttelte dieser den Kopf.
„Du lässt dich ja eh nicht davon abbringen“, erwiderte dieser und wandte sich stattdessen zu einem braunhaarigen Jungen um, mit dem er daraufhin über irgendetwas diskutierte.
„Hey, Itachi, du bist auch schräg drauf. Seit wann redet ein Vampir mit einem Werwolf?“, fragte Orochimaru den Vampir.
„Werwolf?“, fragte ich entgeistert.
Es konnte ja wohl nicht noch schräger werden.
„Ja, Tsuki, dass ist ein Werwolf“, erwiderte Itachi seufzend.
„Na super, und was ist die da? Eine Fee?“, fragte ich genervt und deutete auf Hinata.
„Nein, sie ist auch ein Vampir“, sagte Orochimaru ruhig.
„Ich halt diesen Scheiß nicht mehr aus!“, murmelte ich.
„Tsuki, jetzt warte mal.“
Itachi umfasste mein Handgelenk, doch ich riss mich los und rannte aus dem Laden.
Jedes Mal, wenn ich jemanden begegnete, dann konnte ich mir doch schon nahezu sicher sein, dass es kein Mensch war und wenn doch, dass diese Person doch irgendetwas mit Vampiren oder sonst was zu tun hatte.
Seufzend trat ich nach draußen in die kühle Nachtluft und sah in den Himmel.
Ein Blick auf die Uhr neben mir sagte mir, dass es zwei Uhr nachts war, was bedeutete, dass ich noch ein paar Stunden Zeit hatte.
Es war nach wie vor ein ungewohntes Gefühl, dass ich nur eine bestimmte zeitlang draußen bleiben konnte.
Die Sterne wurden von Wolken bedeckt und auch der Mond war nirgendwo zu sehen.Vielleicht war es ja doch besser, wenn ich meinen alten Namen ablegte und mich wieder Namida nannte.
Doch vor allem musste ich nun meine eigene Kraft finden.
„Tsuki, kann ich mit dir reden?“
Ich drehte mich zu Itachi um und zögerte.
„Meinetwegen, was gibt’s?“, gab ich mich schließlich geschlagen.
Zögernd sah er mich an und ich musste aufpassen nicht in seinen schwarzen Augen zu versinken.
‚Verflucht, Namida, reiß dich zusammen! Oh man, jetzt fang ich noch an mich selber mit diesem Namen anzusprechen’, schoss es mir durch den Kopf.
„Bist du in Ordnung? Du wirkst… ich weiß auch nicht“, erwiderte der Schwarzhaarige zögernd.
„Nein, weißt du, mir geht es blendend. Irgendein geisteskranker Hirni zerstört Tokyo, ich muss jemanden heiraten, den ich nicht liebe, kann mich an nichts mehr erinnern, außer, dass ich beinahe abgekratzt bin, weil irgendjemand meine Seele abtöten wollte und mit der Person, die ich liebe, darf ich nicht zusammen sein“, gab ich zurück und atmete, entgegen meiner bisherigen Angewohnheiten, tief ein.
„Wie meinst du das denn jetzt?“, fragte mich Itachi verwirrt.
Zögernd sah ich ihn an und versuchte mich zu entscheiden.
Sollte ich ihm wenigstens sagen, was ich für ihn empfand, oder sollte ich einfach meine Klappe halten?
So würde ich mir viele Schmerzen ersparen, doch eigentlich wäre es doch viel schlimmer, wenn ich es gar nicht sagen würde.
Also wandte ich mich zu Itachi um.
„Itachi… ich“, weiter kam ich nicht denn die Tür ging auf und Hinata kam zusammen mit Kiba nach draußen.
„Was wolltest du sagen?“, fragte Itachi mich.
„Nichts“, murmelte ich nur und verschwand in der Nacht.
Was für ein Vollidiot!
Plötzlich spürte ich Itachis Hand auf meiner Schulter und drehte mich um.
„Was willst du noch?“, fragte ich ihn genervt, doch dann spürte ich seine Lippen auf meinen.
Erschrocken riss ich die Augen auf, dann genoss ich jedoch das Gefühl, das mich nun packte.
Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, dann löste sich Itachi von mir und ich sah ihm in seine schwarzen Augen.
„W-Was-“, stotterte ich.
Weiter kam ich nicht, denn ich versank in seinen schwarzen Augen.
„Tsuki, ich weiß, dass du nichts gegen deine Hochzeit machen kannst, aber ich liebe dich trotzdem“, flüsterte er und ich schluckte schwer.
Dann senkte ich den Kopf und starrte auf den Boden.
Der Vampir nahm mich in Arm und seine Hand strich durch meine Haare.
„Ich liebe dich auch, Itachi, aber…“
„Ich kenne die Regeln des hohen Rats, aber irgendwie muss es doch einen Weg geben“, erwiderte er.
„Theoretisch ja, aber ich kann mich nach wie vor an kaum etwas erinnern und nach allem, was ich versucht habe herauszufinden gibt es keinen Weg“, gab ich seufzend hinzu.
„Wir werden schon einen Weg finden“, flüsterte mir Itachi ins Ohr und mir lief ein Schauder über den Rücken.
„Und wie?“, fragte ich ihn zweifelnd.
„Notfalls müssen wir eben irgendjemanden um Hilfe bitten.“
Zärtlich strich er mir über die Wange und hob dann mein Kinn an.
Wieder sah ich in seine wunderschönen tiefen Augen.
Dann verschloss er seine Lippen wieder mit meinen.
Seine Zunge strich über meine Lippen und bat um Einlass, welchen ich ihm gewährte.
Irgendwann löste er unseren Kuss.
„Und was sollen wir jetzt machen?“, fragte ich seufzend.
Sicherlich würde ich nicht nachgeben.
„Erstmal solltest du aufpassen, dass Madara davon keinen Wind bekommt“, erwiderte Itachi und ich lehnte mich gegen eine Hauswand.
„Natürlich, oder denkst du, dass ich ihm davon erzählen würde?“, gab ich zurück.
„Nein, aber… man weiß ja nie. Tsuki, ich mache mir einfach Sorgen um dich.“
„Mir passiert schon nichts, du solltest besser auf dich aufpassen. Wenn Madara davon mitbekommt, dann…“
Ich ließ den Satz offen, doch Itachi wusste, was ich meinte.
„Keine Sorge, wir werden es schon irgendwie packen“, versicherte mir Itachi.
„Hast du ein Handy?“, fragte ich nach.
„Klar, aber wieso denn?“, fragte er verwirrt und kramte sein Handy aus der Tasche.
„Mir ist gerade etwas eingefallen. Vielleicht kann uns jemand helfen“, erwiderte ich und nahm sein Handy.
Dann tippte ich eine Nummer ein.
„Hallo?“, meldete sich eine Stimme.
„Hallo, ich möchte Henry sprechen“, gab ich zurück und mir entging nicht, dass Itachi mich musterte.
„Warten Sie bitte einen Moment.“
Eine zeitlang herrschte Ruhe, dann meldete sich eine andere Stimme.
„Hallo hier ist Henry, mit wem spreche ich?“, fragte eine Männerstimme.
„Hallo Henry, hier ist Namida“, gab ich zurück.
„Namida? Ich glaub’s nicht! Ich dachte Ihr hättet Euch Euer Gedächtnis genommen!“
„Habe ich nicht, aber das ist jetzt was anderes. Ich brauche deine Hilfe.“
„Worum geht es, Namida-sama?“, fragte er mich.
„Das würde ich nicht gerne am Telefon besprechen“, gab ich zweifelnd zurück.
„Verstehe, Namida-sama. Soll ich zu Euch kommen?“
„Nein, Henry, ich werde kommen. Aber sorgen Sie dafür, dass die anderen nichts davon mitbekommen. Ganz Besonders niemand von hohen Rat und damit meine ich ganz besonders, dass Sie meinen Clan aus der Sache raus halten!“
„Natürlich, Namida-sama!“
Dann beendete ich das Gespräch und gab Itachi sein Handy zurück.
„Was hatte das zu bedeuten?“, fragte mich Itachi verwirrt.
Seufzend zögerte ich.
„Ich habe einen Diener angerufen. Er weiß mehr über die Daten des Hohen Rats als alle anderen. Ich muss jetzt zum Flughafen“, erwiderte ich.
„Zum Flughafen? Verdammt noch mal, wo willst du hin?“
„Nach England!“
Dann drehte ich mich um und ließ einen verwirrten Itachi stehen.

19. Fly
~Tsuki~

Ich ging durch die dunklen Straßen und blieb schließlich stehen.
Vorsichtig drehte ich mich um und bemerkte, dass Itachi mir gefolgt war.
„Wenn du nach England gehst, dann komme ich mit“, erwiderte er und ich seufzte leise, doch trotzdem war ich froh darüber, aber ein Teil von mir versuchte den anderen zu überzeugen, dass das alles keine gute Idee war.
„Itachi, ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist, wenn du mitkommst“, wandte ich ein.
„Ich weiß, Madara würde es bemerken und mich vermutlich umbringen“, stimmte er mir zu, „Aber das ist mir egal. Es geht mich schließlich auch etwas an, also komme ich mit!“
Seufzend schüttelte ich den Kopf, ging dann jedoch weiter.
„Ich kann dich eh nicht umstimmen, oder?“, fragte ich nach und er folgte mir ohne etwas zu sagen.
„Pass dort aber auf, dass niemand etwas von unserer Anwesenheit mitbekommt, ich denke kaum, dass sie das alles gutheißen würden“, warnte ich ihn, obwohl das eigentlich nicht nötig war, schließlich wusste der Schwarzhaarige genauso gut wie ich, wie gefährlich unser Vorhaben war.
Ich hoffte ernsthaft, dass Henry eine Lösung hatte und zwar nicht nur für das Problem hier.
Schließlich gab es da noch etwas, auch wenn ich mir im Grunde sicher war, dass es nichts bringen würde.
Dann verließen wir das Wohnviertel und traten wieder in ein anderes Viertel, wo es viele Parks gab.
Ich kramte in meiner Tasche eine Mütze heraus und zog mir ein Haargummi vom Arm ab, welche ich dort immer bunkerte.
Dann band ich meine Haare zusammen und steckte sie hoch, ehe ich schließlich die schwarze Mütze darüber zog.
„Was machst du da?“, hörte ich die verwirrte Stimme des Vampirs neben mir.
„Schon vergessen, ich bin nicht gerade unbekannt“, erinnerte ich ihn und er nickte.
Schließlich schloss ich wieder meine Handtasche, die ich nach ziemlich langem Überreden von Madara zurückbekommen hatte, jedoch ohne mein Handy.
Eigentlich war das aber auch unwichtig, schließlich gab es nicht umsonst Münztelefone und solche Dinge.
Ohne mich zu versichern, dass Itachi mir folgte, stieg ich die Stufen zur U-Bahnstation hinunter und begann die Fahrpläne zu studieren.
„Und?“, fragte Itachi nach, der anscheinend überrascht war, dass ich freiwillig eine U-Bahn nahm.
Wobei ich doch gar nicht so eingebildet war, oder etwa doch?
Unauffällig schielte ich den Schwarzhaarigen an, sagte jedoch nichts dazu.
„In zehn Minuten kommt eine Bahn, die zum Flughafen fährt“, erwiderte ich schließlich und durchsuchte meine Tasche nach meinem Geldbeutel, den ich zu meiner Verwunderung sogar fand und das in Rekordzeit.
Man konnte über mich sagen, was man wollte, aber in meiner Tasche herrschte totale Unordnung.
Meistens war sie eh so voll gestopft mit Schminkkram, Haarbürste, Geldbeutel, Handy, Kassenbons, etwas zum schreiben, Schlüssel, Schmuck und sonstigen Utensilien, die eine Frau brauchte. (Joa, meine Handtasche ist eigentlich immer nur mit dem nötigsten gefüllt, aber was solls, Tsuki ist da eben anders drauf! xD Shoppaholic)
„Was um alles in der Welt hast du da alles drin?“, hörte ich Itachis entgeisterte Stimme.
„Öhm… nur das nötigste“, erwiderte ich.
„Das nötigste ist das aber nicht!“, gab er zurück und ich zuckte nur mit den Schultern.
Dann kam die Bahn endlich und zwanzig Minuten später erreichten wir den Flughafen.
„Sag mal, Tsuki, du hast auch noch nicht daran gedacht, dass wir Flugtickets brauchen“, wies mich der Uchiha daraufhin.
Für wie dumm hielt mich Itachi eigentlich heute?
Seufzend ging ich zu einem der Schalter.
Ich räusperte mich und als Ino den Kopf hob, verfluchte ich mein Pech.
„Oh, Tsuki, ich hätte dich beinahe nicht wieder erkannt. Das ist echt eine tolle Verkleidung, weißt du das? Und stell dir doch mal vor, ich darf hier als Aushilfe arbeiten, weil sie heute zu wenige Leute haben. Jetzt kann ich mir endlich diese unglaublich schicke Handtasche kaufen, die ich letztens gesehen habe. Weißt du, ich liebe Handtaschen total, da Schuhe wohl nicht so mein Ding sind, denke ich, dass es besser ist, wenn ich noch ein paar andere Dinge kaufe. Shoppen ist einfach so toll. Da wird einem doch niemals langweilig dabei, meinst du nicht auch? Ach und deine Handtasche sieht ja auch total schick aus. Sag mal, wo hast du die denn gekauft? Ich hätte auch gern so eine Handtasche, aber die war doch bestimmt total teuer, oder? Nun ja, ich bin eben kein Star, so etwas kann ich mir nicht leisten, aber wir sind doch Freunde, oder? Wenn du die Handtasche nicht mehr brauchst, dann kannst du sie doch mir geben, nicht wahr? Wie sehr ich mir auch so eine Handtasche wünsch, das glaubst du mir gar nicht. Diese dumme Karin aus meiner Klasse hat immer die neusten und teuersten Handtaschen, da komm ich niemals mit, das ist einfach so gemein. Nur weil sie reicher ist als ich. Am liebsten hätte ich auch so eine Handtasche wie du, dann könnte ich es ihr mal so richtig zeigen“, plapperte sie mich zugleich voll.
„Weißt du was, Ino? Das interessiert mich nicht. Ich bin nicht hier um mit dir über irgendeine Karin zu reden und welche Handtasche sie hat oder nicht hat“, fauchte ich sie genervt an.
„Oh das tut mir leid, ich habe mich schon wieder fest gequatscht. Weißt du, normalerweise rede ich nicht so viel, dass ist nur, weil ich so was von aufgeregt bin, dass ich hier eine Freundin treffe. Normalerweise treffe ich nur selten an solchen Orten meine Freunde…“
Wie kam sie eigentlich darauf, dass wir beide Freunde waren?
Das war doch nicht auszuhalten.
„Itachi, gib mir mal eine von diesen Tüten“, murmelte ich und der Schwarzhaarige sah mich verwirrt an, dann gab er mir jedoch nur eine der Tüten.
Ich stülpte meine Handtasche um und leerte den Inhalt aus, der in die Tüte fiel.
Dann drückte ich Ino die Tasche in die Hand.
„So, hier hast du die Handtasche und jetzt gib mir endlich die Tickets, die ich reserviert habe“, fauchte ich sie an und Ino quiekte laut auf und riss mir die Handtasche aus der Hand, um sie daraufhin gleich zu knuddeln.
Ich schlug mir mit einer Hand gegen die Stirn.
Aber eins musste ich ihr lassen, wenn man so nervig war, gab es zwei Möglichkeiten: Entweder man traf jemanden wie mich und bekam, was man wollte, oder man traf jemanden wie Itachi und lag danach in irgendeinem Graben, wo man vielleicht irgendwann mal die Leiche finden würde.
Zu meinem Erstaunen packte Ino es doch tatsächlich nach ganzen zwanzig Minuten mir meine Flugtickets zu geben und umarmte mich zum Abschied.
„Ich bring sie doch noch um“, murmelte ich, doch Ino schien das in ihrem Taschenwahn nicht wirklich mitzubekommen.
Gegen meinen Willen musste ich ihr noch zuhören, wie sie diese Karin anrief um ihr auf die Nase zu binden, dass sie jetzt eine bessere Tasche hatte, die sogar mal mir gehört hatte.
Ich brauchte meine ganze Willenskraft um ihr nicht eine rein zuhauen.
Als wir endlich in dem Flugzeug saßen, atmete ich erst einmal erleichtert auf.
„Ich dachte schon, ich werde sie nie mehr los“, murmelte ich leise und Itachi nickte nur.
„Guten Tag, möchten Sie etwas trinken? Ach du bist doch dieses Mädchen, diese Freundin von Ino oder?“, fragte mich eine Stimme und ich starrte das Kaugummifarbene etwas an.
„Ah, ein Riesenkaugummi!“, schrie ein kleiner Junge einen Sitz hinter mir.
„Was, wir kannst du es wagen, du kleiner Bengel!“, schrie das Mädchen ihn an.
„Mama, Mama, da ist ein Monster!“, schrie der Junge weiter.
„Ist ja gut, Konohamaru“, ertönte die Frauenstimme und ich musste mir ein Lachen verkneifen.
Endlich einmal jemand, der einsah, dass dieses Mädchen echt… nun ja, seltsam aussah.
„Kluge Worte aus dem Mund eines kleinen Jungen“, murmelte ich und erhielt von Itachi einen misstrauischen Blick.
„Was ist denn?“, fragte ich nach.
„Nichts, vergiss es einfach“, winkte er ab und wandte sich wieder dem Buch zu, das er sich am Flughafen gekauft hatte.
Ich erhaschte einen Blick auf den Titel und eine Sekunde später hatte ich das Buch beschlagnahmt.
„Was liest du da bitte für einen Scheiß?“, fragte ich nach und hielt ihm das Buch unter die Nase, „Wie versteht man Frauen? – Ein Ratgeber zum Verstehen des weiblichen Geschlechts.“
Itachi wandte nur den Kopf ab und starrte aus dem Fenster.
Oh mann, was war nur mit dieser Welt los?
Es war ja wohl nicht mehr normal, wenn man so ein Zeug las.
Kopfschüttelnd schmiss ich das Buch in meine Tüte, damit Itachi nicht auf die Idee kam es doch noch zu lesen.
Dann warf ich einen Blick aus dem Fenster und sah, wie das Flugzeug langsam abhob.
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit über nervös an meiner Kette herumgefuchtelt hatte, sodass sich jetzt der Verschluss löste und kaputtging.
Genervt betrachtete ich die Überreste der Sichelmondkette.
Jetzt musste ich mir eine neue Silberkette kaufen.
Plötzlich spürte ich Itachis Hand und er nahm mir die Kette ab.
Nach ein paar Minuten drückte er sie mir wieder in die Hand und ich betrachtete den reparierten Verschluss.
Dann lächelte ich leicht und gab sie ihm wieder.
„Behalt sie“, murmelte ich und starrte wieder aus dem Fenster.
Jetzt begann etwas Neues…

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.07.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Anka, Nana und Chiyoko

Nächste Seite
Seite 1 /