Meine Reise nach Rio de Janeiro
Es war das Jahr 1991.
Nach der Wiedervereinigung wusste ich, dass mich die Arbeitslosigkeit treffen würde. Ich war Ingenieur und arbeitete in einer ökonomischen Abteilung.
So reagierte ich sehr schnell und trat schon vor der Kündigung einem Maklerunternehmen bei.
Ich machte mich selbständig. Arbeitslos wollte ich auf keinen Fall werden.
Zu den Maklerunternehmen gehörten sehr viele
Versicherungen. Wir wurden in Koblenz regelmäßig von den Versicherungsunternehmen geschult. Mir machte die Arbeit Spaß.
In der ehemaligen DDR hatte zwar die Einwohner eine Versicherung. Es gab nur eine Versicherungsgesellschaft. Dort war alles versichert Die Versicherungsgesellschaft der DDR, gehörte später zur Allianz. Viele Menschen waren nach der Wende unsicher mit ihrer Versicherung. Die anderen Gesellschaften boten andere Produkte an. Also wurden oftmals neue Versicherungen und Bausparverträge abgeschlossen. So etwas gab es vorher auch nicht. Jeden Tag, sogar Wochenende, beriet ich meine Kunden. So arbeitete ich mich sehr schnell in höheren Positionen. Ich bekam auch einen Opel Vectra, von dem Maklerunternehmen.
Unsere Arbeit wurde auch belohnt. Die besten Vertreter konnten 1991 auf große Reise gehen. Das Ziel war Rio de Janeiro. Die Reise sollte 14 Tage dauern. Ich gehörte zu den Auserwählten. Natürlich freute ich mich sehr auf diese Reise. Angst hatte ich auch. Ich war früher zweimal in der Sowjetunion. Da dauerte der Flug nur zwei bis drei Stunden. Nach Rio sollten wir mit Unterbrechung in Portugal dreizehn Stunden fliegen.
Im Februar 1991 war es dann soweit. Mit unseren Autos fuhren wir nach Frankfurt am Main. Nach Ankunft mussten wir noch vier Stunden warten. Das Wetter wurde von Stunde zu Stunde schlechter. Alle Flüge wurden bis auf weiteres verschoben. Die Startbahn war genauso vereist, wie die Flugzeuge.
Außerdem herrschten auf dem Flughafen verstärkte Sicherheitsmaßnahmen.
In der Weltpolitik sah es damals nicht gut aus. Wir durften den Flughafen nicht mehr verlassen.
Nach 12 Stunden Wartezeit sagte unser Chef, dass eine deutsche Maschine, ohne Zwischenstopp, nach Rio de Janeiro fliegen sollte. Wir waren damit einverstanden, da die Maschine noch freie Plätze hatte. Der Flug nach Portugal fiel total aus. Das Flugzeug entsprach nicht den Sicherheitsbestimmungen bei solchem schlechten Wetter.
Als wir am Bord der deutschen Maschine waren, ging es auch gleich los. Mir standen Tränen in den Augen. Ich war so gerührt und froh, dabei zu sein.
Das Flugzeug war riesig. Ich kannte doch nur die kleinen Flugzeuge von der DDR.
Am Bord dieser großen Maschine wurden wir sehr gut verköstigt. So etwas kannte ich auch nicht. Es gab alles, was das Herz begehrte. Nach ca. zwölf Stunden Flug landeten wir auf den Flughafen von Rio de Janeiro. Am Bord zogen wir uns noch schnell Sommerschuhe und einen luftigen Pulli an.
Hier in Rio sollte es über 20°C sein. In Frankfurt waren dagegen 10°C Kälte.
Als wir ausstiegen blieb mir fast der Atem weg. Es war sehr warm mit einer hohen Luftfeuchtigkeit.
Wir wurden noch nicht am Flughafen erwartet. So blieben wir auf dem Flughafen. Unser Chef versuchte zu telefonieren. Wir waren ja eine Stunde zu früh auf dem Flughafen.
Dann kamen Sambatänzer. Sie warteten auf eine Reisegruppe. Dann landete das Flugzeug aus Portugal. Die Reisegruppe kam nicht mit, denn die Tanzgruppe war immer noch da.
Unser Chef kam auf die Idee, dass dies Tänzer auf uns warteten. Er sprach mit dem Dolmetscher. Es war wirklich so.
Die Sambatänzer spielten und tanzten für uns. Natürlich tanzten wir mit. Wir wurden mit Getränken und Tanz so herzlich begrüßt, es war einfach wunderbar. Dann stiegen wir in einen Reisebus. Wir fuhren an die Copacabana. Dort wohnten wir im größren Fünfsterne Hotel.
Die Zimmer mit Klima Fernseher und Minibar. Ich hatte damals so etwas noch nicht gesehen. Der Ausblick auf den Atlantik war bezaubernd.
Wir wurden im Hotel verköstigt. So viele Südfrüchte, die ich noch nicht kannte gab es hier.
Unser Chef hatte für uns eine gute und eine schlechte Nachricht.
In der vergangenen Nacht hatte ein Gewitterregen über Rio getobt. So konnte die Parade der besten Sambaschulen nicht stattfinden.
Das größte Ereignis in Rio war auf heute Nacht verschoben worden. Wir hatten Karten für dieses Ereignis.
Die schlechte Nachricht war, dass unsere Koffer mit dem Flugzeug nicht ankamen. Die Koffer waren noch in der Maschine, welche in Frankfurt nicht starten konnte. Man hatte vergessen die Koffer umzuladen.
Es war nun an der Zeit einkaufen zu fahren.
© Tscherry 2012-01-07
-----------Fortsetzung folgt---------------
Tag der Veröffentlichung: 16.05.2012
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