Juli 1614
...Marie-Ann duckte sich tiefer ins dichte Grün am Rand des Weges. Der Suchtrupp war fast vorrüber. Zum Glück für sie, und ihre Last, ohne Hunde, sonst wäre alles umsonst gewesen. Sie war etwa zehn Meilen nördlich von London, ihr Verschwinden war doch früher bemerkt worden als sie erhofft hatte.
Als der Suchtrupp außer Sicht war, begann das Bündel in ihrem Armen sich zu regen und zu weinen.
Luise war gerademal einen Tag alt, ihre Mutter war tot. Zum Tode verurteilt für etwas das sie nicht getan hatte. Niemand, außer ihr und der Mutter wussten das das Mädchen lebte.
Marie-Ann war die Zofe und eine Freundin von Julie, sie waren zusammen aufgewachsen und ihre unterschiedlichen Stellung waren nie ein Problem gewesen.
Als Julie im Gefängnis war hatte sich Marie-Ann als Hebamme ausgegeben um ihrer Freundin beizustehen. Sie half ihr bei der Geburt und versprach alles zu tun, damit das Kind einmal die Stellung im Leben bekam die ihr zustand. Marie-Ann hatte sich etwas ausgedacht um das Baby zu retten, denn auch es war in großer Gefahr sollte zu früh jemand von seiner Existenz erfahren...
Marie-Ann hatte am Morgen einer Prostituierten bei der Geburt geholfen, als beide dies nicht überlebten nutze sie es aus, da niemand diese Beiden vermissen würde. Sie nahm die Todgeburt, einen Jungen, mit und meldete das die junge Frau gestorben war ohne das Kind zu gebären. Dann ging sie mit dem kleinen Leichnam, den sie unter ihrer Kleidung versteckt hatte zum Gefängnis und in die Zelle von Julie. Marie-Ann gab ihr eine Kräutermischung, die kurz darauf die Wehen auslösten. Es dauerte bis in die Nacht hinein und als Julie ein Mädchen zur Welt brachte gab Marie-Ann den toten Jungen an den Wärter. Dieser brachte ihn dann zu einem Prister um ihn beerdigen zu lassen.
Das Mädchen war ganz ruhig gewesen. Erst als der Wärter weg war und keiner etwas hören würde gab Marie-Ann dem Mädchen einen Klapps auf den Po, damit es schrie und die Lunge anfing richtig zu arbeiten. Während Marie-Ann sich um Julie kümmerte hatte diese ihre Tochter auf dem Arm. Sie stillte sie, damit sie nicht weinen würde, denn der Wärter würde bald wieder kommen.
" Meine geliebte Luise, schade das ich nicht bei dir sein kann wenn du aufwächst. Aber egal was auch immer passiert ich werde dich ewig lieben." Julie wusste das sie Morgen sterben würde.
" Bitte geb gut auf sie acht, und bring sie zu ihrem Vater. Ich weiß das er noch lebt, ich fühle es."
Sie hörten eine Tür und dann schlurfende Schritte, der Wärter war zurück. Luise war eingeschlafen. Marie-Ann wickelte das Baby in eine Decke und versteckte es genau wie zuvor den Jungen unter ihrer Kleidung.
"Besuchszeit ist vorbei, deine Dienste werden nicht mehr benötigt," der Wärter öffnete die Tür und zeigte das er keiner Verzögerung akzeptierte. Man sah das er froh war nun endlich etwas schlafen zu können, das Geschrei bei der Geburt hatte ihn doch sehr mitgenommen.
Marie-Ann sah ihre Freundin noch einmal an und lächelte traurig.
" Ist schon in Ordnung, geh und vergiss mich nicht. Sorge für ein gutes Leben, denn meines ist nun verwirkt. Meine Hoffnung geht mit dir... Leb wohl Marie-Ann."
"Ich werde mein bestes geben..." Marie-Ann drehte sich um und ging.
***
Kaum hatte sie das Gefängnis verlassen machte sie sich auf den Weg London zu verlassen. Sie hatte in der Nähe des nördlichen Stadttores ein Bündel mit Kleidung und etwas zu Essen deponiert, dies holte sie jetzt aus dem Versteck und ging auf das Tor zu.
" Wo soll es denn so früh schon hingehen?" wollte der Wächter wissen.
" Ich bin unterwegs nach Norden, will meine Familie besuchen, da muß ich früh los. Der Weg ist weit"
" Zu Fuß?"
" Ich habe kein Pferd und keinen Wagen und auch nicht die Mittel mir dieses zu Leihen, also bleibt mir nichts anderes übrig als zu laufen." Marie-Ann lächelte dem Wächter zu und ging durch das Tor. So schnell sie konnte ohne Aufmerksamkeit zu erregen lief sie los, denn sie merkete wie sich Luise anfing zu regen. Es durfte keiner merken das sie ein Baby bei sich hatte, das würde fragen aufwerfen die sie nicht beantworten könnte, den der Wächter kannte sie vom sehen und wusste daher das sie kein Kind erwartet hatte. Zum Glück gab es ein Waldstück nicht weit entfernt, dieses musste sie nur erreichen. Doch leider war Luise nicht gewillt so lange zu warten mit einem wimmern fing es an, doch schnell wurde die lauter, Marie-Ann versucht sie in ihrem Versteck zu beruhigen, aber es wollte ihr nicht gelingen. Ohne sich umzudrehen lief sie weiter, doch hatte sie das Gefühl die fragenden Blicke des Wächters im Rücken zu fühlen.
Gegen Mittag machte sie dann eine Rast. Sie hatte einen Hügel etwa fünf Meilen entfernt von London erreicht, von hier konnte sie einen Blick auf die Stadt werfen. Traurig sah sie die Rauchsäule die ihr sagte das Julie nun nicht mehr lebte.
Nach einer Weile entschied sie das es Zeit war weiter zu gehen, sie brauchte einen Platz zum Schlafen. Kurz vor Einbruch der Nacht fand sie einen Unterschlupf, wohl von einem Jäger der sich hier versteckt hatte. Da es warm genug war und nicht nach Regen aussah legte sie ihr Bündel ab und versuchte es sich so bequem wie möglich zu machen. Luise bekam etwas von der Milch, die sie beim letzten Hof erstanden hatte und dann Versuchte sie zu schlafen.
Nach einer unruhigen Nacht wachte sie beim ersten Morgengrauen auf. Sie musste etwas zu Essen besorgen. Also packte sie alles zusammen, wickelte sich Luise mit einem Tuch vor den Bauch und nahm ihre Wanderung wieder auf. Das Reisen mit einem Baby war nicht so einfach und der Weg war noch sehr lang.
Marie-Ann sah eine leichte Rauchsäule, die ihr zeigte das da ein Hof in der Nähe sein muß also ging sie drauf zu. Ein junges Mädchen backte gerade Brot es duftete köstlich.
" Hallo, du da, wäre es möglich das ich dir etwas von dem Brot abkaufen kann? Und Etwas Milch für mein Baby?"
" Ohhh..., ich hab sie gar nicht kommen gehört. Moment ich frage meine Mutter, bin gleich wieder da."
Nach wenigen Minuten kam das Mädchen mit seiner Mutter zurück.
" Könnt ihr das auch bezahlen? ihr seht nicht aus als hättet ihr Geld."
" Ich habe Geld, wenn auch nicht viel."
" Ein Laib Brot und eine Flasche Milch...mhhh... das macht dann 1 Schilling", Marie-Ann holte das Geld aus ihrer Tasche und gab es der Bäuerin.
Nachdem sie alles verstaut hatte setzte sie ihren Weg fort, doch schon bald hörte sich Hufgetrampel hinter sich. Es war noch nicht sehr nah, doch Marie-Ann ahnte schlimmes, das waren viele Pflerde die sie da hörte. Schnell sah sie sich um und endeckte einige Büsche die vor einem Waldstück lagen. Das Waldstück würde sie nicht mehr erreichen könnte, also hoffte sie das diese Büsche ausreichen würden. Sie breitete eine Decke über sich aus, von weitem sah es so aus als würde da ein großer Findling liegen. Sie hockte sich hin und wartete. Luise schlief noch aber wenn die Reiter ankommen würde sie bestimmt wach, flink richtet Marie-Ann eine Flasche damit sie Luise gleich etwas zu trinken geben konnte sollte sie wach werden. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit bis die Reiter endlich vorbei waren, Luise wurde wach und bekam ihre Milch. Marie-Ann blieb noch eine Weile hocken aus Angst die Reiter könnten wieder zurück kommen.
Sie wusste das sie schon gesucht wurde, die Nachricht der Toten Lady, die Zofe die noch vor dem Tod der Herrin die Stadt verlässt, das schreiende Baby das der Torwächter gehört hat. Er musste die Täuschung durchschaut und dann Meldung gemacht haben. Nun würde die Reise zur schottischen Grenze noch schwieriger werden, wenn sie sich jedesmal verstecken musste, das kostet wertvolle Zeit.
Marie-Ann musste weiter, sie packte die Decke wieder weg, wickelte sich Luise wieder vor den Bauch und setzte ihre Reise fort.
Am späten Nachmittag polterte von hinten ein Fuhrwagen heran, Marie-Ann überlegte kurz ob sie sich verstecken sollte, fand aber das es zu spät war, denn der Fuhrmann musste sie schon gesehen haben. Langsam ging sie weiter an den Wegesrand um den Wagen vorbei zu lassen. Panik stieg in ihr hoch, als sie hörte wie der Wagen langsamer wurde und das Pferd direkt neben ihr zum stehen kam.
***
" Wohin des Weges? Kann ich dich ein Stück mitnehmen?"
" Danke, nein. Ich gehe zu Fuß." Marie-Ann hoffte der Mann würde einfach weiterfahren, aber das tat er nicht.
" Es wird bald dunkel und zu Fuß ist es ein langer Weg zum nächsten Gasthaus. Ich tu dir nicht´s, komm steig auf."
Luise fing in dem Moment an zu quengeln.
" Noch ein Grund mehr dich mitzunehmen, komm hab keine Angst."
" Wohin soll deine Reise gehen?"
" Erstmal bis zu einer Unterkunft für die Nacht und dann an die schottische Grenze."
Marie-Ann zögerte noch kurz, doch mit einem Wagen würde sie schneller voran kommen, und sie würde vielleicht nicht so auffallen, wie wenn sie alleine mit einem Baby und zu Fuß unterwegs wäre.
" Bis zu einer warmen Unterkunft, erstmal, dann sehne wir weiter," Marie-Ann warf ihr Bündel auf den Ladebereich des Wagen und kletterte ungelenk neben den Fremden auf den Kutschbock.
" Mein Name ist Benjamin, aber alle nennen mich Ben."
" Ich bin Marie-Ann und die kleine hier ist Luise."
Eine ganze Weile fuhren sie schweigend weiter, die Sonne warfast untergegangen, als Ben den Wagen vom Hauptweg in einen selten genutzten Seitenpfad lenkte. Er war kaum zu erkennen, da sich das Gestrüpp drumherum bereits sein Teritorium zurück zu erobern begann.
" Wo lenkst du hin?" wollte Marie-Ann leicht panisch wissen.
" Da hinten gibt es eine alte Jagdhütte, die wird kaum noch genutzt. Außer von Männern wie mir, die vor Einbruch der Nacht die nächste Ortschaft nicht mehr erreichen können. Dort können wir ein Feuer machen und es gibt eine relativ bequeme Möglichkeit zu schlafen."
" Ist es denn noch sehr weit zum nächsten Dorf?"
" Mindestens noch eine Stunde, wir würden aber zu spät kommen. Das Gasthaus schließt bei Einbruch der Dunkelheit die Türen und lässt dan niemanden mehr rein. Aus Angst vor Überfällen."
" Ohh..., dann haben wir wohl keine andere Wahl."
Langsam lichtete sich der Wildwuchs und der Weg endete auf einer kleinen Lichtung auf der eine Hütte stand die so winzig aussah, das Marie-Ann zweifel kamen, das sie alle dort hinein passen würden. Ben sprang von Kutschbock, löste das Geschirr das den Wagen mit dem Pferd verband und lies das Tier grasen. Dann kam er zu Marie-Ann und half ihr ebenfalls wieder auf den festen Boden.
" Geh schon rein, ich sammle noch etwas Feuerholz, die Tür ist offen."
Marie-Ann tat wie ihr geheißen, ging zur Tür und öffnete sie. Ein muffiger Geruch kam ihr entgegen, der ihr sagte, das schon lange keiner mehr hier drin war, daher lies die Tür offen stehen und machte sich auch an dem Fenster zu schaffen, doch es wollte nicht aufgehen. Vorsichtig nahm sie die schlafende Luise vor ihrem Bauch weg und legte sie auf die Liege, die in einer Ecke stand, in der Hoffnung das sie nicht wach werden würde. Als sie sich dessen sicher war ging sie zurück zum Fenster und konnte mit etwas mehr Kraft das Fenster dann doch öffnen. Langsam sah sie sich in der Hütte um, sie war doch größer als es den Anschein hatte. Es gab einen Tisch mit drei Stühlen, >Warum drei?< fragte sie sich kurz, an der Wand gegenüber dem Fenster war eine Herdstelle eingerichtet und in der Mitte des Raumes gab es eine Feuerstelle, die wohl als Kamin gedacht war. Auf dem Tisch lag ein Feuerstein und neben der Herdstelle fand sie etwas Reisig und trockenes Holz, damit konnte sie zumindet im Herd schon mal ein Feuer machen. Nach einigen Minuten prasselte ein kleines Feuer, Marie-Ann fand einen Topf, den sie darauf stellte und aus ihrem Bündel holte sie ihre letzten Lebensmittel: etwas Trockenfleich, ein paar Kartoffel und Rüben, sowie ein paar Pilze die sie gestern gesammelt hatte, daraus konnte sie zumindest einen Eintopf kochen, der für sie beide, Ben und Sie, reichen würde. Morgen müsste sie dann ihren Proviant wieder aufstocken.
Gerade als die improvisierte Mahlzeit anfing zu kochen wurde die Tür aufgestoßen und Ben kam, bepackt mit einem Stapel Holz in die Hütte. Mit lautem gepolter lies er das Holz auf den Boden der Hütte fallen und schreckte damit Luise aus dem Schlaf. Das Baby fing an zu Schreien und Marie-Ann rief wütend:
" Kannst du nicht aufpassen..., du Idiot!" Schnell ging sie zu der Kleinen und tröstete sie.
Beschämt sah Ben zu Boden: " Es tut mir Leid, hab nich dran gedacht. Bin ja sonst alleine hier."
" Pass das nächste Mal besser auf."
Luise hatte sich wieder beruhig und Marie-Ann ging zurück an den Herd: " Essen ist gleich fertig."
Ben suchte zwei Schüsseln und Löffen aus einer Truhe neben dem Tisch und legte beides auf dem Tisch ab.
Marie-Ann nahm die Michflasche aus ihrem Bündel und füllte die Hälfte in einen weiteren Topf um ihn für Luise etwas zu erwärmen. Bevor sie selber etwas aß gab sie Luise ihre Milch und summte sie in den Schlaf. Als Ben merkte das die Kleine eingeschlafen war nahm er den Suppentopf vom Herd und stellte ihn auf den Tisch und verteilte den Inhalt auf die Schüsseln.
" Komm essen bevor es kalt wird."
Marie-Ann konnte sich nur schwer von dem Anblick des kleine Lebens lösen, das trotz der Umstände friedlich da lag und schlief, es wusste ja nicht welch einen Start sie in diese Welt hatte. Sie war absolut unschuldig, aber wie sollte es nur weitergehen? Sie hoffte, das ihre Nichte ihr helfen konnte, sie lebte in Schottland und war etwa in ihrem Alter aber sie hatte sie seit Jahren nicht gesehen.
" Kommst du nun?" Marie-Ann schreckte aus ihren gedanken hoch, " Ja, ja... bin schon da."
Schwiegend begannen sie zu essen. Nach einer Weile richtete Ben wieder das Wort an sie:
" Sie ist nicht dein Kind, oder!?" es war mehr eine Feststellung als eine Frage, Marie-Ann schwieg.
" Du bist die Frau die der Soldatentrupp gesucht hat," Marie-Ann wurde bleich. Was sollte sie nur tun. Es war mitten in der Nacht und sie war irgendwo im Wald, wohin könnte sie fliehen. Fieberhaft überlegte sie was sie als nächstes machen sollte, als Ben weitersprach:
" Das ist ein neugeborenes Baby und du stillst nicht, außerdem würde keine Frau im Kindbett eine solche Reise machen, egal wohin du willst, also was ist los?"
Marie-Ann dachte nur noch an Flucht und wollte aufspringen, doch Ben bekam ihren Arm zu fassen und hilt sie fest.
" Rede mit mir...!" Ben wurde langsam etwas ungehalten, er wusste das etwas nicht stimmte aber er ahnte auch das dieser Frau unrecht geschieht das man sie so jagt.
Marie-Ann wurde panisch, er würde sie den Soldaten übergeben oder schlimmeres, was würde dann aus Luise. Marie-Ann wusste nicht weiter, sollte alles umsonst gewesen sein? Langsam drehte sie sich zu Ben und began:
" Ich habe nichts falsches getan, nur einer Freundin geholfen!"
Ben dachte kurz an den Scheiterhaufen gestern in London, verwarf aber den Gedanken schnell wieder das war unmöglich dachte er, oder etwa nicht?
" Sprich weiter..." Ben sah Marie-Ann direkt ins Gesicht und sie glaubte einen Funken zu sehen, eine stumme Bitte um Vertrauen.
Marie-Ann holte tief Luft und erzählte von Julie, wie sie bezichtigt wurde eine Hexe zu sein, das festgetellt wurde das sie Schwanger war und dies als unwiederlegbares Indiz für ihre Schuld gewertet wurde, wie sie bei der Geburt geholfen hat und das falsche Baby an die Wärter gab und wie sie ihre Flucht angetreten ist um nun hier zu landen. Sie endete mit den Worten: " ...ich habe versprochen auf sie aufzupassen und sie zu ihrem Vater zu bringen, sollte er jemals nach England zurück kehren. Man sagt er ist in der neuen Welt, Amerika, und wird vermisst. Jetzt bin ich auf dem Weg zu meiner Nichte nach Rockcliffe und hoffe dort erstmal bleiben zu können."
Ben hatte die ganze Zeit schweigend zugehört, traurig sah Marie-Ann zu Luise und eine Träne lief ihr über die Wange. Das arme Kind würde niemals seine Mutter kennen lernen können.
***
Marie-Ann wusste das ihr Leben nun voll und ganz in der Hand des Fremden lag, was würde er nun mit ihr machen? Am besten wäre es wenn sie sich in der Nacht weg schlich während er schlief, sie würde sich schon irgendwie alleine durchschlagen. Ben riss sie aus ihren Fluchtplänen.
" Nach Rockcliffe ist es ein weiter Weg. Eigentlich wollte ich nur an die schottische Grenze und dann wieder nach London, aber ich kann dich auch dorthin bringen, wollte eh meinen Bruder besuchen, seine Frau erwartet ein Kind und es müsste eigentlich bals soweit sein."
Entgeistert sah Marie-Ann den Mann vor sich an, hatte er gerade gesagt das er ihr helfen will? Sie muss sich wohl verhört haben. " Wie bitte?"
" Ich helfe dir, aber jetzt ruh dich ertmal aus. Die Reise wird noch beschwerlich genug, vor allem mit dem Kind."
" Danke!" Marie-Ann´s Verstand wollt einfach nicht verarbeiten was hier gerade passierte. Dieser fremde Mann würde ihr wirklich helfen.
" Eins noch, wer ist denn deine Nichte vielleicht kenne ich sie ja. Schließlich komme ich auch aus Rockcliffe."
" Sie heist Suzanne, sie hat letztes Frühjahr geheiratet. Leider weiß ich ihren neuen Familiennamen nicht und ich kenne ihren Mann nicht. Ich konnte nicht zur Hochzeit kommen. Ich weiß nur das er Bäcker ist."
" Es gibt nur einen Bäcker in Rockcliffe, das ist Joey."
" Dann muß er es wohl sein."
" Du bist die kleine Schwester von Maggie´s Mann Ethan, dem früher die Bäckerei gehört hat?"
" Ja, du kennst sie?"
" Joey war der Geselle und hat inzwischen die Bäckerei übernommen, er ist mein Bruder."
Marie-Ann erkannte langsam die Zusammenhänge: " Suzanne bekommt ein Baby, das hab gar nicht gewusst, wir haben schon lange keine Post mehr von ihr bekommen."
" Nun ist es mir eine Ehre euch nach Rockcliffe zu bringen, Schließlich sind wir eine Familie." Ben lächelte fröhlich, " Aber jetzt wird es wirklich Zeit zum Schlafen. Es geht bei Sonnenaufgang los. Ich werde auf dem Boden schlafen, nimm du ruhig das Bett, zusammen mit Luise. Es ist zwar nicht besonders bequem, aber besser als nichts."
Marie-Ann legte sich gähnend auf das schmale Bett und nahm Luise in den Arm, nach wenigen Minuten war sie eingeschlafen und Ben hörte ihre regelmäßigen Atemzüge. Das wird aber eine große Überraschung, wenn er nach Hause kommt, dachte er noch und war dann auch bald eingeschlafen.
Sie waren inzwischen seit 10 Tagen unterwegs. Heute Abend würden sie die Grenze erreichen und dann wären es nur noch zwei Tage bis Rockcliffe.
Jeden Tag im Morgengrauen wurde Marie-Ann von Ben geweckt. Gemeinsam aßen sie von Ben´s Provant aus Brot und Käse, Luise bekam etwas Milch, die sie bei einem Bauer unterwegs kauften. Dann machten sie sich auf den Weg. Während der Fahrt erzählte Ben von Rockcliffe und ihrer gemeinsamen Familie. Er war sehr Stolz auf seinen Bruder.
Als es dämmerte erreichten sie Gretna Green, dort machten sie halt vor einem kleinen, aber gepflegtem Gasthaus. Auch drinnen war alles sauber. Marie-Ann sah sich um, hier gab es keine betrunkenen und verwahrlosten Gäste wie in den meisten anderen Spelunken in denen sie untergekommen waren.
" Gleich kannst du ein Bad nehmen und den Straßenstaub der letzten Tage loswerden," Marie-Ann strahlte Ben an.
Auch wenn sie kein Wort über die mangelnde Hygiene auf der Reise verloren hatte so war sie doch froh sich endlich mal wieder richtig waschen zu können. Vor ein paar Tagen hatte sie sich bei der Mittagsrast ein kurzes Bad in einem See gegönnt, aber das war einfach nicht das selbe.
" Tante Gwen, wo bist du wir haben einen Gast." rief Ben in die Küche. Nach ein paar Minuten kam eine kleine, sehr pummlige Frau mit grauen Haaren unter ihrer Haube herraus.
" Ben mein Junge du bist spät dran, hatte schon gestern mit dir gerechnet. Oh... wer ist den die junge Dame bei dir? Hast mir etwa was verschwiegen?"
" Tante Gwen, das ist Marie-Ann, Suzanne´s Tante. auch wenn sie nicht viel älter ist als sie." Ben grinste.
" Die kleine Schwester von Ethan, ich glaub es nicht als ich dich das letzte mal sah warst du ein kleiner Fratz der mir meinen Honigkuchen geklaut hat."
" Stimmt ich war schon mal hier aber das ist doch schon so viele Jahre her, das ich gar nicht mehr daran gedacht habe," Sie sah sich um und erinnerte sich wie sie mit dem Kuchen in der Hand aus der Tür lief und sich hinter der Scheune versteckt hatte in der Hoffnung nicht erwischt zu werden, aber Gwen hatte sie sofort entdeckt. Marie-Ann lächelte bei der Erinnerung. Ihre Mutter und sie waren auf dem Weg zu Ethan´s Hochzeit gewesen.
" Hast du noch Zimmer frei für heute, Tante Gwen? Wir bräuchten beide ein Bad."
" Und wenn sie frische Windeln hätten wäre ich ihnen sehr dankbar."
" Windel? wofür brauchst du die denn?" wollte Tante Gwen wissen, in diesem Moment wurde Luise wach und machte sich mit einem lauten Jammern, das zu einem lauten Gesschrei anwuchs bemerkbar.
" Ben hast du mir etwas zu erklären?" Tante Gwen funkelte ihn wütend an.
" Nein, nein... Ben hat nichts damit zu tun," beeilte sich Marie-Ann zu antworten, " das ist mein Patenkind, die Mutter ist leider bei der Geburt verstorben und einen Vater hat sie nicht. Also hab ich mich ihrer angenommen."
Das war die beste Geschichte die ihr im Moment einfiel nah genug an der Wahrheit und doch ohne etwas wirklich preis zu geben.
" Ich bin auf dem Weg zu Suzanne in der Hoffnung das sie mir Hilft, denn mit dem Baby konnte ich nicht in London bleiben, ohne Arbeit. Da hatte Mutter die Idee das ich nach Schottland gehen könnte und vielleicht bei Suzanne in der Bäckerei zu helfen."
" Sie hat gerade jede Menge Hilfe nötig, Liebes. Sie kann sich kaum noch rühren, es müsste jetzt bald soweit sein bei ihr."
" Ich hörte schon das sie ein Kind erwartet."
" Aber genug Getratsche, vorerst. Die Zimmer am Ende des Ganges sind beide frei. Du kennst ja den Weg, Ben. Ich schaue inzwischen ob ich noch ein paar Windeln finde. Und dir schicke ich Hector und Trudi mit dem Zuber und warmem Wasser." Tante Gwen lächte Marie-Ann an, dann zwinkerte sie: " Und etwas Honigkuchen, gerade frisch aus dem Ofen."
Marie-Ann lief das Wasser im Mund zusammen, bedankte sich und wollte gerade Ben Richtung Zimmer folgen, als ihr einfiel das sie noch etwas brauchte
" Etwas Milch für Luise wäre auch gut, sie hatte seit heute Mittag nichts mehr, darum schreit sie auch so, sie hat Hunger."
Ben zeigte ihr das Zimmer und dann auf die Tür gegenüber: " Dort schlafe ich, wenn du fertig bist komm rüber und Klopf an dann gehen wir zum Essen nach unten."
Marie-Ann nickte und trat in ihr Zimmer es war sauber, warm und sehr gemütlich. Sie legte Luise auf das weiche Bett und sah sich um, eine Kommode, ein Waschtisch ein gemütlich wirkender Sessel vor einem Kamin in dem ein Feuer brasselte und ein großes Bett mit einem Nachttisch. Unter dem Bett stand ein Nachttopf aus Porzelan, passend zur Waschschüssel und dem Krug auf dem Waschtisch.
Als es klopfte öffnete sie die Tür und ein großer Mann, sie schätze in auf etwa 40 Jahre, brachte einen Zuber, den er mitten in das Zimmer, aber nah genug an den Kamin, abstellte und das Zimmer wieder verlies. Hinter ihm huschte eine zierliche Frau ins Zimmer, sie war etwa im gleichen alter.
" Guten Tag, mein Name ist Trudi, das ist mein Mann Hector." sie zeigte Richtung Tür wo der Mann verschwunden war ohne ein Wort zu sagen.
" Meine Mutter sagte ihr wünscht ein Bad. Ich habe unten schon Wasser aufgesetzt und bringe schon mal etwas kaltes Wasser es wird ein paar Minuten dauern den Zuber zu füllen."
" Danke Trudi."
" Ich hole jetzt erstmal die anderen Sachen die sie haben wollten." sagte es und war weg. Marie-Ann befreite sich von ihrem Schultertuch und zog ihr verstaubtes Kleid aus, das musste dringend gewaschen werden, dachte sie und legte es erstmal auf die Komode. Auch Luise zog sie die verstaubte Kleidung aus und legte sie dabei.
Als Trudi zurück kam stand Marie-Ann im Hemdchen vor dem Kamin, Luise hatte erstmal aufgehört zu schreien.
" Hier ist die Milch und der Kuchen. Im Korb sind Windeln und Tücher zum abtrocknen sowie Lavendelseife."
Trudi stellte das Tablett auf den Nachttisch ab und den Korb neben den Zuber. Dann füllte sie den ersten Eimer mit heißem Wasser zu dem kalten im Zuber. Beim Rausgehen sah sie den Stapel Kleidung auf der Kommode liegen:
" Die nehme ich mit zum Waschen, ich habe auch noch etwas Wäsche zu machen. Brauchen sie sonst noch was?"
" Nein, danke! Sehr freundlich von dir."
" Ich komme gleich und bringe noch zwei Eimer Wasser."
Marie-Ann ging zum Nachttisch und nahm die Milch, sie war schon vorgewärmt, biss einmal genüßlich in den Kuchen und setzte sich dann auf das Bett um Luise zu füttern. Trudi brachte wie gesagt noch zwei Eimer heißes Wasser und dann noch einen mit kaltem, falls es nun zu heiß sein sollte. Marie-Ann bedankte sich nochmal mit einem Nicken und schaute dann wieder zu Luise. Als sie fertig getrunken hatte zog Marie-Ann sie fertig aus und entsorgte die dreckige Windel. Dann biss sie nochmal in den Kuchen und zog auch sich aus. Mit Luise auf dem arm ging sie zum Zuber und teste das Wasser, es war herrlich, vorsichtig stieg sie in den Zuber und setzte sich hin. Luise gab ein paar Gluckser von sich, sie kannte ja noch kein Wasser. Vorsichtig wusch Marie-Ann die Kleine und langsam entspannte auch sie sich etwas. Aus dem Zuber herraus angelt sie sich eins der Tücher und wickelte Luise darin ein und legte sie in den Korb, dann versuchte sich so gut es in dem Zuber ging die Haare zu waschen und wusch sich ausgibig mit der Seife. Um auch die letzten Seifenreste aus den Haaren zu bekommen nahm sie den Eimer mit dem kalten Wasser und schüttet ihn sich über den Kopf. Kurz brustete sie wegen der Kälte hatte sie sich aber schnell wieder im Griff. Tropfend holte sie sich ein Tuch aus dem Korb unter Luise und dabei fielen ein paar tropfen auf Luise´s Stirn, die mit ihre großen Augen zu Marie-Ann sah und ein quiecken von sich gab. Marie-Ann lächelte.
Nachdem sie wieder angezogen war, die Haare gekämmt waren und auch Luise wieder etwas an hatte, ging sie rüber zu Ben´s Zimmer und klopfte. Es dauerte einen Moment, dann öffnete er sie und stand nur in Hose und mit nassen Haaren, die er mit einem Tuch abrubbelte, vor ihr. Nach einem Blick auf seine muskulöse Brust schaute sie schnell zu Boden.
" Du brauchst noch Zeit, dann gehe ich schon mal nach unten," nuschelte Marie-Ann zum Boden.
Ben lachte: " So schüchtern nach über einer Woche mit mir allein. Ist gut geh nur ich bin in wenigen Minuten auch da."
Unten wartete bereits Tante Gwen und zeigte auf einen größeren Tisch in einem Erker: " Setz dich dort hin wir kommen auch gleich."
Außer ihr waren keine Gäste mehr hier. Gerade als sie saß kam Ben, mit noch feuchten Haaren, um die Ecke von Flur.
" Was gibt es denn heute gutes, Tante Gwen?"
" Wurzelgemüse und Kartoffeln mit Hasenbraten und Zwiebel-Speck-Sauce!" kam die Antwort aus der Küche.
Die Tür zum Hof ging auf und zwei Kinder etwa um die 10 Jahre kamen herrein gefolgt von Hector, der lächelte kurz und nickte mit dem Kopf zum Gruß, ging zu Ben und klopfte im auf die Schulter, gestikulierte kurz etwas mit der Hand und Ben nickte.
Marie-Ann sah sich das Schauspiel gebannt an, bis Ben sagte: " Hector ist stumm, erkann nicht sprechen und nur sehr wenig hören."
" Essen kommt!" kam der Ruf aus der Kücher der sie von einer Antwort befreite, die sie eh nicht hätte geben können.
Trudi kam mit einer Platte in der Hand an den Tisch und sah die zwei Kinder an: " Habt ihr eure Hände gewaschen?" die Kinder nickten und zeigten bei einem strahlen das sie die gleiche Zahnlücke hatten, auch sonnst sahen sie sich seht ähnlich. Während Trudi ihre Kinder vorstellte kam Tante Gwen aus der Küche und bracht einen Stapel Teller und Besteck mit.
" Das sind Seamus und Daniel, meine Zwillinge."
Als alle am Tisch saßen wurde das Essen verteilt und die Kinder erzählten von ihren Tag und den kleinen Streichen die sie dem Pastor gespielt hatten. Es gab viel gelächter und Tante Gwen kamen sogar die Tränen vor lachen.
Marie-Ann beobachtete die ganze Szene still und aß. So einen Abend hatte sie lange nicht erlebt. Nach dem Essen ging Ben mit Hector nach draußen, um Feuerholz zu holen wie sie mit bekommen hatte, Trudi schickte die Jungs ins Bett und sie und Gwen gingen mit dem schmutzigen Geschirr Richtung Küche. Auch Marie-Ann wollte ihnen folgen, Luise schlief und so konnte sie auch ein wenig helfen hatte sie gedacht.
" Du nicht, Liebes! Geh du auch zu Bett es wird noch ein langer Tag morgen." sagte Tante Gwen und Trudi nickte ihr fröhlich zu. Also nahm Marie-Ann Luise auf den Arm und ging in ihr Zimmer, sie legte Luise auf das Bett und zog ihr Kleid aus. Eigentlich war sie noch nicht müde dachte sie, doch kaum das sie im Bett lag taten das Bad und das gute Essen ihre Wirkung und Marie-Ann schlief ein.
***
Dezember
Seit fünf Monaten lebt Marie-Ann inzwischen bei ihrer Nichte in Rockcliffe. Sie hilft in der Backstube aus oder hütet die Kinder. Suzanne hat drei Wochen nach Marie-Ann´s Ankuft einen Sohn zur Welt gebracht, der Patrick genannt wurde, ein fröhlicher, kleiner Bursche, der bald das Leben von allen auf den Kopf stellte.
Die Tage vergingen wie im Flug, es war inzwischen kurz vor Weihnachten. Ben kam so oft er konnte zu Besuch und Marie-Ann freute sich jedes mal mehr auf seine Rückkehr. Auch jetzt wartete sie bereits ungeduldig auf ihn.
Er wollte noch eine letzte Fahrt vor dem Jahrewechsel machen, eigentlich reine Routine, doch kurz nach seiner Abreise fegte ein heftiger Schneesturm über Schottland, die Lowlands und das Grenzgebiet. Mit soviel Schnee hatte noch keiner gerechnet, fast alle Straßen und Wege waren unter einer dicken Schneedecke vergraben und an ein Durchkommen mit einem Fuhrwagen war nicht zu denken.
Ben hatte versprochen zum Weihnachtsfest zurück zu sein, doch Marie-Ann gab langsam die Hoffnung auf. Sie machte sich aber auch große Sorgen das etwas passiert sein könnte, er war immerhin schon seit 2 Wochen unterwegs unter normalen Unständen wäre er schon seit Tagen wieder da.
Auch die nächsten zwei Tage verbrachte Marie-Ann wieder in der Backstube. Heilig Abend kam und die Familie versammelte sich um die Festlich gedeckte Tafel, nur von Ben fehlt noch immer jede Spur.
Marie-Ann stand am Fenster und sah in die weiße Nacht hinaus, sie hätte sich so gefreut das Fest gemeinsam mit ihm zu verbringen.
Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter: " Er fehlt dir sehr!?" Suzanne wollte ihr Mut machen: " Ben geht es gut, du wirst schon sehen, den haut so schnell nichts um. Komm und setzt dich zu uns, iss etwas. Du wirst sehen er wird sein Versprechen noch halten."
" Meinst du?" Marie-ann sah noch einmal in den Schnee, dann drehte sie sich um und gesellte sich mit an den Tisch. Es wurde trotz Ben´s Abwesenheit ein lustiger Abend und die Kleinen jauchzten vor Glück über ihre Geschenke, eine Kleine Puppe aus Stoffresten für Luise und eine kleine Bär für Patrick, außerdem hing, über ihren Wiegen, jeweils ein Mobile mit lauter kleinen Tieren aus Holz, die Joey geschnitzt hatte.
Joey erzählte gerade eine alte Legende von Rockcliffe, in der Piraten die Höhlen an der Küste für den Schmuggel von Rum und gekaperten Schiffsladungen nutzten und dadurch langsam hier ansiedelten um ihre Waren zu schützen, als Marie-Ann feststellte, das es sehr still geworden war. Nach einem Blick zu den Wiegen am Kamin wusste sie auch warum, die Babys waren eingeschlafen.
Suzanne nahm ihren Sohn, verabschiedete sich und brachte ihn zu Bett um sich dann auch schlafen zu legen, Patrick hatte die Angwohnheit nachts oft wach zu werden und Suzanne war für jede Stunde Schlaf dankbar.
Auch Marie-Ann brachte Luise in das hintere Zimmer wo sie schliefen, als sie wieder in den Wohnraum kam hatte Joey das letzte Geschirr abgeräumt und wünschte ihr auch eine gute Nacht.
Marie-Ann nahm ihren neuen Wollschal, wickelte sich darin ein und ging hinaus in die Nacht, sie brauchte dringend frische Luft bevor auch sie schlafen konnte. Sie wusste das Luise in Sicherheit war, also ging sie auf den Zaun zu, verlies den Garten und ging Richtung Klippen.
Es hatte auch heute Abend wieder geschneit und der frische Schnee knirschte unter ihren Füßen. So wanderte sie über die verschneite Heide immer weiter Richtung Meer. Als sie den letzten Hügel erklomm hatte sie freie Sicht auf die vom Vollmond beschienene See. Es verschlug ihr die Sprache, so etwas schönes hatte sie noch nie gesehen.
Das Wasser war ganz glatt es ging im Moment kein Wind, der die Wellen wie sonst gegen die Klippen peitschte. Und das Mondlicht bedeckte alles mit einem silbernem Schimmer, der noch vom Schnee verstärkt wurde. Kurz vor der Klippe lag ein Findling, diesem befreite sie vom Schnee und setzte sich hin um die kühle Luft und dem zauberhaften Ausblick zu genießen.
So saß sie eine ganze Weile da und vergaß Raum und Zeit, auch hörte sie nicht die leisen Schritte im Schnee, die sich von hinten näherten.
Marie-Ann schloß die Augen und legte den Kopf in den Nacken um die leichte Briese, die gerade aufkam zu genießen. Der Wind wehte eine tiefe aber sanfte Stimme zu ihr rüber: " Hast du mich vermisst?" Fast ist es nur ein Hauch und Marie-Ann hörte sie so deutlich als wäre sie wirklich da . Eine einsame Träne läuft ihr über die Wange, sie öffnet die Augen und blickt wieder auf das Meer hinaus.
" Du brauchst doch nicht zu weinen, mo cridhe, ich bin doch wieder da." Marie-Ann hörte die Stimme jetzt noch deutlicher und drehte sich in die Richtung aus der sie kam. Ihr Herz setzte für einen Schlag aus, um dann mit doppelter Heftigkeit weiter zu schlagen.
Da stand er: groß, breitschultrig und seine rot-braunen, schulterlangen Haare wurden vom Wind ins Gesicht geweht. Das alles wurde, wie das Meer, vom silbernen Mondlicht beleuchtet. Es sah fast surreal aus, wie eine Erscheinung, die ihr Verstand, aus dem Wunsch ihn zu sehen, vorgaukelte.
Ben kam die letzten Schritte auf sie zu, reichte ihr seine Hand, die sie reflexartig ergriff, und zog sie auf die Beine. Zärtlich schlang er die Arme um die überraschte Marie-Ann zog sie an sich und küsste sie, erst sanft und zärtlich, doch dann wurden beide von ihren Gefühlen überrannt und der Kuss vertiefte sich.
Es war ihr erster Kuss und mit den Gefühlen die er herrauf beschwor war Marie-Ann klar warum sie so nervös war und stundenlang vor dem Fenster auf ihn gewartet hatte: Sie hatte sich in Ben verliebt!
Der Kuss dauerte eine kleine Ewigkeit und für eine Moment schien tatsächlich die Zeit still zu stehen. Um Atem ringend löste sie sich von Ben, sah ihm in das inzwischen so vertraute Gesicht und sagte:
" Du hast dich verspätet!" ihre Stimme zitterte noch leicht von dem berauschenden Kuss, " Du hast mir sehr gefehlt!" beantwortete sie seine erste Frage.
" Es freut mich das zu hören," Ben grinste sie an wie ein Jüngling, der gerade zum ersten mal mit einer Frau sprach. Plötzlich wirkte er sehr schüchtern.
" Ich musste noch auf eine Lieferung warten, die mit Verspätung eintraf, ohne diese wollte ich nicht nach Hause kommen."
Schüchtern griff er in seine Tasche und holte ein kleines, in dunkelblauen Samt eingehülltes Kästen aus seinem Mantel und reichte es Marie-Ann. Sie nahm das Kästchen mit zitternden Händen entgegen, so etwas schönes hatte sie noch nie bekommen.
" Frohe Weihnachten! " sagte Ben, " Mach sie auf."
Verwirrt schaute Marie-Ann zu Ben, tat aber worum er sie bat. Ihr stockte der Atem: vom Mondlicht bestrahlt leuchtete ein Diamant in Silber gefasst aus dem Kästchen, das auch innen mit dem blauen Samt ausgelegt war. Trotz des Schnees kniete sich Ben vor Marie-Ann nieder:
" Du bist mir das teuerste auf dieser Welt und ich liebe Luise wie meine eigene Tochter. Auf meinen Reisen vergeht kein Tag an dem ich nicht an euch denke. Ich liebe dich von ganzem Herzen! Erweist du mir die Ehre und wirst meine Frau?"
Marie-Ann schwieg, zu groß war der Schock, auch wenn sie Ben ebenso liebte, so wollte sie in nicht ins Unglück stürzen.
" Nach mir wird immer noch gesucht, wenn man mich findet ende ich, genau wie Luises Mutter auf dem Scheiterhaufen. Ich kann dich unmöglich heiraten!" es zerbrach ihr das Herz diese Worte auszusprechen.
" Ich werde dich mit meinem Namen schützen, dir soll kein Leid geschehen, so lange ich lebe. Bitte heirate mich und mach mich zum glücklichsten Mann der Welt." Ben meinte es sehr ernst.
" Ich kann nicht," weinend gab sie Ben das Kästchen zurück und lief los. Kurz vor dem Haus holte Ben sie ein, hielt sie fest und drehte Marie-Ann zu sich, so das sie ihm in die Augen sehen musste. Sie sah all die Liebe die er für sie empfand darin und ihr Herz schmolz dahin.
"Tha gràdh mos agam ortsa, mo cridhe!" (Ich liebe dich so sehr, mein Herz)
Ben küsste sie langsam und zärtlich, nach einer Weile fing Marie-Ann an den Kuss zu erwiedern und sein Herz jubelte, denn nun war er sich sicher sie würde nicht noch einmal nein sagen.
Trotzdem war ein leiser Zweifel in seiner Stimme als er erneut fragte: " Marie-Ann, willst du meine Frau werden?"
Marie-Ann war noch so überwältigt von all den neuen Empfindungen, nur mit einem Flüstern brachte sie eine Antwort zustande: " Ja, ich will!"
***
Es ist März, die ersten Anzeichen des nahenden Frühlings sind schon zu sehen. Der Schnee ist fast weggeschmolzen und die Vögel trällern schon in den ersten Sonnenstrahlen des Tages ihre fröhlichen Lieder.
Erst vor zwei Tagen war Ben von einer langen Tour zurückgekehrt, doch heute soll endlich die Trauung stattfinden.
Ben sah aus dem Fenster, der Himmel leuchtete im Osten orange-rot, es versprach ein milder und sonniger Tag zu werden. Gestern war er noch bist zur Dunkelheit in ihrem neuen Heim gewesen, Ben hatte sein erspartes genommen um sich und seiner Familie ein kleines Haus zu bauen, nun war es endlich fertig und es würde Marie-Ann´s Hochzeitsgeschenk sein.
Ein paar Häuser weiter erwachte auch Marie-Ann.
Das Feuer im Kamin war in der Nacht ausgegangen, fröstelnd ging sie hinüber und entzündete ein neues und setzte gleich einen Kessel Wasser auf für das Frühstück.
Leise Schritte von der Treppe sagten ihr, das auch Suzanne schon wach war. Schweigend machten sie gemeinsam ein einfaches Frühstück, später würde es noch genug zu essen geben. ' Außerdem' , dachte Marie-Ann, 'bekomme ich eh keinen Bissen runter.'
Suzanne, die bemerkt hatte, wie nervös Marie-Ann war nahm sie bei der Hand und zog sie auf einen Hocker am Kamin: " Komm, ich steck dir die Haare hoch, damit du nachher richtig hübsch aussiehst."
" Danke! Ich glaube alleine schaffe ich das heute nicht." Marie-Ann lächelte und hob ihre zitternden Hände.
Marie-Ann war nur fünf Jahre älter als ihre Nichte. Suzanne ist die Tochter ihres ältesten Bruder Ethan.
Er ist bei einem Brand vor einigen Jahren ums Leben gekommen.
Maggie, seine Frau, und Suzanne, die gerade sieben Jahre alt war, konnte er noch retten, aber als er nochmal ins Haus ging um Fizzy, den Hund zu holen, stürtze das Dach über beiden zusammen und begrub sie im Feuer.
Zum Glück war die Bäckerei von Ethan in einem anderen Haus, so konnte Maggie weiterhin für sich und Suzanne sorgen, indem sie die Backstube übernahm. Die Geschäfte liefen so gut, das sie sogar einen Gesellen einstellen konnte. Als Suzanne sich dann in Joey verliebte übergab Maggie den Beiden am Tag der Hochzeit die Bäckerei und ging zu ihrer Schwiegermutter nach London.
Marie-Ann erinnerte sich, das die Beiden gerade eine Reise nach Paris planten, als sie London verlassen musste.
" Ich bin fertig!" Suzanne holte Marie-Ann aus ihrer Erinnerung und reichte ihr einen Spiegel.
Die Frisur war sehr gut gelungen und Marie-Ann sah ihr eigenes Spiegelbild an, so konnte nur eine Braut strahlen.
" Du siehst großartig aus, Marie-Ann!" "Trosatig", kam ein kleines Echo. Auf der untersten Treppenstufe stand Joey, mit Patrick auf dem Arm, der seine Ausruf lachend immitierte.
Wie auf ein Zeichen erwachte nun auch Luise in ihrem Bettchen und es kam leben in das kleine Haus neben der Bäckerei. Gemeinsam aßen sie das Frühstück und machten dann sich und die Kinder fertig für die Kirche.
Marie-Ann hatte sich aus rotem Samt ein schlichtes Überkleid mit Goldborte geschneidert, dieses Trug sie über ein neues blütendweises Hemd. Alles wurde mit einem dunklen Ledergürtel um die Taille komplettiert.
Mit ihren schwarzen Haaren und den braunen Augen sah sie einfach wunderschön aus.
Der Weg zur Kirche war nicht weit, also gingen sie ihn zu Fuß, Joey ging mit Patrick vorran um ihre Ankunft zu verkünden. Suzanne hatte Luise auf dem Arm und Marie-Ann trug einen kleinen Strauß mit Wildblüten, die ersten, die im Garten bereits erwacht sind.
Als direkte Verwandte übergab Suzanne Marie-Ann an Ben und reichte ihm auch Luise, die bei der Zeremonie vorne dabei sein sollte.
Die Trauung war schlicht, aber jeder konnte die ehrliche Liebe des Brautpaares fühlen.
Nachdem sie sich das Jawort gegeben hatten führte Ben Marie-Ann zu seinem Fuhrwagen, der mit bunten Stoffstreifen und -schleifen, als auch mit einigen Blüten geschmückt war. Die Märzsonne lies alles leuchten, auch wenn sie noch nicht so viel Kraft in der Wärme steckte, so zumindest kam allen das Licht heute viel heller und wärmer vor.
Ben hob Marie-Ann Auf den Wagen und reichte ihr auch Luise, die vor Freude über die Kutschfahrt jauchzte und lachte. Joey, Suzanne und Patrick machten es sich auf der Ladefläche, die mit Kissen ausgelegt war, bequem. Der Rest des Ortes folgte singend und lachend dem Wagen, als dieser losfuhr. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum neuen Haus, von dem Marie-Ann noch gar nichts wusste. Als Ben an einer Kreuzung in die entgegengesetze Richtung zur Bäckerei und seiner Wohnung fuhr fragte sie:
" Wo fahren wir hin? Du wohnst doch in der anderen Richtung." Marie-Ann hatte immer gedacht, das sie ab heute bei ihm in der Wohnung leben würde.
" Das ist eine Überraschung!" antwortete Ben lächelnd.
Nach einigen Metern konnte man schon den Geruch des Festmahl erahnen, jeder aus der Nachbarschaft hatte etwas dazu beigesteuert. Als der Geruch nach gebratenem Fleisch immer intensiver wurde hielt Ben vor einem kleinen, weißen Cottage mit zwei Stockwerken an. es war nur wenige Minuten von der Bäckerei entfernt.
" Herzlich Willkommen in deinem neuem Zuhause, mo cridhe!" Ben sprang vom Kutschbock, reichte Luise nach hinten zu Suzanne, hob seine Braut vom Wagen und ging mit ihr auf dem Arm durch das Gartentor bis zur Haustür, öffnete diese, setzte sie über der Schwelle ab und küsste sie.
" Ich hoffe wir werden hier sehr glücklich!"
" Ohhh.. Ben, es ist wundervoll! Wie schön..." lachend und weinend ging sie in ihr neues Heim und berührte hier und da einen Stuhl, einen kleinen Tisch, das Treppengeländer und immer wieder sah sie zurück zu Ben.
" Wie hast du das geschafft? Warum wusste ich nichts davon?" viele Fragen gingen ihr durch den Kopf.
" Wenn du es gewusst hättest wäre es ja keine Überraschung mehr."
Auch Joey und seine Familie folgten nun ins Haus. Leise erklangen die ersten Töne einer Tanzweise aus dem hinteren Teil des Hauses, als Marie-Ann den Tönen folgte kam sie an eine große Glasfront im Wohnraum, diese war mit zwei Türen zum Garten geöffnet. Als sie hinaus trat klatschen und sangen Nachbarn und Dorfbewohner um dem jungen Paar zu gratulieren.
Es waren Tische und Bänke im Garten aufgestellt an einigen Ecken brannten kleine Lagerfeuer um die Märzkälte ein wenig fern zu halten, an einem Spieß über einem größeren Feuer wurde ein Schwein gegrillt und auf einem langen Tisch an der Hauswand waren alle möglichen Leckereinen aufgestellt.
Mit Tränen in den Augen bedankte sich Marie-Ann bei allen für die Ausrichtung dieser Feier, mit so etwas hatte sie nicht gerechnet.
Gemeinsam feierten sie noch bis spät in die Nacht.
***
Juli 1630
Es sind inzwischen 15 Jahre vergangen. Das Leben im kleinen Ort Rockcliffe hat sich kaum verändert. Luise ist zu einer hübschen jungen Frau herangewachsen. Sie ist hilfsbereit, wissbegierig und fleisig. Wo sie nur kann hilft sie mit. Egal ob zu Hause oder, an einigen Tagen, bei Onkel Joey in der Backstube.
Doch ihre heile Welt sollte bald aus den Fugen geraten. Gerade noch spielt sie mit ihrem kleinen Bruder, nur um kurz darauf mit der Realität und ihrer, ihr unbekannten, Vergangenheit konfrontiert zu werden.
" Luise, komm mit Danny nach unten, wir können gleich Frühstücken." aus der Stimme meiner Mutter konnte ich die Nervosität hören, die sie seit einigen Tagen befallen hatte. Aber auf Fragen bekam ich nur eine ausweichende Antwort.
Eine Woche zuvor hatte ich ein Gespräch meiner Eltern mitbekommen, es ging um den letzten Auftrag, den mein Vater angenommen hatte, es sollte seine letzte Fuhre werden. Er wollte sich zur Ruhe setzen. Vielleicht hatte Mama Angst das das Geld dann nicht mehr genügen wird?
'Aber ich kann ja auch Geld verdienen, immerhin werde ich bald sechzehn, andere Mädchen in meinem Alter sind schon verheiratet.' Habe ich mir damals gedacht.
" Wir kommen." antwortete ich nahm Danny auf den Arm und ging hinunter.
" Na endlich, wo bleibt ihr denn? Wir haben noch einiges zu tun bis dein Vater nach Hause kommt."
Ich setzte meinen, drei Jahre alten, Bruder in seinen Stuhl und schon reichte mir meine Mutter die Schüsseln für das Frühstück. Der Tisch war schnell gedeck und wir fingen an zu Essen.
Immer wieder sah Marie-Ann auf die Uhr.
' Hoffentlich hat Ben endlich etwas in Erfahrung bringen können.' Marie-Ann wusste, das sie Luise endlich alles sagen mussten, doch wie soll sie nur die richtigen Worte finden? Wie sagt man einem Kind das es nicht der Mensch ist der er glaubt zu sein?
Marie-Ann hoffte, das Ben endlich etwas über Luise´s Vater in Erfahrung gebracht hatte, denn dann wäre es etwas einfacherer ihrer geliebten Ziehtochter die Wahrheit über ihre Herkunft zu erzählen. Ben hatte auf seinen Reisen bisher nur in Erfahrung bringen können, das die Familie in Frankreich lebte und ihren verschollenen Sohn noch nicht aufgegeben hatte. Er wurde noch nicht für Tod erklärt, also entweder haben sie noch immer Hoffnung oder sogar Kontakt zu ihm.
Marie-Ann wünschte sich, das Luise ihn finden könnte um ihren rechmäßigen Platz in der Welt einzunehmen.
Wenn ich gewusst hätte das sich in zwei Tagen mein ganzes Leben ändert, wäre ich dann auch so nachsichtig mit meinen Eltern gewesen?
Ich freute mich darauf bei Tante Suzanne in der Bäckerei mitzuarbeiten und wollte mit dem Geld das ich verdienen würde irgendwann Reisen können. Ich wollte London sehen und Paris und vielleicht sogar irgendwann Amerika.
Doch das Schicksal hatte etwas anderes mit mir vor.
Schweigend aßen wir unseren Porridge und gingen dann an unsere Tageswerk. Heute half Mama in der Backstube, also blieb ich mit Danny zu Hause und machte den Haushalt. Auch nach unserem Gemüsegarten sollte ich schauen. Es war also ein Tag wie immer.
Mein Vater kam recht spät nach Hause, an diesem Tag. wir waren gerade mit dem Abend essen fertig geworden. Er gab mir zur Begrüßung einen Kuss auf die Stirn und sagte dann lächelnd: " Bring du bitte Danny zu Bett und geh dann auch auf dein Zimmer, es ist schon Spät." Etwas irritiert wünschte ich meinen Eltern eine Gute Nacht und tat was mir gesagt wurde.
Ich konnte meine Eltern noch lange reden hören, doch worum es ging hatte ich nicht verstanden. Wenn ich meiner Neugierde nur gefolgt wäre und hätte gelauscht, dann..... ja was wäre dann es wäre trotzdem so gekommen wie es ist.....
***
Es war ein wunderschöner Julitag. Die Sonne schickte ihre warmen Strahlen über die lilafarbenen Lavendelfelder. Um uns rum blühte alles undes war keine Wolke am Himmel.
Texte: Cathy McDursty
Bildmaterialien: Cathy McDursty
Tag der Veröffentlichung: 13.03.2015
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