Gute Nacht Geschichten
„Ganz schön kriminell“
Handverlesene Kurzkrimis zum Schmunzeln!
Copyright © 2013 Annett M. Wien Neuauflage 2018
Alle Rechte vorbehalten.
Layout und Satz: Janet Nanina Wien
Inhaltsverzeichnis
Ein Wort vorweg
Blind Date
Segeltörn
Mit mir nicht
Nicht jeder Schatz macht reich
Ein kluger Chihuahua
Mein großer Bruder
Tag X
Das will ich auch!
Eifersucht tut selten gut.
Einmal Bulle, immer Bulle
Hildes Chance!
Ein Tag im Leben eines Schriftstellers
Lottoglück
In Nachbars Garten
Shoot´em up
Der Wunsch
Der kleine Italiener
Sein letzter Job
Im Grunde finde ich das „Vorwort“ in den meisten Büchern überflüssig und zuweilen auch recht langweilig und langatmig. Was interessiert mich, was der Autor vorweg zu dem Geschriebenen zu sagen hat?
Nun komme ich selbst in die Verlegenheit, denn es ist mir ein Bedürfnis Ihnen mitzuteilen, wie ich darauf gekommen bin, Kurzkrimis zu schreiben. Ich mach´s auch ganz kurz – versprochen.
Ein Mann namens Kai Riedemann, er ist der Redakteur von der „Funk Uhr“, ist daran schuld. Wenn er nicht 1998 meinen ersten Kurzkrimi veröffentlicht hätte, wäre ich nicht auf die Idee gekommen weitere zu schreiben. Vielen Dank, Kai Riedemann!
Ein Teil der hier präsentierten Kurzkrimis wurde in einer noch kürzeren Kurzform verfasst und bereits in der „Funk Uhr“ unter der Rubrik „Kurzkrimis“ veröffentlicht. Da ich hier etwas mehr Platz habe, nahm ich mir die Freiheit etwas ausführlicher zu werden.
Fertig! Ich hoffe, das war kurz genug –
Also dann, viel Vergnügen beim Lesen!
Ich ließ den Mainzer Hauptbahnhof hinter mir, lief vorbei an den vielen Verkaufständen und erreichte beinahe atemlos die Tramlinie nach Bretzenheim. Mein Herz schlug heftig vor lauter Aufregung, ich schaute ständig in die Fensterscheiben der langsam vorbeifahrenden Autos und Taxis und korrigierte mein Äußeres. Schließlich wollte ich ja gut aussehen. Ein Blind Date, mein Erstes, sollte mich erwarten. Ich saß in der Straßenbahn und schloss die Augen. „Ob er wirklich so gut aussieht wie auf dem Foto im Internet?“, überlegte ich in diesem Moment. Er beschrieb sich als groß, schlank, breitschultrig und sportlich. Sein Foto zeigte ihn mit Schirmmütze, sein Gesicht lag leicht im Schatten, so konnte ich nur sein markantes Kinn erkennen, seine Augen waren bedeckt. Die Idee ist verrückt, das Kribbeln in meinem Bauch verstärkte sich.
Wie oft wird man gewarnt vor solchen Treffen? Noch eine Station und mein Ziel war erreicht. Ich stand schon mal auf und ging zum Ausgang. Gleichzeitig stand ein Mann auf, der die ganze Fahrt bislang unbemerkt hinter mir saß. Er hatte seinen Kopf traurig gesenkt. Vor mir schaute ich in die Glasscheibe der Tür, sehe den Mann hinter mir stehen und erkannte nun sein Antlitz. Sein kantiges Kinn schob er plötzlich fordernd nach vorne, seine eindringlich schauenden Augen starrten in meine, als wolle er mich hypnotisieren. Seine scheinbare Traurigkeit war wie weggeblasen. Die Straßenbahn stoppte, der Mann wurde dabei leicht nach vorne geschoben und berührte mich. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Nun raste mein Herz, aber nicht mehr vor Aufregung, sondern vor Furcht. Das Grinsen des Mannes wurde hämischer, er zwinkerte bedrohlich mit einem Auge. Draußen war es bereits dunkel, die Straßenlaternen leuchteten hell, aber um mich war keine Menschenseele zu sehen. Der Fremde und ich waren die Einzigen, die aus der Straßenbahn kamen, es war die Endstation. Mein Date sollte mich eigentlich in den Park führen, doch ich war unentschlossen. Was ist, wenn der Mann hinter mir das Blind Date ist und mich auf eine ganz andere Weise kennenlernen möchte. Ich atmete schwer und hatte nur Sekunden, um zu entscheiden, in welche Richtung ich nun gehe. Aber wohin, ich kannte zwar die Richtung in den Park, aber wo würden mich die anderen Wege hinführen, ich war fremd in Bretzenheim.
„Ins Licht“, meine Entscheidung war gefallen. Ich ging mit schnellen Schritten ins Ortsinnere, drehte mich nicht nach dem Mann um, konnte aber seinen Atem im Nacken spüren. Meine hohen Stöckelschuhe hinderten mich daran zu rennen. Ich blieb zwischen den Pflastersteinen hängen und knickte um. Kurz drehte ich meinen Blick zur Seite und konnte den Mann näherkommen sehen. Ich fror, war es der kalte Windstoß, der mich mit einem Mal umfasste oder die Angst, die mich schaudern ließ. Ich fühlte seinen Atem im Nacken noch stärker. Seine Schritte wurden lauter, ich riss mir im Lauf die Schuhe von den Füßen und begann zu rennen. Der Gang hinter mir wurde ebenfalls schneller. Rechts, links, ich entschied mich wieder neu, immer noch keine Menschen zu sehen, der Ort schien wie ausgestorben. Mit Bangen stellte ich fest, dass am Ende der Straße alles dunkel war, keine Laternen mehr, die den Weg beleuchteten, ich rannte schneller, ich war verzweifelt, ich wollte schreien, aber mir blieb keine Luft, um es zu tun. Dann fühlte ich Laub unter meinen nassen, klammen Füßen, und die Dunkelheit umhüllte mich. Ich stand mitten im Park. Eine Hand riss an meinem Mantel, ich fiel zu Boden. „Hab ich dich du Luder, jetzt bist du reif!“ Ich wollte schreien, doch die Atemlosigkeit hinderte mich daran. Hilfe, ich war verloren. Dann ein Schlag. Ich schloss die Augen und wartete auf den Schmerz …, doch der kam nicht. Stattdessen hörte ich eine Stimme sagen: „Darf ich Ihnen behilflich sein?“ Ein Mann stand breitschultrig vor mir und reichte mir seine Hand. „Mein Name ist Kriminalkommissar Pit Porter vom BKA.“ Dabei schob er seine Schirmmütze nach hinten und ich konnte seine klaren lächelnden Augen im Dunkeln schimmern sehen. „Der Mann, der sie verfolgt hat, ist ein lang gesuchter Verbrecher. Die Polizei wird gleich da sein. Mir zu Füßen lag wie durch ein Wunder, lang ausgestreckt und bewusstlos der fiese Kerl aus der Tram. „So, die Arbeit wäre geschafft und nun zu meinem Vergnügen, ich hab nämlich heute eigentlich meinen freien Tag und noch eine Verabredung. Ein Blind Date.“
„Du bist wunderschön“, hauchte Georg und strich ihr über das seidig, glänzende Haar. Dann wickelte er eine der haselnussbraunen, hüftlangen Strähnen um den Zeigefinger, um dann mit geschlossenen Augen daran zu riechen. „Einzigartig bist du, eine duftende Blume mitten im Ozean.“
Seine Motorsegeljacht wog seicht auf den Wellen mitten im Meer. Liebevoll hielt er sie im Arm und drückte ihren Kopf ganz fest an seine Brust. „Dieser Sonnenuntergang, sein fantastisches rotgelbes Leuchten, wie es im Meer schimmert“, schwärmte er und strich ihr zärtlich über die leicht entblößten Brüste den Körper hinunter und umkreiste mit dem Zeigefinger ihren Bauchnabel. „Wie seidig deine Haut glänzt, so jugendlich und frisch.“ Vorsichtig glitt er mit seinen Händen über ihr wohlgeformtes Becken und kniff liebevoll in ihre Pobacke. „Du bist immer noch atemberaubend schön. Deine Augen glänzen wie Sterne am Himmel, deine Haut schimmert samtig im beginnenden Mondschein.“
Georg konnte nicht genug von ihr bekommen. Seine geliebte Marlene, sein Augenstern, seine Muse. Tränen füllten seine Augen, er fühlte sich mit einem Mal hilflos und allein. „Wenn du nur nicht immer so gemein zu mir gewesen wärst. Wie traurig es ist, dich hier liegen zu sehen und dennoch erfüllend, weil du endlich nur mir ganz alleine gehörst.“ Georg atmete tief ein, hob ihren schlaffen Körper an, um sie ein letztes Mal zu küssen. Kraftvoll umarmte er ihren leblosen Körper und liebkoste ihn.
Die Sonne war nun vollends untergegangen, die Sterne begannen am Himmel zu schimmern, das Meer um ihn war ruhig, beinahe beängstigend ruhig. „Ich habe es gehasst, wenn du mit anderen viel jüngeren Männern geflirtet hast und mich vor ihnen bloßstelltest. Ich weiß, dass du mich nur meines Geldes wegen geheiratet hast, aber warum musstest du mir das immer zeigen? War ich nicht immer gut zu dir?“ Georg wischte sich die Tränen abrupt von den Wangen und schubste die Leiche von sich.
Im Schein des Mondes konnte man die Würgemale an ihrem Hals erkennen. „Es hätte nicht so weit kommen müssen. Du hast es nicht anders gewollt“, sagte er trotzig und band ihr einen Stein um die Füße, der an Deck seiner Motorsegeljacht lag. Mit der Leichtigkeit eines jungen Mannes schleppte er Marlenes Körper zum Heck, um ihn im Meer zu versenken. „Keiner wird darauf kommen, dass ich dich umgebracht habe. Es war ein Unfall, schließlich hast du nie schwimmen gelernt. Wieso sollte ein alter Mann wie ich seine junge Frau töten. Welches Motiv sollte ich haben?“ Mit diesen Worten verschwand die Leiche im Wasser. Beruhigt ging Georg zu seinem Funkgerät, um einen Notruf zu senden, hisste zeitnah die Segel und setzte zur Unterstützung den Motor des Schiffes kurz in Gang.
Als er im Morgengrauen den Hafen erreichte, stand bereits die Polizei am Ufer. „Wir haben den Ort laut ihrer Koordinaten mit dem Hubschrauber abgesucht. Leider konnten wir ihre Frau weder lebend noch tot finden“, kam ihm der Kommissar entgegen. Georg wollte gerade seine Trauermine aufsetzen und antworten, als er bemerkte, dass seine Segeljacht sich nur schwerfällig steuern ließ. Er wollte den Motor zu Hilfe nehmen, um besser an die Anlegestelle zu kommen, aber dieser sprang nicht an. Besorgt ging er ans Heck, um nachzusehen, woran das liegen könnte. Der Kommissar folgte ihm und verlangte nach dem Tau, um zu helfen. Doch dann sah er das, worauf Georg entsetzt starrte. Marlenes Leiche hatte sich in der Motorschraube verfangen.
Oder wie wäre es mit diesem Ende?
Als er im Morgengrauen den Hafen erreichte, stand bereits die Polizei am Ufer. „Wir haben den Ort laut ihrer Koordinaten mit dem Hubschrauber abgesucht. Leider konnten wir die Leiche ihrer Frau im Meer nicht finden“, rief ihm der Kommissar entgegen. Georg wollte gerade
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Annett M. Wien
Bildmaterialien: Annett M. Wien
Lektorat: M. J.
Tag der Veröffentlichung: 15.05.2012
ISBN: 978-3-86479-796-5
Alle Rechte vorbehalten
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