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Hier finden sich verschiedene Gedichte und gedichtähnliche Texte zu unterschiedlichen Themen, teils zu speziellen Anlässen, wie die Geburt meiner Tochter, teils inspiriert durch andere Gedichte wie Dantes Göttliche Komödie und teils auch vollkommen ungerichtete und unbewusste Gedankengänge.



Grob chronologisch gegliedert:


2002



Und als dort der Berg



Und als dort der Berg sich verabschiedete
Und im Schatten der Erde verschwand,
Erloschen alle Lichter dieser Welt
Und schienen sich in einem Wesen weinend zu vereinen.
Zahllose Sterne mit ihrem doch Millionen Jahre altem Schein
Wurden zur Bedeutungslosigkeit diskreditiert
Und in ihrer Art zu dieser Raum-Zeit-Koordinate neu definiert.


Und jene unter euch



Und jene unter euch, die glauben zu wissen,
Werden schon bald die Wirklichkeit erkennen.
Mit dem nächsten Schritt zur unendlichen Vollkommenheit
Wird der Schleier von euren Augen gehoben,
Denn bisher wurdet ihr durch euer Unvermögen von der Zeit geblendet.
Nicht ihr bewegt euch in eurem erfahrenden Jetzt
Durch die Geschichte dieses Universums,
Sondern Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schlingen sich in konvergenten Bahnen
Vom Ende bis zum Anfang
Durch die Allgegenwärtigkeit
Und streifen dabei eure unbedeutende Essenz.
Mit der Erfahrung der nächsten Dimension
Werdet ihr vielleicht einen Schritt näher kommen
Auf dem Weg zur Ebenbürtigkeit
Mit Raum und Zeit.


2004



Die Abendwolken



Die Abendwolken schreiten schweigsam vor sich hin
Und schimmern dunkelbläulich auf alles,
Was ich denke, was ich sehe, was ich bin.


2006



Sundrum




Wenn die Stille ausnahmsweise schweigt,
Wenn die unendliche Leere des Raums nichts zu zweifeln übrig lässt
Und das Äonen-alte Licht mit neuem Glanz erstrahlt,
Dann erklingen in einer neuen Galaxie die Sonnentrommeln.
Die großen Geister untergegangener Universen
Schlagen unermüdlich im Rhythmus der Sternenmusik. Sie sitzen im Zentrum,
Verborgen im undurchdringlichen Sog dunkler Löcher. Die Harmonie überträgt sich auf alle Planeten
Und wird durch die Akkorde schwingender Wurmlöcher
Hinaus getragen zum Rand der Wirklichkeit.
Denn hier verhallen die Sinfonien der Supernoven zur eigentlichen Melodie,
Wie sie ursprünglich geflossen aus der Hand des göttlichen Solisten.


Leise klingt es ohne Pomp
Wiegend nur die Melodie
Sacht und schlicht unhörbar fast
Ohne Knall und Explosion

Ohne Anfang ohne End
Unbemerkt verzaubernd klingt
Was beschienen jenes Licht
Das schon schien an andrem Ort

Orte ohne Zahl und doch
Einzig und einmalig
Jeder kennt die ersten Stunden
Klar besungen seit Äonen

Horcht es hebt der Rhythmus an
Mächtig schwingt der tiefe Ton
Sendet dort auf Wellen fort
Was er braucht zum Bau der Welt


Jene die vorangegangen
Lädt es ein sich einzubringen
Und aus Thema wird Musik
Wie aus Teilen Ganzes wird

So befreit sie was gebunden
Variiert der Zeiten Sog
Was zuvor war undurchdringlich
Gibt erneut die Quelle preis

Und so gründen sie und formen
Bauen teilen und verschönern
Einig unter seiner Hand
Der sogleich und vorher ist

Alles lässt er harmonieren
Fördert Freiheit und Akkord
Und so kommt es dass die Welt war
Tief verbunden doch allein


2007



Wenn dieses kleine Leben



Wenn dieses kleine Leben
mit seinem stillen Schein
erwacht aus Traumesebnen
füllt dies mein sämtlich sein

Wenn es beginnt zu lachen
und sei es nur ganz klein
kann keiner widerstehen
und stimmt in Jubel ein

Wenn dann ihr Werk getan ist
die Freude uns vereint
ein jeder ihr die Stirn küsst
und sie schläft wieder ein


Der Sohn des Morgens




I

Engel ohne Zahl und Zeit
Im Dunkeln eilen weit und breit
Verweilen um der Hölle Schlund

Verwirrt und nun im Streit
Sehen sie mehr Dunkelheit
Gestürzt ins hehre Erdenrund

Ihnen gleich und doch so fremd
Vertrauter Schein und vehement
Ragt empor das Licht des Morgens

Zieht auf Bahnen und auf Kreisen
Bebt und schüttelt Jung und Weisen
Zeigt auch nun den Grund des Mordens


II

Engel sehen ihre Brüder fallen
Großer Streit und lautes Wallen
Denn im Himmel klang Verrat

Groß war er der alt Erwählte
Schlecht die Richtung die er wählte
Und ein Drittel mit ihm tat

Schlugen, warfen, trieben Keile
Zwischen Gottes Himmelsteile
Denn ihr Wille war der Krieg

Doch der Vater und der Sohn
Trotzten jeder Art von Hohn
Und Michael errang den Sieg


III

Hell und kreischend war sein Fall
Weithin sichtbar durch das All
Denn verloren war sein Stand

Denn er wollte alle Ehre
Notfalls gegen Gottes Heere
Mit Intrigen, Lügenbrand

Gab Versprechen ohne Zukunft
Denn weder Einsicht noch Vernunft
Gibt es ohne freien Willen

Doch die Habgier, Macht und Ehre
Hinterließen Hass und Leere
Dies kann nur die Tugend stillen


Erster Kreis


IV

So erblickt nun seinen ersten Kreis
Den der Krater riss ins dunkle Eis
Wo einst rein war jedes Licht

Hierher kommen die Legionen
Aller Länder, aller Zonen
Die sind ohne klare Sicht

Wollen und auch können nicht
Lernen von der Weisheit Licht
Nicht aus Mangel sondern Faulheit

Belustigung für Engel und Spott
Fern von Teufel und auch Gott
So traurig nun die Unbeständigkeit


Zweiter Kreis


V

Unweit des Ersten sind nun jene
Die von sich dachten, bessre Gene,
bessrer Status machen bessere Wesen

Hier laufen sie als Steine
Statt Hochmut, schwere Beine
Was nutzt es ihnen, dass sie belesen

Sie blickten einst von oben herab
Nun sehen sie nur Staub, bergab
Und keiner schenkt ihnen einen Gedanken

Denn unter ihnen ist man schlimmer dran
Zu belanglos, ohne Bann
Sind sie nun unbedeutender als diese Ignoranten


Dritter Kreis


VI

Ein Stockwerktiefer, jetzt im Dritten
Hört man unseliges, tiefes Bitten
Denn hier ist jeder der nur will

Das Ego ist selbstlose Manie
Im Zentrum jener Einzelpartie
Denn diese Lust ist niemals still

Hier gibt es keine Spiele
Nichts zu wetten, keine Siege
Nur des Anderen Vorteil heißt es zu bedenken

Weil jemand, der vergisst zu fragen
Oder ein liebes Wort zu sagen
Dem wird man den Gram des Anderen schenken


Vierter Kreis


VII

Der nächste Hang ist für die Großen
Die gegen das Prinzip verstoßen:
Hand in Hand geht Verantwortung und Macht

Kaum tiefer als der dritte Kreis
Doch hier man’s eigentlich besser weiß
Beteuern sie aber die Sonne in der Nacht

Ihnen sind die Sinne entstellt
Die Augen betrügen, die Ohren erhellt
Nichts scheint zu sein

Das Gleichgewicht fällt
Mit dem Geruch ihrer Welt
So trügt der Schein


Fünfter Kreis


VIII

Nebenan herrscht die Angst
Es gibt nichts was du verlangst
Denn ihnen wurde der Körper genommen

So gibt es alles und vieles mehr
Ja, die Geister bemühen sich sehr
Doch wird von keinem Befriedigung vernommen

Sie Gleiten durch Stummel und Fusel
Im Schnee ist ein großes Gewusel
Aber reglos verbleibt jener Tand

So schreien sie auf ewig von den wahren Höllenqualen
Denn im Leben war es ihr treuloser Hang zum Banalen
Nun bleibt nur das Bedauern des Mangels an Verstand


Sechster Kreis


IX

Immer näher dem Boden des Schlundes
Kommen alle Zerstörer des Bundes
Doch ist man hier noch ungerechter

Die Sorge und Pflege Seiner Schöpfung
War und ist unsere erste Verpflichtung
So geht es nun hier der Natur stetig schlechter

Es leidet nicht der Verursacher allein
Sondern jeder Mensch, jeder Baum, jedes Schwein
Darum brennen sie im Müll der Äonen

Es gibt keine Luft sondern nur Brühe
Kein Leben, nur Tod kann man sehen – mit Mühe
Ist es ein Bote der kommenden Zonen?


Siebenter Kreis


X

Im Kreis Nummer Sieben
Hört man von Kriegen
Doch keiner will kommen

Nur einer braucht Geld
Sein Busch ist die Welt
In Resignation wird weiter geschwommen

Hier trifft man nur einzeln mit dem Kopf in dem Sand
Despoten und Tyrannen im feindlichen Land
Aber selbst die Würmer wollen nicht spielen

Maßlos war einst ihr kalkulierter Verlust
Was bleibt ist unfähiger Frust
Weil die Beute mit Prügeln auf ihren Hintern zielen


Achter Kreis

XI

Der Kreis mit der Acht erweitert die Sünden
Schließt ein, die von besseren Göttern künden
Doch lieber sich stürzen, töten und sprengen

Ihnen fehlt es an Glauben, dass Gott alles zum Rechten richte
Sind ohne Hoffnung, dass sie geglaubt die echte Geschichte
Und ergeben sich dem Hass und seinen Fängen

Ihr Los sind die geschwätzigen Lehrerinnen
Die ihnen zeigen wie sehr von den Sinnen
Ohne Rücksicht und ohne Scheu

Während sie unter hässlichen Weibern schwitzen
Sehen sie ihre Opfer bei den lieblichen Jungfrauen sitzen
Bis sie zerplatzten und beginnen aufs Neu


Neunter Kreis

XII

So kurz vor dem Gegenberg zur Läuterung
Finden sich die Elenden der schlimmsten Verfehlung
Im ersten Graben sind die Mörder ihrer selbst gefroren

Im zweiten sterben ständig jene, die gern Leben nehmen
Immer neu und langsam, da die Zweifel lähmen
Denn hier enden alle, die das Licht verloren

Im dritten Graben schreit die Bestie
Sie kennt kein Licht, lässt keine Reste
Von Kindermördern

Im Nichts verschwinden
Nichts wird künden
Und die drei Köpfe dies nur fördern


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.12.2008

Alle Rechte vorbehalten

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